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ID1001340900

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    6. Möllemann.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/13 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 13. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 691 A Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Ergebnis der NATO-Konferenz am 9./10. Juni 1983 Genscher, Bundesminister AA . 691 B, 780 B Bahr SPD 698 B, 787 D Rühe CDU/CSU 706 B Bastian GRÜNE 712A Ronneburger FDP 715D Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . 719D Kolbow SPD 748 C Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 752 D Dr. Scheer SPD 764 B Dr. Todenhöfer CDU/CSU 767 C Frau Kelly GRÜNE 768A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 771 B Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE 781 C Dr. Dregger CDU/CSU 783 C Mischnick FDP 785A Schily GRÜNE 787 B Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Sofortiger Stopp der Türkeihilfe — Drucksache 10/107 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Türkei — Drucksache 10/149 — Reents GRÜNE 789 D Dr. Althammer CDU/CSU 792 B Voigt (Frankfurt) SPD 795 D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 799A Schneider (Berlin) GRÜNE 801 B Möllemann, Staatsminister AA 802 D Dr. Pohlmeier CDU/CSU 804 D Frau Luuk SPD 806 D Schwarz CDU/CSU 808 D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP (Erklärung nach § 32 GO) 810 D Fragestunde — Drucksachen 10/137 vom 10. Juni 1983 und 10/148 vom 14. Juni 1983 — Bereitstellung finanzieller Mittel aus dem EG-Haushalt für die Opfer der beiden Hochwasserkatastrophen DringlAnfr 1 14.06.83 Drs 10/148 Frau Renger SPD Antw PStSekr Spranger BMI . 729 B, C, D, 730A ZusFr Frau Renger SPD 729C, D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 729 D ZusFr Dr. Jens SPD 729 D Beendigung der Vernichtung junger Baumkulturen in Forstbaumschulen und Forstpflanzenbetrieben DringlAnfr 2, 3 14.06.83 Drs 10/148 Becker (Nienberge) SPD Antw PStSekr Gallus BML . . 730B, 731 B, C, D, 732 A, B, C, D, 733 A, B, C, D II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 ZusFr Becker (Nienberge) SPD . . . 731 B, C, D ZusFr Frau Blunck SPD 731D, 733C ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE . . . 732A ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . 732 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 732C ZusFr Frau Dr. Bard SPD . . . . 732D, 733A ZusFr Jungmann SPD 733 B ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 733 D Verminderung des bürokratischen Auf- wands bei der Förderung von Berlinreisen MdlAnfr 1 10.06.83 Drs 10/137 Dr. Göhner CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Hennig BMB . 734 A, B, C, D ZusFr Dr. Göhner CDU/CSU 734 B,C ZusFr Kuhlwein SPD 734 C Leistungen des Bundes und privater Unternehmen an die DDR im Jahre 1983 MdlAnfr 2 10.06.83 Drs 10/137 Austermann CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Hennig BMB . 734D, 735B ZusFr Austermann CDU/CSU 735 B Vermeidung juristischer Verklausulierungen in Verordnungen im Interesse der Verständlichkeit auch für Nichtjuristen MdlAnfr 106, 107 10.06.83 Drs 10/137 Dr. Klejdzinski SPD Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau 735 C, D, 736A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 735 D Aufbau des BGS/See zur Kontrolle der Ölverschmutzung durch die Schiffahrt in der Nordsee MdlAnfr 3, 4 10.06.83 Drs 10/137 Jungmann SPD Antw PStSekr Dr. Spranger BMI 736 B, C, 737 A, B, C, D, 738A ZusFr Jungmann SPD 736D, 737A, C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 737 B ZusFr Frau Blunck SPD 737 C,D ZusFr Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE . 737 D Erweiterung des Personalbestands im Bundesinnenministerium, insbesondere nach 1986 MdlAnfr 5, 6 10.06.83 Drs 10/137 Kolbow SPD Antw PStSekr Dr. Spranger BMI . . 738 A, B, C ZusFr Kolbow SPD 738 B ZusFr Jungmann SPD 738 C Erhöhung des Schwefeldioxidvorkommens in der Luft durch hohe Radarbelastung und Konzentration von Mikrowellen MdlAnfr 7, 8 10.06.83 Drs 10/137 Menzel SPD Antw PStSekr Dr. Spranger BMI 738D, 739 A, B, C, D, 740A ZusFr Menzel SPD 738D, 739A ZusFr Eigen CDU/CSU 739 A ZusFr Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE . 739B ZusFr Dr. Linde SPD 739C ZusFr Berschkeit SPD 739C ZusFr Krey CDU/CSU 739 D Einführung des KOS-Verfahrens (Kondensations-, Oxydations-, Sorptions-Verfahren) zur Rauchgasentschwefelung MdlAnfr 9, 10 10.06.83 Drs 10/137 Frau Dr. Hickel GRÜNE Antw PStSekr Dr. Spranger BMI . . 740 B, C, D, 741 A, B ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 740 B, C, D, 741A ZusFr Frau Blunck SPD 741A Verbraucheraufklärung über die Umweltgefährdung quecksilberhaltiger Batterien MdlAnfr 13 10.06.83 Drs 10/137 Müller (Schweinfurt) SPD Antw PStSekr Spranger BMI 741 B,D ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . 741 D Umweltgefährdung durch die Verbrennung der nach Basel verbrachten Dioxinrückstände MdlAnfr 14, 15 10.06.83 Drs 10/137 Offergeld SPD Antw PStSekr Spranger BMI . . 742 A, B, C, D, 743A, B ZusFr Offergeld SPD 742 A, B, C, D ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 742 B ZusFr Frau Blunck SPD 742 D ZusFr Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE . 743A ZusFr Dr. Linde SPD 743 B Anwendung des Verursacherprinzips bei den dem Bund entstandenen Kosten durch die Suche nach den Giftfässern von Seveso MdlAnfr 16, 17 10.06.83 Drs 10/137 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Spranger BMI . . . . 743 B, C, D, 744A, B ZusFr Kuhlwein SPD 743C, 744 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 743D ZusFr Frau Blunck SPD 744 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 III Informationswert der Listen über Ordensverleihungen an ehemalige Kriegsteilnehmer vor 1945 MdlAnfr 19 10.06.83 Drs 10/137 Pauli SPD Antw PStSekr Spranger BMI . . . . 744 B, C, D ZusFr Pauli SPD 744C, D Rechtsextremistische Aktivitäten des Generalmajors a. D. Otto-Ernst Remer MdlAnfr 20 10.06.83 Drs 10/137 Schmidbauer CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI 744 D Verhältnis der „Skinheads" zu neonazistischen Gruppen MdlAnfr 21 10.06.83 Drs 10/137 Schmidbauer CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI 745 B,C ZusFr Krey CDU/CSU 745C Ziel des von der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend und dem Marxistischen Studentenbund Spartakus veranstalteten Festivals der Jugend MdlAnfr 22 10.06.83 Drs 10/137 Krey CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI . . . 745D, 746A ZusFr Krey CDU/CSU 746 A Entlastung der mittelständischen Unternehmen von Bürokratie durch ein neues Statistikbereinigungsgesetz MdlAnfr 23, 24 10.06.83 Drs 10/137 Jung (Lörrach) CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI . 746 B, C, D, 747A ZusFr Jung (Lörrach) CDU/CSU . . 746 B, C, D ZusFr Frau Weyel SPD 746 C Überarbeitung der städtebaulichen und architektonischen Konzeption für die Museen des preußischen Kulturbesitzes MdlAnfr 25 10.06.83 Drs 10/137 Wartenberg (Berlin) SPD Antw PStSekr Spranger BMI . . . . 747 A, B, C ZusFr Wartenberg (Berlin) SPD . . . . 747 B,C Aussetzung der Sektsteuer zur Belebung des Absatzes von deutschem Wein MdlAnfr 26 10.06.83 Drs 10/137 Schartz (Trier) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Häfele BMF . 747D, 748 A,B ZusFr Schartz (Trier) CDU/CSU . . . 748A ZusFr Frau Weyel SPD 748 B Nächste Sitzung 811 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 812*A Anlage 2 Verringerung der Immissionen durch die Großfeuerungsanlagen-Verordnung MdlAnfr 11, 12 10.06.83 Drs 10/137 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 812* B Anlage 3 Fortschritte des Behinderten-Leistungssports seit 1980; Teilnahme deutscher Behindertensportler an den Olympischen Spielen der Behinderten 1984 MdlAnfr 18 10.06.83 Drs 10/137 Frau Steinhauer SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 812* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 691 13. Sitzung Bonn, den 15. Juni 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 17. 6. Dr. von Bülow 17. 6. Dr. Engelsberger 17. 6. Ertl 16. 6. Glotz 17. 6. Hauck 17. 6. Jansen 17. 6. Lowack 17. 6. Saurin 17. 6. Spilker 17. 6. Spranger 16. 6. Tietjen 17. 6. Dr. Unland * 16. 6. Weiskirch (Olpe) 17. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 10/137 Fragen 11 und 12): In welchem Umfang und in welchem Zeitraum werden durch die vom Bundeskabinett am 23. April 1983 verabschiedete Großfeuerungsanlagen-Verordnung Verbesserungen der Immissionssituation bewirkt? Hält die Bundesregierung die durch die Großfeuerungsanlagen-Verordnung zu erwartenden Verbesserungen für ausreichend, und welche Verbesserungsvorschläge für die Beratungen der Großfeuerungsanlagen-Verordnung hat sie im Bundesrat gegebenenfalls eingebracht? Zu Frage 11: Mit der Großfeuerungsanlagen-Verordnung wird der Ausstoß von Luftschadstoffen aus Großfeuerungsanlagen, wie Staub, Stickstoffoxide, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid sowie Fluor- und Chlorverbindungen durch Emissionsgrenzwerte beschränkt. Bei Schwefeldioxid rechnet man damit, daß sich die jährliche Emissionsmenge, die 1978 bei ca. 3,5 Millionen Tonnen lag, um ungefähr 1,2 Millionen Tonnen verringert. In welchem Umfang sich diese Emissionsminderung in einer Verbesserung der Immissionssituation äußern wird, läßt sich nicht vorhersagen. Auf jeden Fall wird es großräumig zu einer Verbesserung der Immissionssituation kommen. Zu Frage 12: Der Bundesrat hat eine Reihe von Änderungsvorschlägen beschlossen, die in Anbetracht der umweltpolitischen Situation von der Bundesregierung mitgetragen werden. Das Bundeskabinett hat deshalb auf seiner Sitzung am 14. Juni 1983 den Bun- Anlagen zum Stenographischen Bericht desratsvorschlägen zugestimmt. Dabei handelt es sich im wesentlichen um folgende Änderungen: a) Die Vollentschwefelung der Abgase sowohl aus neuen als auch aus alten Feuerungsanlagen wird ab einer Feuerungswärmeleistung von 300 MW anstatt bisher 400 MW verlangt; b) Altanlagen mit Feuerungswärmeleistungen von 100 bis 300 MW müssen ab 1. April 1983 die gleiche Teilentschwefelung ihrer Abgase vorsehen, wie sie für Neuanlagen ab Inkrafttreten der Verordnung verlangt werden; c) Für Feuerungsanlagen mit Kraft-WärmeKopplung gibt es bezüglich der Schwefeldioxidemissionsbegrenzung keine Sonderregelung; d) Die Pflicht zur Abgasentschwefelung betrifft auch kleinere Feuerungsanlagen, sofern sie in einem engen räumlichen und betrieblichen Zusammenhang stehen und in der Summe der Feuerungswärmeleistung die Regelungsschwelle überschreiten. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage der Abgeordneten Frau Steinhauer (SPD) (Drucksache 10/137 Frage 18): Welche Fortschritte konnten für den Behindertenleistungssport seit 1980 (z. B. gleichberechtigte Förderung durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe und verstärkte Beteiligung an den Lotteriemitteln für den Sport) erreicht werden, und in welcher Weise will die Bundesregierung die finanzielle und sportliche Vorbereitung und Teilnahme von Behindertensportlern aus der Bundesrepublik Deutschland an den Olympischen Winter- und Sommerspielen der Behinderten 1984 in Österreich und den Vereinigten Staaten von Amerika unterstützen? Die finanzielle Förderung von Vorhaben der Behindertensportverbände richtet sich grundsätzlich nach den gleichen Kriterien, die auch für die Förderung der anderen Spitzenverbände des Deutschen Sportbundes maßgebend sind. Dabei werden selbstverständlich die Besonderheiten der Sportausübung durch Behinderte angemessen berücksichtigt. Für die finanzielle Unterstützung der Behindertensportverbände standen zur Verfügung: 1980: 508 600,- DM, 1981: 617 500,- DM, 1982: 661 200,- DM. Für 1983 ist eine Erhöhung auf die bisherige Höchstsumme von 752 000,- DM vorgesehen. Mit diesen Mitteln ist es möglich, eine angemessene Trainings- und Lehrgangsarbeit der Verbände zu finanzieren. Gleichzeitig ermöglicht die Bundesregierung den Organisationen des Behindertensports trotz einer Ausweitung der internationalen Wettkampfprogramme, leistungsstarke deutsche Mannschaften zu entsenden. Hinsichtlich der sozialen Unterstützung von behinderten Leistungssportlern konnte inzwischen er- 814* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 reicht werden, daß seit 1982 vier Angehörige des Deutschen Behinderten-Sportverbands mit Förderleistungen in Form von Studienbeihilfen, Fahrkostenersatz und Materialbeihilfen unterstützt werden. Weitere drei Spitzensportler des DSB erhalten seit 1983 Verdienstausfallentschädigungen. Die Vorbereitung und Teilnahme von Sportlern des Deutschen Behinderten-Sportverbands an den Olympischen Spielen 1984 in Österreich und in den Vereinigten Staaten von Amerika ist sichergestellt. Die Bundesregierung finanziert im Rahmen der Jahresplanung der Behindertensportverbände die erforderliche Vorbereitung in Form von Lehrgängen und Wettkämpfen. Auch die Kosten der Entsendung zu den Olympischen Winterspielen mit 100 000 DM und zu den Sommerspielen in den Vereinigten Staaten mit rd. 300 000 DM werden voll abgedeckt. Insgesamt ist sichergestellt, daß der Leistungssport der Behinderten auch in Zukunft durch die Bundesregierung so gefördert wird, daß die Behindertensportverbände ihre umfangreichen Programme angemessen erfüllen können.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dirk Schneider


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Frau Präsidentin! Werte Kollegen! Liebe türkische, liebe kurdische und liebe deutsche Zuhörer!

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich bin mit der Debatte, wie sie bisher gelaufen ist, überhaupt nicht zufrieden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das wird jetzt sicher anders!)

    Ich weiß nicht, ob es daran liegt, daß viele der Kollegen, durch jahrelange politische Arbeit abgenutzt, auch schon den Sinn für die wirklichen Verhältnisse in anderen Ländern verloren haben. Ich glaube nicht, daß es nur an der späten Stunde liegt, daß die Stellungnahmen der beiden großen Parteien hier so dürftig ausgefallen sind.

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    Die Stellungnahme der SPD, Herr Voigt, hat sich eigentlich mit der Situation in der Türkei nur marginal beschäftigt. Sie hat hier nicht deutlich auf den wunden Punkt hingewiesen und weitere Zahlen und Fakten zur Situation in der Türkei gegeben. Sie, meine Damen und Herren, haben nur Angst um ihre staatspolitische Reputation als „konstruktive" Opposition gehabt, und deswegen haben Sie darauf verwiesen, daß unser Antrag nicht rechtmäßig und insofern nicht ganz in Ordnung sei. Sie haben also auf das Recht abgehoben, haben dabei aber vergessen, daß das Recht auf Leben — dieses Recht ist in der Türkei auf das empfindlichste angegriffen — ein viel höheres Recht ist als die Sorge, die Sie haben, daß die Verträge, die Sie eingegangen sind, jetzt vielleicht nicht ohne weiteres zu lösen seien.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Auf der anderen Seite hat die CDU durch Herrn Althammer hier wieder ein Beispiel dafür geboten, wie man die Situation in der Türkei verharmlosen kann, so daß jemand, der nur diese Informationen von Herrn Althammer bekommt, der Meinung sein muß, in der Türkei herrsche eitel Friede und Freude, und es gebe dort keinerlei Menschenrechtsverletzung.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Den Eindruck hat er nicht erweckt! Er hat das ausdrücklich kritisiert!)

    — Herr Althammer hat auf den gleichen Punkt — Rechtsbruch — hingeweisen, als er den Antrag der GRÜNEN kritisierte. Was aber hat er zu den Rechtsbrüchen gesagt, die die türkische Regierung tagtäglich begeht? Ich glaube, Sie haben die Zahlen, die der Kollege Reents genannt hat, einfach durch ein Ohr hereingelassen und durch das andere gleich wieder heraussausen lassen.
    Was bedeutet es eigentlich für Sie, wenn Sie die Zahlen hören, die hier über die Wirklichkeit in der Türkei auf den Tisch des Hauses gelegt werden, nämlich daß in zweieinhalb Jahren fast 6000 Todesurteile in der Türkei gefordert worden sind, oder wenn gesagt wird, daß allein 208 Morde an politischen Gefangenen in den Gefängnissen der Türkei, und zwar durch Folter, bekanntgeworden sind? Was bedeutet es für Sie, wenn Sie einmal nachlesen — Sie haben diese Meldung ebenso wie die Regierung bekommen —, daß im Gefängnis von Diyarbakir in Kurdistan allein von Amnesty International über 60 Kinder zwischen 11 und 14 Jahren festgestellt worden sind, daß Kinder in andere Gefängnisse einge-



    Schneider (Berlin)

    sperrt, gefoltert und teilweise auch zum Tode verurteilt worden sind? Darüber sagen Sie hier kein Wort. Folterungen von Kindern hat es nicht nur in 60 Fällen gegeben, sondern die Dunkelziffer ist weitaus höher.
    Sie reden sich damit heraus, daß ein so geradliniger und genauer Antrag, wie wir ihn stellen, rechtlich nicht zulässig sei. In dem Beispiel El Salvador haben Sie ganz anders entschieden. Als dort eine Militärregierung an die Macht kam, haben Sie sehr schnell solche rechtlichen Bedenken weggewischt und die Entwicklungshilfe eingestellt.
    In der Türkei herrscht keine Pressefreiheit, es gibt keine freien Gewerkschaften. In der Türkei besteht keine Möglichkeit, daß, wenn überhaupt Ende dieses Jahres Wahlen kommen, dann auch wirklich dort eine demokratische Regierung kommen wird. Die Hoffnung, die Herr Althammer hier geäußert hat, heißt Sand in die Augen streuen. Das letzte Beispiel, wo sogar die Großtürkische Partei verboten worden ist, müßte Ihnen deutlich gemacht haben, wie es dort wirklich aussieht. Sowohl die eine Gewerkschaft, die es noch gibt, als auch alle Parteien, die bisher zugelassen worden sind, existieren ausschließlich von Gnaden des Militärregimes.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Sehr wahr!)

    Die Menschenrechte sind nicht teilbar; das haben wir nicht zuletzt und auch heute wieder zu allem Überdruß von Politikern in diesem Hause gehört. Aber wenn angesichts dieser erschreckenden Zahlen, die genannt worden sind, und der Wirklichkeit eines faschistischen Militärregimes in der Türkei hier im Deutschen Bundestag mit einer wahren Orgie von Verharmlosungen uns Sand in die Augen gestreut wird, dann setzen wir auf Ihre Glaubwürdigkeit keinen Pfifferling mehr,

    (Dr. Hennig [CDU/CSU]: Wir auch nicht auf Ihre!)

    und wir müssen Ihnen den Vorwurf machen, daß Sie mit Ihrer Haltung, gewollt oder ungewollt, ein Militärregime überhaupt erst stützen und am Leben halten.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Wenn einige aus Ihrer Mitte keine Hemmungen haben, den Herztod eines Transitreisenden in Drewitz

    (Dr. Hennig [CDU/CSU]: Sagen Sie das einmal Ihrem Freund Gaddafi!)

    als Mord zu bezeichnen, und wenn Sie jede — durchaus kritikwürdige — Handlung eines Ostblockstaates an die große Glocke hängen, dann erwarten wir auch, daß Sie mit ähnlichem Engagement protestieren, wenn es um Massenmord in Nicaragua, El Salvador und in anderen Ländern der Welt geht, und vor allen Dingen, wenn es um diese gravierenden Menschenrechtsverletzungen in der Türkei geht.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Wir erwarten aber auch, daß Sie hier nicht nur
    wohlklingende Worte machen, sondern daß Sie mit
    Taten beweisen, daß es Ihnen ernst mit Ihrer Verteidigung der Menschenrechte ist.
    Durch die Millionenbeträge aus Kassen der deutschen Steuerzahler, die Sie jetzt an die Militärmachthaber überweisen wollen, machen Sie sich objektiv mitschuldig an den Verbrechen des Militärregimes in der Türkei. Dieser Staat kann bei den von Ihnen beschworenen Werten des Westens kein Partner sein. Sie wünschen sicherlich, daß das so wäre, um die militärische Front gegen den Ostblock zu verstärken, und aus wirtschaftlichen Gründen. Aber derzeit verbünden Sie sich objektiv mit dem Faschismus.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Zum Abschluß möchte ich noch einen Wunsch aussprechen. Ich wünche mir, daß einige Herren hier im Saal — besonders die, die so laut schreien, wenn ich solche Bemerkungen mache —

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    einmal wenigstens eine einzige Woche im Militärgefängnis von Diyarbakir in Kurdistan verbringen und zwar unter den gleichen Bedingungen, wie die kurdischen und türkischen Gefangenen in diesem Gefängnis.

    (Eigen [CDU/CSU]: Waren Sie denn da?)

    Dann würden Sie hier sicherlich anders reden, und dann würden Sie, trotz der Differenzen, die in vielen, vielen Punkten zwischen uns und den anderen Parteien hier im Saale bestehen, auf Grundlage der Fakten und Verhältnisse und auf Grundlage eines persönlichen Erlebnisses vielleicht sagen: In diesem Punkt hat die Grüne Partei recht. Und Sie würden dann sehr wahrscheinlich auch unserem Antrag ohne Wenn und Aber zustimmen und die Militärhilfe und die Wirtschaftshilfe für die türkische Regierung verweigern.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat Herr Staatsminister Möllemann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jürgen W. Möllemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich möchte gerne zu drei Punkten, die hier angesprochen worden sind — zu einem speziell ist die Bundesregierung gefragt worden — Stellung nehmen. Ich möchte aber zu Beginn dieser Stellungnahme in aller Deutlichkeit den erneuten Versuch, der auch in anderen Zusammenhängen heute schon gemacht worden ist, zurückweisen, die Bundesregierung der Kumpanei mit menschenrechtswidrigen Praktiken zu bezichtigen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Es gibt dafür keinen Anlaß. Die Bundesregierung tritt weltweit für die Einhaltung der Menschenrechte ein, so auch in diesem Fall.

    (Bindig [SPD]: Manchmal laut und manchmal leise!)

    — Ja, das ist in der Tat richtig, Herr Kollege Bindig.

    (Bindig [SPD]: Manchmal gar nicht!)




    Staatsminister Möllemann
    Dieses Eintreten für die Menschenrechte geschieht in der Tat bei allen Bundesregierungen manchmal laut, manchmal leiser.

    (Bindig [SPD]: Und manchmal gar nicht!)

    Sie wissen aus Ihrer Erfahrung auch in der DritteWelt-Politik sehr genau, daß es gelegentlich zweckmäßiger ist, die Lautstärke etwas zurückzunehmen, um die Intensität der Wirkung zu verstärken.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich glaube, wenn Sie sich mit Ihren früheren Kabinettsmitgliedern unterhalten, werden die Ihnen gerade im Blick auf das hier in Rede stehende Land gute Gründe dafür nennen können, daß die Lautstärke allein über Wirkungen noch nichts aussagt.

    (Zuruf der Abg. Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE])

    Ich möchte nun zu den angesprochenen Punkten Stellung nehmen.
    Zunächst zur Lage der Menschenrechte folgende Feststellung: Nach Angaben der türkischen Regierung wurden bis 31. März in Verfahren vor Militärgerichten 32 650 Personen verurteilt und 10 952 Angeklagte freigesprochen. 28 524 sind bis zu 5 Jahren, 2 418 Personen zwischen 5 und 10 Jahren, 1 017 Personen zu 10 bis 20 Jahren, 433 Personen zu über 20 Jahren, 141 zu lebenslanger Freiheitsstrafe und 117 zur Todesstrafe verurteilt.
    Ich möchte diese Zahlen nur nennen, weil gerade die Rede von 6 000 Todesurteilen war. Ich glaube, es macht keinen Sinn, wiewohl doch hier im Hause keinerlei Dissens darüber besteht, daß wir alle die Todesstrafe ablehnen.

    (Reents [GRÜNE]: Todesstrafe ja, aber Folter?)

    Man sollte dieses Argument dann nicht mit falschen Zahlen unterlegen. Wir alle haben mehr davon, wenn wir die Zahlen sachlich betrachten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Vollstreckt wurden zwischen dem 12. September 1980 und heute 49 Todesurteile, wobei die Verurteilung in 23 Fällen wegen extremistischer oder terroristischer Aktivitäten erfolgte.
    Der Massenprozeß gegen 572 Angeklagte aus der Kurdischen Arbeiterbewegung ist am 24. Mai 1983 in erster Instanz abgeschlossen worden. Die Anklage lautete auf Mitgliedschaft in einer separatistischen Organisation sowie auf zahlreiche Gewalttaten, darunter Tötung von 243 Menschen. 63 Angeklagte wurden zum Tode verurteilt, 38 Todesurteile wegen mildernder Umstände, z. B. jugendlichen Alters, in lebenslange oder zeitliche Freiheitsstrafen umgewandelt. 331 Angeklagte erhielten Freiheitsstrafen zwischen 3 und 36 Jahren, die übrigen Angeklagten wurden freigesprochen.
    Die Todesurteile wie auch die Verurteilungen zu mehr als 15 Jahren Freiheitsstrafe werden nach türkischem Strafprozeßrecht von Amts wegen vom Kassationshof überprüft. Vor Vollstreckung müssen Todesurteile noch durch die Beratende Versammlung und den Nationalen Sicherheitsrat bestätigt werden. Nach den Wahlen vom 6. November 1983 sieht die entsprechende Gesetzgebung dann eine Bestätigung durch das Parlament vor.
    Ich erinnere in diesem Zusammenhang daran, daß das von der Militärregierung übernommene türkische Strafrecht die Todesstrafe vorsieht, daß frühere türkische Parlamente einer Vollstreckung aber seit Jahren nicht mehr zugestimmt haben. Die Bundesregierung hat sich stets gegen die Vollstrekkung von Todesstrafen eingesetzt und wird dies auch weiterhin mit allem Nachdruck tun.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Und gegen die Folter?)

    — Dazu komme ich gleich.
    Die Bundesregierung ist sich der Verantwortung, die wir hinsichtlich der Wahrung von Freiheits-
    und Menschenrechten tragen, bewußt. Diese klare Haltung wird die Politik der Bundesregierung auch in Zukunft bestimmen. Sie wird daher auch weiterhin gegenüber der türkischen Führung auf Herstellung und Schutz der Menschenrechte drängen.

    (Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE]: Laut oder leise, wie es angebracht ist!)

    — Intensiv und hoffentlich wirkungsvoll, Frau Kollegin. Ich glaube jedenfalls nicht, daß spektakuläre Reiseaktionen, bei denen man von vornherein weiß, daß bestenfalls die Finanzmittel des Steuerzahlers für Tickets aufgewendet werden, um einen Brief dann am Ende doch durch den Botschafter übergeben zu lassen, gegen Todesurteile wirksam werden können.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Duve [SPD]: Das ist eine unverschämte Bemerkung! Was haben Sie an Steuermitteln für Ihre Reisen mißbraucht? Ausgerechnet! — Lambinus [SPD]: Der Reiseexperte der FDP hat gesprochen!)

    Die Bundesregierung hat sich in ihrem Bericht an den Deutschen Bundestag am 2. Dezember 1982 ausführlich mit der Folter in der Türkei befaßt. Damit komme ich zu Ihrer Frage, Frau Kollegin Hamm-Brücher. Sie geht begründeten Foltervorwürfen weiterhin konsequent nach und setzt ihre Einwirkungen auf die türkische Regierung, derartige Vorwürfe zu überprüfen und gegebenenfalls Strafprozesse einzuleiten, fort. Es gibt bisher 500 solcher Verfahren, die in einem uns nicht präzise bekannten Ausmaß auch zu Verurteilungen geführt haben.
    Die türkische Regierung selbst räumt ein, daß es zu Folterungen kommt. Sie nimmt jedoch für sich in Anspruch, die erste türkische Regierung zu sein, die energisch dagegen vorgeht. Ich glaube, man sollte keinen Zweifel haben, daß unter den früheren Regierungen bedauerlicherweise Folterungen eben auch vorgekommen sind — und diese früheren Regierungen waren demokratische oder jedenfalls demokratisch strukturierte Regierungen —, ohne daß deswegen die Vorwürfe hierdurch relativiert werden. Es hat nur keinen Sinn, sich darüber hinwegzutäuschen.



    Staatsminister Möllemann
    Meine Kolleginnen und Kollegen, in diesem Zusammenhang ist eine Entscheidung des obersten türkischen Verwaltungsgerichts vom 14. Juni 1983 — die Entscheidung ist also neuen Datums — von Bedeutung, mit der das türkische Innenministerium zu einer Schadensersatzleistung und einem Schmerzensgeld an den Vater eines zu Tode gefolterten Häftlings verurteilt wurde. Das Gericht hat seine Entscheidung damit begründet, daß das Innenministerium nach den Feststellungen des Militärstaatsanwaltes seine Pflicht verletzt habe, ein Verbrechen zu verhindern, die Schuldigen festzunehmen und sie der Justiz zu überstellen. Ich zitiere nach türkischen Pressemeldungen aus der Entscheidung des Staatsrats:
    Das Ministerium muß das Personal, das mit der Aufgabe, Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten, betraut ist, ausbilden und erziehen.
    Die Folter richtet sich gegen alle Grundsätze von Menschenrechten und bürgerlicher Freiheit und stellt ein Verbrechen nach den Bestimmungen des türkischen Strafgesetzbuches dar. Die Tatsache, daß eine Folterung stattgefunden hat, beweist, daß die Verwaltung ihre Pflicht, ihr Personal beruflich und moralisch zu schulen, vernachlässigt hat.
    Das Urteil betrifft einen Fall, in dem ein Türke zu Tode gefoltert wurde und der daran schuldige Polizeibeamte zu 14 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Dieser wurde jedoch zwei Tage vor Urteilsverkündung auf freien Fuß gesetzt und ist heute noch flüchtig.
    Es wird sicher noch großer Anstrengungen bedürfen, um die Anwendung der Folter in der Türkei tatsächlich zu unterbinden. Die eben zitierte Entscheidung ist jedoch ein ermutigendes Zeichen, ebenso wie die Tatsache, daß die türkische Presse darüber berichtet hat. Unsere Bemühungen um eine weitere Besserung der Situation werden fortgesetzt.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Ein Alibi!)

    — Es hat doch keinen Zweck, sich darüber zu streiten, daß das nicht hinreichend ist. Wenn wir doch dafür kämpfen, daß die Situation verbessert wird, sollte man einen solchen Einstieg auch positiv würdigen und begrüßen und daran die Erwartung knüpfen, daß dieser Prozeß sich schnell fortsetzt und die Folter abgeschafft wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Reents [GRÜNE]: Das machen die nur, damit Sie hier im Bundestag auf diesen Fall hinweisen können!)

    Meine Damen und Herren, die Bundesregierung wird sich weiterhin für die Beachtung der Grundfreiheiten und Menschenrechte, den Schutz von Minderheiten und die Wiederherstellung der Demokratie in der Türkei einsetzen. Unsere Möglichkeiten bestehen in Wahrheit nur im direkten Kontakt, im Gespräch, im Versuch, zu überzeugen. Von diesen Möglichkeiten wird intensiv Gebrauch gemacht, um der Türkei unsere Sorgen und Beanstandungen zur Kenntnis zu bringen. Ich will hier nur an die zahlreichen Bemühungen des Bundesaußenministers, an die Gespräche des Regierenden Bürgermeisters von Berlin in der Türkei im März sowie an die Gespräche des Bundeswirtschaftsministers im Mai erinnern.
    Ein weiterer Bericht über die Entwicklung in der Türkei wird nach den für den 6. November 1983 vorgesehenen Wahlen dem Parlament im Auswärtigen Ausschuß erstattet werden. Eine Entscheidung über die Fortführung der Türkeihilfe sollte nach Auffassung der Bundesregierung erst nach Vorlage dieses Berichts getroffen werden, zumal die zuständigen Ausschüsse des Deutschen Bundestages den laufenden Hilfsmaßnahmen noch im Dezember 1982 zugestimmt haben.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, erlauben Sie mir eine abschließende Bemerkung. Es gibt keinen Zweifel, daß die Bundesregierung sich mit besonderem Nachdruck für die Einhaltung und Wiederherstellung der Menschenrechte bei unserem Bündnispartner Türkei einsetzt, weil wir meinen, daß die Mitgliedschaft in Europarat und NATO in besonderer Weise zur Einhaltung der Menschenrechte verpflichtet. Ich bitte Sie — insbesondere diejenigen, die gerade mit Zurufen Kritik deutlich gemacht haben — aber ebenso herzlich, zu erkennen, daß sich angesichts der Tatsache, daß nach dem letzten Jahresbericht von amnesty international in 105 Staaten dieser Erde regelmäßig und systematisch die Menschenrechte verletzt werden, unsere Möglichkeiten, die Wiederherstellung der Menschenrechte herbeizuführen, auf all diese Länder erstrecken müssen. Dies überfordert naturgemäß unsere Möglichkeiten, wenn wir glauben, dies sehr schnell bewirken zu können.
    Darüber hinaus weigert sich die Bundesregierung, mit einer gewissen, manchem hier offenbar sehr eigenen Einäugigkeit Einzelfälle herauszupikken, aus welchen politischen Gründen auch immer. Wir kämpfen vielmehr für die Menschenrechte weltweit. — Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)