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ID0902602000

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Metadaten
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    4. Frau: 1
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    6. Matthäus-Maier.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/26 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 26. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 19. März 1981 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 1151 A Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Bericht der Enquete-Kommission Frau und Gesellschaft — Drucksache 9/124 — Frau Dr. Wex CDU/CSU 1151 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 1154 B Eimer (Fürth) FDP 1157 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 1159 C Frau Huber, Bundesminister BMJFG . . 1161 C Frau Verhülsdonk CDU/CSU 1165 A Frau Fromm FDP 1167 D Frau Steinhauer SPD 1169 C Schmidt, Bundeskanzler 1171 C Frau Krone-Appuhn CDU/CSU 1174 B Frau Matthäus-Maier FDP 1176 C Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 1179 B Frau Karwatzki CDU/CSU 1181 A Dr. Diederich (Berlin) SPD 1183 C Frau Dr. Wilms CDU/CSU 1185 B von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI . 1187 D Frau Dr. Timm SPD 1188 C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Erhard (Bad Schwalbach), Dr. Klein (Göttingen), Dr. Wittmann, Dr. Stark (Nürtingen), Dr. Dregger und der Fraktion der CDU/CSU Auswirkungen rechtspolitischer Entscheidungen oder Unterlassungen — Drucksache 9/183 — Dr. Schmude, Bundesminister BMJ . . . .1207 B Erhard (Bad Schwalbach) CDU/CSU . . .1215 B Dr. Emmerlich SPD 1221 B Kleinert FDP 1226 A Dr. Hillermeier, Staatsminister des Freistaates Bayern 1230 A Dr. Herzog, Minister des Landes BadenWürttemberg 1237 A Dr. Vogel, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 1240 D Dr. von Weizsäcker CDU/CSU 1246 D Schmidt, Bundeskanzler 1250 C Dr. Kohl CDU/CSU 1256 C Engelhard FDP 1262 A II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 26. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. März 1981 Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu der dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 9/210 — 1264 D Beratung der Übersicht 1 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 9/162 — 1265 A Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd), Dr. Dollinger, Pfeffermann, Bühler (Bruchsal), Neuhaus, Linsmeier, Lintner, Maaß, Weirich, Dr. Riedl (München), Dr. Köhler (Wolfsburg), Dr. Wörner, Sauter (Epfendorf), Dr. Jenninger, Wissmann und der Fraktion der CDU/CSU Bessere Bedingungen für den CB-Funk — Drucksache 9/128 — Dr. Linde SPD 1265 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1981 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1981) — Drucksache 9/228 — 1265 C Fragestunde — Drucksache 9/226 vom 13. 03. 1981 — Benachteiligung der Versicherten in Großstädten durch die geplante neue Regionalstruktur der Kraftfahrzeughaftpflichtprämien MdlAnfr 68, 69 13.03.81 Drs 09/226 Fischer (Hamburg) CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi . . . . 1191 A, C, D, 1192 A, B ZusFr Fischer (Hamburg) CDU/CSU . 1191 B, C, 1192 A Wettbewerbsnachteile der deutschen Stahlindustrie durch den EG-Ministerratsbeschluß MdlAnfr 70 13.03.81 Drs 09/226 Menzel SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 1192 B, D, 1193 A, B, C, D, 1194 A ZusFr Menzel SPD 1192 D ZusFr Hoffmann (Saarbrücken) SPD . . 1193 A ZusFr von der Wiesche SPD 1193 B ZusFr Dr. Lammert CDU/CSU 1193 B ZusFr Meininghaus SPD 1193 C ZusFr Urbaniak SPD 1193 D Einführung einer Grenzabgabe für einreisende Autobusse und Erhöhung der Abfertigungsgebühren für Lastzüge in Dänemark MdlAnfr 72, 73 13.03.81 Drs 09/226 Stutzer CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi . . . 1194 A, B, C, D, 1195 A ZusFr Stutzer CDU/CSU . . . . 1194 C, D, 1195 A Vorfinanzierung der Kraftwerke in Cattenom durch Stromabnahmeverträge deutscher Energieversorgungsunternehmen mit der Electricité de France MdlAnfr 74 13.03.81 Drs 09/226 Schreiner SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . . . 1195 A, B, C, D ZusFr Schreiner SPD 1195 B, C ZusFr Hoffmann (Saarbrücken) SPD . .1195 C ZusFr Engelsberger CDU/CSU 1195 D Rückgang der Zahl der Genehmigungen zur Ausreise aus Polen und der Sowjetunion seit 1978 MdlAnfr 39, 40 13.03.81 Drs 09/226 Dr. Bötsch CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1196 B, D, 1197 A, B, C ZusFr Dr. Bötsch CDU/CSU 1196 C, D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1197 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 1197 B Pflege deutscher Kriegsgräber in der Sowjetunion MdlAnfr 44 13.03.81 Drs 09/226 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1197 C, 1198 A, B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 1197 D, 1198 A ZusFr Dr. Bötsch CDU/CSU 1198 B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1198 B ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 1198 C Festnahme von vier deutschen Staatsbürgern nach einem Gewerkschaftstreffen in Santiago de Chile MdlAnfr 45 13.03.81 Drs 09/226 Weisskirchen (Wiesloch) SPD Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1198 D, 1199 A ZusFr Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . 1198 D ZusFr Hansen SPD 1199 A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 26. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. März 1981 III Verzicht auf die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen in Europa MdlAnfr 46 13.03.81 Drs 09/226 Thüsing SPD Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1199 A, D ZusFr Hansen SPD 1199 D Störung der Entspannungspolitik durch Sendungen von Radio Free Europe und Radio Liberty MdlAnfr 47, 48 13.03.81 Drs 09/226 Hansen SPD Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1200 A, B, D, 1201A,C,D, 1202A,B ZusFr Hansen SPD 1200 B, C, D ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 1201 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1201 B, C ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . 1201 C, D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 1201 D ZusFr Thüsing SPD 1202 A ZusFr Dr. Schöfberger SPD 1202 B Reaktion der Bundesregierung auf die Festnahme des Bayreuther Universitätsprofessors Konrad Löw sowie Folgerungen für den Akademikeraustausch und das Kulturabkommen mit der CSSR MdlAnfr 49 13.03.81 Drs 09/226 Engelsberger CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1202 C, D, 1203 A, B ZusFr Engelsberger CDU/CSU 1202 D ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 1203 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1203 A Protest gegen die Inhaftierung des Bayreuther Universitätsprofessors Konrad Löw bei der tschechoslowakischen Regierung MdlAnfr 50 13.03.81 Drs 09/226 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1203 B, C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1203 B, C ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . .1203 C Überreichung von Listen mit Härtefällen der Familienzusammenführung und Ausreise an osteuropäische Delegationen während des KSZE-Nachfolgetreffens in Madrid MdlAnfr 51 13.03.81 Drs 09/226 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1203 D, 1204 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . . 1203 D, 1204 A Vereinbarkeit der Anwesenheit des Wachbataillons „Feliks Dzierzynski" in Ost-Berlin mit dem entmilitarisierten Status GroßBerlins MdlAnfr 52 13.03.81 Drs 09/226 Graf Stauffenberg CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1204 A, B, C ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . 1204 B ZusFr Thüsing SPD 1204 C Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen des fünf Jahre in Warschau inhaftierten Deutschen Achim Rösch gegenüber der polnischen Regierung MdlAnfr 53 13.03.81 Drs 09/226 Graf Stauffenberg CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1204 C, 1205 A ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . .1205 A Benachteiligung von Bundeswehroffizieren aus der Truppe gegenüber Bundeswehrhochschulabsolventen durch das geänderte Punktesystem für die Einstellung von Berufsoffizieren MdlAnfr 75, 76 13.03.81 Drs 09/226 Daweke CDU/CSU Antw StSekr Dr. Hiehle BMVg . 1205 B, 1206 C, D, 1207 A ZusFr Daweke CDU/CSU 1206 B, C, D Nächste Sitzung 1265 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 1266* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 26. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. März 1981 1151 26. Sitzung Bonn, den 19. März 1981 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Böhme (Freiburg) 20. 3. Büchner (Speyer) * 20. 3. Dr. Enders * 20. 3. Fellner 20. 3. Dr. Geißler 20. 3. von der Heydt Freiherr von Massenbach 20. 3. Dr. Hubrig 20. 3. Jung (Kandel) 20. 3. Kiehm 20. 3. Kittelmann * 20. 3. Korber 20. 3. Dr. Graf Lambsdorff 20. 3. Männing 20. 3. Dr. Mitzscherling 20. 3. Dr. Müller * 20. 3. Müller (Wadern) * 20. 3. Picard 20. 3. Reddemann ** 19. 3. Frau Roitzsch 20. 3. Frau Schlei 20. 3. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 20. 3. Voigt (Frankfurt) 20. 3. Dr. Wendig 20. 3. Dr. Wieczorek 20. 3. Frau Will-Feld 20. 3. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ursula Krone-Appuhn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf wohl im Namen aller Frauen dieses Hohen Hauses sprechen, wenn ich dem Herrn Bundeskanzler dafür danke, daß er selbst erschienen ist und seinen Diskussionsbeitrag zum Enquete-Bericht hier selber gegeben hat.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Wir hoffen, Herr Bundeskanzler, daß sich die heutige Einschätzung der Wichtigkeit des Enquete-Berichts auf die Diskussion im Lande auswirken und die Situation der Frauen in Deutschland wirklich verbessern wird.
    Es geht uns allerdings nicht um Gleichheitschancen — Herr Bundeskanzler, Sie sprachen von Gleichberechtigung und Gleichheitschancen —; uns geht es um Gleichberechtigung und Gleichwertigkeitschancen. Gleich wollen wir den Männern nicht sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir begrüßen Ihren Appell an die Mädchen, einen Beruf zu erlernen. Das ist gerade in unserer heutigen Zeit ganz besonders wichtig; denn wir haben den Trend zu verspüren, daß die Mädchen dazu neigen, nach Hause zurückzugehen, zu Hause zu bleiben, sich nicht ausbilden zu lassen, weil sie nicht genügend Plätze zu finden glauben. Wir müssen diesem Trend entgegenwirken.
    Ich hoffe, daß das, was Sie in bezug auf den Trend zur Partnerschaft sagten, stimmt. Wir werden es im einzelnen zu untersuchen haben. Frau Bundesminister Huber ließ uns vorhin schon etwas hinter die Kulissen schauen. Ich werde darauf zurückkommen.
    Wenn man sich die Frauenliteratur der letzten 100 Jahre anschaut, findet man immer wieder Denkansätze, die Perspektiven eröffnen, welche eine glücklichere und freiere Zukunft für die Frau in Aussicht stellen. Für die Lebensgestaltung der Frau ist das Leben in der Familie mindestens ebenso wichtig wie das Leben in der Arbeitswelt. Ich möchte hier ausdrücklich betonen, daß die CDU/CSU die Tätigkeit in der Familie der Tätigkeit im Berufsleben gleichsetzt, was dankenswerterweise der Enquete-Bericht bestätigt.
    In den letzten 100 Jahren konnten im Berufsleben für die Frauen manche Fortschritte erzielt werden. Im Familienleben sind trotz zahlreicher Versuche der Umgestaltung die Probleme jedoch fast unverändert geblieben. Theoretiker meinten, die Veränderung der Staatsform oder der gesellschaftlichen Bedingungen oder die Behandlung des Themas „Familie" in den Medien würden auch hier für die Frau einen Wandel herbeiführen. So war Bebel z. B. der Auffassung, die Demokratie würde die Frau befreien. Daß es auch die Sozialdemokratie nicht ganz schafft, sehen wir an dem Protest der AsF am Niederrhein. Die Klassikerin der Emanzipationsliteratur, Simone de Beauvoir, glaubte an die Befreiung der Frau durch die Erwerbstätigkeit — eine Theorie, der übrigens heute noch alle Sozialisten anhängen.
    Christine Collange meint neuerdings, die durch die Emanzipationsdiskussion in den Medien verunsicherten Männer seien bereit, 15 bis 30 % der Hausarbeit zu erledigen, wobei sie allerdings niedere Arbeiten nicht tun möchten, was ich verstehen kann, und einen Nachwuchs für Paschas gäbe es nun trotzdem nicht mehr.
    Aus diesem Grunde ist es wichtig, daß wir uns der Situation der Frau in der Familie zuwenden. Es ist selbstverständlich den Ehepartnern auf Grund unserer Rechtsordnung selbst überlassen, sich über die Aufgabenverteilung in der Familie zu einigen. Aber es gibt zahlreiche Probleme sowohl für die NurHausfrau als auch für die erwerbstätige Frau, mit denen wir uns hier beschäftigen müssen, um zu sehen, wie wir helfen können.
    Entscheidet sich die Frau, ausschließlich in der Familie tätig zu sein, dann wurde sie noch vor zehn Jahren mitleidig belächelt und als „grüne Witwe" diffamiert. Angesichts der Situation auf dem Arbeitsmarkt und der zu akzeptierenden Realität im Berufsleben für die Frau beginnt man jedoch, dem Dasein der Nur-Hausfrau wieder mehr Wert beizumessen. Auch die Frau selber, die sich ausschließlich für die Familie entschieden hat, hat ein neues Selbstwertgefühl.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    So schreibt Maria Frisé in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung":



    Frau Krone-Appuhn
    Familienfrauen lassen sich gewiß nicht mehr mit der althergebrachten Demut alles aufpakken, was an häuslichen Lasten anfällt.
    Und ich finde das richtig so. Wir beobachten in der Politik in den letzten Jahren mit Freude, daß die Frauen die Möglichkeit, ihren Tag selbst einzuteilen und ihr Leben im Hause in eigener Verantwortlichkeit zu gestalten, vielfach dazu nutzen, vor allem in der Kommunalpolitik tätig zu sein oder sich an vernünftigen Bürgerinitiativen zu beteiligen, sich im sozialen Bereich zu engagieren.
    Trotzdem wissen wir, daß die ausschließliche Tätigkeit im Hause in ihrer Bedeutung vielfach verkannt wird und der Funktionsverlust, der durch Technisierung und Rationalisierung der Hausarbeit hervorgerufen wurde, noch zu Diskriminierungen zusätzlicher Art führt.
    Frauen leiden in der modernen Kleinfamilie oft unter der Isolation. Auf zu engem Wohnraum sind sie eingepfercht und glauben, daß ihre zeitliche und persönliche Beanspruchung als Hausfrau in einem unausgewogenen Verhältnis zu ihren Betätigungswünschen und Fähigkeiten steht. Den Wert der Hausfrau erkennt man erst, wenn sie ihre Arbeit nicht mehr tut.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es geht mir hier nicht um die aufgeräumte gute Stube, meine Herren, oder um arrangierte Paradekissen. Ich möchte aber doch einmal darauf hinweisen, wieviel Wärme und Freude für die Familie davon ausgehen kann, daß sich die Frau bemüht, im Hause eine persönliche Atmosphäre zu schaffen und für die Kinder wirklich da zu sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir sollten aber dafür Sorge tragen, daß diesen Frauen, die das Opfer gern für ihre Familien bringen, der Kontakt zum erlernten Beruf nicht verlorengeht, und versuchen, die Bildungsmotivation dieser Frauen aufrechtzuerhalten.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Vielfach führt nämlich die Isolation dazu, daß die Frauen verzagen, keinen Mut mehr haben und glauben: Wir können ja sowieso nicht mehr mitreden; die, die draußen sind, wissen alles besser, und wir sitzen hier und dürfen nichts mehr tun. Das müssen wir den Frauen abgewöhnen. Hier, meine Damen und Herren, lohnen sich Modellversuche mit Hilfe der Erwachsenenbildung, um die Frauen aus dieser Ghetto-Situation herauszuholen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Sicherung von Möglichkeiten zur Rückkehr in den erlernten Beruf halte ich für ganz wichtig und entscheidend.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Der Herr Bundeskanzler hat mit Recht darauf hingewiesen, daß das, was man einmal gelernt hat, nicht rückholbar ist. Wenn man etwas gelernt hat, sollte man, wenn man seiner Aufgabe als Familienfrau
    nachgekommen ist, die Chance auch nutzen und das Erlernte danach dann wieder im Beruf anwenden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die psychische Belastung der Frauen während der Arbeitszeit des Mannes und der Schulzeit der Kinder, die durch die Vereinsamung entsteht, kann dadurch abgebaut werden, daß die Zeit des Alleinseins nach erledigter Hausarbeit für die Fortbildung genutzt wird oder, wie es gerade im Großraum Bonn häufig üblich ist, am Vormittag Kontakte zu anderen Frauen hergestellt werden, um bei der Lösung sozialer Probleme behilflich zu sein oder politische Initiativen zu ergreifen.
    Die Leistungen, die die „Nur-Hausfrau" für die Gesellschaft erbringt, war früher eine Selbstverständlichkeit; heute, wo sie keine Selbstverständlichkeit mehr ist, erkennen wir, wie wichtig für die Erziehung der Kinder die Anwesenheit der Mutter vor allem in den ersten Lebensjahren ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Eine Anerkennung dieser Leistung muß sich in der Rentenversicherung niederschlagen. Die CDU/CSU schlägt dafür nach wie vor, auch und gerade nach der Wahl, fünf Jahre pro Kind vor. Das möchte ich hier noch einmal betonen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Gerade weil wir wissen, wie wichtig die Anwesenheit der Mutter beim Kleinstkind ist, plädieren wir auch nach wie vor dafür, daß vor allem die Frauen, die gezwungen sind, berufstätig zu sein, materielle Hilfe bekommen, um in den ersten Jahren bei ihren Kindern sein zu können.
    Besondere Probleme ergeben sich für die Familien, wenn durch einen Unfall im Haushalt die Mutter ausfällt. Es ist begrüßenswert, daß der Enquete-Bericht aus diesem Grunde wenigstens auf freiwilliger Basis die Möglichkeit einer Unfallversicherung eröffnen möchte. Ich bin mir der Problematik dieses Themas durchaus bewußt. Aber auf Grund der komplizierten und tragischen Fälle, über die wir immer wieder in der Presse lesen, in denen keine Versicherung besteht und die Frauen sterben oder arbeitsunfähig werden, bin ich der Meinung, daß wir letztendlich eine Pflichtversicherung für jede Hausfrau anstreben sollten.
    Ganz besonderen Belastungen sind die berufstätigen Frauen ausgesetzt, die zusätzlich eine Familie zu versorgen haben. Während man vor zehn Jahren die Berufstätigkeit der Familienmutter noch als Selbstverwirklichung pries und die Frau um jeden Preis in dieser Weise emanzipieren und sie in außerhäusliche Erwerbstätigkeit einführen wollte, bekommen wir heute Berichte sowohl von Ärzten als auch durch die Presse über neue Frauenkrankheiten, deren Ursprung man sich zunächst nicht erklären kann, und die im psychosomatischen Bereich liegen. Grund für die Entwicklung dürfte die permanente Doppel- und Dreifachbelastung sein. Die berufstätige Familienmutter muß nämlich den Feierabend und das Wochenende zur Erledigung der Hausarbeit aufwenden. Selbst in den Ferien gibt es für sie keine Ruhepause, weil sie im Zelt, Wohnwa-



    Frau Krone-Appuhn
    gen oder Ferienappartement ihre Tätigkeit am anderen Ort fortsetzen muß.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Bei FlaRak-Battaillonen bekämpfen wir die 70-
    Stunden-Woche voll Energie. Bei den Hausfrauen ist die 70-Stunden-Woche normal. Man nimmt sie hin. Man wundert sich, wenn diese Frauen krank werden. Man beklagt es, wenn sie sich nicht ausreichend noch zusätzlich bei uns in den Parteien oder im DGB oder in den Verbänden engagieren. Ich glaube, daß wir hier Abhilfe schaffen müssen.
    Helge Pross hat im Jahr 1975 in einer internationalen Untersuchung festgestellt, daß in Ost wie West 80 % der Hausarbeit von den berufstätigen Frauen selbst erledigt werden müssen. Der Grund dafür liegt im tradierten Rollendenken. Die Entwicklung in den sozialistischen Ländern zeigt also, daß es nicht ausreicht, die Staatsform und die gesellschaftlichen Bedingungen zu ändern, die Frau ins Arbeitsleben zu integrieren und die Kinder staatlichen Institutionen zu überlassen, um hier ein Umdenken zu erreichen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn Sie sich einmal mit Mitgliedern der sowjetischen Akademie der Wissenschaften unterhalten, dann werden Sie feststellen, auch deren Rollendenken hat sich nicht geändert. Mir gegenüber hat einmal ein Professor gesagt, als er das Verhältnis zwischen Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre schildern wollte, in dieser Liaison sei Simone de Beauvoir der Mann. Daran sehen Sie, meine Damen und Herren, auch 60 Jahre Sozialismus nützen nichts, um das Rollendenken zu ändern.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und Abgeordneten der FDP)

    Es kommt also — meine Herren, lachen Sie nicht zu früh — auf eine Umerziehung an, und zwar auf eine Umerziehung in den Schulen, eine Überprüfung der Schulbücher auf alte Rollenklischees, eine Vorbereitung von Jungen und Mädchen auf Ehe und das Berufsleben im technischen und im hauswirtschaftlichen Bereich und eine Erziehung zur Partnerschaft im Rahmen der Erwachsenenbildung.
    Das alles reicht aber nach meinem Dafürhalten noch nicht aus. Auf Grund der Erkenntnisse der Vorschulpädagogik wissen wir, daß Erziehung zur Partnerschaft wesentlich früher beginnen muß, d. h. in der Familie. Das heißt auch, daß bereits das Kleinkind durch das Vorbild des Vaters geprägt wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Fragt man heute Männer, ob sie bereit sind, Aufgaben im Haushalt zu übernehmen, dann wird man sicher die gleichen Ergebnisse erzielen wie Frau Collange. Sieht man aber hinter die Kulissen, dann stellt man fest, daß Männer in ihrer Freizeit in der Regel ihre Hobbys und ihre Autos pflegen, die Hausarbeit der Frau überlassen und die Kindererziehung selbstverständlich auch.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

    Frau Minister Huber hat dafür schon recht gute Beispiele gebracht.
    Wir können natürlich nicht staatlicherseits die Männer an den Kochtopf beordern. Wir sollten uns aber bemühen — und das ist nicht nur Aufgabe des Familienministeriums —, darauf hinzuwirken, daß sich die Ehepartner die Mehrbelastung, die durch Beruf und Familie entsteht, wirklich teilen. Dazu ist erforderlich, Buben und Mädchen sowohl für den Beruf als auch auf das Familienleben vorzubereiten und zu erziehen. Die besten Theorien nützen jedoch nichts, wenn der Erzieher nicht gleichzeitig Vorbild ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Aus diesem Grunde wäre es gut, wenn die männlichen Mitglieder dieses Hohen Hauses nicht nur im Wahlkampf Hobbykoch und Freizeitvater für die Medien wären, sondern sich wirklich Zeit für ihre Familie nähmen.

    (Beifall bei allen Fraktionen)



Rede von Richard Wurbs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat Frau Abgeordnete Matthäus-Maier.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ingrid Matthäus-Maier


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich finde, daß in dieser Debatte Technik, Gesetze und Regelungen sehr stark im Vordergrund stehen. Ich werde darüber gleich auch noch etwas sagen. Aber ich glaube, ein bißchen zu kurz kommt die Beschreibung und Diskussion darüber,

    (Zurufe von der CDU/CSU: Stimmt doch nicht! — Dr. Kohl [CDU/CSU]: Das steht in dem Manuskript!)

    was an Bitterkeit, an Befürchtungen, an Ängsten, an Frustrationen, an Enttäuschungen bei vielen Frauen vorhanden ist. Wir haben in den letzten Jahren z. B. das Anwachsen einer starken feministischen Bewegung feststellen können. Ich will mich nicht mit allen oder auch nur den meisten Forderungen dieser Bewegung identifizieren. Ich glaube aber, daß der Unmut, die Empörung und die Enttäuschung darüber, daß trotz 32 Jahren Grundgesetz und Gleichheitssatz vieles noch nicht geschehen ist, bei diesen Frauen zu Recht bestehen. Dafür gibt es viele Gründe, die sich im einzelnen belegen lassen. Ich will hier nur einige wenige nennen.
    So erhielt ich beispielsweise 1978 eine Zuschrift einer jungen Rechtsanwältin, die sich um eine Position in einem Frankfurter Rechtsanwaltsbüro beworben hatte. Sie erhielt folgendes Antwortschreiben:
    Für Ihre Zuschrift danken wir Ihnen verbindlich, müssen Ihnen jedoch mitteilen, daß wir die ausgeschriebene Position mit einem männlichen Kollegen besetzen möchten. Sie werden im wahren Sinne des Wortes naturgemäß früher oder später Mutterpflichten übernehmen und dann für längere Zeit nicht mehr den Aufgaben einer freiberuflichen Tätigkeit nachkommen können. Mit besten Grüßen usw.
    Oder: Noch immer werden im Strafvollzug, also beim Staat — wir reden hier nicht nur von der priva-



    Frau Matthäus-Maier
    ten Wirtschaft, sondern auch von staatlichen Institutionen —, Frauen bei ihrer Vorbereitung auf die Haftentlassung benachteiligt. Da nämlich die Verwaltung befürchtet, die Frauen könnten während des Hafturlaubs schwanger werden, gewährt sie den Frauen später Hafturlaub als den Männern.
    Oder — und das kommt in der öffentlichen Diskussion, wie ich finde, viel zu kurz —: Alleinstehende Mütter z. B. von drei Kindern werden steuerlich viel schlechter behandelt als das kinderlose Ehepaar.

    (Zustimmung bei der FDP und der SPD)

    Ein weiteres Beispiel: Noch immer werden Frauen in der Werbung diskriminiert. So wurde in einem Magazin für Taschendiktiergeräte geworben mit der Abbildung nackter Frauen neben folgendem Text:
    Spielzeug für Männer — Diese Geräte haben mit Mädchen manches gemeinsam: handlich, immer wieder bespielbar und stets bereit.
    Meine Damen und Herren, ich glaube, auch dieses muß hier vorgetragen werden, um eben aufzuzeigen, daß es nicht nur darum gehen kann, über gesetzliche Regelungen und Techniken zu sprechen, die wichtig und sinnvoll sind als Voraussetzung für einen Abbau von Diskriminierungen, sondern auch darüber, wie die Konzeption ist, in der es weiter gehen soll.
    Herr Gerster, Sie haben hier antike Harmonievorstellungen vorgetragen. Ich kann Ihnen nur sagen, das, was ich zitiert habe und was sich beliebig erweitern ließe, hat mit Harmonie überhaupt nichts zu tun. Deswegen kommt es darauf an, hier anzusetzen, und deswegen kommt es auch darauf an, Frau Verhülsdonk, Träume und Utopien zu haben. Sie haben sich z. B. dagegen gewandt, daß es in diesem Hause Leute gibt — ich zähle mich dazu, weil ich das seit rund 10 Jahren vertrete —, die sagen, wir brauchten auf Dauer eine Arbeitszeit von z. B. 6 Stunden für Mann und Frau gemeinsam, damit die verschiedenen Rollen in Beruf, Familie und Politik von beiden gemeinsam wahrgenommen werden können, und das geht eben nur bei deutlich reduzierter Arbeitszeit. Sie, Frau Verhülsdonk, haben gesagt, das sei eine Utopie, und Sie hielten gar nichts davon. Ich glaube, daß es richtig ist, solche Utopien und solche Träume, wie wir es nennen, zu haben, um zu sehen, wohin die Reise geht, und um den Enttäuschten zu zeigen, was man tun kann.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Dr. Kohl [CDU/CSU]: Das sehen Sie doch, wohin die Reise geht!)

    Selbstverständlich kann das nicht von heute auf morgen sein. Gerade in der jetzigen wirtschaftlichen Situation ist es schwieriger als vor 10 oder 20 Jahren.

    (Dr. Kohl [CDU/CSU]: Das ist der einzige Punkt, Frau Kollegin, sagen Sie das als erstes!)

    — Herr Kohl, es ist doch unstreitig, daß es bestimmte Situationen gibt, in denen es schneller geht oder nicht so schnell. Selbstverständlich streben wir aber ein solches Ziel nach wie vor an, und selbstverständlich ist die Frage des Lohnausgleichs bei die-
    sem Problem je nach wirtschaftlicher Situation anders zu beurteilen. Das wissen wir alles, trotzdem lassen wir uns aber nicht das Recht nehmen, auch solche langfristigen Konzeptionen aufzuzeigen, damit der Bürger und auch die Frauen wissen, wie es nach unserer Vorstellung weitergehen soll.
    Nur mit solchen konkreten, auch weitergehenden Utopien werden Sie mittel- und langfristig Wege eröffnen, daß wir nicht nur eine Gleichberechtigung der Frau bekommen, sondern auch eine Gleichberechtigung des Mannes. Ich weiß, daß sich immer mehr Männer dagegen wehren, daß sie z. B. bei der Kindererziehung nicht gleichberechtigt sind, daß sie eben von 8 bis 17 Uhr im Beruf sind und nicht einmal merken, wenn die Kinder groß sind. Nur wenn Sie solche Utopien, wie Sie es nennen, aufweisen, haben Sie die Chance, wie es die ehemalige Kollegin Funcke sehr schön ausgedrückt hat, von der mutterlosen Gesellschaft — wir sehen das j a; das ist heute hier nicht repräsentativ, die vielen Frauen, die hier sitzen, machen nur einen Bruchteil der Mitglieder dieses Parlaments aus — und der vaterlosen Familie wegzukommen. Ich finde, deswegen gehören Emotion und Hoffnung, aber auch Enttäuschung in diese Debatte.
    Man sollte darüber nicht vergessen, daß wir eine ganze Menge erreicht haben. Wer das tut, der handelt unredlich. Wir haben noch im letzten Jahr ein Gesetz, das EG-Anpassungsgesetz, verabschiedet, das zu tatsächlichen Veränderungen führt. Es ist ein Beispiel dafür, daß wir durchaus auch mit gesetzlichen Regelungen noch etwas ändern können. Der Bundeskanzler hat gesagt: „Suchen wir nicht das Heil in der Gesetzgebung." Dem stimme ich ausdrücklich zu. Wir sollten aber nicht vergessen, daß ein Teil der noch offenstehenden Probleme eben auch mit Gesetzgebung zu lösen ist, obwohl ein mindestens ebenso großer Teil das Bewußtsein der Menschen betrifft. Wenn es z. B. nach jahrelangem vergeblichen Kampf auch von Abgeordneten dieses Hauses dagegen, daß die Deutsche Lufthansa sich weigert, Frauen als Pilotinnen einzustellen, mit dem EG-Anpassungsgesetz gelungen ist, daß die Lufthansa überhaupt erst einmal Bewerbungen von Frauen entgegennimmt, halte ich das für einen Fortschritt. Es wird jetzt darauf ankommen, aufzupassen, ob wir in den nächsten Jahren bei der Lufthansa auch einmal einen weiblichen Piloten sehen werden. Darauf gilt es zu achten.
    Damit komme ich zu einem weiteren Punkt, der, wie man weiß, zwischen den Koalitionsfraktionen nicht unbedingt überstimmend gesehen wird. Ich spreche ihn trotzdem an. Ich glaube, daß wir ein Antidiskriminierungsgesetz brauchen. Ob dieses Gesetz die ganze Problematik umfassend regelt oder ob das in einzelnen Gesetzen geschieht, darauf sollten wir uns hier nicht festlegen. Auch die Enquete-Kommission hat dazu einiges gesagt. Wichtiger aber als die gesetzlichen Vorschriften ist das, was wir mit der Einsetzung einer Gleichberechtigungskommission verlangen, einer Kommission, die konkrete Befugnisse, Kompetenzen haben muß, um noch bestehende Diskriminierungen abzubauen.



    Frau Matthäus-Maier
    Übrigens verhält sich die Kommission demgegenüber ja sehr viel zurückhaltender. Auf der letzten Seite des Kommissionsberichts steht:
    Der Gesetzgeber sollte prüfen, ob es unter den gegebenen verfassungsrechtlichen Bedingungen in der Bundesrepublik möglich und notwendig sein wird, eine Gleichbehandlungsstelle als Institution sui generis analog zum Wehrbeauftragten zu schaffen.
    Die Erfahrungen anderer Länder zeigen, daß solche Kommissionen selbstverständlich nicht alle Probleme lösen können, aber daß konkrete Verbesserungen für Frauen im Alltag erreicht werden können.
    Ich erinnere an das englische Vorbild oder an die USA, die ein solches Gesetz, das die Einrichtung solcher Kommissionen vorsieht, kennen. Ich erinnere daran, daß die Europäische Kommission und das Europäische Parlament in einem kürzlich verabschiedeten Entschließungsantrag auch Gleichbehandlungsstellen vorgeschlagen haben. Ich erinnere ebenso daran, daß die Schweden erst im Jahre 1979 ein Gleichberechtigungsgesetz verabschiedet haben, das eine Gleichbehandlungsstelle und einen Gleich-behandlungsbeauftragten vorsieht, die u. a. das Recht haben, Auskünfte von den Unternehmen zu verlangen, und denen ein Klagerecht zusteht zur Unterstützung diskriminierter Frauen, aber auch ein Klagerecht ohne die betroffene Frau; das halte ich für wichtig, weil selbstverständlich in dem einen oder anderen Fall ein konkreter Grund dafür vorliegen kann, daß eine Frau den Gang vor die Gerichte nicht wagt. Schließlich besteht in Schweden die Befugnis, Bußgeldbescheide zu erlassen, wenn sich herausstellt, daß Unternehmen auf Dauer strikt gegen Gleichberechtigungsgebote verstoßen.
    Ich glaube, wir sollten alle gemeinsam darüber nachdenken, ob nicht eine solche Kommission mit konkreten Befugnissen eingerichtet werden sollte. Meine Damen und Herren, von Kommissionen ohne Befugnisse, die nur berichten, halte ich überhaupt nichts. Wir sollten sie schnell vergessen.

    (Beifall bei der FDP und der SDP)

    Das ist auch nicht die Überlegung der FDP. Aber wir sollten prüfen, ob es uns nicht gelingen kann, eine solche Kommission einzurichten, die einerseits analog der Position des Wehrbeauftragten — das steht auch in dem Bericht der Enquete-Kommission — Auskunftsrechte und Berichtspflichten gegenüber dem Deutschen Bundestag hat, die andererseits aber auch — etwa analog zum Bundeskartellamt — die Kompetenz hat, Bußgeldbescheide zu erlassen und ein Klagerecht wahrzunehmen.
    Selbstverständlich gibt es im Zusammenhang mit dieser Forderung noch Probleme. So ist z. B. problematisch, ob in einem solchen Antidiskriminierungsgesetz der Bildungsbereich mit abgedeckt werden könnte, weil das bei uns Sache der Länder ist. Es ist problematisch, ob eine solche Kommission nach unserer Verfassungsordnung die genannten Befugnisse haben kann; das wissen wir alle selber. Ich finde jedoch, um so mehr sollten wir uns daranbegeben — insbesondere im Familienministerium und im Innenministerium —, die verfassungsrechtlichen Probleme gemeinsam zu überdenken.
    Bei den Vorarbeiten zu diesem Gesetz werden wir auch zu überlegen und zu prüfen haben, ob wir uns für eine Quotierung aussprechen. Meine Damen und Herren, meine Fraktion und auch ich selber haben erhebliche Zweifel, ob eine Quotierung, d. h. eine gesetzlich vorgesehene Aufteilung etwa von Ausbildungsplätzen oder Arbeitsplätzen hälftig auf Männer und Frauen, sinnvoll ist, ob die entstehenden Probleme nicht größer sind als der Nutzen. Aber lassen Sie mich auch sagen: Nachdem ich jahrelang Gegner einer Quotierung war, muß ich Ihnen zugeben, daß — jedenfalls was meine Person betrifft — in den letzten Jahren ein Umdenkungsprozeß begonnen hat. Wenn ich lese — ich habe eine entsprechende Anfrage an die Bundesregierung gerichtet —, daß der Anteil der Frauen an den obersten Gerichtshöfen der Bundesrepublik Deutschland, die ja durch staatliche Organe besetzt werden, null bis ein Prozent beträgt, dann stellt sich mir schon die Frage, ob in diesem Bereich durch Quotierung nicht doch das eine oder andere zu ändern wäre.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Zumindest scheint mir das erwägenswert, was die Amerikaner mit Erfolg betreiben, nämlich sogenannte affirmative action plans. Das sind Pläne, die gemeinsam mit den Unternehmen erstellt werden und die auf freiwilliger Basis Quotierungen innerhalb bestimmter Zeiträume vorsehen. Vielleicht sollten wir solche Dinge in der Bundesrepublik Deutschland mit sehr viel offeneren Augen betrachten und ihnen gegenüber mehr Bereitschaft entgegenbringen. Ich denke daran, daß der Staat auch die Möglichkeit hätte, z. B. durch öffentliche Aufträge in diesem Bereich tätig zu werden. Warum eigentlich kann bei Sonderaufträgen in speziellen konjunkturellen Situationen der eine oder andere Betrieb nicht bevorzugt werden, der nachweist, daß er mehr Frauen eingestellt hat als andere? Ich frage: Warum kann nicht das, was in den USA erfolgreich gehandhabt worden ist, auch bei uns entsprechend praktiziert werden?
    Die Regierungserklärung sieht zu dem Thema Antidiskriminierungsgesetz einen Prüfauftrag vor. Ich weiß, daß es hier Vorbehalte gibt, und zwar bei der SPD und bei Kolleginnen, mit denen ich mich, wenn ich so sagen darf, ansonsten politisch enger verbunden fühle. Wenn der Vorwurf gemacht wird, daß z. B. der Bundeswirtschaftsminister beim EG- Anpassungsgesetz weitergehende Regelungen verhindert habe, und deshalb sei es unglaubwürdig, jetzt ein Antidiskriminierungsgesetz zu fordern, dann sage ich Ihnen, meine Kolleginnen in der SPD: ich weiß, daß das so ist, und ich habe mit zu denen gehört, die es kritisiert haben; aber dies kann doch nicht der Grund dafür sein, daß wir auf Dauer nicht bereit sind, an die gemeinsame Prüfung eines solchen Gesetzes heranzugehen. Es sollte uns erst recht dazu motivieren, zu prüfen, was hier zu machen ist.
    Wir wissen, daß auch die Gewerkschaften, die anfangs ziemlich einhellig dagegen waren, langsam anfangen, ihre Position zu überdenken. Ich erinnere



    Frau Matthäus-Maier
    daran, daß sich die DAG in dem Hearing der Enquete-Kommission zum Antidiskriminierungsgesetz positiv geäußert hat. Ich hoffe, daß auch der DGB anfängt umzudenken. Denn es geht uns mit diesem Gesetz und mit der Kommission nicht darum, Positionen der Gewerkschaften anzugreifen oder sie durch neue Kommissionen zu ersetzen. Ich glaube, daß sich dieses ergänzen könnte.
    Die Zusammensetzung der Kommission müßte meiner Ansicht nach vom Deutschen Bundestag bestimmt werden, um das Gewicht der Kommission besonders in den Vordergrund treten zu lassen. Es gibt Kollegen, die sagen: Dann haben wir wieder eine neue Bürokratie, neue Kosten. Ich glaube hingegen, besonders angesichts der Tatsache, daß wir umfangreiche kostenträchtige Gesetze auf diesem Gebiet in absehbarer Zeit nicht werden machen können, daß wir erst recht die Chance nutzen sollten, Dinge wie das Antidiskriminierungsgesetz, die ja vergleichsweise wenig kosten, in die Tat umzusetzen als eine der notwendigen Voraussetzungen für eine Verbesserung der Situation der Frauen. Ich glaube, daß das Problem der Bürokratie auch deshalb wird gering gehalten werden können, weil nach meiner festen Überzeugung ein Teil der Diskriminierung von Frauen, etwa im Arbeitsleben, schon vor einem Tätigwerden der Kommission beseitigt würde. Denn viele Unternehmen müßten befürchten, daß sie öffentlich angeprangert würden. Sie würden schon deswegen Diskriminierungen unterlassen, wie sie sie bisher jahrelang durchgeführt haben.
    Ein letztes! Ich glaube, daß die Diskussion über ein solches Gesetz den großen Vorteil hätte, das Problem „Diskriminierung von Frauen in diesem Lande" wieder öffentlich akuter zu betreiben, klarer zu machen. Die Diskussion, die etwa in England über das ganze Problem in Gang gekommen ist, als dieses Gesetz gemacht worden ist, täte uns, glaube ich, gut, damit wir diese Fragen nicht nur vor wenigen Leuten im Parlament diskutieren, sondern damit die Frage der Gleichberechtigung von Mann und Frau eine öffentliche Diskussion wird, stärker als sie es bisher war. Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der SPD)