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    Plenarprotokoll 10/18 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 18. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 7. September 1983 Inhalt: Gedenkworte für die Opfer des abgeschossenen südkoreanischen Verkehrsflugzeuges 1169A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Haase (Kassel) und Dr. Stercken 1169 B Ausscheiden des Abg. Handlos aus der Fraktion der CDU/CSU 1169 B Verzicht des Abg. Lahnstein und des Abg. Hecker auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag 1169 C Eintritt der Abg. Frau Schmedt (Lengerich) und des Abg. Horacek in den Deutschen Bundestag 1169 C Begrüßung des Leiters der britischen Delegation der IPU, Mr. Temple Morris 1191 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) —Drucksache 10/280 — in Verbindung mit Beratung des Finanzplans des Bundes 1983 bis 1987 — Drucksache 10/281 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und zur Einschränkung von steuerlichen Vorteilen (Steuerentlastungsgesetz 1984) — Drucksachen 10/336, 10/345, 10/348 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer durch Kapitalbeteiligungen (Vermögensbeteiligungsgesetz) — Drucksachen 10/337, 10/349 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über eine Investitionszulage für Investitionen in der Eisen- und Stahlindustrie (Stahlinvestitionszulagen-Änderungsgesetz) — Drucksachen 10/338, 10/346, 10/350 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 18. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. September 1983 Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Entlassung der Bundesminister des Innern und der Justiz —Drucksache 10/333 (neu) — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Entlassung des Bundesministers der Justiz und des Bundesministers des Innern — Drucksache 10/342 — Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF 1170D, 1204 A Dr. Apel SPD 1180 D Carstens (Emstek) CDU/CSU 1191 B Hoppe FDP 1197 D Kleinert (Marburg) GRÜNE 1200 D Walther SPD 1208 B Dr. Stavenhagen CDU/CSU 1213 B Dr. Weng FDP 1217 A Verheyen (Bielefeld) GRÜNE 1219 B Gobrecht SPD 1222 D Dr. Kreile CDU/CSU 1226 B Gattermann FDP 1230 D Echternach CDU/CSU 1234 C Grobecker SPD 1236 D Ronneburger FDP 1237 D Burgmann GRÜNE 1238 B Nächste Sitzung 1239 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 1241*A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 1241*A Anlage 3 Herstellung von Dioxin MdlAnfr 21 13.05.83 Drs 10/55 Dr. Hirsch FDP ErgSchrAntw StSekr Dr. Fröhlich BMI 1241* B auf ZusFr Dr. Hirsch FDP Anlage 4 Einführung des Rostschutzsystems SINOX und SINOFLEX bei öffentlichen Aufträgen MdlAnfr 29 13.05.83 Drs 10/55 Broll CDU/CSU ErgSehrAntw Spranger BMI 1241* D auf ZusFr Broll CDU/CSU Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 18. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. September 1983 1169 18. Sitzung Bonn, den 7. September 1983 Beginn: 10.00 Uhr
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    Berichtigung 16. Sitzung, Seite 1104* A, Zeile 16: Statt 22,55 % ist 11,55 % zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 9. 9. Dr. Enders * 9. 9. Handlos 9. 9. Frau Hoffmann (Soltau) 8. 9. Ibrügger 7. 9. Dr. Lenz (Bergstraße) 9. 9. Dr. Müller * 9. 9. Reddemann * 7. 9. Voigt (Frankfurt) 9. 9. Frau Dr. Wex 9. 9. Wilz 9. 9. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung, des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 15. Juli 1983 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: Gesetz zum Zusatzübereinkommen vom 8. Oktober 1982 zum Übereinkommen vom 9. Dezember 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland, dem Fürstentum Liechtenstein, der Republik Österreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bereich der Sozialen Sicherheit Gesetz zu dem Übereinkommen vom 30. November 1979 über die Soziale Sicherheit der Rheinschiffer Gesetz zu dem Abkommen vom 20. Oktober 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über Arbeitslosenversicherung Anlage 3 Ergänzende Antwort des Staatssekretärs Dr. Fröhlich auf die Zusatzfrage zur Frage des Abgeordneten Dr. Hirsch (FDP) (Drucksache 10/55 Frage 21, 7. Sitzung, Seite 299 C): Ihre zweite Zusatzfrage zu Ihrer Frage beantworte ich wie folgt: Wie bereits die Bundesregierung in ihrer Antwort (BT-Drucksache 10/212 vom 27.6. 1983) auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Frau Dr. Hickel und der Fraktion Die GRÜNEN dargelegt hat, stellen Chlordibenzodioxine eine Verbindungsklasse von etwa 75 verschiedenen Isomeren dar. Unter diesen hat das allgemein als Seveso-Dioxin bekannt gewordene 2,3,7,8-Tetrachlordibenzo-p-dioxin (TCDD) eine extrem hohe Toxizität. Es ist jedoch unzulässig, davon auszugehen, daß alle Dioxine vergleichbares Gefährdungspotential aufweisen wie TCDD. TCDD nimmt insofern eine Ausnahmestellung ein. Einzelne höher als TCDD chlorierte Dioxine können unter Umweltbedingungen - im Verhältnis zur Ursprungssubstanz zu kleinen Anteilen - zu TCDD abgebaut werden. Dieses Dioxin ist jedoch ein relativ kurzlebiges Zwischenprodukt auf dem Wege zu einem vollständigen Abbau. Anlagen zum Stenographischen Bericht Insofern ist festzustellen, daß die in der Umwelt und in der Nahrungskette vorkommenden DioxinKonzentrationen im allgemeinen keine Gefährdung darstellen. Bei Störfällen können infolge Brand oder Explosion durch pyrolytische Zersetzung Dioxin-Konzentrationen auftreten, die zu einer Gefährdung führen können. Wegen ihrer besonderen Eigenschaften werden von den Dioxinen das TCDD mit einer Konzentrationsschwelle von 0,1 ppm (ein Teil auf 10 Millionen Teile) und 1,2,3,7,8,9-Hexachlordibenzo-pdioxin (HCDD) ab einer Mengenschwelle von 10 g pro Anlage in der 12. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (StörfallVerordnung) vom 27. Juni 1980 in Verbindung mit der Ersten Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Störfall-Verordnung vom 23. April 1981 (1. StörfallVwV) erfaßt. Nach Mitteilung der Innenminister (-senatoren) der Länder erhalten die Katastrophenschutzbehörden Kenntnis von den Gefährdungsmöglichkeiten durch die im Anhang II der Störfall-Verordnung aufgeführten Stoffe im Rahmen ihrer Beteiligung bei der Prüfung der Sicherheitsanalyse, die von den Betreibern der Anlagen, in denen diese Stoffe in gefährlichen Konzentrationen im bestimmungsgemäßen Betrieb vorhanden sein oder bei einer Störung des bestimmungsgemäßen Betriebes entstehen können, nach § 7 Störfall-Verordnung zu erstellen ist. Außerhalb des Anwendungsbereiches der Störfall-Verordnung bestehen teilweise auf örtlicher Ebene Absprachen zwischen den Katastrophenschutzbehörden und Betreibern, die eine Informationsverbesserung der Katastrophenschutzbehörden über mögliche Gefahrenquellen bezwecken. Eine vollständige Erfassung aller Produktgruppen, aus denen unter nicht vorhersagbaren Schadensbedingungen Dioxine freigesetzt werden können oder die Dioxine enthalten, ist wegen der hohen Zahl der chemischen Verbindungen und Reaktionen, bei denen solche Stoffe als unerwünschte Nebenprodukte denkbar sind, jedoch nicht möglich. Sie können daher auch den Katastrophenschutzbehörden nicht generell bekannt sein. Die entstehenden Konzentrationen sind im allgemeinen jedoch so niedrig, daß sie keine bedeutsame Gefahrenquelle darstellen. Ferner lassen derzeit die Länder die Standorte PCB-gekühlter Transformatoren erfassen und kennzeichnen. Anlage 4 Ergänzende Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Zusatzfrage zur Frage des Abgeordneten Broll (CDU/CSU) (Drucksache 10/55 Frage 29, 7. Sitzung, Seite 308 D): 1242* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 18. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. September 1983 Sehr geehrter Herr Kollege! Ich nehme Ihre Fragen in der Fragestunde vom 18. Mai 1983 gerne zum Anlaß, um Sie eingehender, als dies bei der mündlichen Beantwortung möglich war, über die Aktivitäten des Bundesministeriums des Innern zur Förderung umweltfreundlicher Produkte im Rahmen des öffentlichen Beschaffungswesens zu informieren. Das Umweltbundesamt hat bereits 1981 eine Untersuchung über die Möglichkeiten einer stärkeren Berücksichtigung umweltfreundlicher Produkte und Verfahren bei der Vergabe öffentlicher Aufträge vorgelegt. Wichtiges Ergebnis dieser Studie war, daß weder haushalts- noch vergaberechtliche Grundsätze einer verstärkten Beachtung von Umweltschutzgesichtspunkten entgegenstehen. Umwelteigenschaften sind Qualitätsmerkmale von Produkten, die ebenso wie Arbeitsschutz- oder Sicherheitsanforderungen in die Leistungsbeschreibung bei öffentlichen Ausschreibungen aufgenommen werden sollen. Um diesen Zusammenhang unmißverständlich klarzustellen, hat der Bundesminister des Innern darauf hingewirkt, daß bei der Novellierung der VOL in die Erläuterung zum § 8 ein Hinweis auf die Berücksichtigung des Umweltschutzes bei der Leistungsbeschreibung aufgenommen wird. Schon jetzt gibt es zahlreiche Beispiele für umweltfreundliche Beschaffungen, von denen ich einige wenige anführen will. Im Geschäftsbereich des BMI wird fast ausschließlich Recyclingpapier eingesetzt. Die Deutsche Bundespost läßt bereits seit zwei Jahren die Telefonbücher recyclinggerecht — unter Verwendung leicht entfärbbarer Druckfarben und leicht löslicher Klebstoffe — herstellen. Das Post-Gelb wurde auf einen nicht cadmiumhaltigen Gelbton umgestellt. Zu erwähnen sind ferner der Einsatz von asbestfreien Bremsbelägen in Kraftfahrzeugen der Post sowie die Erprobung lärmarmer Lastkraftwagen. Umstellungen sind ebenfalls im Bereich des Straßenbaus im Gange. So entwickeln zur Zeit die Bundesanstalt für Straßenwesen und das Umweltbundesamt Anforderungen an umweltfreundliche Straßenmarkierungsstoffe. Nach der Sommerpause sind Gespräche zwischen meinem Hause und dem Bundesministerium für Verkehr vorgesehen, um die Möglichkeiten eines verstärkten Einsatzes von blei- und chromatfreien Korrosionsschutzmitteln im Bereich des Straßen- und Brückenbaus sowie bei der Bundesbahn zu erörtern. Das entscheidende Problem im Hinblick auf eine rasche Verbreitung umweltfreundlicher Produkte auch im Bereich der öffentlichen Verwaltungen ist zur Zeit noch die unzureichende Kenntnis der Beschaffungsstellen über die Umwelterheblichkeit und Umweltverträglichkeit bestimmter Produkte. In meinem Auftrag arbeitet daher das Umweltbundesamt daran, die Information der Beschaffungsstellen zu verbessern. Diesem Ziel dient eine Reihe von Maßnahmen: Ende 1983 wird vom Umweltbundesamt in Form eines Handbuchs das Ergebnis eines Modellvorhabens „Umweltfreundliches Beschaffungsprogramm für Gemeinden" vorgelegt werden, das in den Städten Essen und Wolfsburg läuft. Den Beschaffungsstellen sollen hiermit in praxisgerechter Form Informationen und Handlungshilfen geboten werden. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang auch das Umweltzeichen für umweltfreundliche Produkte, das von der Jury Umweltzeichen im Auftrag des Bundesministers des Innern und des Umweltbundesamtes vergeben wird. Gegenwärtig sind 22 Produktgruppen mit dem Umweltzeichen ausgezeichnet. Im Rahmen der Aktion werden für die jeweiligen Produktgruppen detaillierte Vergabebedingungen festgelegt, die in ihrer Konkretheit gut geeignet sind, um von den Beschaffern in den Leistungskatalog einer Ausschreibung übernommen zu werden. Ich begrüße daher sehr, daß die Bundesmaterialkatalogisierungszentrale im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung Hinweise auf das Umweltzeichen in ihre Datenbank aufgenommen hat. Die Datenbank ist allen Beschaffungsstellen zugänglich. Weitere Bemühungen betreffen die Aufnahme von Umweltaspekten in die Arbeit der Stiftung Warentest und der Verbraucherzentrale. Hierdurch soll ebenfalls erreicht werden, daß die Hersteller von sich aus aktiver an der Verbesserung der Umwelteigenschaften ihrer Erzeugnisse arbeiten. Wichtig sind auch die eigenen Bemühungen der Beschaffungsstellen um- entsprechende Informationen über die Umwelteigenschaften von Produkten. Besonders geeignet hierfür ist das im Vergaberecht vorgesehene Instrument der Nebenangebote im Rahmen der Ausschreibungen. Erfolgversprechend wären vor allem bei Großbeschaffern Absichtserklärungen, mit denen angekündigt wird, daß ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch Produkte mit höherem Umweltstandard gekauft werden sollen. Dies würde den Herstellern Zeit für entsprechende Produktentwicklungen lassen. Ich hoffe, daß von diesem Instrument in Zukunft stärker Gebrauch gemacht wird. Abschließend sei noch ein weiteres Projekt erwähnt. Die Studie „Umweltschutz in der öffentlichen Vergabepolitik" hat auch auf das Problem hingewiesen, daß Normen und andere technische Richtlinien sich hemmend auf die Durchsetzung umweltfreundlicher Produkte im öffentlichen Beschaffungswesen auswirken können. Im Auftrag des Umweltbundesamtes überprüft daher zur Zeit das Deutsche Institut für Normung (DIN) Normen und andere Regeln der Technik auf Umweltrelevanz und mögliche nachteilige Auswirkungen auf die Berücksichtigung des Umweltschutzes im öffentlichen Beschaffungswesen. Die Ergebnisse werden in etwa zwei Jahren vorliegen und Eingang finden in die Arbeiten zur Novellierung von DIN-Vorschriften.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Lutz G. Stavenhagen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Kollege, diese Frage ist zwar sehr hübsch, aber in sich falsch. Sie müssen sich die Zusammensetzung der Investitionen anschauen. Ihr Beispiel wäre eine reine Erweiterungsinvestition. Das ist aber nicht das Zentrale der Gegenwart, sondern das Zentrale ist die Modernisierungs- und Verbesserungsinvestition, die Investition zur Steigerung der Qualität der Produktion. In die Modernisierung wird im Moment investiert, und da ist es durchaus denkbar, daß ich für drei alte Maschinen, die zum Teil auch noch umweltmäßig unbefriedigend sind, neue kaufe, um damit entsprechend moderner, umweltfreundlicher und leistungskräftiger produzieren zu können.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Stavenhagen ist ein guter Mann! — Zurufe von der SPD)

    — Nicht immer, Herr Kollege, durchaus nicht immer.
    Ich will der Behauptung von Herrn Apel, wir würden einem Rekordjahr an Insolvenzen entgegensteuern, aber doch noch etwas entgegenstellen. Tatsache ist, daß sich der Anstieg der Zahl der Unternehmenszusammenbrüche spürbar abgeflacht hat.



    Dr. Stavenhagen
    Im Januar 1983 hatten wir 30% mehr Unternehmenszusammenbrüche zu verzeichnen als im Januar 1982. Im Juni 1983 waren es nur 1,5 % mehr als im Juni des Vorjahres. Der Anstieg hat sich also wesentlich verlangsamt.
    Das zweite, was in diesem Zusammenhang auch wichtig ist, ist dies. Es ist erfreulich, daß die Bereitschaft zur Gründung selbständiger Existenzen enorm zugenommen hat. Dies läßt sich aus der Zahl der Anträge auf Gewährung eines ERP-Existenzgründungsdarlehens ablesen. Die Zahl ist im ersten Halbjahr 1983 gegenüber dem ersten Halbjahr 1982 um rund 50% gestiegen.

    (Dr. Kunz [Weiden] [CDU/CSU]: Ein sehr wichtiger Indikator!)

    Das Eigenkapitalhilfeprogramm der Bundesregierung wurde sogar zu 163 % mehr nachgefragt als im Vorjahr.

    (Dr. Kunz [Weiden] [CDU/CSU]: Hervorragend!)

    Meine Kolleginnen und Kollegen, die Neuverschuldung nahm in den 70er Jahren sprunghaft zu. Gleichzeitig sank die Investitionsquote aller öffentlichen Hände. Herr Finanzminister Stoltenberg hat die Zahlen heute morgen schon genannt. Der Bund stand 1982 mit rund 50%, mit rund der Hälfte der Gesamtverschuldung besonders stark in der Kreide. 1982 haben die Zinsausgaben der öffentlichen Hände rund 67 % der Neuverschuldung der öffentlichen Hände in Anspruch genommen. Hier wird deutlich, wie die Last der Schulden den finanzpolitischen Spielraum abwürgt und erdrosselt.
    Die Deformation, die Fehlentwicklung der öffentlichen Finanzstruktur wird, wie ich glaube, an den Zahlen besonders deutlich, die ich Ihnen hier noch nennen möchte. Im Jahr 1983, im laufenden Jahr betragen die Steuereinnahmen aller öffentlichen Hände knapp 400 Milliarden DM. Die Personalausgaben einschließlich Altersversorgung usw. belaufen sich bereits auf 181 Milliarden DM, die Zinsen auf 53 Milliarden DM. Das heißt, Personalausgaben und Zinsen, also Bedienung des eigenen Personals und des Kapitals, machen schon rund 60 % der Steuereinnahmen der öffentlichen Hände aus. Ich glaube, daran wird deutlich, daß wir einen akuten Sanierungs- und Konsolidierungsbedarf haben.
    Ich möchte zwei Felder nennen, auf denen wir über das bisher Geleistete hinausgehen müssen. Zum einen nenne ich die Subvention.

    (Walther [SPD]: Was ist bei den Subventionen geleistet worden?)

    — Kollege Walther, man muß bei den Subventionen neue Kriterien anlegen. Ich behaupte, daß eine zeitlich befristete Subvention ausreichen muß, um einen dauerhaften volkswirtschaftlichen Nutzen zu stiften. Eine Subvention wäre dann gewissermaßen eine Überbrückungshilfe, die zu neuen Strukturen führt. Überall dort, wo Dauersubventionen gezahlt werden müssen, ist der Verdacht berechtigt, daß die Strukturen unheilbar krank sind. Das führt dazu, daß der Einsatz öffentlicher Mittel die notwendigen
    Anpassungen verhindert und die Mittel dann auch in anderen Bereichen nicht zur Verfügung stehen.

    (Glos [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Sodann muß darauf hingewiesen werden, daß Subventionen den Wettbewerb verfälschen und regionale Probleme schaffen, nämlich in den Regionen, die von Subventionen nicht betroffen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Deswegen begrüßen wir die Aussage der Bundesregierung, Subventionen zeitlich zu befristen, degressiv auszugestalten und mit Unternehmenskonzepten zu verbinden, die zukünftige Subventionen überflüssig machen. Das haben wir, die Haushaltsgruppen von CDU/CSU und FDP, auch was die Stahlsubventionen angeht, als zwingende Voraussetzung beschlossen.
    Als letzten Punkt spreche ich die Privatisierung an. Der Bundeskanzler hat in seiner Regierungserklärung darauf hingewiesen, daß der Staat auf den Kern seiner eigentlichen Aufgaben zurückgeführt werden muß. Man muß deshalb die Frage stellen, ob in unserer marktwirtschaftlichen Ordnung der Bund eigentlich der größte Unternehmer sein muß bzw. ob er dies überhaupt sein darf. Allein in seinen Industriebeteiligungen haben 1982 440 000 Beschäftigte einen Umsatz von 109 Milliarden DM erwirtschaftet. Ich glaube, daß es jetzt, da wir auch unsere vermögenspolitische Initiative ergreifen, an der Zeit ist, eine neue Runde der Privatisierung von industriellem Bundesvermögen einzuleiten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Dies darf wohlgemerkt kein Husarenritt werden. Es bedarf sorgfältiger Kurspflege. Man darf dies nicht überstürzen. Es ist aber jetzt wirklich an der Zeit, ein Konzept mit neuen Zielen vorzulegen. Die Kapitalerhöhung der Lufthansa, die in der Diskussion ist, wäre eine gute Gelegenheit, privaten Vermögenssparern den Vortritt vor der öffentlichen Hand zu lassen. — Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Weng.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Weng


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben beim Vortrag des Herrn Kollegen Walther ganz eindeutig das Gefühl gehabt, daß wir hier die Auseinandersetzungen des hessischen Wahlkampfs fortführen sollten.

    (Zustimmung bei der FDP und der CDU/ CSU)

    Herr Kollege Walther, auch wenn Sie in Ihrem letzten Satz nicht selber gesagt hätten, daß Ihre Rede eine Rede zum hessischen Wahlkampf war, hätte es wahrscheinlich jeder hier im Raume gemerkt.

    (Dr. Riedl [München] [CDU/CSU]: Das nützt aber der SPD nichts!)

    Ich glaube aber nicht, daß die Verratslegende, die
    Sie heute hier noch einmal aufgelegt haben und die
    Ihnen beim letzten hessischen Wahlkampf als Par-



    Dr. Weng
    tei doch etwas hilfreich gewesen ist, noch einmal dazu reichen wird, der SPD eine Wahlniederlage zu ersparen. Ansonsten kann man diese Legende nur noch im Märchenbuch nachlesen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Herr Kollege Walther, ich sage eines zusätzlich: Es ist für mich nicht vorstellbar, daß gerade Sie als einer der Kollegen, die seit längerer Zeit dem Haushaltsausschuß angehören, den Kollegen Hoppe eines Bruchs der Koalition zichtigen können, ohne sich bewußt zu sein, daß Sie hier Unwahrheiten verbreiten. Dies, meine ich, ist selbst in einer Wahlkampfrede eine Entgleisung.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)