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ID1004204900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/42 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 42. Sitzung Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 2865A Begrüßung des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für das Flüchtlingswesen, Poul Hartling 2955 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 6. Dezember 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über den Bau einer Straßenbrücke über den Rhein zwischen Sasbach und Marckoldsheim — Drucksache 10/252 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 10/688 — 2865 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Zweiten Protokoll vom 17. Februar 1983 zur Änderung und Ergänzung des Abkommens vom 22. April 1966 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Japan zur Vermeidung der Doppelbesteuerung bei den Steuern vom Einkommen und bei einigen anderen Steuern — Drucksache 10/461 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/694 — 2865 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Feuerschutzsteuergesetzes — Drucksache 10/556 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/714 — 2865 D Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt — Drucksachen 10/631, 10/659 — . . . . 2866 A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag — Drucksachen 10/632, 10/659 — Conradi SPD 2866 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 2867 C Seiters CDU/CSU 2868 B Einzelplan 03 Bundesrat — Drucksachen 10/633, 10/659 — . . . . 2868 D Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/636, 10/659 — und Art. 23, 24, 24a, 25 und 25a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/656, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksache 10/654 — Kühbacher SPD 2869 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 2872 D Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE 2878 A Dr. Hirsch FDP 2881 D Dr. Schmude SPD 2885 C Dr. Laufs CDU/CSU 2889A Schäfer (Offenburg) SPD 2893 B Baum FDP 2896 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 2898 D Namentliche Abstimmung 2904 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/637, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/646, 10/659 — Helmrich CDU/CSU 2906 C Schmidt (München) SPD 2908 D Kleinert (Hannover) FDP 2911 B Schily GRÜNE 2912 C Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 2914 B Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/642, 10/659 — Hoffmann (Saarbrücken) SPD 2916 C Metz CDU/CSU 2920 B Drabiniok GRÜNE 2922 C Hoffie FDP 2924 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 2926 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksachen 10/643, 10/659 — Dr. Friedmann CDU/CSU 2928 B Paterna SPD 2930 B Hoffie FDP 2933 B Frau Reetz GRÜNE 2934 D Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 2936 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/649, 10/659 — und Art. 26 a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Müntefering SPD 2939 B Echternach CDU/CSU 2942 A Sauermilch GRÜNE 2944 D Gattermann FDP 2946 D Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 2948 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie — Drucksachen 10/651, 10/659 — Dr. Stavenhagen CDU/CSU 2952 C Vosen SPD 2955 B Dr.-Ing. Laermann FDP 2958 D Frau Dr. Bard GRÜNE 2961 A Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 2962 D Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft — Drucksachen 10/652, 10/659 — Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 III und Art. 22 des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Vogelsang SPD 2966 B Dr. Rose CDU/CSU 2968 B Dr. Jannsen GRÜNE 2971 B Neuhausen FDP 2972 C Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW 2974 C Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksachen 10/648, 10/659 — Brück SPD 2977 C Schröder (Lüneburg) CDU/CSU 2980 C Frau Gottwald GRÜNE 2983 B Frau Seiler-Albring FDP 2985 B Dr. Hauchler SPD 2987 D Dr. Pinger CDU/CSU 2991 A Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 2993 B Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen — Drucksachen 10/650, 10/659 — Heimann SPD 2997 B Stiegler SPD 2999 B Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 3000 C Schneider (Berlin) GRÜNE 3003 A Ronneburger FDP 3005 A Windelen, Bundesminister BMB . . . 3006 D Nächste Sitzung 3008 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3008 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2865 42. Sitzung Bonn, den 6. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Schlaga 6. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. Schreiner 9. 12. Voigt (Frankfurt) ** 6. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. Dr. Wörner 6. 12. ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gerhart Rudolf Baum


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Schäfer, ich glaube, bei allen Meinungsverschiedenheiten, die in diesem Hause in Sachen der Innen- und Rechtspolitik auch in der früheren Koalition aufgetreten sind und auch heute in der jetzigen Koalition auftreten — es ist doch gar nichts Verwerfliches, daß unterschiedliche Parteien unterschiedliche Meinungen haben —,

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    sollten wir eines nicht tun, wir sollten uns nicht gegenseitig den Willen absprechen, gemeinsam in diesem Parlament den freiheitlichen Rechtsstaat zu verteidigen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Es ist auch nicht so, Herr Kollege Schäfer, daß wir die Debatte über die Friedenssicherung abbrechen wollen. Ganz im Gegenteil. Es ist meines Er-
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2897
    Baum
    achtens wichtig, daß der Außenminister gerade jetzt eine neue Initiative zur Entspannungspolitik unternommen hat, weil wir eben davon ausgehen, daß der Friede letztlich nicht durch Waffen, sondern durch eine friedenssichernde Politik gesichert werden muß.

    (Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE]: Merken Sie nicht, wie paradox das ist, was Sie da tun?)

    — Warum ist das paradox?

    (Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE]: Waffen aufstellen und sich dann hinstellen und neue Gespräche zur Abrüstung anbieten!)

    — Sie kennen doch unsere Position. Sie haben eine andere Meinung hier ausgiebig zur Geltung gebracht. Wir, die Koalition, haben gemeinsam einen Weg zur Friedenssicherung vertreten, den wir für richtig halten. Wir verlangen dafür Ihren Respekt genauso, wie wir Ihnen nicht den Respekt für die Meinung absprechen, die Sie haben. Wir wollen nur deutlich machen, daß die Politik, die wir gegenüber dem Osten 1969 eingeleitet haben, jetzt fortgesetzt wird, gerade in einer schwierigen und kritischen Situation.

    (Beifall bei der FDP — Zurufe von der SPD)

    Diese Initiative des Außenministers wird auch die Beratungen im NATO-Rat in dieser Woche beschäftigen.
    Sie kritisieren uns, daß wir eine Entspannungspolitik machen. Das ist ja geradezu paradox.

    (Zurufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren, ich möchte noch ein Wort zur Ausländerpolitik sagen. Wir haben hier Meinungsverschiedenheiten. Wir haben auch in der Koalition Meinungsverschiedenheiten. Ich habe das eben schon angedeutet.
    Wir beraten zur Zeit den Datenschutz. Auch da gibt es unterschiedliche Positionen. Es ist ja auch nichts Verwunderliches, wenn sich Parteien 13 Jahre gegenübergestanden haben, die einen in der Regierung, die anderen in der Opposition, mit unterschiedlichen Programmen, daß man jetzt versuchen muß, zu Kompromissen zu kommen. Das ist nicht einfach. Das betrifft den Datenschutz, das betrifft das Demonstrationsstrafrecht, und das betrifft die Ausländerfrage. Sie kennen meine Position. Ich möchte, daß die Ausländer Rechtssicherheit haben, daß die Angst und die Unsicherheit weggenommen werden, die bei den Ausländern auch durch die öffentlichen Diskussionen entstanden sind. Ich bin der Meinung, daß wir es uns zu einfach machen, die Türken sozusagen als Sondergruppe zu behandeln, als schwer integrierbare Sondergruppe, für die besondere Maßnahmen getroffen werden müßten. Ich war mit dem Kollegen Hirsch und anderen Kollegen meiner Fraktion in der Türkei. Ich kann Ihnen sagen, die türkische Regierung und alle türkischen Gesprächspartner werden zunächst einmal darauf bestehen, daß das Freizügigkeitsabkommen, das 1986 in Kraft tritt, eingehalten wird. An dieses Abkommen, das den Zuzug der Türken in die Bundesrepublik Deutschland relativ ungehindert zuläßt, sind wir als Mitglied der EG zunächst einmal gebunden. Wenn wir das nicht wollen — und ich will es nicht im Interesse der Integration der hier Lebenden —, dann müssen wir uns überlegen, wie wir diese Debatte, die Unsicherheit und Angst erzeugt, durch klare Regelungen und Schutzrechte auch für die türkischen Mitbürger endlich beenden.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und bei der SPD)

    Das ist auch die Voraussetzung, um zu einem entspannten und offenen Miteinander mit den ausländischen Mitbürgern in diesem Land zu kommen. Da gibt es viele Versäumnisse, und da haben wir viele Fehler auf allen staatlichen Ebenen gemacht. Wir müssen endlich akzeptieren, daß 4,6 Millionen Ausländer hier leben und daß wir sie zum größten Teil angeworben haben und in unserem Land als Arbeiter aufgenommen haben.
    Wir werden uns über all diese Fragen unterhalten, z. B. über den Kindernachzug. Natürlich wollen wir auch, daß die Kinder möglichst früh kommen. Aber die Frage ist doch, ob man die Kinder durch Zwang daran hindert, zu ihren Eltern zu kommen.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und bei der SPD)

    Natürlich ist die Frage des Ehegattennachzugs ganz wichtig. Dazu wollen wir einmal die Zahlen haben: Wer heiratet eigentlich wen? Was ist das in den nächsten Jahren für ein zahlenmäßiges Problem? Wir müssen wissen, womit wir es zu tun haben, bevor wir am grünen Tisch irgendwelche Regelungen machen, die — das muß dann auch einmal gesagt werden — die außenpolitische Reputation der Bundesrepublik Deutschland betreffen.

    (Zuruf von der SPD: Das richten Sie doch an Herrn Zimmermann!)

    Wir haben darüber in der Diskussion über Herrn Hartling gesprochen.
    Ich rede hier sehr offen nach allen Seiten. Wir sind ein Parlament der offenen und freien Rede und brauchen uns nicht zu scheuen. Ich möchte Ihnen auch sagen: So einfach war das in der Ausländerfrage mit Ihnen auch nicht. Die Fraktionsvorsitzenden der SPD haben sich noch im Mai 1982 für eine Altersgrenze bei sechs Jahren mit Zwangsmaßnahmen ausgesprochen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Dem haben wir damals widersprochen. Meine Damen und Herren von der SPD, natürlich gab es bei Ihnen auch Vertreter anderer Meinungen, aber so selbstverständlich ist das nicht. Wir müssen uns zu einer gemeinsamen Position möglichst bald zusammenfinden.
    Noch ein Letztes zu den Fragen des Umweltschutzes. Sie können sich vorstellen, daß ich einigermaßen betroffen bin, wenn ich hier und in Wahlveranstaltungen immer höre, da mußte erst ein neuer Minister kommen, um das alles in die Wege zu leiten. Das ist, meine Damen und Herren, mit Verlaub gesagt, falsch. Ich habe es an dieser Stelle
    2898 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983
    Baum
    wiederholt gesagt, und ich sage das heute noch einmal. Wenn die Leute mich fragen: Warum hast du das nicht gemacht?, antworte ich ganz einfach: Weil ich nicht mehr der zuständige Minister bin. Denn Herr Zimmermann hat das, was vorbereitet war — TA Luft, Großfeuerungsanlagen-Verordnung —, in den Fristen, die vorgesehen waren, ausgeführt, und dafür hat er unsere Unterstützung, und wir anerkennen das, was er tut.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Es gab natürlich Schwierigkeiten, auch ich hatte Schwierigkeiten, in den anderen Parteien, in der Regierung, in meiner Fraktion, ich will das gar nicht leugnen. Natürlich gibt es unterschiedliche Interessen in Sachen Luftreinhaltung. Ich möchte jetzt gar nicht einzelne Ministerpräsidenten oder Landesregierungen zitieren, z. B. Herrn Strauß mit einem Brief an mich vom Mai 1982 in Sachen TA Luft, Herrn Späth, aber auch die Landesregierung Nordrhein-Westfalen. Die Situation hat sich durch das Waldsterben geändert. Das Waldsterben ist ein Augenöffner für eine ökologische Katastrophe geworden, und jetzt ist die Bereitschaft zum Handeln sehr viel größer. Ich kann den Bundesinnenminister nur ermutigen, diese günstige Situation zum Anlaß zu nehmen, diesen Prozeß des Umdenkens in Sachen Umweltschutz ganz konsequent und energisch nach vorne zu treiben.

    (Beifall bei der FDP)

    Es geht um Dinge, die wir auch in den gemeinsamen Antrag von CDU/CSU und FDP zum Umweltschutz aufgenommen haben. Da haben wir Liberalen Vorstellungen, die über das, was die Regierung will, hinausgehen. Wir sind z. B. der Meinung, daß wir eine Novellierung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes brauchen. Wir sind für einen Grundrechtsschutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das hat nicht nur deklamatorische Bedeutung, Herr Laufs, sondern es orientiert die staatlichen Gewalten — das sind die Parlamente, die Verwaltungen und die Rechtsprechung — in Richtung auf das Ziel Umweltschutz.
    Wir müssen uns selbstverantwortlich fragen, ob wir wirklich an unsere Kinder denken, ob wir wirklich den „Maßstab Natur" konsequent zu einem politischen Maßstab machen. Wir müssen uns das angesichts von Entwicklungen fragen, die uns überraschen. Jawohl, das Waldsterben hat uns überrascht, hat uns überrollt. Das Vorsorgeprinzip hat nicht funktioniert. Wir müssen uns einfach fragen: Was geschieht denn eigentlich noch in der Atmosphäre, in den Weltmeeren? Wo finden denn zur Zeit Prozesse statt, die ähnliche Schäden bewirken, von denen wir eines Tages überrollt werden?
    Das alles macht es meines Erachtens notwendig, daß wir uns doch sehr nachhaltig überlegen, wie wir unsere Formen des Wirtschaftens, des Verbrauchens an die Gegebenheiten und Notwendigkeiten der Natur anpassen. Diesen Prozeß werden wir weitertreiben.
    Im Grund bedarf es, Herr Bundesinnenminister, in dieser Wahlperiode einer deutlichen Offensive in Sachen Umweltschutz. Der Antrag, den die Koalitionsfraktionen hier vorgelegt haben, ist nicht ein Sammelsurium von Prüfaufträgen, wie Sie, Herr Kollege Ehmke von den GRÜNEN, das abgewertet haben, sondern er ist die sehr gründliche Vorbereitung für eine Offensive in Sachen Umweltschutz und Naturschutz seitens der Koalition.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Alle Prüfaufträge beziehen sich auf Zeitpunkte Anfang 1984. Im Jahr 1984 werden wir im Detail über alle diese Dinge Entscheidungen treffen. Allerdings, Herr Ehmke, wollen wir sie sehr gut überlegen. Wir wollen das Richtige tun. Schließlich kostet das alles sehr viel Geld. Wir müssen darauf achten, daß wir unsere beschränkten Mittel an der richtigen Stelle einsetzen.
    Noch eine Bemerkung. Es ist j a so, daß wir gern fast ausschließlich über bestimmte Themen diskutieren. Wir haben über die Kernenergie Monate und Jahre diskutiert. Wir diskutieren jetzt über das Waldsterben. Meine Kollegen, bitte vergessen wir nicht, daß im Bereich des Umweltschutzes eine Menge zu tun ist: in Sachen Wasser, in Sachen Landwirtschaft, in Sachen Abfall, in Sachen Schutz des Bodens — Bodenschutzprogramm — und anderes mehr. Also bitte nicht nur dieses eine Thema, sondern umfassend diskutieren!
    Wir lassen uns — das ist meine Schlußbemerkung — von den düsteren Szenarien, die wir alle kennen — „Global 2000", Club of Rome — nicht entmutigen. Sie sind aber ein Warnsignal. Wir wollen handeln. Und wir wollen uns auch nicht durch tausend Bedenken ersticken lassen. Wir wollen entscheidende Schritte vollziehen. Wir wollen, daß wir von diesem Reparaturbetrieb Umweltschutz wegkommen. Das bedeutet eine deutliche Anpassung, ein Umdenken, wahrscheinlich radikaler, als wir es bisher tun.
    Dabei hat der Bundesinnenminister unsere volle Unterstützung.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Bundesminister des Innern.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Friedrich Zimmermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte zunächst auf einige Akzente eingehen, die meine Vorredner mir gewidmet haben.
    Herr Kühbacher, da sind Sie der erste. Ihnen muß ich leider sagen: Beim Essensgeld waren die Länder führend im Kappen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Bremen!)

    Da gibt es sehr viele sozialdemokratische Beispiele, auf die die Bundesregierung hier verweisen kann. Bitte messen wir mit der gleichen Elle Bund und Länder. Und vergießen wir hier nicht, wie Sie es getan haben, Krokodilstränen nur wegen der Zumutungen für die kleinen Beamten. Wir haben hier von Ihrer Seite Vorbilder.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Bundesregierung ist angetreten, indem sie als allererste Maßnahme die Bezüge ihrer Minister
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2899
    Bundesminister Dr. Zimmermann
    und Parlamentarischen Staatssekretäre um fünf Prozent gekürzt hat. Das ist ein Jahr her. Das darf man auch einmal sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    So haben wir begonnen. Vorbilder von Ihrer Seite gab es auf diesem Sektor allerdings nicht.

    (Glos [CDU/CSU]: Das ist leider wahr!)

    Die dritte Feststellung. Der Bundesinnenminister ist noch von keinem Parteitag der CSU nach Bonn oder umgekehrt mit einer Puma geflogen. Er braucht keine Pumas, um schneller zu Parteitagen zu kommen. Er hat das nie getan und wird es auch in Zukunft nie tun.

    (Zuruf des Abg. Duve [SPD])

    — Schauen Sie bitte einmal in Ihre eigenen Reihen, wie das vorher war!

    (Kühbacher [SPD]: Und der Herr Spranger?)

    Der Bundesminister des Innern beabsichtigt keine Remilitarisierung des Bundesgrenzschutzes. Sein Vorgänger, der Bundesinnenminister Baum, hat Sonderfahrzeuge in Auftrag gegeben. Dafür war ein Zehn-Jahres-Programm vorgesehen. Der Bundesminister des Innern Friedrich Zimmermann hat dieses Programm zeitlich auf die Hälfte zusammengedrückt. Das ist alles. Ein schon beschlossenes Programm wird schneller verwirklicht.
    Herr Kühbacher, insgesamt möchte ich sagen: Das war eine Rede, die Ihrer eigentlich nicht ganz würdig war. Ihre Rede im Vorjahr war wesentlich besser.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Kollege Schmude hat beklagt, daß ich kein Gesetz vorgelegt habe. Er muß doch dankbar sein, wenn ich einen solchen Beitrag zur Entbürokratisierung leiste.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die anderen reden immer nur von Entbürokratisierung. Er hat hinzugefügt, er beklage, obwohl ich kein Gesetz vorgelegt hätte, hätte ich die Lage total verändert. Jetzt muß ich wirklich lateinisch antworten. Wissen Sie, woher das kommt, warum ich die Lage trotzdem verändert habe? — Durch den lateinischen Spruch: cogito ergo sum. So ist das.

    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Jetzt kommen die Gummiwurfgeschosse. Hier habe ich keine Ankündigungen vollzogen. Ich denke gar nicht daran, die Polizei des Bundes anders auszurüsten als die der Länder. Ich habe mir nur erlaubt vorzuschlagen, daß ich sie für Bund und Länder für richtig und notwendig halte. Die Innenministerkonferenz hat einen Prüfauftrag gegeben und wird im Januar auf ihrer nächsten Konferenz entscheiden, ob sie einen Entwicklungsauftrag geben wird, was ich annehme.
    Von dem Pamphlet, von dem die Rede war, wurden 200 000 Stück gedruckt. Die waren so unglaublich schnell vergriffen, daß wir eigentlich hätten nachdrucken müssen. So verschieden kann man das betrachten.
    Herr Kollege Jahn, wenn der Haushaltberichterstatter meiner Fraktion zu mir kommt, um mich etwas zu fragen, dann ist es absolut ungehörig, daß Sie das monieren und behaupten, ich würde mich mit irgend jemandem unterhalten, statt Ihrem Redner zuzuhören.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie wissen, daß das eine ganz billige, Ihrer unwürdige Polemik gewesen ist und sonst nichts.
    Herr Kollege Baum, jetzt muß ich zu Ihnen noch etwas sagen. Ich bitte dringend, die Freizügigkeit des Art. 12 des Assoziierungsabkommens nicht so zu interpretieren, wie Sie das tun. Das ist eine absolut limitierte Freizügigkeit. Man muß die Art. 48 bis 50 des EWG-Vertrages dazulesen. Das Überwort lautet: die Regierungen sollen sich leiten lassen. Die Türkei weiß ganz genau, daß es eine unlimitierte Freizügigkeit ab Dezember 1986 in gar keinem Falle geben kann, gleich, worüber wir uns mit ihr einigen werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, ich beginne mit den Haushaltsbegleitgesetzen. Ich weiß, daß die Angehörigen des öffentlichen Dienstes schon einen erheblichen Beitrag geleistet haben und weiterhin leiten müssen.

    (Zuruf von der SPD: Haha!)

    Wir müssen einen Ausgleich zwischen dem Zwang zur Haushaltsentlastung und den Grundpositionen unserer Dienstrechtspolitik finden. Wir sind entschlossen, den Gleichklang zwischen Besoldungsund Tarifsystem des öffentlichen Dienstes zu wahren und Beamte und Angestellte so weit wie irgend möglich gleich zu behandeln. Dieser Grundsatz der Gleichbehandlung muß Richtschnur der linearen und strukturellen Entscheidungen sein. Ich bin dankbar für die nachhaltige Unterstützung dieser Bemühungen durch die Bundesländer und den Innenausschuß des Deutschen Bundestages.
    Bei den Sparmaßnahmen im öffentlichen Dienst zeigen sich — ich sagte es schon einmal — die Grenzen der Belastbarkeit. Deswegen wende ich mich dagegen, in Zukunft weitere strukturelle Eingriffe in das Bezahlungssystem in Erwägung zu ziehen. Ich weiß, daß der öffentliche Dienst in die allgemeine Risikogemeinschaft eingebettet ist und Anspruch auf faire und gerechte Behandlung hat.
    Die Bundesregierung sagt ja zu den strukturellen Eingriffen, die Ihnen bekannt sind und zur Beschlußfassung vorliegen.

    (Zuruf von der SPD: Unerhört!)

    Sie dürfen aber nicht als Einstieg für weitergehende Einschnitte verstanden werden.
    Der öffentliche Dienst wird, meine Damen und Herren, nicht von der allgemeinen Einkommensentwicklung abgekoppelt werden. Der Beamtenschaft darf das besondere Treueverhältnis, das
    2900 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983
    Bundesminister Dr. Zimmermann
    Kampfmaßnahmen ausschließt, nicht zum Nachteil gereichen.

    (Beifall des Abg. Seiters [CDU/CSU])

    Ich wende mich deshalb entschieden gegen jene unsachliche Pauschalkritik am öffentlichen Dienst, die manchen allzu leicht über die Lippen geht oder aus der Feder fließt.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Meine Damen und Herren, auf allen Feldern der Umweltpolitik hat die Bundesregierung seit 1982 wichtige Initiativen ergriffen und außerordentliche Anstrengungen unternommen, vor allem bei der Luftreinhaltung. Die Großfeuerungsanlagen-Verordnung ist am 1. Juli 1983 in Kraft getreten. Alle neu zu genehmigenden Großfeuerungsanlagen, Kraft- und Fernheizwerke, Industriefeuerungen ab 100 MW müssen mit einer Rauchgasentschwefelungsanlage ausgerüstet werden. Kleinere Anlagen dürfen nur schwefelarme Brennstoffe verwenden. Altanlagen, bei denen das Hauptemissionspotential liegt, sind innerhalb von Übergangsfristen umzurüsten oder stillzulegen. Ich muß das noch einmal ausführen, weil hier immer wieder soviel Falsches und Unzulängliches gesagt wird.
    Wir sind auf einem schwierigen Weg ein gutes Stück weitergekommen. Nur, meine Damen und Herren, hektische Betriebsamkeit auf diesem Gebiet ist falsch.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Gerade für einen dauerhaften Umweltschutz ist es notwendig, daß die Industrie mit verläßlichen Daten planen kann. Wer jeden Tag mit einem neuen Notprogramm auf den Markt kommt, der mag zwar kurzfristig für Schlagzeilen sorgen, aber für die Praxis ist das alles eher hemmend.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Aus diesem Grunde ist diese Bundesregierung für Verläßlichkeit und Berechenbarkeit der Politik gerade auch im Umweltschutz.
    Wir wissen, daß wir im europäischen Ausland weiterkommen müssen. Wir drängen in der EG auf einheitliche Emissionsgrenzwerte, und wir hoffen, daß im nächsten Jahr der Richtlinienvorschlag der EG-Kommission dem Rat zugeleitet wird.
    Am 1. März ist die TA-Luft in Kraft getreten. Dadurch verbessern wir den Gesundheitsschutz für Pflanzen und Tiere erstmals. Der weitere Verbesserungsentwurf ist auf dem Weg. Er trifft die Stäube, die Schwermetalle, die Kohlenwasserstoffe. All das wird dem aktuellen Stand der Technik angepaßt.
    Am 21. Juli 1983 hat die Bundesregierung beschlossen, die gesetzlichen Grundlagen zur Einführung bleifreien Benzins am 1. Januar 1986 zu schaffen. Die Schadstoffgrenzwerte haben wir fortgeschrieben, und zwar so, daß sie der heutigen Katalysatortechnologie entsprechen. Wir haben diesen Beschluß am 26. Oktober komplettiert und die in den Vereinigten Staaten geltenden Abgasgrenzwerte sowie die dortigen Testverfahren als Vorbild genommen.
    Wir wissen, daß unser oberstes Ziel eine EG-einheitliche Lösung bleiben muß. Wir haben die Kommission gebeten, bis zum 15. April 1984 Vorschläge für eine gemeinschaftsweite Einführung bleifreien Benzins zum 1. Januar 1986 mit unseren Grenzwerten vorzulegen. Ich glaube sagen zu können, daß wir durch unseren Vorstoß Bewegung in die EG gebracht haben, aber ich gebe zu, daß wir uns einen rascheren Fortschritt wünschen würden. Die meisten Damen und Herren, die hier sitzen, wissen, daß es seine Zeit braucht in Europa, die verschiedenen Staaten unter einen Hut zu bringen. Aber wir glauben, daß unsere Verhandlungsposition gut ist.
    Wir sind überzeugt, daß die Zukunft dem umweltfreundlichen Auto gehört. Wir wissen, daß wir für unser Vorgehen die breiteste Unterstützung hier in diesem Hause und bei der Bevölkerung haben. Und wir stehen in der Europäischen Gemeinschaft, in Europa, nicht allein. Ich bin sicher, daß wir uns durchsetzen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich begrüße es außerordentlich — und ich weiß, was diese Entscheidung für die deutsche Automobilindustrie bedeutet; eine Jahrhundertentscheidung ist das —, daß die deutschen Hersteller schon vor 1986 umweltfreundliche Autos auf dem deutschen Markt anbieten werden, die bisher nur für den Export produziert worden sind.
    Wir wissen, meine Damen und Herren, daß wir die Umweltprobleme Europas insgesamt nicht allein in unserem Land lösen können. Aus diesem Grunde haben wir unsere Bemühungen auf der internationalen Ebene ständig verstärkt. Dem Umweltrat liegt die Grundsatzrichtlinie Luftreinhaltung vor. Die Richtlinie ist während der deutschen Präsidentschaft im ersten Halbjahr 1983 mit Entschiedenheit vorangebracht worden, so daß eine baldige Verabschiedung jetzt möglich erscheint.
    Im Rahmen der ECE, der UN-Wirtschaftskommission für Europa, haben sich die Mitgliedstaaten in Ost und West zu einer deutlichen Verminderung der Schwefeldioxidemissionen verpflichtet.

    (Anhaltende starke Unruhe)