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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/56 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 56. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Februar 1984 Inhalt: Gedenkworte für den verstorbenen sowjetischen Staats- und Parteichef Juri Andropow 3927 A Wahl des Abg. Dr. Klejdzinski zum stellvertretenden Mitglied in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates . . 3927 B Ausscheiden des Abg. Bastian aus der Fraktion DIE GRÜNEN 3927 B Erweiterung der Tagesordnung 3927 B Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Gremium zur Genehmigung der Wirtschaftspläne der Nachrichtendienste — Drucksache 10/988 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Gremium zur Genehmigung der Wirtschaftspläne der Nachrichtendienste — Drucksache 10/1024 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Gremium zur Genehmigung der Wirtschaftspläne der Nachrichtendienste — Drucksache 10/1028 — Roth (Gießen) CDU/CSU 3927 D Walther SPD 3928 D Kleinert (Marburg) GRÜNE 3930 D Dr. Weng FDP 3933 C Namentliche Abstimmung 3935 A Beratung des Jahresgutachtens 1983/84 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung — Drucksache 10/669 — in Verbindung mit Beratung des Jahreswirtschaftsberichts 1984 der Bundesregierung — Drucksache 10/952 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Wissmann, Hauser (Krefeld), Kraus, Doss, Dr. Lippold, Dr. Lammert, Lattmann, Dr. Schwörer, Müller (Wadern), Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Unland, Niegel, Gerstein, Pfeffermann, Lenzer, Seesing, Günther, Krey, Dr. Bugl, Dr. Hoffacker, Eigen, Dr. Möller, Dr. Müller, Kroll-Schlüter, Tillmann, Weiß, Haungs, Hinsken, Frau Krone-Appuhn, Frau Geiger, Frau Will-Feld, Frau Verhülsdonk, Wilz, Bohl, Dr. Olderog, Sauter (Ichenhausen), Berger, Dr. Götz, Dr. Hornhues, Pohlmann, Magin, Dr. II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 56. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Februar 1984 Schroeder (Freiburg), Hedrich, Uldall, Jung (Lörrach), Dr. Stavenhagen, Dr. Friedmann, Dr. Laufs, Schwarz, Sauter (Stuttgart), Dr. Kunz (Weiden), Linsmeier und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Solms, Dr. Haussmann, Gattermann, Grünbeck, Hoffie, Wurbs, Dr. Weng, Dr.-Ing. Laermann, Dr. Feldmann und der Fraktion der FDP Förderung der Bildung von Risikokapital — Drucksache 10/918 — Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 3937B, 4020C, 4024 B Roth SPD 3947 C Dr. Dregger CDU/CSU 3955 C Dr. Jochimsen, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 3962 B, 4022 D Dr. Haussmann FDP 3983 D Burgmann GRÜNE 3986 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 3991 C Dr. Apel SPD 3997 A Handlos fraktionslos 4001 D Hauser (Krefeld) CDU/CSU 4004A Dr. Ehrenberg SPD 4005 D Dr. Solms FDP 4008 C Stratmann GRÜNE 4010A Wissmann CDU/CSU 4011 C Kraus CDU/CSU 4013 C Dr. Jens SPD 4015 B Gerstein CDU/CSU 4017 C Kittelmann CDU/CSU 4019A Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften — Drucksache 10/930 — Dr. Eyrich, Minister des Landes BadenWürttemberg 4025 A Kiehm SPD 4026 C Dr. Hirsch FDP 4027 B Hoss GRÜNE 4028 B Broll CDU/CSU 4029 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/964 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung des Rechts der Arbeitsförderung und der gesetzlichen Rentenversicherung an die Einführung von Vorruhestandsleistungen — Drucksache 10/965 — 4031 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kaffee-Übereinkommen von 1983 und zur Verlängerung des Internationalen Kaffee-Übereinkommens von 1976 — Drucksache 10/462 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 10/935 — Schwenninger GRÜNE 4031 C Kittelmann CDU/CSU 4033 B Klose SPD 4033 C Dr. Rumpf FDP 4035 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kakao-Übereinkommen von 1980 — Drucksache 10/265 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 10/999 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/1036 — 4035 D Beratung der Sammelübersicht 23 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen mit Statistik über die beim Deutschen Bundestag in der Zeit vom 29. März bis 31. Dezember 1983 eingegangenen Petitionen — Drucksache 10/975 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 24 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/989 — 4036 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1723/81 hinsichtlich der Möglichkeit, Beihilfen für die Verwendung von Butter zur Herstellung bestimmter Lebensmittel zu gewähren Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1411/71 hinsichtlich des Fettgehalts der Trinkmilch Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Festsetzung allgemeiner Regeln für die Gewährung von Beihilfen für zu Futterzwecken bestimmte eingedickte Milch Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1269/79 hinsichtlich der Bedingungen für den Absatz von für den Direktverbrauch bestimmter Butter zu ermäßigten Preisen - Drucksachen 10/595 Nr. 8, 10/977 - Fragestunde - Drucksache 10/1017 vom 17. Februar 1984 - Kurt Ziesel, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschland-Stiftung e. V., als Begleiter Bundeskanzlers Kohl auf dessen Israel-Reise MdlAnfr 4, 5 17.02.84 Drs 10/1017 Frau Dr. Timm SPD Antw StSekr Boenisch BPA 3967 B, D, 3968 B, C, D, 3969 A, B, C, D, 3970 A, B, C, D ZusFr Frau Dr. Timm SPD . . . 3967D, 3968A,B ZusFr Lutz SPD 3968 C ZusFr Urbaniak SPD 3968 D ZusFr Krizsan GRÜNE 3968D, 3970 C ZusFr Stiegler SPD 3969A, 3970 B ZusFr Dr. Sperling SPD 3969B, C ZusFr Weisskirchen (Wiesloch) SPD . 3969B, 3970 B ZusFr Dr. Scheer SPD 3969 D ZusFr Becker (Nienberge) SPD . . 3969D, 3970A ZusFr Frau Dr. Martiny-Glotz SPD . . . 3970 B Umfang der Arbeitnehmerüberlassung MdlAnfr 20, 21 17.02.84 Drs 10/1017 Kirschner SPD Antw PStSekr Vogt BMA . 3970D, 3971 A, B, C, D, 3972 A, B, C, D, 3973 A, B, C, D, 3974B, C ZusFr Kirschner SPD 3971 B, C, 3972 B ZusFr Frau Zutt SPD 3972 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 3972C, D ZusFr Stiegler SPD 3972D, 3973C ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 3973A ZusFr Urbaniak SPD 3973B, C ZusFr Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . 3973D, 3974 A ZusFr Reimann SPD 3974 B,C Ausdehnung der bisher auf drei Monate begrenzten Höchstdauer bei der Arbeitnehmerüberlassung MdlAnfr 22, 23 17.02.84 Drs 10/1017 Peter (Kassel) SPD Antw PStSekr Vogt BMA . . 3974D, 3975 BC, D, 3976 A, B, C, D, 3977 A, B, C ZusFr Peter (Kassel) SPD . . . 3975 B, C, 3976A ZusFr Kirschner SPD 3975C, D ZusFr Lutz SPD 3976A, B ZusFr Stahl (Kempen) SPD 3976B, C ZusFr Dreßler SPD 3976 D ZusFr Dr. Penner SPD 3977 B ZusFr Urbaniak SPD 3977B, C Schaffung von Dauerarbeitsplätzen durch Einschränkung der Arbeitnehmerüberlassung und durch stärkere Bekämpfung der illegalen Beschäftigung MdlAnfr 24, 25 17.02.84 Drs 10/1017 von der Wiesche SPD Antw PStSekr Vogt BMA . 3977D, 3978 A, B, C, D, 3979 A, B, C, D, 3980 A, B, C, D, 3981A, B ZusFr von der Wiesche SPD . 3978 A, B, 3980B, C ZusFr Peter (Kassel) SPD . . . 3978B, 3981A ZusFr Lutz SPD 3978C, 3981 B ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 3978 D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 3978 D ZusFr Kirschner SPD 3979B, 3980 D ZusFr Frau Dr. Martiny-Glotz SPD . . . 3979 C ZusFr Frau Fuchs (Köln) SPD 3979 D ZusFr Keller CDU/CSU 3980 D Äußerung des Bundesarbeitsministers über die Feststellbarkeit gesundheitlicher Teilarbeitsfähigkeit; Berücksichtigung betrieblicher Umstände bei der Feststellung einer Teilarbeitsfähigkeit durch den Arzt MdlAnfr 34, 35 17.02.84 Drs 10/1017 Urbaniak SPD Antw PStSekr Vogt BMA . 3981 C, D, 3982 A, C, D ZusFr Urbaniak SPD 3981C, 3982C, D ZusFr Lutz SPD 3981D, 3982A IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 56. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Februar 1984 Gesetzliche Absicherung sozialversicherungsrechtlich ungeschützter Beschäftigungsverhältnisse MdlAnfr 36, 37 17.02.84 Drs 10/1017 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD Antw PStSekr Vogt BMA . . . 3982D, 3983 A,C ZusFr Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . 3982 D, 3983 C Nächste Sitzung 4036 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4037* A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 56. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Februar 1984 3927 56. Sitzung Bonn, den 23. Februar 1984 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 56. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Februar 1984 4037* Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 24.2. Dr. Ahrens * 23.2. Bernrath 23. 2. Frau Blunck 24.2. Böhm (Melsungen) 24.2. Brosi 24. 2. Dr. Enders 24.2. Ertl 24.2. Hartmann 24. 2. Heyenn 24. 2. Jäger (Wangen) * 24.2. Dr. h. c. Lorenz 24. 2. Menzel 23.2. Möllemann 24.2. Neumann (Bramsche) * 24. 2. Frau Dr. Skarpelis-Sperk 24.2. Spilker 23.2. Dr. Stark (Nürtingen) 24.2. Dr. Todenhöfer 24.2. Frau Dr. Wex 24.2. Weiskirch (Olpe) 24.2. Wischnewski 24.2. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Was die erste Frage anlangt, Herr Kollege Ehrenberg: Ich verstehe durchaus die Besorgnis insonderheit in der Stahlindustrie, aber auch in anderen Krisenbranchen. Aber ich denke schon, daß es in einer großen Partei und in einer wirtschaftspolitisch verantwortlich geführten Diskussion notwendig ist, klarzumachen — was ja Ihr Parteivorsitzender in diesem Punkt auch getan hat —, daß mit Eigentümerwechsel überhaupt nichts zu bessern ist.
    Zweitens. Ich habe sehr wohl zur Kenntnis genommen, daß Sie bei der Verabschiedung des Entwurfs Ihres Programms, der ja unter Ihrer Federführung zustande gekommen ist, gesagt haben: Den müssen wir wirklich so fassen und so ausgestalten, daß der Lambsdorff nicht wieder mit der Gruselliste kommt. — Aber das Kleid, das Sie da drübergehängt haben, ist so löcherig, daß die Gruselliste eben doch an allen Ecken und Enden hervorscheint.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Dr. Ehrenberg [SPD]: Dann bitte ich, doch gründlicher zu lesen!)

    Meine Damen und Herren, der Parteivorsitzende der SPD versucht heute, das politische Terrain, das in der Mitte verlorengegangen ist, bei den GRÜNEN wieder einzufangen. Damit begibt er sich in das Abenteuer einer Politik, die mit den gefährlichen Sicherheitsvorstellungen und den ebenso romantischen wie unreflektierten wirtschaftspolitischen Vorstellungen der GRÜNEN Kompromisse schließen muß.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die wirtschaftspolitischen Vorstellungen der GRÜNEN sind nicht nur unrealistisch, sie sind auch widersprüchlich und absurd, und sie sind auch unehrlich.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Stratmann [GRÜNE]: An welcher Stelle?)

    Sie wissen selber, meine Damen und Herren von
    der Fraktion DIE GRÜNEN, daß Ihre Vorstellungen
    für ein Industrieland wie die Bundesrepublik den
    Zusammenbruch der öffentlichen Haushalte und der sozialen Sicherungssysteme bringen und die Massenarbeitslosigkeit noch weit erhöhen würden. Das nenne ich eine unehrliche Politik.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Burgmann [GRÜNE]: Die drei Millionen Arbeitslose sind nicht das Ergebnis grüner Politik, Herr Lambsdorff!)

    — Ich sage Ihnen ja, daß das noch zu einer weiteren Erhöhung der Arbeitslosigkeit führen würde.
    Ich kann mir im übrigen nicht versagen — ich bin leider erst relativ spät darauf gekommen —, dem Deutschen Bundestag eine Verhaltensweise von Ihnen vorzutragen, die deutlich macht, wie Sie die Leute im Lande verschaukelt haben und verschaukeln wollen. Ich meine in der sicherheitspolitischen Auseinandersetzung die Benutzung des Spruches, der j a von Ihnen immer wieder im Munde geführt worden ist „Stell dir vor, es wäre Krieg, und keiner geht hin". Damit haben Sie die Ergänzung suggeriert: Dann findet der Krieg eben nicht statt. Das wollten Sie suggerieren.
    Aber dies ist genau nicht die Folgerung, die Bert Brecht, wenn Sie sich einmal das Gedicht in Gänze ansehen, zieht. Das volle Zitat lautet nämlich:
    Stell dir vor, es kommt Krieg, und keiner geht hin. Dann kommt der Krieg zu euch. Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt und läßt andere kämpfen für seine Sache, der muß sich vorsehen. Denn wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage. Nicht einmal Kampf vermeidet, wer den Kampf vermeiden will. Denn es wird kämpfen für die Sache des Feindes, wer für seine eigene Sache nicht gekämpft hat.
    Das ist das ganze Zitat. Das nenne ich verlogene Argumentation, es nicht so zu bringen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von den GRÜNEN)

    Für literarische Feinschmecker füge ich hinzu: zitiert nach Suhrkamp. In der fünfbändigen Ausgabe des Gesamtwerks von Bert Brecht, veröffentlicht in der DDR, erscheint dies nicht.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Aber, Herr Lambsdorff, es ist kein NATO-Gedicht!)

    Meine Damen und Herren, diese Politik der GRÜNEN würde Not und Elend für alle bedeuten. Und darauf, Herr Ehmke, will sich die SPD einlassen? In Hessen scheut sich Herr Börner nicht, seine geschäftsführende Regierung über ein ganzes Jahr ohne parlamentarisch legitimierten Haushalt zu führen und sich auf die Duldung durch die GRÜNEN zu stützen.
    Und die GRÜNEN selbst?

    (Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE]: Seien Sie doch nicht so beleidigt, weil es mit Ihnen nicht geklappt hat!)




    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Die werden wohl demnächst in der Ehrenloge an der Eröffnung der Startbahn West teilnehmen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Das Ehrenspalier dorthin, meine Damen und Herren, werden ihnen Herr Börner und die hessischen Sozialdemokraten bilden, mit Dachlatten!

    (Erneute Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Was wir in den letzten Tagen über die Auseinandersetzung, vor allem über die Form der Auseinandersetzung bei der Fraktion DIE GRÜNEN gelesen haben, hat mich veranlaßt, noch einmal das Protokoll über die Debatte zur Regierungserklärung nachzulesen, in der Sie, Frau Beck-Oberdorf, uns verkündet haben: „Tragende Elemente unserer Politik sind Gewaltfreiheit, Toleranz und Sanftheit."

    (Lachen bei der FDP und der CDU/CSU)

    Ich frage mich bei dem, was Sie da im Stil eines Western der abendlichen Spätfernsehzeit aufführen, nur, ob Sie eigentlich Italo-Western oder Americo-Western spielen. Der Unterschied besteht darin, daß beim ersten von hinten, beim zweiten von vorn geschossen wird.

    (Große Heiterkeit)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Bundesminister, erlauben Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Jannsen?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Nein, danke schön.
    Der Jahreswirtschaftsbericht ist über das Jahr hinaus in seiner programmatischen Ausrichtung der ordnungspolitische Maßstab, an dem sich konkrete wirtschaftspolitische Vorschläge messen lassen müssen. Darin ist niedergelegt, was für Bundesregierung und Koalition ein marktwirtschaftlicher Kurs bedeutet, und darin ist abgreifbar, welche Lösungen wir nicht für marktwirtschaftlich halten.
    Marktwirtschaftliche Politik bedeutet, daß die Trennungslinie zwischen Staatsverantwortung und Privatbereich klar gezogen wird, und zwar mehr zugunsten der privaten Wirtschaft,

    (Zustimmung bei der FDP)

    damit sich unternehmerische Aktivität wieder entfalten kann — ohne Furcht vor Verstaatlichung und ohne Furcht vor Eingriffen und unfairem Wettbewerb des Staates. Wenn diese Trennungslinie für den Verantwortungsbereich von Staat und Privaten nicht deutlich genug oder falsch gezogen ist, dann verliert das marktwirtschaftliche System an Substanz und an Wirksamkeit. Unternehmerische Phantasie ist allemal ein besseres Orientierungsinstrument für Unternehmensentscheidungen, als politische und administrative Vorgaben es je sein könnten.
    Das marktwirtschaftliche Konzept hat sich heute vor allem in der Strukturpolitik zu bewähren. Sie darf — da gebe ich Ihnen, Herr Jens, recht — den Wettbewerb zwischen den Unternehmen nicht verringern. Sie hat ihn vielmehr effektiver zu gestalten. Ich sehe auch in den übrigen von Ihnen kürzlich niedergeschriebenen Punkten kaum größere Differenzen zu den strukturpolitischen Vorstellungen der Bundesregierung. Ihren Vorwurf, Herr Jens, das Wirtschaftsministerium praktiziere heute weitgehend eine Politik der Strukturerhaltung, verstehe ich deshalb nicht. Aber ich warte mit Ihnen ab, welcher Ihrer Kollegen nachher die Debatte mit neuen Dirigismen und neuen Subventionsforderungen bereichert. Mit Ihren Vorstellungen, Herr Jens — da bin ich gänzlich sicher —, läßt Ihre Mannschaft Sie ohne Ballberührung von rechtsaußen ins Abseits laufen.

    (Heiterkeit bei der FDP und der CDU/ CSU)

    Strukturpolitik muß auf mehr Flexibilität und Mobilität von Arbeit und Kapital und auf den Abbau verkrusteter Strukturen zielen. Sie ist vor allem gerichtet auf die Eindämmung und mittelfristige Rückführung der Steuer- und Abgabenbelastung, auf die stufenweise Verminderung und den Abbau von Subventionen und steuerlichen Vergünstigungen, auf die Überprüfung staatlicher Regelungen, die wesentliche Hindernisse für mehr Risikokapital zur Finanzierung von innovativen unternehmerischen Aktivitäten bilden, auf die Übertragung solcher staatlicher Aktivitäten auf Private, die von diesen ohne Beeinträchtigung der hoheitlichen Belange ebenso wirksam oder wirksamer übernommen werden können, auf den Abbau von Vorschriften, die größerer Flexibilität am Arbeitsmarkt und der Beschäftigung in den Unternehmen entgegenstehen, und auf den Ausbau einer produktivitätsfördernden Infrastruktur.
    Eine Trennungslinie zwischen Markt und Staat gilt es auch in der Forschungs- und Technologiepolitik zu ziehen. Die technische Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist in den vergangenen Jahren in einer Weise heruntergeredet worden, die weit überzogen ist. Das hat auch im Ausland zu Fehleinschätzungen der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit in der Bundesrepublik geführt. Es könnte auf Dauer dem Ansehen unserer Produkte schaden.
    Es gibt einzelne Bereiche moderner Technologie, in denen unsere Industrie nicht zur Weltspitze zählt. Aber das ist auch Ausdruck zunehmender weltweiter Arbeitsteilung, und das kann sich, wie viele Beispiele belegen, sehr schnell ändern. Damit die deutsche Wirtschaft im internationalen Wettbewerb auf Dauer bestehen kann und wir nicht zur technologischen Provinz herabsinken, bleibt die ständige Modernisierung unserer Wirtschaft unverzichtbar. Aber ich bin nicht der Meinung, daß wir durch eine selektive staatliche Forschungs- und Technologiepolitik massiven Einfluß darauf nehmen sollten, was und wo Unternehmen forschen und wie sie am Markt agieren sollen.
    Die Arbeitsplätze der Zukunft fördern zu wollen ist eine faszinierende Formel. Doch die angeblichen Zukunftsarbeitsplätze von heute können Arbeitsplätze auf Krücken von morgen sein. Gerade die kleinen und mittleren Unternehmen verdienen dabei Beachtung; denn in ihnen steckt ein besonde-



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    res Kreativitätspotential. Gründungshilfen und Existenzförderung, Abschreibungserleichterungen oder indirekte allgemeine Hilfen zur Förderung der Forschung sowie die Stärkung der Risikokapitalbildung — ich begrüße den heute vorgelegten Antrag sehr — sind deshalb sinnvoller als direkte Projektförderungen, mit denen dieser Unternehmenskreis kaum zu erreichen ist.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Zu welchen Problemen und zu welchen Wettbewerbsverzerrungen gezielte Forschungsförderung — auch für kleine und mittlere Unternehmen — führen kann, wenn man die Grenze überschreitet, die gesetzt ist, macht der heutige Bericht im „Handelsblatt" über die Schwierigkeiten zwischen Schwenninger Unternehmern und der baden-württembergischen Landesregierung schlagartig deutlich. Dort beschweren sich elf Unternehmer darüber, daß eine Firma gezielt gefördert und der Wettbewerb damit verzerrt wird. Sie fordern, daß damit jetzt Schluß sein müsse. Falls dies nicht geschehe, wollen sie ebenfalls an die Krippe.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat mit den bisher beschlossenen Steuererleichterungen die erste und zweite Stufe ihrer steuerpolitischen Konzeption realisiert. Wirtschaftspolitisch hat jetzt als dritte Stufe unserer Steuerpolitik eine leistungsbezogene Tarifreform der Einkommensteuer große Bedeutung für Wachstum, für Beschäftigung und für die Einkommenspolitik. Leistung muß sich wieder lohnen, wenn es bergauf gehen soll. Durch Abmilderung der Progression muß der Anreiz für zusätzliche wirtschaftliche Aktivität verstärkt werden; sie käme auch der Nachfrageentwicklung zugute. Die Übernahme von mehr Investitionsrisiken gilt es ebenso zu ermöglichen wie die Voraussetzung zur Bildung von Eigenkapital zu erleichtern. Auch der Abwanderung in die Schattenwirtschaft muß entgegengewirkt werden. Nicht zuletzt hat die Steuerreform tarifpolitische Bedeutung, weil sie dem Arbeitnehmer mehr in der Tasche läßt.
    Im Rahmen der Tarifreform wird die Bundesregierung — so steht es im Jahreswirtschaftsbericht, so stand es in der Regierungserklärung, und so werden wir es auch halten — das Steuerrecht familienfreundlicher gestalten.
    Die Bundesregierung wird die Eckwerte der Tarifreform noch im Mai festlegen. Wir streben an, den Gesetzentwurf dem Parlament um die Jahreswende vorzulegen. Das beabsichtigte Volumen wird sich auf 25 Milliarden DM belaufen. Der endgültige Termin für das Inkrafttreten der Tarifreform hängt von weiteren Fortschritten bei der Konsolidierung ab. Zwischenergebnisse auf dem Wege zur Konsolidierung sind erfreulich. Ich glaube deshalb nach wie vor, daß die Steuerreform wenigstens in Teilen zum 1. Januar 1986 in Kraft treten könnte.
    Erlauben Sie mir hier auch eine persönliche Bemerkung: Ich habe mich nicht für die Wende eingesetzt, damit wir am Ende der ersten Legislaturperiode dieser Regierung mit einer größeren Steuerlast dastehen, als die sozialliberale Koalition sie sich jemals erlaubt hat.

    (Beifall bei der FDP — Roth [SPD]: Die war doch schon 1983 so!)

    — Also, verehrter Herr Roth, da müssen wir die Schulden, die die alte Koalition sich erlaubt hat, natürlich auch noch ein bißchen ins Spiel bringen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Schneider [Berlin] [GRÜNE]: Wer war denn damals Wirtschaftsminister?)

    — Ja, ja, natürlich war ich damals Wirtschaftsminister. Aber weil es nicht so weitergehen sollte, haben wir dann mit dem Unternehmen auch Schluß gemacht; das war die Begründung. —

    (Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat beachtliche Erfolge in der Haushaltskonsolidierung vorzuweisen. Dies ist vor allem durch eine enge Begrenzung des Ausgabenanstiegs erreicht worden; da sind wir beim Thema Schulden. Er lag bei allen Gebietskörperschaften deutlich unter dem Anstieg des nominalen Sozialprodukts und war damit nicht nur für die Haushaltskonsolidierung, sondern auch für die mindestens ebenso wichtige Aufgabe der Rückführung des viel zu hohen Staatsanteils von großer Bedeutung. Wir sehen in einer Kombination aus Konsolidierung und beschäftigungsorientierter Haushaltsumstrukturierung — man nennt das auch qualitative Konsolidierung — den erfolgversprechendsten finanzpolitischen Weg zu mehr Wachstum. Im Einklang mit dem Urteil des Sachverständigenrates, der derzeit keinen konjunktur-, wohl aber einen großen wachstumspolitischen Handlungsbedarf sieht, will die Bundesregierung deshalb alles Mögliche tun, um innerhalb des geplanten Ausgabenrahmens den Anteil produktivitäts- und beschäftigungsfördernder investiver Ausgaben zu erhöhen.
    Das, was mir gegenwärtig vor allem Sorge macht, ist die Begehrlichkeit, die durch den schnellen Konsolidierungsfortschritt schon wieder unübersehbar geweckt worden ist. Diese Bundesregierung hat sich eindeutig und bindend auf ein Konzept für eine auf Dauer solide, vertrauenschaffende und dem privaten Sektor mehr Spielraum und Verantwortlichkeit zuweisende langfristige Finanzpolitik festgelegt.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die Chance für mehr Markt, Wachstum und Beschäftigung, die darin liegt, lassen wir uns nicht durch kurzsichtige Ansprüche gefährden. Ich werde den Bundesfinanzminister immer unterstützen, wenn — von wo auch immer — versucht wird, dieses klare Konzept durch Rückfälle in eine Gefälligkeitspolitik von vorgestern zu unterminieren.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Der Aufschwung ist kein Erfolg, den diese Bundesregierung für sich allein beansprucht. Wir haben Grund, allen im Lande für ihre Anstrengungen zu danken, den Arbeitnehmern in den Betrieben, den
    Deutscher Bundestag — l0. Wahlperiode — 56. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Februar 1984 3945
    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Unternehmen, den freien Berufen, dem Handwerk und vielen anderen Bürgern.
    Die Bundesregierung sieht durchaus auch den Beitrag der Tarifpartner, denn die Wende zum Besseren auf dem Arbeitsmarkt ist nicht ohne eine maßvolle Lohnpolitik erklärbar.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Niemand von uns glaubt, die Beschäftigung hinge ausschließlich und monokausal von der Lohnentwicklung ab; aber ebensowenig läßt sich ein Zusammenhang zwischen Lohnhöhe und Beschäftigung leugnen. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür findet sich im Vergleich der Lohnentwicklung und der Beschäftigung in den USA und der Bundesrepublik. In den USA waren die Reallöhne in der Industrie 1982 etwa ebenso hoch wie 1970, sind also im Ergebnis nicht gestiegen. In der gleichen Zeit konnte die Zahl der Beschäftigten in den USA um fast ein Drittel, das sind knapp 25 Millionen Personen, erhöht werden. Diese Steigerung entspricht fast der Gesamtzahl der Erwerbstätigen in der Bundesrepublik Deutschland.

    (Stratmann [GRÜNE]: Und wie hat sich die Arbeitslosigkeit entwickelt?)

    Bei uns sind die Reallöhne in diesem Zeitraum um ziemlich genau ein Drittel gestiegen, die Zahl der Erwerbstätigen ist jedoch um zirka 1,2 Millionen zurückgegangen. Man sollte sich nun hüten — ich will das ausdrücklich hinzufügen —, aus diesen Zahlen vorschnell Schlüsse zu ziehen. Man kann nicht einfach aus einer solchen isolierten Gegenüberstellung ökonomische Schlußfolgerungen ableiten, weil die Bedingungen in beiden Ländern zu unterschiedlich sind. Ich nenne diese Zahlen auch nicht, um einer Senkung der Reallöhne bei uns das Wort zu reden. Im Gegenteil: der neue Wachstumsprozeß macht Reallohnsteigerungen wieder möglich und auch nötig. Aber dieser Reallohnanstieg sollte eine Weile unterhalb des Produktivitätszuwachses bleiben, damit die Markterlöse der Unternehmen wieder in größerem Umfang auch für die Finanzierung von Investitionen, d. h. für die Schaffung von Arbeitsplätzen, verwendet werden können.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Für diesen Zusammenhang sind die genannten Zahlen zumindest ein Indiz.
    Die Beschäftigungszunahme, die dann möglich würde, wird um so größer sein, je flexibler die Lohnstruktur nach regionalen, sektoralen, vor allem aber nach qualitativen und auch unternehmensindividuellen Merkmalen gestaltet wird. Und sie wird um so größer sein, je langsamer sich die Lohnkosten im Verhältnis zu den Kapitalkosten erhöhen. Gerade dieser letzte Aspekt macht deutlich, was ich immer wieder auch im Zusammenhang mit einer größeren Flexibilisierung des Arbeitsmarktes gesagt habe: Wachstum ist nicht alles. Wir müssen auch in der Struktur zu besseren, die Beschäftigung fördernden Verhältnissen kommen.
    Die Gewerkschaften haben in den letzten Jahren lohnpolitische Vernunft gezeigt. Ihr Verhalten beginnt sich auszuzahlen. Ich bedauere es deshalb sehr, daß jetzt mit den Forderungen nach der 35-
    Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich die unbestreitbaren Erfolge einer vernünftig geführten Einkommenspolitik aufs Spiel gesetzt zu werden drohen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Und ich bedauere, daß sich die Opposition hier mit falschen Argumenten auf die Seite derjenigen schlägt, die diesen Weg begehen wollen. Ich kann Ihnen, Herr Vogel — er ist nicht da —, und Ihren Kollegen von der Opposition nur empfehlen, auf den Rat von Professor Krupp zu hören, der Ihr Wirtschaftsminister hätte werden sollen, wenn es nach Ihnen gegangen wäre.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Den mögen sie inzwischen nicht mehr!)

    Er und seine Mitarbeiter haben in dem kürzlich vorgelegten Strukturbericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Berlin, die Feststellung getroffen, daß — ich zitiere wörtlich — „eine Abnahme der Zahl der Arbeitsplätze überwiegend in den Branchen stattfand, in denen die Steigerung der Arbeitsplatzproduktivität unterdurchschnittlich war". Er selbst sieht auf Grund dieses klaren Befundes nicht bestätigt, daß das Freisetzungstempo von der technischen Entwicklung verstärkt wird.
    Schon immer ist ein Teil des Produktivitätsfortschrittes für mehr Freizeit, ein anderer für mehr materiellen Wohlstand verwandt worden. Das soll und das wird auch in Zukunft so bleiben. Daß eine Verwendung für mehr Einkommen Arbeitslosigkeit, für mehr Freizeit jedoch Beschäftigung bringen soll, das halte ich Schlichtweg für falsch.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Letztlich müssen die autonomen Tarifpartner selbst über die Verteilung des Produktivitätsfortschrittes entscheiden. Sie müssen sich bei ihrer Entscheidung jedoch auch die weiteren Konsequenzen von Arbeitszeitverkürzungen sehr genau ansehen. Keine oder sehr geringe Lohnsteigerungen bedeuten z. B. auch geringere Beiträge zur Sozialversicherung und damit niedrigere Renten später für die Arbeitnehmer von heute, damit niedrigere Renten für die Rentner im nächsten Jahr und neue Liquiditätsprobleme. Schließlich würde die Lösung der Zukunftsprobleme der Sozialversicherung nochmals erheblich erschwert.
    Ich sehe einer Tarifauseinandersetzung, die letztlich in der Wirtschaft für Arbeitnehmer und für Unternehmen großen Schaden anrichtet, mit Sorge entgegen. Ich finde es besonders schlimm, daß es nach den Erklärungen führender IG-Metall-Vertreter nicht mehr um den Inhalt von Tarifverträgen zu gehen scheint. Wenn Herr Steinkühler wieder und wieder sagt, es gehe um Sein oder Nichtsein der IG Metall, um die Existenz der Gewerkschaften schlechthin, dann wird nicht mehr um Verbesserungen für Arbeitnehmer gestritten, sondern um das Organisationsinteresse der größten Einzelgewerk-



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    schaft der Welt, und das auf dem Rücken von Arbeitnehmern, insbesondere aber von Arbeitslosen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Es ist höchste Zeit, daß die Tarifpartner jetzt aufeinander zugehen. Die Kampfansagen, die wir überall hören, sind der falsche Weg; schon die Drohungen mit Streiks sind ein Investitionshemmnis.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Sie haben doch damit angefangen!)

    — Herr Ehmke, wer hat damit angefangen?

    (Dr. Apel [SPD]: Was hat denn der Bundeskanzler dazu gesagt?)

    — Wir haben, Herr Kollege Apel, um das ganz klar zu sagen — —