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ID1001337600

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    Plenarprotokoll 10/13 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 13. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 691 A Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Ergebnis der NATO-Konferenz am 9./10. Juni 1983 Genscher, Bundesminister AA . 691 B, 780 B Bahr SPD 698 B, 787 D Rühe CDU/CSU 706 B Bastian GRÜNE 712A Ronneburger FDP 715D Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . 719D Kolbow SPD 748 C Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 752 D Dr. Scheer SPD 764 B Dr. Todenhöfer CDU/CSU 767 C Frau Kelly GRÜNE 768A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 771 B Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE 781 C Dr. Dregger CDU/CSU 783 C Mischnick FDP 785A Schily GRÜNE 787 B Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Sofortiger Stopp der Türkeihilfe — Drucksache 10/107 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Türkei — Drucksache 10/149 — Reents GRÜNE 789 D Dr. Althammer CDU/CSU 792 B Voigt (Frankfurt) SPD 795 D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 799A Schneider (Berlin) GRÜNE 801 B Möllemann, Staatsminister AA 802 D Dr. Pohlmeier CDU/CSU 804 D Frau Luuk SPD 806 D Schwarz CDU/CSU 808 D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP (Erklärung nach § 32 GO) 810 D Fragestunde — Drucksachen 10/137 vom 10. Juni 1983 und 10/148 vom 14. Juni 1983 — Bereitstellung finanzieller Mittel aus dem EG-Haushalt für die Opfer der beiden Hochwasserkatastrophen DringlAnfr 1 14.06.83 Drs 10/148 Frau Renger SPD Antw PStSekr Spranger BMI . 729 B, C, D, 730A ZusFr Frau Renger SPD 729C, D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 729 D ZusFr Dr. Jens SPD 729 D Beendigung der Vernichtung junger Baumkulturen in Forstbaumschulen und Forstpflanzenbetrieben DringlAnfr 2, 3 14.06.83 Drs 10/148 Becker (Nienberge) SPD Antw PStSekr Gallus BML . . 730B, 731 B, C, D, 732 A, B, C, D, 733 A, B, C, D II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 ZusFr Becker (Nienberge) SPD . . . 731 B, C, D ZusFr Frau Blunck SPD 731D, 733C ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE . . . 732A ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . 732 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 732C ZusFr Frau Dr. Bard SPD . . . . 732D, 733A ZusFr Jungmann SPD 733 B ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 733 D Verminderung des bürokratischen Auf- wands bei der Förderung von Berlinreisen MdlAnfr 1 10.06.83 Drs 10/137 Dr. Göhner CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Hennig BMB . 734 A, B, C, D ZusFr Dr. Göhner CDU/CSU 734 B,C ZusFr Kuhlwein SPD 734 C Leistungen des Bundes und privater Unternehmen an die DDR im Jahre 1983 MdlAnfr 2 10.06.83 Drs 10/137 Austermann CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Hennig BMB . 734D, 735B ZusFr Austermann CDU/CSU 735 B Vermeidung juristischer Verklausulierungen in Verordnungen im Interesse der Verständlichkeit auch für Nichtjuristen MdlAnfr 106, 107 10.06.83 Drs 10/137 Dr. Klejdzinski SPD Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau 735 C, D, 736A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 735 D Aufbau des BGS/See zur Kontrolle der Ölverschmutzung durch die Schiffahrt in der Nordsee MdlAnfr 3, 4 10.06.83 Drs 10/137 Jungmann SPD Antw PStSekr Dr. Spranger BMI 736 B, C, 737 A, B, C, D, 738A ZusFr Jungmann SPD 736D, 737A, C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 737 B ZusFr Frau Blunck SPD 737 C,D ZusFr Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE . 737 D Erweiterung des Personalbestands im Bundesinnenministerium, insbesondere nach 1986 MdlAnfr 5, 6 10.06.83 Drs 10/137 Kolbow SPD Antw PStSekr Dr. Spranger BMI . . 738 A, B, C ZusFr Kolbow SPD 738 B ZusFr Jungmann SPD 738 C Erhöhung des Schwefeldioxidvorkommens in der Luft durch hohe Radarbelastung und Konzentration von Mikrowellen MdlAnfr 7, 8 10.06.83 Drs 10/137 Menzel SPD Antw PStSekr Dr. Spranger BMI 738D, 739 A, B, C, D, 740A ZusFr Menzel SPD 738D, 739A ZusFr Eigen CDU/CSU 739 A ZusFr Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE . 739B ZusFr Dr. Linde SPD 739C ZusFr Berschkeit SPD 739C ZusFr Krey CDU/CSU 739 D Einführung des KOS-Verfahrens (Kondensations-, Oxydations-, Sorptions-Verfahren) zur Rauchgasentschwefelung MdlAnfr 9, 10 10.06.83 Drs 10/137 Frau Dr. Hickel GRÜNE Antw PStSekr Dr. Spranger BMI . . 740 B, C, D, 741 A, B ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 740 B, C, D, 741A ZusFr Frau Blunck SPD 741A Verbraucheraufklärung über die Umweltgefährdung quecksilberhaltiger Batterien MdlAnfr 13 10.06.83 Drs 10/137 Müller (Schweinfurt) SPD Antw PStSekr Spranger BMI 741 B,D ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . 741 D Umweltgefährdung durch die Verbrennung der nach Basel verbrachten Dioxinrückstände MdlAnfr 14, 15 10.06.83 Drs 10/137 Offergeld SPD Antw PStSekr Spranger BMI . . 742 A, B, C, D, 743A, B ZusFr Offergeld SPD 742 A, B, C, D ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 742 B ZusFr Frau Blunck SPD 742 D ZusFr Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE . 743A ZusFr Dr. Linde SPD 743 B Anwendung des Verursacherprinzips bei den dem Bund entstandenen Kosten durch die Suche nach den Giftfässern von Seveso MdlAnfr 16, 17 10.06.83 Drs 10/137 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Spranger BMI . . . . 743 B, C, D, 744A, B ZusFr Kuhlwein SPD 743C, 744 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 743D ZusFr Frau Blunck SPD 744 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 III Informationswert der Listen über Ordensverleihungen an ehemalige Kriegsteilnehmer vor 1945 MdlAnfr 19 10.06.83 Drs 10/137 Pauli SPD Antw PStSekr Spranger BMI . . . . 744 B, C, D ZusFr Pauli SPD 744C, D Rechtsextremistische Aktivitäten des Generalmajors a. D. Otto-Ernst Remer MdlAnfr 20 10.06.83 Drs 10/137 Schmidbauer CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI 744 D Verhältnis der „Skinheads" zu neonazistischen Gruppen MdlAnfr 21 10.06.83 Drs 10/137 Schmidbauer CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI 745 B,C ZusFr Krey CDU/CSU 745C Ziel des von der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend und dem Marxistischen Studentenbund Spartakus veranstalteten Festivals der Jugend MdlAnfr 22 10.06.83 Drs 10/137 Krey CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI . . . 745D, 746A ZusFr Krey CDU/CSU 746 A Entlastung der mittelständischen Unternehmen von Bürokratie durch ein neues Statistikbereinigungsgesetz MdlAnfr 23, 24 10.06.83 Drs 10/137 Jung (Lörrach) CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI . 746 B, C, D, 747A ZusFr Jung (Lörrach) CDU/CSU . . 746 B, C, D ZusFr Frau Weyel SPD 746 C Überarbeitung der städtebaulichen und architektonischen Konzeption für die Museen des preußischen Kulturbesitzes MdlAnfr 25 10.06.83 Drs 10/137 Wartenberg (Berlin) SPD Antw PStSekr Spranger BMI . . . . 747 A, B, C ZusFr Wartenberg (Berlin) SPD . . . . 747 B,C Aussetzung der Sektsteuer zur Belebung des Absatzes von deutschem Wein MdlAnfr 26 10.06.83 Drs 10/137 Schartz (Trier) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Häfele BMF . 747D, 748 A,B ZusFr Schartz (Trier) CDU/CSU . . . 748A ZusFr Frau Weyel SPD 748 B Nächste Sitzung 811 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 812*A Anlage 2 Verringerung der Immissionen durch die Großfeuerungsanlagen-Verordnung MdlAnfr 11, 12 10.06.83 Drs 10/137 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 812* B Anlage 3 Fortschritte des Behinderten-Leistungssports seit 1980; Teilnahme deutscher Behindertensportler an den Olympischen Spielen der Behinderten 1984 MdlAnfr 18 10.06.83 Drs 10/137 Frau Steinhauer SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 812* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 691 13. Sitzung Bonn, den 15. Juni 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 17. 6. Dr. von Bülow 17. 6. Dr. Engelsberger 17. 6. Ertl 16. 6. Glotz 17. 6. Hauck 17. 6. Jansen 17. 6. Lowack 17. 6. Saurin 17. 6. Spilker 17. 6. Spranger 16. 6. Tietjen 17. 6. Dr. Unland * 16. 6. Weiskirch (Olpe) 17. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 10/137 Fragen 11 und 12): In welchem Umfang und in welchem Zeitraum werden durch die vom Bundeskabinett am 23. April 1983 verabschiedete Großfeuerungsanlagen-Verordnung Verbesserungen der Immissionssituation bewirkt? Hält die Bundesregierung die durch die Großfeuerungsanlagen-Verordnung zu erwartenden Verbesserungen für ausreichend, und welche Verbesserungsvorschläge für die Beratungen der Großfeuerungsanlagen-Verordnung hat sie im Bundesrat gegebenenfalls eingebracht? Zu Frage 11: Mit der Großfeuerungsanlagen-Verordnung wird der Ausstoß von Luftschadstoffen aus Großfeuerungsanlagen, wie Staub, Stickstoffoxide, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid sowie Fluor- und Chlorverbindungen durch Emissionsgrenzwerte beschränkt. Bei Schwefeldioxid rechnet man damit, daß sich die jährliche Emissionsmenge, die 1978 bei ca. 3,5 Millionen Tonnen lag, um ungefähr 1,2 Millionen Tonnen verringert. In welchem Umfang sich diese Emissionsminderung in einer Verbesserung der Immissionssituation äußern wird, läßt sich nicht vorhersagen. Auf jeden Fall wird es großräumig zu einer Verbesserung der Immissionssituation kommen. Zu Frage 12: Der Bundesrat hat eine Reihe von Änderungsvorschlägen beschlossen, die in Anbetracht der umweltpolitischen Situation von der Bundesregierung mitgetragen werden. Das Bundeskabinett hat deshalb auf seiner Sitzung am 14. Juni 1983 den Bun- Anlagen zum Stenographischen Bericht desratsvorschlägen zugestimmt. Dabei handelt es sich im wesentlichen um folgende Änderungen: a) Die Vollentschwefelung der Abgase sowohl aus neuen als auch aus alten Feuerungsanlagen wird ab einer Feuerungswärmeleistung von 300 MW anstatt bisher 400 MW verlangt; b) Altanlagen mit Feuerungswärmeleistungen von 100 bis 300 MW müssen ab 1. April 1983 die gleiche Teilentschwefelung ihrer Abgase vorsehen, wie sie für Neuanlagen ab Inkrafttreten der Verordnung verlangt werden; c) Für Feuerungsanlagen mit Kraft-WärmeKopplung gibt es bezüglich der Schwefeldioxidemissionsbegrenzung keine Sonderregelung; d) Die Pflicht zur Abgasentschwefelung betrifft auch kleinere Feuerungsanlagen, sofern sie in einem engen räumlichen und betrieblichen Zusammenhang stehen und in der Summe der Feuerungswärmeleistung die Regelungsschwelle überschreiten. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage der Abgeordneten Frau Steinhauer (SPD) (Drucksache 10/137 Frage 18): Welche Fortschritte konnten für den Behindertenleistungssport seit 1980 (z. B. gleichberechtigte Förderung durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe und verstärkte Beteiligung an den Lotteriemitteln für den Sport) erreicht werden, und in welcher Weise will die Bundesregierung die finanzielle und sportliche Vorbereitung und Teilnahme von Behindertensportlern aus der Bundesrepublik Deutschland an den Olympischen Winter- und Sommerspielen der Behinderten 1984 in Österreich und den Vereinigten Staaten von Amerika unterstützen? Die finanzielle Förderung von Vorhaben der Behindertensportverbände richtet sich grundsätzlich nach den gleichen Kriterien, die auch für die Förderung der anderen Spitzenverbände des Deutschen Sportbundes maßgebend sind. Dabei werden selbstverständlich die Besonderheiten der Sportausübung durch Behinderte angemessen berücksichtigt. Für die finanzielle Unterstützung der Behindertensportverbände standen zur Verfügung: 1980: 508 600,- DM, 1981: 617 500,- DM, 1982: 661 200,- DM. Für 1983 ist eine Erhöhung auf die bisherige Höchstsumme von 752 000,- DM vorgesehen. Mit diesen Mitteln ist es möglich, eine angemessene Trainings- und Lehrgangsarbeit der Verbände zu finanzieren. Gleichzeitig ermöglicht die Bundesregierung den Organisationen des Behindertensports trotz einer Ausweitung der internationalen Wettkampfprogramme, leistungsstarke deutsche Mannschaften zu entsenden. Hinsichtlich der sozialen Unterstützung von behinderten Leistungssportlern konnte inzwischen er- 814* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 reicht werden, daß seit 1982 vier Angehörige des Deutschen Behinderten-Sportverbands mit Förderleistungen in Form von Studienbeihilfen, Fahrkostenersatz und Materialbeihilfen unterstützt werden. Weitere drei Spitzensportler des DSB erhalten seit 1983 Verdienstausfallentschädigungen. Die Vorbereitung und Teilnahme von Sportlern des Deutschen Behinderten-Sportverbands an den Olympischen Spielen 1984 in Österreich und in den Vereinigten Staaten von Amerika ist sichergestellt. Die Bundesregierung finanziert im Rahmen der Jahresplanung der Behindertensportverbände die erforderliche Vorbereitung in Form von Lehrgängen und Wettkämpfen. Auch die Kosten der Entsendung zu den Olympischen Winterspielen mit 100 000 DM und zu den Sommerspielen in den Vereinigten Staaten mit rd. 300 000 DM werden voll abgedeckt. Insgesamt ist sichergestellt, daß der Leistungssport der Behinderten auch in Zukunft durch die Bundesregierung so gefördert wird, daß die Behindertensportverbände ihre umfangreichen Programme angemessen erfüllen können.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Walter Althammer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Aus Zeitgründen leider nicht.
    Ich möchte zum Abschluß meiner Ausführungen noch einen Blick in die Zukunft lenken. Die neue demokratische Regierung in der Türkei, mit der wir im November dieses Jahres rechnen, wird vor schweren Aufgaben stehen. Eine Außenverschuldung von enormem Ausmaß ist vorhanden. Zinszahlungen und Tilgungen belasten die Bilanz dieses Landes. Es ist zwar gelungen, die Inflationsrate von 130 % auf etwa 30 % zu senken, aber der Lohnstopp, der seit Jahren in der Türkei herrscht, hat zu einer Senkung des Lebensstandards der Bevölkerung geführt. Dazu kommt noch eine Arbeitslosenrate von rund 30 %. Und als eines der schwierigsten Probleme haben wir in der Türkei eine Geburtenrate, die in Europa absolut an der Spitze steht, nämlich



    Dr. Althammer
    mit über 1 Million jährlichem Zuwachs der Bevölkerung.
    Wenn Sie diese schwierige Wirtschaftssituation in Betracht ziehen, können Sie sich vorstellen, vor welch enormen Aufgaben eine künftige demokratische Regierung in der Türkei steht.

    (Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE]: Dann sollten sie mal bei Panzern sparen!)

    Die Bundesrepublik Deutschland hat hier noch ein ganz spezielles Interesse.

    (Frau Gottwald [GRÜNE]: Ja, das wissen wir!)

    — Ja, das spezielle Interesse liegt darin, daß 1986 nicht die Freizügigkeit innerhalb der EG stattfindet. Wir haben bis jetzt über 1,5 Millionen türkische Bewohner in unserem Land. Die Bundesrepublik Deutschland kann es nicht verkraften, daß ab 1986 ungehemmt eine Zuwanderung hierher erfolgt, weil auch unser Land das nicht aushält.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Frau Gottwald [GRÜNE]: Jetzt kommt der Punkt!)

    — Das ist genau der Punkt. Wir werden der Türkei Wirtschaftshilfe leisten müssen, damit die Menschen im eigenen Land ihre Existenz finden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Lösung darf nicht darin bestehen, daß die Familien hierher bzw. ins Ausland verpflanzt werden.
    Eben kam hier der Zwischenruf mit den Panzern. Die Türkei ist als NATO-Mitglied ein entscheidender Faktor unserer Sicherheit. Ich möchte nicht haben, daß in der Türkei sowjetische Panzer stehen, wie das vielleicht manche Leute, die sich jetzt als Märtyrer feiern lassen, gern gewollt hätten. Wir haben als Bundesrepublik Deutschland ein eminentes Sicherheitsbedürfnis daran, daß angesichts der Lage in Afghanistan, der Instabilität im Iran und in anderen Gegenden des Orients die Türkei ein verläßlicher NATO-Partner bleibt. Das ist unser legitimes deutsches Interesse.

    (Duve [SPD]: Das sind alles Jaruzelski-Argumente von der anderen Seite!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich weiß, daß die Debatte, die heute hier stattfindet, in der Türkei großes Interesse und große Aufmerksamkeit finden wird.

    (Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE]: Mit Befriedigung werden die Militärs Ihnen zuhören!)

    Ich werde Anfang Juli in Istanbul sein und mich mit einer Reihe der neuen Parteiführer treffen. Ich hoffe, daß ich auch Herrn Inönü treffe, den Sohn des berühmten Staatspräsidenten der Türkei. Wir hoffen, daß wir mit den neuen demokratischen Politikern in der Türkei gute Kontakte aufbauen und herstellen können.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Einer der alten konservativen Parteiführer ist schon abgelöst worden. Aber Sie machen es wie seinerzeit in Chile: Wenn die Diktatur Ihre Leute herausschmeißt, lassen Sie sie fallen!)

    — Herr Kollege Ehmke, unterhalten wir uns über diese Situation bitte nach dem November! Ich weiß, wie schwierig die Lage der Demokraten in der Türkei ist. Wir haben wahrhaftig unseren Teil dazu beigetragen, diesen Menschen zu helfen, und wir werden das auch in Zukunft tun.

    (Duve [SPD]: Wenn die Ihre Rede hier lesen!)

    — Die werden die Rede lesen.
    Ich will Ihnen eines sagen: Unterhalten Sie sich mal mit Herrn Ecevit, und hören Sie, was der Ihnen sagt, ob der Ihnen sagt, daß Sie Sanktionen ergreifen und alle Hilfen einstellen sollten. Die türkischen Demokraten sagen Ihnen: Bitte, wirken Sie auf diese Regierung ein, damit wir vorankommen; aber brechen Sie nicht die Brücken ab! — Reden Sie mal mit Herrn Ecevit; dann wissen Sie, wie die Situation ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich möchte abschließend eines sagen. Die Bundesrepublik Deutschland und früher das Deutsche Reich und überhaupt Deutschland hatte seit Jahrhunderten ein historisch gutes Verhältnis mit der Türkei. Ich kann das aus Zeitgründen jetzt nicht ausführen. Aber eines möchte ich unseren türkischen Freunden sagen: Wir Deutsche haben nicht vergessen, daß die Türken in den Jahren 1933 bis 1945 viele deutsche Demokraten, die aus dem Nazireich vertrieben worden sind, aufgenommen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei der SPD)

    Ich nenne nur einen Namen stellvertretend für viele, einen großen Mann der ersten Stunde in der SPD: Ernst Reuter. Wir haben das nicht vergessen. Wir wollen jetzt den türkischen Demokraten helfen. Wir möchten das tun, weil wir der Türkei helfen wollen, wieder in die Familie der demokratischen Völker zurückzukehren. — Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Voigt (Frankfurt).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karsten D. Voigt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Bisher bin ich davon ausgegangen, daß wir auf der Grundlage der gemeinsamen Resolution aus dem Jahre 1981 auf mehr Menschenrechte und mehr Demokratie in der Türkei drängen. Der Zusammenhang, den der Kollege Althammer hergestellt hat zwischen der Zahl ausländischer Arbeitnehmer türkischer Nationalität in der Bundesrepublik Deutschland und unserem Drängen auf die Wiederherstellung von Menschenrechten und der Demokratie in der Türkei, läßt mich daran zweifeln. Ich halte es für unerträglich, wenn wir uns unser Drängen auf die Wiederherstellung der Demokratie und die Einhaltung der Menschenrechte in der Türkei zu Lasten der türkischen Arbeitnehmer und ihrer Familien in der Bun-



    Voigt (Frankfurt)

    desrepublik Deutschland abhandeln, j a abkaufen lassen.

    (Dr. Althammer [CDU/CSU]: Das habe ich doch gar nicht gesagt!)

    Denn das hieße nicht, auf mehr Menschenrechte in beiden Bereichen zu drängen, sondern das hieße, zu Lasten der Menschenrechte der ausländischen Arbeitnehmer hier und zu Lasten der Menschenrechte derjenigen, die in der Türkei leben, dieses — das wäre es in diesem Fall — Geschäft zu machen. Das war die Substanz Ihrer Aussage.

    (Dr. Althammer [CDU/CSU]: Ich habe über Wirtschaftshilfe gesprochen!)

    Die Türkei ist ein Mitglied der NATO und Partner im westlichen Bündnis. Bundeskanzler Kohl hat davon gesprochen, daß die NATO eine Wertegemeinschaft sei. Er beliebt auch davon zu sprechen, daß das Bündnis dazu diene, den Frieden in Freiheit zu sichern. Deshalb geht es bei dieser Debatte vor allen Dingen auch darum, diesen Anspruch mit der Wirklichkeit und diese Worte mit der Tat zu vergleichen. Da stellen wir fest, daß der Anspruch, das westliche Bündnis bestehe aus einer Gemeinschaft von demokratischen Staaten, hinsichtlich der Türkei nicht eingelöst ist.
    Wir stellen weiter fest, daß die Worte, man solle den Frieden in Freiheit sichern, durch die Bundesregierung insofern nicht eingelöst werden, als sie in der letzten Zeit in der Öffentlichkeit nicht mehr vernehmbar auf die Wiederherstellung der Menschenrechte und der Demokratie in der Türkei gedrängt hat. In den letzten Monaten gibt es von seiten der Bundesregierung ein in dieser Beziehung beredtes Schweigen.

    (Staatsminister Möllemann: Unglaublich! — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Das trifft nicht zu!)

    Dieses beredte Schweigen wird dann noch verschönert als stille Diplomatie; eine stille Diplomatie, die nur verschleiert, daß man in der Öffentlichkeit nicht mehr im Sinne der Bundestagsresolution Druck auf die Türkei ausüben, Einfluß auf die Entwicklung in der Türkei nehmen will.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Ich kenne Sie nicht wieder!)

    Ausgangspunkt unserer Diskussion ist die gemeinsame Entschließung des Bundestages vom 3. Juni 1981. Darin heißt es: Die Rückkehr zu einer funktionsfähigen Demokratie soll sichergestellt werden; die freien Betätigungsrechte für politische Parteien sollen bald wieder hergestellt werden; die volle Pressefreiheit soll bald wieder hergestellt werden; die Foltervorwürfe sollen überprüft werden; die demokratischen Politiker sollen sich weiter betätigen können, und das gilt insbesondere auch für die Parlamentarier.
    Vergleiche ich diese Erwartung des Deutschen Bundestages mit der heutigen Wirklichkeit in der Türkei, so muß ich feststellen, daß es keine funktionsfähige Demokratie gibt, daß es keine freien Betätigungsrechte für demokratische Parteien und demokratische Politiker gibt, daß die Pressefreiheit nicht wieder voll hergestellt worden ist, daß die Prozesse nicht nach demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien ablaufen, daß die Foltervorwürfe nicht alle überprüft werden und daß es Massenprozesse und Massenhinrichtungen gibt.
    Dies ist nicht das, was wir von der Türkei erwartet haben. Deshalb sind die Erwartungen des Bundestages nicht eingelöst, und daraus muß man Konsequenzen ziehen. Dies muß man öffentlich diskutieren, besonders deshalb, weil die Bundesregierung in der letzten Zeit nicht mehr öffentlich darüber diskutiert.
    Ich meine auch, daß wir einen Punkt neu ansprechen müssen, den wir in früheren Resolutionen nicht erwähnt haben: Das ist die Behandlung nationaler Minderheiten in der Türkei. Wir haben diese Frage damals bewußt in der gemeinsamen Resolution von 1981 ausgeklammert, weil das Problem der Behandlung und der Unterdrückung nationaler Minderheiten in der Türkei nicht nur ein Problem der Generäle heute ist, sondern weil es das Problem bereits auch früher gegeben hat. Ich muß sagen: Es hat dieses Problem auch unter Ecevit gegeben, also auch unter Leuten, die sich als Sozialdemokraten bezeichnen.
    Aus diesem Grund haben wir es damals nicht in die gemeinsame Resolution aufgenommen. Wir haben es auch deshalb nicht aufgenommen, weil wir nicht den falschen Eindruck erwecken wollten, als stünde für uns die territoriale Integrität der Türkei irgendwie zur Disposition, als wollten wir in irgendeiner Weise separatistische Bewegungen unterstützen, die es dort ja auch gibt. Aber unsere Ablehnung von separatistischen Bewegungen kann nicht bedeuten, daß wir die Unterdrückung nationaler Minderheiten rechtfertigen

    (Duve [SPD]: Und ihrer Kultur!)

    — und ihrer Kultur —, weil das unserem Verfassungsverständnis, wie es in der westlichen Welt herrscht, wie es die gemeinsame Grundlage des Europarates bildet, diametral widerspricht.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Wer rechtfertigt das denn?)

    Aus diesem Grund haben wir in unserer Entschließung heute in Ergänzung der gemeinsamen Entschließung von 1981 die Frage der Behandlung der nationalen Minderheiten mit aufgegriffen.
    Wir haben auch die Frage des Asylrechts aufgegriffen, weil es tatsächlich nicht angeht, daß trotz des massenhaften Vorkommens von Folter in der Türkei und trotz der tatsächlichen politischen Verfolgung, die in der Türkei geschieht, so getan wird, als gäbe es keine politisch Verfolgten, die Anspruch auf Asyl in der Bundesrepublik Deutschland haben.
    Weil es in dieser Frage in Gerichtsverfahren merkwürdige und problematische, ja unakzeptable Stellungnahmen von seiten des Auswärtigen Amts gibt, müssen wir auch den Hinweis auf das Asylrecht von politisch Verfolgten und von durch die



    Voigt (Frankfurt)

    Folter Bedrohten jetzt mit in unsere Entschließung aufnehmen.

    (Zustimmung bei der SPD)