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ID1004309600

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    Plenarprotokoll 10/43 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 43. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 7. Dezember 1983 Inhalt: Verzicht des Abg. Haase (Kassel) auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag . 3009A Eintritt des Abg. Stockhausen in den Deut- schen Bundestag 3009A Bestimmung der Abg. Dr. Miltner und Dr Unland als stellvertretende Mitglieder im Gemeinsamen Ausschuß 3009 B Gedenkworte für die Opfer des Flugzeugunglücks in Madrid 3099 B Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 —Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes — Drucksachen 10/634, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts — Drucksachen 10/635, 10/659 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 3009D, 3043 A Dr. Vogel SPD 3012 B, 3053 D Dr. Dregger CDU/CSU 3023 B Kleinert (Marburg) GRÜNE 3034 A Hoppe FDP 3039 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . 3055 A Dr. Bötsch CDU/CSU (zur GO) 3055 C Wischnewski SPD 3056 B Genscher, Bundesminister AA 3062 B Reents GRÜNE 3069 A Dr. Althammer CDU/CSU 3071 A Dr. Mitzscherling SPD 3076 A Präsident Dr. Barzel 3023 D Namentliche Abstimmung 3079C, D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung — Drucksachen 10/644, 10/659 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 43. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Dezember 1983 und Art. 20c des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — in Verbindung mit Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte — Drucksache 10/655 — Frau Traupe SPD 3082 A Dr. Stavenhagen CDU/CSU 3086 C Kleinert (Marburg) GRÜNE 3089 B Dr. Weng FDP 3091 B Leonhart SPD 3094 B Löher CDU/CSU 3097B Voigt (Sonthofen) fraktionslos 3098 C Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . 3099 B Namentliche Abstimmung . . . . 3102D, 3103A Nächste Sitzung 3104 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3105*A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 43. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Dezember 1983 3009 43. Sitzung Bonn, den 7. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Büchner (Speyer) * 7. 12. Cronenberg (Arnsberg) 9. 12. Fischer (Frankfurt) 9. 12. Gilges 9. 12. Dr. Glotz 9. 12. Haehser 9. 12. Frau Dr. Hartenstein 9. 12. Immer (Altenkirchen) 9. 12. Jaunich 7. 12. Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Reddemann* 9. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. Schreiner 9. 12. Schulte (Unna)* 8. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Stratmann 7. 12. Verheyen 9. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Lutz G. Stavenhagen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Nein. — Wir haben die Anzahl der Plätze für Längerdiener bei konstanter Gesamtzahl der Angehörigen der Bundeswehr um 4 500 erhöht; wir haben die Zahl der Wehrübungsplätze um 1 000 erhöht; wir haben 685 zusätzliche Stellen für Auszubildende in der Bundeswehr bereitgestellt. Dies ist eine ganze Menge. Es gilt nach wie vor — das wird im Haushalt 1984 deutlich —: Der Mensch steht im Mittelpunkt.
    Meine Damen und Herren, im Sozialbereich sind im Einzelplan 14 70 Millionen DM zusätzlich bereitgestellt worden. Dadurch ergeben sich fast 3 Milliarden DM. Es ist überhaupt keine Frage, daß man in dem einen oder anderen Bereich mehr tun könnte, ja, auch mehr tun müßte. Aber wir müssen uns eben immer wieder die Situation vor Augen halten, die wir angetroffen haben.

    (Zuruf von der SPD: So ein Schwachsinn!)

    Im Gegensatz zu Ihnen hielt sich unser Haushalt 1983 genau im Rahmen der Planung. So etwas haben Sie jahrelang nicht mehr geschafft.
    Im Haushalt 1984 haben wir die Voraussetzungen des Art. 115 des Grundgesetzes eingehalten, und von der Vorlage des Haushalts bis heute haben wir die Neuverschuldung um weitere 3 Milliarden DM absenken können. Das schafft Spielraum, um das Notwendige in der Zukunft zu tun. Deswegen müssen wir im öffentlichen Dienst insgesamt, im sozialen Bereich und in dem einen oder anderen Fall auch bei den Soldaten etwas, was wir gern täten, jetzt unterlassen.

    (Abg. Würtz [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Herr Kollege, meine Zeit ist knapp. Ich kann jetzt keine Zwischenfragen zulassen.
    Ich möchte auf einen dritten Punkt hinweisen. Sie haben beklagt, daß wir nichts für die zweite Familienheimfahrt gemacht hätten. Sie wissen genauso gut wie wir, daß hierfür eine Änderung des Bundesumzugskostengesetzes und eine Änderung der Trennungsgeldverordnung notwendig wären. Dem haben die Bundesländer widersprochen, weil sie Berufungsfälle für die Länder befürchten. Das waren übrigens nicht nur die CDU-regierten, sondern genauso die SPD-regierten Länder.
    Wir haben im Haushaltsausschuß eine Entschließung verabschiedet, die die Bundesregierung auffordert, dies so schnell wie möglich in Ordnung zu bringen. Der Verteidigungsminister hat zugesagt, daß dies, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen werden, innerhalb des Plafonds des Haushalts 1984 möglich ist. Aber die gesetzlichen Voraussetzungen müssen geschaffen werden. Dies wird hoffentlich bald der Fall sein.
    Wenn wir trotz des engen Finanzrahmens den Kampfwert der Bundeswehr erhöhen konnten — wir tun das durch die Prioritätensetzung beim Personal über Betrieb, Forschung und Entwicklung bis zu Peripheriegerät und Infrastruktur —, dann leisten wir einmal einen Beitrag zur Hebung der atomaren Schwelle. Wir leisten aber auch einen wesentlichen Beitrag dazu, die geltende Strategie für unsere Mitbürger konsensfähig zu erhalten.
    Der Verteidigungshaushalt 1984 wird um 1,1 Milliarde DM steigen. Das sind 2,4 %. Nach NATO-Kriterien steigen die Verteidigungsausgaben um 3,2 %. Das ist angesichts der rückläufigen Preissteigerungsrate ein realer Zuwachs. Das ist erfreulich. Mehr war angesichts der allgemeinen Finanzlage in diesem Haushalt nicht drin.
    Die verteidigungsinvestiven Ausgaben machen 35 % des ganzen Verteidigungsetats aus.

    (Würtz [SPD]: Das ist einfach zuviel, Herr Dr. Stavenhagen!)

    Das sind knapp 17 Milliarden DM. — Ich will Ihnen einmal etwas sagen, Herr Kollege. Wir bezahlen im verteidigungsinvestiven Bereich noch immer die Rechnungen, die Sie gemacht haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Wir haben, seit wir regieren, noch keine einzige große Beschaffung der Bundeswehr neu begonnen. Bisher zahlen wir das, was Sie beschlossen haben. Und da jammern Sie, wir stellten zuviel Geld dafür bereit!

    (Zurufe von der SPD)

    Bei Materialerhaltung und Betrieb hatten wir schon 1983 einen erheblichen Zuwachs. Hier machen sich jetzt Rationalisierungsmaßnahmen bemerkbar, so daß es in diesem Jahr möglich war, mit geringeren Mitteln als 1983 auszukommen.

    (Anhaltende lebhafte Zurufe von der SPD)

    — Durch Gebrüll wird das, was Sie 13 Jahre gemacht haben, nicht besser. Dafür kann ich doch nichts, daß Sie 13 Jahre die Bundeswehr haben verkommen lassen. Zum Donnerwetter nochmal!

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Unverschämtheit! Fragen Sie doch mal den Minister! — Weitere lebhafte Zurufe von der SPD)

    Bei Forschung, Entwicklung und Erprobung erreichen wir — —

    (Anhaltende lebhafte Zurufe von der SPD)

    3088 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 43. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Dezember 1983
    Dr. Stavenhagen
    — Dann gehen Sie doch einmal in die Truppe und fragen Sie die Soldaten, wie sie Ihre Regierungsbemühungen honoriert haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Horn [SPD]: Waren Sie überhaupt Soldat? — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Ich war Soldat, Herr Kollege. Ich bin zum Reserveoffizier befördert worden, bevor ich dieses Haus betreten habe. Merken Sie sich das!

    (Horn [SPD]: Können Sie überhaupt „Bundeswehr" buchstabieren? — Buchstabieren Sie doch einmal „Bundeswehr"! — Weitere Zurufe von der SPD — Abg. Lambinus [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    Bei Forschung, Entwicklung und Erprobung haben wir einen Aufwuchs von 5,6 %. Damit können nicht nur laufende Vorhaben weitergeführt werden, sondern damit bleibt die Rüstungsindustrie auch in der Zukunft dialogfähig und hält am technischen Forschritt ihren Anteil.
    Bei den militärischen Beschaffungen — das ist der Kritikpunkt, den Sie immer bringen — haben wir um 5 % auf 12,4 Milliarden DM zulegen können.

    (Biehle [CDU/CSU]: Die Kriegsdienstverweigerer bei der SPD schreien jetzt am lautesten!)

    Damit wird der Generationswechsel bei den großen Waffensystemen, so wie im Zeitplan vorgesehen war, weitergeführt. Dies sind Maßnahmen, die Sie auf den Weg gebracht haben und die wir jetzt zu den Konditionen, die Sie damals vereinbart haben, fortzuführen haben.
    Ein wichtiges Thema, das viele in unseren Wahlkreisen im Sommer beschäftigt hat, war das Thema Fluglärm. Hier werden zwei Tiefflugüberwachungssysteme Skyguard beschafft; die werden im nächsten Jahr angeschafft.

    (Horn [SPD]: Das wird ein doller Schlarger!)

    Mit diesen Geräten wird es möglich sein, Tiefflieger zu erfassen, zu verfolgen, zu identifizieren, die Flughöhe zu bestimmen und damit die Tiefflugsünder auch dingfest zu machen. Ich halte dies für einen wichtigen Beitrag, damit auch in unseren Wahlkreisen der Konsens über die Notwendigkeit, über dem heimatlichen Luftraum zu üben, verstärkt wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Sozialdemokraten haben Vorschläge vorgelegt, die an die Substanz der Bundeswehrbeschaffung gehen. Wenn diese Vorschläge die Mehrheit fänden, würde damit die Glaubwürdigkeit der Abschreckung mit konventionellen Waffen geschwächt.
    Die Kürzungen bei den militärischen Beschaffungen würden real ein Absinken bedeuten, d. h. laufende Beschaffungen müßten gestreckt werden. Davon wird das, wie wir alle wissen, nicht billiger, sondern es wird teurer. Die Mobilität der Bundeswehr würde absinken, die Führungsfähigkeit wäre weiter behindert. Im Bereich des ABC-Schutzes oder der Versorgung mit Arzneimitteln und Sanitätsgerät haben wir eh Mangel aufzuholen. Kürzungen sind hier nicht zu vertreten.
    Im Bereich der NATO-Infrastruktur sind die Mittel an verabschiedete Programme gebunden. Ohne Verletzung internationaler Verpflichtungen sind diese Mittel nicht disponibel.
    Wir haben — Sie haben das angesprochen — im Bereich der Baumaßnahmen sehr viel getan. Die nationale Infrastruktur, also die großen und die kleinen Baumaßnahmen, betragen 1,35 Milliarden DM. Das bedeutet, daß vor allem die Kasernen- und Arbeitsplatzsanierung beschleunigt fortgeführt werden kann. Von den 585 000 Unterkunftsplätzen sind von 1971 bis 1982 rund 108 000 saniert worden. Mittelfristig müssen noch 49 000 Plätze verbessert werden, davon 10 000 im Jahre 1984. Die Baumaßnahmen für die Heeresstruktur 4 werden fortgesetzt. Dazu kommen Mittel für das bestehende Energiespar- und Hochbauprogramm. Interessanterweise haben die GRÜNEN die Mittel für das Energiesparen abgelehnt, sie wollten diese Mittel nicht bewilligen.

    (Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Weil sie in den Bauvorhaben versteckt sind! Das wissen Sie doch so gut wie ich! — Krizsan [GRÜNE]: Demagogie!)

    Größer ist die Steigerung beim NATO-Infrastrukturprogramm. Insgesamt, meine Damen und Herren, stehen im Verteidigungshaushalt 1984 3,47 Milliarden DM zur Verfügung. Das bedeutet eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 10,8 %. Das ist zugleich ein wichtiger Faktor der Arbeitsplatzsicherung für unsere überwiegend mittelständisch strukturierte Bauwirtschaft. Hier noch mehr draufzupacken, wie das die SPD vorgeschlagen hat, wäre nicht möglich, denn bei den Baumaßnahmen ist nicht nur der Bundesminister der Verteidigung terminführend, sondern eben auch die Hochbauämter in den Ländern. Wir wissen, welche Schwierigkeiten es dort immer wieder gegeben hat.

    (Frau Traupe [SPD]: Das ist doch gar nicht wahr!)

    Diese 3 Milliarden DM können sinnvoll ausgegeben werden. Mehr ist nicht nötig, und mehr ist auch nicht erforderlich.
    Lassen Sie mich noch ein Wort zur Rüstungsindustrie sagen, denn neben motivierten und gut ausgebildeten Soldaten sowie modernem und dem Verteidigungsauftrag entsprechendem Material gehört zur Verteidigungsfähigkeit unseres Landes auch eine leistungsfähige und dialogfähige Rüstungsindustrie. Im Bündnis müssen wir nicht alles, was wir zu unserer Verteidigung brauchen, selbst herstellen. Wir müsen uns aber in Teilbereichen des Beschaffungsspektrums selbst oder in Kooperation mit anderen Bündnispartnern versorgen können. Wer uns liefert, muß im Interesse unserer Arbeitsplätze auch bei uns kaufen. Ich sage dies an die Adresse unserer amerikanischen Freunde. Denn die Zweibahnstraße ist bisher unzureichend.
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 43. Sitzung. Bonn, Mittwoch. den 7. Dezember 1983 3089
    Dr. Stavenhagen
    Die große Runderneuerung der Bundeswehr geht in der zweiten Hälfte der 80er Jahre zu Ende. Damit werden in unserer Rüstungsindustrie Kapazitätsund Arbeitsplatzprobleme entstehen. Wir haben nicht das Geld, neue Beschaffungsvorhaben im großen Umfang auf den Weg zu bringen. Wir werden hier nur selektiv vorgehen können. Deshalb meine ich, daß die Arbeitsteilung zwischen Bundeswehr und Industrie — bei Materialerhaltung und Instandsetzung — mit dem Ziel überprüft werden muß, die Industrie in weitere Materialerhaltungsstufen einzubeziehen. Das hilft der Industrie, ihre Kapazitätsprobleme zu lösen, es hilft aber auch der Bundeswehr, mit dem Personalmangel, der sich dort für die zweite Hälfte der 80er Jahre abzeichnet, fertig zu werden.
    Die Konsolidierung des Bundeshaushalts kommt 1984 ein gutes Stück voran. Der Einzelplan 14 muß seinen Beitrag leisten. Er tut es auch. Die Struktur des Verteidigungshaushaltes, die unseren Schwerpunkten entspricht, und die weiter zurückgehende Preissteigerungsrate machen es sicher, daß wir national und international bestehen können und unseren Auftrag erfüllen werden.
    Die Bundeswehr wird die notwendigen Haushaltsmittel auch 1984 erhalten, um ihren Auftrag im Bündnis erfüllen zu können. Die Soldaten wissen, daß wir unsere Zusagen einlösen. Die CDU/CSU wird ihrer Verantwortung, die sie für den Frieden und die Sicherheit unseres Landes übernommen hat, auch 1984 gerecht werden. Wir stimmen dem Verteidigungshaushalt zu. Wir danken den Soldaten und Zivilbediensteten der Bundeswehr für ihren Friedensdienst.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Kleinert (Marburg).

(Biehle [CDU/CSU]: Uns bleibt auch nichts erspart!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hubert Kleinert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE GRÜNEN/BÜNDNIS 90)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Kaum mehr als 14 Tage, nachdem in diesem Hause der Raketenbeschluß gefaßt worden ist und nunmehr endgültig feststeht, daß mit der Aufstellung neuer amerikanischer Atomraketen in Mitteleuropa

    (Biehle [CDU/CSU]: Damit Sie in diesem Parlament weiter frei reden können; das war die Grundlage!)

    — wenn Sie doch einmal stille sein könnten —

    (Zuruf von der CDU/CSU: So wie Kleinert, wenn er da unten sitzt!)

    der atomare Rüstungswahnsinn eine neue Stufe erreichen soll, kann die Diskussion um den Rüstungshaushalt der Bundesregierung noch mehr als sonst keine in erster Linie finanzpolitische Frage sein.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Der heißt Verteidigungshaushalt!)

    In einer Zeit, in der die Gefahr einer lebensbedrohenden Spannungseskalation in Mitteleuropa die Zukunft der Menschheit mehr bedroht als irgendwann sonst in den letzten 20 Jahren, ist mit der Debatte um den Rüstungshaushalt für uns und für zukünftige Generationen eine entscheidende Lebensfrage aufgeworfen.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Verteidigungshaushalt!)

    — Ich denke, das ist ein Rüstungshaushalt.

    (Beifall des Abg. Schwenninger [GRÜNE] — Biehle [CDU/CSU]: Verteidigungshaushalt!)

    Die Bundesregierung

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Sie schreiben j a auch „Bundesminister der Verteidigung"!)

    — ganz besonders der Bundeskanzler — verkündet immer wieder, daß es ihr darum gehe, Frieden zu schaffen mit immer weniger Waffen, wie das so schön heißt. Schon die Logik, die darin liegt, auf der einen Seite zu verkünden, man wolle Frieden schaffen mit immer weniger Waffen, gleichzeitig aber die Stationierung neuer friedensgefährdender Atomraketen in der Bundesrepublik zu beschließen, ist abenteuerlich genug.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Weshalb mußten die denn stationiert werden?)

    Wer sich dazu noch ansieht, welche Wachstumsraten in der Rüstungspolitik die Regierungskoalition für 1984 und die folgenden Jahre vorgesehen hat, wird endgültig merken, was von Ihren Abrüstungsbeteuerungen zu halten ist. Frieden schaffen mit immer weniger Waffen heißt für diese Koalition im Klartext nichts anderes, als daß die Ausgaben für den Rüstungsetat — in diesem und in den nachfolgenden Jahren — überproportional ansteigen sollen.
    Die Zahlen, die Sie für 1984 und die folgenden Jahre vorgelegt haben, weisen aus, daß die Steigerungsraten für den Rüstungsetat mehr als doppelt so hoch wie die Steigerungen des Gesamthaushalts liegen sollen.
    Noch aufschlußreicher wird die praktische Umsetzung Ihres sogenannten Friedenskonzepts, wenn man genauer aufschlüsselt, welche Ausgaben denn dort besonders ansteigen sollen. Besonders hohe Steigerungsraten weisen im Etatentwurf 1984 die Ansätze für militärische Beschaffungsmaßnahmen auf. Für neue Waffensysteme haben Sie eine Steigerungsrate von immerhin 6,5 % vorgesehen. Noch stärker ist der Anstieg bei den militärischen Anlagen, z. B. bei den Kosten für die NATO-Infrastruktur. Hier sehen Sie eine Steigerungsrate von über 8 % vor. Für wehrtechnische Forschung, Entwicklung und Erprobung wollen die Regierungsparteien die Ausgaben sogar um 8,6 % erhöhen. Nach diesem Entwurf würden die Verteidigungsausgaben pro Kopf der Bevölkerung weit überproportional anwachsen. Mit diesem Entwurf würde der Anteil der Verteidigungsausgaben am Gesamthaushalt weiter wachsen. Die Bundesregierung stellt dazu noch voller Stolz fest — ich zitiere —: Gemessen an den Verteidigungsausgaben der anderen Bündnisstaaten liegt die Bundesrepublik auch 1984 in der Spit-
    3090 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 43. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Dezember 1983
    Kleinert (Marburg)

    zengruppe. — Ich kann nur die Frage stellen: Ist das Ihr Bekenntnis zu weniger Waffen, meine Damen und Herren?

    (Beifall bei den GRÜNEN — Biehle [CDU/CSU]: Was würden Sie denn tun, wenn es gar keine Garnisonen mehr gäbe?)

    — Sie sind ja schon wieder dran.

    (Biehle [CDU/CSU]: Der Bastian würde gar keine Pension mehr kriegen, wenn es die Bundeswehr nicht gäbe!)

    — Machen Sie sich doch keine Sorgen um den Herrn Bastian.
    Meine Damen und Herren, unsere Vorstellungen
    — das ist bekannt — gehen in eine genau entgegengesetzte Richtung. Wir haben lange überlegt, ob wir uns überhaupt auf detaillierte Kürzungsvorschläge zu diesem Rüstungsetat einlassen sollen. Wenn wir das tun, heißt das für uns keineswegs, daß wir von unserem politischen Ziel, einen Zustand herzustellen, in dem Waffensysteme und Armeen ganz verschwunden sind, auch nur ein Stück weit abgerückt wären. Wir wollen mit unserem konkreten Kürzungsvorschlag, der Ihnen hier als Drucksache vorliegt, aber einen Beitrag zur Reduzierung von Spannungen und von Kriegsgefahr leisten. Wir verstehen diesen Kürzungsvorschlag, der unmittelbar zu realisieren wäre, ohne daß damit aktuell die Funktionsfähigkeit der Bundeswehr insgesamt in Frage gestellt wäre

    (Würzbach [CDU/CSU]: Die Bundeswehr geht bei Ihren Kürzungsvorschlägen völlig kaputt!)

    — Herr Würzbach, Sie haben ihn doch noch nicht einmal aufmerksam zur Kenntnis genommen, wie ich Sie kenne —,

    (Würzbach [CDU/CSU]: Ich war doch dabei, als Sie ihn oben schon einmal so fabulierten!)

    als wesentlichen Beitrag der Bundesrepublik zu einem System kalkulierter Abrüstungsschritte. Wir meinen, daß es höchste Zeit ist, die Militarisierung der Gesellschaft zurückzudrehen. Wir meinen weiter, daß es allerhöchste Zeit ist, mit einem solchen kalkulierten einseitigen Abrüstungsschritt auch hier und heute endlich zu beginnen.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Würzbach [CDU/CSU]: Wir wollen das auf beiden Seiten! Das wäre vernünftig!)

    Nur so kann die Rüstungsspirale an einem wesentlichen Punkt unterbrochen werden, und nur so kann sich auch die Bundesrepublik aus ihrer Rolle als treuer Vasall der US-Globalstrategie wenigstens ein Stück weit herauslösen. Die Notwendigkeit zur Realisierung eines solchen Kürzungsvorschlags verstärkt sich noch angesichts der Tatsache, daß die Verteidigungsausgaben, soweit man sie nach NATO-Kriterien berechnet, sich nun keineswegs auf die Summe von 48 Milliarden DM, die im Einzelplan 14 ausgewiesen sind, beschränken. Rechnet man nach NATO-Kriterien auch andere versteckte Verteidigungsausgaben, sogenannte Verteidigungsausgaben aus anderen Einzelplänen hinzu, so belaufen sich die Ausgaben, die für die Rüstung in diesem Haushaltsplan insgesamt eingestellt worden sind, immerhin auf die Summe von etwa 60 Milliarden DM. Auch das muß hier einmal gesagt werden.

    (Krizsan [GRÜNE]: Hört! Hört!)

    Allein bezogen auf den Einzelplan 14 beträgt das Gesamtvolumen unseres Kürzungsvorschlages, den ich jetzt im folgenden kurz vorstellen will, ca. 8,5 Milliarden DM. Dieser Kürzungsvorschlag entspricht einer Kürzungsrate von ca. 17 %. Eine solche Kürzung hätte ein Einfrieren des gegenwärtigen Ausrüstungsbestandes, eine gewisse Reduzierung der militärischen Aktivität der Bundeswehr sowie des Personalbestandes und eine drastische Reduzierung der Ausgaben der Bundeswehr im Rahmen der NATO zur Folge.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Keine Übung mehr! Keine Ausbildung mehr!)

    — Nicht einmal das, Herr Würzbach. Wir haben vorgeschlagen, den Ansatz für den Sprit um 20% zu Kürzen. Dann können Sie immer noch mit Sprit für 80 % der Mittel herumfahren.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Die können doch dann in den Kasernen stehenbleiben!)

    Wir verstehen dies als ersten Schritt auf dem Weg hin zu weitergehenden Abrüstungsmaßnahmen. Bei diesen Kürzungsvorschlägen entfallen ca. 3,9 Milliarden DM allein auf den Bereich Erhaltung und Beschaffung. Die Ausgaben in diesem Bereich, die Sie vorsehen, dienen vorwiegend dem Ausbau der offensiven militärischen Schlagkraft der Bundeswehr. Hier geht es um neue Panzer, hier geht es um Raketenabschußanlagen, hier geht es um Fregatten, Schnellboote, Zerstörer, U-Boote und diverse Kampfflugzeuge.
    Würzbach [CDU/CSU]: Alles defensive Systeme!)
    Weil dies so ist, ist gerade dieser Bereich ein zentraler Schwerpunktbereich, in dem unsere Kürzungsvorschläge ansetzen.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Weg von dem Konventionellen, hin zum Atomaren, das ist es, was Sie da tun!)

    Wir sind bei unseren Kürzungsvorschlägen davon ausgegangen, daß neu anlaufende Projekte grundsätzlich abzulehnen sind, daß laufende Projekte möglichst zu strecken sind und daß vorvertragliche Bindungen möglichst herunterzufahren sind.
    Ein zweiter Schwerpunktbereich ist für uns der Bereich Forschung, Entwicklung und Erprobung. Hier schlagen wir Kürzungen in Höhe von 3,6 Milliarden DM vor. Es ist besonders wichtig, die Einfädelung neuer Waffengenerationen in alle Waffenarten zu verhindern, die durch Forschung, Entwicklung und Erprobung möglich wäre. Dabei sind diese Forschungsvorhaben nicht nur für den laufenden Betrieb der Bundeswehr überflüssig, sondern sie sind auch für eine wirklich am Verteidigungszweck orientierte Armee überflüssig. Warum zum Beispiel — ganz immanent gefragt — muß die Bundeswehr
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 43. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Dezember 1983 3091
    Kleinert (Marburg)

    die Erforschung von Laser-Waffen fördern? Warum muß die Bundeswehr die Entwicklung von Marschflugkörpern mit großer Transportleistung vorantreiben? Hier sollten Sie einmal erklären, Herr Würzbach, wie dies mit dem angeblich ausschließlich auf Verteidigung gerichteten Zweck der Bundeswehr zusammenpaßt?

    (Beifall bei den GRÜNEN — Würzbach [CDU/CSU]: Das haben wir Ihnen auf der Hardthöhe sehr ordentlich erklärt! — Biehle [CDU/CSU]: Spezielle Nachhilfestunde! Fangen wir mit der Mengenlehre an!)

    Und schließlich haben wir ca. 600 Millionen DM an Einsparungen im Personalbereich beantragt. Diese Summe ergibt sich, wenn eine der natürlichen Abgangsrate entsprechende Stellenverminderung stattfände und wenn zugleich eine Ablehnung der Umgestaltung der Personalstruktur zugunsten der Berufssoldaten und eine Streichung diverser Sonderzulagen durchgesetzt würde.
    Sie werden jetzt sicher kommen und sagen, unser Vorschlag gefährde die Sicherheit der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland und öffne sowjetischen Interessen Tür und Tor.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Deshalb stellen Sie ihn doch!)

    — Herr Würzbach, ich habe das gerade aus Ihrem Munde doch so oft gehört, daß mich nicht überrascht, was Sie hier dazwischenrufen. Wir kennen das alles längst. Und wer die Raketendebatte aufmerksam verfolgt hat, der weiß doch auch, zu welch unseligen Schwarzweißgemälden die Vertreter der Regierungsparteien bei Kennzeichnung der angeblichen Gefahren aus dem Osten inzwischen schon wieder greifen.

    (Abg. Möllemann [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    Meine Damen und Herren, angesichts des immer dramatischeren Rüstungswettlaufs ist aber doch die Frage zu stellen, wer hier eigentlich die Sicherheit gefährdet. Sind es die, die angesichts eines riesigen Arsenals von Massenvernichtungswaffen für konkretere Abrüstungsschritte eintreten, oder sind es nicht vielmehr die, die eine forcierte Aufrüstungspolitik im atomaren wie im konventionellen Bereich betreiben? — Weil wir zu Abrüstung kommen wollen, bitte ich um Ihre Zustimmung für diesen Kürzungsantrag.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Dr. Soell [SPD]: Möllemann kommt — wie die Außenpolitik — immer zu spät!)