Rede:
ID1008415500

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 9
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Herr: 1
    6. Abgeordnete: 1
    7. Dr.: 1
    8. von: 1
    9. Wartenberg.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/84 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 84. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 19. September 1984 Inhalt: Aktuelle Stunde betr. die Verhandlungsposition der Bundesregierung bei der anstehenden Jahresversammlung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 6127 B Dr. von Wartenberg CDU/CSU 6128 B Dr. Mitzscherling SPD 6129 A Dr. Solms FDP 6129 D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF 6130 C Frau Matthäus-Maier SPD 6132 B Dr. Lammert CDU/CSU 6133 B Frau Gottwald GRÜNE 6134 B Dr. Rumpf FDP 6135 B Dr. Warnke, Bundesminister BMZ 6136 A Dr. Hauchler SPD 6137 B Uldall CDU/CSU 6138 B Rapp (Göppingen) SPD 6139 B Kittelmann CDU/CSU 6140 B Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6141 B Klose SPD 6142 C Frau Gottwald GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 6143C Fragestunde — Drucksache 10/1979 vom 14. September 1984- Stellungnahme der Bundesregierung zur UN-Konvention zur weltweiten Bekämpfung der Folter MdlAnfr 3, 4 14.09.84 Drs 10/1979 Bachmaier SPD Antw PStSekr Erhard BMJ 6111 B ZusFr Bachmaier SPD 6111 B ZusFr Stiegler SPD 6111 D ZusFr Neumann (Bramsche) SPD 6111D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6112 B Förderung einer Gewerbeschule in Windhoek (Namibia); Teilnahme Bundesminister Warnkes an der Grundsteinlegung MdlAnfr 8 14.09.84 Drs 10/1979 Schwenninger GRÜNE Antw PStSekr Dr. Köhler BMZ 6112 D ZusFr Schwenninger GRÜNE 6112 D Geschlechtsneutrale Ausweisung offener Stellen in den Mikrofilm-Lesegeräten der Arbeitsämter MdlAnfr 10, 11 14.09.84 Drs 10/1979 Peter (Kassel) SPD Antw PStSekr Vogt BMA 6113 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 6113C ZusFr Frau Steinhauer SPD 6113 D ZusFr Stiegler SPD 6114A ZusFr Eigen CDU/CSU 6114A ZusFr Dr. de With SPD 6114 B ZusFr Lutz SPD 6114 B ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 6115C Funktionsfähigkeit der Bundesanstalt für Arbeit angesichts der Personalsituation; Aufhebung der Stellenbesetzungssperre MdlAnfr 14, 15 14.09.84 Drs 10/1979 Glombig SPD Antw PStSekr Vogt BMA 6115D II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. September 1984 ZusFr Glombig SPD 6115 D ZusFr Lutz SPD 6116D ZusFr Stiegler SPD 6117B ZusFr Frau Steinhauer SPD 6117 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6118B ZusFr Lohmann (Lüdenscheid) CDU/CSU 6118D ZusFr Dreßler SPD 6119A ZusFr Dr. de With SPD 6119 C ZusFr Weinhofer SPD 6119 C Überschuß der Bundesanstalt für Arbeit 1984; Arbeitsämter mit erschöpften Mitteln für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen MdlAnfr 16, 17 14.09.84 Drs 10/1979 Lutz SPD Antw PStSekr Vogt BMA 6119 D ZusFr Lutz SPD 6119D ZusFr Feilcke CDU/CSU 6120 B ZusFr Dreßler SPD 6120C ZusFr Stiegler SPD 6121A ZusFr Frau Steinhauer SPD 6121 B ZusFr Heistermann SPD 6121C ZusFr Reimann SPD 6122 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6122A ZusFr Glombig SPD 6122 B ZusFr Frau Hürland CDU/CSU 6122 C ZusFr Schmitt (Wiesbaden) SPD 6122 D ZusFr Weinhofer SPD 6123 B ZusFr Günther CDU/CSU 6124 B ZusFr Kolb CDU/CSU 6124 B ZusFr Sielaff SPD 6124 C ZusFr Peter (Kassel) SPD 6125C Umstellung der Berechnungsart der Bundesanstalt für Arbeit zur Ermittlung der Arbeitslosenquoten MdlAnfr 20, 21 14.09.84 Drs 10/1979 Weinhofer SPD Antw PStSekr Vogt BMA 6125 D ZusFr Weinhofer SPD 6125 D Arbeitslosenberatung durch die Arbeitsämter MdlAnfr 24 14.09.84 Drs 10/1979 Schreiner SPD Antw PStSekr Vogt BMA 6126 B ZusFr Schreiner SPD 6126C ZusFr Dreßler SPD 6126 C ZusFr Lutz SPD 6126 D ZusFr Jansen SPD 6127 A Nächste Sitzung 6143 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6145* A Anlage 2 Personalsituation bei der Bundesanstalt für Arbeit MdlAnfr 12, 13 14.09.84 Drs 10/1979 Frau Fuchs (Köln) SPD SchrAntw PStSekr Vogt BMA 6145* B Anlage 3 Aufstockung der Mittel für Eingliederungshilfen zur Vermeidung von Engpässen bei den Arbeitsämtern 1984 MdlAnfr 18, 19 14.09.84 Drs 10/1979 Kirschner SPD SchrAntw PStSekr Vogt BMA 6145* D Anlage 4 Anteil der Leistungsempfänger an der Gesamtzahl der Arbeitslosen 1982 bis 1984 MdlAnfr 22, 23 14.09.84 Drs 10/1979 Buschfort SPD SchrAntw PStSekr Vogt BMA 6146* A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. September 1984 6111 84. Sitzung Bonn, den 19. September 1984 Beginn: 13.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 21. 9. Dr. Apel 19. 9. und 21. 9. Büchner (Speyer) 21. 9. Engelhard 19. 9. Dr. Glotz 19. 9. Haase (Fürth)* 20. 9. Haungs 19. 9. Keller 21. 9. Dr. Müller** 19. 9. Rappe (Hildesheim) 19. 9. Frau Renger 21. 9. Reuschenbach 21. 9. Schmidt (Hamburg) 21. 9. Schmidt (Wattenscheid) 19. 9. Frau Schoppe 21. 9. Frau Simonis 21. 9. Dr. Stark (Nürtingen) 21. 9. Tietjen 21. 9. Weiskirch (Olpe) 21. 9. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Vogt auf die Fragen der Abgeordneten Frau Fuchs (Köln) (SPD) (Drucksache 10/1979 Fragen 12 und 13): Wie beurteilt die Bundesregierung die Personalsituation der Bundesanstalt für Arbeit, und kann sie die Feststellung des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit, Franke, bestätigen, daß zur Zeit etwa 5 000 Kräfte in den Arbeitsämtern der Bundesrepublik Deutschland fehlen? Wie viele Planstellen sind zur Zeit in den Arbeitsämtern nicht besetzt, wie viele Stellen fehlen gemessen an dem anerkannten Stellenbemessungssystem der Bundesanstalt für Arbeit? Die Bundesregierung weiß um die hohe Belastung der Mitarbeiter in der Arbeitsverwaltung. Sie erkennt deren Leistung ausdrücklich an. Aus diesem Grunde hat die Bundesregierung bereits in der Vergangenheit im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten alles getan, um eine Entlastung des Personals in den Arbeitsämtern herbeizuführen. So wurde z. B. im Jahr 1983 die Zahl der Planstellen um 2 500 Stellen, im Jahr 1984 um 450 Stellen erhöht. Außerdem wurde die Bundesanstalt für Arbeit im Jahr 1983 von der für alle Bereiche der Bundesverwaltung geltenden 1%igen Personalkürzung ausgenommen. Die Bundesregierung prüft auch weiterhin, wie der durch die Lage auf dem Arbeitsmarkt bedingten Belastung der Mitarbeiter in den Arbeitsämtern Rechnung getragen werden kann. Da die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen nach wie vor politische Priorität hat, kann die Lösung nicht in glo- Anlagen zum Stenographischen Bericht balen Personalmehrungen, sondern nur in gezielten Maßnahmen liegen, die den vermehrten Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung mit einschließen. Die Frage, in welchem Umfang für bestimmte Aufgabengebiete der Arbeitsverwaltung gezielte Stellenmehrungen möglich sind, wird in den Haushaltsberatungen für das Jahr 1985 zu entscheiden sein. Insoweit möchte ich aber der z. Z. laufenden Willensbildung innerhalb der Selbstverwaltung der Bundesanstalt nicht vorgreifen. Es ist richtig, daß die Bundesanstalt für Arbeit nach ihrem Personalbemessungssystem einen Mehrbedarf von knapp 5 000 Stellen errechnet. Dieses Bemessungssystem ist dafür geschaffen, für die interne Willensbildung eine Größenordnung für eine theoretische Maximalbesetzung der Arbeitsverwaltung anzugeben. Wie in der Vergangenheit können aber auch jetzt derartige rein rechnerische Bemessungssysteme die politisch zu treffenden Entscheidungen nicht ersetzen. Laut Auskunft der Bundesanstalt für Arbeit waren nach dem Stand vom 15. April 1984 2 057 Stellen nicht endgültig besetzt. Dies sind 4,22 % der Stellen. Hierunter sind Planstellen zu verstehen, die noch nicht mit einem Mitarbeiter auf Dauer besetzt sind. Außerdem ist zu berücksichtigen, daß ca. 900 freie Stellen der Besetzungssperre nach § 19 des Haushaltsgesetzes 1984 unterlagen. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Vogt auf die Fragen des Abgeordneten Kirschner (SPD) (Drucksache 10/1979 Fragen 18 und 19): In wie vielen Arbeitsämtern sind die Mittel für Eingliederungshilfen bereits erschöpft? In welchem Umfang sind weitere Aufstockungen der Haushaltsmittel der Bundesanstalt für Arbeit notwendig, um weitere Engpässe in den letzten Monaten des Jahres 1984 zu verhindern? Der Haushaltsplan der Bundesanstalt für Arbeit enthält einen Ansatz von 200 Millionen DM für die Eingliederungsbeihilfe. Bis Ende August 1984 waren von den 200 Millionen DM nach Auskunft des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit rund 128,5 Millionen DM ausgegeben. Die Bundesanstalt für Arbeit hat die Mittel für Eingliederungsbeihilfe den Landesarbeitsämtern zugewiesen und diesen die Verteilung auf die einzelnen Arbeitsämter überlassen. Es ist Aufgabe der Landesarbeitsämter, durch Verlagerung der Mittel zwischen den einzelnen Arbeitsämtern Engpässe auszugleichen. Die Auszahlung der bewilligten Eingliederungsbeihilfen ist nach der bisherigen Ausgabenentwicklung sichergestellt. Wenn sich ein Mehrbedarf herausstellt, wird die Bundesregierung entscheiden, ob Mehrausgaben entsprechend den Vorschriften der Bundeshaushaltsordnung genehmigt werden kön- 6146* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. September 1984 nen. Ich möchte darauf hinweisen, daß die Bundesregierung bereits beim Einarbeitungszuschuß, dessen Haushaltsansatz 1984 um 85 Millionen DM aufgestockt worden ist, und beim darlehensweise gewährten Unterhaltsgeld, dessen Haushaltsansatz um 87 Millionen DM erhöht wurde, entsprechend tätig geworden ist. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Vogt auf die Fragen des Abgeordneten Buschfort (SPD) (Drucksache 10/1979 Fragen 22 und 23): Wie hat sich im Vergleich von Oktober 1982 zu August 1984 der Anteil der Leistungsempfänger an der Gesamtzahl der Arbeitslosen entwickelt, und wie hoch war in diesem Zeitraum der Anteil der Arbeitslosenhilfeempfänger? Kann deshalb die Arbeitslosenversicherung noch die ihr vom Gesetzgeber zugedachte Rolle wahrnehmen, und ist hinsichtlich der Entwicklung der Leistungsempfängerquoten, insbesondere die Entwicklung hin zur Arbeitslosenhilfe/Sozialhilfe vergleichbar mit den Erfahrungen, die Anfang der 30er Jahre gemacht wurden? Der Anteil der Leistungsempfänger an der Gesamtzahl der Arbeitslosen hat sich in den letzten Jahren nur geringfügig verändert. Er betrug im Jahre 1980 72,0 v. H. 1981 74,1 v. H. 1982 74,1 v. H. 1983 72,0 v. H. Dagegen ist der Anteil der Bezieher von Arbeitslosenhilfe an der Gesamtzahl der Leistungsempfänger nicht unerheblich gestiegen. Er betrug im Jahre 1980 21,1 v. H. 1981 19,6 v. H. 1982 23,9 v. H. 1983 32,4 v. H. Hauptursache für diesen Anstieg ist die in den letzten Jahren gestiegene individuelle Dauer der Arbeitslosigkeit. So betrug die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit des Bestandes an Arbeitslosen jeweils Ende September 1980 7,6 Monate, 1981 7,4 Monate, 1982 8,5 Monate, 1983 10,3 Monate. Die Bundesregierung beobachtet diese Entwicklung mit Sorge. Sie ist im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten bemüht, den sozialen Problemen der von längerfristiger Arbeitslosigkeit betroffenen — vor allem älteren — Arbeitnehmer Rechnung zu tragen, insbesondere durch einen verstärkten Einsatz der arbeitsmarktpolitisch aktiven Instrumente des Arbeitsförderungsgesetzes. Die Bundesregierung hält es für verfehlt, in diesem Zusammenhang die Leistungsfähigkeit der Arbeitslosenversicherung anzuzweifeln und Vergleiche mit den letzten Jahren der Weimarer Republik zu ziehen. Damals wurde Arbeitslosengeld längstens für sechs Monate, zuletzt sogar nur noch für sechs Wochen gezahlt. Die der Arbeitslosenhilfe vergleichbare Krisenunterstützung wurde — bis zur Aufhebung dieser Begrenzung Ende 1982 — längstens für 52 Monate gewährt. Deshalb waren im Jahre 1932 mehr als die Hälfte der Bezieher von Leistungen bei Arbeitslosigkeit sogenannte „Wohlfahrtserwerbslose", die ausschließlich Wohlfahrtsleistungen der Gemeinden erhielten. Heute wird dagegen Arbeitslosengeld in der Regel für die Dauer eines Jahres und danach — im Grundsatz zeitlich unbegrenzt — Arbeitslosenhilfe gezahlt. Sozialhilfe erhalten grundsätzlich nur die Arbeitslosen, die bisher noch nicht als Arbeitnehmer im Erwerbsleben standen oder deren Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenhilfe ausnahmsweise nicht die Höhe der Sozialhilfe erreicht.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Marieluise Beck-Oberdorf


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In den kommenden Tagen wird in Washington eine internationale Konferenz abgehalten werden, deren Bedeutung allenfalls für die internationale Finanzwelt durchschaubar ist, die von der Bevölkerung hier jedoch kaum wahrgenommen wird, die Jahresversammlung des
    Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. So ist es auch möglich, daß diese Regierung weiterhin mit ihrem großen Herzen für die Dritte Welt prahlen wird, die geleistete Entwicklungshilfe herausstreicht, von der Eingeweihte wissen, daß man sie besser „Exportförderung für die bundesdeutsche Wirtschaft" nennen würde — ich erwähne nur das Stichwort „Mischfinanzierung" —, und auf diese Weise verschleiern wird, daß durch die Politik des Internationalen Währungsfonds jede Mark, die in die Dritte Welt geht, mehrfach in die USA und auch zu uns zurückfließt und das auf verschiedene Weise:

    (Feilcke [CDU/CSU]: Das sind aber unseriöse Zahlen!)

    Erstens findet inzwischen als Folge der hohen Schuldendienstzahlungen ein Nettokapitaltransfer von den armen in die reichen Länder statt. 1983 waren es nach Angaben der Weltbank 21 Milliarden US-Dollar, die vor allem in die Taschen von Privatbanken geflossen sind, wobei sich auch die Banken der Bundesrepublik goldene Nasen verdient haben.
    Zweitens werden die Länder der Dritten Welt über die Verbindung von Auflagen mit der Gewährung von Krediten in den Weltmarkt zwangsintegriert. „Gürtel enger schnallen im Inland, mehr Export ins Ausland", das ist die Devise des IWF. Was nach außen als finanzpolitisches Problem verkauft wird, ist eigentlich das Herzstück der Entwicklungspolitik, wobei Entwicklungspolitik, hier selbstredend als Entwicklung der sowieso schon überreichen Industrieländer verstanden werden müßte; man könnte das auch finanzpolitischen Neokolonialismus nennen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Hauptmotor für dieses geradezu teuflische System, in dem die Länder der Dritten Welt keine Chance haben, weil sie von den Entscheidungsprozessen ziemlich ausgeschlossen sind, sind die USA. Gegen die USA gibt es im IWF keine Entscheidung. Ähnlich wie in Fragen der Außen- und der Rüstungspolitik erweist sich auch hier die Bundesregierung wieder einmal als braver Musterschüler, denn ihre Entscheidungen laufen mit denen der USA stets parallel.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die alte Masche!)

    Eine Bemerkung möchte ich noch machen, weil morgen in diesem Hohen Hause j a lange darüber debattiert werden wird, wie das Ansehen dieses Hauses wieder gehoben werden kann und wie seine Bedeutung wieder gestärkt werden könnte.

    (Feilcke [CDU/CSU]: Durch bessere Reden!)

    Derweil wird der Herr Finanzminister zur IWF-Jahresversammlung in die USA reisen, ohne daß er sich genötigt gesehen hätte, diesem Parlament oder den Ausschüssen auch nur in irgendeiner Sitzung darzulegen, was für eine Politik er dort beim IWF vertreten möchte.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)




    Frau Beck-Oberdorf
    Man konnte allenfalls über eine AP-Meldung erfahren, daß sich Herr Stoltenberg dort entschieden gegen die Neuschaffung von Sonderziehungsrechten wenden wird. Es ist aber in diesem Hause und mit dem Parlament überhaupt nicht diskutiert worden, was für eine Politik dort vertreten werden soll.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU — Dr. Meyer zu Bentrup [CDU/CSU]: Erklären Sie mal was das ist, Sonderziehungsrechte!)

    Im Gegenteil, 1978 hat sich der Bundestag quasi selbst entmachtet. Seitdem hat er nämlich bei der IWF-Quotenerhöhung nicht einmal mehr mitzureden. Das heißt, wir haben hier ein wunderbares Beispiel für Entmachtung des Parlaments, und das gehört auch zu der morgigen Debatte.

    (Frau Nickels [GRÜNE]: Wir können dann alles in der Zeitung lesen!)

    Entweder wird also morgen nur eine Schaudiskussion stattfinden, mit der der Bevölkerung Sand in die Augen gestreut wird, oder der Herr Minister sieht sich jetzt genötigt, diese Aktuelle Stunde tatsächlich dazu zu nutzen, in diesem Hause darzulegen, was für eine Politik er in Washington zu vertreten gedenkt. Das gleiche gilt für Herrn Minister Warnke, der ja bei der Weltbank ebenso in dieser Weise verfährt, seine Positionen dort unter Ausschluß dieses Hauses darzulegen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. von Wartenberg.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Ausführungen der Kollegin Beck-Oberdorf offenbaren das totale Mißverständnis über die Möglichkeiten und Aufgaben des Internationalen Währungsfonds.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie offenbaren darüber hinaus aber auch das Strukturdefizit der Partei der GRÜNEN, nämlich den Mangel an Sinn für ökonomische Zusammenhänge und den Verzicht auf Arbeit im Detail.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Mit unverbindlichen Phrasen kann man über ökonomische Wahrheiten nicht hinweggehen.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Das müssen Sie Bangemann sagen!)

    Sie kritisieren eine IWF-Politik, die es nicht gibt, Sie empfehlen eine IWF-Politik, die insbesondere für die Entwicklungsländer tödlich wäre,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    und Sie mißverstehen eine IWF-Politik, die es unbeirrt fortzusetzen gilt.
    Aufgabe des Währungsfonds ist es, die Anpassungspolitik anpassungswilliger Mitglieder durch kurz- bis mittelfristige Währungskredite zu unterstützen

    (Stratmann [GRÜNE]: Anpassung an wen?)

    und damit die ohnehin notwendige Anpassung weniger schmerzhaft zu machen oder sie zu beschleunigen. Im Vordergrund der Aufgabe des Währungsfonds steht also die Hilfe bei der Anpassung an die Realitäten, an die eigene Leistungsfähigkeit und an die weltwirtschaftlichen Realitäten.
    Der Währungsfonds konnte nicht Ölschocks, sinkende Rohstoffpreise, hemmungslose Schuldenmacherei, verfehlte Planung verhindern; aber er konnte und kann jeder Regierung mit Rat und Geld helfen, die bereit ist, zu einer richtigen Finanz- und Währungspolitik zurückzukehren.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Krizsan [GRÜNE]: Und Sie bestimmen, was richtig ist!)

    Die vom IWF gewährten Kredite sollen aber nicht dazu dienen, die Anpassung weiter hinauszuzögern, sondern dazu, sie zu ermöglichen.

    (Frau Gottwald [GRÜNE]: Was ist eigentlich Anpassung?)

    Die Kreditvergaben des Währungsfonds und die damit verbundenen Stabilisierungsprogramme bestärken darüber hinaus in aller Regel andere Kreditgeber, insbesondere die international tätigen Banken, ihr Engagement zu erhalten und sogar zu erhöhen. Ohne diese Katalysatorwirkung wäre eine Bewältigung des internationalen Schuldenproblems vieler Länder überhaupt nicht denkbar, da öffentliche Mittel in den benötigten Größenordnungen niemals zur Verfügung stehen werden.
    Meine Damen und Herren, hat man sich die Ziele und Erfolge der IWF-Politik klargemacht, dann kann es nur einen Wunsch an die Verhandlungsposition der Bundesregierung bei der diesjährigen Jahrestagung in Washington geben: positiv, die Rolle des IWF zu stärken und ihn in die Lage zu versetzen, diese Rolle weiterhin auszuüben. Und negativ heißt dies, allen Versuchen entgegenzuwirken, den IWF umzufunktionieren; denn das Ergebnis wäre eine weitere internationale Organisation, die mehr durch forsches Reden als durch praktische Wirkung auf sich aufmerksam machen würde.

    (Frau Gottwald [GRÜNE]: Keine weitere, Ersatz!)

    Zwei konkrete Entscheidungen stehen nächste Woche in Washington an: die Fortführung der Politik des erweiterten Zugangs zu Fondsmitteln und das Problem der möglichen Zuteilung von Sonderziehungsrechten. Beide Maßnahmen müssen in einem konstruktiven Geist diskutiert werden, im Sinne einer Stärkung des IWF. Wir würden es begrüßen, wenn sich eine Mehrheit für die Fortführung der Politik des erweiterten Zugangs zu Fondsmitteln fände. Skeptisch sind wir, was die von vielen geforderte Zuteilung von Sonderziehungsrechten betrifft. Die uns bekannten globalen Zahlen deuten nicht auf einen weltweiten Mangel an Währungsreserven hin, der eine Zuteilung von unkonditionierter Liquidität rechtfertigen könnte. — Deshalb hoffen wir, daß die diesjährige Jahrestagung zu einem vollen Erfolg wird, damit in unser aller Interesse, nicht zuletzt im Interesse der Entwick-



    Dr. von Wartenberg
    lungsländer, das Ziel eines stetigen realen Wachstums erreicht wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)