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ID0902325700

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    Vokabeln: 7
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    7. Albrecht.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/23 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 23. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 19. Februar 1981 Inhalt: Überweisung des Dritten Tätigkeitsberichtes des Bundesbeauftragten für den Datenschutz an weitere Ausschüsse 987 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Mineralöl- und BranntweinsteuerÄnderungsgesetzes 1981 — Drucksachen 9/91, 9/144 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 9/173 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 9/164, 9/167 — Dr. Schäuble CDU/CSU 987 C Dr. Diederich (Berlin) SPD 991 D Frau Matthäus-Maier FDP 994 B Matthöfer, Bundesminister BMF 997 B Namentliche Abstimmung 999 D Beratung des Jahresgutachtens 1980/81 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung — Drucksache 9/17 — in Verbindung mit Beratung des Jahreswirtschaftsberichts 1981 der Bundesregierung — Drucksache 9/125 — Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 1001C, 1047B Dr. Waigel CDU/CSU 1010 C Dr. Jens SPD 1015 C Dr. Haussmann FDP 1021 A Dr. Albrecht, Ministerpräsident des Landes Niedersachsen 1041C, 1050C Dr. Schwarz-Schilling CDU/CSU 1052A Reuschenbach SPD 1054 B Hauser (Krefeld) CDU/CSU 1056 D Wurbs FDP 1059 C Pieroth CDU/CSU 1061 B Dr. Schachtschabel SPD 1063 D Fragestunde — Drucksachen 9/159 vom 13. 02. 1981 und 9/169 vom 18.02. 1981 — Bewertung des Artikels „Die versteckte Atommacht" in der Illustrierten „Stern" vom 19. Februar 1981 durch die Bundesregierung II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Februar 1981 MdlAnfr 1 18.02.81 Drs 09/169 Graf Huyn CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Penner BMVg 1023C, 1024A, B, C, D, 1025A, B, C, D, 1026A ZusFr Graf Huyn CDU/CSU . . . 1023D, 1024A ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . 1024B ZusFr Haase (Kassel) CDU/CSU 1024 B ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . 1024B ZusFr Jungmann SPD 1024 C ZusFr Dr. Jobst CDU/CSU 1024 C ZusFr Würzbach CDU/CSU 1024 D ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU 1025A ZusFr Hansen SPD 1025A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 1025 B ZusFr Linsmeier CDU/CSU 1025 B ZusFr Francke (Hamburg) CDU/CSU . . 1025C ZusFr Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU 1025C ZusFr Dallmeyer CDU/CSU 1025 D ZusFr Böhm (Melsungen) CDU/CSU . . 1025D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 1026A Von der Bundesregierung wegen der Veröffentlichung „Die versteckte Atommacht" in der Illustrierten „Stern" in Aussicht genommene Schritte DringlAnfr 2 18.02.81 Drs 09/169 Würzbach CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Penner BMVg . 1026A, B, C, D, 1027A, B ZusFr Würzbach CDU/CSU 1026 B ZusFr Jungmann SPD 1026 C ZusFr Dallmeyer CDU/CSU 1026C ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 1026 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 1026 D ZusFr Hansen SPD 1027A ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . 1027A ZusFr Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU 1027B Anzahl der Zivildienstleistenden, die Vorbereitungslehrgänge absolviert haben, sowie Erfahrungen mit diesen Lehrgängen MdlAnfr 35, 36 13.02.81 Drs 09/159 Horstmeier CDU/CSU Antw PStSekr Frau Fuchs BMA . . . 1027C, D, 1028A, B, C ZusFr Horstmeier CDU/CSU . . 1027D, 1028A, B ZusFr Broil CDU/CSU 1028 B ZusFr Börnsen SPD 1028 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 1028C Einführung flexiblerer Arbeitszeiten zur Koordinierung der Familienaufgaben mit den Anforderungen der Berufswelt MdlAnfr 39, 40 13.02.81 Drs 09/159 Kroll-Schlüter CDU/CSU Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . . 1028D, 1029A, B, C, D, 1030A ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU . . . 1029A, B, D, 1030A ZusFr Dr. Diederich (Berlin) SPD 1029 B ZusFr Frau Steinhauer SPD ... 1029 C ZusFr Jaunich SPD 1030A Übersicht über cadmiumhaltige Lebensmittel MdlAnfr 41, 42 13.02.81 Drs 09/159 Jaunich SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . 1030B, D, 1031A, B ZusFr Jaunich SPD 1031A ZusFr Susset CDU/CSU 1031 B Cadmiumgehalt in Lebensmitteln MdlAnfr 43, 44 13.02.81 Drs 09/159 Gilges SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . 1031C, D, 1032A, C ZusFr Gilges SPD 1031D, 1032B Rechtsvorschriften zur Verminderung des Cadmiums in Lebensmitteln MdlAnfr 45, 46 13.02.81 Drs 09/159 Rayer SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . 1032C, D, 1033A, B, D ZusFr Rayer SPD 1032D, 1033C ZusFr Eigen CDU/CSU 1033A ZusFr Broll CDU/CSU 1033A ZusFr Gilges SPD 1033A Erfahrungen des Arbeitsstabes Frauenpolitik mit dem arbeitsrechtlichen EG-Anpassungsgesetz MdlAnfr 47, 48 13.02.81 Drs 09/159 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . . 1033 D, 1034A, B, C, D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 1033D, 1034A. B ZusFr Frau Roitzsch CDU/CSU 1034 B ZusFr Heyenn SPD 1034 ZusFr Frau Dr. Lepsius SPD 1034 D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Februar 1981 III Erfahrungen des Arbeitsstabes Frauenpolitik mit dem § 611b BGB (Stellenausschreibung) und mit dem Art. 2 des EG-Anpassungsgesetzes (Aushang der Gleichbehandlungsvorschriften im Betrieb) MdlAnfr 49, 50 13.02.81 Drs 09/159 Frau Steinhauer SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . . 1034D, 1035B, C, D, 1036A ZusFr Frau Steinhauer SPD . . . . 1035A, B, D, 1036A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 1035B ZusFr Heyenn SPD 1035 D Aktivitäten des Arbeitsstabes Frauenpolitik beim Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit MdlAnfr 51 13.02.81 Drs 09/159 Frau Weyel SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . 1036A, D, 1037A, B, C, D, 1038A ZusFr Frau Weyel SPD 1036C, D ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU 1036 D ZusFr Frau Terborg SPD 1037 A ZusFr Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . . 1037B ZusFr Frau Geiger CDU/CSU 1037 B ZusFr Frau Dr. Wex CDU/CSU 1037 C ZusFr Frau Steinhauer SPD 1037 D ZusFr Frau Dr. Hellwig CDU/CSU . . . 1037 D ZusFr Frau Dr. Lepsius SPD 1038A ZusFr Frau Verhülsdonk CDU/CSU . . . 1038A Arbeitsprogramm des Arbeitsstabs Frauenpolitik, u. a. bezüglich der Verbesserung des Verhältnisses Familie und Beruf durch Teilzeitarbeit MdlAnfr 52, 53 13.02.81 Drs 09/159 Frau Dr. Lepsius SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . 1038B, C, D, 1039A, B, C, 1040A ZusFr Frau Dr. Lepsius SPD 1038B, C ZusFr Dr. Diederich (Berlin) SPD 1038 D ZusFr Frau Benedix-Engler CDU/CSU . 1038D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 1039A ZusFr Frau Weyel SPD 1039 A ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU 1039 B ZusFr Frau Verhülsdonk CDU/CSU . . . 1039B ZusFr Frau Steinhauer SPD . . . 1039C, 1040A ZusFr Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . . .1040A Inanspruchnahme des Arbeitsstabs Frauenpolitik durch Frauen und verstärkte Bekanntmachung seiner Arbeit in der Öffentlichkeit MdlAnfr 54, 55 13.02.81 Drs 09/159 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD Antw BMin Frau Huber BMJFG . . . 1040B, D, 1041A, B ZusFr Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . . . 1040 C ZusFr Frau Dr. Hellwig CDU/CSU . . . .1040D ZusFr Frau Verhülsdonk CDU/CSU . . . 1040 D ZusFr Heyenn SPD 1041A ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU 1041 B Nächste Sitzung 1065 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 1066*A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Februar 1981 987 23. Sitzung Bonn, den 19. Februar 1981 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 20. 2. Dr. Barzel 20. 2. Berschkeit 20. 2. Conrad (Riegelsberg) 20. 2. Eymer 20. 2. Genscher 19. 2. Handlos 20. 2. Dr. Hubrig 20. 2. Jansen 20. 2. Kittelmann* 20. 2. Dr. Klejdzinski* 20. 2. Korber 20. 2. Männing* 20. 2. Frau Dr. Martiny-Glotz 20. 2. Dr. Möller 20. 2. Dr. Müller* 20. 2. Dr.-Ing. Oldenstädt* 20. 2. Petersen** 20. 2. Pohlmann 20. 2. Prangenberg 20. 2. Dr. Probst 19. 2. Rösch* 20. 2. Frau Schlei 20. 2. Dr. Wieczorek 20. 2. Dr. Zander 20. 2. Zink 20. 2. * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Herr Ministerpräsident, es wäre in der Tat hilfreich, wenn wir die Punkte, in denen wir Übereinstimmung finden, hier gemeinsam feststellten. Aber es ist wenig hilfreich, wenn Sie sich anschicken, die Punkte, in denen diese Übereinstimmung ganz offensichtlich besteht — Sie haben doch heute morgen meiner Rede zugehört —, in Frage zu stellen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Ich habe deutlich gemacht, daß die Probleme der deutschen Volkswirtschaft nicht in sechs oder zwölf Monaten beseitigt werden können, sondern daß das eine Aufgabe der nächsten Jahre ist. Es ist auch klargemacht worden, daß die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft im internationalen Vergleich in den letzten Jahren gelitten hat.
    Es besteht überhaupt kein Anlaß, Herr Ministerpräsident, dies so hin- und so darzustellen, als sähe die Bundesregierung diese Problematik nicht, als verniedlichte sie sie oder als wäre sie nicht in der Lage und nicht willens, die Konsequenzen daraus zu ziehen. Für die Behauptung, Herr Ministerpräsident, mit der Sie der Bundesregierung und gleichzeitig der Bundesbank unterstellten, wir ließen den D-
    Mark-Kurs sinken und hofften gleichzeitig, daß uns Inflation und Kostensteigerung bei unseren Wettbewerbern nominal wieder in eine bessere Wettbewerbsposition brächten, wäre ich allerdings für Beweise dankbar.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Sowohl die Bundesregierung wie die Bundesbank werden den Versuch nicht unternehmen und haben ihn auch nicht unternommen. einer Bewegung an den Märkten, die sich in den letzten Tagen ja ziemlich hektisch abgespielt hat — mit Ausnahme der Verhinderung erratischer Kursschwankungen von Tag zu Tag —, gegenzuhalten, weil das sinnlos ist, weil man das nicht schaffen kann. Keiner hat das versucht. Daher sollten Sie uns das nicht nachsagen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Zweitens habe ich heute morgen mit allem Nachdruck gesagt, daß wir die Stabilitätsbemühungen der Regierungen in unseren Partnerstaaten begrüßen und unterstützen. Ich habe ausdrücklich gesagt: Wir können doch jetzt nicht in die Vereinigten Staaten gehen und die Stabilitätspolitik, die dort mit hohen Zinsen betrieben wird, anklagen, nachdem wir so etwas jahrelang verlangt haben. Wie kommen Sie dazu, Herr Ministerpräsident, zu sagen, wir förderten die Inflation oder nähmen sie mindestens bei anderen hin, um damit unsere Position zu verbessern? Keine Rede davon!

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Im übrigen, Herr Ministerpräsident Albrecht, ist es richtig, daß die Leistungsbilanz im vorigen Jahr ein ungewöhnliches und besorgniserregend großes Defizit ausweist. Die Bundesregierung hat eindeutig darauf hingewiesen, und die ganzen Konsequenzen und der ganze Ausgangspunkt der Haushaltsrede des Bundesfinanzministers und meiner Rede zum Jahreswirtschaftsbericht sind an dem besorgniserregenden Problem des Leistungsbilanzdefizits aufgehängt. Über diesen Tatbestand und seine Feststellung brauchen wir uns nicht zu streiten.
    Die Überlegungen — ich will nicht sagen: Spekulationen —, die der Herr Ministerpräsident des Lan-



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    des Niedersachsen zur Frage der möglichen Kursentwicklung der Deutschen Mark in der Zukunft hier angestellt hat, finde ich, sind kein sehr hilfreiches Vorgehen.

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    Ich sage das auch deswegen, weil man, wenn man sich die Handelsbilanzentwicklungen im vorigen Jahr ansieht, feststellt, daß wir eines der ganz wenigen Länder sind — übrigens im Gegensatz zu Japan —, die noch einen erheblichen Handelsbilanzüberschuß erwirtschaften.
    Im übrigen sind wir auch deswegen zu diesem Leistungsbilanzdefizit gekommen, weil wir vor allen Dingen im Jahre 1979 und dann weiter im Jahre 1980 einen Importsog in die Bundesrepublik Deutschland gehabt haben — der Import ist erheblich stärker als unser Export angestiegen —, der sich in Leistungsbilanzziffern niederschlägt und der ein Ausweis unserer guten konjunkturellen Entwicklung des Jahres 1979 und seiner Folgen gewesen ist.
    Hier muß ich noch einmal folgendes auch an die Adresse des Kollegen Waigel sagen. Immer wieder werden wir gefragt: Warum habt ihr — Sie haben eine Rede von mir aus dem Jahre 1977 zitiert, zu der ich noch heute voll stehe — in den Jahren 1978/79 eine Politik betrieben, die höhere Defizite zur Folge hatte? Jeder von Ihnen weiß, meine Damen und Herren — man kann es hundertmal sagen, es wird offensichtlich absichtlich wieder vergessen —, daß dies die Konsequenz des Bonner Weltwirtschaftgipfels vom Sommer 1978 und des unwiderstehlichen Druckes unserer Partner gewesen ist — Stichwort Lokomotivtheorie —, etwas für die Nachbarstaaten durch die Ankurbelung der Konjunktur in der Bundesrepublik Deutschland zu tun mit der gewünschten Folge, daß der Importsog in die Bundesrepublik zur Belebung unserer Nachbarstaaten und deren Wirtschaft anstieg. Genau diese Politik, die wir nur sehr zögernd betrieben haben, ist es gewesen, die neben den Ölproblemen wesentlich zum Leistungsbilanzdefizit beigetragen hat.
    Ich wiederhole, was ich hier bei anderer Gelegenheit schon einmal gesagt habe. Keine Regierung der Bundesrepublik Deutschland, wer immer sie in dieser Zeit gestellt hätte, wäre in der Lage gewesen, dem Druck unserer Partner angesichts deren Probleme im Sommer 1978 und für das Jahr 1979 zu widerstehen und eine grundsätzlich andere Politik zu betreiben, Herr Ministerpräsident.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Ich füge ein Zweites hinzu. Ich bin mit Ihnen einig, daß in der Energiepolitik in einigen Bereichen — das habe ich ebenfalls heute morgen hier gesagt — Zeit verloren worden ist. Aber ich sage auch: Selbst wenn wir in diesen wichtigen Fragen schneller zu Entscheidungen gekommen wären, die ich für notwendig halte, hätte das am Leistungsbilanzdefizit des Jahres 1980 so gut wie nichts geändert. Im Jahre 1985 könnten Sie, wenn wir immer noch in einer so schwierigen Situation sein sollten, sagen: Das habt ihr damals versäumt. Aber angesichts der Zeiten, der Fristen, der Bauzeiten, der Auswirkungen auch der notwendigen Maßnahmen beim Ersatz des eingesetzten Mineralöls sind einfach die Zeithorizonte, die Zeiträume, mit denen Sie hier operieren, nicht sauber angegeben, wenn Sie einen Zusammenhang zwischen noch nicht getroffenen Entscheidungen — ich teile Ihre Kritik — und den Auswirkungen auf das Leistungsbilanzdefizit des Jahres 1980 herstellen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber die Ölkrise war 1974!)

    Herr Ministerpräsident, im übrigen bin ich Ihnen sehr dankbar dafür, daß Sie sich positiv zur Strukturberichterstattung der fünf Forschungsinstitute geäußert haben. Ich wäre außerordentlich dankbar, wenn Sie diese Ihre Erkenntnis, die ich teile, den Mitgliedern Ihrer Fraktion des Wirtschafts- und des Haushaltsausschusses vermitteln könnten.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Weil ich diese Strukturberichterstattung so lange für richtig gehalten habe, wie ich ich hier im Amt bin, bin ich bei einigen Ihrer Kollegen ungefähr schon in den Geruch eines Investitionslenkers schlimmster Ordnung gekommen. Aber wir sind in dieser Frage einig: Da lenken Sie mit mir zusammen die Investitionen über den Strukturbericht der Forschungsinstitute.
    Meine Damen und Herren, Herr Ministerpräsident, nun kommen natürlich ein paar Worte zur Energiepolitik. Ich möchte insbesondere zur Frage der Kohle zwei Bemerkungen machen. Beide Standpunkte, die Sie hier vertreten haben, sowohl zur Importkohle als auch zur deutschen Kohle — ich bedauere, da werde ich den einen oder anderen im Hause enttäuschen müssen, der sich eigentlich an dem aufrichten müßte, was er von Ihnen gehört hat —, sind unrealistisch und nicht praktikabel. „Alle deutsche Kohle, die wir kriegen können, muß eingesetzt werden."

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Das meint er doch nicht ernst!)

    Herr Ministerpräsident, ich habe heute morgen hier ausdrücklich gesagt: begrenzt durch die Haushaltsmöglichkeiten. Sie wissen doch wohl, daß alle deutsche Kohle, die wir kriegen können, subventionierte Kohle sein muß, die der Bundesfinanzminister bezahlen muß, wobei Sie die weiteren Defizite dafür nicht in Kauf nehmen wollen.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Und nicht mitfinanzieren!)

    Zum zweiten. Auf die Zwischenfrage des Kollegen Wolfram haben Sie gesagt, bei der Importkohle seien die Änderungen des Zollkontingentgesetzes nicht ausreichend.
    Herr Ministerpräsident, ich darf Ihnen herzlich nahelegen, das zu tun, was ich schon heute morgen empfohlen habe: den gestrigen Leitartikel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" über die Situation der Importkohle zur Kenntnis zu nehmen. Besser kann man überhaupt nicht darlegen, daß wir solche Mengen von Importkohle freigegeben haben, daß sie überhaupt nicht kontrahiert werden können.



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Das ist viel mehr, als die deutsche Wirtschaft braucht und importieren kann und will.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das hat er doch gesagt! — Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Das Gegenteil hat er behauptet!)

    — Auf die Frage des Kollegen Wolfram hat er gerade das Gegenteil behauptet.
    Nun ist es sicherlich richtig, Herr Ministerpräsident, daß es wünschenswert ist, sich privatrechtlich und völkerrechtlich langfristige Kohlelieferungsverträge zu sichern, und zwar solche Kohlelieferungsverträge, bei denen man nicht in Lieferabhängigkeiten — so haben Sie gesagt — gerät. Zunächst einmal möchte ich die Frage stellen, ob das aus Ihrer Sicht eigentlich die Aufgabe des Staates oder die Aufgabe der Unternehmen ist. Aber ich könnte mir denken, darüber verständigen wir uns leicht: die privatrechtliche Seite die Unternehmen, die völkerrechtliche Seite der Staat. Ich empfehle Ihnen, Herr Ministerpräsident, sich die einschlägigen Protokolle der Internationalen Energie-Agentur über die Kohleimportzusagen der großen Exportländer anzusehen. Sowohl das Kohleexportland Australien wie das Kohleexportland Neuseeland haben, und zwar gegen den Widerspruch natürlich aller anderen Partner in der Internationalen Energie-Agentur, den Vorbehalt gemacht, daß sie aus verfasssungsrechtlichen Gründen nicht in der Lage seien, ohne Rücksicht auf eigene Notstände und Notlagen eine Pflicht zu dauernder Belieferung zu übernehmen. Das ist die Realität in der Welt.
    Wenn Sie, Herr Ministerpräsident, nun ausgerechnet von den Ländern Volksrepublik China — ich bevorzuge diese Bezeichnung gegenüber der Bezeichnung Rotchina, die Sie gewählt haben — und Polen als sicheren Kohlelieferländern sprechen, muß ich Ihnen sagen: Wie es im Augenblick in China aussieht, steht ja heute in jeder Zeitung. Für Kohlelieferungen müssen die Chinesen die gesamte Infrastruktur erst aufbauen und Aufschließungsmaßnahmen vornehmen, die zur Zeit alle zurückgestellt sind. Bedauerlicherweise — das wissen Sie ebenso wie ich — ist die Volksrepublik Polen mit den zugesagten und kontrahierten Kohlelieferungen weit in Rückstand geraten aus Gründen, über die wir nicht zu sprechen brauchen. So sieht es in der rauhen Wirklichkeit mit der Abhängigkeit oder Nichtabhängigkeit, mit dem Risiko oder Nichtrisiko der Belief e-rung vom Importkohle nun einmal aus, und zwar in allen Bereichen der Energiepolitik.
    Da das so ist, Herr Ministerpräsident, stimme ich Ihnen zu, daß wir zur Diversifizierung des Risikos die friedliche Nutzung der Kernenergie brauchen. Darüber gibt es zwischen Ihnen und mir keine Meinungsverschiedenheit. Es ist nicht meine Aufgabe, über die Position des Bundeskanzlers gegenüber seiner eigenen Partei bzw. in seiner eigener Partei zu sprechen. Der Bundeskanzler ist im Augenblick nicht hier, und ich bin der Wirtschaftsminister dieses Kabinetts. Zwischen dem Bundeskanzler und der Bundesregierung gibt es keine Meinungsverschiedenheiten darüber, daß die friedliche Nutzung der Kernenergie notwendig ist. Er hat sich in den letzten Tagen mit aller Deutlichkeit zu dieser Frage geäußert. Deswegen ist es nicht zulässig, zumindest nicht notwendig, Herr Ministerpräsident, die polemische Frage zu stellen: Gibt es hier noch einen Bundeskanzler? Wir haben nach Ihrer GorlebenEntscheidung auch nicht die Frage gestellt: Gibt es hier noch einen Ministerpräsidenten?

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    In meinen Augen ist es auch nicht in Ordnung, hier von einer Pilatus-Haltung des Bundeskanzlers zu sprechen.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Unverschämt!)

    Wir haben in einzelnen Fragen alle unsere Schwierigkeiten, auch in unseren eigenen Parteien.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Er mit Strauß!)

    Es gibt keinen — auch keinen führenden — Politiker, der in welcher Frage auch immer hundertprozentig und in jedem Punkt vollständig mit der Programmatik seiner eigenen Partei übereinstimmt. Das gibt es — ich kann nur sagen: hoffentlich — auch bei Ihnen nicht. Das kann es ja gar nicht geben.
    Aber ich gebe zu, dies ist keine nebensächliche Frage. Dies ist eine wichtige, eine Kernfrage. Aber im Endergebnis der Betrachtung muß ich Ihnen sagen — gerade auch vor dem Hintergrund der akuten Diskussionen über das Thema Brokdorf, das Sie noch einmal angeschnitten haben —, daß die Bundesregierung das Ihre getan hat, um die Entscheidung der schleswig-holsteinischen Landesregierung zu ermöglichen, und daß ich — ich darf zurückhaltend formulieren — nicht den Eindruck habe, Herr Ministerpräsident, daß sich Ihr schleswig-holsteinischer Kollege in dieser Frage und bei dieser Entscheidung über mangelnde Unterstützung durch die Bundesregierung zu beklagen hätte oder auch wirklich beklagt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Auch die LandesFDP?)

    Was Ihre Gorleben-Entscheidung anlangt, die Sie hier noch einmal vertreten haben und die Ihre Entscheidung in der Zuständigkeit des Landes Niedersachsen ist, so begrüße ich — ich will das hier noch einmal ausdrücklich unterstreichen — die Bereitschaft Ihrer Regierung, in der Frage des Zwischenlagers und des Endlagers das wirklich dringend Notwendige zu tun. Diesbezüglich haben wir überhaupt keine Meinungsverschiedenheiten, wie wir auch, wie ich finde, in der Frage der Entsorgungsgrundsätze seit einigen Monaten gut und konstruktiv zusammenarbeiten.
    Was ich zu beanstanden hatte — ich habe dies damals öffentlich getan; Sie wissen das —, war nicht die Absage an die Wiederaufbereitungsanlage mit einem Durchsatz von 1 400 t, sondern die Absage an die Wiederaufbereitungsanlage gänzlich und generell. Aber das war Ihre Entscheidung. Wir sind nun dabei, andere Standorte zu suchen.
    Nur, Herr Ministerpräsident, auch bei anderen Standorten ist es ja so einfach nicht. Mir liegt ein



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Zeitungsbericht aus Warburg in Nordrhein-Westfalen vor im Zusammenhang mit der Diskussion über den von der hessischen Landesregierung vorgesehenen neuen Standort für die auch von Ihnen begrüßte neue Wiederaufbereitungsanlage. Da heißt es, daß die CDU-Ratsfraktion dem Rat der Stadt Warburg die Beschlußempfehlung zuleitet, eine Kernkraftwiederaufbereitungsanlage im Raum VolkmarsenWelda—Diemelstadt entschieden abzulehnen und sich ihr mit allen Möglichkeiten zu widersetzen.

    (Hört! Hört! bei der SPD)

    Ich sage das nicht aus Gründen billiger und einfacher Polemik.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Und was hat die FDP gesagt?)

    — Ich weiß das noch nicht, aber wahrscheinlich wird es auf einer ähnlichen Linie liegen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Da gibt es gar keine FDP!)

    — Doch, es gibt sie wohl.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Als Zuhörer!)

    Meine Damen und Herren, ich sage Ihnen noch einmal: Wir werden alle, wie ich das hier schon vor einigen Wochen formuliert habe, vor Ort die Notwendigkeiten und Entscheidungen einer solchen Energiepolitik zu vertreten haben. Wenn jeder von uns draußen das getan hätte, was er hier in Bonn und an dieser Stelle verkündet, wären wir manchen Schritt weitergekommen. Das gilt für bayerische Kollegen genauso wie für andere.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Was einem nicht gefällt, ist in der Tat eine Position, die da heißt: Bei euch klappt nichts, bei uns ist aber offensichtlich alles in Ordnung. Es ist eben, wie wir sehen, durchaus nicht alles in Ordnung.
    Ich sage deswegen noch einmal: Die Lösung der energiepolitischen Probleme ist überhaupt nur erfolgreich anzugehen im Zusammenwirken zwischen Bund und Ländern. Keiner kann ohne den anderen und keiner kann gegen den anderen handeln.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Und Energiewirtschaft!)

    — Natürlich: und die Energiewirtschaft. Aber den staatlichen Rahmen müssen Bund und Länder setzen; anders kann es nicht funktionieren. Deswegen bin ich auch dagegen, daß wir zusätzliche und unnötige Schärfe in diese Auseinandersetzung tragen. Das sollten insbesondere nicht solche tun, die im Grunde dasselbe wollen. Das kommt mir etwas merkwürdig vor.

    (Seiters [CDU/CSU]: Aber Brokdorf würde nicht gebaut werden, wenn Sie dort regierten!)

    Die Standortentscheidungen sind und bleiben Länderentscheidungen. Das ist in unserer Verfassung so vorgesehen und angelegt, und keine Bundesregierung kann den Standort für ein Kernkraftwerk und für Entsorgungseinrichtungen, vom Endlager bis
    zur Wiederaufbereitungsanlage über das Zwischenlager, vorschreiben.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: So ist es!)

    Keine Seite kann es allein. Wir können es nur gemeinsam.
    Es wird sich zeigen, meine Damen und Herren, ob der föderative Aufbau dieses Landes in der Lage ist, auf ein Problem Antworten zu geben, das beim Verfassen des Grundgesetzes, beim Gründen dieses Staates kein Problem war und das wir nicht als solches gesehen und erkannt haben. Es wird sich zeigen, ob wir alle miteinander die Kraft haben, dennoch die notwendigen Antworten zu geben und ein Problem kooperativ zu lösen und uns einer Aufgabe zu stellen, die allerdings — da, Herr Ministerpräsident, bin ich mit Ihnen völlig einer Meinung — für die künftige wirtschaftliche und auch gesellschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland eine Kernfrage ist.
    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Ministerpräsident Albrecht.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich darf dem Herrn Bundeswirtschaftsminister in aller Kürze auf seine Ausführungen antworten. Verehrter Graf Lambsdorff, Sie haben mit Nachdruck darauf hingewiesen, daß die Bundesrepublik Deutschland als eines von wenigen Ländern immer noch einen Außenhandelsüberschuß habe, wenn auch ein großes Leistungsbilanzdefizit. Ich finde, Sie wissen genauso gut wie ich, daß dieses Argument überhaupt nicht trägt. Denn auch der Überschuß im deutschen Außenhandel ist von 40 Milliarden DM vor zwei Jahren auf etwa 10 Milliarden DM zurückgegangen; ich habe noch nicht die letzten Zahlen für 1980. Das heißt: hier ist ein Verlust an Überschußpositionen von etwa 30 Milliarden DM. Das ist ein wesentlicher Beitrag zur Veränderung unserer Leistungsbilanz insgesamt.
    Zweitens. Sie sagen, der Zeithorizont stimme nicht, wenn ich sagte: Hätten wir nicht sieben Jahre Versäumnisse in der Energiepolitik gehabt, dann wären wir jetzt nicht in dieser Lage. Natürlich ist richtig, daß der Bau eines Kraftwerks — je nachdem, wie gnädig die Gerichte sind — zwischen sechs und zehn Jahre dauert. Ich will Ihnen gerne zugeben, daß das normalerweise etwa acht Jahre dauert. Aber wir stünden heute doch ganz anders da, wenn wir 1973/74 klare Entscheidungen getroffen hätten und auch die Kraft gehabt hätten, sie durchzuführen. Dann würden die nächsten Kraftwerke 1981, 1982, 1983 in Betrieb gehen können. Jetzt ist überhaupt keine Perspektive dafür vorhanden.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Warum haben Sie denn kein Kohlekraftwerk gebaut?)

    Sie sprechen von der deutschen Kohle und sagen: die kann nicht in unbegrenzten Mengen produziert



    Ministerpräsident Dr. Albrecht (Niedersachsen)

    werden, allein deshalb, weil die Subvention für uns nicht zu bezahlen ist. Das ist auch nicht mein Vorschlag. Ich sagte etwas anderes. Ich nehme das, was unter realistischen Bedingungen in den nächsten zehn Jahren zusätzlich von der deutschen Kohle geleistet werden kann. Dabei muß man wissen, daß erhebliche Anteile der jetzigen Förderung ausfallen und erst einmal durch neue Schächte ersetzt werden müssen und daß dann darüber hinaus noch eine bestimmte Menge produziert werden kann. Sie werden mir nicht widersprechen — Sie haben mir auch nicht widersprochen —, wenn ich sage, daß der deutsche Bergbau in Übereinstimmung mit der Bundesregierung — ich habe das auch in Ihren Unterlagen gelesen — etwa acht Millionen Tonnen unter dem Strich zusätzlich innerhalb der nächsten zehn Jahre glaubt bereitstellen zu können. Es bleibt j a dann wohl unwidersprochen, daß angesichts der Größe des Dekkungsproblems, das wir haben, acht Millionen Tonnen deutsche Kohle zusätzlich überhaupt nicht geeignet sind, uns einer Lösung spürbar näherzubringen.
    Dann haben Sie darauf hingewiesen — das ist nicht falsch —, daß die langfristigen Verträge über Einfuhrkohle schwierig seien. Lassen Sie mich dazu zwei Dinge sagen. Natürlich ist es immer ein Risiko, vom Ausland abhängig zu sein. Von Staatshandelsländern abhängig zu sein ist ein doppeltes Risiko. Aber der Bundeskanzler hat, glaube ich, zu Recht gesagt: Risikostreuung ist ein vernünftiges Prinzip. Das heißt, auch wir müssen wie die anderen danach trachten, die Einfuhrkohle unter möglichst verläßlichen Bedingungen zu kriegen, die von uns aushandelbar sind.
    Von den Polen ist es zur Zeit schwierig. Keiner weiß, wie es weitergeht. Aber längerfristig gesehen besteht gar kein Zweifel daran, daß die Polen Kohle haben und sehr daran interessiert sind, auch über die Kohleexporte Devisen verdienen zu können, zur Erleichterung ihrer finanziellen Situation. Ich habe 1976 aus Gesprächen mit der polnischen Regierung heraus Ihrem Herrn Amtsvorgänger nahegelegt, einen langfristigen Liefervertrag mit der Volksrepublik Polen abzuschließen. Man hat uns damals gesagt: Sie können fünf Millionen Tonnen haben, zehn Millionen Tonnen jährlich, auch 20 Millionen Tonnen, nur wir Polen haben nicht das Kapital, um die neuen Zechen aufzuschließen. Deshalb kann es nur so sein, daß Ihr das Kapital bereitstellt und wir eine langfristige Lieferverpflichtung eingehen. Die Polen waren bereit, uns eine Preisklausel zu machen, die etwa so aussah, daß sie uns diese Kohle jeweils zum niedrigsten Energiepreis auf dem Weltmarkt zur Verfügung stellen wollten. Dieses Angebot ist von der Bundesregierung damals nicht angenommen worden aus Sorge vor der Entwicklung im Ruhrbergbau.

    (Abg. Wolfram [Recklinghausen] [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Lassen Sie mich das bitte eben zu Ende führen, Herr Kollege.
    Dasselbe gilt für die Volksrepublik China. Auch dort kann man Mengen von Kohle bekommen unter der Voraussetzung, daß man die Investitionen zunächst einmal zu finanzieren bereit ist. Sie wissen so gut wie ich, daß andere Länder, etwa Ihr dänischer Kollege, sehr intensiv darüber verhandeln, sich auch dort einen Anteil zu sichern. Ich sage j a nicht, daß wir nur aus diesen Ländern die Kohle zu kriegen versuchen sollten. Ich sage, daß dies Teil des gesamten Aspektes sein muß.
    Und dies ist meine zweite Bemerkung dazu: Wenn Sie recht haben sollten — ich will das gar nicht prinzipiell in Frage stellen —, daß auch die Einfuhrkohle in Wahrheit nicht viel hergibt, dann lautet doch die einzige Schlußfolgerung: um so größer ist die Last, die auf der Kernenergie lasten wird, d. h. um so dringender brauchen wir einen stärkeren Ausbau der Kernenergie. Nur dann können wir doch unsere Probleme der Bedarfsdeckung lösen.