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    Plenarprotokoll 9/111 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 111. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. September 1982 Inhalt: Glückwünsche zu Geburtstagen . . . 6744 D Begrüßung einer Parlamentsdelegation der Republik Südafrika 6744 D Begrüßung einer Delegation der Nationalversammlung der Republik Senegal . 6761 C Bericht zur Lage der Nation Schmidt, Bundeskanzler 6745 A Dr. Kohl CDU/CSU 6761 D Brandt SPD 6773 D Genscher FDP 6781 B Dr. von Weizsäcker, Regierender Bürger- meister des Landes Berlin 6788 B Dr. Zimmermann CDU/CSU 6794 B Dr. Ehmke SPD 6799A Mischnick FDP 6806 A Franke, Bundesminister BMB 6810 B Lorenz CDU/CSU 6814A Ronneburger FDP 6818 C Sauer (Salzgitter) CDU/CSU 6821 D Werner CDU/CSU 6823 D Büchler (Hof) SPD 6826 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 9. Dezember 1980 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die gemeinsame Information und Beratung der Schiffahrt in der Emsmündung durch Landradar- und Revierfunkanlagen — Drucksache 9/1632 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 9/1811 — 6829 C Zweite Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" — Drucksache 9/823 —Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 9/1946 — 6829 D Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung der Lohnsteuerpauschalierung für Teilzeitbeschäftigte — Drucksache 9/1886 — 6830A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 8. Oktober 1970 zur gegenseitigen Anerkennung von Inspektionen betreffend die Herstellung pharmazeutischer Produkte (Gesetz zur Pharmazeutischen Inspektions-Convention-PIC) — Drucksache 9/1901 — 6830A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Seemannsgesetzes — Drucksache 9/1829 — 6830 B II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. September 1982 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung einer Straßenverkehrsunfallstatistik (Straßenverkehrsunfallstatistikgesetz) — Drucksache 9/1910 — 6830 B Beratung der Sammelübersicht 40 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/1744 — 6830 C in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 41 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/1782 — 6830 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Entschließung zur Zukunft des EWG- Eisenbahnnetzes — Drucksachen 9/1515, 9/1838 — . . . . 6830 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Entschließung zum Bau eines Tunnels unter dem Ärmelkanal — Drucksachen 9/1638, 9/1839 — . . . . 6830 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Präsidenten des Bundesrechnungshofes Rechnung des Bundesrechnungshofes für das Haushaltsjahr 1979 — Einzelplan 20- - Drucksachen 8/3967, 9/1758 — . . . . 6830 D Beratung des Antrags des Präsidenten des Bundesrechnungshofes Rechnung des Bundesrechnungshofes für das Haushaltsjahr 1981 — Einzelplan 20 - - Drucksache 9/1786 — 6831 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung Nr. 136/66/EWG über die Errichtung einer gemeinsamen Marktorganisation für Fette — Drucksachen 9/1506 Nr. 11, 9/1747 — . 6831 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Beschleunigung der Agrarentwicklung in bestimmten Gebieten Griechenlands — Drucksachen 9/1506 Nr. 12, 9/1768 — . 6831C Fragestunde — Drucksache 9/1948 vom 3. September 1982 — Verweigerung der Einreise in die ČSSR für den in der Bundesrepublik Deutschland arbeitenden Journalisten Raymund Hörhager MdlAnfr 21, 22 03.09.82 Drs 09/1948 Dr. Soell SPD Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 6741 B, D ZusFr Dr. Soell SPD 6741B, D Interpretation der Erklärungen auf den Gipfeltreffen von Versailles und Bonn zur Gewährung von Ostkrediten MdlAnfr 23 03.09.82 Drs 09/1948 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 6742 A, B, C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 6742A, B Extraterritoriale Rechtswirkungen des Außenwirtschaftsgesetzes bei internationalen privatrechtlichen Auslandslieferverträgen und Lizenzvergaben ins Ausland MdlAnfr 24 03.09.82 Drs 09/1948 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 6742 D, 6743 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 6743A,B Einsatz von Strafgefangenen, insbesondere politischen Häftlingen, beim Bau der sowjetisch-westeuropäischen Erdgasleitung MdlAnfr 4 03.09.82 Drs 09/1948 Engelsberger CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 6743C, 6744 A, B, C ZusFr Engelsberger CDU/CSU . 6743D, 6744A, B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 6744 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 6744 C Nächste Sitzung 6831 D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. September 1982 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6833* A Anlage 2 Glückwünsche zu Geburtstagen . . . . 6833* B Anlage 3 Beseitigung von Hemmnissen im Handel mit Eiern innerhalb der EG MdlAnfr 1, 2 03.09.82 Drs 09/1948 Eigen CDU/CSU SchrAntw BMin Ertl BML 6833* B Anlage 4 Bau einer Mauer entlang der innerdeutschen Grenze sowie Aufschiebung des Besuchs von SED-Chef Honecker MdlAnfr 7, 8 03.09.82 Drs 09/1948 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Wrede BMB . . . . 6833* D Anlage 5 200. Geburtstag Simon Bolivars; Äußerungen Dr. von Dohnanyis über die konsularischen Beziehungen Hamburgs zu Bolivien MdlAnfr 18, 19 03.09.82 Drs 09/1948 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 6834*A Anlage 6 Einsatz von Atomwaffen durch die USA im Kriegsfall MdlAnfr 20 03.09.82 Drs 09/1948 Dr. Scheer SPD SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 6834* C Anlage 7 Anstieg der Zahl der Nichtseßhaften in den Jahren 1980/81, Anteil der Aussiedler und „Freigekauften" aus der DDR MdlAnfr 32 03.09.82 Drs 09/1948 Dr. Hupka CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grobecker BMJFG . 6834* C Anlage 8 Vereinheitlichung des europäischen Bankenrechts MdlAnfr 33, 34 03.09.82 Drs 09/1948 Rapp (Göppingen) SPD SchrAntw PStSekr Huonker BMF . . . 6834* D Anlage 9 Marxistische Indoktrination von Zivildienstleistenden bei einem Einführungslehrgang in Castrop-Rauxel MdlAnfr 58 03.09.82 Drs 09/1948 Lowack CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grobecker BMJFG . 6835* D Anlage 10 Änderung der EG-Verordnung Nr. 337/79 zwecks Zulassung einer Anreicherung um 4,5 Volumenprozent für die Weinbaugebiete Mosel-Saar-Ruwer, Ahr und Mittelrhein MdlAnfr 59, 60 03.09.82 Drs 09/1948 Schartz (Trier) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grobecker BMJFG . 6836*A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. September 1982 6741 111. Sitzung Bonn, den 9. September 1982 Beginn: 8.30 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. September 1982 6833* Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 10.9. Dr. Ahrens ** 10.9. Dr. Bardens ** 10.9. Büchner (Speyer) ** 10.9. Dr. Dregger 10.9. Eickmeyer ** 10.9. Frau Geier 10.9. Dr. Geißler 9. 9. Grüner 9. 9. Hauck 10.9. Herterich 9. 9. Hoppe 10.9. Dr. Müller ** 10.9. Müller (Bayreuth) 10.9. Pensky ** 10.9. Rösch 10.9. Dr. Schachtschabel 10.9. Schmidt (Wattenscheid) 10.9. Schulte (Unna) ** 10.9. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 10.9. Stöckl 10.9. Dr. Unland ** 10.9. Dr. Vohrer ** 10.9. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Glückwünsche zu Geburtstagen am 11. Juli 1982 Abg. Wehner 76 Jahre am 9. August 1982 Abg. Lampersbach 65 Jahre am 17. Juli 1982 Abg. Volmer 60 Jahre am 24. Juli 1982 Staatsminister Wischnewski 60 Jahre am 22. August 1982 Abg. Dr. Pohlmeier 60 Jahre am 30. August 1982 Abg. Ruf 60 Jahre am 6. September 1982 Abg. Schmidt (Kempten) 60 Jahre Anlage 3 Antwort des Bundesministers Ertl auf die Fragen des Abgeordneten Eigen (CDU/CSU) (Drucksache 9/1948 Fragen 1 und 2): Welche Handelshemmnisse im Handel mit Eiern gibt es in welchen Ländern der Europäischen Gemeinschaft? Anlagen zum Stenographischen Bericht Was gedenkt die Bundesregierung dagegen zu unternehmen? Der innergemeinschaftliche Warenverkehr mit Eiern, der im allgemeinen störungsfrei verläuft, wird zur Zeit insbesondere durch das seit dem 1. September 1981 geltende Einfuhrverbot behindert, das das Vereinigte Königreich mit der Begründung, hierdurch einen wirksameren Schutz gegen das Auftreten der Newcastle-Krankheit bei Geflügel zu erreichen, gegen Importe von Geflügelfleisch und Eiern aus bestimmten Mitgliedstaaten verhängt hat. Der Europäische Gerichtshof hat dieses Einfuhrverbot, von dem insbesondere die nach dem Vereinigten Königreich exportierenden Mitgliedstaaten Frankreich und die Niederlande unmittelbar betroffen sind, nunmehr für vertragswidrig erklärt und das Vereinigte Königreich aufgefordert, die erforderlichen Maßnahmen zur Wiederherstellung des freien Warenverkehrs zu treffen. Die Bundesregierung wird — wie schon bisher — die EG-Kommission darin unterstützen, die geeigneten Schritte zu unternehmen, um im Kontakt mit den britischen Stellen unverzüglich die Unterbrechung der Handelsströme zu beseitigen. Auf Intervention der deutschen Delegation im letzten Sonderausschuß für Landwirtschaft in Brüssel hat die EG-Kommission erklärt, daß sie das Vereinigte Königreich aufgefordert habe, Maßnahmen zu ergreifen, um das Einfuhrverbot bis spätestens zum 20. September 1982 aufzuheben. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Fragen des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 9/1948 Fragen 7 und 8): Treffen Presseberichte zu, wonach die DDR entlang der innerdeutschen „Grenze" von der Ostsee bis zum Fichtelgebirge eine Mauer von ca. 1 393 km Länge und einer Höhe von 3 bis 4 m plant? Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung für den Fall der Richtigkeit dieser Presseberichte gegenüber der DDR unternehmen, und wird die Bundesregierung einen Besuch des Staatsratsvorsitzenden Honecker in der Bundesrepublik Deutschland, nachdem mehrere führende Unionspolitiker nicht in die DDR einreisen durften, solange als unerwünscht betrachten, bis mit Sicherheit gewährleistet ist, daß die DDR von diesem „Bauvorhaben" abläßt? Zu Frage 7: Der Bundesregierung liegen keine Informationen vor, aus denen sich ergibt, daß die DDR entlang der innerdeutschen Grenze von der Ostsee bis zum Fichtelgebirge eine fortlaufende Mauer plant. Presseberichte, in denen solche Vermutungen angestellt worden sind, können nicht bestätigt werden. Richtig ist, daß an verschiedenen Abschnitten der innerdeutschen Grenze — insbesondere in oder gegenüber geschlossenen Ortschaften — der Metallgitterzaun durch Mauerwerk ersetzt worden ist. Diese punktuellen Veränderungen, die offenbar vor allem Einblicksmöglichkeiten und Sichtkontakte der Be- 6834* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. September 1982 völkerung unterbinden sollen, stellen keine neuartige Entwicklung dar. Zu Frage 8: Da die Richtigkeit der betreffenden Pressemeldungen nicht unterstellt werden kann, sieht die Bundesregierung keinen Anlaß, daran hypothetische Überlegungen zu knüpfen. Anlage 5 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/CSU) (Drucksache 9/1948 Fragen 18 und 19): Welche Vorbereitungen hat die Bundesregierung getroffen, um 1983 einen angemessenen deutschen Beitrag anläßlich der Feier des 200. Geburtstags Simon Bolivars sicherzustellen, und sieht die Bundesregierung in diesen Veranstaltungen einen Weg, das durch den Falklandkonflikt getrübte Verhältnis zwischen Europa und Lateinamerika zu verbessern? Kann sich die Bundesregierung die Rechtsauffassung des früheren Staatsministers im Auswärtigen Amt und jetzigen Präsidenten des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. von Dohnanyi, zu eigen machen, der am 16. August 1982 dem Botschafter der Republik Bolivien schrieb, „Das von Ihnen zitierte Wiener Übereinkommen über konsularische Beziehungen ist also von Hamburger Seite durch die vom Senat eingenommene Haltung gegenüber den Vorgängen um das bolivianische Generalkonsulat zu keinem Zeitpunkt verletzt worden", oder steht die Bundesregierung zu dem, was sie mir vor einigen Monaten in der Fragestunde in diesem Zusammenhang versichert hat? Zu Frage 18: Die Bundesregierung beabsichtigt, des 200. Geburtstages des Befreiers Simon Bolivar offiziell zu gedenken. Im Herbst 1983 wird ein Festakt in Berlin in Anwesenheit des Bundespräsidenten an die Bedeutung von Simon Bolivar erinnern. Drei wissenschaftliche Tagungen in Berlin, Hamburg und Köln werden sich mit Fragen der Bolivar-Forschung und den deutschen Beziehungen zu Lateinamerika befassen. Ausstellungen und Veröffentlichungen sollen ein breites Publikum auf die Bedeutung des Vorkämpfers der Unabhängigkeit Lateinamerikas und seine Wirkung bis heute hinweisen. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß dies eine willkommene Gelegenheit bietet, um die traditionell freundschaftliche Verbundenheit der Bundesrepublik Deutschland mit den Staaten Lateinamerikas auszudrücken. Eine unmittelbare Beziehung zum Falkland(Malwinen)-Konflikt besteht nicht. Die Vorbereitungen für die Gedenkveranstaltungen sind bereits im vergangenen Jahr angelaufen. Zu Frage 19: Die Bundesregierung steht weiterhin zu den Ausführungen, die sie am 4. März 1982 in der Fragestunde des Deutschen Bundestages im Zusammenhang mit der vorübergehenden Schließung des Generalkonsulats in Hamburg gemacht hat. Anlage 6 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Frage des Abgeordneten Dr. Scheer (SPD) (Drucksache 9/1948 Frage 20): Rechnet die Bundesregierung damit, daß Versuche von Heeresvertretern der Vereinigten Staaten von Amerika im Kongreß, im Kriegsfall die Entscheidungsgewalt über den Einsatz von Atomwaffen zu erhalten, Erfolg haben werden, und wie wird die Bundesregierung gegebenenfalls darauf reagieren? Nach Kenntnis der Bundesregierung besteht seitens des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika keinesfalls die Absicht, die Entscheidungsgewalt über den Einsatz von Atomwaffen zu delegieren. Darauf hat der stellvertretende Regierungssprecher Dr. Rühl bereits in einer Pressekonferenz am 23. Juli 1982 hingewiesen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grobecker auf die Frage des Abgeordneten Dr. Hupka (CDU/CSU) (Drucksache 9/1948 Frage 32): Inwieweit kann die Bundesregierung die Angaben der Arbeitsgemeinschaft für Nichtseßhaftenhilfe bestätigen, daß sich die Zahl der Nichtseßhaften 1980/81 um 35 v. H. erhöht hat, und wie erklärt sie es, daß die Gruppe der Aussiedler und „Freigekauften" aus der DDR überproportional vertreten sein soll? Nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft für Nichtseßhaftenhilfe in Bethel hat sich 1981 nicht die Zahl der Nichtseßhaften, sondern die der sogenannten Neuauftritte von Nichtseßhaften im Vergleich mit 1980 um 35 v. H. erhöht. Der Bundesregierung liegen keine zusätzlichen Erkenntnisse, insbesondere aufgrund einer amtlichen Bundesstatistik hierüber vor. Sie geht aber davon aus, daß die Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft zutreffen. Nach deren Angaben beträgt der Anteil der Flüchtlinge, Spätheimkehrer und freibekommenen DDR-Häftlinge an der Gesamtzahl der Nichtseßhaften 25 v. H. Diese Personengruppe ist damit im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerungsstruktur in der Bundesrepublik zwar nach wie vor überrepräsentiert, der Anteil an der Gesamtzahl der Nichtseßhaften ist aber in der Vergangenheit ständig gesunken. Die besonderen Gründe für die Nichtseßhaftigkeit dieses Personenkreises liegen in mangelnden sozialen Bindungen und abgewerteten oder nicht vorhandenen beruflichen Qualifikationen. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Huonker auf die Fragen des Abgeordneten Rapp (Göppingen) (SPD) (Drucksache 9/1948 Fragen 33 und 34): Welchen Stand haben die mit der Ersten Richtlinie des EG- Ministerrats vom 12. Dezember 1977 zur Koordinierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften über die Aufnahme und Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. September 1982 6835* die Tätigkeit der Kreditinstitute in Gang gekommenen Bemühungen zur Abstimmung und Vereinheitlichung des Bankenrechts in Europa auf dem Gebiet der Zusammenarbeit der nationalen Bankenaufsichtsbehörden und bezüglich der nationalen Gesetzgebungen erreicht, und wie beurteilt die Bundesregierung die verschiedentlich geäußerte Sorge, daß es im Zuge dieser Bemühungen zu erhöhten administrativen Belastungen der deutschen Kreditinstitute und der Behörden kommen könnte? Sind in den Diskussionsentwurf des Bundesfinanzministeriums zu einer Novelle des Kreditwesengesetzes bereits Ergebnisse — gegebenenfalls in welchen Positionen — der europäischen Bankenrechtskoordinierung eingegangen und glaubt die Bundesregierung, ausschließen zu können, daß es im Zuge der Koordinierung in einem dem Gesetzeszweck abträglichen Maß zu wiederholten Änderungen des Kreditwesengesetzes kommen könnte? Zu Frage 33: Die laufende Zusammenarbeit der nationalen Bankenaufsichtsbehörden in der EG obliegt vornehmlich dem „Kontaktausschuß", einer Art Arbeitsgemeinschaft der EG-Bankaufsichtsbehörden, die regelmäßig tagt, um gemeinsam interessierende Probleme zu erörtern. Die in Artikel 3 Abs. 7 der Ersten Bankrechtsrichtlinie vorgesehene europäische Bankenliste ist geschaffen und wird, wie in der Richtlinie vorgesehen, laufend aktualisiert. Ebenso ist der in Art. 11 der Richtlinie vorgesehene Beratende Ausschuß eingerichtet worden. Er tagt zweimal jährlich und berät unter anderem mit der EG- Kommission über neue Vorschläge zur weiteren Koordinierung im Bereich der Kreditinstitute. Er hat ferner die in Art. 6 der Richtlinie vorgesehenen Arbeiten an Beobachtungskoeffizienten aufgenommen und vier Beobachtungskoeffizienten entwickelt, die sich in der Erprobung befinden. Die Beobachtungskoeffizienten dienen dazu, vergleichbare Daten über die Situation der Banken in den EG-Mitgliedstaaten zu ermitteln und damit eine Grundlage für eine etwaige künftige Harmonisierung bankaufsichtlicher Grundsätze zu erhalten. Die entsprechenden Berechnungen führen die Bankaufsichtsbehörden durch. Die deutsche Kreditwirtschaft hat dazu auf freiwilliger Basis mit Informationen beigetragen. Soweit die Erste Bankrechtsrichtlinie in den nationalen Gesetzgebungen Änderungen erforderlich machte, sind diese mit Ausnahmen von zwei EG-Mitgliedstaaten erfolgt. Nach Auffassung der Kommission müssen außerdem auch in der Bundesrepublik Deutschland noch einige Vorschriften der Richtlinie in deutsches Recht umgesetzt werden. Die Sorge, es könne durch die Harmonisierungsbemühungen der EG auf dem Gebiet der Bankenaufsicht zu erhöhten administrativen Belastungen der deutschen Kreditinstitute und der Behörden kommen, hat sich hinsichtlich der bisherigen Harmonisierung nicht bestätigt. Die Bundesregierung achtet darauf, daß auch die weiteren Harmonisierungsschritte keinen unangemessenen Verwaltungsaufwand für Wirtschaft und Behörden mit sich bringen. Zu Frage 34: Im Referentenentwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über das Kreditwesen (KWG) sind die Erste Richtlinie sowie der Entwurf einer Richtlinie über die Beaufsichtigung der Kreditinstitute auf konsolidierter Basis berücksichtigt. In Umsetzung der Ersten Richtlinie wird insbesondere die Zusammenarbeit des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen und der Deutschen Bundesbank mit den Bankaufsichtsbehörden der EG-Mitgliedstaaten verbessert und der Bank aufsichtlich notwendige Informationsaustausch gesetzlich geregelt werden. Der Entwurf einer Konsolidierungsrichtlinie, der von der Kommission im September des vergangenen Jahres dem Rat zugeleitet worden ist, beschränkt sich darauf, die Mitgliedstaaten im Grundsatz zu einer Bankaufsicht über Bankkonzerne durch Konsolidierung zu verpflichten, d. h., bankaufsichtlich bedeutsame Kennzahlen der zu einem Konzern gehörenden Kreditinstitute zusammenzufassen. Außerdem soll durch die Richtlinie der für diese erweiterte Bankaufsicht erforderliche Informationsaustausch im Kreise der Mitgliedstaaten sichergestellt werden. Die Konsolidierungsrichtlinie läßt den einzelnen Mitgliedstaaten weitgehende Freiheit über die Ausgestaltung der Konsolidierung im einzelnen. Sollte die KWG-Novelle vor der Verabschiedung der Konsolidierungsrichtlinie in Kraft treten, ist wegen der weiten Fassung dieser Richtlinie nicht mit der Notwendigkeit einer weiteren Änderung des Gesetzes zu rechnen. Im Rahmen des dem Deutschen Bundestag vorliegenden Bilanzrichtlinie-Gesetzes ist eine technische Anpassung einiger KWG-Vorschriften vorgesehen. Andere Initiativen der Kommission zur Harmonisierung des Bankrechts befinden sich in einem so frühen Stadium, daß eine Umsetzung in deutsches Recht noch nicht absehbar ist. Bei den Verhandlungen in Brüssel wird die Bundesregierung darauf achten, daß es nicht zu Änderungen des KWG kommt, die dem Gesetzeszweck abträglich sind. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grobecker auf die Frage des Abgeordneten Lowack (CDU/CSU) (Drucksache 9/1948 Frage 58): Ist der Bundesregierung bekannt, daß nach Mitteilung von Zivildienstleistenden beim Einführungslehrgang in CastropRauxel rein marxistische Indoktrinierung „unverhüllt und intensiv" betrieben wird, und was gedenkt die Bundesregierung zu tun, damit das Bundesamt für Zivildienst seiner Aufsichtspflicht im notwendigen Umfang nachkommt? Der Bundesregierung sind keine Äußerungen von Zivildienstleistenden bekannt, nach denen in den Einführungslehrgängen am Zivildienstzentrum Soziale Dienste Ruhrgebiet in Castrop-Rauxel „unverhüllt und intensiv marxistisch indoktriniert" worden sein soll. Auch für das Bundesamt für den Zivildienst, dem die hauptamtlichen Dozenten des Zivildienstzentrums als Mitarbeiter angehören, ergibt sich bisher kein Anhaltspunkt, der einen solchen 6836* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. September 1982 Vorwurf rechtfertigen und Zweifel an der Verfassungstreue dieser Mitarbeiter begründen würde. Die Bundesregierung legt Wert darauf, daß den Vorwürfen nachgegangen wird. Sie bittet deshalb um Bekanntgabe der Ihnen offenbar zugänglichen Einzelheiten. Vom Ergebnis der dann anzustellenden Untersuchungen werden Sie selbstverständlich unterrichtet werden. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grobecker auf die Frage des Abgeordneten Schartz (Trier) (CDU/CSU) (Drucksache 9/1948 Fragen 59 und 60): Hat die Bundesregierung, dem Beschluß des Deutschen Bundestages folgend, beantragt, die EG-Verordnung Nr. 337/79 dahin gehend zu ändern, daß für die Weinbaugebiete Mosel-Saar-Ruwer, Ahr und Mittelrhein eine Anreicherung um 4,5 Volumenprozent ständig zugelassen wird? Bis wann ist mit einer entsprechenden Änderung der EG- Verordnung Nr. 337/79 zu rechnen? Zu Frage 59: Nachdem nunmehr die Sommerpause der Europäischen Gemeinschaften beendet ist, wird die Bundesregierung unverzüglich wegen der Änderung des Artikels 32 Abs. 1 der Verordnung (EWG) Nr. 337/79 entsprechend der Ausnahmeregelung des § 6 Abs. 2 Satz 3 des Weingesetzes Verhandlungen mit der Kommission der Europäischen Gemeinschaften aufnehmen, die das alleinige Initiativrecht für Verordnungen hat. Zu Frage 60: Vorhersagen über den Erfolg und den zeitlichen Ablauf können nicht gemacht werden. Die Bundesregierung wird Sie über das Ergebnis der Verhandlungen zu gegebener Zeit unterrichten.
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    Rede von Herbert Werner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte zum Schluß dieser Debatte, die sich eigentlich hier heute in weiten Teilen mehr um die Lage innerhalb der Koalition als um die Lage der deutschen Nation gedreht hat, doch noch einige Überlegungen im Hinblick auf das anfügen, was mit dem Bereich unserer Jugendlichen, aber auch manch älteren Mitbürger in Verbindung mit Wach-



    Werner
    erhalten des Interesses für Deutschland und für die deutsche Frage zu tun hat.
    Der Kultusminister von Baden-Württemberg erregte Aufsehen, als er im Hinblick auf den 17. Juni die Schulleiter auf erstaunliche Wissenslücken der Schüler in Verbindung mit diesem Tag und der deutschen Frage aufmerksam machte und nachdrücklich die intensivere Beschäftigung damit in den Schulen forderte. Er schrieb nämlich — ich zitiere —:
    Der Schule kommt nun die wichtige Aufgabe zu, das Wissen um den 17. Juni und um die deutsche Frage weiterzutragen, um eine spätere Wiedervereinigung im Bewußtsein der heranwachsenden Generation offen zu halten. Wir werden die junge Generation vom Auftrag des Grundgesetzes nur überzeugen können, wenn wir die deutsche Frage im Unterricht und im Schulleben in besonderer Weise berücksichtigen.
    Dieser mahnende Hinweis auf bildungspolitische Defizite im Bereich der Behandlung der deutschen Frage müßte eigentlich von der Bundesregierung und von allen Kultusministern der Länder geteilt werden, macht er doch auf Mängel aufmerksam, die wir hier im Deutschen Bundestag wiederholt angesprochen haben.
    Die in der Anhörung des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen im vergangenen Jahr zu Wort gekommenen Fachleute haben einmütig und eindringlich die verstärkte allgemeine Beschäftigung mit der deutschen Frage gefordert und vor der Gefahr der wachsenden Geschichtslosigkeit und der Beschlagnahme des Gedankens der nationalen Einheit durch extreme Gruppen zugleich gewarnt. Der Präsident des Gesamtdeutschen Instituts hat gerade in den letzten Tagen die Forderung erhoben, daß sich Wissenschaft und Publizistik verstärkt mit dem Gedanken der deutschen Wiedervereinigung befassen sollen, da dieser Sektor, wie er sagte, in den vergangenen Jahren vernachlässigt worden sei.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Weiter betonte er völlig zu Recht, daß das Festhalten am Gedanken der Wiedervereinigung eine Schlüsselfrage sei — Zitat —, „inwieweit in Deutschland noch politisch-moralische Kräfte wirksam sind".
    Das nationale Bewußtsein unterliegt heute einem Erosionsprozeß, dem endlich Einhalt geboten werden muß. Die Gründe sind verschiedenartig. Die Kluft zwischen dem im Grundgesetz festgelegten Anspruch auf nationale Einheit und der im Augenblick und auf absehbare Zeit fehlenden Aussicht auf Realisierung der Wiedervereinigung ist unübersehbar und läßt manchen resignieren. Aussage der Politiker und Inhalt der konkreten Politik klaffen für viele Mitbürger auseinander. Die in die Entspannungspolitik eingebettete innerdeutsche Vertragspolitik hat sowohl auf Grund der Fehleinschätzung des DDR-Regimes und der überstürzten Durchführung durch die Bundesregierung als auch auf Grund flagranter Verstöße gegen Verträge und Absprachen durch die DDR die hohen Erwartungen gründlich enttäuscht.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: So ist es!)

    Unter sogenannter Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten in Deutschland verstehen angesichts der Kraft des Faktischen immer mehr Bundesdeutsche die dauernde Inkaufnahme und die offizielle Anerkennung der Teilung Deutschlands und des deutschen Volkes.
    Für zahlreiche Jugendliche ist die Wiedervereinigung oftmals nicht einmal mehr eine reale Utopie, die es anzustreben gilt, weil diese Jugendlichen eben ohne Bezug zu unseren Landsleuten in Mitteldeutschland aufgewachsen sind und weil sie sich oftmals heute schon völlig mit der Bundesrepublik Deutschland als dem Deutschland identifizieren. Für die junge Generation ist die Existenz zweier deutscher Staaten also der Normalfall und eben kein Ärgernis mehr, wie es dies noch für viele der älteren Generation ist. Viele Jahre hindurch scheute man sich auf Grund des schrecklichen Mißbrauchs durch den Nationalsozialismus, Worte wie „Nation" „Volk" oder „Vaterland" in den Mund zu nehmen.
    Bundespräsident Scheel hat 1978 hierzu folgendes ausgeführt:
    Es ist wahr, die Worte Nation, Volk und Vaterland sind fürchterlich mißbraucht worden. Aber darf das ein Grund sein, aus unserer Jugend die Trauer über die Teilung Deutschlands hinauszukritisieren oder die Jugend in Unkenntnis über das zentrale Problem ihres Volkes zu lassen? Will man den Begriff Deutschland denn wirklich den Rechtsextremisten überlassen? Mit allen sich daraus ergebenden möglichen katastrophalen Folgen?
    Walter Scheel hat recht: Wir müssen den Jugendlichen mehr Kenntnisse über die Teilung Deutschlands, über die tatsächlichen Zustände und Verhältnisse in der DDR, über die Problematik zwischen den deutschen Staaten und über die gemeinsame Geschichte und die gemeinsame Verantwortung vermitteln.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Kultusminister Mayer-Vorfelder gab, so meine ich, hier ein erfreuliches Beispiel für das stete Bemühen um die Schärfung des Bewußtseins um die nationale Einheit.
    Wir müssen — dies sage ich ganz nachdrücklich — verhindern, daß rechts- und linksextreme Gruppierungen die vorhandene Unkenntnis für ihre Zwecke und Ziele benutzen, denn dann wären politische Irrationalität und unberechenbare Emotionalität — mit all der damit im Ausland verbundenen Irritation über die Deutschen — die Folgen.
    Wissensvermittlung und Erziehung dürfen vor dem Hintergrund des Grundgestzes nicht wertneutral sein, und sie dürfen nicht einfach die den Systemen der DDR und der Bundesrepublik Deutsch-



    Werner
    land zugrundeliegenden Wertordnungen als scheinbar gleichartig und wertgleich beschreiben.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der CDU/ CSU)

    Es muß in Schule und Öffentlichkeit einsichtig gemacht werden, daß das Selbstbestimmungsrecht die Grundlage für die Wiedervereinigung ist; daß die Verwirklichung der Freiheitsrechte allen Deutschen zusteht; daß die Gerechtigkeit und die Menschenrechte Voraussetzung und Inhalt jeder endgültigen Ordnung in Europa sein müssen; daß deshalb die europäische Frage noch offen ist, weil die deutsche Frage offen ist. Weil in Europa eben noch nicht überall das Recht, sondern jenseits des Eisernen Vorhangs die Macht die staatliche Ordnung prägt. Ein Friedensvertrag kann und darf daher nicht bestehende Macht verfestigen, sondern muß uns Deutschen, aber auch den Polen und den anderen Völkern Recht und Gerechtigkeit bringen.
    Was müssen wir konkret tun? Wir müssen in unseren Bildungsanstalten, in den Institutionen und in den Medien die deutsche Frage direkter, deutlicher erlebbar machen, und wir dürfen eben nicht damit fortfahren, nur trockenes Bücherwissen zu vermitteln.
    Hierbei kommt der Bundesregierung die Aufgabe der geistigen Führung zu,

    (Zuruf von der SPD: Lieber Gott!)

    die leider vom Bundeskanzler, wie wir alle hier erlebt haben, pauschal zurückgewiesen wurde.

    (Zuruf von der SPD: Und die Kulturhoheit?)

    Das Grundgesetz gibt zuvörderst der Bundesregierung den Auftrag, alles zu unternehmen, um das Wissen um die nationale Einheit und den Gedanken der Wiedervereinigung zu fördern. Bei aller Respektierung der Kulturhoheit der Länder hat sie, die Bundesregierung, hier, so meine ich, eine Art Führungsauftrag. Sie sollte daher gegenüber den Bundesländern z. B. auf eine tatsächlich einheitliche Handhabung der KMK-Beschlüsse zur deutschen Frage und auch zur Grenzdarstellung drängen. Sie sollte ein gesteigertes Interesse daran haben, daß in der Erwachsenenbildung, in der Lehreraus- und -fortbildung, aber auch an den deutschen Hochschulen die deutsche Frage noch häufiger behandelt wird; und, Herr Minister, ich sage bewußt „noch häufiger", weil ich weiß, daß da schon einiges geschehen ist. Sie sollte hier den Ländern jede mögliche Hilfe anbieten und ihrerseits mehr Mittel für Klassen- und Studienfahrten an die Zonengrenze, nach Berlin und in die DDR zur Verfügung stellen. Schüler und Lehrer bestätigen j a, daß gerade eine Reise in die DDR besonders geeignet ist, bleibendes Interesse an der deutschen Frage zu wecken. Und sie bestätigen im übrigen auch — das sollten wir bedenken —, daß die Gesprächspartner in der DDR in der Regel besser über uns und über das gemeinsame geschichtliche Erbe informiert sind als unsere Schüler —

    (Zuruf von der CDU/CSU: Leider!)

    auch wenn selbstverständlich die daraus gezogenen politischen Folgerungen andere sind.
    Ich möchte auch noch anfügen, Herr Minister, daß wir wünschen und hoffen, daß den laufenden Bemühungen, rasch zu einem Jugendaustauschprogramm zu kommen, möglichst bald ein Erfolg beschieden sein möge.
    Die Bundesregierung sollte aber auch, so meine ich, in ihrem Auftreten unentwegt deutlich machen, daß durch die Verträge mit der DDR und mit unseren östlichen Nachbarstaaten die deutsche Frage nicht abgeschlossen, sondern weiterhin offen ist. Auch hier entstehen immer wieder Mißverständnisse! Dieser Appell gilt selbstverständlich gleichfalls für die Parteien, für die öffentlichen Institutionen und Medien. Ich meine, man muß es auch hier einmal sagen: den Medien ist dafür zu danken, daß sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten verstärkt aus der DDR und über die DDR berichten. Dieser Dank gilt auch, wenn man sich manches Mal eine umfassendere oder sachlichere Berichterstattung — ich stimme Ihnen hier zu, Herr Ronneburger — wünschen mag. Die Bundesregierung sollte deshalb im Rahmen ihrer Möglichkeiten darauf hinwirken, daß die Medien noch mehr über die DDR und das Problem der deutschen Einheit berichten. Dieses Hinwirken könnte aber auch — ich gebe den Gedanken einmal zur Erwägung — über einen Gesprächskreis von Parlamentariern und Journalisten (vielleicht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten) geschehen, in dem aktuelle und langfristige Fragen der Deutschlandpolitik freimütig diskutiert und erörtert werden könnten. Vielleicht gelänge es dem Fernsehen auch mit Unterstützung der Bundesregierung, für deutsch-deutsche Gesprächsforen über allgemeine und insbesondere politische Fragen Vertreter der DDR bzw. deren Behörden zu gewinnen.
    Die Bundesregierung und alle, die in unserer Bundesrepublik Deutschland Verantwortung tragen, müssen also alles tun, um den Willen zur nationalen Einheit und das nationale Bewußtsein zu stärken. Besonders bedauerlich finde ich es deshalb in diesem Zusammenhang — das möchte ich anmerken —, wenn z. B. in dem Verband der deutschen Schriftsteller Tendenzen zur deutschen Frage zu dominieren scheinen, die es aus der DDR ausgesiedelten oder ausgebürgerten Schriftstellern nicht mehr möglich machen, weiterhin in diesem Verband zu bleiben.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Stärken wir in der Bundesrepublik Deutschland das nationale Bewußtsein nicht, dann wird die DDR zweifelsohne in absehbarer Zeit in Anspruch der Deutschen auf Einheit übernehmen — natürlich unter sozialistischem Vorzeichen, wie dies Generalsekretär Honecker bereits getan hat! Die SED darf sich nicht zum Hüter der deutschen Nation auf spielen und die Einheitsdiskussion als Vehikel zur Erlangung eines kommunistischen Gesamtdeutschlands eröffnen! Es sage niemand, die DDR wolle dies gar nicht, denn sie betreibe eine Politik der Abgrenzung. Ich meine, sie betreibt seit Jahr und Tag eine doppelgleisige Politik im Hinblick auf die deutsche Frage, denn auch heute betont sie in allen poli-



    Werner
    tischen und wissenschaftlichen Organen ungeachtet aller offiziellen Abgrenzungsmaßnahmen, daß die DDR der fortschrittliche Teil des deutschen Volkes als deutscher sozialistischer Staat sei. Sie eignet sich zielstrebig die Wahrung des kulturellen Erbes der Deutschen an. Herr Ronneburger, Sie sprachen davon.
    Herbert Kremp schrieb einmal zu Recht die mahnenden Worte:
    Die DDR eignet sich die nationale deutsche Rolle zentimeterweise an.
    Dem widerspricht, Herr Ronneburger, auch nicht die Diskussion um eine eigene Staatsbürgerschaft.
    Diese Herausforderung seitens der DDR müssen wir annehmen. Wir müssen unserer Jugend mehr Kenntnisse und Erfahrungen in Verbindung mit der deutschen Frage vermitteln. So werden wir am besten auch der Gefahr eines latenten irrationalen Nationalismus begegnen können! Wir müssen den Bürgern anschaulich machen, daß nicht der materielle Wohlstand für unseren Staat spricht, sondern die Freiheit, das Recht, die Selbstbestimmung, auf die alle Menschen, auch die Bewohner der DDR, einen natürlichen Anspruch haben!
    Professor Weichmann wies in diesem Raume eindrucksvoll auf das Sendungsbewußtsein hin, das aus einer bewußteren Einschätzung des Gutes der Freiheit und des Rechtes entspringt. Die Menschen in der DDR warten und hoffen darauf! Den geistigen Wettbewerb mit der DDR haben wir doch nicht zu scheuen, wenn wir nur selbstbewußt sind und wissen, wofür wir eintreten. Wir sollten deshalb immer wieder von der DDR die Umsetzung aller in der KSZE-Schlußakte unterzeichneten Willenserklärungen in die Tat verlangen.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Echter geistiger, offener und friedfertig-politischer Wettbewerb wäre für beide Staaten Bewährung und Chance zugleich! Darauf sollten wir unsere Bürger besser als bisher vorbereiten. Dazu bedarf es der geistigen Führung auch in diesem Bereich, die wir hier haben bisher leider vermissen müssen. — Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Heinrich Windelen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich erteile dem Abgeordneten Büchler das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans Büchler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Gestatten Sie mir zum Schluß dieser Debatte die Feststellung: Ich glaube, wir alle hätten gut daran getan, wenn wir mit der Rede des Bundesministers Egon Franke abgeschlossen hätten. Was Herr Kollege Lorenz danach gesagt hat, zwingt mich, auch auf die Geschichte der gesamten Deutschlandpolitik noch einzugehen. Mir ist vor allem eines aufgefallen: Sie haben die Punkte, die Herr von Weizsäcker bezüglich bestimmter Bereiche einer zukunftsorientierten Deutschlandpolitik genannt hat, wieder zurückgenommen und auf ihre alte CDU-Politik zurückgeführt, wie wir sie seit Jahr und Tag kennen.
    Insgesamt ist also festzustellen: In der Deutschlandpolitik nichts Neues von der Opposition. Die Koppelung von Swing und Maßnahmen hat j a schon, wie Sie wissen — ich habe das hier auch wiederholt gesagt —, bei Ihren Regierungen nicht gewirkt. Die Politik von Zuckerbrot und Peitsche, die Sie betreiben wollen, wirkt nicht. Sie vergessen immer wieder, daß dort drüben ein Staat ist und daß dort erwachsene Menschen leben, mit denen man verhandeln muß, wenn man sich einigen will. Herr Ronneburger hat Ihnen dazu auch das Nötige gesagt, so daß ich mich nicht weiter damit aufzuhalten brauche. Das gilt auch für die Ausführungen von Herrn Sauer; nur eine Anmerkung sei mir auch hierzu gestattet.
    Es war schon gespenstisch, was Sie hier vorgetragen haben, Herr Sauer. Das muß ich schon sagen.

    (Sauer [Salzgitter] [CDU/CSU]: Wie sehen Sie denn die Menschenrechte dort drüben?)

    — Lesen Sie Ihre Rede doch einmal nach und sehen Sie sich die Realitäten an! Nehmen Sie auch Rücksicht auf das, was das polnische Volk von dem halten würde, was Sie hier heute von sich gegeben haben!
    Das Anliegen des Kollegen Werner ist auch unser Anliegen. Ich meine, das, was er über Jugendbegegnungen und über die Verhältnisse in unseren Schulen gesagt hat, ist zutreffend. Das ist natürlich in erster Linie an die Länder gerichtet. — Herr Kollege Werner, Sie wissen natürlich ganz genau, daß die Länder leider nicht sehr kooperativ sind. Wir haben oftmals gemeinsam versucht, die Kultusministerkonferenz oder auch einzelne Länderminister davon zu überzeugen, daß man im Unterricht mehr tun muß. Sie kennen die Einwendungen der Länder; ich brauche das nicht näher auszuführen. Ihre anderen kritischen Anmerkungen möchte ich Ihnen hiermit verzeihen.
    Der deutschlandpolitische Teil im diesjährigen Bericht zur Lage der Nation ist natürlich etwas kürzer ausgefallen als in den Jahren zuvor. Das liegt in der Natur der Sache. Einige andere zentrale Themen, die uns als Deutsche in der Bundesrepublik besonders beschäftigten, sind in den letzten Monaten stärker in den Vordergrund gerückt. Der Bundeskanzler hat sie heute mit Recht ausführlich behandelt. Die Bürgerinnen und Bürger in unserem Lande wollten bei der diesjährigen Berichterstattung über die Lage der Nation hören, wie es um diese Bundesrepublik steht. Diesem Wunsch ist der Bundeskanzler umfassend nachgekommen. Wenn wir uns jedoch richtig erinnern, dann hatten auch frühere Berichte Schwerpunkte zum Gegenstand, die jeweils aktuell waren. Das hat nichts damit zu tun, daß wir den Stellenwert, den viele dem deutsch-deutschen politischen Geschehen beimessen, nicht hoch genug einschätzten; das ist bestimmt nicht so. Sie wissen alle, daß gerade die deutsch-deutschen Beziehungen bei uns Sozialdemokraten einen hochrangigen Wert haben. Das gilt selbstverständlich auch für die Koalitionsregierung und die Koalitionsparteien insgesamt.
    Den ersten Bericht zur Lage der Nation hatte 1966 die SPD angeregt. Daran sollten wir uns erinnern,



    Büchler (Hof)

    Herr Lorenz; Sie hatten es angesprochen. Daraus wurde ein interfraktioneller Antrag, und Bundeskanzler Kiesinger gab am 14. März 1968 den ersten Bericht.
    Derselbe Helmut Schmidt, der heute in einer großen Rede

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Lange Rede! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — daß es eine große Rede war, ist, glaube ich, unumstritten — die Lage der Bundesrepublik und Gesamtdeutschlands dargestellt hat, verlangte damals als Fraktionsvorsitzender, alle Möglichkeiten mit Geduld und Sachkunde auszuschöpfen, den Menschen im anderen Teil Deutschlands wirtschaftlich, politisch und kulturell zu helfen. Das war damals und ist auch heute noch ein Programm, auf das wir uns verständigen sollten. Das sage ich auch als Antwort an Sie, Herr Lorenz.
    In dem ersten Bericht lagen die Schwerpunkte bei der inneren Lage der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Stellung in der Welt. Das bleibt auch so; denn eine nüchterne Lagebeschreibung ist die Voraussetzung für die Fortsetzung der Deutschland- und Berlinpolitik. Vieles, was früher in diesen Berichten als Folgerungen für das deutsch-deutsche Verhältnis an die Politik gerichtet war, ist heute erfüllt. Die Gewichtungen sind deshalb heute also etwas anders:
    Erstens. Wir Sozialdemokraten begrüßen, daß Bundeskanzler Helmut Schmidt den friedenstiftenden Wert der Deutschlandpolitik der sozialliberalen Koalition klar und eindeutig betont und in einen Zusammenhang mit den Friedenssehnsüchten unserer Bürger, vor allem der jungen Generation, gestellt hat.
    Zweitens. Berlin erscheint nicht mehr so sehr als politischer Schwerpunkt des Krisenmanagements, weil es für die Stadt ein gut funktionierendes Abkommen der Vier Mächte gibt und weil unsere Politik dieser Stadt Sicherheit und Freizügigkeit gebracht hat. Berlin erscheint — das darf man nicht verschweigen — heute eher als Gegenstand der Wirtschafts-, Finanz- und Arbeitsmarktpolitik.
    Für die Bewältigung der Probleme in Berlin werden wir alle Anstrengungen aufbringen müssen. Wir werden miteinander an der Zukunft Berlins arbeiten müssen. Wir erwarten aber auch, daß wir dafür Vorschläge bekommen. In dieser Situation, wie sie in der Stadt Berlin heute gerade auf dem Arbeitsmarkt gegeben ist, erwarten wir konkrete Vorschläge des Senats von Berlin.
    Das gilt aber nicht nur für diesen Bereich, sondern natürlich auch für das innere Verkehrssystem Berlins, für das endlich eine Lösung gefunden werden muß.
    Noch wichtiger ist dies: Wir alle wissen, daß in Berlin eine Umstrukturierung der Arbeitsplätze stattfinden muß. Dazu müssen wir vom Berliner Senat Vorschläge bekommen, die wir dann miteinander überlegen und weiterentwickeln können. Vor allem wir Sozialdemokraten — auch die Bundesregierung hat das wiederholt betont — werden dabei auf jeden Fall hilfreich zur Stelle sein.
    In diesem Zusammenhang möchte ich der Ordnung halber sagen, daß wir der Überweisung des Antrags Drucksache 9/1959 zustimmen.
    Ich darf zunächst etwas Grundsätzliches zur historischen Entwicklung der Deutschlandpolitik sagen, wie sie sich heute darstellt, und verdeutlichen, welch langer Weg dazu notwendig war. Bis zum Eintritt der Sozialdemokraten in die Regierungsverantwortung war die zunehmende Auseinanderentwicklung zwischen 60 Millionen Deutschen auf der einen Seite und 15 Millionen Deutschen auf der anderen Seite normal. Tatsache ist, daß die Kluft zwischen „denen da drüben", wie man sagte,

    (Dr. Probst [CDU/CSU]: Und jetzt ist der große Wandel!)

    und uns im Westen immer größer und tiefer wurde, ob wirtschaftlich, politisch oder kulturell. Die DDR wurde immer häufiger auf schnelle Art abgelehnt, verurteilt und zurückgewiesen.

    (Zuruf des Abg. Dr. Probst [CDU/CSU])

    Darum hat sich am Ende der 60er Jahre eine neue Politik gebildet, die die verfehlte CDU/CSU-Politik ablösen mußte.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Und die der FDP! Vergessen Sie das bitte nicht!)

    — Ich werde gleich darauf eingehen.
    Die gemeinsame Politik der SPD und der FDP hat in der Zeit Ende der 60er Jahre ihre Wurzeln. Schon vor dem Wahltag, dem 28. September 1969, stimmten SPD und FDP in vielen grundsätzlichen Fragen der Deutschlandpolitik überein. Wenn man kein böses Erwachen wollte, mußte man diese konservative Entzweiungspolitik zu beseitigen versuchen.
    Es ist das unbestreitbare historische Verdienst der Sozialdemokraten und der Freien Demokraten, dieser Politik der Entzweiung ein Konzept entgegengesetzt zu haben, das wie eine vielschichtige Klammer zwischen Ost und West zum Nutzen von Ost und West wirken sollte. Im Grund war dies revolutionär und — das kann man ruhig zugeben — selbstverständlich mit vielen Geburtswehen verbunden. Neu war, daß man aufeinander zuging und nicht mehr voreinander weglief, also Wandel durch Annäherung betrieb. Dies wurde die große Hoffnung der Deutschen im geteilten Deutschland. Es war die Hoffnung, daß die Verhältnisse in Deutschland erträglicher werden, daß man sich mehr miteinander verträgt und daß ein Prozeß der Normalisierung einsetzt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Mauer und Stacheldraht!)

    Wir haben deshalb die Ostverträge geschaffen. Wir haben nach dem Viermächteabkommen ein Vertragsnetz erstellt. Ich nenne in diesem Zusammenhang das Transitabkommen, das den freien und un-



    Büchler (Hof)

    gehinderten Zugang von und nach Berlin garantiert. Man muß sich das konkret vorstellen.

    (Sauer [Salzgitter] [CDU/CSU]: Haben wir nicht zugestimmt?)

    1969, als wir damit anfingen, benutzten 3,6 Millionen Reisende die Transitwege; 1980 — ich nehme nur diese Angabe heraus — waren es über 19 Millionen. Wer damals an der Grenze wohnte, weiß, daß in dieser Zeit stundenlange Wartezeiten keine Seltenheit waren und das Lastkraftwagen oft tagelang an dieser Grenze warten mußten. Dies ist ein Wert an sich. Er wird immer wieder bei all diesen Debatten vergessen, wenn Sie, wie es heute wieder geschehen ist, Herr Kollege Lorenz, Ihre kleinlichen Aufrechnungen machen.
    Ein nächster wichtiger Schritt zu mehr Normalität und Entspannung zwischen den beiden deutschen Staaten war der Verkehrsvertrag vom 26. Mai 1972. Zwischen damals und heute ist ein gewaltiger Unterschied. Die Zahl der Reisenden ist seitdem auf 3,5 Millionen gestiegen. Im grenznahen Verkehr war damals das Zuwinken alles, was man machen konnte. Wie Sie wissen, können inzwischen Begegnungen in Massen stattfinden. 400 000 Reisende im kleinen Grenzverkehr im Jahr 1980 sind ebenfalls keine Kleinigkeit.
    Freilich ist es auch für uns unbefriedigend, daß im Jahr 1980 nur 40 000 DDR-Bürger in dringenden Familienangelegenheiten zu uns kommen durften. Aber es sind 40 000 mehr als 1969. Auch das dürfen wir dabei nicht vergessen. Das ist keine Kleinigkeit.

    (Zuruf des Abg. Lorenz [CDU/CSU])

    Schließlich ist es auch keine Kleinigkeit, daß 1,5 Millionen Rentner im Jahr 1980 reisen durften.
    Die Erhöhung des Zwangsumtauschsatzes am 13. Oktober 1980 wurde hier wiederholt angesprochen. Sie brachte in den Besucherzahlen unbestritten einen drastischen Einschnitt. Besonders bedrükkend ist diese Maßnahme für die alten Leute und für Familien mit Kindern. In diesen Fällen klettert der Betrag des Zwangsumtausches in eine Höhe, die für viele Familien nicht mehr verkraftbar ist. Dies ist eine Tatsache; dies müssen wir sehen. Hier hat die DDR eine Maßnahme getroffen, die unmenschlich ist und gegen den Gedanken des beiderseitigen Verstehens gerichtet ist. Es ist gar keine Frage, daß sich die DDR hier bewegen muß, daß, wie Helmut Schmidt heute früh gesagt hat, eine substantielle Änderung in dieser Frage notwendig ist.

    (Lowack [CDU/CSU]: Und den Swing bis 1985 vereinbaren!)

    An dieser Stelle ein Wort zu Berlin: Wer erinnert sich noch an die Unsicherheit auf den Transitwegen, an die ständigen Behinderungen, an die nahezu totale Insellage der Stadt? Wer erinnert sich noch an das zähe Ringen um Passierscheinregelungen zu bestimmten Feiertagen? Dies ist vorbei. Das ist ein gerade bei den Berliner Bürgern populäres Ergebnis der Ostpolitik.
    Die Lebensfähigkeit Berlins wurde nachhaltig gestärkt — wie es der Bundeskanzler sagte. Als Appell an alle in diesem Lande, insbesondere an die Unternehmungen, möchte ich sagen, daß wir uns gemeinsam anstrengen müssen, um Berlin zu helfen.
    Wir haben den Grundlagenvertrag geschlossen. Der ist nun die Grundlage — so, wie es sein Name aussagt — für die zwischenstaatlichen Beziehungen, die Zusammenarbeit der beiden deutschen Staaten auf allen Gebieten des ökonomischen und gesellschaftlichen Lebens. Beide deutsche Staaten wurden Mitglied der Vereinten Nationen. Diese Politik hat natürlich auch den KSZE-Prozeß begünstigt.
    Im Rahmen dieses neuen Vertragswerkes wurden weitere Abkommen geschlossen, die den Deutschen in beiden deutschen Staaten weiterhelfen. Ich erinnere an das Gesundheitsabkommen vom 25. April 1974, an die Vereinbarungen im Post- und Fernmeldewesen. Wir haben jetzt über tausend Telefonleitungen geschaltet. Jährlich sprechen 46 Millionen Menschen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR über das Telefon miteinander. Das ist etwas, was wir nicht hoch genug einschätzen können.
    Eine Reihe von Vereinbarungen, Verbesserungen des Transit- und Reiseverkehrs wurden in Kraft gesetzt. Sie bezogen sich auf den Autobahnausbau, Wasserstraßen, Eisenbahnstrecken. Es wurden weitere Übergangsstellen eröffnet.
    Die Grenzkommission hat gute Arbeit geleistet. Es wurden Regelungen bezüglich des Fischfangs, des Umweltschutzes, der Wasserversorgung, des Kohleabbaus und anderer Dinge mehr getroffen.
    Der innerdeutsche Handel hat zugenommen, zu beiderseitigem Nutzen, wie wir alle wissen und wie Ihnen immer wieder auch eigene Kollegen im Gegensatz zu dem, was Sie hier oft sagen, vorhalten. Herr Kiep hat erst letzthin von Leipzig aus, so meine ich, das Richtige gesagt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Da haben Sie wieder nur die Hälfte verstanden!)

    Ich will nicht weiter aufzählen, ich will nur fragen, angesichts dieser Bilanz ganz ehrlich fragen: Wer hätte 1969 gedacht, daß dies alles erreichbar sein würde? Sie bestimmt nicht. Dies alles — und vielleicht gibt es hier einmal die Möglichkeit, daß Sie sich korrigieren — mußte von dieser Koalitionsregierung gegen den härtesten Widerstand der Opposition durchgesetzt werden. Und wir waren oft nahe daran, nicht mehr regieren zu können. Man muß doch berücksichtigen, welche Kraftanstrengung das gekostet hat.
    Ihre Alternative ist die gleiche geblieben. Sie besteht im Ruf nach Sanktionen, wenn es Schwierigkeiten gibt.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Das alles macht ihr jetzt kaputt!)

    Wir haben jetzt in den 80er Jahren, auch mit Blick auf die 90er Jahre, den Primat der Deutschlandpolitik hin zur Sicherung des Friedens verschoben. Wir wissen um den Wert des Treffens am Werbellinsee; denn dort wurde die gemeinsame Verantwortung der beiden deutschen Regierungen für die Erhal-



    Büchler (Hof)

    tung des Friedens und die Pflicht der Deutschen, eigene Beiträge zur Abrüstung zu leisten, betont.
    Damit geht eine vollkommene Versachlichung der Deutschlandpolitik einher. Grenzen politischer wie ökonomischer Art werden sichtbar, aber andererseits auch Bewegungsmöglichkeiten oder Bewegungsmomente und Handlungsspielräume auf neuen und bisher unbestellten Feldern der deutschen und der europäischen Zusammenarbeit. Wir Sozialdemokraten sehen die historische Bedeutung des Treffens zwischen Bundeskanzler Helmut Schmidt und dem Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker vom 11. bis 13. Dezember 1981 gerade darin. Neue Entwicklungen tun sich auf diesen Gebieten und durch dieses Treffen auf. Die internationalen Zusammenhänge sind sichtbar geworden. Darüber gibt es gar keinen Zweifel. Herr Minister Egon Franke hat dazu, glaube ich, die richtigen Anmerkungen gemacht. Wer dies, was am Werbellinsee herausgekommen ist, richtig bewertet und das, was in der Zwischenzeit geschehen ist,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Was denn?)

    wirklich aufmerksam verfolgt, weiß, daß darin sehr viel Perspektive liegt und dadurch die Möglichkeit eröffnet wird, weiter zu verhandeln. Man sollte dies wirklich nicht zu gering schätzen.
    Unsere Deutschlandpolitik wird von zwei Komponenten bestimmt, nämlich davon, daß das, was regelbar ist, zwischen beiden deutschen Staaten auch geregelt wird, und davon, daß Konflikte zwischen beiden deutschen Staaten und auch darüber hinaus europaweit und weltweit verhindert werden sollen. Wir wollen auch dazu beitragen, daß die Menschen in beiden Teilen Deutschlands nicht zwischen den Machtblöcken zerrieben werden. Dafür haben wir immer Opfer gebracht. Ich stelle noch einmal mit Nachdruck fest, daß alle Zugeständnisse und finanzielle Leistungen an die DDR den Menschen in beiden Teilen Deutschlands und vor allem den Menschen drüben geholfen haben und ihnen zugute gekommen sind. Wenn Herr Kohl heute wieder die Rechnung von Leistung und Gegenleistung aufgemacht hat, so ist das Kleinkrämerei und wahrhaftig nicht im Sinne des Erbes von Konrad Adenauer, der uns alle im November 1960 zu mehr Opferbereitschaft in der Deutschlandpolitik aufgefordert hatte. Es geht in den nächsten Jahren darum, daß diese erfolgreiche Politik fortgesetzt wird und daß es der Opposition nicht möglich gemacht wird, den Stand der deutsch-deutschen Beziehungen durch eine andere Politik wieder zurückzudrehen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)