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ID1001334600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/13 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 13. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 691 A Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Ergebnis der NATO-Konferenz am 9./10. Juni 1983 Genscher, Bundesminister AA . 691 B, 780 B Bahr SPD 698 B, 787 D Rühe CDU/CSU 706 B Bastian GRÜNE 712A Ronneburger FDP 715D Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . 719D Kolbow SPD 748 C Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 752 D Dr. Scheer SPD 764 B Dr. Todenhöfer CDU/CSU 767 C Frau Kelly GRÜNE 768A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 771 B Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE 781 C Dr. Dregger CDU/CSU 783 C Mischnick FDP 785A Schily GRÜNE 787 B Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Sofortiger Stopp der Türkeihilfe — Drucksache 10/107 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Türkei — Drucksache 10/149 — Reents GRÜNE 789 D Dr. Althammer CDU/CSU 792 B Voigt (Frankfurt) SPD 795 D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 799A Schneider (Berlin) GRÜNE 801 B Möllemann, Staatsminister AA 802 D Dr. Pohlmeier CDU/CSU 804 D Frau Luuk SPD 806 D Schwarz CDU/CSU 808 D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP (Erklärung nach § 32 GO) 810 D Fragestunde — Drucksachen 10/137 vom 10. Juni 1983 und 10/148 vom 14. Juni 1983 — Bereitstellung finanzieller Mittel aus dem EG-Haushalt für die Opfer der beiden Hochwasserkatastrophen DringlAnfr 1 14.06.83 Drs 10/148 Frau Renger SPD Antw PStSekr Spranger BMI . 729 B, C, D, 730A ZusFr Frau Renger SPD 729C, D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 729 D ZusFr Dr. Jens SPD 729 D Beendigung der Vernichtung junger Baumkulturen in Forstbaumschulen und Forstpflanzenbetrieben DringlAnfr 2, 3 14.06.83 Drs 10/148 Becker (Nienberge) SPD Antw PStSekr Gallus BML . . 730B, 731 B, C, D, 732 A, B, C, D, 733 A, B, C, D II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 ZusFr Becker (Nienberge) SPD . . . 731 B, C, D ZusFr Frau Blunck SPD 731D, 733C ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE . . . 732A ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . 732 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 732C ZusFr Frau Dr. Bard SPD . . . . 732D, 733A ZusFr Jungmann SPD 733 B ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 733 D Verminderung des bürokratischen Auf- wands bei der Förderung von Berlinreisen MdlAnfr 1 10.06.83 Drs 10/137 Dr. Göhner CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Hennig BMB . 734 A, B, C, D ZusFr Dr. Göhner CDU/CSU 734 B,C ZusFr Kuhlwein SPD 734 C Leistungen des Bundes und privater Unternehmen an die DDR im Jahre 1983 MdlAnfr 2 10.06.83 Drs 10/137 Austermann CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Hennig BMB . 734D, 735B ZusFr Austermann CDU/CSU 735 B Vermeidung juristischer Verklausulierungen in Verordnungen im Interesse der Verständlichkeit auch für Nichtjuristen MdlAnfr 106, 107 10.06.83 Drs 10/137 Dr. Klejdzinski SPD Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau 735 C, D, 736A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 735 D Aufbau des BGS/See zur Kontrolle der Ölverschmutzung durch die Schiffahrt in der Nordsee MdlAnfr 3, 4 10.06.83 Drs 10/137 Jungmann SPD Antw PStSekr Dr. Spranger BMI 736 B, C, 737 A, B, C, D, 738A ZusFr Jungmann SPD 736D, 737A, C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 737 B ZusFr Frau Blunck SPD 737 C,D ZusFr Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE . 737 D Erweiterung des Personalbestands im Bundesinnenministerium, insbesondere nach 1986 MdlAnfr 5, 6 10.06.83 Drs 10/137 Kolbow SPD Antw PStSekr Dr. Spranger BMI . . 738 A, B, C ZusFr Kolbow SPD 738 B ZusFr Jungmann SPD 738 C Erhöhung des Schwefeldioxidvorkommens in der Luft durch hohe Radarbelastung und Konzentration von Mikrowellen MdlAnfr 7, 8 10.06.83 Drs 10/137 Menzel SPD Antw PStSekr Dr. Spranger BMI 738D, 739 A, B, C, D, 740A ZusFr Menzel SPD 738D, 739A ZusFr Eigen CDU/CSU 739 A ZusFr Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE . 739B ZusFr Dr. Linde SPD 739C ZusFr Berschkeit SPD 739C ZusFr Krey CDU/CSU 739 D Einführung des KOS-Verfahrens (Kondensations-, Oxydations-, Sorptions-Verfahren) zur Rauchgasentschwefelung MdlAnfr 9, 10 10.06.83 Drs 10/137 Frau Dr. Hickel GRÜNE Antw PStSekr Dr. Spranger BMI . . 740 B, C, D, 741 A, B ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 740 B, C, D, 741A ZusFr Frau Blunck SPD 741A Verbraucheraufklärung über die Umweltgefährdung quecksilberhaltiger Batterien MdlAnfr 13 10.06.83 Drs 10/137 Müller (Schweinfurt) SPD Antw PStSekr Spranger BMI 741 B,D ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . 741 D Umweltgefährdung durch die Verbrennung der nach Basel verbrachten Dioxinrückstände MdlAnfr 14, 15 10.06.83 Drs 10/137 Offergeld SPD Antw PStSekr Spranger BMI . . 742 A, B, C, D, 743A, B ZusFr Offergeld SPD 742 A, B, C, D ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 742 B ZusFr Frau Blunck SPD 742 D ZusFr Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE . 743A ZusFr Dr. Linde SPD 743 B Anwendung des Verursacherprinzips bei den dem Bund entstandenen Kosten durch die Suche nach den Giftfässern von Seveso MdlAnfr 16, 17 10.06.83 Drs 10/137 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Spranger BMI . . . . 743 B, C, D, 744A, B ZusFr Kuhlwein SPD 743C, 744 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 743D ZusFr Frau Blunck SPD 744 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 III Informationswert der Listen über Ordensverleihungen an ehemalige Kriegsteilnehmer vor 1945 MdlAnfr 19 10.06.83 Drs 10/137 Pauli SPD Antw PStSekr Spranger BMI . . . . 744 B, C, D ZusFr Pauli SPD 744C, D Rechtsextremistische Aktivitäten des Generalmajors a. D. Otto-Ernst Remer MdlAnfr 20 10.06.83 Drs 10/137 Schmidbauer CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI 744 D Verhältnis der „Skinheads" zu neonazistischen Gruppen MdlAnfr 21 10.06.83 Drs 10/137 Schmidbauer CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI 745 B,C ZusFr Krey CDU/CSU 745C Ziel des von der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend und dem Marxistischen Studentenbund Spartakus veranstalteten Festivals der Jugend MdlAnfr 22 10.06.83 Drs 10/137 Krey CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI . . . 745D, 746A ZusFr Krey CDU/CSU 746 A Entlastung der mittelständischen Unternehmen von Bürokratie durch ein neues Statistikbereinigungsgesetz MdlAnfr 23, 24 10.06.83 Drs 10/137 Jung (Lörrach) CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI . 746 B, C, D, 747A ZusFr Jung (Lörrach) CDU/CSU . . 746 B, C, D ZusFr Frau Weyel SPD 746 C Überarbeitung der städtebaulichen und architektonischen Konzeption für die Museen des preußischen Kulturbesitzes MdlAnfr 25 10.06.83 Drs 10/137 Wartenberg (Berlin) SPD Antw PStSekr Spranger BMI . . . . 747 A, B, C ZusFr Wartenberg (Berlin) SPD . . . . 747 B,C Aussetzung der Sektsteuer zur Belebung des Absatzes von deutschem Wein MdlAnfr 26 10.06.83 Drs 10/137 Schartz (Trier) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Häfele BMF . 747D, 748 A,B ZusFr Schartz (Trier) CDU/CSU . . . 748A ZusFr Frau Weyel SPD 748 B Nächste Sitzung 811 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 812*A Anlage 2 Verringerung der Immissionen durch die Großfeuerungsanlagen-Verordnung MdlAnfr 11, 12 10.06.83 Drs 10/137 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 812* B Anlage 3 Fortschritte des Behinderten-Leistungssports seit 1980; Teilnahme deutscher Behindertensportler an den Olympischen Spielen der Behinderten 1984 MdlAnfr 18 10.06.83 Drs 10/137 Frau Steinhauer SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 812* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 691 13. Sitzung Bonn, den 15. Juni 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 17. 6. Dr. von Bülow 17. 6. Dr. Engelsberger 17. 6. Ertl 16. 6. Glotz 17. 6. Hauck 17. 6. Jansen 17. 6. Lowack 17. 6. Saurin 17. 6. Spilker 17. 6. Spranger 16. 6. Tietjen 17. 6. Dr. Unland * 16. 6. Weiskirch (Olpe) 17. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 10/137 Fragen 11 und 12): In welchem Umfang und in welchem Zeitraum werden durch die vom Bundeskabinett am 23. April 1983 verabschiedete Großfeuerungsanlagen-Verordnung Verbesserungen der Immissionssituation bewirkt? Hält die Bundesregierung die durch die Großfeuerungsanlagen-Verordnung zu erwartenden Verbesserungen für ausreichend, und welche Verbesserungsvorschläge für die Beratungen der Großfeuerungsanlagen-Verordnung hat sie im Bundesrat gegebenenfalls eingebracht? Zu Frage 11: Mit der Großfeuerungsanlagen-Verordnung wird der Ausstoß von Luftschadstoffen aus Großfeuerungsanlagen, wie Staub, Stickstoffoxide, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid sowie Fluor- und Chlorverbindungen durch Emissionsgrenzwerte beschränkt. Bei Schwefeldioxid rechnet man damit, daß sich die jährliche Emissionsmenge, die 1978 bei ca. 3,5 Millionen Tonnen lag, um ungefähr 1,2 Millionen Tonnen verringert. In welchem Umfang sich diese Emissionsminderung in einer Verbesserung der Immissionssituation äußern wird, läßt sich nicht vorhersagen. Auf jeden Fall wird es großräumig zu einer Verbesserung der Immissionssituation kommen. Zu Frage 12: Der Bundesrat hat eine Reihe von Änderungsvorschlägen beschlossen, die in Anbetracht der umweltpolitischen Situation von der Bundesregierung mitgetragen werden. Das Bundeskabinett hat deshalb auf seiner Sitzung am 14. Juni 1983 den Bun- Anlagen zum Stenographischen Bericht desratsvorschlägen zugestimmt. Dabei handelt es sich im wesentlichen um folgende Änderungen: a) Die Vollentschwefelung der Abgase sowohl aus neuen als auch aus alten Feuerungsanlagen wird ab einer Feuerungswärmeleistung von 300 MW anstatt bisher 400 MW verlangt; b) Altanlagen mit Feuerungswärmeleistungen von 100 bis 300 MW müssen ab 1. April 1983 die gleiche Teilentschwefelung ihrer Abgase vorsehen, wie sie für Neuanlagen ab Inkrafttreten der Verordnung verlangt werden; c) Für Feuerungsanlagen mit Kraft-WärmeKopplung gibt es bezüglich der Schwefeldioxidemissionsbegrenzung keine Sonderregelung; d) Die Pflicht zur Abgasentschwefelung betrifft auch kleinere Feuerungsanlagen, sofern sie in einem engen räumlichen und betrieblichen Zusammenhang stehen und in der Summe der Feuerungswärmeleistung die Regelungsschwelle überschreiten. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage der Abgeordneten Frau Steinhauer (SPD) (Drucksache 10/137 Frage 18): Welche Fortschritte konnten für den Behindertenleistungssport seit 1980 (z. B. gleichberechtigte Förderung durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe und verstärkte Beteiligung an den Lotteriemitteln für den Sport) erreicht werden, und in welcher Weise will die Bundesregierung die finanzielle und sportliche Vorbereitung und Teilnahme von Behindertensportlern aus der Bundesrepublik Deutschland an den Olympischen Winter- und Sommerspielen der Behinderten 1984 in Österreich und den Vereinigten Staaten von Amerika unterstützen? Die finanzielle Förderung von Vorhaben der Behindertensportverbände richtet sich grundsätzlich nach den gleichen Kriterien, die auch für die Förderung der anderen Spitzenverbände des Deutschen Sportbundes maßgebend sind. Dabei werden selbstverständlich die Besonderheiten der Sportausübung durch Behinderte angemessen berücksichtigt. Für die finanzielle Unterstützung der Behindertensportverbände standen zur Verfügung: 1980: 508 600,- DM, 1981: 617 500,- DM, 1982: 661 200,- DM. Für 1983 ist eine Erhöhung auf die bisherige Höchstsumme von 752 000,- DM vorgesehen. Mit diesen Mitteln ist es möglich, eine angemessene Trainings- und Lehrgangsarbeit der Verbände zu finanzieren. Gleichzeitig ermöglicht die Bundesregierung den Organisationen des Behindertensports trotz einer Ausweitung der internationalen Wettkampfprogramme, leistungsstarke deutsche Mannschaften zu entsenden. Hinsichtlich der sozialen Unterstützung von behinderten Leistungssportlern konnte inzwischen er- 814* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 reicht werden, daß seit 1982 vier Angehörige des Deutschen Behinderten-Sportverbands mit Förderleistungen in Form von Studienbeihilfen, Fahrkostenersatz und Materialbeihilfen unterstützt werden. Weitere drei Spitzensportler des DSB erhalten seit 1983 Verdienstausfallentschädigungen. Die Vorbereitung und Teilnahme von Sportlern des Deutschen Behinderten-Sportverbands an den Olympischen Spielen 1984 in Österreich und in den Vereinigten Staaten von Amerika ist sichergestellt. Die Bundesregierung finanziert im Rahmen der Jahresplanung der Behindertensportverbände die erforderliche Vorbereitung in Form von Lehrgängen und Wettkämpfen. Auch die Kosten der Entsendung zu den Olympischen Winterspielen mit 100 000 DM und zu den Sommerspielen in den Vereinigten Staaten mit rd. 300 000 DM werden voll abgedeckt. Insgesamt ist sichergestellt, daß der Leistungssport der Behinderten auch in Zukunft durch die Bundesregierung so gefördert wird, daß die Behindertensportverbände ihre umfangreichen Programme angemessen erfüllen können.
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    Rede von Dr. Alfred Dregger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Thema, das wir heute zu behandeln haben, ist kompliziert, es ist vor allem ernst. Es geht um nichts weniger als um Sicherheit im Zeitalter der Massenvernichtungsmittel, im atomaren Zeitalter, und Frieden in einem ideologischen Weltbürgerkrieg. Bei diesem Thema geht es um unsere persönliche Existenz, um unsere nationale Existenz, ja, um die Existenz der Menschheit. Ich glaube, daß wir als Abgeordnete des deutschen Volkes unserer Verantwortung nur gerecht werden, wenn wir dieses Thema in einer Weise behandeln, die diesem Ernst Rechnung trägt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Schily [GRÜNE]: Sagen Sie das Herrn Geißler!)

    Dazu gehört auch, meine Damen und Herren, daß wir die parlamentarischen Umgangsformen einhalten.

    (Voigt [Frankfurt] [SPD]: Richtig! Sagen Sie das mal Herrn Geißler!)

    Ich muß zutiefst bedauern, daß heute nachmittag der Versuch gemacht worden ist, einen Abgeordneten dieses Hauses, einen Kollegen meiner Fraktion, ein Mitglied der Bundesregierung, niederzuschreien, ihn daran zu hindern, seine Gedanken darzulegen, und,

    (Zuruf von der SPD: Wenn er uns beleidigt!)

    was noch schlimmer ist, man dann gezielt den Versuch gemacht hat, ihn in seiner moralischen Integrität und in seiner demokratischen Gesinnung in Zweifel zu ziehen.

    (Lambinus [SPD]: Er hat sie mir abgesprochen! — Abg. Horn [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Ich lasse jetzt keine Zwischenfragen zu, und ich bitte Sie, einmal zuzuhören.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Kontroverse hat sich an einem „Spiegel"-Zitat des Abgeordneten Fischer entwickelt. Herr Geißler hatte es nicht zur Hand. Ich habe es hier zu Hand. Ich zitiere. Herr Fischer hat ausgeführt:



    Dr. Dregger
    Ich finde es moralisch erschreckend, daß es offenbar in der Systemlogik der Moderne auch nach Auschwitz noch nicht tabu ist, weiter Massenvernichtung vorzubereiten, diesmal nicht entlang der Rassenideologie, sondern entlang des Ost-West-Konflikts.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Unglaublich!)

    Meine Damen und Herren, ich finde es eine unglaubliche Unverschämtheit, die Massenmörder von Auschwitz und die demokratischen Regierungen, die sich darum bemühen, den Frieden und die Freiheit ihrer Völker zu erhalten, auf eine Stufe zu stellen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Abg. Schily [GRÜNE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Nein, ich lasse keine Zwischenfragen zu.

    (Voigt [Frankfurt] [SPD]: Sie verschieben das Problem! Sie verschieben die Fragestellung!)

    — Ich entwickle es.
    Daraus entwickelte sich eine Aussage von Herrn Geißler — sinngemäß —:

    (Zurufe von der CDU/CSU: Schily, setzen!)

    Ohne den Pazifismus der 30er Jahre wäre Auschwitz nicht möglich geworden. Das war doch der Gegenstand der Erregung. Einer der Kollegen der SPD-Fraktion hat daraus gefolgert: Also sind die Pazifisten schuld an Auschwitz.

    (Zurufe von der SPD: Sicher!)

    — Das ist Rabulistik, Herr Kollege Ehmke. Ich habe Ihnen das schon einmal in anderen Zusammenhängen sagen müssen.
    Meine Damen und Herren, um zunächst einmal mitzuteilen, was Herr Geißler selber zum Pazifismus und Ihrer moralischen Position gesagt hat, zitiere ich jetzt aus dem Protokoll:

    (Waltemathe [SPD]: Nein, nicht noch einmal!)

    Wir können diesen Konflikt nicht wegdrängen. Er besteht darin, daß man mit Fug und Recht sagen kann, die Anwendung atomarer Waffen sei unsittlich, sei unmoralisch. Viele in diesem Lande kommen zu dem Ergebnis, daß deswegen auch das Bereithalten atomarer Waffen unsittlich ist.
    Dann kam der Zwischenruf: „Schily (GRÜNE): Sehr war!" Und nun weiter Geißler:
    Diese Position vertreten viele in diesem Land. Ich will überhaupt nicht abstreiten, daß man aus einer moralischen Position heraus diese Auffassung vertreten kann.
    Ich stelle also fest, daß Herr Kollege Geißler den Pazifisten eine moralische Position zuerkannt hat.
    Und er hat dann fortgeführt: Aber es gibt auch die andere Position, nämlich die Position, daß wir nicht das Recht haben, waffenlos zu sein und uns damit unfähig zu machen, unrechte Gewalt abzuwehren von denen, für die wir Verantwortung tragen. Er hat also zwei Positionen einander gegenübergestellt und ihnen beiden moralische Qualität zuerkannt.

    (Zuruf des Abg. Lambinus [SPD])

    — Hören Sie doch zu. Ich bin doch noch nicht fertig. Ich möchte sagen —, daß dies auf Grund Ihrer Zwischenrufe und Bemerkungen notwendig ist, ist an sich traurig —: An Auschwitz sind nicht die Pazifisten schuldig. An Auschwitz sind der Antisemitismus, der Faschismus, der Nazismus schuldig; persönlich verantwortlich sind diejenigen, die Auschwitz vorbereitet und durchgeführt haben. Darüber kann es in diesem Hause doch wohl keinen Zweifel geben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Geißler hat eine ganz andere Frage untersucht, nicht, wie Auschwitz zu bewerten sei. Herr Geißler hat die Frage untersucht, ob wir Christen auf Grund der Bergpredigt verpflichtet oder berechtigt sind, auf den Besitz von Waffen zu verzichten oder nicht. Er hat diese Position verneint: Wir sind nicht berechtigt, uns waffenlos zu machen, weil wir dann nicht mehr unrechte Gewalt von unserem Volk abwehren können. Er hat in diesem Zusammehang einen historischen Hinweis gegeben, nämlich daß ohne den Pazifismus der 30er Jahre Hitler nicht in der Lage gewesen wäre, ganz Europa zu unterwerfen und nicht nur in Auschwitz; sondern auch darüber hinaus schreckliche Verbrechen zu begehen. Das ist doch eine geschichtliche Tatsache.

    (Zurufe von der SPD)

    1939 haben junge britische Studenten in London dafür demonstriert, daß man Frieden mit Hitler-Deutschland schließen solle, daß man einseitig abrüsten solle. Das waren die gleichen jungen Männer, die nachher als Spitfire-Jagdflieger heldenhaft gekämpft haben. Zunächst aber haben sie aus einem sittlichen Impuls heraus gesagt: Wir wollen keine Waffen. Wir wollen Frieden. Wir wollen keinen Krieg haben. — Auf diese Tatsache hat Herr Kollege Geißler mit vollem Recht hingewiesen. Das ist doch die Frage der Nutzanwendung auf uns. Er hat gesagt: Wir wollen verhindern, daß eine andere Diktatur die ganze Welt beherrscht und daß die ganze Welt nachher ein Archipel GULag sein wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich meine, daß das eine Position ist, die moralisch ist. Wenn wir den Pazifisten eine moralische Qualität zubilligen, wie es Herr Geißler getan hat, kann ich erwarten, daß die anderen das gegenüber unserer Position ebenfalls tun.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich gehe jedenfalls davon aus, daß alle Mitglieder dieses Hauses die schrecklichen Morde und Verbrechen in Auschwitz und die Schändung des deutschen Namens, die damit verbunden war, verabscheuen. Ich gehe aber auch davon aus, daß alle Mitglieder dieses Hauses den Frieden wollen und daß sie wünschen, daß wir in Freiheit und Menschenwürde zusammenleben können, und daß un-



    Dr. Dregger
    sere ganze Verteidigungsüberlegungen nur unter dem Aspekt zu sehen sind, wie wir das in dieser schwierigen Zeit möglich machen können.

    (Horn [SPD]: Jawohl! Zustimmung!)

    Im Hinblick auf den Stil der künftigen Debatten zu diesem Thema, die immer schwierig sein werden, bitte ich darum, daß wir jedem Kollegen in diesem Hause — ganz gleich, welcher Fraktion er angehört — diesen Willen und diese moralische Qualität zubilligen. Wenn das nicht mehr möglich ist, können wir Meinungsverschiedenheiten nicht mehr durch Argumente austragen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dann ist der Parlamentarismus am Ende. Das darf nicht passieren, denn dieser Parlamentarismus gehört zur demokratischen Qualität und zur Freiheit unseres Volkes. — Danke schön.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP — Dr. Hirsch [FDP]: Geschichtsklitterung ersten Ranges!)



Rede von Richard Wurbs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Mischnick.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Mischnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Vereinfachungen haben immer ihre Gefahren in sich. Dies haben wir heute wieder einmal erlebt. Ich kann nur bitten, daß die Chance, die in der Vereinfachung liegt, damit eine Schlagzeile zu bekommen, gerade bei so sensiblen Dingen, wie sie hier Gegenstand der Auseinandersetzung waren, nicht genutzt wird.

    (Beifall bei der FDP)

    Herr Kollege Geißler, bitte nehmen Sie sich den Satz wirklich noch einmal genau vor. Selbst wenn Sie von sich aus glauben, daß in dem Satz eine innere Logik sei, seien Sie sich bitte bewußt, daß es eine so eiskalte Logik ist, die dem Tatbestand deshalb nicht gerecht werden kann, weil die Verfolgung der jüdischen Mitbürger ja nicht erst nach den Verhandlungen von Godesberg eingesetzt hat, sondern längst vorher gewesen ist und deshalb dieser Zusammenhang zwischen pazifistischer Einstellung und Judenverfolgung in dieser Weise nach meiner Überzeugung einfach nicht gegeben sein kann. Das sollte man nicht tun.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Ich möchte allerdings ein weiteres hinzufügen. Alle, die eine pazifistische Gesinnung haben, dürfen doch nicht annehmen, daß diejenigen, die Verteidigungsbereitschaft sichtbar werden lassen, im Grunde ihres Herzens gegen alles seien, was Pazifismus ist. Möglicherweise sind manche, weil sie eine pazifistische Grundgesinnung haben, bereit, aus diesen Gründen auch die Verteidigungsbereitschaft als ein Mittel zu sehen, den Frieden zu sichern. Und Pazifisten könnten ihre Auffassung gar nicht zum Ausdruck bringen, wenn nicht andere bereit wären, für sie verteidungsbereit zu sein, damit sie Pazifismus vertreten können.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Auch das sollte man auf beiden Seiten zugestehen, ohne dabei den einen oder anderen moralisch höher oder tiefer zu bewerten.