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    Plenarprotokoll 10/89 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 89. Sitzung Bonn, Freitag, den 5. Oktober 1984 Inhalt: Nachträgliche Überweisung eines Gesetzentwurfs an den Rechtsausschuß . . . . 6559 A Wahl des Abg. Dr. Soell als Stellvertreter in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 6559 A Aktuelle Stunde betr. Folgen der Regierungspolitik für die Berufsausbildung Kuhlwein SPD 6559 B Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 6560 C Dr. Jannsen GRÜNE 6561 B Neuhausen FDP 6562 A Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW 6563 A Frau Odendahl SPD 6564 C Rossmanith CDU/CSU 6565 B Kastning SPD 6566 A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 6566 D Weisskirchen (Wiesloch) SPD 6567 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 6568 D Schemken CDU/CSU 6570 D Vogelsang SPD 6571 C Feilcke CDU/CSU 6572 C Daweke CDU/CSU 6573 C Kastning SPD (Erklärung nach § 30 GO) 6574 B Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Niederlassung von Ausländern (Niederlassungsgesetz) — Drucksache 10/1356 — in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Dr. Däubler-Gmelin, Dr. Schmude, Schröer (Mülheim), Frau Fuchs (Köln), Dreßler, Lutz, Wartenberg (Berlin), Schäfer (Offenburg), Frau Steinhauer, von der Wiesche, Bernrath, Duve, Frau Dr. Hartenstein, Jansen, Kiehm, Dr. Nöbel, Dr. Penner, Reuter, Tietjen, Dr. Wernitz, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD Fortentwicklung des Ausländerrechts — Drucksachen 10/1330, 10/2071 — Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 6574 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 6578 D Fischer (Frankfurt) GRÜNE 6581 B Genscher, Bundesminister BMA . 6583 D, 6596 C Dr. Olderog CDU/CSU 6587 C Fink, Senator des Landes Berlin . . . 6590 C Wartenberg (Berlin) SPD 6591 D Baum FDP 6594 B Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 6596 A Vizepräsident Wurbs 6583A, C Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Situation in der Türkei — Drucksache 10/1297 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Entwicklung in der Türkei II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 89. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Oktober 1984 zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Entwicklung in der Türkei zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN Sofortiger Stopp der Türkeihilfe zu dem Antrag der Fraktion der SPD Türkei — Drucksachen 9/2213, 10/998, 10/107, 10/149, 10/1386 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Reise einer Delegation des Deutschen Bundestages in die Türkei — Drucksache 10/1613 — Voigt (Frankfurt) SPD 6597 D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 6599 A Reents GRÜNE 6600 A Schwarz CDU/CSU 6601 C Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Keine Wiederaufnahme der staatlichen Entwicklungshilfe an Chile — Drucksache 10/1617 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Lage in Chile — Drucksache 10/1959 — Brück SPD 6603 D Klein (München) CDU/CSU 6604 D Frau Gottwald GRÜNE 6606 A Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . 6608A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 6609 A Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Ausübung der Berufe des Masseurs, des Masseurs und medizinischen Bademeisters und des Krankengymnasten — Drucksache 10/1729 — 6610A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung rechtlicher Vorschriften an das Adoptionsgesetz (Adoptionsanpassungsgesetz) — Drucksache 10/1746 — 6610 B Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Entschädigung für Zeugen und Sachverständige — Drucksache 10/1919 — 6610 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Neunzigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz — — Drucksachen 10/1672, 10/2009 — . . 6610C Nächste Sitzung 6610 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6611*A Anlage 2 Leerung von Briefkästen am Sonnabend MdlAnfr 2, 3 28.09.84 Drs 10/2051 Frau Roitzsch (Quickborn) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Rawe BMP 6611*C Anlage 3 Rückgang der Wohngeldleistungen seit 1982 MdlAnfr 4, 5 28.09.84 Drs 10/2051 Dr. Sperling SPD SchrAntw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . 6611* D Anlage 4 Verwirklichung der Freiheitsrechte des polnischen Volkes als Voraussetzung für Grenzregelungen MdLAnfr 19 28.09.84 Drs 10/2051 Dr. Czaja CDU/CSU SchrAntw StMin Möllemann AA . . . . 6612*B Anlage 5 Zumauern von Sprengschächten in Brükken; Strafrechtliche Beurteilung; Manöverbehinderungen durch die Friedensbewegung; Strafrechtliche Beurteilung MdlAnfr 29, 30 28.09.84 Drs 10/2051 Dr. Wittmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Erhard BMJ . . . . 6612*C Anlage 6 Steuerliche Entlastung bei Einstellung weiblicher Jugendlicher als Haushaltshil- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 89. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Oktober 1984 III fen oder im Rahmen des freiwilligen sozialen Jahres MdlAnfr 32 28.09.84 Drs 10/2051 Austermann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF . . . 6613* D Anlage 7 Veräußerung des Reduitgebäudes der ehemaligen Festung Wilhelmsburg an eine Wohnungsbaugesellschaft; Verhandlungen mit Baden-Württemberg und Ulm wegen der Nutzung des Festungsbauwerks MdlAnfr 33, 34 28.09.84 Drs 10/2051 Frau Zutt SPD SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF . . . 6614*A Anlage 8 Gefährdung des zivilen Luftverkehrs über Hamburg durch Tiefflüge der Bundesluftwaffe; Reaktionen der DDR auf die Aufnahme des Tiefflugverkehrs MdlAnfr 51, 52 28.09.84 Drs 10/2051 Heyenn SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . 6614* D Anlage 9 Lärmbelästigung durch neue Mehrzweckkampfflugzeuge auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein MdlAnfr 55 28.09.84 Drs 10/2051 Dr. Kübler SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . 6615* B Anlage 10 Stellen für „Ärzte im Praktikum" MdlAnfr 63 28.09.84 Drs 10/2051 Dr. Lammert CDU/CSU SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 6615*C Anlage 11 Verbesserung der Sicherheit beim Transport sperriger und schwerer Güter in Pkw und Kleintransportern MdlAnfr 69, 70 28.09.84 Drs 10/2051 Pauli SPD SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . . 6616* C Anlage 12 Verlust der Landeszuschüsse für die regionalen Verkehrsträger durch Einführung von „Umweltschutzkarten" im öffentlichen Personennahverkehr; Änderung des Personenbeförderungsgesetzes MdlAnfr 71, 72 28.09.84 Drs 10/2051 Dr. Schroeder (Freiburg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . . 6617*A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 89. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Oktober 1984 6559 89. Sitzung Bonn, den 5. Oktober 1984 Beginn: 8.00 Uhr
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    Berichtigung 88. Sitzung, Seite 6528 D: In der dritten Zeile ist statt „110 000 Tonnen" zu lesen „110 Tonnen". Vier Zeilen weiter ist „180 000 Tonnen PVC" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 5. 10. Antretter * 5. 10. Frau Dr. Bard 5. 10. Brandt 5. 10. Buckpesch 5. 10. Büchler (Hof) 5. 10. Dr. Enders * 5. 10. Engelhard 5. 10. Gansel * 5. 10. Gattermann 5. 10. Gerstl (Passau) * 5. 10. Grünbeck 5. 10. Günther 5. 10. Haase (Fürth) * 5. 10. Dr. Hackel * 5. 10. Frau Dr. Hartenstein 5. 10. Dr. Hauchler 5. 10. Hedrich 5. 10. Horacek 5. 10. Dr. Hornhues * 5. 10. Kittelmann * 5. 10. Dr. Klejdzinski * 5. 10. Kolb 5. 10. Dr. Kreile 5. 10. Kroll-Schlüter 5. 10. Dr. Graf Lambsdorff 5. 10. Lemmrich * 5. 10. Lenzer * 5. 10. Frau Dr. Lepsius 5. 10. Dr. Mertes (Gerolstein) 5. 10. Dr. Mitzscherling 5. 10. Dr. Müller * 5. 10. Dr. Müller-Emmert 5. 10. Neumann (Bramsche) * 5. 10. Niegel 5. 10. Pesch 5. 10. Pfuhl 5. 10. Polkehn 5. 10. Porzner 5. 10. Frau Renger 5. 10. Reschke 5. 10. Reuschenbach 5. 10. Roth (Gießen) 5. 10. Dr. Scheer 5. 10. Frau Schmedt (Lengerich) 5. 10. Schmidt (Hamburg) 5. 10. Schmidt (München) * 5. 10. Frau Schoppe 5. 10. Schröder (Hannover) 5. 10. Schulte (Unna) 5. 10. Schwarz * 5. 10. Frau Simonis 5. 10. Dr. Soell 5. 10. Dr. Solms 5. 10. Dr. Spöri 5. 10. Dr. Stark (Nürtingen) 5. 10. Stobbe 5. 10. Stockleben 5. 10. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Stücklen 5. 10. Dr. Unland * 5. 10. Waltemathe 5. 10. Weiskirch (Olpe) 5. 10. Wilz 5. 10. Windelen 5. 10. Wischnewski 5. 10. Dr. Wulff 5. 10. Zierer * 5. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Fragen des Abgeordneten Frau Roitsch (Quickborn) (CDU/ CSU) (Drucksache 10/2051 Fragen 2 und 3): Ist der Bundesregierung bekannt, daß es unzählige kleine und mittelständische Betriebe gibt, die auch noch am Sonnabend arbeiten müssen und deshalb darauf angewiesen sind, daß ihre Geschäftspost auch am Wochenende noch befördert wird? Sieht sich die Bundesregierung in der Lage sicherzustellen, daß in jeder größeren Gemeinde wenigstens ein Briefkasten noch in den Abendstunden des Sonnabends geleert wird, um zu gewährleisten, daß die Postzustellung zum darauf folgenden Montag erfolgen kann? Ja, der Bundesregierung ist bekannt, daß auch am Wochenende ein Bedürfnis für die Beförderung von Briefsendungen besteht. Eine Leerung einzelner Briefkästen in den Abendstunden des Sonnabends erübrigt sich aber, weil die Deutsche Bundespost sonntags generell eine Kastenleerung bei sämtlichen durch einen roten Punkt gekennzeichneten Briefkästen durchführt. Die Sonntagsleerung findet allgemein vormittags oder mittags statt. Im einzelnen ist die Leerungszeit so festgesetzt, daß aus dieser Leerung stammende Briefe, Postkarten und Briefdrucksachen im gesamten Bereich der Deutschen Bundespost am Montag beim Empfänger eintreffen. Im übrigen leert die Deutsche Bundespost die Briefkästen der Zustellpostanstalten auch noch morgens vor Beginn der Zustellung. Nach der sonntäglichen Kastenleerung in diese Kästen eingelegte Sendungen für Empfänger im selben Ort kommen somit ebenfalls noch am Montag zur Auslieferung. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Jahn auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Sperling (SPD) (Drucksache 10/2051 Fragen 4 und 5): Trifft es zu, daß die Wohngeldleistungen seit 1982 real um über 20 v. H. zurückgegangen sind und bis 1986 weiter zurückgehen werden? 6612* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 89. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Oktober 1984 Wenn ja, wie vereinbart die Bundesregierung dies mit ihrer Auffassung, daß das Wohngeld zu den wichtigsten Instrumenten einer sozialen Wohnungspolitik gehört? Im Zeitraum zwischen den Wohngeldanpassungen reduzieren sich üblicherweise die Wohngeldleistungen wegen des starren Bemessungssystems. Das ist ein normaler Vorgang. Ein Rückgang von real über 20 % ist allerdings bei weitem nicht eingetreten. 1982 hat der Bund 1 335 Millionen DM für Wohngeld aufgewendet. Dieser Betrag ist auch im Haushaltsplan 1984 vorgesehen, weil die Bedeutung des Wohngeldes als Element der sozialen Sicherung gewachsen ist. Preisbereinigt würden damit die Wohngeldausgaben nur rund 8 % zurückgehen. Allerdings zeichnet sich ab, daß die tatsächlichen Wohngeldausgaben in diesem Jahr hinter dem veranschlagten Betrag zurückbleiben werden. Wieweit dies der Fall sein wird, läßt sich gegenwärtig noch nicht übersehen. Bis 1986 werden sich die Wohngeldleistungen weiter reduzieren. Deshalb wird das Wohngeld 1986 an die Entwicklung der Mieten und Einkommen angepaßt. In der Finanzplanung für 1987, dem Jahr der vollen Wirksamkeit der Novelle, ist daher ein Betrag von 1,6 Milliarden DM für Wohngeld vorgesehen. Anlage 4 Antwort des Staatsministers Möllemann auf die Frage des Abgeordneten Dr. Czaja (CDU/CSU) (Drucksache 10/2051 Frage 19): Wird die Bundesregierung sich im Verhältnis zum Ostblock „nach den von der Bundesrepublik Deutschland abgeschlossenen Verträgen" richtend (Plenarprotokoll 10/86 S. 6326), gemäß dem auch vom Osten unberührt hingenommenen Artikel 7 des Deutschlandvertrags, einig mit den USA, diesen Verbündeten darin unterstützen, daß vor oder zusammen mit jeder dauerhaften „Regelung für ganz Deutschland" und der aufgeschobenen „endgültigen Festlegung der Grenzen Deutschlands", unter Beachtung des Selbstbestimmungsrechtes der Deutschen, auch die Freiheitsrechte des polnischen Volkes verwirklicht werden müssen, die nach der Krim-Konferenz allen neuen Gebietsregelungen vorangehen sollten? Wie ich Ihnen bereits auf Ihre Frage vom 21. September 1984 (Drucksache 10/1979, Frage 70) schriftlich geantwortet habe, richtet sich die Bundesregierung in ihren Beziehungen zu den Staaten des Warschauer Pakts nach den von der Bundesrepublik Deutschland geschlossenen Verträgen, der Schlußakte von Helsinki und der Satzung der Vereinten Nationen. Dem ist nichts hinzuzufügen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Erhard auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Wittmann (CDU/CSU) (Drucksache 10/2051 Fragen 29 und 30): Welche Straftatbestände sieht die Bundesregierung in objektiver Hinsicht als verwirklicht an, wenn die der Verteidigung unseres Landes dienenden Sprengschächte in Brücken zugemauert werden, wie dies z. B. am 16. September 1984 in Frankfurt/Main geschah, und was kann die Bundesregierung innerhalb ihres Verantwortungsbereichs unternehmen, wenn sie feststellen sollte, daß zuständige örtliche Behörden die Unbrauchbarmachung derartiger Einrichtungen zulassen, obwohl die Verhinderung möglich und geboten war? Welche Straftatbestände sieht die Bundesregierung in objektiver Hinsicht als verwirklicht an, wenn entsprechend den öffentlich bekanntgewordenen Aufrufen der sogenannten Friedensbewegung zu Manöverbehinderungen militante Gegner unserer Landesverteidigung Fahrzeuge der Bundeswehr am Marsch zu ihren Einsatzorten hindern und mit Parolen besprühen oder zahlreiche große, mit Gas gefüllte Luftballone an über 100 Meter langen Leinen am Rand von militärisch genutzten Flugfeldern aufsteigen lassen, wie es z. B. am 15./16. September diesen Jahres am Flughafen Frankfurt/Main versucht wurde, und sieht die Bundesregierung die geltenden rechtlichen Regelungen als ausreichend oder als im Interesse der Landesverteidigung änderungsbedürftig an? Zu Frage 29: Die Bundesregierung sieht davon ab, zu den Vorkommnissen am 16. September in Frankfurt Stellung zu nehmen, da die rechtliche Würdigung dieser Vorfälle ausschließlich Aufgabe der hierfür zuständigen Strafverfolgungsbehörden des Landes Hessen ist. Zur Rechtslage bezüglich der Unbrauchbarmachung von Sprengkammern kann jedoch ganz allgemein folgendes festgestellt werden: Das Unbranchbarmachen von Sprengschächten in Brücken durch Zumauern oder mittels ähnlicher Methoden erfüllt den Tatbestand der Sachbeschädigung (§ 303 StGB). Das Zumauern hat zur Folge, daß die Sprengkammern beschädigt oder zerstört werden; ihre Gebrauchsfähigkeit wird nämlich entweder völlig aufgehoben oder zumindest beeinträchtigt. Nach § 303 StGB können solche Aktionen, sofern ein Strafantrag gestellt ist, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe geahndet werden. Auch der Versuch ist strafbar. Ob daneben auch der Tatbestand des § 109 e StGB (Sabotagehandlungen an Verteidigungsmitteln) erfüllt ist, hängt von der jeweiligen Gestaltung des Einzelfalles ab. Bei Sprengkammern, die in Brükken eingelassen sind, dürfte es sich um Einrichtungen oder Anlagen i. S. des § 109 e StGB handeln, die ganz oder vorwiegend der Landesverteidigung dienen. Zur Tatbestandsverwirklichung ist jedoch weiter erforderlich, daß durch das Unbrauchbarmachen die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland, die Schlagkraft der Truppe oder Menschenleben gefährdet werden. Dabei muß es zu einer konkreten Gefährdung kommen, d. h. zu der Herbeiführung eines Zustandes, in dem der Eintritt des Schadens naheliegt. Eine derartige Gefahr wird wohl durch Aktionen der von Ihnen angesprochenen Art nur in besonderen Ausnahmefällen anzunehmen Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 89. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Oktober 1984 6613* sein. Hierdurch müßten sich nämlich spürbare Auswirkungen auf den Gesamtzustand der Sicherheit oder aber auf die Gesamtschlagkraft der Truppe ergeben. Die Bundesregierung hat keine rechtlichen Möglichkeiten, darauf hinzuwirken, daß die örtlichen Polizeikräfte die Unbrauchbarmachung derartiger Einrichtungen verhindern. Da hier allein präventivpolizeiliche Maßnahmen in Betracht kommen können, ist kraft Verfassungsrechts die Zuständigkeit der Länder gegeben. Die jeweiligen Landesbehörden sind im Rahmen ihrer Zuständigkeit in der Regel verpflichtet, Straftaten zu verhindern. Im Einzelfall ist es jedoch durchaus denkbar, daß die Polizeibehörde — etwa zum Schutz übergeordneter Rechtsgüter (z. B. Leib und Leben) — von ihrem Entscheidungsermessen dahin gehend Gebrauch macht, daß sie von einem sofortigen Eingreifen absieht. Der Klarheit halber möchte ich noch darauf hinweisen, daß die Polizei einschreiten muß, wenn erst einmal Straftaten begangen worden sind. Ermittlungen zum Zwecke der Strafverfolgung unterliegen dem sich aus der Strafprozeßordnung ergebenden Legalitätsprinzip. Zu Frage 30: Die Behinderung von Fahrzeugen durch sog. „Sitzblockaden" oder durch die Errichtung von Hindernissen kann den Tatbestand der Nötigung (§ 240 StGB) erfüllen, da diese Aktionen gewaltsam die freie Willensentschließung und Willensbetätigung der Fahrzeugführer beeinträchtigen. Nach der Rechtsprechung ist zur Erfüllung des Tatbestandsmerkmals „Gewalt" nicht erforderlich, daß der Handelnde unmittelbar seine körperlichen Kräfte gegen den Genötigten einsetzt; es reicht vielmehr aus, daß der Täter einen Zustand schafft, der auf den Genötigten einen psychischen Zwang ausübt. Dies ist bei den sogenannten „gewaltfreien Sitzblockaden" regelmäßig der Fall. aa) Werden aus einer Menschenmenge heraus bei einer Blockadeaktion mit vereinten Kräften Gewalttätigkeiten gegen Personen oder Sachen verübt oder werden Menschen mit Gewalttätigkeiten bedroht, so kann der Tatbestand des § 125 StGB (Landfriedensbruch) erfüllt sein. Nach der Rechtsprechung kann schon die Errichtung einer Barrikade eine Gewalttätigkeit im Sinne dieser Vorschrift sein. Diese Auffassung ist allerdings nicht unbestritten. Teile der Literatur sehen in dem Bau von Barrikaden noch keine Gewalttätigkeit im Sinne des § 125 StGB, da es an einem aggressiven Handeln gegen Personen oder Sachen fehle. bb) Sofern es sich bei den agierenden Gruppierungen um Vereinigungen handelt, die sich zur Störung der Bewegungen von Bundeswehrfahrzeugen für eine gewisse Dauer zusammengeschlossen haben, kann ferner § 129 StGB (Bildung krimineller Vereinigungen) verwirklicht sein. Diese Vorschrift sieht Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe vor. cc) Denkbar ist schließlich auch, daß Blockaden der in Frage stehenden Art einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr darstellen (§ 315b Abs. 1 Nr. 2 StGB). Dies wäre der Fall, wenn auf öffentlichen Straßen Hindernisse bereitet und dadurch Leib oder Leben etwa der Soldaten oder fremde Sachen von bedeutendem Wert konkret gefährdet würden. Nach § 315b Abs. 4 ist die Tat auch dann strafbar, wenn die Gefahr nur fahrlässig verursacht wird. Das Besprühen von Fahrzeugen mit Parolen erfüllt in aller Regel den Tatbestand der Sachbeschädigung (§ 303 StGB). Lassen Demonstranten mit Gas gefüllte Luftballons an über 100 m langen Leinen am Rand militärisch genutzter Flugfelder aufsteigen, können sie den Tatbestand des § 315 Abs. 1 Nr. 2 StGB (Gefährliche Eingriffe in den Bahn-, Schiffs- und Luftverkehr) erfüllen, falls diese Aktionen zu einer Gefährdung von Menschen oder von Sachen mit bedeutendem Wert führen. Auch können solche Verhaltensweisen als Nötigung (§ 240 StGB) strafbar sein, wenn beispielsweise Tiefflieger zum Ausweichen gezwungen werden. Nach alledem sieht die Bundesregierung die geltenden strafrechtlichen Regelungen als ausreichend an, um auf die geschilderten Aktionen entsprechend reagieren zu können. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Frage des Abgeordneten Austermann (CDU/CSU) (Drucksache 10/2051 Frage 32): Hält die Bundesregierung es für sinnvoll, kinderreichen Familien, anderen Privatpersonen oder Betrieben, die junge Mädchen als Haushaltshilfe oder im „freiwilligen sozialen Jahr" für soziale Dienste einsetzen und damit u. a. zur Entspannung der Ausbildungssituation beitragen, durch steuerliche Entlastung zu helfen? Vergütungen an Arbeitnehmer oder Auszubildende im gewerblichen, freiberuflichen oder land-und forstwirtschaftlichen Bereich sind Arbeitslohn, der im Rahmen einer steuerlichen Einkunftsart gezahlt wird. Sie sind betrieblich veranlaßt und deshalb im Rahmen der Gewinnermittlung als Betriebsausgaben abziehbar. Die Beschäftigung einer hauswirtschaftlichen Kraft in einem privaten Haushalt dient demgegenüber nicht der Einkünfteerzielung, sondern ist Teil der Einkommensverwendung. Dementsprechend sind Aufwendungen für die Beschäftigung einer hauswirtschaftlichen Kraft in einem privaten Haushalt — wie andere private Aufwendungen auch — steuerlich grundsätzlich nicht abziehbar. Sie können nach geltendem Recht nur ausnahmsweise un- 6614* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 89. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Oktober 1984 ter dem Gesichtspunkt der zwangsläufigen Beschäftigung einer Hausgehilfin oder Haushaltshilfe wegen Alters oder Krankheit bis zu einem Betrag von jährlich 1 200 DM als außergewöhnliche Belastung geltend gemacht werden. Nach dem Gesetz zur Förderung eines freiwilligen sozialen Jahres können Privatpersonen, Familien und Betriebe keine Helfer im „freiwilligen sozialen Jahr" einstellen. Arbeitgeber ist allein der den Einsatz vermittelnde Träger des freiwilligen sozialen Jahres. Eine unmittelbare Einstellung durch Privatpersonen ist nicht vorgesehen. Soweit Einrichtungen der Familienhilfe ausnahmsweise den Einsatz in Familien vorsehen und diese Familien für die Unkosten aufkommen, kommt eine steuerliche Anerkennung unter dem Gesichtspunkt der außergewöhnlichen Belastung in Betracht. Weitere steuerliche Entlastungen wegen Aufwendungen für Dienstleistungen in der privaten Hauswirtschaft begegnen grundsätzlich Bedenken. Abgesehen davon soll nach dem Beschluß der Koalition vom 3. Juli 1984 der ohnedies enge Spielraum für steuerliche Entlastungen für eine Verbesserung der Familienbesteuerung sowie für einen gerechteren Lohn- und Einkommensteuertarif genutzt werden. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Fragen der Abgeordneten Frau Zutt (SPD) (Drucksache 10/2051 Fragen 33 und 34): Ist es zutreffend, daß die Bundesregierung das Reduitgebäude der als militärisches Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung eingestuften ehemaligen Festung Wilhelmsburg an eine Wohnungsbaugesellschaft veräußert hat, ohne zuvor ein Einvernehmen mit dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Ulm herzustellen? Welche Anstrengungen hat die Bundesregierung unternommen, um mit dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Ulm zu einer Nutzung des Festungsbauwerkes zu gelangen, die seiner besonderen militärbauhistorischen Funktion und denkmalpflegerischen Bedeutung entspricht? Zu Frage 33: Der Bund hat das Reduitgebäude mit Kaufvertrag vom 5. Juni 1984 an die Firma Treuboden GmbH, Baden-Baden, verkauft. Der Vertrag bedarf der Genehmigung des Bundesministers der Finanzen, die erteilt werden wird, sobald Bundestag und Bundesrat die gemäß § 64 Bundeshaushaltsordnung wegen der besonderen Bedeutung der Liegenschaft erforderliche Einwilligung zur Veräußerung erteilt haben. Zum Verkauf war das Einvernehmen mit dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Ulm nicht erforderlich. Wegen der Bedeutung des Bauwerks hat der Bund jedoch von Anfang an enge Fühlung mit Land und Stadt gehalten, die an mehreren Besprechungen mit den Kaufinteressenten teilgenommen sowie unmittelbare Gespräche geführt haben. Stadt und Land haben zwar schon früher zu erkennen gegeben, daß sie es lieber sähen, wenn der Bund Eigentümer der Liegenschaft bliebe. Für das Land hat jedoch der seinerzeitige Kultusminister Professor Dr. Roman Herzog erklärt, das Land spreche sich nicht gegen den Verkauf des Gebäudes und eine private Nutzung aus. Auch die Stadt Ulm stand einer Herrichtung des Reduitgebäudes zu Wohnzwecken aufgeschlossen gegenüber. Der Bund ist daher überrascht, daß Stadt und Land nunmehr ihre Meinung geändert haben und sich jetzt einem Verkauf widersetzen. Zu Frage 34: Die Bundeswehr, in deren Ressortvermögen sich die Liegenschaft bis 1981 befand, hat geprüft, ob sie das Reduitgebäude weiterhin nutzen kann. Sie hat schon 1972 versuchsweise Baumaßnahmen für rund 100 000,— DM durchgeführt, um zu prüfen, ob das Bauwerk mit vertretbarem Aufwand für ihre Zwecke hergerichtet werden kann. Die Versuche sind leider ungünstig verlaufen. Eine andere Verwendung für Zwecke des Bundes ist nicht erkennbar. Das gilt auch für ein etwa noch zu gründendes Zentralarchiv für Lastenausgleichs-unterlagen. Derzeit ist nicht einmal entschieden, ob ein solches Archiv überhaupt geschaffen wird. Falls es dazu kommen sollte, kann das Reduitgebäude als Standort wegen der besonders hohen Ausbaukosten nicht in Betracht kommen, zumal andere Interessenten mit günstigen Unterbringungsmöglichkeiten werben. Da für den Bund keine Verwendungsmöglichkeit besteht, wurde die Liegenschaft dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Ulm unentgeltlich angeboten. Beide haben jedoch abgelehnt. Deshalb hat sich der Bund um private Kaufinteressenten bemüht. Das Regierungspräsidium Tübingen nahm das Reduitgebäude in einen Katalog über zum Verkauf stehende Baudenkmale auf. Durch den Verkauf werden denkmalpflegerische Belange nicht berührt. Die gesetzlichen Einwirkungsmöglichkeiten der Denkmalschutzbehörden bestehen ungeschmälert fort. Der Denkmalschutz erfordert nicht, daß Baudenkmale Eigentum der öffentlichen Hand sein müssen. Falls es aber ausnahmsweise zweckmäßig sein sollte, das Reduitgebäude nicht an einen Privaten zu veräußern, sollte das Land Baden-Württemberg als Träger der Kulturhoheit das Eigentum erwerben. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Heyenn (SPD) (Drucksache 10/2051 Fragen 51 und 52): Hält die Bundesregierung Tiefflugverkehr durch die Bundesluftwaffe angesichts der östlich von Hamburg verlaufenden Einflugschneisen des Flugverkehrs Hamburg-Fuhlsbüttel im Hinblick auf eine mögliche Gefährdung des zivilen Luftverkehrs für unbedenklich? Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 89. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Oktober 1984 6615* Wie beurteilt die Bundesregierung mögliche Reaktionen der DDR auf die Aufnahme des Tiefflugverkehrs durch die Bundesluftwaffe in einem Raum, der nur 20 bis 40 Kilometer von der Grenze der DDR entfernt ist, und wie beurteilt sie einen solchen Vorgang unter dem Gesichtspunkt der zwischen den Blöcken vereinbarten vertrauensbildenden Maßnahmen? Zu Frage 51: Ein möglicher militärischer Tiefflugverkehr würde im unkontrollierten Luftraum und in ausreichendem Abstand zur Flughafenkontrollzone stattfinden müssen, das heißt, außerhalb des von an-und abfliegenden Luftfahrzeugen genutzten Luftraumes. Im übrigen verweise ich auf meine Antworten auf die Fragen des Abgeordneten Kuhlwein in der Fragestunde des Deutschen Bundestages am 3. Oktober 1984. Zu Frage 52: Grundsätzlich stände es der Bundesregierung frei, den Luftraum über der Bundesrepublik Deutschland auch im grenznahen Bereich zu nutzen. Selbstverständlich müssen die besonderen Probleme grenznaher Flüge auch vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage analysiert und bei der Entscheidung berücksichtigt werden. Dies ist, wie Sie den Antworten auf die Fragen des Abgeordneten Kuhlwein in der Fragestunde des Deutschen Bundestages am 3. Oktober 1984 entnehmen können, erfolgt. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage des Abgeordneten Dr. Kübler (SPD) (Drucksache 10/2051 Frage 55): Ist durch die für den Luftwaffenstützpunkt Ramstein in der Pfalz vorgesehene Stationierung von insgesamt 72 neuen Mehrkampfflugzeugen vom Typ F-16 auch mit einer verstärkten Lärmbelästigung durch vermehrte Tiefflüge im südhessischen Raum zu rechnen? Die Kampfflugzeuge F-16 ersetzen im Rahmen der Umrüstung des in Ramstein stationierten Verbandes der amerikanischen Luftstreitkräfte ältere Luftfahrzeugtypen. Eine Erhöhung der Anzahl der Tiefflüge im südhessischen Raum wird im Zusammenhang mit der Umrüstung nicht erwartet. Die F-16 ist im übrigen geräuschärmer als das Vorgängermuster. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Frage des Abgeordneten Dr. Lammert (CDU/CSU) (Drucksache 10/2051 Frage 63): Wie will die Bundesregierung sicherstellen, daß die für die geplante zweijährige Praxisphase erforderlichen Stellen so rechtzeitig und so vollständig zur Verfügung stehen, daß nach dem ohnehin überdurchschnittlich langen Medizinstudium nicht Wartezeiten bis zum abschließenden Teil der Ausbildung entstehen, und daß die mit Stellen versorgten „Ärzte im Praktikum" auch tatsächlich ausgebildet werden und nicht für selbständige Stationsdienste ohne eine entsprechende kontinuierliche Betreuung durch Chefärzte, Oberärzte und festangestellte Assistenzärzte ohne entsprechende Bezahlung eingesetzt werden? Wie bereits in meiner Antwort vom 19. September dieses Jahres dargelegt, haben die Verbände, die an der Bereitstellung der Stellen für Ärzte im Praktikum entscheidend mitwirken, zugesichert, sich mit allen Mitteln dafür einzusetzen, daß die Voraussetzungen für die Durchführung der zweijährigen Praxisphase nach dem Medizinstudium geschaffen werden. Die Verhandlungen mit den Verbänden, insbesondere mit der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Verbänden der gesetzlichen Krankenversicherung, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Bundesärztekammer werden auf dieser Grundlage mit dem Ziel weiterer und ins einzelne gehender Absprachen fortgesetzt. Es werden ca. 24 000 Stellen für Ärzte im Praktikum benötigt. Diese Stellen können, wie in der Begründung zum Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung der Bundesärzteordnung ausgeführt, dadurch bereitgestellt werden, daß die in den beiden ersten Jahren des Anlaufens der Praxisphase jährlich freiwerdenden ca. 5 000 Arztstellen in den Krankenhäusern in Stellen für Ärzte im Praktikum umgewandelt und — etwa im Verhältnis 1 : 3 — in Stellen für Ärzte im Praktikum aufgeteilt werden. Die Bundesregierung kann dies erforderlichenfalls durch Anrechnung von Ärzten im Praktikum auf die Stellenpläne der Krankenhäuser in der Bundespflegesatzverordnung regeln. Ca. 2 000 Stellen können in den Praxen niedergelassener Ärzte geschaffen werden, und weitere Stellen stehen in den Sanitätszentren der Bundeswehr und anderen Einrichtungen zur Verfügung. Die Bundesregierung strebt auch gesetzliche Regelungen zur Sicherung eines ausreichenden Stellenangebots für Ärzte im Praktikum an. Schon nach geltendem Recht kann die Bewilligung von Fördermitteln an Krankenhäuser nach dem KHG mit Nebenbestimmungen, zum Beispiel mit der Übertragung von Aufgaben der Ausbildung von Ärzten und sonstigen Fachkräften des Gesundheitswesens verbunden werden (§ 14 KHG). Daran anknüpfend sieht der von der Bundesregierung beschlossene Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung der Krankenhausfinanzierung (BR-Drucksache 391/84) ausdrücklich vor, daß durch Landesrecht, das das Nähere über die Förderung nach dem KHG bestimmt, auch geregelt werden kann, daß Krankenhäuser besondere Aufgaben bei der Ausbildung von Ärzten und sonstigen Fachkräften des Gesund- 6616* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 89. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Oktober 1984 heitswesens zu übernehmen haben. Damit können die Länder erforderlichenfalls im Rahmen ihrer Krankenhausgesetzgebung die notwendigen Instrumentarien für entsprechende Maßnahmen zur Unterbringung von Ärzten im Praktikum schaffen, soweit es um die Ableistung der Praxisphase in Krankenhäusern geht. Eine verstärkte Fluktuation der Ärzte in der Weiterbildung erleichtert die Unterbringung der Ärzte im Praktikum. Die Bundesregierung wird sich ohnehin um die Aufnahme einer Regelung in die Bundesärzteordnung bemühen, die die Befristung von Arbeitsverträgen mit Ärzten in der Weiterbildung betrifft. Für den Bereich der Hochschulkliniken sieht der von der Bundesregierung beschlossene Entwurf eines Gesetzes über befristete Arbeitsverträge mit wissenschaftlichem Personal an Hochschulen und Forschungseinrichtungen bereits Regelungen vor. Im Weiterbildungsrecht der Länder wird die Anrechenbarkeit von Zeiten einer Praxisphase, die denen einer ärztlichen Weiterbildung entsprechen, geregelt werden. Durch eine solche Anrechnung verkürzen sich die Weiterbildungszeiten. Dadurch werden nicht nur überlange Aus- und Weiterbildungszeiten vermieden. Es wird auch verhindert, daß Weiterbildungsmöglichkeiten in einem stärkeren Maße eingeschränkt werden. Die Bundesregierung erwartet, daß die benötigten Stellen für Ärzte im Praktikum so rechtzeitig und vollständig bereitgestellt werden, daß keine unzumutbaren Wartezeiten für die Absolventen des Medizinstudiums entstehen. Es kann nicht erwartet werden, daß die erforderlichen Stellen schon jetzt, also bereits zu einem Zeitpunkt zur Verfügung stehen, in dem die gesetzlichen Regelungen über die Einführung der zweijährigen Praxisphase sich noch in der parlamentarischen Beratung befinden. Nach allen bisherigen Erfahrungen mit der Umsetzung von neuen gesetzlichen Ausbildungsregelungen kann davon ausgegangen werden, daß die Voraussetzungen für die Durchführung der Praxisphase zügig geschaffen werden, sobald das Vierte Gesetz zur Änderung der Bundesärzteordnung erlassen ist. Die Praxisphase soll Mitte des Jahres 1987 anlaufen, so daß noch ausreichend Zeit besteht, ihre Durchführung vorzubereiten. Wenn der Deutsche Bundestag dem Vorschlag des Bundesrates folgt, die Dauer der Praxisphase für eine Übergangszeit, das heißt für die Studienabsolventen, die bis zum 31. Dezember 1988 die Ärztliche Prüfung bestehen, auf die Dauer von 18 Monaten zu beschränken, besteht zunächst ein wesentlich unter 24 000 liegender Stellenbedarf, so daß das Stellenpotential nach und nach aufgestockt werden kann. Bei den weiteren Verhandlungen mit den für die Bereitstellung der Stellen Verantwortlichen wird die Bundesregierung insbesondere auch darauf hinwirken, daß die notwendigen Maßnahmen rechtzeitig ergriffen werden. Desgleichen ist zu erwarten, daß sich die Länder dafür einsetzen werden, daß die Durchführung der Gesetzesnovelle rechtzeitig vorbereitet wird. Der Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung der Bundesärzteordnung ordnet die zweijährige Tätigkeit als Arzt im Praktikum ausdrücklich der Ausbildung zu. Es ist vorgesehen, daß die Ärzte im Praktikum nur unter der Aufsicht von Ärzten tätig werden dürfen, die eine Approbation als Arzt oder eine Erlaubnis zur vorübergehenden Ausübung des ärztlichen Berufs nach § 10 Abs. 1 der Bundesärzteordnung besitzen, also ihre Ausbildung vollständig abgeschlossen haben. Damit wird von Gesetzes wegen sichergestellt, daß der Arzt im Praktikum von erfahrenen Ärzten betreut werden muß und nur mit der Übernahme solcher ärztlichen Aufgaben betraut werden darf, die dem Stand seiner Kenntnisse und Fähigkeiten entsprechen. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Pauli (SPD) (Drucksache 10/2051 Fragen 69 und 70): Sind der Bundesregierung die Ausführungen des Sachverständigen Beratenden Ingenieurs Wolfram Bläsius in diversen Fach- und Autozeitschriften bekannt, wonach zwar Millionen von Verkehrsteilnehmern in ihrem Personenkraftwagen, Personenkraftwagen-Kombi, Kleinbus sowie auf Dachlastträgern oder in Personenkraftwagen-Anhängern teilweise große und schwere Güter befördern, ihnen aber keine ausreichende Informationen über die richtige Sicherung dieser Güter zur Verfügung stehen, um sich und andere im Falle einer Vollbremsung, eines leichten Auffahrunfalls oder bei einem plötzlichen Ausweichmanöver vor herabfallenden oder kippenden Ladungen zu schützen, und welche Initiativen hat die Bundesregierung in diesem Teilbereich der Verkehrssicherheit bisher ergriffen? Reichen nach Auffassung der Bundesregierung das Prinzip der Eigenverantwortung sowie die bestehende StVO bzw. StVZO aus, um die Verkehrsteilnehmer dazu anzuhalten, Schäden und Unfälle durch auf oder in Personenkraftwagen etc. stehende Güter zu verhindern, bzw. hält die Bundesregierung in diesem Bereich entsprechende Initiativen für erforderlich? Zu Frage 69: Die Ausführungen von Herrn Bläsius sind der Bundesregierung bekannt. Dabei wurden die Vorschläge zur Ladungssicherung eingehend vom Bundesminister für Verkehr geprüft. Bereits am 12. April dieses Jahres wurde dem Kollegen Daubertshäuser zu ähnlichen Fragen mitgeteilt, daß die Vorschriften der Straßenverkehrs-Ordnung als ausreichend angesehen werden. Dies gilt in gleichem Maße für das hier angesprochene spezielle Problem der Ladungssicherung des privaten Gütertransports mit dem Pkw. Darüber hinaus prüft die Bundesregierung derzeit gemeinsam mit den Ländern, ob in Zukunft im Rahmen der Straßenverkehrsunfallstatistik Unfälle mit Pkw und Anhängern gesondert ausgewiesen werden können. Sie wird entsprechende Untersuchungen veranlassen, um dann über Gefährdungen durch diese Verkehrsteilnehmer berichten zu können. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 89. Sitzung. Bonn, Freitag, den 5. Oktober 1984 6617* Zu Frage 70: Wie bereits ausgeführt, reichen nach Ansicht der Bundesregierung die bestehenden Vorschriften der Straßenverkehrs-Ordnung aus. Die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung enthält keine Aussagen zur Ladungssicherung. Über die angesprochenen Untersuchungen zur Ermittlung der Unfälle mit Pkw und Anhänger hinaus sind keine Maßnahmen im Bereich „Sicherung der Ladung beim privaten Pkw" vorgesehen. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Schroeder (Freiburg) (CDU/ CSU) (Drucksache 10/2051 Fragen 71 und 72): Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Einführung von übertragbaren „Umweltschutzabonnements" nach dem Basler Modell im Straßenbahn- und Busverkehr deutscher Städte auf Schwierigkeiten stößt, weil dadurch die Ausgleichszahlungen der Länder nach § 45 a des Personenförderungsgesetzes ganz oder teilweise entfallen? Hält die Bundesregierung eine entsprechende Änderung der Vorschriften des Personenförderungsgesetzes dergestalt für angezeigt, daß die Einführung von Umweltschutzkarten im öffentlichen Personennahverkehr nicht zu einem Verlust der für die regionalen Verkehrsträger existenznotwendigen Landeszuschüssen führt? Zu Frage 71: Der Bundesregierung ist lediglich bekannt, daß die Stadt Freiburg beabsichtigt, in Anlehnung an einen in Basel im März 1984 gestarteten Versuch zum 1. Oktober 1984 übertragbare „Umweltschutzabonnements" (Monatskarten) im Straßenbahn- und Busverkehr einzuführen. Soweit durch dieses Pilotprojekt in Freiburg die Ausgleichsregelung im Ausbildungsverkehr nach § 45 a Personenbeförderungsgesetz berührt ist, soll es in der Diskussion zwischen dem Land BadenWürttemberg und der Stadt Freiburg bereits Lösungsansätze geben, für die Dauer des Versuchs angemessene Regelungen zu finden. Zu Frage 72: Die Bundesregierung hält es für verfrüht, bereits jetzt Wertungen und Schlußfolgerungen aus diesem versuchsweise in Freiburg eingeführten Sondertarif im Zeitkartenbereich zu ziehen. Dies erscheint erst sinnvoll, wenn erste Erfahrungen mit dem bis zum 31. Dezember 1985 befristeten Pilotprojekt vorliegen. In diesem Zusammenhang darf verwiesen werden auf die Antwort der Bundesregierung vom 25. April 1984 auf die Fragen Nr. 53 bis 56 des Herrn Kollegen Bamberg zu dem Baseler Tarifmodell (BT-Drucksache 10/1374), auch dieser Versuch ist noch nicht abgeschlossen.
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


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    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich ergreife hier für das Land Berlin das Wort zur Ausländerpolitik, weil Berlin das Bundesland mit dem höchsten Anteil an Ausländern ist. Jeder achte Berliner ist mittlerweile ein Ausländer. Berlin ist mit 120 000 türkischen Bürgern die größte türkische Stadt außerhalb der Türkei.
    Die Länder haben darüber hinaus den wichtigsten und größten Teil der Integrationslast zu tragen. Deshalb bitte ich Sie zu verstehen, wenn ich sage, daß für uns die Ausländerpolitik neben der Beseitigung der Arbeitslosigkeit das zentrale Problem der deutschen Innenpolitik ist.
    Für uns war und ist klar, daß Ziel der Ausländerpolitik die Integration der Ausländer zu sein hat, die schon lange bei uns wohnen und die sich entschließen, auch auf Dauer bei uns zu bleiben. Für uns ist aber ebenso klar, daß dieses Ziel nur erreicht werden kann, wenn es gelingt, die Zahl der bei uns lebenden Ausländer nicht weiter wachsen zu lassen.
    Wir geben in Berlin pro Jahr 100 Millionen DM und mehr für die Integration der Ausländer aus. Das fällt uns in Anbetracht enger finanzieller Bedingungen natürlich nicht leicht. Dennoch lohnen sich die Anstrengungen. Wir haben Erfolge vorzuweisen: Das Zusammenleben zwischen Berlinern und Ausländern ist friedlicher geworden; viel mehr junge Ausländer als früher schaffen den Schulabschluß, und auch die Wohnraumbedingungen und die Probleme des Zusammenlebens haben sich verbessert. Aber diese Erfolge würden mit einem Schlage wieder zunichte gemacht, wenn die Zahl der Ausländer wieder steigen würde. Wir hätten es deshalb gern gesehen, wenn die Bundesregierung klare gesetzliche Signale beim Nachzugsalter für Kinder und bei der Zuheirat gesetzt hätte.
    Am meisten hat uns aber die Frage der vollständigen Freizügigkeit in dem EG-Assoziierungsabkommen mit der Türkei ab 1986 bedrückt. Das Land Berlin nimmt deshalb mit Dankbarkeit die Erklärung der Bundesregierung zur Kenntnis, daß die Gefahr einer massenhaften Zuwanderung als abgewendet betrachtet werden kann.
    Das Land Berlin bittet die Bundesregierung, möglichst bald ihre Absicht wahrzumachen, das Ausländergesetz zu novellieren. Vor allem erwarten wir eine eindeutige bundesrechtliche Regelung hinsichtlich des Aufenthaltsstatus.
    Wir haben mit großer Sorge das Ausscheren einzelner Länder, z. B. des Landes Hessen, aus einer bundeseinheitlichen Ausländerregelung zur Kenntnis genommen.

    (Frau Nickels [GRÜNE]: Haben Sie Angst vor den Wahlen im nächsten Jahr!)




    Senator Fink (Berlin)

    Die Folgen einer solchen Politik trägt eben nicht das Land Hessen allein, sondern tragen alle anderen Bundesländer zusammen, vor allem die Bundesländer mit einem besonders hohen Ausländeranteil.

    (Schneider [Berlin] [GRÜNE]: Was sind denn nun die schrecklichen Folgen?)

    Ich möchte einen zweiten Punkt der Novellierung ansprechen. Besonders erwarten wir uns von der Novellierung des Ausländergesetzes erleichterte Einbürgerungsbedingungen. Wir vertreten die Auffassung, daß es für ausländische Arbeitnehmer und ihre Familien ein Recht auf Einbürgerung geben sollte,

    (Zustimmung des Abg. Dr. Hirsch [FDP])

    allerdings keine Postkarteneinbürgerung, sondern nur beim Nachweis tatsächlich erbrachter Integrationsleistungen. Eine Doppelstaatsbürgerschaft, wie sie oft gewünscht wird, wollen wir nicht. Wir meinen, beim Einbürgerungsrecht gilt es einer Tatsache Rechnung zu tragen, die im bisherigen Einbürgerungsrecht nur höchst unzureichend berücksichtigt wurde. Das bisherige Einbürgerungsrecht ist ein Familieneinbürgerungsrecht, d. h. alle oder keiner. Tatsache ist aber, daß die erste Generation üblicherweise noch sehr enge Bindungen an ihre Heimat hat und daß diese Generation üblicherweise in ihre Heimat zurückkehren will. Sie wollen nicht eingebürgert werden. Etwas ganz anderes gilt aber für die zweite und dritte Generation.

    (Dr. Hirsch [FDP]: Sehr wahr!)

    Ich meine, daß es diese Probleme bei der Novellierung des Einbürgerungsrechts zu bedenken gilt.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zustimmung des Abg. Dr. Hirsch [FDP])

    Das Einbürgerungsangebot, das ein Kernbestandteil unserer Ausländerpolitik darstellt, darf kein Scheinangebot sein, sondern muß ein reales, erreichbares Angebot sein.
    Lassen Sie mich in dem Zusammenhang auch noch ein Zweites sagen. Es wird oft der Anschein erweckt, als ob türkische Bürger nicht integrationsfähig wären. Das mag in vielen Punkten für die erste Generation gelten. Dies gilt aber nach unseren Erfahrungen für die zweite und dritte Generation nicht. Der Großteil der zweiten und dritten Generation auch der türkischen Jugendlichen ist integrationsbereit und integrationsfähig.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sehr gute Aussage! Herr Olderog, passen Sie auf!)

    Derzeit ziehen Marschkolonnen in einer Nord- und einer Südkette nach Köln, um dort gegen Ausländerfeindlichkeit zu demonstrieren. Was bewegt die Initiatoren dieser Märsche? Glauben sie wirklich, dem friedlichen Zusammenleben zwischen Deutschen und Ausländern zu dienen, wenn sie ein dramatisches und, wie ich meine, höchst einseitiges Bild zeichnen? Meine Erfahrungen in der Ausländerpolitik in Berlin sind, daß es Probleme gibt, daß
    es aber völlig verfehlt wäre, von einer allgemeinen Ausländerfeindlichkeit der Deutschen zu reden.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sehr wahr!)

    Ich denke, daß es notwendig ist, sich in den Beiträgen zur Ausländerproblematik so einzulassen, daß die Lösung der Probleme dabei erleichtert wird und nicht etwa einer Emotionalisierung von Problemen Vorschub geleistet wird.

    (Schneider [Berlin] [GRÜNE]: Das sagen Sie mal Herrn Lummer!)

    Ausländerpolitik muß berechenbar, konsequent sein; dann werden sich die erkennbaren Erfolge im Integrationsprozeß vergrößern und verstetigen. Den einmal eingeschlagenen Integrationskurs ruhig und konsequent fortzusetzen, ohne sich von aufgeregten Stimmen beirren zu lassen, führt am ehesten zum Erfolg in der Ausländerpolitik. Die gelegentlich anzutreffende Schwarzmalerei in der Ausländerfrage zeichnet unzutreffende, verzerrende und einseitige Bilder einer Realität, die, wie sich in Berlin zeigt, keineswegs so dramatisch ist, wie gelegentlich zu hören ist.
    Bei nüchterner Betrachtung zeigt sich also, daß sich die Ausländerfrage weder zu dramatischen Richtungskämpfen noch zu parteipolitischen Auseinandersetzungen eignet. Was allein Deutschen wie Ausländern das Zusammenleben erleichtern wird, ist eine stetige, eine berechenbare, eine stabile Ausländerpolitik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Rede von Richard Wurbs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Wartenberg.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gerd Wartenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich am Anfang einige Worte zu Herrn Senator Fink sagen. Ihre Rede war ohne Frage abgewogen. Offensichtlich war es, nachdem für die CDU Herr Innenminister Zimmermann und der platt konservative Herr Olderog reden mußten, notwendig, daß auch der liberale Flügel der CDU ein paar Worte sagen durfte; denn die Unterschiede in diesem Bereich waren ja eminent. Das heißt, die Aussagen zur Ausländerpolitik sind nicht nur zwischen FDP und CDU unterschiedlich, sondern da, wo Landesregierungen der CDU in einer Großstadt im Wahlkampf stehen, müssen sie offensichtlich auch ein bißchen vom platten Konservativismus herunterkommen. Trotzdem muß ich auch Sie daran erinnern: Sie sind der Senator, der die fatalen Wertgutscheine für Asylsuchende in Berlin eingeführt hat, was zu Recht riesigen Protest bei allen Betroffenen, bei Kirchen wie Wohlfahrtsverbänden herausgefordert hat.
    Ich will mit einem Punkt anfangen, der heute morgen durch die Berliner Zeitungen ging. Heute morgen steht in allen Zeitungen, daß eine türkische Lehrerin, die 1978 nach Berlin gekommen ist, geheiratet hat und nun von ihrem Mann geschieden ist, ausgewiesen werden soll. Das abgeleitete Aufenthaltsrecht geht verloren; sie hat kein eigenständi-



    Wartenberg (Berlin)

    ges, obwohl sie deutsch spricht, sechs Jahre hier ist und ein Kind hat. Der angesehene Kommentator Matthes schreibt im „Tagesspiegel" heute morgen: Das kann ja wohl nicht wahr sein! und sagt: Es zeigt sich sehr deutlich, daß Integration von Ausländern auch etwas mit Integrität von Politik zu tun hat. Und das ist der Vorwurf, der an Sie geht, Herr Zimmermann.

    (Schneider [Berlin] [GRÜNE]: Und an Herrn Lummer in Berlin!)

    — Auch an Herrn Lummer, natürlich. Insofern ist das Feigenblatt Herr Fink hier nicht ganz aussagefähig für Berliner Ausländerpolitik.
    Aber wir setzen uns j a in erster Linie mit Herrn Zimmermann auseinander. Die Diskussion, die wir mit Ihnen führen, und die Kritik, die wir an Ihnen haben, ist in erster Linie, daß Sie keine integre Diskussion führen, daß Sie zwei Jahre lang, ohne etwas zu entscheiden, das Klima im Lande in diesem Bereich verschlechtern und ihre Politik auf dem Rükken einer Minderheit austragen.
    Leider hat die Beantwortung der Großen Anfrage da überhaupt keine Änderung gebracht. Wir haben hier zwei Antworten der Regierung gehört: Bundesregierung 1: Zimmermann; Bundesregierung 2: Genscher, und es ist ja nicht ohne Zufall, daß nicht irgendein Innenpolitiker von der FDP, sondern Herr Genscher als Parteivorsitzender hier redet.

    (Zuruf von der FDP: Warten Sie doh einmal ab!)

    Allein die Tatsache, daß Herr Genscher hier als Außenminister und Parteivorsitzender redet, zeigt doch, daß man eindeutig darstellen will, daß es keine Einigkeit in der Regierung gibt. Dieses Problem — sosehr wir einige Ansätze der FDP begrüßen — führt doch dazu, daß für die Ausländer weiterhin Unsicherheit besteht. Entscheidungen auf diesem Sektor werden nicht getroffen.

    (Baum [FDP]: Aber, aber!)

    — Ich werde Ihnen an bestimmten Beispielen nachweisen, wie doppelzüngig, doppeldeutig und auslegbar die Antwort auf die Große Anfrage ist.
    Die Unfähigkeit, gerade in diesem Politikbereich die Probleme zu lösen, und die klägliche Art und Weise, in der der Innenminister die Diskussion in unserem Lande bestimmt, sind besonders problematisch, weil viele Menschen hinsichtlich ihrer Lebenssituation davon betroffen sind. Gerade die schäbige Diskussionsführung hat doch die Ausländerfeindlichkeit gesteigert. Ausländerfeindlichkeit kommt eben auch daher, daß die Ausländer von Regierungsseite — das tun Sie eben häufig genug
    — zunehmend nur als störender, problematischer, lästiger Faktor betrachtet werden.

    (Schwarz [CDU/CSU]: Dummes Zeug! — Schneider [Berlin] [GRÜNE]: Genau richtig!)

    Dann muß man sich natürlich nicht wundern, wenn Vorurteile, die in schwierigen ökonomischen Situationen immer auftreten,

    (Schwarz [CDU/CSU]: Der hat doch keine Ahnung!)

    die Menschen leicht dazu bringen, Sündenböcke zu suchen. Eigentlich müßten alle Parteien versuchen, dagegen etwas zu tun. Gerade diese Frage ist keine parteipolitische. Hier müßten alle versuchen, ein Klima der Vernunft zu schaffen.

    (Schwarz [CDU/CSU]: Sie heizen doch an!)

    In einer Frage stimmen wir mit der Regierung überein: Wir Sozialdemokraten sind nach wie vor für den Anwerbestopp, für den Zuzugstopp, der seit 1973 besteht. Insofern ist es richtig: Wir sind kein Einwanderungsland für neue Gruppen von Ausländern, die hierher kommen. Aber wenn die Bundesregierung in ihrer Antwort selber sagt, daß mehr als die Hälfte der Ausländer hier länger als zehn Jahre lebe und 60 % der Kinder hier geboren seien, einige Zeilen später aber sagt, wir seien kein Einwanderungsland, dann ist dieser Begriff ja wohl falsch. Wenn man einerseits etwas für die Leute tun will, die länger als zehn Jahre hier sind bzw. hier geboren wurden, und andererseits weiß, daß diese Ausländer nicht einfach wieder verschwinden, dann ist das Wort Einwanderungsland relativ.
    Unter dem Aspekt, daß ein großer Teil dieser Leute natürlich hier bleiben wird — dessen ist sich auch die Bundesregierung bewußt —, sind wir natürlich doch Einwanderungsland. Daß wir nicht Einwanderungsland sein wollen, kann sich nur darauf beziehen, daß wir keinen neuen Zuzug an Arbeitskräften in die Bundesrepublik zulassen werden. Aber das ist etwas ganz anderes, und das darf nicht vermischt werden. Das ewige Beharren darauf, daß wir kein Einwanderungsland seien, kann eben dazu führen, daß den Leuten vorgegaukelt wird, irgendwie würden sich die Ausländer wieder in Luft auflösen. Das wird das Klima nicht verbessern.
    Lassen Sie mich noch auf einige Einzelpunkte der Antwort auf die Große Anfrage eingehen, die die SPD gestellt hat. Die Bundesregierung erklärt, eines der wichtigsten Ziele sei es, die Rechtssicherheit für die seit langem bei uns lebenden ausländischen Arbeitnehmer und ihre Familien zu verbessern. Gleichzeitig wird in der Antwort auf die Große Anfrage aber immer wieder darauf hingewiesen, daß die Bundesregierung in erster Linie dafür verantwortlich sei, die öffentlichen Interessen der Bundesrepublik Deutschland in den Vordergrund zu stellen und die persönlichen Belange der Ausländer zurückzustellen. Nun muß man sagen, es ist eine Banalität, daß eine deutsche Regierung im Innern in erster Linie deutsche Interessen vertritt. Aber was soll es eigentlich, daß in diesem Zusammenhang immer wieder betont wird — viermal in dieser Antwort auf die Große Anfrage —, daß an erster Stelle die deutschen Interessen stehen und die persönlichen Belange der Ausländer dahinter zurück-



    Wartenberg (Berlin)

    zustehen haben? Wir wissen, daß wir eine deutsche Regierung haben, die deutsche Interessen vertritt.

    (Voigt [Frankfurt] [SPD]: Das letzte ist offen! Da bin ich nicht so sicher!)

    Das kann die Zahl der Vorurteile nur wieder erhöhen. Das ist ein negativer Touch, der durchgängig in der Antwort auf die Große Anfrage festzustellen ist.
    Eine der größten Schwierigkeiten in der Praxis des Ausländerrechtes sind die großen Ermessensspielräume der Behörden. Die Bundesregierung spricht selbst davon, und auch Herr Zimmermann hat das in seinem kurzen Statement erwähnt. In der Antwort auf die Große Anfrage steht allerdings nur der lapidare Satz: Die Ermessensspielräume sollen eingeschränkt werden. Was heißt das eigentlich unter dem Aspekt des Chaos der Meinungsverschiedenheiten, die in dieser Regierung deutlich geworden sind?

    (Dr. Olderog [CDU/CSU]: Das heißt mehr Rechtssicherheit!)

    — Entschuldigung, Herr Olderog, wenn Sie Ermessensspielräume einschränken wollen, dann müssen Sie benennen, wo Sie das wollen. Ermessensspielräume können positiv sein, wenn man Gesetze liberal auslegt; Ermessensspielräume können negativ sein, wenn man restriktiv herangeht. Die Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland hat gezeigt, daß, insbesondere durch das Gerede des Herrn Zimmermann, sehr viele Ausländerbehörden die Ermessensspielräume restriktiver ausgelegt haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Bundesregierung lehnt es weiterhin ab, eine Verfestigung des Aufenthaltsstatus in einem größeren Maße durchzuführen. Wir selber schlagen vor, als höchste Stufe eines verfestigten Aufenthaltsstatus ein Niederlassungsrecht einzuführen. Dieses Niederlassungsrecht unterscheidet sich ohne Frage in bestimmten Punkten von den Ansichten der GRÜNEN. Wir glauben, daß ein Niederlassungsrecht insbesondere bei Bevölkerungsgruppen, bei denen die Aufgabe der Staatsbürgerschaft nicht ohne weiteres möglich ist, eine Möglichkeit der Verfestigung bietet, eine Möglichkeit, eine sichere Lebensplanung durchzuführen.
    Jeder weiß, daß ein Türke nicht ohne weiteres aus der Staatsbürgerschaft entlassen werden kann. Dort treten also erhebliche Probleme auf. Folglich muß man einen Status finden, der eine vernünftige Lebensplanung ermöglicht. In diesem Zusammenhang ist ein Niederlassungsrecht ein ganz wichtiger Punkt. Die Bundesregierung lehnt das konsequent ab, ohne eigentlich klar zu sagen, in welcher Art und Weise sie die Aufenthaltsrechte für diejenigen, von denen 60% hier geboren sind und von denen 50 % länger als zehn Jahre hier sind, verfestigen will.
    Meine Damen und Herren, es gibt einen weiteren Punkt in der Großen Anfrage, der von großem Interesse ist, nämlich die Frage der Wiederkehroption. Wenn heute ein Ausländer unser Land verläßt
    und beispielsweise in die Türkei zurückgeht, hat er kein Recht wiederzukehren. Dies führt in zunehmendem Maße dazu, daß sich selbst Leute, die arbeitslos sind, an den Aufenthalt hier klammern, weil sie sagen: Verlasse ich das Land, kann ich nicht wiederkommen. Wir wissen, daß aber insbesondere Angehörige von EG-Staaten, etwa Italiener, bei schlechter wirtschaftlicher Lage in ihr Heimatland zurückkehren, weil sie wissen: Bei guter wirtschaftlicher Lage können sie zurückkehren.
    Die Wiederkehroption pauschal abzulehnen, wie Sie das gemacht haben, Herr Zimmermann, ist eigentlich unsinnig. Selbst der vorige Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Herr Stingl, hat immer wieder betont, daß dies eine Möglichkeit ist, die man diskutieren muß. Auch hier zeigt sich in der Antwort auf die Große Anfrage keine Perspektive.

    (Beifall bei der SPD)

    In der Frage des Familiennachzugs ist ein deutliches Wort, was die Altersbegrenzung für Kindern angeht, gesagt worden. Herr Zimmermann hat zwar nach wie vor gesagt, er sei ganz anderer Meinung, und heizt damit natürlich die Diskussion im Lande wieder an. Immerhin hat sich die FDP in einem wichtigen Punkt durchgesetzt.
    Was den Ehegattennachzug angeht, so muß noch eine ganze Menge getan werden. Ich denke an das Berliner Beispiel, das ich am Anfang erwähnt habe.
    Wir Sozialdemokraten haben in unseren Thesen versucht, eine positive Richtung in der Ausländerpolitik darzustellen. Aber wir wollen nicht nur die Rechtslage verbessern; für uns ist auch von großer Bedeutung, das Klima der Auseinandersetzung in diesem Lande im Zusammenhang mit der Ausländerfrage zu verbessern und es nicht auf billige Weise anzuheizen, um Punkte bei Stammtischen zu sammeln.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Hier muß ich allerdings ein Wort an Herrn Fischer sagen. Ich stimme ihm inhaltlich in den meisten Punkten zu. Es gibt natürlich auch, um es einmal im Szenenjargon zu sagen, eine abgefuckte Phraseologie, die gefallsüchtig ist und die auch nicht gerade sehr hilfreich ist, die vielleicht an manchen Szenenstammtischen ankommt. Ich glaube, man sollte da in manchen Punkten etwas vorsichtiger sein, wenn man das Klima in der Bundesrepublik zu diesem Thema mit Betroffenheit und Sensibilität diskutieren will. Man sollte nicht eine so emotionalisierte Phraseologie hineinbringen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ich bin mir bewußt, daß das weitaus weniger gefährlich ist als das, was Herr Zimmermann macht, weil Herr Zimmermann genau weiß: Das dumpfe Mehrheitsbewußtsein kann er damit mobilisieren. Das ist etwas ganz anderes, als wenn man in einem anderen Bereich einmal etwas radikalere Thesen äußert.

    (Dr. Olderog [CDU/CSU[: Überlegen Sie mal, welchen Stuß Sie hier reden!)




    Wartenberg (Berlin)

    Zum Schluß möchte ich noch einige Worte zu Herrn Genscher sagen. Herr Genscher, Sie haben hier ohne Frage inhaltlich eine ganze Menge Punkte vorgetragen, die wir Sozialdemokraten mittragen.

    (Zuruf des Abg. Voigt [Frankfurt] [SPD])

    Aber an zwei Punkten hat sich gezeigt, daß Sie viele Dinge der politischen Vergangenheit noch nicht bewältigt haben. Ihr billiger Tritt gegen Andreas von Schoeler, der eindeutig nicht der Meinung gewesen ist, daß das Zuzugsalter abgesenkt werden sollte, zeigt ganz deutlich, daß Sie es noch nicht verkraftet haben, daß Ihnen einige Ihrer besten Leute weggelaufen sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie meinten wohl, Sie müßten ihm hier jetzt im nachhinein noch ein paar Tritte geben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Herr Westphal sitzt hinter Ihnen!)

    Ebenso möchte ich Ihnen sagen, daß die Vorlage, die im Ministerium Westphal erarbeitet worden ist, weder bei der SPD noch bei der FDP eine Mehrheit gefunden hatte. Deswegen ist sie auch nicht beschlossen worden. Dort sitzt der ehemalige Justizminister Schmude, der auch ein Gegner dieser Vorlage gewesen ist. Also, Herr Genscher, nicht ganz so billig, wenn Sie meinen, der SPD hier Vorwürfe machen zu können!

    (Dr. Olderog [CDU/CSU]: Hat der Herr Westphal das nun gemacht oder nicht?)

    Meine Damen und Herren, ich schließe damit in der Hoffnung, daß die Diskussion den Ausländern in diesem Lande etwas bringt, damit das Zusammenleben zwischen Ausländern und Deutschen auf eine vernünftige Basis gestellt wird. Unsere Skepsis insbesondere den Vertretern der CDU/CSU gegenüber und ganz besonders diesem Innenminister gegenüber ist eher gewachsen denn vermindert worden.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD)