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    Plenarprotokoll 9/76 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 76. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 Inhalt: Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde 4349 A Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Dritte Fortschreibung des Energieprogramms der Bundesregierung — Drucksache 9/983 - Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 4361D, 4403C Dr. Riesenhuber CDU/CSU 4366 C Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 4372 A Beckmann FDP 4376 C Dr. Probst CDU/CSU 4379 D Reuschenbach SPD 4382 D Dr.-Ing. Laermann FDP 4386 B Dr. Freiherr Spies von Büllesheim CDU/ CSU 4389 A Dr. von Bülow, Bundesminister BMFT 4392 A Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU 4394 B Schäfer (Offenburg) SPD 4396 C Dr. Laufs CDU/CSU 4398 D Dr. Hirsch FDP 4401 D Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung über die Gespräche des Bundeskanzlers am 5. und 6. Januar 1982 in Washington sowie über aktuelle Fragen der Ost-West-Beziehungen Schmidt, Bundeskanzler 4404 B Dr. Kohl CDU/CSU 4413 B Dr. Ehmke SPD 4422 B Genscher, Bundesminister AA 4428 D Klein (München) CDU/CSU 4433 D Mischnick FDP 4438 B Wischnewski SPD 4442 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen der SPD und FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU Zweites Folgetreffen der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa in Madrid — bisherige Verwirklichung der Schlußakte in Helsinki — weiterführende Vorschläge zur Schlußakte von Helsinki — Drucksachen 9/803, 9/1251 — . . . . 4445C Beratung des Antrags der Abgeordneten Lorenz, Baron von Wrangel, Jäger (Wangen), Schulze (Berlin), Graf Huyn, Dr. Kunz (Weiden), Dr. Hennig, Lintner, Lowack, Frau Berger (Berlin), Böhm (Melsungen), Sauer (Salzgitter), Dr. Schwarz-Schilling, Kittelmann, Dr. Mertes (Gerolstein), Höffkes, Werner, Dr. Wörner, Clemens, Straßmeir, Schwarz, Schröder (Lüneburg) und der Fraktion der CDU/CSU Presse- und Informationsfreiheit in der DDR — Drucksache 9/1047 — Jäger (Wangen) CDU/CSU 4445 D Dr. Geßner SPD 4448 B Frau Fromm FDP 4450 B II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 76. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Abkommen vom 28. April 1980 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Arabischen Republik Ägypten über die Regelung gewisser Fragen betreffend deutsches Vermögen und zur Verteilung von Entschädigungen für deutsches Vermögen in Ägypten und Honduras — Drucksache 9/990 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 9/1223 — 4452 A Fragestunde — Drucksache 9/1252 vom 8. Januar 1982 — Beteiligung der Bundesregierung an Entscheidungen der USA über Entwicklung, Produktion und Lagerung neuer chemischer Waffen MdlAnfr 41, 42 08.01.82 Drs 09/1252 Hansen fraktionslos Antw StMin Dr. Corterier AA 4349 B, D, 4350 A, B, C, D ZusFr Hansen fraktionslos . . 4349D, 4350 A, B, C ZusFr Dr. Ehmke SPD 4350 A ZusFr Thüsing SPD 4350 D • Gespräche des Bundesaußenministers mit Regierungsmitgliedern von Militärdiktaturen in den letzten drei Jahren MdlAnfr 44 08.01.82 Drs 09/1252 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 4351 A, B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 4351 B, C ZusFr Thüsing SPD 4351 C Zusage der polnischen Militärregierung bezüglich der Weitergeltung der Offenhalteklausel des Ausreiseprotokolls von 1975 MdlAnfr 45 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . 4351D, 4352 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . . 4351D, 4352A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 4352 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 4352 B Verhandlungen mit der niederländischen Regierung über den Bau des Dollarthafens MdlAnfr 49, 50 08.01.82 Drs 09/1252 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA 4352 B, C, D, 4353A, B ZusFr Schröder (Wilhelminenhof) CDU/ CSU 4352 C, D, 4353 A ZusFr Ewen SPD 4353 A Beurteilung der amerikanisch-europäischen Wirtschaftsbeziehungen MdlAnfr 51 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 4353 B, C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 4353 C, D Förderung der Mutterkuhhaltung MdlAnfr 88, 89 08.01.82 Drs 09/1252 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . 4354 A, C, D, 4355A ZusFr Eigen CDU/CSU . . . 4354 B, C ,D, 4355A ZusFr Kirschner SPD 4355A Erforschung des Zusammenhangs zwischen saurem Regen und Tannen- und Fichtensterben MdlAnfr 67 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Laufs CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . . 4355 B, D, 4356 A ZusFr Dr. Laufs CDU/CSU . . . . 4355D, 4356A Einberufung Schwerbehinderter zur Musterung wegen Auskunftsverweigerung der Versorgungsämter MdlAnfr 90, 91 08.01.82 Drs 09/1252 Pauli SPD Antw PStSekr Frau Fuchs BMA . . 4356 B, C, D ZusFr Pauli SPD 4356 C, D Kündigung der Belegung von Kurheimen durch die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte auf Grund der Reduzierung von Kuren MdlAnfr 94, 95 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Enders SPD Antw PStSekr Frau Fuchs BMA . . 4357 A, C, D ZusFr Dr. Enders SPD 4357C, D Verbesserung der Arbeitnehmereinkommen der unteren Lohn- und Gehaltsgruppen angesichts höherer Sozialhilfesätze MdlAnfr 96, 97 08.01.82 Drs 09/1252 Kirschner SPD Antw PStSekr Zander BMJFG 4358 A, B, C, D, 4359 A, B ZusFr Kirschner SPD 4358 B, C, 4359 B ZusFr Heyenn SPD 4358C, D ZusFr Peter (Kassel) SPD 4358 D Struktur und Entwicklung unterschiedlicher Gruppen von Sozialhilfeempfängern MdlAnfr 98, 99 08.01.82 Drs 09/1252 Peter (Kassel) SPD Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 76. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 III Antw PStSekr Zander BMJFG . 4359 C, D, 4360 A ZusFr Peter (Kassel) SPD . . . . 4359C, 4360A Anpassung der Regelsätze nach dem Bundessozialhilfegesetz an die allgemeine Preisentwicklung MdlAnfr 100, 101 08.01.82 Drs 09/1252 Heyenn SPD Antw PStSekr Zander BMJFG 4360 B, D, 4361A ZusFr Heyenn SPD 4360 C, D, 4361 A Durchführung der gegenseitigen Unterrichtung des Bundes und der Länder über Gerichtsentscheidungen gemäß § 72 des Weingesetzes MdlAnfr 103 08.01.82 Drs 09/1252 Herberholz SPD Antw PStSekr Zander BMJFG . . . 4361 A, C ZusFr Herberholz SPD 4361 B, C Nächste Sitzung 4452 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4453* A Anlage 2 Vorübergehender Erlaß der Gebühren für Pakete nach Polen MdlAnfr 30 08.01.82 Drs 09/1252 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Becker BMP . . . . 4453* B Anlage 3 Aussagen des Bundeskanzlers und des Regierungssprechers Becker über die Verantwortung der Sowjetunion für die Ereignisse in Polen; Erklärungen des Bundeskanzlers und des Regierungssprechers über die Verantwortung der Sowjetunion für die Ereignisse in Polen MdlAnfr 38 08.01.82 Drs 09/1252 Reddemann CDU/CSU MdlAnfr 39, 40 08.01.82 Drs 09/1252 Niegel CDU/CSU SchrAntw StSekr Becker BPA 4453* C Anlage 4 Zustimmung des Zentralbankrats und der Bundesbank zur Verlängerung des zinslosen Überziehungskredits an die DDR MdlAnfr 76, 77 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Voss CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . 4454* B Anlage 5 Neuordnung des Kriegsdienstverweigerungsrechts und des Zivildienstes MdlAnfr 102 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . 4454* C Anlage 6 Vorführung der sowjetisch-amerkanischen Fernsehserie „Der unvergessene Krieg" an Schulen MdlAnfr 104, 105 08.01.82 Drs 09/1252 Frau Benedix-Engler CDU/CSU SchrAntw PStSekr Kuhlwein BMBW . . 4454* D Anlage 7 BAföG-Zahlungen an Strafgefangene in Nordrhein-Westfalen MdLAnfr 106, 107 08.01.82 Drs 09/1252 Daweke CDU/CSU SchrAntw PStSekr Kuhlwein BMBW . . 4455* B Anlage 8 Finanzielle Unterstützung der Fernuniversität Hagen MdlAnfr 108 08.01.82 Drs 09/1252 Reddemann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Kuhlwein BMBW . . 4455* C Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 76. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 4349 76. Sitzung Bonn, den 14. Januar 1982 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 15. 1. Dr. Ahrens * 15. 1. Dr. Bardens * 15. 1. Bergerowski 14. 1. Dr. Böhme (Freiburg) 14. 1. Büchner (Speyer) * 14. 1. Echternach 15. 1. Egert 15. 1. Dr. Ehrenberg 15. 1. Erhard (Bad Schwalbach) 15. 1. Feinendegen 15. 1. Frau Geier 15. 1. Dr. Geßner * 15. 1. Haar 15. 1. Dr. Hackel 15. 1. Hauser (Krefeld) 14. 1. Jung (Kandel) * 15. 1. Dr. Kreile 15. 1. Möllemann 15. 1. Müller (Bayreuth) 15. 1. Rawe 14. 1. Reddemann * 15. 1. Rohde 15. 1. Frau Roitzsch 15. 1. Schmidt (Wattenscheid) 15. 1. Schmöle 15. 1. Schulte (Unna) * 15. 1. Dr. Solms 15. 1. Stöckl 15. 1. Dr. Vohrer * 15. 1. Dr. Wendig 15. 1. Dr. Wittmann 14. 1. Baron von Wrangel 15. 1. für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Becker auf die Frage des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Frage 30): Ist die Bundesregierung bereit, für eine befristete Zeit angesichts der wirtschaftlichen Notlage der Bevölkerung in Polen und aus humanitären Gründen private Spendenpakete portofrei zu befördern? Der Bundesregierung sind in letzter Zeit vielfältige Anregungen zugegangen, im Postpaketverkehr mit Polen die Beförderungsgebühren zu senken bzw. zu erlassen. Die Klärung dieser Frage erfordert die Lösung schwieriger rechtlicher und postbetrieblicher Probleme. Anlagen zum Stenographischen Bericht In Anbetracht der Versorgungssituation in Polen und der bisher gezeigten Spendenbereitschaft der Bevölkerung unseres Landes prüft die Bundesregierung zur Zeit, ob und inwieweit der Postpaketverkehr nach diesem Land vorübergehend gebührenmäßig erleichtert werden kann. Sie sieht sich damit in Übereinstimmung mit den Beschlüssen der Außenminister der NATO, humanitäre Maßnahmen für die polnische Bevölkerung auch in Zukunft zu fördern. Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Becker auf die Fragen des Abgeordneten Reddemann (CDU/CSU) und Niegel (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Fragen 38, 39 und 40): Wie kann die Bundesregierung erklären, daß der Bundeskanzler gemeinsam mit dem Präsidenten der USA seine „Sorge über den Druck, den die Sowjetunion auf die polnischen Bemühungen um eine Erneuerung ausübt", ausdrückt und expressis verbis „auf die Verantwortung der Sowjetunion für die Ereignisse in Polen" hinweist, während der Sprecher der Bundesregierung, Staatssekretär Becker, bislang unwiderrufen als Auffassung des Bundeskanzlers und seiner Bundesminister wörtlich versicherte, „Wir teilen die Auffassung nicht, daß die Sowjetunion als Anstifter für die Verhängung des Kriegsrechts (in Polen) zu betrachten ist"? Warum hat Bundeskanzler Schmidt seinen Regierungssprecher angewiesen, Ende Dezember zu erklären, „Wir teilen die Auffassung nicht, daß die Sowjetunion als Anstifter für die Verhängung des Kriegsrechts (in Polen) zu betrachten ist.", und warum hat nunmehr Bundeskanzler Schmidt in etwa eine Woche später, am 5. Januar, gemeinsam mit Präsident Reagan in dem gemeinsamen Kommuniqué folgendes erklärt, „Beide wiesen auf die Verantwortung der Sowjetunion für die Ereignisse in Polen hin und brachten ihre Sorgen über den schwerwiegenden Druck, den die Sowjetunion auf die polnischen Bemühungen uni eine Erneuerung ausübt, zum Ausdruck. ? Welche Meinung ist nunmehr gültig? Zu Fragen 38 und 39: In der Bundespressekonferenz am 30. Dezember 1981 habe ich zur Lage in Polen und zur Reaktion des Westens auf diese Lage Stellung genommen. Ich habe diese Stellungnahme in 12 Punkten zusammengefaßt, die die abgestimmte Meinung der Bundesregierung darstellten. In Punkt 9 dieser Stellungnahme hieß es: „Wir stehen mit der amerikanischen Regierung wie auch mit den anderen Verbündeten und Partnern der Europäischen Gemeinschaft in engem Kontakt. In den Konsultationen sind natürlich auch unterschiedliche Bewertungen der Vorgänge zur Sprache gekommen. Wir sind uns aber alle darin einig, daß ein endgültig gesichertes Urteil über diese Fragen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich ist." In Beantwortung der Frage eines Journalisten zu diesem Punkt habe ich selbst die von mir als theoretisch qualifizierte Frage gestellt, ob die Sowjetunion gewissermaßen als Anstifter der Verhängung des Kriegszustandes in Polen zu betrachten ist, und ge- 4454* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 76. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 sagt, daß wir diese Auffassung nicht teilen. Ich habe diese Fragestellung als theoretisch bezeichnet, weil die Verantwortung der Sowjetunion für die Vorgänge in Polen sich nicht danach bestimmt, wer den letzten Anstoß für die Anordnung des Kriegszustandes in Polen gegeben hat. Es war jedenfalls nicht meine Absicht, mit diesen Ausführungen die Sowjetunion von der Verantwortung für die Verhängung des Kriegszustandes in Polen freizusprechen. Im Gegenteil, ich habe in der Pressekonferenz am 30. Dezember 1981 mehrfach den Brief des Bundeskanzlers an Generalsekretär Breschnew vom 26. Dezember 1981 erwähnt, in dem die Gesamtverantwortung der Sowjetunion für die Ereignisse in Polen angesprochen war. Ich bedauere es, daß meine Antwort von einigen Medien, vor allem im Ausland, fehlinterpretiert wurde. Zu Frage 40: Die Haltung der Bundesregierung zur Frage der sowjetischen Verantwortung für die Ereignisse in Polen ergibt sich aus dem Schlußkommuniqué der Sitzung der Außenminister der 10 EG-Staaten vom 4. Januar 1982, der gemeinsamen Erklärung über die Gespräche des Bundeskanzlers mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika vom 5. Januar 1982 und der von der Sondertagung des Nordatlantikrats auf Ministerebene am 11. Januar 1982 verabschiedeten Erklärung zu den Ereignissen in Polen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Voss (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Fragen 76 und 77): Ist für die weitere Gewährung des zinslosen Überziehungskredits an die „DDR" in Höhe von 850 Millionen DM bis zum 30. Juni 1982, die anläßlich des Besuchs von Bundeskanzler Schmidt in der „DDR" erfolgte, die Zustimmung des Zentralbankrats sowie der Deutschen Bundesbank eingeholt worden, und welche Einlassung ist von dort gegeben worden? Welche ökonomischen, kommerziellen und politischen Gründe sprechen für die jetzige und eventuelle weitere Verlängerungen des zinslosen Überziehungskredits? Zu Frage 76: Die Verlängerung der Swing-Regelung um 6 Monate bis zum 30. Juni 1982 erfolgte in Absprache mit dem Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank. Wegen der Vertraulichkeit der Sitzungen des Zentralbankrates bitte ich um Verständnis, daß ich auf weitere Einzelheiten nicht eingehen kann. Zu Frage 77: Für den Swing gibt es bedeutsame ökonomische, kommerzielle und politische Gründe. Die mit der DDR zu vereinbarende künftige Swing-Regelung gehört insbesondere in den politischen Gesamtzusammenhang der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland mit der Deutschen Demokratischen Republik. An diesem Gesamtzusammenhang hat und wird sich die Verhandlungsposition der Bundesregierung orientieren. Ich bitte um Verständnis dafür, daß es mit Rücksicht auf die Verhandlungsposition vor Verhandlungen mit der DDR nicht hilfreich wäre, hier die Gründe für den Swing und seine künftige Ausgestaltung im einzelnen zu erörtern. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Frage 102): Warum hat die Bundesregierung ihre mir in der Fragestunde vom 24. Juni 1981 gegebene Zusage, den parlamentarischen Gremien noch im Jahr 1981 einen Regierungsentwurf zur Neuordnung des Rechts der Kriegsdienstverweigerung und des Zivildienstes zuzuleiten, nicht eingehalten, und warum braucht die Bundesregierung vier Jahre, um endlich die Konsequenzen aus einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu ziehen und damit ihrer Ankündigung in der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu entsprechen? Die Antwort in der Fragestunde vom 24. Juni 1981, auf die Sie sich berufen, entsprach dem damaligen Sach- und Meinungsstand. Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 13. April 1978 gibt es Bemühungen um eine interfraktionelle Lösung. Zunächst haben alle drei Fraktionen in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe einen Gesetzentwurf erarbeitet, zu dem die Bundesregierung Formulierungshilfe geleistet hat. Zu einer gemeinsamen Einbringung kam es leider nicht, weil die CDU/CSU-Fraktion sich dazu entschloß, den gemeinsam erarbeiteten Entwurf mit Abweichungen in einigen wichtigen Punkten einzubringen. Beide Entwürfe scheiterten kurz vor Ende der 8. Legislaturperiode. Inzwischen ist die interfraktionelle Diskussion fortgeführt worden. In einem interfraktionellen Gespräch am 1. Dezember 1981 im Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit haben Vertreter aller drei Bundestagsfraktionen darin übereingestimmt, daß eine gemeinsame Regelung angestrebt werden soll. Dabei wurde in Aussicht genommen, bis zur Sommerpause 1982 die interne Meinungsbildung abzuschließen und noch im Laufe des Jahres einen Gesetzentwurf einzubringen. Angesichts des Standes der Diskussion im Parlament konnte die Bundesregierung davon absehen, einen eigenen Gesetzentwurf vorzulegen. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Kuhlwein auf die Fragen der Abgeordneten Frau Benedix-Engler (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Fragen 104 und 105): Trifft es zu, daß der Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft empfohlen hat, die 15teilige sowjetisch-amerikanische Fernsehserie „Der unvergessene Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 76. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 4455" Krieg" an Schulen vorzuführen, und heißt das, daß er sie für geeignet hält, die Enkel der Kriegsgeneration ein so schwerwiegendes Stück Zeitgeschichte nacherleben zu lassen? Billigt die Bundesregierung gegebenenfalls die Empfehlung des Staatssekretärs im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft, und wenn ja, bedeutet dies, daß sie den Film, der erwiesenermaßen keinen Anspruch auf Objektivität erheben kann, für geeignet hält, der jungen Generation wieder ein ungebrochenes Verhältnis zur deutschen Geschichte zu vermitteln und die bedrohlichen Verständigungsschwierigkeiten zwischen den Generationen beheben zu helfen? Zu Frage 104: In seinem Kommentar im Funkreport vom 15. September 1981 hat Staatssekretär Dr. Granzow zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dieser Fernsehserie und zu einer breiten Diskussion über die dort dargestellten Schrecken des Krieges, die Leiden und Opfer, vor allem auch der sowjetischen Bevölkerung aufgefordert. Insofern stimmt Dr. Granzow mit dem Niedersächsischen Kultusminister Dr. Remmers überein, der eine vertiefte Auseinandersetzung mit diesem Filmmaterial in den Schulen angeregt hat. Es kann gar keinen Zweifel daran geben, daß die Fernsehserie einen Beitrag zum Nacherleben eines schwerwiegenden Stückes Zeitgeschichte darstellt. Zu Frage 105: Die Bundesregierung hält es für richtig, daß Jugendliche und Erwachsene sich mit dieser Serie auseinandersetzen. Zweifellos hat die Fernsehreihe dokumentarische Schwächen; Fehleinschätzungen geschichtlicher Fakten sind nicht zu übersehen. Dennoch leistet diese Dokumentation einen Beitrag dazu, der Jugend ein tieferes Verständnis der Schrecken des Krieges zu übermitteln. Notwendige Voraussetzung ist, daß diese Filmdokumente durch sachkundige Erläuterungen begleitet und mit den Jugendlichen diskutiert werden. Eben dazu hat Staatssekretär Granzow aufgefordert. Diesem Zweck dienen auch die mediendidaktischen Handreichungen zu dieser Sendereihe, die für Kursleiter in der Erwachsenenbildung entwickelt wurden. Im übrigen kann es nicht alleiniges Ziel des Geschichtsunterrichts sein, ein „ungebrochenes" Verhältnis zur deutschen Geschichte zu vermitteln; gerade im Hinblick auf die jüngste Zeitgeschichte kommt es eher auf eine möglichst differenzierte Betrachtung des Geschehens und der handelnden Personen an. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Kuhlwein auf die Fragen des Abgeordneten Daweke (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Fragen 106 und 107): Sind der Bundesregierung Presseberichte bekannt, wonach Strafgefangene in Nordrhein-Westfalen BAföG-Zahlungen erhalten, und wenn ja, wie beurteilt die Bundesregierung diesen Vorgang? Sieht die Bundesregierung bei der Zahlung von BAföG-Geldern n Strafgefangene den Gleichheitsgrundsatz verletzt, wenn Gefangene bis zu 161 DM BAföG beziehen, was dem monatlichen Arbeitsentgeld eines acht Stunden täglich arbeitenden Gefangenen entspricht? Zu Frage 106: Ja, entsprechende Presseberichte sind der Bundesregierung bekannt: Viele Strafgefangene durchlaufen während der Haftzeit Schul- oder Berufsausbildungen. Soweit es sich dabei um Ausbildungen handelt, die nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz förderungsfähig sind, werden Leistungen nach diesem Gesetz grundsätzlich auch an Strafgefangene gewährt. Die Höhe der Ausbildungsförderung richtet sich nach den in §§ 12, 13 BAföG genannten Bedarfssätzen, von denen allerdings die Kosten für Unterbringung und Verpflegung abgezogen werden. Auch unter dem Gesichtspunkt der Resozialisierung erscheint eine finanzielle Förderung für Strafgefangene in der Ausbildung sinnvoll. Zu Frage 107: Nein, die Bundesregierung sieht den Gleichheitsgrundsatz nicht als verletzt an. Mit dem Arbeitsentgelt wird für die Arbeitsleistung eines Strafgefangenen nach den im Strafvollzug geltenden Grundsätzen bezahlt. Wenn Gefangene eine im Sinne der §§ 2, 3 BAföG förderungsfähige Ausbildung absolvieren, haben sie (sofern die übrigen gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt werden) Anspruch auf Ausbildungsförderung, die auch etwaige Ausbildungskosten mit abdeckt. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Kuhlwein auf die Frage des Abgeordneten Reddemann (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Frage 108): Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, der mittlerweile auf 36 639 Studenten angewachsenen Fern-Universität Hagen finanzielle Unterstützung zur Erfüllung ihrer bundesweiten Aufgaben zu geben? Die Möglichkeiten der Bundesregierung, eine Hochschule eines Landes in ihrer Arbeit zu fördern, sind durch die Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern eng begrenzt. Die Bundesregierung hat unter weitgehender Ausschöpfung der vorhandenen Möglichkeiten der Fernuniversität bis einschließlich 1981 über die Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau Investitionsmittel in Höhe von etwa 27 Millionen DM, für Modellversuche etwa 9,9 Millionen DM und für Vorhaben der Bildungsforschung etwa 530 000 DM zur Verfügung gestellt. Auch für die kommenden Jahre sind für Modellversuche und Forschungsvorhaben Mittel für laufende und neue Vorhaben geplant. Ihre Höhe ist noch nicht absehbar, solange konkrete Anträge des Landes nicht vorliegen. Welche Investitionsvorhaben nach dem Hochschulförderungsgesetz in den kommenden Jahren mitfinanziert werden können, läßt sich erst nach Abschluß der Beratungen im Wissenschaftsrat und im Planungsausschuß für den Hochschulbau über die weitere Ausbauplanung absehen. Die entsprechenden Beschlüsse sollen bis Ende März gefaßt werden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Paul Laufs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es gibt niemanden in der Union, der die schreckliche Zahl von 1,7 Millionen Arbeitslosen zum Anlaß nähme, jetzt einer Ökonomie um jeden Preis das Wort zu reden. Es gibt aber auch keinen, der unserer Industrienation mit ihrem hohen Bedarf an Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen gerade im Energiebereich eine Politik der Ökologie um jeden Preis zumuten möchte. Die Bundesregierung fordert aber zumindest verbal Vorrang für Kohle und artikuliert gleichzeitig Vorrang für Ökologie. Sie bleibt der Volkswirtschaft



    Dr. Laufs
    die Antwort schuldig, wie dieser Zielkonflikt praktisch aufzulösen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Klare umweltrechtliche Maßstäbe zu setzen gehört zur ureigensten Verantwortlichkeit der Regierung. Genau hier versagt sie, hier handelt sie ins Ungenaue und Ungewisse und geht den bequemen Weg, die Gerichte entscheiden zu lassen, was richtig und nicht nur was Rechtens ist. Ihr Unvermögen drängt die Justiz in die Rolle einer politischen Instanz, und dies muß sich auch für die Zukunft unserer Demokratie ungut auswirken.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Die Realisierbarkeit des Energieprogramms ist die kritische Größe, über die hier und heute mit unbegreiflichem Desinteresse von der Koalition hinweggegangen wird.
    Ich möchte die Lage bei der Umsetzung des Energieprogramms an Beispielen erörtern.
    Aus den Schwerpunkten des fortgeschriebenen Energieprogramms folgt zwingend, daß eine Vielzahl neuer Großfeuerungsanlagen auf Steinkohlebasis errichtet werden muß. Es besteht, wenn wir Größenordnungen abschätzen wollen, allein ein Neu-und Ersatzbedarf für Kraftwerke mit einer Leistung von insgesamt etwa 20 000 Megawatt. Die Fernwärme soll ausgebaut, und Techniken zur Kohlevergasung und -verflüssigung sollen weiterentwickelt werden. Alle diese Anlagen bedürfen der umweltrechtlichen Genehmigung.
    Die Bundesregierung kündigt im Hinblick auf eine sachgerechte Abwägung von Umweltschutz und Energieversorgung in ihrem Energieprogramm an, zu Beginn dieses Jahres einen neuen Entwurf der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft vorzulegen. Schon diese Aussage erweist sich heute als unpräzise, denn die TA-Luft-Novelle wird noch viele Monate auf sich warten lassen. Ihr Vorentwurf ist seit September vergangenen Jahres in der Diskussion. Die darin erkennbare Absicht stellt einen Bruch mit der bisherigen Regelung dar, in dieser Verwaltungsvorschrift im wesentlichen Immissions-
    und Emissionswerte sowie Verfahren zu deren Ermittlung festzulegen, um auf diese Weise den zentralen unbestimmten Rechtsbegriff der „schädlichen Umwelteinwirkungen" des Bundesimmissionsschutzgesetzes zu konkretisieren. Die Bundesregierung beabsichtigt vielmehr, die geänderte TA-Luft mit einer Fülle von Abwägungsgrundsätzen zu befrachten und dabei viele unbestimmte Rechtsbegriffe neu einzuführen. So findet man nun in dem Entwurf, um nur einige Kostproben zu geben, Formulierungen wie diese:
    Der Schutz vor Gesundheitsgefahren setzt voraus, daß bei Stoffen, für die weder Immissionswerte noch Emissionswerte festgelegt sind, kein begründeter Verdacht für Gesundheitsgefahren besteht.
    Oder es heißt:
    Belästigungen sind in der Regel unzumutbar,
    wenn geruchsintensive Luftverunreinigungen
    nicht nur wenige Stunden im Jahr oder nur kurzfristig einwirken.
    An anderer Stelle heißt es:
    Im Interesse der Nachbarschaft werden Tiere und Pflanzen geschützt, wenn deren Beeinträchtigung unter Beachtung des Gebots der gegenseitigen Rücksichtnahme im Nachbarschaftsverhältnis unzumutbar ist.
    Mit solchen qualligen Formeln will die Bundesregierung nach ihren eigenen Aussagen in der Fortschreibung die Rechtssicherheit der Genehmigungsverfahren erhöhen. Da kann man nur den Kopf schütteln.

    (Beifall des Abg. Dr. Riesenhuber [CDU/ CSU])

    In Wahrheit entzieht sie sich der Aufgabe, klare Abgrenzungen vorzunehmen, auf die man sich verlassen kann. Sie ist im Begriff, es den Genehmigungsbeamten und Richtern unmöglich zu machen, sich weiter an Immissionswerten im Sinne von „antizipierten Sachverständigengutachten", wie das Bundesverwaltungsgericht in seinem Voerde-Urteil befand, zu orientieren. Gerichte und Behörden werden statt dessen in jedem Einzelfall über medizinisch-naturwissenschaftlich ungeklärte Streitfragen entscheiden müssen, welche die Bundesregierung in ihren Verwaltungsvorschriften aufwirft und problematisiert, ohne sie zu beantworten.
    Meine Damen und Herren, an dieser Stelle wird von der Bundesregierung, wie wir das in der Öffentlichkeit und auch in diesem Hause schon wiederholt erfahren mußten, die Diskussion mit dem Argument erschlagen, ob denn die Union den Vorrang des Schutzes von Leben und körperlicher Unversehrtheit zugunsten der Verfahrenssicherheit in Frage stellen wolle. Der Bundesinnenminister sagte vor einigen Wochen in einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau", Sicherheit habe absoluten Vorrang.

    (Dr. Probst [CDU/CSU]: Man muß das laut verkünden!)

    Was heißt denn das? Soll damit die Vermeidung auch des kleinsten Risikos gemeint sein? Soll das den Ausstieg aus weiterer industrieller Entwicklung bedeuten? Oder verbirgt sich hinter diesem starken Wort nur Verantwortungsscheu? Wer sich als unübertrefflicher Ökologe empfiehlt und gleichzeitig eine TA-Luft-Novelle vorlegt, die für jedermann weite Interpretationsspielräume eröffnet, der entzieht bei der emotionalen Behandlung dieser Fragen in der politischen Öffentlichkeit der Kalkulierbarkeit und der Vorhersehbarkeit von Genehmigungsverfahren jede Grundlage.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD)

    Diese Situation wird auch dadurch nicht besser, daß die Herren Kollegen Hirsch und Wolfram unermüdlich versuchen, Berichte aus der Wirtschaft über



    Dr. Laufs
    den Investitionsstau im Energiesektor als unzutreffend zu entlarven.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Sie sind auf dem falschen Gleis!)

    — Können Sie nicht sehen, Herr Kollege Wolfram, daß vorsorgliche Standortvorbescheide nicht das entscheidende Problem sind? Die Standorte Voerde, Bergkamen oder Bexbach waren selbst nie umstritten. Der Streit entzündet sich vielmehr an den umweltrechtlichen Auflagen in den Genehmigungsverfahren. Hier sind die Rechtsgrundlagen und Investitionsrisiken in Milliardenhöhe für die Wirtschaft unkalkulierbar geworden.

    (Dr. Probst [CDU/CSU]: Genauso ist es!)

    Das ist das eigentliche Nadelöhr, und das will die Regierung jetzt noch enger machen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Man muß daran erinnern, daß schon das Rechtsmittelverfahren über Voerde mehr als sechs Jahre gedauert hat und 400 Millionen DM zusätzliche Kosten verursacht haben soll, wobei die Nichtzulassung der Revision immer noch angefochten werden kann.
    Sie müssen auch sehen, daß von den erforderlichen 20 000 MW Kraftwerksleistung erst für rund 4 300 MW rechtskräftige Betriebsgenehmigungen vorliegen. Diese genehmigten Blöcke werden übrigens entweder schon gebaut, oder die Bauvorbereitungen sind im Gange.
    Zugegeben, das Schlagwort vom Investitionsstau kann mißverstanden werden. Nachdem die Kollegen Beckmann und Schäfer heute Herrn von BennigsenFoerder zitiert haben, überwiegend um den Schuldzuweisungen an die Bundesregierung zuvorzukommen, möchte ich vortragen, was Herr von Bennigsen-Foerder Ende vergangenen Jahres im „Wirtschaftsdienst" sagte:
    Vielmehr sollten alle, die hinter dem Text des Energieprogramms stehen, ganz nüchtern deutlich machen, daß wegen mangelnder Durchsetzung des neuen Energieprogramms nicht gleich die Energieversorgung zusammenbricht, wohl aber die bundesdeutsche Volkswirtschaft national und international langsam, aber stetig an Stabilität verliert. Und einsichtig werden muß ferner, daß jeder Bürger veraltete Energiestrukturen zweifach zu bezahlen hat: zunächst natürlich direkt über zu hohe Energiekosten und dann auch indirekt durch Verlust von gesamtwirtschaftlichen Wachstumschancen.
    Meine Damen und Herren, genau dies trifft unsere Vorstellungen, wenn wir von den administrativen Investitionshemmnissen sprechen, für die die Bundesregierung verantwortlich ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die farbige Schilderung des Kollegen Reuschenbach von Kerzenschein und Pferdedroschken trifft natürlich für unser Land nicht zu; das wollen wir Ihnen einräumen. Aber wenn die Koalition noch lange
    regiert, kommen wir solchen Zuständen gewiß näher.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Was verlangen wir von der Bundesregierung?
    Erstens. Da Umweltvorsorge in der Bundesrepublik bereits heute schon in einem Bereich so niedriger Belastungswerte geschieht, daß die Medizin und Umweltwissenschaften keine eindeutigen DosisWirkungs-Beziehungen mehr zwischen Schadstoffen und Krankheiten belegen können, muß die Wirkungsforschung verstärkt werden. Die Wissenschaften müssen die offenen Umweltprobleme lösen, nicht aber die Gerichte in den Verfahren zur Genehmigung der Anlagen.
    Zweitens. Um auch nur denkbare, noch keineswegs eindeutig nachgewiesene Risiken für die menschliche Gesundheit möglichst gering zu halten, sind unter Abwägung auch der volkswirtschaftlichen Kosten Emissions- und Immissionsgrenzwerte für Luftverunreinigungen deutlich auf der sicheren Seite festzulegen. Wir begrüßen die Absicht der Bundesregierung, Emissionsgrenzwerte z. B. für potentiell karzinogene Substanzen einzuführen und viele alte Grenzwerte zu aktualisieren. Wir sehen aber keinen Anlaß, vom Prinzip der TA-Luft des Jahres 1974 abzugehen.

    ( Rauchgasentschwefelung umzurüsten. Erforderlich ist die rasche Verabschiedung einer Großfeuerungsanlagenverordnung, die diese Frage bindend klärt. Aber auch über diese Verordnung kann die Bundesregierung seit Jahren nicht mit sich ins reine kommen. Lassen Sie mich noch eine ganz kurze Bemerkung zum Thema „Saurer Regen" machen. Das ist eine Erscheinung, die wir seit Jahren mit Sorge und großer Aufmerksamkeit verfolgen. Es ist ein Umweltproblem, das mit grenzüberschreitenden, weiträumigen Luftverunreinigungen und deren Transport über große Entfernungen zu tun hat. Es stellt sich hier die Frage, ob es vernünftig ist, der deutschen Energiewirtschaft extrem weitgehende Auflagen zur Luftreinhaltung ganz überwiegend zugunsten von Nachbarstaaten zu machen, die den meisten Schmutz produzieren und gar nicht daran denken, bei sich selbst Rauchgasentschwefelung einzuführen. (Dr. Freiherr Spies von Büllesheim [CDU/ CSU]: Sehr richtig!)

    Es ist leider so.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Siehe DDR!)

    — Ja, siehe DDR, wo der Ausstoß an Schwefeloxidverbindungen pro Einwohner viermal so hoch wie in der Bundesrepublik Deutschland ist. In Großbritannien ist er um die Hälfte höher als bei uns.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Unglaublich!)




    Dr. Laufs
    Auch in Frankreich ist er deutlich höher als bei uns.
    Es ist leider so, daß die Ausrüstung aller deutschen Steinkohlenkraftwerke mit mehr als 300 MW Leistung mit Rauchgasentschwefelungsanlagen neben enormen volkswirtschaftlichen Kosten nur wenige Prozentpunkte Entlastung bei den gefürchteten SO 2-Emissionen in unserem Land bringen würde.
    Wir fordern deshalb die Bundesregierung zu neuen internationalen Initiativen auf, um bindende Abmachungn mit unseren Nachbarstaaten über konkrete emissionsmindernde Maßnahmen abzuschließen.
    Ein anderes, geradezu klassisches Beispiel für den Mangel an Durchsetzungskraft von SPD-FDP-Regierungen ist das Genehmigungsverfahren für das Kernkraftwerk Biblis C, das „Flaggschiff des Konvois" sozusagen. Der hessische Minister für Wirtschaft und Technik stellte im Landtag in Wiesbaden fest, daß als Ergebnis des mehr als sechsjährigen atomrechtlichen Genehmigungsverfahrens für Biblis C alle Genehmigungsvoraussetzungen des Atom-und Strahlenschutzrechts, insbesondere die nach den Grundsätzen des Bundes und der Länder erforderliche Entsorgungsvorsorge, erfüllt sind. Die Bundesregierung hält den Beschluß der Regierungschefs zur Entsorgung der Kernkraftwerke für eine ausreichende Grundlage für die Genehmigung neuer Kernkraftwerke.
    Der hessische Ministerpräsident, der an diesem Beschluß mitwirkte, hat sich in Bonn noch einmal ausdrücklich beraten lassen und nun im hessischen Landtag die Entsorgungsfrage erneut problematisiert. Er forderte, ganz im Gleichklang mit den Beschlüssen seiner Landespartei, zusätzliche praktische Schritte, z. B. die erste Teilerrichtungsgenehmigung für das Bundesendlager oder eine gerichtsfeste Baugenehmigung für das Zwischenlager in Gorleben. Und die Entscheidung über Biblis C ist wieder einmal mit den Stimmen der SPD-FDPKoalition vertagt worden.
    Hier sind wir doch an dem Punkt, wo es wirklich um die Sache geht. Wir fragen die Bundesregierung: Wann werden Sie endlich die ersten drei Kernkraftwerke des Konvois genehmigen?

    (Zustimmung des Abg. Dr. Riesenhuber [CDU/CSU])

    Handeln Sie erst! Dann unterhalten wir uns wieder über Ihre Energieprogramme.
    Was die Arbeiten zur Vorbereitung des Endlagers in Gorleben betrifft, die hier wiederholt angesprochen wurden, müssen wir jetzt Salzspiegelbohrungen, hydrogeologische Bohrungen sowie seismische Untersuchungen zur Erforschung der Salzstock-hülle durchführen.
    In diesem Zusammenhang gibt es ein neues Problem. Der Bund hat die Haushaltsmittel für diese Arbeiten drastisch gekürzt. Die niedersächsische Landesregierung befürchtet, daß nun diese anstehenden Arbeiten deshalb verschoben werden müssen. Wenn mit dem Abteufen des ersten Schachts zur untertägigen Erkundung des Salzstocks, wie vor-
    gesehen, Ende 1984/Anfang 1985 begonnen werden soll, werden auf Grund der Kürzung der Bundesmittel vor Beginn des Schachtabteufens keine ausreichenden Daten über die Salzstockhülle vorliegen. Nach Auffassung der Fachleute ist ein Abteufen der Schächte ohne vorherige Klärung der Eignung der Salzstockhülle jedoch nicht vertretbar.
    Es muß damit gerechnet werden, daß die Kürzung der Mittel und die damit notwendige Verschiebung der geplanten Bohrungen eine Verzögerung des gesamten Endlagerprojekts zur Folge haben werden. Das hat dann allein der Bund zu verantworten. So ist die Situation in Gorleben tatsächlich.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn Sie, meine Damen und Herren von der SPD und der FDP, immer mit langem Finger auf Ernst Albrecht zeigen, so wirkt das allmählich stupide.

    (Dr. Freiherr Spies von Büllesheim [CDU/ CSU]: Und die eigene Partei dabei vergessen!)

    Tun Sie in Bonn doch endlich das, was Sie zur Entsorgung beitragen können. Sprechen Sie doch endlich einmal mit Ihrem Herrn Ravens in Hannover. Ministerpräsident Albrecht leistet für die Entsorgung radioaktiver Abfälle mehr als alle anderen Bundesländer und die Bundesregierung zusammen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, ich möchte zusammenfassen. Das Fehlen einer klaren Konzeption, die Umweltschutz und Energieversorgung miteinander vereinbar macht, wird ein erhebliches Hindernis für die Verwirklichung des fortgeschriebenen Energieprogramms sein. Es wird nicht möglich sein, die Zielsetzungen der Bundesregierung zu erreichen, wenn nicht eindeutige und praktikable Maßstäbe für Umweltschutz und Sicherheit, insbesondere auch für die Luftreinhaltung, gesetzt werden. — Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Hirsch.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Burkhard Hirsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die wenigen Minuten Redezeit, die ich habe, erlauben es mir leider nicht, im einzelnen darzustellen, warum wir die mir unverständlichen Angriffe, die gegen die Neufassung der TA Luft erhoben wurden, zurückweisen, warum wir den Bundesinnenminister in dieser Sache mit aller Entschiedenheit unterstützen. Es ist ganz erstaunlich, welche Argumente immer dann aus der Mottenkiste hervorgeholt werden, wenn es ernst wird und darauf ankommt, die Lebensumwelt der Menschen, die ihren Wohnsitz nicht nach Belieben verändern können, entscheidend zu verbessern.

    (Beifall bei der FDP — Dr. Freiherr Spies von Büllesheim [CDU/CSU]: Hat die VEBA unrecht?)

    Was Ihre Bemerkung angeht, Herr Kollege Laufs: Sie müßten doch eigentlich wissen, daß die Bundes-



    Dr. Hirsch
    regierung selber überhaupt kein Kernkraftwerk genehmigt, sondern daß das Angelegenheit der Länder ist. Aus der Aufstellung des Bundesinnenministeriums wissen Sie genau, daß es kein einziges Kernkraftwerk gibt, dessen Inbetriebnahme etwa von der Entscheidung der Bundesregierung abhängig ist, daß es aber eine ganze Reihe von Kraftwerken gibt, für die die Betreiber selber die notwendigen Genehmigungsunterlagen bisher nicht vorgelegt haben.

    (Dr. Laufs [CDU/CSU]: Das trifft nicht zu! Der Bund hat die Aufsichtspflicht und ist weisungsbefugt!)

    Diese Unterlagen sind dem Innenausschuß vorgelegt worden. Sie könnten sie kennen, wenn Sie sich einmal die Mühe machten, das alles zu lesen.

    (Beifall bei der FDP)

    Ich habe, wie gesagt, nur wenig Zeit, die Position der Kollegen deutlich zu machen, die der Auffassung sind, daß auch im Rahmen der Energiepolitik der Umweltschutz eine größere Bedeutung haben müßte. Ich möchte mich darum bemühen, mich ohne Schuldzuweisungen auf ganz wenige Kernpunkte zu beschränken.
    Erstens. In dem Bericht wird als erster Schwerpunkt die Einsparung von Energie genannt. Trotzdem wird von einer Verdopplung der Weltenergienachfrage bis zum Jahr 2000 ausgegangen. In dem Bericht wird nicht genügend erkennbar, wie die spezifischen Energieeinsparprognosen der Industrie selbst eingeordnet werden. So geht immerhin die eisenschaffende Industrie davon aus, daß bei einem Index von 1980 gleich 100 der Energieverbrauch, im Jahr 2000 auf 82 gesenkt wird, während die chemische Industrie davon ausgeht, daß in ihrem Bereich ein Index von 65 und von der Industrie im Querschnitt insgesamt ein Index von 74 erreicht wird.
    Man muß feststellen, daß die Bundesregierung in ihrem Bericht davon ausgeht, daß der Verbrauch an Primärenergie mehr steigen wird als der Verbrauch an Endenergie. Das sich aus dieser Annahme ergebende überproportionale Wachstum des Verbrauchs elektrischer Energie ist die denkbar teuerste Form des Energieverbrauchs, wenn man alle ökologischen Folgeprobleme einbezieht. Die bei über 60 % der eingesetzten Primärenergie liegenden Verluste — auf Grund der Umwandlung und des Transports — erfordern verstärkte Initiativen, die enormen Mengen an Abwärme sinnvoll zu verwenden und die Primärenergie jedenfalls dort bis zum Endverbraucher zu bringen, wo elektrische Energie nur dazu genutzt werden soll, um ihrerseits in Wärme umgewandelt zu werden.
    Das Dogma vom freien Wettbewerb der leitungsgebundenen Energieträger ist aus zwei Gründen eine Unterlassung: weil man ernsthaft kaum von einem wirklichen Wettbewerb auf dem Energiemarkt sprechen kann und weil es außerdem keinen wirklichen Wettbewerb geben kann, wenn er zu Lasten der Umwelt geführt wird, d. h. also diejenigen Kosten nicht einbezogen werden, die der Gesellschaft nicht nur durch die Immission von Schadstoffen, sondern auch durch die ungelösten Probleme der enormen
    Abwärmemengen und der Entsorgung von radioaktivem Müll entstehen müssen.

    (Beifall bei der FDP)

    Zweite Bemerkung. Wir hören häufig das Argument, daß die Politik „weg vom 01" im Interesse der Entwicklungsländer notwendig sei. Diese Behauptung hält einer ernsthaften Nachprüfung nur in geringem Umfang stand. In der Bundesrepublik werden nur noch 5 % des gesamten Ölverbrauchs zur Erzeugung elektrischer Energie verwendet. Daraus folgt, daß die verstärkte Produktion elektrischer Energie durch Kernkraft den Ölverbrauch nur noch gering beeinflussen kann.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Das ist genau der große Fehler, den Sie machen! — Wissen Sie, wovon Sie reden? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Entscheidend ist, daß die Industrieländer einen überproportionalen Verbrauch an Energie haben und daß die Bundesrepublik und die Vereinigten Staaten geradezu an der Spitze der Energieverschwender auf der Erde stehen. Wenn die Völker der Dritten Welt unseren Lebensstandard mit derselben energieverschwendenden Technik erreichen wollen, wie wir sie heute benutzen, dann müßte das katastrophale Folgen sowohl für den Energiemarkt als auch für die Umwelt haben. Darum setzt der Ausgleich des Lebensstandards auf unserer Erde die Entwicklung einer energiesparenden Technik voraus und nicht in erster Linie die Vermehrung der Energieproduktion.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)

    Dritte Bemerkung, zur Bundesrepublik: Man muß ehrlicherweise sagen, daß das Problem der Entsorgung von radioaktivem Abfall ungelöst ist. Es gibt Grundsätze der Entsorgung, aber man muß ehrlich sagen, daß mit den Grundsätzen auf dem Papier die technische Realisierung nicht greifbarer geworden ist.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD)

    Das gilt sowohl für die Wiederaufarbeitungsanlage als auch für die Endlagerung in Gorleben, für die der bekannte bergmännische Grundsatz gilt, daß es vor der Hacke dunkel ist.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Niemand kann heute sagen, daß Gorleben für die Endlagerung ungeeignet ist. Aber es ist viel wichtiger, daß heute niemand sagen kann, daß Gorleben für die Endlagerung tatsächlich geeignet ist.
    Daraus folgt, daß wir uns bei einem weiteren Zubau von Kernkraft immer mehr der Hoffnung hingeben, daß es sich schon irgendwie lösen wird. Das heißt, wir manövrieren uns selber in eine Erpressungssituation hinein, in der wir die Sklaven technischer Entwicklungen und früher getroffener Entscheidungen werden, die wir nicht mehr beeinflussen können.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD)




    Dr. Hirsch
    Viertens. Der Brutreaktor in Kalkar ist ein hervorragendes Beispiel für eine solche Nötigungssituation.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Da haben Sie kräftig mitgewirkt!)

    Wir reden immer über die Baukosten des Brüters, aber ich habe noch nichts darüber gehört, wer die zu erwartenden Betriebskostendefizite finanzieren soll, die in zehn Jahren ebenfalls 3 Milliarden DM ausmachen könnten. Über die Katastrophenschutzprobleme im Umkreis um den Reaktor — es handelt sich immerhin um eine halbe Million Menschen, die dort leben — will ich nichts sagen. Es mag richtig sein, daß die Eintrittswahrscheinlichkeit gering ist. Wenn aber ein Unfall eintritt, dann wird er schreckliche Folgen haben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Angstmacherei! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Das Entscheidende ist aber die Tatsache, daß die Brütertechnologie uns immer weiter in irreversible technische Zwänge hineinziehen wird. Das ist in dem Beschluß des OVG Münster vom 18. August 1977 mit großer Sorgfalt ausgeführt worden. Die Brütertechnik erzwingt die Wiederaufarbeitung der Brennelemente. Sie ist eine endgültige Absage an die Endlagerung ohne Wiederaufarbeitung. Sie erzwingt den Umgang mit wachsenden, gezielt produzierten Mengen von Plutonium 239 mit einer Halbwertzeit von 25 000 Jahren, einem Material also, das zum Bau weiterer Kernkraftwerke zwingen wird und das waffenfähig ist, ohne daß es darüber eine überzeugende internationale Kontrolle gibt. Die Politik wird auf eine solche Entwicklung nur noch reagieren können. Die Zwänge entgleiten unserer Entscheidung, und wir werden um unseres eigenen Wohlstands willen vielen nachfolgenden Generationen ein Erbe hinterlassen, um das sie uns wahrhaftig nicht gebeten haben.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)

    Ich bedaure, daß die Bundesregierung sich in dieser Frage nur zu der farblosen Bemerkung herbei-läßt, daß sie zur Kenntnis nimmt, daß der Bundestag sich mit dieser Frage noch einmal beschäftigen möchte.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Angesichts der irreversiblen Folgen muß man darauf bestehen, daß der Deutsche Bundestag, d. h. jeder einzelne Abgeordnete, in seiner Entscheidung über die Inbetriebnahme von Kalkar frei bleibt und daß diese Entscheidung erst dann getroffen werden kann und darf, wenn der Abschlußbericht der Enquete-Kommission zu den offenen risiko-orientierten Fragen vorliegt.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Letzte Bemerkung. Der Bericht der baden-württembergischen Datenschutzbeauftragten, daß in diesem Land jahrelang die Besucher von Kernkraftwerken vom Verfassungsschutz dieses Landes überprüft wurden, ohne daß diese Besucher das wußten, scheint allen denen recht zu geben, die im Zusammenhang mit der Kernenergie jedenfalls von der Gefahr des Atomstaats reden.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: Unglaublich!)

    Es sollte die politische Verpflichtung sowohl der Bundesregierung als auch aller Bundesländer sein, zu diesem bemerkenswerten Vorgang eine klare und eindeutige Stellungnahme abzugeben, damit wir wissen, ob Baden-Württemberg auch in dieser Frage ein „Musterländle" ist.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Zuruf von der CDU/CSU: Hirsch heißt der Mann!)