Rede von
Prof.
Egon
Bahr
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich komme auf diesen Punkt gleich noch zurück,
weil ich mir von Ihnen nicht vorschreiben lasse, mit ja oder nein zu antworten. Das wollen wir bitte nicht einführen.
Wir haben in der Diskussion auch heute wieder einen Punkt gehabt, bei dem der Kollege Mertes so formuliert hat, als würde er den Verdacht wecken oder aussprechen wollen, daß eine Reise von Herrn Brandt nach Moskau die Positionen des Westens aufweichen könnte.
Warum dies alles? Wenn Sie das alles so schrecklich finden, was diese Koalition macht,
wie kommen Sie dann eigentlich dazu, ihr Gemeinsamkeit anzubieten? Wenn die Ergebnisse der Entspannungspolitik so schrecklich sind, wie Sie sagen, wie kommen Sie dann dazu, zu sagen: Wir gehen auf die Basis der Verträge?
Der Kollege Wörner hat heute das Märchen zum x-ten Male wiederholt — ohne daß es dadurch richtiger geworden wäre —, daß die Sowjetunion im Laufe der letzten zehn Jahre durch die Entspannungspolitik so stark geworden sei, wie sie ist. Dies ist doch einfach nicht wahr. Die Sowjetunion war am Ende des Krieges eine große Macht. Sie ist aber in der Periode, in der Sie die Verantwortung hatten — oder die man die des Kalten Krieges nennt —,
von einer großen Macht zur Supermacht geworden. Da hat sie ihre Atomwaffen entwickelt. Da hat sie den Sputnik gestartet. Da hat sie die interkontinentalen Raketen entwickelt.
Sie können doch nicht leugnen, daß der wirkliche Durchbruch der Sowjetunion zur Supermacht vor 1965 erfolgt ist und nicht hinterher.