Rede von
Dr.
Olaf
Feldmann
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Kollege Klejdzinski, Sie wissen doch genauso gut wie ich, daß es so ist, wie Sie gesagt haben. Deswegen haben wir doch die Ansätze für Personalausgaben erhöht. Wenn uns das nicht gelingt, kann die für 1989 von der Hardthöhe ins Auge gefaßte Wehrdienstverlängerung bezüglich der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr ein Bumerang werden. Sollte die Zahl der Berufs- und Zeitsoldaten, wie es die Hardthöhe in internen Dokumenten selber annimmt, nicht wesentlich über 200 000 gehalten werden können, könnte sich gerade durch eine Verlängerung des Wehrdienstes das Verhältnis von Ausbildern und Führungskräften in der Truppe zu auszubildenden Grundwehrdienstleistenden drastisch verschlechtern. Die Überbelastung der Langdiener, für die in vielen Verwendungsbereichen schon heute die 60-Stunden-Woche die Regel ist, würde bedrohlich zunehmen. Jeder einzelne Ausbilder hätte noch mehr Rekruten und Reservisten auszubilden als heute. Die soziale Situation der Berufs- und Zeitsoldaten könnte dann selbst auf dem heutigen Stand kaum gehalten werden. Von einer Verbesserung der sozialen Lage könnte schon gar nicht die Rede sein. Angesichts einer zu erwartenden schärferen Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt würde dann aber auch die Bereitschaft zu einer längeren Verpflichtung rapide abnehmen.
6480 Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Oktober 1984
Dr. Feldmann
Sie wissen, ich bin kein Freund einer Wehrdienstverlängerung, aber über eines müssen wir uns alle im klaren sein: Voraussetzung für die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr in den 90er Jahren ist ein möglichst hoher Anteil an Langdienern. Das gilt auch und gerade für den Fall einer Verlängerung des Wehrdienstes. Der Personalansatz muß vergrößert werden, vor allem für Längerdienende. Dies kann meines Erachtens, Herr Kollege Klejdzinski, nur zu Lasten einiger Großprojekte gehen. Es muß meines Erachtens auch zu Lasten einiger Großprojekte gehen; denn es sind weniger die Waffen, wovon die Einsatzbereitschaft unserer Bundeswehr abhängt, es sind vielmehr die Menschen. Die Qualität ihrer Ausbildung und ihre Motivation sind Voraussetzungen für die optimale Nutzung der Waffensysteme. Ihre soziale Lage, ihre Arbeitsbedingungen und Aufstiegschancen in der Truppe entscheiden über ihre Motivation. Und mit dieser Motivation steht und fällt die Einsatzbereitschaft. Daher wird für die Soldaten in den nächsten Jahren mehr getan werden müssen — da stimme ich Ihnen zu, meine Herren Kollegen Klejdzinski und Heistermann —, auch wenn dies zu Lasten anderer Bereiche im Verteidigungshaushalt gehen muß.
Auch ich darf zum Schluß im Namen der FDP-Fraktion dem Wehrbeauftragten und seinen Mitarbeitern für die geleistete Arbeit danken.
Auch ich beantrage für den Wehrbeauftragten Rederecht. — Ich bedanke mich bei Ihnen für die Aufmerksamkeit.