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ID1006927000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/69 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 69. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 3. Mai 1984 Inhalt: Eintritt der Abg. Frau Dr. Lepsius in den Deutschen Bundestag 4835 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Hauck 4835A Erweiterung der Tagesordnung 4835 B Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 4835 B Begrüßung des Präsidenten der Nationalversammlung der Demokratischen Republik Somalia und der begleitenden Delegation 4848 A Begrüßung des Präsidenten der Liberalen Internationalen, Senator Dr. Malagodi . 4848 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung der Renten der gesetzlichen Rentenversicherung und der Geldleistungen der gesetzlichen Unfallversicherung im Jahre 1984 — Drucksache 10/827 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/1379 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/1390 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die dreizehnte Anpassung der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz (Dreizehntes Anpassungsgesetz -- KOV) — Drucksache 10/1149 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/1366 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/1391 — Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 4836 A Heyenn SPD 4837 D Seehofer CDU/CSU 4840 D Frau Potthast GRÜNE 4843 A Cronenberg (Arnsberg) FDP 4845 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Berufe in der Krankenpflege (Krankenpflegegesetz) — Drucksache 10/1062 — in Verbindung mit Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Mai 1984 Berufe in der Krankenpflege (Krankenpflegegesetz) — Drucksache 10/1063 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Beruf der Hebamme und des Entbindungspflegers (Hebammengesetz) — Drucksache 10/1064 — Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 4848 D Fink, Senator des Landes Berlin . . . 4850 C Delorme SPD 4852 A Frau Augustin CDU/CSU 4853 D Frau Schoppe GRÜNE 4854 D Eimer (Fürth) FDP 4856 B Beratung des Berichts des Petitionsausschusses Bitten und Beschwerden an den Deutschen Bundestag Die Tätigkeit des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages im Jahre 1983 - Drucksache 10/1193 — Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 4857 D Vahlberg SPD 4860 A Neuhausen FDP 4861 D Frau Nickels GRÜNE 4863 B Schlottmann CDU/CSU 4864 D Wartenberg (Berlin) SPD 4866 C Haungs CDU/CSU 4868 D Hiller (Lübeck) SPD 4870 C Dr. Göhner CDU/CSU 4871 D Erste Beratung des von den Abgeordneten Bernrath, Schäfer (Offenburg), Dr. Wernitz, Dr. Schmude, Dr. Penner, Roth, Rapp (Göppingen), Stiegler, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Begrenzung der Nebentätigkeit von Angehörigen des öffentlichen Dienstes (Nebentätigkeitsbegrenzungsgesetz) — Drucksache 10/1034 — in Verbindung mit Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften (Nebentätigkeitsbegrenzungsgesetz) — Drucksache 10/1319 — Bernrath SPD 4889 B Doss CDU/CSU 4890 D Fischer (Frankfurt) GRÜNE 4892 A Dr. Hirsch FDP 4892 D Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Kampf gegen staatlich sanktionierten Mord — Drucksache 10/978 — Duve SPD 4894 A Frau Geiger CDU/CSU 4896 B Horacek GRÜNE 4898 B Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 4900 B Möllemann, Staatsminister AA 4901 D Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes — Drucksache 10/1389 — Stockhausen CDU/CSU 4904 B Müller (Schweinfurt) SPD 4906 A Paintner FDP 4908 B Frau Dr. Vollmer GRÜNE 4909 D Kiechle, Bundesminister BML 4912 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der in Genf am 23. Oktober 1978 unterzeichneten Fassung des Internationalen Übereinkommens zum Schutz von Pflanzenzüchtungen — Drucksache 10/817 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 10/1252 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz der Kulturpflanzen (Pflanzenschutzgesetz) — Drucksache 10/1262 — Rode (Wietzen) CDU/CSU 4915 B Kißlinger SPD 4917 A Bredehorn FDP 4918 D Dr. Jannsen GRÜNE 4921 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Seefischereigesetzes — Drucksache 10/1021 — Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Mai 1984 III Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 10/1335 — Eigen CDU/CSU 4923 A Frau Blunck SPD 4924 D Bredehorn FDP 4925 D Sauermilch GRÜNE 4926 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die künftige Gestaltung der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" hier: Rahmenplan 1984 bis 1987 — Drucksachen 10/626, 10/1250 — Sauter (Epfendorf) CDU/CSU 4928 D Immer (Altenkirchen) SPD 4930 D Paintner FDP 4933 C Frau Dr. Vollmer GRÜNE 4935 B Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Übersiedlung von Deutschen aus der DDR und Ost-Berlin in die Bundesrepublik Deutschland — Drucksache 10/1321 — Reddemann CDU/CSU 4938 A Frau Terborg SPD 4939 D Ronneburger FDP 4941 A Schneider (Berlin) GRÜNE 4942 C Erste Beratung des von den Abgeordneten Werner, Dr. Althammer, Dr. Czaja, Dr. Jobst, Jäger (Wangen), Sauter (Epfendorf), Petersen, Dr. Friedmann, Dr. Kunz (Weiden), Sauer (Stuttgart), Kroll-Schlüter, Graf Huyn, Brunner, Jagoda, Dr. Todenhöfer, Milz, Dr. Schwörer, Keller, Biehle, Graf von Waldburg-Zeil, Jung (Lörrach), Hornung, Tillmann, Rossmanith, Seehofer, Bühler (Bruchsal), Ruf, Höpfinger, Schneider (Idar-Oberstein), Dr. Kronenberg, Schlottmann, Weiß, Lemmrich, Dr. Unland, Dr. Möller, Hedrich, Müller (Wesseling), Gerlach (Obernau), Dr. Müller, Magin, Dr. Marx, Dr. Bötsch und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung krankenversicherungsrechtlicher Vorschriften über sonstige Hilfen (Sonstige Hilfen — Änderungsgesetz) — Drucksache 10/941 — Jäger (Wangen) CDU/CSU 4944 B Kirschner SPD 4946 D Werner CDU/CSU 4950 A Frau Dr. Bard GRÜNE 4953 C Dr. Althammer CDU/CSU 4955 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 4957 D Müller (Wesseling) CDU/CSU 4960 A Frau Dr. Czempiel SPD 4962 A Dr. Czaja CDU/CSU 4965 B Frau Roitzsch (Quickborn) CDU/CSU . 4967 C Frau Hürland CDU/CSU (zur GO) . . 4969 D Fragestunde — Drucksache 10/1367 vom 27. April 1984 — Einkommensminderung der milchproduzierenden Betriebe durch Quotierung der Milchmenge und andere Agrarmaßnahmen MdlAnfr 1 27.04.84 Drs 10/1367 Bredehorn FDP Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . 4873A ZusFr Bredehorn FDP 4873 C ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . . 4874 A ZusFr Eigen CDU/CSU 4874 B ZusFr Kolbow SPD 4874 C ZusFr Kirschner SPD 4874 D ZusFr Löffler SPD 4875 B Alternativen bei der Bekämpfung des Borkenkäfers MdlAnfr 2 27.04.84 Drs 10/1367 Frau Dr. Hickel GRÜNE Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . . 4875 C ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 4875 D ZusFr Eigen CDU/CSU 4876 C ZusFr Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE . . 4876 C Nicht verwendete Mittel aus der Ausgleichsabgabe gem. Schwerbehindertengesetz für 1983 MdlAnfr 3 27.04.84 Drs 10/1367 Grünbeck FDP Antw PStSekr Vogt BMA 4877 A ZusFr Grünbeck FDP 4877 B ZusFr Kirschner SPD 4877 D ZusFr Frau Blunck SPD 4878 A Äußerungen des Bundesministers Dr. Blüm vor dem Europäischen Gewerkschaftsbund in Straßburg über Wochenarbeitszeitverkürzung MdlAnfr 4 27.04.84 Drs 10/1367 Kirschner SPD Antw PStSekr Vogt BMA 4878 A ZusFr Kirschner SPD 4878 C IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Mai 1984 ZusFr Kolbow SPD 4879 A ZusFr Lambinus SPD 4879 A ZusFr Gansel SPD 4879 B ZusFr Grünbeck FDP 4879 C ZusFr Dr. Scheer SPD 4879 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 4880 A ZusFr Becker (Nienberge) SPD 4880 B ZusFr Frau Reetz GRÜNE 4880 C ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 4880 C ZusFr Reimann SPD 4881A Aufrechterhaltung der Bundesbahn-Betriebswerke im Zonenrandgebiet bei der Neuorganisation des betriebsmaschinentechnischen Dienstes MdlAnfr 7 27.04.84 Drs 10/1367 Stiegler SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 4881C ZusFr Stiegler SPD 4881 C ZusFr Löffler SPD 4882 A ZusFr Peter (Kassel) SPD 4882 B ZusFr Krizsan GRÜNE 4882 C ZusFr Brück SPD 4882 C ZusFr Dr. Scheer SPD 4882 D ZusFr Bachmaier SPD 4882 D Vereinbarkeit des geplanten Ausbaus des Fernmeldenetzes mit der beschränkten Übernahme von bei der Bundespost Ausgebildeten in die technische Laufbahn MdlAnfr 9 27.04.84 Drs 10/1367 Frau Reetz GRÜNE Antw PStSekr Rawe BMP 4883 A ZusFr Frau Reetz GRÜNE 4883 B ZusFr Stiegler SPD 4883 C Verlängerung der Ausbilder-Eignungs-Verordnung über 1984 hinaus MdlAnfr 14, 15 27.04.84 Drs 10/1367 Schemken CDU/CSU Antw PStSekr Pfeifer BMBW 4884A ZusFr Schemken CDU/CSU 4884 B Verantwortlichkeit der Bundesrepublik Deutschland für ganz Deutschland MdlAnfr 33 27.04.84 Drs 10/1367 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 4884 D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 4885A ZusFr Stiegler SPD 4885 B ZusFr Lambinus SPD 4885 C Entlassung der Aussiedler aus den Gebieten östlich von Oder und Neiße aus der polnischen Staatsangehörigkeit MdlAnfr 34 27.04.84 Drs 10/1367 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 4885 D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 4886 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 4886 C Bezahlung deutscher Bediensteter der unteren Besoldungsstufen in den Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 31, 32 27.04.84 Drs 10/1367 Löffler SPD Antw StMin Möllemann AA 4887 A ZusFr Löffler SPD 4887 B ZusFr Krizsan GRÜNE 4887 C Nettozahlungen der Bundesrepublik Deutschland an die EG bei Anhebung des Mehrwertsteueranteils MdlAnfr 19 27.04.84 Drs 10/1367 Kirschner SPD Antw PStSekr Dr. Voss BMF 4887 D ZusFr Kirschner SPD 4888 A ZusFr Löffler SPD 4888 B ZusFr Oostergetelo SPD 4888 C ZusFr Stiegler SPD 4888 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 4888 D Nächste Sitzung 4970 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4971*A Anlage 2 Umwelt- und Gesundheitsgefahren durch das Insektenbekämpfungsmittel Lindan MdlAnfr 5 27.04.84 Drs 10/1367 Frau Dr. Hickel GRÜNE SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 4971* B Anlage 3 Vermeidung von Parallelforschung durch Verbesserung des Technologietransfers zwischen Forschungseinrichtungen und Wirtschaft; Hinweis bei Existenzgründungen auf Kooperationsmöglichkeiten MdlAnfr 12, 13 27.04.84 Drs 10/1367 von Schmude CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Probst BMFT . . 4971* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Mai 1984 V Anlage 4 Regelung der Rechte und der Zusammensetzung der sogenannten Dreier-Ausschüsse des Bundesverfassungsgerichts MdlAnfr 16 27.04.84 Drs 10/1367 Lowack CDU/CSU SchrAntw PStSekr Erhard BMJ . . . . 4972* B Anlage 5 Entfernung der Zoll-Douane-Schilder vor der Europa-Wahl MdlAnfr 20 27.04.84 Drs 10/1367 Antretter SPD SchrAntw PStSekr Dr. Voss BMF . . . . 4972* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Mai 1984 4835 69. Sitzung Bonn, den 3. Mai 1984 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 68. Sitzung: Auf Seite 4814 B ist der Name „Frau Dr. Lepsius" und auf Seite 4815 C ist der Name „Dr. Voigt (Northeim)" zu streichen. 67. Sitzung, Seite 4641 C, Zeile 9: Zwischen den Worten „sind mehr" ist das Wort „nicht" einzufügen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 4. 5. Bahr 3. 5. Boroffka 4. 5. Büchner (Speyer) * 4. 5. Burgmann 4. 5. Buschfort 4. 5. Carstensen (Nordstrand) 4. 5. Catenhusen 4. 5. Dr. Enders 4. 5. Gallus 4. 5. Hartmann 4. 5. Frau Huber 4. 5. Klose 4. 5. Frau Krone-Appuhn 4. 5. Lemmrich * 3. 5. Dr. Mikat 4. 5. Dr. Müller * 4. 5. Müller (Remscheid) 4. 5. Offergeld 4. 5. Pauli 4. 5. Polkehn 4. 5. Porzner 4. 5. Sander 4. 5. Sauer (Salzgitter) ** 4. 5. Schröder (Hannover) 4. 5. Frau Dr. Skarpelis-Sperk 4. 5. Dr. Stark (Nürtingen) 4. 5. Frau Steinhauer 4. 5. Voigt (Frankfurt) 3. 5. Voigt (Sonthofen) 4. 5. Graf von Waldburg-Zeil 4. 5. Wissmann 4. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Frage der Abgeordneten Frau Dr. Hickel (GRÜNE) (Drucksache 10/1367 Frage 5): Welche Kenntnisse besitzt die Bundesregierung über die Umwelt- und Gesundheitsgefahren, die durch das Insektenbekämpfungsmittel Lindan verursacht werden, insbesondere über seine Fähigkeit, sich bioakkumulativ anzureichern (Beispiel Muttermilch)? Lindan ist nach den Kriterien des Pflanzenschutzgesetzes geprüft und zugelassen. Es gibt umfangreiche Untersuchungen, die die Beurteilung der gesundheitlichen und umweltbezogenen Aspekte gestatten. Schädliche Auswirkungen sind bei bestimmungsgemäßer und sachgerechter Anwendung weder bekanntgeworden noch nach dem gegenwärtigen Wissensstand zu erwarten. Anlagen zum Stenographischen Bericht Wie etliche Untersuchungsergebnisse zeigen, erfolgt in Böden unter hiesigen Bedingungen im ersten Jahr nach der Anwendung von Lindan ein starker Abbau und später eine weitere Verminderung dieses Stoffes. Nach einigen Jahren werden nur noch geringe Rückstände an Lindan nachgewiesen. Das Abbauverhalten ist abhängig von den Bodeneigenschaften. Eine Grundwassergefährdung durch Lindan ist kaum zu befürchten, da die Versickerung im Boden gering ist. Im Wasser erfolgt in der Regel kein Abbau, sondern eine Verflüchtigung. Die Kenntnisse über die gesundheitliche Bewertung von Lindan sind in zahlreichen Publikationen zusammengetragen. Ausführliche neuere Zusammenfassungen und Bewertungen finden sich in dem Forschungsbericht der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Hexachlorcyclohexan als Schadstoff in Lebensmitteln", Verlag Chemie 1983 und in der Mitteilung IX der Kommission zur Prüfung von Rückständen in Lebensmitteln (Hexachlorcyclohexan-Kontamination, Ursachen, Situation und Bewertung). In diesen Berichten wird u. a. auf die rasche Ausscheidung gerade von Lindan ausdrücklich hingewiesen. Da keine Neigung zu einer ausgeprägten Akkumulation besteht, ist die Brauchbarkeit und Vertretbarkeit von Lindan als Insektenbekämpfungsmittel gewährleistet. Auch auf internationaler Ebene besteht Übereinstimmung in dieser Bewertung. Hinsichtlich der Rückstände von Lindan in Muttermilch wird auf die Antwort auf die Kleine Anfrage über „Schadstoffe in der Muttermilch" der Fraktionen der SPD und FDP vom 15. Juli 1982 (BT-Drucks. 9/1860) hingewiesen. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Probst auf die Fragen des Abgeordneten von Schmude (CDU/CSU) (Drucksache 10/1367 Fragen 12 und 13): Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, den Technologietransfer zwischen Forschungseinrichtungen und Wirtschaft zu intensivieren, um Kosten durch parallel laufende Forschungsvorhaben zu vermeiden und das sogenannte spin-off der Forschungseinrichtungen besser zu nutzen? Wird die Bundesregierung bei Existenzgründungen auf Kooperationsmöglichkeiten mit Forschungseinrichtungen hinweisen, etwa im Rahmen von Förderungs- und Beratungsprogrammen, um vor allem im Aufbau befindlichen Unternehmen kostenintensive Eigenentwicklungen zu ersparen? Zu Frage 12: Staatlich finanzierte Forschungseinrichtungen legen ihre Forschungs- und Entwicklungsarbeiten (FuE) bezogen auf die unterschiedlichen Inventions- und Innovationsphasen ins Vorfeld industrieller Tätigkeit. Demgegenüber ist die FuE-Tätigkeit der Wirtschaft in aller Regel produkt- und marktorientiert mit einem relativ geringen Anteil 4972* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Mai 1984 an Grundlagenforschung. Die Bundesregierung wirkt gegenüber den von ihr geförderten Forschungseinrichtungen darauf hin, daß auch in Zukunft diese Rollen- und Aufgabenteilung gewahrt bleibt. Dadurch wird bereits vom Grundsatz her sichergestellt, daß Doppelarbeit auf ein Minimum reduziert wird. Das schließt nicht aus, daß im Einzelfall sinnvolle Parallelentwicklungen im Wettbewerb durchgeführt werden müssen, z. B. um mehrere Wege zum gleichen Ziel zu erproben. Die wirtschaftliche Nutzung der in den Forschungseinrichtungen entstandenen, verwertbaren FuE-Ergebnisse (nicht nur des sogenannten „spinoff") soll durch aktive Technologie-Transfer-Maßnahmen dieser Einrichtungen sichergestellt werden. Über die verschiedenen Ausgestaltungen der Kooperation zwischen Forschungseinrichtungen und Wirtschaft hat sich die Bundesregierung in ihrer Antwort auf die Große Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU und FDP geäußert (BT-Drucksache 10/710; Antwort zu Frage 10 und 11). Bezogen speziell auf die Zusammenarbeit der Großforschungseinrichtungen mit der Wirtschaft hat die Bundesregierung ihr Konzept im Bericht zur zukünftigen Entwicklung der Großforschungseinrichtungen dargelegt (BT-Drucksache 10/1377; siehe dort unter Abschnitt 3.2 von Teil A). Zu Frage 13: Die Bundesregierung hat keine Informationen über die Vielzahl der ständig in der Bundesrepublik Deutschland neuentstehenden Unternehmen, ihre speziellen Zielsetzungen und eventuellen Kooperationsbedürfnisse. Sie kann die Unternehmen nicht in der vorgeschlagenen Weise informieren, nicht zuletzt auch deshalb, weil das heute bestehende Netzwerk von Technologieberatungsstellen — seien es private Einrichtungen oder von Industrie- und Handelskammern, Hochschulen oder Forschungseinrichtungen getragene Stellen — allen interessierten Unternehmensgründern ein gutes Informationsangebot über geeignete Kooperationsmöglichkeiten offeriert. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Erhard auf die Frage des Abgeordneten Lowack (CDU/CSU) (Drucksache 10/1367 Frage 16): Was spricht nach Auffassung der Bundesregierung für, was spricht gegen eine Regelung der Rechte und Zusammensetzung der sogenannten Dreier-Ausschüsse des Bundesverfassungsgerichts? Rechte und Zusammensetzung der sogenannten Dreier-Ausschüsse des Bundesverfassungsgerichts sind seit 1963 unverändert festgelegt und zwar im Gesetz über das Bundesverfassungsgericht und in der Geschäftsordnung des Bundesverfassungsgerichts. Die Dreier-Ausschüsse finden ihre verfassungsrechtliche Legitimation in Artikel 94 Abs. 2 GG, der 1969 im Zusammenhang mit der Verankerung der Verfassungsbeschwerde im Grundgesetz eingefügt wurde. Die Ausschüsse haben die Aufgabe, die Verfassungsbeschwerde vorzuprüfen. Sie können die Annahme der Verfassungsbeschwerde durch einstimmigen Beschluß ablehnen, wenn sie formwidrig, unzulässig, verspätet oder offensichtlich unbegründet ist. Damit wird die Filterfunktion der Dreier-Ausschüsse deutlich. Sie sollen diejenigen Verfassungsbeschwerden aussondern, die z. B. die förmlichen Voraussetzungen nicht erfüllen, keine verfassungsrechtlichen Fragen aufwerfen oder nur solche, über die die Senate bereits negativ entschieden haben. Die Dreier-Ausschüsse tragen damit auf der anderen Seite dazu bei, daß die Konzentration der Senate auf die aussichtsreichen und verfassungsrechtlich relevanten Verfassungsbeschwerden gewährleistet bleibt und die Bearbeitung der „senatsreifen" Verfahren in angemessener Zeit und zugleich mit gebotener Sorgfalt ermöglicht wird. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Voss auf die Frage des Abgeordneten Antretter (SPD) (Drucksache 10/1367 Frage 20): Treffen Gerüchte zu, daß die Zoll-Douane-Schilder entgegen den Ankündigungen des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Häfele im Deutschen Bundestag vor einigen Monaten noch vor der Europa-Wahl von der Bundesregierung ersatzlos abgemacht werden, und wenn ja, wann? Die Gerüchte, daß die „Zoll/Douane"-Schilder noch vor der Europa-Wahl ersatzlos entfernt werden, treffen nicht zu. Die „Zoll/Douane"-Schilder sind Verkehrszeichen nach der Straßenverkehrs-Ordnung, die die Kraftfahrer darauf hinweisen, daß sie sich darauf einzustellen haben, wegen der Grenzkontrollen anzuhalten. Das Hinweiszeichen ist unverzichtbar. Es werden jedoch Überlegungen angestellt, ob es sinnvoll ist, für das Hinweiszeichen eine andere Aufschrift zu wählen. Fraglich ist dabei, ob diese Maßnahme eine Werbewirksamkeit für Europa haben kann, da die EG-Bürger in erster Linie an Kontrollerleichterungen an den Binnengrenzen der Gemeinschaft, weniger aber an der Aufschrift von Verkehrszeichen interessiert sind. Außerdem wäre eine Änderung der Aufschrift nur sinnvoll, wenn die benachbarten EG-Länder dem deutschen Beispiel folgen würden. Die Meinungsbildung ist noch nicht abgeschlossen. Da die Änderung der Aufschrift eine Änderung der Straßenverkehrs-Ordnung erforderlich machen würde, die der Zustimmung des Bundesrates bedürfte, ist sie vor der Europa-Wahl nicht mehr möglich.
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    Rede von Claus Jäger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich kann hier für gar nichts garantieren. Ich kann nur dafür garantieren, daß die gesetzlichen Regelungen, die allerdings nicht unter Ihrer, sondern unter etwas weiter links angesiedelter Verantwortung geschaffen wordensind, leider nicht verhindert haben, daß im Jahr 200 000 Menschenleben sozusagen legal sterben müssen. Das ist die schauerliche Bilanz einer Gesetzgebung, die zwar für das Leben gedacht war, aber den Erfolg nicht gebracht hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Deshalb bestraft ihr die Frauen doppelt! So eine Heuchelei!)

    Diese Zwangsverpflichtung der Krankenkassen ist in der Tat eine Vergewaltigung des Gewissens von Millionen von Menschen. Und deswegen wollen wir, die Antragsteller, sie mit unserem Gesetzentwurf beseitigen.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Heuchlerisch ist das!)

    Wir können nicht die Hände in den Schoß legen und warten, was das Bundesverfassungsgericht tun wird, dem die Frage zur Entscheidung vorliegt.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Mein Gott, für Ihre Hilfe bedanke ich mich wirklich!)

    Deshalb habe auch ich den Gruppenantrag von 74 Abgeordneten, der hier zur Beratung steht, mit unterzeichnet.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Helfen Sie lieber den Frauen!)

    Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Höffner, hat dazu dem federführenden Kollegen Werner einen Brief geschrieben, aus dem ich zitieren darf.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Das war sicher eine Gratulation für diese Glanztat!)

    Kardinal Höffner schreibt:
    Im eigenen Namen und im Namen der Deutschen Bischofskonferenz danke ich Ihnen und den Mitunterzeichnern des Gesetzentwurfes für Ihre Initiative und für Ihr Bemühen, den Gewissensbedenken von Millionen Bürgern Rechnung zu tragen und zumindest die Finanzierung der Abtreibungen auf Grund der sogenannten Notlagenindikation zu beseitigen. Sie dürfen bei diesem Bemühen mit der uneingeschränkten Unterstützung der Kirche rechnen.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Das war wahrhaft kirchlich gedacht, wirklich im Sinne Jesu! — Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Traurig, Herr Jäger! Ganz traurig!)

    — Diejenigen von Ihnen, die hier so laut dazwischenrufen, sind doch sonst diejenigen, die sich,
    wenn es z. B. um die Frage des Friedens und der Verständigung geht, so gerne auf Bischofsworte berufen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Das ist unerträglich! — Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Ihr habt nur leider keine deutschen Bischofsworte, auf die wir uns berufen könnten!)

    Ähnlich positive Stellungnahmen gibt es auch aus der evangelischen Kirche. Das bestärkt meine Freunde und mich in unserem Vorhaben.
    Ich darf deswegen zum Schluß sagen: Mein Gewissen — ich beanspruche dies genau wie jedes andere Mitglied dieses Hauses für mich — gebietet mir,

    (Frau Blunck [SPD]: Sind Sie Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse? — Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Der ist privat versichert!)

    in dieser Frage keine Ruhe zu geben, bis der Deutsche Bundestag die Abtreibung auf Krankenschein beseitigt und dem Menschenrecht auf Leben auch für die Ungeborenen Bahn bricht.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Wo waren denn die Gewissen bei der Nachrüstungsdebatte und bei der Abstimmung dazu?)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Kirschner.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Klaus Kirschner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich meine, der Redebeitrag des Kollegen Jäger hat keinen Zweifel darüber gelassen, daß der heute zur Beratung anstehende Gesetzentwurf zur Änderung krankenversicherungsrechtlicher Vorschriften über sonstige Hilfen eine Umschreibung zur Überschrift hat, um das wirkliche Ziel zu verschleiern. Diesen Entwurf haben 74 männliche Unionsabgeordnete eingebracht.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Alle nicht Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen! — Sauermilch [GRÜNE]: Sehr richtig! — Frau Blunck [SPD]: Alles Männer! — Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Alle nicht betroffen!)

    Den Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU wollen wir unseren Respekt dabei nicht versagen. — Dies hat Methode. Aber nicht nur das, der Gesetzentwurf hat es auch in sich.
    Ein Mitglied der Bundesregierung war zu dem Zeitpunkt, als der Gesetzentwurf eingebracht wurde, noch nicht Parlamentarischer Staatssekretär. Trotzdem ist dieser Gesetzentwurf ein Spiegelbild der bisherigen Regierungspolitik. Und dies heißt Abbau der Liberalität und Belastung der kleinen Leute.

    (Beifall bei der SPD — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Er fügt sich nahtlos in den Reigen Ihrer bisherigen gesetzlichen Maßnahmen ein.



    Kirschner
    Meine Damen und Herren, die Kollegen, die diesen Gesetzentwurf unterstützen, argumentieren vordergründig mit dem Hinweis, daß es nicht Aufgabe der sozialen Krankenversicherung sein könne, Schwangerschaftsabbrüche im Rahmen der Indikation der sonstigen schweren Notlage zu finanzieren.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ist es auch nicht!)

    Richtig daran ist, daß es in der gesetzlichen Krankenversicherung eine Reihe von Maßnahmen und Leistungen gibt, die nicht zu ihrer originären Aufgabenstellung, also der Finanzierung der Behandlung von Krankheiten oder ihrer Verhütung, gehören. Richtig ist auch, daß in. vielen Fällen des Schwangerschaftsabbruchs keine Krankheit vorliegt und die Übernahme der Kosten nicht in die originäre Aufgabenstellung gehört.

    (Hornung [CDU/CSU]: So ist das!)

    Dies gilt aber — wenn Sie schon sagen: so ist das; hören Sie genau zu — ebenso für die Übernahme der Kosten der normalen Entbindung, die j a auch keine Krankheit ist. Das gilt für die Zahlung von Mutterschaftsgeld, das gilt für die Leistungen bei Mutterschaftsurlaub.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: „Normale Entbindung" haben Sie gesagt?)

    — Ja sicher.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Denken Sie mal darüber nach, was Sie gemeint haben!)

    — Entschuldigen Sie bitte. Ich habe davon geredet, daß Sie sagen — da war der Zwischenruf —, das sei sehr richtig. Und ich habe darauf hingewiesen — und das müssen auch Sie sich sagen lassen, Herr Dr. Marx; ich weiß nicht, ob Sie Mitglied einer gesetzlichen Krankenversicherung sind —,

    (Zurufe von der SPD: Nein!)

    daß beispielsweise auch Leistungen der Kasse gezahlt werden, die mit Krankheit nichts zu tun haben, wie beispielsweise Entbindung.

    (Hornung [CDU/CSU]: Sie dienen dem Leben!)

    Denken Sie beispielsweise auch an das Sterbegeld. Auch das hat mit Krankheit nichts zu tun, und seine Zahlung ist keine originäre Aufgabe der Krankenversicherung. Wenn Sie also dies schon in den Gesetzentwurf hineinschreiben, dann nennen Sie es doch beim Namen und betreiben Sie nicht diesen Etikettenschwindel!

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Lassen Sie mich fortfahren. Kein Mensch würde auf die absurde Idee kommen, Leistungen im Rahmen der Mutterschaftshilfe aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung zu entfernen, nur weil sie eben nicht zu den Aufgaben der Krankenversicherung im engeren Sinne gehören. Die Übernahme dieser Aufgabe durch die Krankenversicherung ist sinnvoll und zweckmäßig. Darüber sind wir uns doch wohl einig. Nur bei der Frage der Finanzierung von Schwangerschaftsabbrüchen, die
    die Indikation „sonstige Notlage" tragen, fällt immer wieder das Stichwort, dies gehöre nicht zu den originären Krankenversicherungsaufgaben.
    Meine Herren, diese Argumentation macht doch klar, worum es eigentlich geht. Es geht nicht um den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung, es geht um die Regelung des § 218 schlechthin.

    (Zustimmung bei der SPD und den GRÜNEN)

    Sie wollen über die Beseitigung der Kostenträgerschaft für Schwangerschaftsabbrüche die gesetzliche Regelung schlechthin aushobeln. Es geht Ihnen nicht um die in erster Linie den Gesichtspunkten der Zweckmäßigkeit unterliegende Frage der Kostenträgerschaft bei Schwangerschaftsabbrüchen, es geht Ihnen um die prinzipielle Frage der Schwangerschaftsabbrüche allgemein. Durch die Beseitigung des Krankenversicherungsschutzes für die Frauen in diesen Fällen wollen Sie die Regelung im Strafgesetzbuch unterlaufen.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Für die Schlechterverdienenden!)

    Wenn Sie ehrlich sind, dann geben Sie das doch auch zu.
    Als die Reform des § 218 nach langen, schwierigen Beratungen endlich gelang, war für uns als Sozialdemokraten klar: Ohne sozial begleitende Maßnahmen, d. h. ohne eine zweckmäßige und für alle erreichbare Regelung hinsichtlich der Kostenträgerschaft bei Schwangerschaftsabbrüchen mußte die Reform ein Torso bleiben. Sie mußte deshalb ein Torso bleiben, weil sie zwar wohlhabenden Frauen, die die Kosten für den Schwangerschaftsabbruch selbst tragen konnten, Hilfe ermöglichte, aber finanziell weniger gut gestellten Frauen finanziellen Beistand verweigerte.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sehr wahr!)

    Dieses Problem wurde gelöst durch das Strafrechtsreform-Ergänzungsgesetz, das die Übernahme der Kosten eines Schwangerschaftsabbruchs durch die Krankenkassen sichergestellt hat.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sehr richtig!)

    Nur diese Regelung gewährleistet, daß allen Frauen unabhängig von ihrer finanziellen Situation Hilfe zuteil werden kann, wenn sie in Not geraten sind.
    Meine Herren von der Unionsfraktion, wenn es Ihnen wirklich nur um die Beschränkung des Aufgabenkatalogs der Krankenversicherung auf das eigentliche Maße ginge und wenn Sie soziale Härten bei Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen wollen, vermeiden wollten, niemand hätte Sie daran gehindert, Ihren Vorschlag auf Streichung der Kostenübernahme bei bestimmten Indikationen durch die Krankenversicherung zu verbinden mit einem weiteren Vorschlag, in welchem Sie sagen, wer die Kosten an Stelle der Krankenversicherung übernehmen soll. Aber dies haben Sie nicht getan, sondern sich allein auf die Strei-



    Kirschner
    chungsvorschrift beschränkt. Auch dies belegt, daß es Ihnen nicht um den Aufgabenkatalog der Krankenversicherung geht — und über den reden wir eigentlich, das ist der Inhalt Ihres Gesetzentwurfs —, sondern um die Regelung des § 218 des Strafgesetzbuchs.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Von der Kostenbelastung — lassen Sie mich das auch einmal sagen, weil Sie dies in den Vordergrund schieben, bedeutet dies, was die Kassen betrifft, daß, wenn man von 100 Millionen DM ausgeht und 100 Milliarden DM Gesamtaufwendungen für Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahre 1984 zugrunde legt, daß das ein Promille der Gesamtaufwendungen ist. Bei einem Krankenversicherungsbeitrag von durchschnittlich 11% sind dies 0,01 % Beitrag. Dies ist doch die Summe, um die es Ihnen geht, und das schieben Sie hier im Grunde genommen vor.

    (Werner [CDU/CSU]: Bis 1 %!)

    — Entschuldigen Sie bitte, Sie brauchen das doch nur einmal selbst nachzurechnen. Hören Sie doch auf mit „1 %". Das ist doch eine Milchmädchenrechnung, die Ihnen niemand abnimmt. Wenn es Ihnen wirklich um Einsparungen im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung geht — lassen Sie mich das einmal sagen —, dann fordere ich Sie auf, in den Bereichen kostensenkende Vorschläge zu machen, wo es wirklich die großen Brocken sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie haben bisher mit Ihren Kürzungen — ich erinnere hier an die Selbstbeteiligung bei Krankenhausaufenthalten — ausschließlich den kleinen Mann zur Kasse gebeten. Sie haben dort, wo die großen Brocken sind und wo auch die großen Gelder verdient werden, nicht gekürzt. Darüber müssen wir uns doch einmal ehrlich unterhalten. Es geht doch um die ungleich höheren Ärzte- und Zahnärzteeinkommen, die Gewinne bei der Pharmaindustrie; dies haben Sie alles unangetastet gelassen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich gehe wieder auf den Punkt: Ihre Begründung des Gesetzentwurfes, wonach die Schwangerschaftsabbrüche die Aufwendungen der Krankenkassen zu einem Zeitpunkt über Gebühr belasten, in dem den Versicherten im Krankheitsfall zusätzliche Kostenbeteiligungen abverlangt werden müssen, wobei „müssen" schon von unserer Seite mit einem großen Fragezeichen versehen wird, ist, das möchte ich noch einmal betonen, nichts anderes als ein Etikettenschwindel.

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    Meine Herren von der Unionsfraktion, Ihr Gesetzentwurf enthält zudem ein Element, aus dem ganz deutlich wird, daß Ihr Vorschlag in erster Linie Abschreckungscharakter gegenüber in Not geratenen Frauen haben soll, die vor der Frage eines Schwangerschaftsabbruches stehen. Das bisherige Recht bestimmt, daß die Krankenkasse die Kosten der ärztlichen Beratung der Schwangeren, ihre Begutachtung und die Kosten des Abbruchs selbst übernimmt.
    Sie wollen nun, daß die Kosten des Abbruchs selbst bei einer ganz bestimmten Indikation, nämlich der Indikation der „sonstigen Notlage", nicht mehr übernommen werden. Die Entscheidung über die Indikation, also die Entscheidung, ob eine Notlagenindikation oder eine der beiden anderen Indikationen vorliegt, trifft der beratende Arzt in eigener Verantwortung nach der Begutachtung. Diese Indikationsentscheidung wird begutachtet und dann das Vorliegen der Voraussetzung eines nicht rechtswidrigen Schwangerschaftsabbruches festgestellt. Erst mit dieser Feststellung weiß die Schwangere sicher, ob ein Schwangerschaftsabbruch gerechtfertigt ist und auf welche Indikation er sich stützt. Erst zu diesem Zeitpunkt also erfährt die Schwangere nach Ihrem Vorschlag, ob die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden oder nicht. Liegt eine Notlagenindikation vor und kann die Schwangere den Schwangerschaftsabbruch aus eigenen Kräften finanziell nicht bewältigen, wird sie also von ihrem Entschluß zurücktreten und muß gleichwohl die Kosten der vorangegangenen Beratung und Begutachtung zahlen.
    Ich sage Ihnen: Viele Frauen werden diese Ungewißheit nicht riskieren können und von Rat und Hilfe Abstand nehmen. Sie haben hier ein Abschreckungselement eingebaut, das ganz offenkundig die Frauen auch davon abhalten soll, überhaupt den Weg zur Beratung und zur Hilfe zu gehen.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie verunsichern die Frauen in einer Situation, in der sie dringend Vertrauen benötigen.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sehr wahr!)

    Ich sage Ihnen, dies ist würdelos.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sehr richtig!)

    Ich fordere Sie auf, seien Sie wenigstens so ehrlich: Verstecken Sie sich nicht durch taktische Finessen hinter sozialversicherungsrechtlichen Bestimmungen, wenn es Ihnen um anderes geht.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Ihnen geht es um die Rückwärtsrolle der Reform des § 218. Stellen Sie einen entsprechenden Gesetzentwurf zur Beratung, und fummeln Sie nicht am Krankenversicherungsrecht herum. Ihnen müssen doch die Folgen klar sein, die Ihre Regelung heraufbeschwört. Wenn die Krankenkasse die Kosten des Schwangerschaftsabbruches bei der sogenannten Notlagenindikation nicht mehr tragen darf, werden Zustände heraufbeschworen, die wir eigentlich glaubten überwunden zu haben. Der Weg zur Engelmacherin und der Abtreibungstourismus — ich weiß, daß dies ein schreckliches Wort ist — werden zwangsläufig wieder zu zweifelhaften Ehren kommen. Dies kennen wir doch aus der Vergangenheit. Sie haben die Augen davor verschlossen und haben geglaubt, dies gebe es nicht. Seien Sie doch endlich einmal ehrlich. Ich sage Ihnen ganz deutlich, es ist



    Kirschner
    keine Frage, daß sich die SPD-Bundestagsfraktion dem mit allen Kräften widersetzen wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Glauben Sie denn wirklich, daß Sie mit derart repressiven Instrumenten den Wunsch zum Kind in unserem Lande stärken können, einen Wunsch, der den Staat nichts angeht, sondern allein in die Verantwortung der beiden Partner gestellt ist?
    Sie reden in hehren Worten von Kindern und Familie, aber gleichzeitig streichen Sie Milliarden im Familienlastenausgleich und setzen dem 50 Millionen für die Schaffung einer Stiftung Mutter und Kind entgegen!

    (Beifall bei der SPD)

    Ihre Minister reden in hehren Worten über neue Mütterlichkeit, und wenn es darauf ankommt, lassen sie die Frauen allein. Der Bundeskanzler ergeht sich in tönenden Worten über die Familie als Keimzelle unserer Gesellschaft und läßt die Massenarbeitslosigkeit zu, die diese Familie in ernste finanzielle Bedrängnis bringt.

    (Beifall bei der SPD — Unruhe bei der CDU/CSU)

    — Ja, das gehört doch zusammen! Natürlich paßt Ihnen das alles nicht. Aber wenn Sie gerade die Fernsehsendung gesehen hätten, in der Ihr Minister Dr. Blüm gesprochen hat, hätten Sie gesehen, daß hier kein Konzept vorliegt, sondern daß man alles laufen läßt. Ich sage Ihnen, auch dies ist etwas, was Sie mit zu verantworten haben.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich noch eines sagen: Wenn Sie hier die Familienpolitik dieser Bundesregierung — der Bundesregierung, die Sie ja unterstützen — so hochhalten, so möchte ich Sie daran erinnern, daß erst jüngst, dieser Tage, die Evangelische Aktionsgemeinschaft für Familienfragen und der Familienbund der Deutschen Katholiken — Sie konnten es ja nachlesen — Ihre „Familienfreundichkeit" so gelobt haben.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    So heißt es in der Kritik der beiden Präsidenten, Professor Keil und Siegmund: Eine Regierung, der es um den Schutz des werdenden Lebens und werdender Mütter zu tun ist, muß ihre Wertpriorität in einem wirkungsvolleren Engagement auf familienpolitischem Gebiet deutlich machen.

    (Beifall bei der SPD)

    Das ist die Antwort! Die müssen Sie sich erst einmal genau durchlesen.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie alle, meine Herren Gesetzesinitiatoren, haben den Haushaltskürzungen in den Jahren 1983 und 1984 zugestimmt, haben Haushalten zugestimmt, die die Familien mit Milliarden belasten und mit
    der Vermögensteuersenkung die Vermögenden in unserem Land mit Milliarden entlasten.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: So ist es! — Zurufe von der CDU/CSU)

    Wenn Sie von Einsparungen reden, sage ich Ihnen:

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Schuldenpolitiker seid ihr!)

    Sparen Sie zuerst einmal dort, bevor Sie Milliarden verplempern. Das sind doch die Tatsachen!

    (Beifall bei der SPD — Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Wer hat denn die Schulden gemacht, die uns dazu gezwungen haben?)

    — Schulden gemacht? Herr Jäger, ich will Ihnen eines sagen. Wir beide kommen aus dem gleichen Bundesland. Erinnern Sie sich denn daran, daß dort seit 1972 die CDU mit absoluter Mehrheit regiert? Sie sagen „Schulden". Dann hören Sie genau zu: 1972 hatte das Land Baden-Württemberg 5,6 Milliarden DM Schulden, Ende 1982 mehr als 25 Milliarden DM. Ich frage mich: Wer hat das denn gemacht?

    (Zustimmung bei der SPD)

    Und wollen Sie hier eigentlich vergessen machen, daß Sie sämtlichen Sozialgesetzen zugestimmt haben, daß Sie sämtlichen Steuergesetzen zugestimmt haben? Wollen Sie vergessen machen, daß Sie hier letzten Endes Anträge in Milliardenhöhe gestellt haben? Sie reden vom Sparen und wollen sich im Grunde genommen aus der Verantwortung für Ihre eigene Politik davonstehlen. Das ist der Punkt!

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Nein, Sie stehlen sich davon! — Weitere Zurufe)