Rede:
ID0822200600

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 11
    1. Herr: 1
    2. Bundesminister,: 1
    3. gestatten: 1
    4. Sie: 1
    5. eine: 1
    6. Zwischenfrage: 1
    7. des: 1
    8. Herrn: 1
    9. Abgeordneten: 1
    10. Dr.: 1
    11. Kohl?: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 8/222 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 222. Sitzung Bonn, Dienstag, den 17. Juni 1980 Inhalt: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Schmidt, Bundeskanzler 17943 A Dr. Kohl CDU/CSU 17947 B Genscher, Bundesminister AA 17955 C Bahr SPD 17961 A Dr. von Weizsäcker CDU/CSU 17968 B Hoppe FDP 17974 B Nächste Sitzung 17976 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 17977* A Anlage 2 Defizit an Mietwohnungen in den Jahren 1976 bis 1979 und sich daraus ergebende fehlende Steuereinnahmen SchrAnfr B 170 06.06.80 Drs 08/4147 Kolb CDU/CSU SchrAnfr B44 06.06.80 Drs 08/4147 Kolb CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau 17977* C Anlage 3 Unterstützung von Forschungsmaßnahmen zur Einsparung von Heizenergie durch Bepflanzung von Flachdächern mit Gras SchrAnfr B163 06.06.80 Drs 08/4147 Zywietz FDP SchrAnfr B164 06.06.80 Drs 08/4147 Zywietz FDP SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . 17978* A Anlage 4 Verbesserung des Mieterschutzes vor Modernisierungsverdrängungen SchrAnfr B165 06.06.80 Drs 08/4147 Dr. Riedl (München) CDU/CSU II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 222. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 17. Juni 1980 SchrAnfr B166 06.06.80 Drs 08/4147 Dr. Riedl (München) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . 17978`C Anlage 5 Förderung eines unabhängigen Produktinformationssystems im Baugewerbe SchrAnfr B167 06.06.80 Drs 08/4147 Conradi SPD SchrAnfr B168 06.06.80 Drs 08/4147 Conradi SPD SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . 17979* A Anlage 6 Beschleunigung von Baugenehmigungsverfahren durch Novellierung des § 147 Abs. 3 des Bundesbaugesetzes SchrAnfr B169 06.06.80 Drs 08/4147 Dr. Laufs CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . 17979* C Anlage 7 Beschleunigung der Bearbeitung unerledigter Bebauungspläne SchrAnfr B171 06.06.80 Drs 08/4147 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . 17979* D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 222. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 17. Juni 1980 17943 222. Sitzung Bonn, den 17. Juni 1980 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 17. 6. Dr. van Aerssen * 19. 6. Dr. Ahrens ** 19. 6. Dr. Aigner * 19. 6. Alber * 19. 6. Amrehn 19. 6. Angermeyer 17. 6. Dr. Bangemann * 19. 6. Dr. Barzel 18. 6. Berger (Lahnstein) 17. 6. Dr. Biedenkopf 19. 6. Blumenfeld * 19. 6. Brandt * 19. 6. Büchner (Speyer) ** 19. 6. Dr. Dollinger 19. 6. Erpenbeck 19. 6. Fellermaier * 19. 6. Frau Dr. Focke * 19. 6. Friedrich (Würzburg) * 19. 6. Dr. Früh * 19. 6. Dr. Fuchs * 19. 6. Frau Geier 17. 6. Gerster (Mainz) 17. 6. Glos 17. 6. Dr. Gradl 17. 6. Haar 19. 6. Haberl 17. 6. von Hassel * 19. 6. Dr. Haussmann 17. 6. Frau Huber 17. 6. Graf Huyn 17. 6. Dr. Jenninger 17. 6. Frau Karwatzki 17. 6. Katzer * 19. 6. Dr. h. c. Kiesinger 19. 6. Dr. Klepsch * 19. 6. Dr. Köhler (Duisburg) * 19. 6. Dr. Kreile 19. 6. Kroll-Schlüter 17. 6. Lampersbach 17. 6. Lange * 19. 6. Dr. Lenz (Bergstraße) 17. 6. Lücker * 19. 6. Luster * 19. 6. Dr. Mikat 17. 6. Dr. Müller ** 19. 6. Dr. Müller-Hermann * 19. 6. Neuhaus 19. 6. Dr. Pfennig * 19. 6. Pieroth 18. 6. Regenspurger 17. 6. Russe 17. 6. Dr. Schäuble ** 19. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Schinzel * 19. 6. Frau Schleicher * 19. 6. Schmidt (Kempten) 17. 6. Schmidt (Wattenscheid) 17. 6. Schmidt (Wuppertal) 17. 6. Dr. Schwencke (Nienburg) * 19. 6. Seefeld * 19. 6. Sieglerschmidt * 19. 6. Dr. Sprung 19. 6. Stockleben 19. 6. Voigt (Frankfurt) 19. 6. Walkhoff 19. 6. Frau Dr. Walz * 19. 6. Dr. Warnke 17. 6. Wawrzik * 19. 6. Weber (Heidelberg) 17. 6. Frau Dr. Wex 17. 6. Frau Dr. Wisniewski 17. 6. Wissmann 17. 6. Dr. Wörner 19. 6. Baron von Wrangel 17. 6. Würtz 17. 6. Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Kolb (CDU/CSU) (Drucksache 8/4147 Fragen B 170 und 44): Wie hoch schätzt die Bundesregierung das Defizit an nicht gebauten Mietwohnungen der Jahre 1976, 1977, 1978 und 1979? Wie hoch sind die fehlenden Steuereinnahmen aus diesem Wohnungsdefizit zu veranschlagen, und welche steuerlichen Tatbestände werden dafür in Ansatz gebracht? Zu Frage B 170: Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß bei der Beurteilung des Niveaus der Neubauproduktion Mietwohnungsbau und Eigentumsmaßnahmen nicht isoliert betrachtet werden können. Entscheidend ist der Beitrag dieser beiden sich ergänzenden Bereiche zur Verbesserung der Wohnungsversorgung insgesamt. In den Jahren 1976 bis 1979 wurden rund 1 530 000 Wohnungen fertiggestellt. Die Bundesregierung hält auf mittlere Sicht weiterhin eine Wohnungsbauproduktion von jahresdurchschnittlich rund 400 000 für erstrebenswert. Zu Frage B 44: Aus der Beantwortung der Frage B 170 wird deutlich, daß sich ein Defizit an neu gebauten Mietwohnungen nicht beziffern läßt. Demzufolge können auch keine quantifizierten Angaben über die Auswirkungen auf das Steueraufkommen gemacht werden. Es ist darauf hinzuweisen, daß eine höhere Zahl an neu gebauten Mietwohnungen nicht unbedingt zu höheren Steuereinnahmen geführt hätte. Der Neubau von Mietwohnungen hat nämlich sehr unterschiedliche Aufkommenseffekte: 17978* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 222. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 17. Juni 1980 — Der Abzug von Schuldzinsen, Abschreibungen und sonstigen Werbungskosten führt in den ersten Jahren nach Baubeginn regelmäßig dazu, daß Verluste aus Vermietung und Verpachtung auftreten. Insofern führt der Neubau von Wohnungen zu Mindereinnahmen. — Andererseits stellt der Neubau von Mietwohnungen einen Produktionsvorgang dar, in dessen Vollzug sowohl Einkommen aus unselbständiger Tätigkeit wie auch aus Unternehmertätigkeit und Vermögen entstehen. Mehreinnahmen bei der Lohnsteuer, der Einkommensteuer und den Produktionssteuern entstehen aber nur, wenn zusätzliche Bauaufträge auf eine verfügbare Produktionskapazität stoßen und zur Einstellung zusätzlicher Beschäftigter in der Bauwirtschaft führen. In Anbetracht der ausgelasteten Kapazitäten in der Bauwirtschaft in den letzten Jahren ist zu vermuten, daß diese Effekte gering zu veranschlagen wären. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Zywietz (FDP) (Drucksache 8/4147 Fragen B 163 und 164): Wie beurteilt die Bundesregierung die Möglichkeiten, durch Bepflanzung von Flachdächern mit Gras Heizenergie im Wohnungsbau einzusparen? Ist die Bundesregierung bereit, bereits auf diesem Sektor bestehende Erkenntnisse durch weitere Forschungsmaßnahmen zu unterstützen? Zu Frage B 163: Nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik werden für die Beurteilung des baulichen Wärmeschutzes (z. B. für die Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten) eines Bauteiles nur die Schichten herangezogen, die innerhalb bzw. unterhalb der Feuchtigkeits-Sperrschicht liegen, da eine Durchfeuchtung von Bauteilschichten in der Regel zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Wärmeschutzes führt. In gleicher Weise werden Bepflanzungen und zugehöriges Erdreich behandelt. Abweichende Ausführungen, bei denen eine Durchfeuchtung der Wärmedämmschicht möglich ist, bedürfen einer besonderen Zulassung. Bepflanzungen und Erdreich in den in Betracht kommenden üblichen Schichtdicken können demnach den so definierten Wärmeschutz nicht verbessern. Es trifft jedoch zu, daß Bepflanzungen und Erdreich auf Flachdächern die Temperaturschwankungen und -beanspruchungen mildern und damit auch die Schadensanfälligkeit bei geeigneten Dachausbildungen und geeigneter Baustoffwahl verringern können. Zu Frage B 164: Die Bundesregierung bemüht sich, durch Vergabe von Forschungsaufträgen technisch einwandfreie Lösungen für eine Begrünung von Wohnbauten zu klären und anschließend baupraxisnahe Information über die Forschungsergebnisse zu verbreiten. So wurde bereits im Jahre 1979 ein Forschungsauftrag erteilt, der ganz allgemein, die „Begrünung von Wohnbauten" untersucht. Das Ergebnis wird im Jahre 1981 vorliegen. In der Ausschreibung des Bauforschungsprogramms 1981 ist das Thema „Begrünung von Wohnbauten als Wind- und Wärmeschutz" aufgenommen worden. Die Thematik geht über die Bepflanzung von Flachdächern hinaus. Entsprechende Forschungsanträge hierzu werden im Herbst dieses Jahres beraten werden. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4147 Fragen B 165 und 166): Welche Erfahrungen liegen der Bundesregierung über die Verdrängung von Mietern im Zuge von Modernisierungsmaßnahmen vor, und hält die Bundesregierung den gegenwärtigen Schutz der Mieter vor Modernisierungsverdrängungen für ausreichend? Welche gesetzlichen Möglichkeiten zur Verbesserung des Schutzes der Mieter vor Modernisierungsverdrängungen hält die Bundesregierung gegebenenfalls auch unter Berücksichtigung der verstärkten Anstrengungen zur Modernisierung und Energieeinsparung sowie Stadterhaltung für vertretbar? In jüngster Zeit häufen sich Informationen über die Verdrängung von Mietern im Zuge von Modernisierungsmaßnahmen. Modernisierungen dieser Art werden überwiegend außerhalb der öffentlichen Förderprogramme häufig in attraktiven, günstig gelegenen Altbaugebieten vorgenommen. Um genauere Informationen über den Ablauf und die Folgen intensiver Modernisierungen zu erhalten, hat der BMBau einen entsprechenden Forschungsauftrag vergeben, dessen Ergebnisse im Herbst vorliegen werden. Schon jetzt ist dabei deutlich geworden, daß viele Mieter die ihnen zustehenden Rechte nicht voll ausschöpfen. Hier können Beratung und Aufklärung, insbesondere auch durch die Gemeinden, kurzfristig helfen. Schon bei der Verabschiedung des Modernisierungsgesetzes im Jahre 1976 hat es Bemühungen gegeben, eine einheitliche Regelung der Duldungspflichten des Mieters herbeizuführen, die den Mietern auch die Möglichkeit eröffnen sollte, der Modernisierung im Hinblick auf die Mietfolgen zu widersprechen. Damals hat sich das Land Bayern gegen eine solche Einengung der Duldungspflichten des Mieters gewandt. Vor dem Hintergrund der inzwischen gewonnenen Erfahrungen wird zu Beginn der nächsten Legislaturperiode über eine Einschränkung und Vereinheitlichung der Duldungspflichten neu zu entscheiden sein. Ich hoffe, daß dann im Bundesrat auch eine Zustimmung des Landes Bayern zu entsprechenden Regelungen zu erzielen sein wird. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 222. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 17. Juni 1980 17979* Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Conradi (SPD) (Drucksache 8/4147 Fragen B 167 und 168): Wie beurteilt die Bundesregierung die derzeitige Produktinformation im Bauwesen, und ist sie bereit, im Interesse der Nutzer und zur Bewältigung der Informationsflut im Bauwesen die schon 1973 in der „Enquete zur Bauwirtschaft" geforderte Entwicklung und den Aufbau einer von Bauproduktherstellern finanziell unabhängigen, bundeseinheitlichen und nach qualitativen Gesichtspunkten wertenden Produktinformation zu fördern? Ist die Bundesregierung bereit, die Entwicklung eines solchen Bauproduktinformationssystems durch Forschungsaufträge zu fördern und nach Abschluß der Entwicklung eines solchen Bauproduktinformationssystems ein Gremium unabhängiger Fachleute mit der Umsetzung in die Praxis zu beauftragen und im Aufbaustadium zu unterstützen? Zu Frage B 167: Zweifellos stellen die wachsende Informationsflut einerseits und die immer komplizierter werdenden ' Aufgaben andererseits die Planer und Bauausführenden vor schwierige Probleme. Die derzeit auf dem Markt befindlichen Bauproduktinformationssysteme decken den Informationsbedarf nicht ab. Offenbar kann eine vollständige Erfassung aller Bauprodukte, ggf. sogar noch mit einer Wertung verbunden, nicht kostendeckend durchgeführt werden, so wichtig sie im Interesse der Nutzer auch sein mag. Die Bundesregierung verschafft sich derzeit durch die Vergabe von Forschungsaufträgen ein Bild von der Situation mit dem Ziel, nach vollständigem Abschluß der Untersuchungen geeignete Maßnahmen im Zusammenwirken mit allen Beteiligten einzuleiten. Die Frage nach einer Förderung von Entwicklung und Aufbau einer Bauproduktinformation durch die Bundesregierung kann deshalb noch nicht beantwortet werden. Für ein von Bauproduktherstellern finanziell unabhängiges bundeseinheitliches und nach qualitativen Gesichtspunkten wertendes Informationssystem werden außerordentlich hohe Kosten entstehen. Selbst bei starker Inanspruchnahme dieses Systems kann nach den derzeitigen Erkenntnissen nicht erwartet werden, daß diese hohen Kosten durch entsprechende Einnahmen gedeckt werden können. Zu Frage B 168: Bereits 1973 ist ein erster Forschungsauftrag erteilt worden. Sein Ergebnis wurde 1976 in Heft 04.014 der Schriftenreihe des Ministeriums unter dem Titel „Verbesserung der Bauproduktinformation" veröffentlicht. In dieser Forschungsarbeit wurden Anforderungen an ein Bauproduktinformationssystem ermittelt und mehrere prinzipielle Lösungsmöglichkeiten vorgestellt. Im Rahmen eines 1975 erteilten Forschungsauftrages wurden Informationsnehmer und Informationsgeber eingehend über ihre derzeitige Praxis und ihre Verbesserungswünsche befragt. Die Untersuchungen stehen vor dem Abschluß und werden einen Querschnitt durch die — sehr unterschiedlichen — Meinungen des Bauwesens geben. Selbstverständlich ist die Bundesregierung bereit, bei Bedarf weitere Forschungsarbeiten zur Abklärung dieses wichtigen Gebietes zu vergeben. Nach Abschluß der noch laufenden Forschungsarbeit soll ein Gremium berufen werden, von dem sich die Bundesregierung Vorschläge für weitere Maßnahmen erhofft. Alle Aktivitäten auf diesem Gebiet bedürfen einer engen Abstimmung mit dem Fachinformationssystem Bauwesen. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Laufs (CDU/CSU) (Drucksache 8/4147 Frage B 169): Ist die Bundesregierung bereit, eine entsprechende Novellierung des § 147 Abs. 3 des Bundesbaugesetzes anzustreben, um die gesetzliche Ermächtigung zu schaffen, daß die Landesregierungen im Verordnungswege den Zustimmungsvorbehalt für Außenbereichsvorhaben auch auf Große Kreisstädte als Baugenehmigungsbehörde übertragen können, um so eine Entlastung der Regierungspräsidien herbeizuführen und für einen wichtigen Teilbereich das Baugenehmigungsverfahren zu beschleunigen und orts- und bürgernäher auszugestalten? Die Frage der Zustimmung der höheren Verwaltungsbehörde bei nicht privilegierten Vorhaben im Außenbereich ist bereits in den Beratungen der „Beschleunigungsnovelle" im 15. Bundestagsausschuß erörtert worden. Die Auffassungen gingen dahin, daß im Hinblick auf die besondere Interessenlage bei Außenbereichsvorhaben eine Beteiligung der höheren Verwaltungsbehörde gerechtfertigt sei. Sie ermöglicht eine ausreichende Rechtskontrolle und verhindert nicht zuletzt einen zu starken Druck auf die Gemeinden bei Außenbereichsvorhaben. Es wird im übrigen noch darauf hingewiesen, daß die höhere Verwaltungsbehörde bereits nach geltendem Recht für bestimmte Fälle allgemein festlegen kann, daß ihre Zustimmung nicht erforderlich ist. Darüber hinaus ist die Zustimmung der höheren Verwaltungsbehörde an eine Zweimonatsfrist gebunden; sie gilt als erteilt, .wenn sie nicht fristgerecht verweigert wird. Beide Regelungen können dazu beitragen, das Baugenehmigungsverfahren zu beschleunigen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/ CSU) (Drucksache (8/4147 Frage B 171): Kann die Bundesregierung aus ihrer Kenntnis den Erfahrungssatz von Kommunen bestätigen, daß viele Bebauungspläne deshalb nicht zügiger verabschiedet werden können, weil die Planung, für die freie Planer eingeschaltet werden können, nur ein Fünftel der Arbeit ausmacht, während vier Fünftel Verfahrensabwicklung sind, die die Kommunen allein machen müssen, da es sich dabei um eine Hoheitsaufgabe handelt, und welche gesetzgeberischen Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, den Stau unerledigter Bebauungspläne zügig abbauen zu helfen? Die Bauleitplanung ist Selbstverwaltungsaufgabe der Gemeinden. Das Bundesbaugesetz berechtigt und verpflichtet die Gemeinden, Bauleitpläne in eigener Verantwortung aufzustellen, sobald und so- 17980* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 222. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 17. Juni 1980 weit es für die städtebauliche Entwicklung und Ordnung erforderlich ist. Die Aufstellung von Bebauungsplänen ist kein „technischer" Vorgang, sondern ein Verfahren der Rechtsetzung. Durch den Bebauungsplan wird die städtebauliche Ordnung und Entwicklung und damit auch die eigentumsrechtliche Situation im Plangebiet festgelegt. Mit dem Inkrafttreten wirkt der Bebauungsplan gegenüber jedermann; er ist Ortsrecht. Eine Übertragung des förmlichen, hoheitlichen Aufstellungsverfahrens oder von Teilen dieses Verfahrens an freie Planer ist als Übertragung hoheitlicher Aufgaben nicht zulässig. Nicht ausgeschlossen ist die interne vorbereitende und unterstützende Mitwirkung Privater, wie auch die Ausarbeitung von Bauleitplänen Dritten übertragen werden kann. Es ist allerdings nicht ersichtlich, wie durch die Einschaltung Dritter die Planverfahren als solche stärker beschleunigt werden können als wenn die Gemeinde sie selbst betreibt. Der Bundesregierung ist bisher auch nur bekanntgeworden, daß die Dauer der Planverfahren in erster Linie von den u. U. schwierig zu bewältigenden Planungsproblemen und den vorgeschriebenen, unverzichtbaren Beteiligungen, nicht zuletzt der Bürger, abhängt, die aber in der vorgesehenen Weise von allen politischen Kräften gewollt sind. Wie die Beratungen in der beim BMBau gebildeten Studiengruppe „Genehmigungsverfahren im Bauwesen", in der auch die Problematik der Beschleunigung des Bauleitverfahrens eingehend erörtert worden ist, gezeigt haben, sind die Ursachen der oft langen Dauer der Aufstellungsverfahren sehr vielschichtig. Soweit sie durch gesetzgeberische Maßnahmen des Bundes zu beseitigen waren, ist dies bereits durch das Gesetz zur Beschleunigung von Verfahren und zur Erleichterung von Investitionsvorhaben im Städtebaurecht vom 6. Juli 1979 (BGBl. I S. 949) erfolgt. Die Bundesregierung hat damit ihren Beitrag zur Beschleunigung der Verfahren zur Aufstellung von Bauleitplänen geleistet.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren. Der 17. Juni muß in jedem Jahr erneut für uns alle Anlaß sein, die Entwicklung im geteilten Deutschland zu beurteilen, daran unsere Politik zu messen und daraus die Konsequenzen für die künftige Politik zu ziehen. In der Tat, unsere Mitbürger in der DDR sehen wie unsere Bürger hier in der Bundesrepublik Deutschland auf diese Aussprache des Deutschen Bundestages, und sie erwarten, daß die Parteien des Deutschen Bundestages, daß die Bundesregierung ihre Vorstellungen davon darlegen, wie wir im geteilten Land zum Wohle der Bürger auf dieser und der anderen Seite handeln und etwas erreichen können.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Hier, meine Damen und Herren, müssen wir zu einer offenen Diskussion über richtige Wege und Möglichkeiten kommen.
    In diesem Jahr 1980, in dem stärker als in der Vergangenheit durch die Ereignisse in anderen Teilen der Welt die Sorge um den Frieden auch in unserem Kontinent für jeden Mitbürger bewußt ist, wissen wir, daß diese Sorge um den Frieden nicht haltmacht an der Trennungslinie durch Deutschland. In den Wohnungen, in den Fabriken, in den Kantinen, in den Schulen der DDR sind die Sorgen um den Frieden, die Hoffnungen, ihn zu erhalten, keine anderen als bei uns.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Deshalb erwarten unsere Mitbürger auch von dieser Debatte Auskunft darüber, was wir tun wollen, um den Frieden im geteilten Deutschland, d. h. im geteilten Europa und d. h. damit auch in der ganzen Welt, zu sichern.
    Der 17. Juni 1953 ist der Tag der einen deutschen Nation, die unteilbar ist. Die fortbestehende Teilung, die fortbestehende Forderung nach Selbstbestimmung und Menschenrechten für alle Deutschen und die fortbestehenden Gefahren für den Weltfrieden lassen es nicht zu, diesen Tag nur der Rückbesinnung zu widmen. Gerade in schwieriger Zeit muß alles unternommen werden, um das für den Zusammenhalt der Nation Erreichte zu bewahren und



    Bundesminister Genscher
    auch nachzusuchen, ob es Möglichkeiten gibt, neue Schritte für die geteilte Nation zu tun.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Meine Damen und Heren, aktives Handeln ist jetzt gefordert für die Sicherung des Friedens in Europa, der untrennbar verbunden ist mit dem Frieden in der Welt. Aktives Handeln ist gefordert für die Überwindung der Teilung, für die Stärkung der Bindungen zwischen den Deutschen in West und Ost. Jedes dieser Ziele ist, wie der Brief zur deutschen Einheit dokumentiert, eingebettet in unsere Entspannungspolitik. Deshalb kann keines dieser Ziele als gegen die Ziele der Entspannung gerichtet denunziert werden. Das gilt auch für das Gedenken an den 17. Juni 1953.
    Wenn es richtig ist, daß wir als Deutsche — und das ist unser gemeinsames Ziel — auf eine Zustand des Friedens in Europa hinwirken wollen, in dem das deutsche Volk in freier Selbstbestimmung über seine Einheit entscheiden kann, dann ist Friedenspolitik im umfassendsten Sinne das Thema des heutigen Tages, dann war es richtig, daß der Bundeskanzler über eine wichtige Konferenz der Europäischen Gemeinschaft berichtet hat, in der neue Voraussetzungen für die politische Handlungsfähigkeit des geeinten Europa geschaffen worden sind,

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    dann war es notwendig, daß er eine Vorschau auf die Zusammenkunft der sieben wichtigsten Industrienationen dieser Welt gegeben hat, bei der eben nicht nur wirtschaftliche, sondern politische Probleme besprochen werden sollen, denn Friedenssicherung in der Welt ist auch ein Beitrag zur Überwindung der Probleme, die unsere Nation drücken, und dann ist über die bevorstehende Ministertagung der NATO in Ankara zu sprechen, wo wiederum Voraussetzungen unserer Sicherheit und unserer Verteidigung, der Abrüstung und der Rüstungskontrollpolitik zu erörtern sind.
    Keines der Ziele, die uns, der Bundesrepublik Deutschland, gestellt sind, können wir allein erreichen. Unsere Zugehörigkeit zur Europäischen Gemeinschaft und zum westlichen Verteidigungsbündnis sind unverzichtbar für jede realistische Politik der Entspannung und des Ausgleichs und unverzichtbar für unsere Sicherheit. Ohne die Europäische Gemeinschaft, ohne das westliche Bündnis, ohne die deutsch-amerikanische Freundschaft gibt es in Europa weder politisch noch militärisch Gleichgewicht und ohne dieses Gleichgewicht wiederum weder Entspannung noch Sicherheit.
    Dabei müssen wir uns immer bewußt sein — auch das muß am 17. Juni gesagt werden —, daß alle Fortschritte im geteilten Deutschland nur mit unseren Partnern und mit unseren Verbündeten möglich waren und möglich sein werden.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Es war vor wenigen Tagen, im Mai dieses Jahres, daß wir zum 25. Mal den Jahrestag des Inkrafttretens des Deutschlandvertrags begangen haben. In diesem Vertrag identifizieren sich die drei Mächte — die Vereinigten Staaten, Frankreich und das Vereinigte Königreich — mit den Zielen unserer Deutschlandpolitik, und sie bekennen sich zu ihren Verantwortlichkeiten. Zahlreiche Dokumente des Bündnisses aus der folgenden Zeit unsterstützen genau diese Aufgabe.
    Wir haben im Bewußtsein dieser Einbettung unserer nationalen Ziele in die Politik unserer Partner in der Europäischen Gemeinschaft und im westlichen Bündnis zu entscheiden, welche Schritte wir in Zukunft im geteilten Land tun wollen.
    Wir müssen an einem solchen Tag wie dem 17. Juni die Frage beantworten, ob die Entspannungspolitik, wie sie im letzten Jahrzehnt eingeleitet wurde, eine richtige Entscheidung war. Da können wir heute mit Blick auf mehr als ein Jahrzehnt sozialliberaler Entspannungspolitik sagen: Wir bejahen diese Frage uneingeschränkt.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Graf Huyn [CDU/CSU]: Zehn Jahre Illusionen!)

    Die Entspannungspolitik hat einen wesentlichen Beitrag zum Abbau der Konfliktursachen in Europa, zur Eingrenzung von Konflikten und auch zur Stärkung der West-Ost-Bindungen geleistet. Die Vertragspolitik der Bundesrepublik Deutschland, das Viermächteabkommen für Berlin, die Schlußakte von Helsinki, der Grundlagenvertrag — der eigentlich heute ein zentrales Thema in seinen Möglichkeiten für unser Land sein sollte — sind sichtbare Belege dafür, daß hier Wichtiges und Tragfähiges erreicht werden konnte.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Wenn wir das sagen, wissen wir auch: Es würde nirgendwo in der Welt ein Konflikt seiner Lösung dadurch nähergebracht, daß wir von uns aus hier in Zentraleuropa mutwillig den Kalten Krieg neu in Gang setzen würden.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Dr. Kohl [CDU/CSU]: Wer will denn das? — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Wer will das denn? — Dr. Kohl [CDU/CSU]: Blanke Demagogie! Wer will denn den Kalten Krieg? — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    Wer dieser Aussage zustimmt, möge das doch hier bekunden. Ich sage doch gar nicht, daß Sie das nicht wollen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Dann bauen Sie doch keine Pappkameraden auf!)

    Die Entspannungspolitik auf diesem Kontinent wird nur dann eine dauerhafte Grundlage haben, wenn sich auch in anderen Teilen der Welt der Wille zum friedlichen Interessenausgleich bewährt. Das verstehen wir unter der bedeutsamen Feststellung in der deutsch-sowjetischen Deklaration vom 6. Mai 1978, wo von der Respektierung der Unteilbarkeit des Friedens und der Sicherheit in allen Teilen der Welt gesprochen worden ist. Das ist die Einführung des Grundsatzes der Unteilbarkeit der Entspannungspolitik in das West-Ost-Verhältnis.

    _ 17957

    Bundesminister Genscher
    Diese Erklärung ist von ähnlich großem Gewicht wie die Vorstellung von der gleichen Sicherheit, davon, daß niemand militärische Überlegenheit anstreben dürfe.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Moskau hält sich nicht daran!)

    Nun geht es darum, daß wir uns von diesen Grundsätzen aus darum bemühen, das, soweit wir es in Europa erreicht haben, auch für andere Teile der Welt zu verwirklichen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Aber Moskau hält sich nicht daran!)

    Meine Damen und Herren, wenn wir den Frieden in Europa bewahren, schaffen wir auch die Voraussetzungen dafür, daß wir unsere Beiträge leisten können zur friedlichen Konfliktlösung in anderen Teilen der Welt. Dabei ist doch ganz unbestreitbar, daß bis zur Stunde die Krise, die weltweit vorhanden ist, eben nicht hier auf Zentraleuropa, auf das deutsch-deutsche Verhältnis durchgeschlagen hat. Das ist doch ein Indiz für die Tragfähigkeit der geschaffenen Vereinbarungen und spricht nicht gegen sie.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Zuruf des Abg. Graf Huyn [CDU/CSU])

    Wenn das so ist, dann ist das eine Aufforderung an die politisch Handelnden in diesem Lande, auf diesem Wege fortzufahren, neue tragfähige Vereinbarungen für neue Teilbereiche zu schaffen, damit das Netz dichter wird, das wenigstens in diesem kleinen Teil der Welt in einem geteilten Land ein Stück von Zusammenarbeit bewahren kann, auch wenn es draußen stürmisch ist.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Verträge und Vereinbarungen im Rahmen der Entspannungspolitik sind — das zeigt sich in dieser Zeit — eben nicht einseitige Vorleistungen der einen Seite an die andere, sondern sie sind ausgewogene Vertragswerke, an deren Fortbestehen auch in kritischer Zeit beide Seiten ihr Interesse haben.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Wenn es doch so wäre! — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/ CSU]: Trotzdem trifft es nicht zu!)

    Deshalb müssen wir das mit Zähnen und Klauen verteidigen, was durch die Entspannungspolitik erreicht wurde. Deshalb wollen wir alles tun, um die Voraussetzungen für weitere Fortschritte zu schaffen.
    Wir dürfen nie vergessen, daß kein Volk mehr unter dem Rückfall in den Kalten Krieg zu leiden hätte als das deutsche Volk. Europa, das in der Vergangenheit so oft Ausgangspunkt und Schauplatz blutiger Kriege war, dieses Europa muß durch eine Politik aktiver Friedenssicherung den Weg hier bewahren und friedliche Lösungen in anderen Teilen der Welt fördern. Den Frieden zu bewahren und zu sichern, das bedeutet für uns zunächst einmal, das zu sichern, was bis heute für den Zusammenhalt der Nation erreicht werden konnte. Das bedeutet, meine Damen und Herren, daß wir im westlichen Bündnis unsere Beiträge leisten für die Sicherheit Europas, für die Sicherheit der Mitgliedstaaten dieses Bündnisses, daß wir zusammen mit unseren Bündnispartnern, daß wir zusammen mit unseren Partnern in der Europäischen Gemeinschaft alles tun, damit wir auch Konflikte in anderen Teilen der Welt überwinden können.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, deshalb war diese Zusammenkunft des Europäischen Rats, die vor wenigen Tagen in Venedig zu Ende gegangen ist, von so großer Bedeutung. Dieser Europäische Rat hat sich mit dem schwerwiegenden Problem für die internationale Sicherheit und für die Entspannungspolitik befaßt, das sich aus der sowjetischen Intervention in Afghanistan ergibt. In der Erklärung des Europäischen Rats heißt es:
    Der Europäische Rat hat mit tiefer Beunruhigung die Verstärkung der Militäroperationen der sowjetischen Truppen in Afghanistan zur Kenntnis genommen. Diese dramatischen Ereignisse erhöhen noch die Leiden der afghanischen Bevölkerung. Sie verdeutlichen den wahrhaft nationalen Charakter des Widerstands eines ganzen Volkes. Sie drohen das Klima der internationalen Beziehungen auf die Dauer zu gefährden.
    Aber der Europäische Rat hat sich eben nicht darauf beschränkt, das zu statuieren, zu kritisieren, anzuklagen, sondern er hat noch einmal seine Vorstellungen unterstrichen, daß wir mitwirken wollen an einem unabhängigen, an einem blockfreien Status für Afghanistan.
    Was noch bedeutsamer ist: Der Europäische Rat hat sich hinter die Schlußfolgerungen der Außenministerkonferenz der islamischen Staaten gestellt, die von sich aus und in Übereinstimmung mit unseren Zielen, in Übereinstimmung mit den Zielen von 104 Staaten in den Vereinten Nationen auf einen Rückzug der sowjetischen Truppen hinwirken wollen.
    Die Bundesregierung hat im Deutschen Bundestag von Anfang an die Auffassung vertreten, daß wir aus der sowjetischen Intervention in Afghanistan nicht künstlich nur ein West-Ost-Problem machen dürfen, sondern daß wir den schwerwiegenden OstSüd-Charakter dieses Konflikts erkennen müssen. Hier sind blockfreie Staaten, hier sind die islamischen Staaten, die sich bemühen, diese schwerwiegende Krise durch einen aktiven Friedenssicherungsbeitrag zu überwinden. Sie verdienen unsere Unterstützung. Je größer die Unterstützung für diese Aussage im Deutschen Bundestag ist, um so größer wird auch das Gewicht der Unterstützung der Bundesregierung für diese friedliche Überwindung einer schwerwiegenden internationalen Krise sein.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Gerade weil der Europäische Rat durch eine aktive politische Entscheidung für die uns doch alle bedrückende Krise, die von Afghanistan ausgeht, seinen Beitrag leistet und auch zukünftig leisten will, finde ich, daß es nicht gerechtfertigt ist, die Europäische Gemeinschaft der Handlungsunfähigkeit zu zeihen. Meine Damen und Herren, was auf dieser Welt ist frei von Problemen? Aber über den Problemen, die wir in der Europäischen Gemeinschaft



    Bundesminister Genscher
    haben, wollen wir nicht vergessen, daß diese Europäische Gemeinschaft mehr und mehr auch zu einem Instrument gemeinsamen außenpolitischen Handelns aller europäischen Partnerstaaten geworden ist.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Das ist etwas, was wir als Deutsche in besonderer Weise immer wieder feststellen müssen. Denn wie hätten wir eigentlich unsere Bemühungen um Entspannung, um Erleichterung der Lage in Deutschland durchführen wollen, wenn wir uns nicht in jeder Phase auch auf eine übereinstimmende Auffassung der europäischen Staaten über Notwendigkeit, Weg und Ziele unserer Politik der Entspannung und des Ausgleichs hätten stützen können? Deshalb mußten wir keine Schritte allein und isoliert tun, deshalb konnten wir sie tun eingebettet in die Europäische Gemeinschaft, eingebettet in das westliche Verteidigungsbündnis. Damit waren wir auch der Unterstützung durch die Vereinigten Staaten von Amerika sicher.
    Das gleiche gilt für die Bemühungen des Europäischen Rates, einen Beitrag der Europäer für eine Lösung der schwerwiegenden Krise im Nahen Osten zu leisten. Der Nahe Osten ist für uns als Europäer keine ferne Region. Der Nahe Osten ist ein benachbartes Gebiet, und man kann mit guten Gründen feststellen, daß der Frieden im Nahen Osten auch unser Frieden ist.
    Für uns als Deutsche wird bei allen Diskussionen über die Lösung der Nahostfrage unser Verhältnis zu Israel immer einen besonderen Stellenwert haben. Aus unserer Verantwortung für Friedenssicherung überall in der Welt heraus haben wir zusammen mit unseren europäischen Partnern durch die Beschlußfassung des Europäischen Rates Vorschläge unterbreitet, die nach unserer Überzeugung das Recht Israels, in sicheren Grenzen zu leben, und zugleich die Erfüllung des Selbstbestimmungrechts auch des palästinensischen Volkes gewährleisten können.
    Herr Kollege Kohl hat an die Bundesregierung die Frage gestellt, wie der Satz von den internationalen Garantien zu verstehen sei. Er hat gefragt, ob es denn etwa Ziel der Bundesregierung sei, deutsche Soldaten zur Friedenssicherung im Nahen Osten einzusetzen. Diese Frage kann und muß uneingeschränkt mit Nein beantwortet werden. Das ist nicht unser Ziel.

    (Abg. Dr. Kohl [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Ich möchte zunächst gern die amtliche Übersetzung des Dokuments vorlesen, Herr Kollege Kohl, weil sie etwas von dem Zitat abweicht, das Sie offensichtlich aus einer vorläufigen Übersetzung genommen haben:
    Die Neun erklären sich bereit, sich im Rahmen einer umfassenden Regelung an einem System konkreter und bindender internationaler Garantien einschließlich solcher an Ort und Stelle zu beteiligen.
    Diese internationalen Garantien sind keine Erfindung der letzten Sitzung des Europäischen Rates, sondern diese internationalen Garantien finden Sie schon in der Entschließung des Weltsicherheitsrates Nr. 242. Nun ist es ganz offenkundig, daß sich die Bundesrepublik Deutschland nicht nur hier zukünftig beteiligen will, sondern auch in der Vergangenheit an einer Fülle friedenssichernder Aktionen der Vereinten Nationen beteiligt hat, und das hat nicht bedeutet, daß dort an Ort und Stelle deutsche Soldaten eingesetzt werden, sondern daß wir z. B. mit finanziellen Mitteln in schwierigen Krisenzonen dieser Welt friedenssichernde Maßnahmen, Kontrollmaßnahmen, vertrauensbildende Maßnahmen ermöglicht haben.

    (Graf Huyn [CDU/CSU]: Wie denn?)

    Das war nicht nur unser Recht, das war unsere Pflicht, und diese Pflicht müssen wir auch im Nahen Osten erfüllen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Graf Huyn [CDU/CSU]: Konkret!)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Bundesminister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Kohl?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Bitte sehr.