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ID1004310800

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    Plenarprotokoll 10/43 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 43. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 7. Dezember 1983 Inhalt: Verzicht des Abg. Haase (Kassel) auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag . 3009A Eintritt des Abg. Stockhausen in den Deut- schen Bundestag 3009A Bestimmung der Abg. Dr. Miltner und Dr Unland als stellvertretende Mitglieder im Gemeinsamen Ausschuß 3009 B Gedenkworte für die Opfer des Flugzeugunglücks in Madrid 3099 B Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 —Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes — Drucksachen 10/634, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts — Drucksachen 10/635, 10/659 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 3009D, 3043 A Dr. Vogel SPD 3012 B, 3053 D Dr. Dregger CDU/CSU 3023 B Kleinert (Marburg) GRÜNE 3034 A Hoppe FDP 3039 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . 3055 A Dr. Bötsch CDU/CSU (zur GO) 3055 C Wischnewski SPD 3056 B Genscher, Bundesminister AA 3062 B Reents GRÜNE 3069 A Dr. Althammer CDU/CSU 3071 A Dr. Mitzscherling SPD 3076 A Präsident Dr. Barzel 3023 D Namentliche Abstimmung 3079C, D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung — Drucksachen 10/644, 10/659 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 43. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Dezember 1983 und Art. 20c des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — in Verbindung mit Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte — Drucksache 10/655 — Frau Traupe SPD 3082 A Dr. Stavenhagen CDU/CSU 3086 C Kleinert (Marburg) GRÜNE 3089 B Dr. Weng FDP 3091 B Leonhart SPD 3094 B Löher CDU/CSU 3097B Voigt (Sonthofen) fraktionslos 3098 C Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . 3099 B Namentliche Abstimmung . . . . 3102D, 3103A Nächste Sitzung 3104 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3105*A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 43. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Dezember 1983 3009 43. Sitzung Bonn, den 7. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Büchner (Speyer) * 7. 12. Cronenberg (Arnsberg) 9. 12. Fischer (Frankfurt) 9. 12. Gilges 9. 12. Dr. Glotz 9. 12. Haehser 9. 12. Frau Dr. Hartenstein 9. 12. Immer (Altenkirchen) 9. 12. Jaunich 7. 12. Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Reddemann* 9. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. Schreiner 9. 12. Schulte (Unna)* 8. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Stratmann 7. 12. Verheyen 9. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Günther Leonhart


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich habe nichts anderes gesagt, als daß der Antrag von der SPD kam, daß wir den Antrag aufgenommen haben, und zwar bevor die CDU/CSU diesen Antrag gestellt hatte. Sonst habe ich nichts gesagt.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich möchte noch etwas sagen, und ich hoffe, das wird akzeptiert: Freunde von der CDU/CSU, nach über einem Jahr Regierungszeit — normalerweise werden 100 Tage genehmigt — muß endlich einmal Schluß sein mit der Erblast.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Das hättet ihr gern! — Geradezu lächerlich!)

    Damit muß endlich einmal Schluß sein: denn wir haben Sie ja nicht gerufen, sondern Sie haben sich in die Regierung hineingedrängt. Das muß auch einmal deutlich gemacht werden.

    (Lachen bei der CDU/CSU — Würzbach [CDU/CSU]: Wir tragen die Last ja auch ab, Herr Leonhart! Das ist nicht so leicht! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Wie hätten Sie es denn mit Helmut Schmidt und seinem NATO-Doppelbeschluß gemacht?)

    — Aber Herr Kollege!
    Ich danke ausdrücklich von dieser Stelle Brigitte Traupe für ihren Beitrag.

    (Beifall bei der SPD — Würzbach [CDU/CSU]: Einiges war gut!)

    Wer diesen Beitrag mit den früheren Reden vergleicht, stellt fest, daß sie in der Zeit der Regierung genauso gesprochen hat wie heute in der Opposition, nämlich sachlich, ausgewogen und anständig.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich meine, so müßte es auch sein, denn die Demokraten sind keine Feinde untereinander, und sie dürfen es nicht sein. Sie können allemal Gegner sein, Konkurrenten. Ich meine, wir können uns sicher um das Ruder im Boot streiten, aber eines dürfen wir nicht, nämlich um das Boot selbst streiten,
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 43. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Dezember 1983 3095
    Leonhart
    wenn wir nicht Gefahr laufen wollen, daß das Boot kentert und wir alle Schaden nehmen.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Sie haben recht mit den kritischen Worten an Ihre Fraktion, Herr Leonhart!)

    Bei Vorbereitung meines Debattenbeitrages habe ich natürlich nachgelesen, was wer zu welchem Thema gesagt hat. So habe ich Herrn Apel nachgelesen, und ich habe Erwin Horn nachgelesen und viele andere Sozialdemokraten. Zum Teil — ich bin seit 1980 hier im Plenum — habe ich sie auch direkt hier im Hause erlebt. Die Reden sind überwiegend in der Regierungszeit gehalten worden, aber sie haben noch heute Gültigkeit. In Verantwortung vor dem Ganzen ist die heutige Opposition doch die mögliche Regierung von morgen und umgekehrt.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich glaube, daran sollten wir uns alle orientieren. Daraus ergeben sich Verpflichtungen für uns.
    Auch die damaligen Oppositionsredner der CDU/CSU habe ich hier im Hause zum Teil miterlebt, Herr Kollege Würzbach.

    (Würtz [SPD]: Das waren schlimme Reden!)

    Lesen Sie einmal die Reden unseres Freundes Werner Marx nach. Das ist der, der damals Vorsitzender des Verteidigungsausschusses gewesen ist. Da war aber auch gar nichts mehr heil in diesem Lande, da war aber auch alles kaputt. Das fing beim Bankrott an und ging bis zu weiß Gott was. Dabei wissen wir alle — denn das haben wir gelernt —, daß Lautstärke — ich sehe den Kollegen Marx leider nicht — noch keine Argumente darstellt.
    Oder nehmen wir Herrn Würzbach. Das ist der, der heute Staatssekretär ist,

    (Dr. Klejdzinski [SPD]: Ja, das ist er wirklich!)

    ein schneidiger Mann; das wissen wir alle.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Zweischneidig!)

    Wenn man ihn so sieht, weiß man, daß er mit jedem Zoll Soldat ist. Sympathisch ist er noch dazu; das füge ich gern an.
    Aber lesen wir seine Reden. Er ist ja irgendwann in der Öffentlichkeit sehr rasch bekannt geworden. Die Kollegen aus dem Ausschuß wissen das noch. Denn er hatte die eigene Art, die Presseerklärung bereits fertig zu haben, bevor überhaupt die Sitzung zu Ende gewesen ist.

    (Zustimmung des Abg. Dr. Klejdzinski [SPD])

    Das war immer eine sehr gute Sache.

    (Würtz [SPD]: Schnell und fix war er immer! — Weitere Zurufe)

    Ich sage noch etwas: Ich hatte bei Herrn Würzbach immer das Gefühl, daß er sich nur deshalb eine Suppe kaufte, weil er hoffte, darin ein Haar zu finden. Nicht wahr, Herr Würzbach, so war das immer! Aber auch er — er ist ja ruhiger geworden — hat zwischenzeitlich erfahren müssen, daß zu scharfe Messer nicht schneiden.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Ruhiger als Sie kann man nicht mehr werden!)

    — Aber Herr Kollege, ich bitte Sie wirklich! Wenn Sie aus meiner Rede auch nur eine Gehässigkeit herauslesen,

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Das habe ich nicht behauptet!)

    wie man es aus vielen Teilen Ihrer Fraktion kennt, gebe ich Ihnen zwanzig Mark. Sie reizen mich auch nicht dazu, daß ich gehässig werde, weil das meiner ganzen Art und Anlage nicht entspricht.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Schließlich kann man noch die Reden von Herrn Wörner lesen. Das ist der, der heute Verteidigungsminister ist.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das bleibt er auch noch lange, Herr Leonhart!)

    Was hat er gesagt? Bankrott, desolat, heruntergewirtschaftet, das war sein Vokabular bei der Beurteilung der Bundeswehr.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Und recht hatte er!)

    Kein Benzin sei da, mit dem unsere Flugzeuge fliegen könnten, keine Munition für unsere Kanoniere.
    Ich erinnere mich noch daran, daß gerade wir Jungen, die wir neu im Verteidigungsausschuß waren, sehr erschrocken waren, denn was geschieht dann, wenn der böse Feind hier ins Land kommt und unsere Flugzeuge können nicht fliegen, und unsere Kanoniere können nicht schießen? In unserer Not gingen wir damals zum Generalinspekteur, zu Herrn Brandt, und siehe da,

    (Würtz [SPD]: So schlimm war es nicht!)

    zu viert — Kolbow, Heistermann, Klejdzinski und ich — hatten wir diesen Gang gemacht, denn der Generalinspekteur mußte ja wissen, wie es mit der deutschen Bundeswehr aussah. Vor dem Ausschuß hat er dann erklärt: Unsere Bundeswehr ist in einem befriedigenden Zustand

    (Würtz [SPD]: Ja!)

    und kann ihren Auftrag voll erfüllen. So der Generalinspekteur!

    (Beifall bei der SPD — Dr. Soell [SPD]: Aber Soldaten glaubt man nicht!)

    Das war vor dem Ausschuß, und Herr Biehle ist ja Mitglied dieses Ausschusses. Das ist der, der heute Vorsitzender des Verteidigungsausschusses ist.

    (Lachen bei der SPD)

    Dieser Biehle war ein sehr ungläubiger Thomas. Lesen Sie einmal nach, was er in der Debatte am 27. November 1981, also kurz vor der Wende, über den inneren Zustand der Bundeswehr und zur Lage der Soldaten in den Streitkräften sagte. Das war eine Oppositionsrede, das kann ich Ihnen sagen!
    3096 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 43. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Dezember 1983
    Leonhart
    Danach war in dieser Bundeswehr überhaupt nichts mehr in Ordnung. Was da — so Herr Biehle — alles anders, alles besser gemacht werden konnte! Große Worte, gelassen ausgesprochen. „Und der Mensch steht im Mittelpunkt", so hat er formuliert.

    (Zuruf von der SPD: Jawohl!)

    Der Beförderungsstau, der Verwendungsstau wurde angesprochen, die Wehrsolderhöhung und vieles andere mehr wurde gefordert.

    (Dr. Soell [SPD]: Das spricht sich so schön! — Dr. Klejdzinski [SPD]: Versprochen ist versprochen!)

    Und heute? Und heute?

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    — Ja, vergleichen wir doch einmal Anspruch und Wirklichkeit!

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    Da kam eitel Freud über und in die Bundeswehr seit dieser Wende, denn die Eingangsstufen wurden jetzt herabgesetzt von A 9 nach A 8 und von A 13 nach A 12, und die Wehrsolderhöhung wurde zur Freude unserer Soldaten um ein Jahr hinausgeschoben! Was doch so ein Schreibtisch ausmacht,

    (Heiterkeit bei der SPD)

    ein Meter Holz zwischen dem, was sich vor der Theke und dem, was sich hinter der Theke abspielt.
    Ich sage das, meine Damen und Herren, ohne Bitternis. Wissen Sie eigentlich — und das ist mir ein ernsthaftes Anliegen —, welchen Schaden Sie im Meinungsbild unserer Bürgerschaft und im Meinungsbild junger Menschen, und auch dem von Soldaten, angerichtet haben? Sie, meine Damen und Herren von der CDU/CSU — ich nehme „Damen" weg, meine nur die Herren —, haben zum Teil sehr bösartige, giftige, gehässige Debattenbeiträge gegeben. Dabei ist die Welt doch nicht schwarz-weiß — das wissen wir doch alle —, sondern die Welt ist changiert, grau in grau.

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    — Sehr richtig! Kritik muß doch konstruktiv sein, sie muß aufbauend sein und dem Ganzen verpflichtet. Auch ich könnte mir eine bessere Bundeswehr vorstellen. Ich könnte mir auch eine bessere Welt vorstellen, eine Welt ohne Waffen. Aber die Welt ist nun einmal so, wie sie ist. Wir haben es mit Menschen zu tun mit all ihren unterschiedlichen Interessen und Egoismen. Was nützt uns, meine Damen und Herren, eine perfekte Bundeswehr, wenn wir den Bürger verlören, wenn sich der Bürger der Gesellschaft, unserem Staat entzöge? Sicherheitsorgane sind heute sensible Einrichtungen geworden. Das ist bei der Polizei ebenso wie bei der Bundeswehr. Beide Institute werden besonders kritisch betrachtet. Was man bei der Bahn oder der Post oder sonstigen großen Unternehmungen hingenommen hätte, erfährt bei unserer Bundeswehr besonderes Interesse. Wir haben es mit den 500 000 Soldaten und 180 000 Zivilbediensteten zu tun, also Menschen
    wie Sie und ich, mit Fehlern wie wir alle. Die Bundeswehr ist nicht geeignet, im Parteienstreit zerredet zu werden. Ich würde vorschlagen, wir sollten weniger über die Soldaten als vielmehr mit ihnen reden.

    (Beifall bei der SPD — Würzbach [CDU/CSU]: Warum nehmen so viele Ihrer Kollegen nicht mehr an Gelöbnissen teil und sitzen vor den Toren?)

    Sie ist unsere Wehr, und wir können stolz auf sie sein. Diese Wehr ist nicht so gut, wie sie einige gerne sähen, aber auch nicht so schlecht, wie sie von vielen hingestellt wird. Nein, meine Damen und Herren, unsere Bundeswehr ist schon in Ordnung. Wörner, unser Verteidigungsminister,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ist auch in Ordnung!)

    hat in einer der letzten Ausschußsitzungen gesagt, die Bundeswehr ist eine der besten Wehre innerhalb des NATO-Bündnisses, sie kann ihren Auftrag voll erfüllen. Das ist eine richtige, wenn auch sehr späte Erkenntnis. Ich teile die Beurteilung der Bundeswehr mit dem Minister.
    Ich wäre dankbar, wenn am Ende der Ära dieser Regierung unsere Bundeswehr mit dem gleichen Prädikat bedacht werden könnte. Das ist das Ergebnis einer 16jährigen Verantwortlichkeit, verbunden mit den Namen Schmidt, Leber und Apel.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    So wie die Sozialdemokratische Partei — ich darf das voller Stolz sagen — aus Millionen Proletariern Bürger unseres Landes gemacht hat, so verstand sie es in ihrer Regierungszeit, aus Soldaten Bürger in Uniform zu machen. Heißspornen sollte man dieses Instrument nicht überlassen; denn, meine Damen und Herren, es gibt nichts Schnelleres als die Fehlentscheidung des einzelnen. Aber ich halte auch Sie, meine Damen und Herren von der CDU/CSU, für lernfähig, was mein Beitrag beweist.
    Wir benötigen gerade im wehrpolitischen Bereich Sachlichkeit, damit wir Sicherheit haben, damit unsere Sicherheit zunächst einmal die Sicherheit des anderen ist. Wir brauchen nicht Kraftmeierei, sie führt nicht weiter, sondern eine glaubwürdige, ehrliche Verteidigungsbereitschaft und Verteidigungsfähigkeit.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich sehe hier das Licht schon aufleuchten. Ich würde gern noch ein wenig weiter gesprochen haben, um deutlich zu machen, daß die deutsche Sozialdemokratie immer für eine wehrhafte Demokratie eingetreten ist.

    (Lachen und Zurufe von der CDU/CSU)

    Sie steht hier in der Kontinuität von August Bebel, Friedrich Ebert, Kurt Schumacher, Fritz Erler, Helmut Schmidt, Schorsch Leber, Hans Apel, Jochen Vogel und Willy Brandt; die Parteitagsbeschlüsse der SPD beweisen es ebenfalls.

    (Biehle [CDU/CSU]: Die Reihe ist allerdings gelegentlich unterbrochen worden! Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 43. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Dezember 1983 3097 Leonhart — Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Helmut Schmidt ist doch bei Ihnen nicht mehr zitierfähig! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich möchte zum Schluß kommen, weil dieses Licht hier aufleuchtet.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Die rote Lampe!)

    Es macht mich nicht nervös, aber ich bin eben ein sehr termintreuer Mensch.
    Meine Damen und Herren, wir alle haben eine Bundeswehr; wir stehen zu ihr. Wir wollen, daß diese Menschen ihre Pflicht erfüllen. Wir alle, die wir Verantwortung tragen, wären Scharlatane, würden wir Aufgaben formulieren, die unsere Truppe nicht erfüllen kann. Schaffen wir also die Voraussetzungen dafür, daß unsere Bundeswehr die ihr gestellten Aufgaben meistern kann.
    Lassen Sie mich als Mitglied der SPD-Oppositionsfraktion Generalinspekteur Altenburg und den Soldaten sowie allen Mitarbeitern herzlichen Dank für ihren schweren Dienst sagen, den sie für unser Land, für unser Volk und für uns alle leisten.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Löher.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Paul Löher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Frau Kollegin Traupe hat hier mit viel Engagement u. a. die Nichterhöhung des Wehrsoldes und auch die sechsmonatige, auch für Soldaten ab A 15 geltende Beförderungssperre beklagt. Nur, eines verstehe ich nicht, Frau Kollegin Traupe, nämlich warum Sie die Einsparungen im Verteidigungsetat kritisieren.

    (Dr. Klejdzinski [SPD]: Daß Sie das nicht verstehen, ist Ihr Problem!)

    Denn wenn es nach Ihnen gegangen wäre, so haben Sie wenigstens zum Ausdruck gebracht, dann hätte der Einzelplan 14 800 Millionen DM — nach dem Willen Ihrer Fraktion jetzt immerhin noch 270 Millionen DM — weniger an Volumen, als er nunmehr durch die Beschlüsse der Koalition in Abänderung des Regierungsentwurfs aufweist. Denn per Saldo machen die in der Drucksache 10/754 von der SPDFraktion beantragten Kürzungen und Erhöhungen insgesamt 451 Millionen DM aus.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Auch darf ich in Ihr Gedächtnis zurückrufen, daß die Wehrpflichtigen nach der Wehrsolderhöhung 1974 vier Jahre warten mußten, bis 1978 die nächste Wehrsolderhöhung kam, und dann drei Jahre bis zur letzten Wehrsolderhöhung 1981 —

    (Würzbach [CDU/CSU]: Nie vorher war das so lange!)

    und das bei einer Inflationsrate, die mehr als doppelt so hoch lag wie die jetzige.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU) Wir werden Anfang nächsten Jahres überprüfen, ob und für wann es möglich ist, während des Haushaltsjahres 1984 eine Wehrsolderhöhung zu beschließen.

    Ein Wort noch zur Beförderungssperre für Soldaten ab A 15, also ab Oberstleutnant de Luxe, wie es so schön heißt: Gemäß § 18 a des im Haushaltsausschuß beschlossenen Haushaltsgesetzes 1984 dürfen Planstellen für Soldaten ab Besoldungsgruppe A 15 und aufwärts, die durch Beendigung des Dienstverhältnisses am 1. Januar 1984 frei sind oder danach frei werden, sechs Monate nach Freiwerden nicht besetzt werden. Jedoch: Für Einstellungen von Soldaten im untersten Dienstgrad der Mannschaften stehen diese Stellen zur Verfügung.
    Was heißt das, meine Damen und Herren? Wird eine Planstelle der Besoldungsgruppe A 15 und höher durch Beendigung des Dienstverhältnisses frei, so müssen die Nachrücker in Funktion und auf Dienstposten für weitere sechs Monate auf ihrer bisherigen Planstelle geführt werden. Das bedeutet: Beförderungssperre für die Nachrückerkette, da ja die freie Planstelle A 15 und höher für einen untersten Mannschaftsdienstgrad blockiert ist. Wird aber eine Planstelle der Besoldungsgruppe A 14 und niedriger durch Beendigung des Dienstverhältnisses frei, können alle Nachrücker in Funktion und auf Dienstposten auf die vom Vorgänger freigemachte Planstelle aufrücken.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Das ist der Punkt, den Frau Traupe noch nicht verstanden hat! Werden Planstellen für Soldaten aller Besoldungsgruppen aus anderen Gründen frei, z. B. durch ressortinterne Umsetzungen können die Planstellen unterschiedslos nachbesetzt werden. Was die Beförderungssperre bei Offizieren ab A 15 und aufwärts angeht, so trifft diese zwar für 184 Stellen zu. Berücksichtigt man aber die Kette, die durch diese Sperre unterbrochen wird, dann sind etwa 1 048 Soldaten davon betroffen. Dem stehen aber 1 078 zusätzliche Stellen gegenüber, die 1984 neu eingerichtet werden, um z. B. die Heeresstruktur 4 zu vervollständigen oder um den Verwendungsstau abzubauen. Reiht man diese Zahl wiederum in eine Kette ein, dann profitieren davon mehr als 3 000 Soldaten. Frau Kollegin Traupe hat bereits darauf hingewiesen, daß die Personalausgaben gegenüber 1983 so gut wie unverändert bleiben. Sie bringen eine Steigerung von lediglich 0,7 %. Dennoch beinhaltet die Regierungsvorlage einige Verbesserungen, die sich in verschiedenen Bereichen auswirken. So erhöht sich der Anteil an Längerdienenden um 4 500 auf 258 500. Diese Erhöhung soll mit dazu beitragen, den Fehlbestand an Unterführern abzubauen. Die Wehrübungsplätze werden um weitere 1 000 erhöht, so daß 30 000 Reservisten mehr als bisher zu Wehrübungen einberufen werden können. 520 zusätzliche Planstellen sind für die Durchführung der Heeresstruktur 4 vorgesehen, und zum 3098 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 43. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Dezember 1983 Löher Abbau des Verwendungsstaus werden 250 Stellen neu eingerichtet, nachdem für das laufende Haushaltsjahr bereits 350 neue Stellen bewilligt worden waren und für 1985 weitere 250 Stellen geplant sind. Meine Damen und Herren, ich möchte noch auf die zweite Säule zu sprechen kommen, auf den zivilen Teil, der bei der Bundeswehr immerhin 171 200 Mitarbeiter umfaßt, von denen 26 % der Beamten, 55 % der Angestellten und rund 50 % der Arbeiter in den Truppenbereich eingegliedert sind. Auch die Bundeswehrverwaltung wirkt mit ihren Aufgabenbereichen unmittelbar in die Truppe und sichert deren Funktionsfähigkeit. Aus Einsparungsgründen wurden hier in den letzten Haushaltsjahren insgesamt 7 000 zivile Personalstellen durch pauschale Maßnahmen gekürzt, bei im wesentlichen unveränderter personeller Stärke der Soldaten. Im gleichen Zeitraum fiel aber für diesen Personenkreis eine Reihe neuer Schwerpunktaufgaben an, für deren Erledigung, von Ausnahmen abgesehen, keine neuen Planstellen bewilligt wurden. Es kann nur mit Respekt davon gesprochen werden, daß der dadurch entstandene Personalbedarf durch organisatorische Maßnahmen und auch durch Rationalisierungsmaßnahmen aufgefangen wurde. Mit diesen Stelleneinsparungen hat die Bundeswehr ihren Beitrag zur Beschränkung der konsumtiven Ausgaben und auch zur Konsolidierung des Bundeshaushalts voll geleistet. Damit ist aber auch die personelle Untergrenze zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Bundeswehr bzw. der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr erreicht. Als eine weitere Einsparungsmaßnahme im Personalbereich ist eine halbjährige Stellenbesetzungssperre für Beamte, Angestellte und Arbeiter vorgesehen. Auch darauf wurde bereits hingewiesen. Zur Vermeidung größerer Härten werden von dieser Stellenbesetzungssperre jedoch ausgenommen: Beamte auf Probe im Eingangsamt sowie Auszubildende, die in derselben Verwaltung in ein Arbeitsverhältnis übernommen werden, und Schwerbehinderte. Auch gilt diese Besetzungssperre nicht für Behördenund Dienststellenleiter. Um außergewöhnlich negative Auswirkungen dieser Einsparungsauflage zu vermeiden, ist sie dadurch flexibel gehalten, daß der Dienstherr Ausnahmen zulassen kann. Eine bestimmte Anzahl von Dienstposten, nämlich 10 %, kann unter Nutzung der entsprechenden Haushaltsstellen nachbesetzt werden. Das militärische Personal bis einschließlich A 14 mußte ebenfalls von den Einsparungsmaßnahmen in dieser Form ausgenommen werden. Die praktische Anwendung dieses Beschlusses habe ich bereits erläutert. Diese Ausnahmeregelung ist vertretbar, weil bei den Berufsund Zeitsoldaten ein Fehl von rund 14 500 besteht. Als weiterer Hinweis auf die von uns für geeignet und vertretbar gehaltenen Maßnahmen sei noch gesagt, daß im Haushalt 1984 im Einzelplan 14 im Rahmen der Personalfluktuation 50 Planstellen für Beamte und Angestellte einzusparen sind. Eine letzte Feststellung: Der Plafond des Regierungsentwurfs für den Verteidigungshaushalt konnte durch die im Haushaltsausschuß beschlossenen Maßnahmen um insgesamt 181 Millionen DM gekürzt werden. Den Bundesminister der Verteidigung werden wir auch künftig bei der Bewältigung seiner personellen Aufgaben unterstützen und ihm die Mitarbeit für unsere Bundeswehr mit ihrem militärischen und zivilen Teil nicht versagen. Ich danke Ihnen. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Voigt. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Gestatten Sie mir, daß ich auch ein paar Anmerkungen zum Haushalt 1984 mache. Ich möchte zunächst einmal auf die Ausgangslage eingehen und nur einen Schwerpunkt herausgreifen. Ich möchte ganz deutlich sagen, daß der Verteidigungsminister mit dem Finanzvolumen, das ihm zur Verfügung stand, sehr wohl die richtigen Schwerpunkte gesetzt hat. Ich glaube auch sagen zu können, daß die Bundeswehr ihren Auftrag erfüllen wird und kann. Aber man muß natürlich hinzufügen: Der Minister kann nur das machen, was angesichts der Finanzmittel möglich ist, die ihm zur Verfügung gestellt werden. Deswegen ist die Adresse meiner Worte nicht der Minister, sondern es sind der Finanzminister und — das sage ich von dieser Stelle aus — der Kanzler. Man kann nicht zweimal in einer Regierungserklärung von Wehrgerechtigkeit reden und dann nichts tun. Sicher wird hier nicht unbedingt zum Thema Wehrgerechtigkeit das Wort geführt. Aber, ich glaube, zur Wehrgerechtigkeit gehört auch die Frage des Wehrsoldes. Ich meine, zur Umsetzung des Zieles, den Wehrsold zu erhöhen, gehört einfach und allein politischer Wille. Man kann mir erzählen, was man will: Wenn heute jemand für die Wehrsolderhöhung ist, genügt bei dieser Mehrheit in der Tat nur der politische Wille, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Deswegen ist die Adresse meiner Worte nicht der Verteidigungsminister. Man kann nicht von Verteidigungswillen reden, der bei der Jugend entsprechend ausgeprägt sein soll, man kann nicht fordern, daß über Landesverteidigung in der Schule gesprochen wird, man kann nicht die Wehrgerechtigkeit im Munde führen, wenn Worte und Taten im eklatanten Widerspruch zueinander stehen. Man fordert Motivation von den jungen Leuten und demotiviert sie mit den Taten. Das sage ich ganz deutlich. Es geht nicht — das möchte ich als eine weitere Bemerkung sagen — um die finanziellen Dinge, nicht um die 1 DM, um die wir jetzt wirklich wie mit Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 43. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Dezember 1983 3099 Voigt )


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)