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    Plenarprotokoll 10/56 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 56. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Februar 1984 Inhalt: Gedenkworte für den verstorbenen sowjetischen Staats- und Parteichef Juri Andropow 3927 A Wahl des Abg. Dr. Klejdzinski zum stellvertretenden Mitglied in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates . . 3927 B Ausscheiden des Abg. Bastian aus der Fraktion DIE GRÜNEN 3927 B Erweiterung der Tagesordnung 3927 B Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Gremium zur Genehmigung der Wirtschaftspläne der Nachrichtendienste — Drucksache 10/988 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Gremium zur Genehmigung der Wirtschaftspläne der Nachrichtendienste — Drucksache 10/1024 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Gremium zur Genehmigung der Wirtschaftspläne der Nachrichtendienste — Drucksache 10/1028 — Roth (Gießen) CDU/CSU 3927 D Walther SPD 3928 D Kleinert (Marburg) GRÜNE 3930 D Dr. Weng FDP 3933 C Namentliche Abstimmung 3935 A Beratung des Jahresgutachtens 1983/84 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung — Drucksache 10/669 — in Verbindung mit Beratung des Jahreswirtschaftsberichts 1984 der Bundesregierung — Drucksache 10/952 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Wissmann, Hauser (Krefeld), Kraus, Doss, Dr. Lippold, Dr. Lammert, Lattmann, Dr. Schwörer, Müller (Wadern), Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Unland, Niegel, Gerstein, Pfeffermann, Lenzer, Seesing, Günther, Krey, Dr. Bugl, Dr. Hoffacker, Eigen, Dr. Möller, Dr. Müller, Kroll-Schlüter, Tillmann, Weiß, Haungs, Hinsken, Frau Krone-Appuhn, Frau Geiger, Frau Will-Feld, Frau Verhülsdonk, Wilz, Bohl, Dr. Olderog, Sauter (Ichenhausen), Berger, Dr. Götz, Dr. Hornhues, Pohlmann, Magin, Dr. II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 56. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Februar 1984 Schroeder (Freiburg), Hedrich, Uldall, Jung (Lörrach), Dr. Stavenhagen, Dr. Friedmann, Dr. Laufs, Schwarz, Sauter (Stuttgart), Dr. Kunz (Weiden), Linsmeier und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Solms, Dr. Haussmann, Gattermann, Grünbeck, Hoffie, Wurbs, Dr. Weng, Dr.-Ing. Laermann, Dr. Feldmann und der Fraktion der FDP Förderung der Bildung von Risikokapital — Drucksache 10/918 — Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 3937B, 4020C, 4024 B Roth SPD 3947 C Dr. Dregger CDU/CSU 3955 C Dr. Jochimsen, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 3962 B, 4022 D Dr. Haussmann FDP 3983 D Burgmann GRÜNE 3986 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 3991 C Dr. Apel SPD 3997 A Handlos fraktionslos 4001 D Hauser (Krefeld) CDU/CSU 4004A Dr. Ehrenberg SPD 4005 D Dr. Solms FDP 4008 C Stratmann GRÜNE 4010A Wissmann CDU/CSU 4011 C Kraus CDU/CSU 4013 C Dr. Jens SPD 4015 B Gerstein CDU/CSU 4017 C Kittelmann CDU/CSU 4019A Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften — Drucksache 10/930 — Dr. Eyrich, Minister des Landes BadenWürttemberg 4025 A Kiehm SPD 4026 C Dr. Hirsch FDP 4027 B Hoss GRÜNE 4028 B Broll CDU/CSU 4029 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/964 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung des Rechts der Arbeitsförderung und der gesetzlichen Rentenversicherung an die Einführung von Vorruhestandsleistungen — Drucksache 10/965 — 4031 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kaffee-Übereinkommen von 1983 und zur Verlängerung des Internationalen Kaffee-Übereinkommens von 1976 — Drucksache 10/462 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 10/935 — Schwenninger GRÜNE 4031 C Kittelmann CDU/CSU 4033 B Klose SPD 4033 C Dr. Rumpf FDP 4035 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kakao-Übereinkommen von 1980 — Drucksache 10/265 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 10/999 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/1036 — 4035 D Beratung der Sammelübersicht 23 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen mit Statistik über die beim Deutschen Bundestag in der Zeit vom 29. März bis 31. Dezember 1983 eingegangenen Petitionen — Drucksache 10/975 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 24 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/989 — 4036 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1723/81 hinsichtlich der Möglichkeit, Beihilfen für die Verwendung von Butter zur Herstellung bestimmter Lebensmittel zu gewähren Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1411/71 hinsichtlich des Fettgehalts der Trinkmilch Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Festsetzung allgemeiner Regeln für die Gewährung von Beihilfen für zu Futterzwecken bestimmte eingedickte Milch Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1269/79 hinsichtlich der Bedingungen für den Absatz von für den Direktverbrauch bestimmter Butter zu ermäßigten Preisen - Drucksachen 10/595 Nr. 8, 10/977 - Fragestunde - Drucksache 10/1017 vom 17. Februar 1984 - Kurt Ziesel, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschland-Stiftung e. V., als Begleiter Bundeskanzlers Kohl auf dessen Israel-Reise MdlAnfr 4, 5 17.02.84 Drs 10/1017 Frau Dr. Timm SPD Antw StSekr Boenisch BPA 3967 B, D, 3968 B, C, D, 3969 A, B, C, D, 3970 A, B, C, D ZusFr Frau Dr. Timm SPD . . . 3967D, 3968A,B ZusFr Lutz SPD 3968 C ZusFr Urbaniak SPD 3968 D ZusFr Krizsan GRÜNE 3968D, 3970 C ZusFr Stiegler SPD 3969A, 3970 B ZusFr Dr. Sperling SPD 3969B, C ZusFr Weisskirchen (Wiesloch) SPD . 3969B, 3970 B ZusFr Dr. Scheer SPD 3969 D ZusFr Becker (Nienberge) SPD . . 3969D, 3970A ZusFr Frau Dr. Martiny-Glotz SPD . . . 3970 B Umfang der Arbeitnehmerüberlassung MdlAnfr 20, 21 17.02.84 Drs 10/1017 Kirschner SPD Antw PStSekr Vogt BMA . 3970D, 3971 A, B, C, D, 3972 A, B, C, D, 3973 A, B, C, D, 3974B, C ZusFr Kirschner SPD 3971 B, C, 3972 B ZusFr Frau Zutt SPD 3972 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 3972C, D ZusFr Stiegler SPD 3972D, 3973C ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 3973A ZusFr Urbaniak SPD 3973B, C ZusFr Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . 3973D, 3974 A ZusFr Reimann SPD 3974 B,C Ausdehnung der bisher auf drei Monate begrenzten Höchstdauer bei der Arbeitnehmerüberlassung MdlAnfr 22, 23 17.02.84 Drs 10/1017 Peter (Kassel) SPD Antw PStSekr Vogt BMA . . 3974D, 3975 BC, D, 3976 A, B, C, D, 3977 A, B, C ZusFr Peter (Kassel) SPD . . . 3975 B, C, 3976A ZusFr Kirschner SPD 3975C, D ZusFr Lutz SPD 3976A, B ZusFr Stahl (Kempen) SPD 3976B, C ZusFr Dreßler SPD 3976 D ZusFr Dr. Penner SPD 3977 B ZusFr Urbaniak SPD 3977B, C Schaffung von Dauerarbeitsplätzen durch Einschränkung der Arbeitnehmerüberlassung und durch stärkere Bekämpfung der illegalen Beschäftigung MdlAnfr 24, 25 17.02.84 Drs 10/1017 von der Wiesche SPD Antw PStSekr Vogt BMA . 3977D, 3978 A, B, C, D, 3979 A, B, C, D, 3980 A, B, C, D, 3981A, B ZusFr von der Wiesche SPD . 3978 A, B, 3980B, C ZusFr Peter (Kassel) SPD . . . 3978B, 3981A ZusFr Lutz SPD 3978C, 3981 B ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 3978 D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 3978 D ZusFr Kirschner SPD 3979B, 3980 D ZusFr Frau Dr. Martiny-Glotz SPD . . . 3979 C ZusFr Frau Fuchs (Köln) SPD 3979 D ZusFr Keller CDU/CSU 3980 D Äußerung des Bundesarbeitsministers über die Feststellbarkeit gesundheitlicher Teilarbeitsfähigkeit; Berücksichtigung betrieblicher Umstände bei der Feststellung einer Teilarbeitsfähigkeit durch den Arzt MdlAnfr 34, 35 17.02.84 Drs 10/1017 Urbaniak SPD Antw PStSekr Vogt BMA . 3981 C, D, 3982 A, C, D ZusFr Urbaniak SPD 3981C, 3982C, D ZusFr Lutz SPD 3981D, 3982A IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 56. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Februar 1984 Gesetzliche Absicherung sozialversicherungsrechtlich ungeschützter Beschäftigungsverhältnisse MdlAnfr 36, 37 17.02.84 Drs 10/1017 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD Antw PStSekr Vogt BMA . . . 3982D, 3983 A,C ZusFr Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . 3982 D, 3983 C Nächste Sitzung 4036 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4037* A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 56. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Februar 1984 3927 56. Sitzung Bonn, den 23. Februar 1984 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 56. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Februar 1984 4037* Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 24.2. Dr. Ahrens * 23.2. Bernrath 23. 2. Frau Blunck 24.2. Böhm (Melsungen) 24.2. Brosi 24. 2. Dr. Enders 24.2. Ertl 24.2. Hartmann 24. 2. Heyenn 24. 2. Jäger (Wangen) * 24.2. Dr. h. c. Lorenz 24. 2. Menzel 23.2. Möllemann 24.2. Neumann (Bramsche) * 24. 2. Frau Dr. Skarpelis-Sperk 24.2. Spilker 23.2. Dr. Stark (Nürtingen) 24.2. Dr. Todenhöfer 24.2. Frau Dr. Wex 24.2. Weiskirch (Olpe) 24.2. Wischnewski 24.2. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ludwig Gerstein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Jens, ich muß Ihnen ein Kompliment machen. Sie haben gewisse Fortschritte gemacht. In der letzten Debatte zum Jahreswirtschaftsbericht haben Sie noch behauptet, die Bundesregierung wolle die Arbeitslosigkeit. Sie haben heute etwas vernünftiger darüber gesprochen. Dafür haben Sie allerdings eine Reihe von Vorschlägen gemacht, die auf Investitionslenkung hinauslaufen und die wir nicht teilen können.
    Meine Damen und Herren, der Wirtschaftsminister des Landes Nordrhein-Westfalen ist auch heute nachmittag wieder da; das freut mich. Allerdings hat er heute morgen eine Reihe von Bemerkungen gemacht, die ich, die wir nicht gut fanden. Vor allen Dingen erscheint es uns verwunderlich, aus dem Munde gerade eines nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministers Vorwürfe gegen die Bundesregierung im Hinblick auf technologische Verweigerung zu hören.

    (Wissmann [CDU/CSU]: Ausgerechnet die!)

    War es denn nicht gerade das Land NordrheinWestfalen, in dem die Regierung Rau jahrelang dem technologischen Fortschritt Widerstand geleistet hat? Jetzt hat es natürlich die Folgen zu tragen. Ich zitiere in diesem Zusammenhang einen Pressekommentar von gestern aus dem „Kölner StadtAnzeiger" — „Bericht aus Düsseldorf" —, in dem es heißt — und das ist die richtige Darstellung —:
    Die technologische Entwicklung hat den Düsseldorfer Regierungschef Johannes Rau eingeholt ... Durch langes Zögern ist Rau in die Bredouille geraten. Jetzt tritt er die Flucht nach vorn an und versucht, sich an die Spitze einer Bewegung in der SPD zu stellen, die ja sagt zu einer Entwicklung, die ohnehin nicht aufzuhalten ist.
    Es wurde höchste Zeit. Insofern kann man diese Änderung begrüßen. An den Folgen der langen Verzögerung wird das Land Nordrhein-Westfalen aber noch lange zu tragen haben.



    Gerstein
    Meine Damen und Herren, ich möchte einige Anmerkungen zum Jahreswirtschaftsbericht 1984 in seinem energiepolitischen Teil machen. Die Bundesregierung hat bestätigt, daß sie an ihrer Energiepolitik festhalten wird. Die Schwerpunkte dieser Energiepolitik sind Energieeinsparung, rationelle Energieverwendung, Nutzung der heimischen Energiequellen, Verminderung der Ölabhängigkeit und Diversifizierung des Energieangebotes. Ich bin der Meinung, die bestehenden Rahmenbedingungen in der Bundesrepublik entsprechen dieser Zielsetzung. Sie gewährleisten eine sichere, einigermaßen preiswerte und zunehmend umweltfreundliche Energieversorgung. Wir begrüßen diese Politik der Bundesregierung.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Erfolge dieser Politik zeigen sich in beachtlichen Fortschritten bei der Energieeinsparung in den letzten Jahren. Sie wurde vor allem von den privaten Verbrauchern getragen, die eben auf hohe Energiepreise richtig reagiert haben. Auch international wird diese Politik anerkannt. Der Anteil des Mineralöls am gesamten Verbrauch von Primärenergie ist 1983 auf 43 % zurückgegangen. Die Rohölabhängigkeit der Bundesrepublik von der OPEC hat sich vor allem dank Nordseeöl von 96 auf 60 verringert. Das ist natürlich immer noch zuviel Abhängigkeit, insbesondere wenn wir an die Auseinandersetzungen zwischen dem Iran und Irak in diesen Tagen denken.
    Mit der Kohlepolitik ist ein wichtiger Teilbereich der Energiepolitik angesprochen worden. Wir alle stimmen darin überein, daß hier besondere Rahmenbedingungen und staatliche Hilfen erforderlich sind. Darüber gibt es auch im allgemeinen eine große Übereinstimmung. Hier — Herr Jochimsen, das läßt sich doch nicht leugnen — wird tatsächlich auch Industriepolitik betrieben. In der Haushaltsdebatte im Dezember hat aber der Abgeordnete Wolfram, wie es so seine Art ist, hier eine etwas seltsame, weniger energiepolitische, ich würde meinen, eher energiepolemische Rede gehalten und fälschlicherweise behauptet, die Bundesregierung habe sich von der bisherigen Kohlepolitik abgewandt und eine Wende zuungunsten der Kohle vollzogen. Der Jahreswirtschaftsbericht — diesen muß man eben sorgfältig lesen — sagt demgegenüber:
    Die Bundesregierung wird an ihrer bisherigen Kohlepolitik festhalten.
    Weiter heißt es, „daß der 15-Jahresvertrag zur Verstromung der deutschen Kohle verwirklicht wird". Wir unterstreichen das.
    Vor allem die aktuellen Daten vom Energiemarkt beweisen aber auch: Die Bundesregierung betreibt eine Politik zugunsten der Sicherung des deutschen Steinkohlenbergbaus. Die pessimistischen Vorhersagen über Zechenstillegungen und Massenentlassungen im Bergbau haben sich eben nicht bewahrheitet. 1983 waren nach dem starken Einbruch Absatz und Förderung im Steinkohlenbergbau erstmals wieder fast ausgeglichen.

    (Wissmann [CDU/CSU]: So ist es!) Der Absatz im Kraftwerksbereich ist planmäßig um 3,2 Millionen t auf immerhin 39,6 Millionen t Steinkohle angestiegen. Auch der Export außerhalb der Europäischen Gemeinschaft ist um 1 Million t gestiegen. Zusammengefaßt: Die rasante Aufhaldung, die vor dem Regierungswechsel in zweieinhalb Jahren über 14 Millionen t betragen hat, wurde gestoppt. Ich meine, der Umschlag von Haldenaufbau auf Haldenabbau ist auch ein Stück erfreulicher Wende für die Kohlenreviere.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Um noch einige Zahlen hinzuzuliefern: Der Anteil der deutschen Steinkohle am Primärenergieverbrauch der Bundesrepublik ist 1983 gestiegen, während der Mineralölverbrauch in der gleichen Zeit gefallen ist.
    Die Bundesregierung hat im vollen Einverständnis mit allen Beteiligten — außer Herrn Wolfram natürlich —, mit den Ländern, den Unternehmen, den Gewerkschaften, die bedrohliche Lage des Steinkohlenbergbaus, die durch den Rückgang der Stahlerzeugung entstanden war, konsolidiert. Wir sollten allen Beteiligten, die hier sehr viel Verständnis gezeigt haben, insbesondere aber dem Wirtschaftsminister, sehr dankbar dafür sein, daß dies gelungen ist.
    Meine Damen und Herren, in diesem Zusammenhang noch ein Wort zu den kohlepolitischen Vorschlägen des Gutachtens des Sachverständigenrats, das wir j a auch hier behandeln. Die Bundesregierung hat im Jahreswirtschaftsbericht erfreulicherweise erklärt, daß sie sich diese Vorschläge des Rates nicht zu eigen macht. Eigentlich hätte ich es begrüßt, wenn auch die Opposition diese Einstellung der Bundesregierung, die gegenüber dem Sachverständigenrat ja gar nicht selbstverständlich und einfach ist, einmal unterstrichen und uns in der gemeinsamen Kohlepolitik für Saar und Ruhr geholfen hätte.
    Ich wiederhole noch einmal: Die Kohlepolitik der Bundesregierung weist der deutschen Kohle auch langfristig einen entscheidenden Beitrag an der deutschen Energieversorgung zu. Dabei wird es in völliger Übereinstimmung mit den Koalitionsfraktionen auch bleiben.
    Es gibt aber andere, neue Schwierigkeiten, die ich jetzt nur ganz kurz anschneiden kann. Ich meine damit die gestiegenen Anforderungen an den Umweltschutz. Auch Herr Jochimsen hat darauf schon hingewiesen; er hat allerdings nicht sehr deutlich gemacht, daß natürlich nicht nur das Land BadenWürttemberg, sondern auch das Land NordrheinWestfalen Verschärfungen der Umweltschutzbestimmungen fordert, die natürlich gewisse Schwierigkeiten für die Kohlekraftwerke und die weiteren Investitionsentscheidungen der Elektrizitätsversorgungsunternehmen mit sich bringen werden. Aber ich darf hier noch einmal betonen: Es ist heute unbestritten, die Durchsetzung einer umweltfreundlicheren Kohleumwandlung ist die einzig mögliche Politik, die der Kohle ihren hohen Rang als



    Gerstein
    einer sicheren heimischen Energiequelle auch weiter gewährleistet.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Politik, Energiewirtschaft, Verbraucher und Wissenschaft sind in diesem Zusammenhang auf eine sehr sachliche, verantwortungsvolle Zusammenarbeit angewiesen.
    Lassen Sie mich zum Schluß zusammenfassen: Angesichts wieder erreichten Wirtschaftswachstums müssen wir weiterhin eine Energiepolitik betreiben, die Einsparung und rationelle Verwendung zum Ziel hat. Ein kostengünstiges Energieangebot muß gewährleistet sein. Die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft hängt nicht unwesentlich vorn Energiepreisniveau ab. Alle zur Verfügung stehenden Energieträger müssen zur Sicherung der Energieversorgung beitragen.
    Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion begrüßt die im Jahreswirtschaftsbericht von der Bundesregierung dargelegten Schwerpunkte der Energiepolitik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Richard Wurbs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Kittelmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Peter Kittelmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sie merken, wir von der CDU/ CSU praktizieren jetzt schon eine geballte Arbeitsteilung, ohne daß allerdings damit zu rechnen ist, daß unsere Wochenarbeitszeit dadurch kürzer wird.
    Gestatten Sie mir, einige wenige Worte zu außenwirtschaftlichen Problemen zu sagen. Da ich hier nur einige Worte sagen werde, darf ich Ihnen schon jetzt versprechen, daß wir gerade diese Problematik in Zukunft häufiger im Deutschen Bundestag zur Sprache bringen werden.
    Herr Minister Lambsdorff, ich habe mich darüber gefreut, daß Sie im Rahmen Ihrer Ausführungen gerade den außenwirtschaftlichen Problemen einen breiten Rahmen gegeben haben, denn gerade die Lösung dieser wichtigen Probleme ist wesentlich für alle anderen Fragen, über die heute auch sehr ausführlich gesprochen worden ist.
    Gestatten Sie, daß ich nur folgende wichtige Komponenten nenne. Die CDU/CSU ist der Meinung, daß wir den ungestörten internationalen Wettbewerb mit dem Verzicht auf jede Art von Protektionismus fördern müssen. Wir müssen helfen, den Abbau von Ungleichgewichten im Handelsbereich zwischen der EG, den USA und Japan herbeizuführen. Ich nenne den dritten wichtigen Komplex: Wir müssen die Beziehungen zu den Staaten der Dritten Welt ausbauen und fördern und dabei wirksame Hilfeleistungen geben.
    Meine Damen und Herren, es ist erfreulich, daß viele Wirtschaftsforschungsinstitute — davon ist heute schon gesprochen worden — und auch die OECD gerade für die Wirtschaft der Bundesrepublik bessere Konjunkturaussichten prognostiziert haben. Der Export der Bundesrepublik Deutschland muß — wir wissen es — die Konjunkturlokomotive spielen. Die Deutsche Bundesbank stellt dazu allerdings einschränkend fest, daß die außenwirtschaftliche Lage durchaus noch nicht so stabil ist, wie es scheint, weil die bessere Wettbewerbsfähigkeit deutscher Exporte entweder durch Änderung des Wechselkurses oder durch verstärkten Anstieg der Kosten und Preise im Inland wieder verlorengehen könnte. Was ich damit alles anspreche, hat heute in der Debatte schon eine Rolle gespielt. Wir dürfen also auf dem Gebiet der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft absolut keine Fehler machen.
    Herausgreifend aus dem Gesamtbild der gegenwärtigen außenwirtschaftlichen Probleme möchte ich mich kardinal mit einem Aspekt befassen, nämlich mit dem zunehmenden Protektionismus als Hauptgefahr für die angestrebte Liberalisierung des Welthandels.
    Es ist an sich interessant, Herr Stratmann, daß ich mit Ihnen in der Ablehnung des Protektionismus voll übereinstimme. Bei Ihren Ausführungen habe ich immer nachgedacht, was eine mögliche Folge ist, wenn Sie mit der Ablehnung und all dem, was Sie auch noch gesagt haben, kommen. Rohstoffe wollen Sie nicht mehr so einführen wie bisher. Davon lebt die Dritte Welt. Unsere Bürger wollen Sie auf die grüne Wiese jagen. Dort stehen sie in Konkurrenz zu den Kühen, die dort bereits sind.

    (Stratmann [GRÜNE]: Reden Sie doch nicht einen solchen Quatsch!)

    Sie haben im Prinzip in Ihren Ausführungen alternativ beinahe nichts gebracht, was mit der Lösung
    der außenwirtschaftlichen Probleme verbunden ist.
    Die Bundesregierung weiß uns auf ihrer Seite bei der Bekämpfung jeder Art von offenem oder verdecktem Protektionismus. In diesem Zusammenhang werden wir alle Bemühungen unterstützen, die dazu dienen, eine neue GATT-Runde spätestens — hoffentlich — im Jahre 1985 zustande zu bringen. Es ist höchste Zeit, diejenigen liberalen Anstöße zu geben, die nötig sind, um der Liberalisierung des Welthandels die nötige und ungehemmte Fahrt zu geben. Einschlägige Hemmnisse abzubauen bzw. gar nicht erst aufkommen zu lassen, ist schon deshalb wichtig, weil jeder Protektionismus auf der anderen Seite einen neuen Protektionismus erzeugt, und auf diese Art bisher durch protektionistische Maßnahmen niemand im gesamtwirtschaftlichen Rahmen glücklich geworden ist.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Ich stimme, Herr Bundeswirtschaftsminister, auch Ihren drei Phasen zu, die Sie in Ihren einleitenden Worten aufgeführt haben. Es wäre gut, wenn wir die GATT-Runde möglichst unmittelbar nach den Wahlen in den USA zustande bringen könnten. Allerdings reicht guter Wille alleine nicht aus. Es wäre sehr gut, wenn Europa über verbale Kraftakte hinaus tatkräftig reale, liberale Impulse für freien Wettbewerb und freien Handel geben würde.
    Gerade diese generelle Forderung sollte uns veranlassen, im nationalen Rahmen darüber nachzudenken, wie auch wir beispielhaft sein können. Ich



    Kittelmann
    nenne hier nur das Gebiet des Normenwesens, das Gebiet des Dienstleistungsgewerbes oder die heute schon häufiger angesprochenen Subventionen. Wenn es wahr ist, daß künstliche Subventionen Strukturwandel verhindern, daß damit langfristig die Arbeitsplätze, die man schützen will, gerade dadurch erst verlorengehen — wer zweifelt daran, daß es so ist —, sollten wir in dieser Frage den Mut zu unpopulären Maßnahmen haben.
    Ich darf trotz der Kürze der Zeit ein Beispiel nennen, das uns in letzter Zeit besonders gereizt hat. Die UNESCO hatte die Idee, mit einer Novelle im Hinblick auf den freien Austausch von Büchern und anderen Druckerzeugnissen, die schon etwa 1976 gefaßt worden ist, über die UNO an die Länder heranzutreten. Die Bundesregierung hat jetzt dem Bundestag ein Gesetzesvorhaben in dieser Frage vorgelegt. Parallel dazu gibt es eine EG-Gesetzesnovelle. Das, was die UNESCO will — den freien, ungehinderten Austausch von geistiger Literatur —, macht man auf der anderen Ebene durch eine EG-Novelle mit Zustimmung der Bundesregierung dadurch lächerlich, daß man in Zukunft die Einfuhr von Büchern mit 25 DM pro Buch innerhalb der EG und 50 DM im Austausch außerhalb der EG verzollen will. Darüber, was dieses alles an protektionistischen Maßnahmen mit sich bringen würde, hat keiner nachgedacht. Ich freue mich sehr darüber, daß die Vertreter des Finanzministeriums, als wir darüber in den Ausschüssen sprachen — wie mir schien — über die Folgen selbst erschreckt waren und alles tun werden, um zu versuchen, daß diese Maßnahme nicht wirksam wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, im internationalen Feld spricht man immer häufiger von der Zunahme der Grauzone im Bereich bilateraler Schutzvorschriften. Die davon ausgehenden Gefahren sind ja wohl das, was im Moment uns allen Sorge macht. Ziel einer neuen GATT-Runde muß sein, die Möglichkeit zu eröffnen, daß hier auch Kontrollinstanzen und Instanzen schiedsgerichtlicher Art eingeführt werden, um auch in diesem Bereich der immer diffiziler werdenden Methoden des Protektionismus Herr zu werden.
    Ich glaube, wenn wir insgesamt die Probleme vor uns sehen, dann können wir ohne Übertreibung sagen, daß jede Art von Gipfel sich immer intensiver mit Problemen des Protektionismus befaßt, die beschwörenden Formeln der Spitzenpolitiker in dieser Frage immer stärker werden, daß man aber schon froh ist, wenn man das Tempo des Protektionismus bremst und davon ausgehen kann, so wie es Minister Lambsdorff vorhin gesagt hat, daß die Zunahme nicht mehr so stark ist. Ich glaube, die Zeit der Überwindung der wirtschaftlichen Rezession ist die beste, um auf diesem Gebiet Erfolg zu haben, und wir möchten die Bundesregierung ausdrücklich ermuntern, so liberal wie möglich im eigenen Lande zu sein und dazu soviel Anstöße zu geben, um im EG- und internationalen Rahmen unserer Wirtschaft letztlich dabei zu helfen.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)