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    Plenarprotokoll 10/124 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 124. Sitzung Bonn, Freitag, den 1. März 1985 Inhalt: Begrüßung einer Delegation der EnqueteKommission für Parlamentsreform des Königreichs Schweden 9135 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur leistungsfördernden Steuersenkung und zur Entlastung der Familie (Steuersenkungsgesetz) — Drucksache 10/2884 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Elften Gesetzes zur Änderung des Bundeskindergeldgesetzes — Drucksache 10/2886 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Elften Gesetzes zur Änderung des Bundeskindergeldgesetzes — Drucksache 10/2928 — Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . . 9135C Dr. Spöri SPD 9140A Dr. von Wartenberg CDU/CSU 9145 B Krizsan GRÜNE 9148 D Gattermann FDP 9151 B Gobrecht, Senator der Freien und Hanse- stadt Hamburg 9153 C Frau Dempwolf CDU/CSU 9155 C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 9157 A Eimer (Fürth) FDP 9158C Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 9159C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die vierzehnte Anpassung der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz (Vierzehntes Anpassungsgesetz — KOV) — Drucksache 10/2882 — Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 9161 A Frau Steinhauer SPD 9162 C Jagoda CDU/CSU 9163 D Frau Potthast GRÜNE 9165 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 9167 A Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Finanzgrunglagen der gesetzlichen Rentenversicherung — Drucksache 10/2889 — Dr. George CDU/CSU 9168 B Lutz SPD 9173A Cronenberg (Arnsberg) FDP 9176 B Hoss GRÜNE 9178 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 9180 C Schreiner SPD 9182 D II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 Fragestunde — Drucksache 10/2914 vom 22. Februar 1985 — Fahndung nach dem KZ-Arzt Mengele nach dem Tribunal in Israel MdlAnfr 57, 58 22.02.85 Drs 10/2914 Frau Zutt SPD Antw PStSekr Erhard BMJ 9123 B ZusFr Frau Zutt SPD 9123 D Gleichbehandlung der Ehefrauen mit den Ehemännern bei Eintragung der Berufsbezeichnung in das Güterrechtsregister MdlAnfr 59, 60 22.02.85 Drs 10/2914 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD Antw PStSekr Erhard BMJ 9124 C ZusFr Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . 9124 D Vergabe öffentlicher Aufträge in der Bundesrepublik Deutschland an niederländische Baufirmen und an deutsche Baufirmen in den Niederlanden; jeweiliges Auftragsvolumen seit 1982 MdlAnfr 62, 63 22.02.85 Drs 10/2914 Dr. Freiherr Spies von Büllesheim CDU/ CSU Antw PStSekr Dr. Sprung BMWi . . . . 9125 D ZusFr Dr. Freiherr Spies von Büllesheim CDU/CSU 9125 D ZusFr Oostergetelo SPD 9126 D Festlegung der Steigerungsrate für Textileinfuhren bei den Verhandlungen über die Verlängerung des Welttextilabkommens MdlAnfr 66, 67 22.02.85 Drs 10/2914 Stiegler SPD Antw PStSekr Dr. Sprung BMWi . . . 9127 B ZusFr Stiegler SPD 9127 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 9127 D ZusFr Frau Dr. Skarpelis-Sperk SPD . 9128 A Überwachung der Einhaltung des Welttextilabkommens MdlAnfr 68, 69 22.02.85 Drs 10/2914 Frau Dr. Skarpelis-Sperk SPD Antw PStSekr Dr. Sprung BMWi . . . . 9128 C ZusFr Frau Dr. Skarpelis-Sperk SPD . 9128 D ZusFr Stiegler SPD 9129 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 9129 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 9129 C Bindung der Einfuhr an die Entwicklung des Textilverbrauchs in der EG MdlAnfr 70 22.02.85 Drs 10/2914 Dr. Klejdzinski SPD Antw PStSekr Dr. Sprung BMWi . . . . 9130 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 9130C Aufnahme sozialer Mindestbedingungen in das Welttextilabkommen zur Vermeidung eines Sozialdumpings durch Textilien exportierende Entwicklungsländer MdlAnfr 71 22.02.85 Drs 10/2914 Dr. Klejdzinski SPD Antw PStSekr Dr. Sprung BMWi . . . . 9130 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 9131A ZusFr Frau Blunck SPD 9131 C Zuschüsse zur Rauchgasentschwefelung der Müllverbrennungsanlage Kassel aus Mitteln des „Gemeinschaftsprogramms Kohle/ Heizkraftwerk-Fernwärmeausbau" MdlAnfr 72, 73 22.02.85 Drs 10/2914 Peter (Kassel) SPD Antw PStSekr Dr. Sprung BMWi . . . 9131 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 9132A ZusFr Pfuhl SPD 9132 D ZusFr Stiegler SPD 9132 D ZusFr Sielaff SPD 9133A ZusFr Fischer (Homburg) SPD 9133 B ZusFr Böhm(Melsungen) CDU/CSU . 9133 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 9133 C Verhinderung des weiteren Absinkens der landwirtschaftlichen Einkommen MdlAnfr 75 22.02.85 Drs 10/2914 Frau Weyel SPD Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . 9133 D ZusFr Frau Weyel SPD 9134A ZusFr Pfuhl SPD 9134 B Verwendung der im Rahmen der Milchquotenregelung gezahlten Abgabe; Umfang der Zahlungen in den EG-Partnerländern MdlAnfr 78 22.02.85 Drs 10/2914 Oostergetelo SPD Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . 9134 C ZusFr Oostergetelo SPD 9134 D Nächste Sitzung 9187 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 9189* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 9189* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 III Anlage 3 Berücksichtigung Berlins als Austragungsort im Spielplan der Fußballeuropameisterschaft 1988 MdlAnfr 44, 45 22.02.85 Drs 10/2914 Stockhausen CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 9191* D Anlage 4 Ermittlungsverfahren wegen des Wortlauts der Parolen und Transparente der RAFSympathiekundgebung am 26. Januar 1985 in Karlsruhe; Forderung der Konferenz der Datenschutzbeauftragten vom 24. Januar 1985 betr. polizeiliche Befugnisse zur Informationserhebung bei Versammlungen oder Demonstrationen MdlAnfr 46 22.02.85 Drs 10/2914 Dr. Laufs CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 9192* B Anlage 5 Sprengstoffanschläge während des jüngsten Hungerstreiks inhaftierter RAF-Terroristen MdlAnfr 47 22.02.85 Drs 10/2914 Kalisch CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . 9192* D Anlage 6 Verbindung der RAF zur Palästinensischen Befreiungsfront und zu Libyen; Beteiligung östlicher Geheimdienste an den Bombenanschlägen auf NATO-Einrichtungen MdlAnfr 48, 49 22.02.85 Drs 10/2914 Dr. Olderog CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 9193* A Anlage 7 Zusammensetzung des RAF-Sympathisantenkreises MdlAnfr 50 22.02.85 Drs 10/2914 Broll CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 9193* C Anlage 8 Beteiligung von Frau Wannersdorfer an den Demonstrationen anläßlich des Besuchs von US-Vizepräsident Bush am 25. Juni 1983 in Krefeld; Beteiligung der mit Haftbefehl gesuchten Terroristen an Hausbesetzungen und gewalttätigen Demonstrationen MdlAnfr 51 22.02.85 Drs 10/2914 Dr. Laufs CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 9193* D Anlage 9 Einsatz der Grünen und von Studentenorganisationen für die Forderungen der inhaftierten RAF-Terroristen MdlAnfr 52 22.02.85 Drs 10/2914 Fellner CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 9194* A Anlage 10 Aktivitäten der Wahlverteidiger der RAF-Terroristen während des Hungerstreiks MdlAnfr 53 22.02.85 Drs 10/2914 Fellner CDU/CSU SchrAntw PStSekr Erhard BMJ . . . . 9194* C Anlage 11 Haftbedingungen von RAF-Terroristen MdlAnfr 54 22.02.85 Drs 10/2914 Kalisch CDU/CSU SchrAntw PStSekr Erhard BMJ . . . . 9194* D Anlage 12 Meinungs- und Informationsfreiheit der Wirtschaftswerbung MdlAnfr 55 22.02.85 Drs 10/2914 Weirich CDU/CSU SchrAntw PStSekr Erhard BMJ . . . . 9195* A Anlage 13 Stellungnahme der türkischen Regierung zum Fall des im August 1983 ausgelieferten Türken Sami Memic MdlAnfr 56 22.02.85 Drs 10/2914 Dr. Lammert CDU/CSU SchrAntw PStSekr Erhard BMJ . . . . 9195* C IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 Anlage 14 Aufnahme sozialer Mindestbedingungen in das Welttextilabkommen zur Vermeidung eines Sozialdumpings durch Textilien exportierende Entwicklungsländer; Absatz im Ursprungslang MdlAnfr 64, 65 22.02.85 Drs 10/2914 Büchler (Hof) SPD SchrAntw PStSekr Dr. Sprung BMWi . . 9195* D Anlage 15 Arbeitsplatzentwicklung in der chemischen Industrie 1984 MdlAnfr 74 22.02.85 Drs 10/2914 Dr. Kübler SPD SchrAntw PStSekr Dr. Sprung BMWi . . 9196* B Anlage 16 Verhinderung von „Superabgaben" deutscher Landwirte an die EG wegen Überschreitung der Milchreferenzmengen; Bewertung und Regionalisierung der „Hofquoten" MdlAnfr 76, 77 22.02.85 Drs 10/2914 Immer (Altenkrichen) SPD SchrAntw PStSekr Dr. von Geldern BML 9196* D Anlage 17 Gründe für das Verschieben der Abführung der Superabgabe auf das Ende des Wirtschaftsjahres; Zinsen für bereits gezahlte Abgaben MdlAnfr 79 22.02.85 Drs 10/2914 Oostergetelo SPD SchrAntw PStSekr Dr. von Geldern BML 9197* A Anlage 18 Milchquotenregelung in den EG-Staaten, insbesondere Abführung von Superabgaben MdlAnfr 80 22.02.85 Drs 10/2914 Frau Blunck SPD SchrAntw PStSekr Dr. von Geldern BML 9197* B Anlage 19 Verhinderung überhöhter Abgaben deutscher Landwirte bis zur rechtsverbindlichen Festlegung der Milchreferenzmengen, verschärfte Maßnahmen auf dem Gebiet der Hundehaltung MdlAnfr 81, 82 22.02.85 Drs 10/2914 Pfuhl SPD SchrAntw PStSekr Dr. von Geldern BML 9197* C Anlage 20 Kauf von Getreide und Magermilchpulver für die Hungernden in Afrika aus Mitteln der Spendenaktion „Ein Tag für Afrika"; Wettbewerbsverzerrungen für die deutschen Rindfleischerzeuger durch die Subventionen in Frankreich MdlAnfr 83, 84 22.02.85 Drs 10/2914 Eigen CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Geldern BML 9197* D Anlage 21 Verstoß gegen das Tierschutzgesetz bei Verwendung lebender Köderfische MdlAnfr 85 22.02.85 Drs 10/2914 Stutzer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Geldern BML 9198* B Anlage 22 Änderung der Praxis der DDR bei der Gewährung von Übersiedlungsgenehmigungen; Rechtfertigung der Ausreisewilligen vor dem Betriebskollektiv MdlAnfr 86, 87 22.02.85 Drs 10/2914 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Hennig BMB . . 9198* D Anlage 23 Rechtliche und politische Bewertung der Verurteilung des Arolser Bürgermeisters Ernst Hubert von Michaelis in Ost-Berlin wegen Mitwirkung bei „staatsfeindlichem Menschenhandel" MdlAnfr 90, 91 22.02.85 Drs 10/2914 Böhm (Melsungen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Hennig BMB . . 9199* A Anlage 24 Bundesmittel für Zeitungen und andere Publikationen der Vertriebenenverbände 1984 MdlAnfr 92 22.02.85 Drs 10/2914 Sielaff SPD SchrAntw PStSekr Dr. Hennig BMB . . 9199* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 V Anlage 25 Anstieg der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen im Januar 1985; weitere Entwicklung MdlAnfr 93, 94 22.02.85 Drs 10/2914 Kirschner SPD SchrAntw PStSekr Höpfinger BMA . . . 9199* D Anlage 26 Ausschluß von Sozialhilfeempfängern bei der Besetzung von ABM-Stellen MdlAnfr 95 22.02.85 Drs 10/2914 Klose SPD SchrAntw PStSekr Höpfinger BMA . . . 9200* B Anlage 27 Berücksichtigung der Tätigkeit als Beamter des NS-Staates und der Dienstzeit beim Volksgerichtshof bei der Berechnung der Versorgungsbezüge und Sozialversicherungsrenten, insbesondere bei der Witwe Freislers MdlAnfr 96, 97 22.02.85 Drs 10/2914 Dr. Emmerlich SPD SchrAntw PStSekr Höpfinger BMA . . . 9200* C Anlage 28 Entscheidung des Arbeitsgerichts München betr. Kündigung eines wegen Spionageverdachts verhafteten MBB-Angestellten MdlAnfr 98, 99 22.02.85 Drs 10/2914 Wiefel SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . 9201* D Anlage 29 Zahlung von Auslandsdienstbezügen an Soldaten beim Stab STANAVFORLANT MdlAnfr 100 22.02.85 Drs 10/2914 Würtz SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . 9202* A Anlage 30 Finanzielle Nachteile für Beschäftigte im Brandschutz der Bundeswehr bei Inkrafttreten der neuen Betimmungen über die Atemschutztauglichkeit MdlAnfr 101, 102 22.02.85 Drs 10/2914 Hansen (Hamburg) SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . 9202* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 9123 124. Sitzung Bonn, den 1. März 1985 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 1. 3. Dr. Apel 1. 3. Breuer 1. 3. Büchner (Speyer) * 1. 3. Dr. Bugl 1. 3. Böhm (Melsungen) * 1. 3. Dr. Corterier 1. 3. Daweke 1. 3. Ehrbar 1. 3. Dr. Enders* 1. 3. Ertl 1. 3. Eylmann 1. 3. Gallus 1. 3. Gerstein 1. 3. Dr. Göhner 1. 3. Frau Gottwald 1. 3. Haehser 1. 3. Dr. Hauff 1. 3. Jung (Düsseldorf) 1. 3. Frau Kelly 1. 3. Dr. Kreile 1. 3. Dr. Kronenberg 1. 3. Dr.-Ing. Laermann 1. 3. Frau Dr. Lepsius 1. 3. Linsmeier 1. 3. Lohmann (Witten) 1. 3. Frau Dr. Martiny-Glotz 1. 3. Dr. Müller 1. 3. Polkehn 1. 3. Rappe (Hildesheim) 1. 3. Reuschenbach 1. 3. Schlottmann 1. 3. Schmidt (Hamburg) 1. 3. Schmidt (Wattenscheid) 1. 3. Dr. Schöfberger 1. 3. Schröder (Hannover) 1. 3. Schröer (Mülheim) 1. 3. Frau Simonis 1. 3. Dr. Stark (Nürtingen) 1. 3. Stockhausen 1. 3. Uldall 1. 3. Voigt (Sonthofen) 1. 3. Dr. Warnke 1. 3. Weinhofer 1. 3. Wittmann (Tännesberg) 1. 3. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 7. Februar 1985 den nachstehenden Gesetzen zugestimmt bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht gestellt: ... Gesetz zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften (Nebentätigkeitsbegrenzungsgesetz) Anlagen zum Stenographischen Bericht Gesetz über den Sozialplan im Konkurs- und Vergleichsverfahren Gesetz zur Änderung des Strafvollzugsgesetzes Gesetz zu dem Übereinkommen vom 28. Januar 1981 zum Schutz der Menschen bei der automatischen Verarbeitung personenbezogener Daten Gesetz zu dem Vertrag vom 25. Mai 1979 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich auf dem Gebiet des Konkurs- und Vergleichs- (Ausgleichs-) rechts Ausführungsgesetz zum deutsch-österreichischen Konkursvertrag (DöKVAG) Viertes Gesetz zur Änderung der Bundesärzteordnung Gesetz zur Neuregelung des Jugendschutzes in der Öffentlichkeit Entschließung des Bundesrates zum Vierten Gesetz zur Änderung der Bundesärzteordnung: 1. In Anbetracht der Tatsache, daß wegen der hohen Zahl der Absolventen eines Medizinstudiums eine große Zahl von Plätzen für Ärzte im Praktikum bereitgestellt werden muß, soll die Tätigkeit als Arzt im Praktikum für eine längere Übergangszeit zunächst nur 18 Monate dauern. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, zum 1. Oktober 1989 und zum 1. Oktober 1990 jeweils einen Bericht über die Realisierung der Praxisphase vorzulegen, in dem insbesondere die Entwicklung der Zahl der Stellen für Ärzte im Praktikum dargestellt wird. 2. Der Bundesrat erwartet, daß die Praxisphase weitgehend kostenneutral verwirklicht wird. Dies bedeutet, daß sie nicht zu Lasten der Länderhaushalte realisiert werden kann und die gesetzliche Krankenversicherung nicht unverhältnismäßig belastet werden darf. Die Praxisphase kann deshalb in den Krankenhäusern insbesondere durch Umwandlung und Teilung vorhandener Arztstellen durchgeführt werden. Dies muß in der Pflegesatzverordnung abgesichert werden. Auch der Krankenhausgesellschaft, der gesetzlichen Krankenversicherung, den kassenärztlichen Vereinigungen und den Ärztekammern kommt für die Bereitstellung der notwendigen Stellen eine besondere Verantwortung zu. 3. Der Bundesrat ist der Auffassung, daß die grundsätzlich für erforderlich gehaltene zweijährige Praktikumsphase für sich allein nicht ausreichend ist, zu einer Verbesserung der gegenwärtigen ärztlichen Ausbildung zu führen. Es ist vielmehr unabdingbar, daß die Einführung einer derartigen Praktikumsphase mit einer generellen inhaltlichen Überprüfung der Hochschulausbildung verbunden werden muß. Die Bundesregierung wird daher gebeten, weiter an der Verbesserung der ärztlichen Ausbildung zu arbeiten. Damit soll bereits bei der Erstellung der Fünften Verordnung zur Änderung der Approbationsordnung für Ärzte begonnen werden. Entschließung des Bundesrates zum Gesetz zur Neuregelung des Jugendschutzes in der Öffentlichkeit: Der Bundesrat begrüßt es, daß die - insbesondere zur Verbesserung des Schutzes vor Gewaltdarstellungen auf Videofilmen dringende - gesetzliche Neuordnung des Jugendschutzes in der Offentlichkeit nunmehr verabschiedet werden kann. Er würdigt die Bemühungen der am Gesetzgebungsverfahren Beteiligten, auch in schwierigen Fragen zu tragfähigen Lösungen zu kommen. Zur Gewährung eines wirksamen Jugendschutzes ist das jetzt vorgesehene eingeschränkte Vermietungsverbot allerdings ungenügend. Der Bundesrat hält vielmehr ein generelles Verbot der gewerblichen Vermietung jugendgefährdender Filme für unerläßlich. Nur um ein schnelles Inkrafttreten der dringend erforderlichen Verbesserungen durch das Gesetz nicht zu verzögern, sieht er von einer Anrufung des Vermittlungsausschusses ab. Er ist aber der 9190* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 Auffassung, daß unverzüglich neue gesetzgeberische Maßnahmen zur Unterbindung jeglicher gewerblichen Vermietung jugendgefährdender Filme zu ergreifen sind. Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 8. Februar 1985 den nachstehenden Gesetzen zugestimmt bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht gestellt: Gesetz zu dem Protokoll von 1973 über Maßnahmen auf Hoher See bei Fällen von Verschmutzung durch andere Stoffe als Öl Gesetz zu dem Internationalen Fernmeldevertrag vom 6. November 1982 Gesetz zur Änderung des Steuerbeamten-Ausbildungsgesetzes Gesetz über die Anpassung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern 1985 (Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1985 — BBVAnpG 85) Drittes Gesetz zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und des Europaabgeordnetengesetzes Gesetz zur Änderung des Eichgesetzes und des Gesetzes über Einheiten im Meßwesen Gesetz zur Bereinigung wirtschaftsrechtlicher Vorschriften Entschließung des Bundesrates zum Gesetz zur Bereinigung wirtschaftsrechtlicher Vorschriften: Der Bundesrat hat mit Beschluß vom 6. April 1984 — Drucksache 96/84 (Beschluß) — darum gebeten, in § 9 Abs. 2 GWB klarzustellen, daß bei der Anmeldung von Kartellverträgen der Wortlaut und alle Bestandteile der Verträge und Beschlüsse vorzulegen seien. Der Deutsche Bundestag ist dieser Bitte nicht gefolgt, die hierfür genannten Gründe überzeugen nicht. Im Interesse einer zügigen Verabschiedung des Bereinigungsgesetzes sieht der Bundesrat von der Anrufung des Vermittlungsausschusses ab. Er hält aber an seiner Auffassung zu Artikel 2 Nr. 5 dieses Gesetzes fest und bittet darum, § 9 Abs. 2 und 4 GWB bei der nächsten Änderung des GWB wie vorgeschlagen zu ergänzen. Diese Ergänzung dient der Erleichterung der Verfahren, der Klarstellung und der Übersichtlichkeit. Sie bewirkt nur scheinbar mehr Bürokratie; in Wirklichkeit erleichtert sie die Verfahrensabläufe sowohl zugunsten der Unternehmen als auch der Kartellbehörden. Im übrigen stellt sie eine analoge Regelung zu § 28 Abs. 4 Nr. 4 GWB (Anerkennung von Wettbewerbsregeln) in der jetzt in Artikel 2 Nr. 7 des Gesetzes beschlossenen Fassung dar. In der Praxis aller Kartellbehörden gibt es immer wieder Differenzen vor allem mit Versorgungsunternehmen über den Umfang des anzumeldenden Vertragsinhalts. Insbesondere eine geänderte Rechtspechung zu § 1 GWB, aber auch z. B. die neue Bestimmung des § 103a GWB (Transparenzverfahren), lassen eine dem Gesetzesauftrag entsprechende Prüfung nur bei Kenntnis des gesamten Vertragswerks zu. Daß den Unternehmen das zivilrechtliche Risiko der Unwirksamkeit der Verträge wegen unvollständiger Anmeldung verbleibt (so eine Überlegung im Ausschuß für Wirtschaft des Deutschen Bundestages), kann nicht als ausreichend angesehen werden. Es ist Aufgabe der Kartellbehörden, im Rahmen des Gesetzes aktiv auf Wettbewerb so weit wie möglich hinzuwirken. Die Vereinfachung ist in Folgendem zu sehen: Bei dem heutigen Stand der Bürotechnik, insbesondere der Fotokopier-Möglichkeiten, ist es eher aufwendiger, Vertragsauszüge herzustellen, als gesamte Vertragsinhalte entsprechend dem Original mitzuteilen. Außerdem hat die Praxis bei den meisten Kartellbehörden gezeigt, daß infolge der Unklarheit über den Umfang der Anmeldepflicht häufig Nachfragen hinsichtlich des Vertragsinhalts notwendig werden und daß diese nicht selten aufwendigere Auseinandersetzungen zwischen Unternehmen und Kartellbehörden nach sich ziehen. Insofern würde eine klare Regelung über den Umfang der Anmeldepflicht weniger Bürokratie als bisher bedeuten. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Berichterstattung gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung über die nachstehenden Vorlagen absieht: Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union über den zweiten Teil der 28. ordentlichen Sitzungsperiode der Versammlung der Westeuropäischen Union vom 29. November bis 2. Dezember 1982 in Paris (Drucksache 9/2378) Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Nordatlantischen Versammlung: Bericht über die 28. Jahreskonferenz der Nordatlantischen Versammlung vom 14. bis 19. November 1982 in London (Drucksache 9/2384) Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Lage im Nahen Osten (Drucksache 9/2398) Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum südlichen Afrika (Drucksache 9/2412) Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Freilassung von Anatolij Schtscharanskij (Drucksache 9/2416) Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Todesurteilen an Bahais in Iran (Drucksache 9/2437) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Halbjahresbericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarats und der Westeuropäischen Union für die Zeit vom 1. Oktober 1982 bis 31. März 1983 (Drucksache 10/21) Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu dem von den Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Italienischen Republik vorgelegten Entwurf einer Europäischen Akte (Drucksache 10/29) Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu der Verhaftung des französischen Arztes Dr. Augoyard in Afghanistan (Drucksache 10/30) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Integration in den Europäischen Gemeinschaften (Berichtszeitraum Oktober 1982 bis März 1983 im Anschluß an den Bericht bis September 1982 — Drucksache 9/2069) (Drucksache 10/100) Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Interparlamentarischen Union über die Frühjahrstagung der IPU in Helsinki vom 24. bis 29. April 1983 (Drucksache 10/104) Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates über die Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom 25. bis 29. April 1983 in Straßburg (Drucksache 10/105) Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union über den ersten Teil der 29. ordentlichen Sitzungsperiode der Versammlung der Westeuropäischen Union vom 6. bis 8. Juni 1983 (Drucksache 10/246) Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Nordatlantischen Versammlung über die Sondersitzung der Nordatlantischen Versammlung am 13. Juni 1983 in Kopenhagen (Drucksache 10/328) Bericht über die V. Interparlamentarische Konferenz über Europäische Sicherheit und Zusammenarbeit in Budapest vom 30. Mai bis 4. Juni 1983 (Drucksache 10/331) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Halbjahresbericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarats und der Westeuropäischen Union in der Zeit vom 1. April 1983 bis 30. September 1983 (Drucksache 10/453) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Integration in den Europäischen Gemeinschaften (Berichtszeitraum April 1983 bis September 1983 im Anschluß an den Bericht bis März 1983 — Drucksache 10/100) (Drucksache 10/614) Unterrichtung durch die Delegation der Gruppe der Bundesrepublik Deutschland in der Interparlamentarischen Union über die 70 Jahreskonferenz der IPU bis 12. Oktober 1983 in Seoul (Republik Korea) (Drucksache 10/731) Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Nordatlantischen Versammlung: Bericht über die 29. Jahreskonferenz der Nordatlantischen Versammlung vom 2. bis 7. Oktober 1983 in Den Haag (Drucksache 10/826) Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates über die Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom 26. September bis 4. Oktober 1983 in Straßburg und die Straßburger Konferenz über die parlamentarische Demokratie vom 4. bis 6. Oktober 1983 (Drucksache 10/838) Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union über den 2. Teil der 29. ordentlichen Sitzungsperiode der Versammlung der Westeuropäischen Union vom 28. November bis 1. Dezember 1983 in Paris (Drucksache 10/839) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über das Ergebnis der Verhandlungen mit den staatlichen sowjetischen Stellen über die Erfassung und Pflege deutscher Kriegsgräber in der Sowjetunion (Drucksache 10/1019) Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates über die Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom 30. Januar bis 2. Februar 1984 in Straßburg (Drucksache 10/1096) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Halbjahresbericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarats und der Westeuropäischen Union für die Zeit vom 1. Oktober 1983 bis zum 31. März 1984 und Halbjahresbericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarats für die Zeit vom 1. Oktober 1983 bis 31. März 1984 (Drucksache 10/1259) Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum Scheitern der Tagung des Europäischen Rates vom 19. und 20. März 1984 in Brüssel (Drucksache 10/1265) Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum Horn von Afrika (Drucksache 10/1372) Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den gemeinsamen europäischen Interessen, Risiken und Bedürfnissen im Bereich der Sicherheit (Drucksache 10/1373) Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur politischen und wirtschaftlichen Lage in Simbabwe (Drucksache 10/1378) Unterrichtung durch die Delegation der Gruppe der Bundesrepublik Deutschland in der Interparlamentarischen Union über die 71. Jahreskonferenz der IPU vom 2. bis 7. April 1984 in Genf (Drucksache 10/1450) Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates über die Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom 7. bis 11. Mai 1984 in Straßburg (Drucksache 10/1570) Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Beziehungen der EWG zu Namibia (Drucksache 10/1609) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Integration in den Europäischen Gemeinschaften (Berichtszeitraum Oktober 1983 bis März 1984) (Drucksache 10/1622) Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Nordatlantischen Versammlung über die Sondersitzung der Nordatlantischen Versammlung am 28. Mai 1984 in Luxemburg (Drucksache 10/1785) Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Ver- sammlung der Westeuropäischen Union über den 1. Teil der 30. ordentlichen Sitzungsperiode der Versammlung der Westeuropäischen Union vom 18. bis 21. Juni 1984 in Paris (Drucksache 10/1786) Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Beschlüssen von Fontainebleau (Drucksache 10/1840) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Halbjahresbericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarats und der Westeuropäischen Union für die Zeit vom 1. April bis 30. September 1984 und Halbjahresbericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarats für die Zeit vom 1. April bis 30. September 1984 (Drucksache 10/2093) Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Festnahme von Jacques Abouchar in Afghanistan (Drucksache 10/2181) Der Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von der Beratung der nachstehenden, vom Rat bereits verabschiedeten EG-Vorlagen absieht: Neues Aktionsprogramm zur Förderung der Chancengleichheit der Frauen 1982-1985 (Drucksachen 9/1289, 10/358 Nr. 67) Vorschlag für eine europäische Strategie auf dem Gebiet der Wissenschaft und der Technik: Rahmenprogramm 1984 bis 1987 (Drucksache 10/92 Nr. 73) Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Erstellung eines 3. gemeinsamen Programms zur Förderung des Austauschs junger Arbeitskräfte innerhalb der Gemeinschaft (Drucksache 10/1691 Nr. 19) Entwurf einer Verordnung (EWG) des Rates zur Durchführung einer Stichprobenerhebung über Arbeitskräfte im Frühjahr 1985 (Drucksache 10/1946 Nr. 44) Vorschlag für einen Beschluß des Rates über gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut auf Gemeinschaftsebene (Drucksache 10/1946 Nr. 38) Der Bundeskanzler hat mit Schreiben vom 21. Februar 1985 gemäß § 32 Abs. 6 des Bundesbahngesetzes vom 13. Dezember 1951 den Jahresabschluß der Deutschen Bundesbahn für das Geschäftsjahr 1983 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Der Jahresabschluß liegt im Parlamentsarchiv zur Einsicht aus. Im Stenographischen Bericht der 115. Sitzung, S. 8588* C, muß der Absatz „Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Annahme eines mehrjährigen Forschungsaktionsprogramms der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft auf dem Gebiet der Biotechnologie (1985-1989) (Drucksache 10/1691 Nr. 22)" richtig lauten: „Vorlage der Kommission der Europäischen Gemeinschaften Biotechnologie: Die Aufgabe der Gemeinschaft (Drucksache 10/416)" Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Stockhausen (CDU/CSU) (Drucksache 10/2914 Fragen 44 und 45): Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß bei der Europameisterschaft im Fußball im Jahr 1988 die Stadt Berlin nach den bisherigen Verlautbarungen aus politischen Erwägungen als Austragungsort nicht berücksichtigt werden soll, und ist die Bundesregierung bereit, sich dafür einzusetzen, daß Berlin als Austragungsort miteinbezogen wird? Wird aus Mitteln des Bundes die Austragung der Endrunde der Fußballeuropameisterschaft 1988 in der Bundesrepublik Deutschland bezuschußt, und würde die Bundesregierung aus der Nichtberücksichtigung von Berlin gegebenenfalls bei der finanziellen Unterstützung Konsequenzen ziehen? 9192* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 Zu Frage 44: Die Bundesregierung hat die Empfehlung des Organisationskomitees des Europäischen Fußballverbandes, die Fußball-Europameisterschaft 1988 in der Bundesrepublik ohne Einbeziehung von Berlin als Spielort auszutragen, kritisiert. Die Bundesregierung vertritt die Auffassung, daß bei der Fußball-Europameisterschaft 1988 auch Berlin neben anderen Städten der Bundesrepublik Deutschland Austragungsort sein muß. Im übrigen hat die Bundesregierung ihre Auffassung bereits in der schriftlichen Antwort auf die Frage des Abgeordneten Kittelmann (CDU/CSU) am 3. Juli 1984 dargelegt und dem Deutschen Fußball-Bund am 20. August 1984 übermittelt. Zu Frage 45: Die Bundesregierung wird die Austragung der Endrundenspiele um die Fußball-Europameisterschaft 1988 in der Bundesrepublik Deutschland nicht bezuschussen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat seinen Kosten- und Finanzierungsplan für 1988 ohne Beteiligung der Bundesregierung selbständig erarbeitet. Die Bundesregierung geht daher davon aus, daß eine Bezuschussung aus Bundesmitteln sich erübrigt. Im übrigen wird der DFB auch sonst nicht aus Mitteln des Bundes gefördert. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage des Abgeordneten Dr. Laufs (CDU/CSU) (Drucksache 10/2914 Frage 46): Kann die Bundesregierung eine Übersicht über den Wortlaut der Parolen und Transparente geben, welche bei der RAF-Sympathiekundgebung in Karlsruhe am 26. Januar 1985 mitgeführt wurden, und hält die Bundesregierung vor dem Hintergrund dieser und ähnlicher Demonstrationen die Forderung der Konferenz der Datenschutzbeauftragten vom 24. Januar 1985 für gerechtfertigt, bei polizeilichen Befugnissen zur Informationserhebung in Versammlungen „sei stärker als in der bisherigen Praxis" dem Grundrecht der Versammlungsfreiheit Rechnung zu tragen? Bei der RAF-Sympathiekundgebung in Karlsruhe am 26. Januar 1985, an der ca. 1 800 Personen, zum Teil vermummt, teilgenommen haben, sind nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden ca. 50 verschiedene Parolen und Transparente mitgeführt worden, die zumindest teilweise von ihrem Inhalt her als strafrechtlich relevant bezeichnet werden müssen. Gefordert wurde u. a. — Abschaffung der „Isolationsfolter" — Kampf dem Repressionsapparat wie Polizei, Generalbundesanwalt und Vollzugsbehörden — Kampf im Hinterland, es gibt keinen ruhigen Widerstand — Aufruhr für den Widerstand — große Koaltion aus RAF und Widerstand — eine terroristische Aktionsfront Westeuropa — Tod dem westdeutschen Imperialismus. Um Ihnen einen vollständigen Überblick über den Inhalt aller Parolen zu ermöglichen, werde ich Ihnen eine schriftliche Auflistung übermitteln. Die Bundesregierung ist der Auffassung, das die Polizei wie bisher auch künftig befugt sein muß, bei Demonstrationen dieser und vergleichbarer Art die erforderlichen Informationen zu erheben, um Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung begegnen, insbesondere etwa begangene Straftaten verfolgen zu können. Die Bundesregierung kann weder dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Volkszählungsgesetz noch dem Forderungskatalog der Konferenz der Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder vom 24. Januar 1985 entnehmen, daß der Polizei versagt bleiben soll, in Fällen der genannten Art personenbezogene Daten bei öffentlichen Versammlungen und Aufzügen zu erheben. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage des Abgeordneten Kalisch (CDU/CSU) (Drucksache 10/2914 Frage 47): Kann die Bundesregierung eine Aufstellung der Sprengstoffanschläge auf Personen und Sachen und die dadurch verursachten Schäden vorlegen, die von der RAF und ihrem Sympathisantenkreis während des Hungerstreiks der RAF-Terroristen im Dezember 1984 und im Januar 1985 begangen wurden? Nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamtes wurden während des Hungerstreiks inhaftierter Terroristen vom 4. Dezember 1984 bis zum 5. Februar 1985 insgesamt 23 Sprengstoffanschläge versucht bzw. verübt. Ich werde die Liste der Angriffsziele schriftlich übermitteln. Zielobjekte waren militärische Einrichtungen, öffentliche Einrichtungen von Bund und Ländern, Versorgungseinrichtungen und Rechenzentren. 15 der 23 Anschläge konnten auf Grund von Bekennungen oder durch am Tatort zurückgelassene Parolen zweifelsfrei mit dem Hungerstreik in Zusammenhang gebracht werden. Der dadurch verursachte Schaden beläuft sich nach vorläufigen Erhebungen des Bundeskriminalamtes auf mindestens 3,5 Millionen DM. Außer dem MTU-Vorstandsvorsitzenden Dr. Ernst Zimmer- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 9193* mann, der einem brutalen Mord zum Opfer fiel, sowie einem getöteten und schwerverletzten Täter sind weitere Personen glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen. Allerdings war das fehlgeschlagene Attentat auf die NATO-Truppenschule in Oberammergau so angelegt, daß eine größere Anzahl von Personen getötet bzw. schwer verletzt werden sollte. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Olderog (CDU/CSU) (Drucksache 10/2914 Fragen 48 und 49): Besitzt die Bundesregierung Anhaltspunkte dafür, daß die RAF von radikalen Kreisen der Palästinensischen Befreiungsfront und von Libyen unterstützt wird, worauf das kürzliche Treffen eines hohen palästinensischen Funktionärs mit RAF-Anhängern in der DDR bzw. Berlin (Ost) sowie die Äußerungen einer führenden libyschen Tageszeitung vom 25. Februar 1985 hindeuten? Kann eine Unterstützung der Bombenanschläge des europäischen Terrorismus auf NATO-Einrichtungen, wie wir sie in jüngerer Zeit erlebt haben, durch östliche Geheimdienste ausgeschlossen werden, nachdem die vier Sprengstoffanschläge auf NATO-Pipelines in Belgien Ende 1984 auf eine präzise Kenntnis dieses Leitungsnetzes schließen lassen? Zu Frage 48: Deutsche Terroristen unterhielten nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden insbesondere in der Vergangenheit ein sehr enges Verhältnis zu radikalen palästinensischen Organisationen. Eine direkte Unterstützung des Kommandobereiches der Roten Armee Fraktion durch die PLO oder Libyen ist jedoch gegenwärtig nicht nachweisbar. Die Äußerungen des PFLP-Funktionärs Abu Sharif — wiedergegeben in einem TAZ-Interview — werden von den Sicherheitsbehörden als verbale Unterstützung gewertet. Zu Frage 49: Eine Unterstützung der Bombenanschläge des europäischen Terrorismus auf NATO-Einrichtungen, wie wir sie in jüngster Zeit erlebt haben, durch östliche Geheimdienste ist zwar nicht auszuschließen. Es liegen jedoch den Sicherheitsbehörden keine Beweise vor. So ist der Bundesregierung nicht bekannt, worauf die Kenntnisse der belgischen „Cellules Commnistes Combattantes" über das Netz der NATO-Pipelines in Belgien beruhen. Dagegen ist aus sichergestellten Unterlagen der Roten Armee Fraktion ersichtlich, daß Informationen über das System der NATO-Pipelines in der Bundesrepublik Deutschland aus öffentlich zugänglichen Fachpublikationen (NATO-Schriften, militärtechnische Zeitschriften, topografische Karten) gewonnen wurden und durch eigene Ausspähungen ihrer Unterstützer ergänzt worden sind. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatsskretärs Spranger auf die Frage des Abgeordneten Broll (CDU/CSU) (Drucksache 10/2914 Frage 50): Wie läßt sich nach den Erkenntnissen der Bundesregierung der Personenkreis beschreiben, aus dem die RAF-Sympathisanten bzw. die Angehörigen des sogenannten harten Kerns der RAF-Terroristen stammen, und ist es für die Zusammensetzung des RAF-Sympathisantenkreises kennzeichnend, wenn eine Solidaritätsanzeige für die hungerstreikenden Terroristen in der TAZ vom 4. Februar 1985 von spani schen und italienischen kommunistischen Gruppierungen, der „Grünen Alternative Zürich" und des schweizerischen Mittelamerika-Komitees unterzeichnet wurde? Bei den mit Haftbefehl gesuchten Mitgliedern der linksextremistischen Roten Armee Fraktion handelt es sich — von Einzelfällen abgesehen — um Personen, die vor ihrem Abtauchen in den Untergrund seit Jahren den Gruppen des Umfeldes der Roten Armee Fraktion angehört haben. Diese Kreise sind Mitte der 70er Jahre überwiegend als „Komitees gegen Folter", später als sog. „AntifaGruppen" aufgetreten und verzichten seit einigen Jahren auf eine Benennung. Die in diesen Gruppen tätigen Anhänger der linksextremistischen Roten Armee Fraktion identifizieren sich bedingungslos mit der Ideologie und Konzeption der Roten Armee Fraktion. Sie stammen überwiegend aus unterschiedlichen Bereichen des Spektrums der extremistischen Neuen Linken. Ein vergleichbarer Solidaritätsbeweis, wie er am 4. Februar 1985 in der TAZ veröffentlicht wurde, ist den Sicherheitsbehörden bisher nicht bekanntgeworden. Bekannt ist jedoch, daß es in der Vergangenheit Kontakte zwischen Angehörigen von inhaftierten Mitgliedern der Roten Armee Fraktion und Helfern in Spanien und Frankreich gegeben hat. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage des Abgeordneten Dr. Laufs (CDU/CSU) (Drucksache 10/2914 Frage 51): Gibt es im Verantwortungsbereich der Bundesregierung Erkenntnisse darüber, ob es zutrifft, daß die am 20. Januar 1985 bei der Durchführung eines Sprengstoffanschlags in Stuttgart ums Leben gekommene 24jährige Terroristin Wannersdorfer am 25. Juni 1983 als Beteiligte an den gewalttätigen Störungen gegen den Besuch des US-Vizepräsidenten Bush in Krefeld in Erscheinung getreten war, und welche z. Z. mit Haftbefehl gesuchten Terroristen haben sich in der Vergangenheit an Hausbesetzungen, Krawallen gegen öffentliche Einrichtungen, Kernkraftwerke und dergleichen oder an gewaltsamen Demonstrationsexzessen beteiligt? Zwar ist nicht bekannt, ob die am 20. Januar 1985 bei der Durchführung eines Sprengstoffanschlags verletzte — nicht „ums Leben gekommene" — Claudia Wannersdorfer an der gewalttätig verlaufenen Demonstration gegen den Besuch des US-Vizepräsidenten Bush am 25. Juni 1983 in Krefeld beteiligt war. Sie ist allerdings am 10. Juli 1983 in Wuppertal als Teilnehmerin eines „Nachbereitungstreffens" zu dieser Demonstration zusammen mit etwa 100 wei- 9194* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 teren Personen vorübergehend festgenommen worden. Es ist jedoch bekannt, daß 19 von 30 derzeit mit Haftbefehl gesuchten deutschen Terroristen vor ihrem Abtauchen an Hausbesetzungen, Krawallen gegen öffentliche und sonstige Einrichtungen bzw. an gewaltsam verlaufenen Demonstrationen teilgenommen haben. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage des Abgeordneten Fellner (CDU/CSU) (Drucksache 10/2914 Frage 52): Sind im Verantwortungsbereich der Bundesregierung — etwa durch Beobachtungen des Verfassungsschutzes — Erkenntnisse darüber gewonnen worden, ob und gegebenenfalls welche Gruppierungen der GRÜNEN in Parlamenten und Kommunalvertretungen neben den Fraktionen DIE GRÜNEN im Baden-Württembergischen Landtag und Kölner Stadtrat sich öffentlich für die Erfüllung der Forderung der hungerstreikenden RAF-Terroristen eingesetzt, und welche Studentenorganisationen oder ASTEN sich neben dem ASTA der bremischen Universität öffentlich für die Erfüllung der Forderungen der hungerstreikenden RAF-Terroristen eingesetzt und ihre Sympathie für die Ziele der RAFTerroristen erklärt haben, und welche Reaktionen der betroffenen Universitäten sind der Bundesregierung bekanntgeworden? Wie aus Pressemeldungen bekannt wurde, haben sich die GRÜNEN im niedersächsischen Landtag und die Hamburger GRÜN-Alternativen hinter die Forderungen der hungerstreikenden Terroristen gestellt. Ebenso haben sich die GRÜNEN im Stuttgarter Landtag und im Kölner Stadtrat sowie die Alternative Liste in Berlin mit den Forderungen der Hungerstreikenden nach Änderung der Haftbedingungen solidarisiert. Die Bundestagsfraktion der GRÜNEN hat einen Antrag des GRÜNEN-Bundesvorsitzenden Beckmann, das Bundesjustizministerium für eine halbe Stunde zur Unterstützung der Forderungen hunger-streikender Inhaftierter zu blockieren, mit 27 gegen 17 Stimmen abgelehnt (so die TAZ vom 31. Januar 1985). Der Bundeshauptausschuß der GRÜNEN verwarf am 26. Januar einen Aufruf ihrer Bundestagsfraktion an die RAF-Häftlinge, den Hungerstreik zu beenden. Der Ausschuß — das oberste Beschlußgremium zwischen den Parteitagen — bezeichnete in einer Erklärung den Hungerstreik als eine Notwehrmaßnahme und nicht als einen Angriff auf den Staat. Die gleiche Erklärung hatte zuvor der Bundesvorstand der Partei abgegeben. Die GRÜNEN in Nordrhein-Westfalen forderten am selben Tag in Essen die Auflösung der Hochsicherheitstrakte in den Haftanstalten. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Erhard auf die Frage des Abgeordneten Fellner (CDU/CSU) (Drucksache 10/ 2914 Frage 53): Warum konnten die Wahlverteidiger der Rädelsführer des Hungerstreiks der RAF-Terroristen während dieses Hungerstreiks in Pressekonferenzen ungehindert die Ziele der Terroristen propagieren, diese weiterhin in der Haft besuchen und sogar öffentlich von diesen verfaßte Erklärungen zum Hungerstreik und dessen etwaigen Eskalation in einen Durststreik verlesen, obwohl seit der Entdeckung des Strategiepapiers der RAF in der Frankfurter konspirativen Wohnung im Sommer 1984 sowie den Prozeßerklärungen der Häftlinge zu Beginn ihres Hungerstreiks feststand, daß der Hungerstreik von langer Hand geplant und als Signal zur „Offensive" organisiert war, um eine neue Attentatsserie auszulösen? Die Frage berührt die ausschießliche Zuständigkeit der Bundesländer für den Vollzug der Untersuchungshaft und der Freiheitsstrafe. Eine Zuständigkeit des Bundesministeriums der Justiz oder eines anderen Bundesressorts für die Kontrolle der Kontakte zwischen dem Verteidiger und dem Gefangenen ist nicht gegeben. Darüber hinaus sind konkrete Handlungen, die die Voraussetzungen für einen Verteidigerausschluß (§ 138 a StPO) erfüllten, nicht bekannt geworden. Grundsätzlich ist zur Rechtslage folgendes zu sagen: Im Ermittlungs- und Strafverfahren sowie im Rahmen der Strafvollstreckung gilt allgemein das Prinzip des ungehinderten Verkehrs zwischen dem Inhaftierten und seinem Verteidiger (§ 148 StPO, § 26 StVollzG). Für das Gespräch des Gefangenen mit dem Verteidiger sind Vorrichtungen vorzusehen, die die Übergabe von Schriftstücken und anderen Gegenständen ausschließen. Das Gespräch selbst bleibt unüberwacht. Diese Grundsätze entsprechen Artikel 6 der Europäischen Menschenrechtskonvention. Der Bundesminister der Justiz beobachtet die Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Erhard auf die Frage des Abgeordneten Kalisch (CDU/CSU) (Drucksache 10/2914 Frage 54): Kann die Bundesregierung eine zusammenfassende Darstellung der Haftbedingungen geben, die für die hungerstreikenden RAF-Terroristen vor und während ihres Hungerstreiks galten und die u. a. darüber Aufschluß gibt, wie viele Anwalts- und Angehörigenbesuche und welche Informationsmöglichkeiten aus Presse und Rundfunk diese Personengruppe hatte und in welchem Verhältnis dies zu den Außenkontakten „normaler" Häftlinge steht. Ihre Frage betrifft Angelegenheiten des Vollzugs der Untersuchungshaft und der Freiheitsstrafen. Hierfür sind nach der verfassungsmäßigen Ordnung ausschließlich die Länder zuständig. Eine Zuständigkeit des Bundesministeriums der Justiz Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 9195* oder eines anderen Bundesressorts ist nicht gegeben. Soweit der Bundesregierung über die Haftbedingungen, die Besuche der Gefangenen und ihre Informationsmöglichkeiten Informationen vorlagen, hat sie den Rechtsausschuß des Deutschen Bundestages in der Sitzung vom 23. Januar 1985 unterrichtet. Auf die Niederschrift, die in Kürze erwartet wird, darf ich Bezug nehmen. Ferner hat der Bundesminister der Justiz mit Schreiben vom 21. Februar 1985 eine Anfrage der Fraktion DIE GRÜNEN im Deutschen Bundestag über die Haftbedingungen der Gefangenen aus dem Terrorismusbereich beantwortet. Ich bin gern bereit, Ihnen einen Abdruck dieses Schreibens zuzuleiten. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatsskretärs Erhard auf die Frage des Abgeordneten Weirich (CDU/CSU) (Drucksache 10/2914 Frage 55): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die Wirtschaftswerbung in der Bundesrepublik Deutschland durch die in Artikel 5 des Grundgesetzes garantierte Meinungs- und Informationsfreiheit geschützt ist, und ist die Bundesregierung bereit, ihre vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vertretene Auffassung, daß Wirtschaftswerbung nicht die in Artikel 10 der Europäischen Menschenrechtskonvention garantierte Meinungsfreiheit genießt, zu korrigieren? Wirtschaftswerbung, die dem Absatz von Waren und Dienstleistungen dient, ist — von Ausnahmefällen abgesehen — ihrem Schwerpunkt nach der wirtschaftlichen und beruflichen Tätigkeit zuzuordnen, die innerstaatlich unter den Schutz von Artikel 12 des Grundgesetzes fällt. Das diese Form der wirtschaftlichen Betätigung schützende Grundrecht hat keine Entsprechung in der Europäischen Menschenrechtskonvention. Artikel 5 des Grundgesetzes und Artikel 10 der Europäischen Menschenrechtskonvention haben zwar einen gemeinsamen Kern, sie sind aber nicht deckungsgleich. Bei der Auslegung des Artikels 10 EMRK muß vielmehr vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ein Standard gesucht werden, der dem Verständnis aller 21 Europaratsstaaten gemeinsam ist und von diesen als Verpflichtung eingefordert werden kann. Hierbei müssen die Verfassungen, die Rechtsordnungen und die Rechtspraxis, aber auch die sozialen Verhältnisse aller 21 Konventionsstaaten mit berücksichtigt werden. Nach der bisherigen Auslegung des Artikels 10 EMRK durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte schützt dieser die politische und geistige Auseinandersetzung und bildet einen Eckstein einer demokratischen Gesellschaft. Die Frage, ob — wenn auch nur in Grenzfällen — Werbung unter Artikel 10 EMRK fällt, ist bisher vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte nicht entschieden worden. Die Bundesregierung hat daher keinen Anlaß, ihre in einem konkreten Menschenrechtsbeschwerdeverfahren nach sorgfältiger Prüfung geäußerte Auffassung über die Auslegung der in Artikel 10 der Europäischen Menschenrechtskonvention enthaltenen Garantie der Meinungsfreiheit zu korrigieren. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Erhard auf die Frage des Abgeordneten Dr. Lammert (CDU/CSU) (Drucksache 10/2914 Frage 56): Liegt der Bundesregierung inzwischen eine Stellungnahme der türkischen Regierung im Fall des türkischen Staatsbürgers Sami Memic vor, der im August 1983 wegen des Vorwurfs krimineller Straftaten von der Bundesregierung an die Türkei ausgeliefert worden war und der nun von den türkischen Behörden wegen ganz anderer, nämlich politischer Straftaten vor Gericht steht, und welche Konsequenzen will die Bundesregierung angesichts dieses schweren Verstoßes gegen die Bestimmungen des europäischen Auslieferungsübereinkommens in bezug auf weitere Auslieferungsersuche von seiten der türkischen Behörden ziehen? Die Bundesregierung bemüht sich mit Nachdruck um eine umfassende Aufklärung des vom ehemaligen Beistand des Verfolgten erhobenen und von parlamentarischer Seite sowie von der Presse aufgegriffenen Vorwurfs, der am 12. August 1983 an die Türkei ausgelieferte türkische Staatsangehörige Sami Memic werde von den türkischen Behörden unter Mißachtung des Spezialitätsgrundsatzes (Artikel 14 des Europäischen Auslieferungsübereinkommens vom 13. Dezember 1957) verfolgt. Die türkische Regierung, der von der Bundesregierung sofort nachdrücklich deutlich gemacht wurde, welche Bedeutung diese der Angelegenheit beimißt, hat in einer ersten Reaktion eine Prüfung des Falles unter Hinweis darauf zugesagt, daß sie Artikel 14 des Europäischen Auslieferungsübereinkommens immer eingehalten habe und daß spezialitätswidrige Urteile und Beschlüsse erstinstanzlicher Gerichte in der Berufungsinstanz aufgehoben worden seien. Ob und gegebenenfalls welche Konsequenzen in bezug auf andere türkische Auslieferungsersuchen angezeigt sind, kann erst nach Vorliegen einer ausführlichen Stellungnahme der türkischen Regierung und unter Verwertung weiterer Erkenntnisse beurteilt werden. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sprung auf die Fragen des Abgeordneten Büchler (Hof) (SPD) (Drucksache 10/2914 Fragen 64 und 65): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß der hauptsächliche „Konkurrenzvorteil" der Hauptlieferländer von Textilien in den Niedriglöhnen und Sozialkosten liegt, und wird sie dafür eintreten, daß nach den Normen der internationalen Arbeitsorganisation in Genf in ein neues Welttextilabkommen soziale Mindestbedingungen eingebaut werden müssen, um ein „Sozialdumping" zu verhindern? 9196* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß es vorrangiges Ziel einer Industrialisierung der „Textilexport-Entwicklungsländer" sein muß, in diesen Ländern selbst aufnahmefähige Verbrauchermärkte zu schaffen, um einen größeren Teil der dort produzierten Güter in diesen Ländern selbst absetzen zu können und den Zwang zu verringern, die dort produzierten Waren mit Sozialdumping in die Märkte der Industrieländer exportieren zu müssen? Zu Frage 64: Es ist richtig, daß einer der hauptsächlichen Konkurrenzvorteile der Lieferländer des Welttextilabkommens in niedrigeren Lohn- und Sozialkosten liegt. Daneben gibt es in vielen Exportländern noch andere Vorteile, z. B. die Rohstoffbasis, etwa Baumwolle. Die niedrigeren Lohn- und Sozialkosten schlagen im wesentlichen in den arbeitsintensiven Teilbereichen des Bekleidungsbereichs zu Buche, nicht mehr im Textilsektor insgesamt — man denke an den hohen technischen Leistungsstand unserer Spinnereien und Webereien. Dennoch unterstützt die Bundesregierung die Bemühungen im Rahmen der Internationalen Arbeitsorganisation um Verbesserung der sozialen Bedingungen in Entwicklungsländern. Diese Länder haben es jedoch bisher abgelehnt, in multilateralen Handelsabkommen konkrete Verpflichtungen zur Einhaltung sozialer Mindestnormen zu übernehmen. Sie betrachten solche Forderungen als Einmischung der Industrieländer in ihre inneren Angelegenheiten und als Vorwand zur Durchsetzung protektionistischer Ziele. Deshalb werden auch in den künftigen Verhandlungen über die internationale Textilhandelspolitik unseren Bemühungen, die sozialen Bedingungen in den Entwicklungs- und Schwellenländern zu verbessern, Grenzen gesetzt sein. Gleichwohl wird sich die Bundesregierung weiterhin für dieses Ziel einsetzen. Zu Frage 65: Wirtschaftliche Entwicklung durch Industrialisierung und Verbesserung des Lebensstandards der Bevölkerung, damit auch Schaffung von Verbrauchermärkten, gehen Hand in Hand. Deshalb wird auch in den Entwicklungsländern der Absatz von Textilien und Bekleidung zunehmen, im Vergleich zu den Industrieländern sogar überproportional. Dennoch bleibt eine Reihe der „Textilexport-Entwicklungsländer" zur Deckung des Devisenbedarfs für die benötigten Investitions- und sonstigen Importgüter und im Hinblick auf ihre teilweise prekäre Verschuldungssituation auf den Textilexport angewiesen. Mit zunehmender Diversifizierung ihrer Produktionsstrukturen wird der Druck auf die Märkte der Industrieländer jedoch abnehmen. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sprung auf die Frage des Abgeordneten Dr. Kübler (SPD) (Drucksache 10/2914 Frage 74): Wie hat sich das Jahr 1984 in der chemischen Industrie, das die höchsten Gewinne aller Zeiten für die chemische Industrie ausgewiesen hat, auf die Arbeitsplatzentwicklung ausgewirkt, und welche Relation zwischen Wachstumsrate, Gewinnerhöhung und neuen Arbeitsplätzen in der Chemie hat sich entwickelt'? Im Durchschnitt des Jahres 1984 waren in der chemischen Industrie rd. 550 300 Mitarbeiter beschäftigt, das waren 0,3 v. H. mehr als im Jahr zuvor. Betrachtet man die Beschäftigungsentwicklung im Jahresverlauf, so wird eine stärker steigende Tendenz erkennbar: während im ersten Quartal 1984 noch ein Rückgang der Beschäftigten um ca. 3 800 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum zu verzeichnen war, ergab sich im letzten Quartal ein Zuwachs von rd. 4 900. Nach vorläufigen Daten stieg die Produktion der chemischen Industrie um gut 5%, der Umsatz um rd. 11 % (Daten über die Gewinne der gesamten chemischen Industrie liegen nicht vor). Der positive Beschäftigungseffekt folgt der günstigen Produktions- und Umsatzentwicklung offenbar mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung, da noch Kapazitätsreserven vorhanden waren. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Geldern auf die Fragen des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) (SPD) (Drucksache 10/2914 Fragen 76 und 77): Wie gedenkt die Bundesregierung sicherzustellen, daß nicht von den deutschen Landwirten auch dann sogenannte Superabgaben wegen Überlieferung der Referenzmenge an die EG gezahlt werden müssen, wenn auf das vollständige Wirtschaftsjahr gesehen bezüglich der zugewiesenen deutschen Gesamtquote keine Überlieferung erfolgt? Wie wertet die Bundesregierung aus heutiger Sicht die Einführung sogenannter Hofquoten in der nationalen Ausgestaltung der sogenannten Garantiemengenregelung, und gibt es in diesem Zusammenhang Überlegungen oder Planungen zu einer sogenannten Regionalisierung der Quoten? Zu Frage 76: Die Bundesregierung setzt sich weiterhin in Brüssel dafür ein, daß an die Gemeinschaft nur Abgaben für die Mengen abgeführt werden, die unsere Gesamtgarantiemenge überschreiten. Wer aber seine einzelbetriebliche Referenzmenge überschreitet, wird die volle Abgabe zahlen müssen. Zu Frage 77: Die Formel A (Erzeugerreferenzmenge) wurde auf ausdrücklichen Wunsch der Molkereiwirtschaft und des Bauernverbandes gewählt, um eine einheitliche Berechnung und Zuweisung von Referenzmengen zu gewährleisten und die Vertrauensschutzregelung im Bundesgebiet einheitlich durchführen zu können. Außerdem sollten unterschiedliche Abgaben bei Bleichhoher Überschreitung der Referenzmengen der einzelnen Landwirte vermie- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 9197* den werden, was bei Anwendung der Formel B (Molkereireferenzmenge) nicht sichergestellt werden kann. Nachdem die Berechnung und Zuteilung der Referenzmengen und die Durchführung der Vertrauensschutzregelung fast abgeschlossen sind, werden z. Zt. die Möglichkeiten für den eventuellen Übergang und die für unsere Verhältnisse geeignete Anpassung der Garantiemengenregelung überprüft. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatsskretärs Dr. von Geldern auf die Frage des Abgeordneten Oostergetelo (SPD) (Drucksache 10/2914 Frage 79): Welche Gründe haben die Bundesregierung bewogen, trotz frühzeitiger Aufforderung von vielen Seiten, die Abführung der Superabgabe erst zu einem so späten Zeitpunkt auf das Ende des Milchwirtschaftsjahres zu verschieben, und gibt es in diesem Zusammenhang Überlegungen, wenigstens auf die bereits gezahlten Superabgaben anfallende Zinsen den betroffenen Landwirten zurückzuzahlen? Nachdem sich abzeichnete, daß die übrigen Mitgliedstaaten auch für das dritte Quartal die Abgabe nicht erheben werden, beschloß die Bundesregierung aus Gleichbehandlungsgründen folgende Regelung: — Das dritte Quartal ordnungsgemäß von den Molkereien gegenüber den Landwirten abzurechnen, die darauf entfallenden evtl. Abgaben jedoch nicht zu erheben, sondern zu 100 % bis zum Ende des Wirtschaftsjahres zu stunden. — Aufgrund von Unterlieferungen resultierende Erstattungsansprüche an die Erzeuger auszuzahlen. Im EG-Recht gibt es keine Regelung, die einen Zinsanspruch auf erhobene Abgaben rechtfertigt. Die von der Abgabe betroffenen Milcherzeuger haben jedoch die Möglichkeit, durch Anpassung der Milcherzeugung an die Referenzmenge die abgeführten Abgaben erstattet zu bekommen. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Geldern auf die Frage der Abgeordneten Frau Blunck (SPD) (Drucksache 10/2914 Frage 80): Wird die Bundesregierung auch dann an der Quotenregelung festhalten, wenn in den EG-Partnerländern deren Durchführung nicht vollständig, insbesondere auf die Abführung der Superabgabe gesehen, erfolgt, und wie bewertet die Bundesregierung in diesem Zusammenhang das bisherige Verhalten der Regierungen in den anderen EG-Staaten? Die Garantiemengenregelung Milch stellt nach wie vor die einzige Möglichkeit dar, das Problem des Milchmarktes zu lösen. Da hiervon auch alle übrigen Mitgliedstaaten in der Gemeinschaft überzeugt sind, ist davon auszugehen, daß die bestehenden Verpflichtungen auch am Ende des Milchwirtschaftsjahres eingehalten werden. Hierin bestärkt wird die Bundesregierung durch die inzwischen in allen wichtigen Milcherzeugerländern erfolgte Umsetzung der Regelung. Dies kommt deutlich in der rückläufigen Milchanlieferung zum Ausdruck. Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Geldern auf die Fragen des Abgeordneten Pfuhl (SPD) (Drucksache 10/2914 Fragen 81 und 82): Inwiefern trägt die Bundesregierung dem Sachverhalt Rechnung, daß durch Widersprüche von Bauern eine abschließende rechtsverbindliche Festlegung von Referenzmengen in vielen Fällen bisher nicht vorliegt, und wie will sie in diesem Zusammenhang sicherstellen, daß Betriebe nicht durch finanziell untragbare Superabgabezahlungen haben aufgeben müssen, wenn sie im nachhinein im Sinne ihres Widerspruchs obsiegen? Zieht die Bundesregierung in Betracht, im Wege der Gesetzgebung verschärfende Maßnahmen in der Hundehaltung zu treffen, nachdem sich in jüngerer Zeit — Pressemeldungen zufolge — mehrere tödlich verlaufende Angriffe von Hunden auf Menschen gehäuft haben? Zu Frage 81: In Fällen, in denen Landwirte Rechtsmittel gegen die Referenzmengenbescheide eingelegt haben, ist vorgesehen, daß die Zollverwaltung auf Antrag gegebenenfalls die Vollziehung aussetzt und anfallende Abgaben stundet. Zu Frage 82: Die Bundesregierung bedauert die durch Hunde in letzter Zeit verursachten Unglücksfälle. Sie kann jedoch hiergegen nicht einschreiten, weil ihr die Zuständigkeit dafür fehlt. Vielmehr sind auf Grund der Zuständigkeitsverteilung des Grundgesetzes die einzelnen Bundesländer zuständig, da die Frage zum Bereich der öffentlichen Sicherheit und Ordnung im Sinne des landesrechtlichen allgemeinen Ordnungsbehörden- oder Polizeirechts gehört. Das Problem fällt weder in das Gebiet des Tierschutzes noch der Tierhaltung. Die Bundesregierung kann daher keine diesbezüglichen Maßnahmen erlassen, sondern diese sind von den zuständigen Verwaltungsbehörden der Länder zu treffen. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Geldern auf die Fragen des Abgeordneten Eigen (CDU/CSU) (Drucksache 10/2914 Fragen 83 und 84): Ist der Bundesregierung bekannt, welches Getreide und Magermilchpulver für die Hungernden Afrikas mit den Mitteln der Spendenaktion „Ein Tag für Afrika" aus EG-Ländern oder anderen Teilen der Welt gekauft wurden oder werden? 9198* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 Sind die Zuschüsse, die der französische Staat den Rindfleischerzeugern und den Zuchtverbänden gewährt, nach Meinung der Bundesregierung EG-konform, oder welche Wettbewerbsverzerrungen können sich für die deutschen Rindfleischerzeuger daraus ergeben? Zu Frage 83: Die Spendenaktion „Ein Tag für Afrika" wurde von der Caritas, dem Diakonischen Werk, dem Deutschen Roten Kreuz, der Deutschen Welthungerhilfe und 15 weiteren Organisationen — ohne Mitwirkung der Bundesregierung — durchgeführt. Der Bundesregierung ist nicht bekannt, welches Getreide und Magermilchpulver für die Hungernden Afrikas mit den Mitteln aus dieser Spendenaktion aus EG-Ländern oder aus anderen Teilen der Welt gekauft wurden oder werden. Die Bundesregierung wird aber sämtliche Organisationen anschreiben und um entsprechende Auskünfte bitten. Zu Frage 84: Die Zuschüsse, die der französische Staat zugunsten des Rindfleischsektors vorgesehen hat, sind Gegenstand eines Beihilfeprüfverfahrens, das die EG-Kommission z. Z. durchführt. Der Bundesregierung sind die Beihilfemaßnahmen in ihren Einzelheiten nicht bekannt, da die Mitgliedstaaten bisher von der EG-Kommission nicht über die von der französischen Regierung notifizierten Maßnahmen unterrichtet worden sind. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß insbesondere produktbezogene, je Stück Vieh ge- währte Prämien einen Verstoß nicht nur gegen Art. 92 EWG-Vertrag, sondern auch gegen die einschlägigen Bestimmungen der Gemeinsamen Marktordnung für Rindfleisch darstellen, da durch solche Beihilfen nicht nur der innergemeinschaftliche Wettbewerb zwischen den Rindfleischerzeugern Frankreichs und der anderen Mitgliedstaaten, sondern auch das reibungslose Funktionieren der genannten Marktordnung gestört würde. Nach den der Bundesregierung bisher vorliegenden Informationen dürften insbesondere die zur Erhaltung der Viehbestände in Frankreich vorgesehenen Prämien in Höhe von 500 Francs (163,50 DM) je Tier vertragswidrig sein. Dem Vernehmen nach hat die Kommission gegen diese Beihilfe zwischenzeitlich auch ein Verbotsverfahren eröffnet. Im Rahmen dieses Verfahrens wird die Bundesregierung Gelegenheit haben, die EG-Kommission aufzufordern, die Durchführung dieser mit dem EWG-Vertrag nicht zu vereinbarenden produktbezogenen Beihilfe zu verbieten. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Geldern auf die Frage des Abgeordneten Stutzer (CDU/CSU) (Drucksache 10/2914 Frage 85): Stellt die Verwendung von lebenden Köderfischen beim Angeln nach Auffassung der Bundesregierung einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetzt dar, wenn nein, was ist bei der Verwendung von lebenden Köderfischen zu beachten? Ein Verbot der Verwendung lebender Köderfische ist bei der parlamentarischen Beratung des geltenden Tierschutzgesetzes abgelehnt worden, da die Notwendigkeit, in bestimmten Fällen mit lebenden Köderfischen zu fischen, insbesondere für die Berufsfischerei, anerkannt wurde. Die Verwendung lebender Köderfische ist für die Sport- und Berufsfischerei nicht untersagt. Eine Einschränkung besteht jedoch insofern, als nach § 1 des Tierschutzgesetzes niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf. Lebende Köderfische sollten daher nur in begründeten Fällen eingesetzt werden, z. B. zum Kurzhalten des Raubfischbestandes zur Schonung der Nutzfische in verkrauteten Gewässern, in denen eine Anwendung des Kunstköders nicht möglich ist. Das Fischereirecht ist landesrechtlich geregelt. So hat z. B. Nordrhein-Westfalen durch die Ordnungsbehördliche Verordnung zum Landesfischereigesetz (Landesfischereiordnung) vom 7. Februar 1977 die Verwendung lebender Köderfische auf maßige Fische und nicht verletzende Anköderungssysteme beschränkt. Auch in den meisten anderen Bundesländern sind Bestrebungen erkennbar, die Verwendung lebender Köderfische weitgehend einzuschränken. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hennig auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU/CSU) (Drucksache 10/2914 Fragen 86 und 87): Befürchtet die Bundesregierung eine Änderung der Praxis der DDR-Regierung bei der Gewährung von Übersiedlungsgenehmigungen im Vergleich zu der Praxis in den Jahren seit 1982? Hat die Bundesregierung Kenntnis davon, daß seit kurzem Deutsche, die in der DDR einen „Ausreiseantrag" gestellt haben, sich in verstärktem Maße vor dem Betriebskollektiv rechtfertigen müssen? Zu Frage 86: Die Bundesregierung hat derzeit keinen Anlaß anzunehmen, daß die DDR ihre Praxis bei der Gewährung von Übersiedlungsgenehmigungen im Vergleich zu der in den Jahren seit 1982 im Ergebnis grundlegend ändert. Dies ergibt sich auch aus der Zahl der im Januar und Februar 1985 aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland übergesiedelten Personen. Sie hält sich im Rahmen der vergangenen Jahre. Zu Frage 87: Der Bundesregierung sind einzelne Fälle bekanntgeworden, in denen Antragsteller von Einzelpersonen — u. a. auch von den Betriebsleitern ihrer Arbeitsstelle — zur persönlichen Aussprache aufgefordert wurden. Die Einführung einer grundlegend neuen Praxis läßt sich hieraus bisher nicht ableiten. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 9199* Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hennig auf die Fragen des Abgeordneten Böhm (Melsungen) (CDU/CSU) (Drucksache 10/2914 Fragen 90 und 91): Wie beurteilt die Bundesregierung rechtlich und politisch die Verurteilung des Arolser Bürgermeisters Ernst Hubert von Michaelis in Ost-Berlin wegen Mitwirkung bei dem sogenannten „staatsfeindlichen Menschenhandel"? Wie sieht die Bundesregierung die Verurteilung von Michaelis vor dem Hintergrund der Tatsache, daß die Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen, denen die DDR als Mitglied angehört, feststellt, jeder Mensch habe das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen und damit die Freizügigkeit als Menschenrecht deklariert? 1. Strafgrund und Strafmaß des Urteils gegen den Arolser Bürgermeister Ernst Hubert von Michaelis widersprechen aufs Gröbste rechtsstaatlichen Grundsätzen. Eine dem § 105 StGB/DDR („staatsfeindlicher Menschenhandel") vergleichbare Norm kennt unser Strafrecht nicht. Die Bundesregierung hat seit jeher verurteilt, daß Deutsche, die von ihrem Recht auf Freizügigkeit Gebrauch machen, deshalb strafrechtlich verfolgt und zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt werden. Das gilt auch für Verurteilungen wegen sogenannten „staatsfeindlichen Menschenhandels". 2. Der Menschenrechtspakt der Vereinten Nationen über bürgerliche und politische Rechte, der am 23. März 1976 in Kraft getreten ist, legt in seinem Artikel 12 Ziff. 2 das Recht jedes Menschen nieder, „ein Land, auch sein eigenes, freiwillig zu verlassen". Die DDR hat diesen Menschenrechtspakt am 2. November 1973 ratifiziert. Sie unterliegt damit den mit diesem Pakt geschaffenen menschenrechtlichen Verpflichtungen unmittelbar. Aufgrund dieser Rechtslage verstößt sowohl die Existenz des § 105 StGB/DDR als auch die Verurteilung von Herrn von Michaelis wegen „staatsfeindlichen Menschenhandels" gegen unmittelbar geltende Normen des zwischenstaatlichen Rechts. Die Bundesregierung wird alle ihre Möglichkeiten ausschöpfen, um Herrn von Michaelis so schnell wie möglich zu helfen. Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hennig auf die Frage des Abgeordneten Sielaff (SPD) (Drucksache 10/2914 Frage 92): Wie viele Bundesmittel wurden im Haushaltsjahr 1984 insgesamt für Zeitungen und andere Publikationen der Vertriebenenverbände ausgezahlt, und um welche Zeitungen und Publikationen handelte es sich im einzelnen? Aus dem Haushalt des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen wurden 1984 insgesamt 383 546 DM für Zeitungen und andere Publikationen der Vertriebenenverbände ausgezahlt. Es handelt sich dabei insbesondere um die Finanzierung von Freiabonnements von Zeitungen der Vertriebenenverbände und Landsmannschaften der Vertriebenen sowie um Druckkostenzuschüsse für periodische und nichtperiodische Publikationen. Die genannte Summe wurde für 42 verschiedene Maßnahmen bewilligt. Aus dem Haushalt des Bundesministers des Innern wurden 1984 149 455 DM für kulturelle Publikationen und Eingliederungsinformationen bewilligt. Es handelt sich dabei um insgesamt 18 Maßnahmen. Als Vorsitzender eines Vertriebenenverbandes — des Zentralverbandes Mittel- und Ostdeutsche (ZMO) — haben Sie sicher Verständnis dafür, daß sich die Informationen über Förderungsmaßnahmen im Sinne einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen den Verbänden und dem Ministerium in der deutschlandpolitischen Informationsarbeit auf Angaben beschränken müssen, die für die Öffentlichkeit von Bedeutung sind. Da hier auch Wirtschaftsobjekte betroffen sind, besteht ein selbstverständlicher Anspruch auf Vertraulichkeit. Anlage 25 Antwort des Parl. Staatssekretärs Höpfinger auf die Fragen des Abgeordneten Kirschner (SPD) (Drucksache 10/2914 Fragen 93 und 94): Kann die Bundesregierung bestätigen, daß der Beschäftigungseinbruch im Januar 1985 nicht allein witterungsbedingt war, sondern daß es einen nicht minder dramatischen Einbruch bei den witterungsunabhängigen Büro- und Sozialberufen gegeben hat'? Aus welchen Gründen ist nach Auffassung der Bundesregierung die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl im Januar 1985 gestiegen, und mit welcher Entwicklung der Arbeitslosenzahl rechnet die Bundesregierung für den Monat Februar 1985? Zu Frage 93: Die Bundesregierung kann nicht bestätigen, daß der Beschäftigungseinbruch im Januar auch auf einem dramatischen Einbruch bei den witterungsunabhängigen Büro- und Sozialberufen beruht. Der Beschäftigungseinbruch ist witterungsbedingt gewesen. Betrachtet man den Zugang an Arbeitslosen im Januar 1985 nach Wirtschaftszweigen, ergibt sich für die witterungsabhängigen Wirtschaftszweige gegenüber dem Januar 1984 eine Zunahme um 47 %. Das ist, gemessen am Anstieg des Zugangs aller Arbeitslosen von 17 %, weit überdurchschnittlich. Um Mißverständnisse zu vermeiden: Diese Zugänge sind nicht gleichzusetzen mit einer Erhöhung der Arbeitslosenzahl. Den Zugängen stehen die Abgänge aus Arbeitslosigkeit gegenüber, die jedoch monatlich nicht nach Wirtschaftszweigen erfaßt werden. 9200* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 Dagegen lag der Anstieg des Zugangs an Arbeitslosen in Wirtschaftszweigen mit überwiegend Bürotätigkeiten bei knapp 7 % und damit deutlicher unter dem Durchschnitt. Das gilt noch ausgeprägter für Sozialberufe, aus denen sich im Januar 1985 nur 4,0 % mehr Arbeitnehmer arbeitslos meldeten als im Januar 1984. Zu Frage 94: Den Anstieg der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl hat der Präsident der Bundesanstalt auf der Pressekonferenz über die Arbeitsmarktlage im Januar 1985 wie folgt begründet — ich zitiere: Die Zunahme besagt aber wenig, weil die Saisonbereinigung nur eine durchschnittliche jahreszeitliche Entwicklung, nicht aber außergewöhnliche Witterungsverhältnisse eliminieren kann. Dem ist nichts hinzuzufügen. An Spekulationen, wie sich im Februar die Arbeitslosenzahl entwickeln könnte, beteiligt sich die Bundesregierung nicht. Am 4. März 1985 werden die Monatszahlen für den Februar veröffentlicht werden. 1963, bei einem ähnlich kalten Jahresbeginn, war trotz Hochkonjunktur und Überbeschäftigung im Januar die Arbeitslosenzahl — bei niedriger Basis — um 76 % und im Februar erneut um 16 % gestiegen. Im März fiel sie dann wieder sehr stark. Anlage 26 Antwort des Parl. Staatssekretärs Höpfinger auf die Frage des Abgeordneten Klose (SPD) (Drucksache 10/2914 Frage 95): Ist es zutreffend, daß die Richtlinien zur Besetzung von ABM-Stellen im Regelfall Sozialhilfeempfänger, darunter z. B. arbeitslose Jugendliche mit qualifiziertem Schul- oder Berufsschulabschluß oder ältere Arbeitnehmer, die längerfristig ohne Arbeit sind, ausschließen? Nach der seit Anfang 1982 geltenden gesetzlichen Regelung (§ 93 Arbeitsförderungsgesetz) dürfen die Arbeitsämter in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen grundsätzlich nur Arbeitnehmer zuweisen, die Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenhilfe beziehen und mindestens 6 Monate arbeitslos gemeldet sind. Damit sind Sozialhilfeempfänger im Regelfall von einer Zuweisung in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ausgeschlossen. Für diesen Personenkreis sieht aber das Bundessozialhilfegesetz die Schaffung von Arbeitsgelegenheiten durch den Sozialhilfeträger vor (§ 19 Bundessozialhilfegesetz). Ein Beispiel dafür gibt die Beschäftigungs-GmbH in Hamburg. Die Anordnung des Verwaltungsrats der Bundesanstalt für Arbeit über die Förderung von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, kurz: ABM-Anordnung, enthält Bestimmungen zur Ausfüllung des gesetzlichen Begriffs „grundsätzlich" in § 93 Arbeitsförderungsgesetz. Danach ist ausnahmsweise von der Er füllung des Bezuges von Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenhilfe oder der mindestens 6monatigen Arbeitslosigkeit ganz oder teilweise abzusehen, sofern dies aus arbeitsmarkt- oder sozialpolitischen Gründen in besonderer Weise geboten ist. Diese Ausnahmeregelung trifft nicht nur für Sozialhilfeempfänger im Einzelfalle zu; sie gilt insbesondere für Arbeitslose, die mindestens 50 Jahre alt sind, sowie für Langzeitarbeitslose und Arbeitslose unter 25 Jahren ohne beruflichen Abschluß. Anlage 27 Antwort des Parl. Staatsskretärs Höpfinger auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Emmerlich (SPD) (Drucksache 10/2914 Fragen 96 und 97): Kann die Bundesregierung im Rahmen ihres Verantwortungsbereiches feststellen und mitteilen, inwieweit die Versorgungsbezüge der Witwe Freislers (einschließlich Sozialversicherungen) direkt oder indirekt auf einer Anerkennung der Tätigkeit Freislers als Beamter des NS-Staates und als Präsident des Volksgerichtshofs durch Behörden der Bundesrepublik Deutschland beruhen? Ist es der Bundesregierung im Rahmen ihres Verantwortungsbereichs möglich, zu prüfen und mitzuteilen, ob ehemalige Mitglieder des Volksgerichtshofs oder deren Hinterbliebene Versorgungsbezüge oder Sozialversicherungsrenten erhalten oder erhielten, bei deren Berechnung auch die Dienstzeit beim Volksgerichtshof zugrunde gelegt worden ist, und welche Behörden waren oder sind gegebenenfalls für die Entscheidung über die Ruhegehaltsfähigkeit bzw. Nachversicherung verantwortlich? Zu Frage 96: Bevor ich Ihre Frage beantworte, möchte ich für die Bundesregierung feststellen: Die Bundesregierung hat wiederholt, insbesondere in der Sitzung des Deutschen Bundestages am 25. Januar 1985 durch den Bundesminister der Justiz, ihre Abscheu vor der nationalsozialistischen Willkürherrschaft bekundet und deren Terrormethoden verurteilt. Sie unterstreicht die in der Entschließung des Deutschen Bundestages vom 25. Januar 1985 (BT-Drucksache 10/2368) zum Ausdruck kommende Auffassung, daß es sich bei dem Volksgerichtshof unter Freisler um ein Terrorinstrument zur Durchsetzung der nationalsozialistischen Willkürherrschaft gehandelt hat. Die an Unrechtsurteilen des Volksgerichtshofs Beteiligten verdienen keinen Anspruch auf Versorgung aus dieser Tätigkeit. Ihre Frage betrifft die Versorgungsbezüge der Witwe Freislers nach dem Bundesversorgungsgesetz. Dieses Gesetz wird von den Bundesländern in eigener Zuständigkeit durchgeführt. Eine in diesem Zusammenhang an die Bayerische Staatsregierung gerichtete Anfrage eines Abgeordneten des Bayerischen Landtages ist am 15. Februar 1985 beantwortet, aber noch nicht veröffentlicht worden. In der Antwort stellt die Bayerische Staatsregierung fest, daß sie die Entscheidung des Versorgungsamtes München I vom 5. April 1973, der Witwe Freislers ab 1. Juli 1973 einen Schadensausgleich nach § 40 a des Bundesversorgungsgesetzes zu ge- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 9201* währen, für rechtswidrig hält. Eine Rücknahme der Entscheidung — auch mit Wirkung für die Zukunft — scheiterte am Ablauf der in § 45 Zehntes Buch Sozialgesetzbuch genannten Zwei-Jahres-Frist. Zulässig sei nach § 48 Abs. 3 Zehntes Buch Sozialgesetzbuch nur eine Versagung der weiteren Erhöhung der genannten Versorgungsbezüge. Wenn Sie es wünschen, stelle ich Ihnen die komplette Antwort der Bayerischen Staatsregierung zur Verfügung. Der Abgeordnete hat sich mit einer Verwertung der Antwort vor der Veröffentlichung durch den Landtag einverstanden erklärt. Im Zusammenhang mit dem vorliegenden Fall wird häufig gefragt, warum das Bundesversorgungsgesetz Personen, die durch die Naziherrschaft belastet sind, nicht von der Versorgung ausschließt. Diese Frage hat der Deutsche Bundestag bei der Schaffung des Bundesversorgungsgesetzes ausführlich erörtert. Die bis zum Inkrafttreten des Bundesversorgungsgesetzes geltenden Vorschriften für die britische und amerikanische Zone enthielten solche Ausschlüsse. Hinterbliebene von politisch belasteten Personen waren jedoch nur ausgeschlossen, wenn sie sich selbst in vorwerfbarer Weise betätigt hatten. Der Deutsche Bundestag hat auf einstimmige Empfehlung des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen des Deutschen Bundestages einen Regierungsentwurf des Bundesversorgungsgesetzes vorgesehenen Ausschluß mit der Begründung gestrichen, ein Sozialgesetz müsse auf lange Sicht etwas Konstantes sein und solle keine politische Bestimmungen enthalten. Personen, die eine schwere politische Belastung aufzweisen haben, seien auf andere Weise zu bestrafen. Insoweit verweise ich auf das Protokoll der 30. Sitzung des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen vom 30. September 1950, S. 15. Ergänzend kann ich mitteilen, daß die Witwe Freislers eine Hinterbliebenrente aus der Rentenversicherung aufgrund einer fiktiven Nachversicherung gemäß § 72 des Gesetzes zur Regelung der Rechtsverhältnisse der unter Artikel 131 Grundgesetz fallenden Personen erhält. Nach dieser Vorschrift sind Personen, die unter Artikel 131 Grundgesetz fallen und keine Versorgungsansprüche nach § 72 des gesamten Gesetzes haben, so zu behandeln, als wäre die zugrundeliegende Tätigkeit im öffentlichen Dienst eine rentenversicherungspflichtige gewesen. Das Vorliegen dieser Voraussetzungen ist durch eine Bescheinigung der zuständigen Pensionsfestsetzungsbehörde bestätigt, die die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte grundsätzlich zu beachten hat. Im Rahmen der fiktiven Nachversicherung sind alle im öffentlichen Dienst zurückgelegten Beschäftigungszeiten zu berücksichtigen, im vorliegenden Fall also auch die Tätigkeit Freislers beim Volksgerichtshof; das Entgelt jedoch nur bis zur jeweiligen Beitragsbemessungsgrenze. Die auf der fiktiven Nachversicherung beruhenden Leistungen werden den Trägern der gesetzlichen Rentenversicherung vom Bund erstattet. Zu Frage 97: Die Bundesregierung hat keine Unterlagen darüber, ob ehemalige Mitglieder es Volksgerichtshofs oder deren Hinterbliebene Versorgungsbezüge nach Beamtenrecht erhalten oder erhielten. Rechtsgrundlage für derartige Leistungen wäre das Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der unter Artikel 131 Grundgesetz fallenden Personen, kurz G 131 genannt. Dieses Gesetz wird von den Bundesländern in eigener Zuständigkeit durchgeführt. Die Bundesregierung geht jedoch davon aus, daß die zuständigen Dienststellen der Bundesländer die Vorschrift beachtet haben, nach der Personen von den Rechten nach dem G 131 ausgeschlossen sind, die während der Herrschaft des Nationalsozialismus gegen die Grundsätze der Menschlichkeit oder Rechtsstaatlichkeit verstoßen haben. Diese Personen gelten — wie alle übrigen Personen ohne Anwartschaft auf eine Altersversorgung nach dem G 131 — als nachversichert in der gesetzlichen Rentenversicherung für die Zeiten, in denen sie vor Ablauf des 8. Mai 1945 wegen ihrer Beschäftigung im öffentlichen Dienst nach den Vorschriften der Reichsversicherungsordnung versicherungsfrei waren oder der Versicherungspflicht nicht unterlagen. Der Bundesregierung ist auch nicht bekannt, ob weitere ehemalige Mitglieder des Volksgerichtshofes oder deren Hinterbliebene Leistungen der Rentenversicherung erhalten, die auf dieser Regelung über die Nachversicherung beruhen. Anlage 28 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Wiefel (SPD) (Drucksache 10/2914 Fragen 98 und 99): Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, aus welchen Gründen das Arbeitsgericht München die Kündigung des wegen Spionageverdachts verhafteten Angestellten des Münchener Rüstungskonzerns Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB), Manfred Rotsch, aufgehoben hat? Sind etwa die Verdachtsmomente so gering, daß mit einer Wiedereinstellung des Betroffenen zu rechnen ist? Zu Frage 98: Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse darüber vor, ob und gegebenenfalls aus welchen Gründen das Arbeitsgericht München die Kündigung des wegen Spionageverdachts verhafteten Angestellten des Münchner Rüstungskonzerns Messerschmidt-Bölkow-Blohm (MBB), Manfred Rotsch, aufgehoben hat. Die Bundesregierung ist an der arbeitsgerichtlichen Auseinandersetzung zwischen Herrn Rotsch und seinem (früheren) Arbeitgeber nicht beteiligt und deshalb weder über den Tenor noch über die Gründe des in Rede stehenden Urteils des Arbeitsgerichts München unterrichtet. Zu Frage 99: Für die Bundesregierung verbietet sich — auch aus der in der zu Frage 98 gegebenen Antwort her- 9202* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. März 1985 aus —, mögliche Verdachtsmomente öffentlich zu bewerten. Anlage 29 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage des Abgeordneten Würtz (SPD) (Drucksache 10/2914 Frage 100): Trifft es zu, daß es in einem Erlaß des Bundesministers der Verteidigung vom 31. Januar 1984 eindeutig heißt, daß den Soldaten beim Stab STANAVFORLANT Auslandsdienstbezüge zustehen, und wenn ja, daß dieser für die Rechtsfindung so wichtige Erlaß in den dem Verwaltungsgericht Köln, vor dem Soldaten um Zahlung der Auslandsdienstbezüge klagen, vorgelegten Akten fehlt? Der Erlaß des Bundesministeriums der Verteidigung vom 31. Januar 1984 enthält den Hinweis, daß den Soldaten des Stabes STANAVFORLANT Auslandsdienstbezüge zustehen. Dieser Erlaß war als interne Mitteilung an die Stammdienststelle der Marine gerichtet und beantwortete eine entsprechende Anfrage dieser Dienststelle. Der genannte Erlaß wurde jedoch am 3. April 1984 aufgehoben. Die Soldaten des Stabes STANAVFORLANT haben zwei Tage später, am 5. April 1984, ihren Dienst angetreten. Dem Verwaltungsgericht Köln sind vom Bundesministerium der Verteidigung anforderungsgemäß die entstandenen Verwaltungsvorgänge der einzelnen Kläger übersandt worden. Das Gericht hatte ausnahmsweise bereits vor Klagebegründung um diese Vorlage gebeten, weil sowohl durch den Befehlshaber Seestreitkräfte Nordsee als auch durch einen Rechtsanwalt Klage erhoben worden und die Wirksamkeit der Klageerhebung zu prüfen war. Da zur Prüfung dieser Frage der angesprochene Erlaß nicht erforderlich war, bedurfte es auch keiner Vorlage. Bislang liegt keine Klagebegründung vor. Anlage 30 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Hansen (Hamburg) (SPD) (Drucksache 10/2914 Fragen 101 und 102): Trifft es zu, daß mit der Inkraftsetzung der arbeitsmedizinischen Bestimmungen über die Atemschutztauglichkeit am 1. April 1985 für eine größere Zahl von Beschäftigten im Brandschutz der Bundeswehr zu erwarten ist, daß sie nach langjähriger Dienstzeit mit Entlassungen oder erheblichen Einkommenseinbußen sowie einer geringeren Rentenerwartung zu rechnen haben, weil sie die gesundheitlichen Voraussetzungen nicht mehr erfüllen? Welche Regelungen zu einer außerbetrieblichen Besitzstandswahrung für die Betroffenen hat der Bundesminister der Verteidigung inzwischen in den Verhandlungen mit dem Bundesminister des Innern erreicht, um die gravierenden Nachteile zu mildern? Zu Frage 101: Nach der allgemeinen und damit auch für die Bundeswehr geltenden Unfallverhütungsvorschrift „Feuerwehr" darf im Brandschutzdienst nur körperlich geeignetes Personal eingesetzt werden. Die am 1. Oktober 1984 in Kraft getretene Unfallverhütungsvorschrift „Arbeitsmedizinische Vorsorge" (VBG 100) schreibt vor, alle Träger schweren Atemschutzgerätes in bestimmten, vom Alter abhängigen zeitlichen Abständen auf Atemschutztauglichkeit zu untersuchen. Die Durchführung dieser Untersuchungen für das Brandschutzpersonal der Bundeswehr wird demnächst angeordnet. Ergibt die arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung, daß Feuerwehrleute dauernd atemschutzuntauglich sind, wird im Einzelfall geprüft, mit welchen Aufgaben sie in der Bundeswehr weiterbeschäftigt werden können. Hierbei werden alle Anstrengungen unternommen, ungerechtfertigte Härten zu vermeiden. Zu Frage 102: Der Bundesminister des Innern prüft z. Z. auf Anregung des Bundesministers der Verteidigung, ob diese Nachteile durch eine außertarifliche Einkommenssicherung zur Wahrung des Besitzstandes gemildert werden können. Die vom Bundesminister des Innern bei der Tarifgemeinschaft deutscher Länder und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände erbetenen Stellungnahmen stehen noch aus. Inwieweit die unmittelbar bevorstehenden Manteltarifverhandlungen über die Verbesserung des Lohnbesitzstandes bei Leistungsminderung für alle Arbeiter die vom Bundesminister der Verteidigung empfohlene außertarifliche Besitzstandsregelung für das Brandschutzpersonal der Bundeswehr beeinflussen, ist noch nicht abzusehen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dieter Spöri


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn man sich heute die Steuerbelastung des Durchschnittsbürgers betrachtet, vor allen Dingen die Steuerprogression, dann könnte man eigentlich zu dem Schluß kommen, daß die heute debattierte Steuerentlastung längst überfällig wäre. Heute zahlt ein Facharbeiter mehr Abgaben und mehr Steuern als zu irgendeinem Zeitpunkt der sozialliberalen Koalition.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Das muß man hier einfach einmal festhalten, meine Damen und Herren.
    Die Regierung der „Wende" war mit dem vollmundigen Anspruch angetreten, die Abgabenlast der Bürger zu senken.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie diskutieren unter Ihrem Niveau!)

    — Seien Sie ruhig, Sie können hier etwas lernen. —

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/CSU: Aber nicht von Ihnen!)

    Die Steuerschraube, meine Damen und Herren, hat sich jedoch seit 1982 ständig weiter nach oben gedreht.

    (Krey [CDU/CSU]: Auf welche Weise?)

    Niemals in der Regierungszeit Helmut Schmidts war die Lohnsteuerbelastung der Arbeitnehmer so hoch wie heute unter dieser Bundesregierung, die hier sitzt.

    (Beifall bei der SPD — Krey [CDU/CSU]: Durch eure Gesetze! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Sie können Fakten nicht ertragen, stelle ich fest.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Niemals war die SPD so schwach wie heute! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Hören Sie sich einmal die Statistik an: Wir haben in diesem Jahr eine Lohnsteuerquote von 17,8 %. Diese Rekordquote wird — trotz der von Ihnen vorgesehenen Steuerentlastung im Jahre 1988 — weiter auf 18,3 % steigen.

    (Krey [CDU/CSU]: Sie verwechseln Ursache und Wirkung!)

    — Ach, kommen Sie doch hoch, Herr Krey. Das ist doch wirklich billig, hier immer nur zu stören, ohne daß man überhaupt hört, was Sie sagen.

    (Beifall bei der SPD — Krey [CDU/CSU]: Sie haben es doch gehört!)

    Bei der Progression sieht's für den Durchschnittsbürger nicht besser aus. Im letzten Jahr der Regierung Schmidt hatte der Durchschnittsverdiener einen Grenzsteuersatz auf sein zusätzlich verdientes Einkommen von 32,2 % zu zahlen. Trotz der größten Steuerreform aller Zeiten, wie das in Ihrer Sprache oder in der Sprache des Kanzlers so schön schwülstig heißt, wird der Grenzsteuersatz für den Durchschnittsbürger 1988 auf 34,4 % steigen. Das ist ein einmaliger Rekordstand in der Geschichte der Bundesrepublik. Diese Fakten muß man sich eben anhören, wenn man über Belastung und Entlastung des Bürgers diskutiert.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir sollten auch nicht vergessen, meine Damen und Herren, daß sich diese Bundesregierung mit teuren, aber beschäftigungspolitisch wirkungslosen Steuergeschenken wie Vermögensteuersenkung und Begünstigung des Fremdkapitals bei der Gewerbesteuer den Spielraum für eine spürbare Entlastung bei der Lohn- und Einkommensteuer ohne Not von vornherein eingeengt hat.

    (Beifall bei der SPD — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Gerade deshalb warnt die SPD-Bundestagsfraktion davor, jetzt durch eine Überforderung der öffentlichen Haushalte bei der Tarifreform die Investitionstätigkeit von Bund, Ländern und Gemeinden noch stärker zu drosseln. Steuerentlastung, öffentliche Investitionskraft und haushaltspolitisches Konsolidierungsziel müssen vernünftig austariert sein.
    Wir werden daher Sie, Herr Bundesfinanzminister, in der Frage der Zweistufigkeit der Tarifentlastung voll unterstützen, auch wenn vielleicht Ihr Koalitionspartner in bekannter Manier in den nächsten Wochen hier noch einmal öffentliche Profilspiralen abdreht.

    (Zuruf von der FDP: Haha! — Lachen bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, das bedeutet aber nicht, daß wir mit der Konzeption, wie Sie, Herr Bundesfinanzminister, die 20 Milliarden DM en detail unter die Leute bringen, einverstanden sein können. Ganz im Gegenteil: Das, was die Bundesre-



    Dr. Spöri
    gierung beim Familienlastenausgleich mit der Schwerpunktverlagerung vom Kindergeld auf Kinderfreibeträge plant, ist bei allem familienpolitischen Wortgeklingel nichts anderes als eine einseitige Weichenstellung zugunsten der besserverdienenden Familien.

    (Beifall bei der SPD)

    Das Etikett und Ihre mühseligen Begründungen, Herr Bundesfinanzminister, für den Freibetrag können nicht darüber hinwegtäuschen, daß Kinderfreibeträge einen progressiven, d. h. mit wachsendem Einkommen steigenden Entlastungseffekt haben.
    Demgegenüber gilt für uns Sozialdemokraten weiterhin der 1975 gemeinsam getragene Grundsatz,

    (Jung [Lörrach] [CDU/CSU]: Die Belastbarkeit der Wirtschaft zu prüfen!)

    daß dem Staat jedes Kind gleich viel wert sein sollte.

    (Beifall bei der SPD)

    Dieser Grundsatz in der Familienförderung ist nicht veraltet; er trifft heute genauso die Realitäten und die Notwendigkeiten wie 1975.

    (Kroll-Schlüter [CDU/CSU]: Nur der Freibetrag entspricht dem Grundsatz!)

    Es ist deshalb ein bedauerlicher Vorgang, ein familienpolitischer Rückfall, wenn sich heute die Koalitionsfraktionen aus der Gemeinsamkeit in dieser zentralen Grundsatzfrage sozialer Gerechtigkeit in unserem Lande verabschieden;

    (Beifall bei der SPD — Erneuter Zuruf des Abg. Kroll-Schlüter [CDU/CSU])

    einer Gemeinsamkeit, meine Damen und Herren, die 1975 — übrigens auch mit Unterstützung der Kirchen — die Einführung des gleichen Kindergelds für alle erst möglich gemacht hat.

    (Jung [Lörrach] [CDU/CSU]: Das ihr dann wieder gekürzt habt!)

    Außerdem haben Sie es als Koalition, die ja vollmundig unter dem Motto „Verwaltungsvereinfachung und Steuervereinfachung" angetreten ist, mit der vorgesehenen Neuregelung geschafft, den Familienlastenausgleich in beispiellos verwirrender Form zu komplizieren und zu bürokratisieren.

    (Beifall bei der SPD)

    Künftig gibt es also neben dem Kindergeld mit Einkommensgrenzen die Kinderfreibeträge, mit diesen wiederum gekoppelt das Zusatzkindergeld. Dieses Zusatzkindergeld muß mühselig auf der Basis der letzten Steuerbescheide berechnet, anerkannt oder aberkannt und vielleicht zurückbezahlt werden. Das ist ein beispielloses Durcheinander. Es ist einmalig im Familienlastenausgleich.

    (Beifall bei der SPD — Schlatter [SPD]: Heiliger Bürokratius!)

    Die Union hat in den letzten Jahren in den Debatten dieses Hauses zu jedem Steuerentlastungsgesetz auf die Wiedereinführung der Kinderfreibeträge gedrängt. Mit diesem Gesetzentwurf ist es, wie man sagen kann, vollbracht. Das wird viele in diesem Lande noch teuer zu stehen kommen. Langfristig werden mit wachsenden Einkommen und stärkeren Kinderfreibeträgen die Entlastungsvorteile einkommensstarker Familien gegenüber der Durchschnittsfamilie ständig anwachsen. Man tritt weder der Union noch der FDP zu nahe, wenn man sagt, daß dies wohl ein entscheidendes Motiv für die Wiedereinführung der Kinderfreibeträge war. Nur, Herr Bundesfinanzminister: Mit einer sozial gerechten Familienpolitik hat dieses Motiv überhaupt nichts zu tun.

    (Beifall bei der SPD — Krey [CDU/CSU]: So sehen Sie das!)

    Deshalb haben wir hier den Antrag eingebracht, nach dem das Kindergeld für alle auf denselben Betrag erhöht werden soll. Meine Kollegin Schmidt wird anschließend darauf eingehen.
    Im übrigen, wenn Sie in der Koalition immer so viel von Familienpolitik reden,

    (Günther [CDU/CSU]: Wir tun auch etwas!)

    möchte ich Ihnen eine kleine Statistik über das, was getan wird, präsentieren: Das Gesamtvolumen aller familienpolitischer Maßnahmen hat sich von 1978 bis 1982, unter der alten Bundesregierung, um 26 % erhöht. Im gleich langen Zeitraum von 1982 bis 1986 wird die Zuwachsrate nach eigenen Angaben der Bundesregierung nur 15% betragen.

    (Kolb [CDU/CSU]: Wir haben weniger Inflation!)

    — Das muß man sehen, Herr Kolb, wenn man von Familienpolitik redet und wenn man den Mund so voll nimmt, wie Sie es eben tun.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: Das ist eure Rechnung! — Eine Milchmädchenrechnung! — Wir rechnen besser!)

    Nun zu den von der Bundesregierung vorgeschlagenen Änderungen bei der Lohn- und Einkommensteuer: Wir haben hierzu eine Alternative entwikkelt, die wir in Form von Anträgen hier in der zweiten und dritten Lesung einbringen werden. Die SPD setzt im Rahmen ihrer Vorschläge in folgenden Punkten andere Akzente als die Koalition:
    Erstens. Der Grundfreibetrag soll doppelt so stark wie im Regierungsentwurf auf über 5 000 DM erhöht werden. Dadurch wird nicht nur die Gesamtentlastung verteilungsgerechter, weil der Grundfreibetrag ja bekanntlich unabhängig vom Einkommen alle Bürger gleich entlastet; es ist auch so, daß wir durch diese Operation weit stärker als die Bundesregierung dem verfassungsrechtlichen Gebot gerecht werden, daß mittelfristig das Existenzminimum des Bürgers steuerfrei gestellt werden muß.

    (Beifall bei der SPD)

    Das hat ja der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Herr Zeidler, vor kurzem angemahnt.



    Dr. Spöri
    Ich möchte Sie nun einmal fragen: Warum sind Sie eigentlich so zaghaft bei der Erhöhung des Grundfreibetrages? Wenn es um die Senkung des Spitzensteuersatzes geht, gehen Sie mit Ihren Forderungen immer in die vollen, beim Grundfreibetrag aber nicht.

    (Beifall bei der SPD)

    Das ist bezeichnend für Ihre steuerpolitische Grundhaltung!

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das war wieder Polemik!)

    Zweitens. Wir holen durch die Verlängerung der Proportionalzone auf über 21 000 DM weit über 1 Million Steuerpflichtige wieder aus der Progression, d. h. aus der Zone steigender Steuersätze, heraus. Das ist zudem ein ganz wesentlicher Beitrag zur Steuervereinfachung.

    (Zuruf des Abg. Gattermann [FDP])

    — Sie kommen gleich dran, Herr Gattermann!
    Wenn Sie, Herr Stoltenberg, sagen, dadurch würde die Progression steiler, sage ich Ihnen: Bei dem von uns vorgeschlagenen Tarif ist im Eingangsbereich der Progression — dort, wo die Facharbeiter hineingerutscht sind und wo die Progression am stärksten drückt — die Progression an jedem Punkt, bei jedem Einkommen, niedriger als in Ihrem Tarif. Wenn Sie das Gegenteil behaupten, ist das einfach falsch.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich werde Ihnen das anschließend erklären.

    (Jung [Lörrach] [CDU/CSU]: Warum habt ihr das alles nicht schon lange gemacht?)

    Drittens. Wir wollen mit unserem Konzept im unteren Bereich der Steuerprogression — dort, wo jetzt der Facharbeiter hineingerutscht ist — weit stärker entlasten, als es im Tarif der Bundesregierung geschieht. Allerdings kommt die zusätzliche Finanzierungsmasse für diesen Schwerpunkt der Entlastung — meine Damen und Herren, das wollen wir hier überhaupt nicht unter den Teppich kehren; das bekennen wir offensiv — aus eindeutig geringeren Entlastungen im oberen Bereich der Progressionszone. Das heißt, bei den höheren Einkommen fallen die Entlastungen natürlich geringer aus. Es ist ja auch nicht gerechtfertigt, daß, wie im Regierungsentwurf vorgesehen, Bezieher von Spitzeneinkommen fünfzigmal so stark wie Durchschnittsverdiener entlastet werden.

    (Hört! Hört! bei der SPD — Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Wieder nicht zugehört! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Das ist vielleicht für Sie naturgesetzlich; für uns ist es bei einer Tarifreform nicht naturgesetzlich.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Stoltenberg, ich muß Ihnen eines sagen: Ich habe hier ein Bulletin, in dem Sie Ihre Entlastungsbeispiele veröffentlicht haben. In diesem Bulletin ist genau dieses Beispiel enthalten. Wenn Sie dieses
    Beispiel angreifen, müssen Sie Ihr eigenes Bulletin nachträglich korrigieren.

    (Hört! Hört! bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, unser Konzept zeigt, daß wir nicht nur die extrem einkommensabhängigen Entlastungsunterschiede des Regierungsentwurfs kritisieren; nein, wir machen nicht, wie Sie es in der Opposition steuerpolitisch betrieben haben, Sonthofen, sondern haben eine konkrete Alternative entwickelt, die eindeutig verteilungs- und familiengerechter ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Nach Ihrem angeblich so familienfreundlichen Tarif, Herr Stoltenberg, wird der kinderlose Spitzenverdiener weit stärker entlastet als der kinderreiche Durchschnittsverdiener, und das ist alles andere als familienfreundlich, Herr Minister.

    (Beifall bei der SPD)

    Daß wir nach unserem Konzept im mittleren und unteren Einkommensbereich zu nennenswert höheren Entlastungen kommen als oben, das ergibt sich auch noch aus einem anderen Gerechtigkeitsgesichtspunkt, nämlich aus dem Gesichtspunkt, daß die Bundesregierung, ja, ich muß schon sagen, in schamloser Weise im letzten Dezember auf einen Solidarbeitrag der Besserverdienenden als Ersatz für die Zwangsanleihe verzichtet hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Dieser Vorwurf soll Ihnen in keiner Steuerdebatte erspart werden, wenn Sie glauben, das könne man alles folgenlos aussitzen. Das war ein unglaublicher Wählerbetrug, was Sie da gemacht haben. Sie haben das nämlich vor den letzten Wahlen angekündigt.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich möchte aber auch noch auf einen anderen wichtigen Aspekt dieser Entlastungsoperation hinweisen. Wenn man die unterschiedlichen Konzepte betrachtet, dann zeigt sich, daß nach unseren Vorschlägen die Endnachfrage, d. h. die Konsumkraft viel nachhaltiger gestärkt wird als im Regierungskonzept. Es ist unbestritten, daß der Nachfrageeffekt einer Steuersenkung dort am größten ist, wo die Sparfähigkeit, wo die Sparquote am kleinsten ist, d. h. bei mittleren und kleineren Einkommen. Mir scheint, daß die Bundesregierung gerade diesen wirtschaftspolitischen Aspekt der Tarifkorrektur sträflich vernachlässigt. Ich möchte darauf etwas näher eingehen.
    Meine Damen und Herren von der Koalition, es besteht wirklich Anlaß, daß Sie einmal die bisherigen Ergebnisse Ihrer Wirtschaftspolitik nüchterner als bisher überdenken. Mit der forschen Optimismuskampagne à la Bangemann kommen Sie nicht viel weiter.

    (Beifall bei der SPD)

    Es müßte auch dem Bundesfinanzminister zu denken geben, daß trotz eines inzwischen verringerten Zinsgefälles enorm viel Kapital aus der Bundesrepublik abfließt. Wir hatten 1981 in der Kapitalbilanz noch ein starkes Plus von 9,2 Milliarden DM, 1983



    Dr. Spöri
    schon ein Minus von 16,2 Milliarden DM und 1984 den unerreichten Rekordabfluß von 29,1 Milliarden DM. Herr Bundesfinanzminister, das ist alles andere als ein Vertrauensbeweis in eine Politik, die als Höhepunkt euphorischer Aufschwungslyrik eine einmalige Rekordarbeitslosigkeit produziert hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Auch die Steuerpolitik muß ihren Beitrag dazu leisten, daß sich die Konjunktur auf mehr stützen kann als auf extreme Verbilligung deutscher Exportwaren als Folge labiler unberechenbarer Wechselkurse.
    Nach den neuesten Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin wird nämlich das Sozialprodukt im ersten Quartal dieses Jahres um 0,5% abnehmen, d. h. schrumpfen. Eine kompetente konjunkturgerechte Wirtschaftspolitik kann eben nicht durch die aufgeräumte Stimmung des neuen Wirtschaftsministers und des neuen FDP-Vorsitzenden ersetzt werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn man diese labile Konjunkturlage einmal näher betrachtet, dann macht uns heute vor allen Dingen der Bausektor enorme Sorgen, und das wissen auch Sie, Herr Bundesfinanzminister. Die Bauindustrie war ja bei Ihnen. Dafür ist neben der schlechten Lage im Wohnungsbau auch der Investitionsrückgang vor allen Dingen bei den Ländern und Gemeinden verantwortlich. Gerade deshalb, Herr Bundesfinanzminister, darf der Bund mit seiner Steuerpolitik nicht rücksichtslos über Länder und Gemeinden hinwegfahren und diese Länder und Gemeinden überfordern, die immerhin 57,5% der Steuerausfälle bei dieser Operation zu tragen haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Die SPD-Bundestagsfraktion unterstützt daher die Forderung aller Länder, daß die geplante Steuerentlastung unbedingt mit einem speziellen Finanzausgleich für die Länder gekoppelt werden muß. Vor allen Dingen die Länder mit Strukturproblemen — und hier sind es unionsregierte genauso wie sozialdemokratisch regierte — können diese Tarifkorrektur haushaltspolitisch und investitionspolitisch nicht verkraften ohne einen speziellen Ausgleich.
    Ich bedauere, daß Sie, Herr Finanzminister, über dieses große Problem, vor dem Sie stehen, heute kein Wort verloren haben. Ich glaube, Sie haben hier die parteiübergreifende Entschlossenheit der Länder im Bundesrat weit unterschätzt. Ihr Parteifreund Albrecht hat Ihnen im Bundesrat ja klargemacht, daß er Ihrem Gesetzentwurf nur dann zustimmen kann, wenn diese Vorbedingung erfüllt ist. Ich kann nur sagen: Herr Albrecht hat recht, zumindest in diesem Punkt. Hier haben Sie von Anfang an im Bundesrat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Das war mehr als ein kleiner Schnitzer. Es wird Ihnen noch ganz schön Ihre Finanzplanung durcheinanderwirbeln, wenn Sie aus den Verhandlungen mit den Ländern erst einmal herauskommen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wer die aktuelle steuerpolitische Diskussion in diesen Tagen verfolgt, wird aber feststellen, daß der Gesetzentwurf, den wir jetzt in erster Lesung debattieren, in der öffentlichen Diskussion eigentlich schon wieder so etwas wie Schnee von gestern ist. Denn die öffentliche Diskussion um unser Steuersystem greift inzwischen weit über die Entlastungsjahre 1986 und 1988 hinaus in die Zukunft der Einkommens- und Unternehmensbesteuerung der 90er Jahre.
    Diese Diskussion ist notwendig. Wir sollten in dieser Debatte die Gelegenheit nutzen, auch einmal über den Tellerrand der Tarifpolitik, der Steuerdiskussion, die wir hier bisher geführt haben, hinauszuschauen. Es reicht schließlich nicht aus, wenn wir uns hier von einer Tarifkorrektur zur nächsten robben und langfristig die Orientierung verlieren. Das dies nicht eintritt, scheint mir ein gemeinsames Interesse zu sein.
    In den letzten Wochen haben mehrere führende Koalitionsexperten ihre bisher im Verborgenen blühenden Phantasien und Sehnsüchte, Herr Gattermann, zum Steuersystem der Zukunft offenbart. Danach soll der hier vorliegende Gesetzentwurf nur der erste Reformschritt bei einer grundlegenden Umgestaltung unseres Steuersystems des Jahres 2000 werden.

    (Beifall bei der FDP)

    Angefangen hat Kollege Gattermann, der jetzt in seiner kleinen Fraktion so viel Beifall bekommt.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Klein, aber fein! — Zurufe von der FDP)

    — Zumindest einer hat geklatscht, Herr Cronenberg; das finde ich ungeheuer. — Angefangen hat Herr Kollege Gattermann, der in ständigem Drang nach weiteren Steuersenkungen für die gehobenen Einkommensschichten eine dramatische, eine drastische Kürzung des Spitzensteuersatzes von 56 auf 36 % bei der Einkommen- und Körperschaftsteuer gefordert hat.
    Wenn man sich fragt, woher Herr Kollege Gattermann seine kühnen Utopien her hat, braucht man nur einmal einen Blick auf die Steuerreformpläne des amerikanischen Präsidenten für Amerika zu werfen. Wenn Herr Gattermann diese ansieht, bekommt er bestimmt glänzende Augen, weil Herr Reagan mit seinen Forderungen sogar um einen Prozentpunkt niedriger liegt, nämlich bei 35 Vo Höchststeuersatz.

    (Gattermann [FDP]: Also, bei 4 Millionen neuen Arbeitsplätzen bekomme ich tatsächlich glänzende Augen!)

    Den einen Prozentpunkt hätten Sie sich schenken können; den hätten Sie auch noch fordern können, Herr Gattermann.

    (Beifall bei der SPD)




    Dr. Spöri
    Was macht die Union in dieser Situation? Nachdem man sich zunächst einmal dezenterweise, weil es anscheinend zu weit ging, etwas zurückgehalten hatte, mußte man natürlich in edlem Wettstreit um das Wählerreservoir bei Industrie- und Handelskammern hinterher etwas nachziehen, wie die letzten Reden der Herren Kollegen Häfele und Voss gezeigt haben.
    Eines fällt dabei auf. Während die Herren Finanzstaatssekretäre wie zwei Minenhunde das Terrain steuerpolitischer Visionen sondieren, bewegt sich der Bundesfinanzminister schön vorsichtig, behutsam hinter den Diskussionslinien und spricht lediglich davon, daß das mit dem Spitzensteuersatz alles kein Tabu sei. Aber er legt sich nicht fest. Heute morgen verwies er auf die Entwicklung in anderen Ländern.
    Herr Bundesfinanzminister, Sie wissen sehr gut, warum Sie so vorsichtig sein müssen. Was unserem Steuersystem da als Radikalkur verordnet werden soll, ist mehr als dubios, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD)

    Da sollen z. B. die enormen Steuerausfälle bei der Übertragung von Ronald Reagans Steuerplänen auf die Bundesrepublik durch den umfassenden Abbau von Steuersubventionen ausgeglichen werden. Das muß man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Abbau der Steuersubventionen unter dieser Regierung.
    Verbreiterung der Bemessungsgrundlage — so heißt die kühne Parole. Aber der Bundesfinanzminister weiß schließlich ganz genau, daß er schon bei weit bescheideneren Zielen gescheitert ist, als es nämlich darum ging, eine Reihe von Steuervergünstigungen als Deckungsvorschlag für die jetzt anstehende Steuerentlastung abzubauen. Sie haben keine einzige Steuersubvention in diesem Zusammenhang abgebaut, Herr Stoltenberg; daher wohl Ihre vornehme Zurückhaltung, wenn Ihre Herren Staatssekretäre in ihren kühnen steuerpolitischen Visionen schwelgen.

    (Beifall bei der SPD)

    Denn das einzige, was diese Regierung unter dem Stichwort Steuersubvention tatsächlich fabriziert hat, ist ein dramatischer Ausbau der Steuersubventionen, nämlich von 29,5 Milliarden DM im Jahre 1982, dem Wende-Jahr, auf inzwischen 40 Milliarden DM in diesem Jahr. Das ist ein Zuwachs um 30 %.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Das ist Subventionsabbau nach christdemokratischer Manier. Da kann ich nur lachen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich glaube, Herr Finanzminister, Sie wissen schon sehr genau, was aus den Steuermodellen Ihrer Staatssekretäre wird, wenn das jeder Wähler erlauben sollte. Die Subventionen würden dann munter weitersteigen, und die finanzielle Deckung für die radikale Kappung der Spitzensteuersätze würde durch eine Erhöhung der Verbrauchsteuern und der Umsatzsteuer erbracht. Dann müßte der kleine Mann die Zeche zahlen. Das wäre die nächste Stufe Ihrer brutalen Umverteilungspolitik. Das paßt zwar besser zu Ihrer verteilungspolitischen Ideologie. Allerdings werden Sie mit einer auch langfristig gegen die Kaufkraft des kleinen Mannes gerichteten Steuerpolitik bei Ihrem Ziel der Verstetigung der Konjunktur kläglich scheitern, Herr Bundesfinanzminister.

    (Beifall bei der SPD)

    Doch die Koalition will bei ihren steuerpolitischen Zukunftsvisionen nicht bei einer Kappung der Spitzensteuersätze stehenbleiben. Unter der jetzt feurig einsetzenden Begleitmusik des Deutschen Industrie- und Handelstages wird zusätzlich ein drastischer Abbau der sogenannten ertragsunabhängigen Steuern gefordert, insbesondere der Vermögensteuer, wie Sie das gerade auch angedeutet haben, Herr Finanzminister. Dabei wird aus den Verbänden immer wieder auf die schwache Eigenkapitaldecke in der deutschen Wirtschaft hingewiesen. Das Grundproblem der deutschen Wirtschaft besteht jedoch nicht darin, meine Damen und Herren, daß wir zu wenig Kapital hätten. Nein wir haben reichlich Kapital, wenn schon allein 1983 die private Ersparnisbildung 130 Milliarden DM beträgt. Unser strukturelles Grundproblem besteht vielmehr darin, daß heute die produzierende Wirtschaft enorme Schwierigkeiten hat, am Kapitalmarkt mit den Kapitalanlagen in nichtproduktive Anlagen zu konkurrieren. Heute wird die Rendite von Finanzanlagen in weiten Kreisen brutto gleich netto gerechnet, d. h. ertrag- und vermögensteuerfrei. Das heißt, um mit der Bruttorendite einer Finanzanlage von 10% konkurrieren zu können, muß eine produktive Anlage im Unternehmen mehr als 25% vor Steuern erwirtschaften. Das ist eindeutig eine Fehlentwicklung. Diese Fehlsteuerung hat sich mit höheren Zinssätzen in den letzten Jahren verschärft. Ich glaube, darin gehen wir alle konform. Ich habe mit Interesse im „Handelsblatt" gelesen, daß auch die Bundesregierung die Beseitigung dieser steuerlichen Ungleichbehandlung als ihre zentrale Aufgabe ansieht, Herr Häfele. Ich gehe auch mit Ihrer Ansicht konform, daß man die Sparerfreibeträge von 300 DM bzw. 600 DM um ein Vielfaches erhöhen müßte, wenn man endlich die Finanzanlagen aus der Grau- und Schwarzzone herausholen will. Der Abbau der steuerlichen Diskriminierung produktiver Kapitalanlagen im Unternehmen, in Investitionen bedeutet aber auch, daß wir das spekulative Immobilienvermögen steuerlich nicht weiter privilegieren dürfen, wie das bisher der Fall gewesen ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Total falsch dagegen ist die steuerliche Begünstigung von Fremdkapital im Unternehmen, wie Sie das bei der letzten Änderung der Gewerbesteuer hier gemacht haben.
    Lassen Sie mich zusammenfassen. Die Herstellung eines steuerneutralen Systems in dem von der SPD vorgesehenen Sinne, daß die Kapitalanlage und Eigenkapitalbildung in produktiven und innovatorischen Unternehmen künftig nicht mehr gegenüber Finanzanlagen, die zinsträchtig sind, benachteiligt werden, ist keine leichte Aufgabe. Das



    Dr. Spöri
    wissen wir. Wir werden aber noch in diesem Jahr im Deutschen Bundestag ein Konzept vorlegen, das die Unternehmensbesteuerung in der geschilderten Richtung reformieren soll.

    (Vorsitz: Vizepräsident Cronenberg)

    Meine Damen und Herren, ohne eine Herstellung der Steuerneutralität zwischen produktiven Anlagen im Unternehmen einerseits und rein zinsträchtigen Anlagen in Finanzanlagen, in Rentenpapieren andererseits werden jedoch unseren Unternehmen, vor allem den mittelständischen Unternehmen, zunehmend die Mittel fehlen, um den beschäftigungspolitischen, innovatorischen und vor allen Dingen auch umweltpolitischen Anforderungen gerecht zu werden. Das will wohl keiner von uns.

    (Kolb [CDU/CSU]: Das sind trotzdem Fremdmittel!)

    — Lieber Herr Kolb, hören Sie zu! — Deshalb lassen Sie uns konstruktiv, Herr Kolb, auf diesem Gebiete um bessere Lösungen ringen; aber beenden Sie endlich Ihre leidige Spitzensteuersatzkampagne, die so unnötig wie ein Kropf ist, wenn man an Beschäftigungspolitik denkt.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie heizen damit unnötigerweise lediglich gesellschaftliche Konflikte emotional an — der Herr Bundesfinanzminister hat ja vorher davon gesprochen, daß man nicht emotionalisieren soll —, und Sie schaden mit dieser Konfliktanheizung der gesamten deutschen Wirtschaft.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete von Wartenberg.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Ausführungen meines Vorredners, insbesondere seine Kritik an der hohen Steuerbelastung und damit an dem von der SPD geschaffenen Einkommensteuertarif,

    (Günther [CDU/CSU]: So ist es!)

    seine Forderung nach einem neuen Beschäftigungsförderungsprogramm zeigen, daß es höchste Zeit wurde, wieder eine vertrauensbildende, langfristig angelegte soziale Steuer- und Finanzpolitik zu betreiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Im Gegensatz zu unseren Vorschlägen sind die Vorschläge der SPD-Politiker nach wie vor durch Kurzatmigkeit, Hektik und teure Effekthascherei gekennzeichnet. Der Beitrag von Herrn Spöri zeigt: Die SPD hat nicht dazugelernt. Sie empfehlen allen Ernstes, die zwei Grundfehler Ihrer Steuerpolitik aus Ihrer Regierungszeit fortzusetzen. Erstens. Durch die von Ihnen vorgeschlagene, wieder kurzatmige Tarifkorrektur wollen Sie den leistungshemmenden Zugriff der Steuerprogression nicht abschwächen, sondern verschärfen.

    (Dr. Spöri [SPD]: Das ist doch nicht wahr! Ich habe es doch gerade eben erst erklärt!)

    Zweitens. Sie wollen auch künftig in der Steuerpolitik keine Rücksicht darauf nehmen, ob jemand Kinder hat oder nicht.

    (Günther [CDU/CSU]: Das ist ein ganz entscheidender Punkt! — Dr. Spöri [SPD]: Doch, durch das Kindergeld!)

    Insgesamt sind Ihre Vorschläge ja nicht neu. Sie sind die konsequente Fortsetzung Ihrer falschen Politik seit dem Steueränderungsgesetz 1974, die mit leeren Kassen und mit riesigen Schulden geendet hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Günther [CDU/CSU]: Das wollen Sie nicht mehr wahrhaben!)

    Zum Tarif. Die Illusion, meine Damen und Herren, möglichst viele der 19 Millionen Steuerzahler im vereinfachten Verfahren mit einem einheitlichen Steuersatz, also 22 %, zu erfassen, mußte die SPD schon zu ihrer Regierungszeit aufgeben. Trotz ständiger Basteleien am Tarif wurden immer mehr Steuerzahler progressiv besteuert. Obwohl die volkswirtschaftliche Steuerquote seit 1977 relativ stabil blieb, zeigt der wachsende Anteil der Lohnsteuer am Steueraufkommen, wen Ihre verfehlte Steuerpolitik in den vergangenen Jahren hauptsächlich traf, nämlich den Arbeitnehmer. Die direkte persönliche Belastung stieg.

    (Zuruf von der SPD: Heute liegt die doch viel höher!)

    — Sie ist heute noch viel höher, weil wir nach wie vor den von Ihnen geschaffenen Tarif 1981, der eben diese stark anwachsenden Progressionssätze in der unteren Progressionszone hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Betroffen davon ist der, um dessen Wählerstimme Sie sich bemühen, der normale Facharbeiter.
    Meine Damen und Herren, wer Ihren Vorschlägen folgt, die Proportionalzone jetzt wieder zu verlängern, läuft der dynamischen Einkommensentwicklung ständig hinterher. Er ist zu ewigem Aktionismus verdammt. Von Stetigkeit, die not tut, wäre überhaupt keine Rede mehr.
    Die SPD fordert aber nicht nur eine Verlängerung der Proportionalzone, sondern beschränkt ihre tarifliche Entlastung auf den unteren Eingangsbereich der Progressionszone. Diese Entlastung verschafft nur vorübergehend Luft. Nach ein oder zwei Lohnrunden wären die Facharbeiter wieder von den heimlichen Steuererhöhungen eingeholt, von der leistungshemmenden Progression erfaßt — und dies viel stärker als früher.

    (Zuruf von der SPD: Das ist bei Ihnen doch der Fall!)

    Sie können froh sein, daß die Inflationsraten nicht
    mehr so hoch sind wie zu Ihren Regierungszeiten.



    Dr. von Wartenberg
    Sonst würde die Belastung noch offensichtlicher werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der SPD: Die Abgabenlast steigt doch bei Ihnen! Sie erhöhen doch die Abgabenlast, nicht wir!)

    — Meine Damen und Herren, wer eine Leiter an ihrem oberen Ende festhält und unten immer weiter heranschiebt, soll sich nicht wundern, wenn der Anstieg steiler wird.
    Wir wollen mit unseren Vorschlägen den leistungsfeindlichen Mittelstandsbauch abbauen. durch Ihre Vorschläge schaffen Sie einen das Wachstum hemmenden Spitzbauch in der Einkommensteuertarifgestaltung.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Durch Ihre Vorschläge verstärken Sie die Steuerprogression schon vom Facharbeiter an. Der von der SPD vorgeschlagene Tarif müßte ständig korrigiert werden; unser Tarif dagegen ist auf längere Zeit angelegt und somit eine Option auf die Zukunft.

    (Günther [CDU/CSU]: Und auch solide!)

    Zweitens zur Familienbesteuerung: Der Schwerpunkt unserer Vorschläge ist eine nachhaltige steuerliche Entlastung von Familien mit Kindern. Die Betonung liegt hier auf „steuerliche Entlastung". Mit der deutlichen Verbesserung des Kinderfreibetrages bekennen wir uns zum dualen System von Kindergeld und Kinderfreibetrag. Das duale System beruht auf dem Grundsatz der Eigenverantwortlichkeit. Jede Familie muß sich zuerst einmal selbst zu helfen versuchen, und, meine Damen und Herren, sie will das auch. Kinder sind ja nicht in erster Linie eine Bürde oder eine Belastung, sondern für die Eltern von höchster Bedeutung für die eigene Lebenserfüllung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Der Staat muß den Familien nur die Chance geben, für die Kinder selbst zu sorgen. Er muß erst dort unterstützen, wo es not tut.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das heißt für die Steuerpolitik: Wenn fünf Personen von einem Einkommen leben müssen, dann darf der Staat nicht so viel Steuern nehmen wie dann, wenn davon nur zwei oder drei Personen leben müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ehepaare mit Kindern sollen weniger Steuern zahlen als Ehepaare ohne Kinder.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Diese steuerpolitische Konzeption lehnt die SPD total ab. Sie will vom Ansatz her alles über direkte Zahlungen abgelten. Meine Damen und Herren, alles Mögliche ist von der Steuer absetzbar, nur nicht die Kinder? Die SPD behandelt die Kinder als Schadensfall, für den es einen pauschalierten Ersatz aus steuerlichen Kassen gibt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der SPD: Ach du meine Güte!)

    Sie akzeptieren, daß das Vorstandsmitglied bei den Stadtwerken durch den Weihnachtsfreibetrag mehr als doppelt so stark entlastet wird wie der Gasableser in der unteren Proportionalzone.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren von der SPD, Sie akzeptieren, daß der sogenannte Spitzenverdiener von den Unterhaltsleistungen, die er an seine Großmutter zahlt, 56 % spart und der sogenannte Wenigerverdienende nur 22 % oder gar nichts. Warum sagen Sie nicht auch: Jede Großmutter ist dem Staat gleichviel wert? Lassen Sie uns den Abzug der Unterstützungsleistungen streichen und für alle ein gleiches Großmuttergeld einführen.

    (Frau Fuchs [Köln]: Das ist gar nicht so schlecht! — Weiterer Zuruf von der SPD: Das ist eine Anregung! Darüber müssen wir nachdenken!)

    Unser Vorschlag sieht einen steuerlichen Freibetrag von fast 2 500 DM und einen Kindergeldzuschlag

    (Zurufe von der SPD)

    für die vor, die nicht von der steuerlichen Entlastung profitieren. Deshalb steht unser Vorschlag auf zwei Beinen: dem Kinderfreibetrag als Anerkennung des Prinzips der Subsidiarität und dem Kindergeld als Anerkennung der Gemeinschaft der Steuerzahler aus Solidarität.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie sehen, meine Damen und Herren von der Opposition, Ihre Vorschläge sind ungerecht und kurzatmig. Ihre Vorschläge sind schon überholt, bevor sie überhaupt in Kraft träten. Ihre Vorschläge sind ohne langfristige Perspektive und werden den gesellschaftlichen Herausforderungen überhaupt nicht gerecht.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Spöri [SPD]: Alles Lyrik, was Sie da bringen! Sie gehen gar nicht konkret darauf ein, Herr Wartenberg! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren, wir liegen dagegen mit unserer Konzeption richtig. Das vorliegende Steuersenkungsgesetz ist das erste Gesetz in der Geschichte der Steuerentlastungsgesetze, das seinen Namen wirklich verdient. Im Kontrast zu den Steuergesetzen der sozialdemokratischen Regierungszeit — 1974, 1978, 1979 und 1981 — ist es das erste Steuersenkungsgesetz, welches nicht durch gleichzeitige Mehreinnahmen bei irgendeiner anderen Steuer, der Branntwein-, Tabak-, Mineralöl-oder Mehrwertsteuer, also kompensiert durch andere Steuererhöhungen, in Kraft treten wird.

    (Günther [CDU/CSU]: Das ist ganz wichtig!)




    Dr. von Wartenberg
    Das ist angesichts der desolaten Finanzlage, die wir vor zweieinhalb Jahren vorgefunden haben, ein großartiger Erfolg.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das ist trotz der schmerzhaften Eingriffe in die Haushalte der vergangenen Jahre eine Bestätigung unseres Konsolidierungskurses. Das ist erstmalig ein Steuergesetz, von dem jeder einzelne Bürger ohne jede Einschränkung profitiert. Insoweit ist die Äußerung des Bundeskanzlers zutreffend: Es ist die größte Steuersenkung in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

    (Dr. Soell [SPD]: Nach sechs Jahren, nach sieben Jahren!)

    Angesichts der durchgehenden Steuersenkungen über alle Einkommenshöhen hinweg ist es kleinkariert und irreführend, darauf zu verweisen: Der dort spart 181 DM, der andere aber nur 77 DM,

    (Zurufe von der SPD)

    wenn es bei dem ersten 9,2 %, bei dem zweiten aber 25,2 % der bisherigen Lohnsteuer sind.

    (Frau Schmidt [Nürnberg] [SPD]: Menschen leben nicht von Prozenten, sondern von Geld! — Zuruf der Abg. Frau Dr. Timm [SPD])

    Wer Vergleiche anstellt, Frau Timm, sollte dies seriös tun. Man kann nur gleiches mit gleichem vergleichen.

    (Zurufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren, unser Steuergesetz ist dagegen sozial ausgewogen. Es ist bedauerlicherweise nicht möglich, die gesamte Entlastung zu einem Stichtag in Kraft treten zu lassen.

    (Günther [CDU/CSU]: Das ist schade!)

    Die nach wie vor angespannte Haushaltslage des Bundes und einiger Länder läßt dies nicht zu. Deshalb sind für 1986 und für 1988 zwei Entlastungsschritte vorgesehen.

    (Günther [CDU/CSU]: Herr Posser will ja gar nichts!)

    Die erste Entlastung 1986 konzentriert sich im wesentlichen auf die Familie und auf eine Verbesserung des Grundfreibetrages. Wir haben diese beiden Komponenten bewußt vorgezogen. Die Erhöhung unseres Grundfreibetrages um 300 DM ist im Verhältnis zur insgesamt zur Verfügung stehenden Entlastungsmasse ausgewogen. Sie müssen sich doch klarmachen: Wenn 20 Milliarden DM insgesamt an Steuervolumen zurückgegeben werden können und eine gleichmäßige Entlastung angestrebt wird, dann kann man nicht beliebig ein Viertel der Gesamtmasse hierhin oder dorthin schieben, sondern man muß versuchen, es gleichmäßig zu verteilen.
    300 DM Grundfreibetrag im Gegensatz zum Vorschlag der SPD mit 800 DM Grundfreibetrag heißt: Die SPD gibt 3,5 Milliarden DM mehr für diese Entlastung unten aus, und im Endeffekt sind es im Portemonnaie unseres Steuerzahlers 14,60 DM pro Monat, d. h. eine Lokalrunde Bier pro Monat für über 5,5 Milliarden DM. Haben wir wirklich soviel Geld, um so gleichmäßig nivellierend tätig zu sein?

    (Dr. Spöri [SPD]: Sie bringen mit der gesamten Operation nicht mehr als 12 DM für den Normalverdiener!)

    Erst mit der zweiten Stufe wird die Progression deutlich abgeflacht. Die vom Finanzminister dargestellte Entlastungsstruktur und das Inkrafttreten der Entlastungen im oberen Tarifbereich erst im Jahre 1988 verlangen von dem, der mehr Steuern zahlt, für zwei zusätzliche Jahre Verzicht auf die Steuerentlastung. Das sind zwei Jahre Geduld, die, in Geld ausgedrückt, mindestens dem Zinsverlust bei der Investitionshilfeabgabe entspricht.
    Wer also behauptet, unser Steuerpaket sei sozial unausgewogen, sollte unsere Argumente noch einmal unvoreingenommen überprüfen und auch die Zielsetzung dieses Gesetzes beachten.

    (Dr. Spöri [SPD]: Ich habe die ganze Nacht geprüft, aber meine Meinung nicht geändert!)

    Denn unser Gesetz ist eine Option auf die Zukunft. Unser Gesetz hat Perspektive. Würden wir den Vorschlägen der SPD zur Tarifkorrektur folgen, müßten wir schon bald über neue Korrekturen reden.

    (Zuruf von der SPD: Wettbewerb der Umverteilung von unten nach oben!)

    Folgen wir dem Weg der Koalition, so können wir über eine sinnvolle Fortentwicklung nachdenken.
    Die vorgesehene Progressionsabflachung und der erhöhte Kinderfreibetrag bedeuten eine Kursänderung in Richtung eines dauerhaft leistungsfreundlichen, wachstumsfördernden, familienbejahenden Einkommen- und Lohnsteuersystems.
    Die jetzt vorgeschlagene Steuersenkung ist so angelegt, daß sie in der nächsten Legislaturperiode in eine wirkliche Tarifreform einmünden kann. Diese baldige Annäherung an einen gleichmäßig ansteigenden Tarif gelingt nur, wenn wir uns bei der Fortsetzung sparsamer Haushaltsführung, bei weiterer wirtschaftlicher Erholung und bei den steuerpolitischen Vorhaben im wesentlichen auf dieses Ziel konzentrieren.
    Vergessen wir nicht, daß mit der Senkung der Einkommensteuer auch die bedeutendste Unternehmensteuer gesenkt wird. Wer mit guten Gründen auf die steuerliche Entlastung der Unternehmen drängt, kommt um die Senkung der Einkommensteuer nicht herum. Der Handwerksbetrieb in München, der Kaufmann in Bochum, der Handelsvertreter zwischen Hannover und Hamburg, kleine bis große Firmen zahlen alle Einkommensteuer. Frühestens im Zusammenhang mit dieser angestrebten Tarifreform sollte über Möglichkeiten der Entlastung von ertragsunabhängigen Steuern, der Entlastung bei der Körperschaftsteuer und über Höhe oder den Beginn der oberen Proportionalzone entschieden werden.
    Wer bei dieser Zielsetzung murrt, möge einen Moment innehalten. Wer jetzt kurzfristige Entlastungen bei der Unternehmensbesteuerung fordert,



    Dr. von Wartenberg
    sollte bedenken: Für die investitionsbezogene Steuerpolitik ist nichts wichtiger als das Vertrauen des Investors. Das bedeutet: Stetigkeit, Kalkulierbarkeit und Realisierbarkeit der steuerlichen Rahmenbedingungen.

    (Stockleben [SPD]: Der muß auch Aufträge haben!)

    Wem die Entlastung bei der Unternehmensbesteuerung oder die Diskussion über den Spitzensteuersatz unsozial erscheint, sollte bedenken, welche Wirkungen von der Steuerpolitik auf unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit und damit auch auf die Sicherheit unserer Arbeitsplätze ausgeht. Wir haben es zur Zeit eben nicht nur mit dem Wettbewerb von Gütern zu tun, sondern wir haben auch einen Wettbewerb der Steuersysteme zusammen mit unseren wichtigsten Handelspartnern.
    So wichtig es ist, in der gegenwärtigen Diskussion um die Steuerpolitik sehr genau die binnenwirtschaftlichen, innenpolitischen und familienpolitischen Auswirkungen bei uns zu beachten, so wichtig ist es aber auch, mittel- und langfristig den Blick auf die außenwirtschaftliche Komponente zu richten. Wir haben, Herr Kollege Spöri, von Ihnen ja nicht eine Konjunkturkrise, sondern eine Strukturkrise geerbt, mit der wir langfristig zu tun haben. Deshalb wird die Frage, ob der Industriestandort Bundesrepublik Deutschland für unsere Unternehmen und für ausländische Investoren interessant bleibt, auch von unserer Steuerpolitik abhängen,

    (Zuruf der Abg. Frau Dr. Timm [SPD])

    natürlich auch davon, ob rot-grüne Regierungsbündnisse mit einer industriefeindlichen Grundausrichtung in der Bundesrepublik eine Chance haben. Das wird sich sehr schnell in der Statistik und — täuschen Sie sich nicht — natürlich auch in der Zahl der Arbeitsplätze niederschlagen.

    (Dr. Spöri [SPD]: Was hat das mit dem Tarif zu tun?)

    — Herr Spöri, Sie haben in Ihrem Beitrag gerade versucht, über den Tellerrand hinwegzugucken — wahrscheinlich, weil Ihr Teller leer ist.

    (Frau Dr. Timm [SPD]: Albern!)

    Wir müssen aber versuchen, in der Steuerpolitik zu beachten, daß wir eben nicht klug beraten wären, wenn wir eine isolierte Steuerdiskussion des Neids bei uns führten,

    (Widerspruch bei der SPD)

    da wir unsere Arbeitsplätze bei einer starken wirtschaftlichen Interdependenz international konkurrenzfähig halten müssen; und ausschlaggebend für die Konkurrenzfähigkeit ist im wesentlichen auch, wie wir unsere Steuerpolitik gestalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Fleiß, Intelligenz und Disziplin der deutschen Arbeitnehmer und Unternehmer reichen auf Dauer nicht aus, finanzielle Standortvorteile unserer Konkurrenten zu überspielen.

    (Dr. Spöri [SPD]: Pseudovolkspartei!)

    In den anderen Industriestaaten, allen voran Großbritannien und die USA, aber auch im sozialistischen Frankreich, im sozialistisch regierten Frankreich — muß man sagen —

    (Zuruf des Abg. Dr. Spöri [SPD])

    sind — etwa über die Parteigrenzen von Demokraten zu Republikanern hinweg — die Dinge auf dem Gebiet der Unternehmensbesteuerung in Bewegung geraten. Sie sind in Europa unter den sozialdemokratischen Parteien die einzigen, die sich sperren, einen konstruktiven Beitrag zu leisten.

    (Dr. Spöri [SPD]: Seit wann sind die Sozialisten Ihr Vorbild?)

    Die Steuerpolitik muß daher auch mittelfristig ausgerichtet sein und dafür sorgen, daß unser Standort Bundesrepublik Deutschland interessant bleibt. Wir dürfen in der Steuerpolitik deshalb den Anschluß an weltwirtschaftliche Entwicklungen nicht verpassen.
    Mit der Ansiedlung von zukunftsorientierten Industrien bei uns oder im Ausland fallen heute langfristig wirksame Entscheidungen, die die Investitionspolitik auf Jahrzehnte bestimmen werden. Unsere Entscheidungen von heute sichern die Arbeitsplätze von morgen. Deshalb ist die Entscheidung über diesen großen Schritt der Steuerentlastung von so großer Bedeutung, weil sie ein deutlicher Schritt in die richtige Richtung ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)