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ID1008416700

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    Plenarprotokoll 10/84 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 84. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 19. September 1984 Inhalt: Aktuelle Stunde betr. die Verhandlungsposition der Bundesregierung bei der anstehenden Jahresversammlung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 6127 B Dr. von Wartenberg CDU/CSU 6128 B Dr. Mitzscherling SPD 6129 A Dr. Solms FDP 6129 D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF 6130 C Frau Matthäus-Maier SPD 6132 B Dr. Lammert CDU/CSU 6133 B Frau Gottwald GRÜNE 6134 B Dr. Rumpf FDP 6135 B Dr. Warnke, Bundesminister BMZ 6136 A Dr. Hauchler SPD 6137 B Uldall CDU/CSU 6138 B Rapp (Göppingen) SPD 6139 B Kittelmann CDU/CSU 6140 B Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6141 B Klose SPD 6142 C Frau Gottwald GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 6143C Fragestunde — Drucksache 10/1979 vom 14. September 1984- Stellungnahme der Bundesregierung zur UN-Konvention zur weltweiten Bekämpfung der Folter MdlAnfr 3, 4 14.09.84 Drs 10/1979 Bachmaier SPD Antw PStSekr Erhard BMJ 6111 B ZusFr Bachmaier SPD 6111 B ZusFr Stiegler SPD 6111 D ZusFr Neumann (Bramsche) SPD 6111D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6112 B Förderung einer Gewerbeschule in Windhoek (Namibia); Teilnahme Bundesminister Warnkes an der Grundsteinlegung MdlAnfr 8 14.09.84 Drs 10/1979 Schwenninger GRÜNE Antw PStSekr Dr. Köhler BMZ 6112 D ZusFr Schwenninger GRÜNE 6112 D Geschlechtsneutrale Ausweisung offener Stellen in den Mikrofilm-Lesegeräten der Arbeitsämter MdlAnfr 10, 11 14.09.84 Drs 10/1979 Peter (Kassel) SPD Antw PStSekr Vogt BMA 6113 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 6113C ZusFr Frau Steinhauer SPD 6113 D ZusFr Stiegler SPD 6114A ZusFr Eigen CDU/CSU 6114A ZusFr Dr. de With SPD 6114 B ZusFr Lutz SPD 6114 B ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 6115C Funktionsfähigkeit der Bundesanstalt für Arbeit angesichts der Personalsituation; Aufhebung der Stellenbesetzungssperre MdlAnfr 14, 15 14.09.84 Drs 10/1979 Glombig SPD Antw PStSekr Vogt BMA 6115D II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. September 1984 ZusFr Glombig SPD 6115 D ZusFr Lutz SPD 6116D ZusFr Stiegler SPD 6117B ZusFr Frau Steinhauer SPD 6117 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6118B ZusFr Lohmann (Lüdenscheid) CDU/CSU 6118D ZusFr Dreßler SPD 6119A ZusFr Dr. de With SPD 6119 C ZusFr Weinhofer SPD 6119 C Überschuß der Bundesanstalt für Arbeit 1984; Arbeitsämter mit erschöpften Mitteln für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen MdlAnfr 16, 17 14.09.84 Drs 10/1979 Lutz SPD Antw PStSekr Vogt BMA 6119 D ZusFr Lutz SPD 6119D ZusFr Feilcke CDU/CSU 6120 B ZusFr Dreßler SPD 6120C ZusFr Stiegler SPD 6121A ZusFr Frau Steinhauer SPD 6121 B ZusFr Heistermann SPD 6121C ZusFr Reimann SPD 6122 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6122A ZusFr Glombig SPD 6122 B ZusFr Frau Hürland CDU/CSU 6122 C ZusFr Schmitt (Wiesbaden) SPD 6122 D ZusFr Weinhofer SPD 6123 B ZusFr Günther CDU/CSU 6124 B ZusFr Kolb CDU/CSU 6124 B ZusFr Sielaff SPD 6124 C ZusFr Peter (Kassel) SPD 6125C Umstellung der Berechnungsart der Bundesanstalt für Arbeit zur Ermittlung der Arbeitslosenquoten MdlAnfr 20, 21 14.09.84 Drs 10/1979 Weinhofer SPD Antw PStSekr Vogt BMA 6125 D ZusFr Weinhofer SPD 6125 D Arbeitslosenberatung durch die Arbeitsämter MdlAnfr 24 14.09.84 Drs 10/1979 Schreiner SPD Antw PStSekr Vogt BMA 6126 B ZusFr Schreiner SPD 6126C ZusFr Dreßler SPD 6126 C ZusFr Lutz SPD 6126 D ZusFr Jansen SPD 6127 A Nächste Sitzung 6143 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6145* A Anlage 2 Personalsituation bei der Bundesanstalt für Arbeit MdlAnfr 12, 13 14.09.84 Drs 10/1979 Frau Fuchs (Köln) SPD SchrAntw PStSekr Vogt BMA 6145* B Anlage 3 Aufstockung der Mittel für Eingliederungshilfen zur Vermeidung von Engpässen bei den Arbeitsämtern 1984 MdlAnfr 18, 19 14.09.84 Drs 10/1979 Kirschner SPD SchrAntw PStSekr Vogt BMA 6145* D Anlage 4 Anteil der Leistungsempfänger an der Gesamtzahl der Arbeitslosen 1982 bis 1984 MdlAnfr 22, 23 14.09.84 Drs 10/1979 Buschfort SPD SchrAntw PStSekr Vogt BMA 6146* A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. September 1984 6111 84. Sitzung Bonn, den 19. September 1984 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 21. 9. Dr. Apel 19. 9. und 21. 9. Büchner (Speyer) 21. 9. Engelhard 19. 9. Dr. Glotz 19. 9. Haase (Fürth)* 20. 9. Haungs 19. 9. Keller 21. 9. Dr. Müller** 19. 9. Rappe (Hildesheim) 19. 9. Frau Renger 21. 9. Reuschenbach 21. 9. Schmidt (Hamburg) 21. 9. Schmidt (Wattenscheid) 19. 9. Frau Schoppe 21. 9. Frau Simonis 21. 9. Dr. Stark (Nürtingen) 21. 9. Tietjen 21. 9. Weiskirch (Olpe) 21. 9. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Vogt auf die Fragen der Abgeordneten Frau Fuchs (Köln) (SPD) (Drucksache 10/1979 Fragen 12 und 13): Wie beurteilt die Bundesregierung die Personalsituation der Bundesanstalt für Arbeit, und kann sie die Feststellung des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit, Franke, bestätigen, daß zur Zeit etwa 5 000 Kräfte in den Arbeitsämtern der Bundesrepublik Deutschland fehlen? Wie viele Planstellen sind zur Zeit in den Arbeitsämtern nicht besetzt, wie viele Stellen fehlen gemessen an dem anerkannten Stellenbemessungssystem der Bundesanstalt für Arbeit? Die Bundesregierung weiß um die hohe Belastung der Mitarbeiter in der Arbeitsverwaltung. Sie erkennt deren Leistung ausdrücklich an. Aus diesem Grunde hat die Bundesregierung bereits in der Vergangenheit im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten alles getan, um eine Entlastung des Personals in den Arbeitsämtern herbeizuführen. So wurde z. B. im Jahr 1983 die Zahl der Planstellen um 2 500 Stellen, im Jahr 1984 um 450 Stellen erhöht. Außerdem wurde die Bundesanstalt für Arbeit im Jahr 1983 von der für alle Bereiche der Bundesverwaltung geltenden 1%igen Personalkürzung ausgenommen. Die Bundesregierung prüft auch weiterhin, wie der durch die Lage auf dem Arbeitsmarkt bedingten Belastung der Mitarbeiter in den Arbeitsämtern Rechnung getragen werden kann. Da die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen nach wie vor politische Priorität hat, kann die Lösung nicht in glo- Anlagen zum Stenographischen Bericht balen Personalmehrungen, sondern nur in gezielten Maßnahmen liegen, die den vermehrten Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung mit einschließen. Die Frage, in welchem Umfang für bestimmte Aufgabengebiete der Arbeitsverwaltung gezielte Stellenmehrungen möglich sind, wird in den Haushaltsberatungen für das Jahr 1985 zu entscheiden sein. Insoweit möchte ich aber der z. Z. laufenden Willensbildung innerhalb der Selbstverwaltung der Bundesanstalt nicht vorgreifen. Es ist richtig, daß die Bundesanstalt für Arbeit nach ihrem Personalbemessungssystem einen Mehrbedarf von knapp 5 000 Stellen errechnet. Dieses Bemessungssystem ist dafür geschaffen, für die interne Willensbildung eine Größenordnung für eine theoretische Maximalbesetzung der Arbeitsverwaltung anzugeben. Wie in der Vergangenheit können aber auch jetzt derartige rein rechnerische Bemessungssysteme die politisch zu treffenden Entscheidungen nicht ersetzen. Laut Auskunft der Bundesanstalt für Arbeit waren nach dem Stand vom 15. April 1984 2 057 Stellen nicht endgültig besetzt. Dies sind 4,22 % der Stellen. Hierunter sind Planstellen zu verstehen, die noch nicht mit einem Mitarbeiter auf Dauer besetzt sind. Außerdem ist zu berücksichtigen, daß ca. 900 freie Stellen der Besetzungssperre nach § 19 des Haushaltsgesetzes 1984 unterlagen. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Vogt auf die Fragen des Abgeordneten Kirschner (SPD) (Drucksache 10/1979 Fragen 18 und 19): In wie vielen Arbeitsämtern sind die Mittel für Eingliederungshilfen bereits erschöpft? In welchem Umfang sind weitere Aufstockungen der Haushaltsmittel der Bundesanstalt für Arbeit notwendig, um weitere Engpässe in den letzten Monaten des Jahres 1984 zu verhindern? Der Haushaltsplan der Bundesanstalt für Arbeit enthält einen Ansatz von 200 Millionen DM für die Eingliederungsbeihilfe. Bis Ende August 1984 waren von den 200 Millionen DM nach Auskunft des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit rund 128,5 Millionen DM ausgegeben. Die Bundesanstalt für Arbeit hat die Mittel für Eingliederungsbeihilfe den Landesarbeitsämtern zugewiesen und diesen die Verteilung auf die einzelnen Arbeitsämter überlassen. Es ist Aufgabe der Landesarbeitsämter, durch Verlagerung der Mittel zwischen den einzelnen Arbeitsämtern Engpässe auszugleichen. Die Auszahlung der bewilligten Eingliederungsbeihilfen ist nach der bisherigen Ausgabenentwicklung sichergestellt. Wenn sich ein Mehrbedarf herausstellt, wird die Bundesregierung entscheiden, ob Mehrausgaben entsprechend den Vorschriften der Bundeshaushaltsordnung genehmigt werden kön- 6146* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. September 1984 nen. Ich möchte darauf hinweisen, daß die Bundesregierung bereits beim Einarbeitungszuschuß, dessen Haushaltsansatz 1984 um 85 Millionen DM aufgestockt worden ist, und beim darlehensweise gewährten Unterhaltsgeld, dessen Haushaltsansatz um 87 Millionen DM erhöht wurde, entsprechend tätig geworden ist. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Vogt auf die Fragen des Abgeordneten Buschfort (SPD) (Drucksache 10/1979 Fragen 22 und 23): Wie hat sich im Vergleich von Oktober 1982 zu August 1984 der Anteil der Leistungsempfänger an der Gesamtzahl der Arbeitslosen entwickelt, und wie hoch war in diesem Zeitraum der Anteil der Arbeitslosenhilfeempfänger? Kann deshalb die Arbeitslosenversicherung noch die ihr vom Gesetzgeber zugedachte Rolle wahrnehmen, und ist hinsichtlich der Entwicklung der Leistungsempfängerquoten, insbesondere die Entwicklung hin zur Arbeitslosenhilfe/Sozialhilfe vergleichbar mit den Erfahrungen, die Anfang der 30er Jahre gemacht wurden? Der Anteil der Leistungsempfänger an der Gesamtzahl der Arbeitslosen hat sich in den letzten Jahren nur geringfügig verändert. Er betrug im Jahre 1980 72,0 v. H. 1981 74,1 v. H. 1982 74,1 v. H. 1983 72,0 v. H. Dagegen ist der Anteil der Bezieher von Arbeitslosenhilfe an der Gesamtzahl der Leistungsempfänger nicht unerheblich gestiegen. Er betrug im Jahre 1980 21,1 v. H. 1981 19,6 v. H. 1982 23,9 v. H. 1983 32,4 v. H. Hauptursache für diesen Anstieg ist die in den letzten Jahren gestiegene individuelle Dauer der Arbeitslosigkeit. So betrug die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit des Bestandes an Arbeitslosen jeweils Ende September 1980 7,6 Monate, 1981 7,4 Monate, 1982 8,5 Monate, 1983 10,3 Monate. Die Bundesregierung beobachtet diese Entwicklung mit Sorge. Sie ist im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten bemüht, den sozialen Problemen der von längerfristiger Arbeitslosigkeit betroffenen — vor allem älteren — Arbeitnehmer Rechnung zu tragen, insbesondere durch einen verstärkten Einsatz der arbeitsmarktpolitisch aktiven Instrumente des Arbeitsförderungsgesetzes. Die Bundesregierung hält es für verfehlt, in diesem Zusammenhang die Leistungsfähigkeit der Arbeitslosenversicherung anzuzweifeln und Vergleiche mit den letzten Jahren der Weimarer Republik zu ziehen. Damals wurde Arbeitslosengeld längstens für sechs Monate, zuletzt sogar nur noch für sechs Wochen gezahlt. Die der Arbeitslosenhilfe vergleichbare Krisenunterstützung wurde — bis zur Aufhebung dieser Begrenzung Ende 1982 — längstens für 52 Monate gewährt. Deshalb waren im Jahre 1932 mehr als die Hälfte der Bezieher von Leistungen bei Arbeitslosigkeit sogenannte „Wohlfahrtserwerbslose", die ausschließlich Wohlfahrtsleistungen der Gemeinden erhielten. Heute wird dagegen Arbeitslosengeld in der Regel für die Dauer eines Jahres und danach — im Grundsatz zeitlich unbegrenzt — Arbeitslosenhilfe gezahlt. Sozialhilfe erhalten grundsätzlich nur die Arbeitslosen, die bisher noch nicht als Arbeitnehmer im Erwerbsleben standen oder deren Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenhilfe ausnahmsweise nicht die Höhe der Sozialhilfe erreicht.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin Matthäus-Maier, mich hat bei Ihrer Rede der Gedanke beschäftigt, was wohl Ihre jetzige Partei vor wenigen Jahren gesagt hätte, wenn die amerikanische Regierung der damals im Amt befindlichen Bundesregierung gegenüber wegen der im Begriff befindlichen massiven Haushaltsverschuldung in der Bundesrepublik mit solchen heftigen Vorhaltungen aufmarschiert wäre, wie Sie nun dem Bundesfinanzminister mit nach Washington geben wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Was hat das mit den Weltzinsen zu tun?)

    Meine Damen und Herren, zum Markenzeichen der GRÜNEN bei parlamentarischen Debatten ist
    ja nicht nur heute die Beharrlichkeit geworden, auf richtige Fragen die falschen Antworten zu geben

    (Bindig [SPD]: Sie stellen schon falsche Fragen!)

    und dieses Mißgeschick — wenn überhaupt — eher durch Zurückziehen der Frage als durch Aufgabe der irrtümlichen Antwort aufzulösen. In der Tat ist die richtige Frage nach den Dimensionen der internationalen Verschuldensproblematik, ihren wirtschaftlichen und politischen Implikationen und möglichen Lösungsstrategien mit der Identifizierung internationaler Finanzorganisationen als Brandstifter eben falsch beantwortet.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Es kann überhaupt keinen Zweifel daran geben, daß das oft und nicht ganz zu Unrecht an die Wand gemalte Menetekel eines Zusammenstürzens der internationalen Schuldentürme möglicherweise bei der Erklärung der Zahlungsunfähigkeit Mexikos vor genau zwei Jahren eingetreten wäre, wenn damals nicht der Internationale Währungsfonds mit seinem Problemmanagement eingetreten wäre und den höchst komplizierten Prozeß der Findung eines Einvernehmens, einer Übereinkunft zwischen mehreren hundert privaten Banken in der Weise organisiert hätte, die in der Zwischenzeit bei einer ganzen Reihe von Ländern — es sind mehrere Dutzend — Anwendung gefunden hat. Damals ist das Konzept einer Lösung akuter Finanzierungsprobleme durch massives Eintreten und Engagement des Internationalen Währungsfonds entwickelt worden, das noch heute in immer wiederkehrenden Einzelfällen eine Überwindung akuter Probleme bezüglich der Liquidität dieser Länder ermöglicht.
    Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß in diesem Zusammenhang zwischen dem beantragenden Land und dem Internationalen Währungsfonds zustande kommende Sanierungsprogramme mit schmerzhaften wirtschaftlichen Einschnitten verbunden sind. Nur: Wenn man hiergegen polemisiert und diese für grundsätzlich oder in der Ausgestaltung vermeidbar hält, dann muß man darauf hinweisen, daß — erstens — die Konditionen — darüber scheint ja zumindest zwischen der SPD und den Regierungsfraktionen Übereinstimmung zu bestehen — schon deswegen notwendig sind, weil es j a nicht reicht, Zahlungsbilanzdefizite zu finanzieren, sondern eine Lösung für diese Zahlungsbilanzdefizite zu finden ist, daß sich — zweitens — die vereinbarten Sanierungsprogramme kaum von den Maßnahmen unterscheiden, die auch ohne Einschaltung des IWF notwendig geworden wären,

    (Frau Gottwald [GRÜNE]: Wer sagt das?)

    daß sie — drittens — einen größeren zeitlichen und sachlichen Spielraum für Anpassungsmaßnahmen eröffnen, als das ohne solche internationalen Vereinbarungen möglich wäre, und daß sie — viertens — die Kreditwürdigkeit der betreffenden Länder wiederherstellen oder mindestens stärken, ohne die der Anpassungszwang noch massiver, noch kurzfristiger und noch radikaler wäre.



    Dr. Lammert
    Wenn man das einmal ohne Erregung und Leidenschaften von den Fakten und Zahlen her beurteilt, ist im übrigen unübersehbar, daß diese Anpassungsprogramme im großen und ganzen — ich sage bewußt: im großen und ganzen — auch durchaus erfolgreich gewesen sind. Wenn wir nämlich die Entwicklungslinien der nicht ölexportierenden Entwicklungsländer mit und ohne Anpassungsprogramme miteinander vergleichen, dann fällt auf, daß sich das Inflationstempo in den Ländern mit Anpassungsprogrammen verringert hat, daß sich ihre Leistungsbilanzen im Gegensatz zu den anderen Ländern, absolut und relativ gesehen, verbessert haben, daß nach kurzfristigen Wachstumsrückgängen die langfristigen Wachstumsperspektiven in diesen Ländern günstiger sind als in den Ländern ohne solche Programme und daß es entgegen anderslautenden Spekulationen keinen realen Verbrauchsrückgang, sondern einen Zuwachs des realen Verbrauchs in diesen Ländern gegeben hat. Daß darüber hinaus sowohl Schuldenmoratorien als auch Verweigerungsfronten auf diesem Wege vermieden werden konnten, ist ein zu unverzichtbarer Beitrag zur Verhinderung des Chaos, vor dem in anderem Zusammenhang immer wieder gewarnt worden ist.
    Die Bundesregierung hat in ihrem Jahreswirtschaftsbericht und in Einlassungen beim Weltwirtschaftsgipfel zu Protokoll gegeben, daß Anpassungsmaßnahmen den Gesichtspunkt der sozialen Verträglichkeit im Auge haben müssen. Wir stehen nicht an, auch in dieser Debatte diesen Gesichtspunkt noch einmal ausdrücklich zu betonen. Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, daß die Lösung der Schuldenprobleme auf allen Seiten — bei Gläubigern und Schuldnerländern — Einsicht in Realitäten, Verantwortungsbewußtsein und Augenmaß voraussetzt. Die wortreiche Bekundung des guten Willens ersetzt ökonomischen Sachverstand eben nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat Frau Abgeordnete Gottwald.

(Hedrich [CDU/CSU]: Jetzt marschiert der Marxismus!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gabriele Gottwald


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Da hier immer wieder von Strukturanpassungsmaßnahmen geredet wird, die von den Entwicklungsländern gefordert werden, und da heute Worte wie „hemmungslose Schuldenmacherei" fielen, möchte ich doch einmal ein Beispiel erzählen, das ich selbst erlebt habe, um noch einmal die Frage der eigentlichen „Schuld" aufzuwerfen. Wer ist eigentlich schuld an der Verschuldung der Entwicklungsländer? Ich glaube nämlich, daß hier immer wieder der Versuch gemacht wird, die Schuld auf die Seite der Entwicklungsländer zu schieben.

    (Frau Hürland [CDU/CSU]: Das hat keiner gesagt!)

    Ich bin im Sommer dieses Jahres in Argentinien gewesen und hatte dort ein Gespräch mit einem Mitglied der argentinischen Regierung über Wirtschaftsfragen und Verschuldung. In diesem Gespräch fragte mich dieses Regierungsmitglied, ob ich Interesse daran hätte, zwei Fregatten zu kaufen. Ich habe daraufhin geantwortet, ich hätte leider kein Interesse, und habe mich erkundigt, warum er mich das fragte.

    (Hinrichs [CDU/CSU]: Fragen Sie einmal die Hamburger Werftarbeiter!)

    Er sagte, er habe auch kein Interesse, Fregatten zu kaufen, er habe nur das Übel, welche kaufen zu müssen. Das Problem wäre folgendes. Die Militärs hätten die Fregatten bestellt — bei der Bundesregierung; das weiß jeder —; sie hätten sie auch gebraucht — unter anderem, um einen Krieg wie den Malvinas-Krieg zu führen —; die jetzige Regierung habe allerdings das Problem, weder das Interesse zu haben, sie zu benutzen, noch diese Fregatten bezahlen zu können.

    (Schwenninger [GRÜNE]: 2,5 Milliarden insgesamt!)

    In der Diskussion sagte der Vertreter der deutschen Botschaft in Argentinien zu diesem Regierungsmitglied, er solle sich doch einmal überlegen, ob es nicht für die argentinische Wirtschaft gerade im Bereich des Rüstungsexports notwendig wäre, mit dem Land Brasilien Konkurrenz zu halten, weil nämlich Brasilien auf dem Rüstungssektor einen relativen Vormarsch praktizieren würde,

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Das erfinden Sie doch jetzt!)

    und Argentinien sei doch in der glücklichen Situation, daß es das Know-how habe — aus der Bundesrepublik selbstverständlich —, mit diesem Konkurrenten Brasilien Schritt halten zu können.
    Ich wollte das nur einmal als Beispiel erzählen, weil nämlich Argentinien eines der am meisten verschuldeten Länder ist, weil die Bundesrepublik drittgrößter Handelspartner Argentiniens ist und weil die Hälfte der Verschuldung, die Argentinien bei der Bundesrepublik hat, sich auf den Bereich Rüstung und Atomkraftwerke bezieht.
    In diesem Gespräch, das ich hatte, wurden mir dann zwar nicht Atomkraftwerke angeboten, aber es wurde darauf hingewiesen, daß Argentinien als eines der an natürlichen Ressourcen reichsten Länder in Lateinamerika keine Atomkraftwerke benötige, und es wurde nochmals der Verweis darauf gemacht, daß die Militärs offensichtlich ganz andere Interessen gehabt hätten, diese Atomkraftwerke zu kaufen.

    (Fischer [Frankfurt] [GRÜNE]: Siehe Pakistan! — Zurufe von der CDU/CSU)

    — Versuchen Sie einfach einmal, diesen Gedankengang nachzuvollziehen. Vielleicht können Sie sich die Antwort dann selber geben.
    Heute verlangt die Bundesregierung von der neuen demokratischen Regierung in Argentinien, daß sie die Schulden der damaligen Militärs bezahlt, d. h. es wird von dieser Seite aus selbstver-



    Frau Gottwald
    ständlich darauf insistiert, daß die alten Verträge eingehalten werden.

    (Hedrich [CDU/CSU]: Zu welchem Thema sprechen Sie eigentlich?)

    Beachtenswert dabei ist, daß die Hälfte der Schulden gegenüber der BRD Rüstungsgüter und AKWs betreffen. Die Goodwilltour, die dann unser Bundeskanzler in Argentinien gemacht hat, schmälert sich in ihrer Bedeutung schon etwas, wenn man sich diesen Hintergrund einmal vor Augen führt.
    Der Bundeskanzler hat sich dort ganz hilfreich angeboten, selbstverständlich mit dafür Sorge tragen zu wollen, daß Argentinien sein Schuldenproblem lösen könne. Selbstverständlich müsse Argentinien natürlich vorher mit dem IWF verhandeln, und selbstverständlich — so denke ich mir — dachte der Bundeskanzler dabei nicht zuletzt an die Schulden, die Argentinien in der Bundesrepublik für Rüstungsgüter und Atomkraftwerke hat.
    Ich komme zum Schluß und möchte die Regierung zitieren, um das Ganze noch einmal zu verdeutlichen. Eine Antwort auf eine unserer Großen Anfragen enthält den Satz der Bundesregierung:
    Wie in der Vorbemerkung angeführt, geht es nicht darum, den Schuldenstand der Schuldnerländer generell zu verringern, sondern darum, wieder zu einer tragbaren Zahlungsbilanz-und Verschuldungsposition zu kommen.
    Das heißt auf deutsch, es geht der Bundesregierung nicht darum, das Verschuldungsproblem zu lösen, indem eine vernünftige Wirtschaftspolitik dieser Länder konzipiert wird, sondern es geht darum, ausschließlich dafür Sorge zu tragen, daß die Zinsen an die Industrieländer zurückgezahlt werden. Das bedeutet, der Auftrag, den der IWF hat, ist, die Kuh, die man weiterhin melken will, nicht zu schlachten. Unter diesem Motto sollten wir die Diskussion heute führen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)