Rede:
ID0902600800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/26 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 26. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 19. März 1981 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 1151 A Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Bericht der Enquete-Kommission Frau und Gesellschaft — Drucksache 9/124 — Frau Dr. Wex CDU/CSU 1151 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 1154 B Eimer (Fürth) FDP 1157 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 1159 C Frau Huber, Bundesminister BMJFG . . 1161 C Frau Verhülsdonk CDU/CSU 1165 A Frau Fromm FDP 1167 D Frau Steinhauer SPD 1169 C Schmidt, Bundeskanzler 1171 C Frau Krone-Appuhn CDU/CSU 1174 B Frau Matthäus-Maier FDP 1176 C Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 1179 B Frau Karwatzki CDU/CSU 1181 A Dr. Diederich (Berlin) SPD 1183 C Frau Dr. Wilms CDU/CSU 1185 B von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI . 1187 D Frau Dr. Timm SPD 1188 C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Erhard (Bad Schwalbach), Dr. Klein (Göttingen), Dr. Wittmann, Dr. Stark (Nürtingen), Dr. Dregger und der Fraktion der CDU/CSU Auswirkungen rechtspolitischer Entscheidungen oder Unterlassungen — Drucksache 9/183 — Dr. Schmude, Bundesminister BMJ . . . .1207 B Erhard (Bad Schwalbach) CDU/CSU . . .1215 B Dr. Emmerlich SPD 1221 B Kleinert FDP 1226 A Dr. Hillermeier, Staatsminister des Freistaates Bayern 1230 A Dr. Herzog, Minister des Landes BadenWürttemberg 1237 A Dr. Vogel, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 1240 D Dr. von Weizsäcker CDU/CSU 1246 D Schmidt, Bundeskanzler 1250 C Dr. Kohl CDU/CSU 1256 C Engelhard FDP 1262 A II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 26. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. März 1981 Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu der dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 9/210 — 1264 D Beratung der Übersicht 1 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 9/162 — 1265 A Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd), Dr. Dollinger, Pfeffermann, Bühler (Bruchsal), Neuhaus, Linsmeier, Lintner, Maaß, Weirich, Dr. Riedl (München), Dr. Köhler (Wolfsburg), Dr. Wörner, Sauter (Epfendorf), Dr. Jenninger, Wissmann und der Fraktion der CDU/CSU Bessere Bedingungen für den CB-Funk — Drucksache 9/128 — Dr. Linde SPD 1265 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1981 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1981) — Drucksache 9/228 — 1265 C Fragestunde — Drucksache 9/226 vom 13. 03. 1981 — Benachteiligung der Versicherten in Großstädten durch die geplante neue Regionalstruktur der Kraftfahrzeughaftpflichtprämien MdlAnfr 68, 69 13.03.81 Drs 09/226 Fischer (Hamburg) CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi . . . . 1191 A, C, D, 1192 A, B ZusFr Fischer (Hamburg) CDU/CSU . 1191 B, C, 1192 A Wettbewerbsnachteile der deutschen Stahlindustrie durch den EG-Ministerratsbeschluß MdlAnfr 70 13.03.81 Drs 09/226 Menzel SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 1192 B, D, 1193 A, B, C, D, 1194 A ZusFr Menzel SPD 1192 D ZusFr Hoffmann (Saarbrücken) SPD . . 1193 A ZusFr von der Wiesche SPD 1193 B ZusFr Dr. Lammert CDU/CSU 1193 B ZusFr Meininghaus SPD 1193 C ZusFr Urbaniak SPD 1193 D Einführung einer Grenzabgabe für einreisende Autobusse und Erhöhung der Abfertigungsgebühren für Lastzüge in Dänemark MdlAnfr 72, 73 13.03.81 Drs 09/226 Stutzer CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi . . . 1194 A, B, C, D, 1195 A ZusFr Stutzer CDU/CSU . . . . 1194 C, D, 1195 A Vorfinanzierung der Kraftwerke in Cattenom durch Stromabnahmeverträge deutscher Energieversorgungsunternehmen mit der Electricité de France MdlAnfr 74 13.03.81 Drs 09/226 Schreiner SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . . . 1195 A, B, C, D ZusFr Schreiner SPD 1195 B, C ZusFr Hoffmann (Saarbrücken) SPD . .1195 C ZusFr Engelsberger CDU/CSU 1195 D Rückgang der Zahl der Genehmigungen zur Ausreise aus Polen und der Sowjetunion seit 1978 MdlAnfr 39, 40 13.03.81 Drs 09/226 Dr. Bötsch CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1196 B, D, 1197 A, B, C ZusFr Dr. Bötsch CDU/CSU 1196 C, D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1197 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 1197 B Pflege deutscher Kriegsgräber in der Sowjetunion MdlAnfr 44 13.03.81 Drs 09/226 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1197 C, 1198 A, B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 1197 D, 1198 A ZusFr Dr. Bötsch CDU/CSU 1198 B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1198 B ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 1198 C Festnahme von vier deutschen Staatsbürgern nach einem Gewerkschaftstreffen in Santiago de Chile MdlAnfr 45 13.03.81 Drs 09/226 Weisskirchen (Wiesloch) SPD Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1198 D, 1199 A ZusFr Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . 1198 D ZusFr Hansen SPD 1199 A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 26. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. März 1981 III Verzicht auf die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen in Europa MdlAnfr 46 13.03.81 Drs 09/226 Thüsing SPD Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1199 A, D ZusFr Hansen SPD 1199 D Störung der Entspannungspolitik durch Sendungen von Radio Free Europe und Radio Liberty MdlAnfr 47, 48 13.03.81 Drs 09/226 Hansen SPD Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1200 A, B, D, 1201A,C,D, 1202A,B ZusFr Hansen SPD 1200 B, C, D ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 1201 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1201 B, C ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . 1201 C, D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 1201 D ZusFr Thüsing SPD 1202 A ZusFr Dr. Schöfberger SPD 1202 B Reaktion der Bundesregierung auf die Festnahme des Bayreuther Universitätsprofessors Konrad Löw sowie Folgerungen für den Akademikeraustausch und das Kulturabkommen mit der CSSR MdlAnfr 49 13.03.81 Drs 09/226 Engelsberger CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1202 C, D, 1203 A, B ZusFr Engelsberger CDU/CSU 1202 D ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 1203 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1203 A Protest gegen die Inhaftierung des Bayreuther Universitätsprofessors Konrad Löw bei der tschechoslowakischen Regierung MdlAnfr 50 13.03.81 Drs 09/226 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1203 B, C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1203 B, C ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . .1203 C Überreichung von Listen mit Härtefällen der Familienzusammenführung und Ausreise an osteuropäische Delegationen während des KSZE-Nachfolgetreffens in Madrid MdlAnfr 51 13.03.81 Drs 09/226 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1203 D, 1204 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . . 1203 D, 1204 A Vereinbarkeit der Anwesenheit des Wachbataillons „Feliks Dzierzynski" in Ost-Berlin mit dem entmilitarisierten Status GroßBerlins MdlAnfr 52 13.03.81 Drs 09/226 Graf Stauffenberg CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1204 A, B, C ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . 1204 B ZusFr Thüsing SPD 1204 C Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen des fünf Jahre in Warschau inhaftierten Deutschen Achim Rösch gegenüber der polnischen Regierung MdlAnfr 53 13.03.81 Drs 09/226 Graf Stauffenberg CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1204 C, 1205 A ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . .1205 A Benachteiligung von Bundeswehroffizieren aus der Truppe gegenüber Bundeswehrhochschulabsolventen durch das geänderte Punktesystem für die Einstellung von Berufsoffizieren MdlAnfr 75, 76 13.03.81 Drs 09/226 Daweke CDU/CSU Antw StSekr Dr. Hiehle BMVg . 1205 B, 1206 C, D, 1207 A ZusFr Daweke CDU/CSU 1206 B, C, D Nächste Sitzung 1265 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 1266* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 26. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. März 1981 1151 26. Sitzung Bonn, den 19. März 1981 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Böhme (Freiburg) 20. 3. Büchner (Speyer) * 20. 3. Dr. Enders * 20. 3. Fellner 20. 3. Dr. Geißler 20. 3. von der Heydt Freiherr von Massenbach 20. 3. Dr. Hubrig 20. 3. Jung (Kandel) 20. 3. Kiehm 20. 3. Kittelmann * 20. 3. Korber 20. 3. Dr. Graf Lambsdorff 20. 3. Männing 20. 3. Dr. Mitzscherling 20. 3. Dr. Müller * 20. 3. Müller (Wadern) * 20. 3. Picard 20. 3. Reddemann ** 19. 3. Frau Roitzsch 20. 3. Frau Schlei 20. 3. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 20. 3. Voigt (Frankfurt) 20. 3. Dr. Wendig 20. 3. Dr. Wieczorek 20. 3. Frau Will-Feld 20. 3. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Johannes Gerster


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Die Gleichberichtigung der Frauen darf kein Exklusivthema für Frauen sein;

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    vielmehr ist die Gleichberechtigung der Frauen ebenso ein Anliegen der Männer. Aus diesem Grunde habe ich in dieser Enquete-Kommission mitgearbeitet, aus diesem Grunde spreche ich heute hier.
    Wie Sie wissen, hat diese Kommission über 100 Vorschläge, Anregungen vorgelegt. Ich kann hier an meinen Herrn Vorredner anschließen: Alle diese Forderungen müssen unter einem Generalpostulat stehen, das ich folgendermaßen formuliere: Wir brauchen einen Bewußtseinswandel in den Köpfen und Herzen der Menschen, wobei mit „Menschen" natürlich Männer und Frauen gemeint sind. Diese Kommission war so gut, wie es nun gelingt, ihre Vorstellungen Wirklichkeit werden zu lassen. Lassen Sie mich zu dieser Aufgabe, die uns alle angeht, kurz zehn Grundthesen nennen.
    Erstens: Gleichberechtigung von Mann und Frau. Wer die Gleichberechtigung der Frauen will, muß die Gleichberechtigung von Frau und Mann, also jedweder Person, wollen, denn natürlich kann das Recht des einen das Recht und die Möglichkeiten des anderen mindern. Die Gleichberechtigung ist kein Tummelplatz für Klassenkampfgesänge und -gefühle. Nicht das Gegeneinander der Geschlechter, sondern die gleichberechtigte Partnerschaft in Familie, Erwerbsleben und in der Gesellschaft ist umfassend anzustreben. Dies macht es ja gerade Männern leicht, gern und leidenschaftlich für dieses Recht der Frauen einzutreten.

    (Zustimmung des Abg. Kroll-Schlüter [CDU/CSU])

    Zweitens: Gleichberechtigung statt Gleichmacherei. Die Welt wäre langweilig und wohl auch zum Aussterben bestimmt, wenn Mann und Frau wirklich gleich wären. Sie sind auch nicht gleichzumachen.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    Diese Feststellung verbinde ich mit einem Bild aus der griechischen Antike: Mann und Frau sind wie zwei unterschiedliche, individuelle Hälften einer Kugel. Erst wenn sie sich zusammenfügen und ein-



    Gerster (Mainz)

    ander ergänzen, bilden sie ein harmonisches Ganzes. Beide Kugelhälften sind gleichwertig, gleich wichtig und gleichberechtigt. Da bei einer Kugel niemals eine Hälfte immer oben und die andere immer unten ist, schließt sich der Kreis, es sei denn natürlich, diese Kugel sei eingeklemmt. Soweit etwa in unserer Gesellschaft Verklemmungen bestehen, sind diese zu lösen, damit eben beide Seiten gleichberechtigt werden, ohne dabei gleich werden zu müssen.
    Drittens: Gleichberechtigung bedeutet Wahlfreiheit. Gleichberechtigung sollte nie bedeuten, daß jemand — das wurde bereits hier ausgesprochen — in eine bestimmte Rolle gedrängt wird. Vielmehr soll jeder und jede gleiches Recht in der Rolle finden, die sie oder er ausfüllen will. Früher drängten Rollenklischees den Mann ins Erwerbsleben und die Frau in den Haushalt. Man sprach von einer Ungleichheit zu Lasten der Frauen. Aber auch der Eintritt in einen Zweitberuf hat vielen Frauen nicht mehr Gleichheit gebracht. So leiden viele erwerbstätige Hausfrauen und Mütter heute unter einer Doppel- und DreifachBelastung, während eine kürzere Arbeitszeit des Mannes nicht unbedingt zu seinem stärkeren Engagement in Haushalt und Kindererziehung geführt hat. Daran dürfte auch eine weitere Arbeitszeitverkürzung für den Mann nichts ändern, weshalb die CDU/CSU nicht glaubt, daß hier ein probates Mittel für mehr Gleichberechtigung liegt.
    Aus der Ungleichheit der Beschäftigungsqualität — Beispiel: Mann im interessanten Beruf, Frau bei einer eintönigen Hausarbeit — wurde die Ungleichheit der Belastungsquantität. Der Ehemann hat in der Regel weniger Arbeit, die Ehefrau dagegen eine Mehrfachbelastung. Die Probleme wurden also nicht gelöst, sondern verschoben. Daher setze ich mehr auf die Wahlfreiheit von Mann und Frau, für die Freiheit der Wahl für Erwerbsleben oder Familiendienst, als auf die einseitige Arbeitsüberlastung vieler Frauen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Viertens. Ein Antidiskriminierungsgesetz wird Probleme nicht lösen. Die Ursachen mangelnder Gleichberechtigung sind viel zu vielfältig, als daß man mit einem generalklauselartigen Gesetz der Lösung näherkommen könnte. Diese Methode ist ungeeignet. Ein derartiges Gesetz hätte die Wirkung eines Bundestagsbeschlusses, der beinhaltet, daß der Rhein von Holland in die Schweiz fließt; das heißt, die Wirkung wäre nach unserer Auffassung Null. Ein derartiges Gesetz würde ins Leere treffen. Der Vielfalt unzähliger Einzelprobleme folgend, hat deshalb die Kommission viele Maßnahmen angeregt und allen Antidiskriminierungsvereinfachern eine Absage erteilt.
    Fünftens. Frauen sind keine Randgruppe. Frauen dürfen nicht in die Rolle einer besonders förderungswürdigen Minderheit oder Randgruppe gedrängt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie sind die vollberechtigte Mehrheit der Bevölkerung. Dies war für uns Grund genug, Quotierungsbestimmungen, die ja im wesentlichen Minderheitenanteile der Frauen vorgeschrieben hätten, abzulehnen, und zwar sowohl bei privaten wie bei öffentlichen Arbeitsverhältnissen. Ebensowenig darf die bessere Berücksichtigung berechtigter Fraueninteressen auf Frauenbeauftragte oder vergleichbare Institutionen beschränkt werden. Hier sind alle betroffenen Stellen und Organe in die Pflicht genommen.
    Sechstens. Wir müssen in allen gesellschaftlichen Bereichen von Alibi-Funktionen und Alibi-Frauen wegkommen. Die Möglichkeiten und Fähigkeiten der Frauen dürfen nicht dadurch in Frage gestellt werden, daß man sich auf sogenannte Alibi-Frauen zurückzieht. Hier sind alle gesellschaftsrelevanten Gruppen aufgerufen, vergangene Personalentscheidungen selbstkritisch unter die Lupe zu nehmen. Wer Frauen beruft, damit auch eine Frau dabei ist, schafft keine Chancengleichheit, sondern wahrt einen Anschein, um Ungleichheit fortzuschreiben.
    Siebtens. Ungleichheit und ungleiche Behandlung von Hausfrauen ist gerade heute zunehmend festzustellen. Die Begrenzung des Mutterschaftsurlaubs auf erwerbstätige Frauen ist Beispiel einer eindeutigen Benachteiligung aller Hausfrauen,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    die zugunsten ihrer Kinder und Familien auf einen eigenen Verdienst verzichten. Diese materielle Benachteiligung geht mit einer mangelhaften Anerkennung der Leistungen der Hausfrauen und Mütter einher. Ich behaupte, die Tätigkeiten als Mutter, Betreuerin, Erzieherin, Nachhilfelehrerin sowie in Haushalt und Familie sind mindestens so verantwortungsvoll und aufreibend wie manche der sogenannten Frauenberufstätigkeiten. Dennoch werden vollberufliche Mütter und Hausfrauen immer noch diskriminiert. Daher sollte sich niemand wundern, wenn Frauen seltener und Männer fast nie zum Dienst als Hausperson bereit sind. Dieser Dienst, der unsere Kinder und Jugendlichen vor Verhaltensstörungen bewahren hilft und manches Folgeproblem erspart, muß eine öffentliche Belobigung und Anerkennung erfahren.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Dabei sollten auch Männer ermuntert werden, sich dieser Aufgabe vermehrt zu stellen. Sie können zwar keine Kinder kriegen, ihre Kinder haben aber genauso Anspruch auf ihren Vater wie auf ihre Mutter.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Jedenfalls sollte endlich mit dem Unsinn aufgehört werden, Männer oder Frauen seien erst dann von inneren Zwängen befreit, wenn sie aus dem Haushalt heraus in einen Fremdberuf eingetreten seien.
    Achtens. Auch im Erwerbsleben besteht keine Chancengleichheit. In den letzten zehn Jahren wuchs der Wunsch vieler verheirateter Frauen, auch mit eigenen Kindern, im Erwerbsleben zu bleiben. Dafür gibt es viele Gründe. Wenn auch der Ausbildungsstand der Frauen im Durchschnitt heute höher als früher liegt, so wurden doch ihre Berufschancen geringer. Sie wurden in Zeiten der Hochkon-



    Gerster (Mainz)

    junktur in den Arbeitsprozeß gebeten und beim Abschwung als erste wieder hinauskomplimentiert. Während die Kommission Vorschläge zum Abbau von Nachteilen der Frauen im Berufsleben entwikkelte, zog eine fehlgeleitete Wirtschaftspolitik vielen berufstätigen Frauen den Boden unter den Füßen weg.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Man kann auch sagen: während wir am Bug des Schiffes ein kleines Leck stopften, ging das Heck des Schiffes bereits unter. So unterschiedlich Männer auf der einen und Frauen auf der anderen Seite sein mögen, zwei Entwicklungen sind nicht naturgewollt: erstens, daß Frauen immer als erste arbeitslos werden müssen und zweitens, daß Männer in der Regel die oberen und Frauen die unteren Positionen im Berufsleben zu bekleiden haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Zu diesem Problem hit die Kommission viele Forderungen erhoben, die besonders rasch aufzugreifen sind, wenn weiterer Schaden durch zusätzliche Benachteiligung der Frauen verhindert werden soll.
    Neuntens. Alle Forderungen sollten wir Politiker zunächst an unsere eigenen Parteien richten. Bevor Parteien und Politiker Forderungen zur Durchsetzung von mehr Gleichberechtigung an andere stellen, sind sie zuerst und in ihrem eigenen Bereich gefragt und gefordert. Es muß schon zu denken geben, daß vor Einführung des Gleichberechtigungsgrundsatzes im Grundgesetz der Anteil der Frauen im Bundestag relativ höher war, als er heute ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Ich sage dies bewußt als Kreisvorsitzender meiner Partei, die in diesem Kreisverband überdurchschnittlich viele Frauen für den Stadtrat nominiert und in Vorstände gewählt hat. Hier muß der Appell an unsere Mitglieder, aber auch an die Frauen selbst gehen. Etwas mehr Hilfen für die Frauen in den Parteien, aber auch etwas mehr Interesse der Frauen selbst könnte helfen, daß die Parteien mehr Vorbild für alle anderen gesellschaftsrelevanten Gruppen werden können.
    Zehntens. Partnerschaft, keine arrogante Gönnerschaft ist gefragt. Die Enquete-Kommission hat ein Programm vorgelegt, das viel Mut, Kraft und Ausdauer zur Durchsetzung braucht. Wir Männer sollten uns bei der Verwirklichung von mehr Gleichberechtigung von Mann und Frau durchaus und dankbar bewußt sein, was wir den Frauen, von der Mutter bis zur Ehefrau, zu verdanken haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Daher ist jede arrogante Gönnerhaltung unangebracht und jedwede großzügige Partnerschaft gefragt. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat Frau Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Antje Huber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In diesen Tagen wurde in den deutschen Medien eine Frau gewürdigt, die sich kurz nach dem Krieg darum bemühte, in der Verfassung der kommenden Bundesrepublik Deutschland zu verankern, daß Männer und Frauen gleichbehandelt werden. Die Stunde, in der ihr das gelang, bezeichnet Elisabeth Seibert, die in diesem Jahr 85 Jahre wird, als die Sternstunde ihres Lebens. Heute, 33 Jahre später, diskutiert der Deutsche Bundestag zum erstenmal in vierstündiger Debatte die Frage der Verfassungswirklichkeit. Das ist die Frage, ob und wieweit die Frauen in unserem Lande tatsächlich gleichbehandelt werden.
    Unsere Erkenntnis stützt sich dabei u. a. auf die Frauen-Enquete, die zweite Untersuchung dieser Art in unserem Lande, die in diesem Jahrhundert und überhaupt stattgefunden hat. Ihr Ergebnis ist nicht, um es vorweg zu sagen, daß es nur Negatives zu berichten gibt. Positive Entwicklungen hat es im Ehe- und Familienrecht und im Arbeitsleben gegeben. Die Frau hat sich in wichtigen Familienfragen nicht mehr der Entscheidung des Mannes zu beugen. Zu der Zeit, als meine Großmutter jung war, da brauchte sie eine Sondergenehmigung zum Studieren; sie konnte nicht Vereinen beitreten, kein Wahlrecht ausüben. Das war alles in unserem Jahrhundert. Heute sind mehr als ein Drittel der Berufstätigen Frauen; die Mehrheit der Wähler sind Frauen, und sie üben ihr Wahlrecht selbstverständlich aus.
    Vor 30 Jahren riefen ungelernte Metallsortiererinnen in einem Betrieb vergeblich nach einer Betriebsrätin. Man sagte ihnen, daß der männliche Betriebsrat vollauf genüge, um auch die Interessen der Frauen zu vertreten. Ein Teil dessen, was in der Enquete steht, bezeugt, daß das wohl doch nicht genug war. Aber ich hebe hervor, daß es heute ganz selbstverständlich Betriebsrätinnen gibt. Sie haben nicht die früher befürchtete überflüssige Unruhe, sondern konstruktive Kritik in die Betriebe gebracht und lassen sich darin von Männern nicht übertreffen.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Frauen erobern heute schon Berufe, die ihnen früher verschlossen waren. Als Lehrlinge, Gesellen, Facharbeiter und öfter schon als Meister sind sie Tischler, Dachdecker, Elektriker, Tapezierer, Stukkateure, Feinmechaniker, Galvaniseure, Dreher. Wer hätte das vor 15 Jahren gedacht? Sie leisten anerkannte Arbeit auch in diesen Berufen. Manche hat man anfangs ein bißchen zur Dekoration und als Alibi eingestellt. Aber die Vorurteile, die man früher an solche Gedanken geknüpft hat, sind nicht bestätigt worden. Im Gegenteil, hier ist ein Einstieg in die notwendige breitere Öffnung der Berufe für Mädchen im gewerblichen Bereich geschehen.
    Frauen bekleiden auch Ehrenämter, nehmen neben Beruf und Kindererziehung auch öffentliche Aufgaben wahr: als Schöffen, als Elternvertreter, in Verbänden aller Art. Sie erobern Mandate in den Parteien und in Wahlkreisen und machen gute parlamentarische Arbeit.
    Sie leisten den Löwenanteil der Kindererziehung. Sie sind meistens der Finanzminister ihrer Fami-



    Bundesminister Frau Huber
    lien. Ein Fünftel aller Familien wird von Frauen durch das Leben gesteuert, nämlich bei den Alleinerziehenden.
    Es gibt also, wie gesagt, Positives zu berichten. Dies darf bei einer solchen Debatte nicht verschwiegen werden. Aber es muß ehrlicherweise und ebenso deutlich gesagt werden, daß die meisten jungen Mädchen, die in diesem Land aufwachsen, schon bald, manchmal schon vor dem Erwachsenwerden, nicht ohne Bitterkeit erkennen, daß sie mit mehr Schwierigkeiten im Arbeitsleben und mit mehr Belastungen in der Familie rechnen müssen als die Männer. Auch dort, wo sie rechtlich gleichgestellt sind — und das ist weitgehend der Fall —, sind ihre praktischen Chancen durchaus nicht ebenbürtig. Der Art. 3 unserer Verfassung setzt sich in ihrem Alltag noch wenig um. Die Briefe, die der Arbeitsstab „Frauenpolitik" in meinem Hause erhält, sind ein beredtes Zeugnis dafür, wie diese Alltagsprobleme aussehen.
    Trotz guter Zeugnisse finden Mädchen schwerer einen Ausbildungsplatz, geschweige denn einen interessanten. Die Möglichkeit, arbeitslos zu werden, ist für Frauen erheblich größer als für Männer. Die Furcht, trotz formaler Gleichheit schlechter bezahlt zu werden, besteht immer noch. Und die Angst, gegen Unrecht aufzubegehren, weil man eventuell mit unerwünschten Folgen rechnen muß, ist kein Hirngespinst. Diskriminierungen werden in Prozessen ausgetragen. Diese Prozesse zeigen uns aber nur einen Bruchteil der wirklichen Erfahrungen.
    Leider gibt es anscheinend — außer den Frauen selbst — noch nicht allzuviele, die es als bedrückend empfinden, daß die eine Hälfte der Bevölkerung oft mit großer Willenskraft gegen Widerstände ankämpfen muß, sich um gleiche Rechte bemühen muß und um Positionen kämpft, die früher unter Männern allein aufgeteilt wurden. 1980 gab es eine Untersuchung in der Europäischen Gemeinschaft, nach der in der Bundesrepublik sechs von zehn berufstätigen Frauen sich noch immer benachteiligt fühlen und jede vierte sich unter ihren Fähigkeiten eingesetzt fühlt.
    Die im Zug der Entstehung außerhäuslicher Erwerbstätigkeit sich bildende neue Situation von Hausfrauendasein einerseits und Berufstätigen mit einer erbärmlich bezahlten Minderheit von Hilfsarbeiterinnen andererseits hat manche Vorteile gebracht, nur nicht den Frauen, die ja bildungsmäßig bis in unser Jahrhundert hinein diskriminiert wurden, was noch heute psychologische und praktische Folgen hat. Wäre sonst in unserer Bundesrepublik noch immer fast die Hälfte aller Frauen, die jetzt leben, ohne jede Ausbildung? Gäbe es noch sonst so viele Vorurteile von den Chefzimmern bis in die Witzblätter hinein?
    Aber nun muß man sich entscheiden, meine Damen und Herren. Aufrichtig für die Gleichberechtigung zu sein, verbietet gleichzeitig, mit vordergründigen Vorwänden gegen die lästige Konkurrenz der Frauen vorzugehen.

    (Zustimmung bei allen Fraktionen)

    Frauen finden sich heute nicht mehr mit der geteilten Welt ab, die alle Chancen und Möglichkeiten nur für die eine Hälfte der Bevölkerung reserviert.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Das Unbehagen ist breit und ist nicht abzuqualifizieren als die Frustration einer Gruppe von Feministinnen, die dafür auf die Straße gehen.

    (Erneuter Beifall bei allen Fraktionen)

    Besonders die jungen Frauen sind mobilisiert und bereit, für die praktische Umsetzung ihrer verfassungsmäßigen Rechte zu kämpfen. Sie haben kein Verständnis für eine ideologische Diskussion, die ihnen als ausschließliche, weil „eigentliche" Aufgabe nur den Haushalt und die Kindererziehung zuweist.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Im Gegensatz zu der bürgerlichen Frauen-Avantgarde von vor 80 bis 100 Jahren, die für die Frauen den Zugang zur Bildung und zu neuen Berufen erkämpft hat, entscheiden sich die Frauen von heute aber nicht mehr für den Beruf oder die Familie. Sie sind nämlich auch ganz persönlich nicht gegen Familie, nicht gegen Kinder haben und Familiengründung, sondern sie suchen im Gegenteil nichts dringender als vernünftige Kombinationsmöglichkeiten von Beruf und Familie, von Erwerbstätigkeit und Familienaufgaben.

    (Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Kindererziehung ist ihnen im Gegensatz zu dem, was ich im Pressedienst von Herrn Rose las, nicht eine lästige Aufgabe, aber sie fassen sie auf als eine Aufgabe beider Eltern. Der Gesetzgeber darf dies keinesfalls übersehen, auch wenn manche Wünsche nur schrittweise erfüllt werden können.
    Die Diskussion der Enquete-Kommission liefert uns hier Ansatzpunkte zumal sie — gut gegliedert — nach den analytischen Kapiteln ihre Empfehlungen an elf Stellen zusammenfaßt, so daß man den roten Faden sehr gut entdecken kann. Schon der äußere Umfang der Darstellung macht deutlich, daß der Arbeitsbereich bei zunehmender Berufstätigkeit von Frauen und Müttern eine herausragende Rolle in der Frauenproblematik einnimmt. Die Gründe für die Benachteiligung, nämlich mangelnde Berufsbandbreite, fehlende Mobilität, Vorurteile, zu wenig Vor- und Weiterbildung, sollen — so fordert die Enquete — stärker analysiert werden. Arbeitslosigkeit soll durch mehr Ausbildung, durch Abbau falscher Schutzzäune, durch bessere Arbeitsplatzangebote, auch durch Teilzeitarbeit in weniger rationalisierungsanfälligen Bereichen vermindert werden.
    Die Regierung wird sich bemühen, einer ganzen Reihe von Forderungen Nachdruck zu verleihen und manches umzusetzen, wenn auch nicht in einem Zuge alles. Arbeitsmarktpolitik, sagt die Enquete, soll noch stärker auch Frauen einbeziehen, und regionale Förderung soll unter Berücksichtigung der Arbeitslosenquote verbessert werden. Wie wichtig das ist, kann ich Ihnen als Abgeordnete aus dem Ruhrgebiet nur bestätigen.



    Bundesminister Frau Huber
    Die in der 5. Novelle des Arbeitsförderungsgesetzes neu eingeführten Informations-, Motivations- und Qualifizierungsmaßnahmen werden von der Enquete ausdrücklich begrüßt. Konsequenzen sind künftig zu ziehen aus den auch öffentlich anerkannten Erfolgen des Modellversuchs des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft mit Mädchen in 63 Männerberufen — in 63 Männerberufen!— der sowohl in den Betrieben als auch bei den Mädchen selbst erfolgreich ist. Er wäre vielleicht noch erfolgreicher, wenn auch die Gewerbeordnung daraufhin überprüft würde, ob alle für Mädchen hinderlichen Vorschriften wirklich nötig sind.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Die Bundesregierung hat — das hebt die Enquete hervor — bereits damit begonnen, Arbeitsschutzvorschriften für Frauen zu überprüfen. Nahezu 30 Verordnungen sind überprüft und zum großen Teil aufgehoben worden. Damit sind aber noch nicht alle Probleme, z. B. der Arbeitszeitverordnung hinsichtlich der unterschiedlichen Regelung der Nachtarbeit und der Arbeit am Bau, gelöst. In diesem Prozeß werden wir noch fortfahren. Die Bundesregierung wird die Empfehlung der Enquete-Kommission ernst nehmen und die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen und Einschränkungen, auch bei neuen Technologien, für Frauen und Männer zu überprüfen.
    Das Kapitel Mutterschutz und Mutterschaftsurlaub spiegelt, wie erwartet, die Debatte wider, die wir zu diesem Thema hier gehabt haben. Für den Fall von Arbeitszeitverkürzungen kann ich aber nachdrücklich unterstreichen, daß wir die Empfehlung, besonderes Augenmerk auf die Erwerbstätigen mit Familienpflichten zu legen, voll und ganz unterstützen.
    Arbeitszeit ist für Eltern ein kardinaler Punkt. Der Wunsch vieler Frauen, in diesem Bereich Erleichterungen zu bekommen, wird in den Wünschen nach mehr Teilzeitarbeit deutlich. Wir haben darüber hier oft gesprochen. Elternfreizeit ist Entfaltungsspielraum für die Kinder.
    Im Abschnitt Lohnfindung richtet sich eine Reihe von Empfehlungen natürlich an Gewerkschaften, an Betriebsräte. Der Gesetzgeber wird aufgefordert, Fristen zu überprüfen, z. B. bei der Verjährung der Lohnnachzahlung und hinsichtlich der Voraussetzungen für Betriebsrenten. Das ist für Frauen wichtig, wie überhaupt die praktischen Aspekte für die Frauen wichtig sind und nicht so sehr die generellen Beteuerungen, man sei für Gleichberechtigung.

    (Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wichtiger noch als diese zwei Punkte, die ich eben erwähnte, wird sein, wie das EG-Anpassungsgesetz in der Praxis umgesetzt wird. Einer Aufforderung des Parlaments, darüber zu berichten wie auch über Benachteiligungen von Frauen im Schulwesen, in den Medien, in der Werbung, bei Dienstleistungen — wie z. B. der so wichtigen Wohnungsvergabe —, beim Wirtschaftsverkehr und Kreditwesen wird die Regierung selbstverständlich nachkommen.
    Mit Vorschlägen, die sich mit Quotierungen, Frauenaktionsplänen mit Richtliniencharakter, Berichtspflichten beschäftigen, wird sich das Kabinett noch befassen. Hierzu kann ich daher heute keine Stellungnahme abgeben.
    Was den Bildungsbereich angeht, enthält die Enquete gute Ansätze, die zum Teil natürlich die Länder betreffen, zum Teil aber auch uns. Bessere Aus-, Fort- und Weiterbildung wie auch Berufsberatung sind ganz wesentliche Voraussetzungen für die Chancengleichheit der Mädchen.
    Wichtig ist im Kapitel Familie das Thema Wahlfreiheit. Auch ich bin der Ansicht — und jeder kann das in seiner Nachbarschaft beobachten —, daß unter heutigen Bedingungen wirkliche Wahlfreiheit trotz wachsender Befähigung zur Berufstätigkeit nur für eine kleine Minderheit besteht.

    (Beifall bei der SPD, der FDP und der CDU/ CSU)

    Soll die Familie nicht leiden, andererseits aber auch die Frau für Männer selbstverständliche Chancen, Kontakte und Freiräume nicht missen, so ist neben staatlichen Einrichtungsangeboten auch die stärkere Teilung der häuslichen Aufgaben notwendig. Aber eine wirkliche Teilung und nicht eine solche, wie sie in einer Umfrage deutlich wurde. Danach sagten 70 % der befragten Männer, sie hülfen zu Hause, während von den dazugehörigen Frauen nur die Hälfte dieser Ansicht war.

    (Kroll-Schlüter [CDU/CSU]: Die haben in einem anderen Haushalt geholfen! — Heiterkeit)

    Ich begrüße, daß die Enquete-Kommission die verstärkte Berücksichtigung des Partnerschaftsgedankens in Erziehung und Erwachsenenbildung sowie eine realitätsgerechte Darstellung in Schulen und Medien empfiehlt. Das heißt aber, daß auch der Vater einmal am Kochtopf und die Mutter am Schreibtisch oder an der Werkbank dargestellt wird.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Es kann gar nicht genug unterstrichen werden, daß beides naiv wäre: die bloße Erwerbstätigkeit der Frau schon als Emanzipation zu deklarieren und das Aufgabenfeld der Familienmutter schlicht als Idylle darzustellen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Familie — das ist doch unser Zuhause mit all seinem Sonnenschein und all seinen Schattenseiten.
    Die Kommission empfiehlt eine Aufwertung der Erziehungstätigkeit der Eltern. Das kann ich nur nachdrücklich unterstreichen. Die einzelnen — unterschiedlich gewerteten — Förderungsvorschläge in diesem Kapitel sind zum Teil aber schon praktizierte Wirklichkeit. So muß z. B. die Regierung alle zwei Jahre über die Entwicklung des Kindergeldes berichten. Es sind niemals so viele Kindergeldverbesserungen erfolgt wie in den letzten sechs Jahren.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)




    Bundesminister Frau Huber
    Die Struktur der Kindergeldverbesserung weist übrigens deutlich darauf hin, daß der Regierung nicht daran gelegen ist, die Hausfrau zu benachteiligen.
    Teilweise hindern uns natürlich finanzielle Engpässe, aber auch Länderzuständigkeiten daran, gute Einrichtungen anders als in Form von Modellen zu finanzieren. Hier erinnere ich an das Tagesmüttermodell, das gute Auswirkungen gehabt hat und dessen Ergebnisse in die Gesetzgebung über unser Pflegekinderwesen eingegangen sind. Daß trotz solcher Engpässe aber kein Stillstand eintritt, beweist u. a. die Tätigkeit des Arbeitsstabes Frauenpolitik in meinem Hause, über dessen Arbeit j a kürzlich in der Fragestunde eine umfassende Bilanz gezogen werden konnte.
    Es wundert mich nicht, daß die Enquete-Kommission ihre Aufmerksamkeit auch der sozialen Sicherung geschenkt hat. Selbstverständlich ist Gleichberechtigungspolitik — da gebe ich Ihnen recht, Frau Wex — keineswegs mit Sozialpolitik zu verwechseln. Die Debatte über die Rentenreform werden wir ja in dieser Legislaturperiode führen. Auch die Anmerkungen zum Besteuerungssystem werden diskutiert werden. Der Prüfauftrag bezüglich einer vollständigen Harmonisierung des Steuersystems mit den Transferleistungen wird allerdings nicht kurzfristig zu erfüllen sein.
    Frauen sind an Transferleistungen besonders interessiert. Durch Kindererziehung haben sie Berufsunterbrechung und Berufsabbruch und wegen Pflege kranker Angehöriger auch oft keine Chance, im Erwerbsleben tätig zu sein. Deswegen haben sie häufig kleine Einkommen und kleine Renten. Die Frage der eigenständigen Sicherung erhält ihren großen Druck von hier. Das kann man nur unterstützen.
    Die Frauen stellen auch die große Mehrheit der Geringverdienenden, der mehrfach Belasteten und der Alleinerziehenden. Von den Alleinerziehenden sind 82 % Frauen. Sie führen 10% aller Familien, und diese Zahl nimmt zu. Deswegen freue ich mich, daß der Bericht der Enquete-Kommission auch diesen Frauen ein Kapitel gewidmet hat. Wir haben uns in mehreren Debatten hier anläßlich von Steuerverbesserungen oder auch bei den Unterhaltskassen ihrer Sorgen angenommen. Die Regierung ist bereit, auch bei späteren Anlässen über diese Gruppe gesondert nachzudenken, besser nachzudenken.

    (Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Auch die Enquete-Kommission ist wie andere Kommissionen, deren Berichte ich dem Deutschen Bundestag in den letzten Jahren vorgelegt habe, der Auffassung, daß bessere Kombinationsmöglichkeiten zwischen Beruf und Familie für alle Frauen, aber insbesondere für diese Frauen, eine zentrale Frage ist. Dies ist für Frauen von heute überhaupt die entscheidende Frage, an der die Gleichberechtigung ihren praktischen Wert erhält. Die Chancen, die Frauen sich hier erhoffen, kann der Staat allerdings nicht durch Förderung bei Hausfrauen ausgleichen, obwohl uns nichts ferner liegt, als Frauen zu diskriminieren, die sich nur Familienaufgaben widmen. Das gibt es ja jetzt schon, daß sich auch Männer solchen Familienaufgaben widmen, und die Regierung hält viel von gemeinsamer Elternverantwortung.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Unsere jungen Mädchen und Frauen wollen lernen. Sie suchen Arbeitsplätze und suchen auch Aufstieg, wo sie nicht zu sehr belastet sind. Sie wollen aber auch eine Familie haben und wollen neben der Familie auch noch Chancen, ein eigenes Leben zu gestalten. Daß die Frauen und Mädchen dies wollen, ist überhaupt nichts Besonderes. Damit wollen sie nur das, was Männer schon immer tun.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Frauen wollen am Leben teilhaben wie die Männer und ihren Haushalt nicht als Reservat betrachten. Das wollen sie auch dann, wenn sie sich allein der Kindererziehung widmen und sich im Augenblick nicht für Berufstätigkeit entschieden haben.
    Die Regierung hat aufmerksam verfolgt, was die Enquete zur Einführung eines allgemeinen Antidiskriminierungsgesetzes — besser: Gleichstellungsgesetzes — sagt. Ich betone, von Generalklauseln halten wir genausowenig wie die Mitglieder der Enquete-Kommission. Man muß es konkret und am praktischen Punkte anpacken.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ob man nun, wie vorgeschlagen, neue Regelungen bei der Novellierung bestehender Gesetze trifft oder mehrere solcher Regelungen in einem Artikel-Gesetz zusammenfaßt, oder ob man neue Institutionen braucht und womit sie ausgestattet werden sollen, dies sind Fragen, die unter gemeinsamer Federführung des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit und des Bundesministers des Innern noch in diesem Jahr mit Hilfe von Anhörungen geprüft werden sollen.
    Ausländische Beispiele sind hier nur bedingt anwendbar. Indessen ist es bei uns sicherlich nicht so gut, als daß es nicht noch besser werden könnte. Die Errichtung eines Netzwerkes von Gleichberechtigungsstellen in der ganzen Bundesrepublik halte ich für sinnvoll. Eine Institution sui generis wirft jedoch eine Reihe von Fragen auf, die von so erheblicher Bedeutung sind, daß man ohne deren Prüfung nicht zu einem Urteil kommen kann.
    Die Regierung begrüßt die Einbringung der Enquete in den Deutschen Bundestag als Zeichen dafür, daß die Probleme der Frauen nicht unter den Teppich gekehrt werden sollen. Sie werden sich nicht wie durch ein Wunder von heute auf morgen lösen. Aber sie würden sich überhaupt nicht lösen lassen ohne das unablässige Mühen von Politikern, Gewerkschaftern, Verbänden und einzelnen, die offenkundige oder versteckte Benachteiligungen von Frauen an der Schwelle des dritten Jahrtausends für unwürdig halten.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Es ist erstaunlich, hat Elisabeth Selbert gesagt — und sie hat das in einer Fernsehsendung in diesen



    Bundesminister Frau Huber
    Tagen wiederholt —, mit welchem Ernst im Gegensatz zum späteren Bundestag der Parlamentarische Rat die Fragen der Frauen abgehandelt hat. Meine Damen und Herren, dies gibt mir zum Nachdenken Anlaß. Ich hoffe, dieser Bundestag wird eine solche Meinung widerlegen. Die Enquete ist ein Anfang und ein Einstieg dazu.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)