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ID1004425100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/44 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 44. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Inhalt: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 —Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — Drucksachen 10/638, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld — Drucksache 10/653 — in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung — Drucksache 10/657 — in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof — Drucksachen 10/647, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und zur Einschränkung von steuerlichen Vorteilen (Steuerentlastungsgesetz 1984) — Drucksachen 10/336, 10/345, 10/348 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 10/686, 10/716 —Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/687 — Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1983 bis 1987 — Drucksachen 10/281, 10/535, 10/723 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksachen 10/639, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über eine Investitionszulage für Investitionen in der Eisen- und Stahlindustrie (Stahlinvestitionszulagen-Änderungsgesetz) — Drucksachen 10/338, 10/346, 10/350 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/677 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/696 — in Verbindung mit Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/640, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/641, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer durch Kapitalbeteiligungen (Vermögensbeteiligungsgesetz) — Drucksachen 10/337, 10/349 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/724, 10/733 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/725 — Zweite Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der unmittelbaren Kostenbeteiligung der Versicherten an der Krankenhaus- und Kurbehandlung (Selbstbeteiligungs-Aufhebungsgesetz) — Drucksache 10/120 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/675 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/676 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Fraktion der SPD Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit — Drucksachen 10/189, 10/704 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Hoss und der Fraktion DIE GRÜNEN Sofortmaßnahme: Erhöhung des Bundeszuschusses zur Rentenversicherung — Drucksachen 10/205, 10/698 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Mutterschaftsurlaub — Drucksachen 10/358 Nr. 64, 10/706 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/645, 10/659 — in Verbindung mit Haushaltsgesetz 1984 — Drucksachen 10/658, 10/660 — Dr. Meyer zu Bentrup CDU/CSU . 3109B, 3205 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 3109C Wieczorek (Duisburg) SPD 3118A Carstens (Emstek) CDU/CSU 3123 D Stratmann GRÜNE 3128 B Dr. Weng FDP 3133 B Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 3136 D Frau Simonis SPD 3144 B Glos CDU/CSU 3150 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 3154 D Vizepräsident Stücklen 3156 C Frau Fuchs (Köln) SPD 3165A Dr. Friedmann CDU/CSU 3171 D Frau Potthast GRÜNE 3175A Frau Seiler-Albring FDP 3176B, 3248 B Roth SPD 3178C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 III Wissmann CDU/CSU 3183 D Hoss GRÜNE 3186 A Dr. Haussmann FDP 3189 D Sieler SPD 3191 D Präsident Dr. Barzel 3194A Jagoda CDU/CSU 3195A Vizepräsident Frau Renger 3195 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 3198 D Gobrecht SPD 3201 B Frau Dr. Vollmer GRÜNE 3208 B Dr. Faltlhauser CDU/CSU 3210 C Grünbeck FDP 3212 B Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 3213C Schulhoff CDU/CSU 3218 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 3220 D Frau Zutt SPD 3223 C Bredehorn FDP 3226 A Kiechle, Bundesminister BML 3227 D Hauck SPD 3230 B Dr. Hoffacker CDU/CSU 3232 C Eimer (Fürth) FDP 3236 B Jaunich SPD 3237 A Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 3239 C Kleinert (Marburg) GRÜNE 3244 A Roth (Gießen) CDU/CSU 3245 D Walther SPD 3249 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . 3250 B Vizepräsident Wurbs 3258 C Namentliche Abstimmungen . 3254 B,C, 3256 B,C Nächste Sitzung 3258 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3259* A Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO 3259* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3107 44. Sitzung Bonn, den 8. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 9. 12. Cronenberg (Arnsberg) 9. 12. Fischer (Frankfurt) 9. 12. Gerstl (Passau) * 9. 12. Gilges 9. 12. Dr. Glotz 9. 12. Haase (Fürth) * 9. 12. Haehser 9. 12. Handlos 9. 12. Frau Dr. Hartenstein 9. 12. Immer (Altenkirchen) 9. 12. Dr. Kreile 8. 12. Lemmrich* 9. 12. Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Dr. Müller* 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Reddemann* 9. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. von Schmude 9. 12. Schreiner 9. 12. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Verheyen 9.12. Voigt (Frankfurt) 9. 12. Weiskirch (Olpe) 9. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO Zur Abstimmung über den Einzelplan 11 erkläre ich hiermit, daß ich aus den von Sprechern meiner Fraktion dargelegten Gründen nicht zustimmen kann. Ich begrüße jedoch, daß es auf Betreiben meiner Fraktion eine interfraktionelle Einigung darüber gegeben hat, wie sichergestellt werden kann, daß die drei im Hamburger Verkehrs-Verbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) auch künftig von Behinderten unentgeltlich in Anspruch genommen werden können. Ich begrüße weiter, daß die Fraktionen von CDU/CSU und FDP verbindlich erklärt haben, eine gesetzliche Regelung vorzunehmen, wenn der jetzt gemeinsam vorgesehene Weg nicht zum Ziel führt. Die Fraktionen von CDU/CSU, FDP und SPD haben sich darauf geeinigt, im Rahmen der Aussprache zum Einzelplan 11 folgende Erklärung zu Protokoll zu geben: Die Fraktionen gehen übereinstimmend davon aus, daß die obersten Landesbehörden in Hamburg und Schleswig-Holstein die drei in den Hamburger Verkehrsverbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) als S-Bahnen im Sinne des § 59 Abs. 1 Nr. 3 Schwerbehindertengesetz anerkennen. Durch diese Entscheidung der zuständigen Landesbehörden soll sichergestellt werden, daß Behinderte auch künftig diese Linien, die eine Reihe von S-Bahnmerkmalen aufweisen, unentgeltlich in Anspruch nehmen können.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Günther Bredehorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Entschuldigen Sie, ich bin mit der Zeit so knapp. Tut mir leid, Herr Kollege, ich hätte es sonst gerne gemacht.
    Unsere Agrarsozialpolitik ist zu einem agrarsozialen Sicherungsinstrument ausgebaut worden, um das uns viele Berufskollegen in anderen Ländern beneiden. 3,5 Milliarden DM werden für die landwirtschaftliche Sozialpolitik bereitgestellt. Das sind fast 60 % des Agrarhaushalts. Bei der Altershilfe wurde der Bundeszuschuß von 79,5 % auf 75 % für die gesamte Legislaturperiode festgeschrieben. Trotz der dadurch notwendigen Beitragserhöhung um rund 8 % kann man nicht von einem Sonderopfer für die Landwirtschaft sprechen. Man muß diese
    Einsparungen im Gesamtzusammenhang mit den notwendigen Einsparungen sehen, die wir auch anderen Bevölkerungsgruppen zumuten.
    Die von der FDP geforderte gerechtere Verteilung der Bundesmittel nach der betrieblichen Leistungsfähigkeit muß nun im nächsten Jahr verwirklicht werden. Ein erster Referentenentwurf liegt uns jetzt vor.
    Wir begrüßen es, daß entgegen der Mittelfristigen Finanzplanung der Zuschuß zur landwirtschaftlichen Unfallversicherung mit 279 Millionen DM in voller Höhe erhalten bleibt. Unser Dank gilt hier insbesondere Herrn Bundesminister Kiechle für seinen außerordentlich energischen Einsatz.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Trotzdem wird es bei der landwirtschaftlichen Unfallversicherung zunehmend zu Beitragserhöhungen kommen, da eine Alte Last von fast 400 Millionen DM jährlich verkraftet werden muß.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Der Bundeskanzler ist hier im Wort, indem er uns auf dem Bauerntag in Freiburg erklärt hat, daß die Abdeckung der Alten Last ein berechtigtes Anliegen sei.
    Insgesamt möchte ich für den Agrarsozialbereich feststellen: Trotz einer geringfügigen, aber notwendigen Kürzung der Mittel ist es für das Jahr 1984 gelungen, untragbare Belastungen und Veränderungen für die Beitragszahler und die Leistungsempfänger in der landwirtschaftlichen Sozialversicherung zu vermeiden.
    Im investiven Bereich des Haushaltes der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz stehen uns wiederum 1,155 Milliarden DM zur Verfügung. Der Haushaltsausschuß hat den Ansatz noch einmal um 20 Millionen DM erhöht, die für forstliche Maßnahmen — das wurde vorhin schon angesprochen — auf Grund neuartiger Waldschäden und damit zur Wiederherstellung und Sicherung der Funktionsfähigkeit unserer Wälder verwandt werden sollen.
    Die in der Gemeinschaftsaufgabe eingesetzten Mittel haben in Verbindung mit den entsprechenden Komplementärmitteln der Länder und dem erheblichen Eigenanteil der Investoren eine hohe Beschäftigungswirkung im ländlichen Raum. Auf Grund der wirtschaftlichen und agrarpolitischen Entwicklung und nach intensiven Diskussionen auch im Ernährungsausschuß des Deutschen Bundestages kommt es bei der Gestaltung der Gemeinschaftsaufgabe im Jahre 1984 allerdings zu wichtigen und notwendigen Änderungen. Die Mittel für die einzelbetriebliche Förderung werden deutlich zugunsten der überbetrieblichen Maßnahmen — wie Wasserwirtschaft, Flurbereinigung usw. — eingeschränkt. Der Bundesminister hat die volle Unterstützung der FDP, angesichts der Überschußsituation auf den Märkten die Investitionsförderung zur Kapazitätsausweitung im Bereich der Milch- und Schweineproduktion auszusetzen.

    (Beifall bei der FDP)

    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3227
    Bredehorn
    Dies ist aber für die gesamte EG notwendig. Die deutsche Landwirtschaft kann hier nicht einseitig Vorleistungen erbringen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Das neu eingeführte Agrarkreditprogramm wird von uns unterstützt. Hierdurch hat eine größere Anzahl klein- und mittelbäuerlicher Betriebe die Chance, gefördert zu werden, auch wenn teilweise vielleicht Hoffnungen erweckt werden, die die Agrarpolitik nicht einlösen kann. Die FDP-Forderung, daß dieses Agrarkreditprogramm nicht zur Produktionsausweitung in Überschußbereichen verwandt werden darf, wurde erfüllt.
    Wir wollen ab 1984 wieder Dorferneuerungsmaßnahmen fördern, die die Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft verbessern, die die Lebensverhältnisse in unseren Dörfern verbessern und somit zur Erhaltung bäuerlicher Landwirtschaft und eines funktionierenden ländlichen Raumes beitragen.
    Lassen Sie mich abschließend feststellen: Wir stehen in der Agrarpolitik vor einer sehr schwierigen Wegstrecke. Nachdem im Wirtschaftsjahr 1982/83, sozusagen dem letzten Amtsjahr unseres so erfolgreichen Landwirtschaftsministers Josef Ertl,

    (Zustimmung des Abg. Ronneburger [FDP])

    die Einkommen der Landwirte deutlich anstiegen,
    haben die Landwirte im laufenden Wirtschaftsjahr
    einen Einkommensrückgang zu verkraften. Die Vorschläge der EG-Kommission zum Abbau des Währungsausgleichs könnten natürlich zu einer weiteren Preissenkung nur für die deutschen Landwirte führen.
    Die EG-Gipfelkonferenz in Athen ist bezüglich der notwendigen Entscheidungen zur Agrar- und Finanzreform gescheitert. Dies erfüllt uns mit Sorge; denn mit der gegenwärtigen Ungewißheit können unsere Landwirte nicht leben. Sie müssen wissen, wohin die Reise geht. Deshalb bin ich Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher sehr dankbar, daß er gestern in seiner Rede noch einmal deutlich gemacht hat, daß es keine Einigung auf Kosten und auf dem Rücken der bäuerlichen Familienbetriebe geben wird.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Unsere Landwirte können sich hier auf die FDP verlassen. Hans-Dietrich Genscher hat noch einmal deutlich gemacht, daß es nicht das Ziel unserer Politik sein kann, Milchfabriken in der EG mit dem Geld unserer Steuerzahler zu lukrativen Einkommen zu verhelfen. Deshalb ist auch der Vorschlag der EG-Kommission so abwegig, der durch eine Quotenzuteilung diesen Milchfabriken die hohen Einkommen auf Kosten des Steuerzahlers für die nächsten 10 Jahre garantieren will, während unseren bäuerlichen Betrieben jede Entwicklungschance genommen wird und sie damit über kurz oder lang aufgeben müssen. Hier muß alles getan werden, um zu der notwendigen Kompromißlösung beizutragen.
    Nachdem in den letzten 35 Jahren über die Hälfte aller landwirtschaftlichen Betriebe aufgeben mußte und die Zahl der in der Landwirtschaft arbeitenden Menschen um 70 % abnahm, stehen wir in den nächsten Jahren vor der Entscheidung, ob bäuerliche Landwirtschaft noch eine Zukunft hat. Wenn in meiner Oldenburger Heimat z. B. jetzt ein Agrarindustrieller einen Antrag auf Errichtung eines Sauenstalles für 4 100 Tiere stellt

    (Eigen [CDU/CSU]: Unerhört!)

    und damit 100 bäuerlichen Betrieben, die mit 40 Sauen eine Existenz haben, die Existenz bzw. den Markt wegnimmt, so müssen wir uns fragen, ob die Möglichkeiten unserer Steuergesetzgebung oder die Auflagen, die unsere Umweltgesetzgebung uns ermöglicht, ausreichen, um solchen Fehlentwicklungen zu begegnen, oder ob nicht doch als letzte Möglichkeit Höchstbestandsgrenzen eingeführt werden müssen.

    (Beifall bei der FDP)

    Meine Damen und Herren, der heute zu verabschiedende Agraretat, in dem es, wie ich ausgeführt habe, einige neue Schwerpunkte gibt, läßt der bäuerlichen Landwirtschaft alle Chancen. Daher möchte ich mich beim Landwirtschaftsminister, dem Finanzminister, den Kollegen des Ernährungsausschusses, des Haushaltsausschusses und auch den Beamten herzlich bedanken. Die FDP wird dem Einzelplan 10 ihre Zustimmung geben.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ignaz Kiechle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte mich als erstes ebenfalls sehr herzlich bei den Mitgliedern des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und bei den Mitgliedern des Haushaltsausschusses sowie bei allen Mitarbeitern bedanken, die sich viel Mühe mit dem Einzelplan 10 gegeben haben, um ihn im Rahmen der Beratungen so zu gestalten, daß wir die Agrarpolitik im kommenden Jahr nunmehr in einer Form durchführen können, wie wir sie für richtig halten.
    Vor uns liegt ein agrarpolitisch schwieriges Jahr. Wir werden nicht nur mit Geld, sondern auch mit geduldigem Bemühen und vielleicht auch mit der einen oder anderen neuen Idee versuchen müssen, den jetzigen neuen Gegebenheiten, denen sich die Agrarpolitik stellen muß, Rechnung zu tragen. Wir werden uns dieser Mühe durchaus unterziehen. Ich bitte auch das Parlament um Mitarbeit dabei. Wir haben nun einmal geänderte Fakten.
    Bisher war die Agrarpolitik auf Intensivierung, auf Produktivitätssteigerung, auf Wachsen ausgerichtet. Dabei wurde in Kauf genommen, daß Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft in andere Bereiche abwandern konnten; dies hat sich grundlegend geändert.
    3228 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983
    Bundesminister Kiechle
    Wir haben jetzt volle Märkte, und zwar bei Lebensmitteln in Europa ganz besonders volle. Das ist im übrigen kein fundamentaler Fehler. Wenn wir nach Osten blicken, dann finden wir im gleichen Europa noch Länder, in denen die Hausfrauen 40 Jahre nach dem Krieg noch Schlange vor den Läden stehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Mir ist es schon lieber, wenn wir in unserem freien Westen das Problem der zu vollen Läden als das der zu leeren Läden haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es ist aber immerhin ein Problem; das kann man nicht bestreiten.
    Wir haben zweitens keine Arbeitsplätze mehr, die wir noch etwa qua Politik nach dem Motto „Geh' doch da weg und dort hin" anbieten könnten. Wir haben in Europa leider über 12 Millionen Arbeitslose — selbst in der Bundesrepublik Deutschland über 2 Millionen — und wir werden sie wegen des nicht stattgefundenen und versäumten Strukturwandels der letzten zehn Jahre auch noch eine ganze Reihe von Jahren haben.
    Wir können die Frage nach möglichst hoher Intensität beispielsweise auch in der Landwirtschaft nicht mehr nach alten Schemas beantworten.

    (Beifall der Abg. Frau Dr. Vollmer [GRÜNE])

    Themen der Ökologie stellen sich uns mit ganz eindeutiger Klarheit. Der Wald hat uns ein Signal gegeben, was passiert, wenn die Natur überlastet wird. Wir können uns auf anderen Gebieten — sei es nun beim Boden oder wo auch immer — den Test, wie weit wir mit der Intensität gehen dürfen, nicht leisten. Wir müssen vorher Untersuchungen durchführen und rechtzeitig dafür sorgen, daß solche Entwicklungen — etwa im Bereich der Belastung von Pflanzen, des Bodens und ähnlichem — nicht passieren, wie sie beim Wald schon passiert sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Bei der Weichenstellung in der Agrarpolitik bedarf es daher künftig noch erheblich größerer Behutsamkeit, als man in der Vergangenheit glaubte. Ich mache damit keine Schuldzuweisung. Auch wir selbst haben in den letzten 15 Jahren nicht immer vorher geahnt und ahnen können, wie die Entwicklung laufen wird.
    Meine Damen und Herren, es wird auch ein Teil der Agrarpolitik der nächsten Jahre dieser Bundesregierung sein, sehr behutsam mit den Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft umzugehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Auch sie sind volkswirtschaftlich wichtig und wertvoll, und es ist besser, sie, wo das möglich ist, rechtzeitig abzusichern, bevor sie verlorengehen. Das gilt dann besonders, wenn man nachher keine Alternative für diese Arbeitsplätze hat.
    Ich meine, mit einer solchen, in wenigen Gedankenstrichen zusammengefaßten Zielrichtung dessen, was wir Agrarpolitik nennen wollen, ist auch ausgesagt, in welche Richtung die Politik gehen soll. Das Wort von Bundeskanzler Kohl in seiner Regierungserklärung, daß wir eine Agrarpolitik machen wollen und machen werden, die dem bäuerlichen Familienbetrieb dient, wird auch in praktische Politik umgesetzt. Die Kollegen hier haben es ja zum Teil schon gesagt: Wir setzen diese Politik bei der Agrarstrukturpolitik, also bei der Förderpolitik, um. Wir werden in der Sozialpolitik, wo es sich ermöglichen läßt, und in Beratungen mit dem Berufsstand und allen in Frage kommenden Betroffenen dem Aspekt einer möglichst großen sozialen Gerechtigkeit mehr Gewicht verleihen. Wir werden besonders die jungen Landwirte berücksichtigen, und wir werden auch Gesetzgebung auf den Weg bringen, um mehr Bodenmobilität zu erreichen, aber nicht über Druck, sondern durch Erleichterungen.
    Lassen Sie mich noch ein paar Bemerkungen zu dem einen oder anderen hier Gesagten machen. Frau Zutt, mich dürfen Sie ruhig konservativ nennen. Das ist für mich nicht im geringsten eine Beleidigung oder etwas Ähnliches.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich bin ein Konservativer. Konservativ sein: Das heißt conservare, d. h. bewahren. Ich sage Ihnen voraus, die junge Generation wird uns in zehn, 15 Jahren fragen, was wir an Gutem auch im Umgang mit der Natur bewahrt haben, und nicht, was wir durch unsere Neuerungssucht dauernd aufs Spiel gesetzt haben. Insofern finde ich das ganz ausgezeichnet.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und den GRÜNEN)

    Wir sind selbst liberal genug, um nicht einseitig zu sein. In der Koalition sind sogar Liberale, Konservative und Christliche zusammen. Da kann mit dieser Bezeichnung gar nichts passieren.
    Frau Zutt, Sie waren ein bißchen aufgeregt; das hat mir leidgetan, weil Sie so eine charmante Kollegin sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD)

    Die Agrarier beißen doch im allgemeinen gar nicht. Sie haben hier einige Gedanken vorgetragen; ich will jedoch wegen der Kürze der Zeit nur zu einem Punkte Stellung nehmen. Der beliebte Milchmarkt, der ein Beispiel für die Überdehnung einer Marktordnung darstellt und deswegen bestimmter Korrekturen bedarf, hat es Ihnen besonders angetan. Leider haben Sie nicht hinzugefügt, was Sie mit der allgemeinen Bemerkung, nur durch mehr Markt sei dieser Milchmarkt in Ordnung zu bringen, denn meinen. Ich muß also auf das zurückgreifen, was Ihr Kollege Müller, der Obmann im Ernährungsausschuß ist, hier an diesem Pult gesagt hat. Er hat gesagt: Preise senken, das sei das Rezept, das unter „mehr Markt" zu verstehen sei, und zwar längerfristig, über längere Zeit. Wenn das allerdings gemeint
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3229
    Bundesminister Kiechle
    ist — und offensichtlich ist es das —, so kann ich dem aus sozialen Gründen nicht zustimmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)