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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/13 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 13. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 691 A Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Ergebnis der NATO-Konferenz am 9./10. Juni 1983 Genscher, Bundesminister AA . 691 B, 780 B Bahr SPD 698 B, 787 D Rühe CDU/CSU 706 B Bastian GRÜNE 712A Ronneburger FDP 715D Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . 719D Kolbow SPD 748 C Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 752 D Dr. Scheer SPD 764 B Dr. Todenhöfer CDU/CSU 767 C Frau Kelly GRÜNE 768A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 771 B Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE 781 C Dr. Dregger CDU/CSU 783 C Mischnick FDP 785A Schily GRÜNE 787 B Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Sofortiger Stopp der Türkeihilfe — Drucksache 10/107 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Türkei — Drucksache 10/149 — Reents GRÜNE 789 D Dr. Althammer CDU/CSU 792 B Voigt (Frankfurt) SPD 795 D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 799A Schneider (Berlin) GRÜNE 801 B Möllemann, Staatsminister AA 802 D Dr. Pohlmeier CDU/CSU 804 D Frau Luuk SPD 806 D Schwarz CDU/CSU 808 D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP (Erklärung nach § 32 GO) 810 D Fragestunde — Drucksachen 10/137 vom 10. Juni 1983 und 10/148 vom 14. Juni 1983 — Bereitstellung finanzieller Mittel aus dem EG-Haushalt für die Opfer der beiden Hochwasserkatastrophen DringlAnfr 1 14.06.83 Drs 10/148 Frau Renger SPD Antw PStSekr Spranger BMI . 729 B, C, D, 730A ZusFr Frau Renger SPD 729C, D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 729 D ZusFr Dr. Jens SPD 729 D Beendigung der Vernichtung junger Baumkulturen in Forstbaumschulen und Forstpflanzenbetrieben DringlAnfr 2, 3 14.06.83 Drs 10/148 Becker (Nienberge) SPD Antw PStSekr Gallus BML . . 730B, 731 B, C, D, 732 A, B, C, D, 733 A, B, C, D II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 ZusFr Becker (Nienberge) SPD . . . 731 B, C, D ZusFr Frau Blunck SPD 731D, 733C ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE . . . 732A ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . 732 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 732C ZusFr Frau Dr. Bard SPD . . . . 732D, 733A ZusFr Jungmann SPD 733 B ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 733 D Verminderung des bürokratischen Auf- wands bei der Förderung von Berlinreisen MdlAnfr 1 10.06.83 Drs 10/137 Dr. Göhner CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Hennig BMB . 734 A, B, C, D ZusFr Dr. Göhner CDU/CSU 734 B,C ZusFr Kuhlwein SPD 734 C Leistungen des Bundes und privater Unternehmen an die DDR im Jahre 1983 MdlAnfr 2 10.06.83 Drs 10/137 Austermann CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Hennig BMB . 734D, 735B ZusFr Austermann CDU/CSU 735 B Vermeidung juristischer Verklausulierungen in Verordnungen im Interesse der Verständlichkeit auch für Nichtjuristen MdlAnfr 106, 107 10.06.83 Drs 10/137 Dr. Klejdzinski SPD Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau 735 C, D, 736A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 735 D Aufbau des BGS/See zur Kontrolle der Ölverschmutzung durch die Schiffahrt in der Nordsee MdlAnfr 3, 4 10.06.83 Drs 10/137 Jungmann SPD Antw PStSekr Dr. Spranger BMI 736 B, C, 737 A, B, C, D, 738A ZusFr Jungmann SPD 736D, 737A, C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 737 B ZusFr Frau Blunck SPD 737 C,D ZusFr Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE . 737 D Erweiterung des Personalbestands im Bundesinnenministerium, insbesondere nach 1986 MdlAnfr 5, 6 10.06.83 Drs 10/137 Kolbow SPD Antw PStSekr Dr. Spranger BMI . . 738 A, B, C ZusFr Kolbow SPD 738 B ZusFr Jungmann SPD 738 C Erhöhung des Schwefeldioxidvorkommens in der Luft durch hohe Radarbelastung und Konzentration von Mikrowellen MdlAnfr 7, 8 10.06.83 Drs 10/137 Menzel SPD Antw PStSekr Dr. Spranger BMI 738D, 739 A, B, C, D, 740A ZusFr Menzel SPD 738D, 739A ZusFr Eigen CDU/CSU 739 A ZusFr Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE . 739B ZusFr Dr. Linde SPD 739C ZusFr Berschkeit SPD 739C ZusFr Krey CDU/CSU 739 D Einführung des KOS-Verfahrens (Kondensations-, Oxydations-, Sorptions-Verfahren) zur Rauchgasentschwefelung MdlAnfr 9, 10 10.06.83 Drs 10/137 Frau Dr. Hickel GRÜNE Antw PStSekr Dr. Spranger BMI . . 740 B, C, D, 741 A, B ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 740 B, C, D, 741A ZusFr Frau Blunck SPD 741A Verbraucheraufklärung über die Umweltgefährdung quecksilberhaltiger Batterien MdlAnfr 13 10.06.83 Drs 10/137 Müller (Schweinfurt) SPD Antw PStSekr Spranger BMI 741 B,D ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . 741 D Umweltgefährdung durch die Verbrennung der nach Basel verbrachten Dioxinrückstände MdlAnfr 14, 15 10.06.83 Drs 10/137 Offergeld SPD Antw PStSekr Spranger BMI . . 742 A, B, C, D, 743A, B ZusFr Offergeld SPD 742 A, B, C, D ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 742 B ZusFr Frau Blunck SPD 742 D ZusFr Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE . 743A ZusFr Dr. Linde SPD 743 B Anwendung des Verursacherprinzips bei den dem Bund entstandenen Kosten durch die Suche nach den Giftfässern von Seveso MdlAnfr 16, 17 10.06.83 Drs 10/137 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Spranger BMI . . . . 743 B, C, D, 744A, B ZusFr Kuhlwein SPD 743C, 744 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 743D ZusFr Frau Blunck SPD 744 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 III Informationswert der Listen über Ordensverleihungen an ehemalige Kriegsteilnehmer vor 1945 MdlAnfr 19 10.06.83 Drs 10/137 Pauli SPD Antw PStSekr Spranger BMI . . . . 744 B, C, D ZusFr Pauli SPD 744C, D Rechtsextremistische Aktivitäten des Generalmajors a. D. Otto-Ernst Remer MdlAnfr 20 10.06.83 Drs 10/137 Schmidbauer CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI 744 D Verhältnis der „Skinheads" zu neonazistischen Gruppen MdlAnfr 21 10.06.83 Drs 10/137 Schmidbauer CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI 745 B,C ZusFr Krey CDU/CSU 745C Ziel des von der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend und dem Marxistischen Studentenbund Spartakus veranstalteten Festivals der Jugend MdlAnfr 22 10.06.83 Drs 10/137 Krey CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI . . . 745D, 746A ZusFr Krey CDU/CSU 746 A Entlastung der mittelständischen Unternehmen von Bürokratie durch ein neues Statistikbereinigungsgesetz MdlAnfr 23, 24 10.06.83 Drs 10/137 Jung (Lörrach) CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI . 746 B, C, D, 747A ZusFr Jung (Lörrach) CDU/CSU . . 746 B, C, D ZusFr Frau Weyel SPD 746 C Überarbeitung der städtebaulichen und architektonischen Konzeption für die Museen des preußischen Kulturbesitzes MdlAnfr 25 10.06.83 Drs 10/137 Wartenberg (Berlin) SPD Antw PStSekr Spranger BMI . . . . 747 A, B, C ZusFr Wartenberg (Berlin) SPD . . . . 747 B,C Aussetzung der Sektsteuer zur Belebung des Absatzes von deutschem Wein MdlAnfr 26 10.06.83 Drs 10/137 Schartz (Trier) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Häfele BMF . 747D, 748 A,B ZusFr Schartz (Trier) CDU/CSU . . . 748A ZusFr Frau Weyel SPD 748 B Nächste Sitzung 811 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 812*A Anlage 2 Verringerung der Immissionen durch die Großfeuerungsanlagen-Verordnung MdlAnfr 11, 12 10.06.83 Drs 10/137 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 812* B Anlage 3 Fortschritte des Behinderten-Leistungssports seit 1980; Teilnahme deutscher Behindertensportler an den Olympischen Spielen der Behinderten 1984 MdlAnfr 18 10.06.83 Drs 10/137 Frau Steinhauer SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 812* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 691 13. Sitzung Bonn, den 15. Juni 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 17. 6. Dr. von Bülow 17. 6. Dr. Engelsberger 17. 6. Ertl 16. 6. Glotz 17. 6. Hauck 17. 6. Jansen 17. 6. Lowack 17. 6. Saurin 17. 6. Spilker 17. 6. Spranger 16. 6. Tietjen 17. 6. Dr. Unland * 16. 6. Weiskirch (Olpe) 17. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 10/137 Fragen 11 und 12): In welchem Umfang und in welchem Zeitraum werden durch die vom Bundeskabinett am 23. April 1983 verabschiedete Großfeuerungsanlagen-Verordnung Verbesserungen der Immissionssituation bewirkt? Hält die Bundesregierung die durch die Großfeuerungsanlagen-Verordnung zu erwartenden Verbesserungen für ausreichend, und welche Verbesserungsvorschläge für die Beratungen der Großfeuerungsanlagen-Verordnung hat sie im Bundesrat gegebenenfalls eingebracht? Zu Frage 11: Mit der Großfeuerungsanlagen-Verordnung wird der Ausstoß von Luftschadstoffen aus Großfeuerungsanlagen, wie Staub, Stickstoffoxide, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid sowie Fluor- und Chlorverbindungen durch Emissionsgrenzwerte beschränkt. Bei Schwefeldioxid rechnet man damit, daß sich die jährliche Emissionsmenge, die 1978 bei ca. 3,5 Millionen Tonnen lag, um ungefähr 1,2 Millionen Tonnen verringert. In welchem Umfang sich diese Emissionsminderung in einer Verbesserung der Immissionssituation äußern wird, läßt sich nicht vorhersagen. Auf jeden Fall wird es großräumig zu einer Verbesserung der Immissionssituation kommen. Zu Frage 12: Der Bundesrat hat eine Reihe von Änderungsvorschlägen beschlossen, die in Anbetracht der umweltpolitischen Situation von der Bundesregierung mitgetragen werden. Das Bundeskabinett hat deshalb auf seiner Sitzung am 14. Juni 1983 den Bun- Anlagen zum Stenographischen Bericht desratsvorschlägen zugestimmt. Dabei handelt es sich im wesentlichen um folgende Änderungen: a) Die Vollentschwefelung der Abgase sowohl aus neuen als auch aus alten Feuerungsanlagen wird ab einer Feuerungswärmeleistung von 300 MW anstatt bisher 400 MW verlangt; b) Altanlagen mit Feuerungswärmeleistungen von 100 bis 300 MW müssen ab 1. April 1983 die gleiche Teilentschwefelung ihrer Abgase vorsehen, wie sie für Neuanlagen ab Inkrafttreten der Verordnung verlangt werden; c) Für Feuerungsanlagen mit Kraft-WärmeKopplung gibt es bezüglich der Schwefeldioxidemissionsbegrenzung keine Sonderregelung; d) Die Pflicht zur Abgasentschwefelung betrifft auch kleinere Feuerungsanlagen, sofern sie in einem engen räumlichen und betrieblichen Zusammenhang stehen und in der Summe der Feuerungswärmeleistung die Regelungsschwelle überschreiten. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage der Abgeordneten Frau Steinhauer (SPD) (Drucksache 10/137 Frage 18): Welche Fortschritte konnten für den Behindertenleistungssport seit 1980 (z. B. gleichberechtigte Förderung durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe und verstärkte Beteiligung an den Lotteriemitteln für den Sport) erreicht werden, und in welcher Weise will die Bundesregierung die finanzielle und sportliche Vorbereitung und Teilnahme von Behindertensportlern aus der Bundesrepublik Deutschland an den Olympischen Winter- und Sommerspielen der Behinderten 1984 in Österreich und den Vereinigten Staaten von Amerika unterstützen? Die finanzielle Förderung von Vorhaben der Behindertensportverbände richtet sich grundsätzlich nach den gleichen Kriterien, die auch für die Förderung der anderen Spitzenverbände des Deutschen Sportbundes maßgebend sind. Dabei werden selbstverständlich die Besonderheiten der Sportausübung durch Behinderte angemessen berücksichtigt. Für die finanzielle Unterstützung der Behindertensportverbände standen zur Verfügung: 1980: 508 600,- DM, 1981: 617 500,- DM, 1982: 661 200,- DM. Für 1983 ist eine Erhöhung auf die bisherige Höchstsumme von 752 000,- DM vorgesehen. Mit diesen Mitteln ist es möglich, eine angemessene Trainings- und Lehrgangsarbeit der Verbände zu finanzieren. Gleichzeitig ermöglicht die Bundesregierung den Organisationen des Behindertensports trotz einer Ausweitung der internationalen Wettkampfprogramme, leistungsstarke deutsche Mannschaften zu entsenden. Hinsichtlich der sozialen Unterstützung von behinderten Leistungssportlern konnte inzwischen er- 814* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Juni 1983 reicht werden, daß seit 1982 vier Angehörige des Deutschen Behinderten-Sportverbands mit Förderleistungen in Form von Studienbeihilfen, Fahrkostenersatz und Materialbeihilfen unterstützt werden. Weitere drei Spitzensportler des DSB erhalten seit 1983 Verdienstausfallentschädigungen. Die Vorbereitung und Teilnahme von Sportlern des Deutschen Behinderten-Sportverbands an den Olympischen Spielen 1984 in Österreich und in den Vereinigten Staaten von Amerika ist sichergestellt. Die Bundesregierung finanziert im Rahmen der Jahresplanung der Behindertensportverbände die erforderliche Vorbereitung in Form von Lehrgängen und Wettkämpfen. Auch die Kosten der Entsendung zu den Olympischen Winterspielen mit 100 000 DM und zu den Sommerspielen in den Vereinigten Staaten mit rd. 300 000 DM werden voll abgedeckt. Insgesamt ist sichergestellt, daß der Leistungssport der Behinderten auch in Zukunft durch die Bundesregierung so gefördert wird, daß die Behindertensportverbände ihre umfangreichen Programme angemessen erfüllen können.
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    Rede von Uwe Ronneburger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Kollege Bahr, ich habe Ihre Rede mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und werde auch beim Nachlesen des Protokolls nichts anderes feststellen können, als daß Sie hier heute gesagt haben, „Null-Null" — mit „Null" auch auf sowjetischer Seite — sei niemals Forderung des Westens gewesen.

    (Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE]: Die ganze Sache ist offensichtlich fürs Klo!)

    Aber wir können uns darüber an Hand des vorliegenden Protokolls unterhalten, wobei ich übrigens, Herr Kollege Bahr,

    (Schily [GRÜNE]: Sehr viele Nullen hier im Hause!)

    auch Ihre Aussage, die Verifikation des Abbaus der SS 20 oder ihrer Verschiebung etwa in die östlichen Teile der Sowjetunion sei weniger wichtig, als im Sinne der rüstungskontrollpolitischen Prinzipien und einer wirklichen, friedenssichernden Abrüstung wenig seriös empfinde. Ich muß Ihnen sagen, dies halte ich nun allerdings — auch mit einem Blick auf Ostasien — für eine keineswegs am Rande liegende Frage, und keineswegs am Rande liegt auch die Frage, wie schnell verlagerte SS 20 etwa in den westlichen Bereich zurückgeführt werden können. Ich würde gern davon ausgehen, daß wir dieser Frage allerdings eine große Aufmerksamkeit zuwenden sollten.
    Das gleiche gilt für Ihre Behauptung, daß landgestützte Waffen die Gefahr der Regionalisierung einer atomaren Auseinandersetzung beinhalten. Dies ist natürlich grundsätzlich richtig, aber diese Gefahr der Regionalisierung ist doch wohl durch die



    Ronneburger
    Aufrüstung auf sowjetischer Seite mit SS 20 entstanden,

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: So ist es!)

    nicht etwa durch das, was auf unserer Seite an Gegenmaßnahmen geplant oder im Hintergrund vorhanden ist.
    Daher ist es falsch, den USA den gleichen Vorwurf zu machen, sie wollten eine Regionalisierung eines Krieges in Europa. Denn das Angebot der Null-Lösung zeigt doch wohl gerade, daß es den USA nicht um diese Möglichkeit einer Regionalisierung geht.
    Eine letzte Bemerkung. Wer eine Zwischenlösung jetzt ablehnt und sich gleichzeitig gegen die NullLösung wendet und nur für ein Einfrieren eintritt, Herr Kollege Bahr, signalisiert der anderen Seite damit doch wohl: Wir rüsten auf keinen Fall nach. Er motiviert damit die Sowjetunion keineswegs zu einem Entgegenkommen in den so schwierigen, aber so wichtigen Verhandlungen über diese Fragen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Ich meine deswegen, daß wir uns auf Grundsätze unserer Verteidigungspolitik besinnen sollen, die wir in der Vergangenheit beachtet haben und die auch für die Zukunft verbindlich sein können. Wir haben als FDP in diesem Zusammenhang einige grundlegende Forderungen gestellt. Ich will sie hier in aller Kürze zitieren: Der konventionellen Verteidigung gebührt absoluter Vorrang. Verteidigungsstrategie und Struktur des Verteidigungspotentials müssen eindeutig defensiv sein. Die vorhandenen nuklearen Massenvernichtungsmittel sind keine herkömmlich einsetzbaren Waffen, sondern politische Waffen zur Abschreckung. Ihre Begrenzung, Reduzierung und schließlich vollständige Beseitigung ist ein vorrangiges politisches Ziel.
    In diesem Zusammenhang noch einmal eine Frage an den Kollegen Bastian. Herr Bastian, Sie haben gesagt, die sowjetischen Waffen seien kein Erpressungspotential, und Sie haben versucht, das zu begründen. Aber eine Antwort auf die Frage, wozu denn eigentlich laufend zusätzliche SS 20 stationiert werden, wenn es nicht um das Mittel politischer Erpressung geht, haben Sie vermieden, und die wäre allerdings dann notwendig gewesen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Schily [GRÜNE])

    Meine Damen und Herren, wir sollten uns zu einer europäischen Friedensordnung bekennen, in der die Völker Europas in freier Selbstbestimmung in einem Europa der Pluralität gemeinsam ihre Zukunft gestalten. Das muß ein Europa sein, in dem der Nichtkrieg durch Abschreckung ersetzt wird durch einen Frieden auf der Basis von Vertrauen. Dies kann nur auf der Basis von Zusammenarbeit, Vertrauen und Sicherheit geschehen. Der Bundestag hat schon in seiner früheren Zusammensetzung wesentlich dazu beigetragen, daß der Westen ein breites Angebot an Rüstungskontrollvorschlägen unterbreitet hat. Ich verweise auf den Verhandlungsteil des NATO-Doppelbeschlusses, ich verweise auf die Vorschläge zur Null-Lösung oder Zwischenlösung, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

    (Abg. Bastian [GRÜNE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Herr Kollege Bastian, ich bitte um Entschuldigung. Ich habe eine große Zahl von Zwischenfragen zugelassen. Meine Redezeit geht zu Ende. Mein Interesse, meine Meinung und die Meinung meiner Fraktion im Zusammenhang vorzutragen, sollten Sie respektieren. Ich bitte darum.
    Ich möchte noch mit allem Nachdruck auf einen Punkt hinweisen, der mich mit einiger Sorge erfüllt. Im Augenblick erfolgt in der Öffentlichkeit der Bundesrepublik, aber auch darüber hinaus eine, wie ich meine, unheilvolle Verengung des Blickwinkels nur auf die Mittelstreckenraketen in Genf, auf diese Verhandlungen,

    (Beifall bei der FDP — Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    während die Regierungserklärung, die der Bundesaußenminister heute abgegeben hat, den notwendigen Versuch unternimmt, auch diese Verhandlungen über Mittelstreckenraketen in den Gesamtzusammenhang der abrüstungspolitischen Bemühungen der Bundesrepublik, des Westens insgesamt einzubinden. Es ist doch einfach unübersehbar, daß die Verhandlung über strategische Waffen — Sie haben es an einem Punkt getan, Herr Bahr — dazugehören, genauso wie die über Mittelstreckenwaffen, daß MBFR ein wichtiger Punkt der Abrüstungsverhandlungen und damit der Friedenssicherung ist, daß die Genfer Verhandlungen zum weltweiten Verbot aller chemischen Waffen ebenso dazugehören, das Verbot aller radiologischen Waffen, daß es um den nuklearen Teststopp oder Testbann geht unter besonderer Berücksichtigung der Verifikationsfrage, daß es auch um die einschneidende Reduzierung der nuklearen Kurzstreckenwaffen geht, die auf der einen Seite wie auf der anderen Seite der Grenze unter Umständen auf deutschem Boden abgefeuert und auf deutschem Boden detonieren würden. Es geht aber vor allen Dingen auch um einen erfolgreichen Abschluß des KSZE-Nachfolgetreffens in Madrid und das Mandat für eine europäische Abrüstungskonferenz.
    Der Westen wird in den wesentlichen Punkten all dieser Dinge neue Vorschläge machen, zu MBFR, zur Reduzierung neuer Kurzstreckenwaffen. Gerade auf diesem Gebiet sind wir auf westlicher Seite mit dem Abzug von tausend Sprengköpfen schon in eine erhebliche Vorleistung eingetreten.
    Es geht schließlich um ein Aufgreifen des im Gespräch befindlichen Vorschlags zum Abschluß eines Gewaltverzichtvertrages, von dem ich meine, daß an ihm alle Mitgliedstaaten der NATO und des Warschauer Pakts teilnehmen sollten, daß er aber auch offen sein sollte für alle Unterzeichnerstaaten der Schlußakte von Helsinki. Dies könnte bei weltweiter Geltung des Prinzips des Gewaltverzichts ein wesentlicher Beitrag zu einer aktiven Friedenspolitik sein.



    Ronneburger
    Es geht auch um ein gut vorbereitetes Gipfeltreffen; aber auch wechselseitige Besuche höchster Sowjetunions- oder US-Politiker könnten eine positive Entwicklung fördern.
    Der Prozeß der Versöhnung mit Polen ist für mich einer der zentralen Punkte einer Entspannungs- und Friedenspolitik. Hier geht es auch weiterhin um die Hoffnung auf Normalisierung. Ich verweise nur auf das, was im Zusammenhang mit dem Papstbesuch jetzt in Polen selber im Gespräch ist.
    Wir müssen diesen Prozeß der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa lebendig erhalten. Wir müssen wirtschaftliche Beziehungen weiter pflegen, um das Interesse an gegenseitigen Vorteilen — auch aus wirtschaftlicher Gemeinsamkeit und wirtschaftlichen Verbindungen — überwiegen zu lassen gegenüber jedem Streben nach Konfrontation oder gar kalter oder heißer Auseinandersetzung.
    In diesem Zusammenhang sind natürlich die Beziehungen zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland von ganz besonderer Bedeutung. Ich halte es für einen wesentlichen Schritt nach vorne, daß die beiden deutschen Staaten neuerdings konstruktiv jeweils in ihrem Bündnis auf diese Entwicklung einwirken können. Wir sollten danach streben, dieses gemeinsame Interesse, diese gemeinsame Verantwortung der Deutschen für den Frieden zu erhalten und alles dafür zu tun, was uns an Möglichkeiten gegeben ist.
    Aber, meine Damen und Herren, dies alles, was ich Ihnen da vortrage, verlangt von der Sowjetunion einen Verzicht auf Hegemoniestreben. Es geht auch für die Sowjetunion um ein Anerkenntnis gleicher Sicherheit für alle, keine Sicherheit zweiter Klasse für Europa. Insofern verstehe ich die Argumentation nicht, die etwa die durch die Pershing II eintretende Situation als eine völlig neue im Feld der Rüstung bezeichnet, mit der Begründung, mit dieser Pershing II wäre erstmals das Kerngebiet der Sowjetunion erreichbar. Haben wir in Westeuropa eigentlich einen geringeren Anspruch auf Sicherheit? Haben wir weniger Recht, zu fordern, daß wir nicht von Raketen bedroht werden, die mit einer kurzen, einer sehr kurzen Vorwarnzeit unser Gebiet erreichen können? Für mich ist Westeuropa auch Kerngebiet der NATO und ihres Bereiches. Alles, was aus dieser Richtung an Spekulationen kommt, halte ich für abwegig und zurückweisbar;

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    denn, meine Damen und Herren, alle diese Bestrebungen, die wir gemeinsam veranstalten sollten, um Abrüstung zu erreichen, um den Frieden sicherer zu machen, können, soweit sie von diesem Hause ausgehen, nur erfolgreich sein, wenn wir den Konsens bewahren, den wir in der Vergangenheit gemeinsam getragen haben. Und eine solche Gefährdung des Konsenses im Bundestag, Herr Kollege Bahr, ist nicht etwa ein autoritäres Reden um den NATO-Doppelbeschluß, sondern es geht um die Frage, ob wir diese Gefährdung des Friedens für unser Land auch in Zukunft gemeinsam bekämpfen
    wollen. Ich fordere daher die SPD-Fraktion nachdrücklich auf, bei dem Beschluß vom 26. Mai 1981 zu bleiben, der ja erst zwei Jahre zurückliegt, und verweise die Opposition darauf, daß Helmut Schmidt den Doppelbeschluß nach wie vor — wie in der Vergangenheit — für richtig hält.

    (Schily [GRÜNE]: Die SPD ist nicht die Opposition, Herr Ronneburger!)

    Lassen Sie mich eines abschließend sagen. Wer für Abrüstung, aber gegen den Doppelbeschluß ist, muß doch wohl auf die Frage Antwort geben können, wieso er sich gegen den einzigen Beschluß freier Staaten wendet, Vorrüstung nicht mit sofortiger Nachrüstung zu begegnen, sondern — wenn auch mit zeitlicher Befristung — statt dessen Abrüstungsverhandlungen anzubieten. Dieser NATO- Doppelbeschluß ist doch nicht das, als was er in der Öffentlichkeit so häufig diffamiert wird: ein Rüstungsbeschluß. Meine Damen und Herren, er ist vielmehr der erste ernsthafte Versuch, das friedenssichernde Gleichgewicht nicht durch gegenseitige Aufrüstung, sondern durch einen Abbau bereits vorhandenen Rüstungspotentials zu erhalten.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die Alternative zum NATO-Doppelbeschluß wäre eine Aufrüstung auf westlicher Seite, eine Nachrüstung auf westlicher Seite seit 1979 gewesen.

    (Schily [GRÜNE]: 1979 war die Pershing II noch in der Entwicklung! Das hat Herr Würzbach doch gerade gesagt!)

    — Halten Sie es, Herr Kollege Schily, nicht für sinnvoll, daß man nicht automatisch nachrüstet, sondern daß man sagt: Wir verhandeln, wir versuchen, das Gleichgewicht auf niedrigem Niveau zu finden? Sollten wir nicht jedenfalls in dieser Frage eine gemeinsame Meinung hier im Bundestag finden können?

    (Beifall bei der FDP — Zuruf des Abg. Schily [GRÜNE])

    Meine Damen und Herren, für uns, für die FDP- Fraktion, überwiegen die Argumente pro Doppelbeschluß deutlich gegenüber den Bedenken. Ich weiß, daß es einen Großteil von Gegenargumenten gibt, die in der Form, in der sie immer wieder geäußert werden, nicht haltbar sind. Ich habe leider nicht mehr die Zeit, darauf im einzelnen einzugehen. Ich appelliere nur noch einmal an Sie alle: Lassen Sie uns die Sicherung des Friedens gemeinsam als unser Ziel betrachten. Lassen Sie uns gemeinsam dafür wirken, daß Rüstung nicht immer weiter aufgebaut, sondern abgebaut wird. Lassen Sie uns damit auch im Interesse derjenigen, die in unserem Land und darüber hinaus sorgenvoll auf die Entwicklung schauen, einiges dazutun, um Sorgen geringer zu machen und den Frieden zu sichern.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Richard Wurbs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Herr Bundesminister der Verteidigung.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Manfred Wörner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen



    Bundesminister Dr. Wörner
    und Kollegen! Die sicherheitspolitische Debatte unserer Tage leidet manchmal darunter, daß bewußt oder unbewußt einige Grundtatsachen unserer Lage vergessen oder gar unterschlagen werden. Erlauben Sie mir daher, zu Beginn meiner Ausführungen einige dieser Grundtatsachen in die Erinnerung zurückzurufen.
    Die erste ist diese: Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird die europäische Sicherheitslage von der westlichen Antwort auf den massiven Aufbau sowjetischer Militärmacht bestimmt. Diese massive sowjetische Aufrüstung und nichts anderes hat die Amerikaner gezwungen, ihre Truppen in Westeuropa und hier bei uns zu stationieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Schily [GRÜNE]: Der Historiker ist am Werk!)

    Gleichwohl: Die Ursache der Gefahren, die unserer Sicherheit drohen, liegt nicht in den Waffen oder in der militärischen Konfrontation, sondern im politischen Konflikt. Auch das wird ja häufig genug vergessen oder unterschlagen. Dieser Konflikt wird eben nicht vom Rüstungswettlauf bestimmt, wie so manche sagen,

    (Schily [GRÜNE]: Mafia!)

    sondern durch die Unterdrückung der Freiheit der osteuropäischen Völker und durch den expansiven Charakter der sowjetischen Machtpolitik, die nach Einfluß und Vorherrschaft in Westeuropa strebt. Da liegt die tiefste Wurzel.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von den GRÜNEN: Vietnam!)

    — Wenn Sie jetzt „Vietnam" dazwischenrufen, dann kann ich Ihnen nur sagen: Nirgendwoanders wird diese Realität stärker sichtbar als in unserem eigenen Vaterland, an der Mauer, an den Tötungsapparaten, am Stacheldraht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Wer von Frieden redet, der muß darüber reden.


    (Schily [GRÜNE]: Daran haben Sie mitgebaut, Herr Wörner! — Gegenruf von der CDU/CSU: Unerhört!)

    Eine andere Grundtatsache: Die einzigen Streitkräfte, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs europäische Grenzen überschritten und die Souveränität europäischer Staaten — im übrigen in allen Fällen eigener Verbündeter — verletzt haben, waren sowjetische und osteuropäische Armeen. Die einzigen Panzer, die in der Nachkriegszeit in europäischen Städten geschossen haben, waren sowjetische Panzer.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: So ist es!)

    Alle einschneidenden Nachkriegskrisen waren die Folgen politischer Offensiven der Sowjetunion.

    (Schily [GRÜNE]: Hat die Geschichte erst 1945 angefangen, Herr Wörner?)

    Das zeigt: Die Spannungen zwischen Ost und West sind nicht in den Raketen begründet, sondern in dem Gegensatz von Freiheit und Diktatur. Der Frieden ist nicht bedroht, weil es Waffen gibt, sondern weil es Mächte gibt, die diese Waffen zu politischen Zwecken oder zur Eroberung einsetzen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE]: Siehe Vietnam! — Schily [GRÜNE]: El Salvador!)

    Die eigentliche Bedrohung des Friedens liegt dort, wo Völker gewaltsam getrennt, Menschenrechte und Menschenwürde mit Füßen getreten werden und die Freiheit unterdrückt wird.

    (Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE]: Beispiel Chile!)

    — Wenn Sie dazwischenrufen, dann kann ich nur eines sagen: Nirgendwo wird das deutlicher als im Umgang mit den Mitgliedern der Friedensbewegung in Ost und West oder im Umgang mit Ihnen selber. Bei uns können Sie frei argumentieren. Sie können protestieren, Sie können demonstrieren. Drüben werden Sie eingesperrt oder mit Gewalt zu uns herüber abgeschoben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von den GRÜNEN)

    Daß Sie das können,

    (Schily [GRÜNE]: Verdanken wir nicht Ihnen!)

    das danken Sie dem Bündnis und den Soldaten der Bundeswehr, die diese unsere Freiheit schützen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie danken es auch den amerikanischen Truppen.
    Der Unterschied ist eben der: Die amerikanischen Truppen stehen hier, um die Freiheit unserer Bürger, auch die Freiheit der Gewerkschaften, auch die Freiheit der Demonstranten zu schützen, während die sowjetischen Truppen in der DDR, in Polen und in anderen osteuropäischen Staaten stehen, um Gewerkschaften und Freiheiten unterdrücken zu helfen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das ist der Grund, warum wir es nicht zulassen werden, daß sich die Friedensdiskussion auf die Waffen reduziert. Frieden zwischen den Völkern gibt es nicht ohne Freiheit und Menschenrechte.

    (Fischer [Frankfurt] [GRÜNE]: Das erzählen Sie mal in Lateinamerika, nicht nur hier!)

    Wir wollen einen Frieden mit weniger Waffen, aber keinen Frieden mit weniger Freiheit. Wir wollen frei sein und frei bleiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das und nichts anderes ist der Sinn unserer Verteidigungsanstrengungen.
    Eine weitere Tatsache gilt es festzuhalten. Wir haben dem Krieg als Mittel der Politik ein für allemal abgeschworen.

    (Schily [GRÜNE]: Aber Sie drohen damit!)

    Die NATO bedroht niemanden. Die NATO wird ihre
    Waffen niemals als erste einsetzen. Im übrigen will
    die NATO nicht nur keinen Angriffskrieg führen,



    Bundesminister Dr. Wörner
    sie kann auch nicht einen Angriffskrieg führen. Um nur eine Zahl herauszugreifen: 42 500 modernen Panzern des Warschauer Pakts stehen im NATO- Bereich 13 000 gegenüber. Ich sage deswegen: Von uns geht keine Gefahr für den Frieden aus. Wenn alle Staaten der Welt unserem Beispiel folgten, wäre der Frieden gesichert.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Dagegen beansprucht — ich wiederhole das; vielleicht haben Sie es noch nicht gelesen, dann sollten Sie sich die Mühe machen, das nachzulesen — das Programm der KPdSU von 1961, das noch immer verbindliche Grundlage der dortigen Ideologie ist, für die Sowjetunion nicht nur eine „welthistorische Mission" — das können Sie nachlesen —, sondern erklärt auch ganz offen, daß man dazu den Weg der Gewalt nicht ausschließen dürfe.
    Ein Drittes: Wer von uns verstünde nicht die Sorgen der Menschen, die ihrer Friedenssehnsucht etwa auf dem Kirchentag in Hannover so lebhaft Ausdruck gegeben haben? Wer würde diese Sorgen nicht teilen? Wen von uns quält eigentlich nicht die Tatsache, daß auf dieser Welt Milliarden für Rüstung ausgegeben werden, während anderswo Zehntausende, Hunderttausende von Menschen verhungern?

    (Schily [GRÜNE]: Millionen!)

    — Jawohl, Millionen, Herr Schily. Ich unterschreibe das.
    Wer bliebe gleichgültig gegenüber der Vorstellung eines nuklearen Infernos angesichts der Schrecklichkeit der Waffenarsenale?

    (Fischer [Frankfurt] [GRÜNE]: An den Taten sollt ihr sie erkennen, nicht an den Worten!)

    Uns braucht niemand über die schrecklichen Wirkungen von Atomwaffen aufzuklären. Ich sage in aller Deutlichkeit: Der unterschiedslose Einsatz von Massenvernichtungsmitteln gegenüber der Zivilbevölkerung und auf Bevölkerungszentren wäre ein Verbrechen und durch nichts zu rechtfertigen. Ich gehe noch weiter: Der Angriffskrieg, jeder Angriff s-krieg schlechthin ist ein Verbrechen. Das gilt auch und gerade für den Krieg mit modernen konventionellen Waffen. Daher bleibt unser Ziel, das Ziel dieser Regierung, das Ziel der CDU/CSU-Fraktion, das Ziel der Koalition und, ich hoffe, das Ziel des ganzen Deutschen Bundestages die Verhinderung des Krieges schlechthin, des atomaren wie des konventionellen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Existenz dieser schrecklichen Waffen legt uns allen zwei beherrschende Gebote auf. Das erste:

    (Zuruf von den GRÜNEN: Aufrüsten!)

    alles daranzusetzen, daß diese Waffen niemals eingesetzt werden. Das zweite:

    (Schily [GRÜNE]: Noch mehr hinzustellen!)

    sich mit aller Leidenschaft dafür einzusetzen, daß die Rüstungsspirale durchbrochen und das atomare und auch konventionelle Potential verringert wird, und zwar_ einschneidend, so niedrig wie möglich.
    Ich sage: Wir sind für Abrüstung,

    (Fischer [Frankfurt] [GRÜNE]: Dazu muß man erst einmal kräftig an der Rüstungsspirale drehen!)

    für Abrüstung allerdings, die diesen Namen verdient, und im Unterschied zu Ihnen für Abrüstung auf beiden Seiten, kontrolliert und gegenseitig. Das ist die Form der Abrüstung, wie wir sie anstreben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Potthast [GRÜNE]: Und wieso kriegen wir immer mehr Waffen?)

    — Die Qualität Ihrer Zwischenrufe entspricht etwa der Ihres sicherheitspolitischen Konzepts. Sie taugen nicht viel.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Schily [GRÜNE]: Jawohl, Herr Lehrer!)

    Diese Bundesregierung ist bereit, sich international zu verpflichten, die bei dieser Abrüstung frei werdenden Mittel zur Beseitigung von Hunger und Not in der Welt einzusetzen. Es liegt nicht an uns, wenn das bis heute noch nicht geschehen ist. Wir haben Vorleistung um Vorleistung erbracht. Ich nenne nur einige: der Verzicht auf die Neutronenwaffe, der Verzicht auf den B-1-Bomber. Wir haben jetzt sechs Jahre lang zugesehen, wie die Sowjetunion jede Woche eine Rakete SS 20 in Stellung bringt.
    Als wir 1979 den Doppelbeschluß faßten, hatte die UdSSR bereits 140 SS 20. Wir hatten null. Breschnew erklärte damals, 1979, jetzt existiere Gleichgewicht. Im Februar 1980 hatten die Sowjets bereits 210 SS 20, wir immer noch keine. Und Breschnew erklärte wieder — wörtlich —, es gebe jetzt ein ungefähres Gleichgewicht. Im März 1982 hatte die UdSSR 300 SS 20, wir immer noch keine, und erklärte ein einseitiges Stationierungsmoratorium.

    (Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE]: Wollen Sie SS 20 aufstellen? — Schily [GRÜNE]: Das scheint ein großer Erfolg zu sein!)

    Ungeachtet dessen hat es im August 1982 320 SS 20 gegeben. Und der sowjetische Verteidigungsminister Ustinow erklärte: Es gibt heute immer noch ein ungefähres Gleichgewicht der Kräfte. Jetzt hat die Sowjetunion 351 SS 20; wir haben immer noch keine Gegenwaffen hier stationiert,

    (Schily [GRÜNE]: Ist das ein Erfolg des Doppelbeschlusses, Herr Wörner?)

    sondern wir verhandeln mit der Sowjetunion mit dem Ziel, keine Raketen stationieren zu müssen.
    Meine Damen und Herren, gibt es einen Ausweis höheren Friedenswillens? Gibt es einen Ausweis höherer Bereitschaft zur Vorleistung? Waren nicht die letzten sechs Jahre ein eindeutiger Beweis dafür, daß wir bereit sind, im Interesse des Friedens und der Abrüstung Vorleistungen zu erbringen?



    Bundesminister Dr. Wörner
    Nur: Wie war die Reaktion der Sowjetunion? — Sie hat weitergemacht, und während wir hier debattieren, macht sie weiter. Deswegen ist daraus die Lehre zu ziehen: Weder einseitige Aufrüstung noch einseitige Abrüstung sichern den Frieden.
    Ein anderes, ein sehr viel ernsterer Gedanke muß mitbedacht werden — er gehört in eine solche sicherheitspolitische Diskussion —: Wir können — glauben Sie mir, daß ich das zutiefst bedaure — die atomare Unschuld der Menschheit nicht wiedergewinnen. Es ist das Verhängnis unserer Generation und aller kommenden Generationen, „mit der Bombe leben" zu müssen, wie das einmal ein deutscher Philosoph schon in den 60er Jahren geschrieben hat, weil die Fähigkeit zur Konstruktion nuklearer Waffen nicht mehr aus den Köpfen der Menschen zu tilgen ist. Durch Bekenntnisse, durch Wünsche allein verschwinden diese Waffen nicht.
    Ich sage deswegen: Solange es Mächte gibt, die auf Gewalt und auch auf Nuklearwaffen setzen, können wir auf Nuklearwaffen nicht einseitig verzichten, gerade wenn wir verhindern wollen, daß sie eingesetzt werden. Ein einseitiger Verzicht auf unserer Seite würde den Einsatz von Massenvernichtungsmitteln gegen uns nicht verhindern. Er macht ihn nach aller Erfahrung der Geschichte wahrscheinlicher.
    Fragen Sie sich doch eines: Sind die Atomwaffen auf Hiroshima nicht gerade deswegen geworfen worden, weil Japan keine hatte, weil man sicher sein konnte, daß nicht Washington oder San Francisco dafür bombardiert würden?

    (Frau Potthast [GRÜNE]: Von wem sind sie denn geworfen worden?)

    Bis zum heutigen Tag ist es die Abschreckung, die uns den Frieden sichert. Ihr danken wir den Frieden seit dem Zweiten Weltkrieg. Darauf ist es zurückzuführen, daß Europa vom Krieg verschont blieb, während rings um uns herum etwa 140 Kriege geführt wurden.
    Solange eine umfassende Abrüstung, wie wir sie wünschen, nicht verwirklicht ist, bleibt die Strategie der Abschreckung zur Sicherung unseres Friedens und unserer Freiheit unverzichtbar. Ich sage noch einmal: zur Sicherung des Friedens und unserer Freiheit. Daher akzeptieren wir den moralischen Monopolanspruch der sogenannten Friedensbewegung nicht. Andere reden vom Frieden; die Bundeswehr und das Bündnis sichern ihn.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Schily, ich habe Ihre Rede noch einmal nachgelesen. Ich fand sie schon hier so, daß ich mich in Teilen betroffen fühlte, und das war ja wohl auch der Sinn dieser Rede. Ich antworte auf diese Rede in dem einen Punkt, auf den es mir ankommt: Wenn die Androhung des Einsatzes von Nuklearwaffen nach menschlichem Ermessen und nach den Erfahrungen der letzten 40 Jahre das einzige Mittel ist — Sie haben kein anderes und schon gar kein besseres genannt —, um den Ausbruch eines Krieges und die Anwendung von Nuklearwaffen gegen uns zu verhindern, dann kann dies weder logisch noch moralisch falsch sein.
    Ich sage Ihnen hier — und ich habe mir das gründlich überlegt —: Wer die Verteidigung im nuklearen Zeitalter für ethisch nicht akzeptabel hält, der verlangt nichts anderes als die Kapitulation des Friedfertigen vor dem Gewalttäter, der Freiheit vor der Unfreiheit, des Rechts vor dem Unrecht, und das wäre der Freibrief für die nukleare Erpressung durch aggressive Diktaturen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Einseitige Abrüstung, Wehrlosigkeit oder der Verzicht auf Rüstung bringen uns nicht den Frieden — leider Gottes —, sonst würde jeder von uns hier mitgehen. Sie gefährden ihn vielmehr, sie stärken die Positionen der gewalttätigen Diktaturen, sie schwächen die der friedfertigen Demokratien.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Das sind doch alles Parolen! — Zurufe von den GRÜNEN)

    Sie machen Zugeständnisse der Rüstungstreiber bei Abrüstungsverhandlungen überflüssig und führen daher nicht zu einer Welt mit weniger Waffen, sondern mit immer mehr Waffen auf einer Seite und der steigenden Gefahr, daß davon Gebrauch gemacht wird.

    (Zurufe von den GRÜNEN)

    Wenn es eine Lehre der Geschichte gibt — sie kennen Sie —, dann ist es die, daß militärische Schwäche oder gar einseitige Selbstentwaffnung noch niemals imstande waren, stärkere Staaten von Aggressionen zurückzuhalten. Gibt Ihnen das Schicksal Afghanistans nicht zu denken? Sind die Afghanen überfallen worden, weil sie zu stark oder weil sie zu schwach waren? Ist nicht der Zweite Weltkrieg ausgebrochen, weil sich die westlichen Demokratien einseitig geschwächt hatten? Darum — das betrifft das Zitat, Herr Schröder, das Sie mit Recht wiedergegeben haben, zu dem ich mich bekenne, das im übrigen ausweist, daß ich den Menschen der Friedensbewegung den Friedenswillen ausdrücklich attestiere — ist die Politik derer, die einseitige Abrüstung empfehlen, nicht einen Deut moralischer oder friedlicher, sondern im Gegenteil: Diejenigen, die Waffenlosigkeit fordern, unterliegen dem tragischen Mißverständnis, daß sie die Lauterkeit ihrer Motive bereits für die Garantie des Friedens halten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)