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ID1004423700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/44 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 44. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Inhalt: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 —Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — Drucksachen 10/638, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld — Drucksache 10/653 — in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung — Drucksache 10/657 — in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof — Drucksachen 10/647, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und zur Einschränkung von steuerlichen Vorteilen (Steuerentlastungsgesetz 1984) — Drucksachen 10/336, 10/345, 10/348 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 10/686, 10/716 —Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/687 — Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1983 bis 1987 — Drucksachen 10/281, 10/535, 10/723 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksachen 10/639, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über eine Investitionszulage für Investitionen in der Eisen- und Stahlindustrie (Stahlinvestitionszulagen-Änderungsgesetz) — Drucksachen 10/338, 10/346, 10/350 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/677 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/696 — in Verbindung mit Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/640, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/641, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer durch Kapitalbeteiligungen (Vermögensbeteiligungsgesetz) — Drucksachen 10/337, 10/349 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/724, 10/733 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/725 — Zweite Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der unmittelbaren Kostenbeteiligung der Versicherten an der Krankenhaus- und Kurbehandlung (Selbstbeteiligungs-Aufhebungsgesetz) — Drucksache 10/120 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/675 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/676 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Fraktion der SPD Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit — Drucksachen 10/189, 10/704 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Hoss und der Fraktion DIE GRÜNEN Sofortmaßnahme: Erhöhung des Bundeszuschusses zur Rentenversicherung — Drucksachen 10/205, 10/698 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Mutterschaftsurlaub — Drucksachen 10/358 Nr. 64, 10/706 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/645, 10/659 — in Verbindung mit Haushaltsgesetz 1984 — Drucksachen 10/658, 10/660 — Dr. Meyer zu Bentrup CDU/CSU . 3109B, 3205 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 3109C Wieczorek (Duisburg) SPD 3118A Carstens (Emstek) CDU/CSU 3123 D Stratmann GRÜNE 3128 B Dr. Weng FDP 3133 B Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 3136 D Frau Simonis SPD 3144 B Glos CDU/CSU 3150 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 3154 D Vizepräsident Stücklen 3156 C Frau Fuchs (Köln) SPD 3165A Dr. Friedmann CDU/CSU 3171 D Frau Potthast GRÜNE 3175A Frau Seiler-Albring FDP 3176B, 3248 B Roth SPD 3178C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 III Wissmann CDU/CSU 3183 D Hoss GRÜNE 3186 A Dr. Haussmann FDP 3189 D Sieler SPD 3191 D Präsident Dr. Barzel 3194A Jagoda CDU/CSU 3195A Vizepräsident Frau Renger 3195 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 3198 D Gobrecht SPD 3201 B Frau Dr. Vollmer GRÜNE 3208 B Dr. Faltlhauser CDU/CSU 3210 C Grünbeck FDP 3212 B Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 3213C Schulhoff CDU/CSU 3218 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 3220 D Frau Zutt SPD 3223 C Bredehorn FDP 3226 A Kiechle, Bundesminister BML 3227 D Hauck SPD 3230 B Dr. Hoffacker CDU/CSU 3232 C Eimer (Fürth) FDP 3236 B Jaunich SPD 3237 A Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 3239 C Kleinert (Marburg) GRÜNE 3244 A Roth (Gießen) CDU/CSU 3245 D Walther SPD 3249 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . 3250 B Vizepräsident Wurbs 3258 C Namentliche Abstimmungen . 3254 B,C, 3256 B,C Nächste Sitzung 3258 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3259* A Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO 3259* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3107 44. Sitzung Bonn, den 8. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 9. 12. Cronenberg (Arnsberg) 9. 12. Fischer (Frankfurt) 9. 12. Gerstl (Passau) * 9. 12. Gilges 9. 12. Dr. Glotz 9. 12. Haase (Fürth) * 9. 12. Haehser 9. 12. Handlos 9. 12. Frau Dr. Hartenstein 9. 12. Immer (Altenkirchen) 9. 12. Dr. Kreile 8. 12. Lemmrich* 9. 12. Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Dr. Müller* 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Reddemann* 9. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. von Schmude 9. 12. Schreiner 9. 12. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Verheyen 9.12. Voigt (Frankfurt) 9. 12. Weiskirch (Olpe) 9. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO Zur Abstimmung über den Einzelplan 11 erkläre ich hiermit, daß ich aus den von Sprechern meiner Fraktion dargelegten Gründen nicht zustimmen kann. Ich begrüße jedoch, daß es auf Betreiben meiner Fraktion eine interfraktionelle Einigung darüber gegeben hat, wie sichergestellt werden kann, daß die drei im Hamburger Verkehrs-Verbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) auch künftig von Behinderten unentgeltlich in Anspruch genommen werden können. Ich begrüße weiter, daß die Fraktionen von CDU/CSU und FDP verbindlich erklärt haben, eine gesetzliche Regelung vorzunehmen, wenn der jetzt gemeinsam vorgesehene Weg nicht zum Ziel führt. Die Fraktionen von CDU/CSU, FDP und SPD haben sich darauf geeinigt, im Rahmen der Aussprache zum Einzelplan 11 folgende Erklärung zu Protokoll zu geben: Die Fraktionen gehen übereinstimmend davon aus, daß die obersten Landesbehörden in Hamburg und Schleswig-Holstein die drei in den Hamburger Verkehrsverbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) als S-Bahnen im Sinne des § 59 Abs. 1 Nr. 3 Schwerbehindertengesetz anerkennen. Durch diese Entscheidung der zuständigen Landesbehörden soll sichergestellt werden, daß Behinderte auch künftig diese Linien, die eine Reihe von S-Bahnmerkmalen aufweisen, unentgeltlich in Anspruch nehmen können.
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    Rede von Hans Peter Schmitz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Sehen Sie, Frau Kollegin: Das ist genau der Grundirrtum.

    (Glos [CDU/CSU]: Jawohl!)

    Ich bestreite ja nicht, daß Sie in der Zustandsanalyse in einigen Punkten sogar recht haben mögen.
    Aber in den Konsequenzen daraus sind wir meilenweit auseinander. Ihre Konsequenzen führen garantiert in die Irre. Es bleibt bei dem, was ich eben gesagt habe: Idylle und Ideologie haben noch niemanden sattgemacht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wenn wir den Agraretat des Jahres 1984 debattieren, können wir natürlich nicht daraus entlassen werden, daß wir hier auch über die Fragen der europäischen Agrarpolitik sprechen und gleichermaßen etwas über Athen sagen. Ich möchte nur soviel feststellen, daß nicht alles, was wir an Erwartungen in den Athener Gipfel gesetzt hatten, erreicht worden ist. Im Grunde genommen war es auch für uns eine Enttäuschung; das müssen wir sagen.
    Wir sagen auch dies, meine Damen und Herren: Die deutschen Landwirte müssen zunächst einmal weiterhin mit der EG-Agrarpolitik in der jetzigen Form leben. Die Kritik an der deutschen Landwirtschaft ist anscheinend vorprogrammiert. Wenn man diese Dinge einseitig betrachtet, könnte man zu einem solchen Ergebnis kommen.
    Aber, meine Damen und Herren, lassen Sie mich zu diesem Thema auch einmal etwas Grundsätzliches sagen. Die Landwirtschaft ist seit nunmehr 15 Jahren voll in die europäische Agrarpolitik eingebunden, in eine Politik, die bisher die Lasten des Zusammenschlusses, seien sie materiell oder psychologisch, tragen mußte, weil andere gemeinsame Politiken so gut wie nicht entwickelt waren.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist es!)

    Diese Politik, so sagen die Skeptiker, hat mehr schlecht als recht als Mittel des Finanzausgleichs der Gemeinschaft gedient. Sie ist aber andererseits die Voraussetzung der Zollunion — das wird meistens übersehen —, die gerade der deutschen Volkswirtschaft im laufenden Jahr wieder zu einem Außenhandelsüberschuß in Höhe von 25 Milliarden DM verholfen hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dies sollten wir der deutschen Öffentlichkeit auch einmal sagen; es wird nach meiner Auffassung zuwenig beachtet.

    (Freiherr von Schorlemer [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Die EG-Agrarpolitik ist in ihrer Anlage und im Kern für meine Begriffe durchaus akzeptabel. Sie kann aber zum Sprengsatz werden, wenn sie weiter isoliert betrieben wird. Die Probleme sind, wie wir alle wissen, die wachsende Produktion und deren Finanzierung. Aber zur Europäischen Gemeinschaft gibt es für uns — hier stimme ich Bundeskanzler Helmut Kohl zu — keine Alternative, weder politisch noch ökonomisch. Wenn das so ist, müssen wir sie weiterentwickeln.
    Bei den Lösungsvorschlägen muß sich allerdings auch zeigen, ob die Lippenbekenntnisse zur Erhaltung der bäuerlichen Landwirtschaft ernst gemeint sind. Sicherlich ist die Haushaltskonsolidierung eine vordringliche Notwendigkeit, jedoch ist die Si-
    3222 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983
    Schmitz (Baesweiler)

    cherung der bäuerlichen Existenzen ebenso wichtig.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich will nicht weiter auf die einzelnen Lösungsvorschläge eingehen, aber eines möchte ich sagen. Die von Herrn Minister Kiechle in der jüngsten Vergangenheit wirklich eingehend vorgetragenen Vorstellungen zielen in die richtige Richtung. Es soll aber auch nicht verschwiegen werden, daß uns die besten Lösungen nichts nützen, wenn nationale Egoismen weiterhin diese Politik regieren. Die Kritiker der Landwirtschaft sollten auf jeden Fall sehen, daß weder die deutsche Landwirtschaft noch die Bundesregierung die Ursache für diese Probleme ist, die im gemeinsamen Agrarmarkt existieren, sondern daß die Ursache in erheblichen Versäumnissen auch der Vergangenheit liegt. Dies muß hier kritisiert werden. Ich sage das hier so deutlich, weil es nach meiner Meinung nicht länger hingenommen werden kann, daß man die Landwirte für Dinge verantwortlich macht, deren Wurzeln in Wirklichkeit in der schwierigen Konstruktion der Gemeinschaft liegen.
    Vor den Problemen zu kapitulieren und die Hände in den Schoß zu legen, ist nicht unser Ziel. Das wollen wir nicht. Wir erwarten auch, daß in Paris die Dinge demnächst wieder auf einem Gipfel nach einer guten Vorbereitung vernünftig und zu unserer Zufriedenheit behandelt werden. Denn zu Europa gibt es für uns keine Alternative.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Lassen Sie mich zum Entwurf des Agraretats 1984 kommen. Im kommenden Jahr wird der Agraretat etwa 6 105 Millionen DM umfassen. Das bedeutet eine Steigerung gegenüber dem letzten Jahr um 2,6%. Sie liegt — das sollten wir festhalten — über der Durchschnittssteigerung des Haushalts insgesamt.

    (Glos [CDU/CSU]: Das ist wahr!)

    Dazu muß man aber wissen, daß das seit 1973 erstmals wieder der Fall ist. In den vergangenen zehn Jahren betrugen die durchschnittlichen Zuwachsraten des Gesamthaushaltes 7,1 %, im Agrarbereich dagegen 1,1 %. Ich finde, das ist ein Fortschritt. Vor allem die Sparaktionen seit 1980 haben der Landwirtschaft besonders hohe Opfer abverlangt. Dies schlägt sich auch im Anteil der Landwirtschaft an den nationalen Subventionen nieder. Da möchte ich auch einmal mit einer Mär aufräumen: 1970 betrug der Subventionsanteil der Landwirtschaft noch 31,8%. Im laufenden Jahr und im kommenden Jahr wird dies auf 9,6% zurückgeführt. Diese Entwicklung, meine ich, ist dazu angetan, einmal mit dem Märchen aufzuräumen, daß die Landwirtschaft Subventionsempfänger erster Klasse sei.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Unter den Sparmaßnahmen zur Konsolidierung des Bundeshaushaltes mußte in der Vergangenheit besonders auch die Agrarsozialpolitik leiden. Auch wir haben nicht daran vorbei gekonnt, Einschnitte vorzunehmen. Aber eines ist sicher: das Fundament
    der Agrarsozialpolitik ist erhalten geblieben. Dies können wir nicht hoch genug einschätzen. Es ist unangetastet geblieben.
    Hier, Frau Kollegin Vollmer, komme ich auf die Frage der Unfallversicherung zu sprechen. Wir haben sicherlich nicht alle unsere Erwartungen erfüllen können, denn ich habe ja auch diese Resolution bekommen. Aber eines ist sicher: Wir haben erreicht, daß der ursprüngliche Plan der sozialdemokratisch geführten Regierung, diese Zuschüsse zur Unfallversicherung in der laufenden Legislaturperiode bis 1984 auf Null abzusenken, aufgehoben ist. Wir haben sogar eine Möglichkeit geschaffen, über den Betrag von 279 Millionen DM für das Jahr 1984 hinausgehen zu können. Ich sage hier auch sehr deutlich in Richtung Bundesregierung, daß hier ein Handlungsbedarf besteht.
    Ich darf auf das zurückkommen, was Bundeskanzler Dr. Kohl anläßlich des Deutschen Bauerntages im Sommer gesagt hat, die Alte Last mit Bundesmitteln auszugleichen. Wenn hier das Ifo-Institut in einem Gutachten sagt, daß diese Alte Last etwa 380 Millionen DM umfaßt, dann ist es durchaus berechtigt, zu sagen, daß hier Handlungsbedarf besteht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich bin ziemlich sicher, daß wir uns im kommenden Jahr und im Jahre 1985 dieser Frage zuwenden und sie lösen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Seien Sie ganz beruhigt, Frau Vollmer, dies werden wir machen.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Die Kritik kommt vom Bauernverband!)

    — Sie sagen „Bauernverband". Auch die Bauern und der Bauernverband wissen, daß wir angesichts der Hinterlassenschaft, des Riesenschuldenberges, nicht alle unsere Träume verwirklichen konnten. Das wissen wir. Aber wir gehen Schritt für Schritt daran, die Finanzen zu konsolidieren. Dann unterhalten wir uns im Jahre 1985 darüber, was wir gemacht haben und nicht gemacht haben, Frau Kollegin. Dann machen wir das.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Was ist mit den 24 Millionen?)

    — Wir machen das schon, Sie brauchen keine Sorge darum zu haben. An dieser Stelle bin ich ganz sicher. Sie können uns dann ja stellen, und dann haben Sie Gelegenheit, hier heraufzukommen und den Gegenbeweis anzutreten. Wir werden es, wenn es nicht geschehen ist, eingestehen.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Nehmen Sie den Mund nicht so voll!)

    — Herr Kollege Wolfram, Sie haben gerade gesagt „Nehmen Sie den Mund nicht so voll". Wenn ich Ihre Rede mal Revue passieren lasse und das mal auf die Ernsthaftigkeit überprüfe, kann ich nur sagen: wer den Mund zu voll genommen hat, das kön-
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn. Donnerstag. den 8. Dezember 1983 3223
    Schmitz (Baesweiler)

    nen Sie an Hand des Protokolls spätestens morgen nachlesen; einigen wir uns darauf.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich pflege als Haushälter niemanden in dieser Form zu beschimpfen, aber ich möchte Sie bitten, den Stil des Hauses doch so zu wahren, daß Sie als Oberbürgermeister demnächst dort noch leben können.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie mich auch ein Wort zur Agrarstrukturpolitik sagen. Hier haben wir einiges auf den Weg gebracht. In der Agrarstrukturpolitik haben wir ein Agrarkreditprogramm geschaffen, das in der Höhe zwischen 50 und 70 Millionen anläuft. Wir hoffen, daß dies im Rahmen der Diskussion auch mit den Ländern angenommen wird. So wie es konstruiert ist, ist es möglich, daß hieraus auch Investitionen gefördert werden, die zur Erleichterung der Arbeit der Landwirtschaft, auch der mittleren und kleinen Betriebe, führen. Das ist ein Fortschritt gegenüber dem alten Programm.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir haben gleichermaßen in der Gemeinschaftsaufgabe den alten Zustand wiederhergestellt, weil wir wußten, daß hier Investitionen getätigt werden können, die den ländlichen Raum stärken, daß dort Investitionen gerade in den Bereichen getätigt werden, in denen die Arbeitslosigkeit oft recht hoch ist und die Alternativen gegen Null sind.
    Lassen Sie mich ein Weiteres sagen: Ich habe mich eigentlich gewundert, Frau Vollmer, daß Ihr Kollege im Haushaltsausschuß, als wir die 20 Millionen DM zur Verbesserung der Bekämpfung der Schäden im Wald eingesetzt haben, vor Staunen ganz blaß geworden ist — der Herr Kleinert wußte gar nicht, was er machen sollte — und nachher sogar dagegen gestimmt hat. Das muß man sich einmal vorstellen: Ein Grüner stimmt dagegen, daß wir waldbauliche Maßnahmen zur Bekämpfung des Waldsterbens ergreifen!

    (Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Das stimmt doch überhaupt nicht! — Weitere Zurufe von den GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, auf die Frage der Gasölverbilligung will ich hier nicht eingehen. Ich meine, daß wir das bei anderer Gelegenheit noch einmal werden besprechen können. Aber, Frau Kollegin Vollmer, grundsätzlich ist es doch so, daß wir, würden wir das abschaffen, zu einer schlimmen Wettbewerbsverzerrung kämen.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Ich habe nicht für die Abschaffung gesprochen, sondern für umgekehrte Staffelung!)

    Das ist der einzige Grund, der dies aufrechtzuerhalten rechtfertigt.
    Lassen Sie mich ein letztes Wort sagen: Ich bin der festen Überzeugung, daß diese Bundesregierung unter Minister Ignaz Kiechle

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Der neue Bundeskanzler!)

    in der Lage ist, eine Politik zu betreiben, die den Bauern dient, die das Ziel hat, in Europa wieder realistische Bezüge herzustellen und dem ländlichen Raum und der Landwirtschaft wieder eine Zukunftsperspektive zu geben. Und darauf kommt es uns an.
    Vielen Dank.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU — Beifall bei der FDP — Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Sagen Sie doch mal etwas zu den 24 Millionen DM!)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat die Abgeordnete Frau Zutt.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ruth Zutt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir beraten zum erstenmal den eigenen Haushalt einer konservativen Regierung für das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

    (Freiherr von Schorlemer [CDU/CSU]: Was?)

    — Bei diesem Ministerium ist es das erstemal ein Haushalt von einer konservativen Regierung.

    (Freiherr von Schorlemer [CDU/CSU]: Was? Wir haben doch schon viele Minister gestellt! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    — Mein Gott, ich rede vom Einzelplan 10! Wir sind doch jetzt bei der Landwirtschaft! Im letzten Jahr stammte der ganze Haushalt doch noch von der sozialliberalen Regierung. Nur das Deckblatt und ein paar Ansätze waren gewechselt worden.

    (Lachen bei der CDU/CSU — Freiherr von Schorlemer [CDU/CSU]: Trotzdem haben Sie dagegen gestimmt! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Lassen Sie mich lieber weiterreden. (Unruhe)

    Daher steht mit diesem Haushalt auch zum erstenmal die Landwirtschaftspolitik dieser Regierung zur Debatte, und man wird festzustellen haben, ob sich diese Landwirtschaftspolitik innerhalb eines Jahres geändert hat oder nicht. Nun weiß man, daß sie sich innerhalb eines Jahres nicht grundlegend wenden kann. Darum muß man auf die kleinen Kurven besonders achten.
    Als erstes fällt auf, daß trotz vieler Reden zum Umweltschutz im Agrarbereich, die wir sonntags neuerdings hören, einige für eine Landwirtschaft in einer Industriegesellschaft als notwendig erachtete Instrumente werktags in aller Stille weggeschafft worden sind.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Hört! Hört!)

    3224 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983
    Frau Zutt
    Weder hört man noch etwas von der Änderung der Landwirtschaftsklausel

    (Zuruf von der CDU/CSU: Gott sei Dank!)

    noch wird die Einführung der Verbandsklage für anerkannte Naturschutzverbände erwogen. Die hatte vor zwei Jahren Herr Staatssekretär Gallus hier noch als etwas Positives für die Landwirtschaft hingestellt. Und von einer Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes ist auch nicht mehr die Rede.
    Aber schlimmer, meine Damen und Herren, ist, daß man dort, wo Gesetze existieren, durch personelle Ausdünnung dazu beiträgt, daß sie nicht angemessen durchgeführt werden können. Ein Beispiel: Die Biologische Bundesanstalt braucht zur Durchführung des Chemikaliengesetzes neue Mitarbeiter und neue Planstellen. Die neuen Planstellen gibt es nicht. Und ich habe leider auch gar nichts von eifrigen Bemühungen des Herrn Ministers darum gehört. Anderen Häusern ist es trotz der allgemeinen Losung „keine neuen Stellen" durchaus gelungen, dort, wo es nötig ist, personelle Verstärkung zu erhalten, z. B. um, wie beim Bundesfinanzhof, aufgelaufene Rückstände von Verfahren abzubauen. Chemische Rückstände in Lebensmitteln wiegen offenbar leichter als Rückstände bei juristischen Verfahren.

    (Hornung [CDU/CSU]: Das ist Emotion! — Abg. Schmitz [Baesweiler] [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Herr Kollege Schmitz, Sie wissen, daß ich mit Ihnen und anderen sehr gerne diskutiere, heute aber — bei dieser herabgesetzten Redezeit — bitte nicht.