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ID1005819400

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    6. Burgmann.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/58 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 58. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 14. März 1984 Inhalt: Abwicklung der Tagesordnung 4126 D Begrüßung von Opfern des Unglücks auf dem Truppenübungsplatz Münsingen . . 4126 D Fragestunde — Drucksache 10/1100 vom 9. März 1984 — Verhaftung und Ausweisung der deutschen Staatsangehörigen Christiane Ensslin und Malte Vorbeck durch die italienische Polizei MdlAnfr 1 09.03.84 Drs 10/1100 Krizsan GRÜNE Antw StSekr Dr. Kinkel BMJ 4109 B, D ZusFr Krizsan GRÜNE 4109 C, D Verbesserung des Menschenrechtsschutzes in der UN-Anti-Folter-Konvention vom 7.3. 1984 MdlAnfr 2 09.03.84 Drs 10/1100 Bindig SPD Antw StSekr Dr. Kinkel BMJ 4110 A, D ZusFr Bindig SPD 4110 C, D Belastungen in der Zusammenarbeit zwischen dem französischen und dem deutschen Verkehrsminister; Erfolg der jüngsten Gespräche MdlAnfr 3, 4 09.03.84 Drs 10/1100 Roth SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . 4111 A, B, C, D, 4112 A ZusFr Roth SPD 4111 A, B, C ZusFr Stahl (Kempen) SPD 4111D ZusFr Dr. Sperling SPD 4112A Täglicher „Horoskopdienst" der Bundespost per Telefon ab April 1984 MdlAnfr 5, 6 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. de With SPD Antw PStSekr Rawe BMP 4112 B, C, D, 4113 A, B, C, D, 4114A ZusFr Dr. de With SPD . . . . 4112 C, D, 4113A ZusFr Dr. Riedl (München) CDU/CSU . 4113B ZusFr Krizsan GRÜNE 4113 C ZusFr Peter (Kassel) SPD 4113D ZusFr Dr. Sperling SPD 4114A Zeitpunkt des Einsatzes direktstrahlender Satelliten MdlAnfr 7, 8 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Nöbel SPD Antw PStSekr Rawe BMP . 4114 A, B, C, D, 4115A ZusFr Dr. Nöbel SPD 4114C ZusFr Paterna SPD 4114D Übertragung von Fernsehprogrammen über Fernmeldesatelliten und direktstrahlende Rundfunksatelliten MdlAnfr 9, 10 09.03.84 Drs 10/1100 Paterna SPD Antw PStSekr Rawe BMP 4115 A, B, C, D, 4116A, B ZusFr Paterna SPD 4115 C, D, 4116A ZusFr Dr. de With SPD 4116A ZusFr Dr. Nöbel SPD 4116B II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. März 1984 Umlage der dem Vermieter entstandenen Kosten für ein Fernheizwerk auf die Mieter MdlAnfr 11, 12 09.03.84 Drs 10/1100 Zierer CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau 4116C, 4117A ZusFr Zierer CDU/CSU 4116C, 4117A Einführung einer Wohngeldstufe für Millionen-Städte MdlAnfr 13 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Schöfberger SPD Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . 4117 B, C, D, 4118 A, B ZusFr Dr. Schöfberger SPD 4117 B, C ZusFr Conradi SPD 4117 D ZusFr Dr. Riedl (München) CDU/CSU . 4118A ZusFr Stiegler SPD 4118A Nachsubventionierung von Sozialwohnungen zur Vermeidung von Mietpreissteigerungen auf Grund des Wegfalls degressiver Zuschüsse MdlAnfr 14 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Schöfberger SPD Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . 4118 B, C, D, 4119 A, B ZusFr Dr. Schöfberger SPD 4118 C, D ZusFr Dr. Riedl (München) CDU/CSU . 4118D ZusFr Dr. Sperling SPD 4119A ZusFr Stiegler SPD 4119 B Bedeutung des Schulbauinstituts der Länder für Berlin MdlAnfr 15 09.03.84 Drs 10/1100 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Pfeifer BMBW . 4119 C, D, 4120 A, B ZusFr Kuhlwein SPD 4119 C, D ZusFr Dr. Diederich (Berlin) SPD . . . 4120 A ZusFr Kastning SPD 4120 B Aussage des Bundeskanzlers zum „Kahlschlag beim Schüler- und Studenten-BAföG" MdlAnfr 16 09.03.84 Drs 10/1100 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Pfeifer BMBW . . . . 4120 C, D, 4121 A, B, C, D, 4122 A, B, C, D ZusFr Kuhlwein SPD 4120D, 4121 A ZusFr Stahl (Kempen) SPD 4121A ZusFr Peter (Kassel) SPD 4121 B ZusFr Frau Steinhauer SPD 4121 C ZusFr Dr. Jannsen GRÜNE 4121 D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 4122 A ZusFr Stiegler SPD 4122 B ZusFr Neuhausen FDP 4122 B ZusFr Reimann SPD 4122 C ZusFr Paterna SPD 4122 C Überwachung des Btx-Verkehrs analog dem Telefonverkehr MdlAnfr 24 09.03.84 Drs 10/1100 Dr. Hirsch FDP Antw PStSekr Spranger BMI . 4122D, 4123 A, B, C ZusFr Dr. Hirsch FDP 4123A ZusFr Paterna SPD 4123 B ZusFr Becker (Nienberge) SPD 4123C Neueinstellungen bei Behörden und Betrieben des Bundes anstelle von Überstundenleistungen MdlAnfr 25, 26 09.03.84 Drs 10/1100 Frau Steinhauer SPD Antw PStSekr Spranger BMI 4123C, 4124 A, B, C, D, 4125 A, B, C ZusFr Frau Steinhauer SPD . . 4123D, 4124A, 4125A ZusFr Urbaniak SPD 4124A, 4125C ZusFr Dr. Sperling SPD 4124 B ZusFr Stiegler SPD 4124B, 4125 B ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE . . . 4124C ZusFr Paterna SPD 4124C Überprüfung der Besteller von Schriften des BMI und des BMVg durch das Bundesamt für Verfassungsschutz MdlAnfr 27 09.03.84 Drs 10/1100 Conradi SPD Antw PStSekr Spranger BMI . 4125 C, D, 4126 A, B, C ZusFr Conradi SPD 4125 D ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE . . . 4125D ZusFr Dr. Hirsch FDP 4126A ZusFr Dr. Sperling SPD 4126 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 4126 B ZusFr Frau Nickels GRÜNE 4126 C ZusFr Krizsan GRÜNE 4126 C Aktuelle Stunde betr. Verletzung der Neutralitätspflicht der Bundesregierung in der laufenden Tarifauseinandersetzung um Arbeitszeitverkürzung Roth SPD 4127A, 4141 D Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 4127D, 4139 B Burgmann GRÜNE 4129 B Dr. George CDU/CSU 4130 B Reimann SPD 4131A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. März 1984 III Dr. Dregger CDU/CSU 4131 D Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 4132 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 4133 C Dreßler SPD 4134 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 4135 B Frau Fuchs (Köln) SPD 4137 B Kolb CDU/CSU 4138 C Hoss GRÜNE 4140A Müller (Wesseling) CDU/CSU 4140 D Präsident Dr. Barzel 4132 A Nächste Sitzung 4142 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4143* A Anlage 2 Einheitliche Verwendung der männlichen und weiblichen Berufsbezeichnung bei Ausbildungsberufen MdlAnfr 17 09.03.84 Drs 10/1100 Frau Dr. Martiny-Glotz SPD SchrAntw PStSekr Pfeifer BMBW . . . 4143* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. März 1984 4109 58. Sitzung Bonn, den 14. März 1984 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 15. 3. Antretter** 15. 3. Bahr 14. 3. Baum 15. 3. Dr. Blank 15. 3. Brosi 15. 1. Dr. Dollinger 14. 3. Ehrbar 14. 3. Dr. Enders** 15. 3. Engelsberger 15. 3. Erhard (Bad Schwalbach) 14. 3. Frau Fischer 15. 3. Gansel*** 15. 3. Haase (Fürth) 15. 3. Dr. Hackel** 15. 3. Hartmann 15. 3. Höpfinger 14. 3. Kittelmann** 15. 3. Dr. Köhler (Wolfsburg) 15. 3. Dr.-Ing. Laermann 15. 3. Dr. h. c. Lorenz 15. 3. Matthöfer 15. 3. Metz 14. 3. Dr. Müller** 15. 3. Müller (Wadern) 15. 3. Offergeld 15. 3. Pfuhl 15. 3. Frau Reetz 15. 3. Dr. Rumpf** 15. 3. Schmidt (Hamburg) 14. 3. Schröder (Lüneburg) 15. 3. Graf Stauffenberg 15. 3. Dr. Steger 15. 3. Dr. Vogel 14. 3. Voigt (Frankfurt) 14. 3. Voigt (Sonthofen) 15. 3. Weiskirch (Olpe) 15. 3. Weiß 15. 3. Westphal 14. 3. Frau Dr. Wex 15. 3. Wischnewski 14. 3. Frau Dr. Wisniewski 15. 3. Wurbs 15. 3. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Frage der Abgeordneten Frau Dr. Martiny-Glotz (SPD) (Drucksache 10/1100 Frage 17): Wie weit sind die Bemühungen der Bundesregierung gediehen, mit allen an der Berufsbildung Beteiligten den Vorschlag zu erörtern, künftig in der Regel die männliche und die weibliche Berufsbezeichnung nebeneinander zu verwenden, und welche Zeitvorstellungen hat die Bundesregierung entwickelt, bis wann die einheitliche männliche und weibliche Bezeichnung der Ausbildungsberufe realisiert wird? Im Juni 1979 ist auf Anregung des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft vereinbart worden, in allen künftigen Ausbildungsordnungen nach dem Berufsbildungsgesetz und der Handwerksordnung neben der männlichen auch die weibliche Berufsbezeichnung in den Verordnungstext aufzunehmen; ausgenommen sind Berufe, bei denen rechtlich normierte Beschäftigungsverbote einer Beschäftigung von Frauen entgegenstehen. Dieses Vorgehen erfolgt in Abstimmung mit den an der Berufsausbildung Beteiligten. Als erste Ausbildungsordnung mit männlicher und weiblicher Berufsbezeichnung wurde die Verordnung über die Berufsausbildung zum Koch/zur Köchin am 11. Juni 1979 erlassen. Im Zuge der Neuordnung der Ausbildungsberufe werden fortlaufend alle Verordnungen mit männlichen und weiblichen Berufsbezeichnungen versehen. Auch für bereits bestehende anerkannte Ausbildungsberufe gemäß § 25 Berufsbildungsgesetz bzw. § 25 Handwerksordnung sowie für fortgeltende Ausbildungsberufe nach § 108 Berufsbildungsgesetz sollen männliche und weibliche Berufsbezeichnungen verwendet werden. Die Einführung der männlichen und weiblichen Berufsbezeichnung für diese Berufe erfolgt durch Aufnahme beider Bezeichnungen in das vom Bundesinstitut für Berufsbildung herausgegebene Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe. Das Verzeichnis ist erstmals 1980 mit männlichen und weiblichen Berufsbezeichnungen erschienen. Zugleich hat die Bundesregierung alle an der Berufsausbildung Beteiligten aufgefordert, in der Praxis männliche und weibliche Berufsbezeichnungen nebeneinander zu verwenden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Ich beginne mit der Feststellung, daß es in keiner wirtschaftlichen Ordnung so viel Rechte für Tarifvertragsparteien gibt wie in einer gesicherten marktwirtschaftlichen Ordnung.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Bei all den Vorstellungen, die Sie von Wirtschaftspolitik haben, wird man feststellen, wird man zu der Schlußfolgerung kommen — Erfahrungen und ein Blick über die Grenzen belegen das —, daß es dort für Tarifvertragsparteien eindeutig weniger Rechte gibt als in unserer Ordnung.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Unerhört! — Weitere anhaltende Zurufe von der SPD)

    Zweitens. Ich stelle fest, meine Damen und Herren, daß die Bundesregierung in der Debatte über dieses Thema auf eine Zwischenfrage des Abgeordneten Ehmke schon am 23. Februar gesagt hat, daß wir zur Tarifautonomie stehen, daß wir aber eines nicht tun: daß wir nicht dann den Mund halten, wenn sich Entwicklungen abzeichnen, die Eingriffe in unsere Strukturen bedeuten, die die Beschäftigung gefährden werden, die dafür sorgen, daß die Erholung, die mühsam beginnt, zerschlagen wird. Wir werden uns nicht hinstellen, den Mund halten, um hinterher zu hören: Hättet ihr doch vorher et-



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    was gesagt, hättet ihr uns doch vorher gewarnt! So spielen wir nicht.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Im übrigen, meine Damen und Herren, gilt nicht zweierlei Recht: Die Bundesregierung und die sie tragenden Parteien haben genauso ein Recht, sich zu einer Frage wie der hier behandelten deutlich zu äußern, wie Sie sich in Ihrem Wahlprogramm eindeutig für die 35-Stunden-Woche eingesetzt haben.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Sie sind Regierungsmitglied!)

    Ist das nun auch Verletzung von Tarifautonomie? Gilt Unterschiedliches für Opposition und Regierung, oder gilt für uns beide der gleiche Maßstab?
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben auf die Folgen einer solchen Entwicklung hingewiesen, und wir machen es erneut: Die 35-
    Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich ist eine defensive Antwort auf unsere beschäftigungspolitischen Probleme. Sie ist nicht die offensive Antwort, die wir brauchen. Wir brauchen neue Arbeitsplätze und nicht nur die Umverteilung vorhandener Arbeitsplätze.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zuruf von der SPD und den GRÜNEN)

    Wir können keine Maßnahmen befürworten, die der sich entwickelnden Erholung, die der sich entwikkelnden Besserung in unserer Beschäftigungssituation zuwiderlaufen. Wir können erst recht nichts brauchen, meine Damen und Herren, was der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft schadet.
    Warum fangen die gewerkschaftseigenen Unternehmen mit der 35-Stunden-Woche nicht bei sich an?

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Weil sie das ausnahmsweise zutreffende Argument bringen, daß sie das aus Wettbewerbsgründen nicht können.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Demagogisch!)

    Wenn die das aber nicht können, warum wollen Sie der deutschen Wirtschaft dies zumuten, die sich mit den Wettbewerbern in der Welt auseinandersetzen muß?

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Kein Käufer einer deutschen Maschine in Indonesien, Australien und anderswo fragt danach, ob sie auf dem Hintergrund der 35-Stunden-Woche gefertigt worden ist, sondern es wird gefragt: Taugt die Maschine was, ist sie billig, habt ihr einen anständigen Kundendienst, könnt ihr pünktlich liefern? Sonst kaufen wir die japanische Maschine. Darum geht es bei unseren Arbeitsplätzen, die wir zu verteidigen haben.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Absurd!)

    Im übrigen, meine sehr verehrten Damen und Herren: Die Argumentation, die wir von einigen Teilen der Gewerkschaften gehört haben, insonderheit von der IG Metall, meine Damen und Herren, und hier insonderheit von ihrem zweiten Vorsitzenden,

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sie hören j a gar nicht zu!)

    heißt j a schon längst nicht mehr: Verbesserung der Arbeitsbedingungen, der Lebensbedingungen, Sorge um die Arbeitslosen, sondern die heißt: Selbstverständnis, Existenzberechtigung und — wörtlich — „Sein oder Nichtsein der Gewerkschaften". Das ist nicht Politik im Interesse von Arbeitnehmern, auch nicht Politik im Interesse von organisierten Arbeitnehmern, sondern das ist Politik auf dem Rücken von Arbeitnehmern — im Interesse großer Organisationen, um die noch mächtiger zu machen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Gefragt ist in dieser Situation nicht Kriegsgeschrei und wohl auch nicht Streikbereitschaft,

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Das müssen Sie sagen! — Weitere Zurufe von der SPD)

    sondern Kompromißbereitschaft. Gefragt ist das, meine Damen und Herren, was wir an Verantwortungsbewußtsein auf seiten der Gewerkschaften in vielen Jahren bei uns erlebt haben. Gefragt ist eine nüchterne Diskussion über Vorteile und Nachteile auch der Arbeitszeitverkürzung.

    (Zurufe von der SPD)

    Gefragt ist eine Diskussion auch über die Vorruhestandsregelung. Der Kollege Blüm wird sich dazu äußern. Gefragt ist eine Diskussion über das Thema: Was wird denn bei 35 Stunden, selbst wenn sie kostenneutral geschaffen werden?
    Erinnern Sie sich, was Herr Döding gesagt hat? „Ich verteidige die sozialen Errungenschaften der Fünftagewoche und des Achtstundenarbeitstages." — Aber bei der Viertagewoche und der 35-StundenWoche werden Sie erleben, daß mindestens die Sechstagewoche zurückkommt. Was bedeutet das für Arbeitnehmer? Was bedeutet das für das geheiligte lange Wochenende?

    (Zurufe von der SPD)

    Was bedeutet das für unsere Freizeitindustrie? Was bedeutet das für die Menschen? Dies alles kann doch nicht mit Streik über uns gebracht werden. Das muß sorgfältig ausdiskutiert werden.

    (Zurufe von der SPD)

    Dann wird man Wege und Mittel finden, um auch hier zu Ergebnissen zu kommen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Zum Glück haben wir den Eindruck — und das ergibt sich aus vielen Umfragen und vielen Ergebnissen —, daß offensichtlich die Mehrheit der Arbeitnehmer im Lande vernünftiger ist, als viele



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Funktionäre es sich vorstellen, jedenfalls vernünftiger, als es die Funktionäre selber sind.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Es sei zum Schluß ein Hinweis gegeben. Der DGB-Vorsitzende Breit hat mir geschrieben — ich habe solche Kritik auch aus Ihren Reihen gehört —, ich hätte am Wochenende behauptet, die Gewerkschaften setzten die 35-Stunden-Woche als Kampfmittel gegen die Regierung ein. — Das war eine freie Diskussion, ich habe kein fertiges Manuskript behabt; aber ich habe mir das Tonband besorgt. Kein Wort davon steht drin. Sie, meine Damen und Herren, setzen die 35-Stunden-Woche, allerdings in Aktionseinheit mit den deutschen Gewerkschaften, gegen die Politik dieser Regierung ein.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Das ist Ihr gutes Recht. Aber verdrehen Sie sich nicht die Tatsachen! Sie sind diejenigen, die hier zur Scharfmacherei beitragen. Sie sind' diejenigen, die nicht mehr nachdenken über das, was Sie mit einer solchen Politik erreichen.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Das glauben Sie doch selbst nicht! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Wir wollen eine Politik, die mehr Beschäftigung, mehr Wachstum, mehr soziale Sicherheit in einer marktwirtschaftlichen Ordnung mit sich bringt.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Der Arbeitgeberminister!)

    Und die Ergebnisse zeigen: Wir sind auf dem richtigen Wege. Sie waren lange genug auf dem falschen Wege, und Sie haben den richtigen immer noch nicht gefunden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Burgmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dieter Burgmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (GRÜNE)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Meine Damen und Herren! Liebe Freundinnen und Freunde! Uns liegt schon sehr viel an dem Bestand der Gewerkschaften, Herr Lambsdorff. Trotzdem teilen wir nicht die Meinung der SPD, daß hier die Regierung zu strikter Neutralität verpflichtet sei. Für uns ist Neutralität kein Wert an sich. Wir meinen, es handelt sich hier um eine wichtige wirtschaftliche Auseinandersetzung, und da muß man Stellung beziehen. Auch die SPD verhält sich nicht neutral. Sie haben sich einerseits für Arbeitszeitverkürzungen und 35-Stunden-Woche ausgesprochen, Sie haben aber andererseits die Regierung mit dem Vorschlag einer Vorruhestandsregelung auf die Idee gebracht, wie man die 35-
    Stunden-Woche unterlaufen kann.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Und der Herr Blüm, clever wie er ist, ist natürlich prompt darauf eingestiegen und hat einen noch schlechteren Entwurf vorgelegt, mit dem er hofft, die Arbeitnehmer und die Gewerkschaften spalten zu können, was sich in der Tendenz auch durchaus andeutet.
    Die Gewerkschaften können einfach nicht beides: gleichzeitig für das Vorruhestandsgeld und für die 35-Stunden-Woche kämpfen. Man muß in diesem Zusammenhang die Frage an den IG Metall-Kollegen Blüm stellen, wo seine gewerkschaftliche Solidarität in dieser Auseinandersetzung bleibt.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Ich verlange von der Regierung keine Neutralität; das ist nicht unsere Forderung. Ich kritisiere hier aber sehr scharf die Tatsache, daß die Regierung gezielt die Tarifverhandlungen unterlaufen will, mit unehrlichen Angeboten und mit einer polemischen und verlogenen Argumentation.
    Die GRÜNE-Forderung an die Regierung lautet — da decken wir uns wieder mit der SPD —, realistische Zahlen und Fakten vorzulegen, die eine sachliche Erwägung ermöglichen; eine sachliche Erwägung, die der Herr Lambsdorff eben gefordert hat. Dazu ist von der Regierung bisher überhaupt nichts beigetragen worden.
    Die GRÜNEN kommen bei der Abwägung der Fakten und Zahlen dazu, was wir auch auf dem letzten Arbeitszeitforum festgestelt haben, daß die Argumente letztendlich für die 35-Stunden-Woche und für weitere Arbeitszeitverkürzungen sprechen, weil die 35-Stunden-Woche für alle Arbeitnehmer, wenn sie durchgesetzt würde, ein bis zwei Millionen Arbeitsplätze bringen würde. Wenn das Vorruhestandsgeld den gleichen Effekt erzielen sollte, Herr Blüm, müßte es mindestens bei 52 Jahren angesetzt werden und würde letzten Endes auch viel mehr kosten.

    (Broll [CDU/CSU]: Warum nicht bei 38?)

    Wir sind auch für die 35-Stunden-Woche, weil dadurch die Belastung am Arbeitsplatz zunächst, zumindest zeitlich, verringert werden kann und weil die Menschen mehr Zeit haben, weil eine bessere Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau möglich ist, und vor allem davon ausgehend, daß in unserer hochindustrialisierten Welt Wachstum ökonomisch nicht mehr in ausreichendem Maße — Herr Lambsdorff, wir brauchten bis zu 7 % — machbar und vor allem auch ökologisch angesichts der sterbenden Natur nicht mehr vertretbar ist.
    So wird die Arbeitsverteilung, eine wirtschaftliche und moralische Verpflichtung gegenüber den rund 3 Millionen Erwerbslosen, eine Verpflichtung für den Staat und unsere Gesellschaft und auch für unsere Regierung.
    Die GRÜNEN begrüßen, daß sich Gewerkschaften dieser Mitverantwortung, dieser Auseinandersetzung auch für die Menschen stellen, die aus dem Erwerbsleben ausgesperrt sind. Die Regierung hat gezeigt, auf welcher Seite sie steht, und damit hat sie deutlich gemacht, worum es geht. Sie hat das erstens schon bei der Kürzung der Arbeitslosenbezüge und nun auch bei der Tarifauseinandersetzung gezeigt. Die GRÜNEN sind in dieser Tarifauseinandersetzung auch nicht neutral. Wir unterstützen den Kampf um die 35-Stunden-Woche durch unsere Solidaritäts- und Öffentlichkeitsarbeit, wir unterstützen ihn durch Vorschläge für ein neues Arbeitszeitgesetz. Wir wenden uns allerdings entschie-



    Burgmann
    den dagegen — darüber möchten wir auch mit Herrn Steinkühler diskutieren —, nun freie Samstage und Feierabende gegen die 35-Stunden-Woche einzutauschen. Wir sind gegen diese Form der flexiblen Arbeitszeitregelung zugunsten der Unternehmer.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Die GRÜNEN sind für Verbesserung der Mitbestimmung in den Betrieben und dafür, daß Arbeiter und Betriebsräte das Recht erhalten, beim Einsatz neuer Technologien und Maschinen mitzubestimmen.
    Die Regierung hat Farbe bekannt, und auch wir haben unsere Position. Die GRÜNEN gehen davon aus, daß eine ökologische Gesellschaft nur in Verbindung mit sozialer Gerechtigkeit möglich ist. Für die GRÜNEN ist damit klar, auf welcher Seite sie stehen: auf der Seite der Erwerbslosen und der Menschen in den Betrieben, für Verkürzung der Wochenarbeitszeit durch Tarifverhandlungen, für Verkürzung der Lebensarbeitszeit durch Herabsetzung der flexiblen Altersgrenze und die Möglichkeit zu mehr Freizeitnahme der Arbeitnehmer nach ihrem Bedarf und gegen den weiteren Sozialabbau und Marsch in den Unternehmerstaat. Dazu ist auch ein Arbeitskampf ein angemessenes Mittel. Wir GRÜNEN sind deshalb auch für das Verbot der menschenverachtenden Aussperrung und wenden uns gegen die Verteufelung des Streiks.