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    Plenarprotokoll 9/139 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 139. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Magin und Esters 8692 A Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Zweiten Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1982 (Zweites Nachtragshaushaltsgesetz 1982) — Drucksachen 9/2049, 9/2138 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 9/2276, 9/2286 — Carstens (Emstek) CDU/CSU 8685 B Wieczorek (Duisburg) SPD 8688 D Dr. Zumpfort FDP 8692 A Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1983 (Haushaltsgesetz 1983) — Drucksachen 9/1920, 9/2050, 9/2139 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Wiederbelebung der Wirtschaft und Beschäftigung und zur Entlastung des Bundeshaushalts (Haushaltsbegleitgesetz 1983) — Drucksachen 9/2074, 9/2140 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 9/2283, 9/2290 — Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — Drucksachen 9/2148, 9/2281 — in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld — Drucksache 9/2163 — in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung — Drucksache 9/2167 — in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof — Drucksachen 9/2157, 9/2281 — in Verbindung mit Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksachen 9/2149, 9/2281 — in Verbindung mit Beratung des Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982 Der Finanzplan des Bundes 1982 bis 1986 — Drucksachen 9/1921, 9/2287 — Dr. Waigel CDU/CSU 8696 B Matthöfer SPD 8701 D Gärtner FDP 8710B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 8713A Dr. Posser, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 8723 A Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 8731 D Roth SPD 8741 C Glos CDU/CSU 8746 A Dr. Haussmann FDP 8750 B Dr. Mitzscherling SPD 8751 D Dr. Kreile CDU/CSU 8754 B Gobrecht SPD 8759 B Dr. Hackel CDU/CSU 8762 B Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft — Drucksachen 9/2162, 9/2281 — Dr. Rose CDU/CSU 8764 D Zander SPD 8767 D Frau Dr. Engel FDP 8772 B Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW . 8774 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 8778A Namentliche Abstimmung 8779 C Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 9/2146, 9/2281 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 9/2166, 9/2281 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksache 9/2164 — Dr. Riedl (München) CDU/CSU 8782 A Kühbacher SPD 8784 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 8786 A Wolfgramm (Göttingen) FDP 8787 C Schäfer (Offenburg) SPD 8789 B Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 8791 D Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 8794 C Dr. von Bülow SPD (Erklärung nach § 30 GO) 8796 B Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 9/2150, 9/2281 — Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 8797 A Frau Zutt SPD 8799 B Paintner FDP 8802 A Schröder (Lüneburg) CDU/CSU 8803 D Ertl, Bundesminister BML 8804 D Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 9/2152, 9/2281 — Schröder (Lüneburg) CDU/CSU 8806 C Hoffmann (Saarbrücken) SPD 8808 B Dr. Riemer FDP 8811B Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . . 8812 D Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksachen 9/2153, 9/2281 — . . . . 8815C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 9/2159, 9/2281 — Meininghaus SPD 8815 D Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie — Drucksachen 9/2161, 9/2281 — . . . . 8816 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1983 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1983) — Drucksache 9/2097 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 9/2239 — Niegel CDU/CSU 8816 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Bundesvertriebenengesetzes — Drucksache 9/2172 — Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982 III Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 9/2269 — 8817 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Durchführung einer Repräsentativstatistik der Bevölkerung und des Erwerbslebens (Mikrozensusgesetz) — Drucksache 9/1970 —Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksachen 9/2261, 9/2326 — . . . . 8817 C Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Personalausweise — Drucksache 9/1809 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 9/2262 — 8818 A Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Weiß, Kiechle, Funk (Gutenzell), Hartmann, Kolb, Feinendegen, Dr. Olderog, Sauer (Salzgitter) und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU sowie den Abgeordneten Dr. Riemer, Merker, Rösch, Funke, Frau Noth, Timm, Gattermann, Kleinert und Genossen und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes — Drucksache 9/2201 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 9/2264 — 8818 B Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Daubertshäuser, Curdt, Kretkowski, Pauli, Wimmer (Eggenfelden) und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Anderung des Personenbeförderungsgesetzes — Drucksache 9/2128 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 9/2266 — 8818 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wehrrechts und des Zivildienstrechts — Drucksache 9/1897 — Beschlußempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses — Drucksachen 9/2279, 9/2328 — . . . . 8819 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz Vierter Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) — Drucksachen 9/1243, 9/2272, 9/2330 — . 8819 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Situation der Entsorgung der Kernkraftwerke in der Bundesrepublik Deutschland (Entsorgungsbericht) — Drucksachen 8/1281, 9/2280, 9/2232 — . 8819C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu den Unterrichtungen durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über „Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung im Jahre 1979" Bewertung der Strahlenexposition in der Umgebung von Steinkohlekraftwerken und Vergleich mit der Strahlenexposition durch Kernkraftwerke — Drucksachen 9/644, 9/1247, 9/2263 — . 8819 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht des Bundesministers für das Post-und Fernmeldewesen über die Erschließung des Zonenrandgebiets im Bereich des Post- und Fernmeldewesens — Drucksachen 9/552, 9/2267 — . . . . 8820A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Erhard (Bad Schwalbach), Dr. Mertes (Gerolstein) und Genossen Freilassung der letzten deutschen Kriegsverurteilten — Drucksachen 9/1827, 9/2270 — . . . . 8820 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen zu dem IV Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982 Antrag der Abgeordneten Pfeffermann, Lintner, Bühler (Bruchsal), Linsmeier, Merker, Dr. Riemer, Rösch, Funke, Frau Noth, Timm und der Fraktionen der CDU/ CSU und der FDP Bessere Bedingungen für den CB-Funk Antrag der Fraktion der SPD Bessere Bedingungen für den CB-Funk — Drucksachen 9/2125, 9/2195, 9/2274 — . 8820 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu dem Antrag der Abgeordneten Fischer (Hamburg), Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd), Straßmeir, Sick, Dr. Jobst, Seiters, Feinendegen, Hinsken, Metz, Hanz (Dahlen) und der Fraktion der CDU/CSU, der Abgeordneten Duve, Antretter, Curdt, Daubertshäuser, Kretkowski, Wimmer (Eggenfelden), Grobecker, Paterna und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Riemer, Merker, Rösch, Funke, Dr. Zumpfort, Frau Noth und der Fraktion der FDP Zum Bericht des Seeverkehrsbeirats „Führen fremder Flaggen" vom 9. März 1981 — Drucksachen 9/1872 (neu), 9/2273 — . 8820C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu den Unterrichtungen durch die Bundesregierung Vorlage der Kommission der Europäischen Gemeinschaften: Stärkung des Binnenmarktes zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Entschließung zur Vollendung des Binnenmarktes zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Entschließung zu den während der belgischen Präsidentschaft im Funktionieren des europäischen Binnenmarktes erzielten Fortschritten zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Schwörer, Dr. Schäuble, Dr. Waigel, Frau Dr. Hellwig, Dr. Unland, Dr. van Aerssen und der Fraktion der CDU/CSU Durchsetzung eines mittelfristigen Programms der Wirtschaftspolitik der Gemeinschaft für die kommenden Jahre und Schaffung eines freien EG-Binnenmarktes — Drucksachen 9/1738 (neu), 9/2047, 9/970, 9/1833, 9/1586, 9/2288 — 8820 D Beratung der Übersicht 11 des Rechtsausschusses über die dem deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 9/2268 — 8821 A Beratung der Sammelübersicht 50 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/2207 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 51 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/2256 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 52 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/2345 — 8821 C Nächste Sitzung 8821 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 8823* A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982 8685 139. Sitzung Bonn, den 15. Dezember 1982 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 16. 12. Brandt 16. 12. Junghans 17. 12. Lagershausen 17. 12. Lampersbach 17. 12. Liedtke 16. 12. Löffler 17. 12. Mischnick 17. 12. Müller (Bayreuth) 17. 12. Rayer 16. 12. Rösch ** 16. 12. Schmöle 17. 12. Dr. Vohrer ** 16. 12. Weiskirch (Olpe) 17. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Wirtschaftspolitik hat in der gestrigen Debatte schon eine beachtliche Rolle gespielt. Ich will nur auf wenige Aussagen von gestern zurückkommen. So hat der Kollege Ehmke gemeint, seiner neuen Linie treu bleiben zu müssen und politische Sachaussagen durch Rundumschläge ersetzen zu sollen. Dabei hat er allerdings, um seine neue Lieblingswendung zu gebrauchen, geradezu brutal klargemacht, daß die SPD nicht in der Lage ist, die vielbeschworene Lernfähigkeit unter Beweis zu stellen. Bei dem unsachlichen Angriff gegen den sogenannten wirtschaftlichen Sachverstand versuchen die SPD und Ehmke nichts anderes, als den Eindruck zu erwekken, der ökonomische Sachverstand in diesem Land sei ausschließlich vom Abgeordneten Schmidt (Bergedorf) und allenfalls vielleicht noch vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin gepachtet. Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie müssen sich damit abfinden, daß Sie dabei bei der Ökonomie, bei der Wissenschaft, bei den Instituten, bei den Sachverständigen eine verschwindende Minderheit darstellen und der überwiegende ökonomische Sachverstand der Wirtschaftspolitik in diesem Lande eine völlig andere Politik vorschlägt, als Sie sie im Moment empfehlen, betreiben oder konzipieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Eine der unschönsten Ausführungen gestern war die Bemerkung des Kollegen Ehmke, bei uns stünden Fabriken still, an deren Toren das Schild angebracht werden könnte: „Wegen ungerecht verteilten Reichtums geschlossen". Ich weiß nicht, ob man ein solches Schild in absehbarer Zeit am Eingang des „Vorwärts" anhängen muß.

    (Sehr gut! und Heiterkeit bei der CDU/ CSU)

    Nur kann man dort wahrscheinlich nicht hinschreiben „Wegen Reichtums geschlossen", sondern „Wegen Unfähigkeit der Eigentümer und des Verlegers geschlossen". Und das ist kein gutes Zeichen für Sie.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Jedenfalls sind die Arbeitsplätze beim „Bayernkurier" sicherer als beim „Vorwärts".

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU — Broll [CDU/CSU]: Der muß bald „Rückwärts" heißen!)

    Eines ist aber klar: Eine solche Aussage ist ein Hohn für die Arbeitnehmer und die Arbeitgeber jener zigtausend Unternehmen, die in den vergangenen Jahren den Gang zum Konkursrichter antreten mußten.
    Wenn gestern der Kollege Ehmke von den großen Anstrengungen sprach, die jetzt notwendig seien, gebe ich ihm recht. Es bedarf in der Tat einer großen gemeinsamen Anstrengung, um den von ihm und seiner Partei hinterlassenen Scherbenhaufen in der Wirtschaftspolitik zu beseitigen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Spöri [SPD]: Aber zusammen mit Lambsdorff! Der ist der Architekt des Trümmerhaufens!)

    Unsere Wirtschaft befindet sich gegenwärtig in der schwierigsten Krise seit Bestehen der Bundesrepublik. Diese Krise hat — das wissen wir — nationale und internationale Ursachen.

    (Zuruf von der SPD: Aber das ist neu!)

    — Das ist nicht neu. Sie waren offensichtlich bei unseren letzten Reden nicht dabei.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Wenn Sie heute in der Frühe zum erstenmal zuhören, dann tut es mir leid, daß Sie nicht in der Lage sind, mehrere Debatten konsequent zu verfolgen. Aber das ist Ihr intellektuelles Aufnahmeproblem und nicht das meine.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Hauptproblem ist dabei die Arbeitslosigkeit. Die westlichen Staaten und auch wir stehen vor unvorstellbaren Haushaltsdefiziten. Es herrscht eine ungebrochene Inflation und eine in den meisten Ländern defizitäre Leistungsbilanz. Unsere Wirtschaft befindet sich in einer anhaltenden Stagnation. Ein Ende der Talsohle ist vorläufig noch nicht in Sicht. Die Arbeitslosenzahlen hat die Zwei-MillionenGrenze überschritten. Neue schlimme Zeiten stehen uns bevor.

    (Zuruf von der SPD: Das ist die Wende!)

    Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982 8697
    Dr. Waigel
    — Das ist die Konsequenz dessen, was Sie mit Ihrer Politik herbeigeführt haben. Und Sie tragen dafür die Verantwortung.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie sollten sich schämen, jetzt höhnisch auf das hinzuweisen, was Sie mit verursacht haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ein realer Verteilungsspielraum besteht heute nicht mehr. Die öffentlichen Finanzen sind zerrüttet. Die finanzpolitischen Handlungsspielräume sind angesichts der Schuldensituation und der daraus resultierenden Zinsbelastung in der Nähe des Nullpunkts angelangt.
    Natürlich weiß jeder von uns um die Einwirkung vom internationalen Bereich her. Die Ölpreisexplosion, das Problem der Japaner, der Schwellenländer, Protektionismus, künstliche Handelshemmnisse sind uns allen bekannt. Nur wäre es zu billig und zu einfach — das war immer wieder das Rezept von Helmut Schmidt —, den Schwarzen Peter ins Ausland zu schieben. Derartige Versuche, die Ursachen der gegenwärtigen Misere in den internationalen Bereich abzuschieben, sind zwar politisch bequem, aber intellektuell unredlich, weil mit einer solchen Sündenbockstrategie nur von den binnenwirtschaftlich bedingten Fehlentwicklungen abgelenkt werden soll. Wir können angesichts der Dimension, die die Probleme jetzt erreicht haben, nicht auf internationale Konferenzen und internationale Strategien warten. Wir müssen vielmehr alles daransetzen, mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln die hausgemachten Fehler und Versäumnisse zu korrigieren.

    (Dr. Spöri [SPD]: Vergessen Sie den Protektionismus nicht!)

    — Wenn Sie übrigens etwas gegen den Protektionismus tun wollen, dann reden Sie bitte intensiver mit Ihren sozialistischen Freunden in der Welt und in Europa.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Spöri [SPD]: Sie sind in der Regierung! Das ist doch Ihre Aufgabe!)

    — Wir tun es. Aber Sie könnten es z. B. mit Frankreich, mit einigen sozialistischen Freunden dort, machen. Von dort kommen die meisten Gefährdungen des freien Handels, die meisten Handelshemmnisse und Abschottungen der Märkte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Spöri [SPD]: Wer trifft denn dauernd mit dem Mitterrand zusammen? Das ist Aufgabe des Kanzlers! Geschwätz!)

    Die SPD hat sich auf dem Münchener Parteitag und auch jüngst wieder in Bonn dafür ausgesprochen, die vor uns liegenden Probleme mit mehr Staat, mehr öffentlichen Ausgaben, mehr Verschuldung sowie höheren Steuern und Abgaben anzugehen. Dies halten wir für den falschen Weg.

    (Zuruf von der SPD: Aber ihr macht es zur Zeit!)

    Die Erfahrungen seit Beginn der 70er Jahre zeigen eindeutig, daß in der Strategie „Mehr Staat und
    weniger Markt" die eigentliche Ursache der Fehlentwicklung liegt. Die Verschuldung von Bund, Ländern und Gemeinden, also ohne Post, Bahn und Sozialversicherung, hat die 600-Milliarden-DMGrenze überschritten. Allein die Schulden des Bundes haben sich seit 1970 explosionsartig von 50 Milliarden DM auf rund 350 Milliarden DM in 1982 versechsfacht.
    Die Zinsquote, d. h. der Anteil der Zinsen an den Gesamtausgaben des Bundes, stieg von knapp 3 in 1970 auf über 9 % in 1982. Das heißt, fast jede zehnte Mark muß der Bund für Zinsen ausgeben. Im kommenden Jahr sind das rund 27 Milliarden DM. Damit liegen die Zinszahlungen über dem Aufkommen aus der Mineralöl- und der Branntweinsteuer. Für Zinsen muß der Bund mehr ausgeben als beispielsweise für Kindergeld und Wohngeld zusammen.
    Die Steuer- und Abgabenquote, d. h. der Anteil der Steuern und Sozialabgaben am Bruttosozialprodukt, stieg von 36,5 % in 1970 auf 42,5 % in 1982. Immer mehr Arbeitnehmer werden von der Tarifprogression erfaßt. Das ifo-Institut hat vor einiger Zeit und das Karl-Bräuer-Institut hat erst vor wenigen Tagen darauf hingewiesen, daß den Arbeitnehmern von einer DM Lohnerhöhung durchschnittlich nur noch 40 Pfennig verbleiben.
    Wer angesichts dieser Tatsache wie der nordrhein-westfälische Finanzminister Posser keinen Bedarf für Steuerentlastung erkennt, hat offensichtlich Leistungsbestrafung zum Leitbild seiner Politik erkoren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Spöri [SPD]: Sie haben gar keine beschlossen! Wo haben Sie Lohnsteuersenkungen beschlossen?)

    Die Staatsquote stieg von 37,9 % in 1970 auf rund 48 % in 1982. Obwohl also ein immer größerer Teil des Sozialprodukts durch die öffentlichen Kassen fließt, ist es nicht gelungen, die Wachstums- und Beschäftigungsprobleme zu lösen und die Sozialversicherungsfinanzen auf eine solide Grundlage zu stellen. Allein diese Tatsache müßte doch bei der SPD die vielbeschworene Lernfähigkeit mobilisieren und klarmachen, daß wir so nicht weiterwirtschaften können.
    Die gesamtwirtschaftliche Investitionsquote, d. h. der Anteil der für das Wirtschaftswachstum und den Beschäftigungsstand entscheidenden Anlageinvestitionen am realen Sozialprodukt, ist von 24 % in 1970 auf unter 20 % in 1982 gesunken. Der Anteil der Investitionen an den gesamten öffentlichen Ausgaben ging im gleichen Zeitraum von 24,5 % auf 16,5 % zurück.
    Trotz einer wahren Flut von Ausgabenprogrammen des Bundes nahm die Investitionsquote im Bundeshaushalt von 17 % in 1970 auf nur noch 13,5 % in 1982 ab. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn wir nicht durch das Sofortprogramm eine Umschichtung von der Konsumdynamik zur Investitionsdynamik durchgesetzt hätten, wäre die Investitionsquote noch weiter abgesunken und
    8698 Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. Dezember 1982
    Dr. Waigel
    hätte diesen Stand von 13,5 % nicht einmal erreicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Abgeordneter Waigel, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Ja.