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ID0822808100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 8/228 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 228. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 2. Juli 1980 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . 18521 A, 18564 B Abwicklung der Tagesordnung 18521 B, 18564 D Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . 18521 B Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Veräußerung einer rd. 78,5 ha großen Teilfläche des ehem. Flugplatzes Eschborn/Taunus an das Land Hessen — Drucksache 8/4346 — 18521 D Beratung der Ergänzung zum Antrag des Bundesministers der Finanzen Veräußerung einer 2 ha großen Teilfläche des bundeseigenen Geländes an der Dachauer Straße in München an den Freistaat Bayern — Drucksache 8/4351 — 18521 D Beratung der Sammelübersicht 73 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 8/4235 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 74 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen mit Statistik über die beim Deutschen Bundestag in der Zeit vom 14. Dezember 1976 bis 31. Mai 1980 eingegangenen Petitionen — Drucksache 8/4290 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 75 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 8/4306 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 76 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 8/4307 — Meininghaus SPD 18522 B Beratung der Großen Anfrage der Fraktionen der SPD und FDP Asylrecht — Drucksachen 8/3753, 8/4278 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 228. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Juli 1980 Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Erhard (Bad Schwalbach), Dr. Dregger, Dr. Stark (Nürtingen), Spranger, Dr. Laufs, Dr. George, Neuhaus, Biehle, Niegel, Dr. Wittmann (München), Dr. Jobst, Dr. Warnke, Regenspurger und der Fraktion der CDU/CSU Asylverfahren und Unterbringung der Asylbewerber — Drucksachen 8/4126, 8/4279 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und der FDP eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Beschleunigung des Asylverfahrens — Drucksache 8/4227 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksachen 8/4339, 8/4353 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Spranger, Dr. Wittmann (München), Dr. Bötsch, Regenspurger, Broll, Dr. Jentsch (Wiesbaden), Dr. Laufs, Volmer, Wimmer (Mönchengladbach) und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Beschleunigung des Asylverfahrens — Drucksache 8/3402 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksachen 8/4339, 8/4353 — Dr. Dregger CDU/CSU 18524 D Dr. Penner SPD 18528 B Dr. Wendig FDP 18532 D von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI 18536 C Tandler, Staatsminister des Freistaates Bayern 18541 B Dr. Schnoor, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 18544 D Spranger CDU/CSU 15548 A Bühling SPD 18551 D Erhard (Bad Schwalbach) CDU/CSU . 18553 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die deutsche Humanitäre Hilfe im Ausland 1965 bis 1977 — Drucksachen 8/2155, 8/4236 — Dr. Meinecke (Hamburg) SPD 18556 C Dr. Czaja CDU/CSU 18559 C Frau Schuchardt FDP 18561 A Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 18563 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Übereinkommen vom 18. Dezember 1979 gegen Geiselnahme — Drucksachen 8/4133, 8/4280, 8/4334 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 8/4297 — Frau Renger SPD 18565 D Graf Stauffenberg CDU/CSU 18565 D Schäfer (Mainz) FDP 18566 D Frau Dr. Hamm-Brücher, . Staatsminister AA 18567 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über Maßnahmen zur Rheumabekämpfung — Drucksachen 8/3625, 8/3693, 8/4298 — Frau Dr. Neumeister CDU/CSU . . . . 18569 A Frau Dr. Lepsius SPD 18571 B Spitzmüller FDP 18572 C Zander, Parl. Staatssekretär BMJFG . 18574 B Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und FDP Verbesserung der Hebammenausbildung — Drucksache 8/4313 — Jaunich SPD 18575 C Hasinger CDU/CSU 18576 B Eimer (Fürth) FDP 18577 B Zander, Parl. Staatssekretär BMJFG . . 18578 C Erste, zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Hasinger. Dr. Hammans, Frau Schleicher, Burger, Dr. Becker (Frankfurt), Frau Dr. Neumeister, Frau Karwatzki, Dr. Meyer zu Bentrup und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Hebammengesetzes — Drucksache 8/4356 — 18579 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Obereinkommen Nr. 150 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 26. Juni 1978 über die Arbeitsverwaltung: Rolle, Aufgaben, Aufbau — Drucksache 8/4136 — Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 228. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Juli 1980 III Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/4289 — 18579 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 20. Juli 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel über die Ergänzung des Europäischen Übereinkommens vom 20. April 1959 über die Rechtshilfe in Strafsachen und die Erleichterung seiner Anwendung — Drucksache 8/3138 —Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/4324 — 18579 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Budapester Vertrag vom 28. April 1977 über die internationale Anerkennung der Hinterlegung von Mikroorganismen für die Zwecke von Patentverfahren — Drucksache 8/3480 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/4326 — 18580 A Nächste Sitzung 18580 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 18581* A Anlage 2 Äußerung Bundeskanzlers Schmidt über das Bundesbauministerium SchrAnfr 2 27.06.80 Drs 08/4329 Dr. Jahn (Münster) CDU/CSU SchrAntw StMin Huonker BMK . . . . 18581* C Anlage 3 Hilfeleistungen für El Salvador SchrAnfr 209 27.06.80 Drs 08/4329 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Brück BMZ 18581* C Anlage 4 Entwicklungshilfe für Peru in der Zeit von 1968 bis 1980 SchrAnfr 211 27.06.80 Drs 08/4329 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Brück BMZ 18581* D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 228. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Juli 1980 18521 228. Sitzung Bonn, den 2. Juli 1980 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 4. 7. Dr. Ahrens ** 4. 7. Dr. Aigner * 4. 7. Alber ** 4. 7. Dr. Bangemann * 3. 7. Frau von Bothmer ** 4. 7. Büchner (Speyer) ** 4. 7. Dr. Evers ** 4. 7. Fellermaier *• 4. 7. Flämig ** 4. 7. Frau Dr. Focke * 4. 7. Friedrich (Würzburg) * 4. 7. Dr. Fuchs * 4. 7. Genscher 2. 7. Dr. Geßner ** 4. 7. von Hassel * 4. 7. Dr. Holtz ** 4. 7. Hoppe 4. 7. Kittelmann ** 4. 7. Dr. Klepsch * 4. 7. Dr. Kreile 2. 7. Kühbacher 4. 7. Lagershausen ** 4. 7. Lange * 2. 7. Lenzer ** 4. 7. Lücker * 4. 7. Luster * 4. 7. Dr. Mende ** 4. 7. Dr. Müller ** 4. 7. Dr. Pfennig * 4. 7. Reddemann ** 4. 7. Roth 2. 7. Scheffler ** 4. 7. Frau Schleicher * 4. 7. Schmitz (Baesweiler) 2. 7. Dr. Schwencke (Nienburg) * 4. 7. Seefeld * 4. 7. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 4. 7. Dr. Sprung 4. 7. Ueberhorst ** 4. 7. Dr. Vohrer ** 4.. 7. Walkhoff 4. 7. Frau Dr. Walz * 4. 7. Wawrzik * 2. 7. Weber (Heidelberg) 4. 7. Wischnewski 3. 7. Zebisch ** 4. 7. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort des Staatsministers Huonker auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Jahn (Münster) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4329 Frage B 2): Trifft die Meldung der Zeitung „Welt am Sonntag" vom 22. Juni zu, Bundeskanzler Schmidt habe das Bundesbauministerium einen „Sauhaufen" genannt und die Koalitionsparteien hätten sich darauf verständigt, das Bundesbauministerium aufzulösen? Die Meldung der Zeitung „Welt am Sonntag" vom 22. Juni 1980 trifft nicht zu. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/CSU) (Drucksache 8/4329 Frage B 209): Wird die Bundesregierung in der Europäischen Gemeinschaft darauf hinwirken, daß diese, nachdem sie in diesem Jahr ihr Hilfsprogramm für Nicaragua um mehr als 50 Prozent erhöht hat, auch dem Nachbarstaat El Salvador, dessen Regierung sich mit aller Kraft um soziale Reformen und die Vermeidung eines blutigen Bürgerkriegs bemüht, vergleichbare Hilfeleistungen zukommen läßt? Die Bundesregierung verfolgt die Entwicklung in El Salvador mit großer Aufmerksamkeit und Sorge. Angesichts der nach wie vor undurchsichtigen Lage können Entwicklungshilfemaßnahmen zur Zeit nicht durchgeführt werden; insbesondere ist die Sicherheit ausländischer Fachkräfte nicht gewährleistet. Sobald die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme der deutschen bilateralen Entwicklungshilfe gegeben sind - insbesondere für Maßnahmen, die der notleidenden Bevölkerung unmittelbar zugute kommen -, wird die Bundesregierung auch Hilfeleistungen der Europäischen Gemeinschaft an El Salvador befürworten. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/CSU) (Drucksache 8/4329 Frage B 211): Wieviel Entwicklungshilfe hat die Bundesregierung Peru in der Zeit vom Amtsantritt des Generals Velasco Avarado 1968 bis zum Amtsantritt der neugewählten Regierung 1980 gewährt, und wie beurteilt die Bundesregierung grundsätzlich den Erfolg dieser aus dem üblichen Rahmen fallenden Hilfsmaßnahmen? Von Anfang 1969 bis Ende 1979 ist Peru Entwicklungshilfe in Höhe von insgesamt 645,5 Millionen DM zugesagt worden. Die Auszahlungen im gleichen Zeitraum belaufen sich auf 296,8 Millionen DM. Die deutsche Hilfe konnte in diesem vom Potential her besonders entwicklungsfähigen Land wichtige Impulse geben und Engpässe beseitigen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Kurt Spitzmüller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Im März 1975 mußte die Bundesregierung, in einer Kleinen Anfrage u. a. auf die Erfahrungen anderer Länder in Sachen Rheuma angesprochen, Fehlanzeige erstatten: Ihr seien „zur Zeit keine aktuellen Materialien aus dem internationalen Bereich bekannt". Zu Recht forderte das Parlament deshalb die Regierung seinerzeit auf, u. a. die Erfahrungen anderer Staaten auszuwerten und für die Praxis in der Bundesrepublik nutzbar zu machen. Sie hat dies dann in dem erbetenen Bericht über Maßnahmen zur Rheumabekämpfung von Beginn 1980 getan. Ich spreche speziell über diese internationalen Aspekte des Problems.
    In jener Entschließung des Bundestages haben wir die Einbeziehung ausländischer Erfahrungen nicht nur deshalb gefordert, weil Medizin heutzutage allgemein internationalen Austausch pflegt. Wir haben es auch aus dem betrüblichen Grund getan, daß der Stand der medizinischen Versorgung von Rheumapatienten in der Bundesrepublik, gemessen am westlichen internationalen Standard, immer noch beklagenswert genannt werden muß. Seit Jahren weist ein so bekannter Rheumatologe wie Prof. Mathies — dem wir für unsere Arbeit im Ausschuß viel verdanken — auf die Mängel und Rückstände hin: Vorherrschen der periodischen und zudem oft ungeeigneten stationären Behandlung statt dauernder, vorwiegend ambulanter physiotherapeutischer Behandlungen und Übungen, Versuche nachträglicher Rehabilitation statt rechtzeitiger Frühbehandlung und Verhütung von Dauerschäden.
    Ein wissenschaftlicher Lagebericht aus dem Jahr 1978 spricht gar von einem „Notstand" unserer rheumatologischen Versorgungssituation. Der theoretische und praktische Rückstand bei der Rheumabekämpfung in der Bundesrepublik wird nicht zu Unrecht zusammen mit den bekannten Defiziten auf den Gebieten der Krebsbekämpfung und der psychiatrischen Versorgung vorgebracht. Ich weiß nicht, ob man heute noch mit dem von meinem Kollegen Immer vor zwei Jahren gebrauchten Wort Mark Twains sagen muß, „Deutschland mit seinen feuchten Steinhäusern sei die Heimat des Rheumatismus"; die Heimat der Rheumatologie jedenfalls ist es nicht
    Vor allem deshalb war und ist es für uns notwendig, über die Grenze zu blicken und vom Ausland zu lernen. Wir haben umfangreiche Informationen über den Stand. der Rheumaforschung und -behandlung etwa in den Vereinigten Staaten eingeholt und



    Spitzmüller
    nicht zuletzt durch eine Reise in die Schweiz versucht, die Erfahrungen anderer Länder kennenzulernen. Ich konnte außerdem mit anderen Vertretern des Bundestages eine Studienfahrt nach Amsterdam machen.
    Bei dieser Reise nach Holland, die schon 1978 stattfand, besuchten wir das Rheumazentrum von Dr. Steiner und sprachen mit niederländischen Parlamentariern und Rheumafachleuten. Ich fand es eindrucksvoll, was der — übrigens deutsche — Arzt Steiner über sein seit Jahren bestens funktionierendes Modell der Rheumabehandlung ebenso einfach wie einleuchtend demonstrierte: Es gibt fast nur ambulante Diagnostik und Therapie; nur ganz ausnahmsweise wird ein Patient in die Klinik aufgenommen. Der Betreffende kommt morgens in eines der sechs oder sieben Zentren im Raum Amsterdam; spätestens nachmittags kehrt er nach Hause zurück. Wichtigste Abteilung im Hause ist die Ergotherapie; hier werden die verschiedensten Methoden der physikalischen Therapie angewandt: Bäder, Massagen, Bestrahlungen, Gymnastik und vieles andere.
    Dr. Steiner und seine Mitarbeiter sind zu Recht stolz darauf, daß sie viele Patienten auf diese Weise ambulant behandeln können, die sonst — leider auch bei uns — stationär in einer Kurklinik oder einem Krankenhaus versorgt werden.
    Die ambulante Behandlung ist nicht nur billiger — dies allein schon würde sie rechtfertigen —, sie ist auch menschlicher, denn der Patient kann grundsätzlich zu Hause wohnen bleiben. Die Behandlung ist aber darüber hinaus auch besser, weil sie - im Gegensatz zu zeitlich begrenzten Klinikaufenthalten — kontinuierlich durchgeführt werden kann. Rheumapatienten sind Dauerpatienten, Rheumabehandlung muß daher auch Dauerbehandlung sein. Schon deshalb spricht alles für eine weitgehend ambulante Therapie am Wohnort. Dies war der beherrschende Eindruck in den Niederlanden.
    Doch nun zur Schweiz, in der die Rheumamedizin nicht von ungefähr einen vorzüglichen Ruf genießt; dies hebt zu Recht auch der Bericht der Bundesregierung hervor. Der Eindruck von dem dortigen Rheumaversorgungssystem ist für den deutschen Besucher wohl noch stärker als der in den Niederlanden. Das dortige Bundesgesetz von 1962 hat durch seine Mittelzuwendungen weitgehend die erfreuliche Versorgungslage in der Schweiz ermöglicht: Jede medizinische Fakultät verfügt dort über eine modern ausgestattete Rheumaklinik und einen entsprechenden Lehrstuhl; Rheumaabteilungen gibt es darüber hinaus an zahlreichen regionalen Krankenhäusern. An all diesen Kliniken ist auch ambulante Behandlung möglich. Bei der Ärzteausbildung — das ist sehr wichtig — ist Rheumatologie Pflichtfach. Eine sechsjährige Weiterbildung führt zum Facharzt für Rheumatologie. Die Zahl dieser Ärzte wird in der Schweiz übrigens als ausreichend bezeichnet. Wichtig ist, daß auch die Hausärzte durch die erwähnte Ausbildung im Pflichtfach und eine entsprechende Fortbildung in der Lage sind, Diagnosen zu erstellen und Erkrankungen in der Regel selbst zu behandeln. Nicht ganz so gut steht es um die Ausbildung der Physio- und Ergotherapeuten sowie der Masseure. Schließlich garantiert die gut dotierte Schweizer Rheuma-Liga mit kantonalen Ligen eine intensive Aufklärung der Öffentlichkeit und große Spendebereitschaft in der Bevölkerung; im einzelnen ist das alles recht eindrucksvoll.
    Insgesamt zeigt uns die Schweiz, daß es für eine optimale Rheumaversorgung nicht nur auf gute Spezialkliniken oder -zentren ankommt, sondern auch auf dezentrale Rheumaabteilungen draußen im Lande und auf ein ausreichendes Netz gut ausgebildeter niedergelassener Ärzte.
    Welche Lehren, meine sehr verehrten Damen und Herren, können und müssen wir aus diesen positiven Beispielen ziehen? Der Bericht der Bundesregierung bemerkt sowohl beim holländischen wie auch beim Schweizer Beispiel, die Möglichkeiten für entsprechende Maßnahmen seien auch bei uns gegeben, nur falle deren Verwirklichung in die Zuständigkeit der Länder und Gemeinden. In der Tat sind der Ausbau der medizinischen Universitätskliniken, die Einrichtung von Lehrstühlen, die Krankenhausbedarfsplanung und die Facharztweiterbildung Aufgaben der Länder. Der Bund hat allerdings seinerseits eine Reihe von Kompetenzen. Mir kommt daher die schlichte Verweisung der Bundesregierung auf die Zuständigkeiten der Länder fast so wie eine bequeme Freizeichnung von eigener Handlungsverantwortung vor.

    (Hasinger [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    — Das ist nicht so, aber man kann es so verstehen.
    In dem von uns vorgelegten Entschließungsantrag fordern wir die Bundesregierung deshalb zu mehrfachen Aktivitäten auf: bezüglich Forschung und Modellförderung, Arbeitsplatzuntersuchungen, einer Klassifikation der Rheumakrankheiten, des Rechts der nichtärztlichen Heilberufe, der Rehabilitationsvorschriften und des Krankenhausfinanzierungsgesetzes. Schließlich soll die Regierung ihren Bericht nicht nur bis Ende 1983 bzw. 1986 fortschreiben und über die Ergebnisse berichten. Kurzum: Wir sehen den Bund in Sachen „Rheuma" erheblich in der Verantwortung und nehmen die Bundesregierung mit der Verabschiedung der Beschlußempfehlung entsprechend in die Pflicht.
    Zum Schluß möchte ich die Frage aufwerfen, ob die Bundesregierung angesichts ihrer nicht unerheblichen Kompetenzen, aber auch wegen ihrer bundesstaatlichen Verantwortung zur Koordinierung vorhandener und zur Initiierung notwendiger Aktivitäten nicht mehr tun sollte, als nur ihren Bericht fortzuschreiben. Bereits der von ihr erstattete Bericht, für den ich mich im Namen unserer Fraktion ausdrücklich bedanken möchte, bietet sich meines Erachtens dazu an, zu einer Art Rheumaplan oder -aktionsprogranun ausgebaut zu werden. Ich denke dabei etwa an das Aktionsprogramm zur Förderung der Rehabilitation von 1970, das für die Behindertenpolitik — über eine Bestandsaufnahme der Maßnahmen in Bund, Ländern und Gemeinden hinaus — Impulse für die Zukunft gegeben hat. Nach unseren Eindrücken von den ausländischen Vorbildern halte ich solche Impulse zur Bekämp-



    Spitzmüller
    fung der Volksseuche Rheuma in der Bundesrepublik für notwendig.
    Ich glaube, daß in den Dank, den wir Mitarbeitern des Unterausschusses, Beamten in den Ministerien, engagierten Streitern in den verschiedensten Vereinigungen für eine bessere Versorgung der Rheumakranken auszusprechen haben, auch jene Persönlichkeit eingeschlossen werden muß, welche mit großem persönlichen Engagement Frau Dr. Neumeister, Herrn Immer, mich und andere Abgeordnete schon 1975 so massiv ansprach, ja, im übertragenen Sinne sogar ansprang, um auf die Nöte der Rheumakranken hinzuweisen, so daß wir schneller und emsiger als sonst üblich bereit waren, Initiativen zu ergreifen, nämlich jene Journalistin, die, kaum 1,55 m Größe überragend, von Beginn an kämpferisch für das Unternehmen „Maßnahmen zur Rheumabekämpfung" tätig war. Ich denke an Frau Tina Schneider.
    Meine Damen und Herren, an Rheuma stirbt man nicht, aber unter Umständen leidet ein Patient ein Leben lang. Diese Leiden zu lindern durch mehr ambulante Betreuung oder durch frühzeitigeres Erkennen gar nicht aufkommen zu lassen ist eine Aufgabe der Zukunft. Die Beschlußempfehlung, die hier vorgelegt wird, hilft dabei, die Weichen richtig zu stellen.
    Wir stimmen der Beschlußempfehlung zu und danken noch einmal allen, die mitgearbeitet haben, daß diese Beschlußempfehlung und der Bericht der Bundesregierung zustande kommen konnten.

    (Beifall bei allen Fraktionen)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Parlamentarische Staatssekretär Zander.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karl Fred Zander


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zunächst möchte auch ich der Frau Abgeordneten Dr. Neumeister als Berichterstatterin und Vorsitzenden des Unterausschusses „Rheumabekämpfung' und auch allen Mitgliedern des Ausschusses dafür danken, daß sie dafür gesorgt haben, daß alle auf dem Gebiet der Rheumabekämpfung anstehenden Probleme ausführlich und objektiv diskutiert werden konnten, um dann die Folgerungen abzuleiten, die sich in dem Bericht niedergeschlagen haben.
    Dieser Bericht wird hoffentlich dazu beitragen, die bestehende Situation zu verdeutlichen, denn die Anzahl der Rheumakranken in unserem Land hat einen Umfang erreicht, der uns dazu zwingt, von einer Volkskrankheit zu sprechen, wie das ja hier auch schon geschehen ist. Mindestens 5% aller Bürger sind von rheumatischen Erkrankungen der unterschiedlichsten Art betroffen, etwa ein Viertel von ihnen an besonders schweren Formen.
    Die ökonomischen Folgen durch den hohen Bestand an Rheumaerkrankungen sind beachtlich. Gemessen am menschlichen Leid aber sind sie gering. Vorzeitiger Verlust der Berufsfähigkeit, Verlust der Handlungs- und Bewegungsfreiheit schränken die rheumaerkrankten Menschen erheblich ein.
    Ich freue mich daher darüber, daß nach den wichtigen gesetzgeberischen Maßnahmen wie dem Chemikaliengesetz und dem Betäubungsmittelgesetz und neben den Anstrengungen zur Krebsbekämplung und zur Reform der Versorgung psychisch Kranker nun auch dieser Problembereich durch die zu erwartenden Beschlüsse des Deutschen Bundestages vorangebracht werden kann. Damit haben wir auf gesundheitspolitischem Gebiet in der nun zu Ende gehenden 8. Legislaturperiode insgesamt doch Beachtliches zustande gebracht.
    In den Debattenbeiträgen, die wir hier gehört haben, sind bereits alle Bereiche, die in dem Bericht der Bundesregierung als verbesserungswürdig herausgestellt wurden, angesprochen worden. Ich kann darauf verweisen und auf eine ausdrückliche Darlegung meinerseits verzichten.
    Hinweisen möchte ich angesichts der noch unbefriedigenden Situation der Rheumabekämpfung in der Bundesrepublik Deutschland erstens auf die personelle Situation, ohne deren Verbesserung weder eine angemessene Versorgung, insbesondere am Wohnort, möglich ist noch eine Verstärkung &r Rheuma-Forschung, zweitens auf den Ausbau der Dienste und Einrichtungen zur Versorgung Rheumakranker, und drittens auf die Notwendigkeit weiterführender Forschung schlechthin.
    Die unbefriedigende personelle Situation liegt vornehmlich darin begründet, daß es an einer hinreichenden Zahl von auf dem Gebiet der Rheumabehandlung ausgebildeten Personen fehlt. Das gilt natürlich besonders für Ärzte, aber es gilt auch für Krankengymnasten sowie Arbeits- und Beschäftigungstherapeuten.
    Der Deutsche Ärztetag hat vor kurzem — auch das ist bereits erwähnt worden — der Einführung einer Teilgebietsbezeichnung „Rheumatologie" für die Internisten und Orthopäden zugestimmt, sicherlich nicht völlig unabhängig von dem Bericht der Bundesregierung über die darin begründeten Forderungen. Zwei Anläufe dazu in den Jahren 1976 und 1978 waren zuvor gescheitert. Damit ist ein Anfang gemacht worden, und es steht zu erwarten, daß dieser Beschluß von den Landesärztekammern umgesetzt wird und die Bundesländer die erforderlichen Weiterbildungsstellen schaffen werden.
    Von erheblicher Bedeutung für die Verbesserung der gegenwärtigen Situation ist ein Angebot geeigneter wohnortnaher Behandlungsmöglichkeiten. Diese müßten zumindest für bestimmte Bereiche, etwa der physikalischen Behandlung, auch für die ambulante Betreuung zur Verfügung stehen, damit flächendeckend die medizinische Vollversorgung Rheumakranker, die ja häufig in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, sichergestellt werden kann. Eine möglichst schnelle Besserung des bestehenden Zustandes liegt im unmittelbaren Interesse der Rheumakranken unseres Landes. Sie kann aber nur durch die mit Recht geforderte gleichzeitige Verstärkung der klinischen Forschung auf dem Gebiet der Rheumabehandlung zur Verbesserung der Diagnostik und der Therapie erfolgen.
    Wichtig ist auch die wissenschaftliche Abklärung negativer Einflußfaktoren, die mit den Arbeitsplät-



    Parl. Staatssekretär Zander
    zen und den Arbeitsbedingungen verbunden sind und rheumatische Erkrankungen begünstigen. Dieser komplexe Bereich wissenschaftlicher Forschung bildet im Programm der Bundesregierung „Forschung und Entwicklung im Dienste der Gesundheit" einen Schwerpunkt
    Die als vordringlich angeführten Aktivitäten zeigen, daß hier nicht allein die Bundesregierung gefordert ist, deren begrenzte Zuständigkeit nur in Teilbereichen Hilfen zur Lösung anbieten kann. Eine durchgreifende Änderung, um die wir uns ja insgesamt bemühen wollen, ist deshalb nur zu erwarten, wenn es gelingt, eine enge Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Gemeinden, den wissenschaftlichen Institutionen, den Sozialleistungsträgern und auch der Ärzteschaft sicherzustellen. Deshalb begrüße ich ganz besonders die vom Arbeits- und Sozialausschuß vorgelegten Beschlußempfehlungen, die nach meiner Einschätzung dazu führen können, daß schon bald sichtbare Verbesserungen zum Nutzen unserer rheumakranken Mitbürger erreicht werden können.
    Jetzt muß nach dem Stand der vorliegenden Erkenntnisse unter Ausschöpfung der verfügbaren Ressourcen schnell gehandelt werden. Die Bundesregierung sieht sich durch die vorliegende Beschlußempfehlung dabei bestärkt

    (Beifall bei der SPD und der FDP)