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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/59 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 59. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des Parlaments der Republik Irland 4157 C Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Immer (Altenkirchen) und Dr. Ahrens 4157C, D Wahl der Abg. Frau Dr. Martiny-Glotz als ordentliches Mitglied und des Abg. Duve als stellvertretendes Mitglied in Zen Verwaltungsrat der Filmförderungsanstalt 4157 D Bericht zur Lage der Nation Dr. Kohl, Bundeskanzler 4158A Sir. Vogel SPD 4165B Dr. Waigel CDU/CSU 4172A Schneider (Berlin) GRÜNE 4178 B Hoppe FDP 4183A Diepgen, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 4187 C Dr. Diederich (Berlin) SPD 4192 C Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 4195B Dr. Schmude SPD 4198 B Lintner CDU/CSU 4200 C Horacek GRÜNE 4202 A Frau Terborg SPD 4202 C Dr. Hupka CDU/CSU 4204 A Hiller (Lübeck) SPD 4205 D Büchler (Hof) SPD 4207 C Windelen, Bundesminister BMB 4210 D Fortsetzung der ersten Beratung (Ausschußüberweisung) *) des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes — § 303 StGB — Drucksache 10/308 — 4213A Fortsetzung der ersten Beratung (Ausschußüberweisung) *) des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes — § 125 StGB — Drucksache 10/901 — 4213 B Fortsetzung der ersten Beratung (Ausschußüberweisung) *) des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetz Drucksache 10/902 — 4213 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zweiten Protokoll vom 21. Juni 1983 zur Änderung des Vertrags vom 27. Oktober 1956 zwischen der Bundesrepublik Deutschland, der Französischen Republik und dem Großherzogtum Luxemburg über die Schiffbarmachung der Mosel — Drucksache 10/736 — 4213 C Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 10/997 — Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Wiener Übereinkommen vom 23. Mai 1969 über das Recht der Verträge — Drucksache 10/1004 — 4213 D II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Dreißigsten Gesetzes zur Änderung des Lastenausgleichsgesetzes — Drucksache 10/1015 — 4213 D Erste Beratung des von der von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maklerverträge — Drucksache 10/1014 — 4213 D Erste Beratung des von der von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Seefischereigesetzes — Drucksache 10/1021 — 4214A Erste Beratung des von der von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 22. Mai 1975 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Volksrepublik Polen über den zivilen Luftverkehr — Drucksache 10/1000 — 4214 A Erste Beratung des von der von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Durchführungsgesetzes EG-Richtlinien Funkstörungen — Drucksache 10/1001 — 4214A Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Städtebauförderungsgesetzes — Drucksache 10/1013 — 4214A Beratung der Sammelübersicht 25 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/1023 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 26 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/1035 — 4214 B Beratung der Ubersicht 5 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/1032 — 4214 C Absetzung des Punktes 16 von der Tagesordnung 4214 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigungen für die Jahre 1981 bis 1984 gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) vom 8. Juni 1967 (Neunter Subventionsbericht) — Drucksachen 10/352, 10/1037 — 4214 D Fragestunde — Drucksache 10/1100 vom 9. März 1984 — Politische Mittel gegen grenzüberschreitende Luftverunreinigungen; Einbau einer Entschwefelungsanlage in das Kraftwerk Maaszentrale MdlAnfr 30, 31 09.03.84 Drs 10/1100 Stahl (Kempen) SPD Antw PStSekr Spranger BMI 4145 B, D, 4146 A, B, C, D ZusFr Stahl (Kempen) SPD . 4145D, 4146A, B, C Bemühungen der DKP um eine Zusammenarbeit mit Sozialdemokraten MdlAnfr 39 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Olderog CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI 4147 A, C, D ZusFr Dr. Olderog CDU/CSU 4147 B ZusFr Lambinus SPD 4147 C ZusFr Jansen SPD 4147 D Abschaffung der Personenverkehrskontrollen an den EG-Binnengrenzen MdlAnfr 32 09.03.84 Drs 10/1100 Stiegler SPD Antw PStSekr Spranger BMI 4148A,B ZusFr Stiegler SPD 4148 B,C Zusammenlegung der START- und INF-Verhandlungen MdlAnfr 18, 19 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Scheer SPD Antw StMin Dr. Mertes AA . 4148D, 4149A, B, C, 4150 A, B ZusFr Dr. Scheer SPD 4149 A, C, D ZusFr Dr. Soell SPD 4150 A Völkerrechtliche Anerkennung von Staaten durch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen; Auswirkung auf die deutsche Frage MdlAnfr 21 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Dr. Mertes AA 4150C,D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 4150C,D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 III Behandlung von Menschenrechtsverletzungen gegenüber Deutschen durch eine deutsch-polnische Regierungskommission MdlAnfr 22 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Dr. Mertes AA 4151 A, C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 4151 B, D ZusFr Becker (Nienberge) SPD 4151 D Verlangen der Schweizer Bundesregierung auf Rückführung des sowjetischen Asylbewerbers Waschtschenko aus der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 23 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Soell SPD Antw StMin Dr. Mertes AA 4152 A, B, C ZusFr Dr. Soell SPD 4152 B ZusFr Dr. Sperling SPD 4152 B Verkürzung der Sperrfrist für Bauspardarlehen von 10 auf 7 Jahre MdlAnfr 47 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Sperling SPD Antw PStSekr Dr. Häfele BMF 4152D, 4153A ZusFr Dr. Sperling SPD 4152D, 4153A Abbau bürokratischer Hemmnisse MdlAnfr 55 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Sperling SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 4153 B, C, D ZusFr Dr. Sperling SPD 4153C,D Verbot der Einfuhr von Schildkrötenprodukten zu kommerziellen Zwecken; Art der nach dem 1. Januar 1984 eingeführten Produkte MdlAnfr 56, 57 09.03.84 Drs 10/1100 Stutzer CDU/CSU Antw PStSekr Dr. von Geldern BML 4154A, B, C, D, 4155 A, B, C ZusFr Stutzer CDU/CSU . . . 4154 B, C, 4155A, B ZusFr Lambinus SPD 4154 C ZusFr Frau Dr. Bard GRÜNE 4154 D Wettbewerbsverzerrungen durch unterschiedliche Handhabung von Denaturierung und Verfütterung von Magermilchpulver in den Niederlanden und der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 58 09.03.84 Drs 10/1100 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Dr. von Geldern BML 4155C, D, 4156A ZusFr Eigen CDU/CSU 4155D, 4156A Koordinierung der Forschungsvorhaben im Bereich nachwachsende Rohstoff-Energien in der EG MdlAnfr 59 09.03.84 Drs 10/1100 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Dr. von Geldern BML 4156 B, C, D ZusFr Eigen CDU/CSU 4156C,D Benachteiligung schwerbehinderter Heimbewohner mit geringem Taschengeld durch die Neuordnung der unentgeltlichen Beförderung Schwerbehinderter MdlAnfr 62 09.03.84 Drs 10/1100 Frau Dr. Vollmer GRÜNE Antw PStSekr Franke BMA 4157 A, B, C ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE 4157 B Nächste Sitzung 4215A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 4217*A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 4217* B Anlage 3 Speicherung der Besteller von Schriften der Bundesregierung MdlAnfr 28 09.03.84 Drs 10/1100 Conradi SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI 4217* D Anlage 4 Verweigerung politischen Asyls für den in Afghanistan gefangenen und über die Schweiz in die Bundesrepublik Deutschland gekommenen sowjetischen Soldaten J. I. Waschtschenko MdlAnfr 29 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Soell SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI 4217* D Anlage 5 Einfluß der DKP auf die Deutsche Friedensgesellschaft — Vereinigte Kriegsdienstgegner MdlAnfr 35 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Laufs CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI 4218* A IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 Anlage 6 Entsendung führender Vertreter der KPdSU und der SED zum 7. Parteitag der KPD in Nürnberg MdlAnfr 36 09.03.84 Drs 10/1100 Broll CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI 4218* C Anlage 7 Abschirmung von Ensemblemitgliedern eines vietnamesischen Musiktheaters in München durch „Kampftruppen der DKP" zur Verhinderung von Asylanträgen; Entsendung eines Vertreters der Konferenz der Landesschülervertretungen zum 7. Parteitag der DKP im Januar 1984 MdlAnfr 37, 38 09.03.84 Drs 10/1100 Kalisch CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI 4218* D Anlage 8 Anerkennung der Gemeinnützigkeit von Kleingartenvereinen MdlAnfr 42, 43 09.03.84 Drs 10/1100 Frau Zutt SPD SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF 4219* C Anlage 9 Zahlung der Bußgelder gegen die VEBA-Glas AG durch die Verantwortlichen des Unternehmens MdlAnfr 44 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Jens SPD SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF 4220*A Anlage 10 Schadlose Auflösung von Vermögensbildungs-Sparverträgen durch erwerbsunfähige Sparer MdlAnfr 46 09.03.84 Drs 10/1100 Westphal SPD SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF 4220*A Anlage 11 Urteil des Europäischen Gerichtshofs über Einfuhrumsatzsteuer-Freiheit bei unerlaubtem Import von Betäubungsmitteln in ein EG-Land MdlAnfr 48 09.03.84 Drs 10/1100 Jäger (Wangen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF 4220* C Anlage 12 Bindung einer Zuwendung von 500 Millionen DM an den Salzgitter Konzern an die Entlassung von 10 000 Mitarbeitern MdlAnfr 49 09.03.84 Drs 10/1100 Frau Simonis SPD SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF 4220* D Anlage 13 Diskriminierung von Ausländern beim Abschluß von Kfz-Versicherungen MdlAnfr 50 09.03.84 Drs 10/1100 Frau Dr. Martiny-Glotz SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF 4221*A Anlage 14 Erhöhung der Schwefeldioxidemissionen aus Kohlekraftwerken durch verstärkte Verfeuerung von Ballastkohle; geplanter Austausch von 1,7 Millionen Tonnen Ballastkohle aus der nationalen Steinkohlenreserve gegen Vollwertsteinkohle MdlAnfr 53, 54 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 4221* B Anlage 15 Auswirkung der Eigenbeteiligung auf die Gesamtausgaben für die Krankenhausbehandlung; Belastung der Volkswirtschaft durch Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen 1983 und seit 1958 MdlAnfr 60, 61 09.03.84 Drs 10/1100 Kirschner SPD SchrAntw PStSekr Franke BMA 4222* A Anlage 16 Wehrdienst- und zivile Manöveropfer seit Beginn der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 63, 64 09.03.84 Drs 10/1100 Frau Schoppe GRÜNE SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 4222* C Anlage 17 Kritik an der Winterausrüstung der Soldaten MdlAnfr 65, 66 09.03.84 Drs 10/1100 Sauter (Epfendorf) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 4222* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 V Anlage 18 Äußerungen Henry Kissingers über den Vorrang innenpolitischer Probleme bei den europäischen NATO-Partnern MdlAnfr 68 09.03.84 Drs 10/1100 Lowack CDU/CSU SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 4223* B Anlage 19 Inanspruchnahme von niederländischen Einrichtungen durch die Bundeswehr im Rahmen des NATO-Verteidigungsauftrages; Maßnahmen gegen die Rauschgifteinfuhr durch in den Niederlanden tätige Bundeswehrangehörige MdlAnfr 71, 72 09.03.84 Drs 10/1100 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 4223* C Anlage 20 Verlust von Akten betr. Schadensregulierungen von Manöverschäden bei der WBV VI MdlAnfr 73, 74 09.03.84 Drs 10/1100 Vahlberg SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 4224*A Anlage 21 Neuordnungspläne für Kreiswehrersatzämter, insbesondere das Solinger MdlAnfr 75, 76 09.03.84 Drs 10/1100 Wilz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 4224* C Anlage 22 Zahl der von noch nicht gebildeten Ausschüssen für Kriegsdienstverweigerung zu bearbeitenden Anträge auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer; Beschleunigung der Anerkennungsverfahren für Kriegsdienstverweigerer während des Wehrdienstes gemäß Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Mai 1970 MdlAnfr 77, 78 09.03.84 Drs 10/1100 Lambinus SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 4224* D Anlage 23 Zahl der seit Inkrafttreten des Kriegsdienstverweigerungs-Neuordnungsgesetzes (1. 1. 1984) neu eingerichteten Prüfungsausschüsse und deren Verteilung auf die Bundesländer MdlAnfr 79, 80 09.03.84 Drs 10/1100 Jaunich SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 4225* B Anlage 24 Verspätete Veröffentlichung der ab 1. Januar 1984 gültigen KDV-Verordnung im Bundesgesetzblatt und Anzahl der vom Stillstand der Rechtspflege betroffenen Antragsteller MdlAnfr 81, 82 09.03.84 Drs 10/1100 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 4225* D Anlage 25 Paritätische Berücksichtigung von Frauen und Männern in der KDV-Verordnung für die Wahl der Beisitzer; Beschleunigung der Wahl der Ausschüsse für Kriegsdienstverweigerung MdlAnfr 83, 84 09.03.84 Drs 10/1100 Gilges SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 4226*A Anlage 26 Anteil der 1983 von den Prüfungsausschüssen noch bearbeiteten Anträge auf Kriegsdienstverweigerung MdlAnfr 85 09.03.84 Drs 10/1100 Sielaff SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 4226* C Anlage 27 Einstellung der Arbeit von Prüfungsausschüssen für Kriegsdienstverweigerer im zweiten Halbjahr 1983; Auswirkungen angesichts der Verlängerung des Zivildienstes MdlAnfr 86, 87 09.03.84 Drs 10/1100 Frau Dr. Czempiel SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 4226* C Anlage 28 Zustellung unbearbeiteter Anträge auf Kriegsdienstverweigerung an das Bundesamt für den Zivildienst MdlAnfr 88 09.03.84 Drs 10/1100 Delorme SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 4227*A VI Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 Anlage 29 Ausschluß engagierter Berufsgruppen von der Mitwirkung in den Ausschüssen für Kriegsdienstverweigerung MdlAnfr 89 09.03.84 Drs 10/1100 Sielaff SPD SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 4227* B Anlage 30 Auswirkung der Arbeitseinstellung der Prüfungsausschüsse auf die Besetzung von Zivildienststellen MdlAnfr 90 09.03.84 Drs 10/1100 Delorme SPD SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 4227* C Anlage 31 Überwachung und Kontrolle ein- und ausgeführter Weine MdlAnfr 91, 92 09.03.84 Drs 10/1100 Schartz (Trier) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 4228*A Anlage 32 Veröffentlichung der Vorschriften über die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung im Katastrophenfall MdlAnfr 95 09.03.84 Drs 10/1100 Frau Dr. Vollmer GRÜNE SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 4228* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 4145 59. Sitzung Bonn, den 15. März 1984 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 15. 3. Antretter** 15. 3. Baum 15. 3. Dr. Blank 15. 3. Brosi 15. 3. Ehrbar 15. 3. Dr. Enders** 15. 3. Engelsberger 15. 3. Frau Fischer 15. 3. Gansel*** 15. 3. Haase (Fürth) 15. 3. Dr. Hackel** 15. 3. Hartmann 15. 3. Kittelmann** 15. 3. Dr. Köhler (Duisburg) 15. 3. Dr. Köhler (Wolfsburg) 15. 3. Dr. Kreile 15. 3. Dr.-Ing. Laermann 15. 3. Dr. Langner 15. 3. Dr. h. c. Lorenz 15. 3. Matthöfer 15. 3. Dr. Müller** 15. 3. Müller (Wadern) 15. 3. Offergeld 15. 3. Dr. Olderog 15. 3. Pfuhl 15. 3. Frau Reetz 15. 3. Dr. Rumpf** 15. 3. Schröder (Hannover) 15. 3. Schröder (Lüneburg) 15. 3. Graf Stauffenberg 15. 3. Dr. Stark (Nürtingen) 15. 3. Dr. Steger 15. 3. Vahlberg 15. 3. Voigt (Sonthofen) 15. 3. Weiskirch (Olpe) 15. 3. Weiß 15. 3. Frau Dr. Wex 15. 3. Frau Dr. Wisniewski 15. 3. Wurbs 15. 3. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 24. Februar 1984 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Zweites Gesetz zur Änderung des Gesetzes über Kosten der Gerichtsvollzieher Anlagen zum Stenographischen Bericht Fünftes Gesetz zur Änderung der Pfändungsfreigrenzen Gesetz zu den Zusatzprotokollen vom 1. April 1982 zum Kooperationsabkommen vom 2. April 1980 zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien sowie zum Abkommen vom 2. April 1980 zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl und der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl einerseits und der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien andererseits im Anschluß an den Beitritt der Republik Griechenland zu den Europäischen Gemeinschaften Gesetz zu dem Luftverkehrsabkommen vom 27. Dezember 1977 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und dem Ministerrat der Sozialistischen Republik Birmanische Union Der Finanzausschuß hat in seiner Sitzung am 22. Februar 1984 im Hinblick auf die Anregung der Finanzminister und Finanzsenatoren der Länder in ihrer Konferenz am 19. Januar 1984 einstimmig von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, Beschlußempfehlung und Bericht zum Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Zerlegungsgesetzes - Drucksachen 10/306, 10/705 - zurückzunehmen, um zur gegebenen Zeit entsprechend der weiteren Entwicklung neu zu berichten. Die in Drucksache 10/133 unter Nummer 8 aufgeführte EG-Vorlage Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung von Männern und Frauen bei den betrieblichen Systemen der sozialen Sicherheit wird als Drucksache 10/1091 verteilt. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage des Abgeordneten Conradi (SPD) (Drucksache 10/1100 Frage 28): Speichert die Bundesregierung oder das Bundesamt für Verfassungsschutz die Namen von Bürgern, die bei ihr Schriften und Material bestellen? Nein, Namen von Bestellern werden nur festgehalten, soweit diese selbst um Aufnahme in den Verteiler des Bundesministers des Innern gebeten haben. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage des Abgeordneten Dr. Soell (SPD) (Drucksache 10/1100 Frage 29): Sind der Bundesregierung die Gründe bekannt, die dazu führten, daß der Antrag auf politisches Asyl des in Afghanistan gefangengenommenen und über die Schweiz in die Bundesrepublik Deutschland geratenen sowjetischen Soldaten Jurij Iwanowitsch Waschtschenko abgelehnt worden ist, und was gedenkt die Bundesregierung zu tun, damit diesem Asylbegehren stattgegeben wird? Nach Auskunft des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge ist der Asylan- 4218* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 trag des Herrn Waschtschenko mit der Begründung abgelehnt worden, er habe bereits Schutz vor Verfolgung im Sinne von § 2 Abs. 2 Asylverfahrensgesetz in der Schweiz gefunden. Nach § 2 Abs. 2 AsylVfG ist entscheidend, daß sich der Ausländer nicht nur vorübergehend im Drittstaat aufhalten kann und nicht zu befürchten ist, daß er in einen Staat abgeschoben wird, in dem ihm politische Verfolgung droht. Der Bundesregierung ist eine Einflußnahme auf die Asylentscheidung nicht gestattet. Nach § 4 Abs. 3 des Asylverfahrensgesetzes entscheiden über Asylanträge Bedienstete des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge, die insoweit weisungsgebunden sind. Die Entscheidungen unterliegen nur der verwaltungsgerichtlichen Kontrolle. Herr Waschtschenko hat gegen den Ablehnungsbescheid Klage beim Verwaltungsgericht Karlsruhe erhoben. Nach einer Auskunft des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge kann mit einem Verhandlungstermin bis Juli 1984 gerechnet werden. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage des Abgeordneten Dr. Laufs (CDU/CSU) (Drucksache 10/1100 Frage 35): Kann nach der Grußadresse, mit der die „Deutsche Friedensgesellschaft — Vereinigte Kriegsdienstgegner" (DFG-VK) der DKP Anfang Januar dieses Jahres deren 7. Parteitag „solidarische Grüße" übermittelt, ihm „eine kämpferische Atmosphäre" gewünscht und der DKP weiterhin ihre Zusammenarbeit u. a. bei der „Mobilisierung zu den diesjährigen Ostermärschen" und „dem Nationalen Widerstand" angeboten hat, und den Erkenntnissen der Bundesregierung noch die kommunistische Beeinflussung der DFG-VK und deren enge Zusammenarbeit mit den moskautreuen Kommunisten in Zweifel gezogen werden, und wie bewertet die Bundesregierung vor diesem Hintergrund die Distanzierungsbeschlüsse der Friedensbewegung gegenüber verfassungsfeindlichen Organisationen wie z. B. der DKP? Die Bundesregierung hat auf die enge Zusammenarbeit der orthodoxen Kommunisten mit der DFG-VK seit Jahren hingewiesen und deren kommunistische Beeinflussung zuletzt im Verfassungsschutzbericht 1982 dargelegt. Das Grußschreiben der DFG-VK an den 7. Parteitag der DKP wie auch dessen Inhalt, der in der Frage zutreffend wiedergegeben ist, wertet die Bundesregierung als weiteren Beleg für die kommunistische Beeinflussung und damit als Bestätigung der in den Verfassungsschutzberichten seit langem getroffenen Bewertung der DFG-VK. Die im zweiten Teil der Frage unterstellten Distanzierungsbeschlüsse der „Friedensbewegung" gegenüber verfassungsfeindlichen Organisationen wie z. B. der DKP kann die Bundesregierung nicht bestätigen. Zwar ist in jüngster Zeit von einzelnen Gruppierungen der „Friedensbewegung` Unmut über die einseitige prosowjetische Ausrichtung der DKP und ihres Umfeldes innerhalb der Kampagne gegen die NATO-Nachrüstung laut geworden, eine Ausgrenzung der DKP und anderer verfassungsfeindlicher Organisationen aus der „Friedensbewegung` steht jedoch nicht ernsthaft zur Diskussion. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage des Abgeordneten Broll (CDU/CSU) (Drucksache 10/1100 Frage 36): Welche Bedeutung mißt die Bundesregierung der Tatsache bei, daß die KPdSU mit Grigorij Romanow, Mitglied des Politbüros und Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU, und einem weiteren ZK-Mitglied und die SED mit Egon Krenz, Mitglied des Politbüros und Sekretär des Zentralkomitees der SED, und weiteren ZK-Mitgliedern führende Vertreter zum 7. Parteitag der DKP vom 6. bis 8. Januar 1984 in Nürnberg entsandt hat, obwohl die DKP bei einem Wahlerfolg von 0,3 v. H. laut der FAZ vom 6. Januar 1984 eher als „Kümmerling unter den kommunistischen Parteien im Westen" auffällt? Mit der Entsendung führender Vertreter zum Parteitag der DKP haben KPdSU und SED zum Ausdruck gebracht, wie hoch sie den politischen Stellenwert dieser Partei veranschlagen. Dieser Stellenwert bemißt sich gerade bei der DKP nicht nach ihrem Stimmenanteil bei Bundes- und Landtagswahlen, sondern nach der Effektivität ihrer innenpolitischen Wühlarbeit, nach ihrem Einfluß auf die Meinungsbildung nicht extremistischer Kreise sowie für KPdSU und SED nach ihrer unbedingten Gefolgschaftstreue gegenüber diesen Parteien, als deren Agentur und politische Interessenvertretung die DKP anzusehen ist. Der DKP geht es derzeit nicht in erster Linie um Wahlerfolge, sondern darum, Probleme und Ängste der Bürger in außerparlamentarischen Kampagnen und Aktionen für ihre Zwecke d. h. für die Zwecke von SED und KPdSU nutzbar zu machen. Bei ihrem auch nach eigenem Bekunden in den vergangenen Jahren erfolgreichen Bestreben, auf diese Weise zu größerem politischen Einfluß zu gelangen, stehen der DKP ca. 50 überregional tätige von ihr beeinflußte Organisationen zur Verfügung, die sich nach außen meist unabhängig und demokratisch geben, in Wirklichkeit aber über ihre kommunistischen und prokommunistischen Funktionäre erheblich beeinflußt werden. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Kalisch (CDU/CSU) (Drucksache 10/1100 Fragen 37 und 38): Trifft es zu, daß nach einer Meldung der FAZ vom 6. März 1984 „Kampftruppen der DKP" die Mitglieder eines vietnamesischen Musiktheaters im Februar dieses Jahres in München hermetisch gegenüber der Außenwelt abschirmten, um Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 4219* Asylanträge von Ensemblemitgliedern zu verhindern, und wenn ja, sind der Bundesregierung Reaktionen der Länderinnenminister bekannt? Ist die Tatsache, daß die Konferenz der Landesschülervertretungen, die Mitte Dezember 1983 in Köln einen Kongreß unter dem Motto „Schülerpower gegen Raketenbauer" veranstaltete, zum 7. Parteitag der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) im Januar dieses Jahrs einen Vertreter entsandte und in einem Grußschreiben „Herzliche und solidarische Grüße" übermittelte, den Beitrag der DKP zur „Demokratischen und Friedensbewegung" hervorhob und die Hoffnung „auf eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit" mit der DKP äußerte, ein Anzeichen für eine zunehmende erfolgreiche Beeinflussung gesellschaftlicher Gruppen durch die DKP, und wie bewertet die Bundesregierung diese Entwicklung? Zu Frage 37: Zunächst darf ich darauf hinweisen, daß sich die Mitglieder des vietnamesischen Musiktheaters am Abend des 23.2. 1984 — als die der DKP zuzurechnenden Personen vor dem Völkerkundemuseum in München festgestellt worden sind — nicht mehr dort befunden haben. Die für den Abend vorgesehene Veranstaltung war nämlich kurzfristig abgesagt worden, die Folkloregruppe war nach Rosenheim weiter gereist. Trotz der Abreise versammelten sich am Abend des 23. Februar vor dem Völkerkundemuseum ca. 80 Exilvietnamesen und etwa 20 der DKP zuzurechnende Personen. Zwischen beiden Gruppen kam es zu Wortgefechten und Handgreiflichkeiten, die von der Polizei unterbunden wurden. Das Innenministerium München teilte auf Anfrage mit, daß nach Feststellungen der örtlichen Polizei Abriegelungs- oder Behinderungsmaßnahmen der DKP-Mitglieder vor dem Völkerkundemuseum in München nicht stattgefunden haben. Die diesbezüglichen Aussagen in dem FAZ-Artikel vom 6. März 1984 „Sicherheit in München" konnte die Polizei demnach nicht bestätigen. Anhaltspunkte dafür, daß Angehörige der DKP Mitglieder der vietnamesischen Theatergruppe darin hindern wollten, Asylanträge zu stellen, sind nicht bekannt. Reaktionen der Länderinnenminister wegen des Verhaltens von DKP-Mitgliedern sind mir nicht bekannt. Zu Frage 38: In dem in der Frage zutreffend wiedergegebenen Sachverhalt sieht die Bundesregierung ein Zeichen weiterer Beeinflussung der Konferenz der Landesschülervertretungen (KdLSV) zur Zusammenarbeit mit Kommunisten, d. h. mit Kräften, die unsere freiheitliche demokratische Grundordnung durch ein totalitäres System ersetzen wollen. Orthodoxe, d. h. sowjetisch orientierte Kommunisten, insbesondere also die DKP und ihre Nebenorganisationen, sehen es als Erfolg ihrer „Aktionseinheits- und Bündnispolitik" an, daß es ihnen gelungen ist, zunehmend „antikommunistische Vorurteile und Vorbehalte" gegenüber einer Zusammenarbeit mit ihnen abzubauen. Wo noch Abneinung gegen eine Zusammenarbeit mit Kommunisten besteht, hat die DKP nach eigenem Bekunden in den vergangenen Jahren die Erfahrung bemacht, daß sie durch die Zwischenschaltung achtbar erscheinender Organisationen — möglichst mit prominenten Nichtkommunisten als Aushängeschild — überwunden werden kann. Zu diesem Zweck stehen der DKP ca. 50 überregional tätige und von ihr beeinflußte Organisationen zur Verfügung. Fast alle DKP-beeinflußten Organisationen arbeiten in internationalen Dachverbänden, den sog. „Frontorganisationen", die von der internationalen Abteilung des Zentralkomitees der KPdSU gesteuert werden. Der Bundesregierung ist es unverständlich, wie sich angesichts der bitteren Erfahrungen aus der Vergangenheit Organisationen, die sich als demokratisch verstehen, zu einer Zusammenarbeit mit Gruppen bereit finden können, deren erklärtes Ziel die Errichtung eines totalitären Systems ist. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Fragen der Abgeordneten Frau Zutt (SPD) (Drucksache 10/1100 Fragen 42 und 43): Aus welchen Gründen wird der von den Kleingartenvereinen im Sinne der Gemeinnützigkeitsverordnung verfolgte gemeinnützige Zweck nicht allgemein als besonders förderungswürdig und damit spendenbegünstigt anerkannt? Ist die Bundesregierung bereit, den Beitrag, den die Kleingartenvereine etwa durch die Schaffung von Grünflächen, Dauerkleingärten und Kleingartenanlagen für die Landschaftspflege und die nachhaltige Verbesserung des gesamten Lebensraumes und der Lebensqualität leisten, gerade auch vor dem Hintergrund der fortschreitenden Zerstörung unserer Umwelt allgemein als besonders förderungswürdigen gemeinnützigen Zweck anzuerkennen? Zu Frage 42: Die obersten Finanzbehörden des Bundes und der Länder haben sich zuletzt im Jahr 1980 mit der Frage befaßt, ob das Kleingartenwesen als besonders förderungswürdiger gemeinnütziger Zweck im Sinne des Spendenrechts anerkannt werden kann. Sie haben diese Frage verneint, nachdem der Deutsche Bundestag im selben Jahr einen Gesetzesvorschlag des Bundesrates, die Pflanzen- und Kleintierzucht zum gemeinnützigen Zweck zu erklären, einstimmig abgelehnt hat. Zu Frage 43: Diese Frage wird im Zusammenhang mit den Beratungen zu dem Gesetzentwurf des Bundesrates zur Verbesserung des Gemeinnützigkeitsrechts wohl erneut auftauchen. Die Bundesregierung hat zu diesem Gesetzentwurf noch nicht Stellung genommen. Ich bitte deshalb um Verständnis, daß ich mich zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu Ihrer Frage nicht äußern möchte. 4220* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 Anlage 9 Antwort des Par. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Frage des Abgeordneten Dr. Jens (SPD) (Drucksache 10/1100 Frage 44): Werden die Vertreter der Bundesregierung im Aufsichtsrat der VEBA sicherstellen, daß die Bußgelder des Bundeskartellamtes gegen die VEBA-Glas AG von den Verantwortlichen im Unternehmen und nicht auf Umwegen aus der Unternehmenskasse gezahlt werden? Die von Ihnen angesprochenen Vorgänge fallen nicht in die Zuständigkeit des Aufsichtsrats der VEBA AG. Die unternehmerische und aktienrechtliche Verantwortung liegt vielmehr beim Vorstand der VEBA-Glas AG. Dieser unterliegt der Kontrolle seines Aufsichtsrats. In diesem ist der Bund nicht vertreten. Die zuständigen Gremien von VEBA-Glas haben die Vorwurfstatbestände von Anfang an anders gewertet als das Bundeskartellamt. Ihnen obliegt auch die Entscheidung darüber, ob nach den im konkreten Fall gegebenen Umständen ein Betroffener den Ersatz des ihm auferlegten Bußgeldes beanspruchen kann. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Frage des Abgeordneten Westphal (SPD) (Drucksache 10/1100 Frage 46): Warum ist es nach dem Gesetz über Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand nicht möglich, daß ein erwerbsunfähig gewordener Sparer seinen Sparvertrag vorzeitig und ohne Nachteil auch dann auflösen kann, wenn er zum Nachweis der eingetretenen völligen Erwerbsunfähigkeit seinen Bescheid über den Erhalt einer Erwerbsunfähigkeitsrente anstelle eines Behindertenausweises vorlegt? Nach den Vorschriften des Einkommensteuer-, Prämien- und Vermögensbildungsrechts kann der Sparer vorzeitig über Sparbeiträge steuer- und prämienunschädlich sowie ohne Verlust der Arbeitnehmer-Sparzulage verfügen, wenn er oder sein Ehegatte nach Vertragsabschluß völlig erwerbsunfähig geworden ist. Der Begriff der Erwerbsunfähigkeit ist im Sinne des Bundesversorgungsgesetzes zu verstehen. Danach ist eine Person als erwerbsunfähig anzusehen, deren Erwerbsfähigkeit um mehr als 90 vom Hundert gemindert ist. Die gleiche Voraussetzung liegt auch der Regelung im Einkommensteuerrecht für die Gewährung des Pauschbetrags für erwerbsunfähige Körperbehinderte zugrunde. Über den Grad der Minderung der Erwerbsfähigkeit im Sinne des Bundesversorgungsgesetzes entscheiden mit verbindlicher Wirkung auch wegen der steuerlichen und prämienrechtlichen Vergünstigungen die Versorgungsämter. Der Begriff der Erwerbsunfähigkeit im Sinne des Bundesversorgungsgesetzes deckt sich nicht mit dem Begriff der Erwerbsunfähigkeit im Sinne der Rentengesetze, wie sie als Voraussetzung für die Erwerbsunfähigkeitsrenten gegeben sein muß. Während bei der Feststellung des Grades der Minderung der Erwerbsfähigkeit im Sinne des Bundesversorgungsgesetzes auf die Ausübung jeglicher Tätigkeit schlechthin abzustellen ist, sind wegen der Voraussetzungen für Erwerbsunfähigkeitsrenten auch die individuellen Erwerbsmöglichkeiten im erlernten Beruf zu berücksichtigen. Eine Erwerbsunfähigkeitsrente könnten deshalb auch Personen beziehen, deren Erwerbsminderung wesentlich niedriger als 91 vom Hundert liegt. Es ist also durchaus möglich, daß ein Frührentner zwar im Sinne der Rentengesetze, nicht aber im Sinne des Bundesversorgungsgesetzes „erwerbsunfähig" ist. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Frage des Abgeordneten Jäger (Wangen) (CDU/CSU) (Drucksache 10/1100 Frage 48): Treffen nach den Erkenntnissen der Bundesregierung Pressemeldungen (Schwäbische Zeitung vom 8. März 1984) zu, wonach der Europäische Gerichtshof jetzt entschieden habe, daß bei der unerlaubten Einfuhr von Betäubungsmitteln in ein Mitgliedsland der EG keine Einfuhrumsatzsteuer entstehe, und teilt die Bundesregierung bejahendenfalls die Besorgnis, daß durch dieses Urteil der Schmuggel mit Rauschgiften finanziell erleichtert würde, fände es in der Bundesrepublik Deutschland allgemein Anwendung? Der Europäische Gerichtshof hat durch Urteil vom 28. Februar 1984 (Rechtssache 294/82) entschieden, daß „bei der unerlaubten Einfuhr von Betäubungsmitteln in die Gemeinschaft, die nicht Gegenstand des von den zuständigen Stellen streng überwachten Vertriebs zur Verwendung für medizinische und wissenschaftliche Zwecke sind, keine Einfuhrumsatzsteuerschuld entsteht". Das Urteil wird auch in der Bundesrepublik Deutschland allgemein angewandt werden müssen, mit der Folge, daß vom Rauschgiftschmuggler keine Einfuhrumsatzsteuer mehr erhoben wird und daß damit eine Bestrafung wegen Hinterziehung dieser Steuer ausscheidet. Hervorzuheben ist die Feststellung in den Urteilsgründen, daß die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten in keiner Weise berührt werde, „Verstöße gegen ihre Betäubungsmittelvorschriften durch angemessene Sanktionen zu verfolgen, und zwar mit allen Rechtsfolgen auch finanzieller Art, die sich daraus ergeben können". Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Frage der Abgeordneten Frau Simonis (SPD) (Drucksache 10/1100 Frage 49): Treffen Berichte der Kieler Rundschau vom 9. März 1984 zu, daß die Bundesregierung die Zuwendungen von über 500 Millionen DM an den Salzgitter Konzern von der Auflage abhängig macht, ein Entlassungskonzept vorzulegen, bei dem 10 000 Mitarbeiter arbeitslos würden? Nein, diese Berichte treffen nicht zu! Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 4221* Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Frage der Abgeordneten Frau Dr. Martiny-Glotz (SPD) (Drucksache 10/1100 Frage 50): Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, einer schleichenden, nicht offenen Diskriminierung von Ausländern beim Abschluß von Kraftfahrzeug-Versicherungen entgegenzuwirken, insbesondere der Tatsache, daß Ausländern bei der Kraftfahrzeug-Haftpflicht meist nur die gesetzlich vorgeschriebene Mindesthaftpflicht zugestanden wird? In der Bundesrepublik Deutschland einschließlich des Landes Berlin ist die Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung nach Maßgabe des Pflichtversicherungsgesetzes als Pflichtversicherung mit Annahmezwang gestaltet. Dieser Annahmezwang in der KraftfahrzeugHaftpflichtversicherung beschränkt sich jedoch nach einhelliger Meinung in Schrifttum und Rechtsprechung auf Abschlüsse von Versicherungsverträgen zu den gesetzlichen Mindestversicherungssummen, die sich aus der Anlage zu § 4 Abs. 2 des Pflichtversicherungsgesetzes ergeben. Wenn die Versicherer Anträge auf Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherungen zu höheren als den vom Gesetz vorgeschriebenen Deckungssummen ablehnen, bewegen sie sich im Rahmen der Vertragsfreiheit. Die Einhaltung des Annahmezwanges durch die Versicherungsunternehmen wird vom Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen überwacht, das hierzu für alle Versicherungsunternehmen verbindliche Grundsätze aufgestellt hat. Zu dem von Ihnen gegen die Kfz-Versicherungen erhobenen Vorwurf „einer schleichenden, nicht offenen Diskriminierung von Ausländern beim Abschluß von Kraftfahrtversicherungen" vermag ich ohne genaue Angaben nicht Stellung zu nehmen. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Frage des Abgeordneten Dr. Ehmke (Ettlingen) (GRÜNE) (Drucksache 10/1100 Fragen 53 und 54): Welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, um einer Erhöhung der Schwefeldioxidemissionen aus Kohlekraftwerken entgegenzuwirken, wenn in diesen Kraftwerken innerhalb der nächsten drei Jahre vermehrt Ballastkohle verfeuert wird, weil innerhalb der nächsten zehn Jahre auf Grund der Großfeuerungsanlagen-Verordnung insgesamt rund 10 000 Megawatt an Ballastkohlekraftwerken stillgelegt werden dürften und dann somit kaum noch Absatzchancen für Ballastkohle vorhanden sein werden? Weshalb unterstützt die Bundesregierung durch den geplanten Austausch von 1,7 Millionen Tonnen Ballastkohle aus der nationalen Steinkohlereserve gegen Vollwertsteinkohle diese Bestrebungen, die kurzfristig eine Erhöhung der Schwefeldioxidemission mit sich bringen, wie dies auch in einem Schreiben des Bundesministers für Wirtschaft an den Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages eingeräumt wurde? Zu Frage 53: Ballastkohle fällt auf Grund der geologischen Gegebenheiten im deutschen Steinkohlenbergbau zwangsläufig an. Sie kann nur in speziell hierfür ausgerüsteten Kraftwerken eingesetzt werden. Auf Grund der Umweltschutzanforderungen der Großfeuerungsanlagen-VO werden diese Kraftwerke innerhalb bestimmter Übergangsfristen entweder nachgerüstet oder stillgelegt und dann ggf. durch Neubauten mit moderner Umwelttechnik ersetzt werden müssen. Wieviel Leistung stillgelegt bzw. nachgerüstet werden wird, läßt sich noch nicht voll übersehen, da die Betreiber für ihre Entscheidung noch Zeit bis zum 30. Juni 1984 haben. Zugleich wird der Bergbau alle Möglichkeiten der Aufbereitungstechnik ausschöpfen müssen, um die Menge der anfallenden Ballastkohle zu vermindern und der vermutlich künftig deutlich niedrigeren Gesamtkapazität von Ballastkohlekraftwerken anzupassen. Es ist jedoch wenig wahrscheinlich, daß es deshalb in den nächsten Jahren zu einem wesentlich höheren Ballastkohleeinsatz kommt. Derzeit spricht nichts dafür, daß die Kraftwirtschaft einen zusätzlichen Bedarf an deutscher Kohle über die bereits kontrahierten Mengen des 15-Jahres-Vertrages hinaus haben wird. Wegen der unterschiedlichen Anforderungen an die Feuerungstechnik kann Ballastkohle auch nicht beliebig anstelle von Vollwertkohle eingesetzt werden. Soweit im Einzelfall Ballastkohle stärker eingesetzt werden sollte, sind den Kraftwerksbetreibern auch in den nächsten Jahren schon durch die Großfeuerungsanlagen-VO Grenzen gesetzt. Zu Frage 54: Die Bundesregierung geht nicht davon aus, daß es durch den geplanten Ballastkohleaustausch zu einer wesentlichen Erhöhung der Schwefeldioxidemissionen kommen wird. Wie dargelegt, wird nach der Marktsituation diese Ballastkohlemenge nur schrittweise und über Jahre hin verteilt in Kraftwirtschaft oder Industrie eingesetzt werden und dann auch nur in Ausnahmefällen anstelle von Vollwertkohle, deren Schwefelgehalt niedriger liegt. Für den Austausch sprechen vor allem energiepolitische Gründe. Die Zusammensetzung der Nationalen Steinkohlereserve in Höhe von 10 Millionen t muß der Absatzstruktur und den Bedürfnissen der verschiedenen Verbrauchergruppen entsprechen. Da Ballastkohle im Krisenfall nur in den verbleibenden Ballastkohlekraftwerken eingesetzt werden könnte, erhöht der Austausch gegen Vollwertkohle die Einsatzflexibilität der Reserve. Haushaltspolitisch spielt eine Rolle, daß jetzt ein erheblich über dem Einlieferungswert liegender Verkaufspreis erzielt werden kann, während diese Kohle 1988 bei vertragsmäßiger Auflösung der Reserve nahezu unverkäuflich sein dürfte. 4222* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Franke auf die Fragen des Abgeordneten Kirschner (SPD) (Drucksache 10/1100 Fragen 60 und 61): Welchen kostendämpfenden Effekt bei den Gesamtausgaben für die Krankenhausbehandlung brachte die zum 1. Januar 1983 in Kraft getretene Regelung der 5 DM Eigenbeteiligung für die ersten 14 Tage bei Krankenhausaufenthalt? Mit welchen finanziellen Kosten und Folgekosten wurde unser Sozialsystem und die Volkswirtschaft insgesamt durch Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen 1983 belastet, und wie lauteten die entsprechenden Daten 1958? Zu Frage 60: Die Entlastung der gesetzlichen Krankenversicherung durch die Zuzahlung der Versicherten bei Krankenhauspflege (§ 184 Reichsversicherungsordnung) ist im Entwurf des Haushaltsbegleitgesetzes 1983 mit 280 Millionen DM für das Jahr 1983 angenommen worden. Die tatsächlich eingetretene Größenordnung läßt sich zur Zeit noch nicht absehen, da der Bundesregierung bisher keine Angaben über die Zahl der Zuzahlungsfälle und -tage bei Krankenhauspflege vorliegen. Sie werden voraussichtlich erst im Herbst des Jahres verfügbar sein. Der Deutsche Bundestag hat die Bundesregierung aufgefordert, bis zum 31. Dezember 1984 über die Erfahrungen zu berichten, die aus der Zuzahlung der Versicherten u. a. während der Krankenhauspflege vorliegen. Die Bundesregierung wird in diesem Bericht auch darlegen, in welchem Umfang die Krankenkassen durch die Zuzahlung der Versicherten bei Krankenhauspflege entlastet worden sind. Zu Frage 61: Die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung haben im Jahre 1958 1,5 Milliarden DM für Leistungen verausgabt, die durch Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten bedingt waren. 1982 — Daten für 1983 liegen noch nicht vor — belief sich der entsprechende Aufwand auf 9,7 Milliarden DM. Hinzu kommen Leistungen der Krankenkassen für arbeits- und arbeitsunfallbedingte Erkrankungen sowie Leistungen der Rentenversicherungsträger für arbeits- und arbeitsunfallbedingte Frühinvalidität, die sich jedoch an Hand der verfügbaren Statistiken nicht quantifizieren lassen. Letzteres gilt in noch stärkerem Maß für die Berechnung der volkswirtschaftlichen Kosten von Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen. Der Mangel an relevanten Gesamtdaten und erhebliche methodische Probleme insbesondere bei der Bewertung des Ausmaßes gesundheitsschädigender Einflüsse der Arbeitsbedingungen lassen eine zuverlässige Quantifizierung der volkswirtschaftlichen Kosten und Folgekosten nicht zu. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen der Abgeordneten Frau Schoppe (DIE GRÜNEN) (Drucksache 10/1100 Fragen 63 und 64): Wie viele Menschen sind seit Beginn der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland Opfer militärischer Tätigkeiten geworden? Bei wie vielen handelt es sich um Opfer von Manövern, und wie viele Zivilpersonen sind Betroffene? Zu Frage 63: Die Bundeswehr hat im Zeitraum von 1960 bis Ende 1983, in 23 Jahren also, leider 1 967 Soldaten in Ausübung ihres Dienstes verloren. Diese Zahl umfaßt die bedauerlicherweise große Anzahl von KfzUnfällen, Flugzeugabstürze, Manöverunfälle wie auch die im Wachdienst ermordeten Soldaten! Zu Frage 64: Bei der Auswertung von Unfällen wird eine Eingrenzung auf Manöverunfälle nicht vorgenommen. Beginnend mit dem Jahr 1968 wurde die Unfallauswertung auf Zivilpersonen erweitert. Bis einschließlich 1983 wurden durch Angehörige der Bundeswehr im Dienst oder durch Wehrmaterial im oder außer Dienst Unfälle verursacht, bei denen 510 Zivilpersonen getötet wurden. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Sauter (Epfendorf) (CDU/CSU) (Drucksache 10/1100 Fragen 65 und 66): Wie beurteilt die Bundesregierung die in dem Artikel „Frust durch Frost" in der Zeitschrift „Heer" 2/84 geäußerte Kritik an der Winterausrüstung unserer Soldaten? Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, ob es sich hier um vereinzelte Kritik handelt, oder ob die Soldaten generell mit ihrer Winterausrüstung unzufrieden sind, und ist die Bundesregierung gegebenenfalls bereit, neue Kampfschuhe und Feldparkas zu erproben? Zu Frage 65: Wir nehmen jede sachliche Kritik ernst und prüfen entsprechende Hinweise. Die Bekleidung unserer Soldaten muß den an sie gestellten Forderungen entsprechen und darf aus Gewichtsgründen einen bestimmten Umfang nicht überschreiten. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß verbesserte Bekleidungsstücke nur im Rahmen des Ersatzbedarfs beschafft werden können und somit sich viele Beschwerden auf alte Bekleidungsstücke beziehen. Aus Haushaltsgründen müssen diese natürlich aufgetragen werden. Maßnahmen zur weiteren Verbesserung des Nässe- und Kälteschutzes — wie in dem zitierten Artikel angesprochen — sind eingeleitet. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 4223* Zu Frage 66: Die Bundeswehr verfügt über keine generell getrennte Winter- und Sommerausrüstung, weil eine solche Ausstattung den häufig wechselnden Witterungsbedingungen — vor allem in den Übergangszeiten — nicht angepaßt werden kann. Stattdessen werden je nach Wetterlage mehrere ganzjährig tragbare Bekleidungsstücke bei Bedarf übereinander getragen. Der Soldat ist damit in seiner Ausstattung flexibler und hat weniger Bekleidungsstücke mitzuführen. Zu den in Ihrer Frage angesprochenen Bekleidungsstücken — Kampfschuhe und Feldparka — ist festzustellen: Der Kampfschuh, der in den letzten Jahren wegen seiner Wasserdurchlässigkeit oft beanstandet wurde, ist inzwischen derart verbessert worden, daß eine weitere Steigerung des Nässeschutzes nicht mehr möglich ist, ohne dafür wesentliche Nachteile — Innenfeuchtigkeit und damit fast automatisch kalte Füße — in Kauf zu nehmen. Durch diesen höheren Nässeschutz ergibt sich gleichzeitig ein besserer Wärmeschutz, der durch zusätzliche Maßnahmen noch gesteigert werden soll. Entsprechende Truppenversuche werden derzeit durchgeführt. Der Feldparka ist aus Baumwolle hergestellt und dient hauptsächlich als Schutz gegen Kälte und Wind, erst in zweiter Linie als Schutz gegen Nässe. Er ist daher mit einer wasserabweisenden Imprägnierung versehen. Als besonderer Nässeschutz steht der sogenannte Feldponcho zur Verfügung, mit dem inzwischen die gesamte aktive Truppe ausgestattet ist. Des weiteren werden zur Zeit verschiedene neue Stoffe für die Kampfbekleidung geprüft und in Trageversuchen erprobt. Aus Wirtschaftlichkeits- und Sparsamkeitsgründen kann jedoch nicht darauf verzichtet werden, daß früher beschaffte Artikel aufgetragen werden müssen. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage des Abgeordneten Lowack (CDU/CSU) (Drucksache 10/1100 Frage 68): Was wird die Bundesregierung unternehmen, um dem in der Rede Henry Kissingers am 13. Januar 1984 im Palais d'Egmont anläßlich der Konferenz des Zentrums für strategische und internationale Studien der George Town Universitat Washington geweckten Eindruck zu entgegnen, daß die Verbündeten der USA in der NATO, damit auch die Bundesrepublik Deutschland, „innenpolitischen Anliegen den Vorrang über einen ernsthaften Ausbau der Verteidigung geben"? Unabhängig von der Tatsache, daß eine stabile und gesunde innenpolitische Lage ein wesentlicher Faktor der Sicherheitspolitik gerade in Staaten mit freiheitlich-demokratischer Grundordnung ist, zielen die gemeinsamen Bemühungen der Bündnispartner in den entsprechenden Gremien der Allianz stets darauf ab, alle Partnerländer zu gleichmäßigen Verteidigungsanstrengungen im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten zu veranlassen. Die deutschen Verteidigungsleistungen sind bekannt und anerkannt. Henry Kissinger hat in seiner Rede auch nicht die Bundesrepublik Deutschland angesprochen. Unsere Verteidigungsanstrengungen sind im Bewußtsein der Öffentlichkeit diesseits und jenseits des Atlantiks fest verankert. Die Tatsache, daß der Bundeskanzler bei seiner kürzlichen USA-Reise mit Recht darauf verweisen konnte, daß die Bundesrepublik Deutschland ihren Verpflichtungen aus dem NATO-Doppelbeschluß ohne jeden Abstrich nachgekommen ist und weiter nachkommt, beweist eindeutig, daß Henry Kissinger uns nicht gemeint haben kann. Auch zukünftig werden wir unseren Beitrag erbringen und darüber sachlich und in der gebührenden Form berichten. Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 10/1100 Fragen 71 und 72): Wie viele Einrichtungen in den Niederlanden werden von der Bundeswehr im Rahmen des Verteidigungsauftrages der NATO in Anspruch genommen? Welche Sicherheitsmaßnahmen bestehen von deutscher Seite aus gegen die Einfuhr von Rauschgift durch Bedienstete der Bundeswehr, die in den Niederlanden tätig sind? Zu Frage 71: Die Bundeswehr nimmt im Rahmen ihres Verteidigungsauftrages in den Niederlanden an acht Orten Einrichtungen ständig in Anspruch. Sie werden genutzt von — einem Luftwaffenausbildungsregiment mit unterstellten Einheiten (darunter eine Feldjägerkompanie) in Budel — der Deutschen Delegation beim Hauptquartier der Alliierten Streitkräfte Mitteleuropa (AF-CENT) mit integriert und national eingesetztem Personal in Hoensbroek und Brunssum — einem NATO-Hauptdepot in Den Helder Darüber hinaus bestehen in den Niederlanden — der Militärattachéstab in Den Haag — vier Reservelazarettgruppen mit unterstellten Reservelazaretten als Geräteeinheiten in Ossendrecht — der Verbindungsoffizier des I. (Deutschen) zum I. (Niederländischen) Korps in Apeldoorn — Anteile von AFCENT und der Luftwaffe in Maastricht 4224* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 Zusätzlich werden einzelne Dienstgrade gelegentlich und vorübergehend zu Ausbildungszwecken in die Niederlande entsandt. Zu Frage 72: Jeder Bundeswehrangehörige, der aus dem Ausland in die Bundesrepublik Deutschland zurückkehrt, ist durch ein Merkblatt des Bundeswehrverwaltungsamtes darüber belehrt, daß die Einfuhr von Rauschgift verboten ist. Über die im Gesetz zur Neuordnung des Betäubungsmittelrechts vom 28. Juli 1981 (BGBl. I S. 681) enthaltenen allgemein geltenden Vorschriften bestehen für die im Ausland stationierten Angehörigen der Bundeswehr keine zusätzlichen Vorschriften. Dem Bundesminister der Verteidigung sind bisher auch keine Fälle bekannt geworden, in denen in den Niederlanden stationierte Bundeswehrangehörige in die nach diesem Gesetz mit Strafe zu ahndenden Tatbestände verwickelt sind. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Vahlberg (SPD) (Drucksache 10/ 1100 Fragen 73 und 74): Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß in der Wehrbereichsverwaltung VI (München) 1 135 Akten der Jahrgänge 1977 bis 1982 — Schadensregulierung von Manöverschäden betreffend — spurlos verschwunden sind, und wie hoch ist schätzungsweise die dabei zur Regulierung anstehende Summe? Sind der Bundesregierung ähnliche organisatorische und personelle Fehlleistungen auch von anderen Wehrbereichsverwaltungen bekannt, und was gedenkt die Bundesregierung insgesamt dagegen zu tun? Zu Frage 73: Es ist zutreffend, daß aus den Jahren 1977-1982 (also aus bestimmten zurückliegenden Jahren) bei der Wehrbereichsverwaltung VI 1 169 Schadensakten fehlen. Nach den bisherigen Ermittlungen sind die festgestellten Aktenverluste fast ausschließlich auf das Verhalten einer zwischenzeitlich ausgeschiedenen Beamtin des gehobenen Dienstes zurückzuführen. Die geschätzte Regulierungssumme beläuft sich derzeit auf ca. 125 000 DM. Ein Regreßverfahren gegen die genannte Beamtin ist eingeleitet. Noch nicht abgeschlossen ist die Prüfung, inwieweit auch gegen Vorgesetzte wegen Verletzung ihrer Aufsichtspflicht Regreßansprüche bestehen und dienstaufsichtliche oder disziplinare Maßnahmen einzuleiten sind. Zu Frage 74: Ähnliche vorsätzliche Verhaltensweisen sind nicht bekannt. Es gab einen entfernt vergleichbaren Fall im Jahr 1971. Schädiger konnten seinerzeit wegen Beweisschwierigkeiten nicht festgestellt werden. Die Wehrbereichsverwaltungen sind wie alle Dienststellen zu eingehender Dienst- und Fachaufsicht angehalten. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Wilz (CDU/CSU) (Drucksache 10/1100 Fragen 75 und 76): Gibt es für die Kreiswehrersatzämter und insbesondere für das Solinger Kreiswehrersatzamt Neuordnungspläne auf Grund eigener Überlegungen der Bundesregierung oder infolge von Empfehlungen des Bundesrechnungshofes? Ist die Bundesregierung mit mir der Auffassung, daß das Kreiswehrersatzamt Solingen entgegen einer bekanntgewordenen ÖTV-Verlautbarung und im Gegensatz zu Plänen der früheren Bundesregierung in jedem Falle als bewährte und bürgernahe Bundeswehrdienststelle zu erhalten ist? Die Bundesregierung beabsichtigt, mit Ausnahme der 1977 entschiedenen Zusammenlegung der Kreiswehrersatzämter im Saarland, keine Kreiswehrersatzämter, also auch nicht das Kreiswehrersatzamt Solingen, aufzulösen. Die Bundesregierung ist mit Ihnen der Auffassung, daß das Kreiswehrersatzamt Solingen als bewährte und bürgernahe Bundeswehrdienststelle erhalten bleiben soll, auch wenn es sich um das kleinste Amt im Wehrbereich III handelt. Die Zusammenlegung der Kreiswehrersatzämter im Saarland, die auf eine Empfehlung des Bundesrechnungshofes zurückgeht, kann wegen des hierfür erforderlichen Neubaues eines Dienstgebäudes in Saarbrücken erst etwa im Jahre 1991 verwirklicht werden. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Lambinus (SPD) (Drucksache 10/1100 Fragen 77 und 78): Wie viele Anträge auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer von Soldaten sind derzeitig anhängig, deren Bearbeitung in die Zuständigkeit von Prüfungsausschüssen und -kammern fällt, die noch nicht gebildet worden sind, und wie lauten die entsprechenden Zahlen für Wehrpflichtige, die schon einberufen sind, ihren Dienst aber noch nicht angetreten haben? Ist es zutreffend, daß das Bundesverfassungsgericht in seiner Entscheidung vom 26. Mai 1970 (E 28, 262) ausgeführt hat, daß einem Kriegsdienstverweigerer vor Abschluß seines Anerkennungsverfahrens in Friedenszeiten die Leistung von Wehrdienst für eine kurze Übergangszeit nur zugemutet werden könne, wenn das Anerkennungsverfahren mit möglichster Beschleunigung durchgeführt wird, und wie will die Bundesregierung angesichts der teilweisen Funktionsunfähigkeit der Prüfungsausschüsse und -kammern sicherstellen, daß diesem Verfassungsgebot für Soldaten, die einen Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer gestellt haben, Rechnung getragen wird? Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 4225* Zu Frage 77: Es werden keine statistischen Nachweise geführt, aus denen die von Ihnen gewünschten Zahlen ermittelt werden können. Eine Auszählung bei den einzelnen Ausschüssen und Kammern wäre mit einem unverhältnismäßig großen Zeitbedarf verbunden. Hierdurch würde auch in großem Umfang Personal gebunden werden, das primär um zügige Bearbeitung der Anträge bemüht ist. Zu Frage 78: Das von Ihnen genannte Urteil aus dem Jahre 1970 betrifft nicht die Zumutbarkeit der vorübergehenden Wehrdienstleistung für Kriegsdienstverweigerer schlechthin, sondern die Zumutbarkeit des Dienstes mit der Waffe. Seinerzeit war die Möglichkeit für Kriegsdienstverweigerer, von der unmittelbaren Bedienung der Waffen befreit zu werden, vorübergehend ausgesetzt; sie ist seit 1975 den Kriegsdienstverweigerern wieder eröffnet. Mit dieser Maßgabe ist der Wehrdienst im Frieden einem kriegsdienstverweigernden Soldaten auch im Falle einer nicht sehr kurzen Verfahrensdauer zumutbar. Im übrigen ist mit einer längeren Verfahrensdauer für Soldaten in aller Regel nicht zu rechnen. Am 9. März dieses Jahres waren bereits 2/3 der Ausschüsse und Kammern wieder funktionsfähig. In rund 4 Wochen dürften sich nahezu alle Gremien konstituiert haben. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Jaunich (SPD) (Drucksache 10/1100 Fragen 79 und 80): Trifft die Feststellung des Bundesbeauftragten für den Zivildienst (WDR 17. Februar 1984) zu, daß von den zu wählenden 119 Prüfungsausschüssen bis zu diesem Zeitpunkt ganze 15 ihre Arbeit aufgenommen haben, und wie verteilen sie sich auf die einzelnen Bundesländer? Was hat die Bundesregierung getan, um den Übergang auf die neue Regelung ab 1. Januar 1984 ohne Arbeitsstillstand der Prüfungsausschüsse sicherzustellen? Zu Frage 79: Bis zum 8. März 1984 hatten 74 von insgesamt 119 Ausschüssen ihre Tätigkeit aufgenommen. Am 17. Februar 1984 hatten 15 Ausschüsse für Kriegsdienstverweigerung bereits Sitzungen durchgeführt. Sie verteilten sich auf die Bundesländer wie folgt: Baden-Württemberg und Bayern je 3, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein je 2, sowie Hessen 1. Weitere 14 Ausschüsse hatten zu diesem Zeitpunkt zu ihrer ersten Sitzung geladen. Zu Frage 80: Die Beisitzer der früheren Prüfungsausschüsse waren 1979 für vier Jahre, beginnend ab 1. Januar 1980, gewählt worden; ihre Amtsperiode war somit — auch ohne die Neuregelung — am 31. Dezember 1983 abgelaufen. Das anschließend in Kraft getretene Kriegsdienstverweigerungsgesetz ermächtigte den Bundesminister der Verteidigung zum Erlaß einer Rechtsverordnung über die Wahl der Beisitzer der neuen Ausschüsse für Kriegsdienstverweigerung. Diese Verordnung — die Kriegsdienstverweigerungsverordnung — konnte aus Rechtsgründen nicht vor dem 1. Januar 1984 in Kraft treten. Der Bundesminister der Verteidigung hatte im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Justiz die Auffassung vertreten, daß die Wahl der neuen Beisitzer schon vor Inkrafttreten des Kriegsdienstverweigerungsgesetzes hätte durchgeführt werden können. Die Bundesländer hatten dagegen ganz überwiegend rechtliche Bedenken geltend gemacht, so daß frühzeitige Wahlen nicht stattfinden konnten. Der Bundesminister der Verteidigung, in dessen Geschäftsbereich die Ausschüsse für Kriegsdienstverweigerung eingerichtet sind, war bei dieser Sachlage darauf angewiesen, die Bundesländer und die kommunalen Spitzenorganisationen auf die Eilbedürftigkeit der Beisitzerwahlen wiederholt hinzuweisen. Seit der Zustimmung des Bundesrates zum Entwurf der Kriegsdienstverweigerungsverordnung am 25. November 1983 stehen auch die Wehrersatzbehörden auf allen Ebenen — mit den Innenministern und Innensenatoren der Länder, den kreisfreien Städten und den Kreisen — in ständiger Verbindung, um auf eine Beschleunigung des Wahlverfahrens hinzuwirken und die Ergebnisse bald-möglich in Erfahrung zu bringen. Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen der Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) (Drucksache 10/1100 Fragen 81 und 82): Wie viele Kriegsdienstverweigerungs-Antragsteller sind vom „Stillstand der Rechtspflege" betroffen, und was geschieht mit ihnen bis zum Abschluß des Prüfungsverfahrens? Warum wurde die Kriegsdienstverweigerungsverordnung erst am 2. Januar 1984 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht, und räumt die Bundesregierung ein, daß die kommunalen Vertretungskörperschaften deshalb nicht in der Lage waren, die notwendigen Wahlen für die Beisitzer in den Ausschüssen rechtzeitig durchzuführen? Zu Frage 81: Betroffen sind nur die Wehrpflichtigen, die bis zur Arbeitsaufnahme des zuständigen Ausschusses ihre Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer beantragen, nachdem sie bereits zum Wehrdienst einberufen waren oder eine Vorbenachrichtigung über die bevorstehende Einberufung erhalten haben. Bis zum 8. März 1984 hatten 74 von insgesamt 119 Ausschüssen ihre Tätigkeit aufgenommen. Kriegsdienstverweigernde Soldaten können bis zur Entscheidung durch den Ausschuß auf Antrag 4226* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 von der unmittelbaren Bedienung der Waffen befreit werden. Zu Frage 82: Die Kriegsdienstverweigerungsverordnung wurde am 2. Januar 1984 ausgefertigt und am 6. Januar im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Eine frühere Veröffentlichung war nicht möglich, da das die Grundlagen enthaltende Kriegsdienstverweigerungsgesetz erst am 1. Januar 1984 in Kraft getreten ist. Der Auffassung des Bundesministers der Verteidigung, daß die Wahlen der Beisitzer für die Ausschüsse bereits im Jahre 1983 hätten durchgeführt werden können, sind die Bundesländer nicht gefolgt, so daß die kommunalen Vertretungskörperschaften nicht in der Lage waren, die Beisitzer noch vor Inkrafttreten des Kriegsdienstverweigerungsgesetzes zu wählen. Anlage 25 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Gilges (SPD) (Drucksache 10/1100 Fragen 83 und 84): Warum sieht die Kriegsdienstverweigerungsverordnung für die Wahl der Beisitzer die paritätische Berücksichtigung von Frauen und Männern vor, obwohl der Bundesminister der Verteidigung dieser Frage — die auch die Wahl bei den kommunalen Vertretungskörperschaften verzögert — eine geringere Bedeutung zumißt? Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, die Wahl der Prüfungsausschüsse im Wege einer Eilentscheidung durch die Kommunen zu beschleunigen, und was hat sie gegebenenfalls getan, um auf diese Möglichkeit aufmerksam zu machen? Zu Frage 83: Nach dem Kriegsdienstverweigerungsgesetz sind bei der Wahl der Beisitzer die Grundsätze für die Wahl der Jugendschöffen zu berücksichtigen. Dazu gehört die Regelung des Jugendgerichtsgesetzes, wonach ebenso viele Frauen wie Männer vorgeschlagen und gewählt werden sollen. Da die Kriegsdienstverweigerungsverordnung aus praktischen Erwägungen für Frauen und Männer keine getrennten Beisitzerlisten vorsieht, hat die Parität hier geringere Bedeutung als im Jugendschöffenrecht, obwohl die Bundesregierung eine paritätische Besetzung begrüßen würde. Zu Frage 84: Der Bundesminister der Verteidigung hat die Innenminister und die Innensenatoren der Länder sowie die kommunalen Spitzenorganisationen wiederholt auf die Eilbedürftigkeit der Beisitzerwahlen hingewiesen. Die Prüfung, ob die in den Kreis- und Gemeindeordnungen der Länder vorgesehenen Dringlichkeitsentscheidungen durch besondere Organe möglich sind, hat zu einem negativen Ergebnis geführt. Aus diesem Grunde haben die Länder dahingehende Dringlichkeitsentscheidungen bisher nicht veranlaßt. Anlage 26 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage des Abgeordneten Sielaff (SPD) (Drucksache 10/1100 Frage 85): Wie hoch ist der prozentuale Anteil der Kriegsdienstverweigerungs-Anträge aus dem zweiten Halbjahr 1983, die von den Prüfungsausschüssen noch in 1983 bearbeitet worden sind? Erhebungen über den prozentualen Anteil der KDV-Anträge aus dem zweiten Halbjahr 1983, die von den Prüfungsausschüssen noch im Jahr 1983 bearbeitet worden sind, wurden nicht durchgeführt. Dies hätte nur mit zusätzlichem Verwaltungsaufwand geschehen können und hätte erhebliche Verzögerungen in der Bearbeitung der Anträge selbst bedeutet. Bekannt ist aber die Anzahl der eingegangenen Anträge im zweiten Halbjahr 1983 von nämlich 15 160 Antragstellern und die Zahl der in diesem Zeitraum bearbeiteten Anträge mit — deutlich über dem Neueingang liegenden — 21 090 Entscheidungen. Anlage 27 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Czempiel (SPD) (Drucksache 10/1100 Fragen 86 und 87): Ist es, entgegen der Zusage des Bundesverteidigungsministers, alle Kriegsdienstverweigerungs-Ausschüsse bis zum Abbau des Staus arbeitsfähig zu erhalten, im zweiten Halbjahr 1983 zur Einstellung der Arbeit von Prüfungsausschüssen u. a. wegen Nichtverlängerung von Zeitverträgen der Ausschußvorsitzenden gekommen? War der Bundesregierung bewußt, daß dadurch nur noch wenige Antragsteller in den „Genuß" des 16monatigen Zivildienstes kommen? Zu Frage 86: Im 2. Halbjahr 1983 wurde der Personalbestand der gefragten Personengruppe um insgesamt acht Vorsitzende, dies sind lediglich 3,5% der Gesamtzahl, vermindert. Von diesen acht wurde aus Leistungs- bzw. Belastungsgründen von uns gegenüber zwei Vorsitzenden auf eine Weiterbeschäftigung verzichtet. Drei Vorsitzende sind in diesem Zeitraum aus Altersgründen ausgeschieden. Weitere drei Vorsitzende sind in ein anderes Ressort gewechselt. Die Dienstposten dieser acht Vorsitzenden konnten leider nicht nachbesetzt werden, weil aufgrund der vom Parlament geforderten Einsparungsauflagen im Personalhaushalt in der allgemeinen Bundeswehrverwaltung ein erhebliches Fehl besteht. Zu Frage 87: Die Ursache, daß nicht noch mehr Anträge auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer vor dem 1. Januar 1984 bearbeitet werden konnten, ist nicht der nur sehr geringfügig verminderte Personalbestand an Vorsitzenden, sondern die Vorrangigkeit Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 4227* der Bearbeitung der Anträge von Soldaten, Einberufenen und solchen Wehrpflichtigen, deren Einberufung vorangekündigt war. Die übrigen Anträge werden grundsätzlich in der Reihenfolge des Eingangs bearbeitet, sofern nicht ein dringendes Interesse der Antragsteller an einer bevorzugten Einberufung besteht, wie z. B. bei Arbeitslosen. Von den Anträgen, die ab 1. Juli 1983 gestellt worden sind, war zudem ein Teil nicht bearbeitungsreif, da das Musterungsverfahren noch nicht abgeschlossen war. Anlage 28 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage des Abgeordneten Delorme (SPD) (Drucksache 10/1100 Frage 88): Ist es zutreffend, daß die Akten mit unbearbeiteten Anträgen auf Kriegsdienstverweigerung immer noch nicht alle dem Bundesamt für Zivildienst zugestellt wurden, und wenn ja, worauf ist das zurückzuführen? Anträge auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer, über die das Bundesamt für den Zivildienst zu entscheiden hat, können nicht in allen Fällen sofort an dieses Amt weitergeleitet werden. Ist der Antragsteller noch nicht gemustert, muß nach dem Kriegsdienstverweigerungsgesetz zunächst die Musterung abgewartet werden. Erst wenn der Musterungsbescheid unanfechtbar geworden oder ein Rechtsmittelverfahren gegen den Musterungsbescheid rechtskräftig abgeschlossen ist, kann der Antrag an das Bundesamt für den Zivildienst abgegeben werden. Anlage 29 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Frage des Abgeordneten Sielaff (SPD) (Drucksache 10/1100 Frage 89): War der Bundesregierung bei ihrer „Formulierungshilfe" für den Kriegsdienstverweigerungs-Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen bewußt, daß durch die Anlehnung an die Wahl der Jugendschöffen, bestimmte Berufsgruppen, die in der Vergangenheit besonders engagiert die Interessen von Kriegsdienstverweigerern vertreten haben — wie beispielsweise Pfarrer — zukünftig von der Mitwirkung in den Kriegsdienstverweigerungs-Ausschüssen ausgeschlossen würden? Es trifft zu, daß nunmehr für die Berufung der beiden ehrenamtlichen Beisitzer in den Ausschüssen und Kammern für Kriegsdienstverweigerung die Vorschriften über die persönlichen Voraussetzungen für die Berufung zum Amt eines Schöffen gelten, nach denen u. a. Geistliche nicht berufen werden sollen. Dadurch wird jedoch die herkömmliche Unterstützung der Antragsteller vor den Ausschüssen und Kammern durch Vertreter der Kirchen in keiner Weise berührt. Vielmehr sind die Pfarrer wie im früheren Recht weiterhin ausdrücklich zur unentgeltlichen Vertretung des Antragstellers — d. h. als Beistände — zugelassen. Während der Beistand dem Antragsteller hilft, seine Gewissensgründe gegenüber dem Staat überzeugend geltend zu machen, hat sich ein ehrenamtlicher Beisitzer in den Ausschüssen und Kammern für den Staat ein möglichst objektives, interessenfreies Urteil über das Vorliegen eines Gewissensgrundes im Sinne von Artikel 4 Abs. 3 des Grundgesetzes zu bilden. Bei dieser Verschiedenartigkeit der beiden Ämter konnte es nicht befriedigen, daß in der Vergangenheit manche Pfarrer, von Termin zu Termin wechselnd, einmal als ehrenamtlicher Beisitzer Mitglied des Ausschusses oder der Kammer waren und ein anderes Mal diesem Ausschuß oder dieser Kammer als Beistand eines Antragstellers gegenüberstanden. Die Bundesregierung begrüßt es daher, daß dies nach dem neuen Recht nicht mehr möglich ist. Anlage 30 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Frage des Abgeordneten Delorme (SPD) (Drucksache 10/1100 Frage 90): Wie wirkt sich die zum Erliegen gekommene Tätigkeit der Prüfungsausschüsse auf die Besetzung von Zivildienststellen aus? Die durch die Neuberufung der ehrenamtlichen Beisitzer zu Beginn dieses Jahres eingetretene Unterbrechung der Tätigkeit der Ausschüsse und Kammern für Kriegsdienstverweigerung führt in keinem Monat zu einem Rückgang der Zahl der im Dienst befindlichen Zivildienstleistenden. Die Arbeit der Beschäftigungsstellen im Zivildienst wird daher nicht beeinträchtigt. Das ist darauf zurückzuführen, daß der Eingang an Akten von anerkannten Kriegsdienstverweigerern bei der für die Einberufung zuständigen Abteilung des Bundesamtes für den Zivildienst in diesem Jahr in keinem Monat unter dem Aktenzugang in den entsprechenden Monaten der letzten Jahre gelegen hat oder liegen wird. So war im Monat Januar 1984 der Aktenzugang von den Kreiswehrersatzämtern mit 2 347 ebenso hoch wie im Januar 1983 mit 2 340. Im Februar 1984 kamen zu den 1 055 Akten anerkannter Kriegsdienstverweigerer, die dem Bundesamt für den Zivildienst von den Kreiswehrersatzämtern zugingen, bereits 1 787 von dem Bundesamt für den Zivildienst nach dem neuen Recht selbst ausgesprochene Anerkennungen hinzu. Mit insgesamt 2 842 anerkannten Kriegsdienstverweigerern wurde damit die Vorjahreszahl von 2 481 nicht unerheblich übertroffen. Im März 1984 wird sowohl mit einem Anstieg der Zugänge von den Kreiswehrersatzämtern, bei denen inzwischen ein Teil der neu gebildeten Ausschüsse seine Tätigkeit aufgenommen hat, als auch mit einer weiter steigenden Zahl eigener Anerkennungen durch das Bundesamt für den Zivildienst gerechnet. Die Vorjahreszahl der Akten- 4228* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1984 eingänge von 3 481 wird daher mindestens erreicht werden. Von April 1984 an werden die Einberufungen sehr wahrscheinlich ständig erheblich über denen der Vergleichsmonate früherer Jahre liegen. Die Bundesregierung rechnet damit, daß sich dadurch die Zahl der im Dienst befindlichen Zivildienstleistenden bis Ende des Jahres auf annähernd 50 000 erhöhen wird. Anlage 31 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Fragen des Abgeordneten Schartz (Trier) (CDU/ CSU) (Drucksache 10/1100 Fragen 91 und 92): Kann die Bundesregierung detailliert darlegen, welche Schritte sie unternommen hat und mit welchem Erfolg, um den Wünschen und Forderungen der Entschließung des Deutschen Bundestages, die er anläßlich der Beschlußfassung zum Vierten Gesetz zur Änderung des Weingesetzes am 23. Juni 1982 gefaßt hat, im einzelnen nachzukommen? Hat die Bundesregierung hinsichtlich Überwachung und Kontrolle sowohl der eingeführten Weine aus der EG und Drittstaaten als auch der ausgeführten Weine neue Erkenntnisse gewonnen, die Einfluß auf die Gesetz- und Verordnungsgebung haben könnten? Zu Frage 91: Die Zahl der für Weineinfuhren zuständigen Zolldienststellen ist seit der Entschließung des Bundestages vom 23. Juni 1982 um 26 % von 307 auf 228 verringert worden. Im Hinblick auf die Zuständigkeit der Länder für die Weinüberwachung sind diese mit Schreiben vom 5. November 1982 auf die Entschließung des Bundestages aufmerksam gemacht worden. Dabei sind sie insbesondere angeregt worden, die Überwachungsbehörden oder die amtlichen Untersuchungsstellen zu veranlassen, unter Berücksichtigung ihrer Kontrollbedürfnisse die Zollstellen um verstärkte Entnahme und Vorstellung von Proben zu ersuchen. Dies ist nach den vorliegenden Informationen auch geschehen. Das nach Gemeinschaftsrecht vorgeschriebene Begleitdokumentenverfahren wird inzwischen von allen Bundesländern durchgeführt. Gegenwärtig wird in Brüssel eine Änderung der Begleitdokumenten-Verordnung beraten mit dem Ziele, ihre Regelungen praktikabler und noch wirksamer zu gestalten. Dabei hat die deutsche Delegation die in der Praxis des Vollzugs gesammelten Erfahrungen verwertet. Nach den eingeholten Auskünften sind der Weinüberwachung in Rheinland-Pfalz 10 neue Stellen zugewiesen worden, davon vier Weinkontrolleure und vier Laboranten. In den übrigen Ländern ist keine Personalverstärkung erfolgt, jedoch wird zum Teil die Weinkontrolle durch Zuweisung von Lebensmittelkontrolleuren unterstützt. Im Rahmen der vorbereiteten Arbeiten für eine Verordnung zur Sicherung einer gleichmäßigen Überwachung haben sich die Bundesländer in schriftlichen Stellungnahmen überwiegend gegen eine Verordnung nach § 58 Abs. 4 des Weingesetzes ausgesprochen, weil sie ein umfassendes Regelungsbedürfnis verneinen. Auch in einer Besprechung mit den Bundesländern im Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit am 14. Dezember 1983 konnte eine mehrheitsfähige Lösung noch nicht gefunden werden. Der Vorschlag des Landes Rheinland-Pfalz, der die Herauslösung der Weinkontrolle aus der Lebensmittelüberwachung der Länder und die Schaffung eines bundesweiten „Deutschen Weinüberwachungs-Dienstes" als Selbstverwaltungskörperschaft vorsieht, stößt ebenfalls auf Ablehnung. Er soll auf Antrag des Landes Baden-Württemberg Anfang Mai dieses Jahres in der Sitzung des Ausschusses Lebensmittelhygiene und Lebensmittelüberwachung der Arbeitsgemeinschaft der Leitenden Medizinalbeamten der Länder (ALU) nochmals diskutiert werden. Die Bundesregierung wird sich weiterhin um eine positive Lösung im Sinne der Entschließung des Bundestages bemühen. Zu Frage 92: Nein. Nach übereinstimmender Auffassung der Bundesregierung und der Bundesländer reichen die geltenden Rechtsvorschriften bei Ausschöpfung ihrer Möglichkeiten für eine wirksame Überwachung aus. Anlage 32 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Frage der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer (DIE GRÜNEN) (Drucksache 10/1100 Frage 95): Plant die Bundesregierung im Rahmen der Novellierung des Zivilschutzgesetzes einen Erlaß von Vorschriften für die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung im Katastrophenfall, und ist sie bereit, die vorliegenden Entwürfe der Öffentlichkeit bekanntzumachen? Für die Bewältigung von Katastrophen im Frieden sind nach unserer Verfassungsordnung die Länder zuständig. Die Bundesregierung prüft, ob und gegebenenfalls wie der Bereich der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung in einem Verteidigungsfall in den Entwurf eines neuen Zivilschutzgesetzes einbezogen werden kann. Über den Zeitpunkt des Abschlusses der Prüfung und den künftigen Regelungsinhalt können noch keine Angaben gemacht werden. Da die Regelungen auf Maßnahmen der Katastrophenhilfe durch Einrichtungen des Gesundheitswesens, die im Verantwortungsbereich der Länder liegen, aufbauen muß, bedarf es eines umfangreichen Abstimmungsverfahrens. Entsprechend der Geschäftsordnung der Bundesministerien wird die Öffentlichkeit zu gegebener Zeit über einen Gesetzentwurf unterrichtet werden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir sprechen heute zur Lage der Nation. Zur Lage der Nation gehört als erstes die Feststellung, daß die deutsche Teilung bittere Wirklichkeit für die Deutschen ist. Wirklichkeit ist aber auch die Hoffnung, diese Teilung zu überwinden. Die Einheit der Nation ist und bleibt lebendig.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Zwischen den beiden Staaten in Deutschland gibt es einen intensiven Dialog, gibt es vielfältige Kontakte und konstruktive Zusammenarbeit auf zahlreichen Feldern. Seit dem letzten Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland hat sich das Geflecht der Beziehungen weiter verfestigt. Gerade in schwierigen Zeiten des Ost-West-Verhältnisses leisten die beiden Staaten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung des Friedens, wenn wir alle unsere Möglichkeiten zur Zusammenarbeit aktiv nutzen.

    (Beifall des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    Dieser Stand der innerdeutschen Beziehungen ist das Resultat zielstrebiger und besonnener Politik. Die Idee, die Ergebnisse und die Perspektiven dieser Politik hält der Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland in sechs Punkten fest.
    Erstens. Die Freiheit ist der Kern der Deutschen Frage.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Der nationale Auftrag bleibt gültig und erfüllbar: in einem vereinten Europa in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden.
    Unsere wichtigste rechtliche und moralische Position bleibt der Anspruch aller Deutschen auf Freiheit und Selbstbestimmung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Einheit der Nation soll und muß sich zu allererst in der Freiheit ihrer Menschen erfüllen.
    Für uns hat die Bewahrung der Freiheit Vorrang vor allen anderen Zielen. Die Bundesrepublik Deutschland ist ein freiheitlicher Staat. Die Bindung an die freiheitliche Demokratie gehört zu unseren Staatsgrundlagen.

    (Zuruf des Abg. Fischer [Frankfurt] [GRÜNE])

    Die Entscheidung für die Europäische Gemeinschaft und die Atlantische Allianz ist das Fundament dieser Politik.
    Wir wissen, wohin wir gehören; wir wissen, wo wir stehen: auf der Seite der Freiheit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Lachen bei den GRÜNEN — Fischer [Frankfurt] [GRÜNE]: Amen!)

    Mit den demokratischen Rechtsstaaten teilen wir unsere Grundwerte und unsere politische Kultur, eine im Miteinander und Gegeneinander in Jahrhunderten gewachsenen Gemeinsamkeit.
    Weil wir im freien Westen freie Menschen bleiben wollen, gibt es in dieser Frage für uns auch keinen Wankelmut: Aus leidvoller historischer Erfahrung der totalitären Herrschaft im Innern und der Gewalt nach außen haben wir gelernt, daß Freiheit, daß Menschenrechte und der Friede, den sie stiften, unsere erste Staatsbestimmung sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Unsere Freunde im Westen wissen, daß auf uns Verlaß ist. Aus geschichtlicher Erfahrung und gemeinsamen Werteverständnis und nicht zuletzt aus wohlverstandenem Eigeninteresse gehören sie und wir zusammen. Mit den Pariser Verträgen vor 30 Jahren haben wir unser Bekenntnis zur Bündnisgemeinschaft des freien Westens auf Dauer festgeschrieben. Und genauso haben sich die Drei Mächte, unsere wichtigsten Bündnispartner, auf das Ziel der Einheit Deutschlands in Freiheit dauerhaft verpflichtet.
    Die Deutsche Frage bleibt offen: Das gilt politisch ebenso wie in rechtlicher Hinsicht. Für die Politik der Bundesregierung bleiben maßgebend und wegweisend die rechtlichen Grundlagen, die ich in meiner Regierungserklärung vom 4. Mai 1983 im einzelnen genannt habe.
    Unser Verhältnis zu den Drei Mächten ist von existentieller Bedeutung für Berlin. Wer einer Erosion unseres Zusammenhalts mit den Westalliierten Vorschub leistet, wer auf Distanz ganz besonders 4u den Vereinigten Staaten von Amerika geht, der handelt verantwortungslos gegenüber den Menschen in Berlin.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir haben in Berlin eine Aufgabe für die Sache der Freiheit zu erfüllen.
    Berlin ist Symbol für die standfeste Verteidigung von Demokratie und Menschenrechten durch die freien Völker des Westens, und Berlin ist Gradmesser für die Beziehungen zwischen Ost und West. Der Lebensmut und der Freiheitswille der Berliner und der entschlossene Schutz durch die Drei Mächte haben Berlin die Freiheit seit 1945 bewahrt.
    Frankreich, Großbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika wirken in Berlin aus eigenem Recht. Ihre Präsenz in Berlin erhalten sie besonders deshalb aufrecht, weil sie unsere Partner und Freunde in der atlantischen Wertegemeinschaft sind und weil es auch ihnen darum geht, in Berlin die gemeinsame Freiheit zu verteidigen.
    Berlin, meine Damen und Herren, ist immer auch der Prüfstand für den Selbstbehauptungswillen des Westens. Die Lage in und um Berlin muß stabil bleiben. Von entscheidender Bedeutung für die Beziehungen zwischen West und Ost ist die strikte Einhaltung und volle Anwendung des Viermächte-Abkommens über Berlin. Die Festigung und Weiterentwicklung der Bindungen Berlins an den Bund behält den Rang eines nationalen Interesses.
    Auch die innerdeutschen Beziehungen müssen einen Beitrag dazu leisten, die Situation von Berlin zu erleichtern und zu verbessern.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Das gilt insbesondere für die Gestaltung der Verkehrsverbindungen. Wir freuen uns mit der Berliner Bevölkerung und mit dem Berliner Senat, daß es durch unsere gemeinsame Initiative gelungen ist, die S-Bahn den Berlinern zurückzugeben.

    (Zurufe von den GRÜNEN)

    Die Bundesregierung wird fortfahren, die Lebensfähigkeit der Stadt zu sichern und ihre Anziehungs- und Ausstrahlungskraft wirtschaftlich, politisch und kulturell zu fördern. Berlin muß als Standort von Zukunftsindustrien wie als Zentrum kreativer Forschung attraktiv bleiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Für Berlin sind neue und zukunftssichere Arbeitsplätze überlebenswichtig. Darum ging es auch bei der Berliner Wirtschafts-Konferenz, die ich vor 15 Monaten gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister einberufen hatte. Die meisten Zusagen haben inzwischen zu konkreten Initiativen geführt. Auf einer Nachfolge-Konferenz im Juni dieses Jahres soll Bilanz gezogen und sollen neue Anstöße gegeben werden.
    Unübersehbar ist schon heute, daß sich die Berliner Wirtschaft insgesamt wieder aufwärtsentwikkelt. Die Investitionen nehmen zu, die gewerblichen Unternehmen melden einen Anstieg von Aufträgen und Gütererzeugung. Auch das Bruttosozialprodukt in Berlin wächst. Die Stadt blüht wieder auf. Die Stadt hat ihren natürlichen Elan wiedergefunden, sie vertraut erneut ihrer eigenen Substanz, ihrer ganz eigenwilligen Vitalität.
    In drei Jahren blickt Berlin auf eine 750jährige Geschichte zurück. Dieses Jubiläum soll zu einer Demonstration werden für diese friedliche und weltoffene Stadt, für ihr freiheitliches Lebensgefühl, für ihre Geschichte, für ihre Tradition. Wir alle wollen dazu beitragen, daß diese Feier für Berlin ein großer Erfolg wird, denn Berlin hat eine nationale Aufgabe.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und Abgeordneten der SPD)

    Zweitens: Die deutsche Nation ist Wirklichkeit im Bewußtsein der Deutschen.
    Geprägt durch eine vielhundertjährige gemeinsame geschichtliche Erfahrung im Herzen Europas, begreifen wir Deutsche ganz selbstverständlich die Einheit unserer Nation.
    Der geschichtliche, der politische Wandel auf deutschem Boden hat das Bewußtsein nationaler Einheit nicht ausgelöscht. Wir im freien Teil unseres Vaterlandes stellen uns der ganzen Geschichte, mit ihren glanzvollen und mit ihren schrecklichen und düsteren Kapiteln. Und wir wissen, daß es gerade in diesem Jahrhundert die gemeinsame Erfahrung von Hochmut und Schuld, von Elend und Leiden ist, die alle Deutschen aneinander bindet und auch das Bewußtsein ihrer Einheit wachhält.
    Im vergangenen Jahr jährte sich zum 50. Mal die Machtübernahme Adolf Hitlers am 30. Januar 1933. Damals begann Deutschlands Weg in die Katastrophe.
    In diesem Jahr gedenkt die Nation besonders des Grafen Stauffenberg und seiner Freunde sowie all jener Deutschen, die im Widerstand gegen die Gewaltherrschaft am 20. Juni 1944 und danach ihr Leben wagten.

    (Zuruf des Abg. Schneider [Berlin] [GRÜNE])

    Sie wollten nicht die braune Diktatur durch eine andere ersetzen. Sie wollten Freiheit der Person und Herrschaft des Rechts. Diese Männer und Frauen haben Zeugnis für das andere, für das bessere Deutschland abgelegt.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP und Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ihre Grundsatztreue, ihr Mut, ihre Tat gehören zum besten Teil der deutschen Geschichte.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und Abgeordneten der SPD)

    Das Vermächtnis des deutschen Widerstandes gegen Hitler, eines der tragenden Fundamente der Bundesrepublik Deutschland, hat seinen festen Platz im Bewußtsein der Deutschen.

    (Fischer [Frankfurt] [GRÜNE]: Das sieht man an den Edelweißpiraten!)

    Es läßt sich nicht fehlleiten und erst recht nicht parteilichen Zwecken zuordnen.
    Meine Damen und Herren, die Führung der DDR ist bemüht, die deutsche Geschichte umzudeuten und sie sich so anzueignen. Aber niemals, zu keinem Zeitpunkt, wies die Richtung deutscher Geschichte vorwärts zum sozialistischen Deutschland, wie die SED-Propagandisten heute immer wieder behaupten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Motive für dieses Tun sind klar: Da die Realität des real existierenden Sozialismus die Menschen nicht anspricht, soll nationale Selbstentdeckung und Einheitsperspektive die verschmähte Ideologie popularisieren. Sie soll die Menschen betören — in der DDR, aber nicht nur dort.
    Hinter dem gesamtdeutschen Geschichtsbild der DDR steht die Idee eines sozialistischen Gesamtdeutschland. Der erkennbare Hinweis auf die fortbestehende nationale Einheit und auf künftige staatliche Einheit unter sozialistischem Vorzeichen soll das Defizit an Freiheit überspielen.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    So soll ein nationales Selbstbewußtsein als Legitimitätsersatz für ein Gemeinwesen dienstbar gemacht werden, dessen Theorie und Praxis von den Deutschen, die dort leben, in freien Wahlen nie angenommen wurden und nie angenommen würden.
    Das Bewußtsein der gemeinsamen Geschichte, meine Damen und Herren, ist das eine, die gemeinsame Last der Teilung unseres Vaterlandes ist das andere. Auf beidem gründet das besondere Verhältnis zwischen den beiden Staaten in Deutschland. Heute ist es ein Teil deutscher Wirklichkeit, den keine deutsche Regierung ignorieren darf. Wir fin-



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    den uns mit der Teilung nicht ab, wir bleiben unseren Landsleuten in der DDR verpflichtet.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und Abgeordneten der SPD)

    Wer ja zur Einheit der Nation sagt, muß auf die Menschen in der DDR, unsere Landsleute, zugehen, muß zu ihnen gehen. Ich werte es als ein erfreuliches Zeichen, daß sich in unserer jungen Generation eine immer größere Bereitschaft zeigt, mehr über die Verhältnisse in der DDR zu erfahren, dort die Lebenswirklichkeit und den Alltag unserer Landsleute kennenzulernen. Wir dürfen uns in Deutschland nicht auseinanderleben, wir müssen aufeinander zugehen, müssen zueinander kommen. So darf ich auch heute hier, von diesem Platz aus, an die Eltern, an die Lehrer und nicht zuletzt an die Schulverwaltungen und Kultusminister der Länder appellieren, das Ihrige zur Stärkung des nationalen Bewußtseins beizutragen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und Abgeordneten der SPD)

    Ich denke hier auch an die Behandlung der Deutschen Frage im Unterricht an unseren Schulen. Die junge Generation sollte auch in den Medien, auch in der wissenschaftlichen Unterrichtung wieder mehr über das geteilte Deutschland lernen, seine Geschichte und Gegenwart und nicht zuletzt, meine Damen und Herren, auch über die Leistungen der Menschen in der DDR, über ihre Sorgen, über ihre Hoffnungen.
    Nicht nur in der Gemeinsamkeit der Geschichte, von Sprache, Kunst und Kultur, von Werten und Tugenden ist Einheit unverlierbar. Dazu kommen ungeachtet vielfältiger Behinderungen der unaufhaltsame Fluß von Informationen und Meinungen, die andauernde Verbindung von Menschen über die Trennungslinie hinweg — in Gesprächen und Kontakten miteinander wie über die Medien. Die Medien sollten bei ihrer Berichterstattung berücksichtigen, daß sie für viele Deutsche in den beiden Staaten oft die einzige Informationsquelle über das Leben der Menschen im jeweils anderen Teil Deutschlands sind.
    Im vergangenen Jahr, meine Damen und Herren, war es am stärksten die Erinnerung an Martin Luther, die die Deutschen zusammengeführt und überall in Deutschland hoffnungsvolle Zeichen der Begegnung gesetzt hat. Wir alle wissen die Arbeit der Kirchen in beiden Teilen Deutschlands hoch zu schätzen. Ich möchte dafür von dieser Stelle aus ein herzliches Wort des Dankes sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und Abgeordneten der SPD)

    Gerade die Kirchen leisten viel für die Menschen in beiden Teilen Deutschlands.
    Drittens. Es ist unsere Pflicht, die Folgen der Teilung für die Menschen erträglicher zu machen und weniger gefährlich.
    Wir wollen zu praktischen Lösungen kommen, die den Menschen dienen. Auch damit erfüllen wir unsere nationale Verpflichtung. Aber natürlich darf dies nicht zu Lasten von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten gehen.
    Wir sind uns der Vielschichtigkeit des innerdeutschen Verhältnisses bewußt. Dieses Verhältnis ist auch angesichts der politischen Entscheidungen der vergangenen Monate stabil geblieben. Es ist ein Gewinn für beide Seiten, ein Gewinn auch für unsere Verbündeten im Westen, und ich stelle dies mit Befriedigung fest.
    Die innerdeutschen Beziehungen haben sich seit meinem letzten Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland insgesamt positiv entwickelt. Die Bundesregierung hat ihre intensiven Bemühungen in humanitären Angelegenheiten beharrlich fortgesetzt. 1983 hat die DDR eine erhebliche Zahl politischer Gefangener vorzeitig freigelassen und ihnen die Übersiedlung in die Bundesrepublik gestattet. In bemerkenswertem Umfang konnten wir auch erreichen, daß getrennte Familien wieder zusammenfanden. Wir wissen, welchen Belastungen sich Deutsche in der DDR aussetzen, die einen Übersiedlungsantrag stellen. Die Bundesregierung begrüßt die wachsende Zahl der Genehmigungen. Wir freuen und über jeden, der in die Bundesrepublik Deutschland übersiedeln möchte und von den Behörden der DDR die Genehmigung dazu erhält.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Auch beim Reiseverkehr gibt es teilweise erfreuliche Fortschritte. Die Zahl der Reisen in die DDR hat zuletzt wieder etwas zugenommen. Wir spüren aber immer noch die negativen Folgen der Erhöhung der Mindestumtauschsätze im Oktober 1980. Von einer durchgreifenden Besserung kann leider noch keine Rede sein. Allerdings ist zu begrüßen, daß die Grenzkontrollen offenkundig korrekter erfolgen als früher. Jugendliche im Alter von sechs bis 14 Jahren hat die DDR im September vorigen Jahres vom Zwangsumtausch wieder befreit. Diese Regelung bringt zwar für Familien eine gewisse Erleichterung, ist aber nicht mehr als ein erster Schritt in die richtige Richtung. Die Senkung der Mindestumtauschsätze bleibt eine wichtige und zentrale Forderung der Bundesregierung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Im Reiseverkehr aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland gibt es leider keine starke Bewegung. Wir begrüßen die Zunahme der Reisegenehmigungen in dringenden Familienangelegenheiten. Im vergangenen Jahr wurden über 40 % mehr Genehmigungen erteilt als 1982. Aber die Bundesregierung findet sich auch weiterhin nicht damit ab, daß jüngeren Menschen in der DDR Westreisen nur unter sehr engen Voraussetzungen gestattet werden. Uns erfüllt mit Sorge, daß wir immer noch zu viele Klagen über Reiseverweigerungen hören, gerade auch in menschlichen Härtefällen. Ich appelliere an die Regierung der DDR, human zu verfahren.
    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Spürbare Erleichterungen für Millionen Menschen konnten wir beim innerdeutschen Postverkehr erreichen. Die Vereinbarung über die neue Postpau-



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    schale ist ein gutes Beispiel für ein angemessenes Verhältnis zwischen Leistung und Gegenleistung.
    Nach achtjähriger Pause wurden im Herbst 1983 die Verhandlungen über ein Kulturabkommen wieder aufgenommen. Wir wollen dem kulturellen Austausch neue Impulse geben. Bis zum Abschluß der schwierigen Gespräche bleibt die Bundesregierung — wie beim Wissenschaftsaustausch — um Einzelprojekte bemüht.
    Die Beziehungen auf dem Gebiet des Sports bleiben unbefriedigend. Sie beschränken sich im wesentlichen auf wenige Begegnungen von Spitzensportlern. Wir werden auch in Zukunft weiter darauf dringen, daß möglichst viele Jugendliche und gerade auch Sportler aus grenznahen Bereichen Gelegenheit zum fairen Wettkampf miteinander erhalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    In den Rechtshilfeverhandlungen streben wir Vereinbarungen an, die wenigstens in Teilbereichen die Verfahren im Interesse der Betroffenen erleichtern, vereinheitlichen und beschleunigen.
    Der innerdeutsche Handel, meine Damen und Herren, hat sich über alle Veränderungen der internationalen Lage hinweg für beide Seiten als ein Element der Stetigkeit und Berechenbarkeit erwiesen. Der DDR bringt er vielfältigen Nutzen, aber Nutzen hat auch die Bundesrepublik Deutschland und vor allem auch Berlin.
    1983 wurde eine Zuwachsrate von 8% erreicht. Vor allem mit zusätzlichen Dienstleistungen im Bereich der Post konnte die DDR die Handelsbilanz weitgehend ausgleichen.
    Die Bundesregierung ist bereit, die innerdeutschen Wirtschaftsbeziehungen auf der Grundlage der bestehenden Abkommen auszubauen und ihre kontinuierliche Entwicklung zum beiderseitigen Vorteil zu fördern. Neue Impulse verspricht sich die Bundesregierung von einer Ausweitung der Zusammenarbeit, die den Warenhandel wirksam ergänzen kann. Ich denke hier auch an die in Aussicht genommene Kooperation zwischen dem Volkswagenwerk und den zuständigen Stellen der DDR.
    Mit ihrer Zustimmung zu dem Kredit westdeutscher Banken über eine Milliarde DM hat die Bundesregierung im vergangenen Sommer ein deutliches Signal an die DDR-Führung gegeben. Diese Entscheidung war zugleich eine Botschaft an die Deutschen in der DDR, und sie ist von ihnen gut verstanden worden: Wir wahren unsere Sicherheits- und Bündnisinteressen, sind aber selbstverständlich im Interesse der Menschen zu vernünftiger Zusammenarbeit im innerdeutschen Verhältnis bereit.
    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ein Blick auf die unerträglichen Grenzen durch Deutschland bestätigt allerdings, daß die innerdeutschen Beziehungen von Normalität nach wie vor weit entfernt sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Noch immer bietet diese Grenze ein bedrückendes Bild, mit dem wir uns nicht abfinden werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zustimmung des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    Ich darf die Gelegenheit nutzen und an dieser Stelle auch einmal ein Wort des Dankes an die Beamten an dieser Grenze sagen: an die Beamten des Bundesgrenzschutzes, der bayerischen Grenzpolizei und des Grenzzolldienstes.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Ihr besonnener Einsatz verdient unsere Anerkennung.
    Nirgendwo wird der grausame Charakter der Teilung Europas anschaulicher als an dieser Grenze mitten durch Deutschland.
    Von ihr besonders in Mitleidenschaft gezogen sind die Menschen im Zonenrandgebiet. Was in der Mitte liegt, scheint an den Rand gerückt. Bindungen vielfältiger, oft verwandtschaftlicher Art wurden hier auf unmenschliche Weise zerrissen. Die Bundesregierung hat diese zentralen Regionen wieder stärker unterstützt. Auch damit bringen wir den Einheitswillen unseres Volkes zum Ausdruck. Gerade die Bürger im Zonenrandgebiet spüren ganz unmittelbar, wie wichtig es ist, die schmerzlichsten Folgen der Teilung im Zusammenwirken beider Staaten in Deutschland zu mildern.
    Viertens. Als einen Beitrag zum Frieden in Europa wollen wir die Beziehungen zur DDR vertiefen.
    Wir stehen zu den abgeschlossenen Verträgen. Wir wollen das Geflecht der Beziehungen weiter verdichten.
    Ich begrüße es — lassen Sie mich dies ausdrücklich sagen —, daß auch die Sozialdemokratische Partei Deutschlands und ihre Fraktion dieser Politik zustimmen.

    (Lachen und Zurufe von der SPD)

    Das breite Einvernehmen bei der Entschließung des Deutschen Bundestags vom 9. Februar 1984 hat dies zum Ausdruck gebracht. — Ich weiß gar nicht, meine Damen und Herren, warum Sie hier jetzt Unruhe zeigen. Es müßte Sie doch erfreuen, daß hier ein Stück Gemeinsamkeit deutlich wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir wollen das Erreichte bewahren und ausbauen, wir wollen die Chancen des Grundlagenvertrags und der anderen innerdeutschen Verträge und Vereinbarungen nutzen. Wir sind bereit, die Beziehungen zur DDR auf der Basis von Ausgewogenheit, Vertragstreue und Berechenbarkeit und mit dem Ziel praktischer, für die Menschen unmittelbar nützlicher Ergebnisse weiterzuentwickeln.
    Die Bundesrepublik Deutschland und die DDR stehen in einer Verantwortungsgemeinschaft für den Frieden und die Sicherheit in Europa; beide müssen sich um eine Entschärfung der internationalen Lage bemühen. Die Bundesrepublik Deutsch-



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    land und die DDR haben ein gemeinsames Interesse, die internationalen Chancen zur Beherrschung und Eindämmung von Krisen zu nutzen. Das gilt für die Bemühungen um ein besseres Ost-West-Verhältnis allgemein wie für Rüstungskontrolle und Abrüstung im besonderen.
    Im letzten September ging in Madrid die KSZE-Nachfolgekonferenz mit einem Schlußdokument zu Ende. Aber die Menschen im geteilten Deutschland erwarten, daß die Vereinbarungen von Madrid auch in ihrem täglichen Leben erfahren werden können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Seit Januar tagt die Konferenz über vertrauens-
    und sicherheitsbildende Maßnahmen und Abrüstung in Europa. Stockholm zeigt, daß das Interesse an Dialog und Zusammenarbeit stärker ist, als viele angenommen und für möglich gehalten haben. Wir sehen in dieser Konferenz ein wichtiges Instrument, um die Ost-West-Beziehungen auf eine langfristige, stabile Grundlage zu stellen. In meinem Gespräch mit Generalsekretär Honecker in Moskau hat sich bestätigt, daß die DDR-Führung in diesem Punkt mit uns übereinstimmt.
    Wir wollen wirksame Maßnahmen vereinbaren, die zu mehr Vertrauen zwischen Ost und West führen. Vertrauen ist unverzichtbare Voraussetzung für die von uns angestrebte europäische Friedensordnung, in der wir Deutsche unser Selbstbestimmungsrecht frei verwirklichen können.
    Grundbedingungen für den Frieden ist die Beachtung des Gewaltverbots. Unsere Friedenspolitik war von Anfang an praktizierter Gewaltverzicht. Wir haben nie einen Zweifel daran gelassen, daß wir die Überwindung der deutschen Teilung ausschließlich mit friedlichen Mitteln anstreben. Ohne Gewaltverzicht, ohne Achtung der Menschenrechte, ohne Freiheit wird es keine dauerhafte Friedensordnung in Europa geben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

    Wem es damit wirklich ernst ist, muß Mauer und Stacheldraht abbauen, eine Erziehung zu Haß und Feindschaft unterlassen, darf die Inanspruchnahme von Menschenrechten nicht mit Gewalt bedrohen. Zur Mißachtung der Menschenrechte, auch in unserem Vaterland, können und werden wir nicht schweigen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir streben in Europa einen Zustand an, in dem durch die Beseitigung der Spannungsursachen Interessenausgleich und Frieden möglich werden. Die Bundesregierung bekennt sich unverändert zu den beiden Elementen des Harmel-Berichts. Militärische Sicherheit und eine Politik der Entspannung sind kein Widerspruch, sondern bedingen und ergänzen einander.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zustimmung des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    Morgen werden in Wien die MBFR-Verhandlungen über den gegenseitigen und ausgewogenen Truppenabbau in Mitteleuropa wiederaufgenommen. Wir wollen nicht nur die Fortsetzung dieser und anderer Verhandlungen über Rüstungskontrolle und Abrüstung. Wir wollen vor allem auch eine baldige Vereinbarung über ein weltweites Verbot chemischer Waffen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

    Wir wollen einen generellen Ausbau der Ost-WestZusammenarbeit. Wir tun im Bündnis alles, um in diese Richtung zu wirken. Wir erwarten, daß die Regierung der DDR ihren Einfluß geltend macht, wo immer sie kann, damit eine Politik für Dialog und Zusammenarbeit in Verantwortung für den Frieden fortgesetzt werden kann. Auch in diesem Sinne ist Deutschlandpolitik europäische Friedenspolitik.
    In einer Verantwortungsgemeinschaft stehen wir Deutschen nicht nur in der Sorge um die Erhaltung des Friedens, sondern auch bei dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlage unseres Volkes. Wir sind aufeinander angewiesen. Wir müssen zusammenarbeiten, wenn wir eine lebenswerte Umwelt bewahren wollen. Belastungen der Umwelt wie schwefelsaure Rauchgase machen nicht vor Mauern, Stacheldraht und Grenzsperren halt. Zunehmende Luftverschmutzung und besorgniserregende Waldschäden fordern beide Staaten in Deutschland zu gemeinsamen Anstrengungen heraus. Daneben müssen Möglichkeiten internationaler Zusammenarbeit erschlossen und genutzt werden. Die Bundesregierung hat deshalb für den Juni die Staaten in Ost und West zu einer internationalen Konferenz über diese Fragen nach München eingeladen. Dort wollen wir beraten über die Ursachen und die Möglichkeiten zur Verhinderung der Wald- und Gewässerschäden durch Luftverschmutzung in Europa.
    Konstruktive und intensive Zusammenarbeit ist vor allem auch im innerdeutschen Verhältnis geboten: bei der Bekämpfung von Waldschäden, bei der Rauchgasentschwefelung und bei den wichtigen Fragen der Sicherheit von Kernanlagen, Strahlenschutz und Katastrophenschutz. Ich bin zuversichtlich, daß die bestehenden Kontakte weiter ausgebaut werden können und daß sie am Ende — nach Verhandlungen — in konkrete Übereinkommen einmünden werden. Zwingend notwendig ist vor allem die Zusammenarbeit beim grenzüberschreitenden Gewässerschutz. Hier gibt es erste ermutigende Vereinbarungen. Kontakte auf Ministerebene können dazu beitragen, weitere Felder der Zusammenarbeit beim Umweltschutz zu erschließen. Bei alledem geht es um ein gemeinsames, ein gesamtdeutsches Lebensinteresse. Die Deutschen — die Deutschen in Ost und West — können ihm jedoch nicht auf sich allein gestellt gerecht werden. Unser Volk in der Mitte des Kontinents kann seine Umwelt nur gemeinsam mit den Nachbarn — in West und Ost — wirksam und dauerhaft schützen.
    Fünftens. Wir müssen Europa einigen, um auch für Deutschland die Einheit in Freiheit zu vollenden.



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Als Land in der europäischen Mitte, im Brennpunkt des europäischen Mächtesystems wurde Deutschland immer wieder der Ort, an dem andere Staaten ihre Interessen miteinander austrugen. Es gab dabei auch Phasen, in denen die Deutschen die Gefahr verdrängten, die in ihrer europäischen Mittellage begründet ist. Sie haben der Versuchung zu nationalen Sonderwegen nachgegeben und in jenen Tagen auf eine Politik der Hegemonie gesetzt. Wir alle wissen, daß damit unser Land gescheitert ist. Unsere Generation hat die Lektion aus dieser historischen Erfahrung gelernt. Kein deutscher Sonderweg kann unser Land aus der Mitte Europas herausführen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zustimmung des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    Im europäischen Rahmen müssen und wollen wir unsere Zukunft gestalten und auch als Friedenswerk die nationale Frage lösen.
    Wir wissen um die europäische Dimension der deutschen Teilung, die wir nur mit Unterstützung durch die Völker, d. h. durch die Nachbarn in Europa überwinden können. Wir sind uns auch bewußt, welch große Verantwortung gerade unser Land als Stabilitätsfaktor in der Mitte Europas zu tragen hat. Niemand soll glauben, die Deutschen würden noch einmal ihre europäische Verantwortung mißachten. Von deutschem Boden muß Frieden ausgehen. Wir sind immun gegen jede Versuchung, unsere europäische Bindung abzustreifen, das gesamteuropäische Gleichgewicht zu ignorieren und die Überwindung der Teilung isoliert von unseren Nachbarn anzustreben.
    Diese europäische Bindung hat aber noch eine andere Seite: Mit dem Anspruch der Deutschen auf freie Selbstbestimmung findet das geteilte Europa eine Kraft, die auch seiner Erneuerung und seiner Einigung dienen kann. Zugleich wissen alle Europäer, daß die Überwindung der Teilung Europas für Deutschland eine Friedensordnung voraussetzt, die vom ganzen deutschen Volk in freier Selbstbestimmung angenommen werden muß. Uns ist bewußt, meine Damen und Herren, daß der nationale Gedanke der Deutschen und die europäische Idee einander bedingen. Für uns sind Europapolitik und Deutschlandpolitik wie zwei Seiten einer Medaille. Motor für die Einigung Europas zu sein, dies ist Teil des nationalen Auftrags, Staatsräson der Bundesrepublik Deutschland von Anfang an. Unsere freiheitliche politische Kultur braucht den europäischen Horizont gemeinsamer Grundwerte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir haben die Europäische Gemeinschaft mitgegründet, und wir gehören ihr unwiderruflich an, weil unser demokratisches, weil unser rechtsstaatliches Selbstverständnis es so will und weil es unser Interesse an Sicherheit und politischer Handlungsfähigkeit gebietet. Nur eine dynamische Gemeinschaft und ihre Ausstrahlungskraft wird für die Zukunft die Chance der Veränderung in ganz Europa offenhalten.
    Meine Damen und Herren, wir sind stolz auf den Beitrag und die Leistung unseres Landes beim Ausbau der Gemeinschaft. Niemand kann und soll übersehen, daß wir hier auch finanziell viel eingebracht haben.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Wir haben auch was rausgezogen!)

    Aber, meine Damen und Herren, finanzieller Aufwand und politischer Ertrag müssen zusammen gesehen werden:

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Richtig!)

    Jede sinnvolle Investition in Europa ist immer auch eine Abschlagzahlung für die freiheitliche Zukunft der Deutschen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Zur Einigung Europas gibt es keine Alternative — schon gar nicht für uns Deutsche. Für Europa steht in diesen Wochen mehr auf dem Spiel als die Bewältigung einer aktuellen Krise in der Wirtschaftsgemeinschaft. Die Gemeinschaft muß sich endlich politisch einigen, sonst wird Europa verkümmern und dabei auch die Chance verspielen, in den großen weltpolitischen Fragen sein Gewicht zur Geltung zu bringen. Europa muß sich politisch einigen, sonst geht auch die Perspektive der Deutschen verloren, ihre Einheit in einer europäischen Friedensordnung zu verwirklichen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir wollen und wir müssen den Weg weitergehen, der in den Römischen Verträgen vorgezeichnet ist. Es ist unser Ziel, auf den dort geschaffenen Grundlagen für einen immer engeren Zusammenschluß der europäischen Völker aufzubauen und die Gemeinschaft zu einer Politischen Union mit dem Ziel des Baus der Vereinigten Staaten von Europa auszubauen.
    Die deutschfranzösische Freundschaft und Zusammenarbeit, auch in Sicherheitsfragen, wird ihrer europäischen Idee folgen. Mit den anderen Partner in der Gemeinschaft wollen wir diesen Weg gemeinsam gehen. Wir werden darauf dringen, daß noch in diesem Jahr erste Gespräche geführt und Fortschritte sichtbar werden; wir haben keine Zeit zu verlieren.
    Die Politische Union Europas, die wir anstreben, wird auch der westlichen Sicherheit dienen. Sie stärkt das europäische Widerlager der transatlantischen Brücke.
    Sechstens. Die deutsche Nation gehört zum Westen.
    Unser Standort ist und bleibt in der Allianz für die Freiheit. Die politische Ordnung der westlichen Demokratien — persönliche Freiheit, Rechtsstaat, politische Selbstbestimmung — ist es wert, im Innern bewahrt und nach außen verteidigt zu werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das heißt für uns ganz selbstverständlich: auch in
    Zukunft freie Wahlen, freie Meinungsäußerung, unabhängige Gewerkschaften, Freizügigkeit und vie-



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    les mehr. Das schulden wir uns selbst und unseren Bündnispartnern, das sind wir aber auch, meine Damen und Herren, den Menschen in Mittel- und Osteuropa schuldig.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Auch sie wollen freie Menschen sein, in Freiheit leben und über ihr Gemeinwesen und ihren politischen Willen selbst bestimmen können. Und darin liegt ja das eigentliche Problem der deutschen und europäischen Teilung: in der Verweigerung von Freiheit und Selbstbestimmung für die Menschen in Mittel- und Osteuropa.
    Der amerikanische Außenminister George Shultz hat dies bei der Eröffnungssitzung der Stockholmer Konferenz am 17. Januar 1984, also vor wenigen Wochen, in Erinnerung gerufen. Seit 1945, so sagte er, habe eine künstliche Grenze diesen Kontinent Europa grausam gespalten und eine seiner großen Nationen — die Deutschen — unbarmherzig geteilt. Er fuhr fort:
    Die Vereinigten Staaten erkennen die Legitimität dieser künstlich auferlegten Teilung Europas nicht an.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Diese Teilung ist der Kern des Sicherheitsproblems und des Menschenrechtsproblems Europas — und wir alle wissen das. Die Menschenrechte
    — so Shultz —bilden den zentralen Punkt einer jeden Erörterung der europäischen Sicherheit ... Der Versuch, Europa eine Teilung aufzuerlegen, ist zwangsläufig eine Quelle der Instabilität und der Spannung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, so trennt die Grenze zwischen Ost und West, was in Freiheit zusammengehört. So wie die deutsche Frage im Brennpunkt europäischer Geschichte steht, so ist — ich wiederhole es — die Freiheit der Kern der deutschen Frage. Freiheit ist die Bedingung der Einheit. Sie kann nicht ihr Preis sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der Abg. Frau Renger [SPD])

    Ich warne nachdrücklich vor jeder Illusion, als könnten unsere Freiheit und unsere Sicherheit gegen unseren Wunsch nach Einheit ausgespielt werden.
    Wir denken dabei auch an unsere Nachbarn, vor allem auch an das polnische Volk, dem unsere eigene Zukunft so wenig gleichgültig sein kann wie uns die Zukunft Polens.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Unser Volk hat sein eigenes Erbe und eine Tradition — und wir hoffen auf eine Zukunft — zusammen mit den Völkern in Mittel- und Osteuropa. Dieser Tradition muß und wird die Bundesrepublik Deutschland, dieser Tradition müssen wir gerecht werden.
    Das gesamte deutsche Volk wäre ärmer ohne das Erbe jener Gebiete, in denen Deutsche in Nachbarschaft mit mittel- und osteuropäischen Völkern durch die Geschichte gegangen sind. Auch deshalb fühlen wir uns in besonderer Weise den Deutschen, die heute noch dort leben, verbunden und zur Obhut verpflichtet.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir empfinden besondere Verantwortung und Sympathie für alle Deutschen, die ihre angestammte Heimat, oft genug gegen ihren Willen und unter unsagbaren Leiden, verlassen haben, um hier, im freien Teil unseres Landes, eine neue Zukunft aufzubauen.
    Gerade im Bilck auf das bittere Schicksal der Vertriebenen und Flüchtlinge ist der schon 1950 von ihnen erklärte Gewaltverzicht eine Tat, die es verdient, immer wieder vor der Geschichte hervorgehoben zu werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Diese Absage an Rache und Vergeltung, die Bereitschaft zur Aussöhnung waren eine Botschaft des Friedens.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ein Werk des Friedens, meine Damen und Herren, sind auch in unseren Tagen die Zeichen der Solidarität, die das von Sorgen bedrückte polnische Volk von uns Deutschen, aber auch gerade von den vertriebenen Deutschen und ihren Nachkommen, erfährt. — Die Vertriebenen und Flüchtlinge verdienen unseren Dank und unsere Anerkennung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Und wir betrachten es als eine nationale Aufgabe, ihr kulturelles Erbe zu erhalten und zu pflegen.
    Maßstab unserer Politik in der nationalen Frage bleibt die Bewahrung freiheitlicher Lebensform — und damit auch der Hoffnung jener vielen Europäer, die sie heute noch entbehren. Dafür müssen wir unsere freiheitliche Ordnung weltoffen vorleben und sie beispielhaft ausgestalten. Unsere rechtsstaatliche Demokratie muß mit ihrer freien politischen Willensbildung, mit Grundrechtsschutz und innerem Frieden für die Freiheit werben. Geistige Vitalität, Meinungsvielfalt und kulturelle Schöpferkraft demonstrieren die Spannung und Stärke unserer offenen Gesellschaft. Mit Erfindungsgabe und Unternehmungsgeist in Forschung und Technik, in Wissenschaft und Wirtschaft, mit Wettbewerb und sozialem Ausgleich beweist unsere freiheitliche Wirtschaftsordnung ihre unbestreitbare Anziehungskraft.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, nur wenn wir die persönliche Selbstbestimmung der Bürger ernst nehmen, können wir glaubhaft freie nationale Selbstbestimmung für alle Deutschen und Europäer fordern. Auch das ist eine Antwort auf die Frage der Teilung Deutschlands und Europas.
    Die deutsche Nation war vor dem Nationalstaat da, und sie hat ihn überdauert. Auch nach der bei-



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    spiellosen Katastrophe dieses Jahrhunderts geht unsere gemeinsame Geschichte weiter.
    Unser Staat, die Bundesrepublik Deutschland hat sich in der geschichtlichen Verantwortung bewährt: dem nationalen Auftrag gegenüber wie in der Verantwortung für Europa und den Frieden in der Welt. Als demokratischer Rechts- und Sozialstaat, zuallererst der Würde eines jeden Menschen verpflichtet, wurden wir ein geachtetes Mitglied der Völkergemeinschaft. Unsere Friedenspolitik hat uns Vertrauen und Ansehen erworben. Darauf können wir mit Stolz zurückblicken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Mit nüchternem Sinn für die Bedingungen der europäischen und globalen Politik nehmen wir unseren nationalen Auftrag wahr. Wir richten uns weder in Wohlstand noch in unserer eigenen Freiheit nur bequem ein. Wir nehmen Willkür nicht als letztes Wort hin. In fester Bindung an die freie Welt und mit der Unterstützung unserer Freunde haben wir die Deutsche Frage offengehalten.

    (Fischer [Frankfurt] [GRÜNE]: Da lachen ja die Hühner!)

    Das gesamte deutsche Volk bleibt aufgefordert, so sagt es die Präambel unseres Grundgesetzes, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden. Als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa wollen wir dem Frieden der Welt dienen. In diesem Ziel der gemeinsamen Freiheit liegt der Auftrag aller Deutschen.

    (Langanhaltender Beifall bei der CDU/ CSU und der FDP)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Meine Damen und Herren, ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Vogel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Jochen Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Erklärung, die der Herr Bundeskanzler soeben vorgetragen hat,

    (Dr. Schäuble [CDU/CSU]: ... war sehr gut!)

    enthält aus unserer Sicht eine ganze Reihe konstruktiver Elemente.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Diese konstruktiven Elemente zeigen,


    (Dr. Marx [CDU/CSU]: ... wie man es macht!)

    daß diese Regierung und diese Koalition auf diesem Gebiet offenbar eine Wende vollzogen hat, eine Wende zur Deutschlandpolitik, die wir Sozialdemokraten grundgelegt haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich hoffe, daß Töne, die da und dort an die 50er Jahre erinnern, nur als Beschwichtigung eigener Anhänger gedacht waren, die dieser Wende nicht zu folgen bereit sind.
    Wir stimmen einer ganzen Reihe Ihrer Feststellungen, Herr Bundeskanzler, zu. Wir stimmen in der Feststellung überein, daß sich die Beziehungen
    zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik positiv entwickelt haben, daß wichtige Verbesserungen für die Menschen in beiden Staaten erreicht worden sind. Daß wir zur Gemeinschaft der westlichen Demokratien gehören, ist für uns selbstverständlich.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Natürlich gibt es auch keinen Streit darüber, daß Freiheit und Selbstbestimmung zentrale Werte unserer Ordnung sind. Wir Sozialdemokraten kämpfen seit mehr als 100 Jahren für diese Werte, für Frieden, für Gerechtigkeit und für Solidarität.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir kämpfen auch gegen Unterdrückung, ganz gleich von welcher Seite diese Unterdrückung ausgeht.
    Sie haben einige der Fakten genannt, die ein günstiges Urteil über deutsch-deutsche Beziehungen rechtfertigen. Andere Fakten haben Sie merkwürdigerweise unerwähnt gelassen, so das Zusammentreffen des früheren Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Richard von Weizsäcker, mit dem Staatsratsvorsitzenden der DDR, einer Begegnung, der ganz besondere Bedeutung zukommt und die ich im Namen meiner Fraktion auch bei dieser Gelegenheit noch einmal ausdrücklich begrüße.

    (Beifall bei der SPD)

    Das Geflecht der offiziellen Gespräche und Kontakte zwischen beiden deutschen Staaten ist erfreulich dicht geworden. Zu diesem Geflecht gehört auch der Besuch, den eine Delegation meiner Fraktion in der vergangenen Woche der Volkskammer in Ost-Berlin auf Einladung ihres Präsidenten abgestattet hat. Solche Gespräche und Begegnungen sind eine entscheidende Voraussetzung für die weitere Verbesserung der Beziehungen.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

    Es ist mir deshalb unverständlich, warum die Union — anders als der größte Teil der Freien Demokraten — noch immer offizielle Kontakte zur Volkskammer ablehnt,

    (Dr. Hupka [CDU/CSU]: Scheinparlament!)

    warum gerade Sie, Herr Bundeskanzler, an dieser Stelle einen letzten Rest einer deutsch-deutschen Hallstein-Doktrin verteidigen. Ihr Argument, die Volkskammer sei kein Parlament im Sinne unserer Verfassung, ist in diesem Zusammenhang doch geradezu abwegig. Natürlich ist sie das nicht, aber das gilt doch ebenso für Dutzende von anderen Einrichtungen dieses Namens, zu denen wir trotzdem offizielle Beziehungen und offizielle Kontakte unterhalten,

    (Beifall bei der SPD)

    etwa für die der Volksrepublik Ungarn, der der Herr Bundestagspräsident — wir haben das begrüßt — soeben einen offiziellen Besuch abgestattet hat. Vergleichbar mit unseren politischen Institutionen sind doch auch andere Einrichtungen der DDR



    Dr. Vogel
    nicht. Oder wollen Sie für andere Institutionen diese Vergleichbarkeit behaupten?
    Wir meinen, es ist hoch an der Zeit, solche Berührungsängste endlich aufzugeben,

    (Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

    Berührungsängste, die im übrigen auf einen völlig unangebrachten Mangel an Selbstvertrauen schließen lassen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Denn mit wachsender gegenseitiger Berührung wachsen die Chancen für den friedlichen Wettbewerb

    (Dr. Hupka [CDU/CSU]: Mit der Volkskammer?)

    der beiderseitigen Gesellschaftsordnungen, und ich sehe nicht, daß wir diesen Wettbewerb der Gesellschaftsordnungen von unserer Seite aus zu scheuen oder etwa zu fürchten hätten.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn von dem dichter gewordenen Geflecht zwischen den beiden deutschen Staaten die Rede ist, muß auch der geplante Besuch Erich Honeckers in der Bundesrepublik erwähnt werden. Wir begrüßen, daß dieser Besuch näherrückt. Wir erinnern daran, daß die Einladung zu diesem Besuch von Bundeskanzler Helmut Schmidt am Werbellinsee ausgesprochen wurde. Hätte nicht der bayerische Ministerpräsident noch vor seiner höchstpersönlichen deutschlandpolitischen Wende den Tod eines Transitreisenden zum Mord erklärt, hätte dieser Besuch wahrscheinlich zum beiderseitigen Nutzen schon lange stattgefunden.

    (Beifall bei der SPD — Feilcke [CDU/CSU]: Sie sind ein Beckmesser!)

    Ich wiederhole: Im Verhältnis zwischen der Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik sind Fortschritte erzielt worden, Fortschritte, die wir begrüßen. Es hätte Ihnen, Herr Bundeskanzler, allerdings gut angestanden, auch darauf einzugehen, warum diese Fortschritte möglich waren. Wollen Sie im Ernst behaupten, das alles hätte erst mit Ihrem Regierungsantritt begonnen und seinen Anfang genommen? Nein, diese Fortschritte waren möglich, weil unter Bundeskanzler Willy Brandt gegen Ihren erbitterten Widerstand eine neue Ost- und Deutschlandpolitik entwickelt worden ist und weil Helmut Schmidt diese Politik — wiederum gegen Ihren hartnäckigen Widerstand — fortgeführt und konkretisiert hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Haben Sie vergessen, Herr Bundeskanzler und meine Damen und Herren von der Union, daß Sie gerade wegen dieser Deutschlandpolitik Willy Brandt als Bundeskanzler einmal stürzen wollten? Haben Sie vergessen, daß Sie Helmut Schmidt noch im Dezember 1981 wegen seines Werbellin-Besuchs aufs schärfste kritisiert haben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Zu Recht, das war ein Windei!)

    daß Herr Zimmermann das Treffen sogar — ich zitiere wörtlich — als eine vordergründige, lächerliche, zynische Verbrüderung mit Honecker diffamiert hat? Werden Sie eigentlich nicht schamrot, Herr Zimmermann, wenn Sie angesichts der regelmäßigen Treffen Ihres eigenen Parteivorsitzenden mit Herrn Honecker an diese Äußerung zurückdenken?

    (Beifall bei der SPD)

    Fortschritte waren möglich, weil Sie Ihre destruktive Deutschlandpolitik nach den Bundestagswahlen über Bord geworfen und unter Täuschung nicht weniger Ihrer eigenen Wähler unsere Politik übernommen haben, als letzter Herr Strauß, der dann aber mit dem Übereifer des neu bekehrten in Jahren Versäumtes in Monaten, wenn nicht in Wochen, sozusagen im Flug nachholen will. Ich kritisiere diesen Wandel nicht. Aber die Frage ist nicht nur erlaubt, die Frage ist notwendig, die Frage, was wir mehr und früher für die Menschen in der DDR hätten bewirken können und was unserem Volk an vergiftender Polemik, ja, zeitweise an Haß erspart geblieben wäre, wenn Sie Ihren deutschlandpolitischen Wandel schon 1974 oder 1975 und nicht erst 1983 vollzogen hätten.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich fürchte, Sie haben daraus wenig gelernt. Ich fürchte, auf anderen Feldern, so auf dem Felde der Friedenssicherungspolitik, wiederholt sich das gleiche. Die Fortschritte, in deren Beurteilung wir übereinstimmen, waren möglich, weil auch in der Führung der DDR verantwortliche Persönlichkeiten bei allen Unterschieden und Gegensätzen im übrigen noch mehr an Verständigung als an Konfrontation und noch mehr an Interessenausgleich als an gegenseitiger Störung und Beschädigung interessiert sind und weil die erdrückende Mehrheit der Menschen in der DDR die Verständigung ebenso wünscht wie die erdrückende Mehrheit unserer Bevölkerung.
    Die Fortschritte waren und sind schließlich möglich, weil Sie es mit einer Opposition zu tun haben, die diese Politik konstruktiv unterstützt, die die Erhöhung der Postpauschale von 80 auf 200 Millionen DM nicht hämisch kritisiert, wie Sie es getan haben,

    (Beifall bei der SPD)

    sondern dieses Abkommen aus übergeordneten Gründen akzeptiert, eine Oppositionsfraktion, deren Vorsitzender der anderen Seite darlegt, daß seine Fraktion und er in wesentlichen Punkten mit der Deutschlandpolitik der Bundesregierung übereinstimmen. Die gemeinsame deutschlandpolitische Entschließung des Bundestages vom 9. Februar 1984, die doch Ihre Wende besiegelt und nicht eine Wende unserer Politik,

    (Beifall bei der SPD)

    hat das gleiche zum Ausdruck gebracht.
    Herr Bundeskanzler, gibt es zu dieser Entschließung vom 9. Februar 1984 auch nur ein Gegenstück aus Ihrer Oppositionszeit? Allein die Vorstellung, Sie hätten als Fraktionsvorsitzender Erich Honek-



    Dr. Vogel
    ker besucht und dabei die Deutschlandpolitik der damaligen Regierung unterstützt, zeigt den himmelweiten Unterschied.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir Sozialdemokraten sind im deutschen Interesse auf dem Felde der Deutschlandpolitik zur Gemeinsamkeit fähig und bereit. Sie waren es als Opposition zu keiner Zeit. Ihnen war die parteipolitische Auseinandersetzung über Jahre hin wichtiger als die Gemeinsamkeit auf diesem Gebiet.

    (Beifall bei der SPD)

    Darüber, daß diese Politik nur im Bündnis möglich ist, brauchen wir keine Belehrung. Das haben wir mehr als ein Jahrzehnt praktiziert. Ich habe das bei meinem letzten Besuch in Moskau ebenso deutlich gemacht wie in Washington. Nicht wenige in Washington wissen übrigens sehr wohl, daß es für unseren Hauptverbündeten, für die Vereinigten Staaten, eine Erleichterung und keine zusätzliche Erschwerung ihrer Bürde bedeutet, wenn zwischen den beiden deutschen Staaten nicht Konfrontation, sondern ein Zustand der Koexistenz und sich verbessernden Beziehungen besteht.
    Die Ergebnisse dieser Deutschlandpolitik haben bisher auch den Belastungen standgehalten, die sich aus dem beschleunigten Rüstungswettlauf und aus den verschärften Spannungen zwischen den Supermächten und den Bündnissystemen ergeben. Mehr noch: Sie haben sich in Mitteleuropa als ein stabilisierendes Element erwiesen.
    Die von Helmut Schmidt und Erich Honecker am Werbellinsee postulierte Verantwortungsgemeinschaft der beiden deutschen Staaten ist jedenfalls in Ansätzen wirksam geworden, ein Erbe, zu dem Sie sich heute zu unserer Freude unter Übernahme des Begriffs erneut bekannt haben. Das gibt dem von Ihnen bei anderer Gelegenheit gern gebrauchten Begriff der Erblast eine ganz neue Bedeutung und eine ganz neue Interpretation.

    (Beifall bei der SPD)

    Allerdings dürfen wir uns keinen Täuschungen hingeben. Die Belastbarkeit des Netzes, das da mühsam genug geknüpft wurde, ist begrenzt. Ohne einen neuen Dialog unter den Weltmächten, ohne eine Beendigung des Rüstungswettlaufs, ohne einen Abbau der internationalen Konfrontation wird es zu Rückschlägen auch in den deutsch-deutschen Beziehungen kommen. Die Warnungen in diese Richtung sind nicht nur Propaganda, sie sind ernst zu nehmen; beschwichtigende Redensarten helfen da nicht weiter.
    Noch eine ganz andere Art von Belastungen haben diese Beziehungen in den letzten Wochen zu bestehen. Das sind die Zufluchtnahmen in unserer Ständigen Vertretung und in verschiedenen Botschaften. Ich möchte all denen danken, die zur vernünftigen Lösung der damit verbundenen Probleme beigetragen haben und noch beitragen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Das sind übrigens nicht die Lauten, nicht die, die
    sich bei solchen Gelegenheiten in Szene setzen,
    sondern eher die Schweigsamen, denen es darum geht, Möglichkeiten nicht zu verschütten, sondern zu bewahren, und die sich deshalb auch nicht in mitunter peinlicher Weise mit angeblichen Erfolgen brüsten und die gerade deshalb — ich sage das mit Ernst und Bedacht — legitimiert sind, vor Aktionen zu warnen, die die Aussichten der Übersiedlungsbewerber gefährden, die auf solche Aktionen verzichten.
    Die Entwicklung der letzten Jahre hat auch die vier Elemente dessen gefestigt, was die Substanz der Nation ausmacht, nämlich die Geschichts-, die Sprach-, die Kultur- und die Gefühlsgemeinschaft. Wir sollten den Begriff der Nation nicht als Kampfbegriff verwenden, aber in dieser Gemeinschaft, so, wie ich sie soeben umschrieben habe, liegt der reale Kern dessen, was uns die Präambel des Grundgesetzes im Hinblick auf die Einheit der Deutschen hier und heute tatsächlich zu wahren und zu pflegen aufgibt.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Gemeinschaft läßt sich nicht befehlen, sie läßt sich erst recht nicht verbieten. Sie wächst oder vergeht in dem Maße, in dem die Politik die Voraussetzungen für das eine oder das andere schafft und die Menschen von diesen Voraussetzungen Gebrauch machen. Die Politik der letzten Jahre, unsere Politik, hat diese Voraussetzungen stetig verbessert.
    Außerdem hat auch in der Bundesrepublik selbst die Frage nach unserer nationalen Identität, nach unserem nationalen Bewußtsein, nach unserem nationalen Selbstverständnis an Bedeutung gewonnen. Zu lange haben wir diese Frage in den Jahrzehnten nach dem Krieg ungeachtet aller Feiertagsrhetorik beiseite geschoben. Ersatzweise haben wir uns mit unserem Grundgesetz, mehr noch aber mit dem wachsenden Bruttosozialprodukt identifiziert. Auch glaubten wir geraume Zeit, ein europäisches Bewußtsein könne an die Stelle des nationalen Bewußtseins treten. Das ist auch im nachhinein durchaus zu verstehen, aber als Dauerzustand stellt es uns außerhalb der Normalität der übrigen Völker. Auch die beste Verfassung — und wir haben eine hervorragende Verfassung — wird überlastet, wenn sie leisten soll, was für andere Völker das nationale Bewußtsein zu leisten vermag.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Wir müssen deshalb auch auf diesem Gebiet zur Normalität zurückkehren, d. h. wir müssen uns wieder verstärkt unserer eigenen Geschichte zuwenden, und zwar ihren Höhepunkten ebenso wie ihren düsteren und bedrückenden Abschnitten. Ein Versuch der Wiederaufnahme der Geschichte unter Ausklammerung und Löschung dieser bedrückenden Kapitel ist zum Scheitern verurteilt.

    (Beifall bei der SPD — Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Aber umgekehrt auch!)

    Wir müssen uns wieder stärker als Gemeinschaft und nicht nur als eine zufällige Ansammlung mehr oder weniger beziehungslos nebeneinander lebender Individuen begreifen. Und zu dieser Gemein-



    Dr. Vogel
    schaft gehören eben in unserer Situation auch die Menschen im anderen deutschen Staat. Natürlich leben sie in einem eigenen Staat, den wir seit dem Grundlagenvertrag aus guten Gründen in seiner Staatlichkeit völlig respektieren, und in einer Gesellschaftsordnung, die sich grundlegend von der unseren unterscheidet, einer Gesellschaftsordnung, die noch immer nicht auf Mauer und auf Stacheldraht verzichtet.
    Aber gerade das vergangene Jahr mit seinem Luther-Jubiläum und den großen kirchlichen Veranstaltungen in Magdeburg, Wittenberg, aber auch in Worms hat deutlich gemacht, wie lebendig die gemeinsame Geschichte in die Gegenwart hineinwirkt. Auch das Karl-Marx-Gedenkjahr aus Anlaß seines 100. Todestages hat bei aller Verschiedenheit und Gegensätzlichkeit der Würdigungen von dieser Kraft der gemeinsamen Geschichte etwas spüren lassen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ebenso belebt sich das Gefühl der Gemeinsamkeit im kulturellen Bereich. Ich erinnere nur an das große Interesse, das die Arbeiten in der DDR beheimateter Schriftsteller — ich nenne als Beispiel nur das Werk Christa Wolfs — mehr und mehr bei uns finden. Und die Gefühlsgemeinschaft ist ebenfalls lebendiger, als sie es je zuvor war. In dem Drängen nach mehr geschalteten Leitungen bei der Post, in dem Drängen nach Verbesserung der Postverhältnisse steckt doch diese Gefühlsgemeinschaft, dieses Bedürfnis, miteinander im Austausch der Meinungen und der Empfindungen zu bleiben. Und jeder Besuch und jede Begegnung über die Grenzen hinweg beweisen das.
    Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren, zu alledem hat sicher auch die Friedensdiskussion der vergangenen Jahre beigetragen. Die von beiden Staatsführungen immer wieder geäußerte Überzeugung, von deutschem Boden dürfe nie wieder ein Krieg ausgehen, ist eben nicht nur Ausdruck einer zufälligen Interessenübereinstimmung — das wäre schon wichtig genug —, sondern sie ist auch Ausdruck einer Lehre aus der gemeinsamen Geschichte dieses Jahrhunderts.

    (Beifall bei der SPD)

    Auch die deutschen Friedensbewegungen, bei denen man sich wechselseitig vor falschen Vereinnahmungen hüten sollte, haben hier bei aller Unterschiedlichkeit eine gemeinsame Wurzel.
    Gewiß, das alles ist überaus verletzlich und sensibel. Aber es ist deutsche Wirklichkeit, der wir uns nicht entziehen können, nicht entziehen dürfen und nicht entziehen wollen, eine Wirklichkeit, die wir in die Europäische Gemeinschaft und das atlantische Bündnis einbringen müssen, eine Wirklichkeit, die helfen kann, eingeübte Feindbilder allmählich verblassen und verschwinden zu lassen,

    (Beifall bei der SPD)

    und die, wenn wir sie als Element unserer nationalen Identität bejahen, auch dazu helfen kann, daß wir in kritischen Situationen und unter Belastungen besser standhalten können.
    Das alles ist meilenweit von vordergründiger Geschäftigkeit entfernt. Es ist ein Ansatz, der unserer Politik eine weiterreichende Perspektive bietet, eine Perspektive, die der Diskussion bedarf und zu der beispielsweise — ich erkenne das ausdrücklich und dankbar an — auch Richard von Weizsäcker und Kurt Biedenkopf Bemerkenswertes beigetragen haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist wichtig, das Erreichte zu würdigen und pfleglich zu behandeln. Es ist wichtig, Rückschläge zu verhindern. Es ist aber auch notwendig, die Entwicklung weiter voranzubringen, immer aufs neue nach den Ausgleichsmöglichkeiten von Interessen zu suchen und dadurch die Hürden und Hindernisse niedriger werden zu lassen, die uns noch immer trennen und auf dem Weg zu einer nachbarschaftlichen Normalisierung behindern.
    Sie, Herr Bundeskanzler, haben in diesem Zusammenhang die Milderung des Grenzregimes, die weitere Erleichterung des individuellen Reiseverkehrs, insbesondere von Ost nach West, die weitere Korrektur des Mindestumtauschs, die weitere Verbesserung der Praxis der Familienzusammenführung, den Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen, die verstärkte Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Umweltschutzes, aber auch auf dem Gebiet des kulturellen Austausches genannt.
    Wir stimmen als Opposition diesen Zielsetzungen zu. Ich habe sie sämtlich gegenüber dem Staatsratsvorsitzenden gestern zur Sprache gebracht, insbesondere die Frage der Erleichterung des individuellen Reiseverkehrs. Und ich habe in dem Gespräch den Eindruck gewonnen, daß Fortschritte auch auf diesen Gebieten in Zukunft keineswegs unmöglich sind.
    Das gilt auch für weitere Punkte, die Sie nicht erwähnten, etwa für den Abschluß eines längerfristigen wirtschaftlichen Rahmenabkommens, für einen neuen Anlauf zu einem Rechtshilfeabkommen wenigstens in Zivilsachen oder für die Vereinbarung geordneter politischer Konsultationen, wie sie ja der Grundlagenvertrag bereits für Fragen der Rüstungskontrolle vorsieht, ein Vorschlag, der auch gewisse Verdichtungen und Häufungen eher und in angemessener Form zu vermeiden hilfreich wäre.
    Wie überall gilt aber auch hier: Wer seine Forderungen und Interessen voranbringen will, der muß auch die Forderungen und Interessen der anderen Seite würdigen. Die DDR ist eben nicht nur an wirtschaftlichen Vorteilen und Krediten interessiert. Es könnte sogar sein, daß sich die Kreditproblematik heute schon weniger drängend oder jedenfalls anders als vor ein oder zwei Jahren darstellt. Wer Fortschritte, wer mehr Durchlässigkeit will, muß sich deshalb auch mit anderen Forderungen und Wünschen der DDR auseinandersetzen. Natürlich müssen wir die Grenzen beachten, die uns das Grundgesetz und unsere eigenen politischen Interessen ziehen; aber innerhalb dieser Grenzen gibt es durchaus Spielräume, die wir im Interesse der



    Dr. Vogel
    Durchsetzung unserer eigenen Forderungen nützen und einsetzen sollten.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, das Grundgesetz verbietet beispielsweise nicht festzustellen, daß die Elbe-Grenze zwischen Schnakenburg und Lauenburg durchgängig in der Strommitte verläuft, wenn eine erneute Prüfung des Materials ergibt, daß auch diese Auslegung vertretbar erscheint.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie geben schon wieder Rechtspositionen auf!)

    Das Grundgesetz verbietet nicht, mit der Staatlichkeit der DDR auch ihre Personalhoheit zu respektieren, solange nur niemand daran gehindert wird, die fortdauernde deutsche Staatsangehörigkeit dann in Anspruch zu nehmen, wenn er sie in Anspruch nehmen will. Dies ist der Kernpunkt der Sache.

    (Beifall bei der SPD)

    Das Grundgesetz, meine sehr verehrten Damen und Herren, gebietet auch nicht, daß neben der Zentralstelle zur Verfolgung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg auf unabsehbare Zeit die Zentrale Erfassungsstelle in Salzgitter fortbesteht.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Aha!)

    Ihre Errichtung entsprach der Situation des Jahres 1961, war eine Antwort auf die Vorgänge des August 1961.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Aber ich vertrete die Auffassung, daß ihr Fortbestand mehr und mehr mit dem erreichten Niveau der deutsch-deutschen Beziehungen in Widerspruch gerät.

    (Beifall bei der SPD — Graf Huyn [CDU/ CSU]: Gibt es keine Mauer mehr?)

    Für die Aufklärung und Verfolgung von Straftaten sind ohnehin in jedem Fall die Staatsanwaltschaften zuständig, und keiner will, daß das Legalitätsprinzip nicht auch in dieser Richtung seine Anwendung findet. Das aber ist ein völlig anderes Thema.

    (Beifall bei der SPD)

    Was ich bisher gesagt habe, gilt auch für Berlin. Berlin ist keine normale Stadt, trotz der günstigen Auswirkungen des Viermächteabkommens und der daran anknüpfenden Vereinbarungen. Berlin ist eine Stadt ohne eigenes Hinterland, eine Stadt, in der man Stadtteilgrenzen auch heute noch nur mit einer besonderen Erlaubnis passieren kann, eine Stadt, die mehrere hundert Kilometer von dem Raum getrennt ist, zu dem sie wirtschaftlich, rechtlich, kulturell und mit den alliierten Vorbehalten auch politisch gehört. Eine solche Stadt kann keine Stadt wie jede andere sein. Sie ist vielmehr in einer Situation, die von ihr, aber auch von uns besondere Anstrengungen erfordert, die Absperrungen gegenüber dem Ostteil der Stadt und der DDR in einem beharrlichen Prozeß durchlässiger zu machen, notfalls millimeter- und zentimeterweise. Die breiter werdenden Kontakte meiner Berliner Freunde mit Ost-Berliner Stellen und mit Institutionen und Personen der DDR, bei denen die vorherige gegenseitige Abstimmung mit denen, die für die Stadt Verantwortung in den Verfassungsorganen tragen, eine wesentliche und stets beachtete Voraussetzung ist, dienen diesem Ziel. Ich glaube, daß diese Kontakte Nachahmung und Förderung finden sollten. Auch die herannahende 750-Jahr-Feier Berlins bietet dafür gute Ansatzpunkte, die es zu nutzen gilt.
    Ebenso wichtig sind Anstrengungen zur Erhaltung der wirtschaftlichen Lebensfähigkeit Berlins. Die Behauptung, Berlin blühe wieder auf, ersetzt diese Anstrengungen nicht, denn der Abbau der Arbeitsplätze vollzieht sich noch immer in einem besorgniserregenden Tempo.
    Die Konferenz zur Wirtschaftsförderung im Dezember 1982 hat die von Ihnen, Herr Bundeskanzler, geweckten Erwartungen bisher nicht erfüllt. Die Bundesunternehmen verhalten sich unter Ihrer Regierungsverantwortung genauso zögerlich wie zu unserer Zeit. Ihrer damaligen Kritik sind bis heute kaum Taten gefolgt, weniger jedenfalls, als nach den Ankündigungen zu erwarten war.
    Natürlich begrüßen wir Fortschritte wie z. B. die Eröffnung des BMW-Motorradwerks. Aber dieses Projekt hat doch mit Ihrer Konferenz nichts zu tun. Die Planung und Inangriffnahme dieses Projektes hat doch in der Zeit unserer Verantwortung in Bonn und in Berlin begonnen.
    Der große Durchbruch der wirtschaftlichen Entwicklung Berlins zum Besseren läßt noch immer auf sich warten. Sie haben im Dezember 1982 3 200 neue Arbeitsplätze in Berlin versprochen. Wir haben mit unserer Anfrage, die uns demnächst auch hier im Parlament beschäftigen wird, um konkrete Auskunft darüber gebeten, was aus dieser Zusage und aus diesen Versprechungen geworden ist.
    Wir sind auch hier wie in allen Berlin betreffenden Fragen weiterhin zur Zusammenarbeit bereit. Das heißt aber nicht, daß wir über Fehlentscheidungen und Unterlassungen den Mantel der Nächstenliebe breiten. Falsch war, daß Sie anläßlich der S-Bahn-Übernahme ein Schrumpfkonzept begünstigt und nicht von vornherein auf der weiteren tatsächlichen Benutzung des Nord-Süd-Tunnels bestanden haben. Durch die Stillegung dieses Tunnels hat der wichtigste innerstädtische Grenzübergang am Bahnhof Friedrichstraße zwei direkte Verbindungslinien verloren. Dies widerspricht der Politik, den Zugang in den anderen Teil der Stadt und in das Umland, wo immer das nur möglich ist, zu erleichtern. Bringen Sie dies möglichst bald in Ordnung. Unsere Unterstützung auf dem Weg zu diesem Ziel sichere ich Ihnen zu.

    (Beifall bei der SPD)

    Außerdem sollten Sie wegen der Offenhaltung von Staaken unter Einbeziehung des Westteils des Autobahnringes in das Transitsystem immer von neuem Vorstöße unternehmen. Auch die Beschleunigung des Eisenbahntransits zwischen Berlin und Westdeutschland bleibt, in welcher Form auch immer, auf der Tagesordnung.



    Dr. Vogel
    Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich sprach vorhin von der nationalen Identität der Deutschen und von unserem Gemeinschaftsbewußtsein, das nicht an den Grenzen der beiden Staaten halt macht. Berlin ist in beiden Hinsichten ein zentraler Ort. In Berlin vor allem entscheidet sich, ob gemeinsames Erbe nur eine gemeinsame Last oder ob es auch eine gemeinsame Hoffnung und eine gemeinsame Zukunft bedeuten kann.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Ich möchte diesen Teil meiner Ausführungen mit einem persönlichen Wort an die Menschen in der DDR und auch an die Menschen in unserer Republik abschließen. Den Menschen in der DDR möchte ich sagen: Wir wollen uns nicht ungebeten in ihre Angelegenheiten und in die ihres Staates einmischen. Wir wollen insbesondere nicht auf ihre Kosten mit Worten und schneidigen Reden tapfer erscheinen. Wir wollen vielmehr immer wieder auf das hören, was sie uns zu sagen haben, und wir wollen im Rahmen unserer Möglichkeiten dazu helfen, daß wir gemeinsam einen Beitrag zum Frieden leisten, daß wir uns mehr noch als bisher begegnen können, daß die Hoffnung zunimmt und daß die Lasten leichter werden. Das setzt aber voraus, daß beide Staaten weiterhin vernünftig miteinander umgehen und die Verantwortlichen miteinander im Gespräch bleiben. Die Entwicklung der letzten zwölf Jahre zeigt: Das ist der richtige Weg. Wir werden ihn — und wo immer möglich, gemeinsam — unbeirrt auch in Zukunft fortsetzen.

    (Beifall bei der SPD)

    Den Menschen in der Bundesrepublik, Mitbürgerinnen und Mitbürgern, aber sage ich: Lassen Sie nicht nur die Politiker am 17. Juni oder bei der Aussprache über die Lage der Nation von der fortbestehenden Gemeinschaft und dem Zusammengehörigkeitsgefühl der Deutschen reden. Halten Sie die bestehenden Kontakte zu den Freunden und Verwandten in der DDR lebendig, knüpfen Sie neue Kontakte, reisen Sie, wo immer möglich, in die DDR. Für die Menschen in der DDR ist es gegenwärtig noch immer die Ausnahme, daß sie Hamburg oder München, den Rhein oder den Schwarzwald besuchen können. Sie, wir, die Bürger in unserem Staat, können nach Schwerin oder Leipzig, wir können in den Spreewald oder nach Güstrow reisen. Machen Sie von dieser Möglichkeit Gebrauch. Es ist ein anormaler Zustand, daß sich viele von uns in Spanien oder in Italien, j a selbst in anderen Kontinenten besser auskennen als in der DDR und als in Mitteldeutschland.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Der französische Staatsmann Clemenceau hat einmal gesagt, der Krieg sei eine zu ernste Sache, um ihne allein den Generalen zu überlassen. Ich meine, das friedliche Neben- und Mit- und Zueinander der beiden deutschen Staaten und die Bewahrung wichtiger Elemente unserer Gemeinschaft sind eine viel zu ernste Sache, um sie allein der Politik zu überlassen. Alle Deutschen sollten sie
    nach dem Maß ihrer Möglichkeiten als ihre eigene Angelegenheit betrachten und selbst in die Hand nehmen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP — Zustimmung des Abg. Lintner [CDU/CSU)

    Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie, Herr Bundeskanzler, haben im Zuge Ihrer Erklärung von der Situation in der Europäischen Gemeinschaft gesprochen. Ich erkläre dazu für meine Fraktion: Unser Angebot, die Bundesregierung bei der Bemühung um die Rettung der Europäischen Gemeinschaft zu unterstützen, gilt unverändert. Sie haben dieses Angebot bisher im wesentlichen unbeanwortet gelassen. Das erhöht Ihre Verantwortung. Zusammenarbeit, Herr Bundeskanzler, von der Sie selbst gern und häufig reden, setzt Information und Diskussion voraus. Als parlamentarische Diskussionsmasse auf Abruf stehen wir nicht zur Verfügung. Das ist nicht der Begriff der Zusammenarbeit.

    (Beifall bei der SPD)

    Es besteht zwischen Fragen, die im Bericht zur Lage der Nation behandelt worden sind, und der Sicherung des Friedens ein enger Zusammenhang. Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, haben gegen unseren Widerspruch dem Beginn der Stationierung zugestimmt. Wie wir es vorausgesagt haben, hat das zu einer Beschleunigung des Rüstungswettlaufs geführt. Wollen Sie wirklich behaupten, meine Damen und Herren, wir hätten jetzt mehr Sicherheit als vor dem 23. November 1983?

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber weniger auch nicht!)

    Wollen Sie wirklich behaupten, unsere Sicherheit wüchse mit der Zahl der nuklearen Raketen, die jetzt in Ost und West stationiert werden?
    Unser Ziel war es, diese neue Runde eines absurden Wettlaufs und seine Fortsetzung überhaupt durch einen Kompromiß zu verhindern, der den Zustand von 1977 oder 1978 festgeschrieben hätte.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Sie haben sich dem versagt. Jetzt warten Sie auf ein Wunder, das diesen Wettlauf zum Stehen bringt. Dabei wissen Sie ebensogut wie wir, daß die beiden Weltmächte in ihren Antworten auf die Frage, wie dieser gefährliche Prozeß beendet oder gar umgekehrt werden soll, weiter denn je voneinander entfernt sind. Die Vereinigten Staaten sagen, die Sowjetunion müßte an den Verhandlungstisch zurückkehren und Zugeständnisse machen, zu denen sie vor Beginn der Stationierung nicht bereit war. Die Sowjetunion sagt, die USA müßten zu der Lage zurückkehren, die vor dem Herbst 1983 bestand; eher seien Verhandlungen nicht möglich.
    Glauben Sie wirklich, daß die eine Weltmacht solche Bedingungen der anderen Weltmacht akzeptieren wird? Sie haben das vor dem Ende der Genfer Verhandlungen behauptet, und diese Behauptung war falsch. Was berechtigt eigentlich zu der Annahme, daß dieselbe Behauptung jetzt, in diesem Ab-



    Dr. Vogel
    schnitt der Entwicklung, richtiger ist? Ich habe bei den Gesprächen in Washington und in Moskau nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür gefunden. Und Generalsekretär Tschernenko hat Ihnen doch nichts anderes gesagt, als er mir bei den Gesprächen gesagt hat.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Wahrscheinlich aber mehr!)

    Deshalb appellieren wir an Sie: Ergreifen Sie die Initiative. Es genügt nicht, nur auf Stockholm zu verweisen und immer wieder ein Gipfeltreffen zu fordern. Es kommt auf konkrete Vorschläge und konkretes Bemühen an.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Bundeskanzler, wenn Sie wirklich glauben, durch Ihr Verhalten in der Nachrüstungsfrage in Washington an Gewicht gewonnen zu haben, dann werfen Sie dieses Gewicht in die Waagschale. Wir haben ebenso in Moskau und gestern in Ost-Berlin gedrängt, und das mit der zusätzlichen Legitimation derer, die nicht nur der Stationierung immer neuer Raketen auf der anderen Seite, beim Gegenüber, widersprechen — das tun wir natürlich auch mit allem Nachdruck —, sondern der Stationierung im eigenen Land ihr Nein entgegengesetzt haben, weil uns eine bessere Alternative erreichbar erschien und erreichbar erscheint.

    (Beifall bei der SPD)