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ID0912706600

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    Plenarprotokoll 9/127 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 127. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 11. November 1982 Inhalt: Ausscheiden der Abg. Frau Matthäus- Maier aus der Fraktion der FDP . . . . 7743 A Wahl der Abg. Dr. Hackel und Schwarz zu Stellvertretern in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 7743 A Gedenkworte für den verstorbenen Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Leonid Iljitsch Breschnew 7786 B Fortsetzung der Beratung der von der Bundesregierung beschlossenen Ergänzung zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1983 (Anlage zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1983 — Drucksache 9/1920) — Drucksache 9/2050 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Zweiten Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1982 (Zweites Nachtragshaushaltsgesetz 1982) — Drucksache 9/2049 — in Verbindung mit Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Wiederbelebung der Wirtschaft und Beschäftigung und zur Entlastung des Bundeshaushalts (Haushaltsbegleitgesetz 1983) — Drucksache 9/2074 — in Verbindung mit Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erhöhung des Angebots an Mietwohnungen — Drucksache 9/2079 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über eine Ergänzungsabgabe zur Einkommensteuer und zur Körperschaftsteuer (Ergänzungsabgabegesetz) — Drucksache 9/2016 — in Verbindung mit Beratung des Sondergutachtens des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zur wirtschaftlichen Lage im Oktober 1982 — Drucksache 9/2027 — Dr. Dregger CDU/CSU 7743 D Frau Simonis SPD 7754 C Hoppe FDP 7761 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 7764C, 7857 B Dr. von Dohnanyi, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg . . 7768 D II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 127. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. November 1982 Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 7778A Dr. Ehrenberg SPD 7786 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 7791 A Rappe (Hildesheim) SPD 7799 C Müller (Remscheid) CDU/CSU 7802 D Cronenberg FDP 7806 D Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 7809 D, 7821C Jaunich SPD 7818 D Höpfinger CDU/CSU 7821 D Eimer (Fürth) FDP 7825 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 7826 C Daweke CDU/CSU 7831 D Rossmanith CDU/CSU 7833 B Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 7834 B Frau von Braun-Stützer FDP 7835 C Kuhlwein SPD 7837 C Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW 7839 D Lennartz SPD 7842A Dr. Struck SPD 7845 B Deres CDU/CSU 7849 B Purps SPD 7850 C Hoffmann (Saarbrücken) SPD 7853 A Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Berlinförderungsgesetzes — Drucksache 9/2086 — Kittelmann CDU/CSU 7858 D Dr. Spöri SPD 7860 B Dr. Solms FDP 7862 A Lorenz, Parl. Staatssekretär BK . . . 7863 B Nächste Sitzung 7864 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 7865* A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 127. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. November 1982 7743 127. Sitzung Bonn, den 11. November 1982 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode —127. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. November 1982 7865" Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen 12. 11. Dr. Böhme (Freiburg) 12. 11. Büchner (Speyer) " 11. 11. Haar 12. 11. Immer (Altenkirchen) 12. 11. Junghans 12. 11. Dr. Lenz (Bergstraße) 12. 11. Frau Dr. Neumeister 11. 11. Picard 12. 11. Schulte (Unna) 12. 11. Voigt (Sonthofen) 12. 11. Dr. Wendig 12. 11. Dr. Wieczorek 12. 11. ' für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung der Europarates
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
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    Daß wir unsere Handschrift in diesem neuen Haushaltsentwurf in der Linie unserer Forderungen und Erklärungen der letzten Jahre verankert haben, will ich noch einmal an Hand weniger Beispiele hier deutlich machen.
    Wir haben gegenüber Ihrer Vorlage die öffentlichen Investitionen sichtbar gestärkt. Daran führt überhaupt kein Debattieren und Relativieren vorbei. Eine halbe Milliarde mehr gegenüber Ihrer Beschlußlage für die großen Gemeinschaftsaufgaben von Bund und Ländern ist eine Tat, die im Multipli-



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    katoreffekt draußen im Land von der Bauwirtschaft, den Bauarbeitern, den Handwerkern, den berufstätigen Menschen in den Wirkungen gespürt wird, auch bei wichtigen öffentlichen Aufgaben:

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sofortprogramm für den Wohnungsbau, Entlastungen bei der Gewerbesteuer und Kürzungen bei den nichtinvestiven Ausgaben. Wollen Sie ernsthaft behaupten, daß wir diese Kürzungen bei den nichtinvestiven Ausgaben in den vergangenen Jahren verschwiegen hätten? Ich bin bereit, Ihnen die Protokolle über die großen Debatten im Bundestag und im Bundesrat bis zur „Operation 1982", aber auch vor der letzten Bundestagswahl zur Verfügung zu stellen. Wir haben nie einen Zweifel daran gelassen, daß das notwendig ist und mit dem übereinstimmt, was Helmut Schmidt ja noch im Juni in Ihrer eigenen Fraktion gemacht hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Wir haben Punkte benannt. Jeder wußte seit Jahren, daß wir die jetzt beschlossenen Veränderungen im Rahmen der Neuordnung des BAföG vorgesehen hatten und anstrebten. Wir haben das offen als Opposition gesagt. Wenn Frau Simonis jetzt das Wort von den „BAföG-Geschädigten" einführen will, muß ich Ihnen sagen: Was in dem über viele Generationen oder Jahrzehnte sozialdemokratisch geprägten Schweden selbstverständlich ist, nämlich daß Studenten ein zinsloses Darlehen bekommen

    (Zuruf von der SPD: Alle!)

    und es in einer Zeit, in der sie ein gesichertes, angemessenes, ihrer akademischen Ausbildung entsprechendes Einkommen haben — nicht vorher —, zurückzahlen, das kann in der Bundesrepublik Deutschland nicht als unsozial gebrandmarkt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Schauen Sie sich einmal in der westlichen Welt um, auch in sozialdemokratisch geprägten Ländern, nicht nur wenn es um Schuldzuweisungen für die Krise geht, sondern auch wenn es um die Frage geht, wo wir im Vergleich zu anderen fortgeschrittenen, leistungsstarken sozial geprägten Ländern ein Stück Korrektur in einer Zeit vertreten können, in der wir leider nicht mehr alles bezahlen können.
    Frau Simonis, ich habe mich sehr über Ihre Bemerkung gewundert, daß wir die Privatisierung des Beschäftigungsrisikos fordern oder fördern.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Unverschämt!)

    Ist das nicht die bittere Erfahrung von Millionen Selbständigen und Arbeitslosen, Arbeitnehmern, die ihre Existenz verloren haben? Seien Sie vorsichtig mit dieser Diskussion, denn zu viele erinnern sich noch an die leichtfertige und dann nicht eingehaltene Vollbeschäftigungsgarantie eines Bundeskanzlers Willy Brandt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Diese Zusage konnte nicht eingehalten werden; in der Form, wie Brandt sie damals verkündete, kann sie auch von keiner Regierung eingehalten werden, was unsere Verantwortung als Regierung und Parlament für die Verbesserung der Voraussetzungen der Rahmenbedingungen für Vollbeschäftigung und Gesundung der Wirtschaft in keiner Weise einschränkt.
    Meine Damen und Herren, ich habe mich auch ein bißchen darüber gewundert, was Sie über das schwierige Thema der direkten Förderung von in Existenznot geratenen Großbetrieben hier kritisch an meine Adresse gesagt haben. Mir ist — gemeinsam mit dem Kollegen Graf Lambsdorff und dem ganzen Kabinett — natürlich die Entscheidung, einem Großunternehmen wie Arbed jetzt kurzfristig mit einem möglichen Rahmen von vielen hundert Millionen DM erneut zu helfen, nicht leichtgefallen; ich weiß übrigens auch, daß sie meinen sozialdemokratischen Vorgängern in den letzten Jahren ebenfalls nicht leichtgefallen ist. Aber es ist doch vollkommen klar, daß, wenn wir Steuergelder mit einem Risiko für ein einzelnes Unternehmen dieser Art verwenden — in einer Zeit, in der wir anderen Leistungen wegnehmen müssen, in der wir vielen kleinen Betrieben nicht helfen können, die in dieser Konkurswelle jetzt schließen müssen —, alle Beteiligten stärker als bisher einen Solidarbeitrag zu leisten haben.

    (Zuruf von der SPD: Wer ist denn „alle"? — Weitere Zurufe von der SPD)

    — „Alle" heißt: die Banken, die Eigentümer und die Arbeitnehmer, um das auf Grund Ihres Zurufs zu konkretisieren; die Banken, Herr Kollege Westphal, nach dem Kabinettsbeschluß stärker als in der Vergangenheit, die Eigentümer, was bei einem internationalen, in Luxemburg verankerten Konzern nicht einfach ist, aber auch die Arbeitnehmer. Wenn Sie kritisieren, daß wir darauf bestehen — das sage ich hier noch einmal zu Zeitungsberichten der letzten Tage —, daß die Arbeitnehmer durch Vereinbarungen welcher Art auch immer — abgeschlossen mit der Gewerkschaft oder dem Betriebsrat — ein halbes Monatsgehalt als zinsloses Darlehen ihrem Unternehmen zur Verfügung stellen, dann will ich Ihnen hier ganz offen sagen: Ich habe gelernt, daß bei der Muttergesellschaft der Arbed die dortigen luxemburgischen Gewerkschaften und die Arbeitgeber bereits echte dauerhafte Einkommenskürzungen vereinbart haben. Es ist schwer, eine Muttergesellschaft im Ausland und ihre Arbeitnehmer zu bewegen, Geld in ein deutsches Unternehmen einzuschießen, wenn das von Ihnen hier bezweifelt oder in Frage gestellt wird, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Das sind die Tatsachen, die man sehen muß. Ohne einen solchen Solidarbeitrag aller wird es nicht gehen. Das ist auch ein Maßstab für andere, die uns um Hilfe bitten werden.
    Verehrte Frau Simonis, Sie haben zum Teil schlicht falsch zitiert. Sie haben gesagt, das Ergebnis unserer Politik sei eine Kürzung der Werfthilfe.



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    Es ist falsch; wir kürzen bei Werften und bei der Seeschiffahrt nichts von dem, was die frühere Bundesregierung beschlossen hat. Ich bitte Sie herzlich, sich mit den Tatsachen vertraut zu machen, bevor Sie vor dem Deutschen Fernsehen hier Angst bei Menschen erzeugen,

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei der FDP)

    die Grund haben, sich Sorgen um ihre berufliche Existenz zu machen. Aber wenn ich Ihnen hier einmal das Panorama der Eröffnungsbilanz der Politik der letzten Jahre für Werften und Seeschiffahrt entwickeln würde, dann wäre die Bilanz für manche sozialdemokratischen Verantwortlichen düster. Bei der Kokskohlenhilfe gibt es keine Verschlechterung der Förderungsbedingungen. Es gibt einen geringeren Bedarf. Das begründet einen neu bestimmten Haushaltsansatz, weil j a leider auch hier die Produktion rückläufig ist.

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehrenberg [SPD])

    — Es gibt — Herr Ehrenberg, nehmen Sie das doch bitte als Information zur Kenntnis — gegenüber den Beschlüssen der früheren Bundesregierung keine Verschlechterung der Förderungsbedingungen.
    Meine Damen und Herren, ich will schnell vorankommen und Ihnen, Frau Simonis, noch sagen: Ich habe mich sehr gewundert, als Sie heute morgen erklärt haben, ich hätte verschwiegen, daß die Gesamtausgaben steigen. Ich frage mich, ob Sie gestern bei meiner Haushaltsrede nicht hier waren.

    (Schwarz [CDU/CSU]: War sie auch nicht!)

    Für mich war der Hinweis auf die steigenden Gesamtausgaben gegenüber dem Haushaltsentwurf der Regierung Schmidt ein sehr wichtiger Punkt. Das Wachstum des neu gefaßten Haushalts beträgt 2,9 % gegenüber 1,9 % des alten Entwurfs. Der Grund ist doch klar: Wir müssen Milliarden mehr für die Bundesanstalt für Arbeit bereitstellen, um die Hilfe für die steigende Zahl der Arbeitslosen zu sichern. Natürlich ist dies auch eine Nachfragestützung. Herr Kollege Walther, die Art und Weise, daß Sie uns hier sogleich vorsorglich 300 000 Arbeitslose mehr für den Winter in unsere Rechnung politischer Verantwortung einstellen wollen, ist ein unglaubliches Stück der politischen Entgleisung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es ist ein unglaubliches Stück, ohne jeden Versuch einer ernsthaften Begründung einer Regierung Schuldzuweisungen zuzuschieben, die gerade darangeht, eine unerhört schwierige Situation aufzuarbeiten. Der Wendekreis der Wirtschafts- und Finanzpolitik ist in seinen Wirkungen nicht so schnell wie das Tempo mancher hier vorgetragenen Reden, meine Damen und Herren.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Es ist — daran gibt es keinen Zweifel; ich habe das sehr nachdrücklich unterstrichen — eine Arbeit nicht nur von Monaten, sondern von Jahren,

    (Zurufe von der SPD: Jahrhunderten!)

    die gewaltigen Hypotheken abzutragen.
    Nun sind Herr Kollege Jansen als Landesvorsitzender der SPD und Frau Simonis auf das Lieblingsthema der Sozialdemokraten in diesem Hause zu sprechen gekommen: das schöne Land Schleswig-Holstein. Ich muß Sie nochmals fragen: Waren Sie denn nicht hier, als ich vor drei Wochen — zugegebenermaßen zu später Stunde — die genauso falschen Behauptungen und Darstellungen der Herren Kollegen Apel und Ehmke über die Lage des Landes Schleswig-Holstein Punkt für Punkt korrigiert habe? Wie oft sollen wir das noch hören, was Sie hier mit Blick auf kommende Landtagswahlen in den Deutschen Bundestag hineinschwemmen?

    (Dr. Spöri [SPD]: Das war überhaupt nicht einleuchtend! — Zuruf von der CDU/CSU: So machen die das!)

    Ich habe hier die amtliche Statistik des Bundesministeriums der Finanzen. Frau Simonis, Sie haben recht, wenn Sie sagen, man muß bei einem solchen Vergleich die Schulden der Länder und Gemeinden zusammenrechnen. Aber um das hier kurz zu sagen — ich könnte Ihnen alle Zahlen vorlesen —: Nach dieser letzten amtlichen Statistik über die Schulden der Länder und Gemeinden aus Kreditmarktmitteln ist es so, daß das Land Bremen, in dem die Sozialdemokraten seit über 30 Jahren regieren, mit 9 610 Mark eine einsame und erschrekkende Spitzenstellung bei der Verschuldung hat.

    (Dr. Spöri [SPD]: Vergleichen Sie einmal die Flächenländer! — Weiterer Zuruf von der SPD: Das ist doch eine besondere Situation!)

    — Eine besondere Situation ist auch in Schleswig-Holstein gegeben, das in der Nachkriegszeit das Flüchtlingsland Nummer 1 war und das einmal als das Armenhaus der Bundesrepublik bezeichnet wurde.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Nehmen Sie ohne weitere Kommentierung die Richtigstellung zur Kenntnis. Es folgt das Saarland, es folgt Hamburg.

    (Dr. Spöri [SPD]: So vergleicht man doch nicht! Vegleichen Sie doch die Flächenländer! Das wissen Sie doch! Sie tricksen doch hier herum! — Gegenruf von der CDU/ CSU: Tut er doch!)

    Es folgen die Länder Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen und an achter Stelle Schleswig-Holstein — von der Wirtschafts- und Finanzkraft sicher prädestiniert, hier im Vergleich mit einer wesentlich höheren Verschuldung dazustehen. Besser gestellt sind Berlin — vom Bund zu Recht in Vergangenheit und Zukunft auf Grund seiner besonderen Situation nachhaltig gefördert — und in Westdeutschland die blühenden und — wie Schleswig-Holstein — seit langem gut regierten Länder Baden-Württemberg und Bayern, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Hören Sie auf mit diesen Märchenerzählungen, mit
    diesen Konditionsübungen für die Landtagswahl



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    und die Bundestagswahl! Meine Damen und Herren, das wird Ihnen allen nicht sehr gut bekommen.

    (Zurufe von der SPD)

    Nun will ich Ihnen, nur um den Trend deutlich zu machen, zwei Vergleichszahlen nennen.

    (Weitere Zurufe von der SPD)

    — Das ist sehr interessant, auch für Sie, Frau Timm! Hören Sie bitte einmal zu! — Nehmen wir einmal Bremen und Schleswig-Holstein. Bremen ist so interessant, weil Schleswig-Holstein und Bremen im Jahre 1970 praktisch dieselbe Pro-KopfVerschuldung hatten.

    (Dr. Spöri [SPD]: Bremen ist ein Stadtstaat!)

    — Nun, wir rechnen doch Länder und Gemeinden zusammen. Methodisch hat Frau Simonis das ja klargestellt. Es ist richtig, das so zu machen. Die wenigen Punkte des Einvernehmens mit Ihrer Sprecherin brauchen Sie jetzt nicht noch in Frage zu stellen.
    Das Land Bremen hatte 1970 eine Pro-Kopf-Verschuldung aus Kreditmarktmitteln von 993 DM, Schleswig-Holstein eine Verschuldung von 992 DM. Das sind Landes- und Gemeindeschulden; es sind praktisch dieselben Werte.

    (Zurufe von der SPD)

    Bremen hat 1981 eine Pro-Kopf-Verschuldung von 9 610 DM gehabt, Schleswig-Holstein eine solche von 4 226 DM.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, darin kommt auch ein gewisser Unterschied zwischen christlich-demokratischer und sozialdemokratischer Landespolitik in Norddeutschland zum Ausdruck.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD und Gegenrufe von der CDU/ CSU)

    Hinter diesen verzerrten Darstellungen und Polemiken steckt ja ein ernstes Problem. Es ist ja wahr, daß im Trend der Gesamtentwicklung der 70er Jahre auch die Schulden bei Ländern und Gemeinden — mit gewissen Differenzierungen — zu stark angestiegen sind.

    (Dr. Spöri [SPD]: Sagen Sie das einmal dem Herrn Dregger!)

    Die Wirkungen einer expansiven Bundesgesetzgebung, die Wirkungen großer Erwartungen des Bundes an die Länder sind unübersehbar. Darf ich Sie einmal an die Auseinandersetzung über den Bildungsgesamtplan nach 1970 erinnern. Wenn wir das alles, was Sie damals gefordert haben, gemacht hätten, hätten wir alle in unseren Ländern und Gemeinden noch 50 % mehr Schulden. Das ist die schlichte Wahrheit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Spöri [SPD]: Sie haben dauernd im Bundesrat draufgesattelt!)

    Zu den neuen Weichenstellungen dieser Regierung gehört — der Bundeskanzler hat das nicht nur mit Reden deutlich gemacht — auch der Versuch einer wesentlich besseren Zusammenarbeit mit Ländern und Gemeinden. Es ist doch keine vier Monate her, daß der sozialdemokratische Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Herr Schnoor, die Politik der Regierung Schmidt gegenüber Ländern und Gemeinden als einen verfassungspolitischen Skandal bezeichnet hat.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Ich wäre dankbar, wenn auch der verehrte Herr Kollege von Dohnanyi diese Maßstäbe der Vergangenheit ein bißchen in die kritische Auseinandersetzung mit der neuen Regierung einfließen ließe; das darf ich hier meinem ehemaligen Kollegen als vorsorglichen Wunsch übermitteln.
    Aber, meine Damen und Herren, das sind im Grunde kleinere Nebenkriegsschauplätze. Wir stellen uns den großen Aufgaben nationaler Politik in Verbindung mit den weltwirtschaftlichen Problemen und Sorgen, die nicht neu sind und die wir bisher auch nicht verschwiegen haben. Wir sind bereit, diese Verantwortung auf uns zu nehmen. Ich hoffe, sehr geehrter Herr Kollege Hoppe, daß es möglich ist, daß sich das, was ich bezüglich der alten Koalition einmal als die Rolle des Chors in der antiken Tragödie bezeichnet habe, jetzt zu einem gemeinsamen handlungsfähigen Team in der neuen Koalition entwickelt, das Probleme nicht nur beklagt, sondern auch meistert. — Schönen Dank.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Richard Wurbs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Präsident des Senats und Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg.

(Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Grün ist die Heide! — Kolb [CDU/CSU]: Jetzt wird es grün!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus von Dohnanyi


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Bundesminister der Finanzen hat eben an dieser Stelle erneut für eine sachliche Diskussion über die Wirtschafts- und Beschäftigungskrise und über die Antwort, die der Haushaltsentwurf des Bundes auf diese Krise geben will, geworben. Ich stimme ausdrücklich zu: die Bewältigung der Wirtschafts- und Beschäftigungskrise ist unsere wichtigste Aufgabe, und diese Aufgabe können wir gemeinsam nur mit Sachlichkeit lösen.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, aber gerade deswegen muß ich doch einige Vorbemerkungen machen. Eine sachliche Diskussion über Wirtschaftsfragen, Herr Kollege Stoltenberg, hat dieses Haus während der vergangenen 13 Jahre kaum erleben dürfen. Im Februar 1970 — ich erinnere mich genau — sprach der damalige CDU/CSU-Oppositionssprecher in Wirtschaftsfragen, der Kollege Müller-Hermann, bereits wenige Monate nach dem Regierungswechsel — der Stuhl des Finanzministers war gewissermaßen noch warm von dem breiten Sitz des Kolle-



    Erster Bürgermeister Dr. von Dohnanyi (Hamburg)

    gen Franz Josef' Strauß — von einer hausgemachten Inflation der sozialliberalen Koalition.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Der hat auch recht behalten!)

    Die CDU/CSU hat im Bundestag und im Bundesrat die wirtschaftspolitische Debatte mit der Bundesregierung stets ohne Berücksichtigung der weltwirtschaftlichen Entwicklung und ohne Blick auf die wirtschaftliche, politische und soziale Entwicklung anderer Demokratien geführt.

    (Beifall bei der SPD)

    Der früheren Bundesregierung wurde hier fast immer polemisch und gelegentlich unter bewußter Verdrehung der Tatsachen begegnet.

    (Zustimmung bei der SPD — Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Das Ergebnis gibt uns doch recht!)

    Sie sind, Herr Kollege Stoltenberg, bis heute, so scheint mir, ein Gefangener dieser Argumentation des vergangenen Jahrzehnts. Denn die auch gestern und heute wieder von Ihnen und dem Kollegen Dregger vorgetragenen Vokabeln von der angeblichen „Erblast" und von der „Hypothek der Vergangenheit"

    (Lachen bei der CDU/CSU — Frau Dr. Wex [CDU/CSU]: Was heißt „angeblich"?)

    sind zwar als politische Polemik verständlich, haben aber mit einer sachlichen Diskussion überhaupt nichts zu tun.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Auf welchem Stern leben Sie?)

    Der Kollege Stoltenberg hat auch gestern auf die Ölpreisexplosion und den wachsenden Wettbewerb der Drittländer verwiesen. Aber Sie unterliegen, Herr Bundesminister, doch einem gefährlichen Irrtum, wenn Sie gestern meinten, der Funke der Exportkonjunktur sei wegen hausgemachter Probleme 1981/82 nicht auf die Binnenkonjunktur übergesprungen. Die wahre Ursache für diesen Konjunkturverlauf des Jahres 1981/82 ist doch, daß die exportierenden Unternehmen aus bestehenden Kapazitätsreserven produzieren können und deswegen eine zusätzliche Binnennachfrage nach Investitionsgütern der Exportkonjunktur nicht folgen konnte. Noch immer will die CDU/CSU, will die Bundesregierung die wahren Ursachen der Krise, in der wir leben, nicht zur Kenntnis nehmen. Es handelt sich um eine Systemkrise der demokratischen Marktwirtschaften,

    (Lachen bei der CDU/CSU — Kolb [CDU/ CSU]: Eine grüne Krise! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    um eine Krise der internationalen Arbeitsteilung und um eine Krise der internationalen politischen Entscheidungsprozesse.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, noch immer glauben Sie in mangelnder Einsicht in die wirkliche Lage — —

    (Kolb [CDU/CSU]: Laubfrosch!)

    — Ach, Herr Kollege!

    (Kolb [CDU/CSU]: Ja, sicher!)

    Der Bundesfinanzminister hat um eine sachliche Diskussion gebeten. Daß Sie dazu nicht imstande sind, wußten wir vorher, aber Sie konnten ihm doch wenigstens heute folgen.

    (Beifall bei der SPD)