Rede von
Anton
Pfeifer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
An sich ist das eine Fragestellung, die sich überhaupt mit dem Thema Wissensvermittlung in der Schule und auch mit dem Thema der Verwissenschaftlichung der Schule auseinandersetzt. Dazu möchte ich jetzt gerne ohnehin etwas sagen.
Meine Überzeugung ist — wenn Sie es so direkt fragen —, daß seit der Vorlage des Bildungsberichts 1970 durch die Bundesregierung aus der dort als unabdingbare Notwendigkeit verkündeten größeren Verwissenschaftlichung unseres gesamten Bildungswesens viel Unheil entstanden ist. Natürlich - da haben Sie recht — wäre es töricht, bestreiten zu wollen, daß Wissenschaft und Technik unserer Generation und auch unseren Bildungseinrichtungen beispiellose Bereicherungen materieller und geistiger Art gebracht haben. Wissenschaft und Technik haben die Welt dem Menschen in vielem beherrschbarer gemacht, und das muß sie werden, wenn wir in Freiheit und Frieden überleben wollen. Sicher liegt hier eine Ursache dafür, daß diese Verwissenschaftlichung der Schule eingesetzt hat.
Aber, meine Damen und Herren, dieser manchmal zu blinde Glaube an die Wissenschaft und an die Möglichkeiten der Wissenschaft hat heute — wie ich meine: zu Recht — viel von seiner Kraft verloren. Es droht heute sogar eher ein Umschlag ins Gegenteil, nämlich eine zunehmende Abkehr von der Wissenschaft und eine zunehmende Technologiefeindlichkeit. Das ist auch eine Folge der zu großen Verwissenschaftlichung, die wir beispielsweise im Bildungswesen erlebt haben.
Diese ungute Entwicklung der Wissenschaft zur Technologiefeindlichkeit hat in meinen Augen nicht zuletzt deshalb zugenommen, weil es nicht gelungen ist, der jungen Generation eine realitätsbezogene Einschätzung des mit der modernen Großtechnologie verbundenen Risikos zu vermitteln. Sie hat auch deswegen zugenommen, weil beispielsweise in der Oberstufe des Gymnasiums immer mehr junge Menschen begonnen haben, die naturwissenschaftlichen Fächer, die mathematischen Fächer abzuwählen, und weil sie hinterher auf den Universitäten diese Fächer nicht mehr studieren. Der Anteil der Studenten, die naturwissenschaftliche Fächer studieren, ist zurückgegangen. Das ist eine Entwicklung, die wir uns in unserem Lande, da wir auf Technologie und Wissenschaft angewiesen sind, auf die Dauer gesehen überhaupt nicht leisten können.