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    Plenarprotokoll 10/34 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 34. Sitzung Bonn, Freitag, den 11. November 1983 Inhalt: Beratung des Berichts zum Stand der Bemühungen um Abrüstung und Rüstungskontrolle sowie der Veränderungen im militärischen Kräfteverhältnis 1983 — Drucksache 10/216 — in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Beck-Oberdorf und der Fraktion DIE GRÜNEN Atomwaffen — Rechtsgrundlage — Drucksachen 10/142, 10/487 — in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Beck-Oberdorf und der Fraktion DIE GRÜNEN Atomeinsatz — Vetorecht — Drucksachen 10/143, 10/487 — in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Kelly und der Fraktion DIE GRÜNEN Atomwaffen-„Pakete" gegen die Bundesrepublik Deutschland — Drucksachen 10/175, 10/487 — in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage des Abgeordneten Reents und der Fraktion DIE GRÜNEN Atomwaffen- Einsatzverhinderung — Drucksachen 10/179, 10/487 — in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage des Abgeordneten Reents und der Fraktion DIE GRÜNEN Atomwaffen- Einsatzfolgen — Drucksachen 10/180, 10/487 — in Verbindung mit Erste Beratung des von den Abgeordneten Frau Dr. Bard, Bastian, Frau Beck-Oberdorf, Burgmann, Drabiniok, Dr. Ehmke (Ettlingen), Fischer (Frankfurt), Frau Gottwald, Frau Dr. Hickel, Horacek, Hoss, Dr. Jannsen, Frau Kelly, Kleinert (Marburg), Krizsan, Frau Nickels, Frau Potthast, Reents, Frau Reetz, Sauermilch, Schily, Schneider (Berlin), Frau Schoppe, Schwenninger, Stratmann, Verheyen (Bielefeld), Vogt (Kaiserslautern), Frau Dr. Vollmer eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung einer konsultativen Volksbefragung zur Stationierung neuer atomarer Mittelstreckenraketen (Pershing II, Cruise Missile) in der Bundesrepublik Deutschland — Drucksache 10/519 — Dr. Schäuble CDU/CSU (zur GO) . . . 2269 D Porzner SPD (zur GO) 2270 D Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE (zur GO) 2271A Wolfgramm (Göttingen) FDP (zur GO) 2272 A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. November 1983 Möllemann, Staatsminister AA 2272 C Frau Kelly GRÜNE 2278A Berger CDU/CSU 2281 C Voigt (Frankfurt) SPD 2283 D Ronneburger FDP 2287 A Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . 2290 B Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 2293 C Dr. Scheer SPD 2294 C Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU . . 2298 B Verheugen SPD 2300 A Helmrich CDU/CSU 2303 B Fischer (Osthofen) SPD 2305 B Wimmer (Neuss) CDU/CSU 2307 A Jansen SPD 2309 A Nächste Sitzung 2312 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 2313*A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 2313* B Anlage 3 Errichtung einer Kunsthalle im Bonner Regierungsviertel MdlAnfr 5, 6 04.11.83 Drs 10/568 Dr. Feldmann FDP SchrAntw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . 2313* D Anlage 4 Benutzung der Transitwege durch die DDR für Radfahrer MdlAnfr 29, 30 04.11.83 Drs 10/568 Löffler SPD SchrAntw PStSekr Dr. Hennig BMB . . 2314* B Anlage 5 Konsequenzen aus der Studie zur nachträglichen Schalldämpfung bei Kampfflugzeugen MdlAnfr 37 04.11.83 Drs 10/568 Dr. Steger SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . 2314* C Anlage 6 Zahl der Versuchstiere im Flugmedizinischen Institut der Luftwaffe und im Schiff-fahrtmedizinischen Institut der Marine seit 1980; Umsetzung der Erkenntnisse aus den Tierversuchen MdlAnfr 38, 39 04.11.83 Drs 10/568 Dr. Klejdzinski SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . 2314* B Anlage 7 Wiederzulassung von Spikes-Reifen MdlAnfr 43 04.11.83 Drs 10/568 Böhm (Melsungen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . . 2315*A Anlage 8 Teilprivatisierung des Bahnbusverkehrs MdlAnfr 46, 47 04.11.83 Drs 10/568 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . . 2315* B Anlage 9 Geldforderungen sogenannter Vermittler an auswanderungswillige Rumäniendeutsche sowie Angebote an bundesdeutsche Unternehmer zur Begleichung rumänischer Schulden MdlAnfr 50, 51 04.11.83 Drs 10/568 Fischer (Osthofen) SPD SchrAntw StMin Möllemann AA . . . . 2315* C Anlage 10 Unterstützung der Aktion „Rettet Sacharow" durch die Bundesregierung MdlAnfr 52 04.11.83 Drs 10/568 Jäger (Wangen) CDU/CSU SchrAntw StMin Möllemann AA . . . . 2316* C Anlage 11 Parallelen zwischen den Invasionen in Grenada und Afghanistan; Boykott der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles MdlAnfr 53 04.11.83 Drs 10/568 Schreiner SPD SchrAntw StMin Möllemann AA . . . . 2316 D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. November 1983 III Anlage 12 Wiedergabe des Rechtsstandpunktes der Bundesrepublik Deutschland zur Teilung Deutschlands in den deutsch-amerikanischen Schulbuchempfehlungen MdlAnfr 67, 68 04.11.83 Drs 10/568 Dr. Hupka CDU/CSU SchrAntw StMin Möllemann AA . . . . 2317*A Anlage 13 Sonderurlaub für ehrenamtlich tätige Bundesbeamte zur Fortbildung als Schiedsmänner, Schöffen und Geschworene MdlAnfr 69, 70 04.11.83 Drs 10/568 Pfuhl SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 2317* C Anlage 14 Vorlage eines Gesetzentwurfs zur Begrenzung der Nebentätigkeiten von Beamten MdlAnfr 71 04.11.83 Drs 10/568 Dr. Wernitz SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 2317* D Anlage 15 Ermittlungen gegen neonazistische Fußball-Fan-Clubs MdlAnfr 72, 73 04.11.83 Drs 10/568 Gilges SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 2318*A Anlage 16 Fingierte Schreiben mit dem Briefkopf „Bundesbeauftragter für Zivilversorgung im Verteidigungsfall" zwecks Erfassung der zur Inanspruchnahme einer Schutzeinrichtung berechtigten Personen MdlAnfr 75, 76 04.11.83 Drs 10/568 Schemken CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 2318* C Anlage 17 Studie der Bundesregierung über linksextremistische Bestrebungen in der Jugendpresse; Funktion und Erfahrungen des interministeriellen „Gesprächskreises Personalfachleute" MdlAnfr 77, 78 04.11.83 Drs 10/568 Becker (Nienberge) SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 2319*A Anlage 18 Einspruchsrecht gegen Kernenergieanlagen; Absprachen mit der DDR über die bei Dragahn geplante Wiederaufbereitungsanlage MdlAnfr 79 04.11.83 Drs 10/568 Krizsan GRÜNE SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 2319*A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. November 1983 2269 34. Sitzung Bonn, den 11. November 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 33. Sitzung, Seite 2260 D, Zeile 4: Statt 1 600 ist 5 600 zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter 11. 11. Dr. Enders * 11. 11. Dr. Faltlhauser 11. 11. Gallus 11. 11. Gerstein 11. 11. Dr. Glotz 11. 11. Dr. Götz 11. 11. Grünbeck 11. 11. Haehser 11. 11. Handlos 11. 11. Frau Huber 11. 11. Ibrügger 11. 11. Immer (Altenkirchen) 11. 11. Jäger (Wangen) * 11. 11. Kastning 11. 11. Kiechle 11. 11. Dr. Kreile 11. 11. Dr. Lenz (Bergstraße) 11. 11. Liedtke 11. 11. Dr. h. c. Lorenz 11. 11. Frau Dr. Martiny-Glotz 11. 11. Matthöfer 11. 11. Dr. Mertens (Bottrop) 11. 11. Dr. Müller * 11. 11. Frau Odendahl 11. 11. Offergeld 11. 11. Petersen 11. 11. Regenspurger 11. 11. Reuschenbach 11. 11. Frau Roitzsch (Quickborn) 11. 11. Schmidt (Hamburg) 11. 11. Schröder (Hannover) 11. 11. Schröer (Mülheim) 11. 11. Schulze (Berlin) 11. 11. Dr. Solms 11. 11. Stockleben 11. 11. Dr. Stoltenberg 11. 11. Vogt (Düren) 11. 11. Frau Dr. Wex 11. 11. Wischnewski 11. 11. Frau Dr. Wisniewski 11. 11. Dr. Wittmann 11. 11. Zander 11. 11. für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 28. Oktober 1983 beschlossen, zum Gesetz zu dem Europäischen Übereinkommen vom 10. Mai 1979 über den Schutz von Schlachttieren einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 der Geschäftsordnung dem Haushaltsausschuß die nachstehende Vorlage überwiesen. Anlagen zum Stenographischen Bericht Überplanmäßige Ausgabe; hier: Kap. 23 02 Tit. 836 02 - Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Kapital der Internationalen Entwicklungsorganisation (IDA) (Drucksache 10/565) Die in Drucksache 10/546 unter Nummer 16 aufgeführte EG-Vorlage Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates über eine Abgabe auf bestimmte Fette ist als Drucksache 10/550 verteilt. Der Vorsitzende des Innenausschusses hat mit Schreiben vom 27. Oktober 1983 mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag einer Verordnung (EGKS, EWG, EURATOM) des Rates zur Änderung der durch die Verordnung (EGKS, EWG, EURATOM) Nr. 371/82 und Nr. 372/82 vom 15. Februar 1982 festgelegten Grundgehälter und zur Angleichung der in verschiedenen Ländern der dienstlichen Verwendung geltenden Berichtigungskoeffizienten für die Dienst- und Versorgungsbezüge ab 1. 4. 1980 (Drucksache 10/358 Nr. 23) Vorlage der Kommission der Europäischen Gemeinschaften - Bericht 1982 der Kommission der Europäischen Gemeinschaften zur jährlichen Überprüfung des Besoldungsniveaus der Beamten und sonstigen Bediensteten Vorschlag für eine Verordnung (EURATOM, EGKS, EWG) des Rates zur Angleichung der Dienst- und Versorgungsbezüge der Beamten und sonstigen Bediensteten der Europäischen Gemeinschaften sowie der Berichtigungskoeffizienten, die auf diese Dienst- und Versorgungsbezüge anwendbar sind (Drucksache 10/358 Nr. 27) Verordnung (EWG, EURATOM, EGKS) des Rates zur Änderung der Berichtigungskoeffizienten, die in Italien auf die Dienst- und Versorgungsbezüge der Beamten und sonstigen Bediensteten der Europäischen Gemeinschaften anwendbar sind (Drucksache 10/376 Nr. 85) Der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft hat mit Schreiben vom 9. November 1983 mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehende EG-Vorlage zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag der Kommission an den Rat zur Festlegung des Schemas der allgemeinen Zollpräferenzen der Gemeinschaft für 1984 (Drucksache 10/376 Nr. 33) Die Vorsitzende des Ausschusses für Forschung und Technologie hat mit Schreiben vom 27. Oktober 1983 mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehende EG-Vorlage zur Kenntnis genommen hat: Entwurf eines Beschlusses des Rates über den Abschluß des Kooperationsabkommens zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und dem Königreich Schweden betreffend ein europäisches Forschungs- und Entwicklungsprogramm auf dem Gebiet des Holzes als erneuerbarer Rohstoff (Drucksache 10/358 Nr. 103) Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Jahn auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Feldmann (FDP) (Drucksache 10/568 Fragen 5 und 6): Hält die Bundesregierung nach wie vor - entsprechend dem Beschluß des Gemeinsamen Ausschusses Bundeshauptstadt Bonn - die im Parlaments- und Regierungsviertel (Gelände an der Walter-Flex-Straße) als geistig-kulturelles Zentrum zu errichtende Kunsthalle für einen wichtigen Beitrag zu einem überzeugenden Hauptstadt-Konzept? Ist diese Planung nach Auffassung der Bundesregierung auf Grund weiterer Bauvorhaben (Haus der Deutschen Geschichte, Mahnmal mit Aufmarschzone u. a.) gefährdet? 2314* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. November 1983 Zu Frage 5: Die Bundesregierung ist nach wie vor der Auffassung, daß auch in der Hauptstadt eines föderativ organisierten Staates etwas von dem zu sehen und zu spüren sein muß, was das Land geistig bewegt und hervorbringt. Nach der Überzeugung der Bundesregierung sollte daher der weitere Ausbau der Bundeshauptstadt Bonn auch Institutionen umfasen, die das geistig-kulturelle Gesicht der Bundesrepublik Deutschland verdeutlichen. Die Errichtung von Räumlichkeiten, die es ermöglichen, national wie international bedeutsame Ausstellungen aus dem Bereich von Kunst und Kultur, aber auch aus dem Bereich von Geschichte, Wissenschaft und Technik in der Bundeshauptstadt zu zeigen, ist unverändertes Ziel der Bundesregierung. Zu Frage 6: Die Antwort lautet nein. Endgültige Standortentscheidungen für das in der Regierungserklärung des Bundeskanzlers angekündigte Vorhaben einer Sammlung zur Deutschen Geschichte seit 1945 in Bonn sowie für das seit langem geplante Ehrenmal liegen bisher nicht vor. Für diese Vorhaben wie für die Kunsthalle stehen geeignete Grundstücke zur Verfügung. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hennig auf die Fragen des Abgeordneten Löffler (SPD) (Drucksache 10/568 Fragen 29 und 30): Welche Haltung nimmt die Bundesregierung zu den Forderungen verschiedener Verbände ein, mit dem Fahrrad in die DDR fahren zu dürfen? Beabsichtigt die Bundesregierung, diese Frage in Verhandlungen mit der Regierung der DDR zur Sprache zu bringen? Zu Frage 29: Anfang der 70er Jahre, als die Regelungen des Berliner Reise- und Besucherverkehrs und des Verkehrsvertrages getroffen wurden, kam dem Fahrrad als Verkehrsmittel noch keine so große Bedeutung zu. Trotzdem ist, wenn auch leider erfolglos, versucht worden, den Fahrradverkehr in die Vereinbarungen einzubeziehen. Inzwischen ist das Fahrrad wieder zu einem modernen Verkehrsmittel geworden. Die Bundesregierung steht deshalb ebenso wie der Senat von Berlin allen Bemühungen positiv gegenüber, die bestehenden Regelungen mit der DDR weiterzuentwickeln und zu modernisieren. Zu Frage 30: Die Bundesregierung wie der Senat von Berlin haben das Thema Fahrradverkehr wiederholt der DDR gegenüber zur Sprache gebracht, ohne auf positive Reaktionen zu treffen. Sie werden ihre Bemühungen fortsetzen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) (Drucksache 10/568 Frage 37): Welche Ergebnisse hat die Durchführbarkeitsstudie zur nachträglichen Schalldämpfung bei Kampfflugzeugen für den Übungseinsatz des Bundesministeriums der Verteidigung erbracht, und welche Konsequenzen will die Bundesregierung daraus ziehen? Die Studie wurde am Flugzeug Alpha Jet durchgeführt. Sie bezog sich auf die Auskleidung des Lufteinlaufkanals mit schallabsorbierendem Material. Das Ergebnis war eine Dämpfung des FAN-Lärms (Niederdruckverdichterlärms) von 18-20 dB. Infolge des hohen Anteils von Strahl- und Turbinenlärm, der von den Absorbersystemen nicht erfaßt wird, wirkt sich die Minderung des FAN-Lärms auf den Gesamtlärm des Tiebwerks nur mit ca. 2,5-3,5 dB aus. Diese Reduktion ist so gering, daß sie hörmäßig kaum wahrgenommen wird. Aus diesem Grunde und in Anbetracht einer Minderung der Triebwerksleistung um bis zu 1 % sowie der für diese Maßnahme aufzuwendenden Kosten in Höhe von ca. 40 000 DM pro Flugzeug (Alpha Jet-Flotte 7 Millionen DM) ist eine Auskleidung der Lufteinläufe mit schallabsorbierendem Material nicht vertretbar. Es muß darauf hingewiesen werden, daß im Gegensatz zu Zivilflugzeugen bei Kampfflugzeugen Triebwerke mit hoher Leistungsdichte, d. h. sehr hoher Strahlaustrittsgeschwindigkeit erforderlich sind. Der Strahllärm wächst mit der 5. Potenz der Strahlgeschwindigkeit. Eine Reduzierung des Strahllärms ist daher physikalisch nicht möglich, da sie der Forderung nach hoher Leistungsdichte zuwiderläuft. Damit liegen die Möglichkeiten des Lärmschutzes ausschließlich auf der operationellen Seite. Hier ist die Bundeswehr durch entsprechende Verfahren, die wiederholt aufgezeigt wurden, bemüht, die Lärmbelästigung soweit wie möglich zu reduzieren. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Klejdzinski (SPD) (Drucksache 10/568 Fragen 38 und 39): Ist der Bundesregierung bekannt, wie hoch die Anzahl der Versuchstiere bei Tierversuchen der Bundeswehr im Flugmedizinischen Institut der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck und im Schiffahrtmedizinischen Institut der Marine in KielKronshagen ist, und wenn ja, welchen prozentualen Anteil stellen die Versuchstiere aus diesen Instituten bezogen auf die Gesamtzahl der Versuchstiere in der Bundesrepublik Deutschland von 1980 bis 1982? Ist der Bundesregierung bekannt, welche Forschungsergebnisse die Tierversuche aus den o. a. Instituten ergeben haben, und wenn ja, auf welche Weise sind diese Ergebnisse in Lehre, Erlasse und Dienstvorschriften eingegangen? Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. November 1983 2315* 1. Die Anzahl der im Flugmedizinischen Institut der Luftwaffe und im Schiffahrtsmedizinischen Institut der Marine zu Tierversuchen herangezogenen Versuchstiere beträgt insgesamt 831 Tiere, davon 282 Schnecken. Der prozentuale Anteil an den in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt verwendeten Versuchstieren kann nicht ermittelt werden, da eine Gesamtzahl für alle Forschungseinrichtungen der Bundesrepublik Deutschland dem zuständigen Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nicht vorliegt. 2. Die Ergebnisse der Forschung in den genannten Instituten tragen zur Verbesserung der Therapie insbesondere bei Taucherunfällen und im Zusammenhang mit Infektionen durch Gasbranderreger bei. Sie haben bereits jetzt Niederschlag in Behandlungsrichtlinien bei Taucherunfällen in der Bundeswehr gefunden. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Frage des Abgeordneten Böhm (Melsungen) (CDU/CSU) (Drucksache 10/568 Frage 43): Ist beabsichtigt, aus Gründen der Verkehrssicherheit im Winter Spikes-Reifen wieder zuzulassen, und wie begründet die Bundesregierung ihre Entscheidung? Es ist nicht beabsichtigt, Spikes-Reifen wieder zuzulassen. Alle bisher bekannten Spikes-Reifen wirken immer noch so aggressiv, daß sie die Fahrbahndecken erheblich beschädigten. Die durch sie verursachten Reparaturkosten würden jährlich Hunderte von Millionen Deutsche Mark betragen, da die nach dem Auslaufen der Spikes-Zulassung im Interesse der Verkehrssicherheit geänderten Bauvorschriften zu Straßenbelägen geführt haben, die einer Beanspruchung durch Spikes geringeren Widerstand entgegensetzen als frühere Beläge. Diese Kosten wären nicht zu verantworten, zumal Spikes das Unfallgeschehen in seiner Gesamtheit keineswegs positiv beeinflussen. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 10/568 Fragen 46 und 47): Ist die Deutsche Bundesbahn bereit, im Bahnbusverkehr in Einzelfällen Linienkonzessionen an das private Omnibusgewerbe zurückzugeben, wenn ja, aus welchen Gründen? Trifft es zu, daß die Deutsche Bundesbahn ihren Verkehrsbesitz im Bahnbusverkehr ausbauen und verbessern will, wenn ja, ist damit eine weitere Reduzierung von Linienkonzessionen für das private Omnibusgewerbe vorgesehen? Zu Frage 46: Der Postreisedienst wird zur Zeit auf die Deutsche Bundesbahn übergeleitet. Ob und inwieweit es nach vollzogenem Aufbau aus verkehrlichen oder betriebswirtschaftlichen Gründen zweckmäßig ist, mit anderen Verkehrsträgern zu kooperieren und in diesem Zusammenhang ggf. Linienkonzession abzugeben bedarf in jedem Fall einer Einzelprüfung der zuständigen Stellen (Deutsche Bundesbahn, Genehmigungsbehörden). Zu Frage 47: Die Deutsche Bundesbahn ist stets bemüht, ihr Leistungsangebot im Bahnbusverkehr zu verbessern. Dies gilt insbesondere im Zuge der gegenwärtigen Überleitung des Postreisedienstes auf die Deutsche Bundesbahn. Dabei ist keine Reduzierung von Linienkonzessionen für das private Omnibusgewerbe vorgesehen. Anlage 9 Antwort des Staatsministers Möllemann auf die Fragen des Abgeordneten Fischer (Osthofen) (SPD) (Drucksache 10/568 Fragen 50 und 51): Ist der Bundesregierung bekannt, daß nach wie vor auswanderungswillige Rumäniendeutsche über dubiose „Vermittler" zur Zahlung erheblicher Geldbeträge angehalten werden, die in ihrer Höhe in etwa den seinerzeit erhobenen Rückerstattungssummen für Ausbildungskosten entsprechen, und was gedenkt die Bundesregierung im Zusammenhang mit den von Bundesaußenminister Genscher gegebenen Zusagen gegen Mißbräuche in diesem Bereich zu tun? Ist der Bundesregierung bekannt, daß mittelständische Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland, die unbeglichene Forderungen an Rumänien haben, von „Vermittlern" berichten, die erklären, für zehn oder auch mehr Prozent der Forderungen in Devisen in der Lage zu sein, die rasche Überweisung der Schuld zu veranlassen, und was gedenkt die Bundesregierung gegen derartige Methoden zu unternehmen? Zu Frage 50: Das im Juli 1983 durch Medienberichte bekanntgewordene Schmiergeldunwesen wurde im August von Bundesminister Genscher bei seinem Besuch in Rumänien nachdrücklich angesprochen. Er ersuchte die rumänische Regierung, die entsprechenden Praktiken im Interesse guter bilateraler Beziehungen zu unterbinden. Gleichzeitig und später wurden „Geldkassierer" benannt. Die rumänische Seite teilte inzwischen mit, daß man den Hinweisen nachgegangen sei; es habe Verhaftungen und Verurteilungen gegeben. Schmiergelder in Höhe von DM 5 000,— bis 10 000,— pro Person wurden und werden in der Regel von Verwandten im Bundesgebiet an „Vermittler" in Rumänien oder im Bundesgebiet in der Annahme gezahlt, hierdurch Ausreisegenehmigungen früher zu erhalten. Die Bundesregierung meint, daß es — schon aus Gründen der Solidarität — Aufgabe jedes einzelnen sein sollte, derartige Machenschaften zu unterbinden, indem man nicht zahlt. 2316* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. November 1983 Die Landsmannschaften der Banater Schwaben aus Rumänien und der Siebenbürger Sachsen teilen diese Meinung und veröffentlichen seit Juli entsprechende Aufrufe in ihren Zeitungen. Ausreisewilligen wird empfohlen, sich bei der Ablehnung von Zahlungen auf die „getroffene Vereinbarung" zu berufen, auf die in dem „Gemeinsamen Kommuniqué" beider Außenminister hingewiesen wird, das am 3. Juni 1983 in der deutschsprachigen rumänischen Zeitung „Neuer Weg" veröffentlicht wurde. Diese Vereinbarung beinhaltet u. a. die Zusicherung, daß die rumänische Seite von Auswanderern deutscher Volkszugehörigkeit weitere Zahlungen nicht fordern wird. Bekanntwerdende „Geldkassierer" wird das Auswärtige Amt weiterhin dem rumänischen Außenministerium benennen, „Vermittler" im Bundesgebiet den inneren Behörden, damit in jedem Einzelfall geprüft werden kann, ob ein strafbarer Tatbestand erfüllt wurde. Zu Frage 51: Der Bundesregierung ist bekannt, daß mittelständische deutsche Exportfirmen zur Eintreibung fälliger Außenstände in Rumänien in Einzelfällen die Dienste von Inkassovermittlern in Anspruch nehmen, die ihnen gegen Zahlung einer Provision (10 % oder mehr der Forderung) die rasche Begleichung ihrer Forderung in Aussicht stellen. Der Grund für dieses Vorgehen liegt in der noch immer schleppenden Bezahlung unverbürgter Forderungen in Rumänien, deren Regelung nicht Gegenstand der inzwischen erfolgten Umschuldungsvereinbarungen der beiden Regierungen über staatlich verbürgte Forderungen sein konnte. Die Gesamtsumme dieser Zahlungsrückstände betrug Anfang September 1983 rd. 21 Millionen DM. Die rumänische Seite bemüht sich seither, diesen Rückstand insbesondere bei Forderungen im Werte von unter 50 000 Dollar abzubauen, bei darüber hinausgehenden Beträgen aber ist der Eingang nach wie vor unbefriedigend. In derartigen Fällen versuchen die rumänischen Schuldner häufig, individuelle Umschuldungsvereinbarungen analog den Regierungsabkommen zu erreichen. Angesichts dieser Lage suchen einige deutsche Gläubigerfirmen in der Einschaltung von Inkassovermittlern einen letzten Ausweg, um kurzfristig zu ihrem Geld zu kommen. Als Vermittler dieser Art ist insbesondere eine Firma mit Sitz in Panama hervorgetreten, die ein Büro in Bukarest unterhält. Sie läßt sich in der Regel die Forderung gegen 6-Monats-Wechsel abtreten. Die Abwicklung ist, da die Wechsel von westlichen Banken nicht bestätigt werden, nicht ohne finanzielle Risiken. Andererseits wird von einer Reihe erfolgreicher Transaktionen dieser Art berichtet. Im übrigen kaufen auch deutsche Handelshäuser im Wege üblicher Factoring-Geschäfte Forderungen dieser Art auf bzw. gleichen sie durch Dreiecksgeschäfte aus. Die Bundesregierung verfolgt die geschilderte Entwicklung aufmerksam. Sie ist fortlaufend bemüht, die rumänische Seite zur beschleunigten Begleichung auch der unverbürgten Schulden zu bewegen. Sie wird dieses Thema bei der Anfang Dezember d. J. anstehenden Sitzung der Gemischten Wirtschaftskommission in Bukarest erneut anschneiden und dabei auch die Praxis der InkassoVermittler ansprechen. Anlage 10 Antwort des Staatsministers Möllemann auf die Frage des Abgeordneten Jäger (Wangen) (CDU/CSU) (Drucksache 10/568 Frage 52): Wird die Bundesregierung die bevorstehende europaweite Kampagne „Rettet Sacharow" unterstützen, und wenn ja, an welche konkreten Maßnahmen denkt die Bundesregierung dabei? Die Bundesregierung setzt sich bei sämtlichen Treffen mit der sowjetischen Führung, aber auch im Rahmen schriftlicher Kontakte, für das Akademiemitglied Sacharow ein. Während des Besuches im Juli 1983 in Moskau hat Bundeskanzler Kohl den Fall Sacharow gegenüber Generalsekretär Andropow angesprochen. Zuletzt ist Bundesminister Genscher bei den Gesprächen in Wien gegenüber Außenminister Gromyko für Sacharow eingetreten. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß dies für sie der zweckmäßige Einsatz für die berechtigten Anliegen Sacharows ist. Anlage 11 Antwort des Staatsministers Möllemann auf die Frage des Abgeordneten Schreiner (SPD) (Drucksache 10/568 Frage 53): Inwieweit sieht die Bundesregierung Parallelen der Invasion Grenadas durch die USA und die Afghanistans durch die UdSSR hinsichtlich der Vorgehensweise und der Rechtfertigung für die Verletzung des Völkerrechts, und steht zu befürchten, daß sich die Bundesregierung für einen Boykott der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles einsetzt? Der Unterschied zwischen Afghanistan und Grenada ist offensichtlich. In Afghanistan ist die Sowjetunion vier Jahre nach ihrem Einmarsch nicht bereit, ihre Truppen zurückzuziehen und das Selbstbestimmungsrecht des afghanischen Volkes wiederherzustellen. Der Widerstand des Volkes gegen die sowjetischen Truppen und das von Moskau eingesetzte Regime dauert bis heute unvermindert an, Vier Millionen Flüchtlinge sind ein Beweis für die Ablehnung der sowjetischen Herrschaft durch das afghanische Volk. Zu Grenada haben die USA verbindlich erklärt, daß das Volk der Insel in Kürze Gelegenheit erhalten wird, in freier Selbstbestimmung über seine Zukunft zu entscheiden, und daß die amerikanischen Truppen so bald wie möglich abgezogen werden. Ihre Befürchtungen über einen Boykott der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles durch uns sind unbegründet. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. November 1983 2317* Anlage 12 Antwort des Staatsministers Möllemann auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Hupka (CDU/CSU) (Drucksache 10/568 Fragen 67 und 68): Ist der Begriff „Verkleinerung Deutschlands", wie er in den deutsch-amerikanischen Schulbuchempfehlungen gebraucht wird, und der mit „territorial losses" übersetzt worden ist, eine zutreffende Wiedergabe des Rechtsstandpunktes der Bundesrepublik Deutschland, und wie erklärt sich der Widerspruch zu den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichtes? Wird die Bundesregierung als Mitglied des Kuratoriums des Georg-Eckert-Institutes für internationale Schulbuchforschung dafür Sorge tragen können, daß nicht nur durch einen deutsch-sprachigen Hinweis auf den Deutschlandvertrag und das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 31. Juli 1973 die zweisprachig veröffentlichten deutschamerikanischen Schulbuchempfehlungen erläutert werden, sondern daß die falsche Darstellung „Anerkennung der Westgrenze Polens durch die Bundesrepublik Deutschland" sowohl im deutschen Text als auch in der englischen Übersetzung zurückgenommen und die eindeutige Rechtsposition in den Text eingearbeitet wird? Zu Frage 67: Die Haltung der Bundesregierung ergibt sich aus Artikel 7 des Deutschlandvertrages, wonach die endgültige Festlegung der Grenzen Deutschlands bis zu einer frei vereinbarten friedensvertraglichen Regelung für ganz Deutschland aufgeschoben werden muß. Im Zusammenhang mit Ihrer Frage darf ich darauf hinweisen, daß der deutsche Herausgeber der gemeinsamen deutsch-amerikanischen Schulbuchempfehlungen, der Direktor des Georg-Eckert-Instituts, in seinem Nachwort zur 3. Auflage der Empfehlungen zur Verdeutlichung der rechtspolitischen Situation genau auf diesen Wortlaut des Deutschlandvertrages hingewiesen hat. Zu Frage 68: Wie die Bundesregierung zu Ihrer Frage Nr. 79 zur Fragestunde des Deutschen Bundestages am 26./27. Oktober 1983 schon festgestellt hat, ist nach Mitteilung des Georg-Eckert-Instituts die amerikanische Seite gebeten worden, bei der von ihr vorgenommenen Veröffentlichung des Empfehlungstextes in den USA ein gleichartiges Nachwort aufzunehmen. Das Ergebnis dieser Bemühungen bleibt abzuwarten. Die Bundesregierung geht im übrigen davon aus, daß der von Ihnen genannte Wortlaut „Anerkennung der Westgrenze Polens durch die Bundesrepublik Deutschland" nicht als Empfehlungstext von den deutschen und amerikanischen Wissenschaftlern zu verstehen ist, sondern daß es sich dabei um eine Problemstellung handelt, die mit den Schülern im Unterricht erörtert werden soll. Die Bundesregierung möchte in diesem Zusammemhang nochmals darauf hinweisen, daß die von amerikanischen und deutschen Wissenschaftlern gemeinsam erarbeiteten Texte für den Schulgebrauch selbstverständlich in der ausschließlichen Verantwortung der Wissenschaftler stehen. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Pfuhl (SPD) (Drucksache 10/568 Fragen 69 und 70): Ist dem Bundesinnenministerium bekannt, daß Bundesbeamten, die als Schiedsmänner, Schöffen und Geschworene ehrenamtlich tätig sind, Sonderurlaub für Einführungs- und Fortbildungslehrgänge nicht als förderungswürdig anerkannt und deshalb nicht genehmigt wird? Ist die Bundesregierung deshalb bereit, diese ungleiche Behandlung gegenüber anderen Beamten abzuschaffen? Zu Frage 69: Nach der seit 1965 geltenden Verordnung über Sonderurlaub für Bundesbeamte und Richter im Bundesdienst wird Sonderurlaub unter Fortzahlung der Besoldung für die Ausübung einer ehrenamtlichen Tätigkeit oder eines öffentlichen Ehrenamtes gewährt. Öffentliche Ehrenämter in diesem Sinne üben unter anderem Schiedsmänner und ehrenamtliche Richter aus. Für die Teilnahme dieser Amtsinhaber an Einführungs- und Fortbildungslehrgängen sieht die Sonderurlaubsverordnung jedoch keinen bezahlten Urlaub vor, ihnen kann daher nur unbezahlter Urlaub gewährt werden. Die Praxis in den Ländern ist, soweit sich dies in der kurzen Zeit feststellen ließ, uneinheitlich. Zu Frage 70: Wenn auch die Teilnahme an Einführungs- und Fortbildungslehrgängen für Schiedsmänner und ehrenamtliche Richter nützlich ist, besteht doch keine Notwendigkeit, ihnen dafür bezahlten Urlaub zu gewähren, unbezahlter Urlaub genügt für diesen Zweck. Wie alle Bürger erhalten auch Beamte, wenn sie an Einführungs- und Fortbildungslehrgängen für ehrenamtliche Richter teilnehmen, nach § 8 Buchst. a des Gesetzes über die Entschädigung der ehrenamtlichen Richter eine Verdienstausfallentschädigung. Nach den Schiedsmannsordnungen und Schiedsmannsgesetzen der Länder sollen die Gemeinden Schiedsmännern während der Teilnahme an Schiedsmannsseminaren den Verdienstausfall erstatten. Ich halte ein solches Ergebnis, das die Beamten so stellt wie alle anderen Bürger, für sachgerecht. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage des Abgeordneten Dr. Wernitz (SPD) (Drucksache 10/568 Frage 71): Wird die Bundesregierung einen Gesetzentwurf zur Begrenzung der Nebentätigkeiten von Beamten vorlegen, und wann ist gegebenenfalls damit zu rechnen? Nach Auffassung der Bundesregierung sollten die Genehmigungstatbestände bei Nebentätigkeiten der Angehörigen des öffentlichen Dienstes sachbezogen eingeengt werden. Die Überlegungen zur Neueinbringung einer entsprechenden gesetzlichen Regelung durch eine Parlamentsinitiative sind noch nicht abgeschlossen. Sollten diese Bemühun- 2318* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. November 1983 gen ohne Erfolg bleiben, wird die Bundesregierung selbst einen Gesetzentwurf vorlegen. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Gilges (SPD) (Drucksache 10/568 Fragen 72 und 73): In welchen Städten sind dem Verfassungsschutz neonazistische Gruppierungen bekannt, die in der Öffentlichkeit als Fan-Clubs von Fußballvereinen der Bundesliga auftreten? In wie vielen Fällen ermitteln Staatsanwaltschaften gegen Mitglieder rechtsradikaler Fußball-Fan-Clubs? Neonazistische Gruppierungen, die in der Öffentlichkeit als Fanclubs von Fußballvereinen auftreten, sind den Sicherheitsbehörden nicht bekannt. Nach den vorliegenden Erkenntnissen sind allerdings seit etwa Herbst 1982 zunehmend Kontakte zwischen rechtsextremistischen, insbesondere neonazistischen Organisationen und verschiedenen Fußballfanclubs sowie namentlich nicht erfaßbaren Fangruppen festzustellen, die durch teilweise latente Gewaltbereitschaft, eine aggressive Haltung gegenüber Ausländern sowie ein provokantes, wenn auch überwiegend nicht politisch motiviertes Verwenden von NS-Kennzeichen und -parolen auffallen. Diese rechtsextremistischen Gruppen versuchen über Verbindungsleute Fanclubs und -gruppen, die an sich nicht als rechtsextremistisch einzustufen sind, für spektakuläre Aktionen, insbesondere für die Auseinandersetzung mit politischen Gegnern zu gewinnen. Bei ihren Einflußnahmeversuchen hatten diese Rechtsextremisten wiederholt Erfolg. Nach den Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden konnte eine rechtsextremistische Beeinflussung der vorerwähnten Art in folgenden Städten festgestellt werden: Berlin, Bremen, Dortmund, Frankfurt/Main, Hamburg, Hannover, Kaiserslautern, Koblenz, München, Nürnberg, Stuttgart und Wattenscheid. Meist konzentrierten sie sich auf die in den Fanclubs aktiven sog. Skinheads. Zu Ihrer Frage nach der Zahl der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren und der Art der Straftatbestände hat mir der BMJ folgende Antwort übermittelt: Bei den Landesjustizverwaltungen sind bzw. waren insgesamt etwa 150 Verfahren gegen ein oder mehrere Einzelpersonen wegen Ausschreitungen im Zusammenhang mit Fußballspielen anhängig. Diese haben im wesentlichen folgende Straftaten zum Gegenstand: Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Körperverletzungsdelikte, Volksverhetzung, Landfriedensbruch und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Eine Aufschlüsselung der Verfahren nach Taten mit rechtsextremistischem Charakter einerseits sowie mit unpolitischem Charakter andererseits ist nicht stets zuverlässig möglich. Das gleiche gilt insbesondere auch für die Frage, inwieweit die Taten von Angehörigen rechtsextremistischer Vereinigungen begangen wurden bzw. auf deren Einfluß zurückzuführen sind. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Schemken (CDU/CSU) (Drucksache 10/568 Fragen 75 und 76): Ist der Bundesregierung bekannt, daß in Landesteilen von Nordrhein-Westfalen Briefe mit fingiertem Kopf „Bundesbeauftragter für Zivilversorgung im Verteidigungsfall" an Bundesbürger verteilt wurden mit folgenden Formulierungen (auszugsweise): „Es muß bedauerlicherweise festgestellt werden, daß der Bau von Zivilschutzeinrichtungen in der Vergangenheit sehr vernachlässigt wurde ... In Anbetracht dieser Lage ist es oberstes Gebot, tumultartige Auseinandersetzungen vor eventuell überfüllten Bunkern zu vermeiden, die im Falle einer bewaffneten Auseinandersetzung entstehen könnten. Nach § 128, Abs. 3 BZG in der Fassung vom 23. Juli 1969 werden die Mitglieder eines jeden Haushalts hiermit gebeten, diejenige Person zu benennen, die Anrecht auf Inanspruchnahme einer Schutzeinrichtung haben soll"? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um gegen diese Aktion vorzugehen, damit der erheblichen Unruhe in der Bevölkerung begegnet werden kann, und die örtlichen Verwaltungen entsprechende Hinweise erhalten? Zu Frage 75: Ja. Der Bundesregierung liegen Meldungen vor, wonach Schreiben dieser Art mit vorgetäuschtem amtlichen Charakter im Monat Oktober 1983 in mehreren Städten des Landes Nordrhein-Westfalen aufgetaucht sind. Zu Frage 76: Den Behörden vor Ort ist bekannt, daß es sich hierbei um gezielte Störaktionen handelt. Sie haben die Bevölkerung darüber aufgeklärt. Seitens der Polizeibehörden sind Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Es wird sorgfältig zu beobachten sein, ob sich solche Vorfälle wiederholen. Die Bundesregierung bewertet diese Aktion als Teil einer Kampagne, die im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Diskussion um die Sicherheitspolitik gewollt auf die Verunsicherung der Bevölkerung abzielt. Die Bundesregierung sieht in dieser Handlungsweise einen Anschlag auf die demokratischen und fairen Grundregeln des Zusammenlebens der Bürger in unserem Gemeinwesen und verurteilt sie aufs schärfste. Die Bundesregierung hat in dem jetzt herausgegebenen Weißbuch zur Verteidigungspolitik klar zum Ausdruck gebracht, daß militärische wie auch Maßnahmen der zivilen Verteidigung untrennbare Elemente der Gesamtverteidigung und für eine glaubwürdige und wirksame Verteidigungsfähigkeit unseres Landes unabdingbar sind. Sie wird diese Position gegenüber den Bürgern künftig weiterhin mit allem Nachdruck verdeutlichen. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 34. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. November 1983 2319* Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Becker (Nienberge) (SPD) (Drucksache 10/568 Frage 77 und 78): Hat die Bundesregierung eine Studie über linksextremistische Bestrebungen in der Deutschen Jugendpresse erstellen lassen (s. Deutschland-Magazin 7/83, S. 27)? Kann die Bundesregierung Auskunft über die Funktion des interministeriellen „Gesprächskreises Personalfachleute" geben, und welche Erfahrungen konnten für die Bundesregierung bisher nutzbar gemacht werden (s. Spiegel Nr. 43, S. 14)? Zu Frage 77: Nein. Zu Frage 78: Der Bundesregierung ist ein solcher Gesprächskreis nicht bekannt. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage des Abgeordneten Krizsan (GRÜNE) (Drucksache 10/568 Frage 79): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß jeder Deutsche — und damit gemäß Artikel 116 GG auch die Bürger der Deutschen Demokratischen Republik — ein Einspruchsrecht gegen Atomkraftwerke und Wiederaufarbeitungsanlagen hat, und welche Absprachen gibt es zwischen der Bundesregierung und der Regierung der DDR wegen der bei Dragahn geplanten Wiederaufarbeitungsanlage? Für die Einwendungsbefugnis im atomrechtlichen Genehmigungsverfahren nach der Atomrechtlichen Verfahrensverordnung ist die Eigenschaft als Deutscher nicht entscheidend. Für diese Befugnis kommt es, wie auch sonst im Verwaltungsverfahren, vielmehr darauf an, daß eine Beeinträchtigung von Belangen geltend gemacht wird, die im räumlichen Geltungsbereich der Atomrechtlichen Verfahrensverordnung gelegen sind. Das bedeutet: Bürger der DDR sind nur dann ein-wendungsbefugt, wenn sie im Geltungsbereich der Atomrechtlichen Verfahrensverordnung gelegene Belange geltend machen können. Absprachen mit der DDR über Stellungnahmen von Bürgern der einen Seite zu kerntechnischen Vorhaben im Gebiet der anderen Seite gibt es wegen der bei Dragahn beantragten Wiederaufarbeitungsanlage nicht.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Tatsache, daß die GRÜNEN den Saal verlassen haben, erspart es mir, nun besonders auf die Rede der Kollegin Frau Kelly einzugehen. Aber eine Bemerkung möchte ich dennoch machen: Mir ist einmal mehr aufgefallen, daß die GRÜNEN jede Verteidigung ablehnen, aber unentwegt über Waffen sprechen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Ich finde das einen klassischen Widerspruch.

    Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, daß Demokratie wohl mit der Geschäftsordnung beginnt,

    (Zuruf des Abg. Fischer [Frankfurt] [GRÜNE])

    während die GRÜNEN offensichtlich dabei sind, sogar die Verfassung überspielen zu wollen und dazu auch das Mittel des glatten Rechtsbruchs anwenden. Dies ist kein positiver Beitrag für die deutsche Politik.

    (Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Es gibt noch grüne Restbestände!)

    Meine Damen und Herren, im Unterschied zu Herrn Staatsminister Möllemann gehöre ich zu den Kollegen im Hause, die den letzten Krieg noch miterlebt haben. Ich habe als Kind die Stadt Mainz brennen sehen und das nicht nur bei Weinfreunden beliebte Schloß Johannisberg. Ich habe also Erfahrungen, was Krieg bedeuten kann. Ich weiß auch noch, wie zur damaligen Zeit wohl alle Deutschen geglaubt haben, dies sei der letzte Krieg gewesen, unter dem sie, unter dem die Menschheit gelitten habe. Das Stichwort „Nie wieder Krieg!", das auch in der Diskussion dieser Tage immer wieder zitiert wird, war dort und damals wohl allgemeine Überzeugung.
    Aber dann mußten wir sehr schnell erfahren, daß Gewalt nicht aus der Welt war, daß weiter Menschen unter fremder Herrschaft und Gewaltherrschaft leiden mußten. Wir mußten erfahren, wie z. B. die Siegermacht Sowjetunion das Jalta-Abkommen gebrochen hat. Statt Demokratisierung der von ihr unterworfenen und militärisch besetzten Gebiete begann sie dort eine brutale Sowjetisierung. Dies war der Ausgangspunkt dafür, daß wir in unserer Staatlichkeit die Frage gestellt haben, ob es lohnt, dieses neue Gemeinwesen zu verteidigen.
    Die Diskussion dieser Tage, meine Damen und Herren, kann man unter vier Fragen zusammenfassen. Erstens. Lohnt es, dieses Gemeinwesen wirklich zu verteidigen? Zweitens. Gibt es etwas, was uns bedroht? Drittens. Haben wir eine Chance, dieser Bedrohung zu entgehen? Viertens. Wenn wir



    Berger
    eine solche Chance haben, haben wir dann nicht auch die Pflicht, dieser Bedrohung zu begegnen?
    Meine Damen und Herren, dieser Staat, die Bundesrepublik Deutschland, ist der freieste Staat der deutschen Geschichte. Nie zuvor war mehr Freiheit verwirklicht und, wie ich hinzufüge, auch mehr soziale Gerechtigkeit. Dies ist ein Gemeinwesen, das sich gründet auf die unantastbare Würde des Menschen und auf die Freiheit des Einzelnen, das das Gemeinwesen, den Staat, an eine Rechtsordnung bindet, die es unmöglich macht, daß etwa der Staat in seinem Innern diese Menschenwürde nicht in dem notwendigen Umfang und auf Dauer gewährt.
    Wir müssen aber auch erkennen, daß dies nicht überall in der Welt der Fall ist. Die katholischen Bischöfe haben in ihrem Hirtenwort darauf hingewiesen, daß der Friede nicht etwa zunächst durch Waffen oder durch den Rüstungswettlauf bedroht sei, sondern durch die Tatsache, daß es totalitäre Diktaturen gebe, die in ihrem Herrschaftsbereich menschliche Würde nicht nur nicht gewährten, sondern unterdrückten und darüber hinaus die Tendenz hätten, diese ihre Gesellschaftsform anderen aufzuzwingen. Solange dies so ist, meine sehr geehrten Kollegen auf allen Seiten dieses Hauses, behaupte ich, daß das Gemeinwesen Bundesrepublik Deutschland, daß dieser unser Staat es wert ist, daß wir ihn verteidigen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Klejdzinski [SPD]: Darüber streiten wir uns doch nicht!)

    Gegenüber dieser unverkennbaren Bedrohung müssen wir die Pflicht des Art. 1 des Grundgesetzes erfüllen, die da lautet:
    Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen, ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

    (Dr. Klejdzinski [SPD]: Halten Sie sich daran!)

    Solange dies so ist, meine Damen und Herren, bleibt die Sicherheit unseres Gemeinwesens nach außen eine der ersten Aufgaben, ja, der Organisationszweck des Staates überhaupt. Wir können nicht denen vertrauen, die etwa Gewaltfreiheit als prinzipielles Mittel der Politik dahin gehend auslegen, daß sie sagen, es sei sittlich nicht erlaubt, die Vorkehrungen zu treffen, die wir brauchen, um gegenüber der Bedrohung von außen bestehen zu können.
    Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz sagte in diesem Zusammenhang:
    Es dient dem Frieden nicht, wenn die Bergpredigt mißdeutet wird. Die Mahnung zur Versöhnung und zum Verzicht auf Vergeltung gilt nicht nur für den einzelnen Christen, sondern auch für die Staaten. Der Heilige Augustinus hat darauf hingewiesen, daß grausame Rachsucht und unversöhnliche Gesinnung auch im Kriege schuldhaft sind. Es kann der Fall eintreten, daß ein Staat um des Friedens willen auf Rechtsansprüche verzichten muß.
    Aber dann fährt er fort: Die Aufforderung Jesu zur Versöhnung und zum Verzicht auf Rache bedeutet jedoch nicht, daß Recht und Ordnung aufgehoben werden. Die staatliche Gewalt, die das Zusammenleben der Menschen durch die Rechtsordnung sicherstellt, ist von Gott eingesetzt. Nicht ohne Grund trägt sie das Schwert. Sie steht im Dienste Gottes und vollstreckt das Urteil an dem, der Böses tut.
    Meine Damen und Herren, dies meine Antwort an Franz Alt.
    Gestern war der Geburtstag Martin Luthers.

    (Zuruf des Abg. Dr. Klejdzinski [SPD])

    Auch er hat einmal darüber nachgedacht, Herr Klejdzinski, ob es möglich sei, die Welt etwa mit der Bergpredigt zu regieren. Er sagte dazu:
    Die Welt mit der Bergpredigt regieren zu wollen, das wär', also tät' ein Hirt in einem Stall zusammen Wolf, Löwe, Adler und Schaf. Da würde das Schaf wohl Frieden halten, aber nicht lange leben.
    Lassen Sie mich ein letztes Zitat in diesem Zusammenhang nachtragen. Der jetzige Papst, Johannes Paul II., hat vor kurzem auf dem Katholikentag in Wien in diesem Zusammenhang ein bedeutendes Wort gesprochen. Der Katholikentag dort wurde übrigens im Gedenken an eine erfolgreiche europäische Verteidigung gegenüber einer asiatischen Gefahr veranstaltet. Der Papst sagte:
    Die Bergpredigt zwingt uns, im Feind den Bruder zu sehen, selbst wenn wir uns seines Angriffes erwehren müssen.
    Meine Damen und Herren, knapper und präziser kann man diesen Sachverhalt nicht zusammenfassen.

    (Dr. Klejdzinski [SPD]: Was man vom Redner nicht behaupten kann! — Gegenruf von der CDU/CSU: Klejdzinski, Ruhe!)

    Ich möchte nun darauf hinweisen, meine Damen und Herren, daß unsere Außen- und Sicherheitspolitik von Anfang an diesem Geist gefolgt ist und auch heute noch folgt. Dies wird aus der Antwort der Bundesregierung auf die zitierten Großen Anfragen deutlich. Dies wird insbesondere einmal mehr in diesem Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Abrüstung und Rüstungskontrolle sowie der Veränderungen im militärischen Kräfteverhältnis 1983 deutlich.
    Wir, d. h. der freie Westen, die von uns eingesetzten militärischen Mittel und Strukturen, wir bedrohen niemanden. Unsere Waffen sind ausschließlich zur Verteidigung gedacht. Durch unsere Waffen muß sich niemand bedroht fühlen, es sei denn der, der uns angreifen wollte. Wir haben im Westen, und dies die gesamte Zeit hindurch, unsere Anstrengungen zur äußeren Sicherheit unter das Gesetz der strategischen Defensive gestellt. Die NATO ist ein Verteidigungsbündnis. Die Strukturen der NATO und ihre Potentiale ermöglichen keinen Angriff. Wir suchen zudem unsere Sicherheit darauf zu gründen, daß wir nicht etwa in der Lage sein wollen, einen Krieg erfolgreich zu führen und zu been-



    Berger
    den, auch nicht einen Verteidigungskrieg. Wir wollen vielmehr in der Lage sein, einen solchen Krieg von vornherein durch Abschreckung zu verhindern. Abschreckung, die Strategie der flexiblen Antwort im Bündnis bedeutet nichts anderes, als daß wir sicherstellen wollen, daß derjenige, der uns angreifen wollte, dies nicht ohne unannehmbares Risiko für sich selbst könnte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Dies ist ein hohes politisches Ziel, das wir übrigens nur im Bündnis erreichen und verwirklichen können. Deswegen ist der Zusammenhalt des Bündnisses für unsere Sicherheit eine entscheidende Größe. Wir haben diese Sicherheitspolitik unter drei Prinzipien gestellt und verfolgen diese in der Kontinuität sämtlicher Bundesregierungen seit dem Beitritt in das westliche Bündnis.
    Erstens: prinzipieller Gewaltverzicht. Das heißt, daß wir ein- für allemal und feierlich in allen Verträgen seither abgeschworen haben, etwa ein politisches Ziel durch den Gebrauch oder durch die Androhung von Gewalt durchsetzen zu wollen. Diesem Prinzip entspricht dann natürlich auch, daß wir nur soviel Rüstung haben, wie wir zu der genannten Abschreckung und zur Verteidigungsfähigkeit brauchen, und nicht etwa Rüstungspotentiale unterhalten, die wir für eigene Sicherheit nicht bräuchten, die aber andere bedrohen könnten.
    Das zweite Prinzip folgert sich daraus. Es ist das Prinzip des Gleichgewichts. Wenn ich von Gleichgewicht spreche, meine ich nicht ein numerisches, ein zahlenmäßiges. Das ist nicht zu haben, schon angesichts der geopolitischen Asymmetrien, in denen wir leben und in die diese Welt nun einmal aufgeteilt ist.

    (Voigt [Frankfurt] [SPD]: Das ist das Problem der Genfer INF-Verhandlungen!)

    Ich meine dieses Gleichgewicht funktional, ein Gleichgewicht der Optionen. Es darf, Herr Kollege Voigt, keiner Seite ein Monopol an einem Waffensystem zugestanden werden, das es ermöglichte, daß eine Seite in diesem Konflikt, den wir nicht leugnen können, in der Lage wäre, sämtliche Abschrekkungsvorkehrungen der anderen Seite zu unterlaufen.

    (Abg. Voigt [Frankfurt] [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Ich muß aus Kollegialität in drei Minuten schließen. Ich kann deswegen keine Zwischenfrage zulassen.
    Das dritte Prinzip — davon handelt der Bericht der Bundesregierung zum gegenwärtigen Stand der Abrüstungsbemühungen —, das den Gewaltverzicht und das Gleichgewicht ergänzt, ist die Bereitschaft zur Abrüstung und Rüstungskontrolle, allerdings mit dem Ziel, auf diese Weise mehr Sicherheit zu gewinnen, nicht etwa weniger.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Abrüstung und Rüstungskontrolle sind nicht losgelöste absolute Mittel oder Alternativen zur Sicherheit. Nein, es sind integrale Bestandteile unserer Sicherheitspolitik. Wir müssen darauf achten, daß bei allen diesen einzelnen Schritten, die wir wollen und um die wir ringen — der Bericht der Bundesregierung macht deutlich, an wie vielen Tischen wir als Bundesrepublik Deutschland im Bündnis, außerhalb des Bündnisses, im KSZE-Prozeß, in Genf bei dem dortigen Unterausschuß initiativ sind —, deutlich wird, wie sehr wir uns um das Ziel der Abrüstung bemühen. Diese Abrüstung muß aber unserer Sicherheit dienen und darf uns nicht etwa neuen Gefährdungen aussetzen.
    Ich möchte zu diesem Bericht der Bundesregierung nicht mehr viel sagen, sondern vielleicht ein zusammenfassendes Zitat an den Schluß meiner Betrachtungen stellen, das diese noch einmal verdeutlicht:
    Der zweite Bestandteil der Sicherheitspolitik des Bündnisses ist eine Politik der Friedensgestaltung durch Dialog und Zusammenarbeit. Abrüstung und Rüstungskontrolle sind integrale Teile dieser Politik. Rüstungskontrollverhandlungen sind Instrument kooperativer Friedenssicherung auf militärischem Gebiet. Ihr Ziel ist es, ein stabiles Kräftegleichgewicht auf möglichst niedrigem Niveau wiederherzustellen.
    Herr Kollege Voigt, ich bin überzeugt davon, daß es auch in Genf um nichts anderes geht. Die Sowjets haben durch diese Monopolsysteme, die sie sich geschaffen haben, das Gleichgewicht verletzt. Wir müssen mit ihnen darum ringen, daß sie es ermöglichen, daß dieses Gleichgewicht um unserer wechselseitigen Sicherheit willen in Europa wiederhergestellt wird.
    Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Voigt (Frankfurt).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karsten D. Voigt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich glaube nicht, daß die Frage des Monopols in der einen oder anderen Waffenkategorie die politische und militärische Bedeutung hat, die Herr Kollege Berger ihr zurechnet. Aber wenn sie sie wirklich haben sollte, dann dürfte eigentlich der Kollege Berger nicht für die Stationierung der Cruise Missiles auf Land in Europa sein. Denn nach der Stationierung der Cruise Missiles auf Land in Europa hat in dieser Waffenkategorie der Westen zumindest für eine längere Zeit ein Monopol.
    Mir geht es aber um andere Fragen und auch andere Schwerpunkte. Auf Grund des bisherigen Verlaufs der Debatte und auch auf Grund der Vorlagen, die die Debatte begründen, möchte ich an alle Fraktionen des Bundestages — auch diejenige, die zur Zeit nicht anwesend ist — den Appell richten: widerstehen Sie in der friedenspolitischen Debatte einer um sich greifenden Militarisierung von Sprache und Denken.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)




    Voigt (Frankfurt)

    Wer Kriegsgefahren abwehren und Frieden schaffen will, muß auch von Waffentechnologien und Militärstrategien reden, vor allem aber muß er von Versöhnung, von Zusammenarbeit sprechen, für den Abbau von Feindschaft, für Vertrauensbildung und für einen friedlichen Interessenausgleich werben. Friedenspolitik ist mehr als jede herkömmliche, aber auch mehr als die beste alternative Militärpolitik. Auch kein alternativer Clausewitz vermag den Weg fort von der Angst vor der atomaren Apokalypse zu den Seligpreisungen der Bergpredigt zu führen.
    Und lassen Sie uns die Debatte über die Abwehr von Kriegsgefahren nicht unter einer ausschließlich auf Europa und den Ost-West-Konflikt verengten Sicht führen. Dies gebietet unsere Solidarität mit denen, die in der Dritten Welt unter militärischer Unterdrückung, unter den sozialen Folgen der Rüstungslasten und unter zahlreichen bewaffneten Auseinandersetzungen leiden. Aber auch unser eigenes Interesse verbietet es uns, bei den zahlreichen militärischen Konflikten in Ländern der Dritten Welt die Rolle eines unbeteiligten Zuschauers einzunehmen. Es ist gegenwärtig wahrscheinlicher, daß ein dritter Weltkrieg aus einem Konflikt in der Dritten Welt, als aus dem Gegensatz von Ost und West in Europa entsteht.
    Von der deutschen Verantwortung für eine aktive Friedenspolitik reden, heißt deshalb auch die mit dem Besuch Bundeskanzler Kohls in Saudi-Arabien eingeleitete verhängnisvolle Wende in der bundesdeutschen Sicherheitspolitik und Rüstungspolitik zu verurteilen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich füge hinzu: es darf auch nicht zur Lieferung eines U-Bootes an das Chile Pinochets kommen.
    Wir leben militärisch und geographisch an der Nahtstelle des Ost-West-Konflikts. Die Reagan-Administration sieht als Ursache für Krisen in Ländern der Dritten Welt vor allem die Hand Moskaus und nicht wie wir die Folgen von sozialer Not, Ausbeutung und Unterdrückung. Sie greift wie in Grenada zu militärischen Mitteln, wo zu allererst politische, wirtschaftliche und soziale Lösungen geboten sind. Dieser Art von falscher Ost-West-Politik in der Dritten Welt ist kein Beitrag, sondern ein Risiko für unsere Sicherheit.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Wir sind so exponiert in unserer geographischen Lage, daß wir nicht auch noch zusätzlich gegen unseren Willen mit den Risiken von militärischen Engagements der USA außerhalb Europas verkoppelt werden wollen. Dies ist für mich einer der wichtigsten Gründe gewesen, um die alte Forderung von Fritz Erler nach einem Vetorecht wiederaufzugreifen.
    Die Forderung nach einem Vetorecht ist für die Bundesrepublik natürlich nur so lange von praktischer Bedeutung, wie Atomwaffen gelagert werden. Wir Sozialdemokraten treten für die Vereinbarung über atomwaffenfreie Zonen ein. Wir unterstützen die Vorschläge der Palme-Kommission. Aber trotzdem müssen wir doch wohl realistischerweise davon ausgehen, daß es noch einige Jahre dauern könnte, bis selbst diese begrenzten Vorschläge in die Wirklichkeit umgesetzt worden sind. Ein Vetorecht ist eine — aber nicht die einzige — denkbare Lösung mit dem Ziel einer verbesserten Interessenvertretung von Staaten, in denen Nuklearwaffen der USA stationiert sind. Ich kenne auch gewichtige Argumente gegen diese Forderung. Die SPD wird alle Argumente Pro und Kontra vor einer endgültigen Entscheidung ihrer Fraktion über die Frage des Vetorechts sorgfältig abwägen.
    Aber auch die GRÜNEN sind in dieser Frage keineswegs so einhelliger Meinung, wie Petra Kelly das hier hat erscheinen lassen. In einer offiziell veröffentlichten Zwischenbilanz gegen die Kriegsgefahr, einer Bilanz, die die GRÜNEN am 28. Juli 1983 veröffentlicht haben, heißt es:
    Die Bundesregierung verzichtet auf das Vetorecht gegen Atomwaffeneinsätze verbündeter Atomwaffenstaaten gegen Ziele in der Bundesrepublik und vom Boden der Bundesrepublik aus. Damit verzichtet die Bundesregierung auf den im Krieg überlebensentscheidenden Kern der nationalen Souveränität der Bundesrepublik. Die Bundesregierung verstößt damit gegen das Grundgesetz.
    Weiter heißt es:
    Dieses Vetorecht ist nach Auffassung der GRÜNEN im Zeitalter der Atomwaffen unverzichtbares Kernstück der nationalen Souveränität.
    So weit würde ich zwar nicht gehen, aber es macht deutlich, daß die Diskussion auf alle Parteien dieses Hauses übergreift.
    Wir können für die Sozialdemokraten verbindlich feststellen: Kein Sozialdemokrat strebt nach dem Finger am Abzugshebel. Kein Sozialdemokrat will den Status der Bundesrepublik als Nichtnuklearwaffenstaat in Frage stellen. Im Gegenteil: Wir wollen ein Verhandlungsergebnis in Genf, eine Regierungspolitik in Bonn und eine parlamentarische Entscheidung im Bundestag, die dazu führt, daß überhaupt keine Pershing-II-Raketen in der Bundesrepublik stationiert werden. Um jedes Mißverständnis von vornherein auszuschließen: Wir wollen nach wie vor ein Verhandlungsergebnis in Genf, das — zusammen mit einer drastischen Verringerung der sowjetischen SS-20-Rüstung — zum völligen Verzicht auf die Stationierung von Pershing II und Cruise Missiles führt.
    Wenn die Bundesregierung auf einen konstruktiven Kompromiß für die Berücksichtigung der britischen und französischen Systeme drängen würde, wenn der Westen bereit wäre, als Gegenleistung für eine drastische Verringerung der sowjetischen Mittelstreckenwaffen in Genf einen völligen Verzicht auf die geplante Stationierung anzubieten, dann — und davon bin ich fest überzeugt — wäre die Sowjetunion bereit, über ihre bisherigen Angebote für eine Verringerung der Zahl ihrer SS-20-Raketen erheblich hinauszugehen. Aber die Bundesregierung tut nichts für ein solches Verhandlungsergebnis.



    Voigt (Frankfurt)

    Auch die lebhafte Reisetätigkeit von Bundeskanzler Kohl und Bundesaußenminister Genscher nach Ost und West dient mehr der psychologischen Verharmlosung der Stationierungsfolgen als tatsächlichen Fortschritten bei den Genfer Verhandlungen.

    (Beifall bei der SPD)

    Nicht nur Franz Josef Strauß, sondern auch andere führende Vertreter der Koalitionsparteien warnen sogar vor weitergehenden Kompromissen. Das, worauf wir Sozialdemokraten drängen, versuchen Christdemokraten zu sabotieren. Es wird immer offensichtlicher: Für die Vertreter der Koalitionsparteien ist die Stationierung neuer Mittelstreckenwaffen der USA wichtiger als die drastische Reduzierung der sowjetischen SS-20-Rüstung.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Todenhöfer [CDU/CSU]: Das ist doch nicht wahr!)

    Es ist beschämend, daß ausgerechnet Bundesaußenminister Genscher

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Was heißt: „ausgerechnet"? Das ist seine Aufgabe!)

    einen Vorschlag der griechischen Regierung zur zeitlichen Verschiebung des Stationierungsbeginns als erster zurückwies.
    Willy Brandt hat angeregt, die westliche Bereitschaft zur Verschiebung des Stationierungsbeginns mit einer Forderung an die Sowjetunion, mit dem Abbau ihrer SS-20-Rüstung zu beginnen, zu verbinden. Ähnlich haben sich der DGB, aber auch — in den letzten Tagen — der rumänische Staatschef Ceaucescu geäußert.

    (Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Der hat auch noch anderes gesagt!)

    Wir begrüßen dies und unterstützen solche Forderungen. Wir fordern die Bundesregierung auf: Werden Sie nicht zum abrüstungspolitischen Aussteiger! Wiederholen Sie nicht gebetsmühlenartig alte Positionen und alte Vorschläge, sondern werden Sie Ihrer Verantwortung gerecht und drängen Sie in den wenigen Tagen, die noch Zeit ist, auf neue, wirklich kompromißfähige westliche Vorschläge!

    (Beifall bei der SPD — Dr. Marx [CDU/ CSU]: Was heißt „wirklich"? — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Ja, wer hat denn wirklich aufgerüstet?)

    Durch Ihre abrüstungspolitische Tu-nix-Politik werden Sie entscheidend mitverantwortlich für ein mögliches Scheitern der Genfer Verhandlungen.
    Wir warnen: Ihre Politik führt nicht, wie Bundeskanzler Kohl versprochen hat, zum Frieden mit immer weniger Waffen, diese Politik führt zur Aufrüstung statt zur Abrüstung, zu mehr Spannung statt zu einem stabileren Frieden.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Todenhöfer [CDU/CSU]: Den Beschluß dazu haben Sie gefaßt!)

    Die Bundesregierung täuscht die deutsche Öffentlichkeit, wenn sie den Eindruck erweckt, als würden
    die Genfer Verhandlungen auch nach einem Beginn
    der Stationierung ohne Unterbrechung fortgeführt und zügig zu einem Ergebnis gebracht werden. Nach einem Beginn der Stationierung sind die Genfer Verhandlungen in ihrer bisherigen Form und für einen längeren Zeitraum am Ende. Daß dies so sein wird, weiß die Bundesregierung spätestens, seitdem sie hierüber vom sowjetischen Botschafter Semjonow informiert worden ist.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nicht seitens des Westens!)

    Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt gestern deshalb zu Recht, es sei sicherlich, so wörtlich, „viel berechnete Rhetorik dabei, wenn der Kanzler ständig versichert, in Genf bestünden noch Verhandlungsmöglichkeiten". Ich möchte hinzufügen: Es ist entlarvend für den geringen Einfluß der Bundesregierung auf die Administration der Vereinigten Staaten und noch bezeichnender für die oberflächliche Leichtfertigkeit Bundeskanzler Kohls, daß er nach der Rückkehr aus Tokio einen neuen westlichen INF-Vorschlag ankündigt und dieser prompt danach vom amerikanischen Verteidigungsminister Weinberger dementiert wird.

    (Hört! Hört! bei der SPD)

    Obwohl der Beginn der Stationierung eine einschneidende politische Weichenstellung bedeutet, weigert sich die Bundesregierung, die Förderung des dänischen Folketings nach einer erneuten politischen Einschätzung des bisherigen Verhandlungsverlaufs durch die NATO zu unterstützen. Diese Weigerung widerspricht dem Sinn des NATO-Doppelbeschlusses. Wir Sozialdemokraten wenden uns gegen diese Abkehr der Bundesregierung vom NATO-Doppelbeschluß

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Haha! — Dr. Kunz [Weiden] [CDU/CSU]: Da lachen ja die Hühner!)

    und fordern eine außerordentliche Sitzung des NATO-Rates zumindest auf Ministerebene noch vor dem 22. November.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir verlangen auch, daß die Bundesregierung gegenüber dem Bundestag verbindlich erklärt, daß auf keinen Fall mit der Stationierung der Pershing II begonnen wird, bevor der Bundestag nach Abschluß seiner Debatte am 21. und 22. November über die Stationierung entschieden hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich füge hinzu: Die Diskussion, die wir jetzt im Zusammenhang mit Frankfurt-Hausen haben, wobei Frankfurt-Hausen in diesem Fall in Wirklichkeit Frankfurt-Industriehof ist, über die Lagerung von bestimmten Teilen der Pershing II haben, konnte nur entstehen, weil die Bundesregierung und die Koalitionsparteien im Juni einen Antrag der SPD abgelehnt haben, der zum Inhalt hatte, daß vor dem Beginn und dem Abschluß unserer Debatte keine Teile, auch keine Systemteile der Pershing in die Bundesrepublik verbracht werden sollen.

    (Beifall bei der SPD)




    Voigt (Frankfurt)

    Über eine solche verbindliche Erklärung seitens der Bundesregierung, wie ich sie soeben erwähnt habe, hinaus muß ich sagen: Wenn solche Erklärung nicht erfolgt, dann würde unsere Beratung und Entscheidung zur Farce. Der Parlamentarismus würde als Opfer eines exekutiven Zynismus zur Zielscheibe öffentlichen Gespötts werden.
    Ich stimme der Feststellung Richard Löwenthals vom 29. Oktober dieses Jahres ausdrücklich zu:

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Das ist einer der wenigen, dem Sie zustimmen!)

    „Nach meiner Meinung haben die Vereinigten Staaten nicht alles getan, was getan werden konnte." Richard Löwenthal fügt ausdrücklich hinzu, daß dies keine Kritik an Paul Nitze sei, „sondern an den Leuten, von deren Weisungen er abhängig ist".
    Der Erfolg oder Mißerfolg der Genfer Verhandlungen und auch die Entscheidung des Deutschen Bundestages für oder gegen die Stationierung beinhalten eine der wichtigsten Weichenstellungen unserer Außen-, Sicherheits- und Abrüstungspolitik in den letzten Jahren. Aber ich warne auch vor apokalyptischen Untergangsvisionen. In Europa steht kein Krieg bevor.

    (Berger [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Die NATO beabsichtigt keinen Angriff auf den Warschauer Pakt.

    (Berger [CDU/CSU]: Auch richtig!)

    Der Warschauer Pakt beabsichtigt keinen Angriff auf die NATO. Es könnte gegenwärtig auch keine Seite einen Angriff kalkuliert riskieren. Auch besitzt keine Seite gegenwärtig eine ausreichende Überlegenheit, um die andere Seite politisch erpressen zu können.
    Trotz der angespannten Lage zwischen Ost und West ist die Lage in Europa heute friedenspolitisch stabiler als zu manchen Zeiten während der Jahrzehnte nach dem Beginn des Kalten Krieges. Daß die Spannungen zwischen Ost und West heute nicht von Berlin und nicht von den beiden deutschen Staaten ausgehen, ist das Verdienst der Friedens- und Entspannungspolitik von Willy Brandt und Helmut Schmidt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Und Konrad Adenauer!)

    Dies ist das Ergebnis einer erfolgreichen Vertragspolitik.

    (Beifall bei der SPD)

    Ein neuer konstruktiver Geist in den Ost-WestBeziehungen ist friedenspolitisch meiner Meinung nach bedeutsamer als die beste alternative verteidigungspolitische Konzeption.
    Ich halte die Veränderung der bisherigen NATODoktrin der flexiblen Reaktion für sinnvoll und möglich. Wir Sozialdemokraten sind dafür, daß die NATO zunehmend auf die Androhung des Ersteinsatzes von Nuklearwaffen verzichten kann und davon unabhängig gemacht wird. Wir müssen die Möglichkeit der Ersetzung von Nuklearwaffen durch konventionelle Waffen überprüfen. Wir wollen nuklear abrüsten, ohne konventionell aufzurüsten. Wir wollen in Ost und West eine wirklich defensive Militärstrategie. Wir wollen die Risiken der wechselseitigen nuklearen Abschreckung verringern.
    Die Entwicklung von Nuklearwaffen führt zu einer veränderten Funktion des Soldaten im Krieg: Menschen können sich im Nuklearkrieg massenhaft wechselseitig vernichten, ohne daß viele Soldaten aktiv an dieser Vernichtung beteiligt sind. Die Risiken eines Nuklearkrieges werden auch dann nicht geringer, wenn viele potentielle Soldaten den Kriegsdienst verweigern. Auch der tapferste Einsatz von Soldaten vermag die Zivilbevölkerung nicht vor den Folgen eines Nuklearkrieges zu schützen. Die Tapferkeit und die Zivilcourage von Soldaten und von Kriegsdienstverweigerern haben bei uns das gemeinsame Ziel, den Nuklearkrieg und jeden anderen Krieg zu verhindern.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Nukleare Abschreckung ist immer auch Selbstabschreckung. Wer von der nuklearen Abschrekkung redet, darf über die Folgen eines Einsatzes von Nuklearwaffen nicht schweigen. Die Anfragen der GRÜNEN betonen das, was zur Selbstabschrekkung führt. Die Bundesregierung tut in ihrer Antwort so, als gäbe es nur eine Abschreckungswirkung nuklearer Waffen. Aber nicht nur die Abschreckung der Sowjetunion, sondern auch die Selbstabschreckung vor einer leichtfertigen Entscheidung zum Einsatz von Nuklearwaffen, zur Entfesselung eines nuklearen Infernos im Westen, ist für uns in der Bundesrepublik ein Schutz. Dieser Schutz ist aber nach wie vor mit der Drohung und dem Risiko des Einsatzes von Nuklearwaffen verbunden, und das sollte nicht nur für Kirchen, sondern für uns alle — da möchte ich Herrn Berger und Herrn Möllemann widersprechen — auf Dauer unerträglich sein.
    Aber die nukleare Abschreckung kann nicht mit den Methoden der wechselseitigen Abschreckung überwunden werden. Deshalb wollen wir aus potentiellen militärischen Gegnern potentielle Partner zur Sicherheit werden lassen. Dies ist ein mühsamer Prozeß. Er wird Jahrzehnte dauern.
    Man braucht uns Sozialdemokraten dabei nicht daran zu erinnern, daß es im Ost-West-Konfikt nicht nur um den Ausgleich von Machtinteressen, sondern auch um den Schutz und den Ausbau von Freiheitsrechten geht. Aber unsere Perspektive für den Schutz unseres Strebens nach mehr Freiheit und nach einer größeren sozialen Gerechtigkeit ist nicht das militärische Konzept des „airland battle 2000", sondern die Hoffnung auf eine europäische Friedensordnung im Jahre 2000.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn Präsident Reagan von der Sowjetunion als dem „Reich des Bösen" spricht, und wenn er den Begriff „Harmagedon" aus der Offenbarung des Johannes — ich würde fast sagen, aus der Apokalypse — verwendet, der die letzte Schlacht zwischen dem Reich des Bösen und dem Reich Gottes beschreibt, und wenn wir Sozialdemokraten gleichzeitig für



    Voigt (Frankfurt)

    eine Sicherheitspartnerschaft mit der Sowjetunion werben, dann offenbart dies, worum es im Kern beim gegenwärtigen Raketenstreit geht: Es ist der Streit um die richtige Konzeption des Westens im Macht- und Systemkonflikt zwischen Ost und West. Ich kann Ihnen heute bereits ankündigen: Dieser Streit wird diesen Bundestag in den kommenden Jahren noch länger und noch häufiger als der gegenwärtige Streit um die Mittelstreckenwaffen beschäftigen.
    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD)