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ID1005821400

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    Plenarprotokoll 10/58 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 58. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 14. März 1984 Inhalt: Abwicklung der Tagesordnung 4126 D Begrüßung von Opfern des Unglücks auf dem Truppenübungsplatz Münsingen . . 4126 D Fragestunde — Drucksache 10/1100 vom 9. März 1984 — Verhaftung und Ausweisung der deutschen Staatsangehörigen Christiane Ensslin und Malte Vorbeck durch die italienische Polizei MdlAnfr 1 09.03.84 Drs 10/1100 Krizsan GRÜNE Antw StSekr Dr. Kinkel BMJ 4109 B, D ZusFr Krizsan GRÜNE 4109 C, D Verbesserung des Menschenrechtsschutzes in der UN-Anti-Folter-Konvention vom 7.3. 1984 MdlAnfr 2 09.03.84 Drs 10/1100 Bindig SPD Antw StSekr Dr. Kinkel BMJ 4110 A, D ZusFr Bindig SPD 4110 C, D Belastungen in der Zusammenarbeit zwischen dem französischen und dem deutschen Verkehrsminister; Erfolg der jüngsten Gespräche MdlAnfr 3, 4 09.03.84 Drs 10/1100 Roth SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . 4111 A, B, C, D, 4112 A ZusFr Roth SPD 4111 A, B, C ZusFr Stahl (Kempen) SPD 4111D ZusFr Dr. Sperling SPD 4112A Täglicher „Horoskopdienst" der Bundespost per Telefon ab April 1984 MdlAnfr 5, 6 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. de With SPD Antw PStSekr Rawe BMP 4112 B, C, D, 4113 A, B, C, D, 4114A ZusFr Dr. de With SPD . . . . 4112 C, D, 4113A ZusFr Dr. Riedl (München) CDU/CSU . 4113B ZusFr Krizsan GRÜNE 4113 C ZusFr Peter (Kassel) SPD 4113D ZusFr Dr. Sperling SPD 4114A Zeitpunkt des Einsatzes direktstrahlender Satelliten MdlAnfr 7, 8 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Nöbel SPD Antw PStSekr Rawe BMP . 4114 A, B, C, D, 4115A ZusFr Dr. Nöbel SPD 4114C ZusFr Paterna SPD 4114D Übertragung von Fernsehprogrammen über Fernmeldesatelliten und direktstrahlende Rundfunksatelliten MdlAnfr 9, 10 09.03.84 Drs 10/1100 Paterna SPD Antw PStSekr Rawe BMP 4115 A, B, C, D, 4116A, B ZusFr Paterna SPD 4115 C, D, 4116A ZusFr Dr. de With SPD 4116A ZusFr Dr. Nöbel SPD 4116B II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. März 1984 Umlage der dem Vermieter entstandenen Kosten für ein Fernheizwerk auf die Mieter MdlAnfr 11, 12 09.03.84 Drs 10/1100 Zierer CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau 4116C, 4117A ZusFr Zierer CDU/CSU 4116C, 4117A Einführung einer Wohngeldstufe für Millionen-Städte MdlAnfr 13 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Schöfberger SPD Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . 4117 B, C, D, 4118 A, B ZusFr Dr. Schöfberger SPD 4117 B, C ZusFr Conradi SPD 4117 D ZusFr Dr. Riedl (München) CDU/CSU . 4118A ZusFr Stiegler SPD 4118A Nachsubventionierung von Sozialwohnungen zur Vermeidung von Mietpreissteigerungen auf Grund des Wegfalls degressiver Zuschüsse MdlAnfr 14 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Schöfberger SPD Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . 4118 B, C, D, 4119 A, B ZusFr Dr. Schöfberger SPD 4118 C, D ZusFr Dr. Riedl (München) CDU/CSU . 4118D ZusFr Dr. Sperling SPD 4119A ZusFr Stiegler SPD 4119 B Bedeutung des Schulbauinstituts der Länder für Berlin MdlAnfr 15 09.03.84 Drs 10/1100 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Pfeifer BMBW . 4119 C, D, 4120 A, B ZusFr Kuhlwein SPD 4119 C, D ZusFr Dr. Diederich (Berlin) SPD . . . 4120 A ZusFr Kastning SPD 4120 B Aussage des Bundeskanzlers zum „Kahlschlag beim Schüler- und Studenten-BAföG" MdlAnfr 16 09.03.84 Drs 10/1100 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Pfeifer BMBW . . . . 4120 C, D, 4121 A, B, C, D, 4122 A, B, C, D ZusFr Kuhlwein SPD 4120D, 4121 A ZusFr Stahl (Kempen) SPD 4121A ZusFr Peter (Kassel) SPD 4121 B ZusFr Frau Steinhauer SPD 4121 C ZusFr Dr. Jannsen GRÜNE 4121 D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 4122 A ZusFr Stiegler SPD 4122 B ZusFr Neuhausen FDP 4122 B ZusFr Reimann SPD 4122 C ZusFr Paterna SPD 4122 C Überwachung des Btx-Verkehrs analog dem Telefonverkehr MdlAnfr 24 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Hirsch FDP Antw PStSekr Spranger BMI . 4122D, 4123 A, B, C ZusFr Dr. Hirsch FDP 4123A ZusFr Paterna SPD 4123 B ZusFr Becker (Nienberge) SPD 4123C Neueinstellungen bei Behörden und Betrieben des Bundes anstelle von Überstundenleistungen MdlAnfr 25, 26 09.03.84 Drs 10/1100 Frau Steinhauer SPD Antw PStSekr Spranger BMI 4123C, 4124 A, B, C, D, 4125 A, B, C ZusFr Frau Steinhauer SPD . . 4123D, 4124A, 4125A ZusFr Urbaniak SPD 4124A, 4125C ZusFr Dr. Sperling SPD 4124 B ZusFr Stiegler SPD 4124B, 4125 B ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE . . . 4124C ZusFr Paterna SPD 4124C Überprüfung der Besteller von Schriften des BMI und des BMVg durch das Bundesamt für Verfassungsschutz MdlAnfr 27 09.03.84 Drs 10/1100 Conradi SPD Antw PStSekr Spranger BMI . 4125 C, D, 4126 A, B, C ZusFr Conradi SPD 4125 D ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE . . . 4125D ZusFr Dr. Hirsch FDP 4126A ZusFr Dr. Sperling SPD 4126 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 4126 B ZusFr Frau Nickels GRÜNE 4126 C ZusFr Krizsan GRÜNE 4126 C Aktuelle Stunde betr. Verletzung der Neutralitätspflicht der Bundesregierung in der laufenden Tarifauseinandersetzung um Arbeitszeitverkürzung Roth SPD 4127A, 4141 D Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 4127D, 4139 B Burgmann GRÜNE 4129 B Dr. George CDU/CSU 4130 B Reimann SPD 4131A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. März 1984 III Dr. Dregger CDU/CSU 4131 D Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 4132 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 4133 C Dreßler SPD 4134 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 4135 B Frau Fuchs (Köln) SPD 4137 B Kolb CDU/CSU 4138 C Hoss GRÜNE 4140A Müller (Wesseling) CDU/CSU 4140 D Präsident Dr. Barzel 4132 A Nächste Sitzung 4142 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4143* A Anlage 2 Einheitliche Verwendung der männlichen und weiblichen Berufsbezeichnung bei Ausbildungsberufen MdlAnfr 17 09.03.84 Drs 10/1100 Frau Dr. Martiny-Glotz SPD SchrAntw PStSekr Pfeifer BMBW . . . 4143* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. März 1984 4109 58. Sitzung Bonn, den 14. März 1984 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 15. 3. Antretter** 15. 3. Bahr 14. 3. Baum 15. 3. Dr. Blank 15. 3. Brosi 15. 1. Dr. Dollinger 14. 3. Ehrbar 14. 3. Dr. Enders** 15. 3. Engelsberger 15. 3. Erhard (Bad Schwalbach) 14. 3. Frau Fischer 15. 3. Gansel*** 15. 3. Haase (Fürth) 15. 3. Dr. Hackel** 15. 3. Hartmann 15. 3. Höpfinger 14. 3. Kittelmann** 15. 3. Dr. Köhler (Wolfsburg) 15. 3. Dr.-Ing. Laermann 15. 3. Dr. h. c. Lorenz 15. 3. Matthöfer 15. 3. Metz 14. 3. Dr. Müller** 15. 3. Müller (Wadern) 15. 3. Offergeld 15. 3. Pfuhl 15. 3. Frau Reetz 15. 3. Dr. Rumpf** 15. 3. Schmidt (Hamburg) 14. 3. Schröder (Lüneburg) 15. 3. Graf Stauffenberg 15. 3. Dr. Steger 15. 3. Dr. Vogel 14. 3. Voigt (Frankfurt) 14. 3. Voigt (Sonthofen) 15. 3. Weiskirch (Olpe) 15. 3. Weiß 15. 3. Westphal 14. 3. Frau Dr. Wex 15. 3. Wischnewski 14. 3. Frau Dr. Wisniewski 15. 3. Wurbs 15. 3. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Frage der Abgeordneten Frau Dr. Martiny-Glotz (SPD) (Drucksache 10/1100 Frage 17): Wie weit sind die Bemühungen der Bundesregierung gediehen, mit allen an der Berufsbildung Beteiligten den Vorschlag zu erörtern, künftig in der Regel die männliche und die weibliche Berufsbezeichnung nebeneinander zu verwenden, und welche Zeitvorstellungen hat die Bundesregierung entwickelt, bis wann die einheitliche männliche und weibliche Bezeichnung der Ausbildungsberufe realisiert wird? Im Juni 1979 ist auf Anregung des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft vereinbart worden, in allen künftigen Ausbildungsordnungen nach dem Berufsbildungsgesetz und der Handwerksordnung neben der männlichen auch die weibliche Berufsbezeichnung in den Verordnungstext aufzunehmen; ausgenommen sind Berufe, bei denen rechtlich normierte Beschäftigungsverbote einer Beschäftigung von Frauen entgegenstehen. Dieses Vorgehen erfolgt in Abstimmung mit den an der Berufsausbildung Beteiligten. Als erste Ausbildungsordnung mit männlicher und weiblicher Berufsbezeichnung wurde die Verordnung über die Berufsausbildung zum Koch/zur Köchin am 11. Juni 1979 erlassen. Im Zuge der Neuordnung der Ausbildungsberufe werden fortlaufend alle Verordnungen mit männlichen und weiblichen Berufsbezeichnungen versehen. Auch für bereits bestehende anerkannte Ausbildungsberufe gemäß § 25 Berufsbildungsgesetz bzw. § 25 Handwerksordnung sowie für fortgeltende Ausbildungsberufe nach § 108 Berufsbildungsgesetz sollen männliche und weibliche Berufsbezeichnungen verwendet werden. Die Einführung der männlichen und weiblichen Berufsbezeichnung für diese Berufe erfolgt durch Aufnahme beider Bezeichnungen in das vom Bundesinstitut für Berufsbildung herausgegebene Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe. Das Verzeichnis ist erstmals 1980 mit männlichen und weiblichen Berufsbezeichnungen erschienen. Zugleich hat die Bundesregierung alle an der Berufsausbildung Beteiligten aufgefordert, in der Praxis männliche und weibliche Berufsbezeichnungen nebeneinander zu verwenden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Blüm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich zögere einen Moment, ob ich auf den Diskussionsbeitrag des Kollegen Dreßler antworten soll. Ich beantworte für mich die Frage so: Unterhalb der Gürtellinie wird mit uns nicht diskutiert.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, dieser Tag ist aus meiner Sicht ein großer Tag für die Tarifvertragsparteien. Die Koalitionsfraktionen haben heute die Verbesserung der Vorruhestandsregelung — Verbes se-rung für Arbeitnehmer, für mittelständische Betriebe und für Lehrlinge — beschlossen. Das ist ein großer Tag für die Tarifpartner.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD und den GRÜNEN — Fischer [Frankfurt] [GRÜNE]: Ich freue mich schon auf meinen Vorruhestand!)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, jeder in diesem Saal weiß doch, daß die 58-JahreVorruhestandsregelung populärer ist als die 35-
    Stunden-Woche. Das weiß jeder. Was die Mehrheit der Bevölkerung für populärer und richtiger hält, was die Mehrheit der Arbeitnehmer will, das kann nicht gegen die Gewerkschaften gerichtet sein. Gegen die Diffamierungen, die in diesem Zusammenhang geschehen, muß ich die Gewerkschaften in Schutz nehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Wer uns wegen der Vorruhestandsregelung als „unternehmerwütig" bezeichnet, wer sagt, wir ordneten uns nahtlos in die Strategie der Unternehmer ein, der beschimpft gestandene Gewerkschafter, die die Vorruhestandsregelung wollen. Ich stelle mich schützend vor diese Gewerkschafter gegenüber der SPD.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Ich bringe in Erinnerung: Die einzige Arbeitszeitverkürzung, für die der Staat Geld gibt, ist die Vorruhestandsregelung. Für die 35-Stunden-Woche Null Pfennig, für die Vorruhestandsregelung 35 %. Das gab es noch nie, das hat diese Regierung eingeführt und nicht Sie; Sie hatten dazu 13 Jahre Zeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ein Zweites. Nur die Vorruhestandsregelung ist mit einem Wiederbesetzungsmechanismus verbunden. Kommen Sie an das Rednerpult und beweisen Sie das Gegenteil. Es gibt nur staatliches Geld, wenn an Stelle des ausgeschiedenen älteren Arbeitnehmers ein anderer, ein jüngerer eingestellt wird. Wo gibt es das bei der 35-Stunden-Woche? Ich fürchte, die 35-Stunden-Woche, mit der Dampfwalze durchgesetzt, wird nur dazu führen, daß es mehr Streß, mehr Rationalisierung gibt. Die Fließbänder werden etwas schneller gestellt.

    (Schwenninger [GRÜNE]: Natürlich, so wird es bald gemacht!)

    Das ist das Ergebnis der brachialen Durchsetzung der 35-Stunden-Woche.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich wiederhole nochmals: Geld des Staates — das gab es noch nie — für Arbeitszeitverkürzung gibt es zum erstenmal für den Vorruhestand. Diesen Vorteil hat keine andere Arbeitszeitverkürzung.
    Ein Drittes. Unsere Vorruhestandsregelung ist auch eine besondere Chance für die jungen Leute, für die Lehrlinge. Wir denken nicht nur an die Älteren, die ausscheiden können, wenn sie wollen, sondern wir denken auch, daß die jungen Leute Ausbildungsplätze wollen. Deshalb verbinden wir die Vor-



    Bundesminister Dr. Blüm
    ruhestandsregelung mit einem besonderen Angebot zur Lehrlingseinstellung. Dies hilft Jung und Alt, Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Wir sind keine Klassenkämpfer, die nur an eine Gruppe, nur an eine Generation denken. Wir denken an die Gemeinschaft, an alle. Keiner soll vor der Tür stehenbleiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Ein Viertes. Die Vorruhestandsregelung ist freiwillig. Ich gebe zu, wenn Sie das als Unterschied wollen, Sie bevorzugen den Zwang, wir die Freiwilligkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Lachen und Zurufe von der SPD)

    — Wenn die 35-Stunden-Woche beschlossen wird, dann ist sie ein Befehl. Die Vorruhestandsregelung ist ein Angebot. Es kann sich jeder selber entscheiden, wie er will. Wir maßen uns nicht an, der Vormund der Arbeitnehmer zu sein. Sie sind alt genug, ihre Entscheidungen zu treffen. Sie brauchen noch nicht einmal die SPD als Vormund. Sie brauchen überhaupt keinen Vormund.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    — Wir machen das, wovon Sie immer geredet haben. Im Reden waren Sie besser, das gebe ich zu, vor allem in den Ankündigungen.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Ihre Rede kann keiner übertreffen!)

    Sie haben ja solche Vorruhestandsregelungen mehrfach angekündigt. Das gebe ich zu. Wir machen das, wovon Sie immer geredet haben: einen Beschäftigungspakt. Wir laden zum Zusammenwirken Gewerkschaften, Arbeitgeber und Staat ein, und zwar nicht zum Austausch von Kommuniques, sondern damit endlich gemeinsam gehandelt wird. Dazu dient die Vorruhestandsregelung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich will jetzt den Arbeitnehmern, meinen Kolleginnen und Kollegen, noch eins sagen: Beim Vorruhestand bleibt noch etwas für die Lohntüte übrig. Soviel kostet er nämlich nicht. Bei der 35-StundenWoche wird mehr verteilt, als überhaupt vorhanden ist. Da bleibt für die Lohntüte nichts mehr übrig. Deshalb sage ich: 35-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich ist gegen die Arbeitslosen, 35-Stunden-Woche ohne vollen Lohnausgleich ist gegen die Rentner. Sie hängen nämlich an der Lohnentwicklung dran.
    Wer den Zuwachs allein in Freizeit umsetzt, der bringt nicht nur den Arbeitnehmern nichts — außer Inflation — in die Lohntüte, sondern der hängt auch die Rentner vom Wachstum, vom Produktivitätsfortschritt ab. Was ist das für ein Verständnis von Solidarität?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dreßler [SPD]: Von wem ist denn die NullRunde?)

    — Wir mußten in der Tat zur Sicherung der Rentenkasse die Rentenerhöhung um ein halbes Jahr verschieben. Gerade deshalb — aus Solidaritätsgründen — waren wir der Meinung, daß in diesem halben Jahr auch ein Verzicht geleistet werden könnte. Damals gab es nichts zu verteilen. Denn wir haben von Ihnen null und nichts übernommen. Jetzt gibt es wieder etwas zu verteilen. Deshalb sollen sowohl die Rentner — —

    (Lachen bei der SPD — Dr. Jannsen [GRÜNE]: Weihnachten heute! — Zurufe von der SPD)

    — Eins und eins ist nicht das gleiche. Eins mit einem Minusvorzeichen ist Minuswachstum, das ist Rückgang. Bei uns gibt es plus und Fortschritt. Deshalb gibt es wieder etwas zu verteilen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf des Abg. Dreßler [SPD])

    Noch ein paar Worte zur Tarifautonomie. Sie wird von uns verteidigt wie von Ihnen. Ich will mich da gerne in einen Wettbewerb einlassen. Aber Tarifautonomie kann doch nicht bedeuten Denk- und Diskussionsverbote. Sie wollen doch mehr Demokratie wagen. Mehr Demokratie wagen heißt, daß es keine Tabus gibt, daß man über alles reden kann. Warum wollen Sie denn Diskussion verbieten? Wenn die Gewerkschaften ihre Meinung zu der Regierung sagen, dann darf doch auch die Regierung ihre Meinung zu den Gewerkschaften sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Ich bin da für absolute Parität.

    Und was ich nicht verstehe: Wo gehobelt wird, fallen auch schon mal Späne. Ich bin nicht so empfindlich und pingelig.

    (Zurufe von der SPD)

    — Ja, das bewundere ich immer. Es gibt Leute, die teilen mit rhetorischen Schlagringen aus und wollen dann anschließend mit Glacéhandschuhen, Watte und Pinzette behandelt werden. Da bin ich auch für das Gleichgewicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wissen Sie, die Rolle der Prinzessin auf der Erbse steht einem Franz Steinkühler wirklich nicht. Wenn er die Vorruhestandsregelung als „Gesinnungslumperei" bezeichnet, dann bin ich nicht so trottelhaft, daß ich mich dafür bedanke und sage, die 35-Stunden-Woche wäre ein Wonnebad der Arbeitnehmer. So nicht. Dann wird auf der gleichen Ebene diskutiert. Ich wünsche mir, daß wir nicht hier vom Rednerpult Beschimpfungsolympiaden machen, sondern daß wir uns an einen Tisch zusammensetzen und wie vernünftige Leute miteinander reden. Das wäre das Gebot der Stunde.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Und noch etwas. Wer will denn mehr Tarifautonomie, Sie oder wir? Wir wollen doch den Tarifpartnern mehr Rechte geben, mehr Entscheidungsspielräume. Wir wollen sie beim Jugendarbeitsschutz mitbestimmen lassen, bei der Arbeitszeitordnung, beim Arbeitsschutz. Wir wollen die Spielräume der Entscheidung der Gesellschaft entstaatlichen. Das



    Bundesminister Dr. Blüm
    ist doch mehr Spielraum für Tarifautonomie. Dagegen sind Sie doch, Sie wollen doch dauernd den staatlichen Gesetzgeber als Vormund, Polizist und Kontrolleur. Das sind doch nicht wir.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Und, meine Damen und Herren, die Regierung hat Verantwortung für die Einkommenspolitik. Das haben Sie selber im Stabilitätsgesetz mitbeschlossen. Die Regierung hat Verantwortung für die Einkommenspolitik, und der erste sozialdemokratische Wirtschaftsminister hat ja kräftig von diesem Recht Gebrauch gemacht, sehr viel weitergehend als Herr Lambsdorff. Der hat Orientierungsdaten gesetzt. Da habe ich nie gehört, daß Sie die Tarifautonomie als beschädigt bezeichnet hätten.
    Ich glaube, da die Tarifpartner Entscheidungen treffen, die sie weiterhin autonom treffen sollen, die weit über die Mitgliedschaft hinausgehen, muß das, was vorgeschlagen, was verabredet wird, auch öffentlich diskutiert werden. In der Tat, beide Tarifpartner stehen unter einem Rechtfertigungszwang.
    Und noch etwas. Meine Damen und Herren, wer die Arbeitszeitverkürzung ideologisiert, der erschwert ihre Lösung.

    (Zurufe von der SPD)

    Wenn beispielsweise Detlev Hensche erklärt, der vorprogrammierte Arbeitskampf — und jetzt Zitat — „hat in der Tat weitergehende Züge als allein die Durchbrechung der 40-Stunden-Woche", dann darf man doch mal fragen, was da durchbrochen werden soll. Und wenn Herr Steinkühler verbreiten läßt, daß es bei der Arbeitszeitverkürzung um die Überlebensfähigkeit der autonomen gewerkschaftlichen Interessenvertretung und damit letztlich um die Existenzfähigkeit der demokratischen Gesellschaft geht, dann darf ich sagen: Wer Arbeitszeitfragen mit der Überlebensfähigkeit der demokratischen Gesellschaft verwechselt, der leidet unter politischer Überheblichkeit. Das ist Arroganz und sonst nichts, ideologische Arroganz, die die sachliche Lösung behindert.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Deshalb, meine Damen und Herren, bin ich für eine unbehinderte Diskussion. Lassen Sie uns die Diskussion in Offenheit austragen. Lassen Sie uns von allen Seiten nie vergessen, um wen es eigentlich geht, nicht um das Rechtbehalten, nicht darum, wer besser diskutiert, schimpft und streitet, sondern um die Frage: Wem helfen wir, wem müssen wir helfen? Den Arbeitslosen. In dieser gemeinsamen Verantwortung stehen wir.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat die Abgeordnete Frau Fuchs.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Anke Fuchs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident. Meine Damen und Herren! Herr Bundesarbeitsminister, es ist erschreckend, daß Sie überhaupt nicht begriffen haben, worum es in dieser Debatte geht.

    (Beifall bei der SPD — Lachen bei der CDU/CSU)

    Sie verschaukeln die Arbeitnehmer unseres Landes, indem Sie ihnen ein Vorruhestandsgesetz anbieten, von dem die meisten gar nicht Gebrauch machen können, weil in der Stahlindustrie, bei Kohle und Stahl die Menschen schon vor dem 58. Lebensjahr aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie versuchen, uns hier vorzugaukeln, daß Sie noch zum Dialog gewerkschaftlicher Argumente bereit sind! Merken Sie eigentlich nicht, wie Sie ganz auf dem Trip von Graf Lambsdorff sind, Herr Bundesarbeitsminister?

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Es geht um die Frage: Darf sich eine Bundesregierung in die Tarifautonomie einmischen, j a oder nein? — Sie darf es nicht!

    (Beifall bei der SPD)

    Sie muß sich bei einer Tarifbewegung vermittlungsfähig halten. Erinnern Sie sich bitte an Bundeskanzler Helmut Schmidt. Er wäre in dieser Situation darauf bedacht gewesen, daß er für den Fall einer Auseinandersetzung noch Anstöße zur Vermittlung hätte geben können.
    Das Verhängnisvolle ist doch, daß sich der Bundeskanzler dieser Vermittlungsfähigkeit begibt, indem er einseitig Arbeitgeberpositionen vertritt.

    (Beifall bei der SPD)

    Für mich, meine Damen und Herren, kommt es nicht überraschend, daß diese Bundesregierung so ist. Es paßt zu ihrer Wirtschafts- und Sozialpolitik, die sich immer offener und nahtloser den Wünschen der Unternehmer anpaßt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist doch lächerlich!)

    Ihr Konzept, meine Damen und Herren von der Koalition, nimmt Arbeitslosigkeit in Kauf. Es ist auf Spaltung und Entsolidarisierung der Arbeitnehmer angelegt.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Das trauen Sie sich zu sagen, ohne rot zu werden!)

    Ihr Konzept geht auf die Einschränkung von Arbeitnehmerrechten und die Disziplinierung der Gewerkschaften.
    Sie versuchen, uns dieses als Wirtschaftspolitik zu verkaufen, meine Damen und Herren. Mit den Worten des Vorsitzenden der Deutschen Postgewerkschaft ausgedrückt: Sie wollen, daß der stinknormale, ganze gewöhnliche Kapitalismus wieder eingeführt wird.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: Nein! Pfui!)




    Frau Fuchs (Köln)

    Nun ist ja die Arbeitszeitverkürzung keine neue Erfindung. Sie ist so alt wie die Industriegesellschaft. Auch in der Vergangenheit haben Konservative und Arbeitgeber jede Arbeitszeitverkürzung verteufelt. Für sie war jeder Schritt das Ende unserer Wirtschaft. Es waren die gleichen Argumente, als 1839 der Zehnstundentag für 10- bis 16jährige Kinder eingeführt wurde, und es war so, als der DGB im Jahre 1955 die 40-Stunden-Woche forderte. Herr Bundesarbeitsminister Blüm, war das damals Zwang, was die Gewerkschaften durch Tarifvertrag durchgesetzt haben?

    (Beifall bei der SPD — Zuruf des Abg. Dr. Probst [CDU/CSU])

    Die Durchsetzung von Arbeitszeitverkürzungen war wie keine andere gewerkschaftliche Forderung von Anfang an nur gegen massiven Widerstand möglich. Aber ein Blick in die Geschichte zeigt, meine Damen und Herren: Ohne die ständige Verkürzung der Arbeitszeit wäre die Entwicklung der industriellen Gesellschaft nicht möglich geworden. Die Arbeitszeitverkürzung hat in der Vergangenheit mehr Arbeitsplätze geschaffen, indem sie die Folgen der Rationalisierung aufgefangen hat.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    In der gegenwärtigen Beschäftigungskrise brauchen wir deswegen — das ist auch aus den Daten deutlich geworden, die wir vorlegen — mehr Arbeitszeitverkürzung als je. 2 Millionen Menschen arbeiten Stunde Null. Zigtausend Kurzarbeiter wären froh, wenn sie 35 Stunden arbeiten dürften.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Viele Arbeitnehmer wissen, daß ihre Arbeitsplätze nur gesichert werden können, wenn die Arbeitszeit verkürzt wird.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Die Bundesregierung und Sie von den Koalitionsfraktionen sind gegen die 35-Stunden-Woche. Sie sind damit gegen eine Forderung mehrerer Gewerkschaften, die jetzt beginnen, ihre Tarifverhandlungen zu führen. Da mischt sich der Bundeskanzler ein und begibt sich — ich wiederhole mich — der Vermittlungsfähigkeit. Damit kann er nicht dazu beitragen, den sozialen Frieden in unserem Land aufrechtzuerhalten.

    (Beifall bei der SPD)

    Wer die 35-Stunden-Woche so verteufelt, wie Sie das tun, der nimmt Arbeitslosigkeit in Kauf. Wer sich wie die Bundesregierung einseitig auf die Arbeitgeberseite stellt, der gefährdet den sozialen Frieden in unserem Land.
    Die deutschen Gewerkschaften haben ihr Verantwortungsbewußtsein für die wirtschaftliche Entwicklung immer wieder unter Beweis gestellt. Ich finde es unerträglich, daß man sie lobt, wenn sie das tun, was die Regierung will, aber ihnen das Recht abspricht, Arbeitnehmerinteressen konsequent zu vertreten.

    (Beifall bei der SPD)