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ID1004222900

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    6. Ronneburger.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/42 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 42. Sitzung Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 2865A Begrüßung des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für das Flüchtlingswesen, Poul Hartling 2955 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 6. Dezember 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über den Bau einer Straßenbrücke über den Rhein zwischen Sasbach und Marckoldsheim — Drucksache 10/252 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 10/688 — 2865 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Zweiten Protokoll vom 17. Februar 1983 zur Änderung und Ergänzung des Abkommens vom 22. April 1966 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Japan zur Vermeidung der Doppelbesteuerung bei den Steuern vom Einkommen und bei einigen anderen Steuern — Drucksache 10/461 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/694 — 2865 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Feuerschutzsteuergesetzes — Drucksache 10/556 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/714 — 2865 D Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt — Drucksachen 10/631, 10/659 — . . . . 2866 A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag — Drucksachen 10/632, 10/659 — Conradi SPD 2866 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 2867 C Seiters CDU/CSU 2868 B Einzelplan 03 Bundesrat — Drucksachen 10/633, 10/659 — . . . . 2868 D Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/636, 10/659 — und Art. 23, 24, 24a, 25 und 25a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/656, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksache 10/654 — Kühbacher SPD 2869 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 2872 D Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE 2878 A Dr. Hirsch FDP 2881 D Dr. Schmude SPD 2885 C Dr. Laufs CDU/CSU 2889A Schäfer (Offenburg) SPD 2893 B Baum FDP 2896 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 2898 D Namentliche Abstimmung 2904 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/637, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/646, 10/659 — Helmrich CDU/CSU 2906 C Schmidt (München) SPD 2908 D Kleinert (Hannover) FDP 2911 B Schily GRÜNE 2912 C Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 2914 B Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/642, 10/659 — Hoffmann (Saarbrücken) SPD 2916 C Metz CDU/CSU 2920 B Drabiniok GRÜNE 2922 C Hoffie FDP 2924 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 2926 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksachen 10/643, 10/659 — Dr. Friedmann CDU/CSU 2928 B Paterna SPD 2930 B Hoffie FDP 2933 B Frau Reetz GRÜNE 2934 D Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 2936 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/649, 10/659 — und Art. 26 a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Müntefering SPD 2939 B Echternach CDU/CSU 2942 A Sauermilch GRÜNE 2944 D Gattermann FDP 2946 D Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 2948 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie — Drucksachen 10/651, 10/659 — Dr. Stavenhagen CDU/CSU 2952 C Vosen SPD 2955 B Dr.-Ing. Laermann FDP 2958 D Frau Dr. Bard GRÜNE 2961 A Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 2962 D Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft — Drucksachen 10/652, 10/659 — Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 III und Art. 22 des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Vogelsang SPD 2966 B Dr. Rose CDU/CSU 2968 B Dr. Jannsen GRÜNE 2971 B Neuhausen FDP 2972 C Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW 2974 C Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksachen 10/648, 10/659 — Brück SPD 2977 C Schröder (Lüneburg) CDU/CSU 2980 C Frau Gottwald GRÜNE 2983 B Frau Seiler-Albring FDP 2985 B Dr. Hauchler SPD 2987 D Dr. Pinger CDU/CSU 2991 A Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 2993 B Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen — Drucksachen 10/650, 10/659 — Heimann SPD 2997 B Stiegler SPD 2999 B Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 3000 C Schneider (Berlin) GRÜNE 3003 A Ronneburger FDP 3005 A Windelen, Bundesminister BMB . . . 3006 D Nächste Sitzung 3008 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3008 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2865 42. Sitzung Bonn, den 6. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Schlaga 6. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. Schreiner 9. 12. Voigt (Frankfurt) ** 6. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. Dr. Wörner 6. 12. ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dirk Schneider


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Da wird dann von der Linderung der Not von Landsleuten gesprochen, wo andere von Menschenhandel reden.
    Warum kritisieren wir diesen Haushalt hier so hart? Weil in diesem Titel die ganze Heuchelei in Zahlen geronnen ist, die die derzeitige Deutschlandpolitik auszeichnet.

    (Böhm [Melsungen] [CDU/CSU]: Und keine einzige Frage im Ausschuß! Das ist Ihre Heuchelei!)

    Die Regierung ist auch noch besonders stolz darauf, zur Kontinuität der Adenauerschen Politik vergangener eiskalter Zeiten zurückgekehrt zu sein.

    (Sauer [Salzgitter] [CDU/CSU]: Jetzt reicht es aber!)

    Diese Politik war darauf gerichtet, die Bundesrepublik mit Haut und Haaren in die Atlantische Allianz einzubinden, und jeder Versuch, mit der Sowjetunion zu einer Vereinbarung zu kommen, wurde als Paktiererei mit dem Bösen verdammt.

    (Schulze [Berlin] [CDU/CSU]: Sie müssen zum Haushaltsplan 27 sprechen!)

    Es ist erschreckend, daß der gleiche unnachsichtige, geradezu infantil trotzköpfige Geist, der alle Möglichkeiten des ersten Nachkriegsjahrzehnts, zu einem geeinten und neutralen, sprich blockfreien Deutschland zu kommen,

    (Reddemann [CDU/CSU]: Ach du lieber Gott!)

    ohne langes Federlesen verwarf, heute wieder die Reden der Regierungspolitiker bestimmt.

    (Sauer [Salzgitter] [CDU/CSU]: Das ist doch parfümiertes Geschwätz!)

    Während der zweitägigen Debatte über die drohende Aufstellung der neuen amerikanischen Angriffsraketen wurde in allen Stimmlagen von der roten Gefahr aus dem Osten getönt, die Sowjetunion würde nur auf Unterwerfung, Aggression und Erpressung des Westens unter ihre Knute hinarbeiten, um mit allen denkbaren Mitteln die öffentliche Meinung in den westlichen Ländern zu beeinflussen.

    (Lintner [CDU/CSU]: Zum Thema! Wir reden über den Einzelplan 27!)

    3004 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983
    Schneider (Berlin)

    Das neue alte Credo lautet: Die Russen sind entspannungsfeindlich, militärisch überlegen und streben nach der Weltherrschaft. Da helfe nur Gürtel enger schnallen, soziale Verzichte und verstärkte Rüstung. Herr Dregger hat das in der Aussprache zur Regierungserklärung so ausgedrückt: Wir müssen viel mehr Geld für die Verteidigung ausgeben, und wir müssen viel mehr Truppenverbände aufstellen, wenn wir das ändern wollen.

    (Lintner [CDU/CSU]: Zum Thema!)

    Er und andere Scharfmacher der Wendekoalition meinten mit diesen Truppenverbänden offensichtlich die Bedienungsmannschaften der neuen schrecklichen Vernichtungswaffen, die das deutsche Volk in seiner Mehrheit, und zwar in beiden deutschen Staaten, auf keinen Fall hier und auch nicht anderswo aufgestellt haben möchte.

    (Schulze [Berlin] [CDU/CSU]: Das können Sie auch morgen beim Verteidigungshaushalt erzählen! — Sauer [Salzgitter] [CDU/ CSU]: Wir haben eine Haushaltsdebatte! — Reddemann [CDU/CSU]: Wenn er im Haushalt mitgearbeitet hätte, würde ich das ja verstehen!)

    Herr Dregger — und viele andere Politiker der CDU mit ihm — meinte dies, obgleich die Regierung genau weiß, daß der Westen der Sowjetunion wirtschaftlich, technologisch und militärisch überlegen ist.

    (Böhm [Melsungen] [CDU/CSU]: Der hat das falsche Manuskript! — Weitere Zurufe von dèr CDU/CSU: Die falsche Rede eingesteckt! — Der hat sich im Datum geirrt!)

    Herr Windelen faßte die Deutschlandpolitik der Regierung in folgendem Satz zusammen. Er sagte:
    Das Verteidigungsbündnis mit den westlichen Demokratien ist die Staatsräson der Bundesrepublik Deutschland und auch die Räson ihrer Deutschlandpolitik.
    Priorität — das wollen diese Worte ausdrücken — haben also der Bestand, die Wohlfahrt, die Sicherheit und die sogenannte Freiheit der BRD, bevor an die Bürger der DDR gedacht werden kann.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wir sind hier nicht in der Volkskammer!)

    Alle offenen Überlegungen für eine zukunftsweisende Deutschlandpolitik müssen also auf den Sankt-Nimmerleins-Tag warten, weil die geltende Ideologie und die immer noch bestehenden Ansprüche der Bundesrepublik auf die Rechtsnachfolge des Deutschen Reiches

    (Sauer [Salzgitter] [CDU/CSU]: Kommen Sie mal in die Ausschußsitzungen, Herr Kollege!)

    in den Grenzen von 1937 eine Lösung der deutschen Frage nur auf dem Boden der Gesellschaftsordnung der BRD denkbar machen.

    (Sauer [Salzgitter] [CDU/CSU]: Kommen Sie mal in die Ausschußsitzungen, Herr Kollege!)

    Es fehlt hier jede Phantasie, und es fehlt der Wille, eine andere Politik zu machen.

    (Zustimmung des Abg. Reents [GRÜNE] — Zuruf von der CDU/CSU: Phantasie haben Sie auch keine!)

    Dann müßte man ja auch die DDR ohne Wenn und Aber anerkennen.
    Die Hunderte von Millionen von DM, die hier in diesem Haushalt verpulvert werden sollen, dienen einzig dazu, den überholten Anspruch, für ganz Deutschland zu sprechen und für ganz Deutschland zuständig zu sein, aufrechtzuerhalten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das steht in der Verfassung!)

    Das ist eine teure Farce. Das Geld dieses Haushalts kann höchstens ein paar Wunden lindern, heilen kann es nichts. Der Haushalt ist ein Ausdruck des schlechten Gewissens wegen einer verfehlten Politik.
    Dreieinhalb Jahrzehnte deutscher Teilung als Folge des Hitler-Krieges und später des Kalten Krieges gegen das östliche Weltsystem haben eine Realität hervorgebracht, die das Gefühl für eine gemeinsame Nationalität verschüttet hat.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Bei Ihnen!)

    Die Deutschen in Ost und West werden zwar jedem Demoskopen gegenüber ihren Zusammengehörigkeitswillen bekunden, aber ob sie etwas für die erträumte Einheit tun oder gar opfern würden, steht auf einem anderen Blatt. 35 Jahre unterschiedlicher gesellschaftlicher Entwicklung gehen nicht spurlos an den Menschen vorüber.
    Etwas Gemeinsames lebt derzeit allerdings wieder auf, und zwar ein gesamtdeutsches Gefühl der Bedrohung durch die Stationierung. In den Briefen von kirchlichen Gemeinden an den Generalsekretär Honecker, die, für viele überraschend, auch im „Neuen Deutschland" abgedruckt wurden, lebt diese gemeinsame Mahnung, genauso eindringlich und unüberhörbar wie in der Flut der Zuschriften, Bittbriefe und Unterschriftensammlungen an die Politiker der Bundesrepublik.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Die Menschen in Ost und West spüren, daß die Kriegsgefahr wächst und daß wir in Deutschland hüben und drüben die ersten sind, die sterben werden, wenn z. B. der Computerfehler eintritt, der angeblich nie passieren dürfte.

    (Reddemann [CDU/CSU]: Immer dasselbe!)

    — Ich rede hier über die Raketen, weil sie jede alternative Deutschlandpolitik verunmöglichen. Derzeit gilt das Wort von der Schadensbegrenzung, und die Regierung greift gierig danach, weil sie damit die eigene Starrheit und Konzeptionslosigkeit kaschieren möchte.
    Es ist der Gipfel des Zynismus, auch noch so zu tun, als ob die Stationierung auch im Interesse der DDR-Bürger liege, die von den Folgen noch härter betroffen sind als wir in der Bundesrepublik. Wenn
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 3005
    Schneider (Berlin)

    es in der Zukunft keine Eiszeit gibt, so ist das kein Verdienst der Regierung Kohl, sondern es resultiert aus der Vernunft und dem Zwang zum Überleben auf der östlichen Seite.

    (Sauer [Salzgitter] [CDU/CSU]: So ein parfümiertes Geschwätz!)

    Die über eine halbe Milliarde DM des Haushaltspostens 27 dient nur einem Zweck: der Aufrechterhaltung der Illusion, daß die Bundesregierung eine Politik macht, die die Menschen in beiden deutschen Staaten zusammenbringen wird. Diese Illusion aufrechtzuerhalten — dazu dienen die vielen Sonntagsreden, die Papierfluten des Ministeriums oder die Besuchsreisen zur deutsch-deutschen Grenze. Die Aufrechterhaltung dieser Illusion ist falsch und gefährlich. Wir brauchen eine realistische Politik des Dialogs und des Ausgleichs mit den östlichen Staaten und nicht die Konfrontation mit dem ideologischen Schrott von Alleinvertretung und gesamtdeutscher Anmaßung.

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Das einzig Realistische an Ihnen ist Ihr schicker Pullover!)

    Die Fraktion der GRÜNEN lehnt den Einzelplan 27 ab.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Ronneburger.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Uwe Ronneburger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die „sogenannte Freiheit der BRD", Herr Kollege Schneider, gibt Ihnen allerdings die Möglichkeit, im Parlament der Bundesrepublik Deutschland eine Rede zu halten, die sich gegen die Interessen der deutschen Menschen auf beiden Seiten der Grenze

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)

    und gegen das Grundgesetz richtet, nach dem wir alle hier in diesem Hohen Hause zu handeln verpflichtet sind.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)

    Ich hätte gerne an dieser Stelle als letzter Redner der Fraktionen von der Gemeinsamkeit des Hohen Hauses in einer der entscheidenden Grundfragen der deutschen Nation und in den Grundlinien der Deutschlandpolitik gesprochen. Darüber, daß ich es mit Ihnen gemeinsam, Herr Kollege Schneider, nicht würde tun können, war ich mir im klaren. Ich will deswegen auch nicht mehr auf Einzelheiten Ihrer Rede eingehen. Die Geschäftsordnung hat Ihnen ja offenbar auch die Möglichkeit gegeben, von etwas völlig anderem zu reden als von den Grundfragen deutschlandpolitischer Entscheidungen.
    Herr Kollege Heimann, das eine muß ich Ihnen sagen. Ihre Rede war der ebenso unbegründete wie für mich tief enttäuschende Versuch, die Gemeinsamkeiten, die wir im innerdeutschen Ausschuß im abgelaufenen Jahr gehabt haben, in allen entscheidenden Fragen hier im Parlament zu zerreden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Deswegen nehme ich das, Herr Kollege Heimann, was Sie hier heute gesagt haben, nicht als Auffassung der Fraktion der SPD in diesem Hohen Hause zu den Fragen, über die wir heute die Auseinandersetzung führen. Wir brauchen eine gemeinsame Grundlage für unsere Deutschlandpolitik, wenn sie denn wirklich erfolgreich sein soll. Wir brauchen dafür nicht nur Mehrheiten, sondern wir brauchen die Gemeinsamkeit, um auch nach draußen überzeugend mit dem auftreten zu können, was wir gemeinsam verfolgen wollen.

    Ich füge dies hinzu: Nach meiner Überzeugung und der Überzeugung meiner Freunde brauchen wir eine nach vorn gerichtete Deutschlandpolitik, eine Politik, die sich auf Menschenrechte und deren Verwirklichung, auf Freiheit und deren Durchsetzung und auf Selbstbestimmungsrecht und seine Verwirklichung bezieht. Ich kann Ihnen nur sagen: Ich beziehe mich auf den Auftrag des Grundgesetzes, „in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden".

    (Beifall bei der FDP)

    Wir in der FDP-Fraktion haben früher als Sie, Herr Kollege Reimann, Berührungsängste überwunden und gesagt, daß wir eine solche Politik nicht als restaurativ verstehen, sondern als eine Politik ansehen, die nach vorne geht und den Interessen der Menschen gerecht werden soll. Auf der Grundlage diese Konsenses sollten wir uns bemühen, unsere Arbeit für Berlin, für das Zonenrandgebiet und für den Erhalt der Präferenz, Herr Kollege Stiegler, von der Sie zu Recht gesprochen haben, zu tun. — Ich wäre dankbar, wenn eine anerkennende Bemerkung gelegentlich auch einmal Ihre persönliche Unterhaltung übertönen könnte.
    Das sind alles Dinge, die wir gemeinsam tun können. Ich glaube, daß auf der Basis des Konsenses, den wir im Ausschuß ja gehabt haben, dieses letzte Jahr der Deutschlandpolitik hoffnungsvolle Ansätze in einer Vielzahl von deutsch-deutschen Fragen und in Wahrnehmung und Ausfüllung der über die bisherige Vertragspolitik der vorangegangenen Jahre eröffneten Möglichkeiten gezeigt hat. Ich glaube, alle, die an der Vorbereitung wie an der schrittweisen Umsetzung Anteil hatten, dürften doch wohl an diesem Tage und in dieser Debatte ein wenig Befriedigung darüber empfinden, daß z. B. die Teilnehmerzahlen im Rahmen des Jugendaustausches gesteigert worden sind, die Mindestumtauschregelung jedenfalls im Ansatz verändert ist, die Grenzabfertigung ziviler und freundlicher geworden ist, Selbstschußanlagen an der zwar immer noch tödlichen und fast hermetisch abgesperrten Grenze bereits zu Teilen abgebaut sind, das Postabkommen mit Verbesserungen abgeschlossen wurde und weitere Gespräche und Verhandlungen auf vielen Gebieten fortgeführt oder auch neu aufgenommen worden sind.
    Ich danke sowohl Ihrem Amtsvorgänger, Herr Minister Windelen, als auch Ihnen selbst für die Aktivitäten und für die Gemeinsamkeit einer Politik, die wir miteinander haben betreiben können und miteinander weiter betreiben sollten.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    3006 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983
    Ronneburger
    Herr Kollege Schneider, die Grundlage dieser Verträge hat sich auch hinsichtlich der Spannungen der letzten Tage und Wochen als tragfähig für die Weiterentwicklung der Beziehungen erwiesen, da dazu offensichtlich auf beiden Seiten der ernsthafte Wille vorhanden ist. Nur, wenn Sie die maßvolle Reaktion von Herrn Honecker als Beweis dafür anführen, wie die Stimmung der Bevölkerung drüben ist, würde ich Sie wirklich fragen, ob Sie auch in der Vergangenheit immer der Meinung gewesen sind, daß die Regierung der DDR und die Führung der SED die Stimmung der Menschen in der DDR wiedergegeben hat. Ich gaube, dies ist wohl eine Behauptung — —

    (Schily [GRÜNE]: Das hat er ja gar nicht gesagt!)

    — Herr Schily,

    (Schily [GRÜNE]: Das hat er nun wirklich nicht gesagt!)

    genau dies hat er gesagt. Lesen Sie das Protokoll nach!

    (Zustimmung bei der FDP — Zurufe von der CDU/CSU und den GRÜNEN — Reddemann [CDU/CSU]: Schily begreift doch keine Logik!)

    Wer in den letzten Monaten die Diskussion um die Sicherheitspolitik aufmerksam verfolgt hat, konnte ja wohl, so meine ich, feststellen, daß sehr oft die sicherheitspolitische Argumentation mit der deutschlandpolitischen verknüpft war, und dies nicht nur hier im Hause, sondern auch in der Friedensbewegung. Dabei sind oft Ziele formuliert worden, die es — vielleicht mit einigen Abweichungen — bereits in den 50er Jahren gegeben hat, Ziele, die in ihrer Formulierung aber auch erkennen ließen, daß sie ohne Kenntnis der historischen Entwicklungen und Grundlagen und ohne Einbeziehung der daraus zu begründenden Realität neu formuliert wurden.
    Ich glaube, da muß ein Schwerpunkt unserer Politik in dem Bereich, den wir jetzt gerade behandeln, gesehen werden. Wir müssen zumal der Jugend die Zusammenhänge und die historische Entwicklung vermitteln, damit auch in der Zukunft Gefährdungen durch realitätsferne Zielvorstellungen in einer Politik vermieden werden, die wir, Herr Kollege Schneider, weder den extremen Rechten noch den extremen Linken überlassen werden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Es geht darum, daß das Bewußtsein von der offenen deutschen Frage wachbleibt. Dies gilt auch gegenüber unseren westlichen Partnerländern, in denen es ja wohl in den letzten Monaten einige verwunderte bis skeptische Fragen danach gab, ob diese sicherheitspolitische Diskussion aus Anlaß der Nachrüstung nicht am Rande Tendenzen erkennen lasse, die weniger bündnispolitische als nationale oder gar nationalistische Interessen verfolgte.
    Auch gegenüber unseren Partnern und Nachbarn wird es notwendig sein, klarer als bisher unsere Situation und unsere Ziele deutlich zu machen. Unsere westlichen Nachbarn müssen wissen, daß nach wie vor die Überwindung der deutschen Teilung unser Ziel ist und bleibt, daß aber weder der Weg dahin noch ein solches erreichtes Ziel selbst zu einer Loslösung von unseren europäischen Nachbarn oder von unseren Partnern auf der anderen Seite des Atlantik führt

    (Zustimmung des Abg. Lintner [CDU/ CSU])

    und daß eben unsere Gemeinsamkeit mit diesen Partnern Voraussetzung dafür ist, daß wir dieses Ziel tatsächlich erreichen können.
    Ich sage dies in bezug auf unsere Partner auch mit einem Rückblick auf die Vorgänge beim Besuch der griechischen Delegation in Berlin. Ich würde auch dieser Delegation sagen, daß es in einer Stadt, in der einst Papandreou, als er unter einem diktatorischen Regime in Griechenland lebte, die Möglichkeit hatte, von dieser Stadt aus — und zwar über den „Sender Freies Berlin", nicht über den Staatsfunk der DDR — seine Meinung der Welt vorzutragen, wohl auch um unsere berechtigte Forderung geht, daß deutsche Realität auch bei unseren Partnern und Nachbarn zur Kenntnis genommen wird.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wenn die Frau Präsidentin mir noch einige wenige abschließende Bemerkungen gestattet, wäre ich ihr sehr verbunden.
    Im vorgelegten Einzelplan 27 wird bei einem Vergleich mit den Vorjahren die kontinuierliche Fortsetzung einer Politik deutlich, die wir — ich spreche hier als Mitglied der Freien Demokratischen Partei — von Anfang an mitbegründet, mitgestaltet und getragen haben. Es wäre mehr als eine freundliche Geste gewesen; Herr Kollege Heimann, wenn dieser Einzelplan mit den Stimmen aller Fraktionen dieses Hauses hätte angenommen werden können.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Denken Sie daran, wieviele Erwartungen von einzelnen und Familien und von der Bevölkerung, den Bürgern der DDR, an diese Politik geknüpft werden, die hier ihre haushaltsrechtliche Basis finden soll. Deswegen sage ich Ihnen, Herr Minister: Wir werden Ihrem Einzelplan zustimmen. Sie mögen aus dieser Zustimmung auch die Bereitschaft erkennen, auch in der Zukunft unsere gemeinsame Politik mit Ihnen zu tragen.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)