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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/4 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 49. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. September 1981 Inhalt: Nachruf auf den Abg. Korber 2745 A Eintritt der Abg. Bühling, Frau Dr. Engel, Wallow und Doss in den Deutschen Bundestag 2745 D Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Wehner, Polkehn und Pensky . . . 2745 D, 2746A Laudatio und Glückwünsche zum Geburtstag des Bundestagspräsidenten Stücklen . 2746 A Bestimmung des Abg. Haase (Kassel) zum stellvertretenden Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses 2746 D Wahl des Abg. Schluckebier zum stellvertretenden Mitglied in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates . . . 2746 D Begrüßung einer Delegation des kanadischen Unterhauses und des kanadischen Senats 2757 C Begrüßung einer Abordnung des American Jewish Committee 2788 A Begrüßung einer Delegation von Parlamentariern der Nationalversammlung der Republik Korea 2797 D Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU Zweites Folgetreffen der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa in Madrid — bisherige Verwirklichung der Schlußakte von Helsinki — weiterführende Vorschläge zur Schlußakte von Helsinki — Drucksachen 9/77, 9/643 — Graf Huyn CDU/CSU 2747 A Brandt SPD 2749 D Jung (Kandel) FDP 2755A Dr. Todenhöfer CDU/CSU 2757 D Genscher, Bundesminister AA . . 2761D, 2780A Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU . . . 2768 C Voigt (Frankfurt) SPD 2772 D Dr. Hennig CDU/CSU 2776 A Männing SPD 2780 D Jäger (Wangen) CDU/CSU 2780 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 30. August 1979 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die Ergänzung des Europäischen Auslieferungsübereinkommens vom 13. Dezember 1957 und die Erleichterung seiner Anwendung — Drucksache 9/373 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 9/619 — 2788 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ver- II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1981 trag vom 30. August 1979 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die Ergänzung des Europäischen Übereinkommens vom 20. April 1959 über die Rechtshilfe in Strafsachen und die Erleichterung seiner Anwendung — Drucksache 9/374 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 9/620 — 2788 C Erste Beratung des von den Abgeordneten Hauser (Krefeld), Dr. Bötsch, Dr. Pinger, Helmrich, Dr. Dollinger, Dr. Schwarz-Schilling, Stücklen, Erhard (Bad Schwalbach), Jung (Lörrach), Engelsberger, Landre, Hinsken, Schröder (Lüneburg), Spranger, Dr. Schwörer, Dr. Waigel, Dr. Stavenhagen, Sick, Biehle, Dr. George, Niegel, Echternach, Schulze (Berlin), Dr. Kunz (Weiden), Pohlmann, Regenspurger, Louven, Kolb und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb — Drucksache 9/665 — Dr. Bötsch CDU/CSU 2788 D Dr. de With, Parl. Staatssekretär BMJ . . 2790 C Dr. Schwenk (Stade) SPD 2791 D Kleinert FDP 2793 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 18. November 1980 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über den Verzicht auf die Beglaubigung und über den Austausch von Personenstandsurkunden sowie über die Beschaffung von Ehefähigkeitszeugnissen — Drucksache 9/634 — 2795A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zehnten Gesetzes zur Änderung des Wehrsoldgesetzes — Drucksache 9/661 — 2795A Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verhinderung des Mißbrauchs von Sendeanlagen — Drucksache 9/719 — 2795 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 24. Oktober 1979 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Italienischen Republik über die Ergänzung des Europäischen Auslieferungsübereinkommens vom 13. Dezember 1957 und die Erleichterung seiner Anwendung — Drucksachen 9/732, 9/776 — 2795 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 24. Oktober 1979 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Italienischen Republik über die Ergänzung des Europäischen Übereinkommens vom 20. April 1959 über die Rechtshilfe in Strafsachen und die Erleichterung seiner Anwendung — Drucksachen 9/733, 9/776 — 2795 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 3. Juli 1979 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Elfenbeinküste zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und Regelung der gegenseitigen Amtshilfe auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen — Drucksache 9/658 — 2795 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 26. Februar 1974 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung von Mauritius über den Luftverkehr — Drucksache 9/633 — 2795 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Übereinkommen vom 7. Juli 1978 über Normen für die Ausbildung, die Erteilung von Befähigungszeugnissen und den Wachdienst von Seeleuten — Drucksache 9/670 — 2795 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Landwirtschaftliche Rentenbank — Drucksache 9/669 — 2795 D Beratung des Antrags der Abgeordneten Lenzer, Pfeifer, Dr. Probst, Dr. Riesenhuber, Gerstein, Dr. Bugl, Engelsberger, Eymer (Lübeck), Dr. Hubrig, Maaß, Neuhaus, Prangenberg, Weirich, Dr. Stavenhagen, Dr. Kunz (Weiden), Regenspurger, Frau Dr. Hellwig und der Fraktion der CDU/CSU Verbesserung der Beratungskapazität des Deutschen Bundestages zur Bewertung Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1981 III technologischer Forschungsprogramme und Vorbereitung der Entscheidung über technologiepolitische Probleme — Drucksache 9/701 — Eymer (Lübeck) CDU/CSU 2796 B Dr. Steger SPD 2798 A Timm FDP 2799 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Jenninger, Dr. Abelein, Werner, Dr. Bötsch, Spranger, Lemmrich, Lintner, Dr. Jobst, Hinsken, Dr. Dollinger, Dr. Faltlhauser, Biehle, Regenspurger, Glos, Dr. Wörner, Susset, Dr. Laufs, Dr. Stark (Nürtingen), Röhner, Dr. Schwörer, Sauer (Stuttgart), Sauter (Epfendorf), Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd), Petersen, Hanz (Dahlen), Sick, Fischer (Hamburg), Straßmeir, Pfeffermann Finanzierung der Autobahn WürzburgUlm (A 7) — Drucksache 9/748 — Dr. Jobst CDU/CSU 2801A Topmann SPD 2801 C Merker FDP 2804 B Beratung der Sammelübersicht 16 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen mit Statistik über die beim Deutschen Bundestag in der Zeit vom 4. November 1980 bis 30. Juni 1981 eingegangenen Petitionen — Drucksache 9/677 — 2805 D Beratung des Antrags des Präsidenten des Bundesrechnungshofes Rechnung des Bundesrechnungshofes für das Haushaltsjahr 1980 — Einzelplan 20 — — Drucksache 9/624 — 2806 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Agrarbericht 1981 Agrar- und ernährungspolitischer Bericht der Bundesregierung — Drucksachen 9/140, 9/141, 9/542 — . . . 2806A Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Bundeseigenes Grundstück in EssenSchuir, Gemarkung Schuir, Flur 3, Flurstück 20, hier : Veräußerung an das Land Nordrhein-Westfalen — Drucksache 9/757 — 2806 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Festlegung eines dritten Aktionsplans im Bereich der wissenschaftlich-technischen Information und Dokumentation (1981 bis 1983) — Drucksachen 9/189, 9/631 — 2806 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtline des Rates zur Änderung der Richtlinien 65/65/EWG und 75/319/EWG vom 20. Mai 1975 über die Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften über Arzneispezialitäten — Drucksachen 9/438, 9/702 — 2806 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit zu den Unterrichtungen durch die Bundesregierung Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates über die Verwendung von Substanzen mit hormonaler oder thyreostatischer Wirkung bei Haustieren Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates über Überwachung und Untersuchung von Tieren und Fleisch in der Gemeinschaft auf Rückstände von Substanzen mit östrogener, androgener, gestagener und thyreostatischer Wirkung Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Festlegung der Bedingungen für die Überwachung von Aufbewahrung, Vertrieb und Verwendung von Stoffen mit hormonaler Wirkung bei Tieren — Drucksachen 9/60 Nr. 17, 9/158 Nr. 21, 9/158 Nr.23, 9/734 — 2806D Fragestunde — Drucksache 9/783 vom 4. September 1981 — Verwirklichung des Versprechens der Bundesregierung von 1972, sich weiter um die Fortentwicklung der EG zu einer politischen Union zu bemühen MdlAnfr 34 04.09.81 Drs 09/783 Dr. Hennig CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 2784B, D, 2785A, B ZusFr Dr. Hennig CDU/CSU . . . 2784D, 2785A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 2785 B IV Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1981 Finanzielle und militärische Hilfe der DDR für Nicaragua MdlAnfr 35 04.09.81 Drs 09/783 Dr. Hennig CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 2785C, D ZusFr Dr. Hennig CDU/CSU 2785 D ZusFr Thüsing SPD 2785 D Angaben über das Kräfteverhältnis von NATO und Warschauer Pakt in der Broschüre des Bundespresseamts „Aspekte der Friedenspolitik" MdlAnfr 21, 22 04.09.81 Drs 09/783 Peter (Kassel) SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . 2786A, B, C, D, 2787A, B, C ZusFr Peter (Kassel) SPD 2786 B, C, 2787 A, B ZusFr Dallmeyer CDU/CSU 2786 C ZusFr Thüsing SPD 2786 D, 2787 B Beschimpfung des Bundeskanzlers durch die sowjetische Nachrichtenagentur TASS MdlAnfr 32 04.09.81 Drs 09/783 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 2787 C, D 2788A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 2787 D Nächste Sitzung 2806 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 2807* A Anlage 2 Öffnung des Schulbusverkehrs in Rheinland-Pfalz für den öffentlichen Personennahverkehr MdlAnfr 1 04.09.81 Drs 09/783 Pauli SPD SchrAntw StSekr Ruhnau BMV . . . . 2807* B Anlage 3 Ratifizierung des Protokolls über Tankreinigung und Wasserballasttanks in Öltankern MdlAnfr 2 04.09.81 Drs 09/783 Dr. Hüsch CDU/CSU SchrAntw StSekr Ruhnau BMV . . . . 2807* C Anlage 4 Bereitstellung von Mitteln aus dem ZIP-Programm, insbesondere für die Kläranlage der Gemeinde Rheinstetten-Mörsch MdlAnfr 7, 8 04.09.81 Drs 09/783 Frau Dr. Lepsius SPD SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . 2807* D Anlage 5 Neuverschuldung im Rahmen des Vollzugs des Bundeshaushalts 1981 MdlAnfr 9 04.09.81 Drs 09/783 Dr. Friedmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . 2808*A Anlage 6 Negatives Deutschland-Bild in Brasilien MdlAnfr 33 04.09.81 Drs 09/783 Dr. Lammert CDU/CSU SchrAntw StSekr Becker BPA 2808* A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1981 2745 49. Sitzung Bonn, den 10. September 1981 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1981 2807* Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen 11.9. Becker (Nienberge) 11.9. Dr. Bugl 11.9. Burger 11.9. Dr. Enders* 11.9. Dr. Fellner 11.9. Fischer (Hamburg) 11.9. Francke (Hamburg) 10.9. Hauck 11.9. Dr. Hubrig 11.9. Dr. Lenz (Bergstraße) 11.9. Mahne 11.9. Dr. Müller* 11.9. Müller (Bayreuth) 11.9. Dr. Riemer 11.9. Dr. Rose 11.9. Dr. Schachtschabel 11.9. Frau Schlei 11.9. Schröder (Hannover) 11.9. Dr. Schwörer 11.9. Dr. Solms 11.9. Windelen 10.9. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Staatssekretärs Ruhnau auf die Frage des Abgeordneten Pauli (SPD) (Drucksache 9/783 Frage 1): Ist es zutreffend, daß die Deutsche Bundesbahn unter Berufung auf das Personenbeförderungsgesetz der rheinland-pfälzischen Absicht, den Schulbusverkehr im Rahmen des verfügbaren Fahrgastraumes für den allgemeinen ÖPNV zu öffnen, die Zustimmung versagt, und was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um dieser möglichen Verbesserung des ÖPNV im ländlichen Raum zum Erfolg zu verhelfen? Das Land Rheinland-Pfalz hat mit der Bundesbahndirektion Saarbrücken vereinbart, in zwei Landkreisen den öffentlichen Personennahverkehr modellhaft dadurch zu verbessern, daß grundsätzlich auch andere Fahrgäste Schulbusse mitbenutzen können. Die in Frage kommenden Verbindungen wurden mit den beiden Landkreisen vertraglich vereinbart. Sollte der Landkreis Simmern das Ergebnis der beiden Modellversuche nicht abwarten wollen, ist die Bundesbahndirektion Saarbrücken gleichwohl bereit, bereits jetzt eine entsprechende Vereinbarung auch mit diesem Landkreis zu treffen. Eine solche Zusage hat die Bundesbahndirektion Saarbrükken am 9. September 1981 gemacht. Die Modellversuche sind Ausdruck der verkehrspolitischen Bemühungen von Bund und Ländern, den speziellen Schulbusverkehr auch dort anderen Fahrgästen zugänglich zu machen, wo keine Fahrmöglichkeiten mit Linienbussen bestehen. Dem entAnlagen zum Stenographischen Bericht spricht das Votum des Deutschen Bundestages, das dieser anläßlich der Behandlung des Dritten Berichts der Bundesregierung zur Neuregelung des § 8 des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) — BT-Drucksache 8/803 — abgegeben hat. Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Ruhnau auf die Frage des Abgeordneten Dr. Hüsch (CDU/CSU) (Drucksache 9/783 Frage 2): Hat die Bundesregierung das Protokoll über Tankreinigung und Wasserballasttanks in Öltankern, das sich auf die Internationale Konvention zur Verhütung von Umweltverschmutzungen durch Schiffe aus dem Jahr 1973 stützt, ratifiziert, und gegebenenfalls welche Gründe stehen der Ratifizierung entgegen? Der Entwurf eines Zustimmungsgesetzes zu dem genannten Übereinkommen und dem Protokoll befindet sich z. Zt. im Gesetzgebungsverfahren. Die Bundesregierung wird das Übereinkommen zusammen mit dem Protokoll ratifizieren, sobald das Gesetz verkündet worden ist. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Lepsius (SPD) (Drucksache 9/783 Fragen 7 und 8): Kann die Bundesregierung mitteilen, wann die im ZIP-Programm zugesagten Finanzierungsmittel des Bundes für Kläranlagen abfließen, nachdem beispielsweise die Gemeinde Rheinstetten-Mörsch für Mittel des Bundes in Vorlage treten muß? Kann die Bundesregierung mitteilen, bei wie vielen und welchen Maßnahmen des ZIP-Programms der Bund derzeit seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen kann, und welche Haushaltsmaßnahmen gedenkt die Bundesregierung zu ergreifen, um ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen? 1. Die Finanzierung des Bundesanteils an den Abwassermaßnahmen des Rhein-Bodensee-Programms (ZIP) ist für 1981 sichergestellt. Der von der Gemeinde Rheinstätten-Mörsch zunächst vorfinanzierte Restbetrag von 240 000 DM des Bundesanteils wurde inzwischen zur Verfügung gestellt. 2. Die Bundesregierung hat die zur Finanzierung des Programms für Zukunftsinvestitionen erforderlichen Ausgaben im Rahmen des Haushaltsplans 1981 veranschlagt und auch — soweit vorhanden — die entsprechenden Ausgabereste freigegeben. Die Bewirtschaftung der Ausgaben und damit die Abwicklung der Zahlungsverpflichtungen liegt im Verantwortungsbereich des jeweiligen Ressortministers (Art. 65 GG). Mir ist nicht bekannt, daß Ressorts ihre Zahlungsverpflichtungen vernachlässigt haben. Deshalb besteht auch kein Anlaß, Haushaltsmaßnahmen in Erwägung zu ziehen. 2808* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1981 Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Frage des Abgeordneten Dr. Friedmann (CDU/CSU) (Drucksache 9/783 Frage 9): In welchem Umfang wird sich der Bund in diesem Jahr aus heutiger Sicht im Rahmen des Vollzugs des Bundeshaushalts 1981 neu verschulden? Im Haushaltsplan 1981 ist eine Nettokreditaufnahme von 33,8 Mrd. DM veranschlagt. In welchem Umfang die Nettokreditaufnahme durch konjunkturbedingte Steuerausfälle oder etwaige Mehrbelastungen (insbesondere infolge der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt oder im Bereich des Schuldendienstes) höher ausfallen wird, läßt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Insoweit darf ich mich auf die bereits veröffentlichte Antwort zu der Kleinen Anfrage der CDU/ CSU-Fraktion (BT-Drucksache 9/738) beziehen. Anlage 6 Antwort des Staatssekretärs Becker auf die Frage des Abgeordneten Dr. Lammert (CDU/CSU) (Drucksache 9/783 Frage 33): Wie beurteilt die Bundesregierung die im Ergebnis negativen Befunde einer jüngeren empirischen Untersuchung über das Deutschland-Bild in Brasilien, und welche Schlußfolgerungen beziehungsweise Maßnahmen hat die Bundesregierung daraus entwickelt? Im Auftrage der Bundesregierung ist im vorigen Jahr eine Meinungsumfrage über das Deutschlandbild in Brasilien veranstaltet worden. Das Ergebnis dieser Meinungsumfrage ist entgegen Ihrer Annahme insgesamt nicht negativ. Vielmehr läßt die Befragung eines repräsentativen Querschnitts der Bevölkerung deutlich werden, daß die Kenntnisse über die Bundesrepublik Deutschland und ihr Ansehen in Brasilien im Vergleich zu anderen Ländern befriedigend sind. Auch die Wertschätzung, die den Deutschen als disziplinierten, organisationsfähigen und rationalen Menschen entgegengebracht wird, ist beachtlich. Die Umfrage hat indessen auch gezeigt, daß in Brasilien, wie in anderen entfernten Ländern, die einen geringeren Kontakt mit der Bundesrepublik Deutschland haben als unsere Nachbarländer, noch immer stereotype Vorstellungen, insbesondere als Ergebnis der NS-Zeit und des Zweiten Weltkrieges, anzutreffen sind. Der Einfluß negativer historischer Ereignisse auf das Deutschlandbild in der Welt kann mit Mitteln der Öffentlichkeitsarbeit nur langfristig und in begrenztem Umfang abgebaut werden. Die Bundesregierung hat das Ergebnis der Meinungsumfrage zum Anlaß genommen, alle Möglichkeiten einer Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit in Brasilien zu prüfen. Sie wird so bald wie möglich die brasilianische Öffentlichkeit in verstärktem Maße über die Bundesrepublik Deutschland unterrichten.
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    Rede von Kurt Jung


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Tatsache, daß die Debatte über die Große Anfrage der CDU/CSU und die Antwort der Bundesregierung zu einem Zeitpunkt stattfinden, zu dem die zweite KSZE-Folgekonferenz in Madrid noch im Gange ist — zur Zeit ist sie allerdings unterbrochen —, Ergebnisse noch ausstehen und die Pflicht, ja, der Zwang zur Übereinstimmung besteht, verpflichtet uns geradezu, diese Diskussion ganz im Sinne des Appells des Bundesaußenministers Genscher vom 25. Juli dieses Jahres an alle Teilnehmerstaaten zu führen, nämlich, sachlich nüchtern, unpolemisch die Verhandlungspause bis zum 27. Oktober zu aktiven Bemühungen um einen erfolgreichen Abschluß des Madrider Treffens zu nutzen.
    Wenn die Fragestellung des Kollegen Mertes und die dazu getroffene Feststellung, daß die Union in voller Übereinstimmung mit den Bemühungen der Bundesregierung gerade bei diesem zweiten Folgetreffen in Madrid steht, zutreffen, dann frage ich mich, warum heute früh an Stelle des Grafen Huyn hier nicht der Kollege Mertes gesprochen hat;

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    denn er hat in der Tat wieder alte Hüte gebracht und alte Fehler der Union, die Herr Mertes immer wieder zu korrigieren versucht, wiederholt.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Das ist eine falsche Darstellung!)

    Unser gemeinsames Ziel muß es sein, dazu beizutragen — ich meine nicht nur die 35 Teilnehmerstaaten, sondern auch die drei Fraktionen in diesem Hause —, die Madrider Folgekonferenz durch ein ausgewogenes Schlußdokument erfolgreich abzuschließen, mit dem auf allen Gebieten der Schlußakte von Helsinki, bei allen drei Körben also, richtungweisende Entscheidungen getroffen werden. Gerade angesichts zunehmender Sorge vor einer unkontrollierten Entwicklung haben alle politisch Verantwortlichen in Ost und West die Pflicht, die Hoffnungen
    ihrer Völker auf solche Fortschritte, vor allem auch bei den vertrauensbildenden Maßnahmen im militärischen Bereich, nicht zu enttäuschen.
    Dabei müssen wir unverändert davon ausgehen — Herr Kollege Brandt hat darauf auch schon verwiesen —, daß Europa nach wie vor in zwei ideologisch getrennte Lager gespalten ist: das sozialistische und das der westlichen Länder im Nordatlantischen Bündnis. Die KSZE — das haben wir in den Debatten der vergangenen Jahre immer wieder betont — kann und will die Welt j a nicht verändern, sondern soll durch kleine, ja vielleicht auch kleinste Schritte die Übergänge zwischen den beiden Systemen behutsam erleichtern. Das ist schon bei dem Gipfeltreffen 1975 in Helsinki und erst recht bei dem Folgetreffen in Belgrad und bei den verschiedenen Expertentreffen deutlich geworden.
    Deutlich geworden ist aber auch, daß gerade kleinere und mittlere Mächte und besonders auch die Neutralen — und nicht so sehr die beiden Großen, die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten — bei diesen Treffen immer wieder den Anstoß gaben, die Beziehungen zwischen den Völkern von der Vernunft bestimmen zu lassen. Deswegen hätte ich mir auch gewünscht, daß der Beitrag der Union in dieser Debatte mehr von Vernunftargumenten geprägt gewesen wäre, als das heute früh der Fall gewesen ist.
    Gerade in der ersten Phase des KSZE-Folgetreffens in Madrid, in der ja ausreichend Zeit für eine umfassende Implementierungskritik zur Verfügung gestellt wurde, beherrschten die Auseinandersetzungen der beiden Großmächte stärker als bisher im KSZE-Prozeß das Treffen. Das war allerdings angesichts der Verletzungen der Schlußakte auch nicht verwunderlich, die seit Belgrad im Entspannungsprozeß zu Rückschlägen geführt haben. Afghanistan, Menschenrechtsverletzungen, Defizit bei menschlichen Kontakten und auf dem Gebiet der Information sind Stichworte zu diesen Rückschlägen.
    Unter dem Gewicht der Sicherheitsproblematik, der dramatischen Entwicklung in Polen und der sowjetischen Truppenkonzentration an den Grenzen hat sich diese Tendenz weiter verstärkt. Um so bedeutsamer war das Bemühen der Bundesrepublik und hier insbesondere das des Bundesaußenministers Genscher, der mit 15 anderen Außenministern in der ersten Woche die politische Bedeutung des Treffens unterstrichen und dabei die wichtige Funktion erfüllt hat, gerade in Zeiten größerer Gereiztheit und gegenseitigen Mißtrauens auf Mäßigung, auf Verstärkung von Kontakten und auf Mehrung von Vertrauen hinzuwirken.
    Die Bundesregierung hat in ihrer Antwort auf die Große Anfrage der Unionsparteien vielleicht in zu nüchterner Form ihr politisches Konzept der Ost-West-Beziehungen und die wahrlich nicht zu leugnenden positiven Ergebnisse des KSZE-Prozesses gerade für uns im geteilten Deutschland dargestellt. Ganz zweifellos wurden durch diese sozialliberale Vertragspolitik Spannungen entschärft, und es wurden — die Zahlen, die Sie in der Antwort finden, be-



    Jung (Kandel)

    weisen es; ich will sie nicht wiederholen — humanitäre Erleichterungen geschaffen.
    Es muß immer wieder betont werden, daß es für die Bundesrepublik Deutschland gar keine Alternative zur Entspannungspolitik gibt. Das möchte ich hier insbesondere auch im Blick auf die geplanten Proteste in Berlin anläßlich des Besuchs des amerikanischen Außenministers Haig sagen. Ich möchte diese destruktiven Beiträge ebenso verurteilen, wie das auch schon mein Vorredner getan hat. Ich möchte alle diejenigen, die in Berlin so etwas vorhaben, daran erinnern, daß das Schicksal Berlins nach einem Ausspruch von Theodor Heuss an das Schicksal Westdeutschlands gebunden ist, daß aber das Schicksal Gesamtdeutschlands an Berlin gebunden bleibt.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Daß die Amerikaner ihren großen Anteil daran haben, sollte bei diesem Vorhaben niemand vergessen!
    Ich will auch hinzufügen, daß liberale Entspannungspolitik den Abbau von Konfrontation, friedliche Veränderungen innerhalb und zwischen den Systemen durch Krisenmanagement, die Feststellung gemeinsamer Interessen und die Ausweitung von Kooperation, die Rüstungskontrolle und auch die Bewältigung des Nord-Süd-Gefälles beinhaltet. Das sind wesentliche konstruktive Elemente einer Politik, die Leistungen für den Frieden erbringt, im Gegensatz zu solchen destruktiven Vorhaben, die wir
    — das darf ich im Namen der FDP-Fraktion hier tun
    — scharf verurteilen.
    Wenn ich vorhin von einer vielleicht zu nüchternen Form der Darstellung in der Antwort der Bundesregierung sprach, dann meinte ich damit, daß der Bundeskanzler und der Bundesaußenminister ihre Politik als konsequente Fortsetzung der Ostpolitik Brandts und Scheels noch deutlicher hätten herausstellen dürfen. Das Netz zwischen Ost und West wurde durch ihre Initiativen enger geknüpft, und der KSZE-Prozeß wurde durch vielfältige Aktivitäten gefördert. Bundesaußenminister Genscher hat z. B. in zahlreichen Begegnungen mit osteuropäischen Außenministern und Regierungschefs gerade auch in schwierigen Zeiten — zuletzt mit dem polnischen Außenminister — eine Vielzahl konkreter Ergebnisse erreicht. Zu nennen ist hier vor allem das erfolgreiche Eintreten für die Aufnahme von Rüstungskontrollgesprächen über Mittelstreckenwaffen, und zwar nicht nur in Washington, wie ja das gemeinsame Kommuniqué über das Gespräch Haig/ Genscher ausweist, sondern auch und gerade in Moskau. Erwähnen möchte ich auch das jüngste Treffen mit dem polnischen Außenminister mit dem Ergebnis der Hilfeleistung für Polen.
    Der durch die Ostpolitik gesteckte Rahmen ist durch zahlreiche erfolgsorientierte Aktivitäten des Bundesaußenministers erfüllt worden, indem das Netz von Kooperation und Dialog enger geknüpft wurde, um Belastungen in schwierigen Zeiten standzuhalten und den Absturz in den Kalten Krieg oder
    gar in kriegerische Auseinandersetzungen zu verhindern.
    Dabei war es auch nötig, deutlich zu machen, daß Entspannungspolitik nur auf der Grundlage des politischen und militärischen Gleichgewichts und daher nur aus dem westlichen Bündnis heraus und mit Zustimmung der Bündnispartner betrieben werden kann.
    Das konsequente Eintreten für diese Erkenntnis kann nicht als Politik, die in ihrem Denken von militärischen Kategorien dominiert wird, mißverstanden werden; denn Ausgangspunkt der Entspannungspolitik war j a bekanntlich der Harmel-Bericht der NATO. Wir — ich zähle mich dazu — haben in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten immer wieder die Notwendigkeit des Gleichgewichts als Basis und Voraussetzung für Entspannung betont. Deshalb auch wurde das Bündnis in seiner politischen und militärischen Effektivität durch deutsche Initiativen gestärkt.
    Am Beispiel des NATO-Doppelbeschlusses wird auch deutlich, daß erst die deutsche Initiative zur Förderung der Rüstungskontrolle, d. h. das auf deutscher Vorarbeit basierende Verhandlungsangebot, das gemeinsame Votum im Bündnis ermöglichte.
    Auch bei den MBFR-Gesprächen in Wien, dem zweiten Bereich ständigen Dialogs zwischen Ost und West neben der KSZE, hat die Bundesregierung einen inzwischen im Bündnis eingebrachten Vorschlag ausgearbeitet, der das Ziel hat, die Verhandlungen in Wien zu vereinfachen und zu einem konkreten Zwischenergebnis zu kommen. Es ist richtig, Graf Huyn, daß es, wie Sie gesagt haben, in der Datendiskussion noch erhebliche Differenzen zwischen östlichen und westlichen Zahlen gibt. Aber das ist nun wahrhaftig nicht die Schuld der Bundesregierung.

    (Graf Huyn [CDU/CSU]: Das ist richtig!)

    Daneben hat sich die von Genscher besonders befürwortete Politik der internationalen Zusammenarbeit in der UNO mit dem Ziel, gerade auch den ärmsten der armen Länder zu helfen und den Nord-Süd-Dialog zu fördern, positiv entwickelt.
    Mit einer restriktiven Rüstungspolitik hat die Bundesregierung sicher auch einen Beitrag dazu geleistet, Gefährdungen für den Frieden in anderen Teilen der Welt, außerhalb der NATO, zu mindern. Oberstes Motiv dieser unter außenpolitischer Verantwortung von Hans-Dietrich Genscher und im übrigen unter der Gesamtverantwortung des Bundeskanzlers Helmut Schmidt betriebenen Entspannungspolitik ist, den Frieden zu erhalten und weiter auszugestalten. Daran orientiert sich auch unsere Gesamteuropapolitik; denn Europa ist für uns in der Tat nicht nur Westeuropa.
    Da wir nun einmal Deutsche sind, bleibt unser Ziel, nicht nur kurz- und mittelfristig durch Kooperation und Dialog die Lage der Deutschen in beiden Staaten zu erleichtern. Langfristig müssen wir, getreu unserem Verfassungsauftrag, die deutsche Einheit wiedererlangen. Darauf hat Bundesaußenminister Genscher in seinen Reden vor den Vereinten



    Jung (Kandel)

    Nationen immer wieder hingewiesen. Denn alle unnatürlichen politischen Lösungen in der Geschichte, seien es solche der Trennung von Völkern oder der unberechtigten Wegnahme von Gebieten, haben auf mittlere und lange Sicht stets zu schweren Instabilitäten, ja zu Belastungen für den Weltfrieden geführt.
    Da unsere sozialliberale Politik das Prinzip des Gewaltverzichts achtet, wird es zu solchen Belastungen nicht kommen, auch wenn das deutsche Volk schwer am Opfer der Spaltung als Folge des Krieges trägt. Vielleicht haben wir gerade auch aus dieser Erfahrung stets für beharrliches, auch an kleinen Erfolgen sich orientierendes Verhandeln plädiert, auch und gerade bei den KSZE-Folgetreffen.
    Gewiß hätten auch wir lieber ein ausgewogenes Schlußdokument zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt begrüßt. Es hat j a auch durchaus schon beachtliche Ergebnisse in Teilbereichen gegeben — bei den menschlichen Kontakten, bei wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und kultureller Kooperation und auf dem Gebiet des Umweltschutzes. Die Fortschritte in Madrid — das ist nicht zu leugnen —, sind in Korb I und Korb II weit größer, als sie es am Ende der Folgekonferenz in Belgrad waren. Herr Kollege Mertes, wir hatten j a Gelegenheit, dieser Folgekonferenz teilweise beizuwohnen.
    Ich meine, diese bereits erzielten Einigungen stärken unsere Hoffnung auf einen positiven Konferenzabschluß, wenngleich ich nicht verhehlen will, daß die erneute Nichtbeachtung bereits vereinbarter Grundsätze im so wichtigen Bereich vertrauensbildender Maßnahmen durch die Sowjetunion ein schwerer Rückschlag sein kann. Die Nichtanmeldung bzw. Nichteinladung von Beobachtern des Manövers des Warschauer Pakts in der Größenordnung von über hunderttausend Mann in und um Polen und auf der Ostsee bestärkt eher die Skeptiker und belastet gewiß die Schlußphase dieses Treffens.

    (Graf Huyn [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Alle Anstrengungen sind deshalb darauf zu richten, daß neben den noch ausstehenden Einigungen über Menschenrechte, Fragen des Mittelmeers, Verbesserungen im Informationsbereich und Festlegung weiterer Folgetreffen die wichtigste noch offene Frage, die eines konkreten Mandats für eine Konferenz über Abrüstung in Europa, bald beantwortet wird. Ein solches Mandat muß den geographischen Anwendungsbereich vertrauensbildender Maßnahmen gegenüber dem Bestehenden ausweiten und genau bestimmen. Auf der Basis des Dokuments der Neutralen und Ungebundenen sollte es eigentlich gelingen, die Hauptkriterien für vertrauensbildende Maßnahmen, nämlich die militärische Bedeutsamkeit, die Verbindlichkeit, die Verifizierbarkeit und die Anwendbarkeit in ganz Europa, einschließlich des europäischen Teils der Sowjetunion, festzulegen.
    Es muß allen politisch Verantwortlichen bewußt sein, welch große Bedeutung der erfolgreiche Abschluß der Madrider Folgekonferenz und die Einsetzung einer Konferenz über Abrüstung in Europa für die Ost-West-Beziehungen, ja für den Weltfrieden
    hat. Die erkennbaren Gemeinsamkeiten — ich werte einige Zwischenfragen und Feststellungen des Kollegen Mertes so — in diesem Hause lassen auch mich hoffen, daß Sie dem Ihnen vom Kollegen Brandt schon in Teilen erläuterten Entschließungsantrag der Fraktionen der SPD und FDP insgesamt zustimmen können. Ich bitte darum. — Vielen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)



Rede von Georg Leber
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, in der Zwischenzeit hat auf der Diplomatentribüne eine gemeinsame Delegation des kanadischen Unterhauses und des kanadischen Senats Platz genommen. Ich habe die Ehre, Ihre Exellenz, die Präsidentin des kanadischen Unterhauses, Madame Jeanne Sauvé, und die sie begleitenden Parlamentarier aus Kanada in unserem Lande und im Deutschen Bundestag sehr herzlich begrüßen zu dürfen.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Wir freuen uns, daß Sie uns bei unserer Arbeit im Deutschen Bundestag besuchen. Es ist uns auch eine besondere Freude, daß die Delegation Gelegenheit nehmen wird, an der heutigen Konstituierung der Deutsch-Kanadischen Parlamentariergruppe teilzunehmen. Ich wünsche unseren kanadischen Gästen und Kollegen guten Aufenthalt in unserem Lande, daß sie Begegnungen und Gespräche während ihres Aufenthaltes haben, die ihnen gute Eindrücke von unserem Land vermitteln und ihnen auch die Bestätigung einer guten und freundschaftlichen Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern mitgeben. Guten Aufenthalt!

(Beifall bei allen Fraktionen)

Wir setzen unsere Debatte fort. Als nächster Redner hat Herr Abgeordneter Todenhöfer das Wort.

(Wehner [SPD]: Hört! Hört!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Jürgen Todenhöfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zwei Dinge in der Rede des Kollegen Brandt haben mich betroffen gemacht.
    Erstens. Der Kollege Brandt hat in langen und ausführlichen Passagen die Opposition angegriffen, aber er hat nicht ein einziges Mal die vielen massiven Verstöße der Sowjetunion gegen die KSZE-Akte in der nötigen Form gerügt. Das finde ich schlimm.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Zweitens bin ich über die unvertretbare Verharmlosung des wachsenden Antiamerikanismus in der öffentlichen Abrüstungsdiskussion betroffen, Herr Brandt.

    (Graf Huyn [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Ich wiederhole für meine Fraktion noch einmal mit allem Nachdruck: Frieden und Freiheit in Europa haben nur eine Chance, wenn unsere Freundschaft — ich sage nicht nur „Partnerschaft" — zu den Vereinigten Staaten von Amerika gefestigt wird. Deshalb ist vieles von dem, was Sie, Herr Brandt, was Sie, Herr Wehner, und was Sie, Herr Bahr, in der letzten Zeit an die Adresse der USA gesagt haben



    Dr. Todenhöfer
    und wie Sie es gesagt haben, für die Zukunft unseres Landes ausgesprochen schädlich.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Kernstück jeder tragfähigen Abrüstungspolitik ist ein Mindestmaß gegenseitigen Vertrauens. Hierzu heißt es in der Schlußakte von Helsinki: Die Teilnehmerstaaten sind entschlossen, das Vertrauen zwischen ihnen zu stärken und somit zur Erhöhung der Stabilität und Sicherheit beizutragen. Diese Aussage verdeutlicht, daß die Schaffung von Vertrauen eine der wesentlichen offiziellen Zielsetzungen der KSZE-Schlußakte darstellt.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Vertrauen ist nicht teilbar. Auch das wird in der KSZE-Schlußakte ausdrücklich hervorgehoben. Dort heißt es:
    Die Teilnehmerstaaten (sind) ... entschlossen, sich in ihren gegenseitigen Beziehungen sowie in ihren internationalen Beziehungen im allgemeinen der Androhung und Anwendung von Gewalt, die gegen die territoriale Integrität oder politische Unabhängigkeit irgendeines Staates gerichtet (sind), (zu) enthalten.
    Damit wird deutlich, daß die KSZE-Schlußakte nicht nur für die Politik der Unterzeichnerstaaten untereinander, sondern auch für ihre weltweiten Beziehungen Gültigkeit besitzt.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Diese und andere Formulierungen der Schlußakte haben Erwartungen geweckt, die der Bundeskanzler am 30. Juli 1975 in dem Satz zusammengefaßt hat:
    Aus der Sicht der Bundesrepublik Deutschland wird mit der Unterzeichnung der Konferenzdokumente die Politik des Friedens um ein wesentliches Stück vorankommen.
    Es stellt sich die Frage, ob diese hoffnungsvolle Äußerung des Bundeskanzlers Realität geworden ist.
    Die Herstellung von Vertrauen zwischen den Unterzeichnerstaaten — ich wiederhole es — war ein zentrales Anliegen der KSZE-Schlußakte —, d. h. vertrauensbildende Maßnahmen sollten die Atmosphäre für konkrete Schritte der Rüstungskontrolle und Rüstungsbegrenzung schaffen. Damit war die Erwartung verbunden, daß dieses Vertrauen auf alle Abrüstungsverhandlungen, also auch auf MBFR und SALT ausstrahlen würde.
    Als wohl wichtigster konkreter Schritt im Bereich der vertrauensbildenden Maßnahmen wurde die Anmeldung von Manövern innerhalb eines bestimmten definierten Raumes festgelegt. Wie sieht die Praxis in dieser Frage aus? Der Westen hat seit 1975 Manöver selbst dann angemeldet, wenn die in der KSZE-Schlußakte vorgesehen Teilnehmerstärken unterschritten wurden. Bis Juli 1979 hat auch der Warschauer Pakt Manöver angemeldet und vereinzelt auch Beobachter eingeladen. Seit Juli 1979 ist durch den Warschauer Pakt keine weitere Anmeldung erfolgt. Ein besonders schwerwiegendes Beispiel für die neue Praxis der Sowjets sind die Manöver, die zur Zeit innerhalb des in der Schlußakte festgelegten Territoriums abgehalten werden. Sie wurden nicht angemeldet, obwohl es sich hierbei um die größten Manöver handelt, die die Sowjetarmee seit Ende des Zweiten Weltkrieges durchführte.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Allein schon die Zahlenangaben sind ein Beweis für die Absicht, den Westen irrezuführen und über das tatsächliche Ausmaß der Truppenkonzentrationen und der Truppenbewegungen zu täuschen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Das weiß der Herr Brandt genau!)

    Aus der Tatsache, daß die Sowjetunion die Manöver vorher bekanntgab, schloß man im Westen, es müsse sich wohl um 25 000 Mann handeln. Als die USA auf detaillierte Zahlenangaben drängten, erklärte TASS, 100 000 Mann nähmen an der Übung teil. Doch wieviel sind es tatsächlich?
    Der Leitungsstab des Manövers befindet sich in Moskau. Das ist bereits ungewöhnlich. Die Übung wird vom sowjetischen Verteidigungsminister Ustinow persönlich geführt. Auch das ist nicht Brauch. Der Funkführungskreis umfaßt die drei westlichen Militärbezirke der Sowjetunion: Karpaten, Weißrußland und Baltikum mit zirka 30 Divisionen. Ein weiterer Führungskreis umfaßt sieben sowjetische Luftlandedivisionen, die in den letzten Wochen mit eigenen Lufttransportkapazitäten ausgestattet wurden. Selbst wenn man von den gewaltigen Verstärkungen der sowjetischen Rotbanner-Flotte einmal absieht, umfassen allein die Landtruppen in ihrer militärischen Struktur — durch Reservisten aufgefüllt, wie bekanntlich die „Prawda" selbst geschrieben hat — wahrscheinlich mehr als eine Million Mann.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    auf jeden Fall jedoch mehr als 100 000 Mann. Dies alles ist der Bundesregierung genau wie uns bekannt.
    Diese Manöver dienen ferner der Einschüchterung des polnischen Volkes. Dies ist ein weiterer Verstoß gegen die KSZE-Schlußakte, die auch die Androhung von Gewalt ausdrücklich verbietet.
    Das weltweite, außereuropäische Verhalten der Sowjetunion ist auch nicht wesentlich vertrauenerweckender. Das sowjetische Verhalten in Angola, in Äthiopien oder in Afghanistan ist ein klarer Verstoß gegen Buchstaben und Geist der KSZE-Akte.
    Was ist aus der erhofften Ausstrahlung der KSZE-Vereinbarungen auf andere Abrüstungsverhandlungen, z. B. auf MBFR, geworden? Hier genügen an dieser Stelle zwei Hinweise. Die Taschenspielertricks, mit denen die Sowjetunion in der sogenannten Datendiskussion nun schon seit Jahren arbeitet, führen auch hier zu erheblichen Zweifeln in die Vertrauenswürdigkeit der Sowjetunion. Dabei geht es nicht, wie einige Vertreter von SPD und FDP es gern darstellen, um das Zählen von „Erbsen und Fliegenbeinen". Hier geht es um die für die Abrüstung fundamentale Frage, ob man der anderen Seite Vertrauen entgegenbringen kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dieses Vertrauen wird erschwert durch die unverminderte Aufrüstung im konventionellen Bereich



    Dr. Todenhöfer
    während der Dauer der Verhandlungen. Allein die DDR verdoppelte in der Zeit, in der in Wien Verhandlungen geführt wurden, die Zahl ihrer Divisionen, indem sie zum einen sogenannte Kaderdivisionen aufstellte — mindestens drei, wahrscheinlich vier — und zum andern aus den Grenztruppen der DDR drei weitere Divisionen formierte und das entsprechende Großgerät bereitstellte. Das gemeinsame Kriterium für alle ist, daß sie in kürzester Frist gefechtsbereit gemacht werden können. All das geschah während der MBFR-Verhandlungen in Wien.
    Durch diese Vorgänge wird auch der Aberglaube mancher deutscher Politiker widerlegt, daß Verhandlungen allein bereits die Aufrüstung verhindern.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Moskau hat seine Abrüstungspolitik konsequent nach dem Motto ausgerichtet: Was wir haben, das haben wir; und über das, was ihr habt, werden wir noch zu sprechen haben.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    MBFR schleppt sich nunmehr seit acht Jahren dahin. Der mehrfach angekündigte Durchbruch ist ausgeblieben, und SALT II ist zunächst gescheitert. Das sind Feststellungen, denen wohl niemand ernsthaft widersprechen kann. Die Sicherheit des Westens ist durch die MBFR-Verhandlungen und die SALT-Verhandlungen nicht größer geworden. Im Gegenteil. Sie hat sich, während die Verhandlungen liefen, dramatisch verschlechtert:
    Erstens. Bei den strategischen Nuklearwaffen — Waffen mit einer Reichweite von mehr als 4 000 km — hat die Sowjetunion unmittelbar nach der Einigung von Wladiwostok über die Grunddaten für SALT II mit der Einführung einer kompletten Generation neuer strategischer Waffen begonnen. Das entscheidende qualitative Merkmal dieser neuen sowjetischen Waffengeneration war und ist die Tatsache, daß sie in der Lage sind, die verbunkerten amerikanischen Raketensilos zu zerstören. Mit dieser qualitativen Überlegenheit vor Augen ist es der Sowjetunion natürlich nicht schwergefallen, in SALT II auf ihre zahlenmäßige Überlegenheit, die ihr SALT I gewährt hatte, zu verzichten. Die Sowjets haben in Wladiwostok die USA nach allen Regeln der Kunst ausmanövriert.
    Entscheidend für den weiteren Verlauf war dann allerdings das Tempo, mit dem diese neuen Raketen eingeführt wurden. Auch dies beweist, daß es der Sowjetunion eben leider nicht um Gleichgewicht und beiderseitige Sicherheit, sondern um Überlegenheit auch im nuklear-strategischen Bereich geht. Bis heute hat die Sowjetunion über 1 000 Raketen der neuen Generation aufgestellt.
    Zweitens. Die Entwicklung im Bereich der strategischen Nuklearwaffen darf selbstverständlich nicht isoliert gesehen werden. Sie steht im Zusammenhang mit der sowjetischen Rüstung im Bereich der Mittelstreckenwaffen — Waffen mit einer Reichweite von 1 000 bis 4 000 km. Der Westen hat der
    Überlegenheit der Sowjetunion auf diesem Gebiet, auch nach dem Urteil der Bundesregierung, „nichts Vergleichbares entgegenzusetzen". Ausmaß und Tempo der Dislozierung der SS 20 stellen wiederum die Frage nach der Vertrauensbasis in Europa, die doch die Grundlage für echte erfolgversprechende Abrüstungsverhandlungen ist.
    Drittens. In der Diskussion um SALT und Mittelstreckenwaffen wurde bisher ein weiterer Bereich massiver sowjetischer Nuklearrüstung weitgehend übersehen, nämlich die Entwicklung im Bereich der taktischen Nuklearwaffen — Waffen mit einer Reichweite bis 1 000 km. Auch hier hat die Sowjetunion mit der Einführung der Kurzstreckenwaffen SS 21, SS 22 und SS 23 nicht nur eine normale Modernisierung ihres Arsenals, sondern gleichzeitig eine erhebliche qualitative Verstärkung in Gang gesetzt. Mit der SS 22 kann die Sowjetunion schon heute aus den westlichen Bezirken der Sowjetunion aus weite Teile Deutschlands und Österreichs atomar vernichten. Sie hat sich dadurch neben der SS 20 eine zweite atomare Faust gegen Europa und Deutschland geschaffen. Hier wird in gefährlicher Weise an der Rüstungsspirale gedreht, und dies ist ein schwerer Schlag gegen die Friedenssehnsucht unseres Volkes.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Marx [CDU/CSU]: Was von vielen gar nicht gesehen wird!)

    Meine Damen und Herren, um wiederum auch hier die Zahl zu nennen, obwohl Zahlen nicht allein entscheidend sind, sondern die Ursachen der Rüstung in der Welt mindestens genauso entscheidend sind: Die Sowjetunion hat zur Zeit 1 300 atomare Kurzstreckenraketen gegenüber 300 atomaren Kurzstreckenraketen der NATO.
    Viertens. Ähnlich verhält sich die Sowjetunion im konventionellen Bereich, der allerdings nur teilweise Gegenstand der MBFR-Verhandlungen ist. Wie bei SALT zeigen auch diese Verhandlungen, daß es der Sowjetunion offenbar nicht um die Herbeiführung eines Gleichgewichts, sondern um den Ausbau ihrer Überlegenheit geht.