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ID1009319300

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    Plenarprotokoll 10/93 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 93. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Oktober 1984 Inhalt: Fragestunde — Drucksachen 10/2163 vom 19. Oktober 1984 und 10/2175 vom 23. Oktober 1984 — Gefährdung von Arbeitsplätzen infolge der angeblich bevorstehenden Fusion zwischen der Krupp Stahl AG, den KlöcknerWerken AG und der Conzino Riotinto of Australia Ltd. sowie Möglichkeiten der Einflußnahme der Bundesregierung DringlAnfr 23.10.84 Drs 10/2175 Dr. Emmerlich SPD Antw PStSekr Dr. Sprung BMWi 6795 B ZusFr Dr. Emmerlich SPD 6795 D ZusFr Dr. Jobst CDU/CSU 6796 B ZusFr Roth SPD 6796 C ZusFr Sieler SPD 6796 C ZusFr Dr. Hornhues CDU/CSU 6796 D ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD 6797 A ZusFr Stratmann GRÜNE 6797 B ZusFr Neumann (Bramsche) SPD 6797 D ZusFr Lutz SPD 6798 A ZusFr Vosen SPD 6798 B ZusFr Urbaniak SPD 6798 C ZusFr Stockleben SPD 6798 C ZusFr Dr. Wieczorek SPD 6799 A ZusFr Dreßler SPD 6799 B ZusFr Grünbeck FDP 6799 B ZusFr Wiefel SPD 6799 C ZusFr Dr. Lammert CDU/CSU 6799 D ZusFr Reschke SPD 6800 A ZusFr Dr. Jens SPD 6800 B ZusFr Dr. Sperling SPD 6800 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6800 C ZusFr Reuter SPD 6800 D ZusFr Frau Dr. Skarpelis-Sperk SPD 6801A ZusFr Frau Hürland CDU/CSU 6801A ZusFr Weinhofer SPD 6801 B Änderung der Abschreibungsmöglichkeiten für neue Energietechnologien und Fernwärme im Einkommensteuerrecht MdlAnfr 1 19.10.84 Drs 10/2163 Dr. Sperling SPD Antw PStSekr Dr. Häfele BMF 6801 C ZusFr Dr. Sperling SPD 6801 C Ausstattung des Fuhrparks der obersten Bundesbehörden mit umweltfreundlichen Kraftfahrzeugen MdlAnfr 2 19.10.84 Drs 10/2163 Weinhofer SPD Antw PStSekr Dr. Häfele BMF 6802 A ZusFr Weinhofer SPD 6802 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6802 B ZusFr Kirschner SPD 6802 C Erstellung einer Grenzaufgriffsstatistik durch das Bundesinnenministerium; Personenkontrollen an den Grenzen MdlAnfr 12, 13 19.10.84 Drs 10/2163 Antretter SPD Antw PStSekr Spranger BMI 6802 D ZusFr Antretter SPD 6803A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 93. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Oktober 1984 Beteiligung der Mitarbeiter bei Jubiläen von Behörden MdlAnfr 14 19.10.84 Drs 10/2163 Dr. Sperling SPD Antw PStSekr Spranger BMI 6803 C ZusFr Dr. Sperling SPD 6803 C Treffen der ehemaligen 4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division im Oktober 1984 in Marktheidenfeld MdlAnfr 15 19.10.84 Drs 10/2163 Lambinus SPD Antw PStSekr Spranger BMI 6803 D ZusFr Lambinus SPD 6803 D ZusFr Schwenninger GRÜNE 6804 C ZusFr Weinhofer SPD 6804 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 6805A Gesamtwert aller nach Teil I der Ausfuhrliste genehmigten Warenausfuhren nach Südafrika im 1. Halbjahr 1984 MdlAnfr 16 19.10.84 Drs 10/2163 Schwenninger GRÜNE Antw PStSekr Dr. Sprung BMWi 6805A ZusFr Schwenninger GRÜNE 6805 B Beteiligung der Zahnräderfabrik Renk AG, Augsburg, an der Rüstungsproduktion in Südafrika MdlAnfr 17 19.10.84 Drs 10/2163 Schwenninger GRÜNE Antw PStSekr Dr. Sprung BMWi 6805 C Schließung der schwedischen Tochterfirma Fagersta Sanvik Rohr GmbH in Lampertheim (Hessen) MdlAnfr 18 19.10.84 Drs 10/2163 Dr. Kübler SPD Antw PStSekr Dr. Sprung BMWi 6805 D ZusFr Dr. Kübler SPD 6806 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6806 B Weizenpreise in Frankreich; Wettbewerbsfähigkeit von EG-Getreide MdlAnfr 20, 21 19.10.84 Drs 10/2163 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Dr. von Geldern BML 6806 C ZusFr Eigen CDU/CSU 6806 D Verbesserung der Wirtschaftslage der deutschen Waldbauern MdlAnfr 22, 23 19.10.84 Drs 10/2163 Müller (Schweinfurt) SPD Antw PStSekr Dr. von Geldern BML 6807 C ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD 6807 D ZusFr Eigen CDU/CSU 6808 C ZusFr Kirschner SPD 6808 C Jahresumsatz und Höhe der Vorsteuerpauschale eines landwirtschaftlichen Betriebs mit 330 Vieheinheiten MdlAnfr 24 19.10.84 Drs 10/2163 Kirschner SPD Antw PStSekr Dr. von Geldern BML 6808 D ZusFr Kirschner SPD 6809 B ZusFr Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 6809 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6809 C ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD 6809 D ZusFr Eigen CDU/CSU 6810A ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD 6810A Landwirtschaftliche Überproduktion MdlAnfr 25 19.10.84 Drs 10/2163 Kirschner SPD Antw PStSekr Dr. von Geldern BML 6810 B ZusFr Kirschner SPD 6810 B ZusFr Eigen CDU/CSU 6810 D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD 6811A ZusFr Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 6811 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 6811C ZusFr Hansen (Hamburg) SPD 6811D Rentenanpassung unter Zuhilfenahme eines erhöhten Bundeszuschusses 1985 MdlAnfr 28 19.10.84 Drs 10/2163 Egert SPD Antw PStSekr Vogt AA 6812 A ZusFr Egert SPD 6812A Einsatzfähigkeit von Pershing II und Cruise Missiles MdlAnfr 29, 30 19.10.84 Drs 10/2163 Frau Traupe SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 6812 C ZusFr Frau Traupe SPD 6812 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6812 D ZusFr Krizsan GRÜNE 6813 B Aktuelle Stunde betr. Fusion im Stahlbereich Roth SPD 6813D Dr. Lammert CDU/CSU 6814 B Stratmann GRÜNE 6815 C Beckmann FDP 6816 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6817 C Dr. Emmerlich SPD 6819 C Dr. Hornhues CDU/CSU 6820 A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 93. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Oktober 1984 III Sieler SPD 6821A Dr. Jobst CDU/CSU 6821 C Grünbeck FDP 6822 D Urbaniak SPD 6823 C Freiherr von Schorlemer CDU/CSU 6824 B Wieczorek (Duisburg) SPD 6825A Müller (Wadern) CDU/CSU 6825 D Nächste Sitzung 6827 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 6829* A Anlage 2 Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz im dualen System nach Inanspruchnahme von Schulungsmaßnahmen der Bundesanstalt für Arbeit MdlAnfr 26 19.10.84 Drs 10/2163 Kastning SPD SchrAntw PStSekr Vogt BMA 6829* B Anlage 3 Aussage von Staatsminister Möllemann zur Rentenfinanzierung MdlAnfr 27 19.10.84 Drs 10/2163 Frau Fuchs (Köln) SPD SchrAntw PStSekr Vogt BMA 6829* C Anlage 4 Bundesmittel für eine Werbekampagne der Porzellanindustrie gegen Dumpingimporte MdlAnfr 19 19.10.84 Drs 10/2163 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Sprung BMWi 6829* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 93. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Oktober 1984 6795 93. Sitzung Bonn, den 24. Oktober 1984 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens** 25. 10. Bastian 26. 10. Frau Beck-Oberdorf 26. 10. Broll 26. 10. Ertl 26. 10. Dr. Hackel** 25. 10. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 24. 10. Höffkes 26. 10. Frau Kelly 26. 10. Klose 25. 10. Dr. Köhler (Duisburg) 24. 10. Kretkowski 24. 10. Dr. Mertes (Gerolstein) 26. 10. Dr. Milner** 26. 10. Dr. Müller-Emmert 26. 10. Porzner 26. 10. Reimann 24. 10. Frau Roitzsch (Quickborn) 26. 10. Schmidt (Hamburg) 26. 10. Schmidt (München) ** 25. 10. Schröer (Mülheim) 24. 10. Dr. Soell 26. 10. Dr. Stark (Nürtingen) 26. 10. Graf Stauffenberg* 26. 10. Voigt (Frankfurt) *** 24. 10. Weiskirch (Olpe) 26. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Vogt auf die Frage des Abgeordneten Kastning (SPD) (Drucksache 10/2163 Frage 26): Wie viele Bewerber um einen Ausbildungsplatz, die vorübergehend in Maßnahmen der Bundesanstalt für Arbeit bzw. in beruflichen Vollzeitschulen untergebracht worden sind, hatten am 30. September dieses Jahres ihren Wunsch nach Vermittlung eines Ausbildungsplatzes im dualen System aufrechterhalten? Nach einer Sondererhebung der Bundesanstalt für Arbeit haben 36 104 Bewerber um einen Ausbildungsplatz andere Bildungsangebote oder eine Beschäftigung angenommen und gleichzeitig ihren Vermittlungswunsch am 30. September 1984 aufrechterhalten. Darunter befanden sich 4 915 Ausbildungsplatzbewerber in berufsvorbereitenden Maß- Anlagen zum Stenographischen Bericht nahmen der Bundesanstalt für Arbeit und 22 382 in beruflichen Vollzeitschulen. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Vogt auf die Frage der Abgeordneten Frau Fuchs (Köln) (SPD) (Drucksache 10/2163 Frage 27): Teilt die Bundesregierung die in einem Interview mit der Illustrierten „Quick" vertretene Auffassung des Staatsministers im Auswärtigen Amt, Möllemann, daß das derzeitige Rentensystem nicht mehr finanzierbar sei und alle Menschen, die heute Geld verdienten, sich zusätzlich durch eine private Versicherung absichern sollten, und wenn nein, wie vereinbart sie diese Äußerung des Staatsministers mit der Aussage in der Zwischenbilanz der Arbeit der Bundesregierung (Bulletin vom 2. Oktober 1984), daß „langfristig die Weichen für eine Stabilisierung (der gesetzlichen Rentenversicherung) gestellt worden sind"? Die Bundesregierung hat in ihrer im Bulletin vom 2. Oktober 1984 veröffentlichten Zwischenbilanz der Politik der Erneuerung ihre Auffassung zur Situation der Rentenversicherung dargelegt. Durch ihr entschlossenes Handeln bei Regierungsübernahme im Oktober 1982 hat die Bundesregierung mit den Maßnahmen des Haushaltsbegleitgesetzes 1983 die Zahlungsfähigkeit der Rentenversicherung 1983 sichergestellt. Mit diesem und dem Haushaltsbegleitgesetz 1984 ist die Anpassung der gesetzlichen Rentenversicherung an die veränderten ökonomischen und demographischen Rahmenbedingungen eingeleitet und ein wichtiger Schritt zur langfristigen Stabilisierung der Rentenversicherung gemacht worden. Im Rahmen der weiteren Strukturreform wird die Bundesregierung unter Beachtung des Grundsatzes einer ausgewogenen Berücksichtigung aller an der Rentenversicherung Beteiligten diesen Anpassungsprozeß fortsetzen und die Renten auf Dauer sichern. Niemand braucht Sorge um seine Rente zu haben. Dies bedeutet aber nicht, daß die Bundesregierung nicht eine zusätzliche private Vorsorge oder eine zusätzliche betriebliche Altersversorgung für eine wünschenswerte individuelle Ergänzung der gesetzlichen Alterssicherung hält. Herr Möllemann hat im Rahmen seines Interviews nichts anderes sagen wollen, als daß die langfristig entstehende, demographisch bedingte Problematik der Rentenfinanzen nicht ohne die - von der Bundesregierung bereits angekündigten - Maßnahmen gelöst werden können. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sprung auf die Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU/CSU) (Drucksache 10/2163 Frage 19): 6830* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 93. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Oktober 1984 Ist die Bundesregierung in der Lage und gegebenenfalls bereit, angesichts der Überschwemmung der Bundesrepublik Deutschland mit Porzellan-Billigimporten aus dem Fernen Osten, die vielfach als Produktnachahmungen unterstützt durch Niedriegpreise und Zollvorteile, Tausende von Arbeitsplätzen im nordostbayerischen Grenzland gefährden, sich an einer groß angelegten geplanten Gemeinschaftswerbung der deutschen Porzellanindustrie finanziell zu beteiligen? Die Porzellanindustrie hat Minister Bangemann bei einer Veranstaltung am 11. Oktober den Wunsch vorgetragen, eine Gemeinschaftswerbung der deutschen Porzellanindustrie staatlich zu unterstützen. Ein konkreter Antrag der Porzellanindustrie auf Förderung liegt bis jetzt nicht vor. Die Bundesregierung sieht keine Möglichkeit für ein besonderes sektorspezifisches Hilfsprogramm. Das Bundeswirtschaftsministerium prüft zur Zeit, ob und gegebenenfalls welche Möglichkeiten für die Industrie bestehen, allgemeine Hilfen zur Förderung des Mittelstandes in Anspruch zu nehmen. Ob ein konkreter Antrag auf Hilfe positiv beschieden werden könnte, läßt sich zur Zeit nicht sagen.
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    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Diese Debatte gibt noch einmal Gelegenheit, die Grundzüge der Stahlpolitik herauszustellen, die übrigens nicht die Grundzüge allein dieser Regierung sind, sondern die auch schon von der vergangenen Regierung anerkannt worden sind,

    (Stratmann [GRÜNE]: Kennen wir doch!)

    nämlich in einem Gesamtkonzept über Stillegungen von Kapazitäten wettbewerbsfähige und damit lebensfähige Stahlunternehmen zu schaffen.

    (Dr. Emmerlich [SPD]: Bei Erhaltung der Stahlstandorte!)

    Dies ist die Konzeption der Europäischen Gemeinschaft, die in allen Ländern durchgeführt wird.
    Ich darf wiederholen, was Herr Sprung hier schon gesagt hat; offenbar muß man es mehrfach zitieren.

    (Zurufe von der SPD)

    Nach dem Manuskript der Fernsehdiskussion hat der Bundeskanzler zum Problem der Stahlstandorte wörtlich gesagt:
    Wir können nicht sagen: jeden Arbeitsplatz, aber wir wollen auch versuchen, die Stahlstandorte zu erhalten.
    Ich glaube, das ist eine eindeutige Aussage, die Sie jetzt nicht durch Überinterpretation zu einer Waffe gegen den Bundeskanzler schmieden können. Das ist einfach sachlich nicht richtig.

    (Unruhe bei der SPD)

    Der zweite Punkt ist folgender. Wir haben in diesem Konzept eine schwierige Phase bis Ende 1985, und zwar nicht nur die Bundesrepublik, sondern alle Mitgliedsländer der Gemeinschaft. Alle haben nämlich festgestellt, daß der Wille, der übrigens von der französischen und der italienischen Regierung bei meinen letzten Besuchen dort noch einmal bekräftigt wurde, Ende 1985 den Stahlsubventionskodex auslaufen zu lassen, bei der Umsetzung in die Wirklichkeit auf einige Problemfälle in allen Ländern stößt. Wenn wir bis zu diesem Endtermin diese Problemfälle noch gemeinsam lösen wollen, dann müssen wir das mit Vernunft und Ruhe machen.
    Grundsätzlich hat die Bundesregierung — übrigens auch die vor dieser Bundesregierung unter Ihrer Beteiligung, meine Damen und Herren von der Opposition, gebildete Bundesregierung — nie einen Zweifel daran gelassen, daß Fusionen, die zu größeren und wettbewerbsfähigeren Unternehmungen



    Bundesminister Dr. Bangemann
    führen, auch einen Beitrag zur Erhaltung von Arbeitsplätzen leisten.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Stratmann [GRÜNE]: Zur Vernichtung!)

    Sie — ich sage das besonders dem Kollegen Stratmann — scheinen völlig vergessen zu haben, daß es in der Europäischen Gemeinschaft eine Regierung gibt — übrigens gar keine sozialistische, muß ich einmal zu Ihrer Beruhigung sagen, sondern eine im wesentlichen auch von liberalen und konservativen Parteien getragene Regierung —, die versucht hat, ihr sogenanntes Gesamtkonzept durchzusetzen,

    (Stratmann [GRÜNE]: Welche Regierung?)

    nämlich die Umwandlung von staatlichen Hilfen in Eigenkapital des Staates, also praktisch eine Verstaatlichung der Industrie,

    (Stratmann [GRÜNE]: Wollen wir gar nicht!)

    eine Garantie, daß jeder Arbeitsplatz erhalten wird. Das hat dazu geführt, daß diese Industrie größere Wettbewerbsrückstände hat und mehr Arbeitsplätze jetzt stillegen mußte, als sie vielleicht hätte stillegen müssen, wenn sie sich rechtzeitig um Wettbewerbsfähigkeit gekümmert hätte.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Im übrigen: Erzählen Sie doch keine Märchen! Auch die Arbeitnehmervertretungen — reden Sie doch mit den Arbeitnehmervertretungen in diesen Betrieben;

    (Stratmann [GRÜNE]: Tue ich laufend!)

    die werden Ihnen ganz andere Dinge erzählen, als Sie sie hier erzählen -- wissen natürlich ganz genau, daß man eine lebensfähige Konzeption braucht, nicht nur um Geld zu bekommen, sondern um auf Dauer ein Unternehmen zu erhalten, das Arbeitsplätze sichert.

    (Stratmann [GRÜNE]: Ein Gesamtkonzept! Roth [SPD]: Sie haben ja nicht einmal Informationen! Kommen Sie doch damit über, wie Klöckner/Krupp in Ihre Konzeption paßt! — Weiterer Zuruf des Abg. Stratmann [GRÜNE])

    Herr Roth, wir haben, wie ja schon Herr Sprung gesagt hat, in der letzten Woche ein Gespräch mit den beteiligten deutschen Unternehmen geführt.

    (Roth [SPD]: Haben Sie sich selbst darum gekümmert?)

    — Ja, Herr Roth, ich bin selbst dagewesen. Stellen Sie sich vor. Sind Sie jetzt beruhigt?

    (Heiterkeit)

    — So viel Zutrauen hat er doch noch zu mir, daß er jetzt beruhigt ist. Das freut mich aber wirklich.

    (Heiterkeit)

    Wir haben dieses Gespräch geführt. Die Vertreter dort haben uns, als wir Fragen nach Einzelheiten aufgeworfen haben, erklärt: Sie müssen verstehen, daß wir zunächst einmal unsere Unternehmungsgremien über das unterrichten müssen, was wir
    vorhaben, und daß wir erst einmal deren Zustimmung bekommen, bevor wir Ihnen offiziell etwas sagen können.

    (Dr. Emmerlich [SPD]: Ist ja unerhört! — Weiterer Zuruf von der SPD: Das haben Sie sich gefallen lassen?)

    — Das ist doch selbstverständlich. Was würde denn ein Arbeitnehmervertreter sagen, wenn er hört, daß Unternehmensleitungen über nebulöse Pläne, die noch nicht einmal von den Aufsichtsgremien genehmigt sind,

    (Zuruf von der SPD: Das machen Sie doch sonst auch!)

    eine Regierung informieren, daran vielleicht Subventionsforderungen knüpfen, und wenn er dann aus der Presse erfährt, was vorgeht?

    (Stratmann [GRÜNE]: Da weiß der Lambsdorff noch mehr als Sie!)

    Wir haben ganz deutlich gemacht: Bevor diese Bundesregierung irgendeine Entscheidung trifft, und zwar entweder eine kartellrechtliche — denn das wird auch unter kartellrechtlichen Gesichtspunkten geprüft —, eine energierechtliche — denn das wird auch unter energierechtlichen Gesichtspunkten geprüft —

    (Roth [SPD]: Warum haben Sie denn Ihre Informationen nicht dem Staatssekretär gegeben?)

    oder eine Subventionsentscheidung, also eine Änderung dessen, was wir bisher beschlossen und zugesagt haben, brauchen wir nicht nur die Einzelheiten, sondern die genehmigten Einzelheiten. Denn bevor nicht die Aufsichtsratsgremien der Unternehmungen gesagt haben: Wir sind damit einverstanden, liegt ja nicht einmal eine Unternehmenskonzeption vor. Was soll denn dieses Gerede, wir seien nicht an Einzelheiten interessiert? Selbstverständlich sind wir das. Aber die Einzelheiten können nicht aus bloßen Absichten oder Gerüchten bestehen, sondern ich muß wissen: Was sagt der Aufsichtsrat dazu, was haben die Arbeitnehmer dazu gesagt, wie sieht die Konzeption insgesamt aus? Erst dann kann ich eine Antwort erteilen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Stratmann [GRÜNE]: Was ist mit Salzgitter?)

    Jetzt will ich Ihnen sagen, wie die Antwort aussehen wird, wenn wir die Einzelheiten kennen. Selbstverständlich werden wir dabei alle Gesichtspunkte berücksichtigen, auch den Gesichtspunkt, ob man Standorte in Regionen erhalten muß, die Arbeitsmarktprobleme haben. Darauf können Sie sich verlassen. Auch diese Gesichtspunkte werden wir prüfen.

    (Dr. Emmerlich [SPD]: Prüfen! — Gegenruf von der CDU/CSU: Natürlich, das muß man doch erst einmal!)

    — Sagen Sie einmal: Wie glauben Sie eigentlich, Ihre Angriffe gegen diese Regierung motivieren zu können, wenn Sie von mir verlangen, daß ich ohne



    Bundesminister Dr. Bangemann
    Prüfung jetzt irgend etwas Definitives sagen soll? Wie stellen Sie sich das vor?

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Sie müssen uns doch wenigstens einmal die Möglichkeit geben, ein Konzept zu prüfen, bevor wir etwas sagen.

    (Dr. Emmerlich [SPD]: Die Prüfung hätten Sie längst abschließen müssen, bevor vollendete Tatsachen geschaffen wurden!)

    — Vollendete Tatsachen können diese Unternehmungen nicht schaffen, weil sie, wenn sie auf die kartellrechtliche, energierechtliche und subventionsrechtliche Hilfe der damit befaßten Institutionen angewiesen sind, dieses Konzept, das sie beschließen werden, gar nicht durchsetzen können. Wenn sich z. B. kartellrechtliche Bedenken ergeben, wird das Bundeskartellamt — und zwar in seiner Zuständigkeit — eine solche Fusion schon untersagen. Wenn sich irgendwelche energierechtlichen Konsequenzen ergeben oder natürlich beim Subventionsrecht, wo wir über direkte Eingriffsmöglichkeiten verfügen, haben wir, wenn wir nicht einverstanden sind, die Möglichkeit, den Unternehmungen zu sagen: Damit sind wir nicht einverstanden. Bevor wir so etwas sagen — ich meine, das sollte man dann ernsthaft tun —, muß ich wissen: Was genehmigt der Aufsichtsrat? Ich muß auch wissen: Was genehmigt die Arbeitnehmerbank des Aufsichtsrats?
    Sie reden immer von Mitbestimmung und von Montanmitbestimmung. Nun nehmen Sie das doch einmal ernst! Warten Sie doch erst einmal ab, was die Leute sagen!

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Stratmann [GRÜNE]: Mein Gott, das müssen gerade Sie sagen!)

    Diese Bundesregierung wird eine Entscheidung treffen, die sie Ihnen auch rechtzeitig bekanntgeben wird, eine Entscheidung aus ihrer Verantwortung und in Kenntnis aller Tatsachen

    (Stratmann [GRÜNE]: Wie Salzgitter!)

    und mit der Absicht, Arbeitsplätze zu erhalten, die durch keine Subventionspraxis, auch durch kein Gesamtkonzept, das auf staatlichen Interventionen beruht, erhalten werden können. Auf der ganzen Welt, nicht einmal in den Ländern, die überhaupt nur staatsdirigistisch vorgehen, können Sie auf Dauer einen Arbeitsplatz erhalten, der sich nicht rentiert. Wenn Sie diese Binsenweisheit der Wirtschaftspolitik endlich einmal anerkennen würden, dann würden Sie etwas für Arbeitnehmerinteressen tun; aber sich hier hinzustellen und so zu tun, als ob — —(Roth [SPD]: Der Spezialist für Binsenweisheiten!)

    — Das ist j a das Schlimme, Herr Roth, daß ich mit
    Ihnen gar nicht auf die Spezialfragen eingehen
    kann, was ich gerne möchte. Ihnen muß ich immer
    wieder Binsenweisheiten sagen. Das ist ja das Problem.

    (Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Wir werden Sie über diese Einzelheiten informieren, Ihnen unsere Konzeption vorlegen.

    (Stratmann [GRÜNE]: Das gleiche wie in Salzgitter!)

    und dann können wir vernünftig debattieren. Darauf können Sie sich verlassen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Emmerlich.

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    Rede von Dr. Alfred Emmerlich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Nachricht von der drohenden Schließung der Georgsmarienhütte hat bei den betroffenen Arbeitnehmern, bei den Bürgern von Georgsmarienhütte, ja den Bürgern der gesamten Region Osnabrück, große Beunruhigung, große Sorge ausgelöst, aber auch große Enttäuschung und große Empörung. Wie vielen Millionen Bürgern dieses Landes ist nämlich den Bürgern unserer Region noch sehr deutlich das Versprechen des Bundeskanzlers in Erinnerung, er und seine zukünfte Regierung wollten sich um die Erhaltung der Stahlstandorte bei allen Notwendigkeiten in bezug auf Kapazitätreduzierung bemühen. Die Bürger unserer Region fragen den Bundeskanzler, fragen den Bundeswirtschaftsminister: was tun sie denn konkret, um dieses Ziel in bezug auf den Stahlstandort Georgsmarienhütte zu erreichen?
    Der Verlauf der heutigen Fragestunde und der bisherigen Aussprache, insbesondere das blamable Auftreten des Staatssekretärs Sprung und des Bundeswirtschaftsministers,

    (Lachen und Zurufe von der CDU/CSU)

    lassen doch nur einen einzigen Schluß zu: diese Bundesregierung tut nichts zur Erhaltung der Stahlstandorte,

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Jämmerlich! -Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)

    diese Bundesregierung nimmt nicht einmal die ihr gegebenen Möglichkeiten wahr, sich über das zu informieren, was die Konzerne in bezug auf die Fusion und ihre Folgen beabsichtigen.

    (Roth ist es! — Zurufe von der CDU/CSU: Der sollte lieber bei seinen Leisten bleiben. der Rechtspolitik, da versteht er was von!)

    Die Bürger der Region Osnabrück und die Arbeitnehmer der Georgsmarienhütte fragen darüber hinaus: Wird die Schließung von Georgsmarienhütte zu allem Überfluß etwa auch noch dadurch möglich gemacht, daß Staatsgelder zur Subventionierung dieser Schließung gezahlt werden? Auf die entsprechenden Fragen, die wir unter Berücksichtigung dieses Gesichtspunktes heute gestellt haben, hat



    Dr. Emmerlich
    Staatssekretär Sprung wieder nichts anderes getan als zu sagen: Darüber wissen wir nichts, darüber können wir jetzt noch nichts sagen. Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren, die Betriebsräte der Klöckner AG, der Georgsmarienhütte, der Landrat von Osnabrück und der Oberstadtdirektor vom Landkreis Osnabrück wissen über das, was die Fusion beinhaltet und was durch die Fusion droht, mehr als die Bundesregierung, mehr als der Bundeswirtschaftsminister und mehr als sein Staatssekretär Sprung. Dies ist ein einziger Skandal,

    (Lachen und Zurufe von der CDU/CSU)

    ein Zeichen einer ungeheuren Verantwortungslosigkeit. Und wenn der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU für diesen Sachverhalt hier nichts anderes übrig hat als ein dreckiges Lachen,

    (Oh-Rufe und weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    dann kennzeichnet das den beklagenswerten Zustand, in dem er und seine Fraktion sich befinden.

    (Beifall bei der SPD)