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ID1004215900

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    Plenarprotokoll 10/42 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 42. Sitzung Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 2865A Begrüßung des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für das Flüchtlingswesen, Poul Hartling 2955 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 6. Dezember 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über den Bau einer Straßenbrücke über den Rhein zwischen Sasbach und Marckoldsheim — Drucksache 10/252 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 10/688 — 2865 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Zweiten Protokoll vom 17. Februar 1983 zur Änderung und Ergänzung des Abkommens vom 22. April 1966 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Japan zur Vermeidung der Doppelbesteuerung bei den Steuern vom Einkommen und bei einigen anderen Steuern — Drucksache 10/461 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/694 — 2865 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Feuerschutzsteuergesetzes — Drucksache 10/556 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/714 — 2865 D Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt — Drucksachen 10/631, 10/659 — . . . . 2866 A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag — Drucksachen 10/632, 10/659 — Conradi SPD 2866 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 2867 C Seiters CDU/CSU 2868 B Einzelplan 03 Bundesrat — Drucksachen 10/633, 10/659 — . . . . 2868 D Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/636, 10/659 — und Art. 23, 24, 24a, 25 und 25a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/656, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksache 10/654 — Kühbacher SPD 2869 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 2872 D Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE 2878 A Dr. Hirsch FDP 2881 D Dr. Schmude SPD 2885 C Dr. Laufs CDU/CSU 2889A Schäfer (Offenburg) SPD 2893 B Baum FDP 2896 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 2898 D Namentliche Abstimmung 2904 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/637, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/646, 10/659 — Helmrich CDU/CSU 2906 C Schmidt (München) SPD 2908 D Kleinert (Hannover) FDP 2911 B Schily GRÜNE 2912 C Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 2914 B Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/642, 10/659 — Hoffmann (Saarbrücken) SPD 2916 C Metz CDU/CSU 2920 B Drabiniok GRÜNE 2922 C Hoffie FDP 2924 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 2926 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksachen 10/643, 10/659 — Dr. Friedmann CDU/CSU 2928 B Paterna SPD 2930 B Hoffie FDP 2933 B Frau Reetz GRÜNE 2934 D Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 2936 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/649, 10/659 — und Art. 26 a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Müntefering SPD 2939 B Echternach CDU/CSU 2942 A Sauermilch GRÜNE 2944 D Gattermann FDP 2946 D Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 2948 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie — Drucksachen 10/651, 10/659 — Dr. Stavenhagen CDU/CSU 2952 C Vosen SPD 2955 B Dr.-Ing. Laermann FDP 2958 D Frau Dr. Bard GRÜNE 2961 A Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 2962 D Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft — Drucksachen 10/652, 10/659 — Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 III und Art. 22 des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Vogelsang SPD 2966 B Dr. Rose CDU/CSU 2968 B Dr. Jannsen GRÜNE 2971 B Neuhausen FDP 2972 C Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW 2974 C Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksachen 10/648, 10/659 — Brück SPD 2977 C Schröder (Lüneburg) CDU/CSU 2980 C Frau Gottwald GRÜNE 2983 B Frau Seiler-Albring FDP 2985 B Dr. Hauchler SPD 2987 D Dr. Pinger CDU/CSU 2991 A Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 2993 B Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen — Drucksachen 10/650, 10/659 — Heimann SPD 2997 B Stiegler SPD 2999 B Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 3000 C Schneider (Berlin) GRÜNE 3003 A Ronneburger FDP 3005 A Windelen, Bundesminister BMB . . . 3006 D Nächste Sitzung 3008 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3008 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2865 42. Sitzung Bonn, den 6. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Schlaga 6. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. Schreiner 9. 12. Voigt (Frankfurt) ** 6. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. Dr. Wörner 6. 12. ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus Rose


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich mache heute abend eine neue, lustige Erfahrung, nämlich erstmals, und zwar durchaus als Haushaltsberichterstatter, aber nicht von der Opposition, sondern von der Regierungsfraktion aus, einem Kollegen der Sozialdemokraten antworten zu können.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Das soll lange so bleiben!)

    Ich freue mich auf lange Jahre dieser Tätigkeit und nehme damit auf, was Herr Kollege Kittelmann gesagt hat.
    Ich bin zweitens auch dankbar, daß wenigstens der Kollege Vogelsang bereit war, was seine Kollegen nicht so gerne machen, zuzugeben, daß wir in einer Zeit notwendiger Konsolidierungen sind, was j a nur heißen kann, daß Ihre Regierung vorher einen solchen Zustand verursacht hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren, wir müssen uns wegen der Konsolidierung auch Gedanken darüber machen, wie wir, egal, in welchem Haushalt, sei es im Einzelplan 31, sei es aber natürlich insgesamt, am besten sparen können.

    (Kühbacher [SPD]: Einzelplan 14!)

    — Lieber Kollege Kühbacher, wenn Sie bereits beim Einzelplan 40 angekommen sind, dann — —

    (Kühbacher [SPD]: Einzelplan 14!)

    — 14? Entschuldigung, dann habe ich falsch verstanden. Dann nehme ich das, was ich sagen wollte, wieder zurück.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Wir sind bei Einzelplan 31 zur spiegelbildlichen Entwicklung dessen gekommen, was Auftrag der Wähler im März dieses Jahres war, nämlich die Jugend dazu zu führen und unsere gesamte Bevölkerung dazu aufzufordern, mehr Eigeninitiative, mehr Eigenverantwortung zu entwickeln.

    (Oh-Rufe von der SPD)

    Wir müssen den Konsolidierungskurs und damit das verantwortliche Umgehen mit Steuergeldern immer wieder betonen.

    (Zuruf von der SPD: Mehr soziale Gerechtigkeit!)

    Wir müssen damit auch die Zukunftsperspektiven in unserem Staat als einem hochentwickelten Industriestaat sehen und damit auch diese Form der Zukunftsgestaltung wieder mehr an alle heranführen, und wir müssen — das gehört gerade zum Einzelplan 31, Bildung und Wissenschaft — auch und ganz besonders die Zukunftschancen der jungen Generation, aber im Hinblick auf einen Staat, der uns wirklich Zukunft bietet, in unsere Überlegungen mit einbeziehen und damit den Haushalt des Einzelplans 31 auch so entwickeln.

    (Kühbacher [SPD]: Ein bildungspolitisches Rückzugsgefecht!)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch von der sozialdemokratischen Seite, die Sie im Haushaltsausschuß gar nicht so böse sind, wie Sie jetzt dazwischenrufen: Sie haben viele Dinge mitgetragen, auch nicht bloß im Einzelplan 31, sondern Sie haben es insgesamt aus der Notwendigkeit und aus der Überlegung heraus mitgetragen, daß wir gemeinsam zu besseren Ergebnissen in der Zukunft kommen müssen.
    Der Vorwurf, das wäre ein großer Kungelhaufen, kann überhaupt nicht stimmen, denn ich nehme nicht an, Herr Kollege Kuhlwein, daß Sie Ihre eigenen Kollegen als Kungelbrüder bezeichnen. Für uns sind sie im Haushaltsausschuß sehr angesehene Kollegen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie Beifall bei der SPD)

    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2969
    Dr. Rose
    Sie haben auch mitgearbeitet, um uns insgesamt zu einem guten Ergebnis für die Regierung zu verhelfen.
    Beim Einzelplan 31 — ich darf den in wenigen Punkten streifen in Erwiderung auch auf das, was Kollege Vogelsang schon angeführt hat — waren wir in Konsequenz dessen, was wir als Wählerauftrag gesehen haben, besonders bemüht, das Steuergeld sinnvoll zu verwenden. Da sind halt diese 600 Millionen DM an Sparmaßnahmen herausgekommen. Das ist aber eine Entwicklung, die wir im letzten Jahr eingeleitet haben.
    Es ist zweifellos mehr Freiraum für die kommenden Jahre vorhanden, wenn z. B. beim BAföG im Jahre 1984 bloß noch 1,55 Milliarden DM bezahlt werden müssen, nachdem wir früher eine ständige Hochentwicklung hatten und dabei auch viele, viele Schüler und Studierende waren, die nur deshalb zur Schule und Hochschule gegangen sind, weil sie BAföG beziehen konnten.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Der Kollege Vogelsang hat erwähnt, daß 1,2 Millionen Studenten an den Hochschulen seien und deshalb mehr BAföG gezahlt werden müsse. Wenn wir mehr BAföG bezahlen, hätten wir bald zwei Millionen, vielleicht sogar drei Millionen Studenten und vielleicht auch Leute, die noch mit 35 Jahren studieren. Das kann doch nicht die richtige Entwicklung sein.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir sind der Meinung, daß der Weg richtig eingeleitet ist, daß wir zwar auch Studenten an den Hochschulen, aber mehr noch den beruflichen Bildungsweg an die Spitze gestellt haben.

    (Kühbacher [SPD]: Die Hauptschule muß wieder zur Hauptschule werden!)

    — Herr Kollege Kühbacher, Sie können mich gar nicht provozieren.

    (Kühbacher [SPD]: Leider!)

    Das wird Ihnen heute abend nicht gelingen.
    Vor allen Dingen wurden damit Entwicklungen eingeleitet, von denen wir in der Zukunft sagen können, daß es unserer modernen Industriegesellschaft wirklich gerecht wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine lieben Kollegen, dazu gehört z. B., daß bei den Modellversuchen — sehr zu Ihrem Unwillen, aber in konsequenter Fortführung unserer Politik der letzten Jahre — Kürzungen eingetreten sind, weil wir erstens als Verantwortlicher für das, was mit Steuergeldern zu tun hat — ich muß noch einmal darauf verweisen, daß auch der Bundesrechnungshof dieser Meinung war — Geld sparen mußten, was vorher entgegen den Bestimmungen der Bund-Länder-Vereinbarungen ausgegeben wurde, und weil wir zweitens keine pseudowissenschaftlichen Modellversuche mehr haben wollen. Damit sind mehr oder weniger nur irgendwelche Wissenschaftler unterstützt worden, damit sie selber etwas verdienen konnten, aber es ist nichts in die Zukunft unserer Jugend investiert worden.

    (Kuhlwein [SPD]: Woher wissen Sie denn das überhaupt?)

    Ich begrüße es daher sehr, daß z. B. bei den Modellversuchen im Rahmen der beruflichen Bildung in der Zukunft mehr die Blickrichtung auf die Einführung der Mikroelektronik und aller Folgetechnologien gerichtet wird. Wenn Sie vorher in den verschiedenen Aussprachen zu den anderen Einzelplänen darunter zu leiden begonnen haben, daß wir moderne Technologien haben, die Sie am liebsten wieder abschaffen möchten

    (Zuruf von der SPD: Wer sagt denn das?)

    — das klang vorhin ziemlich deutlich heraus —, dann kann ich Ihnen nur sagen: Wenn Sie aus lauter Angst vor der Zukunft und vor diesen neuen Technologien den Rückschritt wollen, werden Sie die Zukunft mit Sicherheit nicht meistern.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir brauchen dazu auch den Austausch von Fachkräften der beruflichen Bildung mit verschiedenen Ländern draußen. Wer vorhin die Nachrichten vom Scheitern des Gipfels auf europäischer Ebene gehört hat, weiß, daß diese Verbindung mit anderen Ländern notwendig ist. Wir wollen deshalb auch in dieser Richtung weiterarbeiten und sind sicher, daß wir dabei die Unterstützung der Öffentlichkeit haben.
    Meine verehrten Damen und Herren, in der Vergangenheit haben die Bildungspolitiker unter Ihrer Verantwortung stolz mehr Abitur, mehr in die Hochschulen hinein und mehr in all das, was mit der allgemeinen Bildung zu tun hatte, gefordert. Und wir sind eben jetzt angetreten, um diesen fatalen Irrtum zu korrigieren.

    (Zuruf des Abg. Kühbacher [SPD])

    Es ist in der Zukunft wieder mehr offenes Angebot an die junge Generation notwendig, entsprechend ihren Fähigkeiten. Es soll nicht jeder unbedingt auf die Hochschule gehen nach der berühmten Forderung „Wir brauchen mehr Abiturienten und mehr Hochschüler",

    (Dr. Jannsen [GRÜNE]: Das ist ja noch lang nicht so!)

    sondern das soll von den Fähigkeiten und auch den Chancen abhängen, die hinterher bestehen.

    (Daweke [CDU/CSU]: Sehr richtig! — Zurufe von der CDU/CSU)

    Es hat uns überhaupt nichts geholfen, eine Schwemme arbeitsloser Akademiker zu bekommen.
    Wir sehen deshalb die Gleichwertigkeit der beruflichen Bildung mit der allgemeinen Bildung. Die Überbetonung dessen, was früher unter Ihrer Verantwortung gegolten hat, muß endgültig zu Ende sein.
    Trotzdem ist gerade der Hochschulsektor — Frau Minister Wilms wird sicher noch mehr darauf eingehen — ein wichtiger Pfeiler der Bildungspolitik
    2970 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983
    Dr. Rose
    der 80er und vor allem der 90er Jahre. Er wird dieser Pfeiler auch bleiben, gerade von den Haushaltszahlen her. Wir haben im Haushaltsausschuß die Vorschläge der Regierung dankbar aufgenommen, die Mittel für die Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau schon 1983 um 230 Millionen gegenüber 1982 zu erhöhen. Und das der Finanzplan der neuen Bundesregierung bis 1987 höhere Mittel im Ausbau vorsieht, als es unter der alten SPD-Regierung der Fall war, sollte der Vollständigkeit halber ebenfalls gesagt werden. Wir sehen durchaus die Notwendigkeit des Ausbaus und vor allen Dingen einer vernünftigen Ausgestaltung des Hochschulwesens. Das heißt aber nicht, daß es zu immer größeren Massenuniversitäten kommen muß.
    Wir sehen den Schwerpunkt im Haushalt weiterhin bei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses — das Heisenberg-Programm wird ebenso fortgeführt —

    (Zuruf des Abg. Zander [SPD])

    wie in verschiedenen anderen Problembereichen. Nicht im Bereich der Graduiertenförderung! Das wollte ja Ihre Regierung, Herr Zander, auslaufen lassen. Sie haben es im Haushaltsausschuß ja auch bestätigt.

    (Zuruf des Abg. Zander [SPD])

    Wir denken an die Promotionsförderung und andere Maßnahmen, die besonders Stiftungen durchführen. Ich glaube, wir können uns auch hiermit durchaus sehen lassen. Unsere Schwerpunktaufgabe wird sein, die Ausbildungschancen für die jungen Menschen besonders in der beruflichen Bildung zu fördern.

    (Daweke [CDU/CSU]: Sehr richtig! — Zuruf des Abg. Zander [SPD])

    Ich will hier nicht die alte Polemik, die Sie das ganze Jahr 1983 hindurch gemacht haben, aufwärmen; daß der Kanzler 30 000 Ausbildungsplätze mehr versprochen hat.

    (Westphal [SPD]: Jedem! — Zuruf des Abg. Zander [SPD])

    Er ist nämlich von den Tatsachen bestätigt worden, daß es zu einer großartigen Steigerung der Ausbildungsplatzzahlen gekommen ist. Es sind mehr Ausbildungsplätze, als es jemals vorher gegeben hat. Es sind auch 40 000 mehr als im Jahr 1982.

    (Zander [SPD]: Aber 50 000 zu wenig!)

    Und da möchte ich all denen danken, die nicht Polemik bevorzugt, sondern appelliert und selber dazu beigetragen haben, diese zusätzlichen Ausbildungsstellen zu bekommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die SPD meint, in der nach ihrer Meinung bewährten Weise fortfahren und jetzt bereits ein neues Gespenst an die Wand malen zu müssen. Im Jahr 1983 hat Ihre Argumentation nichts gebracht. Jetzt kommen Sie mit dem Jahr 1984 daher und reden von den 740 000, die fehlen — ich sage das, damit ich nicht denselben Fehler wie Herr Vogelsang mache —, als stände damit schon wieder etwas Neues ins Haus,

    (Zuruf des Abg. Zander [SPD])

    was nicht bewältigt werden kann.
    Liebe Kollegen — und ich sage das auch mit Blick auf die CDU/CSU und die FDP-Freunde —, wir nehmen alle diese gefährlichen Entwicklungen des Jahres 1984 auf dem Ausbildungsstellensektor sehr ernst. Natürlich kann man zusammenzählen. Aber man wird zu den 740 000, vielleicht sogar 750 000 Stellen kommen, die besetzt werden müssen.
    Nur, wir müssen uns fragen, wer hier helfen kann. Da kann wiederum nicht die Opposition helfen,

    (Zuruf des Abg. Zander [SPD])

    indem sie nur dreinruft und Polemik betreibt. Sondern helfen können nur Industrie, Handel und Handwerk, also die Bereiche, die uns schon 1983 besonders zur Seite gesprungen sind. Daß sie in ihren Ressourcen fast schon erschöpft sind, zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen, ist klar.
    Aber es gehört auch dazu, daß uns z. B. die Gewerkschaften unterstützen

    (Daweke [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    und endlich einmal einsehen, daß die notwendige Aufgabe des Wegfalls verschiedener ausbildungshemmender Vorschriften nichts mit einem Rückfall in der Arbeitsschutzgesetzgebung bei den Jugendlichen zu tun hat,

    (Zuruf des Abg. Hoffmann [Saarbrücken] [SPD])

    sondern mit einer Öffnung für Ausbildungsplätze, die damit auch einer größeren Bevölkerungsschicht, unserer jungen Generation, helfen kann. Wenn Sie ein bißchen mehr von dieser Entwicklung verstünden, meine verehrten Kollegen der Sozialdemokratie,

    (Daweke [CDU/CSU]: Sie sollen selber einmal ausbilden!)

    dann würden Sie sehen, daß wir z. B. bei der Bäckerausbildung durchaus eine Allianz von Handwerk und Gewerkschaften haben. Sie bräuchten sich nur sachkundig machen, dann würden Sie sehen, daß das alles nur komische Aussagen von Ihnen sind, die von den Tatsachen nicht bestätigt werden.
    Meine Damen und Herren, wir haben von der CDU/CSU-Fraktion all das, was die Bundesregierung vorgeschlagen hat, um weitere Ausbildungsplätze zu schaffen — sei es das Benachteiligtenprogramm, sei es aber auch das einmalige Sonderprogramm — mitgetragen, wohlbewußt, daß zwar die Haushaltsmittel nicht reichlich fließen, daß man aber im Interesse der jungen Generation Anstrengungen unternehmen muß. Wir haben all das getan, was notwendig war. Es wird im Jahre 1984 und in den Folgejahren in dieser verantwortungsvollen Weise sicher weitergearbeitet.
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2971
    Dr. Rose
    Es ist deshalb nicht einzusehen, daß der SPD jetzt auf der Drucksache 10/750 eine neue Ansatzerhöhung beim Benachteiligtenprogramm von 100 Millionen DM einfällt. Da kann man nur sagen: Das fällt Ihnen reichlich spät ein. Herr Vogelsang, Sie haben zwar vorhin gemeint, wir hätten in die Regierung gedrängelt. Wir haben nicht gedrängelt, sondern es war wirklich höchste Zeit, daß Sie aus der Regierung entfernt wurden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wir sehen auch hier, daß mit dem Benachteiligtenprogramm und dem einmaligen Sonderprogramm speziell bei benachteiligten Regionen, strukturschwachen Regionen, wertvolle Hilfen gegeben werden können.
    Ich möchte sagen, es bedarf weiterhin vieler Anstrengungen. Wir brauchen vor allem eine Wirtschaftsgesundung. Die Erfolgsmeldungen, die sich jetzt besonders beim Mittelstand, beim Handwerk, abzeichnen, zeigen, daß das Konjunkturbarometer nach oben geht. So können auch wieder neue Existenzen gegründet werden, und damit bestehen auch Möglichkeiten für zusätzliche Ausbildungsplätze. Die Regierung ist auch mit der Regelung der Vorruhestandsfragen auf dem richtigen Wege. Die freiwerdenden Arbeitsplätze werden auch wieder Jugendlichen zugute kommen.
    Ich möchte deshalb für die CDU/CSU-Fraktion die Zustimmung zum Einzelplan 31 bekanntgeben und dabei den besonderen Dank an die mutige Frau Minister Dr. Wilms aussprechen,

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    die es verstanden hat, trotz einer ungünstigen finanziellen Entwicklung in ihrer Aufgabe voll zu bestehen und der jungen Generation auch in der Zukunft zu helfen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Richard Wurbs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Jannsen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gert Jannsen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist schon erstaunlich, was uns hier von einem Haushaltsexperten angeboten worden ist, der von Bildung offensichtlich nicht allzuviel Ahnung hat, obwohl er Studienrat ist.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD — Daweke [CDU/CSU]: Das ist vermessen, Herr Professor!)

    Die Haushaltspolitik im Einzelplan 31 ist nicht nur, wie Herr Vogelsang schon dargestellt hat, eine Schrumpfungspolitik, sondern diese Haushaltspolitik ist eine Umschichtungspolitik. Diese Umschichtung im Haushalt des Jahres 1984 wird — es tut mir leid, daß ich das sagen muß — darauf hinauslaufen, daß genau das geschieht, was auch Herr Rose nicht wollte, nämlich daß 2 Millionen Studenten — Herr Vogelsang sprach zwar von 1,2 Millionen — auf keinen Fall an die Universitäten kommen. Ich glaube vielmehr, er will, daß auch nicht die 1,2 Millionen an die Universitäten kommen. Das ist j a schon hinreichend abgesichert durch Entscheidungen aus dem vorigen Jahr, und es ist weiterhin durch Entscheidungen aus diesem Jahr abgesichert; man denke nur an den Erlaß, der zur Regelung des Erlassens von Teildarlehen herausgegeben worden ist, der ja keine andere Bedeutung und Funktion haben wird, als diejenigen auszusortieren, die möglichst angepaßt, flott und schnell studieren.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Was das für einen Sinn machen kann, ist mir bei der Äußerung von Herrn Riesenhuber vorhin klargeworden, daß man im Rahmen der naturwissenschaftlichen Forschung, insbesondere der Genforschung, darauf hinwirken müsse, die Risiken zu beherrschen. Risiken bei so gefährlichen Forschungs- und Labortechnologien und auch Arbeitstechnologien zu beherrschen, bedeutet, eine bestimmte, kleine, angepaßte, sehr konsequente Gruppe auszubilden, die diese Risiken dann auch beherrschen kann. Die Betonung liegt dabei auf einer kleinen Gruppe, denn vermassen kann man eine solche Technologie wegen ihrer Gefahren nicht. Zu diesem Zweck wird ausgebildet werden.
    Das, was wir ursprünglich einmal hatten und was, soviel ich weiß, von fast allen Bildungspolitikern in der Bundesrepublik gefordert wird, nämlich das soziale Recht auf Bildung und Ausbildung, bleibt vor der Tür. Das ist ja auch kein Wunder, wenn man sich darüber klar wird, daß in beiden Regierungserklärungen von Bundeskanzler Kohl das Wort „Bildung" nur einmal auftaucht, und da im Zusammenhang mit Bildung von Eigenkapital.

    (Heiterkeit und Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Da wundert es weiter nicht, daß im Bereich der Bildungspolitik nicht mehr herausgekommen ist.
    Wenn bezüglich der Berufsbildung gesagt wird: Wir tragen das Programm der CDU mit, wir tragen das Sonderprogramm vom 4. Oktober mit, dann ist das haushaltstechnisch überhaupt kein Problem, da der Antrag bereits bei seiner Einbringung durch eine Ausgabenkürzung in einem anderen Haushaltstitel, der ebenfalls den Jugendlichen zugute kommen sollte, abgesichert war. Das habe ich bereits vor Wochen von dieser Stelle aus erklärt.

    (Daweke [CDU/CSU]: Es ist immer gut, wenn man sich selbst zitieren kann!)

    Herr Rose, es ist also kein Kunststück, dieses Programm im Rahmen der Entscheidungen über den Haushalt 1984 mitzutragen. Das Problem, das für die Jugendlichen unter dem Strich weder zusätzliches Geld noch zusätzliche Arbeits- und Ausbildungsplätze herauskommen, ist damit überhaupt nicht beseitigt. Dieses Problem bleibt.
    Die Fixierung auf das duale System — da muß ich leider unken, obwohl Sie es nicht mögen, wenn wir das tun — wird im Jahre 1984 zu ungeheuren Problemen führen. Die Kürzungen im Bereich der überbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen werden sehr wahrscheinlich Schwierigkeiten für diese Regierung und die CDU im weiteren Verlauf der Entwicklung in der Berufsausbildung mit sich bringen.
    2972 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983
    Dr. Jannsen
    Ich halte es für ausgesprochen problematisch, daß hier nicht einmal mehr Perspektiven — weder inhaltlicher noch formaler Art — für das Jahr 1984 diskutiert werden sollen. Wenn man daran denkt, was im Jahre 1984 geschehen könnte — ich habe heute morgen gehört, man müsse sich auf den schlimmsten Fall einrichten —, dann wird klar, daß die CDU und die Regierung die Augen vor den Zahlen des nächsten Jahres und die Ohren vor denen verschließt, die darauf hinweisen.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Ich möchte darüber hinaus auf das verweisen, was Herr Rose hier verbal eingebracht hat — Taten folgen nicht —: mehr Initiative, mehr Eigenverantwortung bei den Jugendlichen. — Das hätte ich auch gerne, das habe ich auch schon gefunden; ich habe nur keine Unterstützung von seiten Ihrer Fraktion bei den Haushaltsberatungen gefunden. Wir haben in mehreren Ausschüssen — unter anderem im Bildungsausschuß — einen Antrag eingebracht, der die Unterstützung eines Initiativenfonds für alternative Ausbildungsstätten von Ausbildungsorganisationen und Ausbildungsgruppen vorsieht.

    (Daweke [CDU/CSU]: Das hätten Sie gern! Unterstützen Sie sie doch aus Ihrer Fraktionskasse!)

    Die CDU/CSU hat diesen Antrag zusammen mit der FDP im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft praktisch kommentarlos abgelehnt. Von Eigeninitiative von Jugendlichen, die ja nicht ganz umsonst sein kann — sie müssen von irgend etwas leben —, ist da nicht die Rede.
    Ein letzter Punkt in diesem Zusammenhang: Wir werden den Antrag der SPD unterstützen, weil er uns immerhin Möglichkeiten offenbart, in einzelnen Bereichen des Benachteiligtenprogramms diese Form von Ausbildung unterbringen zu können.
    Was der CDU/CSU, der FDP und der Regierung im Zusammenhang mit der Hochschule und mit der wissenschaftlichen Weiterbildung einfällt, habe ich vorhin bereits anzudeuten versucht. Das, was einer allgemeinen wissenschaftlichen Weiterbildung zugute kommen könnte, was mal über die Graduiertenförderung geleistet worden ist, wird jetzt nicht geleistet. Was aber einer speziellen, mit besonderen Kriterien durchgeführten Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses zugute kommen soll, wird ab 1984 besonders gestärkt. Ich bin mir nicht klar, welche Kriterien die einzelnen von der Bundesregierung und — wenn das hier so beschlossen wird — vom Bundestag bezuschußten Stipendienvergabeorganisationen an die anlegen werden, die diese Stipendien beantragen. Das herauszufinden, sollte man vielleicht einmal versuchen. Vergleichbar miteinander sind sie auf jeden Fall nicht. Es wird möglicherweise ein ähnliches Durcheinander geben wie beim Schüler-BAföG, wo die Länder ganz Unterschiedliches vorhaben.
    Einen letzten Punkt muß ich hier ansprechen. Das ist der Umgang dieser Regierung mit den ausländischen Studierenden. Es ist bekanntgeworden, daß vor etwa einem Dreivierteljahr, fast einem Jahr, für ausländische Studierende, die sich um einen Studienplatz in der Bundesrepublik bewerben bzw. ihn bereits zugeteilt bekommen haben, die Regelungen für die Einreise so verschärft worden sind, daß sie auf Grund der Bedingungen bundesrepublikanischer Zulassungsverfahren gar nicht mehr in der Lage sind, diese Möglichkeit wahrzunehmen. Ein Rückgang der Studentenzahlen ist bereits für das Sommersemester verzeichnet worden. Und dies betrifft im wesentlichen — und so ist es auch gemeint, behaupte ich jetzt einmal — die Studenten, die aus Ländern der Dritten Welt hierher kommen, weil für die besondere Regelungen zur Einreise in die Bundesrepublik existieren und weil für die die Wege, insbesondere die Postwege, so lang sind, daß sie nicht in der Lage sind, auf postalischem Weg ihre Einschreibung an einer deutschen Hochschule vorzunehmen. Diese Regelung muß meines Erachtens schleunigst aufgehoben werden; denn sonst wäre das, was an Entwicklungshilfe wenigstens auf diesem Gebiet des Transfers von Wissen und Technologien möglich wäre, in absehbarer Zeit nicht mehr drin. Ich fordere die Regierung, Außenminister und Bildungsminister, auf, diese Regelung zurückzunehmen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)