Rede:
ID1004402200

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 6
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Abgeordnete: 1
    6. Stratmann.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/44 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 44. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Inhalt: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 —Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — Drucksachen 10/638, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld — Drucksache 10/653 — in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung — Drucksache 10/657 — in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof — Drucksachen 10/647, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und zur Einschränkung von steuerlichen Vorteilen (Steuerentlastungsgesetz 1984) — Drucksachen 10/336, 10/345, 10/348 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 10/686, 10/716 —Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/687 — Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1983 bis 1987 — Drucksachen 10/281, 10/535, 10/723 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksachen 10/639, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über eine Investitionszulage für Investitionen in der Eisen- und Stahlindustrie (Stahlinvestitionszulagen-Änderungsgesetz) — Drucksachen 10/338, 10/346, 10/350 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/677 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/696 — in Verbindung mit Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/640, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/641, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer durch Kapitalbeteiligungen (Vermögensbeteiligungsgesetz) — Drucksachen 10/337, 10/349 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/724, 10/733 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/725 — Zweite Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der unmittelbaren Kostenbeteiligung der Versicherten an der Krankenhaus- und Kurbehandlung (Selbstbeteiligungs-Aufhebungsgesetz) — Drucksache 10/120 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/675 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/676 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Fraktion der SPD Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit — Drucksachen 10/189, 10/704 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Hoss und der Fraktion DIE GRÜNEN Sofortmaßnahme: Erhöhung des Bundeszuschusses zur Rentenversicherung — Drucksachen 10/205, 10/698 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Mutterschaftsurlaub — Drucksachen 10/358 Nr. 64, 10/706 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/645, 10/659 — in Verbindung mit Haushaltsgesetz 1984 — Drucksachen 10/658, 10/660 — Dr. Meyer zu Bentrup CDU/CSU . 3109B, 3205 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 3109C Wieczorek (Duisburg) SPD 3118A Carstens (Emstek) CDU/CSU 3123 D Stratmann GRÜNE 3128 B Dr. Weng FDP 3133 B Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 3136 D Frau Simonis SPD 3144 B Glos CDU/CSU 3150 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 3154 D Vizepräsident Stücklen 3156 C Frau Fuchs (Köln) SPD 3165A Dr. Friedmann CDU/CSU 3171 D Frau Potthast GRÜNE 3175A Frau Seiler-Albring FDP 3176B, 3248 B Roth SPD 3178C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 III Wissmann CDU/CSU 3183 D Hoss GRÜNE 3186 A Dr. Haussmann FDP 3189 D Sieler SPD 3191 D Präsident Dr. Barzel 3194A Jagoda CDU/CSU 3195A Vizepräsident Frau Renger 3195 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 3198 D Gobrecht SPD 3201 B Frau Dr. Vollmer GRÜNE 3208 B Dr. Faltlhauser CDU/CSU 3210 C Grünbeck FDP 3212 B Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 3213C Schulhoff CDU/CSU 3218 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 3220 D Frau Zutt SPD 3223 C Bredehorn FDP 3226 A Kiechle, Bundesminister BML 3227 D Hauck SPD 3230 B Dr. Hoffacker CDU/CSU 3232 C Eimer (Fürth) FDP 3236 B Jaunich SPD 3237 A Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 3239 C Kleinert (Marburg) GRÜNE 3244 A Roth (Gießen) CDU/CSU 3245 D Walther SPD 3249 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . 3250 B Vizepräsident Wurbs 3258 C Namentliche Abstimmungen . 3254 B,C, 3256 B,C Nächste Sitzung 3258 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3259* A Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO 3259* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3107 44. Sitzung Bonn, den 8. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 9. 12. Cronenberg (Arnsberg) 9. 12. Fischer (Frankfurt) 9. 12. Gerstl (Passau) * 9. 12. Gilges 9. 12. Dr. Glotz 9. 12. Haase (Fürth) * 9. 12. Haehser 9. 12. Handlos 9. 12. Frau Dr. Hartenstein 9. 12. Immer (Altenkirchen) 9. 12. Dr. Kreile 8. 12. Lemmrich* 9. 12. Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Dr. Müller* 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Reddemann* 9. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. von Schmude 9. 12. Schreiner 9. 12. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Verheyen 9.12. Voigt (Frankfurt) 9. 12. Weiskirch (Olpe) 9. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO Zur Abstimmung über den Einzelplan 11 erkläre ich hiermit, daß ich aus den von Sprechern meiner Fraktion dargelegten Gründen nicht zustimmen kann. Ich begrüße jedoch, daß es auf Betreiben meiner Fraktion eine interfraktionelle Einigung darüber gegeben hat, wie sichergestellt werden kann, daß die drei im Hamburger Verkehrs-Verbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) auch künftig von Behinderten unentgeltlich in Anspruch genommen werden können. Ich begrüße weiter, daß die Fraktionen von CDU/CSU und FDP verbindlich erklärt haben, eine gesetzliche Regelung vorzunehmen, wenn der jetzt gemeinsam vorgesehene Weg nicht zum Ziel führt. Die Fraktionen von CDU/CSU, FDP und SPD haben sich darauf geeinigt, im Rahmen der Aussprache zum Einzelplan 11 folgende Erklärung zu Protokoll zu geben: Die Fraktionen gehen übereinstimmend davon aus, daß die obersten Landesbehörden in Hamburg und Schleswig-Holstein die drei in den Hamburger Verkehrsverbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) als S-Bahnen im Sinne des § 59 Abs. 1 Nr. 3 Schwerbehindertengesetz anerkennen. Durch diese Entscheidung der zuständigen Landesbehörden soll sichergestellt werden, daß Behinderte auch künftig diese Linien, die eine Reihe von S-Bahnmerkmalen aufweisen, unentgeltlich in Anspruch nehmen können.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Manfred Carstens


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich möchte jetzt lieber darauf verzichten, weil ich nicht mehr soviel Zeit zur Verfügung habe.
    Aber ein anderes Ereignis imponiert mir noch mehr als alles, was die Weisen vorhersagen. Die Situation hat mich umgekehrt 1974 genauso geärgert. Bis 1974 waren alle Futurologen, alle Prognostiker, alle Schriftsteller, die meisten Journalisten optimistisch und zuversichtlich bei der Beurteilung der Zukunftsperspektive unseres Landes. Dann gab es den ersten Ölschock, und die Atmosphäre veränderte sich. Das Klima veränderte sich. Das hat fast zehn Jahre angehalten. Das war schlimm für unser Land.
    Jetzt erleben wir — wir sind mitten drin —, wie sich das Klima wieder verbessert, wie die Leute wieder zuversichtlicher werden, wie es wieder Prognosen gibt, die Zukunft für die nächsten Jahre und das nächste Jahrzehnt verheißen. Dieser Optimismus muß sich in unser Volk hinein weiter verbreiten.
    Meine Damen und Herren, ich habe bei der letzten Haushaltsberatung hier im Deutschen Bundestag gesagt: Es wäre doch gelacht, wenn es das deutsche Volk bei richtiger Politik nicht schaffte. — Wir schaffen es, meine verehrten Damen und Herren, und zwar um so besser und um so schneller, wenn Sie alle mitmachen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Sie sind ein Gesundbeter, Herr Kollege Carstens!)

    Ich möchte meinen Debattenbeitrag mit folgenden Gedanken beenden. Es liegen noch Aufgaben vor uns. Die Konsolidierung ist noch nicht zum Abschluß gekommen. Trotzdem kann die deutsche Bevölkerung davon ausgehen, daß 1985 und 1986 Sparpakete in der Größenordnung von 1983 und 1984 nicht erforderlich sein werden. Wir werden aber weiter sparsam mit dem Geld des Steuerzahlers umgehen. Wir werden die Konsolidierung nicht aus dem Auge verlieren. Die Zahlen, die der Finanzminister bei der mittelfristigen Finanzplanung bezüglich der Ausgabensteigerung angesetzt hat, werden eingehalten. Sie können also mit großer Sicherheit davon ausgehen, daß die für 1987 vorgesehene Höhe der Nettoneuverschuldung nicht überschritten, sondern, wenn schon eine Veränderung eintritt, unterschritten wird.
    Das ist unser Ziel, dazu stehen wir, damit sich die Zuversicht und das Vertrauen, die sich eingestellt haben, weiter aufrechterhalten werden.

    (Zuruf des Abg. Rossmanith [CDU/CSU])

    Dies ist die Voraussetzung dafür, daß es in unserem Lande mit der wirtschaftlichen Belebung weiter aufwärts gehen kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich gehe davon aus, daß in einem vorsichtigen Umfang auch gewisse Bewilligungen für das Jahr 1985 erfolgen können. Ich denke zum Beispiel an den Wehrsold. Ich bin auch sicher, daß wir den Beamten nicht noch einmal für das Jahr 1985 eine Nullrunde zumuten müssen. Es können also alle Bevölkerungskreise davon ausgehen und damit rechnen, daß sie an der wirtschaftlichen Entwicklung, die in den nächsten Jahren besser werden wird, angemessen beteiligt werden.
    Unser Ziel ist es doch nicht, das Wohlergehen der Bevölkerung an der Höhe des Sozialetats zu messen. Er weist doch bestenfalls aus, wieviel Bedürftige wir haben oder wieviel wir von Staats wegen für bedürftig halten.

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [Ettlingen] [GRÜNE])

    Wenn wir die Zahl der Arbeitslosen abbauen und die für derartige Ausgaben erforderlichen Summen herabsetzen können, sinkt der Sozialetat. Wir sollten doch froh sein, wenn der Sozialetat nicht steigt, sondern nach und nach abgesenkt werden kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Wir möchten, daß die Unternehmer zu tun haben, daß sie Geld verdienen und davon Steuern in die Staatskasse zahlen müssen, daß sie nicht Subventionen zur Existenzerhaltung verlangen, sondern daß sie Gewinne erzielen und Steuern zahlen, woraus wir die Staatsaufgaben finanzieren können.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir möchten, daß die Arbeitnehmer in Arbeit kommen, daß sie gutes Geld verdienen, möglichst wenig Steuern und Abgaben bezahlen, um aus ihrem eigenen Leistungsvermögen ihre Familien zu ernähren. Das hat auch etwas mit dem aufrechten Gang unserer Menschen zu tun.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich möchte allen, die jetzt vielleicht noch etwas kritisch eingestellt sind, die noch nicht so recht wis-
    3128 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983
    Carstens (Emstek)

    sen, ob unsere Politik wohl richtig ist, sagen: Stehen Sie zu dieser Politik, meine Damen und Herren in deutschen Landen! Schon bald werden Sie erkennen, schon in Kürze, daß Sie auf der richtigen Seite der Politik gestanden haben, und Sie können dann stolz darauf sein, in einer schwierigen Situation der Union beigestanden zu haben.
    Wir wollen noch bürokratische Hemmnisse abbauen,

    (Walther [SPD]: Die Zwangsanleihe!)

    unnötige Vorschriften, beim Subventionsabbau weitermachen, bei der Privatisierung. Im Bereich der EG, Herr Finanzminister, haben Sie unsere Unterstützung; darauf können Sie sich verlassen, ebenso bei der Bundesbahn. Ich möchte noch einmal das Wort unseres Fraktionsvorsitzenden aufgreifen, der gestern sagte, wir sollten alle Minister anregen, in ihren Etats nachzuforschen, wo bürokratische Hemmnisse, unnötige Vorschriften abgebaut werden könnten.

    (Walther [SPD]: Die Zwangsanleihe!)

    Ich schlage vor — vielleicht kommen wir in der Haushaltsgruppe noch einmal darauf zurück —, daß wir dem Minister, der die meisten Vorlagen auf diesem Gebiet gemacht hat, den ersten Preis der Haushaltsgruppen überreichen. Aber das wollen wir uns im Laufe des Jahres noch einmal überlegen.
    Meine Damen und Herren, alle unsere Maßnahmen sind darauf abgestellt, Erfolg zu bringen für die wirtschaftliche Belebung. Bürokratische und ideologische Hemmnisse, die unsere Volkswirtschaft behindern, müssen abgebaut werden. Wir brauchen vor allem neuen unternehmerischen Schwung, Mut und Elan. Wir sollten alles tun, um eine anhaltende Existenzgründungswelle zu bewirken mit Spitzenleistungen bei Forschung und Innovation und auf dem Gebiet der Zukunftstechnologien. In diesem Sinne — darauf können sich alle hier im Hause und außerhalb einstellen — werden wir auch im nächsten Jahr weiterhin tätig sein.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Ein Gesundbeter ist das!)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Stratmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Eckhard Stratmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE GRÜNEN/BÜNDNIS 90)

    Liebe Bürgerinnen und Bürger! Der Bundesfinanzminister hat sich soeben in seiner Haushaltsrede in der Pose des erfolgreichen Arztes bei einer Unfallstation dargestellt. Herr Stoltenberg, wenn Sie die angeblichen sozialpolitischen Segnungen Ihrer Haushaltskonsolidierung darstellen, fällt mir dazu ein, was hier in der Aktuellen Stunde zu Grenada gesagt worden ist: Ihre Haushaltskonsolidierung gleicht dem brüderlichen Überfall auf Grenada. Sie ist vergleichbar einem brüderlichen Überfall auf diejenigen, die unter Ihrer Sozial- und Konsolidierungspolitik zu leiden haben.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Immer die gleiche Platte bei Ihnen! — Wissmann [CDU/CSU]: Nicht sehr geistreich!)

    Herr Stoltenberg, ich war etwas enttäuscht sowohl über das politische wie auch das intellektuelle Niveau Ihrer Rede,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das müssen Sie gerade sagen!)

    weil ich mich darauf eingestellt hatte, daß Sie an Ihre Haushaltsrede in der ersten Lesung anknüpfen, in der Sie ja den Anspruch erhoben haben, daß Ihre Konsolidierungspolitik die Voraussetzungen schafft für einen nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung und für eine nachhaltige Investitionsbelebung, um damit Arbeitsplätze zu sichern und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Entwicklung der Wirtschaft, die Entwicklung des Arbeitsmarktes und auch — das füge ich hinzu — die Entwicklung der Umweltsituation werden damit zum Maßstab der Beurteilung Ihrer Haushaltspolitik.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Sie brauchen die gute Luft, um sich aufzublasen!)

    Die konjunkturelle Entwicklung im Jahre 1983 und die Prognosen für 1984 sind nun keineswegs der vielbeschworene Aufschwung, sondern gleichen eher einem kurzlebigen Strohfeuer.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Sie haben doch was gegen Wachstum!)

    Die strukturellen Probleme unserer Wirtschaft, unserer Wirtschaftsweise und unserer Umweltsituation werden durch Ihre Haushalts- und Wirtschaftspolitik nicht etwa angefaßt und einer Lösung zugeführt, sondern das Gegenteil ist der Fall: Diese strukturellen Probleme verschärfen sich gerade infolge Ihrer Haushalts- und Wirtschaftspolitik. Ich möchte das im einzelnen nachweisen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das wird Ihnen schwerfallen!)

    Zunächst zur Kritik am Aufschwungmythos: Tatsächlich haben wir es im Jahre 1983 — das ist nicht zu bestreiten — mit einem sich beschleunigenden Wirtschaftswachstum zu tun, das im Jahresdurchschnitt ca. 1 % beträgt,

    (Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Also geben Sie es zu!)

    dem allerdings, Herr Kollege — das müssen Sie berücksichtigen —, eine Steigerung der Arbeitslosigkeit im Jahre 1983 um ca. 460 000 Arbeitslose gegenübersteht. In der registrierten Arbeitslosenzahl taucht die stille Reserve gar nicht auf, die sich nach Schätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in der Größenordnung zwischen 800 000 und 1 Million bewegt und insbesondere Frauen, Jugendliche und Ausländer umfaßt. Dies taucht nicht auf, und wenn wir diese stille Reserve zu den Arbeitslosenzahlen hinzuzählen, kommen wir auf eine Arbeitslosenzahl von über 3 Millionen.

    (Vorsitz: Vizepräsident Westphal)

    Die Prognosen Ihrer Regierung und auch des Sachverständigenrates für das Jahr 1984 sind im bürgerlichen Lager selbst — ich beziehe mich auf die vorletzte Ausgabe der „Wirtschaftswoche" — ei-
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3129
    Stratmann
    ner grundlegenden Kritik unterzogen worden und eher als Ausdruck von politischen Vorgaben und von politischer Psychologie als als seriöse wirtschaftswissenschaftliche Prognosen dargestellt worden. Die „Wirtschaftswoche" selbst gibt an und analysiert, daß die positiven Indikatoren der Wirtschaftsentwicklung für das Jahr 1983 Sonderentwicklungen zu verdanken sind.
    Erste Sonderentwicklung: Die Investitionszulage von 1982 bis 1983 läuft Ende des Jahres aus. Bei den Investitionen hat es viele Vorzieheffekte gegeben. Dieser Sondereffekt fällt für 1984 fort.

    (Walther [SPD]: Das ist richtig!)

    Zweitens. Das Wirtschaftswachstum ist entgegen Ihrer angebotsorientierten Politik, so zumindest Ihre verbalen Äußerungen, ganz wesentlich auf eine Steigerung der Nachfrage zurückzuführen, und diese Konsumnachfrage hängt damit zusammen, daß es infolge der Ausschüttung nach dem Vermögensbildungsgesetz eine Zunahme des Verbrauchs gegeben hat, die sich im Jahre 1984 ebenfalls nicht wiederholen wird.

    (Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Der Verbrauch wird steigen!)

    Drittens. Die Nachfragesteigerung im privaten Wohnungsbau ist ebenfalls zeitlich begrenzt. Ein Viertel der Aufträge im Hochbau kommt von den Gemeinden, den Kommunen, und diese werden im nächsten Jahr ebenfalls im Rahmen ihrer Konsolidierungspolitik — das ist auch eine Folge der Bundesfinanzpolitik, der Verteilung der Lasten von oben nach unten — ihre Ausgaben streichen müssen, und dies wird negativ auf den privaten Wohnungsbau zurückschlagen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Viertens. Daß wir es bei dem Wirtschaftsaufschwung nur mit einem kurzfristigen Strohfeuer und keineswegs mit einer anhaltenden Wirtschaftsbelebung zu tun haben, sieht man, wenn man die wirtschaftliche Entwicklung mit dem Aufschwung von 1976 bis 1979 vergleicht.

    (Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Sind Sie nun für oder gegen Wachstum?)

    Wir haben in diesen Jahren durchschnittlich sehr hohe Wachstumsraten um 4 % gehabt. Diese mehrjährigen Wachstumsraten haben aber nicht verhindern können, daß der Sockel der Massenarbeitslosigkeit nicht wesentlich unter 1 Million Arbeitslose gedrückt werden konnte. Er ist zurückgegangen, aber er konnte nicht wesentlich unter 900 000 Arbeitslose gedrückt werden. Genauso werden wir es jetzt erleben. Selbst wenn sich das Wirtschaftswachstum im Jahre 1984 steigern sollte — ich bezweifle nicht, daß eine Steigerung um 2 oder 21/2 % möglich ist —, dann wird sich dadurch an dem Sokkel von 2 bis 21/2 Millionen Arbeitslosen nichts ändern. Das hängt damit zusammen, daß der Großteil der Investitionen — nämlich 53% — nach der IfoBefragung Rationalisierungsinvestitionen sein werden, um die Produktivität weiter zu steigern.

    (Dr. Meyer zu Bentrup [CDU/CSU]: Um wettbewerbsfähig zu bleiben!)

    Ich bedaure, daß Herr Lambsdorff nicht da ist. Herr Lambsdorff hat in der ersten Lesung des Haushalts gesagt, daß der Denkansatz falsch sei, Produktivitätszuwachs führe zu Rationalisierung und Arbeitsplatzvernichtung. Herr Lambsdorff sagte — das war ein neuer Ton in seiner Argumentation —, dieser Denkansatz müsse dann nicht falsch sein, wenn Produktivitätszuwachs in Form von Arbeitszeitverkürzung weitergegeben werde.
    Gucken wir uns die Pläne der Bundesregierung zur Arbeitszeitverkürzung mit der Reduzierung der Arbeitszeitverkürzung auf die Vorruhestandsregelung an, so müssen wir sagen: Die Beiträge der Bundesregierung zur Arbeitszeitverkürzung sind denkbar gering; sie blockt im wesentlichen ab. Sie blockt insbesondere die Bemühungen der Einzelgewerkschaften zur 35-Stunden-Woche ab.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Herr Lambsdorff ist doch da!)

    Unsere Position ist: Die Produktivitätsgewinne müssen in Form von Arbeitszeitverkürzung, im kommenden Frühjahr insbesondere in Form der 35-
    Stunden-Woche, weitergegeben werden, damit es nicht zu einer weiteren Erhöhung der Arbeitslosigkeit kommt.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Nehmen Sie doch gleich die 25-Stunden-Woche!)

    Ich werde im weiteren Verlauf meiner Rede darauf eingehen, welche flankierenden Maßnahmen notwendig sind, damit die Arbeitszeitverkürzung, insbesondere die 35-Stunden-Woche, tatsächlich zu dem gewünschten Arbeitsplatzeffekt führt.
    Ich fasse diesen Teil zusammen. Selbst wenn wir es mit einer Belebung der Wirtschaft und der Investitionstätigkeit zu tun haben, werden wir keine nachhaltige Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt erleben.

    (Lattmann [CDU/CSU]: Das möchten Sie! Das ist Ihr Wunsch, Herr Stratmann!)

    Beispiel: 1976 bis 1979. Das Aufschwunggerede ist nichts anderes als ein Aufschwungmythos.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Wenn das so ist, dann fragt man sich: Wie sind die theoretischen Grundlagen der Bundesregierung, des Sachverständigenrats zu beurteilen, die konzeptionell hinter der Haushaltspolitik und hinter der Wirtschaftspolitik stehen? Herr Stoltenberg, hier beziehe ich mich auf Ihre Haushaltsrede in der ersten Lesung, in der Sie einen ganz anderen Anspruch formuliert haben, als Sie heute eingelöst haben. Sie haben damals mit mehreren grundsätzlichen Überlegungen formuliert, daß die Haushaltskonsolidierung notwendig sei, um den Unternehmen, den privaten Investoren zusätzliche Spielräume für Investitionen zu eröffnen, damit Wachstum zu ermöglichen und damit neue Arbeitsplätze zu ermöglichen.
    Ich möchte mich im einzelnen auf Ihre Argumentation einlassen, weil ich meine, daß gezeigt werden kann, daß sich Ihre eigene Politik schon von der Konzeption Ihrer Investitionstheorie her in Wider-
    3130 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983
    Stratmann
    Sprüchen verfängt und damit in sich zusammenbricht und zusammenbrechen muß.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Sie behaupten erstens: Schuld an der Investitionsschwäche in der Bundesrepublik sei eine zu hohe Steuerquote. Fakt ist, daß in der Bundesrepublik die unternehmensspezifische Steuerbelastung — sowohl für sich selbst betrachtet als auch im internationalen Vergleich — in den letzten Jahren nicht gestiegen ist, sondern im Gegenteil eher gefallen ist.

    (Kolb [CDU/CSU]: Bei keinem Gewinn ist das auch gar nicht möglich!)

    Zweitens. Sie behaupten, die Lohnkostenbelastung, insbesondere die Lohnnebenkostenbelastung der Unternehmen sei in der langfristigen Entwicklung zu hoch und beeinträchtige damit die Investitionsmöglichkeiten der privaten Unternehmen. Ich beziehe mich auf das Jahresgutachten des Sachverständigenrates 1982/1983, also auf eine für Sie höchst unverdächtige Quelle. Der Sachverständigenrat kommt in diesem Gutachten, in dem er sich Gedanken zu der Reallohnentwicklung und zu der Verteilungsentwicklung in der Bundesrepublik macht und diese Gedanken statistisch absichert, genau zu der gegenteiligen Einschätzung.

    (Austermann [CDU/CSU]: Das ist doch längst überholt!)

    — Sie argumentieren doch immer mit langfristigen Entwicklungen. Dann können Sie nicht sagen: Ein Jahr später ist das alles schon überholt. Oder Sie machen sich selbst lächerlich.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Der Sachverständigenrat kommt im langfristigen Vergleich der letzten 20 Jahre zu dem Ergebnis, daß alle Faktoren zusammengerechnet, die die Lohnkostenbelastung der Unternehmen betreffen — Bruttolöhne und Bruttogehälter, Lohnnebenkostenwirkungen, verrechnet damit die Produktivitätseffekte, das Verhältnis von Ausfuhr- zu Einfuhrpreisen, Kapitalkosteneffekte —, ergeben, daß sich die Lohnkostenbelastung in den letzten 20 Jahren nicht verändert hat, daß die Verteilung der Einkommen zwischen abhängig Beschäftigten einerseits und Unternehmen andererseits im wesentlichen gleichgeblieben ist, vorübergehend mit einem Ausschlagen zu der einen bzw. zugunsten der anderen Seite.
    Auch diese These von Ihnen entbehrt also jeder empirischen Grundlage. Quelle: Sachverständigengutachten 1982/1983.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Das hauptstrategische Argument von Ihnen ist, die Eigenkapitalquote in der Bundesrepublik sei zu gering, ebenfalls wieder im langfristigen Trend. Eben war noch Herr Molitor da.

    (Glos [CDU/CSU]: Er ist immer noch da!)

    Herr Molitor hat eine der letzten Sitzungen des Wirtschaftsausschusses miterlebt und dort feststellen können, daß die Verunsicherung über diese Investitionsideologie, über diese Ideologie von der sinkenden Eigenkapitalquote als Ursache der Investitionsschwäche bis in Ihre eigenen Reihen hinein Platz gegriffen hat. Fragen Sie Herrn Lammert, fragen Sie Herrn Molitor,

    (Zuruf des Abg. Dr. Friedmann [CDU/ CSU])

    und lesen Sie den einschlägigen Artikel in der „Wirtschaftswoche" — Sie kennen ihn sicherlich — vom Mai 1983 nach. Dort wird nachgewiesen — —

    (Glos [CDU/CSU]: Wir lesen nur den „Bayernkurier"! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Ich denke doch, daß die „Wirtschaftswoche" gerade für Sie ein Blatt mit sehr bedenkenswertem Inhalt sein muß. Für mich ist es das jedenfalls. Dort ist nachzulesen, daß die Eigenkapitalquote in der Bundesrepublik gerade dann am stärksten gesunken ist, und zwar in den Jahren 1967 bis 1970, als sowohl die Unternehmenserträge als auch die Investitionen überdurchschnittlich angestiegen sind. Das ist ein empirischer Beleg, der Ihrer These von der sinkenden Eigenkapitalquote geradewegs ins Gesicht schlägt.

    (Zuruf des Abg. Dr. Friedmann [CDU/ CSU])

    Ein zweiter empirischer Beleg: In der Zeit von 1977 bis 1979, ebenfalls charakterisiert durch Wirtschaftsaufschwung, durch eine relative Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt trotz eines hohen Sokkels an Arbeitslosigkeit, ist die Eigenkapitalquote gesunken, trotz steigender Unternehmenserträge und trotz steigender Investitionen. Wir können also sehen, die empirischen Belege für Ihre Ideologie der sinkenden Eigenkapitalquote sind nicht gegeben. Quelle: „Wirtschaftswoche".