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ID0910825500

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    Plenarprotokoll 9/108 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 108. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 Inhalt: Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 6553 A Begrüßung des Präsidenten des Unterhauses der Republik Indien und einer Delegation beider Häuser des indischen Parlaments 6559 C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Weltwirtschaftsgipfel, zum Besuch des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in der Bundesrepublik Deutschland, zum NATO-Gipfel sowie zur Europapolitik Schmidt, Bundeskanzler 6570 C Dr. Kohl CDU/CSU 6577 C Brandt SPD 6587 A Ronneburger FDP 6595 A Dr. Dregger CDU/CSU 6599 D Dr. Ehmke SPD 6603 D Genscher, Bundesminister AA 6609 C Graf Stauffenberg CDU/CSU 6615 D Bahr SPD 6620 A Schäfer (Mainz) FDP 6622 D Dr. Wörner CDU/CSU 6625 D Hansen fraktionslos 6629 C Dr. Barzel CDU/CSU 6632 B Voigt (Frankfurt) SPD 6638 A Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU . . 6640 D Dr. Haussmann FDP 6644 B Pfeffermann CDU/CSU 6646 C Esters SPD 6647 A Frau Schuchardt FDP 6647 C Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1982 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1982) — Drucksache 9/1576 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksachen 9/1752, 9/1773 — Dr. Warnke CDU/CSU 6648 C Dr. Mitzscherling SPD 6650 B Beckmann FDP 6652 D Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wohnungsbindungsgesetzes und des Wohnungsbaugesetzes für das Saarland — Drucksache 9/1572 —Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksache 9/1777 — 6655 B Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und mietpreisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin — Drucksache 9/1640 — II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksache 9/1780 —Wartenberg (Berlin) SPD 6655 C Fragestunde — Drucksachen 9/1757 vom 18. Juni 1982 und 9/1783 vom 23. Juni 1982 — Humanitäre Hilfe im Libanon DringlAnfr 1 23.06.82 Drs 09/1783 Frau Renger SPD DringlAnfr 2 23.06.82 Drs 09/1783 Frau Renger SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 6553 B, C, D, 6554 A, B, C, D, 6555 A, B, C,D ZusFr Frau Renger SPD 6553 C, D, 6554D, 6555A ZusFr Köster CDU/CSU 6553D, 6555 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD . . 6554A, 6555D ZusFr Neumann (Bramsche) SPD 6554B, 6555 B ZusFr Gansel SPD 6554 B, 6555 C ZusFr Böhm (Melsungen) CDU/CSU . . 6554C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 6555A ZusFr Frau Schuchardt FDP 6555 B Aussagen von Gerichten über Tierquälerei durch Käfighaltung MdlAnfr 65 18.06.82 Drs 09/1757 Stutzer CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . 6556 A, C, D, 6557A ZusFr Stutzer CDU/CSU 6556C,D ZusFr Oostergetelo SPD 6556 D ZusFr Conradi SPD 6557 A Menschenrechtsverletzungen durch Verfolgung von Kurden und christlichen Minderheiten in der Türkei MdlAnfr 12, 13 18.06.82 Drs 09/1757 Thüsing SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . 6557 B, 6558D, 6559 A, B, C, D, 6560 B, C, D, 6561 A, B, C ZusFr Thüsing SPD 6558C, D, 6561 B ZusFr Dr. Pohlmeier CDU/CSU 6559 A ZusFr Waltemathe SPD 6559 A ZusFr Gansel SPD 6559 B ZusFr Neumann (Bramsche) SPD . . 6559 C ZusFr Duve SPD 6559 D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6560 A ZusFr Frau Schuchardt FDP 6560 B ZusFr Conradi SPD 6560 C ZusFr Dr. Ehmke SPD 6560 D Lage der Kurden in der Türkei; Einstellung der Wirtschafts- und Militärhilfe angesichts der Unterdrückung und Verfolgung von Minderheiten MdlAnfr 14, 15 18.06.82 Drs 09/1757 Gansel SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 6561C, D, 6562 A, B, C, D ZusFr Gansel SPD 6561 C, D, 6562 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6562 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 6562 B ZusFr Thüsing SPD 6562 D Entsendung einer internationalen Kommission zur Beobachtung der politischen Massenprozesse in der Türkei MdlAnfr 16, 17 18.06.82 Drs 09/1757 Oostergetelo SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . 6562D, 6563A,B ZusFr Oostergetelo SPD 6563 A, B, C Menschenrechtssituation in der Türkei; Vorlage des Berichts der Bundesregierung MdlAnfr 18, 19 18.06.82 Drs 09/1757 Waltemathe SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 6563C,D, 6564 A, C, D, 6565 A, C, D, 6566 A, B, C ZusFr Waltemathe SPD . . . . 6563C,D, 6565 C ZusFr Dr. Pohlmeier CDU/CSU . . 6564A, 6565D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 6564 B ZusFr Neumann (Bramsche) SPD 6564C, 6565D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6564 C ZusFr Dr. Barzel CDU/CSU 6564 D ZusFr Haase (Fürth) SPD 6566A ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . 6566A ZusFr Conradi SPD 6566 B ZusFr Dr. Stercken CDU/CSU 6566 B Hungerstreik in der Bundesrepublik Deutschland wegen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei; Unterstützung der Forderungen der Hungerstreikenden MdlAnfr 20, 21 18.06.82 Drs 09/1757 Neumann (Bramsche) SPD Antw StMin Dr. Corterier AA 6566D, 6567 A, B, C ZusFr Neumann (Bramsche) SPD . . 6566 D ZusFr Frau Schuchardt FDP 6567 B ZusFr Thüsing SPD 6567 C Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 III Hungerstreiks in Westeuropa wegen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei; Entsendung einer Delegation der UNO- Menschenrechtskommission in die Türkei MdlAnfr 22, 23 18.06.82 Drs 09/1757 Duve SPD Antw StMin Dr. Corterier AA 6567D, 6568A, B, C ZusFr Duve SPD 6567D, 6568A, C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6568 A Nutzung des NATO-Treffens am 10. Juni 1982 zur Einhaltung der Menschenrechte und Wiederherstellung der Demokratie in der Türkei MdlAnfr 24 18.06.82 Drs 09/1757 Frau Schuchardt FDP Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 6568 C, D, 6569 A, B, C, D, 6570A,B ZusFr Frau Schuchardt FDP . . . 6568D, 6569A ZusFr Thüsing SPD 6569 B ZusFr Dr. Pohlmeier CDU/CSU 6569 B ZusFr Schwarz CDU/CSU . . . . 6569D, 6570 A ZusFr Lattmann CDU/CSU 6570 A ZusFr Dr. Marx CDU/CSU 6570 B Nächste Sitzung 6656 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6657*A Anlage 2 Schriftliche Erklärung des Abg. Hansen (fraktionslos) gemäß § 31 Abs. 1 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und mietpreisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin 6657* A Anlage 3 Schriftliche Erklärung des Abg. Niegel (CDU/CSU) gemäß § 31 Abs. 1 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und mietpreisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin 6657* C Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 6553 108. Sitzung Bonn, den 24. Juni 1982 Beginn: 8.01 Uhr
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    *) Anlagen 2 und 3 Berichtigung 107. Sitzung, Seite 6540 C drittletzte Zeile: Statt „Mindestalkoholbedarf" ist „Mindestalkoholgehalt" zu lesen. Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 6657* Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 25. 6. Bahner (Berlin) 25. 6. Frau Geiger 25. 6. Hauck 25. 6. Dr. Müller ** 25. 6. Frau Dr. Neumeister 25. 6. Dr. Riedl (München) 25. 6. Schmidt (Wattenscheid) 24. 6. Schmöle 25. 6. Schröder (Hannover) 25. 6. Schröer (Mülheim) 24. 6. Dr. Stark (Nürtingen) 25. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Hansen (fraktionslos) gemäß § 31 Abs. 1 GO: Zur Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und mietpreisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin gebe ich — zugleich im Namen des Kollegen Coppik — folgende Erklärung ab: Anlagen zum Stenographischen Bericht Zigtausende Berliner Mieter haben in den vergangenen Monaten mit ihrer Unterschrift den Erhalt der Mietpreisbindung ohne wenn und aber gefordert. Sie haben damit in eindrucksvoller Weise ihr Recht auf eine bezahlbare und ordentlich instandgesetzte Wohnung eingefordert. Das vorliegende Gesetz wird dieser Forderung nicht gerecht. Es programmiert Mieterhöhungen, die sich im Einzelfall auf über 10 % im Jahr kummulieren können. Es verschlechtert die Rechtsposition der Mieter und verschlimmert weiter die katastrophale Wohnraumsituation in vielen Teilen Berlins. Demokratische Sozialisten lehnen das Gesetz in dieser Form ab. Anlage 3 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) gemäß § 31 Abs. 1 GO: Dem Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und preisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin kann ich nicht zustimmen. Bereits bei der letzten Verlängerung der Berliner Mietpreisbindung wurde vom Bundestagsausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau von allen Fraktionen, also CDU/CSU, SPD und FDP, beschlossen, daß dies die letzte Verlängerung sei und künftig das Berliner Mietrecht dem im Bundesgebiet geltenden Mietrecht angeglichen werden solle. Ich halte mich an diesen Beschluß gebunden.
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
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    Kompromiß und Vorleistung müssen zur Grundhaltung der Diplomatie werden. Wenn die militärische Gefährdung der Industriestaaten in Ost und West so groß ist, wie wir meinen, so gewinnen Begriffe wie Kompromiß und Vorleistung im diplomatischen Handeln ein völlig neues Gewicht, j a eine neue Qualität .. .
    Der Begriff Vorleistung unterliegt immer noch der abwertenden, geradezu diffamierenden Qualifizierung.
    — Diese haben Sie übrigens während der Debatte über die Entspannungspolitik Anfang der 70er Jahre eingeführt, wie ich hinzufüge. —
    Aber vor allem die Großmächte sollten sich mit der Vorleistung als einem diplomatischen Mittel unter bestimmten Umständen befreunden.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Das hatte Chamberlain eingeführt!)

    So zum Beispiel in der Abrüstung ...
    Es wäre erfolgversprechend, die Großmächte würden bei jenen Waffensystemen, in denen sie überlegen sind, einseitige Reduzierung vornehmen. Freilich in der klar formulierten und präzise befristeten Erwartung, daß die jeweils andere Großmacht dort Schritte folgen läßt, wo sie überlegen ist ... Eine solche Politik des gegenseitigen Beispiels ist natürlich mit Risiken verbunden. Diese sind aber gering im Vergleich zu den Risiken, die mit der entlosen Fortsetzung der Rüstungseskalation verbunden sind.
    Das sagte Frank schon 1978.
    Ich muß den Kollegen Bahr daran erinnern, daß er sich diesen Gedanken damals ausdrücklich angeschlossen hat, als er im „Vorwärts" 1978 schrieb:
    Ich finde, diese Überlegungen stimmen mit den Erfordernissen unserer Zeit, den Interessen unseres Landes, den Anregungen des Bundeskanzlers, den Traditionen unserer Partei überein.
    Willy Brandt hatte ja früher — 1976 — auch schon einmal in dieser Richtung Schritte unternommen, als er hier im Hause symbolische Truppenreduzierungen vorschlug, um Bewegung in die MBFR-Gespräche zu bringen. Allerdings hat er damals vorzeitig, nämlich zurückweichend vor der hysterischen Reaktion der Rechten hier im Hause, auf die Weiterverfolgung dieses Gedankens verzichtet. Die Sowjetunion hat in diesen Tagen, wie der Kollege Bahr auch richtig gesagt hat, eine Vorleistung erbracht, als sie in der UNO ihren verbindlichen Verzicht auf den Ersteinsatz von Atomwaffen erklärte. Eine angemessene und vernünftige Reaktion des Westens darauf hat es bisher nicht gegeben. Das meine ich auch im Gegensatz zu dem Kollegen Ronneburger, der alte Papiere zitiert hat. Statt dessen will die Supermacht des Westens die Aufgabe amerikanischer Politik offensichtlich weiterhin so verstehen, wie sie der US-Verteidigungsminister Caspar Weinberger in einem „Spiegel"-Interview im Herbst 1981 gekennzeichnet hat, nämlich sicherzustellen, „daß dieses sowjetische Imperium, wenn es denn auf Grund seiner eigenen Widersprüche zusammenbricht, das mit einem Winseln tut und nicht mit einem großen Knall." — Das ist wohl einer von den unausgeglichenen Aussprüchen, von denen der Kollege Ehmke gesprochen hat.
    Statt dessen verschärft der US-Präsident die Handelssanktionen gegen die Sowjetunion, verhängt



    Hansen
    Strafzölle auf Stahlimporte aus Westeuropa, Südafrika und Brasilien und will darüber hinaus in dieser Woche noch seine Ankündigung wahrmachen, einen Exportkreditkrieg anzuzetteln, wenn sich die OECD nicht zu einem Kodex nach amerikanischen Vorstellungen bereit findet. Auch die rigorose Hochzinspolitik, die den Dollar inzwischen wieder auf 2,50 DM hochgetrieben hat, gehört in diese Kette von Knebelungen, die eine deutsche Zeitung erst vorgestern völlig zu Recht als „blanken Imperialismus" bezeichnet hat.
    Mit schönen fruchtlosen Reden über Abrüstung und Rüstungskontrolle vor der UNO ist es nicht mehr getan. Die Bundesregierung muß sich entscheiden, ob sie in der Politik zur Erhaltung des Friedens, dem einzigen Feld, das ihre Existenz noch rechtfertigt, von ihrer gescheiterten, US-abhängigen „Sicherheitspolitik" abrücken will und bereit ist, neue, zukunftsgerichtete Initiativen für eine europäische Alternative zu ergreifen, etwa in Richtung einer atomwaffenfreien Zone; aber dann nicht so, wie ich heute aus der Debatte mitbekommen habe, daß Sie alle einen Schwenk zu „Konventionalisten" hin machen wollen, um dem nuklearen Dilemma zu entgehen, womöglich schon als erste Stufe einer neuen konventionellen Aufrüstung. Das scheint mir nicht der richtige Weg zu sein.
    Ich schließe damit, daß ich frage: Soll denn weiterhin für viele in diesem Hause das Wort des Satirikers Lea gelten: „Unter Blinden wird auch der Einäugige blind"?
    Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Helau!)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Barzel.

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    Rede von Dr. Rainer Barzel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsident! Meine Damen und Herren! Ich weiß es dankbar zu schätzen, daß ich jetzt durch die Generosität des Kollegen Mertes, der mir den Vortritt gelassen hat, das Vergnügen habe zu sprechen. So komme ich in die Lage, nach dem Kollegen Hansen zu sprechen. Herr Kollege, ich glaube, mit der Trillerpfeife können Sie sich besser artikulieren.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Meine Damen und Herren, ich habe die Absicht, kritisch mit der Regierung und zu konkreten Punkten, gestützt auf Fakten, hier zu sprechen.

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [SPD])

    — Ganz konkret, Herr Kollege Ehmke, nicht so professoral weitschweifig und auch nicht so polemisch wie Sie, es sei denn, Sie wollen es gerne haben.

    (Weiterer Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [SPD])

    — Das können Sie immer haben.
    Erster Punkt. Unser Vorsitzender hat heute morgen in gehöriger Form den Bundeskanzler und den Parteivorsitzenden der SPD gebeten, sich von diesem Hamburger Aufruf, den ich hier nicht wiederholen möchte, zu distanzieren. Die beiden Herren haben das nicht getan. Sie haben im Gegenteil diesen Kurs hier, wenn auch etwas vornehmer, fortgesetzt. Der Kanzler hat gesagt, die Verträge seien nur in den Händen derer richtig, die sie auch im Herzen gewollt haben.

    (Dr. Ehmke [SPD]: Sehr wahr!)

    — „Sehr wahr", Herr Ehmke; es kommt gleich die Antwort. — Der frühere Bundeskanzler und Parteivorsitzende hat ähnliches gesagt. Mich stört dieser Aufruf von Hamburg gar nicht mehr. Ich war gerade in Hamburg, als er ausgeteilt wurde. Meine Freunde waren etwas erregt. Ich sagte: Das nehmen wir sofort auf. Zu den Wählern habe ich gesagt: Guckt euch dies alle genau an, vor allem ihr, die ihr uns noch nicht gewählt habt. Dies ist so unwahr und unhanseatisch; schon deshalb werden die nicht gewählt. — Machen Sie es in Hessen von mir aus noch einmal. Dann schmeißen Sie gleich das Geld zum Fenster hinaus. Uns stört das nicht mehr. Dies glaubt keine Katze in Deutschland, meine Damen und meine Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU) Außerdem ist es hochgradig albern.

    Wissen Sie, es gab eine Zeit, da haben Sozialdemokraten in öffentlichen Kolloquien und in Podiumsdiskussionen immer dann, wenn sie nicht weiter wußten, gesagt: Aber die CSU hat doch gegen das Grundgesetz gestimmt! Dann hat man eben regelmäßig geantwortet, daß erstens damals die Formel ganz anders lautete und daß zweitens doch niemand den Beitrag Bayerns zur soliden Bundesrepublik Deutschland bestreiten könne.
    Und dann gab es in meiner Partei ein paar alberne Freunde, die in bestimmten Diskussionen immer gesagt haben: Aber die von der SPD haben doch gegen die NATO gestimmt. Dann habe ich gesagt: Das ist alles wahr, aber es ist albern, sich darauf zu stützen, denn die sitzen jetzt schon viel zu lange in der Regierung und sind doch aus der NATO nicht herausgegangen. Sie benutzen das als Instrument.
    Genauso albern ist es, uns vorzuhalten, daß wir gegen eine Politik gekämpft haben, die gegen uns rechtswirksam zustande gekommen ist. Wir werden das gleichwohl als Instrumente benutzen, und es ist doch einfach albern und unter Niveau, solche Geschichten hier überhaupt noch anzubringen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der Kollege Brandt hat mich wegen des verschärften US-Embargos angeguckt; die Kollegen Stauffenberg und Wörner haben dazu gesprochen. Ich kann es mir deshalb schenken, darauf weiter einzugehen. Ich möchte nur zwei Sätze dazu sagen, und zwar wegen der Ausführungen des Kollegen Schäfer, den ich leider nicht mehr sehe und der uns auch „angezapft" hat.
    Ich wünsche in alle Himmelsrichtungen mit aller Deutlichkeit zu sagen: Die Bundesrepublik Deutschland wird allein von der Bundesregierung regiert, deren Kanzler von diesem Bundestag gewählt wird.



    Dr. Barzel
    Es ist nicht akzeptabel, es dieser Bundesregierung zu erschweren, vertragstreu zu sein.
    Wenn dann auf Versailles Bezug genommen wird — dieser Hinweis zieht natürlich nicht. Genauso unakzeptabel ist der Hinweis auf die Völkerrechtswidrigkeit, das Öl-ins-Feuer-Gießen durch den Regierungssprecher. Hier spricht man von Völkerrechtsverletzungen und will vor den Gerichtshof gehen. Wie schwierig war es, dieser Regierung auch nur einen Satz darüber zu entlocken, daß unser eigener Vertrag mit Moskau über Gewaltverzicht wegen des Einbruchs in Afghanistan gebrochen worden war.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Was Versailles angeht, meine Damen und Herren, so kann ich doch eine Bemerkung nicht unterdrükken. Wenn man sich einmal die Mühe macht festzustellen — nur an Hand der Veröffentlichungen des Bundespresseamtes; mehr braucht man dazu gar nicht —, was das eigentlich für eine Konferenz war, und sich dann einmal ansieht, wie diese Konferenz in den sieben verschiedenen Ländern innenpolitisch verkauft worden ist, kommt man zu dem Ergebnis, daß es sieben verschiedene Konferenzen gewesen sein müssen, die nur den Vorteil hatten, am selben Ort stattzufinden.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Wenn man sich dann sagt: Das kann doch gar nicht sein; guck doch einmal in die Papiere, vielleicht hast du dir das beim erstenmal nicht genau genug angesehen — die Papiere erlauben alles! Die Papiere erlauben das, was die USA machen; die Papiere erlauben auch einen hohen Milliarden-Kredit von deutscher oder anderer Seite. Das ist Gummi. Ich möchte deshalb — nur aus persönlicher Sicht und nicht für meine Fraktion — sagen: Wenn schon solche Veranstaltungen stattfinden, dann sollten sie vielleicht eine Nummer kleiner und etwas seltener sein. Wenn sich statt dessen vielleicht die Bankgouverneure etwas häufiger treffen würden, vielleicht auch die Finanzminister und die Verteidigungsminister, dann läge das möglicherweise im gemeinsamen Interesse.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Billiger wäre es bestimmt, meine Damen und Herren, und vielleicht auch ertragreicher.
    Auf den dritten Punkt einzugehen, Herr Kollege Bahr, kann ich mir eigentlich schenken, weil Herr Wörner dazu gesprochen hat. Aber ich wende mich einmal an den Außenminister, sofern er die Güte hat, mit eine halbe Sekunde lang seine Aufmerksamkeit zu schenken.
    In Ihrer Koalition, verehrter Herr Außenminister, werden Sie sich um die Frage der atomwaffenfreien Zone kümmern müssen. Sie haben sie in der Antwort auf unsere Große Anfrage — darüber spreche ich heute nicht — mit bemerkenswerter Klarheit abgelehnt. Sie haben das gut begründet. Es kommt nämlich nicht darauf an, daß hier keine Atomwaffen stehen, sondern darauf, daß keine in dieses Gebiet fallen. Das ist in dieser Antwort alles klar nachzulesen, meine Damen und Herren. Die Kollegen Bahr und Möllemann sehen das jedoch anders. Sie werden Aufklärungsarbeit diesseits der Koalitionsgrenze zu leisten haben. Der Präsident Reagan hat das hier neulich anders gemeint; aber ich glaube, so ist das wohl zu verstehen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Eine Koalition Bahr-Möllemann!)

    Herr Kollege Bahr, wir haben früher einmal — — Er ist auch nicht hier; das sind Debatten, das sind Debatten!

    (Dr. Ehmke [SPD]: Ich werde das weitergeben!)

    — Das finde ich gut. Sie nehmen also entgegen, was ich ihm zu sagen habe? Bahr und Ehmke noch enger aneinander? Das ist gut.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, der Kollege Bahr hat hier dargetan, es gehe nicht um Sicherheit voreinander, sondern um Sicherheit miteinander. Nur das könne es geben. Das ist nicht wahr. Als Wunsch ist das zu begrüßen; Kollege Wörner hat das ausgeführt. Wer will das nicht? Ich will es, wir wollen es, jeder will es. Kollege Wörner hat das ausgezeichnet dargestellt. Nur, die Realität ist anders. Die paar Hunderttausend dort drüben in Beuel haben die Sicherheit gehabt, zu demonstrieren, in Freiheit ihre Meinung zu sagen. Diese Sicherheit war aber nicht dadurch gewährleistet, daß es einen Vertrag darüber gegeben hätte — es gibt nämlich keinen derartigen Vertrag —, sondern weil die Abschreckung glaubhaft funktioniert hat. Deshalb müssen wir schon die Abschreckung wählen, bevor wir das andere vielleicht erreichen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, ich möchte mich nun wenigen Gedanken, die heute vorzutragen ich die Absicht hatte, zuwenden, weil hier heute früh und auch durch den Bundesaußenminister mit Blick auf die Lage der Koalition — das kann jeder verstehen
    — ein bißchen versucht worden ist zu bilanzieren. Aus meiner Sicht ist die Bilanz eine andere.
    Die erste unerläßliche Voraussetzung gerade für deutsche Außenpolitik ist Verläßlichkeit. Dazu gehört die Treue zum einmal gegebenen Wort. Herr Bundeskanzler — er ist nicht da —, Herr Bundesaußenminister, ich muß Ihnen vorwerfen, daß die Bundesregierung den mühsam wiederhergestellten Ruf der Zuverlässigkeit, der Beständigkeit und der Berechenbarkeit des deutschen Wortes nachhaltig geschädigt hat.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Ich will dies in drei Punkten belegen, weil ich hier nichts sage, ohne es zu beweisen.
    Erstens. Die Bundesregierung hat sich noch vor der letzten Bundestagswahl dazu durchgerungen, dem Bau und dem Export eines deutschen U-Bootes für Chile zuzustimmen. Damals machte sich der Koalitionspartner FDP sehr stark: Das gegebene Wort wird eingehalten. So war es — nicht nur auf den Gängen, sondern auch in den Beratungsstuben
    — zu hören. Dann gab es Widerstand von der anderen, der sozialistischen Seite, aus dem Ja wurde ein



    Dr. Barzel
    Vielleicht, aus dem Vielleicht wurde ein Nein. Meine Damen und Herren, wer soll sich da in Zukunft in solchen Fragen überhaupt noch an uns wenden? Machen Sie das einmal im Geschäftsleben, machen Sie das einmal in Ihrem Wahlkreis! Von zu Hause will ich hier gar nicht reden.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Zweitens. Bei den Saudis hat man Erwartungen bezüglich der Lieferung eines deutschen Panzers entstehen lassen. Ich will mich dazu in der Sache gar nicht äußern, aber man hat die Erwartungen entstehen lassen. Ich erinnere mich noch daran, wie der Bundeskanzler im vorigen Frühjahr mit großem Getöse hinfuhr und mit noch größerem Getöse zurückkam: gigantische Geschäfte, neue, beste Freunde! Die Realität heißt: Seit einem Jahr ist der Sitz des saudischen Botschafters hier verwaist, und dies nicht deshalb, weil die keinen Prinzen hätten, der gern hier leben würde. Das ist eine politische Demonstration. Die Situation wird sich bald verändern, aber das geht jetzt über ein Jahr! Und die Israelis? Wir haben uns da zwischen die Stühle gesetzt. Über den Libanon brauche ich nicht zu sprechen; dazu ist das gesagt worden, was notwendig ist.
    Das dritte in bezug auf das „Wort halten" ist nun eigentlich noch schlimmer. Da haben der Kanzler und der französische Präsident in aller Form beschlossen und verkündet: Wir bauen einen deutschfranzösischen Panzer. Als jemand, der in diesem Hause, und nicht erst seit gestern, tätig ist und der hier die Türen und auch die Klinken kennt, muß ich wirklich sagen, ich hab eine nachhaltige, energische Bemühung der Bundesregierung, dieses Ja in ein Ja der Mehrheit umzusetzen, hier nicht zu erkennen vermocht, um es sehr vorsichtig zu sagen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    — Bitte? Es ist doch nicht zum Ja gekommen. Der Kanzler hat es versprochen, und es gilt nicht. Ein Nein ist die Realität!

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Wie fühlt man sich als Bundesaußenminister in einer solchen Situation, in der Situation, zwischen zwei Wahrheiten jonglieren zu müssen, Herr Kollege Genscher? Sicherlich nicht sehr angenehm.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist schon Routine! — Zurufe von der SPD)

    — Meine Damen und Herren, „nicht sehr angenehm" ist doch höflich. Das kann man anders darstellen!
    Meine Damen und Herren, zur Bilanz: Nicht wir von der Opposition, sondern der Bundeskanzler selbst erklärte Anfang März nach der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 4. März, die außenpolitische Lage der Bundesrepublik Deutschland sei „prekärer" geworden. Ich verzichte darauf, dieses Wort zu übersetzen. Ich frage den Bundeskanzler: Was ist verantwortungsloser, so die Angst schürend daherzureden oder die Verantwortung dafür zu haben, daß eine solche Situation entstanden ist oder nicht verhindert worden ist? Ich fürchte, es passen Ihnen beide Schuhe.
    Im Westen, verehrte Kolleginnen und Kollegen, fragte man sich — und tut es nun wieder —: Was ist mit den Deutschen los? Ich werde darauf zu sprechen kommen, Herr Kollege Ehmke, aber erst möchte ich mich, weil wir gefragt worden sind, wie wir es mit dem NATO-Kommuniqué halten, diesem Punkt zuwenden. Wir finden es gut — zwar gibt es darin Doppeldeutigkeiten, wie Trudeau gesagt hat, aber nicht alles kann man der Bundesregierung anlasten; nur das was sie trifft —, allerdings mit einer Ausnahme, und die betrifft die Bundesregierung. Es geht um folgenden Satz, dem wir — schon der Wahrheit wegen — auf gar keinen Fall zustimmen können:
    Der fortgesetzte Erfolg der Bemühungen der Bundesrepublik Deutschland, das Verhältnis zwischen den beiden deutschen Staaten zu verbessern, ist für die Sicherung des Friedens in Europa von Bedeutung.
    Der fortgesetzte Erfolg! So steht es im „Bulletin" vom 15. Juni.
    Zwei Tage später: im „Bulletin" eine Rede des zuständigen Bundesministers Franke vor dem Kuratorium Unteilbares Deutschland, also vor Leuten, die davon etwas verstehen. Ich zitiere wieder nur einen Satz:
    Wenn es richtig ist, daß wir in den siebziger Jahren Fortschritte in Richtung Normalisierung gemacht haben, dann kann von weiteren Fortschritten so lange nicht gesprochen werden, wie der Reise- und Besuchsverkehr nicht wieder steigt.
    Zwei Wahrheiten, für jeden eine, meine Damen und Herren.

    (Zuruf des Abg. Löffler [SPD])

    Ich frage Sie: Was hat denn die Bundesregierung, um sich dieses Lobes erfreuen zu können, mit den Hunderten Millionen D-Mark für die Autobahn Hamburg-Berlin erreicht? Ist irgend etwas in Sachen Freizügigkeit und Menschlichkeit hin und her verbessert worden?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich frage Sie: Was haben Sie erreicht mit der praktischen Fortgewährung des Swing für 1982 und 1983?

    (Zuruf von der CDU/CSU: Null! — Zuruf von der SPD: Fragen Sie mal die Berliner!)

    — Fragen Sie mal die Berliner! Ich weiß, was die Berliner denken. Lieber, verehrter Kollege, dies ist umsonst. Die DDR war nie in einer Lage wie in dieser. Wenn wir den Kredit jetzt gesenkt hätten, wenigstens jetzt gleich auf 600 Millionen — ich bin ja gar nicht maßlos in dieser Frage —, dann wäre die Kreditwürdigkeit der DDR, der das Wasser doch am Halse steht wie den Polen, in der ganzen Welt bestritten worden. Niemals hatten wir eine so starke Verhandlungsposition, und niemals haben wir weniger als ein Bonbon von Güstrow dafür bekommen.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Hier ist doch etwas zu fragen. Hier wird doch irgend
    etwas verborgen. Warum kriegen wir eine Statistik
    über den Handelsverkehr zwischen den beiden deut-



    Dr. Barzel
    schen Staaten, und warum verweigert man uns, obwohl der Bundesbank die Daten vorliegen, die Veröffentlichung der Statistik über die Leistungs- und die Zahlungsbilanz? Was wird uns da verweigert? Das würde ich doch gerne einmal wissen, verehrte Damen und Herren.