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ID0907612000

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    Plenarprotokoll 9/76 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 76. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 Inhalt: Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde 4349 A Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Dritte Fortschreibung des Energieprogramms der Bundesregierung — Drucksache 9/983 - Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 4361D, 4403C Dr. Riesenhuber CDU/CSU 4366 C Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 4372 A Beckmann FDP 4376 C Dr. Probst CDU/CSU 4379 D Reuschenbach SPD 4382 D Dr.-Ing. Laermann FDP 4386 B Dr. Freiherr Spies von Büllesheim CDU/ CSU 4389 A Dr. von Bülow, Bundesminister BMFT 4392 A Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU 4394 B Schäfer (Offenburg) SPD 4396 C Dr. Laufs CDU/CSU 4398 D Dr. Hirsch FDP 4401 D Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung über die Gespräche des Bundeskanzlers am 5. und 6. Januar 1982 in Washington sowie über aktuelle Fragen der Ost-West-Beziehungen Schmidt, Bundeskanzler 4404 B Dr. Kohl CDU/CSU 4413 B Dr. Ehmke SPD 4422 B Genscher, Bundesminister AA 4428 D Klein (München) CDU/CSU 4433 D Mischnick FDP 4438 B Wischnewski SPD 4442 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen der SPD und FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU Zweites Folgetreffen der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa in Madrid — bisherige Verwirklichung der Schlußakte in Helsinki — weiterführende Vorschläge zur Schlußakte von Helsinki — Drucksachen 9/803, 9/1251 — . . . . 4445C Beratung des Antrags der Abgeordneten Lorenz, Baron von Wrangel, Jäger (Wangen), Schulze (Berlin), Graf Huyn, Dr. Kunz (Weiden), Dr. Hennig, Lintner, Lowack, Frau Berger (Berlin), Böhm (Melsungen), Sauer (Salzgitter), Dr. Schwarz-Schilling, Kittelmann, Dr. Mertes (Gerolstein), Höffkes, Werner, Dr. Wörner, Clemens, Straßmeir, Schwarz, Schröder (Lüneburg) und der Fraktion der CDU/CSU Presse- und Informationsfreiheit in der DDR — Drucksache 9/1047 — Jäger (Wangen) CDU/CSU 4445 D Dr. Geßner SPD 4448 B Frau Fromm FDP 4450 B II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 76. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Abkommen vom 28. April 1980 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Arabischen Republik Ägypten über die Regelung gewisser Fragen betreffend deutsches Vermögen und zur Verteilung von Entschädigungen für deutsches Vermögen in Ägypten und Honduras — Drucksache 9/990 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 9/1223 — 4452 A Fragestunde — Drucksache 9/1252 vom 8. Januar 1982 — Beteiligung der Bundesregierung an Entscheidungen der USA über Entwicklung, Produktion und Lagerung neuer chemischer Waffen MdlAnfr 41, 42 08.01.82 Drs 09/1252 Hansen fraktionslos Antw StMin Dr. Corterier AA 4349 B, D, 4350 A, B, C, D ZusFr Hansen fraktionslos . . 4349D, 4350 A, B, C ZusFr Dr. Ehmke SPD 4350 A ZusFr Thüsing SPD 4350 D • Gespräche des Bundesaußenministers mit Regierungsmitgliedern von Militärdiktaturen in den letzten drei Jahren MdlAnfr 44 08.01.82 Drs 09/1252 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 4351 A, B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 4351 B, C ZusFr Thüsing SPD 4351 C Zusage der polnischen Militärregierung bezüglich der Weitergeltung der Offenhalteklausel des Ausreiseprotokolls von 1975 MdlAnfr 45 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . 4351D, 4352 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . . 4351D, 4352A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 4352 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 4352 B Verhandlungen mit der niederländischen Regierung über den Bau des Dollarthafens MdlAnfr 49, 50 08.01.82 Drs 09/1252 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA 4352 B, C, D, 4353A, B ZusFr Schröder (Wilhelminenhof) CDU/ CSU 4352 C, D, 4353 A ZusFr Ewen SPD 4353 A Beurteilung der amerikanisch-europäischen Wirtschaftsbeziehungen MdlAnfr 51 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 4353 B, C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 4353 C, D Förderung der Mutterkuhhaltung MdlAnfr 88, 89 08.01.82 Drs 09/1252 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . 4354 A, C, D, 4355A ZusFr Eigen CDU/CSU . . . 4354 B, C ,D, 4355A ZusFr Kirschner SPD 4355A Erforschung des Zusammenhangs zwischen saurem Regen und Tannen- und Fichtensterben MdlAnfr 67 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Laufs CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . . 4355 B, D, 4356 A ZusFr Dr. Laufs CDU/CSU . . . . 4355D, 4356A Einberufung Schwerbehinderter zur Musterung wegen Auskunftsverweigerung der Versorgungsämter MdlAnfr 90, 91 08.01.82 Drs 09/1252 Pauli SPD Antw PStSekr Frau Fuchs BMA . . 4356 B, C, D ZusFr Pauli SPD 4356 C, D Kündigung der Belegung von Kurheimen durch die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte auf Grund der Reduzierung von Kuren MdlAnfr 94, 95 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Enders SPD Antw PStSekr Frau Fuchs BMA . . 4357 A, C, D ZusFr Dr. Enders SPD 4357C, D Verbesserung der Arbeitnehmereinkommen der unteren Lohn- und Gehaltsgruppen angesichts höherer Sozialhilfesätze MdlAnfr 96, 97 08.01.82 Drs 09/1252 Kirschner SPD Antw PStSekr Zander BMJFG 4358 A, B, C, D, 4359 A, B ZusFr Kirschner SPD 4358 B, C, 4359 B ZusFr Heyenn SPD 4358C, D ZusFr Peter (Kassel) SPD 4358 D Struktur und Entwicklung unterschiedlicher Gruppen von Sozialhilfeempfängern MdlAnfr 98, 99 08.01.82 Drs 09/1252 Peter (Kassel) SPD Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 76. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 III Antw PStSekr Zander BMJFG . 4359 C, D, 4360 A ZusFr Peter (Kassel) SPD . . . . 4359C, 4360A Anpassung der Regelsätze nach dem Bundessozialhilfegesetz an die allgemeine Preisentwicklung MdlAnfr 100, 101 08.01.82 Drs 09/1252 Heyenn SPD Antw PStSekr Zander BMJFG 4360 B, D, 4361A ZusFr Heyenn SPD 4360 C, D, 4361 A Durchführung der gegenseitigen Unterrichtung des Bundes und der Länder über Gerichtsentscheidungen gemäß § 72 des Weingesetzes MdlAnfr 103 08.01.82 Drs 09/1252 Herberholz SPD Antw PStSekr Zander BMJFG . . . 4361 A, C ZusFr Herberholz SPD 4361 B, C Nächste Sitzung 4452 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4453* A Anlage 2 Vorübergehender Erlaß der Gebühren für Pakete nach Polen MdlAnfr 30 08.01.82 Drs 09/1252 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Becker BMP . . . . 4453* B Anlage 3 Aussagen des Bundeskanzlers und des Regierungssprechers Becker über die Verantwortung der Sowjetunion für die Ereignisse in Polen; Erklärungen des Bundeskanzlers und des Regierungssprechers über die Verantwortung der Sowjetunion für die Ereignisse in Polen MdlAnfr 38 08.01.82 Drs 09/1252 Reddemann CDU/CSU MdlAnfr 39, 40 08.01.82 Drs 09/1252 Niegel CDU/CSU SchrAntw StSekr Becker BPA 4453* C Anlage 4 Zustimmung des Zentralbankrats und der Bundesbank zur Verlängerung des zinslosen Überziehungskredits an die DDR MdlAnfr 76, 77 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Voss CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . 4454* B Anlage 5 Neuordnung des Kriegsdienstverweigerungsrechts und des Zivildienstes MdlAnfr 102 08.01.82 Drs 09/1252 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . 4454* C Anlage 6 Vorführung der sowjetisch-amerkanischen Fernsehserie „Der unvergessene Krieg" an Schulen MdlAnfr 104, 105 08.01.82 Drs 09/1252 Frau Benedix-Engler CDU/CSU SchrAntw PStSekr Kuhlwein BMBW . . 4454* D Anlage 7 BAföG-Zahlungen an Strafgefangene in Nordrhein-Westfalen MdLAnfr 106, 107 08.01.82 Drs 09/1252 Daweke CDU/CSU SchrAntw PStSekr Kuhlwein BMBW . . 4455* B Anlage 8 Finanzielle Unterstützung der Fernuniversität Hagen MdlAnfr 108 08.01.82 Drs 09/1252 Reddemann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Kuhlwein BMBW . . 4455* C Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 76. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 4349 76. Sitzung Bonn, den 14. Januar 1982 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 15. 1. Dr. Ahrens * 15. 1. Dr. Bardens * 15. 1. Bergerowski 14. 1. Dr. Böhme (Freiburg) 14. 1. Büchner (Speyer) * 14. 1. Echternach 15. 1. Egert 15. 1. Dr. Ehrenberg 15. 1. Erhard (Bad Schwalbach) 15. 1. Feinendegen 15. 1. Frau Geier 15. 1. Dr. Geßner * 15. 1. Haar 15. 1. Dr. Hackel 15. 1. Hauser (Krefeld) 14. 1. Jung (Kandel) * 15. 1. Dr. Kreile 15. 1. Möllemann 15. 1. Müller (Bayreuth) 15. 1. Rawe 14. 1. Reddemann * 15. 1. Rohde 15. 1. Frau Roitzsch 15. 1. Schmidt (Wattenscheid) 15. 1. Schmöle 15. 1. Schulte (Unna) * 15. 1. Dr. Solms 15. 1. Stöckl 15. 1. Dr. Vohrer * 15. 1. Dr. Wendig 15. 1. Dr. Wittmann 14. 1. Baron von Wrangel 15. 1. für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Becker auf die Frage des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Frage 30): Ist die Bundesregierung bereit, für eine befristete Zeit angesichts der wirtschaftlichen Notlage der Bevölkerung in Polen und aus humanitären Gründen private Spendenpakete portofrei zu befördern? Der Bundesregierung sind in letzter Zeit vielfältige Anregungen zugegangen, im Postpaketverkehr mit Polen die Beförderungsgebühren zu senken bzw. zu erlassen. Die Klärung dieser Frage erfordert die Lösung schwieriger rechtlicher und postbetrieblicher Probleme. Anlagen zum Stenographischen Bericht In Anbetracht der Versorgungssituation in Polen und der bisher gezeigten Spendenbereitschaft der Bevölkerung unseres Landes prüft die Bundesregierung zur Zeit, ob und inwieweit der Postpaketverkehr nach diesem Land vorübergehend gebührenmäßig erleichtert werden kann. Sie sieht sich damit in Übereinstimmung mit den Beschlüssen der Außenminister der NATO, humanitäre Maßnahmen für die polnische Bevölkerung auch in Zukunft zu fördern. Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Becker auf die Fragen des Abgeordneten Reddemann (CDU/CSU) und Niegel (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Fragen 38, 39 und 40): Wie kann die Bundesregierung erklären, daß der Bundeskanzler gemeinsam mit dem Präsidenten der USA seine „Sorge über den Druck, den die Sowjetunion auf die polnischen Bemühungen um eine Erneuerung ausübt", ausdrückt und expressis verbis „auf die Verantwortung der Sowjetunion für die Ereignisse in Polen" hinweist, während der Sprecher der Bundesregierung, Staatssekretär Becker, bislang unwiderrufen als Auffassung des Bundeskanzlers und seiner Bundesminister wörtlich versicherte, „Wir teilen die Auffassung nicht, daß die Sowjetunion als Anstifter für die Verhängung des Kriegsrechts (in Polen) zu betrachten ist"? Warum hat Bundeskanzler Schmidt seinen Regierungssprecher angewiesen, Ende Dezember zu erklären, „Wir teilen die Auffassung nicht, daß die Sowjetunion als Anstifter für die Verhängung des Kriegsrechts (in Polen) zu betrachten ist.", und warum hat nunmehr Bundeskanzler Schmidt in etwa eine Woche später, am 5. Januar, gemeinsam mit Präsident Reagan in dem gemeinsamen Kommuniqué folgendes erklärt, „Beide wiesen auf die Verantwortung der Sowjetunion für die Ereignisse in Polen hin und brachten ihre Sorgen über den schwerwiegenden Druck, den die Sowjetunion auf die polnischen Bemühungen uni eine Erneuerung ausübt, zum Ausdruck. ? Welche Meinung ist nunmehr gültig? Zu Fragen 38 und 39: In der Bundespressekonferenz am 30. Dezember 1981 habe ich zur Lage in Polen und zur Reaktion des Westens auf diese Lage Stellung genommen. Ich habe diese Stellungnahme in 12 Punkten zusammengefaßt, die die abgestimmte Meinung der Bundesregierung darstellten. In Punkt 9 dieser Stellungnahme hieß es: „Wir stehen mit der amerikanischen Regierung wie auch mit den anderen Verbündeten und Partnern der Europäischen Gemeinschaft in engem Kontakt. In den Konsultationen sind natürlich auch unterschiedliche Bewertungen der Vorgänge zur Sprache gekommen. Wir sind uns aber alle darin einig, daß ein endgültig gesichertes Urteil über diese Fragen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich ist." In Beantwortung der Frage eines Journalisten zu diesem Punkt habe ich selbst die von mir als theoretisch qualifizierte Frage gestellt, ob die Sowjetunion gewissermaßen als Anstifter der Verhängung des Kriegszustandes in Polen zu betrachten ist, und ge- 4454* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 76. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 sagt, daß wir diese Auffassung nicht teilen. Ich habe diese Fragestellung als theoretisch bezeichnet, weil die Verantwortung der Sowjetunion für die Vorgänge in Polen sich nicht danach bestimmt, wer den letzten Anstoß für die Anordnung des Kriegszustandes in Polen gegeben hat. Es war jedenfalls nicht meine Absicht, mit diesen Ausführungen die Sowjetunion von der Verantwortung für die Verhängung des Kriegszustandes in Polen freizusprechen. Im Gegenteil, ich habe in der Pressekonferenz am 30. Dezember 1981 mehrfach den Brief des Bundeskanzlers an Generalsekretär Breschnew vom 26. Dezember 1981 erwähnt, in dem die Gesamtverantwortung der Sowjetunion für die Ereignisse in Polen angesprochen war. Ich bedauere es, daß meine Antwort von einigen Medien, vor allem im Ausland, fehlinterpretiert wurde. Zu Frage 40: Die Haltung der Bundesregierung zur Frage der sowjetischen Verantwortung für die Ereignisse in Polen ergibt sich aus dem Schlußkommuniqué der Sitzung der Außenminister der 10 EG-Staaten vom 4. Januar 1982, der gemeinsamen Erklärung über die Gespräche des Bundeskanzlers mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika vom 5. Januar 1982 und der von der Sondertagung des Nordatlantikrats auf Ministerebene am 11. Januar 1982 verabschiedeten Erklärung zu den Ereignissen in Polen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Voss (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Fragen 76 und 77): Ist für die weitere Gewährung des zinslosen Überziehungskredits an die „DDR" in Höhe von 850 Millionen DM bis zum 30. Juni 1982, die anläßlich des Besuchs von Bundeskanzler Schmidt in der „DDR" erfolgte, die Zustimmung des Zentralbankrats sowie der Deutschen Bundesbank eingeholt worden, und welche Einlassung ist von dort gegeben worden? Welche ökonomischen, kommerziellen und politischen Gründe sprechen für die jetzige und eventuelle weitere Verlängerungen des zinslosen Überziehungskredits? Zu Frage 76: Die Verlängerung der Swing-Regelung um 6 Monate bis zum 30. Juni 1982 erfolgte in Absprache mit dem Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank. Wegen der Vertraulichkeit der Sitzungen des Zentralbankrates bitte ich um Verständnis, daß ich auf weitere Einzelheiten nicht eingehen kann. Zu Frage 77: Für den Swing gibt es bedeutsame ökonomische, kommerzielle und politische Gründe. Die mit der DDR zu vereinbarende künftige Swing-Regelung gehört insbesondere in den politischen Gesamtzusammenhang der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland mit der Deutschen Demokratischen Republik. An diesem Gesamtzusammenhang hat und wird sich die Verhandlungsposition der Bundesregierung orientieren. Ich bitte um Verständnis dafür, daß es mit Rücksicht auf die Verhandlungsposition vor Verhandlungen mit der DDR nicht hilfreich wäre, hier die Gründe für den Swing und seine künftige Ausgestaltung im einzelnen zu erörtern. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Frage 102): Warum hat die Bundesregierung ihre mir in der Fragestunde vom 24. Juni 1981 gegebene Zusage, den parlamentarischen Gremien noch im Jahr 1981 einen Regierungsentwurf zur Neuordnung des Rechts der Kriegsdienstverweigerung und des Zivildienstes zuzuleiten, nicht eingehalten, und warum braucht die Bundesregierung vier Jahre, um endlich die Konsequenzen aus einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu ziehen und damit ihrer Ankündigung in der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu entsprechen? Die Antwort in der Fragestunde vom 24. Juni 1981, auf die Sie sich berufen, entsprach dem damaligen Sach- und Meinungsstand. Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 13. April 1978 gibt es Bemühungen um eine interfraktionelle Lösung. Zunächst haben alle drei Fraktionen in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe einen Gesetzentwurf erarbeitet, zu dem die Bundesregierung Formulierungshilfe geleistet hat. Zu einer gemeinsamen Einbringung kam es leider nicht, weil die CDU/CSU-Fraktion sich dazu entschloß, den gemeinsam erarbeiteten Entwurf mit Abweichungen in einigen wichtigen Punkten einzubringen. Beide Entwürfe scheiterten kurz vor Ende der 8. Legislaturperiode. Inzwischen ist die interfraktionelle Diskussion fortgeführt worden. In einem interfraktionellen Gespräch am 1. Dezember 1981 im Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit haben Vertreter aller drei Bundestagsfraktionen darin übereingestimmt, daß eine gemeinsame Regelung angestrebt werden soll. Dabei wurde in Aussicht genommen, bis zur Sommerpause 1982 die interne Meinungsbildung abzuschließen und noch im Laufe des Jahres einen Gesetzentwurf einzubringen. Angesichts des Standes der Diskussion im Parlament konnte die Bundesregierung davon absehen, einen eigenen Gesetzentwurf vorzulegen. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Kuhlwein auf die Fragen der Abgeordneten Frau Benedix-Engler (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Fragen 104 und 105): Trifft es zu, daß der Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft empfohlen hat, die 15teilige sowjetisch-amerikanische Fernsehserie „Der unvergessene Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 76. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1982 4455" Krieg" an Schulen vorzuführen, und heißt das, daß er sie für geeignet hält, die Enkel der Kriegsgeneration ein so schwerwiegendes Stück Zeitgeschichte nacherleben zu lassen? Billigt die Bundesregierung gegebenenfalls die Empfehlung des Staatssekretärs im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft, und wenn ja, bedeutet dies, daß sie den Film, der erwiesenermaßen keinen Anspruch auf Objektivität erheben kann, für geeignet hält, der jungen Generation wieder ein ungebrochenes Verhältnis zur deutschen Geschichte zu vermitteln und die bedrohlichen Verständigungsschwierigkeiten zwischen den Generationen beheben zu helfen? Zu Frage 104: In seinem Kommentar im Funkreport vom 15. September 1981 hat Staatssekretär Dr. Granzow zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dieser Fernsehserie und zu einer breiten Diskussion über die dort dargestellten Schrecken des Krieges, die Leiden und Opfer, vor allem auch der sowjetischen Bevölkerung aufgefordert. Insofern stimmt Dr. Granzow mit dem Niedersächsischen Kultusminister Dr. Remmers überein, der eine vertiefte Auseinandersetzung mit diesem Filmmaterial in den Schulen angeregt hat. Es kann gar keinen Zweifel daran geben, daß die Fernsehserie einen Beitrag zum Nacherleben eines schwerwiegenden Stückes Zeitgeschichte darstellt. Zu Frage 105: Die Bundesregierung hält es für richtig, daß Jugendliche und Erwachsene sich mit dieser Serie auseinandersetzen. Zweifellos hat die Fernsehreihe dokumentarische Schwächen; Fehleinschätzungen geschichtlicher Fakten sind nicht zu übersehen. Dennoch leistet diese Dokumentation einen Beitrag dazu, der Jugend ein tieferes Verständnis der Schrecken des Krieges zu übermitteln. Notwendige Voraussetzung ist, daß diese Filmdokumente durch sachkundige Erläuterungen begleitet und mit den Jugendlichen diskutiert werden. Eben dazu hat Staatssekretär Granzow aufgefordert. Diesem Zweck dienen auch die mediendidaktischen Handreichungen zu dieser Sendereihe, die für Kursleiter in der Erwachsenenbildung entwickelt wurden. Im übrigen kann es nicht alleiniges Ziel des Geschichtsunterrichts sein, ein „ungebrochenes" Verhältnis zur deutschen Geschichte zu vermitteln; gerade im Hinblick auf die jüngste Zeitgeschichte kommt es eher auf eine möglichst differenzierte Betrachtung des Geschehens und der handelnden Personen an. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Kuhlwein auf die Fragen des Abgeordneten Daweke (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Fragen 106 und 107): Sind der Bundesregierung Presseberichte bekannt, wonach Strafgefangene in Nordrhein-Westfalen BAföG-Zahlungen erhalten, und wenn ja, wie beurteilt die Bundesregierung diesen Vorgang? Sieht die Bundesregierung bei der Zahlung von BAföG-Geldern n Strafgefangene den Gleichheitsgrundsatz verletzt, wenn Gefangene bis zu 161 DM BAföG beziehen, was dem monatlichen Arbeitsentgeld eines acht Stunden täglich arbeitenden Gefangenen entspricht? Zu Frage 106: Ja, entsprechende Presseberichte sind der Bundesregierung bekannt: Viele Strafgefangene durchlaufen während der Haftzeit Schul- oder Berufsausbildungen. Soweit es sich dabei um Ausbildungen handelt, die nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz förderungsfähig sind, werden Leistungen nach diesem Gesetz grundsätzlich auch an Strafgefangene gewährt. Die Höhe der Ausbildungsförderung richtet sich nach den in §§ 12, 13 BAföG genannten Bedarfssätzen, von denen allerdings die Kosten für Unterbringung und Verpflegung abgezogen werden. Auch unter dem Gesichtspunkt der Resozialisierung erscheint eine finanzielle Förderung für Strafgefangene in der Ausbildung sinnvoll. Zu Frage 107: Nein, die Bundesregierung sieht den Gleichheitsgrundsatz nicht als verletzt an. Mit dem Arbeitsentgelt wird für die Arbeitsleistung eines Strafgefangenen nach den im Strafvollzug geltenden Grundsätzen bezahlt. Wenn Gefangene eine im Sinne der §§ 2, 3 BAföG förderungsfähige Ausbildung absolvieren, haben sie (sofern die übrigen gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt werden) Anspruch auf Ausbildungsförderung, die auch etwaige Ausbildungskosten mit abdeckt. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Kuhlwein auf die Frage des Abgeordneten Reddemann (CDU/CSU) (Drucksache 9/1252 Frage 108): Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, der mittlerweile auf 36 639 Studenten angewachsenen Fern-Universität Hagen finanzielle Unterstützung zur Erfüllung ihrer bundesweiten Aufgaben zu geben? Die Möglichkeiten der Bundesregierung, eine Hochschule eines Landes in ihrer Arbeit zu fördern, sind durch die Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern eng begrenzt. Die Bundesregierung hat unter weitgehender Ausschöpfung der vorhandenen Möglichkeiten der Fernuniversität bis einschließlich 1981 über die Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau Investitionsmittel in Höhe von etwa 27 Millionen DM, für Modellversuche etwa 9,9 Millionen DM und für Vorhaben der Bildungsforschung etwa 530 000 DM zur Verfügung gestellt. Auch für die kommenden Jahre sind für Modellversuche und Forschungsvorhaben Mittel für laufende und neue Vorhaben geplant. Ihre Höhe ist noch nicht absehbar, solange konkrete Anträge des Landes nicht vorliegen. Welche Investitionsvorhaben nach dem Hochschulförderungsgesetz in den kommenden Jahren mitfinanziert werden können, läßt sich erst nach Abschluß der Beratungen im Wissenschaftsrat und im Planungsausschuß für den Hochschulbau über die weitere Ausbauplanung absehen. Die entsprechenden Beschlüsse sollen bis Ende März gefaßt werden.
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    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Die Dritte Fortschreibung des Energieprogramms bezieht ihre Spannung und Aktualität nicht aus energiewirtschaftlichen Gründen



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    allein, so lebenswichtig diese Fragen für die Bundesrepublik Deutschland auch sind. Wir müssen auch sehen, daß die Ausführung und Ausfüllung der in der Fortschreibung enthaltenen Maßnahmen in erheblichem Ausmaß zur Lösung der wirtschafts- und beschäftigungspolitischen Probleme beitragen. Über die dringend erforderliche weitere Verbesserung unserer Leistungsbilanz wird wesentlich auf dem Felde der Energiepolitik mit entschieden werden. Wir dürfen deshalb unsere energiepolitischen Aufgaben nicht geringer einschätzen als vor einem oder vor zwei Jahren. Sorglosigkeit und Nachlässigkeit wären die falscheste Antwort, mit der wir auf eine für die Verbraucher positive Energiemarktentwicklung reagieren könnten.
    In den Grundfragen der in der Bundesrepublik Deutschland zu führenden Energiepolitik gibt es offensichtlich einen breiten Konsens in diesem Hause. Ich danke den Koalitionsfraktionen, die sehr konstruktive Beiträge zur Dritten Fortschreibung geleistet haben. Ich danke aber auch der Opposition dafür, daß sie bei aller Kritik an Einzelheiten und bei deutlicher Skepsis gegenüber der künftigen Umsetzung des Programms doch deutlich gemacht hat, daß sie die wesentlichen Orientierungen für richtig hält. Diese grundsätzliche Übereinstimmung, in die ich auch die Länder einbeziehe, bestärkt die Bundesregierung in ihrer Auffassung, daß wir auf einem richtigen und erfolgversprechenden Weg sind.
    Die Dritte Fortschreibung des Energieprogramms beinhaltet vor allem Aussagen zur langfristigen energiepolitischen Konzeption. Sie setzt einen ge- wissen Schlußstein bei der Formulierung der Grundlinien der Energiepolitik, die wir seit dem ersten Ölembargo 1973 entwickelt haben. Damals begann mit dem dramatischen und radikalen Wandel in den Rahmenbedingungen der Energierversorgung ein Umbruch in der Weltwirtschaft. Unser Land war dabei angesichts der Tatsache, daß rund zwei Drittel unseres Energieverbrauchs durch Importe gedeckt werden müssen, in der Gefahr, einer der großen Verlierer zu werden. Heute können wir trotz der fünfzehnmal höheren Ölpreise auf dem Weltmarkt insgesamt zuversichtlich sein. Der Schock hat positive Kräfte ausgelöst. Der Prozeß der Anpassung der Wirtschaft an die höheren Energiepreise ist im Gan- ge. Die Verbraucher haben ihr Verhalten angepaßt. Energiesparen ist zu einer Bürgertugend geworden, wenn dieses gute, altmodische Wort an dieser Stelle erlaubt ist.
    Meine Damen und Herren, das Energieprogramm datiert vom September 1973, also noch aus der Zeit vor Ausbruch der ersten Ölkrise. Bereits damals wurde dem Thema Risiken der Versorgung ein eigenes Kapitel gewidmet. Die damalige Zielsetzung gilt auch heute noch für die deutsche Energiepolitik, nämlich Absicherung der Ölversorgung, Bereitstellung alternativer Energien zum 01, fester Platz für die deutsche Kohle und rationelle Energieverwendung — und dies alles bei voller Berücksichtigung der Belange des Umweltschutzes.
    Unmittelbar nach dem ersten Ölschock hat die Bundesregierung im November 1974 die Erste Fortschreibung ihres Energieprogramms vorgelegt und
    sich dabei auf die Krisenvorsorge konzentriert. Mit der Gründung der Internationalen Energieagentur Ende 1974 wurde die Grundlage für ein internationales Krisenvorsorgesystem geschaffen.
    1977, bei der Zweiten Fortschreibung, waren die unmittelbaren konjunkturellen Erschütterungen der Ölpreiserhöhungen von 1973/74 schon zu einem großen Teil überwunden. Der Anpassungsprozeß an die neuen Bedingungen war aber gerade erst eingeleitet, und die Versorgungsrisiken waren noch keineswegs kleiner. Die Bundesregierung forcierte deshalb in der Zweiten Fortschreibung die Politik der Risikostreuung und der Anstrengungen „Weg vom 01". Die Ereignisse im Nahen Osten 1979/80 und der zweite Ölpreissprung haben die Risikoeinschätzung der Bundesregierung in drastischer Weise bestätigt.
    Seitdem ist viel geschehen. Heute sind wir so weit, daß selbst beim Ö120 % aus westlichen Ländern, aus der Nordsee nämlich, kommen und der Ölanteil am Energieverbrauch von einmal 55 % im Jahre 1973 auf 45 % im Jahre 1981 gesunken ist.
    Bei der Kohle wurde mit der Zweiten Fortschreibung die endgültige Stabilisierung eingeleitet. Heute ist die Absicherung von rund 80 % des Absatzes der deutschen Kohle Realität. Was dies bedeutet, kann man erst richtig einschätzen, wenn man sich erinnert, daß in diesem Hause 15 Jahre lang Energiedebatten in erster Linie Kohle-Debatten waren.
    Vor allem aber haben wir 1977 die nachfrageorientierte Energiepolitik nachdrücklich verstärkt. Es wurde ein flächendeckendes Einsparprogramm eingeleitet. Die Energieverbrauchsrückgänge 1980 und 1981 sprechen, auch wenn man die Konjunktureffekte abzieht, für sich.
    Wenn man manchmal hört, dies habe doch vor allem der Markt bewirkt, so kann ich nur sagen: Ja, selbstverständlich, das hat er. Unsere ganze Einsparpolitik ist darauf gerichtet, den Markt zu nutzen, ihn aber dort zu ergänzen, wo es notwendig ist, nicht aus ideologischen Gründen, sondern weil dies die wirksamste Methode ist. Diese Politik läßt der Eigenverantwortung des einzelnen den nötigen Raum, und sie entwickelt eine Dynamik, die mehr schafft als alle Ämter und Bürokraten dieses Landes.
    Die nunmehr vorliegende Dritte Fortschreibung des Energieprogramms ergänzt und vervollständigt die energiepolitische Konzeption, setzt weitere Incentives für die Ölsubstitution, führt die Einsparpolitik sowie die Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung fort. Sie zieht für die Kernenergie die Schlußfolgerungen aus der unbefriedigenden Entwicklung der letzten Jahre; denn diese hat dazu geführt, daß der gegenwärtige Beitrag der Kernenergie sowie ihre Planungs- und Bauzeiten nicht den energie- und industriepolitischen Erfordernissen entsprechen.
    Einer der Schwerpunkte der Dritten Fortschreibung ist Energieeinsparung. Wir können mit Befriedigung registrieren, daß die rationellere Energieverwendung überall in Gang gekommen ist. Die Einsparerfolge, die wir in den letzten Jahren zu verzeichnen hatten, haben auch kühne Optimisten in diesem Umfang nicht erwartet. Das wird besonders



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    deutlich beim Öl. Der inländische Absatz von Öl betrug 1979 noch 133 Millionen t, 1981 nur noch 106 Millionen t. Dies ist ein Rückgang von 20 % in einer Zweijahresfrist.
    Die Zahlen zeigen, daß der Umstrukturierungsprozeß mit dem Ziel der Anpassung an die veränderten Bedingungen deutliche Fortschritte gemacht hat. Dieser Prozeß hat schon 1973/74 — nach der ersten Ölkrise — eingesetzt. Die Energiepolitik der Bundesregierung hat hierfür die entscheidenden Voraussetzungen geschaffen. Dies möchte ich insbesondere an die Adresse derjenigen sagen, die, wie z. B. Herr Christians von der Deutschen Bank in einem Zeitungsinterview dieser Tage, behaupten, die frühzeitige richtige Weichenstellung sei damals verpaßt worden. Die Ölkrise von 1973 hat für die Energiepolitik der Bundesregierung eben nicht die Bedeutung eines Ausrutschers gehabt, sondern sie war der Beginn einer konsequenten Anpassungspolitik.
    Zu den Erfolgen der Energiepolitik, hat die breite Informations- und Aufklärungspolitik der Bundesregierung ihren Beitrag geleistet. Sie wissen, daß unser Informationsmaterial nicht einfach auf den Markt geworfen wird, sondern daß es nur auf einzelne Anfragen interessierter Bürger verschickt wird. Die hohe Zahl der täglichen Anfragen im Bundeswirtschaftsministerium beweist nach wie vor das große Interesse der Bevölkerung an Energiespar-ideen und -möglichkeiten. Wir werden in diesen Bemühungen trotz der Haushaltskürzungen, die uns auch in diesem Sektor getroffen haben, fortfahren.
    Zu unserem umfassenden, marktwirtschaftlich orientierten Einsparprogramm sind uns realistische Alternativen nicht aufgezeigt worden. Allerdings wird der Prozeß der Strukturanpassung der deutschen Volkswirtschaft an die Notwendigkeiten der Energiemärkte von Bürgern, Unternehmen und Gewerkschaften auch weiterhin Mut und auch Opfer verlangen.
    Natürlich wird man nicht in allen Bereichen jedes Jahr neue spektakuläre Einsparerfolge erwarten dürfen. Aber es gibt gleichwohl noch beachtliche Einsparpotentiale. Ich denke dabei nicht nur an die Haushalte oder die Industrie, sondern auch an Dinge wie den Benzinverbrauch, und zwar hier gerade an diejenigen, die, wie das bei den großen öffentlichen und privaten Verwaltungen der Fall ist, nicht selbst dafür bezahlen müssen, wenn sie das Gaspedal durchdrücken.

    (Hört! Hört! bei der FDP)

    Die Linie der Bundesregierung, meine Damen und Herren, ist sehr weitgehend im Einklang mit den Einsparempfehlungen der Enquete-Kommission des 8. Deutschen Bundestages. Von den 62 zur Prüfung vorgeschlagenen Empfehlungen deckt unsere Einsparpolitik den allergrößten Teil ab. Es bleiben einige wenige Punkte, die wegen der Länderzuständigkeit derzeit nicht verwirklicht werden können oder bei denen wir überzeugt sind, daß eine marktgerechte Lösung wirksamer ist. Durch den Beschluß des Bundestages zum Zwischenbericht der Enquete-Kommission vor einigen Wochen fühle ich mich in dieser Bewertung bestätigt.
    Die Bundesregierung ist bei ihrer Energiepolitik allerdings auch auf die Hilfe der Gemeinden und der Länder angewiesen. Ich appelliere in diesem Zusammenhang an den Bundesrat, die Wärmeschutzverordnung, mit der vor allem die Wärmedämmvorschrift bei Neubauten verschärft wird, nicht zu verzögern, sondern sie rasch zu verabschieden.
    Ein wichtiger Punkt unserer Einsparpolitik ist das Anschlußprogramm zum gegenwärtigen 4,35-Milliarden-DM-Programm. Die Bundesregierung hat trotz der Haushaltsknappheit 150 Millionen DM jährlich bereitgestellt. Wir haben den Bundesländern dieses Angebot für ein gemeinsames Programm gemacht, weil bei den privaten Haushalten das größte Potential zur Energieeinsparung besteht. Ich verstehe durchaus die Finanznot der Länder, und ich bin mir ihrer Vorbehalte zur Weiterführung eines Mischfinanzierungstatbestandes voll bewußt. Aber ich verstehe nicht, meine Damen und Herren, daß einige Länder diesen Vorbehalten mehr Gewicht geben als der Energieeinsparung.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Dieses Programm ist ein bewährter Mischfinanzierungstatbestand. Es besteht aus steuerlichen Hilfen wie Finanzzuschüssen und kann schon deshalb nur gemeinsam von Bund und Ländern festgelegt werden. Ich werde mit meinen Kollegen aus den Ländern am 1. Februar über diese Frage reden.
    Wir sollten alles tun, damit sich im Interesse der Sache keine Risse im Konsens über die Energieeinsparung auftun. Vorbild sollte das neue Kohleheizkraftwerks- und Fernwärmeausbauprogramm sein, mit dem Bund und Länder 1,2 Milliarden DM an Investitionszuschüssen geben. Den Ausbau der Fernwärme betrachtet die Bundesregierung als einen ebenfalls wichtigen Beitrag zur rationellen Energienutzung.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Mit der finanziellen Förderung der Fernwärme in massiver Form haben Bund und Länder bereits 1975 begonnen — zu einer Zeit, als Fernwärme vielen noch sehr nebensächlich erschien. Für die Zukunft ist vordringlich, daß die Voraussetzungen für den Zubau vor allem von Kohleheizkraftwerken verbessert werden. Dies erfordert nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch eine ausreichende Standortvorsorge durch Länder und Gemeinden.
    Eine wichtige Hilfe für den Fernwärmeausbau ist die Erarbeitung und praktische Umsetzung örtlicher und regionaler Versorgungskonzepte. Versorgungsunternehmen und Gemeinden sind hier zur Zusammenarbeit aufgerufen, eine Aufgabe, die ihnen niemand abnehmen kann.

    (Sehr richtig! bei der FDP)

    Dies ist ein klassischer Fall des Subsidiaritätsprinzips in der Energiepolitik. Lösungen, die auf örtlicher Ebene gefunden werden, sind realitäts- und vor allem bürgernäher als von oben verordnete Rezepte.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Bei allen Erfolgen in der Energieeinsparung, meine Damen und Herren, bin ich der Meinung, daß



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    diese nicht als Alibi für Nichtstun auf der Angebotsseite benutzt werden dürfen.
    Zur Kohle kann ich mich heute kurz fassen. Die Tatsache, daß zur Zeit keine neuen Entscheidungen notwendig sind, zeigt deutlicher als alles andere, daß die Stabilisierung der heimischen Kohle — wenn auch nach wie vor mit erheblichen öffentlichen Mitteln — erreicht werden konnte. Die Feststellung, daß die Position der deutschen Steinkohle heute und auf absehbare Zeit gesichert ist, darf uns alle mit Genugtuung erfüllen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Diese Politik ist von allen Parteien, von den Gewerkschaften und den Unternehmen mitgetragen worden.
    Auch bei der Krisenvorsorge sind wir gut vorangekommen. Das System gegen Versorgungsstörungen mit seinen Vorräten und staatlichen Einflußmöglichkeiten ist bis auf Abrundungen entwickelt. In diesem Zusammenhang bitte ich die Länder, die im Bundesrat anstehenden Verordnungen für Kraftstoffe, leichtes Heizöl, Strom und Gas möglichst bald zu verabschieden.
    Wenn damit das Thema „Öl für den Krisenfall" seine Regelung gefunden hat, so kann dies von der langfristigen Bereitstellung leider noch nicht gesagt werden. Die deutsche Ölwirtschaft durchläuft gegenwärtig einen schwierigen strukturellen Anpassungsprozeß, der sich vor allem aus dem Rückgang und einer veränderten Zusammensetzung der Nach-
    ) frage ergibt. Die Bundesregierung erwartet — die betroffene Wirtschaft weiß und akzeptiert dies —, daß die Unternehmen diesen Anpassungsprozeß aus eigener Kraft bewältigen. Dies erfordert aber auch die Wirtschaftlichkeit der Mineralölverarbeitung.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Und keinen Verdrängungswettbewerb!)

    Unsere Erdgaspolitik, meine Damen und Herren, verwirklicht sich auf der seit 1973 eingeschlagenen Linie. Mit dem Bezugsvertrag aus der Sowjetunion eröffnet sich eine zusätzliche Option. Die Risiken dieser Bezüge sind nach Meinung der Bundesregierung und der beteiligten Wirtschaft beherrschbar. Ich möchte noch einmal unterstreichen, daß dieser Vertrag nicht zu einseitigen, unvertretbaren Abhängigkeiten führen wird. Vor unserer Entscheidung haben wir das Für und Wider aufs sorgfältigste geprüft und abgewogen.
    Meine Damen und Herren, das Thema Kernenergie steht in der politischen Diskussion im Vordergrund. Auch hier haben sich die unterschiedlichen Meinungen in den letzten Jahren durch eine versachlichte Diskussion und unter dem Druck der Tatsachen angenähert. Der breite Konsens in den Grundfragen unserer Energiepolitik ist die Basis dafür, daß in den zentralen Fragen der Kernenergiepolitik mehr Übereinstimmung erreicht werden konnte. Ich möchte hier vier Punkte ansprechen.
    Erstens: Die Entscheidung, ob ein weiterer Zubau von Kernkraftwerken notwendig ist, ist eine Frage nach den sonst einsetzbaren Alternativen. Wir sind uns alle einig, daß 01 und Gas in Zukunft möglichst
    weniger und nicht etwa mehr zur Stromerzeugung beitragen sollen.

    (Dr. Probst [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Bei Braunkohle und Wasserkraft — beides sehr kostengünstig — ist das Potential in unserem Lande begrenzt; der Beitrag kann nicht mehr wesentlich gesteigert werden. Im übrigen wird die Verfügbarkeit der Braunkohle mittelfristig mit dem Einsatz zur Kohlevergasung eher abnehmen.
    Der Einsatz der deutschen Steinkohle ist durch den sogenannten Jahrhundertvertrag zwischen Elektrizitätswirtschaft und Steinkohlenbergbau bis 1995 festgelegt. Der Platz der Steinkohle ist — vor allem aus Kostengründen — in der sogenannten Mittellast und nicht in der Grundlast, in der die Kraftwerke rund um die Uhr Strom produzieren. Ein noch stärkerer Ausbau von Kohlekraftwerken als geplant stößt in unserem dichtbesiedelten Land auf Umweltgrenzen. Niemand sollte die Warnung des Sachverständigenrates für Umweltfragen auf die leichte Schulter nehmen, der einen zu starken Ausbau von Kohlekraftwerken aus Umweltgesichtspunkten nicht für vertretbar hält.
    Es bleibt deshalb dabei: für die Anpassung der Stromerzeugungskapazität an den Bedarf im Grundlastbereich ist stärkerer Kernenergieeinsatz notwendig. Genau dies und nichts anderes bedeutet es, wenn in der Dritten Fortschreibung vom „Zubau neuer Kernkraftwerke im Rahmen des Bedarfs" gesprochen wird. Konkret heißt dies, daß die Kernenergie „einen weiter steigenden Beitrag zur Stromerzeugung in der Grundlast leisten muß", während Kohlekraftwerke die Stromerzeugung im Mittellastbereich tragen sollen. Dies ist die Politik der Bundesregierung, mit der auch — —

    (Zuruf von der FDP)

    — Herr Kollege, Sie haben es nicht gelesen. Ich habe das, was ich eben vorgetragen habe, wörtlich aus der Dritten Fortschreibung zitiert.
    Dies ist die Politik der Bundesregierung, mit der auch die entsprechenden Aussagen der Enquete-Kommission des 8. Deutschen Bundestages übereinstimmen, daß nämlich aus versorgungs- und industriepolitischen Gründen neue Kernkraftwerke im Rahmen des Bedarfs zugebaut werden. Ich begrüße es, daß die Entschließung des Deutschen Bundestages vom 10. Dezember 1981 dies bestätigt.
    Diese Politik bedeutet keinen massiven oder forcierten Ausbau der Kernenergie, wie von mancher Seite unterstellt worden ist. Es geht auch nicht um einen Gegensatz von „harten Energien" zu „sanften Energien", womit wohl die Gegenüberstellung von Technologien wie Wärmepumpen, Solarkollektoren, Fernwärme usw. mit großtechnischer Energiebereitstellung, insbesondere durch Kraftwerke, gemeint ist. Die Dritte Fortschreibung sagt klar, daß es um die Erhöhung des Angebots aller verfügbaren Energien alternativ zum Ö1 geht. Wir sind nicht in der Lage, uns den Luxus des Entweder-Oder leisten zu können. Wir brauchen Kernenergie und Kohle zum Beispiel.



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Zweitens: Voraussetzung für den weiteren Zubau
    von Kernkraftwerken ist ohne jeden Zweifel sowohl die Gewährleistung des hohen Sicherheitsstandards als auch die Sicherung der Entsorgung. Auch hierzu enthält die Dritte Fortschreibung klare Aussagen, die diese Verknüpfung sehr deutlich machen. In Anwesenheit des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesinnenminister kann ich mich hier sehr kurz fassen. Die vereinbarte Beschleunigung der Genehmigungsverfahren ohne Schmälerung der Rechtssicherheit ist ein großer Schritt vorwärts. Ich hoffe sehr, daß die Änderung der Atomrechtlichen Verfahrensordnung die Zustimmung im Bundesrat findet. Auch die gemeinsamen Beschlüsse von Bund und Ländern zur Entsorgung unterstreichen diese Gemeinsamkeit.
    Daß ein solches Entsorgungskonzept in seinen Einzelschritten nicht ohne Reibungen verwirklicht werden kann, ist sicherlich keine Überraschung. Aber wir haben doch Fortschritte zu verzeichnen. Bei der Erkundung des geplanten Endlagers in Gorleben ist man im vergangenen Jahr vorangekommen. Inzwischen wurde die erste Baugenehmigung für das Zwischenlager Gorleben erteilt. Ein kürzlich ergangener Beschluß des OVG Lüneburg hat diese Genehmigung bestätigt. Diese Entscheidung ist in doppelter Hinsicht bedeutsam. Zum einen kann der Bau des Zwischenlagers in Kürze beginnen. Zum anderen läßt sich schon aus dem Beschluß ableiten, daß dieses Obergericht von der grundsätzlichen Genehmigungsfähigkeit eines Zwischenlagers ausgeht. Wir werden auch im gerade begonnenen Jahr deutliche Fortschritte erzielen. Noch am 31. Dezember ist die erste Teilerrichtungsgenehmigung für die Urananreicherunganlage in Gronau durch das Land Nordrhein-Westfalen erteilt worden.
    Drittens: In diesem Bundestag besteht Übereinstimmung darüber, daß die Kernenergie auch industriepolitisch von großer Bedeutung ist. Es geht dabei nicht nur um den Einfluß von Kernenergieinvestitionen auf Konjunktur und Beschäftigung. Es geht auch um wettbewerbsfähige Strompreise im Vergleich zu unseren Konkurrenten am Weltmarkt. Wer das außer acht läßt, wird seine Nachlässigkeit sehr schnell in erhöhten Leistungsbilanzdefiziten wiederfinden. Sage doch niemand, die Strompreise hätten nur geringe Kostenwirkung, und energieintensive Rohstoffindustrien müßten eben zur Not abwandern!

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wohin?)

    Viele Beispiele beweisen, daß ein hochindustrialisiertes Land auch Grundstoffindustrien braucht, um die notwendige technologische Verflechtung zwischen den Industrien aufrechtzuerhalten. Kernenergie, das zeigen wissenschaftliche Untersuchungen ebenso wie die Praxis, ist in der Grundlast auch bei Einrechnung aller Kosten des Brennstoffkreislaufs neben Braunkohle und Wasserkraft die kostengünstigste Stromerzeugung. Sie wird es in absehbarer Zeit auch bleiben.
    Es geht weiter um die Wettbewerbsposition deutscher Kraftwerkshersteller auf dem Weltmarkt. Diese Position kann, wenn zu Hause keine Kernkraftwerke gebaut werden, nicht gehalten werden.
    Es geht schließlich um die Unabhängigkeit von Lieferungen dieser Technologien aus anderen Industrieländern auch in den nächsten 20 Jahren.
    Viertens: Entscheidungen über den Zubau von Kernkraftwerken, die heute getroffen werden, bestimmen die Kernkraftwerkskapazität bis 1990 und darüber hinaus. In der Öffentlichkeit ist immer wieder behauptet worden, die Bundesregierung strebe bis 1995 einen Anteil der Kernenergie am gesamten Primärenergieverbrauch von 17 % an. Dies ist nicht richtig. Diese Zahl ist lediglich eine Prognose der wirtschaftswissenschaftlichen Institute, die unter gewissen gesamtwirtschaftlichen und energiewirtschaftlichen Prämissen eine Vorausschätzung der Energieentwicklung bis 1995 erstellt haben.
    In der Dritten Fortschreibung hat die Bundesregierung gesagt, daß sie die Aussagen der Institute im Trend für plausibel hält, konkret: die weitere Entkopplung zwischen gesamtwirtschaftlichem Wachstum und Energieverbrauch sowie die weitere Zurückdrängung des Ölanteils. Die Zahlen macht sie sich aber wie schon in der Zweiten Fortschreibung nicht zu eigen. Ich persönlich habe noch nie in solchen Zahlen einen Sinn gesehen, weil sie erfahrungsgemäß in der Öffentlichkeit als staatliche Planvorgaben mißverstanden werden.
    Energiepolitisch ist vordringlich, daß die im Bau befindlichen Kernkraftwerke zügig weitergebaut und die geplanten Kernkraftwerke in Angriff genommen werden. Entscheidend ist, daß die Elektrizitätswirtschaft bedarfsgerecht zubauen kann. Welche Megawattzahl wir 1995 präzise haben werden, ergibt sich durch die Investitionsentscheidungen. Entscheidungen über konkrete Kraftwerksprojekte müssen von den Versorgungsunternehmen entsprechend ihrem Kapazitätsbedarf im Zusammenwirken mit den jeweiligen Landesregierungen als Genehmigungsbehörden getroffen werden.
    Sie alle wissen, daß beim Bundesminister des Innern die Projekte Biblis C, Isar II und Lingen, die ersten drei der sogenannten Konvoi-Projekte, nach den positiven Voten der Reaktorsicherheitskommission zur Freigabe anstehen. Nach der Freigabe durch die Bundesregierung ist es dann Sache der Länder, die erste Teilerrichtungsgenehmigung zu erarbeiten.
    In der Dritten Fortschreibung hat die Bundesregierung bekräftigt, daß sie auch künftig Kernkraftwerksprojekte, die von den Bundesländern vom Bedarf her für erforderlich gehalten werden, unterstützen wird. Die baden-württembergische Landesregierung hat kürzlich auch um Unterstützung für die geplanten Kernkraftwerke Wyhl und Neckarwestheim II gebeten. Der Bundeskanzler und ich selbst haben Baden-Württemberg gegenüber bekräftigt, daß es Sache des Landes ist, über Standortwahl und den Bedarf zu entscheiden, daß die in Baden-Württemberg geplanten Kernkraftwerke aber in Einklang mit der Energiepolitik der Bundesregierung stehen und von ihr auch unterstützt werden.
    Meine Damen und Herren, zum Thema Schneller Brüter in Kalkar unterstütze ich die Bemühungen des Kollegen von Bülow, die Elektrizitätswirtschaft zu einer freiwilligen Lösung dieses Finanzproblems



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    zu bringen. Eine entscheidende Voraussetzung ist der Beschluß der Länderwirtschaftsminister vom September 1981, den wir in München gemeinsam gefaßt haben. Sie haben erklärt, daß die Aufbringung der erforderlichen Mittel nicht an ihnen scheitern werde. Ich bin nach wie vor optimistisch, daß auch die Verantwortlichen in den Unternehmen akzeptieren, daß Kalkar nur bei einem höheren finanziellen Engagement der Wirtschaft, gebunden an die Aufhebung des Vorbehaltes des Deutschen Bundestages, fertiggestellt werden kann. Bisher haben schon nord- und westdeutsche Energieversorgungsunternehmen einen anerkennenswerten Finanzierungsbeitrag angeboten. Ich begrüße es sehr, daß nunmehr auch bei Regierungen und EVUs im Süden unseres Landes die Bereitschaft hierzu gewachsen ist, und ich danke den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft für ihre Unterstützung in dieser Frage.
    Mit ihrer Energiepolitik leistet die Bundesregierung auch den von ihr erwarteten Beitrag zur Lösung der internationalen Energieprobleme. Die gesamte Welt befindet sich heute im größten Strukturanpassungsprozeß seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Für jedermann ist inzwischen die Untrennbarkeit, die gegenseitige Abhängigkeit von Energie und Wirtschaftsentwicklung deutlich geworden. Das gilt für unser Land, und es gilt auch weltweit. Ost und West, Nord und Süd stehen — mit Ausnahme der Produzentenländer — unter gleichem oder ähnlichem energiepolitischen Anpassungsdruck.
    Wir in der Bundesrepublik können heute sagen, daß wir unser Bestes, wenn auch längst noch nicht alles getan haben, um eine Strategie zu entwickeln, damit diese energiepolitische Anpassung so rasch und so dauerhaft wie möglich vorgenommen wird. Wir sind zu weiteren Anstrengungen bereit, nicht zuletzt zu internationaler Kooperation, ohne die das Weltenergieproblem bei noch so großen nationalen Bemühungen niemals gelöst werden kann. Wir sind davon überzeugt, daß wir auf diese Weise einen wirksamen Beitrag zur Festigung der weltwirtschaftlichen Beziehungen und — ich sage das ohne jedes Gefühl der Übertreibung — zur Wahrung des Friedens in der Welt leisten.
    Meine Damen und Herren, ich möchte diesen Beitrag nicht schließen, ohne all denen zu danken, die an der Dritten Fortschreibung mitgearbeitet haben. Das gilt für viele Abgeordnete aus allen drei Fraktionen dieses Hauses ebenso wie für die Mitarbeiter der Energieabteilung des Bundeswirtschaftsministeriums, für die energiewirtschaftlichen Verbände, die Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, die Wissenschaft und die Energiewirtschaft selbst. Die Bundesregierung ist jederzeit gern bereit, Anregungen, Ergänzungen und Verbesserungsvorschläge zu ihrem Energieprogramm zu diskutieren und zu berücksichtigen. Wir rechnen mit einer lebhaften und fruchtbaren Diskussion hier in diesem Hause und in seinen Ausschüssen. — Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der FDP, bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Rede von Georg Leber
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile dem Herrn Abgeordneten Riesenhuber das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Heinz Riesenhuber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wirtschaftsminister Graf Lambsdorff hat in einer sehr abgewogenen Rede die Punkte herausgestellt, in denen ein weitgehender Konsens herrscht. Dies ist taktisch richtig, und dies ist in der Sache richtig. Wenn wir langfristig eine vernünftige und verläßliche Energiepolitik anlegen wollen, brauchen wir ein hohes Maß an Gemeinsamkeit in der Sache.

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    Der Kollege Wolfram hat dazwischengerufen, dies sei ein Ausfluß mangelnder Alternativen der Opposition.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wie üblich!)

    Ich glaube, dies ist eine Bemerkung, die an der Sache vorbeigeht. Wenn wir hier in irgendeinem Bereich rechtzeitig Position bezogen haben, wenn wir dies klar im Parlament eingebracht haben, wenn wir dies rechtzeitig — früher als die Regierungsparteien — in der Debatte festgestellt haben, dann war es im Energiebereich mit unserem Programm von 1977.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Im Gegensatz zu anderen haben wir seither nicht vor der Notwendigkeit gestanden, unser Programm zu ändern. Wir können dieses Programm so, wie es steht, durchhalten, und auf der Grundlage dieses Programms ist der Konsens mit der Bundesregierung möglich.
    Der Dissens, der die Schwierigkeiten bei der Verwirklichung der Programme bringt, ist anderswo. Graf Lambsdorff hat darauf hingewiesen — und wir stimmen ihm darin zu —, gerade die kommunalen Energieversorgungskonzepte seien ein wichtiger Bereich der Subsidiarität, der unmittelbaren, autonomen und nicht ablösbaren Zuständigkeit der Gemeinden. Dies ist richtig. Aber, Graf Lambsdorff, lesen Sie bitte in den Überlegungen Ihres Koalitionspartners nach! Da schreibt die Energiekommission der SPD, daß dies unter Auflagen des Bundes geschehen soll. — Dies ist eine Aushöhlung der Zuständigkeit der Gemeinden.

    (Reuschenbach [SPD]: Dies ist unwahr, mein lieber Herr Riesenhuber!)

    — Lesen Sie die Vorschläge der Ehmke-Kommission von 1980 nach! Da können Sie alles nachlesen; da können Sie etwas über die Energieverbrauchsordnung lesen, Sie können etwas über die Abwärmeabgabe lesen, Sie können da all diese wunderbaren bürokratischen Vorschläge nachlesen, die mit guten Gründen nicht in die Dritte Fortschreibung des Regierungsprogramms aufgenommen worden sind.
    Der Dissens liegt also bei Ihnen, meine Herren,

    (Zurufe von der CDU/CSU: Sehr wahr! — Leider wahr!)

    und das ist das eigentliche Problem der Energiepolitik.

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Dr. Riesenhuber
    Meine Herren, wir könnten uns j a damit, daß hier ein Dissens bei Ihnen besteht, abfinden, wenn dies nicht staatspolitisch von so außerordentlichem Gewicht wäre. Wenn wir in den vergangenen Jahren den Energieprogrammen in ihrem wesentlichen Sachgehalt überwiegend zugestimmt haben, konnten wir dies, wo sie sachlich richtig und ideologiefrei waren. Daß sie in wesentlichen und entscheidenden Bereichen, für die eigentlich Energieprogramme gemacht werden, nicht verwirktlicht worden sind, ist der Kern der Problematik, und dies kommt nicht von irgendwoher. Dies kommt daher, daß in ganz entscheidenden Fragen ein grundsätzlicher ordnungspolitischer, ein grundsätzlicher Dissens innerhalb der Koalitionsparteien besteht, der auch die Verwirklichung richtiger Programme verhindert. Hier liegt das eigentliche Problem unserer Energiepolitik in den vergangenen Jahren.
    Wir sprechen heute vor dem Hintergrund einer sehr kritischen Wirtschaftssituation; Graf Lambsdorff hat das angesprochen. Wir sprechen vor dem Hintergrund einer wachsenden Ölrechnung, einer wachsenden Arbeitslosigkeit, vor dem Hintergrund von Energieverbrauchsstrukturen und Energieumsetzungsstrukturen, die noch nicht das sind, was wir brauchen. Wir sprechen vor dem Hintergrund unerfüllter Programme. Die Kohle sollte hier einen zunehmenden Beitrag leisten. Von 1973 bis 1980 war der Kohleverbrauch in Deutschland rückläufig. Kohle und Kernenergie sollten die Säulen der Energiepolitik sein. Die Kernenergie trägt noch keine 5 % dazu bei. Diese mangelnde Verwirklichung der Programme ist das eigentliche Problem der deutschen Energiepolitik, und das geht auf diesen grundsätzlichen Dissens innerhalb der Regierungskoalition zurück, der über grundsätzliche ordnungspolitische Fragen, über Fragen der Marktwirtschaft, über die Fragen der Technologiepolitik, über Fragen der Umweltpolitik und über die Fragen der Kernenergie besteht.
    Die Dritte Fortschreibung — dies erkennen wir an — liegt überwiegend auf einer Linie marktwirtschaftlicher Vernunft. Wir stellen mit Freude fest, daß im Wirtschaftsministerium nach wie vor ordnungspolitisch gedacht wird. Wir stellen ebenfalls mit Freude fest, daß selbst der Bundeskanzler insofern lernfähig ist. In seiner ersten Regierungserklärung dieser Periode hat er angekündigt, daß durch Gebote der ohnehin schon sehr geringe Ölanteil in den Kraftwerken auf Null gestellt werden soll. Diese Ankündigung des Bundeskanzlers ist unter den Tisch gefallen. Das heißt, dieses Programm ist so, daß viele der an sich zu erwartenden ordnungspolitisch nicht sauberen, problematischen Ankündigungen aus dem Kabinett selbst, aus den Fraktionen der Koalition selbst, nicht verwirklicht worden sind. Sie sind vom Tisch.
    Auf dem Tisch liegen allerdings schon die ersten Proteste. Wir haben nach Pressemeldungen — ich würde diese hier gern widersprochen oder dementiert sehen — einen Beschluß der Fraktionsvorsitzendenkonferenz der SPD, daß hier massive Korrekturen angebracht werden sollen. Wir haben einen mit den Stimmen der Bundestagsabgeordneten von
    Schleswig-Holstein gefaßten Beschluß des Landesvorstands Schleswig-Holstein, daß hier — —

    (Abg. Dr. Steger [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Herr Steger, ich weiß schon, was Sie fragen wollen. Bringen Sie es nachher in der Debatte!

    (Dr. Steger [SPD]: Sie wollen doch das Dementi hören!)

    — Sie haben es im Ausschuß erzählt. Ich habe gesagt: Bringen Sie es öffentlich! Ich möchte endlich öffentlich festgeschrieben haben, daß die Fraktionsvorsitzenden der SPD nicht der Ansicht sind, diese Dritte Fortschreibung müsse massiv korrigiert werden.

    (Dr. Steger [SPD]: Das können Sie gern haben!)

    Wenn Sie das unterstützen, haben wir eine angenehme, gute und vernünftige Situation, und die brauchen wir.
    Auf dem Tisch liegen die Proteste, und es wird sich zeigen, wie sich dieses Programm zwischen den Protesten hinterher über die Runden retten kann. Wir haben in der Vergangenheit schon verschiedentlich erlebt, daß ordnungspolitisch vernünftige Ansätze der Regierung unter dem Druck der Parteien arg verwässert worden sind.
    Wir werden in dieser Debatte und in den Beratungen in den Ausschüssen zu den verschiedensten Bereichen im einzelnen Stellung nehmen müssen und fachlich diskutieren. Ich will dies hier nur ganz kurz auch an Punkten ansprechen, die Graf Lambsdorff aufgegriffen hat. Wir werden natürlich und vor allem darüber sprechen, was die Instrumente sind, um Energieeinsparung durchzusetzen, um Energievergeudung zu vermindern, um Umwandlungsverluste zurückzuschneiden. Dies ist wichtig. Wir sind der festen Überzeugung, daß es der richtige Weg hierzu ist, marktwirtschaftliche Instrumente einzusetzen. Der Bereich, in dem eine staatliche Flankierung hilfreich ist, ist außerordentlich begrenzt.
    Sie sollten folgendes vergleichen, Graf Lambsdorff, Sie sind ein sehr höflicher Minister, und wir respektieren dies. Sie haben die Enquete-Kommission und damit die 62 Mehrheitsbeschlüsse zur Energieeinsparung gelobt. Wenn man das, was herausgekommen ist, was nachher beschlossen worden ist, mit dem vergleicht, was in Ihrer eigenen Dritten Fortschreibung steht, so stellt man fest, daß darin nicht der Mehrheitsbeschluß und nicht die 62 Beschlüsse stehen, sondern darin stehen präzise die Minderheitenbeschlüsse, die marktwirtschaftlichen Thesen der Union zur Energieeinsparung. Das ist der grundsätzliche Unterschied.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Was wir hier an Öl gespart haben, war dramatisch. Wir stimmen Ihnen zu: Niemand hätte dies durch staatliche Reglementierung erwarten können. Dies wurde durch eine vernünftige Reaktion der Verbraucher erreicht. Wenn man darüber diskutiert, sollte man nie vergessen, daß hierbei auch massive Schleifspuren von Wachstumsverlusten, von durch-



    Dr. Riesenhuber
    hängender Konjunktur sind, und dies bedeutet nichts anderes als massive Arbeitsplatzverluste. Es kann nicht richtig sein — das muß man immer im Hintergrund dieser Diskussion über Energieeinsparung sehen —, daß man so redet, als ob Energieeinsparung auf Kosten des Verlustes von Arbeitsplätzen erlaubt sein könnte. Das kann selbstverständlich keine Politik dieses Hauses sein; niemand würde dies annehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Freunde, wir haben hier über die Rolle der eigenen Energieträger zu diskutieren. Graf Lambsdorff hat dargestellt — im Grundsatz ist viel daran —: Wir haben die Steinkohle in der Tat zu einer Stabilisierung der Förderung geführt. Das ist ein durchaus vernünftiges Ergebnis. Sie haben zu Recht darauf hingewiesen, daß es von allen Fraktionen dieses Hauses getragen wird.
    Trotzdem werden wir bei der Steinkohle im einzelnen noch sehr detaillierte Diskussionen zu führen haben. Wir haben nach wie vor die Importkohlekontingente. Wenn es so ist, wie die Bundesregierung sagt, daß diese Kontingente den Import der Kohle nicht behindern, warum sind sie dann noch da? Wenn sie aber eine Behinderung darstellen, dann muß das einen bestimmten Zweck haben. Dies ist auszudiskutieren, und es ist zu fragen, ob das vernünftig ist.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Wollen Sie das abschaffen?)

    Wir haben über die Kürzung der Investitionsbeihilfe bei der Steinkohle zu sprechen. Diese Kürzung ist bei diesem Programm und in diesem Haushalt massiv gewesen. Wird sie nachhaltig so bleiben, dann bedeutet das letzten Endes, daß bei der Steinkohle notwendige Investitionen unterbleiben, oder hinausgeschoben werden oder Substanz verzehrt wird.
    Wie sollen die Mengenziele beim Steinkohleeinsatz erreicht werden? Da hat der Jahrhundertvertrag einiges gebracht. Aber wenn Sie einmal saldieren, was als Steinkohleproduktion aus deutschen Quellen und was als Importkohleverbrauch vorgesehen ist, dann kommen Sie in Größenordnungen, die durch die absehbaren Mengenverbräuche nicht abgedeckt sind. Ich erinnere an das Minimalprogramm zur Kohleveredelung, an das Stagnieren beim Stahl, an die kleinen Schritte bei der Verwirklichung der Fernwärme. Wo soll da der große Einsatz kommen?!
    Meine Damen und Herren, wir haben auch darüber zu diskutieren, ob und wie wir es erreichen können, daß deutsche Unternehmen in wesentlich stärkerem Maß den Zugang zu ausländischen Kohlelagerstätten bekommt, der für eine langfristige, international integrierte Energiepolitik ganz wesentlich sein wird.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Das geschieht doch schon, wenn auch nicht ausreichend!)

    — Lieber Herr Wolfram, Sie wissen selber, was vorgeht, Sie wissen selber, was in Australien passiert,
    Sie wissen, was die Ruhrkohle tut, Sie wissen was die VEBA tut, Sie wissen, was Rheinbraun tut. Wenn wir dies alles saldieren, dann können wir — in aller Freundschaft — nicht feststellen, daß dies eine hinreichende Absicherung der langfristigen Importkohlemengen ist. Das ist, realistisch gesehen, einfach nicht ausreichend.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wir haben über die Kohleveredelung zu diskutieren. Wir stellen mit Freude fest, daß die Bundesregierung ihr Herz auch für die Braunkohleveredelung entdeckt hat. Das ist etwas, was technisch möglich ist, was wirtschaftlich schon weit über die Grenzen dessen hinausgeht, was jetzt nur noch spekulativ wäre. Wir können Synthesegas machen, wir können Methanol machen. Das sind Produkte, die wir brauchen. Die einzige Frage ist, warum das nicht gemacht wird. Es ist eine beglückende Erfahrung, daß die Bundesregierung nach Jahren jetzt endlich festgestellt hat, daß dies daran liegen könnte, daß Braunkohle einfach nicht durch Kernenergie freigeschaltet worden ist.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Das ist doch wirklich der Kern der Angelegenheit: daß wir nicht in beliebigen Mengen die Braunkohleförderung in den großen Abbaustätten steigern können. Vielmehr müssen wir hier in realistischen Grenzen bleiben. Das heißt, wir müssen die Braunkohle freischalten. Aber das ist nicht hinreichend geschehen.

    (Dr. Freiherr Spies von Büllesheim [CDU/ CSU]: Sehr richtig! — Zuruf von der SPD: Marktwirtschaft!)

    — Glauben Sie denn, daß bei einer Technik wie der Kernenergie, wo die wesentlichen Daten der Investitionen durch staatliche Eingriffe gesetzt werden, eine Marktwirtschaft so existieren könnte, daß die Sache läuft?! Anfang der 70er Jahre wurde ein Kraftwerk in viereinhalb Jahren gebaut. Jetzt dauert es dreimal so lange. Das ist doch nicht allein Ausfluß marktwirtschaftlicher Prozesse. Hier handelt es sich doch um staatliche Eingriffe massiver Art, über die wir gleich noch einmal reden können; das ist doch offenkundig.

    (Zuruf von der SPD: Auswirkungen der Gerichtsbarkeit!)

    — Wir haben hier auch über die Gerichtsbarkeit zu sprechen, und zwar insofern, als der Gerichtsbarkeit von der Politik keine hinreichend klaren Ziele und Kriterien vorgegeben worden sind. Hier liegt doch das Problem.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Roth [SPD]: Privatisieren Sie doch mal! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Dies war wohl ein Scherz; ich möchte es auch so aufnehmen.

    (Zuruf des Abg. Roth [SPD])

    — Herr Roth, bei Ihnen kann man sich manchmal zur Fröhlichkeit geneigt fühlen, und das macht die



    Dr. Riesenhuber
    1 Verhandlungen im Wirtschaftsausschuß auch so erquickend.
    Meine Damen und Herren, wir haben über die neuen Energien zu diskutieren, über die schönen neuen Energien, die wir alle gern haben möchten, die aber so viele Schwierigkeiten bereiten: über Sonne, Wind, Erdwärme, Technik der Wärmepumpe. Auch wenn der Beitrag dieser Energiequellen begrenzt sein muß — wir müssen sie kriegen und im Markt durchsetzen. Der wesentliche Mangel der Politik der vergangenen Jahre in diesem Bereich ist doch gewesen, daß die Überführung in den Markt nicht stattgefunden hat. Wir haben in den vergangenen Perioden immer wieder im Bundestag und über den Bundesrat Anträge auf eine massive Förderung während der Einführungsphase gestellt. Dies alles ist von Ihnen mit Ihrer majestätischen Mehrheit abgelehnt worden. Was hernach herausgekommen ist, ist eine Stagnation dieser Techniken. Wir stellen mit Freude fest, daß unser Antrag, den wir im Mai 1981 eingebracht hatten, von Ihnen in die Dritte Fortschreibung übernommen worden ist.
    Wir halten es für richtig, daß das Erdgas weiter in die Fläche vordringt. Graf Lambsdorff hat darauf hingewiesen. Das bedeutet natürlich einiges an Änderungen der Strukturen. Wenn es aus der Grundlast in den Kraftwerken herausgeht, wird die Zahl der unterbrechbaren Verträge rückläufig sein. Wir möchten sehr gern sehen, wie die von Ihnen angesprochene Sicherung gegen Unterbrechung von Lieferungen aus der Sowjetunion dann noch verwirklicht werden kann. Darüber werden wir hier zu reden haben. Das waren hier Bedingungen für unsere Zustimmung und unsere Nichtintervention bei der Diskussion über diese Verträge.

    (Dr. Steger [SPD]: Na, Nichtintervention!)

    Wir sind hier in einer sehr umfassenden Diskussion über die Frage der Krisenvorsorge beim 01. Graf Lambsdorff, ich stimme Ihnen darin zu, daß hier einiges erreicht worden ist. Aber es ist doch eine desolate Situation, wenn ausgerechnet in einer Zeit, wo 01 auf dem Weltmarkt zu nachgebenden Preisen reichlich angeboten wird, im 82er Haushalt der Aufbau unserer nationalen Ölreserve zurückgeschnitten wird. Natürlich bedeutet das Geld. Aber, Graf Lambsdorff, wenn das als Vorsorge für wirklich kritische Situationen irgendeinen Sinn haben soll, dann bitte ich, zu überlegen, wo Prioritäten sitzen. Hier können falsche Prioritäten sein, die wir ganz teuer werden bezahlen müssen, wenn es hernach wieder kritisch wird. Und niemand bezweifelt, daß 01 kritisch wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir werden hier auch über die Energieforschungsprogramme der Bundesregierung zu diskutieren haben. Sie zeichnen sich dadurch aus, daß sie derzeit nicht vorhanden sind. 1980 ist das letzte Programm ausgelaufen. Ein neues ist mehrmals angekündigt worden. Es liegt bis heute nicht vor.
    Meine Freunde, wir sind hier in einer Situation, wo die Programme mit Milliardenaufwendungen durchgeführt worden sind, aber nie Bilanz gezogen worden ist und wo kein Mensch weiß, ob die Aufwendungen in einem vernünftigen Verhältnis zu den tatsächlichen Erfolgen stehen. Und die Erfolge sind ja nicht fettleibige Berichte. Die Erfolge sind doch die neue Technik für unsere Volkswirtschaft, die tatsächliche Erleichterungen in unseren Energieverbrauchsstrukturen schafft.
    Wir möchten hier mal eine ordentliche Bilanz sehen. Wir wollen mal sehen, was rausgekommen ist. Wir sehen bis jetzt nur Mißerfolge. Die 14-Milliarden-Projekte zur Kohleveredelung sind innerhalb von zwei Jahren auf drei oder vier Demonstrationsprojekte mittlerer Art runtergeschnitten worden. SRC II, dieses große Projekt der Zusammenarbeit mit den USA und Japan, ist ersatzlos geschlachtet worden. Der Hochtemperaturreaktor ist an einen Punkt geführt worden, wo das Forschungsministerium nicht mehr erkennt, wie aus den seitherigen Entwicklungen irgend etwas in die Praxis umgesetzt werden kann. Der Brüter weist gleichzeitig eine massive Zeitüberschreitung und massive Kostenüberschreitungen auf. Ein Parlamentsvorbehalt hat das Auffangen dieser Kosten bis jetzt verhindert.
    Dies alles ist eine Energieforschungspolitik, die sich nicht durch ihr Ergebnis ausweist — und dies in einer Zeit, wo der Staat mehr als jemals zuvor nicht nur Geld, sondern auch unmittelbaren Einfluß eingesetzt hat, um den Inhalt und die Ziele der Energieforschungspolitik zu bestimmen. Nie war das Zusammenwirken zwischen Energiepolitik, Energieforschung und Umsetzung in die Praxis, zwischen Genehmigungsverfahren und der Verwirklichung so schlecht.

    (Dr. Steger [SPD]: So kann man das wirklich nicht sehen!)

    Wir werden auch über die Frage der Kosten zu sprechen haben. Das ist eines der Querschnittsprobleme, die hier anstehen. Die Frage der Kosten ist eine der entscheidenden Fragen. Die Enquete-Kommission „Zukünftige Kernenergie-Politik" hat ihre Szenarien unter souveräner Mißachtung der Kosten aufgestellt. Was dies hernach bedeutet, sehen wir heute schon. Die Arbeitseinkommen liegen international in der Spitze. Das soziale System liegt international in der Spitze — auch in den Kosten. Die Energiekosten liegen international in der Spitze.

    (Widerspruch bei der SPD)

    — Das sagt der Sachverständigenrat. Das sind doch Aussagen, die belegt sind. All das zusammen können wir uns auf die Dauer nicht mehr leisten. Die 01-preise sind gestiegen. Die Gaspreise sind gestiegen. Die Strompreise sind massiv gestiegen, und sie werden weiter steigen, und wir werden damit die unterbliebenen Investitionen zu bezahlen haben, die uns hier in solche Schwierigkeiten bringen.

    (Zuruf des Abg. Dr. Steger [SPD])

    Alles, was an Kernkraftwerken nicht gebaut oder verzögert worden ist, müssen wir bar bezahlen. Jeder, der seine Stromrechnung sieht, sollte daran denken.
    Die Kosten sind das eine Querschnittsthema, das wir zu diskutieren haben. Das andere Querschnittsthema, das wir zu diskutieren haben, ist der Umwelt-



    Dr. Riesenhuber
    schutz. Der Wert einer Energiepolitik, einer Technologiepolitik zeigt sich darin, daß einerseits bei vernünftigen volkswirtschaftlichen Kosten gearbeitet wird, andererseits vernünftige Sicherungen gegen Schädigungen der Umwelt vorgesehen werden.
    In der jetzigen Situation haben wir auch hier einen grundsätzlichen Dissens innerhalb der Koalitionsfraktionen festzustellen. Dieser Dissens hat dazu geführt, daß man in wesentlichen Punkten — denken Sie an das Verkehrslärmschutzgesetz, an das Bundesimmissionsschutzgesetz — heillos zerstritten ist. Der Konflikt ist weder im Kabinett noch in den beiden Parteien ausgetragen. Herr Löwenthal, Mitglied der SPD, schreibt — ich möchte das zitieren —, daß die ökologischen Forderungen im Interesse des Rechts auf Arbeit begrenzt werden müßten. Herr Hauff meint, daß die Menschen, die sich um die Erhaltung unserer Umwelt sorgten, die Industriegesellschaft im ganzen ändern müßten. Im ganzen! So etwas geht doch nur unter Herrn Brandts markigem Sowohl-Als-auch. In der Sache sind beide Positionen unvereinbar.
    Solange aber beide Positionen unvereinbar und die Diskussionen dazu nicht ausgetragen sind, werden sie keine vernünftige Energiepolitik, keine vernünftige Industriepolitik betreiben können. Sie müssen das innerhalb Ihrer Reihen austragen und dann zu einer Entscheidung kommen, die für die weiteren Arbeiten grundlegend ist.
    Tatsache ist doch: Es ist immer der gemeinsame Standpunkt aller Parteien im Bundestag gewesen, daß der Umweltschutz einen hohen Rang einnimmt. Wir haben j a die wesentlichen Gesetze auch gemeinsam verabschiedet. Das bedeutet, Technik muß unter Berücksichtigung des Umweltschutzes beherrscht werden. Das bedeutet aber auch gleichzeitig, daß Umweltschutz Technik nicht verhindern darf. Wenn Technik durch den Umweltschutz jedoch verhindert wird, hat eine Nation als Industrienation ihren Platz in der Welt verloren.
    Ein wichtiges Instrument im Rahmen des Umweltschutzes sind die Genehmigungsverfahren. Es ist vorgesehen, an einigen wichtigen Stellen Straf-fungen vorzunehmen. Was die Genehmigungsverfahren angeht, so muß jedoch grundsätzlich festgestellt werden, daß sich die Verantwortung für Technik nicht in einem Wust von unüberschaubarer Bürokratie bewährt. Hier wird Verantwortung nämlich immer nur weiter delegiert, bis sie nicht mehr festzumachen ist.
    Der verantwortliche Umgang mit Technik macht eine Technikbewertung erforderlich, die weder die Regierung selber vorgenommen hat noch von der Koalition dem Bundestag, was die notwendigen Mittel dazu betrifft, zugestanden worden ist. Das ist eine miserable Situation. Daraus entsteht ein großer Teil unserer derzeitigen Probleme im gesamten Bereich einer integrierten und vernünftigen Technologiepolitik.
    Die Regierung hat angekündigt, daß sie die Genehmigungsverfahren für Kernkraftwerke straffen wolle. Das ist offenkundig richtig, wenn man wieder zu realistischen Bau- und Planungszeiten und zu
    realistischen Kosten kommen will. Aber es wird sich zeigen, ob das, was vorgesehen ist, ausreicht. Vor allem wird sich zeigen, was am Schluß auf Grund dieser Straffung tatsächlich an Zeitverkürzung herauskommt.
    Die Regierung begründet die Straffung mit den Kosten in der Grundlast mit der Industriestruktur. Der Beitrag der Kernenergie entspreche nicht dem industriepolitisch Erforderlichen, die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft sei nicht ausreichend. Das alles ist richtig, und das alles sagen wir seit Jahren. Das alles sind goldene Worte. In der Sache jedoch übernimmt die Regierung auch hier den Standpunkt unserer Minderheit in der Enquete-Kommission. Dann sollte sie aber auch sagen, was das tatsächlich bedeutet.
    Wenn in der Fortschreibung kein Wort mehr von der Restbedarfs-Philosophie mit Blick auf die Kernenergie steht, dann ist das eine durchaus erfreuliche Sache. Wir wollen einmal sehen, ob das durchgehalten wird. Wenn es einen Restbedarf an Energie gibt, dann doch nicht an Kernkraft, sondern nur an 01.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Wenn Sie sich einmal die Zahlen der Institute ansehen, die Graf Lambsdorff in der ihm eigenen eleganten Weise wieder heruntergespielt hat, kann man doch nur feststellen: Wenn Zahlen irgend etwas bedeuten, dann steht und fällt Ihre Energiepolitik, Graf Lambsdorff, bis 1995 mit dem Durchsetzen der Kernkraft; denn tatsächlich ist es so, daß Sie zwar von einem Rückgang des Ölanteils ausgehen, gleichzeitig aber einen nahezu gleich großen Zuwachs des Anteils der Kernenergie unterstellen. Das bedeutet, in der Primärenergieträgerverteilung ändert sich im übrigen fast überhaupt nichts. Wenn das aber so ist, müssen Sie auch mit der notwendigen Entschiedenheit sagen, daß Kernkraft durchgesetzt werden muß. Sie dürfen dann nicht sagen, es könne so werden, es könne aber auch anders werden.
    Wenn die Regierung hier nicht die Ziele setzt und den Rahmen entsprechend steckt, weren die Möglichkeiten auf dem Energiesektor nicht wahrgenommen werden können. Dann wird auch der grundsätzliche Streit und das Getöse auf den SPD-Parteitagen nicht aufhören. Dann wird die ständige Verunsicherung der Industrie nicht aufhören. Dann werden all die widersprüchlichen Beschlüsse kein Ende haben. Dann werden wir weiterhin die Situation haben, die dazu geführt hat, daß in Deutschland jetzt seit sechs Jahren kein neues Kernkraftwerk bestellt worden ist. Dann werden die Ziele, Graf Lambsdorff, die Sie mit Ihrer Fortschreibung selbst ansprechen, nicht erreichbar sein. Dann haben wir ein weiteres wunderbares Papier, dem in der Realität nichts entspricht. Dann stehen wir wiederum vor der Situation, daß wir hier erbauliche Debatten geführt haben, das Wesentliche für unsere Volkswirtschaft und für unsere Arbeitsplätze aber geschehen ist. Das kann nicht sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Deshalb, Graf Lambsdorff, fordern wir Sie und Ihren Koalitionspartner mit aller Entschiedenheit auf, diese Doppelstrategien, die bis vor Ort verfolgt wer-



    Dr. Riesenhuber
    den, endlich einmal aufzugeben. Wir haben dies auch bei den Diskussionen über Standorte erlebt. In Niedersachsen wurde die Wiederaufarbeitungsanlage, die wir alle für richtig halten und die die Regierung beschlossen hat, von der SPD massiv bekämpft.

    (Zuruf von der SPD)

    Daraus entsteht nicht der Konsens, den wir brauchen. In Hessen haben wir die gleichen Schwierigkeiten. Man kann sagen, taktisch wäre es durchaus naheliegend, hier zu widersprechen: wir bekommen dann vielleicht ein paar Stimmen mehr. Aber das kann nicht unsere Politik sein. Unsere Politik kann nur sein, das Notwendige rechtzeitig, offen und entschieden zu sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Ehmke [SPD]: Wie Herr Albrecht!)

    Der Politiker wird nicht gewählt, wir alle sind nicht gewählt wegen unserer überragenden Weisheit, sondern wir sind gewählt wegen unserer Bereitschaft, zu entscheiden und den Kopf für die Entscheidung hinzuhalten.

    (Dr. Ehmke [SPD]: Sagen Sie das doch Herrn Albrecht!)

    Wenn wir dies nicht tun, verweigern wir die Entscheidung und versündigen uns an dem, was wir als demokratische Ordnung zu verantworten haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Deshalb kann ich nur eines sagen: Wer hier vor der Verantwortung wegtaucht, der hat im Grunde seine politische Aufgabe längst vergessen und aufgegeben.
    Wir haben hier über Kernkraft überhaupt nicht mit Hurra-Patriotismus zu diskutieren. Davon sind wir wirklich weit entfernt.

    (Dr. Steger [SPD]: Fragen Sie mal den Herrn Probst!)

    — Herr Steger, hier hat die Union eine einzige Linie. Das, was die CDU 1977 beschlossen hat, entspricht dem, was die CSU 1977 beschlossen hat. In all unseren Beschlüssen und in unserer gesamten Politik haben wir Kernenergie immer unter die Rahmenbedingungen erstens der Notwendigkeit, aber zweitens einer vollen Gewährleistung der Sicherheit, der Entsorgung und des Umweltschutzes gestellt.

    (Zuruf von der SPD)

    Dies gilt für die CDU, und dies gilt für die CSU. Das war eine gemeinsame Linie. Bitte, reden Sie nicht so, als ob der Streit, den Sie im Grundsätzlichen haben, auch nur eine Spur von Ähnlichkeit mit der Diskussion hätte, die wir führen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir führen Diskussionen und kommen dann zu Entscheidungen, auf die wir uns verlassen können. Wir können uns, was für Sie noch überraschender ist, auch aufeinander verlassen. Schauen Sie sich ein-
    mal in Ihrer Partei und in Ihrer Fraktion um, wieweit dies dort der Fall ist.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Warum redet denn Herr Schäfer heute nicht?)

    — Das werden wir sehen, ob er redet, wann er redet, was er redet, und dann werden wir wieder über den Konsens sprechen.
    Meine Damen und Herren, wir haben hier über Kernkraft nicht unter den Aspekten von beliebigen Wahlfreiheiten zu reden, sondern wir sind in der Situation, daß wir uns in Deutschland höchste Ansprüche an Sicherheit, Entsorgung und Umweltschutz auferlegt haben. Wenn wir uns dies auferlegt haben, dann ist Kernkraft unter diesen Bedingungen vertretbar. Wenn Kernkraft unter diesen Bedingungen in Deutschland nicht vertretbar ist, dann ist sie an keiner Stelle der Welt vertretbar.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Wenn sie an keiner Stelle der Welt vertretbar ist, dann müssen wir ernsthaft darüber reden, wie in Zukunft die Energieversorgung dieser Erde sichergestellt werden kann.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Bei der Explosion der Weltbevölkerung, bei dem rapiden Bevölkerungswachstum gerade in den Entwicklungsländern bedeutet knappe Energieversorgung nicht den Unterschied zwischen 19 und 23 Grad in den Zimmern, sondern bedeutet den Unterschied zwischen Hungern und Essen, zwischen der Chance zur Zukunft und der Katastrophe.
    Wenn wir unsere eigene Politik, unsere eigene Energiepolitik, unsere eigene Kernenergiepolitik nicht unter diesen Voraussetzungen betrachten, dann haben wir unsere Verantwortung wirklich nicht redlich wahrgenommen. Wenn wir Kernenergie nicht dort einsetzen, wo wir sie brauchen und wo wir sie verantworten können, dann werden wir in eine Situation kommen, die weltweit zu einer Hungerkatastrophe führt, die wir hier einfach nicht mehr auffangen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Energie ist eben nicht ein Luxus, sondern die Frage von Bewässerung, von Ernährung, von Düngemitteln, vom Überleben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Auf dieser Grundlage muß die Diskussion redlich, umfassend und offen geführt werden. Wir dürfen nicht unter den Argumenten wegtauchen, sondern wir müssen sie in ihrer ganzen Breite darstellen. Wir dürfen nicht so diskutieren, als ob Energiepolitik nur aus technokratischen Details bestehe, sondern wir müssen sie in grundsätzlicher Klarheit und umfassend darstellen.
    Meine Damen und Herren, Energiepolitik in der begrenzten Welt heißt nicht nur die eigene Haut retten. Energiepolitik heißt, alle verfügbaren Techniken verantwortlich zu nutzen. Energiepolitik heißt, Rohstoffe weltweit zu erschließen, auch solche, die heute noch nicht genutzt werden. Energiepolitik heißt auch, die Kräfte der Völker Europas zu einer



    Dr. Riesenhuber
    gemeinsamen und geschlossenen Anstrengung zusammenzufügen, zu einer Anstrengung in der Energieforschung, zu einem Aufbau integrierter Energieversorgungsstrukturen, zu einer gemeinsamen Energiepolitik nach außen. Energiepolitik heißt aber auch, Rücksicht auf die Länder der Dritten Welt zu nehmen, die sich allein nicht ausreichend helfen können.
    Meine Kolleginnen und Kollegen, wir werden die Dritte Fortschreibung auf dieser Grundlage in den Ausschüssen zu diskutieren haben. Am Ende muß ein Konzept stehen, das marktwirtschaftlich solide ist, das vernünftige und verläßliche Rahmenbedingungen für Technik setzt und das frei von ideologischer Verspannung ist. Aber auch dieses Konzept wird nur dann gut sein, wenn eine Regierung dahintersteht, die schwierige Entscheidungen durchsteht, eindeutig vertritt, die in Kontroversen hart bleibt und von Parteien getragen wird, die eine geschlossene Linie vertreten. — Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)