Rede:
ID1004412500

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 7
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. die: 1
    5. Frau: 1
    6. Abgeordnete: 1
    7. Potthast.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/44 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 44. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Inhalt: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 —Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — Drucksachen 10/638, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld — Drucksache 10/653 — in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung — Drucksache 10/657 — in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof — Drucksachen 10/647, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und zur Einschränkung von steuerlichen Vorteilen (Steuerentlastungsgesetz 1984) — Drucksachen 10/336, 10/345, 10/348 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 10/686, 10/716 —Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/687 — Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1983 bis 1987 — Drucksachen 10/281, 10/535, 10/723 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksachen 10/639, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über eine Investitionszulage für Investitionen in der Eisen- und Stahlindustrie (Stahlinvestitionszulagen-Änderungsgesetz) — Drucksachen 10/338, 10/346, 10/350 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/677 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/696 — in Verbindung mit Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/640, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/641, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer durch Kapitalbeteiligungen (Vermögensbeteiligungsgesetz) — Drucksachen 10/337, 10/349 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/724, 10/733 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/725 — Zweite Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der unmittelbaren Kostenbeteiligung der Versicherten an der Krankenhaus- und Kurbehandlung (Selbstbeteiligungs-Aufhebungsgesetz) — Drucksache 10/120 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/675 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/676 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Fraktion der SPD Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit — Drucksachen 10/189, 10/704 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Hoss und der Fraktion DIE GRÜNEN Sofortmaßnahme: Erhöhung des Bundeszuschusses zur Rentenversicherung — Drucksachen 10/205, 10/698 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Mutterschaftsurlaub — Drucksachen 10/358 Nr. 64, 10/706 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/645, 10/659 — in Verbindung mit Haushaltsgesetz 1984 — Drucksachen 10/658, 10/660 — Dr. Meyer zu Bentrup CDU/CSU . 3109B, 3205 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 3109C Wieczorek (Duisburg) SPD 3118A Carstens (Emstek) CDU/CSU 3123 D Stratmann GRÜNE 3128 B Dr. Weng FDP 3133 B Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 3136 D Frau Simonis SPD 3144 B Glos CDU/CSU 3150 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 3154 D Vizepräsident Stücklen 3156 C Frau Fuchs (Köln) SPD 3165A Dr. Friedmann CDU/CSU 3171 D Frau Potthast GRÜNE 3175A Frau Seiler-Albring FDP 3176B, 3248 B Roth SPD 3178C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 III Wissmann CDU/CSU 3183 D Hoss GRÜNE 3186 A Dr. Haussmann FDP 3189 D Sieler SPD 3191 D Präsident Dr. Barzel 3194A Jagoda CDU/CSU 3195A Vizepräsident Frau Renger 3195 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 3198 D Gobrecht SPD 3201 B Frau Dr. Vollmer GRÜNE 3208 B Dr. Faltlhauser CDU/CSU 3210 C Grünbeck FDP 3212 B Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 3213C Schulhoff CDU/CSU 3218 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 3220 D Frau Zutt SPD 3223 C Bredehorn FDP 3226 A Kiechle, Bundesminister BML 3227 D Hauck SPD 3230 B Dr. Hoffacker CDU/CSU 3232 C Eimer (Fürth) FDP 3236 B Jaunich SPD 3237 A Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 3239 C Kleinert (Marburg) GRÜNE 3244 A Roth (Gießen) CDU/CSU 3245 D Walther SPD 3249 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . 3250 B Vizepräsident Wurbs 3258 C Namentliche Abstimmungen . 3254 B,C, 3256 B,C Nächste Sitzung 3258 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3259* A Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO 3259* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3107 44. Sitzung Bonn, den 8. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 9. 12. Cronenberg (Arnsberg) 9. 12. Fischer (Frankfurt) 9. 12. Gerstl (Passau) * 9. 12. Gilges 9. 12. Dr. Glotz 9. 12. Haase (Fürth) * 9. 12. Haehser 9. 12. Handlos 9. 12. Frau Dr. Hartenstein 9. 12. Immer (Altenkirchen) 9. 12. Dr. Kreile 8. 12. Lemmrich* 9. 12. Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Dr. Müller* 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Reddemann* 9. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. von Schmude 9. 12. Schreiner 9. 12. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Verheyen 9.12. Voigt (Frankfurt) 9. 12. Weiskirch (Olpe) 9. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO Zur Abstimmung über den Einzelplan 11 erkläre ich hiermit, daß ich aus den von Sprechern meiner Fraktion dargelegten Gründen nicht zustimmen kann. Ich begrüße jedoch, daß es auf Betreiben meiner Fraktion eine interfraktionelle Einigung darüber gegeben hat, wie sichergestellt werden kann, daß die drei im Hamburger Verkehrs-Verbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) auch künftig von Behinderten unentgeltlich in Anspruch genommen werden können. Ich begrüße weiter, daß die Fraktionen von CDU/CSU und FDP verbindlich erklärt haben, eine gesetzliche Regelung vorzunehmen, wenn der jetzt gemeinsam vorgesehene Weg nicht zum Ziel führt. Die Fraktionen von CDU/CSU, FDP und SPD haben sich darauf geeinigt, im Rahmen der Aussprache zum Einzelplan 11 folgende Erklärung zu Protokoll zu geben: Die Fraktionen gehen übereinstimmend davon aus, daß die obersten Landesbehörden in Hamburg und Schleswig-Holstein die drei in den Hamburger Verkehrsverbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) als S-Bahnen im Sinne des § 59 Abs. 1 Nr. 3 Schwerbehindertengesetz anerkennen. Durch diese Entscheidung der zuständigen Landesbehörden soll sichergestellt werden, daß Behinderte auch künftig diese Linien, die eine Reihe von S-Bahnmerkmalen aufweisen, unentgeltlich in Anspruch nehmen können.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Bernhard Friedmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Aus Ihrem lauten Aufschreien kann ich nur schließen, daß Sie ein schlechtes Gewissen haben.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3173
    Dr. Friedmann
    Zweimal haben unsere älteren Mitbürger diesen Staat wieder in Ordnung bringen müssen, und sie haben dies getan durch mehr Fleiß und Arbeit.
    Nun kommen Sie und sagen: Das ist ja richtig, wir haben viele Probleme, aber wir haben jetzt die Lösung; wir Sozialdemokraten, die Opposition, haben diese Lösung, und zwar indem wir künftig einfach weniger arbeiten.

    (Kolb [CDU/CSU]: Aber erst jetzt, da sei keine Verantwortung mehr haben!)

    Was ist denn das für ein Rezept, angesichts von Schwierigkeiten zu sagen: „Wir arbeiten weniger, dann ist diese Welt wieder in Ordnung!?"
    Ich muß hier einmal an die Adresse der Opposition insgesamt folgendes sagen: Auch ich war ja jahrelang in der Opposition. Aber wenn Sie hier eine Welt an die Wand malen, die nur aus Schmutz und Dreck und Fusel besteht, dann verzerren Sie die Dinge einfach ins Unerträgliche hinein!

    (Beifall bei der CDU/CSU — Lebhafte Zurufe bei der SPD)

    Kritik muß immer so angelegt sein, daß sie sinnvoll und vor allen Dingen auch konstruktiv ist.

    (Zuruf des Abg. Lambinus [SPD])

    Ich möchte hier auch ein Wort an die Adresse der GRÜNEN sagen. Hier von diesem Podium aus haben die GRÜNEN vor zwei Sitzungswochen erklärt, sie fordern die Mitbürger auf, ihre Guthaben bei Banken abzuheben, um auf diese Art einen Zusammenbruch des Geldkreislaufs herbeizuführen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wenig staatspolitisch!)

    Wer so argumentiert, wer dies zum Ziel macht, will den Zusammenbruch dieses Staats, will das Chaos.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei der FDP)

    Sie haben nach Schluß der Nachrüstungsdebatte hier an dieser Stelle erklärt, sie wollten den Bürger jetzt zum zivilen Ungehorsam auffordern, auch dazu, keine Steuern mehr zu zahlen. Wer dies will, will den Zusammenbruch des Staates.

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [Ettlingen] [GRÜNE])

    Haben Sie schon einmal bedacht, was bei Befolgung Ihres Aufrufs die Konsequenz wäre? Sie verwehren dem Staat seine Einnahmen, d. h. dieser Staat könnte dann nicht einmal mehr das Geld an die Ärmsten der Armen bezahlen.

    (Erneuter Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [Ettlingen] [GRÜNE])

    Sie nehmen also das Fiasko, das Chaos in Kauf. Wenn Ihr Herr Schily hier hinsteht und sagt, er wolle die Verfassung schützen, er wolle dieses Land verfassungsgemäß durchbringen, dann ist das vor diesem Hintergrund einfach nicht glaubhaft.

    (Dr. Ehmke [Ettlingen] [GRÜNE]: Sie sind aber auch nicht mehr glaubhaft!)

    Meine Damen und meine Herren, es wird von Ihnen immer wieder gesagt, diese Sparmaßnahmen hätten zur Folge, daß Kaufkraft fehle; wer weniger auf die Hand bekomme, könne weniger ausgeben, und damit trudele die Wirtschaft nach unten ab. Genau das Gegenteil ist der Fall. Die positiven Auswirkungen dieser Sparmaßnahmen, nämlich der Effekt einer gedämpften Inflation und die mäßigende Wirkung auf die Zinsen, kompensieren den negativen Effekt der Sparmaßnahmen um mehr als das Doppelte. Sicher ist es negativ zu bewerten, wenn Einkommen wegfällt, aber die Auswirkung dessen, was damit insgesamt positiv verbunden ist, ist mehr als doppelt so hoch zu bewerten. Das ist der eigentliche Grund dafür, warum gerade wegen unserer Sparmaßnahmen vieles jetzt wieder so nach oben geht.

    (Sieler [SPD]: Zweckoptimismus!)

    — Das ist kein Zweckoptimismus, Herr Kollege Sieler, das sind nüchterne Zahlen, die sich bereits in den Büchern unserer Unternehmen niederschlagen.

    (Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Nun sind in diesem Haushalt auch die Zuschüsse für Nürnberg etatisiert. Wir haben die Zuschüsse für die Bundesanstalt in Nürnberg auf 1,7 Milliarden DM begrenzt. Dabei sind 2,38 Millionen Arbeitslose unterstellt. Alle Prognosen, die wir heute haben, sind günstiger; sie liegen teilweise bei 2,25 Millionen. Wir haben das Risiko bewußt hoch eingeschätzt, sind also mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmannes vorgegangen. Wir gehen davon aus, daß von 100 Arbeitslosen 43,5 Arbeitslosengeld beziehen und weitere 22 % Arbeitslosenhilfe beanspruchen werden. Aber im Gegensatz zu früheren Jahren — darüber hatten wir die Auseinandersetzung — haben wir die Risiken des Arbeitsmarktes in diesem Haushalt reichlich abgesichert. Negative Überraschungen wie in den vergangenen Jahren sind im nächsten Jahr nicht zu erwarten; es können nur Wenden zum Besseren eintreten.
    In diesem Zusammenhang hat Frau Fuchs zur Rentenversicherung vorhin wieder den alten Vorschlag gebracht, man solle doch die Wertschöpfung als Grundlage für Sozialbeiträge einführen. Frau Fuchs, Sie kennen sicherlich das, was dagegen spricht. Wenn man dies täte, wäre die logische Folge, daß wir unsere Unternehmen daran hindern, zu rationalisieren. Die Folge wäre ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Das heißt zu deutsch: Unser Land, das weitgehend vom Export lebt, würde auf dem Weltmarkt zurückfallen. Dies spricht schlechterdings gegen Ihren Vorschlag.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die Folge wäre Massenarbeitslosigkeit!)

    Wir haben diesem Haushalt zugrunde gelegt, daß die Löhne und Einkommen im nächsten Jahr um 3,4 % steigen werden. Das war zunächst nicht ganz unstrittig. Denn wir müssen ja sehen, daß es im öffentlichen Dienst zwar Zuwächse geben wird, aber doch unter diesem Durchschnitt. Darüber hinaus wird in Verbindung mit der 35-Stunden-Woche
    3174 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983
    Dr. Friedmann
    manches in Richtung Arbeitszeitverkürzung gehen und eben nicht in Richtung Lohnerhöhungen. Trotzdem, die 3,4% sind als Durchschnitt sorgfältig überlegt. Sie haben Einfluß auch auf die Beitragseinnahmen der Bundesanstalt und der Sozialversicherung. Daher sind die Einnahmen dieser Einrichtungen sorgfältig kalkuliert und etatisiert.
    Nun kommt immer wieder der Vorschlag, vor allem aus Ihren Reihen, man solle doch um Gottes willen im öffentlichen Bereich, beim Staat, keine Leute freisetzen, sondern dort möglichst viele Menschen beschäftigen. Sie kritisieren unsere Absicht, z. B. bei der Bundesbahn Personal abzubauen. Sie hätten gern, daß wir noch mehr Menschen über ABM beschäftigen. Es werden ohnehin 65 000 sein. Ich bin der Meinung, das wäre genau der falscheste Weg, den wir gehen können. Zuviel öffentlicher Dienst bindet zuviel Geld des Staates an Lohn- und Gehaltszahlungen und hindert den Staat daran, sinnvolle Investitionen vorzunehmen. Es ist viel wichtiger und richtig, daß der Staat nicht mehr Menschen beschäftigt, als er unbedingt benötigt, damit er Spielraum für Investitionen hat und so die Arbeitsplätze in der privaten Wirtschaft entstehen, wohin sie auch gehören. Alles andere ist ein Irrweg und würde uns auf Dauer in eine völlig falsche Richtung leiten.
    Sie von der Opposition kritisieren immer wieder, wir hätten alle Probleme gelöst, wir könnten uns alle Sparmaßnahmen sparen, wenn wir auf den Verteidigungshaushalt verzichten würden. Vor allem bei Ihnen von den GRÜNEN ist es gang und gäbe zu sagen: Laßt doch die Ausgaben für Verteidigung sein — Sie nennen es sogar Rüstung —; dann sind wir aus allen Problemen im sozialen Bereich heraus. Das ist ein Trugschluß. Der Verteidigungshaushalt liegt bei 48 Milliarden DM. Wir haben auf allen Ebenen des Staates, nicht nur beim Bund, auch bei den Sozialversicherungen, auch bei den Ländern, auch bei den Kreisen, auch bei den Gemeinden Sozialausgaben, und so gibt die öffentliche Hand das 15fache des Verteidigungshaushalts für Sozialausgaben aus.

    (Dr. Hackel [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Das heißt: Selbst wenn wir den ganzen Verteidigungshaushalt streichen würden, um uns Probleme an anderer Stelle zu ersparen, wäre das nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
    Ich stehe auf dem Standpunkt: Ein Volk, das etwas auf sich hält, das sich seiner bewußt ist, ist auch bereit, sich im Ernstfall zu verteidigen. Ich muß ein Wort wiederholen, auch wenn Sie es nicht gern hören: Was nutzt uns der schönste Sozialstaat, wenn die Kosaken kommen?

    (Zurufe von der SPD)

    — „Starker Tobak". Auf diese Reaktion, Herr Apel, habe ich gewartet; denn das Zitat stammt von einem Sozialdemokraten. Ich habe es wörtlich von ihm übernommen.
    Frau Fuchs hat soeben die Frage aufgeworfen, die Kritik angebracht, daß die Renten möglicherweise nicht solide finanziert sein könnten. Frau
    Fuchs, vor Jahren hatten wir in der Sozialversicherung 9, 10 Monatszahlungen als Rücklage;

    (Kolb [CDU/CSU]: 1974/75!)

    aber durch Ihre Gesetzgebung, die Sie durchgedrückt haben, sind diese Rücklagen auf ein Minimum gesunken.

    (Kolb [CDU/CSU]: So ist es!)

    Wir haben sorgfältig gerechnet. Es wird im nächsten Jahr knapp zugehen — das ist zuzugeben —, und es wird eine Phase in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres geben, bei der es kritisch wird. Aber wir kommen über die Runden. In einer sehr kritischen Aussprache mit den betroffenen Ministern haben wir alle Fälle durchgerechnet, und ich kann Ihnen sagen: Der Finanzminister ist bereit, die Zuschüsse des Bundes, die sowieso anstehen, so vorzuziehen, daß keine Liquiditätsengpässe entstehen können. Voraussichtlich nur im November wird die Rentenversicherung an den Geldmarkt herantreten müssen.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Immerhin, im November!)

    — Das ist ein vorübergehender Zustand, den wir uns nicht eingebrockt, sondern den wir von Ihnen übernommen haben.

    (Kolb [CDU/CSU]: So ist es!)

    Im übrigen ist dieses Jahr das kritischste Jahr; denn die beschlossenen Maßnahmen führen zu einer besseren Einnahmesituation im übernächsten Jahr.
    Eines möchte ich klarstellen: Wenn wir uns anschicken, da und dort so manches in der Rentenversicherung zu verbessern, wenn wir bereit sind, jeder Mutter, die ein Kind großgezogen hat, ein Beitragsjahr in der Rentenversicherung anzurechnen, wenn wir die Hinterbliebenenversorgung neu regeln — dies alles wird ja geschehen —, so ist dies nur dann machbar, wenn die Gesamtsumme der Neuregelungen zu keiner zusätzlichen Ausgabenbelastung für die Rentenversicherung führt. Es muß tatsächlich knapp gerechnet werden.
    Ich möchte zum Schluß folgendes feststellen. Unser Arbeitsminister hat ein schweres Paket an unbeliebten Maßnahmen durchzuziehen. Dies erfordert ein Konzept und Durchhaltevermögen. Ich bewundere ihn immer wieder, wie er auf einem so unliebsamen Gebiet seinen Mann steht. Er macht dies vorzüglich. Verehrter Herr Minister Blüm, auch wenn wir zeitweise in der Sache verschiedener Meinung waren, muß ich Ihnen bestätigen: Sie sind ein Prachtstück in unserer Regierung.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Deshalb stimmen wir auch gern Ihrem Einzelplan 11 zu.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3175


Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat die Frau Abgeordnete Potthast.

(Zurufe von der CDU/CSU: Jetzt kommt noch ein Prachtstück! — Aber ein anderes!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gabriele Potthast


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich zitiere:
    Ein Programm, das die sozialen Fragen ausschließlich über Wirtschaftswachstum lösen wollte, wäre das Programm eines blanken Materialismus, deshalb ein unmenschliches, unsoziales Programm. Der Mensch muß wachsen, und das Bruttosozialprodukt ist dazu kein hinlänglicher Maßstab.

    (Hört! Hört! bei den GRÜNEN)

    Diese Sätze stammen einmal nicht aus den Reihen der GRÜNEN, sondern von dem „Prachtstück" unserer Regierung, dem Bundesarbeitsminister höchstpersönlich.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei der CDU/CSU — Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Frau Potthast, wie dick ist das Buch? — Weiterer Zuruf von der CDU/ CSU: Sehen Sie, da steht also noch mehr drin!)

    Wenn wir uns allerdings die Realitäten ansehen, dann spricht aus diesen soeben zitierten Sätzen blanker Hohn, denn wie heißt es doch so schön in der Bibel: An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!

    (Kolb [CDU/CSU]: Die sind gut!)

    Diese Taten umfassen auf der einen Seite Steuerentlastungsgesetze für die Unternehmer und auf der anderen Seite Sozialabbaumaßnahmen zu Lasten all derjenigen, denen eine entsprechende Lobby im Parlament fehlt und die ohnehin schon zu den sozial schwach Gestellten in diesem Staate gehören. Denn die durch Ihre Steuerentlastungsgesetze verminderten Steuereinnahmen in Milliardenhöhe, verehrte Kolleginnen und Kollegen von den Koalitionsfraktionen, werden durch eine Art Sozialabbauextremismus, der seinesgleichen sucht, wieder hereingeholt.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Und das alles wegen der vagen Hoffnung, daß die Unternehmer das gesparte Kapital wieder in die Betriebe investieren, um so angeblich notwendige Rationalisierungsmaßnahmen finanzieren zu können, die die BRD

    (Zurufe von der CDU/CSU: Was ist das denn? — Mit wem reden Sie denn hier? — Sind Sie schon umgezogen?)

    auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig halten sollen. Diese Hoffnung entbehrt jeglicher Grundlage, wie mein Kollege Stratmann heute morgen schon überzeugend dargestellt hat.
    Als Kerze vor Weihnachten bieten Sie, verehrte Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU/FDP-
    Koalition, den Arbeitnehmern das Vermögensbildungsgesetz an. Holde Worte klingen aus dem Mund des „Prachtstücks" der Regierung: Bürgereigentum höre ich da. Herr Blüm, warum verschweigen Sie, daß diese Vermögensbeteiligung nicht an mehr Mitsprache- und Mitbestimmungsrechte geknüpft ist? Warum, verschweigen Sie, daß der groteske Fall eintreten kann, daß ein Arbeitnehmer dem Unternehmer billiges Geld zur Verfügung stellt, das dieser für Rationalisierungsmaßnahmen verwenden kann, ohne daß der Arbeitnehmer auch nur ein Vetorecht hätte?

    (Zustimmung bei den GRÜNEN)

    Das heißt: Ein Arbeitnehmer kann unter Umständen in die Vernichtung seines eigenen Arbeitsplatzes investieren — ein völlig absurder Zustand.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Absurd und unerträglich ist es auch, wenn über 1 Million Frauen Renten unter dem Sozialhilfesatz beziehen. Dabei handelt es sich um Frauen, die ihr Leben lang unbezahlte oder unterbezahlte Schwerstarbeit geleistet haben, die in diesem Staate die schlechtesten Ausbildungsplätze, die niedrigsten Löhne und die niedrigsten Renten erhalten. Ich frage mich manchmal, was für einen Arbeitsbegriff Sie haben — Sie, Herr Blüm, und Sie, verehrte Kolleginnen und Kollegen von der CDU/ CSU. Denn wenn ich so höre, was über die Rente gesagt wird — ich zitiere wieder einmal dieses „Prachtstück" der Regierung: „Rente ist ein Verdienst für Lebensarbeit und keine staatliche Zuteilung" —,

    (So ist es! bei der CDU/CSU)

    dann kann ich mich nur fragen, wie Sie die Lebensarbeit von Frauen bewerten, die nicht erwerbstätig sind, dafür aber zu viel an Arbeit haben.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Hornung [CDU/CSU]: Denen wollen wir eine Chance eröffnen!)

    Zuviel an unbezahlter Arbeit, ohne die dieses System überhaupt nicht funktionieren würde.
    Es ist unseres Erachtens weiterhin ein unerträglicher Skandal,
    wenn die Zahl derjenigen Frauen, die in die soziale Armut gedrängt werden, durch die Haushaltspläne der Regierung, z. B. durch die Einschränkungen bei der Erwerbsunfähigkeits- und Berufsunfähigkeitsrente, noch zu steigen droht,
    wenn Rentenbezieher mit Kindern durch die Streichung des Kinderzuschusses in die Sozialhilfe gezwungen werden und
    wenn überhaupt die Sozialhilfe schon längst nicht mehr ihrem gesetzlich fixierten Auftrag, nämlich ein menschenwürdiges Leben und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu sichern, nachkommen kann, weil die Regelsätze nach Auffassung eines Großteils der Experten schon über 30 % unter den tatsächlichen Aufwendungen liegen, oder
    wenn die Bundesregierung die Rentenversicherung auch weiterhin nur als Manövriermasse zur Liquiditätssicherung für den Bundeshaushalt mißbraucht und sich weigert, dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN im Bundestag auf Erhöhung des
    3176 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983
    Frau Potthast
    Bundeszuschusses an die Rentenversicherung um 19 Milliarden DM zuzustimmen. Dabei handelt es sich hierbei um Gelder, die den Rentnerinnen und Rentnern zustehen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Wenn Sie schon Staatsschulden abbauen wollen, warum fangen Sie dann nicht z. B. mit Maßnahmen an, die die finanziell besser Gestellten in diesem Lande treffen, warum fangen Sie nicht mit der Streichung des Bauherrenmodells an oder des Ehegattensplitting?

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Warum führen Sie nicht ein Quellenabzugsverfahren ein, um die Zinsgewinne zu besteuern?
    Ich möchte zum Schluß

    (Zurufe von der CDU/CSU: Bravo! Sehr gut!)

    nur noch ein paar Worte von den für die rigiden Sozialkürzungen verantwortlichen Politikern zitieren. Da heißt es nämlich: „Wir alle haben über unsere Verhältnisse gelebt." — „Wir müssen den ungeschminkten Realitäten ins Auge sehen." — „Wir müssen umdenken." — „Wir müssen von den liebgewonnenen Ansprüchen, Standards und Besitzständen Abschied nehmen." — „Wir müssen den Mut zu schweren und bitteren Entscheidungen haben." Dieses „wir" kommt ausgerechnet aus den Reihen derjenigen, die von all diesen finanziellen Kürzungsmaßnahmen überhaupt nicht betroffen sind.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Dieser Widerspruch wird noch an folgendem Beispiel deutlich: Wenn die zur Zeit vorgesehene Kürzung der Rentenversicherungsbeiträge für Behinderte in Werkstätten von 90 auf 70% des durchschnittlichen Bruttoarbeitsentgelts schon vor 20 Jahren wirksam geworden wäre, ergäbe sich heute daraus ein Rentenanspruch, der in etwa bei 214 DM läge. Das wäre nach 20 Jahren Beitragszahlung — mit Verlaub — weniger als die Hälfte des Geldes, das die Diätenerhöhung für einen einzigen Abgeordneten monatlich ausmacht, eine Diätenerhöhung, die leider nur von uns GRÜNEN abgelehnt wurde.

    (Beifall bei den GRÜNEN)