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ID1009200300

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    Plenarprotokoll 10/92 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 92. Sitzung Bonn, Freitag, den 19. Oktober 1984 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 6773 A Einsprüche der Abgeordneten Reents und Fischer (Frankfurt) gegen den Ausschluß am 18. Oktober 1984 Namentliche Abstimmung 6773 D Aktuelle Stunde betr. die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Senkung der Preissteigerungsrate Wissmann CDU/CSU 6775 C Dr. Jens SPD 6776 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 6777 C Verheyen (Bielefeld) GRÜNE 6778 B Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6779 C Dr. Sperling SPD 6781 C Dr. Unland CDU/CSU 6782 B Jung (Düsseldorf) SPD 6783 B Uldall CDU/CSU 6784 B Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 6785 B Lutz SPD 6786 B Hinsken CDU/CSU 6787 C Dr. Haussmann FDP 6788 C Schulhoff CDU/CSU 6789 B Nächste Sitzung 6790 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6791* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 6791* B Anlage 3 Erhöhung des dänischen Verteidigungsbeitrags zur NATO MdlAnfr 25 12.10.84 Drs 10/2110 Dr. Schöfberger SPD SchrAntw StMin Möllemann AA . 6791* C Anlage 4 Beitritt zum Interimsabkommen der Seerechtskonvention MdlAnfr 26 12.10.84 Drs 10/2110 Dr. Klejdzinski SPD SchrAntw StMin Möllemann AA 6791* D Anlage 5 Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Regierungen und Widerstandsbewegungen in Mosambik, Angola und Namibia; Vermittlerrolle der Republik Südafrika MdlAnfr 27, 28 12.10.84 Drs 10/2110 Hedrich CDU/CSU SchrAntw StMin Möllemann AA 6792* A Anlage 6 Rücknahme der vom kommandierenden General des H. Korps in Ulm erlassenen Weisungen über „kriegsnahe Ausbildung" II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 92. Sitzung. Bonn, Freitag, den 19. Oktober 1984 in der Bundeswehr; Einschränkung der Nachtschießtätigkeit der US-Streitkräfte auf den Truppenübungsplätzen MdlAnfr 72, 73 12.10.84 Drs 10/2110 Stiegler SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 6792* C Anlage 7 Durchfahrt eines Atommülltransports durch den Sicherheitsbereich des Truppenübungsplatzes Munster MdlAnfr 74 12.10.84 Drs 10/2110 Krizsan GRÜNE SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 6793* D Anlage 8 Aussagen des Bundesministers der Verteidigung über die Gewaltaktionen der Friedensbewegung während der Herbstmanöver 1984 MdlAnfr 75, 76 12.10.84 Drs 10/2110 Frau Dr. Vollmer GRÜNE SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 6794* A 92. Sitzung Bonn, den 19. Oktober 1984 Beginn: 8.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 19. 10. Brandt 19. 10. Dr. Corterier 19. 10. Dr. Daniels 19. 10. Frau Dempwolf 19. 10. Ertl 19. 10. Eylmann 19. 10. Gattermann 19. 10. Frau Geiger 19. 10. Dr. von Geldern 19. 10. Dr. Göhner 19. 10. Dr. Götz 19. 10. Haase (Fürth) * 19. 10. Handlos 19. 10. Frau Dr. Hartenstein 19. 10. Dr. Hauchler 19. 10. Dr. Hauff 19. 10. Jansen 19. 10. Klose 19. 10. Dr. Köhler (Duisburg) 19. 10. Kolb 19. 10. Dr.-Ing. Laermann 19. 10. Dr. Mertes (Gerolstein) 19. 10. Dr. Müller * 19. 10. Müller (Remscheid) 19. 10. Dr. Müller-Emmert 19. 10. Pesch 19. 10. Porzner 19. 10. Frau Renger 19. 10. Reuschenbach 19. 10. Rode (Wietzen) 19. 10. Frau Roitzsch (Quickborn) 19. 10. Scheu 19. 10. Frau Schmedt (Lengerich) 19. 10. Schmidt (Hamburg) 19. 10. Schröer (Mülheim) 19. 10. Dr. Schwarz-Schilling 19. 10. Dr. Spöri 19. 10. Dr. Stark (Nürtingen) 19. 10. Graf Stauffenberg 19. 10. Dr. Stoltenberg 19. 10. Voigt (Sonthofen) 19. 10. Dr. Waigel 19. 10. Weiskirch (Olpe) 19. 10. Dr. Zimmermann 19. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 der Geschäftsordnung die nachstehenden Vorlagen überwiesen: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht des Bundesministers des Innern an den Deutschen Bundestag über „Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung in den Jahren 1981 und 1982" - Drucksache 10/2048 - Anlagen zum Stenographischen Bericht zuständig: Innenausschuß (federführend) Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Ausschuß für Forschung und Technologie Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Wahlkreiskommission für die 10. Wahlperiode des Deutschen Bundestages gemäß § 3 Bundeswahlgesetz/BWG - Drucksache 10/2053 - zuständig: Innenausschuß Der Präsident hat gemäß § 92 der Geschäftsordnung die nachstehende Vorlage überwiesen: Aufhebbare Verordnung zur Änderung des Deutschen TeilZolltarifs (Nr. 5/84 - Erhöhung des Zollkontingents 1984 für Bananen) - Drucksache 10/2116 - Überweisung an den Ausschuß für Wirtschaft mit der Bitte, den Bericht dem Plenum möglichst bis zum 7. Februar 1985 vorzulegen Anlage 3 Antwort des Staatsministers Möllemann auf die Frage des Abgeordneten Dr. Schöfberger (SPD) (Drucksache 10/2110 Frage 25): Wie beurteilt die Bundesregierung angesichts des Drängens der NATO auf mindestens dreiprozentige Jahreszuwächse zusätzlich zum Inflationsausgleich die Ankündigung der von einer Mitte-Rechts-Koalition getragenen dänischen Regierung, den Verteidigungshaushalt von derzeit 11,4 Milliarden Kronen lediglich auf knapp 11,5 Milliarden Kronen zu steigern und einen weiteren Anstieg nur zum Ausgleich der Inflation vorzusehen? Die Bundesregierung ist der Ansicht, daß die gegenwärtige Lage ein Nachlassen der Verteidigungsanstrengungen nicht erlaubt. Trotz aller wirtschaftlichen und innenpolitischen Schwierigkeiten müssen angesichts der Hochrüstung des Ostens die Verteidigungsausgaben in den Ländern des Nordatlantischen Bündnisses den verteidigungspolitischen Erfordernissen entsprechen. Wir gehen davon aus, daß sich die dänische Regierung dieses Problems und der daraus sich ergebenden Aufgaben bewußt ist und sich entsprechend bemüht. Anlage 4 Antwort des Staatsministers Möllemann auf die Frage des Abgeordneten Dr. Klejdzinski (SPD) (Drucksache 10/2110 Frage 26): Welche Gründe waren für die Bundesregierung ausschlaggebend, dem provisorischen Interimsabkommen beizutreten, und sieht die Bundesregierung in diesem Beitritt nicht eine Erschwernis für die Zeichnung der Seerechtskonvention? Die „Vorläufige Absprache über Fragen des Tiefseebodens" ist zusammen mit den Regierungen Belgiens, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, Japans, der Niederlande und der USA verhandelt und am 3. August 1984 in Genf unterzeichnet worden. Die Parteien verpflichten sich darin, evtl. von ihnen erteilte Lizenzen zum Tiefseebergbau oder entspre- 6792* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 92. Sitzung. Bonn, Freitag, den 19. Oktober 1984 chende Anträge bei der Vorbereitungskommission gegenseitig zu respektieren. Das Übereinkommen knüpft dabei an eine Vereinbarung der internationalen Tiefseebergbau-Unternehmen zur Lösung von Feldüberschneidungen an. Rechtlich steht es nicht im Widerspruch zum Seerechtsübereinkommen wie auch durch die Beteiligung von drei Staaten — nämlich Frankreich, Japan, Niederlande — deutlich wird, die das Seerechtsübereinkommen gezeichnet haben. Die Entscheidung über den Abschluß der „Vorläufigen Absprache" ist seinerzeit ausdrücklich als erste Entscheidung im Gesamtkomplex der seerechtlichen Fragen und ohne Präjudiz für die Zeichnung des Seerechtsübereinkommens getroffen worden. Die Bundesregierung wird darüber in den nächsten Wochen entscheiden. Anlage 5 Antwort des Staatsministers Möllemann auf die Fragen des Abgeordneten Hedrich (CDU/CSU) (Drucksache 10/ 2110 Fragen 27 und 28): Sieht die Bundesregierung in der Waffenstillstandsvereinbarung zwischen der FRELIMO-Regierung unter Präsident Samora Machel und der Widerstandsbewegung MNR (RENAMO) in Mosambik ein Vorbild für vergleichbare Lösungsansätze in Angola, und wird sie bei einer vergleichbaren Übereinkunft in Südwestafrika/Namibia an der UNO-Resolution 435 festhalten? Wie bewertet die Bundesregierung die Vermittlerrolle der Republik Südafrika beim Zustandekommen des Waffenstillstandsabkommens zwischen der FRELIMO und der RENAMO? Die Bundesregierung hat die am 16. März 1984 in Nkomati getroffene Vereinbarung zwischen der Republik Südafrika und der Volksrepublik Mosambik unter der Voraussetzung begrüßt, daß sie für beide Seiten die Grundlage für friedliche Nachbarschaft bei gegenseitiger Anerkennung der Unabhängigkeit wird und daß die dadurch verbesserten Möglichkeiten, die in der Republik Südafrika selbst liegenden wesentlichen Ursachen für die Spannungen in der Region schrittweise zu beseitigen, konsequent genutzt werden. In dieser Hoffnung sieht sich die Bundesregierung bestärkt durch Bemühungen, im Wege südafrikanischer Vermittlung einen Waffenstillstand zwischen der Regierung der Volksrepublik Mosambik und der Widerstandsbewegung „Resistencia Nacional Moçambicana" zustande zu bringen. Da bisher für einen Waffenstillstand weder die Bedingungen ausgehandelt, noch ein Datum in Sicht sind, wäre eine weitergehende Bewertung verfrüht. Schon deshalb ist eine Aussage darüber, ob eine solche Waffenstillstandsvereinbarung ein Vorbild für vergleichbare Lösungsansätze in Angola sein könnte, nicht möglich. Im übrigen sprechen die erheblich andersartigen Voraussetzungen, die in Angola gegeben sind, z. B. die Präsenz raumfremder Streitkräfte und der faktische Zusammenhang mit der Namibiafrage, gegen Vergleiche. In Namibia, wo ebenfalls mit Mosambik nicht vergleichbare Voraussetzungen gegeben sind, wird ein Waffenstillstand nur dann zu einer dauerhaften Friedenslösung beitragen, wenn ihm in einem angemessenen Zeitrahmen freie Wahlen folgen. Beides ist in der Resolution 435 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vorgesehen. An diesem Lösungsplan hält die Bundesregierung fest. Wie in der Antwort vom 20. Dezember 1983 auf die Große Anfrage der SPD ausgeführt, betrachtet die Bundesregierung Resolution 435 und den mit ihr vom Sicherheitsrat angenommenen Lösungsplan als die Grundlage für den Weg Namibias in eine international anerkannte Unabhängigkeit. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 10/2110 Fragen 72 und 73): Wie bewertet die Bundesregierung die vom kommandierenden General des II. Korps in Ulm erlassenen Weisungen über „kriegsnahe Ausbildung" in der Bundeswehr, und wird der Bundesminister der Verteidigung befehlen, diese Weisungen zurückzuziehen? Hat der Bundesminister der Verteidigung bei seinen Gesprächen zur Einschränkung der Nachtschießtätigkeit der US-Streitkräfte auf den NATO-Truppenübungsplätzen ein Ergebnis erzielt, bzw. auf welchen Ebenen wird das Ziel, den Schießlärm einzudämmen, weiterverfolgt werden? Zu Frage 72: Der Auftrag der Bundeswehr erfordert einsatzfähige und einsatzbereite Soldaten. Der Kommandierende General des II. Korps in Ulm hat in seiner Weisung für die Ausbildung im II. Korps 1/84 die Notwendigkeit und die Zielsetzung einer auftragsgerechten und daher einsatzorientierten Ausbildung im Frieden beschrieben. Seine Weisung enthält Forderungen und Hinweise zu Inhalt und Gestaltung dieser Ausbildung, die den Soldaten befähigen soll, in einem Kriege zu bestehen und zu überleben. Dies trägt — inzwischen Jahrzehnte mit Erfolg — mit dazu bei, daß eben der Krieg, jeder Krieg, verhindert wird. Die Weisung verdeutlicht zugleich die Grenzen, die Gesetze, Sicherheitsbestimmungen, Verantwortung und Fürsorge für die anvertrauten Soldaten, die in keinem Fall überschritten werden dürfen. Die Weisung des Kommandierenden Generals lautet auszugsweise u. a.: Die vielfältigen Erscheinungsformen des Krieges können jedoch im Frieden nicht immer in ihren realen Auswirkungen wirklichkeitsnah dargestellt werden, da sie sonst Schäden an Leib und Leben der uns anvertrauten Soldaten verursachen können. Immer hat bei unserer Ausbildung die Sicherheit absoluten Vorrang. Sie setzt die Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen. Auftrag und Fürsorge gebieten es, in der Ausbildung Grenzen, die uns Gesetze, Bestimmungen und unsere Verantwortung setzen, da- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 92. Sitzung. Bonn, Freitag, den 19. Oktober 1984 6793* bei nicht zu überschreiten. Ich erwarte in der Ausbildung Härte mit viel Herz für den Untergebenen. Härte ohne Herz wird zur Schikane, die ich im II. Korps nicht zu erleben wünsche. Die Weisung des Kommandierenden Generals des II. Korps widerspricht nicht den Grundsätzen der Inneren Führung. Vom Inhalt her besteht begrifflich kein für die Ausbildung relevanter Unterschied zwischen „einsatznah", „gefechtsnah" oder „kriegsnah". Gültige Dienstvorschriften für die Ausbildung enthalten seit vielen Jahren unverändert die Bezeichnung „Krieg" für das, was es zu verhindern gilt, nicht zuletzt auch durch gut, d. h. kriegsnah ausgebildete — oder wie auch unsere schweizerischen Nachbarn sagen: kriegstüchtige Soldaten. In der im August 1979 (!) erlassenen Heeresdienstvorschrift Nr. 102/100 „Die Truppenausbildung im Heer" heißt es in der Nr. 112 Die Truppenausbildung ist an den Erfordernissen des Krieges auszurichten. Kriegsnahe Ausbildung verlangt vor allem Vorstellungskraft, Anpassungsfähigkeit und Improvisationsvermögen. Der Krieg, besonders das Gefecht unter atomaren und chemischen Bedingungen, führt zu schwersten geistigen, körperlichen und seelischen Belastungen für den Soldaten. Die Gewöhnung an diese Belastungen bereits während der Ausbildung im Frieden ist eine der Voraussetzungen für den Erfolg im Krieg. Der frühere Generalinspekteur de Maizière schreibt in der 1965 erlassenen Vorschrift HDv 101/2 „Übungen" unter Nr. 2: „Der Krieg stellt die seelische und körperliche Widerstandskraft des Soldaten auf die härteste Probe. Deshalb soll jede Übung der Wirklichkeit möglichst nahe kommen." Im Dienstreglement (DR 80) der Schweizerischen Armee (gültig ab 1. Januar 1980) heißt es in der Ziffer 204: Die Armee kann ihre Aufgabe nur erfüllen, wenn sie kriegstüchtig ist. Kriegstüchtigkeit ist deshalb oberstes Ziel von Ausbildung und Erziehung. Kriegstüchtigkeit verlangt vom einzelnen Disziplin, sicheres Können und Durchhaltevermögen, .. . und in der Ziffer 257: Das Ziel der militärischen Ausbildung und Erziehung ist die Kriegstüchtigkeit. Ausbildung und Erziehung sollen den einzelnen befähigen, seine Verantwortung zu erkennen und auch unter hoher seelischer und körperlicher Belastung auf sich allein gestellt oder innerhalb des Verbandes, seinen Auftrag zu erfüllen. In den im August 1972 vom damaligen Bundesminister Georg Leber erlassenen „Hilfen für die Innere Führung" heißt es im Anhang Teil II: Es ist eine gefährliche Mißdeutung oder böswillige Irreführung, wenn man den Verfechtern einer neuen Gestaltung des inneren Gefüges und seiner geistigen Grundlagen unterschiebt, daß sie den ,weichen Bürgersoldaten' züchten wollen, daß sie nicht wüßten oder wollten, daß die militärische Ausbildung sehr hart, sehr unbequem, sehr entbehrungsreich, sehr diszipliniert sein muß, von den Anforderungen eines Krieges gar nicht zu reden. Im Weißbuch 1980 — amtlich herausgegeben vom damaligen Bundeskanzler Schmidt und Bundesminister Apel — heißt es in der Ziffer 160: Der Blick auf einen möglichen Verteidigungsfall (Zusatz: dies wäre Krieg) verlangt darüber hinaus ein Maß an Härte in der Ausbildung, das heißt Leistungsfähigkeit und Leistungswillen unter erschwerten Bedingungen, wie es nur in relativ wenigen zivilen Berufen nötig ist. Es besteht für den Bundesminister der Verteidigung kein Grund, die Weisung aufheben zu lassen. Zu Frage 73: Der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Manfred Wörner, hat im Gespräch mit dem amerikanischen General Otis am 25. September 1984 über die besondere Belastung der Bevölkerung in den Truppenübungsplatzrandgemeinden gesprochen und hierbei besonders auf die zusätzliche Lärmbelästigung während der aus militärischer Notwendigkeit durchgeführten Nachtschießen hingewiesen. In Zusammenarbeit mit dem zuständigen Bundesminister der Finanzen und den Landesbehörden sollen die Lärmemissionen durch zweifelsfrei nachweisbare Meßdaten festgehalten werden — Sie wissen, daß hierzu die nötigen Schritte eingeleitet sind und durchgeführt werden. Einzelheiten des genannten Gespräches teilt die Bundesregierung im Interesse einer erfolgreichen Fortsetzung in diesem Stadium nicht mit. Es wird jedoch darauf hingewiesen, daß erstmals ein Bundesminister der Verteidigung mit solchem Nachdruck überhaupt sowohl in Washington wie hier im Land mit den obersten politischen und militärischen Stellen im Interesse der Bewohner in den Übungsplatzrandgemeinden diese Problematik zum Gesprächsthema auf dieser Ebene gemacht hat. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage des Abgeordneten Krizsan (GRÜNE) (Drucksache 10/2110 Frage 74): Wie beurteilt die Bundesregierung die Erlaubnis der Kommandantur des Truppenübungsplatzes Munster-Süd zur Durchfahrt eines Atommülltransports in Richtung Gorleben 6794* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 92. Sitzung. Bonn, Freitag, den 19. Oktober 1984 auf der Panzerringstraße durch einen Sicherheitsbereich, obwohl dieser Transport dort durch einen Soldaten angehalten wurde, und welche Gefahren wären für die Allgemeinheit entstanden, wenn bei einem Fehlschuß der Atommülltransport getroffen worden wäre? Die von der Polizei beantragte und durch die Kommandantur genehmigte Mitbenutzung eines Teils der Panzerringstraße Munster zur Durchfahrt des von Ihnen genannten Transports steht nicht im Widerspruch zu geltenden Bestimmungen. Eine Gefährdung der Allgemeinheit durch einen Fehlschuß auf den Transport hat zu keinem Zeitpunkt bestanden, da die Panzerringstraße nicht im Gefahrenbereich der auf dem Truppenübungsplatz Munster vorhandenen Schießbahnen und Feuerstellungen liegt. Einen Fehlschuß auf die Panzerringstraße hat es im übrigen bislang nicht gegeben. Das kurzfristige Anhalten des Transports durch einen Soldaten erfolgte nicht aus Gründen der Schießsicherheit, sondern der Verkehrssicherheit wegen eines die Panzerringstraße kreuzenden Militärverkehrs. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer (GRÜNE) (Drucksache 10/2110 Fragen 75 und 76): Ist der Bundesminister der Verteidigung dazu bereit und in der Lage, die in der Aktuellen Stunde am 4. Oktober 1984 von ihm behauptete Zahl von 150 Gewaltaktionen, die während der diesjährigen Herbstmanöver durch Anhänger der Friedensbewegung begangen worden sein sollen, anhand von stichhaltigen Fakten zu belegen und dem Parlament in Form eines Berichts zur Verfügung zu stellen? Ist die Bundesregierung in der Lage und bereit, angesichts der Schwere des vom Bundesminister der Verteidigung erhobenen Vorwurfs alle einzelnen 150 behaupteten Gewalttaten in diesem Bericht differenziert aufzuzählen? Zu Frage 75: Der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Manfred Wörner, hat in der Aktuellen Stunde am Donnerstag, 4. Oktober 1984, die genannte Zahl von 150 Gewaltaktionen nicht der friedlichen Friedensbewegung zugeschrieben. Er hat vielmehr ausgeführt — siehe Protokoll über die 88. Sitzung auf der Seite 6414 —: „Ein Mann oder eine Frau, der oder die Gewalt anwendet, hat mit dem Frieden nichts im Sinn." Und er hat fortgesetzt: „In mehr als 150 Fällen kam es zu solchen Gewaltaktionen: Reifen wurden zerstochen, Zäune niedergerissen, Bremsschläuche zerschnitten, Molotow-Cocktails wurden geworfen; vereinzelt wurde mit Kleinkaliber auf Soldaten geschossen; ein britischer Soldat wurde am Kopf verletzt; am 13. September wurde die Bahnstrecke Eberbach-Heidelberg mit schweren Hindernissen blockiert; am 22. September griffen 40 bis 50 mit Hieb- und Stichwaffen ausgerüstete Gewalttäter bei Hildesheim die Besatzung eines liegengebliebenen Schützenpanzers der Bundeswehr an; am 24. September drangen — nach Zerschneiden des Zauns — etwa 100 Demonstranten in eine US-Kaserne ein, am 26. September 33 Demonstranten; am 26. September drangen erneut 50 Demonstranten über den Zaun des US-Depots Grebenhain in den militärischen Sicherheitsbereich ein." Der Bundesminister der Verteidigung ist in der Lage, die angesprochene Zahl von Gewaltaktionen zu belegen. Zu Frage 76: Wie in der Frage 1 zum gleichen Gegenstand beantwortet, ist der Bundesminister der Verteidigung in der Lage, die 150 vorgenommenen Gewalttaten zu belegen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Matthias Wissmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat diese Aktuelle Stunde beantragt, damit einmal hier im Hause über die Gründe und die Folgen einer der großen wirtschaftspolitischen Erfolge dieser Bundesregierung debattiert werden kann,

    (Lachen bei der SPD und den GRÜNEN)

    nämlich darüber, daß wir es geschafft haben, Herr Kollege Roth, in wenigen Jahren die niedrigste Preissteigerungsrate der Welt zu erreichen

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    und damit für Millionen Menschen einen großen Erfolg zu bewirken.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Bundesbankpräsident Pöhl hat am 10. August festgestellt:
    Seit einigen Monaten haben wir eine Entwicklung, die man auch bei Anlegung ehrgeiziger Maßstäbe als Preisstabilität bezeichnen kann.
    Der Internationale Währungsfonds hat vor kurzem festgestellt, daß dieser große Erfolg ein Ergebnis „einer optimalen Kombination von konsequent betriebener fiskalischer Konsolidierungspolitik, flexibler Geldpolitik und systematischer Strukturanpassung" gewesen sei.

    (Zuruf von der SPD: Auf Kosten der Arbeitnehmer! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren, ich möchte auf Ihre Zwischenrufe hin auch ganz deutlich sagen, daß, anders als Sie den Eindruck haben, diese Politik nicht zu Lasten, sondern zugunsten der Mehrheit der Bürger stattgefunden hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Dieses läßt sich an Zahlen belegen. 1 Prozentpunkt weniger Inflation bedeutet für Arbeitnehmer 5 Milliarden DM mehr an Kaufkraft. 1 Prozentpunkt weniger Inflation bedeutet für Rentner 2 Milliarden DM mehr Kaufkraft. Wenn wir über Sozialpolitik und den Zusammenhang mit Wirtschaftspolitik in diesem Hause reden, dann muß noch darauf hingewiesen werden, daß 1984 erstmals wieder seit vier Jahren die Mehrheit der Menschen in diesem Lande keinen realen Einkommensverlust haben wird, sondern einen realen Einkommenszuwachs.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




    Wissmann
    Ich finde, dies darf nicht übersehen werden.

    (Lutz [SPD]: Das ist eine christdemokratische Unwahrheit! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Ich kann Ihnen die Zahlen auch über die Zeiten Ihrer Politik gern zitieren.
    In den 70er Jahren, lieber Herr Kollege, gab es unter Ihrer Verantwortung Inflationsraten von bis zu 7%, 1980 einen realen Einkommensverlust der Arbeitnehmer von 0,3%, 1981 einen realen Einkommensverlust von 1,5%, 1982 einen realen Einkommensverlust von 2,2%. Erst 1983 begann die Wende. Hier gab es einen realen Einkommensverlust von nur noch 0,6%. Im Jahre 1984 werden die Arbeitnehmer den Wettlauf zwischen Lohnsteigerung und Preisstabilität gewinnen. Bei etwa 3% bis 3,5% Lohnsteigerung und einer Preissteigerung von durchschnittlich etwa 21)/0 im Jahr bedeutet dies einen realen Einkommensgewinn, meine Damen und Herren von der SPD. Nur gute Wirtschafts- und Finanzpolitik ist auch gute Sozialpolitik. Das sollten Sie endlich begreifen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich will zum Schluß darauf hinweisen, daß auch die Mehrheit der Sparer einen großen Gewinn aus dieser Entwicklung hat, daß auch die Strukturanpassung in den Betrieben durch eine geringere Preissteigerung wieder wirklich möglich wird. Ich möchte darauf hinweisen, daß wir als CDU/CSU-Bundestagsfraktion die aus den aktuellen Zahlen erneut dokumentierte Entwicklung fortsetzen wollen, indem wir bei der Politik bleiben, über die ich hier gesprochen habe: solide Finanzpolitik, stabilitätsorientierte Geldpolitik

    (Roth [SPD]: Hohe Arbeitslosigkeit!)

    und eine konsequente Politik der Strukturanpassung zugunsten der Mehrheit der Menschen und nicht gegen ihre Interessen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Sie sind großartig!)



Rede von Richard Wurbs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Jens.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Uwe Jens


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte einleitend betonen, daß wir Sozialdemokraten selbstverständlich auch für Preisstabilität sind.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD — Lachen bei der CDU/CSU)

    Wir begrüßen die niedrige Preissteigerungsrate, die wir heute zu verzeichnen haben. Aber ich habe das Gefühl, derjenige, der sich dieses Thema hier heute ausgesucht hat, hat von Ökonomie wirklich nicht allzuviel Ahnung.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie wären besser beraten gewesen, wenn Sie diese Aktuelle Stunde hätten ausfallen lassen.

    (Sehr wahr! bei der SPD — Uldall [CDU/ CSU]: Weil sie peinlich für Sie ist!)

    Warten Sie nur auf die Zahlen vom Oktober. In diese gehen nämlich die Benzinpreiserhöhungen mit ein. Sie werden feststellen: Die Preissteigerungsrate geht im Oktober schon wieder nach oben. Dann machen wir aber nicht noch einmal eine Aktuelle Stunde; das kann ich Ihnen versichern.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, es gibt außerdem etliche ökonomische Gründe, die dafür sprechen, daß diese Entwicklung mit höchsten Gefahren versehen ist. Ich darf daran erinnern, daß diejenigen, die sich vor geraumer Zeit ein Häuschen gebaut haben, arg gekniffen sind, wenn sie es heute verkaufen wollen. Wer heute verkaufen will, bekommt nicht einmal mehr das, was er ursprünglich hineingesteckt hat.
    Wir haben in bestimmten Branchen deflationäre Entwicklungen, die dazu beitragen, daß die Konsumenten Zurückhaltung üben. Attentismus breitet sich aus. Der Konsum wird nicht angekurbelt, weil es nicht sinnvoll ist, Kredite aufzunehmen, sondern weil es augenblicklich sinnvoll ist, auf Deubel komm raus zu sparen. Dies paßt überhaupt nicht in die wirtschaftliche Landschaft hinein.

    (Zustimmung bei der SPD — Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sie haben wirklich keine Ahnung!)

    Herr Finanzminister Stoltenberg wird die Steuervorausschätzung für das nächste Jahr erneut nach unten korrigieren müssen, weil wir eine Entwicklung haben, die höchst gefährlich ist.

    (Zuruf des Abg. Uldall [CDU/CSU])

    Meine Damen und Herren, es ist doch völlig absurd, nur über die Preisentwicklung zu reden. Wer ein bißchen von Ökonomie versteht, weiß doch, daß man Preisentwicklung, Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung gleichzeitig im Auge behalten muß.

    (Beifall bei der SPD — Vorsitz: Vizepräsident Stücklen)

    Ich darf Ihnen — es tut mir leid, das in einer Aktuellen Stunde machen zu müssen — ein paar Zahlen nennen. In der Zeit der sozialliberalen Koalition gab es ideale Kombinationen.

    (Lutz [SPD]: Jawohl! — Wissmann [CDU/ CSU]: Arbeitslosigkeit, Inflation und hohe Verschuldung!)

    Wir hatten 1969 eine Preissteigerungsrate von 1,9%, ein reales Wirtschaftswachstum von 8,2 % und eine Arbeitslosenquote von 0,8%.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: 1969! — Wissmann [CDU/CSU]: Das waren noch Zeiten! — Feilcke [CDU/ CSU]: Von da an ging's bergab! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Das wollen Sie nicht hören. Wenn Sie sich schon darüber aufregen: 1978 hatten wir eine Preissteigerungsrate von 2,7%, ein reales Wachstum von 3,6% und eine Arbeitslosigkeit von 3,8%.



    Dr. Jens
    Wie sieht die Entwickung in der Zeit der neuen Regierung aus? Wie ist die Entwicklung während der Zeit der CDU/CSU-FDP-Koalition?

    (Lebhafte Zurufe von der CDU/CSU)