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ID1007428200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/74 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 74. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 7. Juni 1984 Inhalt: Nachruf auf das ehemalige Mitglied des Deutschen Bundestages, Professor Dr. Ernst Schellenberg 5319 A Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 5425 D Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Steger, Roth, Catenhusen, Fischer (Homburg), Grunenberg, Nagel, Stahl (Kempen), Stockleben, Vahlberg, Vosen und der Fraktion der SPD Unterstützung des französischen EG-Memorandums „Eine neue Stufe Europas: ein gemeinsamer Raum für Industrie und Forschung" durch die Bundesregierung — Drucksache 10/1305 — in Verbindung mit Beratung des Ersten Berichts und der Empfehlung der Europa-Kommission zur Frage der Personenkontrolle im innergemeinschaftlichen Grenzverkehr und zur Einführung des Europa-Passes — Drucksache 10/1126 — in Verbindung mit Beratung des Zweiten Berichts und der Empfehlung der Europa-Kommission zur Herstellung eines einheitlichen europäischen Binnenmarktes — Drucksache 10/1221 — in Verbindung mit Beratung des Dritten Berichts und der Empfehlung der Europa-Kommission zur Frage der parlamentarischen Behandlung des Entwurfs eines Vertrages zur Gründung der Europäischen Union — Drucksache 10/1261 — in Verbindung mit Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Entschließung zum Entwurf eines Vertrags zur Gründung der Europäischen Union — Drucksache 10/1423 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag eines Beschlusses des Rates über die Entsprechung der beruflichen Befähigungsnachweise zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft — Drucksachen 10/546 Nr. 23, 10/1422 — in Verbindung mit Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Entschließung zur Notwendigkeit der Verwirklichung des europäischen Binnenmarktes — Drucksache 10/1357 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Juni 1984 Dr. Dregger CDU/CSU 5350 D Dr. Ehmke (Bonn) SPD 5353 C Dr. Rumpf FDP 5355 D Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE 5359 C Dr. Mertes, Staatsminister AA 5361 D Dr. Steger SPD 5365 C Dr. Stercken CDU/CSU 5367 A Antretter SPD 5368 D Dr. Schwörer CDU/CSU 5371 B Brück SPD 5373 C Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Asylverfahrensgesetzes — Drucksache 10/1255 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/1546 — Dr. Olderog CDU/CSU 5376 A Wartenberg (Berlin) SPD 5377 B Dr. Hirsch FDP 5379A Schneider (Berlin) GRÜNE 5380 C Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 5382 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Bundeszentralregistergesetzes — Drucksache 10/319 —Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/1447 — Klein (Dieburg) SPD 5383 C Beckmann FDP 5384 D Frau Nickels GRÜNE 5386 A Erhard, Parl. Staatssekretär BMJ . . . 5387 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Deutschen Richtergesetzes — Drucksache 10/1108 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/1541 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Fischer (Osthofen), Bachmaier, Dr. Emmerlich, Klein (Dieburg), Dr. Kübler, Lambinus, Schmidt (München), Schröder (Hannover) Dr. Schwenk (Stade), Stiegler, Dr. de With, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Deutschen Richtergesetzes — Drucksache 10/213 —Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/1541 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Fischer (Frankfurt), Dr. Jannsen, Frau Reetz, Schily und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Deutschen Richtergesetzes — Drucksache 10/1184 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/1541 — Bohl CDU/CSU 5388 A Fischer (Osthofen) SPD 5390 A Kleinert (Hannover) FDP 5392 B Dr. Jannsen GRÜNE 5394 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 5396 C Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Pinger, Frau Fischer, Dr. Hüsch, Lamers, Austermann, Repnik, Schreiber, Feilcke, Hedrich, Höffkes, Graf von Waldburg-Zeil, Dr. Pohlmeier, Dr. Kunz (Weiden), Ruf, Biehle, Herkenrath, Sauter (Epfendorf), Dr. Hoffacker, Dr. Lammert, Schulze (Berlin), Link (Frankfurt), Dr. Stavenhagen, Schemken, Dr. Götz, Dr. Rose, Sauter (Ichenhausen), Clemens, Schwarz, Graf Huyn, Jagoda, Pfeffermann, Lenzer, Seehofer, Spilker, Frau Dr. Hellwig, Dr. Möller, Maaß, Dr. Lippold, Dr. Stercken, Roth (Gießen), Dr. Becker (Frankfurt), Magin, Tillmann, Sauer (Stuttgart), Haungs, Dr. Bugl, Dr.-Ing. Kansy, Jung (Lörrach), Dr. Faltlhauser, Dr. Meyer zu Bentrup und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Rumpf, Dr. Feldmann, Bredehorn, Frau Seiler-Albring, Schäfer (Mainz), Ronneburger, Dr. Haussmann, Grünbeck, Beckmann, Wurbs, Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP Intensivierung der Handwerksförderung in der Dritten Welt — Drucksache 10/1214 — Schreiber CDU/CSU 5398 D Bindig SPD 5400 B Dr. Rumpf FDP 5402 A Schwenninger GRÜNE 5403 B Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 5405A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Juni 1984 III Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN Lage in Afghanistan — Drucksachen 10/1277, 10/1499 — Dr. Todenhöfer CDU/CSU 5406 D Neumann (Bramsche) SPD 5409 A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 5411 A Reents GRÜNE 5412 B Dr. Mertes, Staatsminister AA 5415A Beratung des Antrags der Abgeordneten Reschke, Daubertshäuser, Dreßler, Dr. Holtz, Frau Huber, Menzel, Dr. Mertens (Bottrop), Reuschenbach, Dr. Steger, Urbaniak, Kretkowski, Meininghaus, Toetemeyer, Schröer (Mülheim), von der Wiesche, Wieczorek (Duisburg), Westphal, Dr. Klejdzinski und der Fraktion der SPD S-Bahn-Verbindungen im mittleren Ruhrgebiet — Drucksache 10/1352 — Reschke SPD 5418 D Milz CDU/CSU 5420 B Kohn FDP 5421 D Drabiniok GRÜNE 5423 B Fragestunde — Drucksachen 10/1538 vom 1. Juni 1984 und 10/1553 vom 6. Juni 1984 — Aufenthaltsort und Befinden Andrej Sacharows und seiner Ehefrau sowie Bemühungen der Bundesregierung, Leben und Gesundheit beider zu retten und für sie die Ausreiseerlaubnis zu erwirken DringlAnfr 06.06.84 Drs 10/1553 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw BMin Genscher AA 5319 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5320 A ZusFr Würtz SPD 5320 B ZusFr Gerster (Mainz) CDU/CSU . . . 5320 B ZusFr Repnik CDU/CSU 5320 C ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 5320 D ZusFr Dolata CDU/CSU 5321A ZusFr Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 5321A ZusFr Horacek GRÜNE 5321 B ZusFr Schulze (Berlin) CDU/CSU . . . 5321 B Kriegsdienstverweigerung nach Ablehnung von Tauglichkeitseinsprüchen MdlAnfr 34 01.06.84 Drs 10/1538 von Schmude CDU/CSU Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 5321 C ZusFr von Schmude CDU/CSU 5321 C ZusFr Waltemathe SPD 5322 A Transport der Drucksachen des Stuttgarter CDU-Parteitages in bundeseigenen Fahrzeugen, insbesondere in Flugzeugen MdlAnfr 37, 38 01.06.84 Drs 10/1538 Dreßler SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 5322 B ZusFr Dreßler SPD 5322 B Bereitstellung von Ausbildungsplätzen beim Bundesministerium der Verteidigung; Gefährdung dieser Ausbildungsplätze durch Sparmaßnahmen MdlAnfr 39, 40 01.06.84 Drs 10/1538 Hedrich CDU/CSU Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 5322 D ZusFr Hedrich CDU/CSU 5323A ZusFr Frau Steinhauer SPD 5323 B Zahl der stationierten sowjetischen Mittelstreckenraketen vom Typ SS-20 MdlAnfr 45 01.06.84 Drs 10/1538 Reents GRÜNE Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 5323 D ZusFr Reents GRÜNE 5323 D Geheimhaltung weiterer Stationierungen von Pershing-Il-Raketen und Cruise Missiles in der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 46 01.06.84 Drs 10/1538 Reents GRÜNE Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 5324 B ZusFr Reents GRÜNE 5324 B Weiterbau der A4 vom Autobahnkreuz Olpe-Süd nach Hattenbach MdlAnfr 49, 50 01.06.84 Drs 10/1538 Breuer CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 5324 D ZusFr Breuer CDU/CSU 5325 A ZusFr Frau Steinhauer SPD 5325 B Reaktion der Bundesregierung auf die restriktive Haltung Südafrikas bei Einreisevisen für deutsche Bundesbürger MdlAnfr 52, 53 01.06.84 Drs 10/1538 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP Antw BMin Genscher AA 5326A ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 5326 A ZusFr Bindig SPD 5326 B IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Juni 1984 Aufnahme von Gesprächen über die Gestaltung langfristiger Ost-West-Beziehungen MdlAnfr 56, 57 01.06.84 Drs 10/1538 Dr. Czaja CDU/CSU Antw BMin Genscher AA 5327 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 5327 B Unterzeichnung, Entgegennahme und Verbreitung einer Petition der „Schlesischen Jugend" durch Mitglieder der Bundesregierung, insbesondere Staatsminister Friedrich Vogel MdlAnfr 58, 59 01.06.84 Drs 10/1538 Voigt (Frankfurt) SPD Vereinbarkeit von Formulierungen in der vom Bundeskanzleramt verbreiteten Petition der „Schlesischen Jugend" mit Buchstaben und Geist des Warschauer Vertrages MdlAnfr 60, 61 01.06.84 Drs 10/1538 Dr. Ehmke (Bonn) SPD Weiterführung der Politik des Ausgleichs und der Fortentwicklung der Beziehungen zur Volksrepublik Polen entsprechend dem deutsch-polnischen Vertrag vom 7. Dezember 1970 MdlAnfr 62 01.06.84 Drs 10/1538 Becker (Nienberge) SPD Bekräftigung des deutsch-polnischen Vertrages vom 7. Dezember 1970 MdlAnfr 63 01.06.84 Drs 10/1538 Schmitt (Wiesbaden) SPD Gültigkeit der Bestimmungen des Artikels I des deutsch-polnischen Vertrages vom 7. Dezember 1970 MdlAnfr 64 01.06.84 Drs 10/1538 Sielaff SPD Uneingeschränkte Gültigkeit des Artikels I Abs. 2 des deutsch-polnischen Vertrages vom 7. Dezember 1970 MdlAnfr 65 01.06.84 Drs 10/1538 Frau Weyel SPD Heraushebung des Art. I Abs. 3 des deutsch-polnischen Vertrages vom 7. Dezember 1970 in der deutschen Politik MdlAnfr 66 01.06.84 Drs 10/1538 Waltemathe SPD Antw BMin Genscher AA 5328 B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 5329 C ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD 5331A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 5331A ZusFr Lowack CDU/CSU 5331 B ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . 5331 D ZusFr Waltemathe SPD 5332 C ZusFr Frau Huber SPD 5333 C ZusFr Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 5333C ZusFr Stahl (Kempen) SPD 5334 B ZusFr Frau Weyel SPD 5334 C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 5334 D ZusFr Schmitt (Wiesbaden) SPD . . . 5335A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 5335C ZusFr Sielaff SPD 5335 D ZusFr Horacek GRÜNE 5336 C ZusFr Becker (Nienberge) SPD 5336 D ZusFr Schmitt (Wiesbaden) SPD . . . . 5337 A Zur Geschäftsordnung Becker (Nienberge) SPD 5337 B Aktuelle Stunde betr. deutsch-polnische Beziehungen Dr. Ehmke (Bonn) SPD 5337 D Rühe CDU/CSU 5338 C Horacek GRÜNE 5340 A Ronneburger FDP 5340 D Frau Huber SPD 5341 C Dr. Czaja CDU/CSU 5343 A Genscher, Bundesminister AA 5344 B Schmitt (Wiesbaden) SPD 5345 C Freiherr Heeremann von Zuydtwyck CDU/ CSU 5346 C Frau Weyel SPD 5347 B Mischnick FDP 5348 A Klein (München) CDU/CSU 5348 C Voigt (Frankfurt) SPD 5349 C Nächste Sitzung 5425 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 5426*A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Juni 1984 5319 74. Sitzung Bonn, den 7. Juni 1984 Beginn: 13.00 Uhr
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    Berichtigung Auf Seite 5360 C ist in der Rede des Abgeordneten Vogt (Kaiserslautern) nach der 11. Zeile hinter dem Wort werden —, einzufügen: „zu einer Abrüstungsagentur ausgebaut wird. Das sind konkrete". Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 8. 6. Frau Dr. Bard 8. 6. Brandt 8. 6. Broll 8. 6. Collet 8. 6. Dr. Glotz 8. 6. Dr. Haack 8. 6. Dr. Hauff 7. 6. Kalisch 8. 6. Keller 8. 6. Frau Kelly 8. 6. Klose 7. 6. Frau Krone-Appuhn 8. 6. Dr. Kunz (Weiden) 8. 6. Lemmrich* 8. 6. Marschewski 8. 6. Dr. Müller* 8. 6. Müntefering 7. 6. Polkehn 8. 6. Porzner 8. 6. Poß 7. 6. Schmidt (Hamburg) 8. 6. Schmidt (Wattenscheid) 7. 6. Dr. Schöfberger 8. 6. Schröer (Mülheim) 7. 6. Graf Stauffenberg 8. 6. Vogt (Düren) 7. 6. Voigt (Sonthofen) 8. 6. Weiskirch (Olpe) 8. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Rede von Jürgen Reents


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In den bisherigen Beiträgen ist sehr viel Betroffenheit über die Menschenrechtsverletzungen und über die Kriegsgreuel in Afghanistan zum Ausruck gekommen. Oberflächlich betrachtet könnte es am Ende dieser Debatte so aussehen, als ob bei den bisherigen Rednern mehr Betroffenheit herrschte als bei dem, was ich jetzt sagen werde. Aber ich denke, es gibt mehr Wahrheiten als das, was bislang hier zur Sprache gekommen ist.
    Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in den fast vierzig Jahren, die seitdem vergangen sind, hat es auf der Welt mehr als 150 Kriege, militärische Interventionen und Militärputsche gegeben.

    (Klein [München] [CDU/CSU]: Da haben Sie leider recht!)

    Die Intervention der sowjetischen Truppen in Afghanistan seit dem 27. Dezember 1979 ist eine davon. Andere Kriege und militärische Interventionen hat es unter Beteiligung der USA u. a. in Korea, Vietnam, Laos und Kambodscha, im Libanon, in der Dominikanischen Republik, in Guatemala und Grenada gegeben, unter Beteiligung Frankreichs u. a. in Algerien, Indochina, Madagaskar, Zaire und im Tschad, unter Beteiligung Großbritanniens im Südjemen und auf den Malwinen, unter Beteiligung der Sowjetunion u. a. in Ungarn, in der Tschechoslowakei und in Eritrea.
    Die GRÜNEN sind gegen jede militärische Intervention.

    (Beifall bei der GRÜNEN)

    Wir sind eine antimilitaristische Partei. Wir sind eine Antikriegspartei. Es gibt für uns nicht militärische Interventionen, die wir ablehnen, und andere, die wir begrüßen und gutheißen. Man braucht bei uns nicht zu rätseln: Wie stehen die GRÜNEN denn nun dazu? Man braucht bei uns auch nicht zu überlegen, welcher Art denn unsere Beziehungen zu der betreffenden Militärmacht sind, um eine Antwort darauf zu bekommen.
    Es gibt für uns vor allem nicht das Recht von hochgerüsteten, weltpolitisch mächtigen Staaten, die Welt oder einzelne Regionen der Welt nach ihrem wirtschaftlichen und staatspolitischen Interesse militärisch zu ordnen, sich Einflußzonen außerhalb ihres eigenen Territoriums militärisch zu sichern und zu unterwerfen. Darum sagen wir ohne Wenn und Aber, daß wir die sowjetische Intervention in Afghanistan verurteilen und fordern den Abzug der sowjetischen Truppen aus diesem Land.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Afghanistan ist eines der 15 ärmsten Ländern der Welt. Noch 1978 gab es dort 95 % Analphabeten und ein jährliches Durchschnittseinkommen von nur 160 Dollar. Es gab so gut wie keine medizinische Versorgung, eine völlige Unterdrückung der Frauen und regionale Hungersnöte. Und es gab bei rund 85 % Landbevölkerung und 15 % Stadtbevölkerung eine Ungerechtigkeit im Landbesitz, die zu den extremsten auf der Welt gehört. 0,2 % Großgrundbesitzer — diese Zahl stammt allerdings noch von Anfang der 60er Jahre — besaßen zirka die Hälfte des bebauten Bodens in Afghanistan.
    Das alles sind Tatsachen, die der britische Kolonialismus in Afghanistan hinterlassen hatte und die auch nach der Unabhängigkeit Afghanistans 1919 und nach der Proklamation der Republik 1973 von den folgenden Regierungen nicht geändert und beseitigt wurden. Das ist gleichzeitig die Ursache für jahrzehntelange gesellschaftliche Kämpfe in Afghanistan und für die April-Revolution, die 1978 die Taraki-Regierung an die Macht brachte.
    Diese Regierung hatte verschiedene Reformen in den genannten Bereichen zu ihrem Programm er-



    Reents
    hoben. Aber das Mittel ihrer Politik war vor allem Administration und Verordnung, nicht mühsame Überzeugung, Freiwilligkeit und Mobilisierung.
    Im September 1979 kam Khafizoullah Amin durch einen Putsch gegen Taraki an die Macht. Es gibt einige Berichte darüber, daß er Leute aus den Gefängnissen freiließ, und andere Berichte, daß er viele andere in die Gefängnisse hineinsteckte.
    Ein Vierteljahr später fand dann der Einmarsch sowjetischer Truppen statt. Babrak Karmal wurde mit deren Hilfe neuer Ministerpräsident. Seit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen hat sich die Zahl der Opfer der afghanischen Bevölkerung ständig erhöht, hat sich der Krieg eskaliert, wie wir jetzt gerade wieder an der neuen Offensive der sowjetischen Truppen im Pandschir-Tal sehen.
    Die Situation für die afghanische Bevölkerung hat sich unter diesen Bedingungen der Besetzung ihres Landes verschlechtert. Der Kampf zur Abschaffung feudaler Strukturen, egal, wo auf der Welt er stattfindet und nötig ist — das sind gar nicht wenige Regionen —, muß sich frei von äußerer militärischer Einmischung vollziehen können. Wo das nicht der Fall ist, kann von Selbstbestimmung und Unabhängigkeit nicht geredet werden.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Jetzt steht heute hier ein Antrag zur Abstimmung, der die sowjetische Intervention in Afghanistan verurteilt und der humanitäre Hilfe für die afghanischen Flüchtlinge und die afghanischen Widerstandskämpfer fordert. Das besondere an diesem Antrag ist, daß er gemeinsam von allen Fraktionen eingebracht wurde. Es ist kein Geheimnis, daß es bei uns Auseinandersetzungen darüber gegeben hat. Das hat nichts mit der Verurteilung der sowjetischen Intervention, sondern mit bestimmten politischen Interpretationen dieser Intervention und mit der Frage zu tun, ob die GRÜNEN der Sowjetunion überhaupt etwas gemeinsam mit denen zu sagen haben, die vor einem halben Jahr mit ihrem Beschluß zum Beginn der Raketenstationierung die Kriegsgefahr in Mitteleuropa erhöht haben.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zurufe von der SPD)

    Ich will deswegen etwas zum vorliegenden Text sagen, das ebenso gemeinsame Auffassung unserer gesamten Fraktion ist wie unsere Verurteilung der sowjetischen Intervention. Ich will konkret drei Textstellen in diesem Antrag ansprechen, an denen sich unsere Motive von denen der anderen Fraktionen, insbesondere von denen der Regierungskoalition, unterscheiden: Erstens die Behauptung, die Besetzung Afghanistans sei neben anderen Ursachen auch ein wichtiger Grund für die anhaltenden Spannungen im Ost-West-Verhältnis, zweitens die Behauptung, daß mit dem Ende der sowjetischen Intervention die Einmischung von außen beendet sein würde, und drittens die Behauptung, daß die Wiederherstellung der Selbstbestimmung des afghanischen Volkes ein wesentlicher Beitrag zur internationalen Entspannung und zur Aufrechterhaltung des Friedens sei.
    Dies ist zum Teil absichtlich unscharf gehalten, zum Teil unterschlägt es etwas, und zum Teil ist es schlicht falsch.

    (Zurufe von der FDP)

    Auf jeden Fall wird als verantwortliche Seite der Spannungen im Ost-West-Verhältnis und als verantwortliche Seite, etwas für die Aufrechterhaltung des Friedens zu tun, ausschließlich die Sowjetunion genannt. Wir haben daran schon etwas bei der interfraktionellen Beratung des Antragstextes zu ändern versucht, aber das ist von den anderen Fraktionen in diesen Punkten nicht akzeptiert worden. Es ist klar, was die anderen Ursachen für die Spannungen im Ost-West-Verhältnis betrifft, wie es im Text heißt. So würden zumindest Sie von der Regierungskoalition natürlich niemals irgend etwas konkret nennen, was die Verantwortung der USA betrifft.

    (Dr. Holtz [SPD]: Leider wahr!)

    Im Gegenteil, die amerikanischen Atomkriegsplanungen, die amerikanischen Militäraufmärsche in Zentralamerika und im Golf, das alles ist für Sie schiere Friedensliebe.

    (Zurufe von der FDP)

    Angesichts einiger wohlklingender — ich muß das leider sagen — Phrasen über Unabhängigkeit, gegen Menschenrechtsverletzung usw., die hier erneut gefallen sind,

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Das ist eine Frechheit!)

    ist es ganz hilfreich, sich noch einmal daran zu erinnern, was Minister Warnke — ich weiß nicht, ob er jetzt noch anwesend ist — in der Debatte über den Überfall der USA auf Grenada gesagt hat, nämlich daß kein Land — ich zitiere ihn wörtlich — „ungestraft seine Souveränität mißbrauchen dürfe". Das ist die Heuchelei, die wir Ihnen als erstes vorwerfen. Bei aller Berechtigung der Empörung über die Kriegsgreuel in Afghanistan, über die Menschenrechtsverletzung dort seitens der sowjetischen Truppen ist das, was Herr Todenhöfer hier vorgetragen hat, für mich ein eklatantes Beispiel dieser Heuchelei;

    (Beifall bei den GRÜNEN — Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Unverschämtheit!)

    denn solche Reden, Herr Todenhöfer, wird man aus Ihrer Reihe zu anderen Menschenrechtsverletzungen, zu anderen militärischen Interventionen nicht hören.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zurufe von der FDP)

    Das zweite: Ist es denn wirklich richtig, daß es Einmischung von außen in Afghanistan nur durch die Intervention der Sowjetunion gibt und daß deren Ende Afghanistan automatisch die Unabhängigkeit bescheren würde? Ich denke, daß es nicht so ist. Daß die Diktatur unter Zia ul-Huq in Pakistan von den USA in großem Maßstab militärisch aufge-



    Reents
    rüstet wird, daß es dort mit Finanzierung des CIA Ausbildungslager für afghanische Widerstandskämpfer gibt — ich sage ausdrücklich, daß es sie nur für einen Teil gibt, wobei ich weiß, daß die Oppositionsbewegung in Afghanistan sehr heterogen ist —,

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Ihre Form von Wahrheit! — Frau Dr. Vollmehr [GRÜNE]: Hören Sie mal zu! Gerade für Sie wäre das sehr wichtig, Herr Jäger!)

    daß die USA von der VR China Überflugrechte für Waffentransporte in diese Region bekommen haben, daß neben Pakistan auch der Iran die islamischen Fundamentalisten Afghanistans mit Waffen ausstattet — das alles sind nicht nur Behauptungen aus sowjetischen Quellen, sondern darüber haben auch Leute wie der Watergate-Enthüller Karl Bernstein, die „Washington-Post", die „International Herald Tribune" und die „Neue Zürcher Zeitung" geschrieben.

    (Dr. Rumpf [FDP]: Das ist freie Presse, jawohl!)

    — Nun verkürzen Sie einmal Ihren akustischen Bremsweg! Hören Sie lieber zu, was ich hier sage.

    (Heiterkeit und Beifall bei den GRÜNEN — Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Welche sowjetische Zeitung hat je kritisch über Afghanistan berichtet?!)

    Daß all dies auch schon vor dem sowjetischen Einmarsch stattgefunden hat, konnte man sogar in der von der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung herausgegebenen Zeitschrift „Entwicklung und Zusammenarbeit" im Juni 1979 lesen. Dort heißt es unter Bezugnahme auf die Reformvorhaben der Taraki-Regierung, es habe sich viel offener und geheimer Widerstand auf dem Lande formiert. Weiter heißt es wörtlich — das ist im übrigen auch interessant und eine richtige Feststellung über die Natur der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen in Afghanistan —:
    Die Interessen von geschädigten Grundbesitzern und Geschäftsleuten und diejenigen von Verteidigern islamischer Sitte und Gewohnheiten dürften oft gleichgelagert, wenn nicht gar dieselben sein. Beide Gruppen erhalten Unterstützung aus dem Ausland.
    Wir fordern also auch, ohne damit unsere Forderung gegenüber der Sowjetunion zu relativieren, daß die Einmischung von CIA und anderen ebenfalls beendet wird.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Damit bin ich bei meiner dritten Kritik: Ist die Besetzung Afghanistans ein Grund für die Spannungen im Ost-West-Verhältnis, und hängt die Entspannung im Ost-West-Verhältnis also auch vom Abzug der sowjetischen Truppen in Afghanistan ab? Dazu muß man an das zeitliche und atmosphärische Umfeld erinnern, in dem die sowjetische Intervention stattgefunden hat, und zwar nicht nur an das — darauf habe ich schon hingewiesen —, was seitens der USA in Pakistan passierte und noch passiert, sondern auch daran, daß davor SALT II von den USA nicht ratifiziert wurde und daß eine Woche vor dem Beschluß der sowjetischen Führungsgremien, in Afghanistan einzumarschieren, von der NATO ihr Beschluß zur Raketenstationierung gefaßt wurde.

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Jetzt haben Sie wenigstens die Kurve gekriegt!)

    Daß das eine Rolle gespielt hat, haben so unterschiedliche Beobachter wie Georgij Arbatow und Willy Brandt bestätigt.

    (Dr. Rumpf [FDP]: Die Gefangennahme der Amerikaner in der Botschaft sollten Sie hier einmal ansprechen!)

    Der sowjetische Einmarsch ist also auch Frucht der Spannungen im Ost-West-Verhältnis. Das macht die Sache zwar nicht besser, aber stellt die Wirklichkeit

    (Dr. Rumpf [FDP]: Auf den Kopf!) richtiger dar.

    Keinesfalls ist es gemütlicher, was die sowjetische Außenpolitik betrifft, der von ihr gesehenen Bedrohung ebenfalls nur mit militärischen Mitteln zu begegnen und imperialistischen Konzepten der Sicherung von sogenannten Vor- oder Hinterhöfen nachzueifern. Ich will dazu etwas zitieren, was der ehemalige Generalsekretär der KPdSU, Jurij Andropow, zur Rechtfertigung in einem „Spiegel"-Gespräch im April 1983 gesagt hat. Ich zitiere:
    Man darf nicht vergessen, daß dies in unserer Ecke geschieht, an der Grenze geschieht es. Wir haben eine große, gemeinsame Grenze, und uns ist es nicht gleichgültig, was für ein Afghanistan das sein wird. Sagen wir z. B. so, damit man es besser begreift, ob es den Vereinigten Staaten egal wäre, welche Regierung in Nicaragua sein würde. Nicaragua befindet sich in einer riesigen Entfernung von den Vereinigten Staaten, bei uns aber ist mit Afghanistan eine gemeinsame Grenze. Wir verteidigen unsere nationalen Interessen, wenn wir Afghanistan helfen.
    Das ist bis in die Wortwahl der Geist, Weltgendarm zu sein. Wir bestreiten der Sowjetunion, ihre sogenannten nationalen Interessen in Afghanistan durchzusetzen, mit der gleichen Deutlichkeit, mit der wir den USA das Recht bestreiten, ihre sogenannten nationalen Interessen in Zentralamerika durchzusetzen.

    (Beifall bei der GRÜNEN)

    Damit werden regionale und nationale gesellschaftliche Auseinandersetzungen zum Bestandteil des Ost-West-Konflikts gemacht. Sie sind es nicht von ihrer Natur her, wie ich es an Hand weniger Daten zur Geschichte Afghanistans gesagt habe, sondern sie werden erst dazu gemacht.
    Ich will zum Schluß kommen.

    (Dr. Hornhues [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Ich habe gesagt, daß es in unserer Fraktion wegen
    dieser Resolution viele Diskussionen gegeben hat.
    Ich habe vorgetragen, was wir in der Fraktion ge-



    Reents
    meinsam sehen; die Schlußfolgerungen sind aber auseinandergegangen. Die Fraktion hat mehrheitlich beschlossen, diesen Antrag mitzutragen, aber einige von uns werden dagegenstimmen. Aber sie werden nach dem, was ich vorgetragen habe, mit zwei Vermutungen auf dem Holzweg sein. Diejenigen von uns, die dagegenstimmen werden, lassen keinen Zweifel daran, daß sie, wie alle von uns, den sofortigen Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan fordern.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Und diejenigen aus unserer Fraktion, die der Resolution zustimmen werden, wollen dennoch, wie alle in unserer Fraktion, nichts mit der schaurigen Solidarität der Demokraten zu tun haben, die in ihrer verinnerlichten NATO-Uniform gegen das Feindbild Sowjetunion strammstehen.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Peinlich! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Staatsminister Dr. Mertes.

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    Rede von Dr. Alois Mertes


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Gestatten Sie mir zunächst ein Wort als Mitglied des Deutschen Bundestages, nicht als Vertreter der Bundesregierung.
    Aus drei Gründen empfinde ich persönlich Bitterkeit darüber, daß es nicht möglich war, die Beratung des Themas Afghanistan auf eine Tageszeit zu legen, in der mehr Menschen an dieser Debatte hörend und sehend teilnehmen können.

    (Dr. Vogel [SPD]: Das gilt in alle Richtungen! — Schwenninger [GRÜNE]: Da sind wir uns alle einig!)

    — Das geht in alle Richtungen, j a. Ich sage das als Abgeordneter, weil ich mich als Staatsminister im Auswärtigen Amt nicht zur Gestaltung der Tagesordnung des Deutschen Bundestages äußern will.

    (Dr. Vogel [SPD]: Das gilt auch für die Bundesregierung! Sehr wahr!)

    — Ja, ich wende mich an alle Zuständigen als individueller Abgeordneter.
    Ich empfinde persönlich aus drei Gründen Bitterkeit darüber, daß das Thema Afghanistan auf diesen späten abendlichen Zeitpunkt gelegt worden ist.

    (Dr. Holtz [SPD]: Dafür sind Sie selber verantwortlich! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Ich sehe Ihre Zwischenrufe als Zustimmung an.
    Diese späte Stunde verdient nicht das leidende und kämpfende afghanische Volk. Das verdient auch nicht die Tatsache, daß der Entschließungsantrag zu dieser wichtigen Frage von allen Fraktionen des Deutschen Bundestages eingebracht worden ist. Das verdient auch nicht das Thema Mißachtung des Gewaltverbots der Vereinten Nationen, das im OstWest-Konflikt eine so große Rolle spielt.
    Noch ein persönliches Wort an Sie, Kollege Reents. Ich bin vor einigen Monaten vom deutschen Fernsehen gefragt worden, ob ich die Aussage des Präsidenten Reagan teile, die Sowjetunion sei „das Reich des Bösen". Ich habe das verneint! Ich könne diese Aussage nicht bejahen, weder als Demokrat noch als Christ. Ich könne die Welt nicht manichäisch einteilen in die Welt des Guten und die Welt des Bösen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und bei Abgeordneten der SPD — Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Sie tragen aber viel dazu bei, daß es geschieht!)

    Ich sage auch dies: Nicht einmal das nationalsozialistische Deutschland mit all seinen Verbrechen war in diesem Sinne „das Reich des Bösen". Es gibt in dieser Welt kein Imperium, keinen Staat, der für sich eine absolut positive Qualität in Anspruch nehmen kann. Nur, ich halte es für ein ethisches Erfordernis, Herr Kollege Reents, einen Unterschied zu machen zwischen der rechtsstaatlichen Demokratie und der totalitären Diktatur — welcher Ideologie auch immer. Ich finde es nicht anständig, wenn Sie einen Machtbereich, in dem Sie, Gott sei Dank, so offen und frei sprechen dürfen, wie Sie das heute abend getan haben, und einen Machtbereich, in dem Sie das nicht dürfen, auf eine Stufe stellen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Von der Bundesrepublik war gerade nicht die Rede gewe sen!)

    Ich halte es nicht für anständig, eine Macht, die die Freiheit West-Berlins zweimal erwürgen wollte, und eine Macht, die die Freiheit Berlins zweimal gerettet hat, auf eine Stufe zu stellen. Herr Kollege, ich halte es auch nicht für anständig, eine Macht, in deren Bereich die Bemühungen um kleinste gewerkschaftliche Freiheiten unterdrückt werden, und eine Macht, in deren Schutzbereich freie Gewerkschaften selbstverständlich frei handeln können, auf eine Stufe zu stellen.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Ich halte Ihre Vergleiche nicht für anständig!)

    Ich bin also gegen die Einteilung: Dort ist die Sowjetunion, das Reich des Bösen, und hier der Westen, das Reich des Guten. Aber ich halte es nach meinen Lebenserfahrungen seit den 30er Jahren nicht für richtig, qualitative Unterschiede der Art, wie ich sie eben dargelegt habe, zu übersehen. Ich wende mich gegen diejenigen, die die Welt in Gut und Böse einteilen; aber ich wende mich auch gegen diejenigen, die so eklatante ethische Wertunterschiede zwischen politischen Systemen einfach übersehen. Das gilt auch für diejenigen, die in den 30er Jahren in den westlichen Demokratien das nationalsozialistische Deutschland und den demokratischen Rechtsstaat auf eine Stufe gestellt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)