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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 8/211 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 211. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 17. April 1980 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. h. c. Kiesinger, Dr. Gradl, Dr. Schäfer (Tübingen), Blumenfeld, Scheffler, Müller (Bayreuth) und Vizepräsident Dr. von Weizsäcker 16853A 16864 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . 16853 B Beratung des Jahresgutachtens 1979/1980 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung — Drucksache 8/3420 — in Verbindung mit Beratung des Jahreswirtschaftsberichts 1980 der Bundesregierung — Drucksache 8/3628 — Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 16853B, 16928A Dr. Biedenkopf CDU/CSU 16864A Roth SPD 16871 A Dr. Haussmann FDP 16878 C Matthöfer, Bundesminister BMF . . . 16881 D Dr. Dollinger CDU/CSU 16885 C Junghans SPD 16911 D Gärtner FDP 16916A Pieroth CDU/CSU 16919B Dr. Jens SPD 16922 B Dr. Sprung CDU/CSU 16925 A Dr. Schwarz-Schilling CDU/CSU . . . 16934 B Dr. Narjes CDU/CSU 16937 C Beratung der Schlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Änderung des Fleischbeschaugesetzes und des Geflügelfleischhygienegesetzes — Drucksache 8/3836 — Schmidhuber, Staatsminister des Freistaates Bayern 16909 C Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz über den Beruf des Logopäden — Drucksache 8/3837 — Pfeifer CDU/CSU 16910A Engelhard FDP 16910B Dr. Hammans CDU/CSU 16910 C II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 211. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. April 1980 Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zusatzprotokoll vom 10. Mai 1979 zum Europäischen Übereinkommen über den Schutz von Tieren beim internationalen Transport — Drucksache 8/3665 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 8/3794 — 16941 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 25./29. Januar 1979 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Weltraumorganisation über die Anwendung des Artikels 20 des Protokolls vom 31. Oktober 1963 über die Vorrechte und Befreiungen der Organisation — Drucksache 8/3479 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/3848 — 16941 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Vereinbarung vom 25. August 1978 zur Durchführung des Abkommens vom 25. Februar 1964 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über soziale Sicherheit in der Fassung des Zusatzabkommens vom 9. September 1975 — Drucksache 8/3655 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/3849 — 16941 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 7. April 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Fürstentum Liechtenstein über Soziale Sicherheit — Drucksache 8/3656 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/3850 — 16941 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Übereinkommen vom 9. Dezember 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland, dem Fürstentum Liechtenstein, der Republik Österreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bereich der Sozialen Sicherheit und zu der Vereinbarung vom 28. März 1979 zur Durchführung dieses Übereinkommens — Drucksache 8/3657 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/3851 — 16942 A Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Jenninger, Dr. Jobst, Röhner, Dr. George, Dr. Friedmann, Schröder (Lüneburg), Carstens (Emstek), Dr. von Wartenberg, Sauter (Epfendorf), Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd), Dr. Dregger, Kolb, Broll, Hanz, Spranger, Seiters, Glos, Susset, Dr. Waigel, Dr. Sprung, Dr. Warnke, Gerlach (Obernau), Dr. Miltner und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Investitionszulagengesetzes — Drucksache 8/2780 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/3774 Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/3771 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Engelsberger, Dr. Kreile, Dr. Warnke, Dr. Narjes, Dr. Waigel, Röhner, Dr. Jobst, Dr. Kunz (Weiden), Pohlmann, Dr. Voss, Niegel, Regenspurger, Kiechle, Haberl, Frau Fischer, Dr. Jenninger und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Investitionszulagengesetzes — Drucksache 8/3298 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/3774 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/3771 — 16942 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Narjes, Dr. Marx, Dr. Mertes (Gerolstein), Dr. Dollinger, Dr. Stercken, Dr. von Geldern, Kittelmann, Dr. Klein (Göttingen), Dr. Hoffacker, Hüsch, Sick, Dr. Voss, Hartmann, Dr. Wittmann (München), Dr. Hupka, Kunz (Berlin), Dr. Ritz, Amrehn, Broll, Dr. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 211. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. April 1980 III Hornhues, Schetter, Seiters, Graf Huyn, Hanz, Dr. Köhler (Wolfsburg), Dr. Hammans, Dr. Möller, Berger (Lahnstein), Würzbach, Werner, Dr. Sprung, Schröder (Wilhelminenhof), Dr. Wulff, Reddemann, Bahner, Frau Berger (Berlin) und der Fraktion der CDU/CSU III. VN-Seerechtskonferenz — Drucksache 8/3760 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, FDP Dritte Seerechtskonferenz — Drucksache 8/3910 — Dr. von Geldern CDU/CSU 16943 B Dr. Corterier SPD 16945 A Angermeyer FDP 16946 B Dr. von Dohnanyi, Staatsminister AA . 16947 D Kittelmann CDU/CSU 16949 C Grunenberg SPD 16952 A Frau Schuchardt FDP 16953 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Raumordnungsbericht 1978 zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Pack, Dr. Dollinger, Dr. Jahn (Münster), Dr. Schneider, Dr. Möller, Sauter (Epfendorf), Sick, Dr. Ritz, Dr. Waffenschmidt, Nordlohne, Francke (Hamburg), Kolb, Niegel, Eymer (Lübeck), Dr. van Aerssen, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Burger, Dr. Warnke, Dr. George, Schedl, Dr. Unland, Frau Hoffmann (Hoya), Milz, Dr. Jobst, Feinendegen, Geisenhofer, Biehle, Neuhaus, Müller (Berlin), Susset und der Fraktion der CDU/ CSU Raumordnung — Drucksachen 8/2378, 8/1656, 8/3674 — Frau Pack CDU/CSU 16956A Immer (Altenkirchen) SPD 16958 B Gattermann FDP 16960 D Dr. Haack, Bundesminister BMBau . . . 16962 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen zu dem Antrag der Abgeordneten Pfeffermann, Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd), Sick, Dr. Jobst, Schröder (Lüneburg), Dr. Stavenhagen, Weber (Heidelberg), Lenzer, Straßmeir, Dr. Friedmann, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Riesenhuber, Wissmann, Dr. Langguth, Bühler (Bruchsal), Dr. Stark (Nürtingen) und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU Förderung des Einsatzes von Elektrofahrzeugen — Drucksachen 8/2691, 8/3784 — . . . 16965 A Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Stavenhagen, Lenzer, Dr. Probst, Pfeifer, Benz, Engelsberger, Gerstein, Dr. Hubrig, Dr. Riesenhuber, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Laufs, Pfeffermann, Frau Dr. Walz, Dr. Müller-Hermann, Metz, Kolb, Frau Fischer und der Fraktion der CDU/ CSU Raumfahrtpolitik — Drucksache 8/3438 — Dr. Stavenhagen CDU/CSU 16965 B Frau Erler SPD 16967 A Dr.-Ing. Laermann FDP 16968 B Stahl, Parl. Staatssekretär BMFT . . . 16970B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 21. Dezember 1979 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik auf dem Gebiet des Veterinärwesens — Drucksache 8/3875 — 16971 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Aufgaben des Bundes auf dem Gebiet der Binnenschiffahrt — Drucksache 8/3795 — 16971 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Untersuchung von Seeunfällen (Seeunfalluntersuchungsgesetz) — Drucksache 8/3828 — 16971 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Weingesetzes — Drucksache 8/3829 — 16971 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung • Erweiterter Verkehrswegeplan für das Zonenrandgebiet hier: Bericht des Bundesministers für Verkehr 1978 über den Fortgang der Verkehrserschließung des Zonenrandgebietes — Drucksachen 8/2521, 8/3786 — . . . 16972A IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 211. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. April 1980 Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur dritten Beratung des Haushaltsgesetzes 1980 hier: Einzelplan 09 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksachen 8/3493, 8/3775 — . . . 16972A Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch den Bundesminister der Finanzen Überplanmäßige Ausgaben bei Kap. 10 02 Tit. 656 51 — Altershilfe für Landwirte — und bei Kap. 10 02 Tit. 656 55 — Krankenversicherung der Landwirte — im Haushaltsjahr 1979 — Drucksachen 8/3515, 8/3776 — . . . 16972B Beratung des Berichts des Ausschuses für Wirtschaft zu der aufhebbaren Einundvierzigsten Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste — Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung — aufhebbaren Fünfundsiebzigsten Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz — aufhebbaren Fünfundvierzigsten Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung — Drucksachen 8/3645, 8/3646, 8/3647, 8/3831 — 16972 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Richtlinie des Rates über die Zulassung reinrassiger Zuchtrinder zur Zucht — Drucksachen 8/3509 Nr. 17, 8/3793 — 16972 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Richtlinie des Rates betreffend die gemeinschaftsrechtliche Regelung der Mehrwertsteuer und der Verbrauchsteuern auf den Bordbedarf von Luft- und Wasserfahrzeugen sowie Zügen im grenzüberschreitenden Verkehr — Drucksachen 8/3670 Nr. 29, 8/3798 — 16972 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates über die Erhebung einer Gebühr durch die Gemeinschaft für Lizenzen für den Lachsfang durch Schiffe unter der Flagge eines Mitgliedstaates der Gemeinschaft in der schwedischen Fischereizone — Drucksachen 8/3339 Nr. 16, 8/3832 — 16972 D Beratung der Sammelübersicht 66 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 8/3909 — 16973 C Fragestunde — Drucksache 8/3899 vom 11. 04. 1980 — Vereinbarkeit der Schließung von Zweigstellen des Goethe-Instituts in Kleinstädten und der Errichtung von Neubauten in Großstädten mit dem Bundesraumordnungsprogramm MdLAnfr A61 11.04.80 Drs 08/3899 Dr. Müller CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . 16891A, B, C ZusFr Dr. Müller CDU/CSU 16891 B, C Politik der Bundesregierung im Bereich der nuklearen Mittelstreckenwaffen MdlAnfr A62 11.04.80 Drs 08/3899 Graf Stauffenberg CDU/CSU MdlAnfr A63 11.04.80 Drs 08/3899 Graf Stauffenberg CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 16891D, 16892 A, B, C, D, 16893A,B,C ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . 16891D, 16892A, B, C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 16892A, D ZusFr Dr. Möller CDU/CSU 16892 C ZusFr Horn SPD 16892 D ZusFr Pawelczyk SPD 16893 A ZusFr Werner CDU/CSU 16893A ZusFr Rawe CDU/CSU 16893 B ZusFr Dr. Corterier SPD 16893 B Aussagen des Staatsministers Dr. von Dohnanyi zur Oder-Neiße-Linie und Auswirkungen auf einen möglichen Friedensvertrag MdlAnfr A64 11.04.80 Drs 08/3899 Dr. Czaja CDU/CSU MdlAnfr A65 11.04.80 Drs 08/3899 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 16893 C, D, 16894 A, B, C, D, 16895 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . 16893 C, D, 16894C ZusFr Polkehn SPD 16894A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . 16894A, 16895A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 211. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. April 1980 V ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 16894B,D ZusFr Becker (Nienberge) SPD 16894 D Ausklammerung der Menschenrechtssituation Deutscher in Polen bei Äußerungen Staatsminister Dr. von Dohnanyis zur KSZE-Folgekonferenz in Madrid MdlAnfr A66 11.04.80 Drs 08/3899 Jäger (Wangen) CDU/CSU MdlAnfr A67 11.04.80 Drs 08/3899 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . 16895 B, C, D, 16896 A, B, C, D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 16895 B, C, 16896A ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . . 16895 C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . 16895D, 16896C ZusFr Dr. Schweitzer SPD 16896 B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 16896 C Haltung des Staatsministers Dr. von Dohnanyi zur Massenvertreibung Deutscher; Ausklammerung einer negativen Darstellung der deutsch-polnischen Schulbuchkonferenz beim Zitieren einer Rede des Bundeskanzlers MdlAnfr A68 11.04.80 Drs 08/3899 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU MdlAnfr A69 11.04.80 Drs 08/3899 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 16896D, 16897 A, B, C, D, 16898A, B, C ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . . 16896D, 16897A B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 16897B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 16897 C ZusFr Dr. Schweitzer SPD 16897 C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 16897 D ZusFr Polkehn SPD 16898A ZusFr Broll CDU/CSU 16898 B ZusFr Frau Dr. Balser SPD 16898 C ZusFr Becker (Nienberge) SPD 16898 C Darstellung der deutschen Geschichte in polnischen Schulbüchern; Bezeichnung der Vertreibung nach Empfehlungen der deutsch-polnischen Schulbuchkonferenz MdlAnfr A70 11.04.80 Drs 08/3899 Dr. Hupka CDU/CSU MdlAnfr A71 11.04.80 Drs 08/3899 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 16898D, 16899A,B,C,D, 16900A,C,D, 16901A,B,C,D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . 16898D, 16899A D ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . . 16899A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 16899B, 16900 D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . 16899B, 16901 A ZusFr Broll CDU/CSU 16900A ZusFr Thüsing SPD 16900 B ZusFr Dr. Hennig CDU/CSU 16901 B ZusFr Ey CDU/CSU 16901 C Durchführung des deutschpolnischen Kulturaustausches durch auf kommunaler Ebene tätige Vereinigungen MdlAnfr A72 11.04.80 Drs 08/3899 Kittelmann CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . 16902 B, C, D, 16903 A, B, C ZusFr Kittelmann CDU/CSU 16902B, C ZusFr Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU . 16902D ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . 16902D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 16903 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 16903B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 16903 C Auffassung des Staatsministers Dr. von Dohnanyi zur Existenz des bipolaren Gleichgewichts zwischen Europa, der Sowjetunion und den USA MdlAnfr A76 11.04.80 Drs 08/3899 Dr. Hoffacker CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA .. . 16903D, 16904A, B, C, D, 16905 A ZusFr Dr. Hoffacker CDU/CSU . . . . 16903D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 16904A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 16904B ZusFr Werner CDU/CSU 16904 C ZusFr Broll CDU/CSU 16904 D ZusFr Dr. Möller CDU/CSU 16905 A Zusammenhang der Vertragstreue der Bundesrepublik Deutschland mit eventuellen multi- und bilateralen Maßnahmen gegen den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan MdlAnfr A77 11.04.80 Drs 08/3899 Dr. Hennig CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . 16905 B, C, D ZusFr Dr. Hennig CDU/CSU 16905 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 16905 C ZusFr Horn SPD 16905 D Inhaltliche Verbesserung der Braunschweiger deutsch-polnischen Schulbuchempfehlungen MdlAnfr A80 11.04.80 Drs 08/3899 Werner CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 16905D, 16906AB,C,D, 16907A VI Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 211. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. April 1980 ZusFr Werner CDU/CSU 16906A,B ZusFr Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU . 16906 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 16906 D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 16907 A Unterstützung der Verfolgungskampagnen lateinamerikanischer Militärdiktatoren gegen fortschrittliche Christen durch den Geheimdienst CIA MdlAnfr A81 11.04.80 Drs 08/3899 Thüsing SPD Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 16907B ZusFr Thüsing SPD 16907 B ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . 16907 B Ausschaltung der Rassendiskriminierung aus dem deutsch-südafrikanischen Kulturabkommen MdlAnfr A82 11.04.80 Drs 08/3899 Thüsing SPD Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 16907 C, D ZusFr Thüsing SPD 16907 C ZusFr Frau Erler SPD 16907 D Überwachung deutscher Touristen während der Olympischen Spiele in Moskau MdlAnfr A84 11.04.80 Drs 08/3899 Dr. Möller CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 16908A,B ZusFr Dr. Möller CDU/CSU 16908A Unterstützung der Maßnahmen des amerikanischen Präsidenten gegenüber dem Iran durch die Bundesregierung MdlAnfr A85 11.04.80 Drs 08/3899 Dr. Möller CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . 16908 B, C, D, 16909A, B ZusFr Dr. Möller CDU/CSU 16908 C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 16908 D ZusFr Thüsing SPD 16908 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 16909A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 16909A ZusFr Broll CDU/CSU 16909 B Nächste Sitzung 16973 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 16975* A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 211. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. April 1980 16853 211. Sitzung Bonn, den 17. April 1980 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 25. 4. Dr. van Aerssen* 18. 4. Dr. Aigner* 18. 4. Alber* 18. 4. Dr. Bangemann* 18. 4. Blumenfeld* 18. 4. Brandt* 18. 4. Feinendegen 18. 4. Fellermaier* 18. 4. Flämig** 18. 4. Frau Dr. Focke* 18. 4. Franke 25. 4. Friedrich (Würzburg) * 18. 4. Dr. Früh* 18. 4. Dr. Fuchs* 18. 4. von Hassel* 18. 4. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Katzer* 18. 4. Dr. h. c. Kiesinger 18. 4. Dr. Klepsch 25. 4. Dr. Köhler (Duisburg) * 18. 4. Lange* 18. 4. Dr. Luda 25. 4. Lücker* 18. 4. Luster * 18. 4. Dr. Marx 25. 4. Dr. Müller-Hermann* 18. 4. Dr. Pfennig * 18. 4. Picard 18. 4. Frau Schleicher* 18. 4. Schulte (Unna) 18. 4. Dr. Schwencke (Nienburg) * 18. 4. Seefeld* 18. 4. Dr. Starke (Franken) 17. 4. Dr. Steger 17. 4. - Stöckl 18. 4. Sybertz 25. 4. Tönjes 25. 4. Frau Tübler 25. 4. Frau Dr. Walz* 18. 4. Wawrzik* 18. 4. Wischnewski 18. 4. Ziegler 18. 4.
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    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Die Aussprache des Deutschen Bundestages über den Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung und das Sachverständigengutachten dient dazu, in einer sachlichen und intensiven Diskussion den von der Bundesregierung vorgeschlagenen Kurs der Wirtschaftspolitik zu prüfen und festzustellen, wie breit die parlamentarische Unterstützung dafür ist und ob es realistische Alternativen zu dieser Wirtschaftspolitik gibt.
    Dem Jahreswirtschaftsbericht geht jeweils im November eine ausführliche Diagnose der wirtschaftspolitischen Konstellation voraus. Sie ist die Ausgangsgrundlage für die Überlegungen und Entscheidungen der Regierung im Zusammenhang mit dem Jahreswirtschaftsbericht. Im Namen der Bundesregierung darf ich dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung für sein Jahresgutachten 1979/80 auch an dieser Stelle ;loch einmal ausdrücklich danken.
    Der Rat versteht sich als unabhängiger und objektiver Prüfer der Wirtschaftsentwicklung und als unvoreingenommener Wegweiser zu den Lösungsmöglichkeiten der akuten wirtschaftspolitischen Probleme. Er muß über den Interessen stehen. Das ist sein gesetzlicher Auftrag, und er ist ihm, wie wir meinen, mit dem Jahresgutachten 1979/80 gerecht geworden.
    Zwischen der Vorlage des Gutachtens des Sachverständigenrates und der des Jahreswirtschaftsberichts, also von November bis Januar, sind allerdings wichtige, die Weltwirtschaft schwer belastende Veränderungen eingetreten. Über die inzwischen zusätzlich eingetretenen Risiken spreche ich später.
    Die drastische Ölverteuerung im Zusammenhang mit der OPEC-Konferenz in Caracas bedeutet ohne Zweifel eine schwere Belastung der Weltkonjunktur und auch der deutschen Wirtschaft. Sie dämpft die reale Binnennachfrage, sie vergrößert die ohnehin vorhandenen Preisrisiken, und sie beeinträchtigt weltweit die Grundstimmung in der Wirtschaft. Andererseits kann sie aber auch eine internationale Welle von Investitionen zur Einsparung und Substitution von 01 nach sich ziehen, an denen die deutsche Wirtschaft auf Grund ihres hohen technologischen Standes und ihrer breiten Angebotspalette überproportional teilhaben könnte. Ich glaube, daß diese Mutmaßung auch angesichts des Ein-



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    drucks, den ich gestern auf der Hannover-Messe gewinnen konnte, zutrifft.
    Möglich und wahrscheinlich ist darüber hinaus eine gewisse Mehrnachfrage der OPEC-Staaten, die sich allerdings nicht in der Größenordnung der Jahre nach der Ölkrise 1973/74 bewegen und die auch mit größerer Verzögerung an den Markt kommen wird. Noch ist allerdings andererseits nicht die Gefahr gebannt, daß von den Ereignissen in Teheran und Afghanistan weitere Belastungen für die Weltwirtschaft ausgehen, die die Wachstumskräfte lähmen. Möglich sind aber von daher auch, zumindest kurzfristig, gewisse stimulierende Nachfrageimpulse auf Grund spekulativer Rohstoffeinkäufe, die ihrerseits allerdings auch beträchtliche Inflationsrisiken einschließen.
    Vor diesem Hintergrund hat die Bundesregierung am 30. Januar den Jahreswirtschaftsbericht abschließend beraten und damit auch die Eckwerte für die Jahresprojektion verabschiedet. Inzwischen ist genügend Zeit verstrichen, um in dieser Debatte die Frage beantworten zu können, ob die Bundesregierung einen realistischen Jahreswirtschaftsbericht vorgelegt hat und ob sie ein adäquates wirtschaftspolitisches Programm verfolgt. Ich kann meine Antwort vorwegnehmen: der Jahreswirtschaftsbericht ist auch in seiner Grundaussage weiterhin gültig. Es besteht kein Anlaß, ihn zu revidieren — was angesichts der geänderten weltpolitischen Lage manchen überraschen mag. Das erste Quartal 1980 hat gezeigt, daß ein Wirtschaftswachstum von rund 2,5 % erreichbar sein könnte und daß es gelingen kann, die Zahl der Arbeitslosen auf 3,5 bis 4% der unselbständigen Erwerbspersonen zu begrenzen.
    Die Entwicklung der Verbraucherpreise zu stabilisieren, ist unsere wichtigste Aufgabe. Wir haben schon bei der Vorlage des Jahreswirtschaftsberichts ausdrücklich darauf hingewiesen, daß unser Preisziel ehrgeizig ist. Ehrgeiz ist hier aber auch geboten. Insbesondere auf Grund der Entwicklung der Einfuhrpreise ist dieses Preisziel aus heutiger Sicht besonders gefährdet. Daß sich das Defizit in der Leistungsbilanz auf Grund der Verteuerung der Öleinfuhren beträchtlich erhöhen und der nominale Außenbeitrag weitgehend abgebaut werden wird, begründet, warum die Bundesregierung im Jahreswirtschaftsbericht von allen die Bereitschaft zur Zusammenarbeit, Leistung und Strukturveränderung fordert. Aus heutiger Sicht dürfte das zu erwartende Leistungsbilanzdefizit sogar eher über 20 Milliarden DM ausfallen.
    Zur aktuellen wirtschaftlichen Lage gut zwei Monate nach der Verabschiedung des Jahreswirtschaftsberichts können wir feststellen, daß sich die Befürchtungen, die in verschiedenen Herbstprognosen hinsichtlich des Wachstums zum Ausdruck gekommen waren, bisher nicht bewahrheitet haben. Einerseits haben sich die dämpfenden Einflüsse in der Weltwirtschaft insgesamt nicht in dem von vielen befürchteten Ausmaß durchgesetzt. Andererseits hat sich das Wachstum der deutschen Wirtschaft bisher als recht widerstandsfähig erwiesen. Die nach wie vor positive Grundtendenz ist jedenfalls nicht zu übersehen. Vielleicht liegt das an der
    gegenüber 1973/74 deutlich besseren Ausgangslage der deutschen Wirtschaft.
    Aber wir wollen uns dabei keiner falschen Selbstzufriedenheit hingeben. Auch wir sind von den negativen Auswirkungen der gestiegenen Ölpreise und der veränderten weltpolitischen Lage schwer belastet. Das wird für uns alle schon an den deutlich gestiegenen Preissteigerungsraten sichtbar, welche die in dieser Hinsicht ja auch nicht gerade optimistischen Herbstprognosen im negativen Sinne übertroffen haben. Die Inflationseffekte des gestiegenen Ölpreises und der ebenfalls weiter gestiegenen Rohstoffpreise sind in den letzten Monaten bis zum Verbraucher durchgeschlagen.
    Die staatliche Wirtschaftspolitik, die konsequent auf die Verbesserung der wachstumspolitischen Rahmenbedingungen ausgerichtet blieb, hat wesentlich dazu beigetragen, daß die Konjunktursonne trotz allem immer noch scheint. Aber diese Politik bedarf der Unterstützung durch die Tarifpartner und durch die Unternehmen. Trotz der damit verbundenen erheblichen Kostenbelastungen zeigen die bisherigen Tarifabschlüsse, daß die Tarifpartner in ihre Entscheidungen ein erhebliches Maß an gesamtwirtschaftlicher Verantwortung eingebracht haben. Jetzt sind vor allem die Unternehmen mit ihrer Preispolitik gefordert, äußerste Zurückhaltung zu üben.

    (Beifall bei der SPD)

    Für die Vergangenheit hätten wir uns im Einzelfall
    ein bißchen mehr Preisdisziplin vorstellen können.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD — Unruhe bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, neben der Beurteilung der Geschäftslage, die sich weiterhin auf einem hohen Niveau bewegt, und der gegenüber dem Vormonat deutlich verbesserten Geschäftserwartungen spricht auch die Entwicklung der aktuellen Konjunkturindikatoren — ich greife hier beispielhaft die weiterhin hohen Auftragseingänge, die überraschend hohen Einzelhandelsumsätze und das weiterhin hohe Produktionsniveau zum Jahresbeginn heraus — dagegen, daß der von manchen schon seit Monaten prophezeite Konjunktureinbruch unmittelbar vor der Tür steht. Sicherlich werden wir — wie im Jahreswirtschaftsbericht dargestellt — im weiteren Verlauf mit einer gewissen Abschwächung rechnen müssen. Die Annahme, daß es schon bald zu einer abrupten Verschlechterung kommt, findet im gegenwärtigen Datenbild aber keine Stütze. Dabei ist allerdings vorausgesetzt, daß sich die weltwirtschaftlichen Rahmendaten im weiteren Jahresverlauf nicht weiter gravierend verändern.
    Ich denke, daß an dieser Stelle auch hier vor dem Hause ein Hinweis auf die aktuelle internationale Diskussion, ihre Risiken und die Folgen für unsere Wirtschaftsbeziehungen und auch unsere Außenhandelsbeziehungen notwendig ist. Die Stichworte Afghanistan und Iran machen diesen Problemkreis deutlich.
    Zu Afghanistan: Wir haben von Beginn dieser Entwicklung an unseren amerikanischen Partnern



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    versichert, daß die deutsche Wirtschaft nicht in Verträge mit der Sowjetunion eintreten wird, die amerikanische Unternehmen auf Weisung ihrer Regierung nicht abschließen oder nicht erfüllen können. Es besteht auf beiden Seiten Übereinstimmung dahin, daß Vertragsbrüche nicht vorkommen dürfen, sondern daß bestehende Verträge und Abmachungen eingehalten werden müssen.
    Wir haben uns weiter dahin verständigt, daß wir das sogenannte COCOM-Verfahren, also die Begrenzung und die Genehmigungspflicht für die Lieferung strategisch-militärischer Güter in die Sowjetunion, miteinander überprüfen und erforderlichenfalls — dieses Erfordernis dürfte vorliegen — strikter und stringenter handhaben werden. Vorschläge unserer amerikanischen Partner hierzu liegen vor. Sie werden im Geiste dieser Zusage geprüft. Aber wir glauben nicht, meine Damen und Herren, daß eine rein sektorale oder volumenmäßige Begrenzung der Zielsetzung von COCOM gerecht wird. Vielmehr muß es sich hier um den Inhalt der Lieferungen, um die Art der gelieferten Gegenstände handeln, an denen die Entscheidungskriterien — wie in der Vergangenheit so auch in Zukunft — angebunden werden müssen.
    Im übrigen besteht weiter volles Einvernehmen zwischen den Vereinigten Staaten und ihren Partnern, daß es sich hier um Lieferungen in die Sowjetunion handeln muß und daß nicht etwa die übrigen Staaten des Comecon von gleichen Restriktionen und von gleichen Maßnahmen betroffen werden sollen. Hier gibt es, wie gesagt, überhaupt keine Meinungsverschiedenheiten. Das erklärt auch, daß ich vor kurzem zu wirtschaftspolitischen Gesprächen in Warschau gewesen bin und die Absicht habe, in einigen Wochen nach Ungarn und Rumänien zu fahren.
    Natürlich gilt dies — aus unserer Sicht gesehen — in besonderem Maße auch für die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik. Sie wissen, daß das Mitglied des SED-Politbüros und der für Wirtschaftsfragen zuständige oberste Verantwortliche der Deutschen Demokratischen Republik, Herr Dr. Mittag, in diesen Tagen in Bonn ist. Ich habe gestern abend ein konstruktives und vernünftiges Gespräch über die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der DDR mit Herrn Mittag geführt. Wir stimmen überein, daß beide Seiten an der Festigung und an der Ausweitung dieser wirtschaftlichen Beziehungen interessiert sind. Wir haben im Jahre 1979 eine Ausweitung der Handelsbeziehungen erlebt — zwar nicht in erheblichem Maße, aber auf dem allgemeinen weltwirtschaftlichen Hintergrund ist das ein zufriedenstellendes Ergebnis. So wird es jedenfalls von beiden Seiten beurteilt. Es sind zur Zeit Gespräche über die Lieferung größerer Anlagenprojekte aus der Bundesrepublik in die DDR auf der Tagesordnung. Hier wird mit Firmen und Unternehmen aus der Bundesrepublik verhandelt.
    Es war für uns eine wichtige Einzelheit aus dem Gespräch gestern abend, daß die verantwortlichen Instanzen der Deutschen Demokratischen Republik Verstöße gegen die Regeln des innerdeutschen
    Handels, wie sie bei Drittlandseinfuhren im Textilbereich leider festgestellt werden mußten, verfolgen und ahnden werden und solche Verstöße keinesfalls zu decken beabsichtigen. Dies ist eine hilfreiche Erklärung, weil solche Verstöße das Gesamtgeflecht des innerdeutschen Handels — auch in seinen Beziehungen zu den Bestimmungen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft — gefährden könnten. Beide Seiten sind sich einig, daß man daran nicht interessiert sein kann.
    Es wurde schließlich, meine Damen und Herren, im Grundsätzlichen — da heute noch ein Gespräch zwischen Herrn Dr. Mittag und dem Herrn Bundeskanzler stattfindet, habe ich mich gestern abend auf die wirtschaftlichen Probleme und deren Erörterung beschränkt — Übereinstimmung darüber erzielt, daß wirtschaftliche und handelspolitische Beziehungen zum friedlichen Miteinander beitragen, dieses friedliche Miteinander und den Frieden generell aber nicht ersetzen können.
    Zweites Stichwort: Iran. Meine Damen und Herren, ich glaube, es besteht Übereinstimmung darin, daß das Verhalten der amerikanischen Regierung in den vergangenen sechs Monaten — so lange dauert diese Geiselnahme, die Folge eines unglaublichen Völkerrechtsbruchs, jetzt schon an — alle Schärfen vermieden hat, daß die Verbindungen von Geduld und Festigkeit und die Haltung des amerikanischen Volkes in der Bundesrepublik große Bewunderung gefunden haben.
    Wir stimmen mit der Regierung der Vereinigten Staaten darin überein, daß der Zeitpunkt gekommen ist, in dem nunmehr Solidarität mit den Vereinigten Staaten von ihren Partnern nicht nur erklärt werden darf, sondern durch Handlungen und Taten auch bewiesen werden muß.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Unter diesem Gesichtspunkt prüfen wir die Notwendigkeit und die Möglichkeit wirtschaftlicher Sanktionen.
    Es ist selbstverständlich, daß wir uns darum bemühen, solche Sanktionen gemeinsam mit unseren Partnern in der Europäischen Gemeinschaft durchzuführen. Das ist schon deswegen selbstverständlich, weil das Maß der erzielten Wirkung — an dem man ja, wie wir alle wissen, ohnehin zweifeln kann — sicher davon abhängt, daß nicht einer oder zwei oder drei allein dies betreiben, sondern man es gemeinsam tut.
    Die Bundesregierung hat darauf aufmerksam gemacht, daß nach ihrer Überzeugung der Art. 113 der. Römischen Verträge die notwendige rechtliche Grundlage für ein gemeinschaftliches Vorgehen bietet, und sie wird in der Sitzung des Ministerrates in der nächsten Woche mit den Partnern darüber reden.
    Wir haben hinzugefügt — das ist manchmal mißverstanden worden, und deshalb will ich das aufklären —, daß wir im Außenwirtschaftsgesetz auch nationale Rechtsgrundlagen haben, um durch nationale Entscheidungen zu solchen Maßnahmen zu



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    kommen. Dies bedeutet nicht, daß wir etwa anstrebten, einen Alleingang zu unternehmen. Schon wegen des von mir erwähnten Wirkungsgrades wäre dies höchst unerwünscht. Wir gehen auch mit Sicherheit davon aus, daß dann, wenn wider Erwarten eine gemeinschaftliche Haltung nicht zustande kommen sollte — ich hoffe, daß das eine sehr theoretische Annahme bleibt —, die Mehrheit unserer Partner in Europa auf alle Fälle bereit sein wird, gemeinsam mit uns und anderen die notwendigen Schritte zu unternehmen.
    Meine Damen und Herren, dies ist für den Wirtschaftminister der Bundesrepublik keine erfreuliche Situation und auch keine angenehme Ankündigung, denn natürlich sind damit volkswirtschaftliche Kosten und in einzelnen Bereichen auch für einzelne Unternehmen Kosten verbunden. Aber es kommt wohl im gegenwärtigen Zeitpunkt darauf an, die Maßnahmen zu ergreifen, die weitere Risiken — die ja auch in der Öffentlichkeit diskutiert werden — ausschließen, um mindestens Zeit zu gewinnen, in der man vielleicht doch noch darauf hoffen kann, daß auf der anderen Seite das Maß an Vernunft und Rechtsachtung einkehrt, das wir für notwendig halten. Unter diesem Gesichtspunkt der Risikominimierung halten wir es in der Tat für notwendig, jetzt zu Entscheidungen zu kommen.

    (Vereinzelt Zustimmung bei der CDU/ CSU)

    Es geht dabei in erster Linie nicht mehr um ökonomische Betrachtungen — so wichtig die auch sind —, sondern um diese weiteren Überlegungen und natürlich um das bündnispolitische Verhältnis, um das Verhältnis der Europäer zu den Vereinigten Staaten. Die Bundesregierung wird das hier Notwendige und Geforderte tun.
    Es ist uns auch klar, daß dies energiepolitische Schwierigkeiten auslösen kann. Vorab möchte ich sagen — ich komme darauf nachher noch zu sprechen —: Die Versorgungslage ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt, wie wir alle wissen, so gut wie zu keiner vergleichbaren Zeit eines Jahres, was eine ganz natürliche Wirkung ist. Dann, wenn alle Welt davon redet, daß das Öl teurer und knapper wird, kaufen die Verbraucher und lagern möglichst viel ein. Sie verhalten sich völlig marktgerecht und marktkonform. Wir sollten auch nicht dazu beitragen, durch allzu übertriebene Befürchtungen, zu denen kein Anlaß besteht, weitere Käufe, hektische Käufe zu veranlassen.
    Wir haben einige unfreundliche Ankündigungen — die bisher erfreulicherweise nicht spezifiziert worden sind — aus Libyen und Algerien gehört; sie richteten sich in erster Linie gegen die USA und nicht gegen die Europäer. Wir haben mit Befriedigung vom Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate hier in Bonn am Montag gehört, sein Land habe nicht die Absicht, das Erdöl als politische Waffe einzusetzen, insbesondere nicht gegen die Europäer. Er hat diese Erklärung nach seinem Kenntnisstand auch für das ja entscheidende Öllieferland Saudi-Arabien mit abgeben können.
    Meine Damen und Herren, ich wiederhole, was ich an anderer Stelle gesagt habe: Man kann bei der Entscheidung über politische, auch über energiepolitische Fragen nicht bei jeder ersten Ankündigung einer unerfreulichen Konsequenz, eines Übels, in die Knie gehen, weil wir sonst aus der Haltung der Kniebeuge überhaupt nicht mehr herauskämen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Lassen Sie mich zur ökonomischen Analyse unserer Situation zurückkehren. Vorrangige wirtschaftspolitische Aufgaben bleiben auch in diesem Jahr die Stabilisierung des Preisniveaus und die Sicherung der verbesserten Beschäftigungslage. Wegen der neuen außenwirtschaftlichen Inflationsrisiken ist es unabdingbar, ein weiteres Ausufern des Preisauftriebs zu vermeiden. Die Stabilisierung des Preisniveaus ist die wichtigste Voraussetzung für Fortschritte im Beschäftigungsbereich. Wir wollen daher unsere Bemühungen darauf konzentrieren, so schnell wie möglich den Anschluß an den Stabilisierungserfolg von 1978 zu finden.
    Ich kann nur jedem, sei er Investor oder Konsument, Arbeitnehmer oder Arbeitgeber, raten, die Signale und die Daten, die in der Stabilitätspolitik gesetzt worden sind, zu beachten und bei seinem Verhalten in Rechnung zu stellen. Nichts wäre derzeit falscher, als die Entschlossenheit von Bundesbank und Bundesregierung zu unterschätzen, die Preissteigerungen unter Kontrolle zu bringen. Im Gegensatz zu 1973/74 sind dieses Mal alle Unternehmen, die großen genauso wie die kleinen und mittleren, von Zinssteigerungen betroffen. Ein Ausweichen der Großen ins Ausland ist angesichts der dort bestehenden und geforderten Zinshöhe kaum möglich.
    Zwangsläufig bekommt die Bauindustrie — wie wir wissen und was wir natürlich nicht begrüßen — hohe Zinsen immer besonders und immer zuerst zu spüren, insbesondere im Bereich des Hoch- und Wohnungsbaus. Aber können und sollen wir deshalb auf Stabilitätspolitik verzichten? Wir meinen, die richtige Antwort kann nur gerade in einer konsequenten Fortsetzung der Stabilitätspolitik bestehen.
    Das Arbeitsplatzdefizit und der durch die neuen Ölpreissteigerungen noch verstärkte Bedarf zur Strukturanpassung erfordern auch in diesem Jahr ein hohes Maß an Investitionen der Wirtschaft. Die Chancen dafür sind nicht schlecht. Eine weitere allmähliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Investitionstätigkeit bleibt erklärtes Ziel und praktische Politik der Bundesregierung. Sie wird deshalb auch angesichts der gewachsenen Risiken an ihrer mittelfristig angelegten Linie der Wirtschaftspolitik festhalten, die auf ein stetiges Wachstum bei vernünftigen Rahmenbedingungen ausgerichtet ist.
    Im übrigen gilt es auch fernerhin, soweit wie möglich Wachstumshindernisse abzubauen. Das ist ein wichtiger Weg, um ein relativ großes Investitionspotential zu mobilisieren, das sich heute nach wie vor behindert sieht, und damit auch Fortschritte auf dem Arbeitsmarkt zu erreichen.



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Es ist mehr als die Zufälligkeit des Kalenders, der ein neues Jahrzehnt anzeigt, es ist die Entwicklung der letzten Monate, die mich veranlaßt, die auf ein Kalenderjahr bezogene Perspektive des Jahreswirtschaftsberichtes zu verlassen und mich den längerfristigen Problemen zuzuwenden, die uns in den 80er Jahren begleiten werden. Daß es dabei naturgemäß nur um erste Trends gehen kann, die den Einstieg in die kommende Dekade charakterisieren, und nicht um eine genauere Verlaufsbeschreibung, muß ich an dieser Stelle nicht besonders betonen.
    Über die Ziele besteht unter uns wohl Einmütigkeit: hohes Beschäftigungsniveau auf der Basis eines stetigen Wachstums in Stabilität im Rahmen eines offenen Weltwirtschaftssystems. Daß wir dabei auch soziale Indikatoren und qualitative Maßstäbe wie z. B. Umweltschutz, den verstärkt sparsamen Umgang mit Rohstoffen und Energie, humanere Areitsbedingungen, den Schutz des Verbrauchers sowie eine gerechtere Verteilung der Zuwächse im Auge behalten, ist selbstverständlich. Diese Ziele sind aber leichter beschrieben als erreicht.
    Weitgehende Einigkeit besteht unter den Fachleuten, die sich gegenwärtig in großer Zahl mit den wirtschaftlichen Problemen der 80er Jahre beschäftigen, über einige wahrscheinliche Entwicklungslinien. Ich möchte sie im folgenden kurz skizzieren:
    Erstens. Die Produktivität wird in den nächsten Jahren voraussichtlich nicht wieder die gleich hohen Anstiegsraten wie vor der ersten Ölkrise 1973/74 erreichen.
    Zweitens. Wir müssen in den 80er Jahren einerseits von einer schrumpfenden Bevölkerungszahl, andererseits von einer zunächst noch ansteigenden Erwerbsbevölkerung ausgehen.
    Drittens. Weltweit ist die Inflationsgefahr noch lange nicht gebannt, im Gegenteil, die ölpreisbedingten Inflationsanstöße wurden durch interne Preisauftriebstendenzen verstärkt. Vor allem aber beobachten wir wieder zunehmende Divergenzen in den Preissteigerungsraten.
    Viertens. Die Veränderung der außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist dauerhaft und langfristig. Ich nenne nur die Stichworte: Ölpreise und OPEC, Ungleichgewichte im Nord-SüdVerhältnis und die daraus resultierende Forderung der Länder der Dritten Welt nach einer neuen Weltwirtschaftsordnung, Veränderungen im Weltwährungssystem und die Gefahren auf Grund zunehmender protektionistischer Tendenzen.
    Fünftens. Die Notwendigkeit des Strukturwandels zeigt sich immer deutlicher. Die Bereitschaft zum Strukturwandel dagegen nimmt vor allem in den Industrieländern eher ab. Strukturwandel ist notwendig innerhalb der nationalen Volkswirtschaften genauso wie im Verhältnis unter den Industrieländern und zwischen Industrie- und Entwicklungsländern, hier insbesondere den sogenannten Schwellenländern. Steigende Energiekosten zwingen zum Energiesparen sowie zur Erschließung alternativer Energien und erfordern eine entsprechende Anpassung des Produktionsapparats.
    Sechstens. Nicht einig sind sich die Fachleute, ob sich der technische Fortschritt in den nächsten Jahren weiter beschleunigt. Wir müssen ihn nutzen, um unsere Strukturprobleme gegenüber der Weltwirtschaft bewältigen zu können. Die Mehrheit der Fachleute sieht in ihm unsere wirtschaftliche Chance und nicht eine Gefahr für unsere Gesellschaft. Ich gehe davon aus: Der technische Fortschritt wird uns nicht überrennen; er wird uns helfen.
    Siebtens. Maßnahmen zur Umweltverbesserung müssen weltweit zunehmen, wobei es weniger darauf ankommt, umweltfreundliche Techniken durch staatliche Hilfe zu fördern, als darauf, sie durch geeignete Rahmenbedingungen zu fordern. Wir werden alle noch viel Phantasie bei der Beantwortung der Frage entwickeln müssen, wie man das ökologisch Notwendige ökonomisch effizient erreicht.
    Achtens. Schließlich dürfen wir auch die stärker hervortretenden sozioökonomischen Grenzen und Probleme des Wachstums nicht übersehen, die auf eine veränderte Einstellung der Gesellschaft zu Arbeit, Wachstum, technischem Fortschritt, Lebensinhalt und Rolle des Staates hindeuten. An der traditionellen Meßlatte des Bruttosozialprodukts gemessen, werden wir in den 80er Jahren wohl „kleinere Brötchen" als in den vorangangenen Jahrzehnten backen müssen. Dennoch — daran kann gar kein Zweifel bestehen — setzen die Bundesregierung und, wie wir meinen, auch die anderen westlichen Industrieländer auch für die nächsten Jahre unverändert auf eine angemessene Steigerung des Wirtschaftswachstums, wobei dies selbstverständlich möglichst ressourcenschonend verwirklicht werden soll. Denn nur so kann ein höheres Beschäftigungsniveau erreicht und die Arbeitslosigkeit abgebaut werden; denn nur so können wir unseren Verpflichtungen in den internationalen Institutionen — dies gilt gleichermaßen für die EG und die UNO wie für die NATO und vor allem gegenüber den Ländern der Dritten Welt — ohne größere Friktionen nachkommen.
    Selbstverständlich gibt es auch Wege, mit weniger Wachstum auszukommen. Aber das setzt voraus, daß wir die entsprechenden Konsequenzen ziehen, d. h. unsere Ansprüche an das Netz der sozialen Sicherung, an das staatliche Leistungsangebot usw. herunterschrauben. Aber dazu ist, soweit ich es sehe, der überwiegende Teil unserer Bevölkerung jedenfalls gegenwärtig nicht bereit. Vor allem sind die Politiker nicht dazu bereit. Keiner oder nur sehr wenige von denen, die sich gegen Wachstum aussprechen, nennen die vollen Konsequenzen einer solchen Entwicklung.

    (Zuruf des Abg. Ey [CDU/CSU])

    Auf einem anderen Blatt steht allerdings, ob wir in den nächsten Jahren angesichts der geänderten weltpolitischen und weltwirtschaftlichen Lage Wachstum in dem bisher anvisierten Maß realisieren können. Sich eventuell geringeren Wachstumsraten anzupassen ist aber etwas ganz anderes, als das Wachstumsziel von vornherein unterzubewerten und niedrig zu schreiben.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)




    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Welche generellen Lehren können wir aus dem Wirtschaftsverlauf in den vergangenen Jahren für die künftige Wirtschaftspolitik ziehen? Die Entwicklung von Beschäftigung und Preisen, Reallöhnen und Wirtschaftswachstum in den Jahren 1976 bis 1979 weist aus, daß unsere Wirtschaftspolitik insgesamt erfolgreich war. Das gilt insbesondere im internationalen Vergleich.
    Die exorbitanten Erhöhungen der Ölpreise haben diesen Erfolgstrend vorerst abgeflacht. Diese vergleichsweise guten Ergebnisse sind nicht zuletzt durch das wirtschaftspolitische Gesamtkonzept und das insgesamt verantwortungsbewußte Handeln aller Entscheidungsträger einschließlich der Tarifpartner begründet. Es geht von einer eindeutigen Arbeitsteilung aus und weist staatlichen Entscheidungsträgern und autonomen Gruppen klar umrissene Aufgaben mit der jeweils entsprechenden wirtschaftspolitischen Primärverantwortlichkeit zu.
    Die monetäre Politik hat dabei die primäre Aufgabe, den internen Geldwert zu sichern. Gelingt das, dann leistet sie damit auch ihren größtmöglichen Beitrag zur Vermehrung der Beschäftigung. Dem Staat fällt mit der Finanzpolitik und mit der Steuerpolitik die zentrale Aufgabe zu, für die Aufrechterhaltung günstiger Wachstumsbedingungen zu sorgen.
    Unsere Wirtschaftspolitik muß angesichts der gravierenden binnen- und außenwirtschaftlichen Anpassungsprobleme auf eine dauerhafte Verbesserung der Wachstumsbedingungen ausgerichtet bleiben. Dazu gehören die Sicherung der Wettbewerbsordnung im Innern und die Absage an Protektionismus, der Abbau von Wachstumshemmnissen, so daß der Mut zu Innovationen gefördert, die Mobilität und Qualität von Arbeit und Kapital verbessert und die Risikobereitschaft erhöht wird. Dazu gehören auch eine marktwirtschaftlich orientierte Forschungs- und Entwicklungspolitik, die Sicherung der Energieversorgung in den 80er Jahren ebenso wie vorübergehende Anpassungshilfen im strukturellen Wandel der Wirtschaft, finanzpolitische Auffangstellungen für unvorhersehbare Konjunkturrisiken und die Sicherung des sozialen Netzes.
    Der Einkommenspolitik der autonomen Tarifparteien obliegt die primäre Verantwortung für das mit einer niedrigen Inflationsrate erreichbare gesamtwirtschaftliche Beschäftigungsniveau. Die Vergangenheit hat gezeigt, daß staatliche Ausgabenprogramme die Beschäftigung nur in sehr beschränktem Umfang sichern können.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Der selbsttragende Wachstumsprozeß kam erst nach einer deutlichen Verbesserung der staatlich beeinflußbaren Investitionsbedingungen zustande.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Späte Einsicht!)

    Das allein hätte jedoch nicht ausgereicht; wesentlich war, daß auch eine verantwortungsbewußte Lohnpolitik der Tarifparteien den Weg für mehr Wachstum ebnete.
    Wenn Herr Kollege Waigel den Zwischenruf „späte Einsicht" macht, bin ich gern bereit, ihm
    meine Reden, die ich von diesem Platz aus in den Jahren 1972, 1973, 1974 gehalten habe, zur Verfügung zu stellen. Damals habe ich dasselbe gesagt.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Zuruf des Abg. Dr. Waigel [CDU/CSU])

    Ich hoffe, wir alle sind uns in diesem Haus darüber einig, daß wir mit dieser Grundkonzeption auch für die Zukunft am besten gerüstet und zur Bewältigung der anstehenden Probleme in der Lage sind.
    Über den konkreten Inhalt dieser Wirtschaftspolitik ist heftig gestritten worden — es gibt ja noch so Erinnerungszuckungen —, nicht nur zwischen Regierung und Opposition. Auch externe Ratgeber wie der Sachverständigenrat, die großen wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute und die wirtschaftspolitischen Beratungsorgane auf beiden Seiten der Tarifparteien haben zur Klärung des richtigen Kurses der Wirtschaftspolitik beigetragen. Von der zeitweisen Polarisierung der wirtschaftspolitischen Diskussion — hier Vorherrschen der gesamtwirtschaftlichen Angebotspolitik, dort Schwergewicht auf staatlicher Nachfragepolitik — hat die Politik der mittleren Linie, die die Bundesregierung seit 1975 im großen und ganzen durchhält, erheblichen Nutzen gezogen. Dadurch wurde in der öffentlichen Meinung Raum für die Durchsetzung einer vernünftigen Politik geschaffen, die die Wachstumsbedingungen der Wirtschaft hinreichend stärkt, ohne die gesamtwirtschaftlichen Nachfrageperspektiven aus dem Blick zu verlieren.
    Mit einseitigen Akzentsetzungen zur einen wie zur anderen Seite hätten wir die Erfolge nicht erreicht. Dabei wäre zudem der soziale Konsens gefährdet worden. Aber der ist eine zentrale gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingung für erfolgreiche Wirtschaftspolitik.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Ein Blick in die internationale Wirtschaftspolitik zeigt, daß sich viele Länder zu fragen beginnen, was ihre Wirtschaftspolitik angesichts der Probleme der 80er Jahre von der deutschen Wirtschaftspolitik übernehmen könnte. Nachdem die einseitig nachfrageorientierte Lokomotiven-Theorie im Schuppen steht, die Konvoi-Theorie abgewrackt ist, stößt unser wirtschaftliches Konzept der breit angelegten Verbesserung der Wachstumsbedingungen zur Erleichterung des strukturellen Anpassungsprozesses auf ein gesteigertes internationales Interesse.

    (Dr. Langner [CDU/CSU]: Siehe die Bewertung der D-Mark!)

    — Den Zwischenruf, Herr Kollege, überhöre ich lieber. — Auch in der wirtschaftspolitischen Diskussion der OECD steht dieses Thema inzwischen obenan. Der OECD-Ministerrat hat im Sommer letzten Jahres eine Reihe von wichtigen Orientierungen für die mittelfristige Wirtschaftspolitik im internationalen Bereich verabschiedet, die die Bundesregierung in der mittelfristigen Ausrichtung ihrer Wirtschaftspolitik bestärken. Die Inflation wurde als das hauptsächliche Wachstumshindernis auf mittlere Sicht identifiziert. Der OECD-trade-pledge,



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    der die Verpflichtung zu einem freizügigen Welthandelssystem enthält, wurde wiederum für ein Jahr verlängert. Ein Programm zur Entwicklung positiver Anpassungspolitiken wurde gebilligt mit dem Ziel, den weltweiten Strukturwandel zu erleichtern.
    Erfreulicherweise hat sich in den letzten Jahren international und nicht nur bei den Politikern, sondern zunehmend auch in breiten Kreisen der Bevölkerung die Einsicht durchgesetzt, daß Inflation keine Arbeitsplätze schafft, sondern längerfristig die Arbeitslosigkeit vergrößert.

    (Beifall bei der FDP, der SPD und der CDU — Dr. Sprung [CDU/CSU]: Das hat lange gedauert!)

    — Daran haben wir heftig gearbeitet, Herr Kollege. Bis wir das in das Kommuniqué über den Londoner Weltwirtschaftsgipfel auf deutsche Anregung hin bekommen haben, waren mühsame Arbeiten und Anstrengungen notwendig. Aber schließlich hat es gereicht.

    (von der Heydt Freiherr von Massenbach [CDU/CSU]: Wen mußten Sie denn hauptsächlich überzeugen? — Zuruf von der CDU/CSU: Den Mister 5 %! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Schauen Sie sich einmal die Ergebnisse des Jahres 1978 an, wo wir bei den Preissteigerungsraten gelegen haben!

    (Pieroth [CDU/CSU]: 19721)

    — Nach 1972 haben wir eine erfolgreiche Stabilitätspolitik betrieben und sind 1973/74 von den ölpreisbedingten Preiserhöhungen in einem Stadium getroffen worden, als hier die Stabilitätspolitik bereits eingeleitet war.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Zuruf des Abg. Pieroth [CDU/CSU])

    Meine Damen und Herren, eine solche Haltung stärkt auch die Bereitschaft zur Stabilitätspolitik in unseren Nachbarländern, obwohl das auf kürzere Frist zunächst noch eine Zunahme der Zahl der Arbeitslosen bedeutet. Die Verwerfungen auf Grund jahre- bzw. jahrzehntelanger Inflation und die daraus erwachsende Inflationsmentalität können nicht von heute auf morgen aus der Welt geschaffen werden. Deshalb wird die stabilitätspolitische Orientierung der finanz- und geldpolitischen Globalsteuerung in den nächsten Jahren nach unserer Auffassung eine zentrale Rolle spielen.
    Dabei kann es nicht um eine Bekämpfung direkter Ölpreissteigerungen gehen; wohl aber müssen die davon ausgehenden Sekundärauswirkungen möglichst gering gehalten werden. Gleichzeitig muß die weltweit wieder zunehmende hausgemachte Geldentwertung gedämpft werden, was nur gelingen kann, wenn auch Tarifparteien und Unternehmen ihren Beitrag dazu leisten. Erreicht die Stabilitätspolitik ihr Ziel nicht, werden wir noch am Ende der 80er Jahre unter den Unterlassungen zu Beginn dieser Dekade zu leiden haben.
    Wir wissen heute, daß kein Land von sich aus in der Lage ist, die sich weltweit abzeichnenden wirtschaftspolitischen Probleme mit Mitteln der nationalen Politik allein zu steuern. Gerade auch angesichts, der sich abzeichnenden weltweiten Leistungsbilanzungleichgewichte zwischen Ölerzeuger- und Ölverbraucherländern ist eine internationale Abstimmung notwendiger denn je. Die Bundesregierung wird weiterhin ihren Beitrag dazu leisten, innerhalb der EG und der OECD, mit unseren Freunden in den USA, in Kanada und in Japan, aber auch im Rahmen von GATT, IWF und UNCTAD.
    Im Währungsbereich kommt zwangsläufig den Vereinigten Staaten die Schlüsselrolle zu. Auch im heutigen System ist und bleibt der Dollar die zentrale Reserve- und Transaktionswährung der Welt. Daran wird sich auch nichts ändern. Die Entscheidung der USA, bis 1981 das interne Energiepreisniveau schrittweise an das Weltmarktniveau heranzuführen, ist eine fundamentale Voraussetzung für die Stabilität der Weltwährungsbeziehungen in den kommenden Jahren.
    Die Bunderegierung begrüßt deshalb auch die nachdrücklichen Bemühungen der Vereinigten Staaten um eine Stabilisierung des Dollars. Für die 80er Jahre scheint mir die Stabilität der internationalen Währungs- und Finanzbeziehungen eine eminente Vorbedingung für ein ausreichend hohes Wachstum zu sein.
    Die amerikanischen Bemühungen allein genügen allerdings nicht. Neben der Lösung des Recyclings der Ölgelder sind insbesondere auch verstärkte Anstrengungen der Ölverbraucherländer zur strukturellen Verbesserung ihrer Leistungsbilanzen notwendig.
    Wie, meine Damen und Herren, wird sich in den nächsten Jahren das Welthandelssystem entwikkeln? Zweifellos werden die OPEC-Staaten und die anderen rohstoffproduzierenden Länder einen größeren Anteil am Welthandel haben. Der Wettbewerbsdruck von seiten der westlichen Industrieländer bleibt sicherlich bestehen. Wir müssen uns sogar darauf einstellen, daß dieser Wettbewerbsdruck durch die Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft eher zu- als abnimmt. Es bleibt darüber hinaus auch der Importdruck und damit der Anpassungsdruck von seiten der sogenannten Schwellenländer auf die Industrieländer, der schon in den letzten Jahren deutlich spürbar war. Aller Voraussicht nach wird sich dieser Druck aber nicht wesentlich intensivieren, da sich die Zahl der Schwellenländer kaum schnell vergrößern wird und das selbstgesteckte Ziel der-Entwicklungsländer, d. h. 25 % Anteil an der Weltindustrieproduktion, nicht realistisch ist. Unseren Bemühungen, den internationalen Strukturwandel zu fördern, dürfte aber nur ein geringer Erfolg beschieden sein, wenn es uns nicht gelingt, das bestehende Welthandelssystem auch institutionell weiter auszubauen. Von entscheidender Bedeutung ist deshalb für mich der erfolgreiche Abschluß der Tokio-Runde des GATT im letzten Sommer, wobei ich vor allem die Vereinbarungen über die nichttarifären Handelshemmnisse hervorheben möchte. Sie schaffen einen Rahmen für mehr Disziplin und



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    für mehr Transparenz. Weitere Anstrengungen sind aber notwendig. Deshalb müssen wir den Impuls der Tokio-Runde durch neue Impulse erhalten oder möglichst noch verstärken.
    Ich habe, meine Damen und Herren, gestern bei der Eröffnung der Hannover-Messe darum auch noch einmal ausdrücklich betont, daß wir dem Ansinnen einzelner Branchen nach außenwirtschaftlichen Schutzmaßnahmen nicht nachkommen werden — auch dann nicht, wenn dazu Anregungen aus den Reihen der Opposition auf meinen Schreibtisch kommen. Sich an die geänderten Marktdaten anzupassen, ist und bleibt eine unternehmerische Aufgabe. Nicht Protektionismus und Subventionsbegehren an den Staat, sondern die aktive Annahme der Herausforderung werden für die Industrieländer auf Dauer die bekömmlichste Reaktion auf den zunehmenden internationalen Wettbewerb, auf den gewachsenen Druck zur Strukturanpassung sein. Weder aus binnen- noch außenwirtschaftlichen Gründen hätte eine investitionslenkende Strukturpolitik Erfolge zu erwarten. Dies gilt für Maßnahmen, die aus Brüssel kommen, genauso wie für Maßnahmen, die in den einzelnen Hauptstädten beschlossen werden.
    Wir müssen vielmehr alle versuchen, unsere spezifischen Standortvorteile auszunutzen. Die Entwicklungsländer werden sich auf die standardisierten Fertigprodukte spezialisieren und die besonders arbeitsintensiven Produktionen übernehmen. Die Industrieländer — und das heißt: auch die Bundesrepublik — werden sich weiter spezialisieren und auf die Produktion von know-how-intensiven Produkten konzentrieren missen. Wir machen dabei Fortschritte. Auch das sieht man in Hannover deutlich.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

    Nur diese sind bei unserem hohen Lohnniveau zu einem internationalen Wettbewerbspreis in großem Umfange absetzbar.
    Selbstverständlich wird auch die nationale Wettbewerbspolitik bei uns weiterhin eine zentrale Rolle spielen. Die vierte Kartellnovelle tritt in diesen Tagen in Kraft. Weil ich, meine Damen und Herren, leider nicht an der dritten Lesung hier im Bundestag und der abschließenden Beratung im Bundesrat teilnehmen konnte, nutze ich diese Debatte, um noch einmal ausdrücklich auf die Übereinstimmung aller Fraktionen in den ordnungspolitischen Grundsatzfragen hinzuweisen und mich für die sachliche und zügige Beratung der Kartellnovelle zu bedanken.
    Von einer konsequenten Wettbewerbspolitik werden nicht nur die inländischen Konsumenten profitieren, sondern auch unsere Unternehmen — auch wenn diese das manchmal nicht einsehen mögen —, deren internationale Wettbewerbsfähigkeit dadurch gestärkt wird.
    Daneben werden wir natürlich auch unsere Konsultationen über ein internationales Kartellrecht fortsetzen, wenngleich wir hier realistischerweise mit raschen Erfolgen nicht rechnen können.
    Meine Damen und Herren, an dieser Stelle scheint es angebracht, ein Wort zur deutschen Leistungsbilanz zu sagen. Das Leistungsbilanzdefizit des vergangenen Jahres geht auf den konjunkturellen Einfuhrsog, auf strukturelle Entwicklungen in der Dienstleistungsbilanz, vor allem jedoch auf die drastische Verteuerung des Mineralöls zurück. Anders als nach der Ölkrise von 1973/74 können wir dieses Mal nicht davon ausgehen, daß sich das Leistungsbilanzdefizit ohne weiteres zurückbildet. Die konjunkturelle Komponente verändert sich zwar, die strukturellen Einflüsse bleiben jedoch wirksam, und — davor können und dürfen wir die Augen nicht verschließen — insbesondere die Belastung durch die Ölrechnung wird weiter zunehmen. Für die Zukunft werden wir mit einem länger anhaltenden Anstieg des realen Ölpreises — d. h. der tatsächlich gezahlten Ölpreise — über die Preisentwicklung für industrielle Güter hinaus rechnen müssen.
    Außerdem — und dies muß man mit Nachdruck sagen — wird die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit einem sich international verschärfenden Konkurrenzdruck ausgesetzt sein. Deshalb müssen wir alles unternehmen, ein international konkurrenzfähiges Kostenniveau zu behalten. Wenn ich manche der sozialpolitischen Vorschläge der jüngsten Tage aus vielen Ecken und Richtungen lese und mich frage, woher das bezahlt werden soll, weiß ich nicht, wie wir unter solchen Umständen, bei solchen Anregungen dieses international konkurrenzfähige Kostenniveau wirklich bewahren sollen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Meine Damen und Herren, der Trend zu real wachsenden Ölpreisen und zu einem steigenden Konkurrenzdruck vom Weltmarkt, der sich im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung abspielt, kann und muß von der deutschen Wirtschaft als Anstoß zu verstärkten Anstrengungen genutzt werden, Rationalisierungen vorzunehmen, neue Marktlükken zu entdecken und sie zu nutzen und neue Produkte zu entwickeln. Die real steigenden Ölpreise bieten zugleich eine Chance, deutliche Fortschritte bei der Anpassung des Produktionsapparates und der Konsumgewohnheiten an die neuen Kostenstrukturen zu machen.
    Kurzfristig stellt das Leistungsbilanzdefizit für uns zwar kein wirtschafts- und währungspolitisches Problem dar; es trägt im Gegenteil international zu einer gleichmäßigeren Verteilung der Leistungsbilanzdefizite der Industrieländer bei und erleichtert deren Wachstumspolitik sowie die Stabilisierung des ölpreisbedingten Umschichtungsprozesses der Finanzmärkte und der Währungsbeziehungen.
    Mittel- und längerfristig müssen wir jedoch auch im Interesse der internationalen Arbeitsteilung erhöhte Leistungen erbringen, was eine Verbesserung unserer Produktionsstruktur und entsprechend hohe Investitionen voraussetzt. Auf längere Sicht könnten anhaltende deutsche Defizite von der internationalen Finanz- und Geschäftswelt — zu Recht oder zu Unrecht — als Zeichen dafür interpretiert werden, daß die Bundesrepublik ihre Fähigkeit verloren habe, in ausreichendem Maße mit den wirt-



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    schaftlichen Schwierigkeiten der Energieverknappung fertig zu werden.

    (Dr. Sprung [CDU/CSU]: Sie wird es schon!)

    Ich stimme dem, was der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie gestern in Hannover gesagt hat, durchaus zu: Wir gehen nicht kleinmütig in das nächste Jahrzehnt; wir schaffen diese Anpassung, und wir werden am Ende des Jahrzehnts auch sehen, daß wir sie geschafft haben.
    Der internationale Wert der D-Mark hängt von unserem Leistungsvermögen ab. Deshalb müssen wir alle Kraft aktivieren, daß sich die mittelfristigen Stabilitätserwartungen bezüglich der Krisenbewältigung nicht zuungunsten der Bundesrepublik verändern. Ein Schwund an Vertrauen in unsere bisher außerordentlich anpassungsfähige Wirtschaft, der wir im übrigen, Herr Kollege Sprung, auch nicht das Wort reden sollten, könnte schnell in eine dauerhafte Abwertung der D-Mark mit allen negativen Konsequenzen für das inländische Preisniveau und für den sozialen Frieden in unserem Land, die damit verbunden wären, münden.

    (Pieroth [CDU/CSU]: Aber es läuft doch!)

    Die Bundesrepublik muß deshalb zum außerwirtschaftlichen Gleichgewicht finden, indem sie ihrem gesamten Güterangebot ein verbessertes Preis-Leistungs-Verhältnis gibt. Mit anderen Worten: Wir müssen auch die Kostensteigerungen so niedrig wie möglich halten und die Produktivität unserer Wirtschaft durch raschen technischen Fortschritt und eine beschleunigte Strukturanpassung erhöhen. Die Bundesrepublik hat als hochentwickelte Volkswirtschaft im internationalen Entwicklungsprozeß die Aufgabe, durch langfristige Nettokapitalexporte den Ländern der Dritten Welt das für ihre Entwicklung notwendige Kapital zur Verfügung zu stellen.

    (Dr. Sprung [CDU/CSU]: Das macht sie nur nicht!)

    — Das kann sie im Augenblick nicht, weil sie es an die OPEC-Länder zahlen muß; das ist richtig. Diesen Zustand müssen wir aber überwinden.
    Schlagzeilen hat in den letzten Wochen die Meldung über die Kreditaufnahme des Bundes im Ausland gemacht. Ich muß gestehen, daß ich die damit verbundene Aufregung nicht verstanden habe. Insbesondere angesichts unseres Leistungsbilanzdefizits ist die Inanspruchnahme der Finanzierungsquelle Ausland wirtschaftlich vernünftig, zumal wir uns mit den im Ausland aufgenommenen Geldern im Kreditrahmen des Haushaltsgesetzes 1980 bewegen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Pieroth [CDU/CSU]: Wir sind pleite! Dann müssen wir ja Kredite aufnehmen!)

    Die Tatsache der Kreditaufnahme im Ausland darf nicht gleichgesetzt werden mit einer insgesamt großzügigeren Kreditfinanzierung. Es bleibt bei unserem Ziel der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte.
    Die Finanzierung im Ausland ist für uns auch keine Dauerregelung, zumal sich eine solche nicht mit unserer längerfristigen Rolle in der Weltwirtschaft, wie ich sie eben skizziert habe, vertragen würde.

    (Roth [SPD]: Sehr richtig!)

    Im übrigen, meine Damen und Herren, scheint mir das Gerede über eine unangemessene Abhängigkeit, die dadurch entstehe und in die wir mit der bisherigen Kreditaufnahme geraten seien, fehl am Platze zu sein; dies erscheint unter internationalen wirtschaftspolitischen Gesichtspunkten und deren Zusammenhängen reichlich kleinkariert.

    (Roth [SPD]: Provinziell!)

    Meine Damen und Herren, im unmittelbaren Kontext mit der Leistungsbilanz stehen unsere Energieprobleme. Das ölpreisbedingte Defizit in unserer Leistungsbilanz läßt sich längerfristig nur abbauen, wenn wir Ursachentherapie betreiben, d. h. die Politik des „weg vom Öl" konsequent fortsetzen. Auch im Energiebereich müssen wir in längerfristigen und umfassenden Perspektiven denken. Zwar haben wir keine kurzfristigen mengenmäßigen Ölversorgungsprobleme; wir sind, wenn auch zu gestiegenen Preisen, gut über den relativ milden Winter gekommen.

    (Ey [CDU/CSU]: Das ist alles relativ!)

    Für 1980 könnte sich, wie das Abbröckeln der internationalen Spitzenpreise zeigt, sogar eine relativ entspannte Situation ergeben, allerdings zu dem gewiß hohen Preis, daß die Ölnachfrage weltweit durch geringes Sozialproduktwachstum gefährdet wird. Trotz des derzeit ungehinderten Ölzuflusses befindet sich die Welt aber weiterhin in einer äußerst labilen Versorgungslage, in der Förderkürzungen durch die Produzentenländer jederzeit zu befürchten sind, schon relativ geringfügige Ausfälle zu Störungen führen würden und in der wir nicht allgemein von einer berechenbaren Politik dieser Länder ausgehen können. Die Erfahrungen in Iran haben uns dies gelehrt. Hoffentlich wiederholen sie sich nicht in Kürze.
    Niemand kann übersehen, daß die Weltenergieversorgung mittel- und langfristig durch wachsende Ungleichgewichte zwischen Nachfrage und Angebot gefährdet erscheint. Bei aller Skepsis gegenüber Versuchen, die Weltenergieversorgung der nächsten 50 Jahre abzutasten, müssen wir doch zur Kenntnis nehmen, daß alle Prognosen namhafter internationaler Institutionen mit einer Verdoppelung des Weltenergieverbrauchs bis zum Jahre 2000 und mindestens einer Verdreifachung bis zum Jahre 2030 rechnen. Denn selbst ein angenommenes mäßiges Wirtschaftswachstum und deutliche Einsparerfolge in den Industrieländern dürften durch die Verbrauchszuwächse der Entwicklungsländer mehr als aufgewogen werden, bei denen starkes Bevölkerungswachstum und Nachholbedarf zusammenwirken. Dem steht aus heutiger Sicht ein Angebot gegenüber, das sich zwar mit steigendem Preisniveau und verbesserter Technologie noch beträchtlich ausdehnen läßt; aber wir kommen an drei Tatsachen nicht vorbei.



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Erstens. Die Vorräte an fossilen Energien und auch an Uran sind endlich. Je nach Knappheitsgrad orientieren sich deren Preise mehr und mehr an den Produktionskosten für Ersatzenergien.
    Zweitens. Die meisten Länder mit Energievorräten streben daher eine Streckung ihrer Ressourcen an und beschränken die Förderung auf eine Menge, deren Erlöse ausreichen, um die Kosten der Entwicklung ihres Landes jeweils zu decken. Diese aus nationaler Sicht ökonomische Rationalität kann man keineswegs pauschal verurteilen.
    Drittens. Die Mobilisierung der technisch vorhandenen Vorräte erfordert lange Zeiträume, hohe Investitionen, große Anstrengungen bei Forschung, Entwicklung und Markteinführung neuer Energietechnologien sowie — dieses Problem unterschätzen wir keineswegs — bei der Lösung der Umweltschutzfragen.
    Am deutlichsten werden diese Probleme beim Öl, das heute 45 % des Weltenergieverbrauchs deckt. Die meisten Fachleute gehen davon aus, daß die Förderung von konventionellem Öl, wie es jetzt so schön heißt, nicht mehr nennenswert erhöht wird oder daß sie sogar stagniert. Erst langfristig könnten zunehmende Ölmengen aus unkonventionellen Quellen — ich nenne z. B. Teersände, Ölschiefer, Schweröle — zusammen mit Öleinsparung und Ölsubstitution wieder eine gewisse Entlastung bringen. Wir haben hier eine Durststrecke zu überwinden, die für alle ölimportierenden Länder eine Gratwanderung werden kann. Deswegen habe ich auch am Anfang dieses Jahres das Bild vom Abgrund gewählt, an dem man uns halten will. Wir müssen uns deshalb stetig und nachdrücklich um ein international abgestimmtes und gleichgerichtetes Verhalten, insbesondere der Industrieländer bemühen. Dabei gibt es immer wieder Schwierigkeiten — ich will das gar nicht verschweigen —, die vor allem darauf beruhen, daß einerseits das Vertrauen der einzelnen Regierungen in die Marktkräfte und andererseits ihr Zutrauen in die Wirksamkeit staatlicher Eingriffe recht unterschiedlich ist.
    Im Februar habe ich die im Verlaufe dieses Jahres in der Internationalen Energie-Agentur und auf dem Weltwirtschaftsgipfel anzusteuernde Linie mit unseren amerikanischen Freunden eingehend diskutiert. Wir hatten recht unterschiedliche Ausgangspunkte, einigten uns aber auf eine gemeinsame Linie, die von den Mitgliedsländern der Internationalen Energie-Agentur getragen werden kann. Wir wollen in Zukunft — das wird sich schon auf der Ministerratssitzung im Mai zeigen, wie ich hoffe — allzu ausgedehnte und leicht ins Mechanistische abgleitende Zahlendiskussionen vermeiden und uns mehr mit dem Umfang und der Wirksamkeit der energiepolitischen Maßnahmen der einzelnen Länder befassen. Wir sind uns darüber einig, daß wir leider die wieder einmal allzu sprunghaft gestiegenen Ölpreise benutzen müssen, um unsere Abhängigkeit vom Cl schneller zu verringern, zugleich aber alles tun müssen, um während dieses sicherlich schmerz-. haften Prozesses die westliche Solidarität und Zusammenarbeit auch innerhalb der Europäischen Gemeinschaft vor größeren Belastungsproben zu be-
    wahren. Dabei müssen wir im Auge haben, daß die sich abzeichnenden Energieprobleme des Ostens die ohnehin schwierige Weltenergiesituation weiter verschärfen können. Schließlich ist nicht zu übersehen, daß in maßgeblichen Ölländern und Regionen Spannungen bestehen, deren Verschärfung jederzeit zu erheblichen Versorgungsstörungen führen kann und die Zündstoff für eine allgemeine Konfrontation enthalten.
    Diese Entwicklung wird durch die Verbindung mit den Nord-Süd-Problemen noch akzentuiert. Wir müssen deutlich sehen, daß die Entwicklungsländer über die sie bereits jetzt bedrückenden und noch wachsenden Zahlungsbilanzprobleme hinaus langfristig von steigenden Preisen und tendenzieller Verknappung der Ölversorgung besonders betroffen werden. Dies gilt nicht zuletzt für die sogenannten Schwellenländer, die auf das leicht transportierbare und vielseitig einsetzbare Cl angewiesen sind. Wenn die Ölpreisexplosion nicht zu einer weiteren Verzögerung der Teilnahme dieser Staaten an Weltwirtschaft und Wohlstand führen soll, müssen international verstärkte Anstrengungen unternommen werden, um ihre Abhängigkeit von Ölimporten zu senken, ihre eigenen Ressourcen zu entwickeln und die auch bei ihnen bestehenden Einsparmöglichkeiten auszuschöpfen.
    Über die Bereitstellung finanzieller Mittel hinaus, an der sich gerade auch die OPEC-Länder stärker als bisher beteiligen sollten, müssen die Entwicklungsländer durch Beratung und Aufklärung über die Notwendigkeit der Anpassung ihrer Energiestrukturen zugleich zu verstärkter .Eigeninitiative angeregt werden.
    Für die Industrieländer, meine Damen und Herren, kann es schon bald heißen, daß sie einen absoluten Rückgang der ihnen bisher zur Verfügung stehenden Ölmengen hinnehmen müssen, weil ein konstantes Weltölangebot zunehmend von den Entwicklungsländern, von den Ölländern selbst und — ab Mitte der 80er Jahre — vielleicht auch von den RGW-Ländern, also den Ostblockländern, beansprucht wird.
    Was sind die Konsequenzen? Der Schlüsselrolle der Energieversorgung für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung entspricht die zentrale Bedeutung adäquater wirtschafts- und energiepolitischer Maßnahmen. Diese Antwort kann nur ein. kombinierter Ansatz von Energie- und Wirtschaftspolitik sein, der auf Anpassung der Strukturen von Produktion und Energieversorgung an knapper werdendes und sich real verteuerndes 01 ausgerichtet ist. Energiesparende Produktion einerseits und eine Politik des „weg vom 01" andererseits durch konsequente Entwicklung von Alternativen zum 01 — das sind die Ziele, die schnell und mit Nachdruck anzusteuern sind.
    Die deutsche Energiepolitik ist seit Jahren auf diese Perspektiven ausgerichtet. Die Erfolge dieser Politik sind spürbar. Wir haben nicht wie andere Länder Barrieren gegen die vom internationalen Markt ausgehenden Signale durch die Ölpreissteigerung errichtet. Der Verbraucher bekommt bei uns, so hart es im Einzelfall sein mag, die Marktsignale



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    unverfälscht zu spüren. Er reagiert darauf, wie der relativ geringe Anstieg des Mineralölverbrauchs im Jahre 1979 — trotz eines harten Winters, besonders hoher PKW-Zulassungszahl und Sonderkonjunktur im ölintensiven Chemiebereich — zeigte, auch mit einem sparsameren Umgang.
    Der Mineralölanteil am Energieverbrauch fiel von 55 % im Jahre 1973 auf 51 % im Jahre 1979 zurück, In den Jahren seit 1970 stieg der Mineralölverbrauch durchschnittlich um knapp 2 % pro Jahr, während das Bruttosozialprodukt um knapp 3 wuchs. In deutschen Kraftwerken hat das 01 nur noch einen Anteil von 8 %. Auch dies ist ein Erfolg, nicht zuletzt im internationalen Vergleich, vorausschauender Energiepolitik.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Wir haben mit massiven Hilfen des Staates und der Verbraucher eine Kohlepolitik durchgehalten, die gerade in dieser Zeit extremer Unsicherheiten und Risiken ihre Bestätigung findet. Wir haben schließlich ein mehrjähriges Einsparprogramm, das auf ein schrittweises Ausschöpfen der noch bestehenden Einsparpotentiale gerichtet ist, das laufend überprüft und, wo nötig, akzentuiert wird. Die international vorbildlichen Erfolge des 4,35-MilliardenDM-Programms nenne ich nur als Beispiel.
    Wir wissen alle, daß nicht zuletzt auch der Markt inzwischen Preissignale gesetzt hat, die Wirtschaft und Verbraucher zum sparsameren Umgang mit Energie veranlaßt haben.
    Aber, meine Damen und Herren, auf dieser Erfolgsbilanz wollen wir uns nicht ausruhen. Wie im Jahreswirtschaftsbericht ausgeführt, werden wir die Politik der sparsamen und rationellen Energienutzung fortsetzen. Inzwischen haben sich Steinkohlebergbau und Elektrizitätswirtschaft über eine Aufstockung und eine Verlängerung des langjährigen Abnahmevertrags geeinigt. Ich möchte auch hier dankbar notieren, daß gestern auf der Messe in Hannover der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie diesen Vertrag ausdrücklich begrüßt und ihm seine Unterstützung zugesichert hat.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Wenn nunmehr in Kürze die dazu notwendigen gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen sind, ist damit die politische Forderung aller Parteien hier im Bundestag, nämlich Vorrang für die deutsche Steinkohle bei unserer Energieversorgung, erfüllt.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Wir werden hierüber in der nächsten Woche ausführlich im Rahmen der Debatte über die Novelle des Verstromungsgesetzes diskutieren.
    Zusammen mit den Kohlemengen, die bei Realisierung des kürzlich beschlossenen Kohleveredelungsprogramms benötigt werden, rechnen wir gegen Ende der 80er Jahre mit einem starken Anstieg der Kohlenachfrage. Auch deshalb war es notwendig, die Voraussetzungen für eine zusätzliche vorsichtige Öffnung des deutschen Marktes für Importkohle zu schaffen. Dies ist Voraussetzung, um in der Industrie das zur Wärmeerzeugung noch in beträchtlichem Umfang verbrannte schwere Heizöl zu ersetzen. Eine solche Substitution würde absichern, daß wir unser international für 1985 vereinbartes Olimportziel erreichen können.
    Langfristig, meine Damen und Herren, strebt die Bundesregierung eine vollständige Verdrängung des schweren Heizöls auch aus den Kraftwerken an. Es ist heute sicher zu früh, hierfür einen Termin zu nennen, aber die Elektrizitätsunternehmen müssen sich beizeiten darauf einstellen. Dieser Schritt, der von der Weltölsituation her bereits heute geboten ist und in Zukunft noch dringlicher wird, setzt — das muß ich deutlich sagen — auch voraus, daß in unserem Lande wieder Kernkraftwerke gebaut werden

    (Glos [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    — ich hoffe, Sie unterstützen das in Ihrem Wahlkreis, Herr Kollege Glos —, ein Bereich, in dem wir ohnehin Versäumtes nachzuholen haben. Besonders gern erwähne ich deshalb auch die Einigung, die der Herr Bundeskanzler mit den Ministerpräsidenten der Länder über die Entsorgungsgrundsätze erzielt hat. Sie sind eine wichtige Grundlage für weitere Fortschritte im Energiebereich. Die Bundesregierung begrüßt die Bemühungen der hessischen Landesregierung zur Wiederaufbereitung von Kernbrennstoffen, und sie hört mit Aufmerksamkeit nach Niedersachsen, ob auch dort solche Vorstellungen spät, aber nicht zu spät wieder Gestalt annehmen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Fragen Sie mal die SPD!)

    — Die hat doch dort nicht die Mehrheit. Oder wie ist das?
    Wir müssen die Übergangszeit, die uns bleibt, nutzen. Das beschlossene Kohleveredelungsprogramm wird ab Mitte bis Ende der 80er Jahre zu unserer 01- und Gasversorgung beitragen können. Auch die Umstrukturierung des Energieverbrauchs, die Einführung neuer, energiesparender Geräte, Maschinen, Kraftfahrzeuge und Heizungssysteme zur Verdrängung des Öls benötigen viel Zeit — trotz beschleunigend wirkender staatlicher Rahmenbedingungen und Anreize. Sparen und Substitution bleiben daher Daueraufgaben und sind keine einmaligen Kraftakte. Sie stellen sich den gewerblichen Verbrauchern, bei denen Energie zwar als Kostenfaktor schon immer aufmerksam verfolgt wurde, die es aber nicht beim Weiterwälzen von Kosten belassen dürfen. Sie stellen sich genauso den privaten Verbrauchern, von denen künftig ein noch ausgeprägteres Energiebewußtsein und ein noch rationaleres Verhalten gefordert werden muß. Ich, meine Damen und Herren, bezweifle jedenfalls, daß der Verbraucher vom Staat zum Sparen gezwungen sein will. Ich vertraue darauf, daß mündige Bürger auch ohne staatliche Verbote vernünftig mit der kostbarer werdenden Energie umzugehen lernen.

    (Beifall bei der FDP)

    Ich muß zugeben — und jeder von uns wird das müssen —, daß wir nicht auf alle hier angeschnittenen Fragen bereits eine voll befriedigende Antwort wissen. Die Zahl der Fragen ist groß, und ihre Lö-



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    sung wird durch ihre Interdependenz nicht gerade leichter. Gemessen an den soeben von mir aufgestellten Maßstäben scheint mir die Bundesrepublik für den Einstieg in die 80er Jahre generell nicht schlecht gerüstet zu sein. Trotz der teilweisen Verschlechterung der internen und außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, trotz aller Unvollkommenheiten bleibt für mich der Pfad der marktwirtschaftlichen Lösungen die beste Antwort auf die anstehenden Probleme. Nicht Flucht in dirigistische Scheinalternativen, sondern beharrliche Stärkung der marktwirtschaftlichen Ordnung, national wie international, und ihres wirtschaftspolitischen Instrumentariums — dies, so meine ich, muß der kategorische Imperativ für die Wirtschaftspolitik des nächsten Jahrzehnts sein.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Bevor ich weiter das Wort erteile, möchte ich ein Versäumnis nachholen. Ich habe bei den Geburtstagsglückwünschen übersehen, daß der Vizepräsident des Deutschen Bundestages, unser Kollege Dr. von Weizsäcker, ebenfalls seinen 60. Geburtstag gehabt hat. Ich möchte das mit besonderer Herzlichkeit nachholen.

(Beifall)

Das Wort hat Herr Professor Dr. Biedenkopf.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Kurt H. Biedenkopf


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! „Der Pfad marktwirtschaftlicher Lösungen bleibt die beste Antwort auf die anstehenden Probleme. Nicht Flucht in dirigistische Scheinalternativen, sondern beharrliche Stärkung der marktwirtschaftlichen Ordnung muß der kategorische Imperativ auch für das nächste Jahrzehnt sein."

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich kann dieser Formulierung uneingeschränkt zustimmen. Die Tatsache, daß sie vorgetragen worden ist, legt die Vermutung nahe, daß es in der Koalition eine Arbeitsteilung gibt: die FDP ist zuständig für die Prinzipien, und die SPD ist zuständig für die Politik.

    (Wehner [SPD]: Und Sie sind zuständig für die falsche Auslegung!)

    Zwei Beispiele, Herr Kollege Wehner! In der Rede des Wirtschaftsministers heißt es: „Es bleibt bei unserem Ziel: Konsolidierung der öffentlichen Haushalte." In den jüngsten Projektionen des Finanzplanungsrates wird für das Jahr 1981 nicht 43 Milliarden Verschuldung, sondern 60 Milliarden Verschuldung in Aussicht genommen, wenn es nicht gelingt, entsprechende Einsparungen im öffentlichen Haushalt zu leisten. Daß Einsparungen im öffentlichen Haushalt kaum möglich sein werden unter der gegenwärtigen Regierung, hat der Bundesfinanzminister in einem kürzlichen Interview im „Spiegel" mitgeteilt, in dem er feststellte, daß es politisch unmöglich sei, Besitzstände abzubauen. Da der Haushalt im wesentlichen aus Besitzständen besteht, soweit er überhaupt konsolidiert werden kann, hat der Finanzminister erklärt, daß die in Aussicht genommene Konsolidation aus politischen Gründen nicht möglich ist. Der Finanzplanungsrat hat die daraus notwendigen Konsequenzen gezogen. Das ist die Politik. Graf Lambsdorff hat die Konsolidation der öffentlichen Haushalte verkündet: das ist das Prinzip.

    (Beifall und Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Graf Lambsdorff hat in seiner Rede gesagt — und ich stimme dem uneingeschränkt zu —: Die Stabilisierung des Preisniveaus ist die wichtigste Voraussetzung für Fortschritte im Beschäftigungsbereich und überhaupt die wichtigste Aufgabe gegenwärtig. — Gleichzeitig emittiert die Bundesregierung Anleihen über zehn Jahre mit 10 % Zinsen. Wenn wir dieses Stabilitätsziel erreichen, dann bedeutet das, daß die Bundesregierung 7 % Realzinsen zahlen muß. Kein Unternehmen ist in der Lage, bei 7 % Realzinsen Kredite aufzunehmen und in einer durch Wettbewerb und Umstrukturierung bedingten Landschaft diese Zinsen zu verdienen. Die Emittierung einer Anleihe zu 10 % Zinsen über zehn Jahre kann nur bedeuten, daß die Bundesregierung an ihr Stabilitätsziel selbst nicht glaubt, sondern langfristig von einer Inflationsrate von 6 bis 7 % ausgeht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Andernfalls wäre eine so langfristige Festlegung auf einen so hohen Zinssatz unverantwortlich.
    Die Debatte über den Jahreswirtschaftsbericht ist vom Wirtschaftsminister in dankenswerter Weise in diesem Jahr dazu benutzt worden, über das Jahr hinaus in die 80er Jahre zu blicken. Ich freue mich darüber. Denn bei früheren Anlässen haben Versuche der Opposition, den Jahreswirtschaftsbericht zu längerfristigen Betrachtungen zu verwenden, stets das Mißfallen der Koalition ausgelöst. Ich begrüße es auch deshalb, weil ich in der Tat glaube, daß in der gegenwärtigen Lage in unserem Land eine auf ein Jahr oder jetzt praktisch noch auf ein halbes Jahr reduzierte Perspektive keine sinnvollen Leitlinien für Politik liefern kann.
    Grundlage für unsere Wirtschaftspolitik ist nach wie vor die Zielvorgabe des Stabilitätsgesetzes: Vollbeschäftigung, Preisstabilität, ausgeglichene Handels- und Leistungsbilanz bei angemessenem Wachstum. Diese Ziele — das hat der Wirtschaftsminister am Ende ja auch für die Regierung festgestellt — sind im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung zu lösen.
    Das Ziel „Vollbeschäftigung" ist in der Bundesrepublik nur teilweise, und zwar nur regional, erreicht. Es gibt einige Länder, etwa das Land Baden-Württemberg, in denen es kaum noch Arbeitslosigkeit gibt. Es gibt Länder, etwa das Land Nordrhein-Westfalen, in denen die Arbeitslosigkeit über dem Bundesdurchschnitt liegt. Der Bundesdurchschnitt bewegt sich seit Jahren um eine Million. Das ist eine Million zu viel.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Roth [SPD]: Das Saarland ist nächste Woche dran!)

    Zurückgegangen ist allein die Kurzarbeit. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut des Deutschen Gewerkschaftsbundes hat deshalb den Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung auch



    Dr. Biedenkopf
    nicht freundlich kommentiert. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut des DGB hat festgestellt, es handele sich bei dem Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung um ein Dokument vordergründigen Optimismus.

    (Lampersbach [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Nach Auffassung des Deutschen Gewerkschaftsbundes wird — im Gegensatz zu den Annahmen der Bundesregierung — die Kapazitätsauslastung mit zunehmender Geschwindigkeit sinken — ein Wendepunkt nach oben sei nicht in Sicht —, sich die Konjunktur bei vergleichsweise hohen Inflationsraten abschwächen, die Arbeitslosigkeit im Laufe des Jahres spürbar ansteigen. Nach Auffassung des Deutschen Gewerkschaftsbundes befindet sich die Bundesrepublik Deutschland erneut auf dem Weg in die Stagflation. Dabei geht das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut davon aus, daß die Vorgaben des Jahreswirtschaftsberichtes im Laufe des Jahres nicht eingehalten werden können, daß die Wachstumsrate geringer als 2,5 % sein wird, daß die Arbeitslosigkeit höher als 3,5 % sein wird, daß die Verbraucherpreissteigerungen, also die Inflationsrate, höher als 4,5 % sein werden und daß das Defizit der Leistungsbilanz höher als 20 Milliarden DM sein wird. Der Bundeswirtschaftsminister hat einen Teil dieser Korrekturen bereits vorweggenommen, indem er gesagt hat, die Leistungsbilanz werde wahrscheinlich ein höheres Defizit aufweisen. Jedenfalls hat er seiner Befürchtung Ausdruck verliehen, daß auch die Inflationsrate höher sein wird. Nach meiner Auffassung sind die Einschätzungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes über die tatsächliche Entwicklung unserer Wirtschaft realistischer als die der Bundesregierung.

    (Westphal [SPD]: Er zieht andere Konsequenzen als Sie!)

    — Zu den Konsequenzen, Herr Kollege, komme ich noch.
    Die Analyse des Jahreswirtschaftsberichtes muß lauten: Die Dinge sind teilweise in Ordnung, teilweise haben wir zur Zeit eine konjunkturelle Landschaft, die instabil ist. Voraussagen und Perspektiven über das, was in der Bundesrepublik Deutschland wirtschaftspolitisch notwendig ist, enthält der Bericht nicht.
    Es ist für mich interessant, daß der Wirtschaftsminister auch in seiner heutigen Rede, die ja vom Bericht weit weggeht und im wesentlichen die Internationalen Dinge behandelt hat, bezüglich der Schlußfolgerungen für die deutsche Wirtschaftspolitik nur sehr kursorische Angaben gemacht hat. Er hat sich weder zur zukünftigen Entwicklung der Staatsverschuldung geäußert, noch hat er sich dazu geäußert, wie die Eigenkapitalbildung der Unternehmen gestärkt werden kann, die ja die Chancen, von denen hier die Rede war, nur dann nutzen können, wenn sie Eigenkapital bilden können, noch hat er von den Beschäftigungsrisiken und damit von der Erhaltung und Sicherung der Vollbeschäftigung in den kommenden Jahren sowie davon gesprochen, was denn
    nun unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten praktisch notwendig und zu tun ist.

    (Lampersbach [CDU/CSU]: Er darf das ja auch nicht!)

    Genau dies wäre aber die Aufgabe eines solchen über den Jahreswirtschaftsbericht hinausgehenden Exkurses gewesen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das macht der Kanzler ganz alleine!)

    Tatsächlich geben die Ausführungen des Jahreswirtschaftsberichts über die geplante Wirtschafts-und Finanzpolitik der Regierung keinen Aufschluß. Maßnahmen sollen vielmehr nach den gesamtwirtschaftlichen Erfordernissen — was immer dies dann im konkreten Fall sein mag — getroffen werden.
    Diese Politik wird von dem schon zitierten Gewerkschaftsinstitut wie folgt kommentiert:
    Dieses Verfahren ist in höchstem Maße unbefriedigend, denn die Publikation ehrgeiziger und nach herkömmlichem wirtschaftspolitischem Verständnis ansatzweise sogar widersprüchlicher Zielvorstellungen allein vermag die Probleme nicht zu lösen. Ohne die gleichzeitige Nennung der für zieladäquat gehaltenen Wirtschaftspolitik wird sie allenfalls einen vordergründigen Optimismus erzeugen, was letztlich die Unsicherheit über die weitere Entwicklung und damit die ohnehin schon erheblichen beschäftigungspolitischen Risiken eher vergrößert.
    Ich stimme dieser Analyse vollinhaltlich zu.
    Die erste und wichtigste Frage für die Beurteilung der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland ist in meinen Augen die Frage nach dem weiteren Verlauf der Verschuldenspolitik. Daß die Verschuldung des Staates in den letzten Jahren nicht nur ein finanz- oder haushaltspolitisches, sondern auch ein wirtschaftspolitisches Problem geworden ist, wird heute nicht mehr bestritten. Weder der Sachverständigenrat noch die Bundesbank noch irgendein anderer Sachverständiger, der sich an der Diskussion beteiligt, bezweifelt die Notwendigkeit einer Kursänderung im Bereich der Verschuldenspolitik, und jeder sagt voraus, daß im anderen Falle, bei einer Fortsetzung der gegenwärtigen Politik, nicht nur die Vollbeschäftigung gefährdet ist, nicht nur das Wachstum gefährdet ist, sondern langfristig auch die marktwirtschaftliche Ordnung gefährdet ist, die der Wirtschaftsminister am Schluß seiner Rede zum kategorischen Imperativ für unsere Politik erklärt hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn aber dieser inhaltliche Zusammenhang zwischen der Staaatsverschuldungspolitik in der Zukunft und dem so formulierten kategorischen Imperativ besteht, kann der Wirtschaftsminister die Frage der zukünftigen Staaatsverschuldung nicht seinem Kollegen Finanzminister überlassen, sondern dies ist ein entscheidender Gegenstand der zukünftigen wirtschaftspolitischen Entwicklung unseres Landes und damit seiner Wohlfahrt und seiner Zukunft.



    Dr. Biedenkopf
    Äußerungen führender Koalitionspolitiker lassen ebenso wie die jüngsten Projektionen des Finanzplanungsrates erkennen, daß weitere Kreditaufnahmen geplant sind, um konjunkturelle Niederungen zu überbrücken, um die Vollbeschäftigung zu sichern, um die Wirtschaft anzukurbeln, wenn dies für erforderlich gehalten wird. Daß es für erforderlich gehalten wird, ergibt sich bereits aus den von mir erwähnten Projektionen des Finanzplanungsrates.
    Andererseits — ich habe auch das schon erwähnt
    — erklärt der Finanzminister, Einsparungen seien unwahrscheinlich, denn in der Bundesrepublik politische Mehrheiten für den Abbau von Besitzsständen zu finden, sei außerordentlich schwierig.

    (Bundesminister Matthöfer: Eine Verfälschung, lieber Herr Kollege! — Zuruf von der CDU/CSU: Eine Bankrotterklärung!)

    — Herr Matthöfer, Zitat aus dem „Spiegel"-Interview vom 7. April 1980: Es sei „schwierig, in der Bundesrepublik politische Mehrheiten für den Abbau von Besitzständen zu finden". — Falls Sie sich hier falsch zitiert fühlen, bedaure ich es, denn ich halte diese Aussage für richtig; ich stimme ihr voll zu,

    (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/ CSU)

    und ich hatte gehofft, daß wir darin übereinstimmen.
    In der Tat ist es schwierig, politische Mehrheiten für den Abbau überholter Besitzstände zu finden. Aber gerade weil dies schwierig ist, ist es unerläßlich, daß alle politischen Kräfte im Lande — so, wie wir ja auch eben vom Wirtschaftsminister aufgerufen worden sind — dazu beitragen, daß der Abbau überholter Besitzstände politisch mehrheitsfähig wird.
    Genau das Gegenteil wird aber von der Sozialdemokratischen Partei betrieben. Wann immer irgend jemand aus dem Kreis der Opposition irgendeinen Vorschlag zum Abbau irgendeines Besitzstandes macht, muß er damit rechnen, daß er im Lande draußen als jemand, der soziale Demontage betreibt, als jemand, der den Menschen die Arbeitsplätze wegnehmen will,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    als jemand, der den Menschen die Wohnungen wegnehmen will, diffamiert wird.

    (Roth [SPD]: Agrarsubventionen, Herr Professor!)

    — In allen Bereichen, Herr Kollege, selbst da finden Sie Sozialdemokraten, die vor Ort genau das Gegenteil dessen sagen, was ihre Regierung für richtig hält.

    (Erneuter Zuruf des Abg. Roth [SPD])

    Wenn aber die Bundesregierung selbst durch die politischen Parteien, die sie tragen, den Abbau von Besitzständen dort, wo sie überholt sind, unmöglich macht, dann kann sie natürlich auch den Haushalt nicht konsolidieren. Wenn sie den Haushalt nicht konsolidieren kann, muß sie sich neu verschulden. Wenn sie sich neu verschuldet, macht sie aber genau das, was sie nach ihrer eigenen Auskunft, nämlich der Auskunft des Wirtschaftsministers, nicht tun darf, nämlich die Wirtschaft weiter belasten, die Bevölkerung weiter belasten, den Kapitalmarkt weiter belasten und damit eben die Wachstumskräfte abwürgen, die wir dringend brauchen, um die Aufgaben der 80er Jahre zu lösen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    So müssen wir damit rechnen, daß, wenn es bei der gegenwärtigen Politik bleibt, die Staatsverschuldung fortgeführt wird. Bereits heute haben wir im Schnitt eine Laufzeit der staatlichen Verschuldung von unter fünf Jahren. Das bedeutet, daß die Umwälzungen — neue Schulden zur Bezahlung alter Schulden — zugleich zu einem immer höheren Zinsniveau führen.

    (Roth [SPD]: Vorher waren zehn Jahre zu lang! Was ist nun?)

    — Verzeihen Sie, Herr Roth — das unterscheidet uns offenbar auch im Aufnehmen solcher Sachverhalte —, ich habe gesagt, daß eine Zehnjahresverschuldung gut ist, aber nicht zu 10 % Zinsen, wenn man die Inflationsrate auf 3 % senken will. Das war das Problem.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir würden es außerordentlich begrüßen, wenn die Verschuldungspolitik auf eine längerfristige Inanspruchnahme des Kapitalmarkts gerichtet wäre. Nur kann man das angesichts der gegenwärtigen Politik der Bundesregierung eben nicht machen, weil das Konsolidationsziel verfehlt wird.
    Meine Damen und Herren, bereits 1983 müssen wir damit rechnen, daß etwa 10 % des regulären Haushaltes unter den Bedingungen einer Fortdauer der Hochzinspolitik für Zinsen der Staatsverschuldung aufgewendet werden müssen. Die Staatsverschuldung verdrängt zunehmend die private Kapitalnachfrage auf dem Kapitalmarkt. Rund 40 % des Kapitalmarktes werden heute durch die öffentliche Nachfrage nach Krediten in Anspruch genommen. In der Zeit von 1960 bis 1970 ist der Kapitalmarkt von den öffentlichen Händen mit Ausnahme des Jahres 1967 nicht nennenswert und in den meisten Jahren überhaupt nicht in Anspruch genommen worden.

    (Ey [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Durch hohe Zinsen bei Anleihen wird das Investieren in Staatsanleihen interessanter als das Investieren in der Wirtschaft. Wenn jemand damit rechnen kann, real 6 % Zinsen auf ein Staatspapier erzielen zu können, dann wird er kaum einen privaten Investor finden, der in der Lage ist, ihm die gleiche Realverzinsung des Eigenkapitals anzubieten. Das hißt, ein wesentlicher Teil des Angebots an Kapital geht nicht mehr dorthin, wo es dringend gebraucht wird, nämlich zur Finanzierung der strukturellen Veränderungen, die der Wirtschaftsminister doch durch seine Politik erleichtern will.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Ey [CDU/ CSU]: Aushöhlung der Marktwirtschaft!)

    Die Staatsverschuldung greift im übrigen tief in das Gefüge der Wirtschaft ein und verletzt damit zu-



    Dr. Biedenkopf
    nehmend den kategorischen Imperativ marktwirtschaftlicher Ordnung.

    (Ey [CDU/CSU]: Aushöhlung der marktwirtschaftlichen Ordnung!)

    Zunächst einmal verändert die wachsende Staatsverschuldung die Verteilung und Verwendung des Sozialprodukts. Ein Unternehmen muß hohe Steuern zahlen und darf dann beim Staat Zuschüsse für die Eigenkapitalbildung beantragen, die es nach großem bürokratischen Aufwand möglicherweise bekommt. Die einzigen, die hier einen Vorteil haben, sind diejenigen, deren Arbeitsplätze im Zusammenhang mit diesem bürokratischen Aufwand stehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Tatsächlich ist dies ein höchst unwirtschaftliches Verfahren der Eigenkapitalbildung. Außerdem führt es zu einer Beschränkung der Freiheit der Unternehmen, denn die Unternehmen können nicht mehr frei über das Geld verfügen, das sie investieren wollen, sondern staatliche Behörden schreiben vor, wo, in welcher Weise, zu welchen Bedingungen, mit welchen Zielen, unter welchen Risiken und für welche Zeiträume investiert werden soll. Dies ist die Praxis im Gegensatz zur „Nicht-Flucht in dirigistische Scheinalternativen", dem zweiten kategorischen Imperativ des Wirtschaftsministers.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das will ja Herr Matthöfer!)

    Die Privathaushalte in der Bundesrepublik Deutschland zahlen heute nach Auskunft aus den bisherigen Arbeiten der Transferkommission ungefähr die Hälfte ihrer Transfereinkommen selbst. Das heißt, ungefähr die Hälfte dessen, was Privathaushalte vom Staat in Form von Zuschüssen, Beihilfen, Leistungen und sonst bekommen, müssen sie zunächst selber als Steuern bezahlen. Ein Lediger zahlt in der Bundesrepublik Deutschland heute auf die letzten 100 DM über 50% Steuern und Abgaben, und wenn er heiraten will, bieten wir ihm an, daß er beim Staat ein Darlehen beantragen darf, damit er heiraten kann. Wäre es nicht viel vernünftiger, ihm selbst die Vermögensbildung zu gestatten, so daß er den Staat nicht braucht?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Hier wird in die private Verfügung über privates Einkommen in einer Weise eingegriffen, die das Verhalten der Bevölkerung beeinflußt und verändert. Auch dies ist eine Methode der Systemveränderung.

    (Ey [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Eine immer größere Ausdehnung des Staatsanteils beeinflußt die Höhe und die Art der Vermögensbildung. Die Vermögensbildung findet immer mehr im staatlichen Bereich und immer weniger im privaten statt. Das heißt, immer mehr des gesamten Volksvermögens wird nach Gesichtspunkten planwirtschaftlicher Art verwaltet und eingesetzt und nicht nach privatwirtschaftlicher, wettbewerbsorientierter Art.
    Wenn die Tendenz zur weiteren Staatsverschuldung nicht gestoppt wird, wird die Wirtschaftsordnung selbst Schritt für Schritt umgestaltet.

    (Ey [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Was heißt denn marktwirtschaftliche Ordnung? Marktwirtschaftliche Ordnung heißt, daß die Bürger zu einem wesentlichen Teil über die Verfügung des Volkseinkommens selbst bestimmen.

    (Ey [CDU/CSU]: In Freiheit!)

    In dem Maß, in dem der Staatsanteil am Bruttosozialprodukt, d. h. am Volkseinkommen, wächst, bestimmt der Staat darüber, was mit dem Volkseinkommen geschieht.

    (von der Heydt Freiherr von Massenbach [CDU/CSU]: Das ist schlecht!)

    Wenn der Anteil, über den der Staat verfügt, eine gewisse Grenze überschreitet, wird die staatliche Verfügung über das Volkseinkommen zur Regel und die private Verfügung über das private Einkommen zur Ausnahme. Und dann haben wir die Systemveränderung. Dann haben wir eine Situation, wo man private Verfügungen noch in Teilbereichen zuläßt, aber alle wichtigen Entscheidungen beim Staat landen, ob es künftige Investitionen, künftige Forschung, künftige Forschungsunterstützung etc. etc. sind. Genau dies beschreibt die Veränderung der Wirtschaftsordnung durch Staatsverschuldung. Auf diesem Weg sind wir schon einen wesentlichen Schritt gegangen.
    Letztlich: Die mit der Staatsverschuldung aus konjunkturellen Gründen angestrebten Wirkungen gehen immer weiter zurück. Nach Auskunft der Sachverständigen, etwa von Mitgliedern des Sachverständigenrats, befinden wir uns, was die Wirksamkeit konjunktureller staatlicher Maßnahmen betrifft, die ja alle oder zum großen Teil durch Kredite finanziert werden, heute etwa an der Stelle, wo sich die angelsächsischen Länder vor sechs bis acht Jahren befanden, d. h. an der Stelle, von der man sagen kann, daß zusätzliche staatliche konjunkturelle Maßnahmen praktisch wirkungslos sind. Der Sachverständigenrat hat in seinem letzten Jahresgutachten, im Jahresbericht für 1979/80, den Versuch gemacht, die bisher zu Zwecken der Konjunkturanregung aufgenommenen Schulden des Staates in der zweiten Hälfte der 70er Jahre, unter dem Gesichtspunkt ihrer Wirksamkeit zu überprüfen. Er ist zu dem Ergebnis gekommen, daß die konjunkturellen Impulse der öffentlichen Hände — Bund, Länder und Gemeinden —, soweit sie durch Kreditaufnahme erfolgten, in der zweiten Hälfte der 70er Jahre etwa 20 Milliarden jährlich betrugen — mehr nicht! Alles andere war nicht wirksam im Sinne der Maßnahmen. Im selben Zeitraum mußten jährlich annähernd genauso viel Zinsen für die aufgelaufenen Gesamtschulden gezahlt werden. Wenngleich beides nicht in unmittelbarem Zusammenhang miteinander steht, so kann man doch sagen, daß für 1 DM konjunkturwirksam ausgegebenen Staatskredits ungefähr 1 DM Zinsen bezahlt werden mußte.
    Staatsverschuldungen sind vertagte Steuern. Sie erzeugen eine Illusion. Wenn sie nicht für investive, sondern für konsumtive Zwecke ausgegeben wer-



    Dr. Biedenkopf
    den — das ist bei der großen Mehrzahl der Staatsschulden der Fall —, erzeugen sie die Illusion eines größeren vorhandenen Volkseinkommens und einer größeren vorhandenen Vermögensbildung des Volkes.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Diese beiden Illusionen sind gefährlich.
    Wenn Staatsverschuldungen vertagte Steuern sind, weil sie einmal zurückgezahlt werden müssen und weil wir alle, die Staatsbürger, die einzigen sind, die sie zurückzahlen können, dann geht von den Staatsschulden mittelfristig die gleiche Wirkung aus wie von einer Überlastung durch Besteuerung. Die steigende Staatsquote, die mit der Staatsverschuldung Hand in Hand geht, dämpft die Dynamik der Wirtschaft, dämpft das Wachstum der verfügbaren Einkommen. Gerade daran sind wir nicht interessiert; denn wenn die Perspektive, die der Wirtschaftsminister vorgetragen hat, zutrifft, brauchen wir eine Freisetzung der Dynamik und eine Freisetzung des Wachstums in der Wirtschaft. Das ist genau das Gegenteil von dem, was ich durch eine immer größere Staatsverschuldung bewirke.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Roth [SPD])

    — Lieber Herr Kollege Roth, ich habe vorhin gesagt — falls Sie mir die Ehre gegeben haben sollten, in diesem Zeitraum zuzuhören —, daß wir uns heute mit der Wirksamkeit des Interventionismus aus konjunkturpolitischen Gründen etwa dort befinden, wo Großbritannien vor sechs bis acht Jahren war. Wenn wir die gegenwärtige Politik weiterführen, können wir jetzt in der Geschichte der letzten sechs bis acht Jahre von Großbritannien ablesen, wo wir in fünf bis sechs Jahren stehen. Genau darauf kommt es an.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Warum leistet der Bürger weniger Widerstand gegen die Staatsverschuldung? Weil mit der Staatsverschuldung eine Wohlstandsillusion verbunden ist. Der Bürger kauft Staatspapiere und glaubt, er bilde damit Vermögen. Gleichzeitig erhält er die mit den Staatspapieren finanzierte staatliche Leistung und glaubt, er erhalte diese Leistung auf Grund seiner Steuerzahlung. Er übersieht aber, daß er das dem Staat im Wege der Kredithingabe überlassene Geld selbst verbraucht, nämlich konsumiert hat, daß er dieses Kapital später zurückzahlen muß und daß er in der Zwischenzeit Steuern zahlen muß, um die Zinsen auf das Kapital zu finanzieren, das er als Bürger bereits in Form von Transferleistungen verbraucht hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Diese Wohlstandsillusion hat eine gefährliche Wirkung.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: So ist es, Herr Matthöfer!)

    Sie hat deshalb eine gefährliche Wirkung, weil die Bürger nicht mehr mit den Kosten der Leistungen konfrontiert werden, die sie in Anspruch nehmen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    So haben wir deshalb auch in unserem Lande inzwischen eine sogenannte „objektive Bedarfsdiskussion", d. h., es wird über den objektiven Bedarf der Menschen diskutiert. Alle Sachverständigenschätzungen in den jeweils einzelnen Sachgebieten zusammengenommen führen zu einem ungeheuren Bedarf. Bedarf ist aber nie objektiv zu ermitteln, es sei denn, es handelt sich um die Existenzsicherung des Menschen. Alles, was darüber hinausgeht, kann nur ermittelt werden, wenn man den angemeldeten' Bedarf und die Kosten nennt, die mit der Befriedigung des Bedarfes verbunden sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Nur wenn die Bürger wissen, was mehr Lehrer, was mehr Ärzte, was mehr Sozialhelfer, was mehr Jugendarbeiter, was mehr Straßen, was mehr Kanäle kosten, sind sie überhaupt in der Lage, als mündige Bürger demokratisch darüber zu befinden, ob das ein Bedarf ist, den sie politisch geltend machen und dann auch bezahlen wollen. Wer einen wesentlichen Teil des gegenwärtigen Bedarfs mit Staatsverschuldung finanziert, beraubt die Bürger der Möglichkeit, über die Kosten dieses gegenwärtigen Bedarfs ein sinnvolles, aufgeklärtes Urteil zu fällen, und belastet gleichzeitig nachkommende Generationen mit den Kosten eines Bedarfs, von dem sie nichts mehr haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Kohl [CDU/CSU]: Die Expropriation der Jungen!)

    Die jungen Menschen sind diejenigen, auf deren Schultern heute eine immer größere Hypothek aufgehäuft wird, deren Berechtigung man damit begründet, daß man den gegenwärtigen Bedarf mit den gegenwärtigen Steuern der Bürger nicht mehr bezahlen könne. Soweit es sich um Investitionen handelt, ist gegen die Verschuldung des Staates zu Lasten nachwachsender Generationen nichts einzuwenden, wenn die Investitionen auch noch für die nachwachsenden Generationen wirksam werden. Aber wenn ich Gehaltserhöhungen mit Schulden bezahle, dann sind das keine Investitionen für nachwachsende Generationen, sondern dann ist das eine Wohlstandsillusion.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Kohl [CDU/CSU]: Sehr gut! — Zuruf des Abg. Westphal [SPD])

    Meine Damen und Herren, nichts ist brutaler als die Fakten. Wenn man deshalb über Fakten diskutiert, ist die Empörung derer, denen die Fakten nicht passen, meistens am größten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Deshalb gilt auch der alte Satz, daß man, wenn die Theorie nicht mit den Fakten übereinstimmt, die Fakten leugnen muß.
    Wenn man über diese Zusammenhänge redet — diese leidvolle Erfahrung machen wir in der praktischen politischen Diskussion heute draußen —, dann heißt es: Wer gegen die weitere Staatsver-



    Dr. Biedenkopf
    schuldung ist, ist dafür, daß die Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren.

    (von der Heydt Freiherr von Massenbach [CDU/CSU]: So macht man das! Das ist Matthöfer!)

    Dies ist eine der übelsten Formen der Irreführung der Menschen in diesem Lande überhaupt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Was hier behauptet wird, ist: Ihr habt nur zwischen zwei Übeln zu wählen, der Staatsverschuldung oder der Arbeitslosigkeit.
    Meine Damen und Herren, eine Regierung, deren Politik die Menschen in eine solche Alternative führt, wo nur noch die Wahl zwischen Staatsverschuldung und Arbeitslosigkeit offen ist, hat so offensichtlich versagt, daß eine weitere Begründung kaum möglich ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Alternative zwischen Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung ist keine akzeptable Alternative, denn sie bedeutet, daß die Staatsverschuldung gewissermaßen auf Dauer programmiert ist, da ja niemand von uns das Vollbeschäftigungsziel aufgeben will oder aufgeben könnte.
    Die Aufgabe muß also lauten: Wie kann ich denn Vollbeschäftigung sichern, ohne den Staat dauernd weiter zu verschulden? Ich hätte mir gewünscht, daß der Wirtschaftsminister dazu etwas gesagt hätte.
    1979 hat die deutsche Wirtschaft 350 000 neue Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt, Arbeitsplätze, die nicht allein in Großbetrieben entstanden sind, sondern in Handwerksbetrieben, in Einzelhandelsbetrieben, bei Selbständigen, in mittelständischen Unternehmen. Zehntausende von Bürgerinnen und Bürgern haben in diesem Lande im Jahre 1979 den Mut und die Kraft gehabt, zu investieren und neue Arbeitsplätze zu schaffen.
    Was ist die Reaktion der Bundesregierung? Die Reaktion der Bundesregierung ist nicht, diese Leistung anzuerkennen, den Bürgern eine Anerkennung dafür auszusprechen, daß sie 350 000 Arbeitsplätze neu geschaffen haben. Herr Wischnewski erklärt vielmehr, die Bundesregierung habe diese 350 000 Arbeitsplätze geschaffen.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU — von der Heydt Freiherr von Massenbach [CDU/ CSU]: Der weiß es nicht besser!)

    Ich wußte bisher nicht, daß wir eine so phänomenale Erweiterung des öffentlichen Dienstes miterlebt haben.

    (Franke [CDU/CSU]: Der redet so, wie er es versteht!)

    Genau hier liegt aber das Problem. Wenn wir nicht deutlich machen, daß allein die Kraft der Wirtschaft, derer, die Güter und Dienstleistungen produzieren und anbieten, die im Wettbewerb bestehen müssen, die diesen Strukturwandel bewältigen müssen, von dem hier die Rede war, entscheidend ist, wenn wir nicht endlich anerkennen, daß allein dort das Problem der Vollbeschäftigung gelöst werden kann, wenn wir immer weiter der Illusion nachhängen, nur der Staat könne die Vollbeschäftigung sichern und deshalb müsse man alle Verantwortung beim Staat abladen, dann programmieren wir nicht nur eine weitere Staatsverschuldung, eine weitere Einschränkung der Handlungsfähigkeit des Staates, sondern auch die Arbeitslosigkeit.
    Wir können die Vollbeschäftigung nur mit der Kraft und der Leistungsbereitschaft der Menschen im Lande selbst sichern. Deshalb muß diese unsinnige Diskussion über die Alternative „Arbeitslosigkeit und Abbau der Staatsverschuldung oder Vollbeschäftigung und Staatsverschuldung" aufhören. Es ist nicht nur eine irreführende, es ist eine politisch verantwortungslose Diskussion,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    weil sie die Menschen in den Konflikt zweier Ängste treibt: die Angst vor der Arbeitslosigkeit und die Angst vor der Staatsverschuldung. Wenn die betroffenen Wähler in diesen Konflikt der Ängste getrieben werden, kann ich mich darauf verlassen, daß sie sich gegen die Angst entscheiden, die ihnen weher tut, und für die Angst, die ihnen weniger weh tut. Die Staatsverschuldung trifft erst die Jungen, die Arbeitslosigkeit trifft den Wähler heute. Ihn vor den Konflikt zu stellen: „Du bist entweder arbeitslos oder wir verschulden uns weiter", ist eine unerträgliche politische Alternative.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Graf Lambsdorff hat die internationalen Perspektiven beschrieben. Ich kann diesen Perspektiven weitgehend zustimmen. Ich möchte daraus zum Abschluß einige Schlußfolgerungen für die Wirtschaftspolitik im Inneren ziehen:
    Die Entwicklung, die sich abzeichnet und die, sowohl was die Ansprüche der Dritte-Welt-Länder an eine neue Weltwirtschaftsordnung als auch was die Ansprüche der Rohstoffländer an das Bruttosozialprodukt der Industrieländer anbetrifft, Krisendimensionen hat, ist für uns auch eine Chance. Richard von Weizsäcker hat hier von diesem Platz vor einigen Jahren über die Chance der Krise gesprochen — in ganz anderem Zusammenhang. Schon damals wurden seine innenpolitischen Anregungen, die er als Chancen aus der Krise begriffen haben wollte, als soziale Demontage diffamiert,

    (Zuruf von der CDU/CSU: So war es!)

    weil sie darauf ausgerichtet waren, mit Hilfe der Krise die Verantwortungsbereitschaft, die Bereitschaft der Bürger zum Mittun zu mobilisieren und der Ohne-mich-Mentalität der Menschen entgegenzutreten. Das müssen wir auch heute wieder tun. Diese Krise bietet Chancen für neue Aktivitäten in der Wirtschaft, für das Entstehen neuer Industrien, für die Ausweitung und den Ausbau des Mittelstandes.
    Voraussetzung — auch da stimme ich dem Wirtschaftsminister zu — ist, daß der Staat die Wachstumshemmnisse abbaut. Im Prinzip stimmen wir auch hier überein, nur die Praxis ist das nicht. Wachstumshemmnisse abbauen, das heißt zunächst



    Dr. Biedenkopf
    einmal, den Geldwert sichern. Es müssen alle Anstrengungen gemacht werden, und dies ist ohne eine Zurückdrängung der Neuverschuldung nicht möglich. Also muß es endlich in diesem Lande eine konzertierte Aktion zur Überwindung überholter Besitzstände geben. Solange dies nicht möglich ist, werden wir diese Aufgabe nicht lösen können.
    Die Ertragslage der Unternehmen muß verbessert werden, insbesondere ihre Eigenkapitalbildung. Es ist völlig ausgeschlossen, daß die Wirtschaft unter dem Wettbewerbsdruck, unter dem sie steht, neue Chancen nutzt, wenn ihr dazu das notwendige Eigenkapital fehlt. Man kann neue Chancen nicht nur mit Fremdmitteln finanzieren, weil die Möglichkeit, Risiken zu übernehmen, mit der Zunahme der Fremdfinanzierung abnimmt. Eine angemessene Eigenkapitalausstattung der Unternehmen ist nicht nur ein vermögenspolitisches Problem, es ist vor allem ein Problem der Elastizität, der Risikobereitschaft und der Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft: je kleiner das Eigenkapital, um so geringer die Risikofähigkeit und damit natürlich auch die Risikobereitschaft.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Sicherung des Wettbewerbs ist die dritte notwendige Bedingung. Graf Lambsdorff hat das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen erwähnt. Ich habe mich über den Dank gefreut, den er an alle ausgesprochen hat, die mitgewirkt haben. Aber das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen ist nur ein kleiner Ausschnitt unserer Bemühungen, den Wettbewerb zu sichern. Ein Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen ist sinnlos, wenn der Staat im Rahmen eines solchen Gesetzes die Konzentration bekämpft und im Rahmen seiner anderen Aktivitäten die Konzentration prämiert.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Solange nur große Unternehmen Aussicht haben, in großem Umfang staatliche Fördermittel zu erhalten, solange nur große Unternehmen in der Lage sind, die auf das Unternehmen abgewälzten Soziallasten nach dem Gesetz der großen Zahl zu übernehmen, solange nur große Unternehmen die Chance haben, staatliche Hilfe zu erhalten, wenn sie in Schwierigkeiten kommen, solange nur die großen Unternehmen die Chance haben, in großem Umfang an Gemeinschaftsprojekten mit dem Staat im Bereich neuer Technologien beteiligt zu werden, können wir nicht erwarten, daß die Lebendigkeit, die Innovationskraft und die Veränderungskraft des Großteils unserer Unternehmen in diesem Lande aktiviert wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die vierte Voraussetzung ist eine leistungsgerechte Besteuerung der Masseneinkommen. Wenn die Grenzbelastung der Arbeitnehmer mit Steuern und Abgaben über 50 % wächst, dann kann ich nicht erwarten, daß sich die Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland an den Anstrengungen beteiligt, die auf uns zukommen. Denn niemand gebe sich einer Illusion hin: Wenn wir neue Industrien aufbauen wollen, neue Kraftwerke bauen wollen, neue Infrastrukturleistungen erbringen wollen
    und in großem Maßstab Fernwärme einführen wollen, so muß die Bevölkerung dies finanzieren. Der Staat ist die Bevölkerung. Am besten wäre es, die Finanzierung würde von den Menschen direkt geleistet, und das setzt eine breitere Vermögensbildung voraus.
    Leider sind wir auch in dieser Legislaturperiode mit unserem Petitum, die Vermögensbildung zu verbessern und zu verbreitern, wieder an der Koalition gescheitert. — Graf Lambsdorff, warum haben denn die Kollegen von der FDP im Wirtschaftsausschuß unseren Initiativen zur Vermögensbildung nicht zugestimmt, obwohl sie in diesem Bereich genau die gleichen politischen Ziele haben wie wir? Warum haben Sie denn nicht den ersten Schritt getan?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Begründung lautete interessanterweise, man könne den ersten Schritt nicht tun, weil der zweite noch nicht feststehe.

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Dies, meine Damen und Herren, ist eine merkwürdige Form, Prinzipien zu verwirklichen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist typisch!)

    Wir hätten einen Schritt tun können, wir hätten Vertrauen in die Fähigkeit der Politik begründen können, breitere Bevölkerungskreise an der Vermögensbildung zu beteiligen.
    Der nächste Punkt, der notwendig ist, um Vollbeschäftigung und Wachstum im Rahmen der Sozialen Marktwirtschaft zu sichern, ist die Erleichterung des strukturellen Wandels. Es muß aufhören, daß aus politischen Gründen überholte Strukturen dort konserviert werden, wo wir sie — langfristig gesehen — nicht mehr brauchen. Dies ist auch eine schwierige Aufgabe für alle politischen Parteien — daran zweifle ich gar nicht —, aber wenn wir mit der Bevölkerung nicht über diese Zusammenhänge reden, sondern wenn wir die Wohlstandsillusion aufrechterhalten, können wir nicht erwarten, daß wir Mehrheiten für die notwendige Politik gewinnen.
    Der letzte Punkt ist die Senkung der Staatsquote. Eine annähernd 50 %ige Staatsquote sichert weder die Vollbeschäftigung noch das Wachstum.
    Meine Damen und Herren — andere Redner werden dieses Thema wieder aufgreifen —, abschließend brauchen wir Klarheit, daß sich neue Technologien entwickeln können. Graf Lambsdorff hat zum Thema Kernenergie vorgetragen: Die Bundesregierung begrüßt auch die Bemühungen der hessischen Landesregierung zur Wiederaufbereitung von Kernbrennstoffen. Anläßlich der Eröffnung der Frankfurter Messe hat der Oberbürgermeister von Frankfurt, unser Freund Wallmann, dies ebenfalls gesagt. Börner hat es in seiner späteren Antwort als ,,wohltuend' bezeichnet, daß es möglich war, in Hessen zu einer solchen politischen Gemeinsamkeit zu kommen. Wenn es möglich wäre, auch in Niedersachsen zu der gleichen Gemeinsamkeit zu kommen,

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Dr. Biedenkopf
    dann brauchte die Bundesregierung nicht mit Aufmerksamkeit nach Niedersachsen zu blicken. Graf Lambsdorff, ich würde Ihnen empfehlen, auch einmal mit Aufmerksamkeit nach Nordrhein-Westfalen zu blicken.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Dort hat nämlich der gegenwärtige Regierungschef erklärt, das Land brauche die Kernenergie nicht. Die einzige Partei, die sich vor Ort für die Verwirklichung der Politik der Bundesregierung geschlagen und dafür auch Nachteile in der Kommunalwahl in Kauf genommen hat, war die CDU.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir können die Herausforderungen von morgen bewältigen, wir können dies auch im Rahmen des kategorischen Imperativs, den Graf Lambsdorff am Schluß seiner Rede formuliert hat. Aber wir können es nur mit einer neuen Politik.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)