Rede:
ID0822907200

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Herr: 1
    6. Abgeordnete: 1
    7. Dr.: 1
    8. Narjes.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 8/229 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 229. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 3. Juli 1980 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . 18675 C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Treffen der sieben Staats- und Regierungschefs in Venedig und zu den Gesprächen des Bundeskanzlers und des Bundesministers des Auswärtigen in Moskau Schmidt, Bundeskanzler 18583 A Dr. h. c. Strauß, Ministerpräsident des Freistaates Bayern . 18588 D Genscher, Bundesminister AA 18606 A Dr. Jaeger CDU/CSU 18611 B Wehner SPD 18616 D Mischnick FDP 18620 B Beratung des Berichts über den Stand der Arbeit und die Ergebnisse der EnqueteKommission Zukünftige KernenergiePolitik" — Drucksachen 8/2353, 8/2628, 8/4341 — Dr. Stavenhagen CDU/CSU 18624 B Ueberhorst SPD 18627 A Dr.-Ing. Laermann FDP 18630 B Gerstein CDU/CSU 18635 B Reuschenbach SPD 18637 C Dr. Gruhl fraktionslos 18639 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Lenzer, Dr. Probst, Pfeifer, Benz, Engelsberger, Gerstein, Dr. Hubrig, Dr. Riesenhuber, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Laufs, Pfeffermann, Dr. Stavenhagen, Frau Dr. Walz und der Fraktion der CDU/CSU Rationelle und sparsame Energieverwendung — Drucksachen 8/1963, 8/4355 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Riesenhuber, Dr. Narjes, Dr. Dollinger, Pfeifer, Lenzer, Dr. Probst, Benz, Breidbach, Engelsberger, Gerstein, Dr. Hubrig, Dr. Laufs, Dr. II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 229. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Juli 1980 Freiherr Spies von Büllesheim, Pfeffermann, Dr. Stavenhagen und der Fraktion der CDU/CSU Energiepolitisches Programm zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Dollinger, Dr. Narjes, Pfeifer, Dr. Riesenhuber, Lenzer, Dr. Waigel, Dr. Laufs, Gerstein, Kolb, Dr. Czaja, Dr. Probst, Engelsberger, Dr. Hubrig, Pfeffermann, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Stavenhagen, Frau Dr. Walz, von Hassel, Benz, Dr. Jenninger und der Fraktion der CDU/CSU Sicherung der Energieversorgung und Zukunftsorientierung der deutschen Energiepolitik zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Beratung der Großen Anfrage der Abgeordnten Dr. Dollinger, Pfeifer, Dr. Riesenhuber, Dr. Narjes, Lenzer, Benz, Engelsberger, Gerstein, Dr. Hubrig, Dr. Probst, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Laufs, Pfeffermann, Dr. Stavenhagen, Frau Dr. Walz und der Fraktion der CDU/CSU Beitrag der Kernenergie zur Sicherung der Energieversorgung — Drucksachen 8/1394 (neu), 8/2961 (neu), 8/3434, 8/4354 — Dr. Dollinger CDU/CSU 18642 A Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 18644 A Dr.-Ing. Laermann FDP 18646 C Dr. Narjes CDU/CSU 18648 C Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 18652 A Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Rechts der Kriegsdienstverweigerung und des Zivildienstes (Kriegsdienstverweigerungs-Neuordnungsgesetz) — Drucksache 8/3019 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/4250 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/4222 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Rechts der Kriegsdienstverweigerung und des Zivildienstes (Kriegsdienstverweigerungs-Neuordnungsgesetz) — Drucksache 8/3020 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/4250 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/4222 — Kühbacher SPD 18656A Porzner SPD 18656 C Dr. Jenninger CDU/CSU 18656 D Wolfgramm (Göttingen) FDP 18657 B Biermann SPD 18657 C Berger (Lahnstein) CDU/CSU 18659 D Hölscher FDP 18663A Jungmann SPD 18667 B Frau Tübler CDU/CSU 18668 C Dr. Zumpfort FDP 18671 D Dr. Ehrenberg, Bundesminister BMA . 18672 B Lutz SPD 18673 A Immer (Altenkirchen) SPD (Erklärung nach § 59 GO) 18675 B Namentliche Abstimmung 18677 B Dr. Jenninger CDU/CSU (zur GO) . . 18678 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Gerlach (Obernau), Handlos, Dr. Dregger, Dr. Wörner, Dr. Marx, Dr. Miltner, de Terra, Spranger, Weiskirch (Olpe), Biechele, Dr. Laufs, Frau Krone-Appuhn, Dr. Kraske, Dr. Riedl (München), Gerster (Mainz), Dr. Waffenschmidt, Biehle, Broll, Regenspurger, Dr. Friedmann, Frau Pieser, Dr. Hüsch, Dr. Meyer zu Bentrup und der Fraktion der CDU/CSU Gesamtverteidigung — Drucksachen 8/2295, 8/4340 — . . . 18675 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Narjes, Dr. Marx, Dr. Mertes (Gerolstein), Dr. Dollinger, Dr. Stercken, Dr. von Geldern, Kittelmann, Dr. Klein (Göttingen), Dr. Hoffacker, Hüsch, Sick, Dr. Voss, Hartmann, Dr. Wittmann (München), Dr. Hupka, Kunz (Berlin), Dr. Ritz, Amrehn, Broll, Dr. Hornhues, Schetter, Seiters, Graf Huyn, Hanz, Dr. Köhler (Wolfsburg), Dr. Hammans, Dr. Möller, Berger (Lahnstein), Würzbach, Werner, Dr. Sprung, Schröder (Wilhelminenhof), Dr. Wulff, Reddemann, Bahner, Frau Berger (Berlin) und der Fraktion der CDU/CSU III. VN-Seerechtskonferenz Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 229. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Juli 1980 III Antrag der Fraktionen der SPD und FDP Dritte Seerechtskonferenz der Vereinten Nationen — Drucksachen 8/3760, 8/3910, 8/4328 — 18676A Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Narjes, Grunenberg, Angermeyer, Dr. Corterier, Ewen, Dr. von Geldern, Kittelmann, Rapp (Göppingen), Dr. Wittmann (München) und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur vorläufigen Regelung des Tiefseebergbaus — Drucksache 8/2363 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 8/4359 — 18676 B Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Sportförderung in den Entwicklungsländern — Drucksache 8/5357 — 18676 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Dr. Wilms, Pfeifer, Rühe, Schedl, Frau Benedix-Engler, Pieroth, Hasinger, Daweke, Prangenberg, Dr. Hornhues, Frau Krone-Appuhn, Voigt (Sonthofen), Berger (Lahnstein), Dr. Blüm, Dr. George, Frau Dr. Wisniewski, Dr. Möller, Frau Karwatzki, Neuhaus, Dr. Laufs, Dr. Langguth, Hauser (Krefeld), Josten, Würzbach, Dr. Jenninger und der Fraktion der CDU/CSU Berufliche Fortbildung in Betrieben und überbetrieblichen Einrichtungen — Drucksachen 8/2884, 8/4294 — . . . 18676D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zum Jahresbericht 1979 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages — Drucksachen 8/3800, 8/4374 — . . . 18676D Beratung der Sammelübersicht 77 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 8/4375 - 18677 A Nächste Sitzung 18679A Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 18681 *A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 229. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Juli 1980 18583 229. Sitzung Bonn, den 3. Juli 1980 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 4. 7. Dr. Ahrens ** 4. 7. Dr. Aigner * 4. 7. Alber ** 4. 7. Dr. Bangemann * 3. 7. Dr. Barzel 4. 7. Baum 4. 7. Dr. Blüm * 4. 7. Blumenfeld * 3. 7. Frau von Bothmer ** 4. 7. Büchner (Speyer) ** 4. 7. Dr. Evers ** 4. 7. Fellermaier * 4. 7. Flämig ** 4. 7. Frau Dr. Focke * 4. 7. Friedrich (Würzburg) * 4. 7. Dr. Fuchs * 4. 7. Dr. Geßner ** 4. 7. von Hassel * 4. 7. Dr. Holtz ** 3. 7. Hoppe 4. 7. Katzer * 4. 7. Dr. h. c. Kiesinger 4. 7. Kittelmann ** 4. 7. Dr. Klepsch * 4. 7. Lagershausen ** 4. 7. Lenzer ** 4. 7. Lücker * 4. 7. Luster * 4. 7. Dr. Mende ** 4. 7. Dr. Müller ** 4. 7. Dr. Pfennig * 4. 7. Reddemann ** 4. 7. Scheffler ** 4. 7. Frau Schleicher * 4. 7. Schmitz (Baesweiler) 4. 7. Dr. Schwencke (Nienburg) * 4. 7. Seefeld * 4. 7. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 4. 7. Dr. Sprung 4. 7. Ueberhorst ** 4. 7. Dr. Vohrer ** 4. 7. Walkhoff 4. 7. Frau Dr. Walz * 4. 7. Weber (Heidelberg) 4. 7. Wischnewski 3. 7. Dr. Wulff 4. 7. Zebisch ** 4. 7. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte mich zunächst zu dem Tagesordnungspunkt ;,Rationelle und sparsame Energieverwendung" äußern und ausdrücklich begrüßen, daß wir über dieses Thema seiner Bedeutung angemessen in diesem Hohen Hause wieder sprechen können.
    Es ist zwar nur ein Schlagwort, aber doch sehr eingängig: Energiesparen — unsere beste Energiequelle. Man muß sich vor Augen führen, welches Potential zur Deckung des Endenergiebedarfs noch vorhanden ist, wenn wir mit dem angebotenen Energiepotential auf der Primärenergieseite wie aber auch auf der Nutzenergieseite vernünftiger umgehen. Hier gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die es auszuschöpfen gilt Ich möchte hier wiederholt betonen, daß es sich dabei um eine ausdrückliche Position der Freien Demokraten handelt, die wir in diesem Hause seit Jahren vertreten, auch, Herr Kollege Dollinger, in Übereinstimmung mit den Parteitagsbeschlüssen. Hier können Sie keinen Widerspruch konstruieren. Ich bitte Sie, in dieser Reihe einmal zu verfolgen, was wir gemacht haben.
    In die rationelle Energieverwendung beziehen wir auch die Möglichkeiten zur Nutzung erneuerbarer Energieträger ein. Ich meine, daß diese Beschlußlage und diese Einstellung in Übereinstimmung mit dem Energieprogramm und der Energiepolitik der Bundesregierung steht, die in ihrer Fortschreibung die Priorität auf die rationelle Energieverwendung gelegt hat
    Ich wiederhole mich, wenn ich jetzt davon spreche, daß dieses Energiesparen und diese Nutzungsmöglichkeiten nur mit marktkonformen Mitteln zu erreichen sind, daß wir dirigistische Maßnahmen ablehnen

    (Zustimmung des Abg. Kolb [CDU/CSU])

    und daß es nicht darum geht, staatliche Kontrolle des Verbraucherverhaltens einzuführen. Nein; dies lehnen wir ab.
    Aber wir sind der Meinung, daß wir sehr viel stärker und intensiver auf die Sparmöglichkeiten abheben müssen. Dies und die Nutzung dieser Möglichkeiten geht nur mit Einsicht und nur, wenn der Verbraucher die möglichen Maßnahmen akzeptiert. Nur dann ist dieses Ziel zu erreichen.



    Dr.-Ing. Laermann
    Dafür gibt es einige Voraussetzungen. Die erste Voraussetzung ist eine weitgehende Information und Aufklärung der Verbraucher. Die zweite ist eine Verbesserung auf dem Sektor der Ausbildung von Planern, d. h. von Architekten und Ingenieuren, und von Ausführenden — hier müssen wir nämlich auch die Handwerker einbeziehen —, damit sie Erfahrungen gewinnen und Kenntnis von den technischen Möglichkeiten, die heute schon gegeben sind, erhalten und in die Lage versetzt werden, dies umzusetzen.
    Es ist notwendig, Anreize zur verstärkten Energieeinsparung durch Umstellung in der Haustechnik und im Kraftfahrzeug- und Verkehrsbereich zu geben:

    (Kolb [CDU/CSU]: Da liegt der Hund begraben!)

    steuerliche Vergünstigungen, Investitionszulagen — Anreize statt Gebote und Verbote.
    Ein weiteres ist notwendig. Dies betrifft die öffentliche Hand; zwar nicht den Bundestag, der wiederholt auf die Notwendigkeit hingewiesen hat, hier Aktivitäten zu entwickeln, aber die Landesregierungen und die Kommunen. Es geht darum, administrative Hemmnisse abzubauen. Vorwiegend handelt es sich dabei um die Novellierung von Bauvorschriften, die der Nutzung erneuerbarer Energieträger entgegenstehen.
    Schließlich ist es notwendig, daß die öffentlichen Hände — auch hier sind besonders die Kommunen gefordert — beispielhaft vorangehen, wenn es darum geht, die Möglichkeiten zu rationellen Energieverwendung zu nutzen. Das könnte sich positiv auch auf die Betriebskosten und damit die Sachhaushalte der Kommunen auswirken. Im Bereich der öffentlichen Hände müssen die Möglichkeiten stärker als bisher ausgeschöpft werden.
    Diese Notwendigkeiten begleitend, muß die Förderung der Forschung zur Entwicklung neuer Techniken und neuer Systeme auf dem Verbrauchssektor weitergeführt werden. Es geht um Forschung und deren Förderung auch auf dem Gebiet der Nutzung erneuerbarer Energieträger.
    Aber lassen wir bei uns keine Illusion, über den Umfang der kurzfristig zu nutzenden Einsparpotentiale aufkommen. Die Erschließung dieser Potentiale ist ein langer Prozeß, der sich über Jahrzehnte hin vollziehen wird. Er wird einen hohen investiven Aufwand erfordern. Die Kosten sind jedenfalls zur Zeit nur annähernd abschätzbar. Wir haben keine schlüssigen Informationen darüber, wie groß der Bedarf an Energie und Rohstoffen ist, die einzusetzen sind, um diese Möglichkeiten voll zu nutzen.
    Bei den Überlegungen über den Zeitraum, in dem diese Einsparpotentiale zu erschließen sind, müssen wir uns drittens über die Kapazität des Baugewerbes, des Sanitärgewerbes und des Heizungsgewerbes klar werden. Hier haben wir schon heute einen erheblichen Facharbeitermangel zu beklagen. Wir müssen uns mit diesen Fakten auseinandersetzen. Daher wird es schwer sein, die Sparpotentiale für einen definierten Zeitrahmen zu quantifizieren.
    Dennoch ist es notwendig und wichtig, die Trends aufzuzeigen und die Entwicklung zu verfolgen.
    Deswegen begrüßen wir ausdrücklich die Empfehlung des Wirtschaftsausschusses, hier einen Bericht von der Bundesregierung zu fordern. Denn die Erkenntnisse, die dort aufgeführt werden mögen, können Grundlage für weitere energiepolitische Entscheidungen sein.
    Dazu gehört, daß die Fortsetzung bzw. Verlängerung entsprechender Programme vorgesehen wird. Ich denke z. B. an das Wohnungsbaumodernisierungsprogramm, dieses 4,35-Milliarden-Programm. Dazu ist anzumerken, daß nicht nur die Förderung von Wärmedämmung, sondern verstärkt auch die Umstellung von Heiztechniken und Heizungsanlagen einbezogen werden müssen. Es ist zu überlegen, ob die Förderungsbeträge erhöht werden können. Ich denke auch an das Programm zum Ausbau der Fernwärme und zur Kraft-Wärme-Kopplung.
    Es ist zu hoffen, daß die von der CDU/CSU regierten Länder in der Auseinandersetzung mit dem Bund über die Steuerneuverteilung nicht gerade an diesen aus gesamtwirtschaftlichen und energiepolitischen Gründen unverzichtbaren Programmen ihr Mütchen kühlen wollen. Hier muß die Opposition geständig sein, ob sie ihre eigenen energiepolitischen Aussagen ernst nimmt.

    (Gerstein [CDU/CSU]: Vom Sparen verstehen die CDU/CSU-Länder mehr als die anderen!)

    Lassen Sie mich zum Bericht ergänzend bemerken: Auch die Auswirkungen auf die Arbeitsplätze, auf neue Arbeitsplätze, auf die Struktur der Wirtschaft, auf die Chancen für kleine und mittlere Unternehmen, auf den Export und die positiven Wirkungen auf die Umwelt, d. h. auf die Immissionen, sind in diesem Zusammenhang mit zu überdenken. Ich meine, daß es hier positive Effekte gibt, die auch in einen solchen Bericht durchaus aufgenommen werden können und aufgenommen werden sollten.
    Herr Kollege Dollinger, die Bundesregierung ist über die Parteitagsbeschlüsse von FDP und SPD mit Sicherheit nicht verunsichert.

    (Kolb [CDU/CSU]: Oh!)

    Für meine Partei kann ich jedenfalls deutlich feststellen, daß unsere Beschlußlage mit den Fortschreibungen des Energieprogramms, mit den energiepolitischen Aussagen durchaus übereinstimmt. Die Handlungen der Regierung sind auch nicht hinter der zweiten Fortschreibung zurückgeblieben. Schließlich ist hier ja nicht nur Handeln der Regierung vorausgesetzt, sondern auch die Industrie hat ihren Teil zu übernehmen. Wir sind ja kein Staatsbetrieb, und wir wollen ihn wohl auch nicht.
    Nun haben Sie darauf abgehoben, daß die Importabhängigkeit der Bundesrepublik vom Öl zur Dekkung des Energiebedarfs noch zugenommen habe; Sie haben das in absoluten Zahlen angegeben. Aber ich bitte Sie doch, zur Kenntnis zu nehmen, Herr Kollege Dollinger, daß der Anteil des Öls am Energieverbrauch von mehr als 55 % im Jahre 1972 auf 51 % im Jahre 1979 kontinuierlich zurückgegangen



    Dr.-Ing. Laermann
    ist und 1980 voraussichtlich — das zeigen Hochrechnungen nach dem ersten Vierteljahr — auf etwa 46 % zurückgehen wird. Wollen Sie dies bitte zur Kenntnis nehmen.

    (Kolb [CDU/CSU]: Herr Kollege, wieviel haben wir durch Kernkraft substituiert?)

    — Wir haben im Bereich der Stromerzeugung durch Kernkraft einiges substituiert, so daß der Anteil des cgs an der Stromerzeugung derzeit wohl nur noch 6 % beträgt Aber das zeigt auch die derzeitige Schwäche der Kernenergie, daß sie nämlich im Augenblick nichts als Strom liefern kann. Wir müssen fragen, ob wir damit allein in ausreichendem Maße Öl substituieren können. Ich habe da meine Bedenken, die ich aber im einzelnen nicht noch einmal ausführen will. Denn der stärkere Einstieg des Stromes in den Wärmemarkt setzt erhebliche Investitionen voraus. Der Einsatz solchen Kapitals wird sich über einige Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinweg vollziehen und nur vollziehen können.

    (Kolb [CDU/CSU]: Es gibt aber sehr revierferne Gegenden!)

    Es kommt darauf an, die Kernenergie fortzuentwickeln, sie nämlich nicht nur im Bereich der Stromerzeugung, sondern auch im Bereich der Prozeßwärme einzusetzen; hier stimme ich Herrn Dollinger ausdrücklich zu. Aber, meine verehrten Kollegen, dies ist eine Frage, die noch langfristige Entwicklungen voraussetzt. Wenn wir die Situation, die Möglichkeiten nicht allzu optimistisch einschätzen, dann werden wir die Prozeßwärme in größerem, d. h.: in kommerziellem Umfang nicht vor zwei Jahrzehnten zur Kohleveredelung einsetzen können. So jedenfalls sieht die Entwicklung aus. Das setzt voraus, daß wir auch eine Industriegruppe finden, die bereit ist, neben der staatlichen Förderung das erforderliche Kapital aufzubringen, um diese Entwicklungen fortzusetzen.

    (Kolb [CDU/CSU]: Hoffentlich können wir es dann noch!)

    Das kann und soll die öffentliche Hand nicht alleine machen. Wir sind auch hier schließlich kein Staatsbetrieb und wollen auch keinen.
    Diesen Einwand muß ich auch vorbringen, wenn hier der Vorwurf gegen die Bundesregierung gerichtet wird, sie habe die Chancen vertan, sich an der überseeischen Erschließung von Kohlevorräten zu beteiligen. Soll das denn der Staat machen? Dies kann nur die Industrie machen; sie ist auf dem Wege, dies zu tun. Denn nur über solche Beteiligungen werden wir unseren Importkohleanteil in Zukunft auf Dauer sichern können.
    Ich meine also, daß es hier nicht darum geht, Kritik an der Regierung zu üben, während Sie gleichzeitig eigene Programmvorschläge vorlegen, die durch das Regierungsprogramm in weiten Teilen abgedeckt sind. Daher lehnen wir Ihre Anträge ab und stimmen dem Berichtsantrag über die rationelle Energieverwendung zu. — Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)



Rede von Richard Wurbs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Narjes.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl-Heinz Narjes


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Herr Kollege Wolfram, ich habe Ihre Rede mit großem Interesse gehört. Gestatten Sie mir bitte zwei Bemerkungen.
    Die erste: Wenn Ihr Gewissen über die vergangenen vier Jahre so gut ist, wie Sie es hier vorgetragen haben, wundere ich mich, warum Sie nicht dafür waren, daß in diesem Hause an dieser Stelle heute eine Abschlußberatung über die zweite Fortschreibung des Energieprogramms der Bundesregierung stattfindet. Das wäre die angemessene Grundlage für diese Debatte gewesen.
    Meine zweite Bemerkung bezieht sich auf Ihren Appell zum Konsens. 1976 wurde das letzte Stück Gemeinsamkeit in der Kernenergiepolitik aufgegeben, ohne daß wir bis heute die Sachgründe wis-. sen, warum Sie sie aufgegeben haben. Alle nationalen und internationalen Untersuchungen in der Zwischenzeit haben die gemeinsame Position, die wir bis 1976 gehabt haben, bestätigt Es steht dem nichts im Wege, wieder zu Ihrer alten, d. h. gemeinsamen Position zurückzukehren. Jedenfalls reicht es nicht aus, daß wir versuchen, die Geschichte neu zu schreiben oder die Vergangenheit zu verdrängen. Wenn wir schon die Kohlegeschichte der 50er und 60er Jahre schreiben wollen, dann vergessen Sie bitte auch nicht den Anteil, den etwa Professor Schiller für Sie gehabt hat und andere Namen, die andere Positionen vertreten haben, als Sie es heute gern gehabt hätten.
    Meine Bemerkungen sollen sich mit wenigen Stichworten zur Bilanz der Energiepolitik der Bundesregierung befassen und dabei herausheben, daß nach unserer Vorstellung zwei entscheidende Mängel die Energiepolitik der vergangenen Legislaturperiode kennzeichnen: Erstens eine grundlegend andere und unseres Erachtens falsche Beurteilung unserer importabhängigen Versorgungslage und zweitens eine Handlungs- und Entscheidungsschwäche der Bundesregierung und der sie tragenden Koalitionsparteien in einer Lebensfrage unseres Volkes.
    Zu Beginn der zweiten Irankrise hatten wir fünf kostbare Jahre unwiderbringlich verloren, und dieses Zeitversäumnis wird die gesamte Energiepolitik der 80er Jahre mit einer schweren Hypothek belasten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Übereinstimmung zwischen Regierung und Opposition beschränkt sich auf die Beurteilung der allgemeinen, das heißt der durch Machtfaktoren unverfälschten geologischen und wirtschaftlichen Situation auf den Öl- und Gasmärkten und den sich daraus ergebenden Konsequenzen für Angebot und Nachfrage. Sie bezieht sich auch auf die Erkenntnis, daß wir die Versorgung unserer Volkswirtschaft mit Energie unter dem Leitziel „weg vom Öl" umzuorientieren haben.
    Schon weniger klar ist die Übereinstimmung, wenn die Politik der drastischen Drosselung der Ölproduktion durch die Produzentenstaaten der



    Dr. Narjes
    letzten vier Jahre mit ins Bild gezogen wird. Diese Politik bedeutet nämlich immerhin, daß das Angebot auf den Weltölmärkten in den 80er und 90er Jahren jährlich bis zu 1 Milliarde Tonnen hinter dem zurückbleibt, was wir noch 1974 — vielleicht auch 1975 — annehmen durften.
    Grundlegend unterscheiden wir uns von der Bundesregierung in der Beurteilung der politischen und strategischen Lage im Hauptversorgungsgebiet Nah- und Mittelost, von dem unsere Ölversorgung unverändert zu 65 % abhängt, und vor allem unterscheiden wir uns in den sich aus dieser Lagebeurteilung ergebenden Konsequenzen.
    Zusätzlich zu den vom Kollegen Stavenhagen angezogenen Gründen weise ich darauf hin, daß die politische und soziale Stabilität in den einzelnen Förderländern und auch in der ganzen Region unverändert gefährdet ist. Der Iran-Fall braucht kein Einzelereignis zu bleiben.
    Die strategische Absicht der Sowjetunion — um ein zweites Argument zu nehmen —, auf die Produktion und die Verteilung des Öls aus dem Mittleren Osten einen kontrollierenden Einfluß zu nehmen, wurde lange Zeit — offensichtlich weil unbequem — aus den Regierungsanalysen schlicht verdrängt. Selbst nach Afghanistan wurde zuweilen noch so getan, als ob es diese Gefahr nicht gäbe. Ich verweise auf die Beweisführung für diese Gefahren, die am heutigen Morgen an dieser Stelle geboten wurde.
    Im übrigen haben wir schon mehrfach auf die Warnung des früheren amerikanischen Ministers Schlesinger hingewiesen, daß die Sowjetunion durch eine Kontrolle des Mittelostöls in die Lage käme, von dort aus die NATO in Europa aus den Angeln zu heben. Unsere eigene Sicherheit, Unabhängigkeit, politische und soziale Stabilität können mithin durch eine falsche Energiepolitik lebensgefährlich bedroht werden, oder bestehende Bedrohungen können lebensgefährlich verlängert werden.
    Die Bundesregierung weiß schließlich auch wie wir, daß unkontrollierbare Entwicklungen im Spannungsbereich um Israel auf unsere Ölversorgung durchschlagen können. Dabei geht es nicht allein um das Sabotagepotential der PLO gegen die Ölproduktionsanlagen und Öltransportleitungen im Mittleren Osten. Vor allen Dingen drohen politische Liefersperren, falls der militärische Konflikt wieder auflebt. Unter dem Gesichtspunkt des möglichen schlimmsten Falles muß die Bundesregierung für einen solchen Konflikt auch auf die Möglichkeit eines isolierten Boykotts gegen Deutschland gefaßt sein.
    Die Bundesregierung hat hingegen während ihrer ganzen Amtszeit dieses enorme Gefahrenpotential verdrängt. Sie ist anscheinend immer noch der Ansicht, daß uns der Zugang zum Mittelostöl noch für Jahrzehnte zu zumutbaren Bedingungen offensteht, und will nicht wahrhaben, daß unsere Ölversorgung derzeitig auf tägliche Kündigung angelegt ist.

    (Kolb [CDU/CSU]: Genau das ist der wunde Punkt!)

    Dies ist besonders leichtsinnig, weil die Umstellung
    der Ölversorgung aus Mittelost auf andere Öquellen oder auf andere Energieträger sehr lange Vorlaufzeiten benötigt.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Auf welche denn?)

    Zahlenbeispiele aus dem Vergleich mit anderen Staaten würden die Versäumnisse der Bundesregierung offenlegen. Ich darf nur darauf hinweisen, daß Frankreich 1973 zu 65 % vom Ölimport abhängig war. 1990 wird es nur noch zu 30 % davon abhängig sein, seine Abhängigkeit in 17 Jahren also um mehr als die Hälfte verringert haben. Im gleichen Zeitraum beläuft sich die Verringerung des deutschen Anteils auf etwas mehr als 20 % — nach der geltenden Planung der Bundesregierung.
    Die Vereinigten Staaten, auf die man gerne eindrischt, wenn es um Energiepolitik geht, werden 1990 in der Lage sein, ihren Restölbedarf außerhalb von Nah- und Mittelost zu decken.
    Mit anderen Worten: Unsere beiden wesentlichsten Bündnispartner in Europa und Übersee haben auf Grund derselben Lagebeurteilung, die die Opposition seit sechs Jahren der Bundesregierung hier an dieser Stelle entgegenhält, erfolgversprechend gehandelt. Sie waren in der Lage, ihren nationalen Interessen gemäß und rechtzeitig zu handeln. Beide Staaten werden in etwa zehn Jahren nicht mehr lebensentscheidend vom Öl aus dem Mittleren Osten abhängig sein. Daraus ergibt sich für uns eine weitere Belastung der Sicherheit unserer Versorgung; denn mit dem Ende der eigenen Abhängigkeit vom Mittelostöl ändert sich zwangsläufig auch die Qualität ihres Interesses an der militärischen Sicherung dieser Region.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Sie haben uns doch erst in diese Abhängigkeit gebracht! — Kolb [CDU/CSU]: Lassen Sie ihn doch ausreden!)

    Wir haben die Bundesregierung schon vor einem Jahr an dieser Stelle aufgefordert, aus dieser Lage endlich Konsequenzen zu ziehen und alles daranzusetzen, um unsere Versorgung aus dieser Region in einer nationalen Anstrengung in den kommenden zehn Jahren entscheidend zu verringern. Die Antwort war Schweigen.
    Ich wiederhole deshalb: Angesichts unserer existenzgefährdenden Abhängigkeit von der Ölversorgung aus dem Mittleren Osten kommt dem Ziel, uns von dieser Erpreßbarkeit zu lösen, absolute Priorität zu. Andere Ziele haben sich dem unterzuordnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Sagen Sie doch mal, wie Sie es machen wollen!)

    Alles, was ich zur Sicherung der benötigten Importmengen gesagt habe, wird in seiner Dringlichkeit noch durch die Preisexplosion der letzten 18 Monate unterstrichen, in denen das Öl fast um 150 % teurer geworden ist. Darüber hinaus diskutieren die Ölproduzenten für künftige Preissteigerungen eine Index-Formel, die darauf hinausläuft, daß das gegen-



    Dr. Narjes
    wärtige Ölpreisniveau nominal in den nächsten sieben Jahren abermals verdoppelt wird.

    (Kolb [CDU/CSU]: So ist es!)

    Wie gut stünden wir heute in Deutschland da, auch im Blick auf die Dritte Welt, hätte die Bundesregierung die Politik des Weg vom Öl ernsthaft und mit dem von der Opposition immer wieder geforderten Nachdruck betrieben. Wir wären weniger er- preßbar und hätten die reale Chance, von der Mengenseite her mit der Preisexplosion besser fertig zu werden, als das heute zu befürchten ist.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Das ist doch Theorie! — Kolb [CDU/CSU]: Das ist keine Theorie» Gemessen an den versorgungsstrategischen Zielvorgaben unserer Energiepolitik ist die Liste der Versäumnisse der Bundesregierung so lang, daß eine Plenarrede nicht ausreichen würde, sie darzustellen. Nur einige Beispiele: Die Anstrengungen zur Umverlagerung unserer Versorgungsströme in versorgungsstrategisch sichere Regionen waren unzureichend, Beispiel: Nordsee, Stichwort: zuwenig und zu spät. Oder: Das Instrument DEMINEX leidet immer noch unter Entscheidungsschwäche, Strukturmängeln und unzulänglicher Finanzausstattung. Diese Gesellschaft war auf Grund ihrer fehlerhaften Konstruktion im vergangenen Jahr nicht in der Lage, sich ein verfügbares großes kalifornisches Ölfeld zu sichern. Oder: Die Vorkehrungen zur Sicherung gegen kurzfristige Versorgungsstörungen waren ungenügend. Als die Iran-Krise ausbrach, war unsere nationale Ölreserve nur zu 60 % aufgefüllt — schlicht: ein mittlerer Skandal. Oder: Die Vorräte der allgemeinen Vorratshaltung übersteigen zwar die international vereinbarten Ziele. Diese selbst aber sind für unsere Situation nicht angemessen. Sie reichen bei schweren Versorgungsstörungen nicht aus, um selbst unter Notstandsbedingungen unsere Versorgung umzustrukturieren; schon gar nicht reichen sie aus, um Spielräume für politische Verhandlungen zu eröffnen. Oder: Als einen besonders schweren Mangel verzeichnen wir die völlige Passivität in der Sicherung des Zuganges zu den Lagerstätten für das sogenannte unkonventionelle Öl: Teersände, Schweröl, Ölschiefer. Die Weltvorräte an diesen Ölen sind größer als die Vorräte an konventionellem Öl. Sie haben den Vorteil, daß sich ihre Lagerstätten überwiegend in Nordund Südamerika, also außerhalb der OPEC befinden und damit eine wesentlich bessere Versorgung garantieren müßten. Gerade diese Unterlassungen können als ein Beispiel für Entscheidungsschwäche, Risikoscheu und Mangel an Weitsicht herangezogen werden. In dieses Bild unbedachter Vorsorge paßt übrigens vortrefflich die gegenwärtige Bereitschaft der Bundesregierung, völlig unvertretbare Risiken der Gasversorgung aus der Sowjetunion einzugehen. (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Sind Sie denn dagegen?)

    Würde die Opposition nicht härtesten Widerstand anmelden, liefen wir Gefahr, die Abhängigkeit vom OPEC-Kartell heute durch eine entsprechende Abhängigkeit von einem durch die Sowjetunion geführten Kartell in den 90er Jahren bei unserer Gasversorgung zu ersetzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Sie sind also gegen den Gasvertrag?)

    — Ich bin gegen alle Bezugsverhältnisse zur Sowjetunion, die die 20-Prozent-Grenze überschreiten.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    Deutliche Kritik müssen wir an der unterlassenen Lagerstättensicherung zur Befriedigung unseres Bedarfs an Importkohle anmelden. Seit Jahren ist der große Umfang unserer künftigen Abhängigkeit von Importkohle bekannt. Wir wissen auch, daß sich nur wenige Gebiete der Welt als Kohlelagerstätten für eine sichere Versorgung Deutschlands anbieten. Um so schärfer ist unsere Rüge, daß auch in diesem Punkte nichts geschehen ist und daß das, was erreichbar ist, wesentlich teurer geworden ist, als es gewesen wäre, wenn wir rechtzeitig zugegriffen hätten.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Sie wollen doch die Importkohle an Stelle der deutschen Kohle!)

    Die Aufgaben unserer Energiepolitik unter den vorgegebenen externen Bedingungen hat der Sachverständigenrat in seinem letzten Bericht unter der Überschrift „Substitution und Sparen" präzise beschrieben. Ich stimme diesem Bericht in seinen Grundzügen ebenso zu wie dem vorzüglichen Gutachten des Wissenschaftlichen Beirates des Bundeswirtschaftsministeriums vom 7. Dezember des vergangenen Jahres. Es ist bezeichnend, daß beide Schlüsseldokumente für unseren energiepolitischen Handlungsbedarf von der Bundesregierung konsequent heruntergespielt werden. Die Absicht ist offenkundig: Das Energiethema soll gegenüber der Öffentlichkeit in seiner ganzen Tragweite eher verschleiert werden, damit kein allgemeines Problembewußtsein entsteht und die Bürger nicht auf den Gedanken kommen, der Regierung unliebsame Fragen zu stellen. Wir werden diese Entwicklung selbst dann nicht zulassen, wenn die Monopolmedien die Regierung dabei kräftig unterstützen sollten.

    (Zuruf von der SPD: Welche Monopolmedien?)

    Regierung und Koalition betreiben im übrigen seit Jahren ein energiepolitisches Verwirrspiel, indem sie die ratsuchende und nach Führung fragende Öffentlichkeit mit drittklassigen Fragen zu beschäftigen und von den eigentlichen Problemen abzulenken versuchen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Als Beispiel sei das Dauerthema von der Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen erwähnt. Für mehr als 90 % unserer Straßen bestehen Höchstgeschwindigkeitsgrenzen. Die Einführung einer Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen



    Dr. Narjes
    — sei es bei 130, 120 oder 100 km/h — brächte bestenfalls eine Einsparung in der Größenordnung eines Bruchteils eines Prozentes unseres gesamten Primärenergiebedarfs.

    (Kolb [CDU/CSU]: Aber einen sehr großen Kontrollapparat!)

    Der gutgläubige Bürger, der den ehrgeizigen Bundesforschungsminister — wie wir wissen, ein Technokrat mit sozialistischem Gardemaß — zu diesem Thema hört, muß indessen annehmen, daß es sich hierbei um eine Schlüsselfrage der deutschen Energiepolitik handelt. Ähnliches gilt für den Wind, den dieser Technokrat mit der Windenergie und anderen regenerativen Energiequellen in der Öffentlichkeit zu erzeugen sich bemüht.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Sie vernebeln und erzeugen nur Schaum!)

    Ein anderes Verwirrspiel wird mit dem Verhältnis der Energiesparpolitik zu der Substitutionsaufgabe getrieben. Sparen allein bringt keine Lösung unserer Probleme. Es gibt keine vernünftige Gesamtkonzeption unserer Energieversorgung, die allein mit dem Sparen auskäme. Auch die Enquete-Kommission hat dazu nichts gebracht, es sei denn, man befürchtet eine Verzichtdiktatur.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Schlimm!)

    Herr Kollege Ueberhorst, der große Unterschied zwischen uns ist: Nach unserer Auffassung gibt es die „strategische Zeit" gar nicht, die Sie noch haben wollen, um zehn Jahre lang zu prüfen, was das Sparen bringt, um danach zu entscheiden, ob man noch zu anderen Energien übergehen muß. Das ist der entscheidende Unterschied zwischen Ihnen und uns.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Ich versage es mir aus Zeitgründen, die schrillen Töne der Uneinigkeit im Regierungslager über das Thema Marktwirtschaft und Dirigismus, die uns vier Jahre lang begleitet haben, hier im einzelnen noch einmal nachzuvollziehen. Ich sehe nur den Vertreter der Marktwirtschaft; der Herr Vertreter des Dirigismus ist heute offensichtlich an Energiepolitik nicht mehr interessiert.
    Ein Wort noch zur Enquete-Kommission. Sie ist kein Entscheidungsorgan, sondern ein Beratungsgremium. Ihre Beratungswirkung hängt letztlich von der Qualität ihrer Empfehlung ab. Eine erste Durchsicht der Arbeitsergebnisse und der heutigen Diskussion über diese Ergebnisse weist auf Mängel in der Arbeit dieser Kommission hin.
    Erstens. In ihren wirtschaftspolitischen Aussagen bleibt die Kommission deutlich hinter den schon erwähnten Empfehlungen des Sachverständigenrates und des wissenschaftlichen Beirates des Bundeswirtschaftsministeriums zurück. Von ihrer Zusammensetzung her kann dieser Mangel nicht einmal überraschen.
    Zweitens. In den entscheidenden versorgungsstrategischen Zielvorgaben an die Energiepolitik
    werden die wesentlichsten Daten — wenn überhaupt — nur am Rande zur Kenntnis genommen. Die Prioritäten der Enquete-Kommission entsprechen deshalb nicht der Entscheidungslage der Bundesregierung, schon gar nicht der Entscheidungslage des Bundestages.
    Drittens. Die Empfehlungen der Enquete-Kommission sind offenkundig von dem Bemühen um einen politischen Kompromiß über die Nutzung der Kernenergie getragen. Sie geben deshalb Verhandlungsergebnisse und keine gesicherten Erkenntnisse wieder. Insbesondere wird dieser Gesichtspunkt deutlich, wenn man erkennt, daß der Vorschlag auf Vertagung einer Kernenergie-Entscheidung auf das Jahr 1990 mit keiner plausiblen Begründung versehen ist. Die Kommissionsarbeit spiegelt vielmehr die Gründungsgeschichte der Kommission wider. Sie war halt nur ein Behelf, um der in der Kalkar-Debatte zerstrittenen und handlungsunfähigen Koalition bis zur Bundestagswahl 1980 Zeit zu verschaffen.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Warum haben auch Sie dann in einem Antrag eine solche Kommission gefordert?)

    — Herr Kollege Wolfram, die Enquete-Kommission war eine besonders kostspielige Veranstaltung zur Fortbildung der Kernenergiegegner in Ihrer Fraktion.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Sie haben sie doch gefordert! — Wehner [SPD]: Was heißt denn das? Lassen Sie das doch sein! — Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Sie haben sie in einem Antrag mit gefordert und mit beschlossen!)

    Ich hätte es sehr begrüßt, wenn Sie den Ministerpräsidenten Rau und Ihre Fraktionsführer in Hannover und in Stuttgart gleich mit in die Kommission geschickt hätten. Dann hätten sie das in einer Tour auch lernen können.

    (Zuruf des Abg. Wehner [SPD])