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ID0907615500

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    Plenarprotokoll 9/76 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 76. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 Inhalt: Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde 4349 A Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Dritte Fortschreibung des Energieprogramms der Bundesregierung — Drucksache 9/983 - Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 4361D, 4403C Dr. Riesenhuber CDU/CSU 4366 C Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 4372 A Beckmann FDP 4376 C Dr. Probst CDU/CSU 4379 D Reuschenbach SPD 4382 D Dr.-Ing. Laermann FDP 4386 B Dr. Freiherr Spies von Büllesheim CDU/ CSU 4389 A Dr. von Bülow, Bundesminister BMFT 4392 A Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU 4394 B Schäfer (Offenburg) SPD 4396 C Dr. Laufs CDU/CSU 4398 D Dr. Hirsch FDP 4401 D Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung über die Gespräche des Bundeskanzlers am 5. und 6. Januar 1982 in Washington sowie über aktuelle Fragen der Ost-West-Beziehungen Schmidt, Bundeskanzler 4404 B Dr. Kohl CDU/CSU 4413 B Dr. Ehmke SPD 4422 B Genscher, Bundesminister AA 4428 D Klein (München) CDU/CSU 4433 D Mischnick FDP 4438 B Wischnewski SPD 4442 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen der SPD und FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU Zweites Folgetreffen der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa in Madrid — bisherige Verwirklichung der Schlußakte in Helsinki — weiterführende Vorschläge zur Schlußakte von Helsinki — Drucksachen 9/803, 9/1251 — . . . . 4445C Beratung des Antrags der Abgeordneten Lorenz, Baron von Wrangel, Jäger (Wangen), Schulze (Berlin), Graf Huyn, Dr. Kunz (Weiden), Dr. Hennig, Lintner, Lowack, Frau Berger (Berlin), Böhm (Melsungen), Sauer (Salzgitter), Dr. Schwarz-Schilling, Kittelmann, Dr. Mertes (Gerolstein), Höffkes, Werner, Dr. Wörner, Clemens, Straßmeir, Schwarz, Schröder (Lüneburg) und der Fraktion der CDU/CSU Presse- und Informationsfreiheit in der DDR — Drucksache 9/1047 — Jäger (Wangen) CDU/CSU 4445 D Dr. Geßner SPD 4448 B Frau Fromm FDP 4450 B II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 76. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Abkommen vom 28. April 1980 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Arabischen Republik Ägypten über die Regelung gewisser Fragen betreffend deutsches Vermögen und zur Verteilung von Entschädigungen für deutsches Vermögen in Ägypten und Honduras — Drucksache 9/990 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 9/1223 — 4452 A Fragestunde — Drucksache 9/1252 vom 8. Januar 1982 — Beteiligung der Bundesregierung an Entscheidungen der USA über Entwicklung, Produktion und Lagerung neuer chemischer Waffen MdlAnfr 41, 42 08.01.82 Drs 09/1252 Hansen fraktionslos Antw StMin Dr. Corterier AA 4349 B, D, 4350 A, B, C, D ZusFr Hansen fraktionslos . . 4349D, 4350 A, B, C ZusFr Dr. Ehmke SPD 4350 A ZusFr Thüsing SPD 4350 D • Gespräche des Bundesaußenministers mit Regierungsmitgliedern von Militärdiktaturen in den letzten drei Jahren MdlAnfr 44 08.01.82 Drs 09/1252 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 4351 A, B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 4351 B, C ZusFr Thüsing SPD 4351 C Zusage der polnischen Militärregierung bezüglich der Weitergeltung der Offenhalteklausel des Ausreiseprotokolls von 1975 MdlAnfr 45 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . 4351D, 4352 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . . 4351D, 4352A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 4352 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 4352 B Verhandlungen mit der niederländischen Regierung über den Bau des Dollarthafens MdlAnfr 49, 50 08.01.82 Drs 09/1252 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA 4352 B, C, D, 4353A, B ZusFr Schröder (Wilhelminenhof) CDU/ CSU 4352 C, D, 4353 A ZusFr Ewen SPD 4353 A Beurteilung der amerikanisch-europäischen Wirtschaftsbeziehungen MdlAnfr 51 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 4353 B, C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 4353 C, D Förderung der Mutterkuhhaltung MdlAnfr 88, 89 08.01.82 Drs 09/1252 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . 4354 A, C, D, 4355A ZusFr Eigen CDU/CSU . . . 4354 B, C ,D, 4355A ZusFr Kirschner SPD 4355A Erforschung des Zusammenhangs zwischen saurem Regen und Tannen- und Fichtensterben MdlAnfr 67 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Laufs CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . . 4355 B, D, 4356 A ZusFr Dr. Laufs CDU/CSU . . . . 4355D, 4356A Einberufung Schwerbehinderter zur Musterung wegen Auskunftsverweigerung der Versorgungsämter MdlAnfr 90, 91 08.01.82 Drs 09/1252 Pauli SPD Antw PStSekr Frau Fuchs BMA . . 4356 B, C, D ZusFr Pauli SPD 4356 C, D Kündigung der Belegung von Kurheimen durch die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte auf Grund der Reduzierung von Kuren MdlAnfr 94, 95 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Enders SPD Antw PStSekr Frau Fuchs BMA . . 4357 A, C, D ZusFr Dr. Enders SPD 4357C, D Verbesserung der Arbeitnehmereinkommen der unteren Lohn- und Gehaltsgruppen angesichts höherer Sozialhilfesätze MdlAnfr 96, 97 08.01.82 Drs 09/1252 Kirschner SPD Antw PStSekr Zander BMJFG 4358 A, B, C, D, 4359 A, B ZusFr Kirschner SPD 4358 B, C, 4359 B ZusFr Heyenn SPD 4358C, D ZusFr Peter (Kassel) SPD 4358 D Struktur und Entwicklung unterschiedlicher Gruppen von Sozialhilfeempfängern MdlAnfr 98, 99 08.01.82 Drs 09/1252 Peter (Kassel) SPD Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 76. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 III Antw PStSekr Zander BMJFG . 4359 C, D, 4360 A ZusFr Peter (Kassel) SPD . . . . 4359C, 4360A Anpassung der Regelsätze nach dem Bundessozialhilfegesetz an die allgemeine Preisentwicklung MdlAnfr 100, 101 08.01.82 Drs 09/1252 Heyenn SPD Antw PStSekr Zander BMJFG 4360 B, D, 4361A ZusFr Heyenn SPD 4360 C, D, 4361 A Durchführung der gegenseitigen Unterrichtung des Bundes und der Länder über Gerichtsentscheidungen gemäß § 72 des Weingesetzes MdlAnfr 103 08.01.82 Drs 09/1252 Herberholz SPD Antw PStSekr Zander BMJFG . . . 4361 A, C ZusFr Herberholz SPD 4361 B, C Nächste Sitzung 4452 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4453* A Anlage 2 Vorübergehender Erlaß der Gebühren für Pakete nach Polen MdlAnfr 30 08.01.82 Drs 09/1252 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Becker BMP . . . . 4453* B Anlage 3 Aussagen des Bundeskanzlers und des Regierungssprechers Becker über die Verantwortung der Sowjetunion für die Ereignisse in Polen; Erklärungen des Bundeskanzlers und des Regierungssprechers über die Verantwortung der Sowjetunion für die Ereignisse in Polen MdlAnfr 38 08.01.82 Drs 09/1252 Reddemann CDU/CSU MdlAnfr 39, 40 08.01.82 Drs 09/1252 Niegel CDU/CSU SchrAntw StSekr Becker BPA 4453* C Anlage 4 Zustimmung des Zentralbankrats und der Bundesbank zur Verlängerung des zinslosen Überziehungskredits an die DDR MdlAnfr 76, 77 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Voss CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . 4454* B Anlage 5 Neuordnung des Kriegsdienstverweigerungsrechts und des Zivildienstes MdlAnfr 102 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . 4454* C Anlage 6 Vorführung der sowjetisch-amerkanischen Fernsehserie „Der unvergessene Krieg" an Schulen MdlAnfr 104, 105 08.01.82 Drs 09/1252 Frau Benedix-Engler CDU/CSU SchrAntw PStSekr Kuhlwein BMBW . . 4454* D Anlage 7 BAföG-Zahlungen an Strafgefangene in Nordrhein-Westfalen MdLAnfr 106, 107 08.01.82 Drs 09/1252 Daweke CDU/CSU SchrAntw PStSekr Kuhlwein BMBW . . 4455* B Anlage 8 Finanzielle Unterstützung der Fernuniversität Hagen MdlAnfr 108 08.01.82 Drs 09/1252 Reddemann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Kuhlwein BMBW . . 4455* C Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 76. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 4349 76. Sitzung Bonn, den 14. Januar 1982 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 15. 1. Dr. Ahrens * 15. 1. Dr. Bardens * 15. 1. Bergerowski 14. 1. Dr. Böhme (Freiburg) 14. 1. Büchner (Speyer) * 14. 1. Echternach 15. 1. Egert 15. 1. Dr. Ehrenberg 15. 1. Erhard (Bad Schwalbach) 15. 1. Feinendegen 15. 1. Frau Geier 15. 1. Dr. Geßner * 15. 1. Haar 15. 1. Dr. Hackel 15. 1. Hauser (Krefeld) 14. 1. Jung (Kandel) * 15. 1. Dr. Kreile 15. 1. Möllemann 15. 1. Müller (Bayreuth) 15. 1. Rawe 14. 1. Reddemann * 15. 1. Rohde 15. 1. Frau Roitzsch 15. 1. Schmidt (Wattenscheid) 15. 1. Schmöle 15. 1. Schulte (Unna) * 15. 1. Dr. Solms 15. 1. Stöckl 15. 1. Dr. Vohrer * 15. 1. Dr. Wendig 15. 1. Dr. Wittmann 14. 1. Baron von Wrangel 15. 1. für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Becker auf die Frage des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Frage 30): Ist die Bundesregierung bereit, für eine befristete Zeit angesichts der wirtschaftlichen Notlage der Bevölkerung in Polen und aus humanitären Gründen private Spendenpakete portofrei zu befördern? Der Bundesregierung sind in letzter Zeit vielfältige Anregungen zugegangen, im Postpaketverkehr mit Polen die Beförderungsgebühren zu senken bzw. zu erlassen. Die Klärung dieser Frage erfordert die Lösung schwieriger rechtlicher und postbetrieblicher Probleme. Anlagen zum Stenographischen Bericht In Anbetracht der Versorgungssituation in Polen und der bisher gezeigten Spendenbereitschaft der Bevölkerung unseres Landes prüft die Bundesregierung zur Zeit, ob und inwieweit der Postpaketverkehr nach diesem Land vorübergehend gebührenmäßig erleichtert werden kann. Sie sieht sich damit in Übereinstimmung mit den Beschlüssen der Außenminister der NATO, humanitäre Maßnahmen für die polnische Bevölkerung auch in Zukunft zu fördern. Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Becker auf die Fragen des Abgeordneten Reddemann (CDU/CSU) und Niegel (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Fragen 38, 39 und 40): Wie kann die Bundesregierung erklären, daß der Bundeskanzler gemeinsam mit dem Präsidenten der USA seine „Sorge über den Druck, den die Sowjetunion auf die polnischen Bemühungen um eine Erneuerung ausübt", ausdrückt und expressis verbis „auf die Verantwortung der Sowjetunion für die Ereignisse in Polen" hinweist, während der Sprecher der Bundesregierung, Staatssekretär Becker, bislang unwiderrufen als Auffassung des Bundeskanzlers und seiner Bundesminister wörtlich versicherte, „Wir teilen die Auffassung nicht, daß die Sowjetunion als Anstifter für die Verhängung des Kriegsrechts (in Polen) zu betrachten ist"? Warum hat Bundeskanzler Schmidt seinen Regierungssprecher angewiesen, Ende Dezember zu erklären, „Wir teilen die Auffassung nicht, daß die Sowjetunion als Anstifter für die Verhängung des Kriegsrechts (in Polen) zu betrachten ist.", und warum hat nunmehr Bundeskanzler Schmidt in etwa eine Woche später, am 5. Januar, gemeinsam mit Präsident Reagan in dem gemeinsamen Kommuniqué folgendes erklärt, „Beide wiesen auf die Verantwortung der Sowjetunion für die Ereignisse in Polen hin und brachten ihre Sorgen über den schwerwiegenden Druck, den die Sowjetunion auf die polnischen Bemühungen uni eine Erneuerung ausübt, zum Ausdruck. ? Welche Meinung ist nunmehr gültig? Zu Fragen 38 und 39: In der Bundespressekonferenz am 30. Dezember 1981 habe ich zur Lage in Polen und zur Reaktion des Westens auf diese Lage Stellung genommen. Ich habe diese Stellungnahme in 12 Punkten zusammengefaßt, die die abgestimmte Meinung der Bundesregierung darstellten. In Punkt 9 dieser Stellungnahme hieß es: „Wir stehen mit der amerikanischen Regierung wie auch mit den anderen Verbündeten und Partnern der Europäischen Gemeinschaft in engem Kontakt. In den Konsultationen sind natürlich auch unterschiedliche Bewertungen der Vorgänge zur Sprache gekommen. Wir sind uns aber alle darin einig, daß ein endgültig gesichertes Urteil über diese Fragen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich ist." In Beantwortung der Frage eines Journalisten zu diesem Punkt habe ich selbst die von mir als theoretisch qualifizierte Frage gestellt, ob die Sowjetunion gewissermaßen als Anstifter der Verhängung des Kriegszustandes in Polen zu betrachten ist, und ge- 4454* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 76. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 sagt, daß wir diese Auffassung nicht teilen. Ich habe diese Fragestellung als theoretisch bezeichnet, weil die Verantwortung der Sowjetunion für die Vorgänge in Polen sich nicht danach bestimmt, wer den letzten Anstoß für die Anordnung des Kriegszustandes in Polen gegeben hat. Es war jedenfalls nicht meine Absicht, mit diesen Ausführungen die Sowjetunion von der Verantwortung für die Verhängung des Kriegszustandes in Polen freizusprechen. Im Gegenteil, ich habe in der Pressekonferenz am 30. Dezember 1981 mehrfach den Brief des Bundeskanzlers an Generalsekretär Breschnew vom 26. Dezember 1981 erwähnt, in dem die Gesamtverantwortung der Sowjetunion für die Ereignisse in Polen angesprochen war. Ich bedauere es, daß meine Antwort von einigen Medien, vor allem im Ausland, fehlinterpretiert wurde. Zu Frage 40: Die Haltung der Bundesregierung zur Frage der sowjetischen Verantwortung für die Ereignisse in Polen ergibt sich aus dem Schlußkommuniqué der Sitzung der Außenminister der 10 EG-Staaten vom 4. Januar 1982, der gemeinsamen Erklärung über die Gespräche des Bundeskanzlers mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika vom 5. Januar 1982 und der von der Sondertagung des Nordatlantikrats auf Ministerebene am 11. Januar 1982 verabschiedeten Erklärung zu den Ereignissen in Polen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Voss (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Fragen 76 und 77): Ist für die weitere Gewährung des zinslosen Überziehungskredits an die „DDR" in Höhe von 850 Millionen DM bis zum 30. Juni 1982, die anläßlich des Besuchs von Bundeskanzler Schmidt in der „DDR" erfolgte, die Zustimmung des Zentralbankrats sowie der Deutschen Bundesbank eingeholt worden, und welche Einlassung ist von dort gegeben worden? Welche ökonomischen, kommerziellen und politischen Gründe sprechen für die jetzige und eventuelle weitere Verlängerungen des zinslosen Überziehungskredits? Zu Frage 76: Die Verlängerung der Swing-Regelung um 6 Monate bis zum 30. Juni 1982 erfolgte in Absprache mit dem Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank. Wegen der Vertraulichkeit der Sitzungen des Zentralbankrates bitte ich um Verständnis, daß ich auf weitere Einzelheiten nicht eingehen kann. Zu Frage 77: Für den Swing gibt es bedeutsame ökonomische, kommerzielle und politische Gründe. Die mit der DDR zu vereinbarende künftige Swing-Regelung gehört insbesondere in den politischen Gesamtzusammenhang der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland mit der Deutschen Demokratischen Republik. An diesem Gesamtzusammenhang hat und wird sich die Verhandlungsposition der Bundesregierung orientieren. Ich bitte um Verständnis dafür, daß es mit Rücksicht auf die Verhandlungsposition vor Verhandlungen mit der DDR nicht hilfreich wäre, hier die Gründe für den Swing und seine künftige Ausgestaltung im einzelnen zu erörtern. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Frage 102): Warum hat die Bundesregierung ihre mir in der Fragestunde vom 24. Juni 1981 gegebene Zusage, den parlamentarischen Gremien noch im Jahr 1981 einen Regierungsentwurf zur Neuordnung des Rechts der Kriegsdienstverweigerung und des Zivildienstes zuzuleiten, nicht eingehalten, und warum braucht die Bundesregierung vier Jahre, um endlich die Konsequenzen aus einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu ziehen und damit ihrer Ankündigung in der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu entsprechen? Die Antwort in der Fragestunde vom 24. Juni 1981, auf die Sie sich berufen, entsprach dem damaligen Sach- und Meinungsstand. Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 13. April 1978 gibt es Bemühungen um eine interfraktionelle Lösung. Zunächst haben alle drei Fraktionen in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe einen Gesetzentwurf erarbeitet, zu dem die Bundesregierung Formulierungshilfe geleistet hat. Zu einer gemeinsamen Einbringung kam es leider nicht, weil die CDU/CSU-Fraktion sich dazu entschloß, den gemeinsam erarbeiteten Entwurf mit Abweichungen in einigen wichtigen Punkten einzubringen. Beide Entwürfe scheiterten kurz vor Ende der 8. Legislaturperiode. Inzwischen ist die interfraktionelle Diskussion fortgeführt worden. In einem interfraktionellen Gespräch am 1. Dezember 1981 im Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit haben Vertreter aller drei Bundestagsfraktionen darin übereingestimmt, daß eine gemeinsame Regelung angestrebt werden soll. Dabei wurde in Aussicht genommen, bis zur Sommerpause 1982 die interne Meinungsbildung abzuschließen und noch im Laufe des Jahres einen Gesetzentwurf einzubringen. Angesichts des Standes der Diskussion im Parlament konnte die Bundesregierung davon absehen, einen eigenen Gesetzentwurf vorzulegen. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Kuhlwein auf die Fragen der Abgeordneten Frau Benedix-Engler (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Fragen 104 und 105): Trifft es zu, daß der Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft empfohlen hat, die 15teilige sowjetisch-amerikanische Fernsehserie „Der unvergessene Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 76. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 4455" Krieg" an Schulen vorzuführen, und heißt das, daß er sie für geeignet hält, die Enkel der Kriegsgeneration ein so schwerwiegendes Stück Zeitgeschichte nacherleben zu lassen? Billigt die Bundesregierung gegebenenfalls die Empfehlung des Staatssekretärs im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft, und wenn ja, bedeutet dies, daß sie den Film, der erwiesenermaßen keinen Anspruch auf Objektivität erheben kann, für geeignet hält, der jungen Generation wieder ein ungebrochenes Verhältnis zur deutschen Geschichte zu vermitteln und die bedrohlichen Verständigungsschwierigkeiten zwischen den Generationen beheben zu helfen? Zu Frage 104: In seinem Kommentar im Funkreport vom 15. September 1981 hat Staatssekretär Dr. Granzow zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dieser Fernsehserie und zu einer breiten Diskussion über die dort dargestellten Schrecken des Krieges, die Leiden und Opfer, vor allem auch der sowjetischen Bevölkerung aufgefordert. Insofern stimmt Dr. Granzow mit dem Niedersächsischen Kultusminister Dr. Remmers überein, der eine vertiefte Auseinandersetzung mit diesem Filmmaterial in den Schulen angeregt hat. Es kann gar keinen Zweifel daran geben, daß die Fernsehserie einen Beitrag zum Nacherleben eines schwerwiegenden Stückes Zeitgeschichte darstellt. Zu Frage 105: Die Bundesregierung hält es für richtig, daß Jugendliche und Erwachsene sich mit dieser Serie auseinandersetzen. Zweifellos hat die Fernsehreihe dokumentarische Schwächen; Fehleinschätzungen geschichtlicher Fakten sind nicht zu übersehen. Dennoch leistet diese Dokumentation einen Beitrag dazu, der Jugend ein tieferes Verständnis der Schrecken des Krieges zu übermitteln. Notwendige Voraussetzung ist, daß diese Filmdokumente durch sachkundige Erläuterungen begleitet und mit den Jugendlichen diskutiert werden. Eben dazu hat Staatssekretär Granzow aufgefordert. Diesem Zweck dienen auch die mediendidaktischen Handreichungen zu dieser Sendereihe, die für Kursleiter in der Erwachsenenbildung entwickelt wurden. Im übrigen kann es nicht alleiniges Ziel des Geschichtsunterrichts sein, ein „ungebrochenes" Verhältnis zur deutschen Geschichte zu vermitteln; gerade im Hinblick auf die jüngste Zeitgeschichte kommt es eher auf eine möglichst differenzierte Betrachtung des Geschehens und der handelnden Personen an. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Kuhlwein auf die Fragen des Abgeordneten Daweke (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Fragen 106 und 107): Sind der Bundesregierung Presseberichte bekannt, wonach Strafgefangene in Nordrhein-Westfalen BAföG-Zahlungen erhalten, und wenn ja, wie beurteilt die Bundesregierung diesen Vorgang? Sieht die Bundesregierung bei der Zahlung von BAföG-Geldern n Strafgefangene den Gleichheitsgrundsatz verletzt, wenn Gefangene bis zu 161 DM BAföG beziehen, was dem monatlichen Arbeitsentgeld eines acht Stunden täglich arbeitenden Gefangenen entspricht? Zu Frage 106: Ja, entsprechende Presseberichte sind der Bundesregierung bekannt: Viele Strafgefangene durchlaufen während der Haftzeit Schul- oder Berufsausbildungen. Soweit es sich dabei um Ausbildungen handelt, die nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz förderungsfähig sind, werden Leistungen nach diesem Gesetz grundsätzlich auch an Strafgefangene gewährt. Die Höhe der Ausbildungsförderung richtet sich nach den in §§ 12, 13 BAföG genannten Bedarfssätzen, von denen allerdings die Kosten für Unterbringung und Verpflegung abgezogen werden. Auch unter dem Gesichtspunkt der Resozialisierung erscheint eine finanzielle Förderung für Strafgefangene in der Ausbildung sinnvoll. Zu Frage 107: Nein, die Bundesregierung sieht den Gleichheitsgrundsatz nicht als verletzt an. Mit dem Arbeitsentgelt wird für die Arbeitsleistung eines Strafgefangenen nach den im Strafvollzug geltenden Grundsätzen bezahlt. Wenn Gefangene eine im Sinne der §§ 2, 3 BAföG förderungsfähige Ausbildung absolvieren, haben sie (sofern die übrigen gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt werden) Anspruch auf Ausbildungsförderung, die auch etwaige Ausbildungskosten mit abdeckt. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Kuhlwein auf die Frage des Abgeordneten Reddemann (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Frage 108): Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, der mittlerweile auf 36 639 Studenten angewachsenen Fern-Universität Hagen finanzielle Unterstützung zur Erfüllung ihrer bundesweiten Aufgaben zu geben? Die Möglichkeiten der Bundesregierung, eine Hochschule eines Landes in ihrer Arbeit zu fördern, sind durch die Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern eng begrenzt. Die Bundesregierung hat unter weitgehender Ausschöpfung der vorhandenen Möglichkeiten der Fernuniversität bis einschließlich 1981 über die Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau Investitionsmittel in Höhe von etwa 27 Millionen DM, für Modellversuche etwa 9,9 Millionen DM und für Vorhaben der Bildungsforschung etwa 530 000 DM zur Verfügung gestellt. Auch für die kommenden Jahre sind für Modellversuche und Forschungsvorhaben Mittel für laufende und neue Vorhaben geplant. Ihre Höhe ist noch nicht absehbar, solange konkrete Anträge des Landes nicht vorliegen. Welche Investitionsvorhaben nach dem Hochschulförderungsgesetz in den kommenden Jahren mitfinanziert werden können, läßt sich erst nach Abschluß der Beratungen im Wissenschaftsrat und im Planungsausschuß für den Hochschulbau über die weitere Ausbauplanung absehen. Die entsprechenden Beschlüsse sollen bis Ende März gefaßt werden.
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    Rede von Dr. Andreas von Bülow


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich ein paar Bemerkungen zur Dritten Fortschreibung aus meiner Sicht machen.
    In den Schwerpunkten der Dritten Fortschreibung finden sich die Kernziele sozialdemokratischer Energiepolitik wieder. Sparsame und rationelle Energieverwendung ist die vorrangige Daueraufgabe. Der Ölanteil muß gesenkt, das Angebot aller anderen verfügbaren Energien erhöht werden. Die deutsche Kohle wird vor dem Hintergund des Vertrages zwischen dem Steinkohlenbergbau und der Elektrizitätswirtschaft stabilisiert. Die Fernwärme aus Kraft-Wärme-Koppelung und Abwärme soll einen größeren Versorgungsbeitrag leisten. Die Energieversorgungskonzepte werden für die lokale Energiesituation von großer Bedeutung werden. Mit ihnen sollen die Bedarfsabschätzung der verschiedenen Energiearten verbessert und regionale und lokale Gesamtstrategien möglich werden. Die Kernenergie wird im Rahmen des notwendigen Grundlastbedarfs ausgebaut.
    Dieser energiepolitische Kurs entspricht weitgehend auch den Empfehlungen der Enquete-Kommission „Zukünftige Kernenergiepolitik" der letzten Legislaturperiode.
    Ich weiß, daß die Dritte Fortschreibung von manchen kritisiert wird: die Datenbasis sei veraltet, weil die Prognosen der Institute mit 1978 abschlössen; damit blieben wichtige Einsparergebnisse der letzten zweieinhalb Jahre unberücksichtigt und dies würde zwangsläufig zu falschen Einschätzungen der Einsparmöglichkeiten und damit zu unausgewogenen Akzenten der Dritten Fortschreibung führen. — Ich habe mich nicht gewundert, daß die PrognoseErgebnisse der Institute bezüglich der Kernenergie auf Kritik gestoßen sind. Aber über Prognosen sollten wir uns nicht wieder zu einer politischen Phantomjagd tragen lassen. Die Prognosen haben eben keinen entscheidenden politischen Stellenwert. Sie wurden lediglich als Informationshilfen herangezogen; mehr können sie nicht leisten. Entscheidend ist, daß wir auf die tatsächliche weitere Entwicklung flexibel reagieren. Überzogene Prognosen sollen und dürfen nicht als Entscheidungsgrundlage verwendet werden.
    Die Dritte Fortschreibung ist nicht auf eine bestimmte energiepolitische Entwicklung mit bestimmten Anteilen von Energieträgern zugeschnitten, sondern sie ist flexibel genug, um ein breites Band energiepolitischer Entwicklungen im Rahmen einer grundsätzlichen Orientierung zu ermöglichen und zu fördern. Es wird kein energiepolitischer Weg ausgeschlossen, der einen Versorgungsbeitrag leisten oder einen Einsparerfolg bringen könnte. Wir brauchen alle verfügbaren Energiearten.
    Nach meiner Überzeugung wird dieser breite Ansatz der Energiepolitik von einer großen Mehrheit der Bürger verstanden und getragen. Trotz vieler Unkenrufe stehen wir seit 1973 ja nicht schlecht da. Weder ist die Sicherheit der Energieversorgung preisgegeben, noch haben wir den vielbeschworenen Atomstaat. Vielmehr haben wir erhebliche Einsparerfolge.
    Ich weiß, daß auch die Einschätzung des zukünftigen Energie-Einsparpotentials mit methodischen und statistischen Schwierigkeiten belastet ist und von vielen schwer voraussehbaren Faktoren abhängt. Frühere Prognosen haben den Energiebedarf bei weitem überschätzt und die Einsparpotentiale unterschätzt. Ebenso wäre heute der Erkenntniswert für die Energiepolitik gering, wenn einem Maximum bei der Einschätzung des Einsparpotentials ein Minimum bei der Einschätzung der Bedarfsentwicklung gegenübergestellt würde.
    Daraus die einfache energiepolitische Schlußfolgerung zu ziehen, jetzt auf den Zubau von Kraftwerken zu verzichten, ist bei den sehr langen Vorlaufzeiten, die Investitionen im Energiebereich fast generell aufweisen, unsinnig. Energiepolitik muß langfristig und kontinuierlich betrieben werden.
    Andererseits bin ich der Überzeugung, daß das Einsparpotential auch heute noch höher ist, als viele in früheren Phasen der energiepolitischen Diskussion geglaubt haben. Fortschreibungen des Status quo greifen hier zu kurz. Wir sind noch keineswegs am Ende der Möglichkeiten von modernen Technologien. Die beträchtlichen Chancen der Mikroelektronik in diesem Bereich — insbesondere dort, wo 01 verbraucht wird — nenne ich als Beispiel.
    Zum Ausbau der Kernenergie führt die Dritte Fortschreibung aus, daß der gegenwärtige Beitrag der Kernenergie sowie die Planungs- und Bauzeiten nicht den energie- und industriepolitischen Erfordernissen entsprechen. Wenn Sicherheit und Entsorgung gewährleistet werden, halte ich daher einen Ausbau der Kernenergie im Grundlastbereich — ich betone: im Grundlastbereich — nach Bedarf für erforderlich.
    Damit liegen wir auf der Linie der Koalitionsparteien; dies ist auch mit den Empfehlungen der Enquete-Kommission vereinbar, die doch jeweils einen weiteren Zubau von Kernkraftwerken zulassen. Tatsächlich ist aber der Ausbau der Kernenergie hinter dieser Linie in den letzten Jahren zurückgeblieben;

    (Gerstein [CDU/CSU]: Warum wohl?)




    Bundesminister Dr. von Bülow
    denn seit Juli 1977 hat es keine neue erste Teilerrichtungsgenehmigung für ein Kernkraftwerk mehr gegeben.

    (Dr. Probst [CDU/CSU]: Das habe ich gesagt!)

    Die nüchterne Betrachtung dieser Situation, die gegenwärtige Struktur unseres Kraftwerksparks in den verschiedenen Lastbereichen, die Kostenvor-
    und -nachteile verschiedener Kraftwerkstypen sowie die wettbewerbspolitischen Konsequenzen eines - ungünstigen Strompreisniveaus im internationalen Vergleich sind Tatsachen, an denen eine verantwortliche Energiepolitik nicht vorbeigehen kann.
    Der erforderliche Ausbau der Kernenergie hängt von der tatsächlichen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, den weiteren Einsparerfolgen und den entsprechenden Investitionsentscheidungen der Wirtschaft ab. Wie viele Kernkraftwerke das im einzelnen in den nächsten 15 Jahren werden, kann deshalb heute niemand genau sagen. An dieser Frage sollte man sich auch nicht verkämpfen. Das gibt nur Schaukämpfe. Was wir brauchen, ist eine sachliche Diskussion, die die ökonomischen Rahmenbedingungen berücksichtigt. Es gehört deshalb zu den Maßnahmen zur Überwindung der gegenwärtigen Wirtschaftslage, daß wir der deutschen Industrie den Zugang zu einer besonders günstigen Energiequelle, die andere Länder konsequent nutzen, nicht versperren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir müssen auch den Strombedarf und seine Entwicklung — auch die Kostenentwicklung — im Auge behalten, um von dieser Seite in eine Debatte einzusteigen, welches Niveau und welche Struktur die Kraftwerksleistung in der Bundesrepublik Deutschland zukünftig haben soll. Wir werden in den nächsten Jahren festzustellen haben, ob die Institute mit ihrer Meinung recht haben, daß der Stromverbrauch überproportional — nämlich um rund 3 % jährlich — wachsen wird, oder ob es auch beim Strom eher zu einer Art Plafondierung des Bedarfs kommen wird. Von diesen ökonomischen Bedingungen wird der Ausbau der Kernenergie bestimmt und nicht von Grundsatzerklärungen oder Fensterreden.
    Mit Blick auf die längerfristige Energiesicherung fördert die Bundesregierung die fortgeschrittenen Reaktorlinien, also die Prototypkraftwerke eines Schnellen Brüters in Kalkar und eines Hochtemperaturreaktors in Schmehausen. Die finanziellen Probleme bei beiden Projekten sind bekannt. Die Bundesregierung strebt an, beide Projekte trotz dieser Schwierigkeiten zum Erfolg zu führen. Diese Anstrengungen sind gerechtfertigt, da fortgeschrittene Reaktorlinien gerade einem rohstoffarmen Land wie der Bundesrepublik angesichts der weltweiten Versorgungslage im Energiebereich, die zukünftig eher noch schwieriger wird, die große Chance eröffnen, von Energieimporten zumindest für die Stromversorgung unabhängiger zu werden und eigene Energierohstoffe wie die Kohle besser auszunutzen.
    Die Bundesregierung hält in der gegenwärtigen Situation allerdings eine stärkere Beteiligung der Elektrizitätswirtschaft an den Kosten des Schnellen Brüters in Kalkar für unausweichlich und absolut erforderlich. Ich möchte betonen, daß diese Forderung ihren Grund nicht allein in den aktuellen Finanzierungsproblemen hat. Hier geht es auch darum, die künftigen Nutzer einer Technologie rechtzeitig und verantwortlich an der Entwicklung zu beteiligen, weil nur so die Gefahr von teuren Fehlentscheidungen vermindert werden kann. Das ist eine Grundsatzfrage.
    Die stärkere Beteiligung der Elektrizitätswirtschaft am SNR 300 ist aber auch eine Frage der Glaubwürdigkeit ihrer Energiepolitik.

    (Zuruf von der SPD: Sehr wahr!)

    Man kann nicht einerseits die Entwicklung der Schnell-Brüter-Technologie für notwendig halten und vom Staat erwarten, für eine Nutzung dieser Technologie alle Voraussetzungen zu schaffen — auch alle Konflikte zu bereinigen —, andererseits aber substantielle finanzielle Eigenleistungen ablehnen.
    Über die bisher von RWE, NWK und PREAG bedingt zugesagten Mittel über zusätzlich insgesamt 547 Millionen DM hinaus konnten in den letzten Wochen zwar noch keine weiteren Zusagen für Beiträge von Elektrizitätsversorgungsunternehmen eingeholt werden, es gibt aber positive Anzeichen, daß sich, nicht zuletzt durch die Mitwirkung der Landesregierungen von Bayern und Baden-Württemberg, auch süddeutsche Unternehmen an der Finanzierung des SNR beteiligen werden. Insbesondere die großen bayerischen Elektrizitätsversorgungsunternehmen haben ihre grundsätzliche Bereitschaft zur Mitfinanzierung erklärt. Bund und Länder müssen gemeinsam ihrer politischen Verantwortung auch bei längerfristiger Orientierung von wichtigen Fachpolitiken gerecht werden.
    Trotz dieser positiven Tendenz ist die Situation um den SNR 300 durchaus nicht entspannt oder gar gelöst. Weil die dem Bund verfügbaren Mittel zur Finanzierung des Projekts im Vorgriff auf die Leistungen der Elektrizitätsversorgungsunternehmen nur noch bis Mitte Februar reichen, sind zur planmäßigen Fortführung des Projekts anschließend weitere Mittelzusagen unbedingt erforderlich. Es muß allen Beteiligten klar sein, daß sonst das Projekt Schneller Brüter akut gefährdet wäre.
    Bis Mitte Februar dieses Jahres erwarte ich, daß die Elektrizitätswirtschaft ihre Beteiligung in Aussicht stellt.
    Bei den vorliegenden bedingten Zusagen für eine stärkere Mitfinanzierung will ich hier erwähnen, daß die Elektrizitätsversorgungsunternehmen erklärt haben, daß sie die Entscheidung des Deutschen Bundestages über seinen Vorbehalt zur Inbetriebnahme des SNR 300 abwarten wollen. Ich begrüße, daß der Deutsche Bundestag die Enquete-Kommission aufgefordert hat, ihre Empfehlung zur Inbetriebnahme des SNR 300 dem Bundestag noch vor der Sommerpause zuzuleiten, und ich würde es für sehr hilfreich halten, wenn wir alsbald danach die



    Bundesminister Dr. von Bülow
    entsprechende Diskussion hier im Plenum durchführen könnten.
    Meine Damen und Herren, ich halte es mit der Enquete-Kommission für richtig, die Handlungsspielräume der Energiepolitik zu erweitern. Dazu kann die Technologiepolitik sicher einen wichtigen Beitrag leisten. Ich halte es für falsch, dieses Ziel mit dem Verzicht auf einzelne leistungsfähige Energiequellen oder der Unterbewertung von Energieeinsparpotentialen zu verbinden. Damit würde die Handlungsfähigkeit gefährlich eingeengt.
    Energiepolitik kann in einem demokratischen Staat nicht verordnet werden. Dies gilt für den Ausbau der Kernenergie ebenso wie für eine Ausschöpfung eines rein rechnerisch ermittelten Einsparpotentials auf administrativem Weg. Die Qualität der energiepolitischen Diskussion ist mit davon abhängig, wie sich der Bürger durch Politiker, Wissenschaftler, Ingenieure und Energiewirtschaftler informiert und aufgeklärt fühlt. Je mehr die kritische Begleitung des Bürgers durch Sachkunde, durch Verständnis für wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge und durch Kenntnis langfristiger Zielsetzungen gekennzeichnet ist, desto wirkungsvoller und fruchtbarer ist sie.
    Partikulare Einzelinteressen, etwa nach dem Sankt-Florians-Prinzip, oder ideologische Rechtgläubigkeit mit intoleranten Ausschließlichkeitsansprüchen der einen oder der anderen Art sind weder im energiepolitischen Alltag noch in der kritischen Diskussion hilfreich. — Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Kansy.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr.-Ing. Dietmar Kansy


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nach den hier schon mehrmals zu Recht dargestellten Erfolgen beim Energieeinsparen, die wir als CDU/CSU begrüßen und weiter fördern werden, sind doch noch einige Anmerkungen nötig.
    Sparsame und rationelle Energieverwendung, Herr Kollege Rauschenbach, Herr Minister Bülow,

    (Reuschenbach [SPD]: Reuschenbach!)

    — Pardon: Reuschenbach — ist zwischenzeitlich nicht nur politisch unumstritten, sondern auch von den Verbrauchern unter dem Eindruck des Marktes anerkannt worden.

    (Dr. Riesenhuber [CDU/CSU]: So ist es!)

    Herr Bülow, zumindest wir als CDU/CSU werden
    — und ich hoffe, daß Ihre Ankündigungen tatsächlich Wirklichkeit werden — auch solche Möglichkeiten im Auge behalten, die vielleicht schon wieder in Gefahr sind, aus ideologischen Gründen links liegen gelassen zu werden — wie z. B. den von Ihnen hier genannten Einsatz der Mikroelektronik beim Energiesparen. Aus einer Studie der Fraunhofer-Gesellschaft, die Sie selber in Auftrag gegeben haben, geht hervor, daß 8 bis 9 % des Endenergieverbrauchs durch Einsatz der Mikroelektronik eingespart werden könnten; ein weiteres wesentliches Argument, diese Technologie ideologiefreier zu diskutieren, als das teilweise in diesem Lande passiert.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die erzielten Erfolge wurden vom Wirtschaftsminister dargestellt. Es ist außerordentlich begrüßenswert, daß der Anteil des Öls am Primärenergieverbrauch von 1973 bis 1981 von 55% auf 45% zurückgegangen ist. Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, es wäre außerordentlich leichtfertig, diese Sparerfolge so zu deuten, als ob sich diese Entwicklung unbegrenzt fortsetzen ließe. Der Primärenergieverbrauch insgesamt stieg von 1973 bis 1980, wie die Bundesregierung zu Recht bei der Fortschreibung dargelegt hat, trotz einer Zunahme des Bruttosozialprodukts von 17,5% zwar nur um 3,1 % — erfreulich! Der wesentliche Rückgang von Primärenergie- und Ölverbrauch lag aber 1980 und 1981 — das kann man nicht oft genug sagen —, nämlich mit etwa 14 % beim Primärenergieverbrauch und etwa 22 % beim Ölverbrauch. Diese Jahre waren Jahre wirtschaftlicher Rezession und zunehmender Arbeitslosigkeit. Zudem waren auch beim Energiesparen — wie überall — die ersten Erfolge am leichtesten zu erzielen. Der Verbraucher war bereit mitzuziehen, weil es wirtschaftlich vernünftig war und die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse nicht aus dem Gleichgewicht gebracht wurden.
    Die CDU/CSU hält deswegen die Auffassung der Bundesregierung in der Fortschreibung für richtig — ich wiederhole das hier an dieser Stelle —, daß die Grundlage der Energiesparpolitik ihre Steuerung über Markt und Preis ist. Ich möchte vielleicht noch einmal anfügen, daß die Bundesregierung hier eher dem Minderheitsvotum der Enquete-Kommission gefolgt ist als dem Mehrheitsvotum.

    (Dr. Riesenhuber [CDU/CSU]: Weil es richtig ist!)

    Wir möchten in diesem Zusammenhang — ich sage das mit aller Härte — Versuche zurückweisen, Energiesparen als Ersatz für eine ausreichende Energievorsorgepolitik zu betrachten,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    es sozusagen auch zum ideologischen Vehikel zu machen. Was heißt: Das macht keiner? Ich darf mit Zustimmung der Frau Präsidentin einen Satz unseres Kollegen Schäfer zitieren, der heute leider fast schon zu oft genannt wird. Es gibt ja auch noch andere. Ich zitiere aus der Debatte am 10. Dezember.
    Die Frage, ob auf Kernenergie verzichtet werden kann, entscheidet sich mit der Frage, ob es möglich ist, entsprechende Energieeinsparpotentiale gesellschaftliche Wirklichkeit werden zu lassen.
    Meine Damen und Herren, es ist doch genau der falsche Weg, zu suggerieren, als ob Sparpolitik allein die Probleme lösèn kann.

    (Kolb [CDU/CSU]: Darum dürfte der auch heute nicht reden!)

    Wer in einer Zeit mit 1,7 Millionen Arbeitslosen, mit Hunderttausenden gefährdeter Arbeitsplätze,



    Dr.-Ing. Kansy
    mit geburtenstarken Jahrgängen, die fast 1 Million zusätzlicher Arbeitsplätze bis zum Ende dieses Jahrzehnts erfordern,

    (Schäfer [Offenburg] [CDU/CSU]: Wieviel?)

    sein Credo auf diese Option beschränkt und verkündet, Energiesparen sei unsere beste Energiequelle, der gleicht jemandem, der zu Hungernden sagt, die beste Nahrungsmittelquelle sei ausreichendes Fasten.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Hüten wir uns vor solchen irreführenden Schlagworten, die im Geiste der Zeit Probleme nur vernebeln, statt sie zu lösen! Sparen ist ein sehr wichtiger Aspekt der Energiepolitik, aber kein Ersatz für Energiepolitik.
    Dasselbe, meine Damen und Herren, gilt für den Einsatz erneuerbarer Energien. Wir haben die Vorstellung der CDU/CSU dazu schon bei der Diskussion unseres Antrags zum 4,35-Milliarden-Mark-Programm im Juni letzten Jahres vorgetragen. Wir haben begründet, warum wir künftig die knapper werdenden öffentlichen Mittel in einem Nachfolgeprogramm auf die Markteinführung neuer Technologien — z. B. Wärmepumpen —, die Verbesserung von Heizungsanlagen und den Anschluß an Fernheizsysteme — konzentrieren wollen. Nur, auch hier müssen wir uns natürlich fragen: Was können wir real von den neuen Energietechniken erwarten? Die Bundesregierung erwartet, damit 1 bis 5 % des Primärenergiebedarfs im Jahre 2000 abdecken zu können. Ohne die Möglichkeiten von Sonne, Wind, Biomasse, Geowärme und anderen Energiequellen zu unterschätzen, sind wir da sogar noch etwas optimistischer und sehen die 5 % eher als untere Grenze an.
    Dennoch: Auch im Bereich der Solarenergie z. B. wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Eine Bestandsaufnahme ist notwendig — das ist hier schon gesagt worden —, um zu sehen, ob die bisher aufgewendeten öffentlichen Mittel richtig eingesetzt werden. Da gibt es Zweifel. Die CDU/CSU hat im Dezember letzten Jahres dazu eine Kleine Anfrage eingebracht; wir warten noch auf die Antwort.
    Dasselbe gilt für den Wind. Ob sich Großwindanlagen wie GROWIAN mit Gesamthöhen von 150 Meter bei 100 Meter Rotordurchmesser hinsichtlich Stand- zeit, hinsichtlich Kapitalaufwand und auch hinsichtlich Akzeptanz durch die Bevölkerung, die in dieser Gegend zu leben hat, bei einer Leistung von nur 2 Promille eines Großkraftwerkblocks wirklich durchsetzen werden, bleibt abzuwarten, meine sehr geehrten Damen und Herren.

    (Kolb [CDU/CSU]: Hauptsache, sie machen Wind!)

    Dasselbe gilt — ich möchte hier auf die Details nicht eingehen — für die Möglichkeiten im Bereich der Äthanolgewinnung aus Biomasse, für die Energiegewinnung aus Müll, Klärschlamm usw.
    Alle diese begrüßenswerten neuen Technologien, alternativen Energiequellen erfordern aber ausreichende Weiterbildung des Handwerks und Beratung
    der Verbraucher, um Fehlentscheidungen zu vermeiden. Schnelle Laienentscheidungen sind meist teurer als fachliche Beratung. Energiepolitisch gilt es aber auch hier, alternative Energiequellen zu nutzen, wo wir können. Aber sie sind kein Ersatz für eine Energiepolitik.
    Einen beträchtlichen Beitrag zur zukünftigen Energieversorgung in diesem Lande kann und wird die Fernwärme leisten. Meine Damen und Herren, vorhin sind einige Bundesländer im Norden — sprich: Schleswig-Holstein und Niedersachsen — gerügt worden, weil es angeblich so lange gedauert hat, zu dem neuen Programm zu kommen. Die Bundesländer haben sich an dem neuen Bund-Länder-Programm zu Recht erst dann beteiligt, als durch einen vernünftigen Kompromiß sichergestellt worden war, daß sie durch größere Entscheidungsfreiräume den eigenen Bedürfnissen und den landesspezifischen Besonderheiten Rechnung tragen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das war die Diskussion; sie ist jetzt zu einem vernünftigen Abschluß geführt worden.
    Wenn wir über Fernwärme reden, meine Damen und Herren, dann kriegen manche Politiker und Publizisten in diesem Lande so glänzende Augen, als hätten sie irgendeine Erscheinung gehabt.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU) Hier ist allergrößte Sachlichkeit erforderlich.


    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Wieso nur hier?)

    Fernwärme ist kein Allheilmittel, um alle Energie-, Umwelt-, Arbeitsplatz-, Zahlungsbilanz- und was weiß ich für Probleme in diesem Lande zu lösen.

    (Prangenberg [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Zunächst einmal ist Fernwärme kein Abfallprodukt; das muß man immer wieder sagen. Die vielgenannte Abwärme aus Kondensationskraftwerken mit 25, 30 oder 35 Grad Temperatur kann wirtschaftlich nicht in höherwertige Energie umgewandelt werden. Für Fernheizzwecke werden 90 bis 130 Grad Wärme gebraucht. Wärme dieser Temperatur — das muß gesagt werden — hat ihren Preis, weil sie z. B. bei der Kraft-Wärme-Koppelung nur ausgekoppelt werden kann, wenn dabei die Stromerzeugung vermindert wird. Wer, meine Damen und Herren, wie Minister Farthmann vor einigen Tagen, am 12. Januar in der „Bild-Zeitung" schreibt — ich zitiere —: „Gewaltige Mengen von Abwärme werden nutzlos in die Luft geblasen"

    (Zuruf von der SPD)

    — ich habe ihn wörtlich zitiert —, suggeriert hier Möglichkeiten, die in Wirklichkeit gar nicht bestehen. Abgesehen davon ist eine nachträgliche Umrüstung der bestehenden Kraftwerke nur teilweise möglich.
    Diese Aussagen, meine Damen und Herren, sind keine Absage an Fernwärme, keine Absage an kommunale Energieversorgungskonzepte, keine Absage an Inselstrategien und alles mögliche, was hier zu Recht diskutiert wird. Aber sie sind eine Erklärung



    Dr.-Ing. Kansy
    dafür, daß — bis auf besonders gelagerte Fälle wie Flensburg oder Mannheim — viele Großstädte, die seit Jahren Fernwärme haben, sehr realistisch geworden sind und sich 15 bis 20 % 1990 oder später als Ziel gesetzt haben. Die Aussagen der Fernwärmestudie des BMFT, von 8 % Anteil Niedertemperaturwärmebedarf auf 25 % durch Fernwärme zu kommen, läßt vor diesem Hintergrund die Zeiträume ahnen, in denen diese Zielsetzungen Wirklichkeit werden können.

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    Da liegen natürlich die hohen Investitionskosten den Städten und Gemeinden und den Versorgungsunternehmen wie ein Stein im Magen. Ich nenne nur Köln mit einem Defizit 1980 von 16 Millionen DM allein im Fernwärmebereich. Bei hoher Verschuldung und leeren öffentlichen Kassen — das gilt vom Stadtkämmerer sicherlich bis zum Bundesminister, so hoffe ich — ist nicht nur Energie, sondern auch Kapital ein knappes Gut, das wirtschaftlich eingesetzt werden muß. Sollte also, was wir gemeinsam hoffen, das neue Bund-Länder-Programm 5 bis 6 Milliarden DM Investitionen auslösen, dann sind
    — das ist ein leichtes Rechenexempel —10 % der geschätzten Investitionssumme von 60 Milliarden damit aufgebracht, die langfristig den Fernwärmeanteil auf 25 % bringen. Das sind 1,7 % Erhöhung im Niedertemperaturwärmebereich. Das ist die Realität. Deswegen gilt auch hier: Fernwärme ist ein Aspekt der Energiepolitik, aber kein Wundermittel.
    Wer über Fernwärme redet, der muß natürlich — wenn auch nur noch kurz, aus Zeitgründen — einige Bemerkungen über Energieversorgungskonzepte im örtlichen und regionalen Bereich machen. Es gibt
    — Herr Beckmann, „mancherseits" hatten Sie gesagt — die Mancherseits/FDP-Koalition, Kollegen von Ihnen, die die Wahlfreiheit von Verbrauchern aufheben, die Belastungsfähigkeit der Energieverbraucher testen wollen, die auf starre staatliche Regelung hoffen, die Wärmeabgabe und Anschlußzwang ventilieren — in Klammern: Ehmke-Kommission.

    (Zurufe von der FDP)

    — Ich sage ja: die Irgendwer/FDP-Koalition. — Wir gehen von örtlichen gewachsenen Versorgungsstrukturen aus, setzen auf marktkonforme, flexible Lösungen, die für neue Technologien offen sind. Wir halten nichts von Planspielen an Schreibtischen, Strafabgaben und Zwangsregelungen und schon gar nichts von neuen Belastbarkeitsproben, die bei den Bürgern die Heizkosten in die Höhe treiben.
    Wir sagen ja zu den örtlichen und regionalen Energieversorgungskonzepten, die in Partnerschaft von Gemeinden und Versorgungsunternehmen erarbeitet werden. Dem Bund bleibt die Aufgabe — damit möchte ich schließen —, die Entwicklung und Markteinführung der erforderlichen Techniken zu unterstützen, das komplizierte Sachwissen für die Gemeinden aufzuarbeiten und möglichst breit aufzuklären — bis in Teile der eigenen Regierungsparteien hinein —, daß Energiesparen, erneuerbare Energiequellen, Fernwärme und Versorgungskonzepte alles nur Aspekte der Energiepolitik sind, aber kein Ersatz.

    (Beifall bei der CDU/CSU)