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ID1005603700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/56 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 56. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Februar 1984 Inhalt: Gedenkworte für den verstorbenen sowjetischen Staats- und Parteichef Juri Andropow 3927 A Wahl des Abg. Dr. Klejdzinski zum stellvertretenden Mitglied in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates . . 3927 B Ausscheiden des Abg. Bastian aus der Fraktion DIE GRÜNEN 3927 B Erweiterung der Tagesordnung 3927 B Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Gremium zur Genehmigung der Wirtschaftspläne der Nachrichtendienste — Drucksache 10/988 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Gremium zur Genehmigung der Wirtschaftspläne der Nachrichtendienste — Drucksache 10/1024 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Gremium zur Genehmigung der Wirtschaftspläne der Nachrichtendienste — Drucksache 10/1028 — Roth (Gießen) CDU/CSU 3927 D Walther SPD 3928 D Kleinert (Marburg) GRÜNE 3930 D Dr. Weng FDP 3933 C Namentliche Abstimmung 3935 A Beratung des Jahresgutachtens 1983/84 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung — Drucksache 10/669 — in Verbindung mit Beratung des Jahreswirtschaftsberichts 1984 der Bundesregierung — Drucksache 10/952 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Wissmann, Hauser (Krefeld), Kraus, Doss, Dr. Lippold, Dr. Lammert, Lattmann, Dr. Schwörer, Müller (Wadern), Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Unland, Niegel, Gerstein, Pfeffermann, Lenzer, Seesing, Günther, Krey, Dr. Bugl, Dr. Hoffacker, Eigen, Dr. Möller, Dr. Müller, Kroll-Schlüter, Tillmann, Weiß, Haungs, Hinsken, Frau Krone-Appuhn, Frau Geiger, Frau Will-Feld, Frau Verhülsdonk, Wilz, Bohl, Dr. Olderog, Sauter (Ichenhausen), Berger, Dr. Götz, Dr. Hornhues, Pohlmann, Magin, Dr. II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 56. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Februar 1984 Schroeder (Freiburg), Hedrich, Uldall, Jung (Lörrach), Dr. Stavenhagen, Dr. Friedmann, Dr. Laufs, Schwarz, Sauter (Stuttgart), Dr. Kunz (Weiden), Linsmeier und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Solms, Dr. Haussmann, Gattermann, Grünbeck, Hoffie, Wurbs, Dr. Weng, Dr.-Ing. Laermann, Dr. Feldmann und der Fraktion der FDP Förderung der Bildung von Risikokapital — Drucksache 10/918 — Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 3937B, 4020C, 4024 B Roth SPD 3947 C Dr. Dregger CDU/CSU 3955 C Dr. Jochimsen, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 3962 B, 4022 D Dr. Haussmann FDP 3983 D Burgmann GRÜNE 3986 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 3991 C Dr. Apel SPD 3997 A Handlos fraktionslos 4001 D Hauser (Krefeld) CDU/CSU 4004A Dr. Ehrenberg SPD 4005 D Dr. Solms FDP 4008 C Stratmann GRÜNE 4010A Wissmann CDU/CSU 4011 C Kraus CDU/CSU 4013 C Dr. Jens SPD 4015 B Gerstein CDU/CSU 4017 C Kittelmann CDU/CSU 4019A Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften — Drucksache 10/930 — Dr. Eyrich, Minister des Landes BadenWürttemberg 4025 A Kiehm SPD 4026 C Dr. Hirsch FDP 4027 B Hoss GRÜNE 4028 B Broll CDU/CSU 4029 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/964 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung des Rechts der Arbeitsförderung und der gesetzlichen Rentenversicherung an die Einführung von Vorruhestandsleistungen — Drucksache 10/965 — 4031 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kaffee-Übereinkommen von 1983 und zur Verlängerung des Internationalen Kaffee-Übereinkommens von 1976 — Drucksache 10/462 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 10/935 — Schwenninger GRÜNE 4031 C Kittelmann CDU/CSU 4033 B Klose SPD 4033 C Dr. Rumpf FDP 4035 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kakao-Übereinkommen von 1980 — Drucksache 10/265 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 10/999 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/1036 — 4035 D Beratung der Sammelübersicht 23 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen mit Statistik über die beim Deutschen Bundestag in der Zeit vom 29. März bis 31. Dezember 1983 eingegangenen Petitionen — Drucksache 10/975 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 24 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/989 — 4036 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1723/81 hinsichtlich der Möglichkeit, Beihilfen für die Verwendung von Butter zur Herstellung bestimmter Lebensmittel zu gewähren Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1411/71 hinsichtlich des Fettgehalts der Trinkmilch Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Festsetzung allgemeiner Regeln für die Gewährung von Beihilfen für zu Futterzwecken bestimmte eingedickte Milch Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1269/79 hinsichtlich der Bedingungen für den Absatz von für den Direktverbrauch bestimmter Butter zu ermäßigten Preisen - Drucksachen 10/595 Nr. 8, 10/977 - Fragestunde - Drucksache 10/1017 vom 17. Februar 1984 - Kurt Ziesel, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschland-Stiftung e. V., als Begleiter Bundeskanzlers Kohl auf dessen Israel-Reise MdlAnfr 4, 5 17.02.84 Drs 10/1017 Frau Dr. Timm SPD Antw StSekr Boenisch BPA 3967 B, D, 3968 B, C, D, 3969 A, B, C, D, 3970 A, B, C, D ZusFr Frau Dr. Timm SPD . . . 3967D, 3968A,B ZusFr Lutz SPD 3968 C ZusFr Urbaniak SPD 3968 D ZusFr Krizsan GRÜNE 3968D, 3970 C ZusFr Stiegler SPD 3969A, 3970 B ZusFr Dr. Sperling SPD 3969B, C ZusFr Weisskirchen (Wiesloch) SPD . 3969B, 3970 B ZusFr Dr. Scheer SPD 3969 D ZusFr Becker (Nienberge) SPD . . 3969D, 3970A ZusFr Frau Dr. Martiny-Glotz SPD . . . 3970 B Umfang der Arbeitnehmerüberlassung MdlAnfr 20, 21 17.02.84 Drs 10/1017 Kirschner SPD Antw PStSekr Vogt BMA . 3970D, 3971 A, B, C, D, 3972 A, B, C, D, 3973 A, B, C, D, 3974B, C ZusFr Kirschner SPD 3971 B, C, 3972 B ZusFr Frau Zutt SPD 3972 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 3972C, D ZusFr Stiegler SPD 3972D, 3973C ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 3973A ZusFr Urbaniak SPD 3973B, C ZusFr Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . 3973D, 3974 A ZusFr Reimann SPD 3974 B,C Ausdehnung der bisher auf drei Monate begrenzten Höchstdauer bei der Arbeitnehmerüberlassung MdlAnfr 22, 23 17.02.84 Drs 10/1017 Peter (Kassel) SPD Antw PStSekr Vogt BMA . . 3974D, 3975 BC, D, 3976 A, B, C, D, 3977 A, B, C ZusFr Peter (Kassel) SPD . . . 3975 B, C, 3976A ZusFr Kirschner SPD 3975C, D ZusFr Lutz SPD 3976A, B ZusFr Stahl (Kempen) SPD 3976B, C ZusFr Dreßler SPD 3976 D ZusFr Dr. Penner SPD 3977 B ZusFr Urbaniak SPD 3977B, C Schaffung von Dauerarbeitsplätzen durch Einschränkung der Arbeitnehmerüberlassung und durch stärkere Bekämpfung der illegalen Beschäftigung MdlAnfr 24, 25 17.02.84 Drs 10/1017 von der Wiesche SPD Antw PStSekr Vogt BMA . 3977D, 3978 A, B, C, D, 3979 A, B, C, D, 3980 A, B, C, D, 3981A, B ZusFr von der Wiesche SPD . 3978 A, B, 3980B, C ZusFr Peter (Kassel) SPD . . . 3978B, 3981A ZusFr Lutz SPD 3978C, 3981 B ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 3978 D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 3978 D ZusFr Kirschner SPD 3979B, 3980 D ZusFr Frau Dr. Martiny-Glotz SPD . . . 3979 C ZusFr Frau Fuchs (Köln) SPD 3979 D ZusFr Keller CDU/CSU 3980 D Äußerung des Bundesarbeitsministers über die Feststellbarkeit gesundheitlicher Teilarbeitsfähigkeit; Berücksichtigung betrieblicher Umstände bei der Feststellung einer Teilarbeitsfähigkeit durch den Arzt MdlAnfr 34, 35 17.02.84 Drs 10/1017 Urbaniak SPD Antw PStSekr Vogt BMA . 3981 C, D, 3982 A, C, D ZusFr Urbaniak SPD 3981C, 3982C, D ZusFr Lutz SPD 3981D, 3982A IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 56. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Februar 1984 Gesetzliche Absicherung sozialversicherungsrechtlich ungeschützter Beschäftigungsverhältnisse MdlAnfr 36, 37 17.02.84 Drs 10/1017 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD Antw PStSekr Vogt BMA . . . 3982D, 3983 A,C ZusFr Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . 3982 D, 3983 C Nächste Sitzung 4036 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4037* A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 56. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Februar 1984 3927 56. Sitzung Bonn, den 23. Februar 1984 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 56. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Februar 1984 4037* Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 24.2. Dr. Ahrens * 23.2. Bernrath 23. 2. Frau Blunck 24.2. Böhm (Melsungen) 24.2. Brosi 24. 2. Dr. Enders 24.2. Ertl 24.2. Hartmann 24. 2. Heyenn 24. 2. Jäger (Wangen) * 24.2. Dr. h. c. Lorenz 24. 2. Menzel 23.2. Möllemann 24.2. Neumann (Bramsche) * 24. 2. Frau Dr. Skarpelis-Sperk 24.2. Spilker 23.2. Dr. Stark (Nürtingen) 24.2. Dr. Todenhöfer 24.2. Frau Dr. Wex 24.2. Weiskirch (Olpe) 24.2. Wischnewski 24.2. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Sie wissen ganz genau, daß Sie die Ebenen hier miteinander verschieben,

    (Dr. Ehmke [Bonn]: [SPD]: Nein!)

    und zwar in der bekannten Argumentationsweise, die wir von Ihnen schon so oft gehört haben, Herr Kollege Ehmke.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, die Kampfansagen, die wir überall hören, sind der falsche Weg. Schon die Drohungen mit Streiks sind ein Investitionshemmnis. Ich wiederhole: Schon die Drohung mit Streiks sind ein Investitionshemmnis.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Dann müssen Sie die Gewerkschaften abschaffen! — Dr. Apel [SPD]: Die Gewerkschaften abschaffen, Graf Lambsdorff!)

    — Nein, im Gegenteil, Herr Apel. Wir sind dafür, daß wir starke Gewerkschaften unter verantwortungsbewußter Führung haben. Daß diese Forderung nach der 35-Stunden-Woche, eine Verminderung um fünf Stunden, bei vollem Lohnausgleich nicht durchgesetzt werden kann, für die jetzt an den Straßenrändern demonstriert wird, weiß ja jeder von Ihnen, und das wissen wohl auch die Gewerkschaftsvorsitzenden.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Überlassen Sie das doch den Tarifvertragsparteien!)

    Wir sind für starke, verantwortungsbewußte Gewerkschaften. Wir können uns glücklich schätzen, daß wir die bei uns im Lande im wesentlichen gehabt haben. Diese Qualifizierung, die ich unseren Gewerkschaften, und zwar DGB und DAG, aus voller Überzeugung zuteil werden lasse, erfordert eine Ausnahme: Ich halte die IG Druck und Papier für eine marxistische Kaderorganisation, in der inzwischen entschieden worden ist, daß zwölf Vorstandsfiguren ohne Urabstimmung darüber entscheiden können, ob gestreikt wird, ob Sie und wir morgens noch eine Zeitung lesen dürfen oder nicht.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Widerspruch bei der SPD und den GRÜNEN)




    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Meine Damen und Herren, es geht jetzt um mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt. Das gilt auch für Arbeitszeitverkürzungen. Ich sage ausdrücklich: Dies gilt auch für Arbeitszeitverkürzungen, und zwar in allen ihren Erscheinungsformen. Mein Appell richtet sich auch an die Einsicht der Arbeitgeberseite. Wir müssen vom Schema F und von Tabuerklärungen, die zu nichts führen, wegkommen. Man kann im Wege des Kompromisses Lösungen finden, die mehr betriebliche Arbeitszeitflexibilität bringen. Es muß doch nicht einzig und allein die 35-StundenWoche bei vollem Lohnausgleich sein. Da gibt es doch die Möglichkeiten der Vorruhestandsregelung. Da gibt es doch vernünftige Möglichkeiten der Wochenarbeitszeitverkürzung. Man muß doch einmal über den Zaun schauen, etwa auf den Bereich der Chemie, nach Fulda oder woandershin. Dort wurden nicht Arbeitszeitverkürzungen querbeet vereinbart. Es wurden individuelle Lösungen gefunden, die verkraftbar sind. Das ist der Weg, den wir gehen müssen.
    Die Bundesregierung beteiligt sich an den Initiativen zur Auflockerung am Arbeitsmarkt dadurch, daß sie unsinnige ausbildungs- und beschäftigungshemmende Vorschriften abbaut. Herr Kollege Blüm hat diesbezüglich eine neue Initiative gestartet, die ich sehr begrüße. Über die darin enthaltenen Überlegungen zur Einschränkung von Überstunden müssen wir allerdings noch einmal reden. Es ist sinnvoll, den Unternehmen bessere Möglichkeiten an die Hand zu geben, um sie auf diese Weise zum Abbau extensiver Überstunden, die keinem Menschen gefallen, zu bewegen. Das wird z. B. durch erleichterte Bedingungen für den Abschluß befristeter Arbeitsverträge geschehen, wie Herr Blüm es vorgeschlagen hat. Im übrigen gehört auch diese Frage der Regelung von Überstunden in die Verantwortung der Tarifpartner.
    Meine Damen und Herren, wir haben im Jahreswirtschaftsbericht dargelegt, wie notwendig eine marktwirtschaftliche Politik ist, wenn wir mit mehr Investitionen die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft stärken wollen und wenn wir die Wachstumsschwäche und die hohe Arbeitslosigkeit beseitigen wollen. Dies hat nichts, aber auch gar nichts mit Unternehmerfreundlichkeit oder spezieller Interessenpolitik zu tun. Es entspringt ausschließlich unserer gesellschaftspolitischen Verantwortung und der Erkenntnis, daß dieses System das freiheitlichste und effizienteste ist, um mit unseren Problemen fertig zu werden. Ich füge gerade bei der Frage nach den Möglichkeiten der Gewerkschaften folgendes hinzu, Herr Ehmke: Es gibt keine Wirtschaftsordnung, in der Gewerkschaften so viele Möglichkeiten, Rechte und Freiheiten haben, wie eine marktwirtschaftliche Ordnung.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Der wirtschaftspolitische Kurs der Bundesregierung wird von einer breiten Mehrheit in unserem Lande getragen. Je mehr wir Fortschritte machen, desto größer wird die Unterstützung, desto leichter wird es sein, Angriffe auf diese Politik abzuwehren. 1983 war das Jahr der wirtschaftlichen Wende.
    Schon jetzt befindet sich unsere Wirtschaft wieder auf einem klaren Wachstumspfad. Sie hat sich von Pessimismus und Resignation befreit. Optimismus greift um sich. Die Prinzipien einer freiheitlichen Wirtschaftsordnung werden mehr und mehr bejaht. Wir können mit Zuversicht in die Zukunft sehen. Der Kurs stimmt.
    Ich bedanke mich.

    (Anhaltender Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Roth.

(Vorsitz : Vizepräsident Stücklen)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Roth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Als ich den Ausführungen von Graf Lambsdorff zuhörte, ist mir aufgefallen: Er hat in der Tat bei seinen langen Auseinandersetzungen mit dem Staatsanwalt inzwischen gelernt, wie man Ablenkungsmanöver organisiert und darstellt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ganz billig! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Er hat — wenn ich an die lange Passage über die GRÜNEN oder beispielsweise an die langen Passagen über Teilorganisationen der SPD denke — eine Rede gehalten,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Eine gute!)

    die mit der Wirklichkeit und mit seiner Aufgabenstellung wenig zu tun hat.
    Lassen Sie mich, bezogen auf die GRÜNEN, eines sagen:

    (Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE]: Wo wir doch bei euch abgeschrieben haben!)

    In allen ihren Irrungen und Wirrungen sind mir die GRÜNEN in ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit und im Bundestag lieber als Leute, die sich mit offenen Händen bei der Großwirtschaft angedient haben.

    (Zustimmung bei Abgeordenten der SPD und der GRÜNEN — Unruhe bei der CDU/ CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Wo ist denn der Herr Apel? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, ich will mich von diesen Ablenkungsmanövern nicht dazu bewegen lassen, auf Seitenthemen auszuweichen. Nur eine Ausnahme will ich machen:

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Das war eine grün-rote Offerte erster Sorte!)

    Sie haben eine Gewerkschaft, die 149 000 Mitglieder hat,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nicht mehr lange!)

    nämlich die IG Druck und Papier, als marxistische Kaderorganisation bezeichnet.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Unerhört!)




    Roth
    Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion weist diese unglaubliche Diffamierung einer Gewerkschaft, die demokratisch strukturiert ist

    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU) und demokratisch aufgebaut ist,


    (Zuruf von der FDP: Urabstimmung!) hier in aller Form zurück.


    (Zustimmung bei Abgeordneten der SPD — Zuruf von der CDU/CSU: Beifall von zwei Kollegen!)

    Meine Damen und Herren, in der Satzung jener Gewerkschaft — das müßten die gewerkschaftlich organisierten Kollegen aus der CDU/CSU-Fraktion doch wohl wissen; ich sehe Herrn Müller (Remscheid) — steht, daß jede tarifpolitische Entscheidung, die beispielsweise zu Streik führt, mit einem Quorum von drei Vierteln durch eine geheime Abstimmung der Mitglieder genehmigt werden muß.

    (Cronenberg [FDP]: Bei Druck und Papier eben nicht!)

    — Von drei Vierteln! Das steht dort in der Satzung! Wenn Sie von der FDP zwischenrufen, das stünde da nicht drin, muß ich sagen: Das ist typisch für Ihren Unwillen, die gewerkschaftliche Realität überhaupt wahrzunehmen.
    Es wird im übrigen heute noch ein Mitglied der IG Druck und Papier hier reden. Er kann Ihnen dann die Satzungsbestimmungen im Detail erläutern.

    (Wissmann [CDU/CSU]: Wir sind sehr gespannt!)

    Ich jedenfalls möchte für die Gesamtfraktion sagen: Das sollten Sie, Graf Lambsdorff, noch in dieser Debatte zurücknehmen.

    (Zustimmung bei der SPD — Kittelmann [CDU/CSU]: Zur Sache haben Sie nichts gesagt!)

    Meine Damen und Herren, für uns ist der Jahreswirtschaftsbericht der Regierung Kohl keine Grundlage, um wirtschaftliche Probleme ernsthaft zu diskutieren.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Er ist ein Propagandapapier, das das bedrückendste Problem, nämlich die Massenarbeitslosigkeit, systematisch verharmlost und verdrängt.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Sehr wahr!)

    Wir haben die höchste Arbeitslosigkeit seit Gründung der Bundesrepublik.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Euer Verdienst!)

    Im Januar 1984 waren es 2,54 Millionen. Im Februar werden es. so teilt die Bundesanstalt mit, sogar noch mehr sein. Immer mehr Menschen sind jetzt auf Dauer arbeitslos. Immer mehr junge Menschen sehen überhaupt keine Chance mehr am Arbeitsmarkt. 50 und mehr Bewerbungsschreiben sind für Berufsanfänger nicht mehr die Ausnahme, sondern sind, meine Damen und Herren, die Regel geworden. Immer mehr Menschen verlieren auch ihren Anspruch auf Arbeitslosengeld, und es gibt sogar viele, die inzwischen keine Arbeitslosenhilfe mehr bekommen.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Die sollen jetzt Unternehmer werden!)

    Es gibt sehr viel Bitterkeit und sehr viel Selbstzweifel, gerade bei jungen Arbeitslosen.
    Meines Erachtens ist es — wenn es auch positiv zu werten ist — nur ein geringer Trost, daß in Selbsthilfegruppen der Arbeitslosen unter tatkräftiger Hilfe der Kirche wenigstens etwas für sie organisiert wird, aber die unerträglichen menschlichen Probleme der Massenarbeitslosigkeit bleiben.
    Da das so ist, frage ich mich, warum Sie von der CDU/CSU akzeptieren und hinnehmen, daß der Bundeswirtschaftsminister in seinem Text des Jahreswirtschaftsberichts so routinemäßig, so sichtlich ohne jedes Engagement, so schnodderig und im Grunde eiskalt über die Massenarbeitslosigkeit hinweggeht.

    (Zustimmung des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    In diesem Jahreswirtschaftsbericht, meine Damen und Herren, sind tatsächlich nur 15 Zeilen von 24 Seiten der Massenarbeitslosigkeit gewidmet. 15 Zeilen!

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Zeilenkrämerei!)

    Dort wird dann nur mitgeteilt, wenn man bei den Rechenkunststücken saisonbereinigt vorgehen würde, wären im Januar 1984 nicht mehr, sondern weniger arbeitslos.
    Meine Damen und Herren, die Menschen in diesem Land, insbesondere die Arbeitslosen haben keine Rechenkunststücke verdient, sondern das Ernstnehmen des Problems. Das geschieht in diesem Jahreswirtschaftsbericht nicht.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD — Dr. Waigel [CDU/CSU]: Sie haben den Beifall heute nicht organisiert!)

    Offensichtlich ist dieser Jahreswirtschaftsbericht nur daran orientiert, noch einmal Ihre Wende zu rechtfertigen. Dabei ist doch wahr: Während der gesamten 70er Jahre war die Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik Deutschland weit niedriger als in allen anderen großen Industriestaaten des Westens.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sie hat sich verzehnfacht!)

    Sie war etwa halb so hoch wie der Durchschnitt der übrigen OECD-Länder. In diesem Januar 1984 liegt diese Bundesrepublik Deutschland exakt auf dem schlechten Niveau der OECD insgesamt.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Das war Ihre Leistung!)

    Am Ende unserer Regierungszeit hatten wir etwa 5 % Arbeitslose, in der OECD waren es im Schnitt 8,5 %. Heute ist die Bundesrepublik Deutschland leider auf den Schnitt der OECD abgerutscht. Wenn Sie eine ganz neue Zahl brauchen, die heute von der



    Roth
    EG veröffentlicht wird, hören Sie zu. Hier im Text der EG heißt es:
    Die Arbeitslosigkeit hat sich im Januar in allen EG-Staaten mit Ausnahme Belgiens gegenüber dem Vormonat erhöht.
    An der Spitze dieser Statistik steht Dänemark mit 9,3 % mehr Arbeitslosigkeit. An zweiter Stelle — an zweitschlechtester Stelle — steht die Bundesrepublik Deutschland mit zusätzlich 8,1 %.

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    Über diese Tendenzen am Arbeitsmarkt steht im Jahreswirtschaftsbericht kein Wort!
    Seit 1980/81 wurde die Lage am Arbeitsmarkt relativ zu den anderen Ländern schlechter, weil Sie, Graf Lambsdorff, seit dieser Zeit eine aktive Beschäftigungspolitik blockiert haben. Seit damals wuchert die Arbeitslosigkeit aus. Jetzt haben wir einen Arbeitslosigkeitssockel von mehr als 2 Millionen Menschen.
    In Ihrem Jahreswirtschaftsbericht schreiben Sie nun:
    ... ein zügiger Abbau der Arbeitslosigkeit kann nur über dauerhaft günstigere Wachstumsbedingungen erreicht werden.

    (Zuruf von der FDP: So ist es!)

    Sie kommen also auf Rezepte zurück die Sie seit langem predigen: Wachstum, Wachstum und nichts als zusätzliches Wachstum.

    (Zuruf von der FDP: Das ist wie mit der Bergpredigt!)

    Dabei, so scheint mir, haben Sie inzwischen einen Teil Ihres eigenen Wissens zurückgenommen, bzw. Sie verstecken es. Ich zitiere einige Worte von Ihnen aus dem Jahre 1977:
    ... aber uns hüten sollten, falsche Erwartungen zu wecken. Mit dem Stichwort „Aufschwung" könnte ein Erwartungshorizont verbunden sein, der an dem ausgerichtet ist, was wir in den 60er Jahren nach der Erholung von Rezessionen gewohnt waren ..., was sich aber wahrscheinlich so nicht mehr vollziehen wird, weil der weltwirtschaftliche Gesamtrahmen nicht mehr der gleiche ist.
    Graf Lambsdorff, diesem Satz kann ich zustimmen. Ihrem Wachstumsoptimismus des Jahreswirtschaftsberichts kann ich nicht zustimmen. Ich halte ihn für illusorisch. Sie — Graf Lambsdorff, hören Sie zu — haben das im März 1977 zu einem Zeitpunkt gesagt, als die Wachstumsrate des Jahres zuvor — nämlich des Jahres 1976 — 5,6 % betrug. Sie haben heute mehrfach vom Aufschwung und von einem Durchstarten in eine neue Wachstumsphase gesprochen, zu einem Zeitpunkt, als die Vorjahreszahl 1,2 %, d. h. ein Fünftel, war.
    Meine Damen und Herren, wo bleibt da die Glaubwürdigkeit dieser Bundesregierung bzw. Ihres Wirtschaftsministers? Sie haben im Oktober 1982 die Regierung übernommen. Was haben Sie inzwischen tatsächlich getan, um Massenarbeitslosigkeit einzudämmen? Wenn etwas geschah, ist es weitgehend auf Faktoren aus der früheren Phase zurückzuführen. Erstens: Sie profitierten von einem Konjunktureffekt, der von Amerika ausging. Zweitens: Sie profitierten 1983 von der Gemeinschaftsinitiative, insbesondere der Investitionszulage, die beschlossen war. Sie profitierten drittens von einem starken US-Dollar und einer schwachen D-Mark; dadurch blähte sich kurzfristig der Export auf. Viertens: Sie profitierten schließlich von einer außerordentlich gemäßigten, zurückhaltenden Lohnpolitik der Gewerkschaften, die es hingenommen haben, daß der investierbare Fonds gestiegen ist. Ich frage mich, warum Sie heute dann als Hauptgegner die Gewerkschaften abgemalt haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich möchte aber gerecht sein.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Es gab einen Beitrag aus dieser Bundesregierung zu mehr Beschäftigung. Ich sehe den Minister nicht, aber ich will ausdrücklich unterstützen, daß Herr Wohnungsbauminister Schneider mit seinem Programm des Schuldzinsenabzugs auf der einen Seite und der Bausparzwischenfinanzierung auf der anderen Seite sowie den 50 000 zusätzlichen Wohnungen auf der dritten Ebene erheblich im bauwirtschaftlichen Bereich für Nachfrage und für Stabilisierung gesorgt hat. Ich halte diese Politik an der Stelle für richtig, bedaure, daß der Jahreswirtschaftsbericht keinerlei Auskunft gibt, was eigentlich geschieht, wenn dieses Programm vom Wohnungsbauminister Schneider im Verlauf des Jahres 1984 ausläuft. Die Verbände der Bauindustrie unterstützen ausdrücklich unsere Forderung nach einer Anschlußfinanzierung für diesen Sektor. Das heißt, ich glaube, daß jetzt gerade auf diesem Sektor Ihre sture Konsolidierungspolitik zusätzlich Opfer am Arbeitsmarkt bringen wird.
    Meine Damen und Herren, Sie wollten mit der Konsolidierungspolitik in der Bundesrepublik Deutschland eine Zinssenkung erreichen. Wir sehen inzwischen, daß das Gegenteil erreicht wurde. Seit März 1983, seit Sie das den Wählern versprochen haben, sind die Zinsen noch einmal um einen Prozentpunkt gestiegen. Die Konsolidierung hat nicht einmal den Zinsabstand zu den USA vergrößert. Das heißt, die Opfer, die Arbeitslose, Rentner, BAföG-Empfänger, berufstätige Mütter, Schwerbehinderte und viele andere zu tragen hatten und die Sie so begründet haben, daß man die Zinsen dann herunterbrächte, diese Opfer waren offenkundig insoweit völlig umsonst. Die Zinsen sind seit dem März eher noch gestiegen, und zwar insbesondere deshalb, weil Sie den Effekt aus den USA völlig vernachlässigt haben. Man kann es auch einfach so sagen, durch Ihre Entscheidung haben Sie die Superdefizite von Präsident Reagan mitfinanziert. Das heißt, unsere Kürzungen haben mitfinanziert, was er dort für Rüstung mehr ausgibt. Das ist die Realität.

    (Beifall bei der SPD)

    Der wirtschaftliche Kurs dieser Bundesregierung ist unklar, er ist kurzatmig und er ist voller Widersprüche. Sie lassen die Dinge treiben, anstatt kräf-



    Roth
    tig zuzupacken, damit endlich wirklich eine Wende zum Besseren eintritt. Sie handeln wirtschaftspolitisch nach der Maxime: Wer wenig tut, kann auch kaum Fehler machen.
    Das Urteil ist nicht nur von uns so formuliert worden. Ich zitiere nur eine Stimme, Volker Wörl in der Süddeutschen Zeitung am 11. Februar 1984:
    Seit Monaten mit der Abwehr peinlicher Affären beschäftigt, wobei der Wörner-Skandal nur wegen seiner noch größeren Widerwärtigkeit die Flick-Misere in den Hintergrund gedrängt hat, erkennt man bei der Bundesregierung derzeit weder Kraft noch Autorität für eine zielstrebige Wirtschaftspolitik.
    So die Süddeutsche Zeitung. Und Herr Wörl, der j a nun nicht gerade ein Feind der FDP beziehungsweise der Koalition ist, fährt dann fort:
    Sosehr man in der Wirtschaft noch vor Jahresfrist einen Wechsel in Bonn für notwendig hielt, so häufig äußert man sich jetzt enttäuscht und irritiert.
    Urteil der Süddeutschen Zeitung!

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    Der Hintergrund dieser Enttäuschung ist auch ganz klar. Ich will das in acht Punkten zusammenfassen.
    Erstens. Sie hat keinerlei Strategie zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Das begreifen Sie nur nicht!)

    Zweitens. Sie hat kein Rezept und keine Antwort für eine Wirtschaftspolitik mit niedrigeren Wachstumsraten der Volkswirtschaft, die nun endgültig gegenüber den 50er und 60er Jahren eingetreten sind.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Es wächst wieder!)

    Drittens. Sie hat kein Lösungskonzept für Stahl, für die Werften, für die alten Industrieregionen Küste, Ruhr, Saarland. Sie hat keine Politik gegen die Krise und vor allem keine Politik für die Erneuerung der Strukturen unserer Volkswirtschaft.
    Viertens. Ich erinnere mich an die Polemik in den Fragen der Renten- und Sozialfinanzierung. Sie haben bisher nicht einmal den Anflug einer Antwort zur Sanierung, zur langfristigen Festigung der Sozialversicherungssysteme, der Arbeitslosenversicherung und der Rentenversicherung entwickelt. Sie haben keinen Vorschlag, wie das konjunkturfest gemacht werden kann.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Alles Behauptungen ohne Begründungen!)

    Fünftens. Sie habe keine Antwort — es war bezeichnend, was heute über Japan gesagt wurde — auf die industrie- und forschungspolitischen Herausforderungen durch Amerika und Japan, die ja nicht nur die Bundesrepublik, sondern Europa insgesamt treffen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Haben Sie das auch schon gemerkt?)

    Mir kommt — da sollten Sie von der CDU/CSU zuhören — der offen ausgesprochene und ausgebrochene Streit zwischen Graf Lambsdorff und Ministerpräsident Späth über Forschungs- und Technologiepolitik angesichts des Vorpreschens der USA und der Japaner auf vielen technologischen Feldern gespenstisch vor.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Schon lange!)

    Viele von Ihnen wissen auch, daß das Nachteile für die Volkswirtschaft in sich trägt.

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    Sechstens. Die Bundesregierung hat keine Antwort auf die Zinsklemme, in die die ganze europäische Industrie durch die unverantwortliche Haushaltspolitik der US-Regierung geraten ist.
    Siebtens. Die Bundesregierung hat kein Rezept, um die Investitionstätigkeit des Staates, insbesondere der Gemeinden, zu stärken.
    Achtens. Die Bundesregierung hat keine Antwort auf die Frage, wie der wirtschaftspolitische Grundkonsens und der soziale Frieden in diesem Lande wiederhergestellt und für die ganzen 80er Jahre gesichert werden kann.
    Die Bundesregierung ist unter dem Einfluß — die heutige Rede war natürlich ein weiterer Beitrag dazu — des Bundeswirtschaftsministers immer mehr unfähig zum Gespräch mit den organisierten Arbeitnehmern geworden. Sie wird auch — auch da ist heute wieder vieles deutlich geworden — von Woche zu Woche gesprächsunwilliger.
    Es gehörte j a immer — das war nicht nur während der Kanzlerschaft von Helmut Schmidt so, sondern auch früher — zu der Aufgabe einer Bundesregierung, insbesondere des Wirtschaftsministers, ein Klima herzustellen, daß Konfrontationen, die logischerweise aus unterschiedlichen Interessen kommen, abgebaut werden und daß man sich am runden Tisch fand. Ich muß sagen: Es waren damals ja die großen Fraktionen dieses Hauses, die in den 60er Jahren die Idee der Konzertierten Aktion entwickelt haben. Wir müssen uns erinnern, daß der Wirtschaftsminister mit seinem Nein zur paritätischen Mitbestimmung diese Entfremdung eingeleitet hat. Wir sehen jetzt am Beginn einer Tarifauseinandersetzung die völlige Unfähigkeit der gesamten Bundesregierung, zu mäßigen, an den runden Tisch zu kommen und die Sache ins Lot zu bringen.

    (Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE]: Wollen sie ja nicht!)

    Ich bin der Meinung, daß Sie allen Grund haben, den Gewerkschaften in diesem Jahr und in den Jahren davor dankbar zu sein für ihre Bereitschaft,



    Roth
    Vorleistungen zu bringen und Beschäftigungsmöglichkeiten zu eröffnen.

    (Hauser [Krefeld] [CDU/CSU]: Der hat gar nicht zugehört!)

    Statt daß Sie das aufnehmen, verweigern Sie die aktive Beschäftigungspolitik und mobilisieren gegen die Arbeitnehmer und ihre Gewerkschaften. Dies gilt nun gerade in der Frage, die in diesem Jahr wirtschaftspolitisch am kompliziertesten ist, nämlich in der Frage der Arbeitszeitverkürzung. Allmählich wird doch gerade dieses Feld völlig beherrscht von billiger Polemik und, wie ich meine, sinnwidriger Konfrontation.