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ID0822802300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 8/228 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 228. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 2. Juli 1980 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . 18521 A, 18564 B Abwicklung der Tagesordnung 18521 B, 18564 D Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . 18521 B Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Veräußerung einer rd. 78,5 ha großen Teilfläche des ehem. Flugplatzes Eschborn/Taunus an das Land Hessen — Drucksache 8/4346 — 18521 D Beratung der Ergänzung zum Antrag des Bundesministers der Finanzen Veräußerung einer 2 ha großen Teilfläche des bundeseigenen Geländes an der Dachauer Straße in München an den Freistaat Bayern — Drucksache 8/4351 — 18521 D Beratung der Sammelübersicht 73 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 8/4235 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 74 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen mit Statistik über die beim Deutschen Bundestag in der Zeit vom 14. Dezember 1976 bis 31. Mai 1980 eingegangenen Petitionen — Drucksache 8/4290 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 75 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 8/4306 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 76 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 8/4307 — Meininghaus SPD 18522 B Beratung der Großen Anfrage der Fraktionen der SPD und FDP Asylrecht — Drucksachen 8/3753, 8/4278 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 228. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Juli 1980 Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Erhard (Bad Schwalbach), Dr. Dregger, Dr. Stark (Nürtingen), Spranger, Dr. Laufs, Dr. George, Neuhaus, Biehle, Niegel, Dr. Wittmann (München), Dr. Jobst, Dr. Warnke, Regenspurger und der Fraktion der CDU/CSU Asylverfahren und Unterbringung der Asylbewerber — Drucksachen 8/4126, 8/4279 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und der FDP eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Beschleunigung des Asylverfahrens — Drucksache 8/4227 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksachen 8/4339, 8/4353 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Spranger, Dr. Wittmann (München), Dr. Bötsch, Regenspurger, Broll, Dr. Jentsch (Wiesbaden), Dr. Laufs, Volmer, Wimmer (Mönchengladbach) und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Beschleunigung des Asylverfahrens — Drucksache 8/3402 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksachen 8/4339, 8/4353 — Dr. Dregger CDU/CSU 18524 D Dr. Penner SPD 18528 B Dr. Wendig FDP 18532 D von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI 18536 C Tandler, Staatsminister des Freistaates Bayern 18541 B Dr. Schnoor, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 18544 D Spranger CDU/CSU 15548 A Bühling SPD 18551 D Erhard (Bad Schwalbach) CDU/CSU . 18553 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die deutsche Humanitäre Hilfe im Ausland 1965 bis 1977 — Drucksachen 8/2155, 8/4236 — Dr. Meinecke (Hamburg) SPD 18556 C Dr. Czaja CDU/CSU 18559 C Frau Schuchardt FDP 18561 A Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 18563 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Übereinkommen vom 18. Dezember 1979 gegen Geiselnahme — Drucksachen 8/4133, 8/4280, 8/4334 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 8/4297 — Frau Renger SPD 18565 D Graf Stauffenberg CDU/CSU 18565 D Schäfer (Mainz) FDP 18566 D Frau Dr. Hamm-Brücher, . Staatsminister AA 18567 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über Maßnahmen zur Rheumabekämpfung — Drucksachen 8/3625, 8/3693, 8/4298 — Frau Dr. Neumeister CDU/CSU . . . . 18569 A Frau Dr. Lepsius SPD 18571 B Spitzmüller FDP 18572 C Zander, Parl. Staatssekretär BMJFG . 18574 B Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und FDP Verbesserung der Hebammenausbildung — Drucksache 8/4313 — Jaunich SPD 18575 C Hasinger CDU/CSU 18576 B Eimer (Fürth) FDP 18577 B Zander, Parl. Staatssekretär BMJFG . . 18578 C Erste, zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Hasinger. Dr. Hammans, Frau Schleicher, Burger, Dr. Becker (Frankfurt), Frau Dr. Neumeister, Frau Karwatzki, Dr. Meyer zu Bentrup und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Hebammengesetzes — Drucksache 8/4356 — 18579 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Obereinkommen Nr. 150 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 26. Juni 1978 über die Arbeitsverwaltung: Rolle, Aufgaben, Aufbau — Drucksache 8/4136 — Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 228. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Juli 1980 III Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/4289 — 18579 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 20. Juli 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel über die Ergänzung des Europäischen Übereinkommens vom 20. April 1959 über die Rechtshilfe in Strafsachen und die Erleichterung seiner Anwendung — Drucksache 8/3138 —Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/4324 — 18579 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Budapester Vertrag vom 28. April 1977 über die internationale Anerkennung der Hinterlegung von Mikroorganismen für die Zwecke von Patentverfahren — Drucksache 8/3480 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/4326 — 18580 A Nächste Sitzung 18580 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 18581* A Anlage 2 Äußerung Bundeskanzlers Schmidt über das Bundesbauministerium SchrAnfr 2 27.06.80 Drs 08/4329 Dr. Jahn (Münster) CDU/CSU SchrAntw StMin Huonker BMK . . . . 18581* C Anlage 3 Hilfeleistungen für El Salvador SchrAnfr 209 27.06.80 Drs 08/4329 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Brück BMZ 18581* C Anlage 4 Entwicklungshilfe für Peru in der Zeit von 1968 bis 1980 SchrAnfr 211 27.06.80 Drs 08/4329 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Brück BMZ 18581* D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 228. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Juli 1980 18521 228. Sitzung Bonn, den 2. Juli 1980 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 4. 7. Dr. Ahrens ** 4. 7. Dr. Aigner * 4. 7. Alber ** 4. 7. Dr. Bangemann * 3. 7. Frau von Bothmer ** 4. 7. Büchner (Speyer) ** 4. 7. Dr. Evers ** 4. 7. Fellermaier *• 4. 7. Flämig ** 4. 7. Frau Dr. Focke * 4. 7. Friedrich (Würzburg) * 4. 7. Dr. Fuchs * 4. 7. Genscher 2. 7. Dr. Geßner ** 4. 7. von Hassel * 4. 7. Dr. Holtz ** 4. 7. Hoppe 4. 7. Kittelmann ** 4. 7. Dr. Klepsch * 4. 7. Dr. Kreile 2. 7. Kühbacher 4. 7. Lagershausen ** 4. 7. Lange * 2. 7. Lenzer ** 4. 7. Lücker * 4. 7. Luster * 4. 7. Dr. Mende ** 4. 7. Dr. Müller ** 4. 7. Dr. Pfennig * 4. 7. Reddemann ** 4. 7. Roth 2. 7. Scheffler ** 4. 7. Frau Schleicher * 4. 7. Schmitz (Baesweiler) 2. 7. Dr. Schwencke (Nienburg) * 4. 7. Seefeld * 4. 7. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 4. 7. Dr. Sprung 4. 7. Ueberhorst ** 4. 7. Dr. Vohrer ** 4.. 7. Walkhoff 4. 7. Frau Dr. Walz * 4. 7. Wawrzik * 2. 7. Weber (Heidelberg) 4. 7. Wischnewski 3. 7. Zebisch ** 4. 7. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort des Staatsministers Huonker auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Jahn (Münster) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4329 Frage B 2): Trifft die Meldung der Zeitung „Welt am Sonntag" vom 22. Juni zu, Bundeskanzler Schmidt habe das Bundesbauministerium einen „Sauhaufen" genannt und die Koalitionsparteien hätten sich darauf verständigt, das Bundesbauministerium aufzulösen? Die Meldung der Zeitung „Welt am Sonntag" vom 22. Juni 1980 trifft nicht zu. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/CSU) (Drucksache 8/4329 Frage B 209): Wird die Bundesregierung in der Europäischen Gemeinschaft darauf hinwirken, daß diese, nachdem sie in diesem Jahr ihr Hilfsprogramm für Nicaragua um mehr als 50 Prozent erhöht hat, auch dem Nachbarstaat El Salvador, dessen Regierung sich mit aller Kraft um soziale Reformen und die Vermeidung eines blutigen Bürgerkriegs bemüht, vergleichbare Hilfeleistungen zukommen läßt? Die Bundesregierung verfolgt die Entwicklung in El Salvador mit großer Aufmerksamkeit und Sorge. Angesichts der nach wie vor undurchsichtigen Lage können Entwicklungshilfemaßnahmen zur Zeit nicht durchgeführt werden; insbesondere ist die Sicherheit ausländischer Fachkräfte nicht gewährleistet. Sobald die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme der deutschen bilateralen Entwicklungshilfe gegeben sind - insbesondere für Maßnahmen, die der notleidenden Bevölkerung unmittelbar zugute kommen -, wird die Bundesregierung auch Hilfeleistungen der Europäischen Gemeinschaft an El Salvador befürworten. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/CSU) (Drucksache 8/4329 Frage B 211): Wieviel Entwicklungshilfe hat die Bundesregierung Peru in der Zeit vom Amtsantritt des Generals Velasco Avarado 1968 bis zum Amtsantritt der neugewählten Regierung 1980 gewährt, und wie beurteilt die Bundesregierung grundsätzlich den Erfolg dieser aus dem üblichen Rahmen fallenden Hilfsmaßnahmen? Von Anfang 1969 bis Ende 1979 ist Peru Entwicklungshilfe in Höhe von insgesamt 645,5 Millionen DM zugesagt worden. Die Auszahlungen im gleichen Zeitraum belaufen sich auf 296,8 Millionen DM. Die deutsche Hilfe konnte in diesem vom Potential her besonders entwicklungsfähigen Land wichtige Impulse geben und Engpässe beseitigen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Annemarie Renger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Meine Damen, meine Herren! Bitte, lassen Sie doch den Herrn Minister reden. Der nächste Redner kann ihm ja entgegnen, aber das ist doch keine Art. Ich bitte wirklich um mehr Ruhe, damit der Redner verständlich ist.
    Dr. Schnoor, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen: Im übrigen darf man nicht vergessen, daß das Ausländerrecht im Jahre 1978 novelliert worden ist — Herr Tandler, ich verkenne nicht, daß sich die bayerische Landesregierung sowohl in der Ministerpräsidentenkonferenz als auch in der Innenministerkonferenz ständig des Problems der Zunahme der Zahl der Asylbewerber angenommen hat;

    (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU]: Sie haben also etwas gesehen!)

    aber eine Initiative im Bundesrat haben Sie nicht ergriffen. Das heißt: Wenn Sie die Bundesregierung der Untätigkeit zeihen, müßten Sie sich eigentlich auch selber der Untätigkeit zeihen, denn Sie haben im Bundesrat bisher keinen Antrag in der Sache vorgebracht.

    (Spranger [CDU/CSU]: Wollen Sie den Bundestag abschaffen oder wie? Der ist doch zuständig!)

    — Nein, aber der Bundesrat ist doch auch ein Legislativorgan.

    (Spranger [CDU/CSU]: Was haben Sie denn gemacht?)

    — Entschuldigen Sie, Herr Kollege, wir halten ja die bisherigen Initiativen auch für ausreichend. Ich halte das ja für ausreichend, was hier von der SPD/ FDP-Koalition vorgelegt worden ist.

    (Kiechle [CDU/CSU]: Seit wann?)

    — Ich werde Ihnen das gleich sagen.
    Es ist vorhin gesagt worden, die Stadt Essen weigere sich, weitere Asylbewerber aufzunehmen.

    (Dreyer [CDU/CSU]: Herr Katzor weigert sich!)

    — Herr Katzor hat diesbezüglich eine Erklärung abgegeben; es gibt aber keinen Ratsbeschluß. Herr Katzor hat im Grunde das wiederholt, was eigentlich in allen Städten Auffassung der Räte und der Verwaltungen ist, nämlich hier auch alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, damit die Städte nicht überbelastet werden. Erstens: Die Stadt Essen erhält keine zusätzlichen Zuweisungen aus UnnaMassen, und zwar deshalb nicht, weil die Quote der aufzunehmenden Asylbewerber in Essen ausgeschöpft ist. Zweitens: Die Stadt Essen lehnt keinen Asylbewerber ab, der sich in Essen meldet und in Essen auch eine Wohnung nachweisen kann. Das darf man bitte auch nicht vergessen.
    Zum Problem der Grenzrichter und der Sammellager. Herr Tandler, ich glaube, den Zwischenruf des Abgeordneten Penner haben Sie insofern mißverstanden, als Herr Penner darauf hingewiesen hat, daß in diesem Gesetzentwurf über Sammellager nichts zu lesen ist; denn die Frage der Sammellager ist nicht Gegenstand der Novelle, die vorgelegt wor-



    Landesminister Dr. Schnoor (Nordrhein-Westfalen)

    den ist, sondern sie gehört zu den ergänzenden und flankierenden Maßnahmen.
    Ich weiß nicht ganz, was Sie sich davon versprechen, wenn man in der Nähe der Grenze Lager einrichtet Tun Sie das deshalb, damit die Ausländer gar nicht erst in das Innere des Bundesgebietes kommen, oder nehmen Sie an, daß wir es hier mit gemeindefreien Räumen zu tun haben? Sammellager an der Grenze liegen doch auch in Gemeinden. Das Problem bei den Sammellagern ist doch, daß sich jede Gemeinde weigert, ein Sammellager einzurichten, weil sie befürchtet

    (Zuruf von der CDU/CSU: Grenzlager!)

    — ein Grenzlager befindet sich auch immer in einer Gemeinde; es gibt in der Bundesrepublik Gott sei Dank keine gemeindefreien Räume —, weil sie die Sorge hat, daß diejenigen, die sich zunächst in einem solchen Lager aufhalten, auch hier bleiben.
    Im übrigen darf man nicht vergessen, daß solche Lager wirklich zu sozialen Konfliktherden werden können, wenn in ihnen zu viele Menschen zusammengefaßt werden. Ich verkenne dabei nicht, daß wir das Problem der Naturalleistung im Rahmen der Sozialhilfe wohl nur lösen können, wenn die Betreffenden in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht sind. Wir gehen aber davon aus, daß es sich dabei allenfalls um kleinere und nicht um größere Einrichtungen handeln kann, weil man sonst befürchten muß, daß wir unangemessen große Konflikte verursachen werden.
    Ganz entscheidend kommt es mir aber darauf an, daß wir uns gerade wegen der Schwierigkeiten, mit denen wir es bei der Änderung des Ausländerrechts zu tun haben, jetzt nicht darauf versteifen, bereits das Ausländergesetz zu ändern. Vielmehr sollte man sich auf ein Zeitgesetz beschränken.
    Vergessen wir nicht, daß erste gesetzliche Maßnahmen zur Eindämmung der großen Zahl der Ausländer bereits im Jahre 1978 getroffen worden sind. Wir haben bisher überhaupt keine Erfahrungen sammeln können, ob diese Regelungen schon greifen. Wir sind ja durch das sprunghafte Ansteigen der Ausländerzahlen daran gehindert worden, überhaupt Erfahrungen mit dem neuen Recht zu sammeln.
    Deswegen ist doch die Bund-Länder-Arbeitsgruppe gebildet worden: um neue Maßnahmen gemeinsam zu erörtern und zu beschließen. Es kommt doch nicht von ungefähr, daß man sich in der BundLänder-Arbeitsgruppe nicht verständigen konnte. Das hat doch nicht nur etwas mit dem politischen Standort der einzelnen zu tun, sondern mit der Komplexität des Themas. Das muß man doch in Rechnung stellen.

    (Beifall bei der SPD)

    In bezug auf die bisherigen Maßnahmen ist wichtig, daß wir in den Fällen, in denen ein Verwaltungsgericht die Klage einstimmig als unbegründet abgewiesen hat, das Berufungsverfahren ausgeschlossen haben. Warten wir doch zunächst die Erfahrungen einmal ab.
    Es ist nicht zu verkennen, daß durch die weiteren Maßnahmen, die im Verwaltungsbereich vorgenommen werden — ich komme gleich noch darauf zu sprechen —, auch Probleme vom Bereich der Verwaltung auf den der Justiz verlagert werden. Ich gebe Ihnen recht, Herr Tandler: Das führt zu einer zusätzlichen Belastung der Justiz. Aber auch hier sollten wir zunächst die Erfahrungen abwarten.
    Wir in Nordrhein-Westfalen haben mit der Dezentralisierung im Asylverfahren Ernst gemacht, nämlich im Hinblick auf die Verwaltungsgerichte. Wir haben inzwischen bei den für Asylverfahren zuständigen Verwaltungsgerichten in Köln, Düsseldorf, Arnsberg und Minden 18 neue Kammern mit 64 neuen Richterstellen eingerichtet. Ich glaube, daß wir den Problemen mit dieser Maßnahme, die im Oktober diesen Jahres abgeschlossen sein wird, gerecht werden können. Ich glaube nicht, daß bei uns noch zusätzliche Richterstellen eingerichtet werden müssen.

    (Spranger [CDU/CSU]: Der Glaube trügt!) — Ich hoffe nicht.


    (Spranger [CDU/CSU]: Es ist ein Irrglaube!)

    Sie sollten wenigstens das eine respektieren: Gerade in einem Bereich, wo es um ein Gesetz geht, das das Grundrecht des Art. 16 des Grundgesetzes auslegt, ergänzt und durchführbar macht, sollte man nicht mit Hektik und Voreiligkeit an neue Maßnahmen herangehen, sondern lieber gründlich abwägen. Wir sollten, nachdem vor 14 Tagen erst der Bericht der Bund-Länder-Arbeitsgruppe auf den Tisch gelegt worden ist, in diesen letzten Wochen, die einem Legislativorgan noch zur Verfügung stehen, keine Schlüsse ziehen, hinsichtlich deren Auswirkungen sich die Experten nicht einig sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Verkürzung des gerichtlichen Verfahrens ist mit Sicherheit rechtlich vertretbar. Wie man der Drucksache 8/4278 entnehmen kann — das ist die Antwort auf die Große Anfrage der SPD/FDP —, sind in den Jahren von 1970 bis 1979 in 550 Fällen Entscheidungen des Bundesamtes von den Gerichten aufgehoben worden. Im gleichen Zeitraum sind rund 18 000 Entscheidungen durch die Gerichte bestätigt worden. Ich glaube, wenn man sich diese Zahlen vor Augen hält, kann man es verantworten, bereits jetzt in einem Zeitgesetz Regelungen zu treffen, die eine Straffung des Verfahrens zur Folge haben.
    Demgegénüber halte ich die Vorschläge in dem CDU/CSU-Gesetzentwurf für wenig hilfreich. Ich komme zunächst zum Wegfall der Berufung. Man kann durchaus darüber sprechen, Herr Tandler, ob es richtig gewesen wäre, die Zulassungsberufung vorzusehen. Nur sollte man, wenn eine solche Frage so umstritten ist und man nur noch wenige Wochen Zeit hat, um ein solches Problem zu regeln,QL

    (Spranger [CDU/CSU]: Woran liegt das denn? — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)




    Landesminister Dr. Schnoor (Nordrhein-Westfalen) diese Regelungen nicht vorwegnehmen, sondern man sollte das gründlich prüfen.

    (Spranger [CDU/CSU]: Seit 1978 wird geprüft I — Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Jahrelang geschlafen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Was Sie vorgelegt haben, scheint mir nicht hilfreich zu sein; denn wenn die Berufung nicht möglich ist, werden Sie das Bundesverwaltungsgericht restlos verstopfen. Sie müssen berücksichtigen, daß wir zehn Oberverwaltungsgerichte und ein Bundesverwaltungsgericht haben. Wenn die Berufung immer ausgeschlossen wird, werden Sie in allen Fällen eine Revisionszulassungsbeschwerde an das Bundesverwaltungsgericht bekommen, und das Bundesverwaltungsgericht wird hoffnungslos verstopft werden. Ich spreche Ihnen nicht die Ernsthaftigkeit des Bemühens ab, nach einer Lösung zu suchen; aber man sollte solche Dinge sorgfältiger prüfen und die Auswirkungen bedenken, bevor man etwas gesetzlich regelt.


Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Bötsch?
Dr. Schnoor, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen: Bitte schön.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Bötsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Minister, haben Sie zur Kenntnis genommen, daß unsere Fraktion bereits im Jahre 1978 bei den Beratungen des Gesetzentwurfs zur Beschleunigung des verwaltungsgerichtlichen Verfahrens Vorschläge gemacht hatte, die aber von Ihren Parteifreunden abgelehnt wurden und die schon damals eine wesentliche Beschleunigung des Verfahrens bewirkt hätten?
    Dr. Schnoor, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen: Ich nehme das gern zur Kenntnis; das war mir im einzelnen nicht bekannt, Herr Kollege. Aber diese Fragen können in der nächsten Legislaturperiode gern erneut aufgegriffen und geprüft werden.

    (Spranger [CDU/CSU]: Das ist ein Minister! — Graf Stauffenberg [CDU/CSU]: Prüf schneller, Genosse!)

    Bedenken Sie bitte auch, daß Sie in Ihrem § 38 Abs. 1 Nr. 1 des Entwurfes vorgesehen haben, daß der Asylantrag als nicht gestellt abgelehnt wird und der Betreffende abgeschoben wird, wenn der Asylbewerber nicht persönlich erscheint. Über diese Frage muß man sicher ernsthaft nachdenken. Haben Sie aber eigentlich einmal bedacht, ob sich unter den so Abgelehnten nicht auch ernsthafte Asylbewerber befinden können? Haben Sie bedacht — gerade weil Sie das an der Grenze machen wollen —, daß die Betreffenden nicht belehrt werden und ihnen nicht die Rechte eingeräumt werden, die in dem Gesetzentwurf der SPD vorgesehen sind? Ich meine, daß dieses hier sehr voreilig geregelt wird.
    Sie müssen auch bedenken, daß jede kasuistische Regelung, wie Sie sie hier vorsehen, letztlich dazu führt, daß man dem Einzelfall nicht gerecht wird. Es ist viel besser, es auch im Ausländerrecht bei den Generalklauseln zu belassen — obwohl sie auch
    gerade von meinen eigenen Freunden häufig sehr kritisch gesehen werden —, da sie ein flexibleres Handeln ermöglichen, als wenn Sie jetzt durch Schnellschüsse Einzelregelungen nur deshalb festsetzen, weil Augenblicksereignisse eine Einzelregelung erforderlich erscheinen lassen, während Sie in Wirklichkeit nach einigen Monaten mit einer Generalklausel viel besser zu Rande kämen.
    Die befristeten Sofortmaßnahmen, die von der Bund-Länder-Arbeitsgruppe leider nicht einstimmig, sondern mit Mehrheit vorgeschlagen worden sind, halte ich für ausreichend und angemessen. Was im Gesetzentwurf der Koalition steht, müßte deshalb zunächst einmal reichen, um mit den Problemen fertig zu werden.
    Die Verbindung von Asylverfahren und aufenthaltsbeendendem Verfahren beseitigt die unerträgliche Doppelgleisigkeit und führt zu einer Straffung des Verfahrensablaufs. Die Entscheidung im Anerkennungsverfahren durch Einzelbeamte statt bisher durch den Dreierausschuß trägt ebenfalls zur Beschleunigung im Anerkennungsverfahren bei. Ich begrüße es sehr, daß hier weiter die Beamten des gehobenen Dienstes tätig sind und nicht gefordert wird, daß die Betreffenden die Befähigung zum Richteramt haben müssen, weil man hier dann nicht eingearbeitete Fachleute gehabt hätte, sondern Beamte, die sich erst noch hätten einarbeiten müssen.
    Die Mitwirkungspflicht des Antragstellers nach § 3 ist ebenfalls eine Hilfe im Sinne eines zügigeren Verfahrensablaufs, wobei aber — und das ist doch wichtig — der Antragsteller über die negativen Folgen belehrt werden muß und so nicht durch unerwartete Maßnahmen überrascht werden kann, wie dies im CDU-Entwurf vorgesehen ist.
    Meine Damen und Herren, nicht verkennen wollen wir bei alledem die großen Schwierigkeiten, die für unsere Gemeinden bestehen. Nur, man muß dann eben auch — das sage ich als Vertreter einer Landesregierung — etwas für seine Gemeinden tun. Das Land Nordrhein-Westfalen erstattet seinen Gemeinden die Sozialhilfe, die in diesen Fällen anfällt. Ich glaube, das tut kein anderes Bundesland. Ich meine, Herr Tandler, auch Bayern sollte sich daran ein Beispiel nehmen.

    (Staatsminister Tandler [Bayern]: Der Bund soll das doch bezahlen!)

    — Herr Tandler, wir haben eine klare Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern, und wir legen Wert darauf, daß diese beachtet wird. Ich habe häufig genug Vertreter der Bundesregierung kritisiert, weil diese die Kompetenzverteilung nicht beachtet haben. Wir müssen die Kompetenzverteilung aber auch gegen uns gelten lassen, wenn sie uns schmerzt.

    (Beifall bei der SPD — Konrad [SPD]: Und da gehören die Gemeinden zum Land!)

    Die Lasten der Sozialhilfe werden in diesen Fällen freiwillig vom Land Nordrhein-Westfalen übernommen.



    Landesminister Dr. Schnoor (Nordrhein-Westfalen)

    Im übrigen möchte ich daran erinnern: Das Land Nordrhein-Westfalen ist wohl das kommunalfreundlichste Bundesland.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)

    Wir haben im Finanzausgleich eine Quote von 28,5 %. Das Land Bayern hat eine Quote von 11,1 %. Wenn wir in den vergangenen Wahlkämpfen immer gescholten wurden, das Land sei zu stark verschuldet, dann bedenken Sie bitte auch, wie stark das Land Nordrhein-Westfalen seinen Gemeinden hilft Der Finanzminister hat ausgerechnet, daß die Schulden des Landes um 20 Milliarden DM geringer wären, wenn wir nur eine Quote hätten, wie sie das Land Bayern den Gemeinden gewährt.

    (Beifall bei der SPD)