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ID0820801200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 8/208 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 208. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 20. März 1980 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Ziegler 16615A Verzicht des Abg. Ahlers auf die Mitgliedschaft im und Eintritt des Abg. Dr. Schweitzer in den Deutschen Bundestag . . . . 16615A Begrüßung der Präsidentin des Europäischen Parlaments, Frau Simone Veil, und einer Delegation 16615 A Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 16706 B Erweiterung der Tagesordnung . . . 16706B Bericht zur Lage der Nation Schmidt, Bundeskanzler 16615 D Dr. h. c. Strauß, Ministerpräsident des Frei- staates Bayern 16624 A Genscher, Bundesminister AA 16635 D Dr. Marx CDU/CSU 16642 B Brandt SPD 16650 C Hoppe FDP 16656 C Dr. Dregger CDU/CSU 16660 C Wehner SPD 16665 D Möllemann FDP 16670 A Franke, Bundesminister BMB 16674 D Graf Huyn CDU/CSU 16679 B Frau Schlei SPD 16683 A Beratung der Entschließung des Europäischen Parlaments zur sowjetischen Intervention in Afghanistan — Drucksache 8/3667 — 16686 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes — Drucksache 8/2067—Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/3826 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 8/3495, 8/3758 — Egert SPD 16686B, 16688 A Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . . . 16686 C Hölscher FDP 16690 A Höpfinger CDU/CSU 16691 D Urbaniak SPD 16693 B II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 208. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1980 Spitzmüller FDP 16694 D Grobecker SPD 16696 B Frau Dr. Neumeister CDU/CSU . . . 16696 D Dr. Ehrenberg, Bundesminister BMA . 16697B Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften — Drucksache 8/873 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/3827 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 8/3764 — Brandt (Grolsheim) SPD . . . . 16701B, 16703A Regenspurger CDU/CSU 16701 B Wolfgramm (Göttingen) FDP 16704 B Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Schulte (Unna), Spitzmüller und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Berücksichtigung des Denkmalschutzes im Bundesrecht — Drucksache 8/3105 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 8/3716 — 16705 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Kaffee- und Teesteuergesetzes — Drucksache 8/3297 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/3769 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/3745 — 16705 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abgeltung von Kriegsschäden deutscher Staatsangehöriger in Italien — Drucksache 8/3419 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/3744 — 16706 A Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Bergmannsprämien — aus Drucksache 8/3688 — Erster Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/3830 — Erste Beschlußempfehlung und erster Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/3824 — 16706 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung besoldungsrechtlicher und versorgungsrechtlicher Vorschriften 1980 — Drucksache 8/3624 — von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI 16706D Regenspurger CDU/CSU 16707 C Liedtke SPD 16709 B Wolfgramm (Göttingen) FDP 16710 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Ausbau der Bundesfernstraßen in den Jahren 1971 bis 1985 — Drucksache 8/3662 — Lemmrich CDU/CSU 16711A Topmann SPD 16713A Merker FDP 16714 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zusatzprotokoll Nr. 2 vom 17. Oktober 1979 zu der am 17. Oktober 1868 in Mannheim unterzeichneten Revidierten Rheinschiffahrtsakte — Drucksache 8/3748 — 16717A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zusatzprotokoll Nr. 3 vom 17. Oktober 1979 zu der am 17. Oktober 1868 in Mannheim unterzeichneten Revidierten Rheinschiffahrtsakte — Drucksache 8/3749 — 16717A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 12. Dezember 1979 zur Änderung des Vertrages vom 11. September 1970 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Osterreich über Rechts- und Amtshilfe in Zoll-, Verbrauchsteuer- und Monopolangelegenheiten — Drucksache 8/3746 — 16717A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 15. März 1978 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Mauritius zur Vermeidung der Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 208. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1980 III Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Förderung des Handels und der Investitionstätigkeit zwischen den beiden Staaten — Drucksache 8/3747 — 16717 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung der Bundeshaushaltsordnung — Drucksache 8/3785 — 16717 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des Soldatenversorgungsgesetzes — Drucksache 8/3750 — 16717B Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen für im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen aufgenommene Flüchtlinge — Drucksache 8/3752 — 16717 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Wohngeldgesetzes — Drucksache 8/3766 — 16717 C Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Förderung der Menschenrechtserziehung — Drucksache 8/3751 — 16717 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zur Unterrichtung durch die Bundesregierung UNESCO-Empfehlung über die Fortentwicklung der Weiterbildung — Drucksachen 8/1130, 8/3763 — . . . 16717D Beratung der Sammelübersicht 64 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 8/3768 — 16718A Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Aufhebung der Immunität von Mitgliedern des Deutschen Bundestages - Drucksache 8/3770 — 16718B Beratung des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Aufhebbaren Vierundvierzigsten Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung Aufhebbaren Vierzigsten Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste — Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung — Aufhebbaren Dreiundsiebzigsten Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz — Aufhebbaren Vierundsiebzigsten Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz —— Drucksachen 8/3540, 8/3539, 8/3519, 8/3544, 8/3787 — 16718C Nächste Sitzung 16718 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 16719* A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 208. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1980 16615 208. Sitzung Bonn, den 20. März 1980 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 21. 3. Dr. van Aerssen* 20. 3. Dr. Ahrens** 21. 3. Dr. Aigner* 21. 3. Alber * 21. 3. Amling 21. 3. Dr. Bangemann* 21. 3. Dr. Bayerl 21. 3. Blumenfeld*** 20. 3. Dr. Corterier*** 21. 3. Dr. Enders** 21. 3. Fellermaier* 21. 3. Flämig*** 21. 3. Frau Geier 21. 3. Dr. Geßner** 20. 3. Kittelmann** 21. 3. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Klepsch* 21. 3. Dr. Kreile 21. 3. Dr. Graf Lambsdorff 21.3. Lampersbach 21. 3. Lange * 20. 3. Dr. Mende** 20. 3. Milz 21. 3. Mischnick 21. 3. Dr. Müller** 21. 3. Müller (Mülheim) 21. 3. Dr. Pfennig * 21. 3. Reddemann** 20. 3. Dr. Schäuble** 21. 3. Frau Schleicher* 21. 3. Dr. Schmidt (Gellersen) 21. 3. Schmidt (Würgendorf) ** 21. 3. Schulte (Unna) 21. 3. Dr. Schwencke (Nienburg) * 21. 3. Seefeld* 21. 3. Frau Tübler 21. 3. Dr. Vohrer** 20. 3. Walkhoff 21. 3. Dr. Wendig 21. 3. Wissmann 21. 3. Wuwer 21. 3. Zebisch** 20. 3.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Eigentlich, Herr Kollege, sollten wir weder der eigenen noch der französischen Regierung unterstellen, daß sie in derselben Erklärung gegenseitig das aufheben, was gesagt wird. Was Sie soeben behauptet haben, steht auch gar nicht in der Erklärung. Sondern der Satz, an dem Sie sich stoßen, lautet:
    Sie erklären, daß die Entspannung einem neuen Schlag gleicher Art nicht standhalten würde.
    Wer diesen Satz ablehnt, muß sagen, daß er ab jetzt Entspannungspolitik nicht mehr machen will. Und ich sage Ihnen: Wir werden versuchen, die Voraussetzungen für eine Weiterführung der Entspannungspolitik herbeizuführen und sie dort zu erhalten, wo sie noch vorhanden sind.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr unglücklich formuliert!)

    Eine Lösung der Afghanistan-Krise wird nicht ohne Antwort auf die Frage auskommen, wie es die Sowjetunion künftig mit dem Grundsatz der Unteilbarkeit der Entspannung halten wird. Das ist doch eine der zentralen Fragen, die in diesem Satz angesprochen sind.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — Wenn für Sie die Unteilbarkeit der Entspannungspolitik bedeutungslos ist, dann lassen Sie sich von den außenpolitisch versierten Kollegen Ihrer Fraktion unterrichten.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Der Frieden in Europa wird künftig noch stärker als bisher von den Entwicklungen in der Welt abhängen. Die Entwicklungen, die auf uns zukommen, enthalten ernste Gefahren. Ich nenne nur den wachsenden Bedarf an knapper werdenden Rohstoffen und Energie, die zunehmende Kluft zwischen armen und reichen Ländern, die mangelnde Achtung vor der Unabhängigkeit der Länder der Dritten
    Welt, wie sie in der sowjetischen Intervention in Afghanistan zum Ausdruck kommt, und schließlich die Gefahr eines neuen, durch sowjetische Vorrüstung verursachten Rüstungswettlaufs. Wir wollen diesen Rüstungswettlauf nicht. Die Sowjetunion zwingt ihn uns auf; sie allein kann ihn anhalten. Unsere Hand bleibt ausgestreckt für Abrüstungspolitik in allen Bereichen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Die sowjetische Intervention in Afghanistan fällt in eine Zeit, in der die letzten Überreste des Kolonialismus langsam verschwinden, in der sich die selbständig gewordenen jungen Staaten Afrikas und Asiens ihrer Unabhängigkeit, ihres Gewichts und auch ihrer Mitverantwortung für ihr Schicksal, für den Frieden der Welt bewußt werden. Die sowjetische Politik in der Dritten Welt läuft dieser starken geschichtlichen Strömung zuwider. Der Vertreter eines afrikanischen Staates erklärte in der großen Debatte der Vollversammlung der Vereinten Nationen über Afghanistan: Keine Worte könnten die tiefe Enttäuschung und Ernüchterung wiedergeben, die Regierung und Volk seines Landes bei der Nachricht der bewaffneten sowjetischen Intervention in Afghanistan empfunden hätten, eines nicht gebundenen Entwicklungslandes der Dritten Welt, das den Frieden und die Sicherheit der Sowjetunion nicht bedroht habe. Nichts kann deutlicher als diese Erklärung die Grundstimmung in der Dritten Welt zum Ausdruck bringen. Meine Damen und Herren, deshalb befinden wir uns in der außerordentlich kritischen Lage, daß der Versuch der Sowjetunion, in der Dritten Welt Vorherrschaft zu errichten, sie in immer stärkere Konflikte auch mit den Ländern Afrikas und Asiens bringt. Zwei Bedingungen müssen deshalb erfüllt werden, um angesichts dieser Gefahren eine friedliche Entwicklung nicht zu gefährden. Erstens. Dem sowjetischen Expansionsdrang muß wirksam Einhalt geboten werden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wie?)

    Zweitens. Die stabilisierende Rolle der BlockfreienBewegung muß anerkannt und vom Westen nachhaltiger unterstützt werden als in der Vergangenheit.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Amerika hat die Herausforderung dieser Stunde angenommen. Die Bevölkerung, die Üffentlichkeit, der Kongreß haben die Regierung einmütig ermutigt, sich der weltpolitischen Verantwortung Amerikas mit neuer Kraft und neuem Bewußtsein zu stellen. Diese Wiederbelebung der weltpolitischen Verantwortung Amerikas ist für uns, für Europa und für den Frieden in der Welt eine Chance. Die heute verantwortlichen Europäer werden daran gemessen werden, ob sie das erkennen und danach handeln. Die Bundesregierung ist dazu entschlossen.
    Die Sowjetunion muß erkennen, daß einseitige militärische Expansion nicht hingenommen wird. Meine Damen und Herren, der Westen darf der These von der unaufhaltsamen Veränderung des Kräfteverhältnisses zugunsten des kommunistischen Lagers nicht Vorschub leisten, und zwar we-



    Bundesminister Genscher
    der durch Worte noch durch Taten, auch nicht durch Worte, die die Berechenbarkeit unserer Politik, zu der die westliche Einheit und Geschlossenheit gehören, in Frage stellen. Und zu dieser Geschlossenheit gehört das europäisch-amerikanische Verhältnis.
    Wenn die Sowjetunion ihre Interessen richtig einschätzt, wird sie erkennen, daß es auch im globalen Maßstab im Grunde keine vernünftige Alternative zur Kooperation gibt. Je früher die Sowjetunion das erkennt, um so besser auch für ihre eigenen Belange. Ungeheure Kosten können gespart und erhebliche Risiken können vermieden werden.
    Es kommt auch entscheidend darauf an, daß alle im Westen — ich muß das noch einmal unterstreichen — die Bedeutung der Blockfreien-Bewegung erkennen und die Chance wahrnehmen, durch das Angebot fairer, partnerschaftlicher Zusammenarbeit eine wirkliche, ehrliche Grundlage für eine dauerhafte, den Frieden stabilisierende Zusammenarbeit mit diesen Ländern zu schaffen. Das ist eine historische Verpflichtung für uns, und es ist eine Aufgabe, bei der Europa eine wichtige außenpolitische und entwicklungspolitische Rolle zukommt. Das Treffen zwischen den Außenministern der Europäischen Gemeinschaft und der ASEAN-Staaten hat gezeigt, daß diese Bereitschaft bei den Ungebundenen ein Echo findet. Die Bemühungen um Friedensregelungen in Afrika und im Nahen Osten sowie unsere Anstrengungen für die Entwicklungspolitik sind Ausdruck unserer Entschlossenheit, zu Stabilität und. Frieden überall in der Welt beizutragen.
    Für die Entspannungspolitik in Europa ist aber die Sicherung des Gleichgewichts von entscheidender Bedeutung. Die gemeinsame deutsch-sowjetische Deklaration vom 9. Mai 1978 sagt dazu: Beide Seiten betrachten es als wichtig, daß niemand militärische Überlegenheit anstrebt. Sie gehen davon aus, daß annähernde Gleichheit und Parität zur Gewährleistung der Verteidigung ausreichen. Sie bringen Ihre Überzeugung zum Ausdruck, daß die Vereinbarung weiterer Schritte auf dem Gebiet der Abrüstung und Rüstungsbegrenzung beschleunigt werden muß, damit der Prozeß der Entspannung durch die Entwicklung im militärischen Bereich nicht beeinträchtigt, sondern ergänzt wird.
    Meine Damen und Herren, in diesem Sinne verstehen wir die Ausdehnung der Entspannung auf den militärischen Bereich. Wir wollen Gleichgewicht, und wir wollen es auf einem möglichst niedrigen Niveau der Rüstungen.
    Sollte aber die Sowjetunion mit der Forderung nach militärischer Entspannung als Fortsetzung der politischen Entspannung meinen, daß der Westen Ungleichgewichte hinnehmen oder sich gar weniger als bisher um die Erfordernisse der Verteidigung bemühen solle, so wäre das ein folgenschweres Mißverständnis. Ich wiederhole noch einmal: Grundbedingung realistischer Entspannungspolitik ist und bleibt das militärische Gleichgewicht. Wo Ungleichgewichte bestehen, müssen sie abgebaut werden. Wer militärische Überlegenheit anstrebt, setzt sich in Widerspruch zu der objektiven Voraussetzung stabiler Beziehungen in Europa und in der Welt und er provoziert einen Rüstungswettlauf. Vorrüstung führt zur Nachrüstung. Das ist so, und ich füge hinzu: leider. Wir wollen den Rüstungswettlauf nicht anheizen. Wir wollen ihn stoppen. Wir können es nicht allein. Deshalb die ausgestreckte Hand an die Sowjetunion.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Ich wiederhole noch einmal: Wir wollen das Gleichgewicht auf einem niedrigeren Niveau der Rüstung. Das ist das Ziel unserer Rüstungskontrollpolitik. Diese Rüstungskontrollpolitik ist eine vordringliche Aufgabe für die 80er Jahre. Die Abrüstungsangebote der NATO vom Dezember 1979 bleiben auf dem Tisch. Wir lassen uns von der ersten negativen Reaktion der Sowjetunion, die wir bedauern, nicht entmutigen. Der Nachrüstungsbeschluß wird wie geplant durchgeführt. Er ist eine verteidigungspolitische Notwendigkeit und nicht nur eine deklaratorische Verhandlungsposition.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Weiß das Herr Wehner?)

    Jedes wirklich oder scheinbar andere Verhalten beeinträchtigt unsere Sicherheitsinteressen. Es führt zu Fehleinschätzungen in Moskau und verschlechtert damit die Aussichten der Rüstungskontrollverhandlungen.
    Gerade in der gegenwärtigen Krise halten wir es für notwendig, das Gespräch zwischen Ost und West nicht abreißen zu lassen. Deshalb werden wir auch nicht Gespräche absagen. Wir sind dazu bereit und wir erwarten, daß andere ihren guten Willen durch die Bereitschaft dazu beweisen. Deshalb wollen wir auch, daß das KSZE-Folgetreffen in Madrid stattfindet. Wir wollen dort über vertrauensbildende Maßnahmen sprechen, die die Welt jetzt nötiger braucht denn je.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Und über Menschenrechte!)

    Mit Befriedigung können wir feststellen, daß das Hamburger Wissenschaftliche Forum der KSZE sachlich verlaufen ist und daß es auch konstruktive Ergebnisse gehabt hat.
    Wir unterstützen die französische Initiative, eine Konferenz für Abrüstung in Europa einzuberufen, die das Gebiet der vertrauensbildenden Maßnahmen auf ganz Europa ausdehnen soll. Wir nehmen jedes Signal aus dem Osten ernst. Das gilt auch für den Vorschlag des polnischen Parteichefs Gierek für eine europäische Abrüstungskonferenz. Wir prüfen, wo gemeinsame Elemente mit dem von uns unterstützten französischen Vorschlag zu finden sind.
    Die Bundesrepublik Deutschland hat in der Vergangenheit ihren vollen Beitrag geleistet, um die Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses in Europa zu sichern. Wir stehen mit unseren Leistungen für das Bündnis, mit der kontinuierlichen Verstärkung der Kampfkraft der Bundeswehr seit Jahren an der Spitze der NATO-Staaten. Wir sind bereit, innerhalb der Allianz in Europa zusätzliche Aufgaben zu übernehmen und zusätzliche Lasten zu tragen. Wir werden unsere Verteidigungsanstrengungen weiter im



    Bundesminister Genscher
    Rahmen der in der Allianz eingegangenen Verpflichtungen steigern und die Ziele der Streitkräfteplanung der NATO uneingeschränkt erfüllen. Meine Damen und Herren, niemand bei uns hat die Absicht, das durch eine Politik der Verschuldung zu machen. Aber wenn wir es durch Einsparung erreichen wollen, werden wir ein hohes Maß von Kooperation in diesem Hause und zwischen Bund und Ländern brauchen. Der Bund kann es nicht allein.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Vogel [Ennepetal] [CDU/CSU]: Vorschläge machen!)

    Das eindeutige und unbezweifelbare Bekenntnis zum westlichen Verteidigungsbündnis ist eine der unverzichtbaren Voraussetzungen für die Fortsetzung unserer realistischen Entspannungspolitik. Unsere Verankerung und Sicherheit im westlichen Bündnis gibt uns aber nicht nur die Möglichkeit zur Entspannungspolitik, sondern macht uns im Interesse der Menschen in Deutschland auch in Krisenzeiten die Bewahrung des in der Entspannung Erreichten zur Pflicht. Gerade in dieser Debatte über die Lage der Nation muß auch darauf hingewiesen werden.
    In der Sorge um den Frieden wissen wir uns, die Deutschen in Ost und West, in diesen Wochen einig. Das Bewußtsein dieser Gemeinsamkeit, die Verantwortung für das Schicksal der ganzen Nation bleiben auch weiterhin für unsere Politik bestimmend.
    Meine Damen und Herren, wir wissen, daß die Geschichte auf unserer Seite ist, wenn es darum geht, die Ziele des Briefes zur deutschen Einheit zu erfüllen. Frieden ist eine Perspektive, die dem Willen aller Völker in Europa entspricht und die mit den Sicherheitsinteressen aller Staaten vereinbar ist.

    (Dr. Mertes Gerolstein] [CDU/CSU]: Selbstbestimmungsrecht!)

    Ich bin zuversichtlich: Der Wunsch der Völker nach Unabhängigkeit und Freiheit, nach Verwirklichung ihres Selbstbestimmungsrechts wird sich gegenüber allen Tendenzen der Vorherrschaft und der Unterdrückung als stärkere Kraft erweisen.
    Die Grundtendenz im Zusammenleben der Staaten ist darauf gerichtet, Gräben zu überwinden, nicht zu vertiefen.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn wir die Ziele des Briefes zur deutschen Einheit mit Nachdruck und Verantwortungsbewußtsein verfolgen, dann vertreten wir die richtige Sache, und diese Sache wird sich durchsetzen.

    (Anhaltender Beifall bei der FDP und der SPD)



Rede von Georg Leber
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Als nächster Redner hat Herr Abgeordneter Dr. Marx das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Werner Marx


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine verehrten Damen und Herren! Ich möchte zunächst, Herr Kollege Genscher, einige Stichworte, die Sie in Ihrer Rede vorgetragen haben, aufnehmen und dazu die Auffassungen meiner Fraktion sagen.
    Sie haben sich zunächst noch einmal — wenn ich so sagen darf — an Herrn Strauß zu reiben versucht, und zwar wegen seiner Kritik an einem Satz im deutsch-französischen Kommuniqué. Der Kollege Jäger hat in einer Zusatzfrage deutlich zu machen versucht, um was es uns geht. Es geht gar nicht um irgendeine Diskussion z. B. über den ganzen Teil 1., den Sie vorgetragen haben. Niemand von uns hat sich dagegen gewehrt. Wir halten die dortigen Feststellungen für richtig.
    Ich muß jetzt aber den Punkt 3 vorlesen. Da heißt es:
    Sie
    die beiden Teile, die Franzosen und die Deutschen —
    stellen fest, daß durch die Ereignisse in Afghanistan die Entspannung schwieriger und unsicherer geworden ist und daß deshalb der Rückzug der ausländischen Truppen aus Afghanistan erforderlich ist. Sie erklären, daß die Entspannung einem neuen Schlag gleicher Art. nicht standhalten würde. In diesem Falle würden Frankreich und die Bundesrepublik Deutschland zusammen mit ihren Bündnispartnern die Maßnahmen ergreifen, die unter diesen Umständen erforderlich sind, um ihre Sicherheit zu gewährleisten und die internationale Stabilität zu verteidigen.