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ID1006926200

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    Plenarprotokoll 10/69 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 69. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 3. Mai 1984 Inhalt: Eintritt der Abg. Frau Dr. Lepsius in den Deutschen Bundestag 4835 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Hauck 4835A Erweiterung der Tagesordnung 4835 B Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 4835 B Begrüßung des Präsidenten der Nationalversammlung der Demokratischen Republik Somalia und der begleitenden Delegation 4848 A Begrüßung des Präsidenten der Liberalen Internationalen, Senator Dr. Malagodi . 4848 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung der Renten der gesetzlichen Rentenversicherung und der Geldleistungen der gesetzlichen Unfallversicherung im Jahre 1984 — Drucksache 10/827 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/1379 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/1390 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die dreizehnte Anpassung der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz (Dreizehntes Anpassungsgesetz -- KOV) — Drucksache 10/1149 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/1366 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/1391 — Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 4836 A Heyenn SPD 4837 D Seehofer CDU/CSU 4840 D Frau Potthast GRÜNE 4843 A Cronenberg (Arnsberg) FDP 4845 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Berufe in der Krankenpflege (Krankenpflegegesetz) — Drucksache 10/1062 — in Verbindung mit Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Mai 1984 Berufe in der Krankenpflege (Krankenpflegegesetz) — Drucksache 10/1063 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Beruf der Hebamme und des Entbindungspflegers (Hebammengesetz) — Drucksache 10/1064 — Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 4848 D Fink, Senator des Landes Berlin . . . 4850 C Delorme SPD 4852 A Frau Augustin CDU/CSU 4853 D Frau Schoppe GRÜNE 4854 D Eimer (Fürth) FDP 4856 B Beratung des Berichts des Petitionsausschusses Bitten und Beschwerden an den Deutschen Bundestag Die Tätigkeit des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages im Jahre 1983 - Drucksache 10/1193 — Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 4857 D Vahlberg SPD 4860 A Neuhausen FDP 4861 D Frau Nickels GRÜNE 4863 B Schlottmann CDU/CSU 4864 D Wartenberg (Berlin) SPD 4866 C Haungs CDU/CSU 4868 D Hiller (Lübeck) SPD 4870 C Dr. Göhner CDU/CSU 4871 D Erste Beratung des von den Abgeordneten Bernrath, Schäfer (Offenburg), Dr. Wernitz, Dr. Schmude, Dr. Penner, Roth, Rapp (Göppingen), Stiegler, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Begrenzung der Nebentätigkeit von Angehörigen des öffentlichen Dienstes (Nebentätigkeitsbegrenzungsgesetz) — Drucksache 10/1034 — in Verbindung mit Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften (Nebentätigkeitsbegrenzungsgesetz) — Drucksache 10/1319 — Bernrath SPD 4889 B Doss CDU/CSU 4890 D Fischer (Frankfurt) GRÜNE 4892 A Dr. Hirsch FDP 4892 D Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Kampf gegen staatlich sanktionierten Mord — Drucksache 10/978 — Duve SPD 4894 A Frau Geiger CDU/CSU 4896 B Horacek GRÜNE 4898 B Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 4900 B Möllemann, Staatsminister AA 4901 D Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes — Drucksache 10/1389 — Stockhausen CDU/CSU 4904 B Müller (Schweinfurt) SPD 4906 A Paintner FDP 4908 B Frau Dr. Vollmer GRÜNE 4909 D Kiechle, Bundesminister BML 4912 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der in Genf am 23. Oktober 1978 unterzeichneten Fassung des Internationalen Übereinkommens zum Schutz von Pflanzenzüchtungen — Drucksache 10/817 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 10/1252 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz der Kulturpflanzen (Pflanzenschutzgesetz) — Drucksache 10/1262 — Rode (Wietzen) CDU/CSU 4915 B Kißlinger SPD 4917 A Bredehorn FDP 4918 D Dr. Jannsen GRÜNE 4921 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Seefischereigesetzes — Drucksache 10/1021 — Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Mai 1984 III Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 10/1335 — Eigen CDU/CSU 4923 A Frau Blunck SPD 4924 D Bredehorn FDP 4925 D Sauermilch GRÜNE 4926 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die künftige Gestaltung der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" hier: Rahmenplan 1984 bis 1987 — Drucksachen 10/626, 10/1250 — Sauter (Epfendorf) CDU/CSU 4928 D Immer (Altenkirchen) SPD 4930 D Paintner FDP 4933 C Frau Dr. Vollmer GRÜNE 4935 B Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Übersiedlung von Deutschen aus der DDR und Ost-Berlin in die Bundesrepublik Deutschland — Drucksache 10/1321 — Reddemann CDU/CSU 4938 A Frau Terborg SPD 4939 D Ronneburger FDP 4941 A Schneider (Berlin) GRÜNE 4942 C Erste Beratung des von den Abgeordneten Werner, Dr. Althammer, Dr. Czaja, Dr. Jobst, Jäger (Wangen), Sauter (Epfendorf), Petersen, Dr. Friedmann, Dr. Kunz (Weiden), Sauer (Stuttgart), Kroll-Schlüter, Graf Huyn, Brunner, Jagoda, Dr. Todenhöfer, Milz, Dr. Schwörer, Keller, Biehle, Graf von Waldburg-Zeil, Jung (Lörrach), Hornung, Tillmann, Rossmanith, Seehofer, Bühler (Bruchsal), Ruf, Höpfinger, Schneider (Idar-Oberstein), Dr. Kronenberg, Schlottmann, Weiß, Lemmrich, Dr. Unland, Dr. Möller, Hedrich, Müller (Wesseling), Gerlach (Obernau), Dr. Müller, Magin, Dr. Marx, Dr. Bötsch und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung krankenversicherungsrechtlicher Vorschriften über sonstige Hilfen (Sonstige Hilfen — Änderungsgesetz) — Drucksache 10/941 — Jäger (Wangen) CDU/CSU 4944 B Kirschner SPD 4946 D Werner CDU/CSU 4950 A Frau Dr. Bard GRÜNE 4953 C Dr. Althammer CDU/CSU 4955 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 4957 D Müller (Wesseling) CDU/CSU 4960 A Frau Dr. Czempiel SPD 4962 A Dr. Czaja CDU/CSU 4965 B Frau Roitzsch (Quickborn) CDU/CSU . 4967 C Frau Hürland CDU/CSU (zur GO) . . 4969 D Fragestunde — Drucksache 10/1367 vom 27. April 1984 — Einkommensminderung der milchproduzierenden Betriebe durch Quotierung der Milchmenge und andere Agrarmaßnahmen MdlAnfr 1 27.04.84 Drs 10/1367 Bredehorn FDP Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . 4873A ZusFr Bredehorn FDP 4873 C ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . . 4874 A ZusFr Eigen CDU/CSU 4874 B ZusFr Kolbow SPD 4874 C ZusFr Kirschner SPD 4874 D ZusFr Löffler SPD 4875 B Alternativen bei der Bekämpfung des Borkenkäfers MdlAnfr 2 27.04.84 Drs 10/1367 Frau Dr. Hickel GRÜNE Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . . 4875 C ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 4875 D ZusFr Eigen CDU/CSU 4876 C ZusFr Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE . . 4876 C Nicht verwendete Mittel aus der Ausgleichsabgabe gem. Schwerbehindertengesetz für 1983 MdlAnfr 3 27.04.84 Drs 10/1367 Grünbeck FDP Antw PStSekr Vogt BMA 4877 A ZusFr Grünbeck FDP 4877 B ZusFr Kirschner SPD 4877 D ZusFr Frau Blunck SPD 4878 A Äußerungen des Bundesministers Dr. Blüm vor dem Europäischen Gewerkschaftsbund in Straßburg über Wochenarbeitszeitverkürzung MdlAnfr 4 27.04.84 Drs 10/1367 Kirschner SPD Antw PStSekr Vogt BMA 4878 A ZusFr Kirschner SPD 4878 C IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Mai 1984 ZusFr Kolbow SPD 4879 A ZusFr Lambinus SPD 4879 A ZusFr Gansel SPD 4879 B ZusFr Grünbeck FDP 4879 C ZusFr Dr. Scheer SPD 4879 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 4880 A ZusFr Becker (Nienberge) SPD 4880 B ZusFr Frau Reetz GRÜNE 4880 C ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 4880 C ZusFr Reimann SPD 4881A Aufrechterhaltung der Bundesbahn-Betriebswerke im Zonenrandgebiet bei der Neuorganisation des betriebsmaschinentechnischen Dienstes MdlAnfr 7 27.04.84 Drs 10/1367 Stiegler SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 4881C ZusFr Stiegler SPD 4881 C ZusFr Löffler SPD 4882 A ZusFr Peter (Kassel) SPD 4882 B ZusFr Krizsan GRÜNE 4882 C ZusFr Brück SPD 4882 C ZusFr Dr. Scheer SPD 4882 D ZusFr Bachmaier SPD 4882 D Vereinbarkeit des geplanten Ausbaus des Fernmeldenetzes mit der beschränkten Übernahme von bei der Bundespost Ausgebildeten in die technische Laufbahn MdlAnfr 9 27.04.84 Drs 10/1367 Frau Reetz GRÜNE Antw PStSekr Rawe BMP 4883 A ZusFr Frau Reetz GRÜNE 4883 B ZusFr Stiegler SPD 4883 C Verlängerung der Ausbilder-Eignungs-Verordnung über 1984 hinaus MdlAnfr 14, 15 27.04.84 Drs 10/1367 Schemken CDU/CSU Antw PStSekr Pfeifer BMBW 4884A ZusFr Schemken CDU/CSU 4884 B Verantwortlichkeit der Bundesrepublik Deutschland für ganz Deutschland MdlAnfr 33 27.04.84 Drs 10/1367 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 4884 D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 4885A ZusFr Stiegler SPD 4885 B ZusFr Lambinus SPD 4885 C Entlassung der Aussiedler aus den Gebieten östlich von Oder und Neiße aus der polnischen Staatsangehörigkeit MdlAnfr 34 27.04.84 Drs 10/1367 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 4885 D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 4886 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 4886 C Bezahlung deutscher Bediensteter der unteren Besoldungsstufen in den Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 31, 32 27.04.84 Drs 10/1367 Löffler SPD Antw StMin Möllemann AA 4887 A ZusFr Löffler SPD 4887 B ZusFr Krizsan GRÜNE 4887 C Nettozahlungen der Bundesrepublik Deutschland an die EG bei Anhebung des Mehrwertsteueranteils MdlAnfr 19 27.04.84 Drs 10/1367 Kirschner SPD Antw PStSekr Dr. Voss BMF 4887 D ZusFr Kirschner SPD 4888 A ZusFr Löffler SPD 4888 B ZusFr Oostergetelo SPD 4888 C ZusFr Stiegler SPD 4888 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 4888 D Nächste Sitzung 4970 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4971*A Anlage 2 Umwelt- und Gesundheitsgefahren durch das Insektenbekämpfungsmittel Lindan MdlAnfr 5 27.04.84 Drs 10/1367 Frau Dr. Hickel GRÜNE SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 4971* B Anlage 3 Vermeidung von Parallelforschung durch Verbesserung des Technologietransfers zwischen Forschungseinrichtungen und Wirtschaft; Hinweis bei Existenzgründungen auf Kooperationsmöglichkeiten MdlAnfr 12, 13 27.04.84 Drs 10/1367 von Schmude CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Probst BMFT . . 4971* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Mai 1984 V Anlage 4 Regelung der Rechte und der Zusammensetzung der sogenannten Dreier-Ausschüsse des Bundesverfassungsgerichts MdlAnfr 16 27.04.84 Drs 10/1367 Lowack CDU/CSU SchrAntw PStSekr Erhard BMJ . . . . 4972* B Anlage 5 Entfernung der Zoll-Douane-Schilder vor der Europa-Wahl MdlAnfr 20 27.04.84 Drs 10/1367 Antretter SPD SchrAntw PStSekr Dr. Voss BMF . . . . 4972* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Mai 1984 4835 69. Sitzung Bonn, den 3. Mai 1984 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 68. Sitzung: Auf Seite 4814 B ist der Name „Frau Dr. Lepsius" und auf Seite 4815 C ist der Name „Dr. Voigt (Northeim)" zu streichen. 67. Sitzung, Seite 4641 C, Zeile 9: Zwischen den Worten „sind mehr" ist das Wort „nicht" einzufügen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 4. 5. Bahr 3. 5. Boroffka 4. 5. Büchner (Speyer) * 4. 5. Burgmann 4. 5. Buschfort 4. 5. Carstensen (Nordstrand) 4. 5. Catenhusen 4. 5. Dr. Enders 4. 5. Gallus 4. 5. Hartmann 4. 5. Frau Huber 4. 5. Klose 4. 5. Frau Krone-Appuhn 4. 5. Lemmrich * 3. 5. Dr. Mikat 4. 5. Dr. Müller * 4. 5. Müller (Remscheid) 4. 5. Offergeld 4. 5. Pauli 4. 5. Polkehn 4. 5. Porzner 4. 5. Sander 4. 5. Sauer (Salzgitter) ** 4. 5. Schröder (Hannover) 4. 5. Frau Dr. Skarpelis-Sperk 4. 5. Dr. Stark (Nürtingen) 4. 5. Frau Steinhauer 4. 5. Voigt (Frankfurt) 3. 5. Voigt (Sonthofen) 4. 5. Graf von Waldburg-Zeil 4. 5. Wissmann 4. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Frage der Abgeordneten Frau Dr. Hickel (GRÜNE) (Drucksache 10/1367 Frage 5): Welche Kenntnisse besitzt die Bundesregierung über die Umwelt- und Gesundheitsgefahren, die durch das Insektenbekämpfungsmittel Lindan verursacht werden, insbesondere über seine Fähigkeit, sich bioakkumulativ anzureichern (Beispiel Muttermilch)? Lindan ist nach den Kriterien des Pflanzenschutzgesetzes geprüft und zugelassen. Es gibt umfangreiche Untersuchungen, die die Beurteilung der gesundheitlichen und umweltbezogenen Aspekte gestatten. Schädliche Auswirkungen sind bei bestimmungsgemäßer und sachgerechter Anwendung weder bekanntgeworden noch nach dem gegenwärtigen Wissensstand zu erwarten. Anlagen zum Stenographischen Bericht Wie etliche Untersuchungsergebnisse zeigen, erfolgt in Böden unter hiesigen Bedingungen im ersten Jahr nach der Anwendung von Lindan ein starker Abbau und später eine weitere Verminderung dieses Stoffes. Nach einigen Jahren werden nur noch geringe Rückstände an Lindan nachgewiesen. Das Abbauverhalten ist abhängig von den Bodeneigenschaften. Eine Grundwassergefährdung durch Lindan ist kaum zu befürchten, da die Versickerung im Boden gering ist. Im Wasser erfolgt in der Regel kein Abbau, sondern eine Verflüchtigung. Die Kenntnisse über die gesundheitliche Bewertung von Lindan sind in zahlreichen Publikationen zusammengetragen. Ausführliche neuere Zusammenfassungen und Bewertungen finden sich in dem Forschungsbericht der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Hexachlorcyclohexan als Schadstoff in Lebensmitteln", Verlag Chemie 1983 und in der Mitteilung IX der Kommission zur Prüfung von Rückständen in Lebensmitteln (Hexachlorcyclohexan-Kontamination, Ursachen, Situation und Bewertung). In diesen Berichten wird u. a. auf die rasche Ausscheidung gerade von Lindan ausdrücklich hingewiesen. Da keine Neigung zu einer ausgeprägten Akkumulation besteht, ist die Brauchbarkeit und Vertretbarkeit von Lindan als Insektenbekämpfungsmittel gewährleistet. Auch auf internationaler Ebene besteht Übereinstimmung in dieser Bewertung. Hinsichtlich der Rückstände von Lindan in Muttermilch wird auf die Antwort auf die Kleine Anfrage über „Schadstoffe in der Muttermilch" der Fraktionen der SPD und FDP vom 15. Juli 1982 (BT-Drucks. 9/1860) hingewiesen. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Probst auf die Fragen des Abgeordneten von Schmude (CDU/CSU) (Drucksache 10/1367 Fragen 12 und 13): Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, den Technologietransfer zwischen Forschungseinrichtungen und Wirtschaft zu intensivieren, um Kosten durch parallel laufende Forschungsvorhaben zu vermeiden und das sogenannte spin-off der Forschungseinrichtungen besser zu nutzen? Wird die Bundesregierung bei Existenzgründungen auf Kooperationsmöglichkeiten mit Forschungseinrichtungen hinweisen, etwa im Rahmen von Förderungs- und Beratungsprogrammen, um vor allem im Aufbau befindlichen Unternehmen kostenintensive Eigenentwicklungen zu ersparen? Zu Frage 12: Staatlich finanzierte Forschungseinrichtungen legen ihre Forschungs- und Entwicklungsarbeiten (FuE) bezogen auf die unterschiedlichen Inventions- und Innovationsphasen ins Vorfeld industrieller Tätigkeit. Demgegenüber ist die FuE-Tätigkeit der Wirtschaft in aller Regel produkt- und marktorientiert mit einem relativ geringen Anteil 4972* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Mai 1984 an Grundlagenforschung. Die Bundesregierung wirkt gegenüber den von ihr geförderten Forschungseinrichtungen darauf hin, daß auch in Zukunft diese Rollen- und Aufgabenteilung gewahrt bleibt. Dadurch wird bereits vom Grundsatz her sichergestellt, daß Doppelarbeit auf ein Minimum reduziert wird. Das schließt nicht aus, daß im Einzelfall sinnvolle Parallelentwicklungen im Wettbewerb durchgeführt werden müssen, z. B. um mehrere Wege zum gleichen Ziel zu erproben. Die wirtschaftliche Nutzung der in den Forschungseinrichtungen entstandenen, verwertbaren FuE-Ergebnisse (nicht nur des sogenannten „spinoff") soll durch aktive Technologie-Transfer-Maßnahmen dieser Einrichtungen sichergestellt werden. Über die verschiedenen Ausgestaltungen der Kooperation zwischen Forschungseinrichtungen und Wirtschaft hat sich die Bundesregierung in ihrer Antwort auf die Große Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU und FDP geäußert (BT-Drucksache 10/710; Antwort zu Frage 10 und 11). Bezogen speziell auf die Zusammenarbeit der Großforschungseinrichtungen mit der Wirtschaft hat die Bundesregierung ihr Konzept im Bericht zur zukünftigen Entwicklung der Großforschungseinrichtungen dargelegt (BT-Drucksache 10/1377; siehe dort unter Abschnitt 3.2 von Teil A). Zu Frage 13: Die Bundesregierung hat keine Informationen über die Vielzahl der ständig in der Bundesrepublik Deutschland neuentstehenden Unternehmen, ihre speziellen Zielsetzungen und eventuellen Kooperationsbedürfnisse. Sie kann die Unternehmen nicht in der vorgeschlagenen Weise informieren, nicht zuletzt auch deshalb, weil das heute bestehende Netzwerk von Technologieberatungsstellen — seien es private Einrichtungen oder von Industrie- und Handelskammern, Hochschulen oder Forschungseinrichtungen getragene Stellen — allen interessierten Unternehmensgründern ein gutes Informationsangebot über geeignete Kooperationsmöglichkeiten offeriert. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Erhard auf die Frage des Abgeordneten Lowack (CDU/CSU) (Drucksache 10/1367 Frage 16): Was spricht nach Auffassung der Bundesregierung für, was spricht gegen eine Regelung der Rechte und Zusammensetzung der sogenannten Dreier-Ausschüsse des Bundesverfassungsgerichts? Rechte und Zusammensetzung der sogenannten Dreier-Ausschüsse des Bundesverfassungsgerichts sind seit 1963 unverändert festgelegt und zwar im Gesetz über das Bundesverfassungsgericht und in der Geschäftsordnung des Bundesverfassungsgerichts. Die Dreier-Ausschüsse finden ihre verfassungsrechtliche Legitimation in Artikel 94 Abs. 2 GG, der 1969 im Zusammenhang mit der Verankerung der Verfassungsbeschwerde im Grundgesetz eingefügt wurde. Die Ausschüsse haben die Aufgabe, die Verfassungsbeschwerde vorzuprüfen. Sie können die Annahme der Verfassungsbeschwerde durch einstimmigen Beschluß ablehnen, wenn sie formwidrig, unzulässig, verspätet oder offensichtlich unbegründet ist. Damit wird die Filterfunktion der Dreier-Ausschüsse deutlich. Sie sollen diejenigen Verfassungsbeschwerden aussondern, die z. B. die förmlichen Voraussetzungen nicht erfüllen, keine verfassungsrechtlichen Fragen aufwerfen oder nur solche, über die die Senate bereits negativ entschieden haben. Die Dreier-Ausschüsse tragen damit auf der anderen Seite dazu bei, daß die Konzentration der Senate auf die aussichtsreichen und verfassungsrechtlich relevanten Verfassungsbeschwerden gewährleistet bleibt und die Bearbeitung der „senatsreifen" Verfahren in angemessener Zeit und zugleich mit gebotener Sorgfalt ermöglicht wird. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Voss auf die Frage des Abgeordneten Antretter (SPD) (Drucksache 10/1367 Frage 20): Treffen Gerüchte zu, daß die Zoll-Douane-Schilder entgegen den Ankündigungen des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Häfele im Deutschen Bundestag vor einigen Monaten noch vor der Europa-Wahl von der Bundesregierung ersatzlos abgemacht werden, und wenn ja, wann? Die Gerüchte, daß die „Zoll/Douane"-Schilder noch vor der Europa-Wahl ersatzlos entfernt werden, treffen nicht zu. Die „Zoll/Douane"-Schilder sind Verkehrszeichen nach der Straßenverkehrs-Ordnung, die die Kraftfahrer darauf hinweisen, daß sie sich darauf einzustellen haben, wegen der Grenzkontrollen anzuhalten. Das Hinweiszeichen ist unverzichtbar. Es werden jedoch Überlegungen angestellt, ob es sinnvoll ist, für das Hinweiszeichen eine andere Aufschrift zu wählen. Fraglich ist dabei, ob diese Maßnahme eine Werbewirksamkeit für Europa haben kann, da die EG-Bürger in erster Linie an Kontrollerleichterungen an den Binnengrenzen der Gemeinschaft, weniger aber an der Aufschrift von Verkehrszeichen interessiert sind. Außerdem wäre eine Änderung der Aufschrift nur sinnvoll, wenn die benachbarten EG-Länder dem deutschen Beispiel folgen würden. Die Meinungsbildung ist noch nicht abgeschlossen. Da die Änderung der Aufschrift eine Änderung der Straßenverkehrs-Ordnung erforderlich machen würde, die der Zustimmung des Bundesrates bedürfte, ist sie vor der Europa-Wahl nicht mehr möglich.
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    Rede von Uwe Ronneburger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Trotz aller Freude darüber, daß eine so große Zahl — größer als in den vergangenen Jahren gewohnt — von Ausreiseanträgen im Laufe dieses Jahres genehmigt worden ist und zur Zeit genehmigt wird, liegt über der Tatsache, über die wir damit reden, ein Hauch von Bedauern, ja, wenn wir an die Frage der Teilung denken, ein Hauch von Trauer. Wir beraten wieder einmal über einen Antrag, der formuliert ist, um Symptome zu kurieren, die allein durch die Teilung unseres Landes verursacht werden. Diesmal handelt es sich um ein Symptom, das in unserem eigenen Hoheitsbereich auftritt. Wie so oft im Bereich der Deutschlandpolitik ist das auch unsere einzige Möglichkeit, weil uns eine ganzheitliche Therapie zur Zeit noch nicht möglich ist.
    Weil wir das grundsätzliche Ziel, daß die Lebensverhältnisse in der DDR durch freie Selbstbestimmung der Bürger dort so gestaltet werden, daß sie auch von Minderheiten akzeptiert werden können, im Augenblick nicht erreichen können, müssen wir wenigstens die Folgen dieses Mangels, soweit uns möglich, lindern. Eine dieser Folgen von solchen Mangelerscheinungen ist der Entschluß von Hunderttausenden von DDR-Bürgern, das Hoheitsgebiet der DDR zu verlassen und sich damit dort, wo sie jetzt noch leben, bis zur Erteilung einer Ausreisegenehmigung noch schwierigen Lebensbedingungen auszusetzen. Bis heute hat die DDR-Führung nach eigener Bekundung in Ausführung der KSZE-Schlußakte und des Madrider Dokuments nur einem Bruchteil der Antragsteller die Ausreise gewährt; aber schon diese Zahl war unerwartet hoch, kam unverhofft und fand uns an vielen Punkten unvorbereitet.
    Wenn auch sicher niemand von uns, meine Damen und Herren, diese Lockerung seitens der DDR als die Verwirklichung der Beschlüsse von Helsinki und Madrid ansehen wird, so sind die bisher getroffenen Maßnahmen im Interesse der betroffenen Menschen zu begrüßen. Zu Befürchtungen, angesichts eines Schneeballeffekts werde die DDR in absehbarer Zeit zu ihrer restriktiven Haltung zurückkehren, besteht nach meiner Meinung trotz der jüngsten Zahlen noch kein Anlaß, obwohl solche Befürchtungen, Frau Kollegin Terborg, sicherlich nicht unbegründet sind. Sollte die DDR aber zu ihren Restriktionen zurückkehren, muß sich ihre Führung darüber im klaren sein, welchem Begründungszwang sie gegenüber der eigenen Bevölkerung und der Weltöffentlichkeit ausgesetzt sein wird, denn die Beschlüsse von Helsinki und Madrid
    gelten auch zu einem solchen Zeitpunkt noch unverändert.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Sowohl der Gefahr einer Abstimmung mit den Füßen als auch dem Negativ-Image eines Staates, der seine eigene Bevölkerung einsperrt, vermag die DDR nur dann zu entgehen, wenn sie die Grenzen für Reise- und Besuchsverkehr hinüber und herüber durchlässiger macht. Eine solche vernünftige Lösung läge im Interesse der Menschen in beiden deutschen Staaten, wenn sie auch zur Zeit angesichts der Haltung der DDR als Utopie erscheint. Aber sie läge auch im Interesse der DDR selbst und ihres Ansehens in der Welt.
    Wir haben es heute damit zu tun, daß eine Vielzahl von Übersiedlern aus der DDR verstärkt durch die wirtschaftliche Situation in der Bundesrepublik Deutschland Schwierigkeiten gegenübersteht, die sie nicht aus eigener Kraft meistern können. Hier, meine Damen und Herren, liegt unsere Aufgabe — einmal die des Staates in allen seinen Verwaltungseinheiten, in Bund, Ländern und Kommunen. Da müssen unter anderem Ungereimtheiten bei der Arbeitslosenunterstützung — um z. B. einen akuten Fall zu nennen — für Ehepaare mit Kindern gegenüber kinderlosen Ehepartnern bereinigt werden, oder es muß nicht nur die Unterstützung von Arbeitnehmern, die von drüben kommen, sondern auch derjenigen, die aus selbständigen Berufen — die es ja auch in der DDR noch gibt — in unseren Bereich kommen, geregelt werden.
    Es geht weiter im Hochschulbereich — der Kollege Reddemann hat schon darauf hingewiesen — um auftretende Probleme bei der Anerkennung von Zeugnissen, Studienzulassung und Ausbildungsförderung. Auch, Kollege Reddemann, wenn die Schüler der Gymnasien aus der DDR mit Russisch als zweiter Fremdsprache hierher kommen, sind sie selbst auf den Schulen, an denen Russisch bei uns gelehrt wird, noch nicht in der Lage, unbehindert in das völlig andere Unterrichtssystem einzutreten. Im Bereich der Ausbildungsförderung müssen auch die notwendigen finanziellen Mittel zügig bereitgestellt werden. Bezüglich all dieser Probleme gerade im Hochschulbereich verweise ich im Augenblick hier nur auf den Bericht der Otto-Benecke-Stiftung, der hier ja in eindrucksvoller Weise einen Überblick gibt.
    Ich will deswegen im Augenblick auch keine weiteren notwendigen Einzelmaßnahmen nennen. Wichtig ist, daß schnell geholfen wird.
    Zum anderen gibt es aber auch die menschliche Aufgabe, eine Aufgabe für uns alle. 1953 schrieb Marion Gräfin Dönhoff in der „Zeit":
    Es ist schwer in einer Zeit, die die Flüchtlinge nach Millionen zählt, die Vorstellung vor Augen zu haben, daß sich der Mengenbegriff Millionen aus Einzelschicksalen zusammensetzt, aus dem Schicksal einzelner Menschen, die leiden, sich fürchten, Sehnsucht haben, verzweifelt sind und die nun auf lange Zeit in einem Lager leben müssen. Es braucht nur



    Ronneburger
    — so schrieb Gräfin Dönhoff —
    ein wenig Liebe und ein bißchen Phantasie, um sich darauf zu besinnen, daß ihr Schicksal jeden einzelnen von uns angeht.
    In der Zeit des Wiederaufbaus der Bundesrepublik hat es die Bevölkerung dieses Staates geschafft, Millionen von Flüchtlingen zu integrieren. Heute, 30 Jahre danach, sind es nicht Millionen. Die Übersiedler müssen auch nicht lange Zeit in den Lagern verbringen, aber wie damals müssen auch diese heute bei Null anfangen, und das als Mitglieder einer freiheitlichen pluralistischen Gesellschaft, die ihnen ungewohnt und unübersichtlich ist. Es sollte daher für uns heute kein Problem sein, denen, die nun tatsächlich zu uns kommen, den Start in unserem Staat, in unserer Wirtschaft, aber auch in unserer Gesellschaft möglich zu machen. Gerade unsere freiheitliche Gesellschaft mit ihren vielen Gruppen und Einzelinitiativen ist in der Lage, da, wo sie gebraucht wird, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.
    Vor einigen Tagen erst habe ich — sicherlich nicht ich allein — einen Bericht eines eingetragenen Vereins mit dem Namen „Flüchtlingsstarthilfe" in Hamburg erhalten, der jetzt schon über 30 Jahre hinweg 19 000 Ostflüchtlingen, wie es in seinem Bericht heißt, mit 6,5 Millionen DM, mit persönlichen Vermittlungen und mit Sachspenden ihren Start bei uns ermöglicht und erleichtert hat. Ich glaube, es bedarf keines weiteren Beispiels dafür, daß es nicht immer Geld sein muß, das hilft. Allerdings muß es auch das sein. Wenn wir es zur Verfügung stellen, dann sollten wir es dort tun, wo die Wirkung vervielfacht wird, nicht durch anonyme Überweisung aus der Staatskasse.
    Wenn in Presse und Fernsehen vor einigen Wochen von Rückkehrwilligen berichtet wurde, die ihre Entscheidung hierherzukommen bedauerten, so zeigt das einerseits zwar, daß Schwierigkeiten entstehen können, die auch nicht verschwiegen werden sollen. Aber angesichts der geringen Zahl, die die Journalisten haben ausfindig machen können, und der Zahl der anderen Übersiedler sind solche Berichte für mich eher eine Bestätigung der Vorzüge unserer gesellschaftlichen Ordnung als ein geeignetes Mittel, die Flut vor Anträgen von DDR-Bürgern propagandistisch zu dämpfen, wie es die DDR-Führung mit auch noch verkürzten Zitaten versucht hat.
    Der vorliegende Entschließungsantrag ist ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen von SPD, CDU/ CSU und FDP. Ich bin gespannt, wie die Fraktion der GRÜNEN begründen wird, warum sie einem solchen Antrag mit einem solchen Inhalt nicht hat beitreten können.
    Ich möchte hier meiner Genugtuung darüber Ausdruck geben, daß der große Konsens nicht nur das Verhältnis zum anderen deutschen Staat und der Menschen dort umfaßt, sondern auch die Haltung zu den Problemen der Übersiedler hier nicht Gegenstand parteipolitischer Profilierung ist. Die FDP-Fraktion wird selbstverständlich dem auch
    von ihr mitgestellten — und begründeten Antrag zustimmen.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der FDP, CDU/CSU und SPD)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Schneider (Berlin).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dirk Schneider


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich werde hier heute wahrscheinlich Redezeit verschenken, nicht, weil es, wie üblich bei diesem Thema, so spät ist, und auch nicht, weil es, wie üblich, so leer im Hause ist, sondern, weil es sich bei dem vorliegenden Antrag um kaum etwas anderes handelt als um einen Anlaß, freundliche oder sentimale Schaufensterreden oder Danksagungen abzulassen.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Das Wort heißt „Fensterreden"!)

    Diesem möchte ich mich nicht anschließen.
    Wer das betreffende Papier einmal schnell überliest, mag vielleicht verständnislos den Kopf schütteln über die GRÜNEN, die für einen Antrag der Altparteien zur Deutschlandpolitik wieder einmal so wenig Begeisterung zeigen, obwohl doch alles, was da drinsteht, richtig und nötig zu sein scheint. Fürwahr, der Text besteht aus vielen schönen Worten. Nur werden diese Worte leider nichts bewirken. Sie sind wohlfeil zu haben. Sie kosten kein Geld.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Geld aber wird in zahlreichen konkreten Fällen nötig sein, weil viele, vielleicht sogar sehr viele, die jetzt mit großen Hoffnungen aus der DDR übersiedeln, Enttäuschungen erleben und zusätzliche Hilfe brauchen werden, die nicht durch die bestehenden Regelungen und Haushaltsansätze zu leisten sein wird.
    Wenn die Fraktionen dem vorliegenden Papier heute zustimmen, dann wird sich damit an der Wirklichkeit und an den persönlichen Problemen der betroffenen Menschen nichts, aber auch gar nichts ändern.

    (Reddemann [CDU/CSU]: Das glauben auch nur Sie!)

    Warum aber kommt dieses Thema trotzdem heute auf die Tagesordnung? Doch nur, weil etwas nicht stimmt im Lande, weil die Politiker zwar die Neuen in der gelobten Freiheit begrüßen, die Bundesbürger und die Behörden aber viel weniger oder kaum. Die Bundesrepublik ist nicht das gelobte Land, für das es sich ausgibt. Da muß Tünche her. Deshalb diese Abstimmung und diese Reden heute.
    Wider Willen stellt der Bundestag mit dem vorliegenden Antragstext den Verhältnissen im Lande selbst ein Armutszeugnis aus, wenn er an alle Menschen appelliert, solidarisch, menschlich und hilfsbereit gegenüber den Übersiedlern aus der DDR zu reagieren. Offensichtlich fehlt es an echter Anteilnahme.

    (Beifall bei den GRÜNEN)




    Schneider (Berlin)

    Muß man nicht aus den Ermahnungen, die in diesem Text stehen, ableiten, daß es mit der doch eigentlich selbstverständlichen zuvorkommenden Pflichtauffassung der Arbeitsämter, der Krankenkassen und der Sozialämter im argen liegt? Die Parteien haben die papierne Beschwörung, die hier vorliegt, fabriziert, um auf das deutliche Grollen des Unmuts zu reagieren, das den Neuankömmlingen aus der hiesigen Bevölkerung entgegentritt, einer Bevölkerung, die in den letzten Jahren geradezu dazu angehalten wurde, die Schuld für alle wirtschaftlichen und sozialen Probleme nicht bei Kabinett und Kapital zu suchen, sondern sie dem Umstand zuzuschreiben, daß in der Bundesrepublik angeblich zu viele Menschen leben, besonders zu viele Zugereiste, besonders zu viele Ausländer.
    Die Lebenswirklichkeit in dieser Bundesrepublik wird nämlich geprägt

    (Spranger [CDU/CSU]: So ein Schwachsinn! So ein Quatsch! — Zuruf von Abg. Reddemann [CDU/CSU])

    — Herr Reddemann, hören Sie doch ruhig auch mal zu! — durch eine Ideologie des Konsums um jeden Preis, des Geldverdienens ohne Rücksicht auf den Mitmenschen, des Leistungsterrors und Konkurrenzdrucks um eines im wahrsten Sinne des Wortes mörderischen Wachstums willen. Diese Orientierung der kapitalistischen Leistungsgesellschaft bildet den Hintergrund zum vorliegenden Antrag. Diese Gesellschaftsform in der Bundesrepublik, erzeugt die Gleichgültigkeit oder auch Feindseligkeit der Menschen, die hier leben und Probleme haben,

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Ideologischer Tineff!)

    gegenüber Menschen, die zu uns kommen mit noch größeren Schwierigkeiten, Problemen und Nöten.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Waren Sie schon mal in einem Übergangswohnheim?)

    Wenn Worte, wie sie hier gebraucht werden, auch einen Sinn stiften und die Wirklichkeit bestimmen sollen, dann müßten ihnen Taten vorangegangen sein oder doch folgen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Ein großzügig ausgestatteter Sonderfonds für unbürokratisch zu leistende praktische Hilfen bei der Eingliederung wäre das mindeste. Da möchte ich mich auch Herrn Ronneburger anschließen. Was er hier über Hilfen gesagt hat, fand ich durchaus akzeptabel. Es geht nicht nur darum, mit Geld die Probleme zu lösen, aber es muß auch Geld her. Auch was er über Selbsthilfe gesagt hat, findet in einem gewissen Maße durchaus unsere Unterstützung, weil es hier um zusätzliche Hilfen geht

    (Reddemann [CDU/CSU]: Wer ist „uns"? DKP?)

    — die grüne Partei! —, die von den bestehenden Regelungen nicht geleistet werden können.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Die Lippenbekenntnisse der Parteien, die wir heute
    auch hier wieder gehört haben, wären sicherlich
    glaubwürdiger, wenn sie sich mehr an den Bedürfnissen der Menschen orientieren würden und wenn das auch ablesbar wäre an Ihrer Politik gegenüber Übersiedlern, Flüchtlingen und Arbeitsemigranten.
    Besonders in bezug auf die CDU/CSU erscheinen die vorliegenden Antragsformulierungen für mich wie pure Heuchelei, wenn man sie zum Beispiel an den Taten eines Herrn Lummer mißt, der als Innensenator in West-Berlin die 8 000 aus Polen gekommenen Flüchtlinge mit beispielloser Härte und brutalem Druck zu Obdachlosen und zu Bettlern preßt und ihnen nur die Wahl läßt, entweder wieder nach Polen zurückzufahren — da werden großzügig Fahrkarten zweiter Klasse angeboten — oder die unmenschlichen Bedingungen von Asylbewerbern mit der ihnen dann auch drohenden Abschiebung auf sich zu nehmen. Das ist die Wirklichkeit in West-Berlin, von einer CDU-geführten Regierung, der natürlich mobile, zu allen Arbeitsbedingungen bereite, von der DDR gut ausgebildete Zuzüge aus den Lagern in Marienfelde und aus Gießen sehr viel lieber sind.

    (Lintner [CDU/CSU]: Sie verbreiten hier doch Märchen! Sie wissen doch, daß die Wirklichkeit ganz anders aussieht!)

    Dafür setzen Sie in Berlin alle Regeln der Solidarität und der Verpflichtung zu menschlicher Hilfe außer Kraft.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Sie verschenken Ihre Redezeit!)

    — Sie müssen wirklich mal nachlesen, was die Presse über die Verhältnisse bei den polnischen Flüchtlingen zu schreiben und zu sagen hat. Somit setzt dort in Berlin die CDU-geführte Regierung — ich wiederhole das noch einmal — alle Regeln von Solidarität und Verpflichtung zu menschlicher Hilfe außer Kraft, für die Sie sich hier im Bundestag so wortreich stark zu machen vorgeben.
    Wir lehnen den vorliegenden Antrag nicht ab, weil wir nachhaltig wünschen, daß die Menschen aus der DDR von den Behörden gut behandelt werden und daß sich die Menschen hier in der Bundesrepublik so verhalten, wie es nötig ist gegenüber Nachbarn, die Sorgen und Probleme haben. Wir stimmen aber auch nicht zu, weil die schönen Worte nur die wirklichen Probleme verdecken und als Alibi für künftiges Nichtstun herhalten werden. Die Fraktion der GRÜNEN wird sich an der Abstimmung nicht beteiligen.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Wieviel Zeit haben Sie denn jetzt verschenkt? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)